De:Bug 166
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Im Pop schliert es. Aktuell veredeln einige Vertreter ihr<br />
Werk mit einem irisierenden Schimmer: Auf dem Cover<br />
der neuen Alben von The xx und Cat Power sind dieselben<br />
regenbogenfarbenen Facetten zu sehen wie auf dem<br />
Windschutz von Frank Oceans Motorrad, wenn er in seinem<br />
Video zu "Pyramids" besoffen durch die Wüste knattert.<br />
Immerhin, wir hatten das Regenbogenspektrum<br />
bereits in unserer letzten Ausgabe. Verschwimmende<br />
Farbflächen hier, verlaufendes Öl dort, es scheint eine gewisse<br />
Sehnsucht nach Uneindeutigkeit seine ästhetische<br />
Form zu suchen. Optimisten meinen: Pop ist endlich mal<br />
wieder eine schöne schillernde Seifenblase, die Grenzen<br />
unscharf lässt und die Fantasie antreibt.<br />
Nachdem Frank Ocean mit seinem Statement zur<br />
Bisexualität die HipHop-Welt an die Grenzen ihrer<br />
Vorstellungskraft versetzt hat, zog sogar Uli Hoeneß<br />
nach: Auch beim FC Bayern dürfen die Spieler jetzt<br />
schwul sein, sagte er kürzlich beim Golfen. Vom Cover<br />
dieser Ausgabe schaut Mykki Blanco herab: Die Rapperin<br />
und der Transgender-Performer ist schon viel weiter. Die<br />
Geschlechter auf zwei zu begrenzen, das sei doch an sich<br />
schon eine komische Idee. Transgender, da gehe es darum,<br />
dass etwas Neues entstehe, etwas dazwischen, etwas<br />
Changierendes. <strong>De</strong>r Kosmos Pop birgt die Möglichkeit der<br />
Maskerade, mit stets flirrenden Identitäten - das mutet in<br />
der Praxis dann ganz anders an.<br />
Redshape etwa mimt den Traditionalisten mit Interesse am<br />
Versteckspiel, während der britische No-Houser Heatsick<br />
in der vermeintlich identitätslosen elektronischen Musik als<br />
schwuler Künstler wahrgenommen werden und, wie er im<br />
Interview sagt, "die Idee von Sexualität als eine Art Fluxus,<br />
einen kontinuierlich variierenden Strom auf Musik übertragen<br />
will." Das Tomboy-Mädchen aus der Modestrecke<br />
trägt ausschließlich Jungsklamotten, macht dazu ihr Joker-<br />
Gesicht und schmeißt den Ladyshave ins Klo. Warum<br />
uns in dieser Ausgabe ständig Musiker von ihrer großen<br />
Radiohead-Liebe erzählt haben, wissen wir allerdings nicht<br />
genau. Irisieren ist ein Phänomen, bei dem ein Objekt je<br />
nach Perspektive in anderen Farben erscheint.<br />
Bild: Simone Giordano<br />
"wait..." 2011, Öl auf Leinwand<br />
www.simonegiordano.com <strong>166</strong>–3