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CERCLE DIPLOMATIQUE - CHINA SPEZIAL

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<strong>CHINA</strong> COVERSTORY<br />

Weltbekannt und<br />

weltberühmt – die<br />

Terrakotta-Armee aus<br />

dem antiken China.<br />

ÖSTERREICHS <strong>CHINA</strong>-BUSINESS<br />

Konfuzius-Tempel-Zeremonie.<br />

Wie heimische Exporteure von Chinas Aufstieg profitieren<br />

Seit Österreich vor 45 Jahren diplomatische<br />

Bebziehungen mit China aufgenommen hat<br />

(siehe auch Bericht auf Seite 20), hat sich das<br />

Handelsvolumen zwischen diesen beiden<br />

Ländern auf heute über elf Milliarden Euro<br />

mehr als verdreihundertfacht, China ist heute<br />

der weitaus größte Handelspartner Österreichs<br />

in Asien und der fünftwichtigste in der Welt.<br />

Mehr als 700 heimische Unternehmen sind<br />

inzwischen mit mehr als drei Milliarden Euro in<br />

China investiert.<br />

Die WKO-Expertise. Laut dem jüngsten<br />

statistischem Update der Wirtschaftskammer<br />

Österreich sehen die Zahlen im Detail so aus:<br />

„Die Einfuhren aus China stiegen 2015 um acht<br />

Prozent auf einen Gesamtwert von 7,91<br />

Milliarden Euro. Rund 5,9 Prozent der<br />

österreichischen Importe kamen im Betrachtungszeitraum<br />

aus dem Reich der Mitte. Die<br />

wichtigsten Handelswaren, die Österreich aus<br />

China bezieht, sind elektronische Geräte, vor<br />

allem Telefone, die im Jahr 2015 14,5 Prozent<br />

der Gesamtimporte ausmachten. Maschinen für<br />

die Datenverarbeitung, Bekleidung, Beleuchtungskörper,<br />

Spielzeug, Schuhe, aber auch<br />

optische Apparate und medizintechnische<br />

Instrumente gehören zu den wichtigsten<br />

Einfuhrprodukten. Der Trend, dass die Importe<br />

von weniger komplexen Produkten wie<br />

Bekleidung, Schuhe, Spielzeug etc. jeweils<br />

Die hypermoderne Metropole<br />

Guangzhou mit ihrem Landmark-<br />

Fernsehturm zieht viele heimische<br />

Unternehmen an.<br />

fallen bzw. stagnieren, setzte sich 2015 fort.<br />

Anspruchsvollere Produkte wie Telefone,<br />

gedruckte Schaltungen und optische Elemente<br />

wiederum wiesen hohe Wachstumsraten auf.“<br />

Auf Österreichs Exportseite wiederum wurde<br />

der Rekord von 2014 nur geringfügig verpasst.<br />

Dazu der WKO-Report weiter: „Während die<br />

österreichischen Ausfuhren nach China im Jahr<br />

2014 mit einem Wachstum von 7,8 Prozent<br />

einen Rekordwert von 3,38 Milliarden Euro<br />

erreichten, traf die allgemein schwache<br />

Entwicklung der Warenlieferungen nach China<br />

2015 auch Österreich: Zum ersten Mal seit dem<br />

Jahr 2003 verzeichnete Statistik Austria mit<br />

einem Gesamtwert von 3,3 Milliarden Euro<br />

einen Rückgang der österreichischen Exporte<br />

nach China – auch die Alpenrepublik kann sich<br />

dessen Transformation eben nicht entziehen.<br />

China-Pioniere. Dennoch, wer heute in China<br />

nach österreichischen Firmen fragt, wird<br />

erstaunt sein, wie bekannt diese sind. Nahezu<br />

unisono werden fast immer folgende Namen<br />

genannt: Der Technologiebetrieb Andritz, der<br />

dort 1.600 Leute beschäftigt und in Peking,<br />

Shanghai, Chengdu, Qingdao und Changchun<br />

präsent ist. Der zum Androsch-Konzern<br />

zählende Hightech-Leiterplatten-Hersteller<br />

AT&S, natürlich die Voestalpine mit ihren 22<br />

Werken in China und der Autozuliefer-Konzern<br />

Miba, der seit 20 Jahren dort produziert.<br />

Kurzum: China befindet sich abermals mitten in<br />

einer gewaltigen Transformation, in einem großen<br />

Wandel von einer Investitions-, Industrie- und Exportwirtschaft<br />

in eine moderne westliche Konsumund<br />

Dienstleistungsgesellschaft.<br />

Vieles davon wurde bereits erreicht: Mindestens<br />

500 Millionen Menschen, wahrscheinlich mehr,<br />

konnten sich im Zuge des Aufschwungs von China<br />

aus bitterster Armut in respektablen Mittelklasse-<br />

Wohlstand hocharbeiten, manche haben es sogar zu<br />

unermesslichem Reichtum gebracht. Schon heute<br />

hat der Dienstleistungssektor einen höheren BIP-<br />

Anteil als die Industrieproduktion. Energie- und<br />

Rohstoffverbrauch sind rückläufig. Und etliche Hersteller<br />

verlagern ihre Fabriken von China wegen des<br />

stetig steigenden Lohnniveaus, das fast osteuropäischen<br />

Durchschnitt erreicht und eine immer kaufkräftiger<br />

Mittelschicht hervorgebracht, daher aber<br />

auch viele Herstellungsprozesse weniger profitabel<br />

gemacht hat, in billigere Länder wie Vietnam oder<br />

Kambodscha.<br />

Aber noch ist diese „entscheidende Phase“ (Zhao)<br />

der Transformation nicht abgeschlossen. Der Abbau<br />

der Schulden, deren Zinsendienst natürlich Kapital<br />

frisst, das woanders für Investitionen gebraucht würde,<br />

wird nicht von heute auf morgen erledigt sein.<br />

Die Zähmung des schier unermesslichen Bau- und<br />

Immobilienmarktes, der von Spekulation und unzähligen<br />

völlig unrentablen Großprojekten wie etwa<br />

komplett leerstehenden Geisterstädten durchwachsen<br />

ist, kommt einer Herkulesaufgabe gleich.<br />

Botschafter Zhao geht davon aus, dass China diese<br />

schwierige Phase der Transformation bis etwa<br />

2020 bewältigt haben wird. Wenn er recht hat, sollte<br />

sich der Rest der Welt währenddessen warm anziehen.<br />

Allein der vergleichsweise nur gering gefallene<br />

Rohstoffverbrauch in den vergangenen beiden Jahren<br />

hat davon abhängige Exportstaaten wie etwa<br />

Brasilien in eine tiefe Wirtschaftskrise gestürzt. Bereits<br />

die minimale Abwertung des chinesischen Renminbi<br />

um lächerliche zwei Prozent – eine Maßnahme,<br />

die vermutlich nicht einzigartig bleiben wird<br />

– hat vorigen Sommer zu einem veritablen Crash auf<br />

den globalen Börsenmärkten geführt.<br />

Doch ab 2020 will China dort angelangt sein, wo<br />

die Äste des großen Baumes wieder dichter wachsen,<br />

und von wo aus es sich zwar mit Bedacht, aber stetig<br />

höher steigen lässt. Dorthin, wo jene Früchte wachsen,<br />

die vielleicht das Ziel aller Chinesen sind –<br />

glücklicher und besser zu werden.<br />

PHOTOS: FVA <strong>CHINA</strong>, BEIGESTELLT<br />

kneipp-hof Dussnang,<br />

Switzerland<br />

Regional Hospital Begoro,<br />

Ghana<br />

Private Hospital Haikou,<br />

Hainan, China<br />

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planner, contractor and operator. VAMED has already successfully implemented<br />

more than 710 hospitals, rehabilitation centers, nursing homes, health resorts and<br />

thermal spas in 77 countries worldwide. In a partnership of more than 25 years<br />

we have successfully realized a large number of projects in 23 provinces and<br />

regions of China – primarily in the area of medical technology planning and<br />

equipment supply.<br />

Der neue Sommerpalast<br />

in Peking.<br />

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Cercle Diplomatique <strong>CHINA</strong>-Spezial/2016

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