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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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B Verbreitungsökologie<br />

Nehmen wir an, irgendwo auf <strong>der</strong> Erde sei eine<br />

neue Pflanzensippe entstanden. Sie hat eine<br />

Reihe genetisch fixierter Eigenschaften, von denen<br />

für uns zwei Gruppen von Interesse sind:<br />

die Standortsansprüche (klimatische, edaphische<br />

und hiotische; synökologische Konstitution)<br />

und die Ausbreitungsfähigkeit (verbreitungsökologische<br />

Konstitution).<br />

Grundlegend für die Ausbreitungsmöglichkeiten<br />

sind die klimatischen Ansprüche: unsere<br />

Pflanze wird nur da auf die Dauer wachsen können,<br />

wo die Klimaverhältnisse diesen entsprechen.<br />

Das Gebiet auf <strong>der</strong> Erde, in dem das zutrifft,<br />

ist ihr potentielles Areal.<br />

Die Pflanze wird nun beginnen, ihr potentielles<br />

Areal zu besiedeln. Wie weit sie das schafft,<br />

hängt von ihren übrigen Standortsansprüchen<br />

und ihrer Ausbreitungsfähigkeit ab. Aus verschiedenen<br />

Gründen ist das tatsächlich besiedelte,<br />

das reale Areal, gewöhnlich kleiner als das potentielle<br />

(Näheres S. 45).<br />

Die Form des potentiellen Areals ist durch<br />

die Klimabedingungen gegeben. An<strong>der</strong>n sich<br />

diese, so än<strong>der</strong>t sich auch das potentielle und in<br />

Folge davon auch das reale Areal.<br />

Die Ausbreitung wird durch die Diasporen<br />

(Verbreitungseinheiten) besorgt, das sind im<br />

Normalfalle beson<strong>der</strong>e, im Ruhezustand befindliche<br />

Teile des Pflanzenkörpers. Sie lösen sich<br />

von <strong>der</strong> Mutterpflanze, werden auf verschiedene<br />

Weise verfrachtet und schließlich irgendwo<br />

abgesetzt, wo die darin enthaltenen Keime (1<br />

bis viele) unter günstigen Umständen zu neuen<br />

Individuen heranwachsen können.<br />

Eine Ausbreitung hat stattgefunden, wenn<br />

eine Pflanzensippe einen Wuchsort, an dem sie<br />

bisher nicht vorkam, neu besetzt hat. Als wirklich<br />

erfolgreich und dauerhaft kann ein solcher<br />

Ausbreitungsschritt aber erst dann gelten, wenn<br />

die neu angesiedelten Exemplare fähig sind, sich<br />

selbst weiter fortzupflanzen. Den Gesamtvorgang<br />

kann man demnach in die folgenden<br />

Schritte aufglie<strong>der</strong>n:<br />

(1) Erzeugung <strong>der</strong> Diasporen<br />

(2) Bereitstellung für den Transport<br />

(3) Transport<br />

(4) Festsetzung am Zielort<br />

(5) Keimung<br />

(6) Etablierung als Einzelpflanze<br />

(7) Erzeugung neuer Diasporen<br />

[Die Trennung <strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />

und <strong>der</strong> Keime voneinan<strong>der</strong> kann bei<br />

den Schritten (2), (3) o<strong>der</strong> (6) erfolgen].<br />

Tab. 4: Diasporen.<br />

Morphologie<br />

Generativ:<br />

Sporen<br />

Samen<br />

Keimlinge („Viviparie“)<br />

Früchte<br />

Früchtchen<br />

Teilfrüchte<br />

Früchte mit Zusatzorganen<br />

Scheinfrüchte<br />

Fmchtstände (normale)<br />

Tote Zweige o<strong>der</strong> ganze<br />

Pflanzen mit Früchten<br />

Vegetativ:<br />

Brutkörper<br />

Brutsprosse, -knospen.<br />

-zwiebeln, -knollen<br />

Ausläufer<br />

Fragmente vegetativer<br />

Zweige<br />

Ganze Pflanzen<br />

Beispiele<br />

Farne, Moose, Algen, Pilze<br />

Papaver, Orchidaceae, Evonymus, Aesculus<br />

Rhizophora (u. U. Mimulus guttatus)<br />

Corylus, Prunus, Helianthus, Triticum<br />

Ranunculus, Clematis, Potentilla, Geum<br />

Acer, Raphanus, Umbelliferae, Labiatae<br />

Carex, Carpinus<br />

Morus, Ficus<br />

Tilia, Cotinus<br />

Galium aparine, Saxifraga tridactylites, Seseli tortuosum<br />

Moose: Tetraphis, Marchantía<br />

Bryophyllum, Poa alpina, Hydrocharis, Dentaria bulbifera.<br />

Ranunculus ficaria<br />

Fragaria, Ranunculus repens, Epilobium<br />

Submerse Wasserpflanzen, Tillandsia usneoides<br />

Lemna, Azolla

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