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De:Bug 166

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Im Pop schliert es. Aktuell veredeln einige Vertreter ihr<br />

Werk mit einem irisierenden Schimmer: Auf dem Cover<br />

der neuen Alben von The xx und Cat Power sind dieselben<br />

regenbogenfarbenen Facetten zu sehen wie auf dem<br />

Windschutz von Frank Oceans Motorrad, wenn er in seinem<br />

Video zu "Pyramids" besoffen durch die Wüste knattert.<br />

Immerhin, wir hatten das Regenbogenspektrum<br />

bereits in unserer letzten Ausgabe. Verschwimmende<br />

Farbflächen hier, verlaufendes Öl dort, es scheint eine gewisse<br />

Sehnsucht nach Uneindeutigkeit seine ästhetische<br />

Form zu suchen. Optimisten meinen: Pop ist endlich mal<br />

wieder eine schöne schillernde Seifenblase, die Grenzen<br />

unscharf lässt und die Fantasie antreibt.<br />

Nachdem Frank Ocean mit seinem Statement zur<br />

Bisexualität die HipHop-Welt an die Grenzen ihrer<br />

Vorstellungskraft versetzt hat, zog sogar Uli Hoeneß<br />

nach: Auch beim FC Bayern dürfen die Spieler jetzt<br />

schwul sein, sagte er kürzlich beim Golfen. Vom Cover<br />

dieser Ausgabe schaut Mykki Blanco herab: Die Rapperin<br />

und der Transgender-Performer ist schon viel weiter. Die<br />

Geschlechter auf zwei zu begrenzen, das sei doch an sich<br />

schon eine komische Idee. Transgender, da gehe es darum,<br />

dass etwas Neues entstehe, etwas dazwischen, etwas<br />

Changierendes. <strong>De</strong>r Kosmos Pop birgt die Möglichkeit der<br />

Maskerade, mit stets flirrenden Identitäten - das mutet in<br />

der Praxis dann ganz anders an.<br />

Redshape etwa mimt den Traditionalisten mit Interesse am<br />

Versteckspiel, während der britische No-Houser Heatsick<br />

in der vermeintlich identitätslosen elektronischen Musik als<br />

schwuler Künstler wahrgenommen werden und, wie er im<br />

Interview sagt, "die Idee von Sexualität als eine Art Fluxus,<br />

einen kontinuierlich variierenden Strom auf Musik übertragen<br />

will." Das Tomboy-Mädchen aus der Modestrecke<br />

trägt ausschließlich Jungsklamotten, macht dazu ihr Joker-<br />

Gesicht und schmeißt den Ladyshave ins Klo. Warum<br />

uns in dieser Ausgabe ständig Musiker von ihrer großen<br />

Radiohead-Liebe erzählt haben, wissen wir allerdings nicht<br />

genau. Irisieren ist ein Phänomen, bei dem ein Objekt je<br />

nach Perspektive in anderen Farben erscheint.<br />

Bild: Simone Giordano<br />

"wait..." 2011, Öl auf Leinwand<br />

www.simonegiordano.com <strong>166</strong>–3

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