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FinanzBusinessMagazin Ausgabe 2-2016

Schnell, leistungsfähig und innovativ -die digitale Zukunft von Versicherungen Professionelle Anleger:Immobilien und Erneuerbare Energien vorn Fördermittelberatung:Optimierung für den Versicherungsvertrieb?

Schnell, leistungsfähig und innovativ -die digitale Zukunft von Versicherungen
Professionelle Anleger:Immobilien und Erneuerbare Energien vorn
Fördermittelberatung:Optimierung für den Versicherungsvertrieb?

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Studie:<br />

Rekord-Investitionen in<br />

FinTechs<br />

Assekuranz:<br />

Nahezu jeder fünfte<br />

Neuabschluss online<br />

Blockchain -<br />

Zukunft oder Ende des<br />

Bankings?<br />

Schnell, leistungsfähig und innovativ -<br />

die digitale Zukunft von Versicherungen<br />

Professionelle Anleger:<br />

Immobilien und Erneuerbare Energien vorn<br />

Fördermittelberatung:<br />

Optimierung für den<br />

Versicherungsvertrieb?<br />

Matthias Janitschke<br />

Geschäftsführer<br />

FID Fördermittelinitiative Deutschland<br />

„In Deutschland gehen jährlich<br />

ca. 20 Milliarden Euro verloren, da viele<br />

Fördermittel nicht abgerufen werden“<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

www.<strong>FinanzBusinessMagazin</strong>.de1


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EDITORIAL I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

EDITORIAL<br />

Mehr Geld als Immobilien<br />

Internationale Investoren verfügen aktuell über gewaltige Summen, die sie im Sinne ihrer Anleger<br />

investieren müssen. Das ist selbst für diese professionellen Kapitalsammelstellen bei den derzeit<br />

extrem niedrigen Zinsen alles andere als einfach. Immobilien haben vor diesem Hintergrund deutlich<br />

an Attraktivität gewonnen. Investoren aus aller Welt schauen dabei nicht zuletzt auf den im internationalen<br />

Vergleich sicheren Immobilienmarkt in Deutschland und verschärfen so den Wettbewerb<br />

um die knappen Anlageobjekte. In seinem Gastbeitrag beleuchtet Marcus Lemli, CEO von Savills in<br />

Deutschland, diese Entwicklung, ihre Folgen und die Konsequenzen, die private Anleger daraus<br />

ziehen sollten.<br />

Die Anzahl und die Summe der weltweiten Investitionen in Start-ups aus dem Finanzdienstleistungssektor<br />

(„FinTechs“) hat im ersten Quartal dieses Jahres ein neues Rekordhoch erreicht. Der Löwenanteil<br />

der Investitionen in Höhe von 4,9 Milliarden US-Dollar stammt von Venture Capital-Unternehmen.<br />

In Deutschland hat sich die Zahl der Investments im selben Zeitraum von 7 auf 14 verdoppelt. Seit<br />

Anfang 2015 haben große Banken direkt oder über entsprechende Corporate Venture-Einheiten<br />

bereits in 43 FinTechs investiert, so eine Studie der KPMG. Dass der Trend zur Zusammenarbeit<br />

zwischen traditionellen Finanzinstituten und Fintechs geht, belegt eine aktuelle Accenture-Analyse.<br />

So haben auf Kooperation ausgerichtete Fintechs gegenüber disruptiven neuen Wettbewerbern in<br />

den vergangenen Jahren an Boden gewonnen.<br />

Deutsche Banken stehen vor grundlegendem Wandel. Niedrigzinsen, Digitalisierung und Regulierung<br />

erhöhen Handlungsdruck - ohne Gegenmaßnahmen würden 75% der Institute in die Verlustzone<br />

rutschen, so eine Bankenstudie die fokussierten Geschäftsmodelle als Ausweg sieht.<br />

Deutsche Assekuranzunternehmen wollen in den nächsten zwei Jahren einen erheblichen Anteil ihres<br />

Budgets in Digitalisierungsprojekte investieren. In die Produktentwicklung aber fließen im gleichen<br />

Zeitraum nur rund zehn Prozent der verfügbaren Investitionsmittel. Dieses Ergebnis aus dem Branchenkompass<br />

2015 von Sopra Steria Consulting überrascht umso mehr, als der Versicherungsmarkt derzeit<br />

von einer Vielzahl innovativer Produktideen aus der Fin-Tech-Szene geradezu überschwemmt<br />

wird. Verschlafen etablierte Gesellschaften also ihre Chance, mit eigenen kreativen Produktinnovationen<br />

rechtzeitig gegenzusteuern?<br />

Das Redaktionsteam<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

3


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INHALTSVERZEICHNIS<br />

INTERVIEW<br />

6 Fördermittelberatung: Optimierung für den Versicherungsvertrieb?<br />

Interview mit Matthias Janitschke, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der FID Fördermittelinitiative Deutschland zur Verbreitung und Nachfrage nach Fördermittel im<br />

deutschen Mittelstand<br />

8 Kapitalanlagegesetzbuch lässt Informationslücken zu<br />

Interview mit Stefan Loipfinger, Herausgeber von investmentcheck.de<br />

52 Niedrigzinspolitik verlangt zunehmend nach neuen Konzepten für den Vermögensaufbau und<br />

die Absicherung im Alter<br />

Interessen der Invest-Messe-Besucher sehr unterschiedlich<br />

Interview mit Andreas Wiesinger, Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung Messe Stuttgart,<br />

zur Entwicklung der Anleger-Messe „Invest“ und was die Besucher besonders interessiert?<br />

BANKEN<br />

12 Blockchain - Zukunft oder Ende des Bankings?<br />

13 Deutsche Banken unter Druck<br />

15 Privatkundenbanken verlieren sechs Milliarden Euro durch Digitalisierung<br />

16 Banken-Boni werden künftig stärker an Risikoverhalten gekoppelt<br />

18 Deutsche Banken vor grundlegendem Wandel<br />

19 Banken auf dem Weg von Multi- zu Omni-Channel: Die Customer Journey ist entscheidend<br />

20 Mehr als 3 Millionen wechselbereite Bankkunden<br />

20 Accenture-Studie: Bankvorständen fehlt das Technologie-Know-how<br />

22 Saubere Geschäfte mit schmutzigem Geld?<br />

FinTECHS<br />

24 Accenture-Studie: Fintech-Investitionen <strong>2016</strong> wachsen weiter rasant<br />

26 Oliver Wyman Studie - Fintech 2.0<br />

28 Studie: Rekord-Investitionen in FinTechs<br />

INVESTMENTS<br />

29 Fondsbranche fließen im ersten Quartal 28 Milliarden Euro neue Gelder zu<br />

29 US-Unternehmen werfen die größten Renditen ab<br />

31 2015 zeigte: Wenig Angebot für Anleger Geschlossener Beteiligungen<br />

33 bsi-Branchenzahlen 2015:<br />

Privatkundengeschäft erholt sich weiter, Geschäft mit professionellen Kunden gewinnt hinzu<br />

36 Erster Marktbericht über institutionelle Zielfonds bekräftigt Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />

IMMOBILIEN<br />

37 PwC-Studie: Immobilien-Investoren stehen vor großen Herausforderungen<br />

38 Mehr Geld als Immobilien<br />

40 Deutsche Metropolen: Immobilienpreise koppeln sich vom Einkommen ab<br />

41 Projektentwicklungsmarkt stagniert bei 25 Millionen Quadratmetern<br />

43 Ein Jahr Bestellerprinzip: Weniger Makler betroffen als erwartet<br />

43 Derzeit noch kein Wendepunkt in Sicht: Europäische Immobilieninvestoren bleiben weiter bullish<br />

47 Null-Zinsen und anhaltende Kapitalflut in fragilem Umfeld - Der gewerbliche Immobilieninvestmentmarkt in<br />

Deutschland mit solidem Jahresauftakt <strong>2016</strong><br />

4 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INHALTSVERZEICHNIS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

STIFTUNGEN<br />

51 Stiftungen setzen zunehmend auf Erbschaften<br />

VERTRIEB / MARKETING<br />

55 Vertriebswege in der Assekuranz: Makler- und Onlinevertrieb auf Höchststand<br />

56 B2B-Vertrieb und -Marketing in der digitalen Welt<br />

UNTERNEHMEN<br />

58 Sehr unterschiedliche Steuersätze bei Unternehmensnachfolge<br />

58 Generationswechsel im Mittelstand immer schwieriger Neuer DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge<br />

VERSICHERUNGEN<br />

59 Schnell, leistungsfähig und innovativ - die digitale Zukunft von Versicherungen<br />

61 Digitale Verunsicherung - was Versicherer gegen Google und Co. tun müssen. Jetzt.<br />

62 InsurTechs: Alternative Versicherungsanbieter und -plattformen mit Wachstumspotential<br />

63 Bain-Analyse zur Versicherungswirtschaft: Digitalisierung schreitet voran<br />

65 Stößt IT-Sourcing in der Versicherungsbranche an seine Grenzen?<br />

66 Versicherer: Neue Technologien zur Kundengewinnung zahlen sich aus<br />

68 Niedrigszinseffekte aus Pensionsverpflichtungen: Herausforderung für Arbeitnehmer und Unternehmen<br />

70 Studie: Versicherer unterschätzen Kostenfaktor bei der IDD-Umsetzung<br />

71 Viele Erstversicherer in Deutschland planen <strong>2016</strong> Personalausbau<br />

72 Kfz-Versicherung treibt Digitalisierung des Schadenmanagements<br />

73 Omni-Kanal in der Versicherungswirtschaft:<br />

Studie offenbart Nachholbedarf bei der digitalen Kundenberatung<br />

74 Verschläft die Versicherungsbranche die Produktentwicklung?<br />

75 Versicherungskunden offen für "grüne" Policen<br />

76 Versicherer erwarten stabile Beitragsentwicklung<br />

77 Neue Studie: Mitversicherungsgemeinschaften sind effizient<br />

78 World Insurance Report <strong>2016</strong>:<br />

Alarmierende Unterschiede in Kundenzufriedenheit zwischen den Generationen<br />

80 Niedrigzinsphase: Bilanzielle Konsequenzen der betrieblichen Altersvorsorge sind den meisten<br />

Mittelständlern unbekannt<br />

81 Kundenbedürfnisse erfordern agile Prozesse von Versicherern<br />

83 INNOVALUE Schadenstudie 2015: Digitalisierung teilt den Versicherungsmarkt<br />

IMPRESSUM<br />

17 Impressum<br />

Quelle: © Picture-Factory - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

5


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />

Fördermittelberatung:<br />

Optimierung<br />

für den Versicherungsvertrieb?<br />

Verbreitung und Nachfrage nach Fördermittel<br />

im deutschen Mittelstand<br />

I N T E R V I E W<br />

FBM: Herr Janitschke, Sie beraten mit Ihrem Unternehmen, der FID Fördermittelinitiative<br />

Deutschland, Selbstständige, Kommunen und den Mittelstand in Deutschland.<br />

Sind Fördermittel auch in diesen Zeiten der billigen Kredite, beim Mittelstand<br />

eine derzeit gewollte Alternative und wenn ja in welchen Bereichen?<br />

Matthias Janitschke: Ja, die Fördermittel sind trotz der zinsverbilligenden Kredite<br />

für den Mittelstand attraktiv. Denn die Kredite der Förderbanken bieten - zusätzlich<br />

zu den attraktiven Zinsen -den Kunden auch Haftungsfreistellungen von<br />

bis zu 100% je nach Förderung. Manche Projektvorhaben erhalten auch einen<br />

Zuschuss. Ein Zuschuss ist eine nicht rückzahlbare Zuwendung ohne direkte Gegenleistung<br />

und ist auch deshalb die beliebteste Förderungsart der Unternehmen.<br />

In der aktuellen Förderperiode gibt es ca. 830 Zuschussrichtlinien für Unternehmen<br />

in Deutschland.<br />

Außerdem senkt die Investitionsförderung die Kapitalbindung im Anlagevermögen<br />

eines Unternehmens und schafft somit Kostenersparnisse in der Abschreibung<br />

und den Zinsen.<br />

FBM: Viele Unternehmen schrecken ja zurück vor dem Aufwand der mit einer<br />

Fördermittelbeantragung verbunden ist. Zudem noch die Unübersichtlichkeit der<br />

angebotenen Programme. Wie groß ist denn aktuell der Dschungel an Fördermittelangeboten<br />

in Deutschland?<br />

Matthias Janitschke: Dass die Beantragung von Fördermitteln mit einem gewissen<br />

Aufwand verbunden ist, ist nicht von der Hand zu weisen, daher unterstützen<br />

wir als FID unsere Kunden bei dem Weg von der Recherche der passenden Fördermittel<br />

bis zur Beantragung der Fördermittel. Die Vielfalt der Förderprogramme<br />

ist für einen Laien kaum noch zu durchschauen. Förderungen werden vom Bund,<br />

den Ländern und den einzelnen Gemeinden angeboten, die Fördermittelberater<br />

der FID bieten hier fachkundige Beratung.<br />

FBM: Welche Förderungen sind denn am beliebtesten?<br />

Matthias Janitschke: Die Favoritenrolle übernehmen hier ganz klar die Zuschüsse<br />

– also Geld, welches man nicht zurückzahlen muss. Zuschüsse findet man z.<br />

Bsp. in den Bereichen Forschung und Entwicklung und Innovationen unterschiedlichster<br />

Art. Aber auch Beratungsleistungen für Unternehmen werden bezuschusst.<br />

Weiterhin sind klassische Kredite der Förderbanken für beispielsweise eine Be-<br />

6 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Interview mit Matthias Janitschke,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter,<br />

Fördermittelinitiative Deutschland GmbH & Co. KG<br />

triebserweiterung oder Existenzgründung beliebt. Hoch im Kurs stehen auch Fördermittel für die<br />

energieeffiziente Sanierung. Bei den Kommunen wird die Städtebauförderung für die Sanierung<br />

des Stadtkerns rege genutzt. Das Förderprogramm des Bundes und Länder unterstützt den<br />

Stadtumbau, Denkmalschutz sowie auch die Umnutzung der leerstehenden Gebäude. Mit<br />

der Förderrichtlinie sollen die Stadtzentren attraktiver gestaltet werden. Auch bei den Kommunen<br />

stehen Energieeinsparmöglichkeiten klar im Fokus.<br />

FBM: Viele der Fördermittel werden ja gar nicht abgerufen. Auf wie viel Geld verzichten<br />

denn die Deutschen Kommunen oder Unternehmen im Jahr?<br />

Matthias Janitschke: In Deutschland gehen jährlich ca. 20 Milliarden Euro verloren,<br />

da viele Fördermittel nicht abgerufen werden. Entweder sind sie nicht bekannt oder der<br />

Aufwand für die Beantragung erscheint zu groß.<br />

FBM: Gibt es hier zu wenig Berater?<br />

Matthias Janitschke: Die Dienstleistung der Fördermittelberatung ist noch nicht stark<br />

verbreitet. Bislang war es die Domain der Steuer- und Unternehmensberater. Wir als FID<br />

gehen einen anderen Weg, wir bieten eine Zusammenarbeit mit den Steuer- und Unternehmensberatern<br />

an.<br />

FBM: Die FID kooperiert mit qualifizierten Beratern. Wie könnte sich zum Beispiel eine<br />

Versicherungsgesellschaft positiv mit dem Thema Fördermittelberatung positionieren?<br />

Matthias Janitschke: Mit unserer Software FID SMARTANALYSE können die Versicherungsmakler<br />

schnell und unkompliziert ermitteln, ob Fördergelder für Ihre Kunden erhältlich sind.<br />

Bei erfolgreicher Prüfung der Fördermöglichkeit, können die Makler ihre Kunden an die FID<br />

vermitteln. Die FID Fördermittelberater führen bei dem Kunden eine tiefergehende Fördermittelanalyse<br />

mit dem Expertensystem durch und die spezifischen Fördermittel werden<br />

aufgezeigt. Auf Wunsch des Kunden übernimmt die FID die Fördermittelbeantragung bei<br />

den entsprechenden Leitstellen. Natürlich sind wir auch nach der jeweiligen Förderung bzw.<br />

Zuwendung für den Kunden da und bei Verwendungsnachweisen oder Förderänderungen<br />

behilflich. www.FID-Deutschland.de<br />

Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />

Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

7


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />

Kapitalanlagegesetzbuch<br />

lässt Informationslücken zu<br />

Mehr Regulierung reduziert das Risiko<br />

des Totalverlustes, es ist aber keine Gewähr<br />

für vielversprechende Renditechancen.<br />

I N T E R V I E W<br />

FBM: Herr Loipfinger, mit investmentcheck.de betreiben Sie ein neues Transparenzportal<br />

für interessierte Anleger. Was hat Sie dazu bewogen wieder in der Branche<br />

aktiv zu werden?<br />

Stefan Loipfinger: Ich habe die letzten Jahre überwiegend für die Stiftung<br />

Warentest im Hintergrund gearbeitet. Das werde ich auch weiter tun, doch<br />

der Informationsfluss aus der Branche wurde immer geringer. Mit Investmentcheck.de<br />

werde ich nun wieder wahrgenommen, was mir auch bei der Arbeit<br />

für die Stiftung Warentest hilft.<br />

FBM: Wie beurteilen Sie aktuell die Branche?<br />

Stefan Loipfinger: Eigentlich wollte der Gesetzgeber mit Einführung des<br />

Kapitalanlagegesetzbuches die Branche weitgehend regulieren und hat nur<br />

für Ausnahmefälle Regulierungslücken geschaffen. In der Praxis entzogen<br />

sich dadurch aber viele Anbieter der Regulierung, weshalb mit dem Kleinanlegerschutzgesetz<br />

die Lücken verkleinert wurden. Demnächst tritt nun das<br />

Finanzmarktnovellierungsgesetz in Kraft, was die Ausnahmen noch einmal<br />

verkleinert. Dieses Hase-Igel-Spiel wird weiter gehen. Fakt ist: Die Musik<br />

spielt außerhalb des vollregulierten Bereichs.<br />

FBM: Gibt es heute Ihrer Meinung nach, bessere Produkte durch die vollzogene<br />

Regulierung als früher?<br />

Stefan Loipfinger: Innerhalb der regulierten Produktwelt gibt es vielversprechende<br />

und chancenarme Angebote. Die Quote der interessanteren Investments<br />

ist dort höher als im nichtregulierten Bereich. Auch das Maximalrisiko<br />

des vollständigen Verlustes des Anlegerkapitals ist im unregulierten<br />

höher als im BaFin-überwachten Segment. Am schlimmsten ist es im voll<br />

intransparenten Sektor außerhalb des Vermögensanlagegesetzes. Ergo: Mehr<br />

Regulierung reduziert das Risiko des Totalverlustes, es ist aber keine Gewähr<br />

für vielversprechende Renditechancen.<br />

FBM: Was verlangen Sie von Produktanbietern in Sachen Transparenz?<br />

Reichen die gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen für die Anleger nicht aus?<br />

Stefan Loipfinger: Die gesetzlichen Vorgaben sind für die verschiedenen<br />

Segmente unterschiedlich. Außerhalb des Vermögensanlagengesetzes ist<br />

die Transparenzbereitschaft meist katastrophal. Aber auch innerhalb der<br />

8 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Interview mit Stefan Loipfinger,<br />

Herausgeber,<br />

investmentcheck.de<br />

Vermögensanlagen gibt es Ausnahmetatbestände für weniger Transparenzvorschriften.<br />

Und selbst das Kapitalanlagegesetzbuch lässt Informationslücken zu, die vor 20 Jahren<br />

als Skandal gewertet worden wären. Deshalb orientieren wir uns an der langjährigen<br />

Rechtsprechung. Die hat den Grundsatz aufgestellt, dass ein Anlageinteressierter alle<br />

Informationen erhalten muss, die für eine qualifizierte Anlageentscheidung notwendig<br />

sind.<br />

FBM: Erhalten Sie gute Unterstützung von den Unternehmen auf Ihre Anfragen?<br />

Stefan Loipfinger: Die Auskunftsbereitschaft ist in den letzten Monaten schon etwas<br />

gestiegen, lässt aber immer noch viel Spielraum nach oben. Leider sind drei von vier<br />

Anbietern immer noch nicht bereit, wichtige Fragen zu ihrem Kapitalanlageangebot zu<br />

beantworten. Viele haben noch nicht begriffen, dass sie sich mit dem Geld vom Kapitalmarkt<br />

auch eine Pflicht zur Rechenschaft erkaufen. Und im Vergleich zu professionellen<br />

Märkten wie der Börse, wo Transparenzverweigerung sofort hart mit Kursabschlägen<br />

bestraft wird, gibt es noch kein Korrektiv auf dem grauen Kapitalmarkt. Aber da setzt<br />

Investmentcheck.de ja genau an…<br />

FBM: Für wen ist Ihr Transparenzportal investmentcheck.de gedacht?<br />

Stefan Loipfinger: Im Grunde ist es für den Anlageinteressierten bis zum Profi für Alle<br />

gemacht. Denn beispielsweise die Darstellung möglichst aller Angebote gibt es nur auf<br />

Investmentcheck.de. Und da mit aktuell 206 in der Platzierung befindlichen Produkten<br />

selbst ein Profi nicht alle Angebote kennt, ist diese Funktion für Jedermann ein Mehrwert.<br />

Auch die abgeprüfte Transparenzbereitschaft hilft Allen, um intransparente und damit<br />

unprofessionellere Anbieter von den Anderen zu unterscheiden.<br />

FBM: Was möchten Sie mit investmentcheck.de erreichen?<br />

Stefan Loipfinger: Unser Portal soll einen Beitrag zu mehr Transparenz und damit zu mehr<br />

Professionalität leisten. Das klingt vielleicht etwas hochtrabend, wird aber mittelfristig ganz<br />

einfach erreicht werden, wenn Anlegeinteressierte die Produktanbieter fragen, warum sie<br />

diese oder jene berechtigte Frage nicht beantworten wollen. Denn obwohl zum Beispiel<br />

die Bundesregierung im Oktober 2015 klarstellte, dass ein Prospekt alle Verpflichtungen<br />

und deren Fälligkeiten enthalten muss, sagen viele Emittenten von Nachrangkonstrukten<br />

dies nicht. Doch wie soll jemand beurteilen, mit welcher Wahrscheinlichkeit er sein Geld<br />

inklusive Verzinsung zurück erhält oder nicht, wenn er die Fristigkeiten und Rangstellen<br />

anderer Verbindlichkeiten nicht kennt. Oder nehmen Sie die immer häufiger fehlenden<br />

Prognoserechnungen. Obwohl die Anbieter konkrete Aussagen zu den möglichen Erträgen<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

9


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />

machen müssen, sagen sie häufig nicht, wie diese erreicht werden können. Die Beurteilung<br />

der Chancen und Risiken einer solchen Kapitalanlage ist nicht möglich.<br />

FBM: Was bietet investmentcheck.de seinen Nutzern derzeit?<br />

Stefan Loipfinger: Momentan reicht unser Spektrum von aktuellen News über Bewertungen<br />

der Transparenzbereitschaft bis zu Marktübersichten, welche Produkte sich derzeit in der<br />

Platzierung befinden. Besonders interessant ist auch die Funktion, dass wir an den Anbieter<br />

gestellte Fragen zusammen mit seinen Antworten oder Nichtantworten veröffentlichen. So<br />

kann Jeder beurteilen, ob diese Frage für ihn relevant ist und ob ihn die Antwort zufrieden<br />

stellt. Der Nutzer sieht also nicht nur die Auskunftsbereitschaft, sondern kann selbst die<br />

Qualität der Antworten einschätzen und in seine Anlageentscheidung einbeziehen.<br />

FBM: Wie finanzieren Sie investmentcheck.de?<br />

Stefan Loipfinger: Derzeit befinden wir uns noch in der Investitionsphase. Momentan<br />

führen wir verschiedene Gespräche über Kooperationen mit anderen Verbraucher- und<br />

Medienvertretern. Unabhängig davon wird es irgendwann einen Bereich geben, der nur mit<br />

einem Abonnement einsehbar sein wird. Auch kostenpflichtige Studien – keine Auftragsarbeiten<br />

von Anbietern(!) – zu einzelnen Themen sollen Einnahmen produzieren.<br />

Quelle: © Adam Gregor - Fotolia.com<br />

10 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

FBM: Sie haben vor wenigen Tagen als Schwerpunktthema mehrere Beiträge zum aktuellen<br />

Containermarktgeschehen auf investmentcheck.de veröffentlicht, die auch von anderen<br />

Publikationen wie Manager Magazin oder Handelsblatt aufgenommen wurden. Wie beurteilen<br />

Sie den aktuellen Containermarkt?<br />

Stefan Loipfinger: Der Markt ist momentan in einer massiven Krise, die schlimmer als im<br />

Jahr 2008/2009 ist. Das heißt, die Preise für Neucontainer und damit auch für Gebrauchtcontainer,<br />

haben ein 13-Jahrestief erreicht. Zum Jahresanfang kostete ein CEU noch<br />

1.300 US-Dollar. Das ist die Kostengröße für einen 20-Fuß-Standardcontainer, über die<br />

auch andere Containergrößen mit Umrechnungsfaktoren bewertet werden. Gebrauchtcontainer<br />

sind rund die Hälfte davon wert. Und im Zuge des Preisverfalls sind auch die<br />

Mieten auf teilweise unter 0,30 US-Dollar pro Tag und CEU gefallen.<br />

FBM: Mit welchen Schwierigkeiten haben Produktanbieter derzeit zu kämpfen?<br />

Stefan Loipfinger: Da den Investoren üblicherweise feste Mieten für drei bis sechs<br />

Jahre versprochen wurden, kostet der Preiseinbruch die Garanten viel Geld. Wenn diese<br />

dann noch überhöhte Rückkaufpreise garantiert haben, dann wird es in Verbindung mit<br />

dem zweiten Problemfeld eng: Durch gesetzliche Änderungen stockt der Neuabsatz von<br />

Containerinvestments, weshalb die häufig erzielten Gewinne durch überhöhte Verkaufspreise<br />

nicht mehr so sprudeln. Vorne versiegen die Geldquellen und hinten werden die<br />

Löcher größer. Das ist der Stoff, aus dem Pleiten entstehen.<br />

FBM: Wie sehen Sie die derzeitige Lage für Alt- und Neu- Anleger in Container(fonds)?<br />

Stefan Loipfinger: Für Altanleger wird es schwer, denn sie haben bereits investiert und<br />

müssen nun mit den Marktproblemen leben. Investoren bei Magellan, Buss oder ConRendit<br />

können ein Lied davon singen. Aber andere Namen werden noch hinzukommen. Davon bin<br />

ich fest überzeugt. Für Neuanleger bietet der Einbruch eines Marktes eigentlich Chancen.<br />

Sobald also endlich ein Anbieter ein Produkt auflegt, bei dem echte Marktpreise zuzüglich<br />

einer geringen Marge aufgerufen werden, wird es interessant. Bei den mir bekannten<br />

Angeboten ist das allerdings nicht der Fall, da hier die Anleger durch völlig überzogene<br />

Kaufpreise die Garantiezahlungen quersubventionieren.<br />

FBM: Wann wird sich der Containermarkt wieder erholen?<br />

Stefan Loipfinger: Konkrete Prognosen sind immer schwierig. Aber viele Marktteilnehmer<br />

gehen davon aus, dass sich die Erholung nur sehr langsam vollziehen wird. Denn die Stahlpreise<br />

als eine wesentliche Größe für die Containerpreise werden stark von der Weltwirtschaft<br />

und von China beeinflusst. Da sehe ich aber wenig Hoffnung auf überraschend<br />

positive Entwicklungen. Damit schließe ich mich der sehr verhalten optimistischen<br />

Markteinschätzung an, die auf absehbare Zeit die höheren Preise der Vergangenheit<br />

sehr unwahrscheinlich macht. Da Containeranleger meist weit über diesem Marktniveau<br />

gekauft haben, ist noch mit vielen Hiobsbotschaften zu rechnen.<br />

Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />

Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

11


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

Blockchain - Zukunft oder Ende des<br />

Bankings?<br />

Die Blockchain-Technologie hat das<br />

Potenzial, enorme Umwälzungen<br />

in der Finanzbranche auszulösen:<br />

Zahlreiche Geschäftsmodelle könnten neu<br />

entstehen, viele etablierte dagegen überflüssig<br />

werden. Das zeigt eine gemeinsame<br />

Studie der Unternehmensberatung<br />

Cofinpro und des „IT Finanzmagazins“<br />

unter 86 Branchenexperten. Eine Bedrohung<br />

sehen die Befragten vor allem für die<br />

traditionellen Banken, große Chancen dagegen<br />

für Börsen und Handelsplätze. Die<br />

Blockchain kann den Finanzsektor nachhaltig<br />

verändern, denn sie hat enormes<br />

disruptives Potenzial. Davon sind die<br />

Studienteilnehmer<br />

überzeugt. 58 Prozent<br />

bezeichnen die<br />

mit der Technologie<br />

anstehenden Umbrüche<br />

sogar als<br />

eine „Revolution“<br />

für die Branche.<br />

Gerade etablierte<br />

Geschäftsmodelle<br />

im kleinteiligen<br />

Retailgeschäft traditioneller<br />

Banken<br />

könnten nach Ansicht<br />

der Befragten<br />

der neuen Technologie zum Opfer fallen:<br />

Zwei von Drei rechnen vor allem für diese<br />

Institute mit negativen Auswirkungen.<br />

Große Chancen sehen sie dagegen für<br />

Börsen und Handelsplätze. Denn insbesondere<br />

beim Handel, bei der Abwicklung<br />

und der Verwaltung von Wertpapieren<br />

kann die Blockchain Prozesse schneller,<br />

günstiger und transparenter machen.<br />

„Im Zahlungsverkehr sehen wir mit der<br />

Krypto-Währung Blockchain bereits erste<br />

Anwendungen, doch das Potenzial ist insgesamt<br />

begrenzt, da dieser Bereich in den<br />

vergangenen Jahren ohnehin bereits von<br />

vielen Innovationen und Investitionen profitiert<br />

hat. Im Wertpapierbereich dagegen<br />

liegen Riesenchancen für die Technologie“,<br />

sagt Dirk Ungemach-Strähle, Blockchain-<br />

Experte bei der auf Finanzdienstleister<br />

spezialisierten Unternehmensberatung<br />

Cofinpro. „Das gilt beispielsweise für die<br />

Abwicklung von Aktien, Bonds und derivativen<br />

Finanzinstrumenten. Mit Hilfe von<br />

sogenannten Smart Contracts könnten<br />

unter anderem Zinszahlungen oder Rückzahlungen<br />

bei Laufzeitende automatisch<br />

ausgeführt werden, ohne dass jemand<br />

im Hintergrund dies veranlassen muss.“<br />

Wenn sie auch enorme Chancen bietet -<br />

die große Mehrheit der Befragten ist sich<br />

allerdings ebenfalls darüber im Klaren,<br />

Quelle: © Sergey Nivens - Fotolia.com<br />

dass die Technologie noch in den Kinderschuhen<br />

steckt und viele Ansprüche bisher<br />

nicht erfüllt. Doch es wird ihrer Meinung<br />

nach nicht lange dauern, bis sie zur Reife<br />

kommt. Denn mehr als jeder Zweite geht<br />

davon aus, dass sich die Blockchain bereits<br />

im Laufe der nächsten drei Jahre beispielsweise<br />

im Wertpapierbereich durchsetzen<br />

wird. Für Dirk Ungemach-Strähle<br />

steht fest: „Noch steht die Blockchain vor<br />

ihrer Bewährungsprobe bei der Anwendung<br />

über den Zahlungsverkehr hinaus.<br />

Doch absehbar ist: Es gibt aktuell nur wenige<br />

technologische Entwicklungen mit<br />

einem derart großen Potenzial, insbesondere<br />

im Wertpapier- und Kreditbereich.“<br />

Autor: www.cofinpro.de<br />

12 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Deutsche Banken unter Druck<br />

Weiterer Stellenabbau und<br />

sinkende Profitabilität erwartet<br />

Trübe Stimmung unter den deutschen<br />

Banken: 42 Prozent der deutschen<br />

Kreditinstitute rechnen mit einer<br />

Verschlechterung ihrer Geschäftslage<br />

im laufenden Jahr – nur 31 Prozent gehen<br />

von einer Verbesserung aus. Damit sind<br />

die deutschen Banken im europäischen<br />

Vergleich neben den polnischen Kreditinstituten<br />

am pessimistischsten: Europaweit<br />

rechnen immerhin mehr als die Hälfte<br />

der Banken (52 Prozent) mit besseren<br />

Geschäften, nur 23 Prozent mit einer Eintrübung.<br />

Im Durchschnitt gehen die deutschen<br />

Banken von einer Verschlechterung<br />

der Eigenkapitalrentabilität um 0,2 Prozent<br />

aus – europaweit wird hingegen ein<br />

Anstieg um 1,1 Prozent prognostiziert, die<br />

irischen und britischen Banken rechnen<br />

sogar mit einer Verbesserung um 2,8 bzw.<br />

2,7 Prozent. Um gegenzusteuern, soll gerade<br />

in Deutschland die Belegschaft abgebaut<br />

werden: 61 Prozent der deutschen<br />

Banken wollen Stellen streichen, nur 14<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

Prozent wollen neue Jobs schaffen. Auch<br />

europaweit ist mit einem weiteren Stellenabbau<br />

zu rechnen, der aber weniger deutlich<br />

ausfallen dürfte: Gut jede zweite Bank<br />

in Europa (54 Prozent) plant, Jobs abzubauen,<br />

26 Prozent rechnen mit zusätzlichen<br />

Neueinstellungen. Das sind Ergebnisse<br />

des aktuellen „Bankenbarometers“<br />

der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />

EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden<br />

250 Banken in mehreren europäischen<br />

Ländern befragt. In Deutschland nahmen<br />

72 Banken an der Umfrage teil.<br />

Hauptgründe für den Sparkurs der Banken<br />

seien zum einen das historisch niedrige<br />

Zinsniveau, das die Zinseinnahmen<br />

schrumpfen lässt, zum anderen hohe regulatorische<br />

Anforderungen an Eigenkapital<br />

und Risikovorsorge, die die Gewinnmargen<br />

belasten, kommentiert Claus-Peter<br />

Wagner; Managing Partner Financial Services<br />

Deutschland bei EY. “Im aktuellen<br />

Niedrigzinsumfeld gibt es für die Banken<br />

kaum noch etwas zu verdienen – negative<br />

Zinsen können sich mittelfristig sogar<br />

zu einer existenziellen Herausforderung<br />

für viele Banken entwickeln“. Und vorerst<br />

sei keine Besserung der Lage in Sicht, im<br />

Gegenteil: Die Eurozone lockert<br />

ihre Geldpolitik weiter,<br />

und die schwache Entwicklung<br />

an den Kapitalmärkten<br />

führt zu sinkenden Einnahmen<br />

aus dem Wertpapierhandel.<br />

Gleichzeitig drängen<br />

immer neue Wettbewerber<br />

auf den deutschen Markt<br />

und verstärken den ohnehin<br />

sehr hohen Preisdruck.<br />

„Die Situation in der deutschen<br />

Bankenbranche bleibt<br />

schwierig, die Gewinne werden<br />

vorläufig auf niedrigem<br />

Niveau verharren“, fasst<br />

Wagner zusammen. Die<br />

Folge: Die Banken setzen<br />

ihren Sparkurs fort – interne Kosten müssen<br />

sinken, die Beschäftigung wird weiter<br />

rückläufig sein. „Die Beschäftigungslage<br />

im deutschen Bankensektor bleibt angespannt“,<br />

sagt Dirk Müller-Tronnier, Leiter<br />

Banking & Capital Markets bei EY: „Die<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

13


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

Personalausgaben machen knapp über die<br />

Hälfte der operativen Kosten der Branche<br />

aus. Vor diesem Hintergrund und angesichts<br />

des Drucks, den Aufsichtsbehörden<br />

und Aktionäre auf die Banken ausüben,<br />

sind weitere Stellenkürzungen realistisch“.<br />

Immerhin: Die verbleibenden Mitarbeiter<br />

dürfen sich nach mehreren mageren Jahren<br />

auf ein leichtes Gehaltsplus freuen: 32<br />

Prozent der deutschen Banken wollen die<br />

Gesamtvergütung in diesem Jahr erhöhen<br />

– nur sieben Prozent prognostizieren eine<br />

sinkende Gesamtvergütung.<br />

Vorerst keine Konsolidierungswelle in<br />

Deutschland<br />

„Strengere regulatorische Vorgaben und<br />

Niedrigzinsen führen auf Dauer dazu,<br />

dass die Banken deutlich<br />

weniger verdienen werden<br />

als vor der Finanzkrise.<br />

Dementsprechend<br />

müssen zunehmend auch<br />

massive Einschnitte ins<br />

Auge gefasst werden –<br />

beim Produktportfolio,<br />

beim Filialnetz oder beim<br />

Personal. Sie müssen aber<br />

auch verstärkt über neue<br />

Ertragsquellen nachdenken<br />

und beispielsweise<br />

Gebühren für Bankdienstleistungen<br />

verlangen, die<br />

bislang umsonst waren.<br />

Es geht darum, ein dauerhaft<br />

tragfähiges Geschäftsmodell<br />

zu finden.“ Angesichts der<br />

aktuell schwierigen Situation vieler Banken<br />

rechnen viele Bankmanager mit einer<br />

spürbaren Marktbereinigung: „Der Kuchen<br />

wird kleiner, die Herausforderungen werden<br />

größer. Viele Banken sind auf sich allein<br />

gestellt gar nicht in der Lage, einerseits<br />

einen Sparkurs einzuschlagen und auf der<br />

anderen Seite hohe Summen etwa in die<br />

Digitalisierung zu investieren“, beobachtet<br />

Müller-Tronnier. Immerhin 42 Prozent der<br />

deutschen Banken prognostizieren noch<br />

für das laufende Jahr eine mittlere oder<br />

starke Konsolidierung im deutschen Bankensektor.<br />

Auf 3-Jahres-Sicht prognostizieren<br />

sogar 92 Prozent eine umfassende<br />

Marktbereinigung durch Fusionen, Übernahmen<br />

oder das Ausscheiden von Marktteilnehmern.<br />

Banken wollen mehr Kredite vergeben<br />

- vor allem an den Mittelstand<br />

Trotz durchwachsener Konjunkturaussichten<br />

gehen die Banken von einer Lockerung<br />

ihrer Kreditvergabepolitik für<br />

die meisten Branchen aus. Davon sollte<br />

vor allem der Mittelstand profitieren: Die<br />

Hälfte der deutschen Bankmanager gibt<br />

an, mehr Kredite an kleine<br />

und mittelständische<br />

Unternehmen vergeben zu<br />

wollen. „Das ist ein gutes<br />

Signal für die mittelständischen<br />

Unternehmen.<br />

Die Banken wollen die<br />

Kreditvergabe ausbauen<br />

und damit ihrer Rolle als<br />

Finanzierer für die Wirtschaft<br />

gerecht werden. Sie<br />

müssen aber gleichzeitig<br />

weiter die Risikoposten in<br />

ihrer Bilanz abbauen und<br />

ihr Ausfallrisiko in stärker<br />

risikobehafteten Branchen<br />

mindern. Das werden einige<br />

Wirtschaftszweige<br />

auch zu spüren bekommen“, sagt Wagner.<br />

Betroffen dürften vor allem die Transportund<br />

Energiebranche sowie Finanzdienstleister<br />

sein: Für diese Branchen rechnen<br />

die Banken mit einer tendenziell restriktiveren<br />

Kreditvergabe. Unternehmen aus<br />

der Gesundheitsbranche, Industrie und<br />

Dienstleister können sich hingegen auf einen<br />

leichteren Zugang zu Krediten freuen.<br />

Autor: www.ey.com<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

14 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Privatkundenbanken verlieren sechs<br />

Milliarden Euro durch Digitalisierung<br />

Der Trend zur Digitalisierung<br />

setzt die<br />

Erträge der deutschen<br />

Privatkundenbanken<br />

zunehmend unter Druck.<br />

Schon in vier Jahren werden<br />

über traditionelle Bankfilialen<br />

weniger als die Hälfte<br />

(rund 45 Prozent) der<br />

Erträge erzielt, während<br />

es heute noch zwei Drittel<br />

sind. Auf digitale Kanäle<br />

entfallen 2019 bereits über<br />

35 Prozent der Erträge.<br />

Neue, digitale Wettbewerber<br />

wie FinTechs werden<br />

sich damit Marktanteile von<br />

8 bis 12 Prozent gesichert<br />

haben. Dadurch entgeht<br />

den klassischen Bankfilialen<br />

ein Ertragspotenzial von<br />

6 Milliarden Euro. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt The<br />

Boston Consulting Group (BCG) in der aktuellen<br />

Marktanalyse Retail Banking Revenue<br />

Pools 2015. "Die klassischen Filialbanken<br />

stehen vor der Herausforderung, ihre<br />

Vertriebsstruktur zügig umbauen zu müssen.<br />

Auch wenn sie eine Radikalkur noch<br />

scheuen, ist ein grundlegender Modellwechsel<br />

unausweichlich. Sonst könnten<br />

die Filialbanken bald die 'Dinosaurier' des<br />

Privatkundengeschäfts werden", sagt Til<br />

Klein, BCG-Partner und Experte für Privatkundenbanken.<br />

Auf jährlicher Basis modelliert<br />

BCG die Produktentwicklung des<br />

deutschen Privatkundenmarktes in Volumen,<br />

Margen und Erträgen und ermöglicht<br />

so einen klaren Blick auf die Ertragspotenziale<br />

in verschiedenen Ländern.<br />

Ein Achtel der Ertragsbasis geht in<br />

zehn Jahren verloren<br />

Der Vergleich der europäischen Märkte<br />

zeigt, vor welcher dramatischen Marktund<br />

Wettbewerbssituation die deutschen<br />

Quelle: © Sergey Nivens - Fotolia.com<br />

Banken stehen. Im deutschen Privatkundengeschäft<br />

gingen seit 2009 Erträge<br />

in Höhe von 5,1 Milliarden Euro (8,6<br />

Prozent) verloren; sie beliefen sich 2014<br />

auf 54,0 Milliarden Euro. Bis 2019 werden<br />

die Erträge um weitere 2,7 Milliarden<br />

Euro (4,9 Prozent) schrumpfen. Gründe<br />

dafür sind unter anderem das Niedrigzinsumfeld,<br />

die Digitalisierung und erhöhter<br />

Wettbewerb aus dem Ausland. Den Privatkundenbanken<br />

geht damit innerhalb von<br />

nur zehn Jahren mehr als ein Achtel ihrer<br />

Ertragsbasis verloren, bei gleichzeitigem<br />

Anstieg der Kosten für regulatorische Anforderungen.<br />

Die Retail Banking Revenue<br />

Pools zeigen zudem, dass mit Bankdienstleistungen<br />

bei deutschen Kunden am wenigsten<br />

verdienen wird: So erzielen Banken<br />

mit ihnen im Jahresdurchschnitt nur<br />

rund 730 Euro, bei Franzosen sind es 890<br />

Euro und bei Niederländern 1.130 Euro.<br />

Spitzenreiter sind die Briten mit 1.330<br />

Euro. In Deutschland wird sich der durchschnittlich<br />

erzielte Betrag bis 2019 weiter<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

15


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

verringern, während er in Frankreich um<br />

3,1 Prozent und in den Niederlanden um<br />

1,3 Prozent wachsen wird. Grund für diese<br />

Steigerung ist unter anderem die hohe<br />

Kreditnachfrage zur Eigenheimfinanzierung.<br />

Der Anteil der Krediterträge liegt in<br />

Frankreich bei 56 Prozent, in den Niederlanden<br />

bei 65 Prozent, und in Deutschland<br />

dagegen nur bei 37 Prozent.<br />

Mangelnde Kreditnachfrage lässt<br />

Erträge schrumpfen<br />

BCG erwartet in Deutschland aufgrund einer<br />

nachlassenden Kreditnachfrage und<br />

sinkender Margen einen Rückgang der<br />

Krediterträge um jährlich rund 1 Prozent.<br />

Damit verlieren die deutschen Banken einen<br />

ihrer wenigen Wachstumsfaktoren<br />

der vergangenen Jahre. Positive Entwicklungen<br />

erwarten die BCG-Experten dagegen<br />

im Wertpapiergeschäft – mit einem<br />

jährlichen Wachstum von 2 Prozent – sowie<br />

beim Einlagengeschäft: Hier ist mit einer<br />

Verlangsamung des Ertragsrückgangs<br />

zu rechnen. Seit 2009 sind die Einlagenerträge<br />

um 33 Prozent eingebrochen; in den<br />

nächsten Jahren werden sie mit einem Minus<br />

von jährlich 3 Prozent deutlich langsamer<br />

zurückgehen. "Dennoch gilt: Wer<br />

die Einlagen- und Zinsabhängigkeit vieler<br />

deutscher Banken kennt, der weiß, dass<br />

das Verschwinden von über 40 Prozent<br />

der Einlagenerträge in nur zehn Jahren<br />

zwischen 2009 und 2019 an den Grundfesten<br />

der Branche rüttelt", sagt BCG-Experte<br />

Klein.<br />

Autor: www.bcg.de<br />

Banken-Boni werden künftig stärker<br />

an Risikoverhalten gekoppelt<br />

Die Finanzdienstleister reagieren weiterhin<br />

weltweit auf die Forderungen der Regulierungsbehörden,<br />

variable Vergütungen<br />

zu verringern. 34 Prozent planen eine Bonusreduzierung.<br />

Gleichzeitig geben die<br />

Unternehmen an, die Grundgehälter für<br />

Führungskräfte <strong>2016</strong> um durchschnittlich<br />

2,0 bis 2,7 Prozent erhöhen zu wollen.<br />

Dies zeigt der aktuelle Mercer Global Financial<br />

Services Executive Compensation<br />

Snapshot Survey, der Vergütungsinformationen<br />

von 71 Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in 20 Ländern analysiert, darunter<br />

36 Banken. Regional gesehen fällt die Erhöhung<br />

der Führungskräfte-Grundgehälter<br />

in Europa und Nordamerika mit 2,3 und 2,4<br />

Prozent am geringsten aus, asiatische und<br />

lateinamerikanische Unternehmen wollen<br />

dagegen im Schnitt 4,3 Prozent mehr<br />

zahlen. Die Grundgehaltssteigerungen bei<br />

Banken liegen generell leicht unter denen<br />

der Versicherungen. Bei steigenden<br />

Grundgehältern und fallenden Boni soll das<br />

Niveau der Führungskräftevergütung im<br />

Finanzsektor insgesamt in etwa gleich bleiben,<br />

wobei Schwankungen von 5 Prozent<br />

nach oben oder unten unternehmensspezifisch<br />

sind. Eine Mehrheit von 61 Prozent<br />

der Finanzdienstleister weltweit will die<br />

derzeitigen Boni auf dem Niveau von 2015<br />

halten. Gleichzeitig planen 34 Prozent, ihre<br />

Boni zu reduzieren, während lediglich 5<br />

Prozent ihre variablen Gehälter anheben<br />

wollen. Sinkende Boni finden sich vor allem<br />

im Renten- und Börsenhandel (Positionen<br />

Fixed Income und Equities, 31 Prozent der<br />

16 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Nennungen), während die variable Vergütung<br />

in Private Equity und im Retail Banking<br />

weitgehend gleich bleibt (81 Prozent<br />

und 84 Prozent der Nennungen). „Der<br />

Trend zu höheren Grundgehältern und geringeren<br />

Boni wird von vielen Unternehmen<br />

kritisch gesehen“, sagt Bernd Thomaszik,<br />

Vergütungsexperte bei Mercer. „Denn dies<br />

erschwert die Belohnung richtigen und die<br />

Bestrafung falschen Verhaltens.“<br />

Belohnung für sorgfältige<br />

Risikoauswahl<br />

Auf die Frage, wie ihr Unternehmen eine<br />

verantwortungsvolle Risikokultur fördert,<br />

nannten 93 Prozent der Befragten die Bestrafung<br />

von Fehlverhalten. 89 Prozent betonten<br />

die Rolle des Risikomanagements<br />

beim Setzen der Performance-Erwartungen.<br />

Mit 88 Prozent fast ebenso häufig<br />

genannt wurde die Kursbestimmung<br />

durch das Top-Management, beispielsweise<br />

durch Verhalten in der Führungsspitze,<br />

Kommunikation oder deutlich spürbare<br />

Konsequenzen. Training und Coaching von<br />

Mitarbeitern zum Thema Risikokultur wurde<br />

von 87 Prozent der Befragten genannt.<br />

Die meisten Unternehmen des weltweiten<br />

Finanzsektors planen <strong>2016</strong> keine Veränderungen<br />

ihrer Incentive-Designs. 30 Prozent<br />

wollen eine stärkere individuelle Differenzierung<br />

ihrer Boni erreichen. 19 Prozent<br />

wollen das Gewicht nicht-finanzieller Leistungsparameter<br />

bei der Bestimmung der<br />

Bonushöhe erhöhen. Mehr als 15 Prozent<br />

der Finanzdienstleister planen eine stärkere<br />

Belohnung risikoangepassten Verhaltens<br />

auf Abteilungs- und Mitarbeiter-Ebene.<br />

„Bei den Boni geht die Entwicklung derzeit<br />

in Richtung der Belohnung von gleichzeitig<br />

risikobewusstem wie ethisch und rechtlich<br />

korrektem Verhalten der Führungskräfte“,<br />

sagt Thomaszik. „Vereinfacht gesagt heißt<br />

das, Boni werden nicht mehr nur nach erreichten<br />

Ergebniszielen gezahlt, sondern<br />

nach risikogewichtetem Geschäft bei korrekt<br />

eingehaltenen Prozessen.“ Obwohl<br />

Risikomanagement im Finanzsektor eine<br />

immer zentralere Rolle spielt, die praktisch<br />

alle Bereiche durchdingt, berichteten einige<br />

der befragten Unternehmen – vor allem<br />

in Nordamerika – dass es deutlich schwieriger<br />

geworden sei, die richtigen Mitarbeiter<br />

für entsprechende Funktionen (Risiko,<br />

Legal und Compliance) zu finden und zu<br />

halten.<br />

Autor: www.mercer.de<br />

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Herausgeber / Verlag:<br />

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<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

17


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

Deutsche Banken<br />

vor grundlegendem Wandel<br />

Niedrigzinsen, Digitalisierung und<br />

Regulierung erhöhen Handlungsdruck<br />

bei deutschen Banken –<br />

Ohne Gegenmaßnahmen würden 75% der<br />

Institute in die Verlustzone rutschen – Fokussierte<br />

Geschäftsmodelle als Ausweg –<br />

Marktanalyse auf Basis von Bundesbankdaten.<br />

Bankenstudie: Sparkassen und<br />

Genossenschaftsbanken sind deutlich besser<br />

aus der Finanzkrise herausgekommen<br />

als der private Bankensektor in Deutschland.<br />

Zusammen konnten die Sparkassen<br />

und Genossenschaftsbanken ihren Anteil<br />

am Nachsteuergewinn der Branche von<br />

41% vor der Krise auf zuletzt 85% mehr<br />

als verdoppeln.<br />

Noch stärker als die Privatbanken müssen<br />

sie jetzt allerdings auf sich deutlich verändernde<br />

Rahmenbedingungen reagieren.<br />

Die niedrigen Zinsen, die zunehmende<br />

Digitalisierung und die schärfere staatliche<br />

Regulierung setzen die Erträge unter<br />

Druck. Ohne Gegenmaßnahmen würden<br />

75% der deutschen Institute in die<br />

Verlustzone rutschen. Das sind zentrale<br />

Ergebnisse der Studie "The road ahead<br />

– Perspectives on German banking" von<br />

McKinsey & Company. Hierfür wertete die<br />

Unternehmensberatung eigene Analysen,<br />

Daten der Deutschen Bundesbank und<br />

weitere Quellen aus.<br />

Philipp Koch, Leiter der deutschen Bankenberatung<br />

bei McKinsey: "In den kommenden<br />

Jahren werden das Niedrigzinsumfeld<br />

und die Digitalisierung den<br />

Banken noch mehr zusetzen als die Regulierung."<br />

In Zahlen: Bis 2021 würden<br />

ohne ein Gegensteuern die niedrigen Zinsen<br />

die Banken 2,0 Prozentpunkte Eigenkapitalrendite<br />

kosten, die Digitalisierung<br />

ebenfalls 2,0 Prozentpunkte und die Regulierung<br />

weitere 1,7 Prozentpunkte. Die<br />

Digitalisierung verändert die Aussichten<br />

vor allem für standardisierte Produkte und<br />

Dienstleistungen. Hier haben traditionell<br />

Sparkassen und Genossenschaftsbanken,<br />

aber auch Töchter von Auslandsbanken<br />

einen Schwerpunkt. Außerdem haben die<br />

Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

in den Jahren nach der Krise ihr Kreditgeschäft<br />

stark ausgebaut.<br />

Preisspielräume ausloten<br />

Max Flötotto, McKinsey-Partner in München<br />

und Koautor der Analyse: "Viele<br />

Banken haben die Zeichen erkannt. Doch<br />

der Veränderungsbedarf ist sehr groß: Um<br />

wieder eine Eigenkapitalrendite von 6%<br />

zu erreichen, was dem Durchschnitt der<br />

vergangenen 30 Jahre entspricht, müssen<br />

die Institute entweder die Erträge um<br />

rund 30% steigern oder die Kosten um<br />

fast 30% senken." Klassische Maßnahmen<br />

wie Filialschließung und Kostenprogramme<br />

und das bessere Ausloten von<br />

Preisspielräumen sind ein erster Schritt,<br />

reichen aber insgesamt nicht aus. Philipp<br />

Koch: "Hinzu kommen müssen strukturelle<br />

Anpassungen. Dazu gehören etwa<br />

der gezielte Einsatz von Multi-Channel-<br />

Vertrieb und stellenweise eine Rückkehr<br />

zur Internationalisierung, die im Zuge der<br />

Krise gelitten hatte. Auf der Kostenseite<br />

stellt sich die Frage nach einer stärkeren<br />

Digitalisierung der Wertschöpfung, nach<br />

weniger komplexen Produktpaletten und<br />

Geschäftsmodellen."<br />

Letztlich müssen sich die Banken klarer<br />

festlegen, welche Art von Bank sie<br />

in Zukunft sein wollen – beispielsweise<br />

eine Versorger- oder eine Kundenbank.<br />

Die Versorgerbank stellt Produkte und<br />

Services bereit, die von anderen Finanzdienstleistern<br />

vermarktet und vertrieben<br />

wird. Die Kundenbank hält den Kontakt<br />

zum direkten Kunden und versorgt ihn mit<br />

zusätzlichen Diensten, wie sie auch durch<br />

die Digitalisierung und Big Data möglich<br />

werden.<br />

Autor: www.mckinsey.de<br />

18 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Banken auf dem Weg<br />

von Multi- zu Omni-Channel:<br />

Die Customer Journey ist entscheidend<br />

In den letzten Jahren haben Banken<br />

einen Multi-Channel-Vertrieb aufgebaut,<br />

um ihre Produkte parallel über<br />

verschiedene Kanäle wie die Filiale, das<br />

Call Center oder das Internet anbieten zu<br />

können. Tatsächlich nutzt laut einer aktuellen<br />

Studie von Sopra Steria Consulting<br />

die Mehrheit aller Kunden<br />

inzwischen mehrere<br />

Kanäle im Laufe eines<br />

Produktabschlusses im<br />

Kontakt zu ihrer Bank.<br />

Ohne einen integrativen<br />

Ansatz jedoch, der bislang<br />

getrennte Vertriebskanäle<br />

zu einem Omni-Kanal verschmilzt,<br />

sind Kreditinstitute im digitalen Zeitalter<br />

nicht in der Lage, ihren Kunden ein kanalübergreifend<br />

konsistentes Markenerlebnis<br />

zu ermöglichen. Dies lässt wertvolle Vertriebsanlässe<br />

ungenutzt. Dafür brauchen<br />

Banken nicht nur technische und organisatorische<br />

Veränderungen, sondern vor<br />

allem auch einen Bewusstseinswandel im<br />

Vertrieb – weg vom alten Silodenken und<br />

hin zu einem stärkeren Fokus auf die komplette<br />

Customer Journey der Kunden.<br />

Weit mehr als die Hälfte aller Verbraucher<br />

in Deutschland nutzen im Laufe eines Produktabschlusses<br />

mehrere Vertriebskanäle.<br />

Je nach Situation wird das Banking am<br />

PC, per Smartphone, via Telefon oder bei<br />

mancher Gelegenheit ganz klassisch durch<br />

einen Besuch in der Filiale abgewickelt.<br />

Dabei zeigt die Studie „Bankberatung der<br />

Zukunft“ von Sopra Steria Consulting eine<br />

interessante Korrelation zwischen monatlichem<br />

Haushaltseinkommen und der<br />

Bereitschaft zum Channel-Hopping: Während<br />

sie bei Kunden mit einem Nettoeinkommen<br />

von unter 1.000 Euro bei nur 46<br />

Prozent liegt, erreicht sie bei 2.000 Euro<br />

schon 55 und bei 3.000 Euro schließlich<br />

66 Prozent. „Es ist demnach ein lukratives<br />

Kundensegment, das besonders intensiv<br />

zwischen den verschiedenen Vertriebskanälen<br />

wechselt“, kommentiert Simon<br />

Oberle, Manager Digital Banking bei Sopra<br />

Steria Consulting. „Allerdings lässt sich<br />

mit einem konventionellen Multi-Channel-<br />

Vertrieb, in dem die unterschiedlichen<br />

Kontaktkanäle isoliert nebeneinander herlaufen,<br />

kein in sich stimmiges Erlebnis<br />

für die Kunden realisieren.<br />

Somit bleibt im Wettbewerb<br />

wertvolles Potenzial für höhere<br />

Profitabilität und der<br />

Langlebigkeit von Kundenbeziehungen<br />

weitgehend ungenutzt.<br />

Quelle: © sdecoret - Fotolia.com<br />

Um diese Lücke zu schließen, sei es notwendig,<br />

den bisherigen Multi-Channel- zu<br />

einem ganzheitlichen Omni-Kanalansatz<br />

weiterzuentwickeln. Denn nur durch eine<br />

nahtlose Integration aller digitalen und<br />

nichtdigitalen Kanäle können Banken ihren<br />

Kunden eine durchgängige Customer Journey<br />

bieten, bei der zum Beispiel während<br />

eines Beratungsgesprächs in der Filiale<br />

die Daten eines zuvor am heimischen PC<br />

ausgefüllten Finanzierungsantrags unmittelbar<br />

zur Verfügung stehen. Hieran zeigt<br />

sich auch, dass es keinen Widerspruch<br />

zwischen persönlicher Filialbetreuung<br />

und dem Omni-Channel-Ansatz gibt. Im<br />

Gegenteil: Banken sollten die Filialen als<br />

wesentliches Element im ganzheitlichen<br />

Omni-Channel-Mix neu positionieren. Immerhin<br />

ist ein persönlicher Ansprechpartner<br />

vor Ort in der Filiale für 93 Prozent der<br />

befragten Bankkunden nach wie vor ein<br />

wichtiges Qualitätsmerkmal. „Für die erfolgreiche<br />

Umsetzung einer ganzheitlichen<br />

Omni-Channel-Beratung müssen Banken<br />

interne Hürden wie veraltete IT-Systeme,<br />

organisatorisches Silodenken und langwierige<br />

Entwicklungszyklen überwinden.<br />

Dabei darf nicht mehr das Produkt im<br />

Zentrum des Vertriebs stehen, sondern<br />

die optimale Erfüllung der Kundenbedürfnisse“,<br />

sagt Simon Oberle.<br />

Autor: www.soprasteria.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

19


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

Mehr als 3 Millionen wechselbereite<br />

Bankkunden<br />

Sieben Prozent aller Bankkunden planen,<br />

in den nächsten 24 Monaten zu<br />

einer anderen Bank zu wechseln.<br />

Das entspricht rund 3,4 Millionen Kunden.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle<br />

Umfrage von Investors Marketing. „Für die<br />

Kunden haben Faktoren wie persönliche<br />

Ansprechpartner und emotionale Nähe<br />

trotz Digitalisierung eine hohe Relevanz“,<br />

sagt Dr. Oliver Mihm, CEO von Investors<br />

Marketing. „Diese Anforderungen erfüllen<br />

insbesondere regional verwurzelte Finanzinstitute<br />

wie die Sparkassen sowie<br />

die Volksbanken und Raiffeisenkassen.“<br />

Die Wechselbereitschaft bei den Sparkassen<br />

liegt der Umfrage zufolge mit 6,6 Prozent<br />

leicht unter dem Durchschnitt, bei den Genossenschaftsbanken<br />

mit 7,2 Prozent leicht<br />

darüber, wobei der Durchschnittswert durch<br />

die hohe Zahl der Kunden dieser beiden<br />

Finanzgruppen beeinflusst wird. Deutlich<br />

kritischer werden dagegen die Großbanken<br />

von ihren Kunden beurteilt: So<br />

wollen knapp 18 Prozent der Privatkunden<br />

die Deutsche Bank in den nächsten zwei<br />

Jahren verlassen. Überdurchschnittlich<br />

hoch fällt die Wechselbereitschaft auch<br />

bei HypoVereinsbank, Sparda-Banken und<br />

Postbank aus, wobei sich die Werte von<br />

11,1 bis 10,4 Prozent deutlich von der<br />

Deutschen Bank abgrenzen. Auffallend<br />

niedrig ist die Wechselbereitschaft bei der<br />

ING DiBa. „Hier macht sich eine sehr konsequente<br />

kundenorientierte Geschäftspolitik<br />

bezahlt, die sich nicht zuletzt in einem<br />

stringenten Marketing niederschlägt“, so<br />

Oliver Mihm.<br />

Autor: www.investors-marketing.de<br />

Accenture-Studie: Bankvorständen<br />

fehlt das Technologie-Know-how<br />

Den Vorständen der weltweit größten<br />

Banken fehlt es an technologischem<br />

Know-how. Dies geht aus einer aktuellen<br />

Studie des Dienstleistungsunternehmens<br />

Accenture hervor. Demnach verfügen<br />

nur sechs Prozent der Vorstandsmitglieder<br />

und drei Prozent der CEOs der weltweit<br />

größten Banken über Berufserfahrung im<br />

Technologiebereich. Auch deutsche Banken<br />

rangieren mit einem Anteil von 7,4<br />

Prozent nur leicht über dem internationalen<br />

Durchschnittswert. In ein Drittel<br />

der global größten Institute kann immerhin<br />

ein Top-Manager auf praxiserprobte<br />

Technologiekompetenz zurückgreifen, in<br />

43 Prozent fehlt die Expertise ganz. In<br />

Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung<br />

könnte sich dies als besonders problematisch<br />

erweisen.<br />

Um fundierte Entscheidungen treffen zu<br />

können, benötigen die Vorstände zunehmend<br />

ein tiefes technologisches Verständnis,<br />

sagt Markus Hamprecht, Geschäftsführer<br />

und Leiter Financial Services bei<br />

Accenture. FinTech, IT-Sicherheit oder<br />

die technologischen Implikationen regulatorischer<br />

Änderungen – all dies sind<br />

Management-Fragen, die auf Vorstandsebene<br />

beantwortet werden müssen. Viele<br />

Bankvorstände verfügen jedoch schlicht<br />

nicht über die Kompetenzen, um solche<br />

Probleme umfassend zu beurteilen und<br />

daraus strategische oder Investitionsentscheidungen<br />

abzuleiten.<br />

20 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Für die Accenture-Studie wurde der berufliche<br />

Hintergrund von fast 2.000 Vorstandsmitgliedern<br />

in mehr als 100 der<br />

weltgrößten Finanzinstitute untersucht. In<br />

den USA (16 Prozent) und Großbritannien<br />

(14 Prozent) verfügen Bankvorstände im<br />

Durchschnitt über höhere Technologiekompetenz<br />

als in anderen Ländern. Besonders<br />

schlecht sind dagegen Institute in<br />

China, Brasilien, Griechenland, Italien und<br />

Russland besetzt. Viele Banken haben verstanden,<br />

dass sie technologische Lücken<br />

schließen müssen, und bemühen sich um<br />

entsprechende Experten – auch für den<br />

Vorstand. Doch die Suche gestaltet sich<br />

nicht einfach, sagt Markus Hamprecht.<br />

Zudem reicht es nicht aus, ein oder zwei<br />

Technologieexperten im Management zu<br />

haben. Banken müssen die Kultur in ihren<br />

Führungsgremien verändern. Dazu brauchen<br />

sie einerseits technologisches Knowhow<br />

und andererseits ein Verständnis für<br />

die Bedeutung von Technologie für die<br />

Bank der Zukunft.<br />

Um der Herausforderung adäquat zu begegnen<br />

empfiehlt sich insbesondere die<br />

Einrichtung spezieller Technologieausschüsse<br />

auf Vorstandsebene. Ähnlich<br />

wie ein Risiko- oder Prüfungsausschuss<br />

könnte ein solches Gremium zusätzliche<br />

Expertise zur Verfügung stellen und den<br />

Vorstand bei technologischen Richtungsentscheidungen<br />

beraten. Aktuell verfügen<br />

jedoch nur elf Prozent der befragten<br />

Banken über ein solches Gremium. Auch<br />

regelmäßige Schulungen der Vorstände<br />

sind zielführend, um deren technologisches<br />

Gespür zu schärfen und bessere<br />

Entscheidungen zu ermöglichen. Zunächst<br />

müssen die Banken verstehen,<br />

inwiefern ihr Geschäft durch Innovation<br />

bedroht wird und welchen Einfluss Veränderung<br />

auf ihren dauerhaften Erfolg<br />

am Markt hat, sagt Markus Hamprecht.<br />

Doch das reicht nicht aus: Banken benötigen<br />

insbesondere eine klare Innovationsagenda<br />

mit messbaren Zielen und einer<br />

Umsetzungsstrategie. Dabei nehmen die<br />

Vorstandsmitglieder eine Schlüsselrolle ein,<br />

die sie nur dann ausfüllen können, wenn<br />

sie die Lücke in Sachen Technologiekompetenz<br />

schließen. Im Rahmen der Studie<br />

untersuchte Accenture den beruflichen<br />

Hintergrund von 1.925 Führungskräften<br />

in 109 der weltweit größten Banken (gemessen<br />

an der Bilanzsumme). Darunter befinden<br />

sich 68 europäische Banken (davon 10 in<br />

Deutschland); 20 Banken in der Region Asien-<br />

Pazifik; 18 Banken in Nordamerika und drei<br />

Banken in Südamerika. Für Zwecke dieser<br />

Analyse definierte Accenture solche Vorstandsmitglieder<br />

als technologieerfahren,<br />

die in der Vergangenheit mindestens eine<br />

Seniorposition im Technologiebereich eines<br />

Unternehmens (z. B. als Chief Information<br />

Officer, Chief Technology Officer oder Chief<br />

Digital Officer) oder eine Seniorposition in<br />

einem Technologieunternehmen bekleidet<br />

haben.<br />

Autor: www.accenture.com<br />

Quelle: © pab_map - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

21


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />

Saubere Geschäfte<br />

mit schmutzigem Geld?<br />

Deloitte-Studie zu Geldwäsche im Handel:<br />

Kunden als Komplizen<br />

Der Deloitte-Report "Geldwäscheprävention<br />

bei Güterhändlern"<br />

zeigt: Kriminelle Kreise versuchen<br />

häufig, Gelder aus schweren Straftaten<br />

in den Handel einzuschleusen und zu waschen.<br />

Nichtsahnende Kunden können so<br />

in Kontakt mit der dunklen Seite des Geldkreislaufs<br />

kommen und unwissentlich zu<br />

Handlangern werden. Unternehmen nehmen<br />

bei Handelsgeschäften vermeintlich<br />

legale Gelder entgegen - und verbreiten<br />

daraufhin vielleicht unwissentlich Gelder<br />

aus schweren Straftaten. Zu diesem Zeitpunkt<br />

ist die Herkunft nicht legaler Mittel<br />

oft bereits nicht mehr nachvollziehbar.<br />

Güterhändler sind deshalb gefordert, die<br />

gesetzlichen Auflagen zur Geldwäscheprävention<br />

umzusetzen, um Risiken zu minimieren.<br />

Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />

sind aber noch nicht übergreifend<br />

realisiert. Die Gründe sind Unwissenheit,<br />

aber auch unklare interne und externe<br />

Zuständigkeiten im Behördenkontakt sowie<br />

fehlende Standards. "Die aktuellen<br />

Überlegungen zur Einschränkung des Bargeldverkehrs<br />

hängen unmittelbar mit dem<br />

Thema Geldwäsche zusammen. Gerade<br />

der Handel mit Luxusgütern wie Immobilien,<br />

Schmuck, Kunstgegenstände oder<br />

Jachten ist für Kriminelle attraktiv, da hier<br />

viel Bargeld im Umlauf ist. Deshalb sollte<br />

die Rolle des Handels bei der Prävention<br />

gestärkt werden, um das Risiko zu verringern<br />

und Kunden zu schützen", erklärt<br />

Michael Peters, Partner Corporate Finance<br />

bei Deloitte.<br />

Vier Hauptrisiken für Güterhändler<br />

Versuchen Kriminelle, Gelder aus schweren<br />

Straftaten in den Güterhandel zu<br />

bringen, birgt das vier große Gefahren:<br />

ein rechtliches Risiko, da Unternehmen<br />

für ihr (unwissentliches) Mitwirken belangt<br />

werden können; ein finanzielles<br />

Risiko, weil empfindliche Geldstrafen<br />

drohen; eine operationelle Gefahr sowie<br />

das Risiko von Reputationsverlusten. Vor<br />

allem das Außenbild gehört zu den wichtigsten<br />

Aktivposten der Händler, denn es<br />

sichert das Vertrauen der Kunden und<br />

Verbraucher. Ein Reputationsverlust hat<br />

damit unmittelbare geschäftliche Konsequenzen<br />

zur Folge.<br />

Verschleierung der Herkunft<br />

Gelder aus schweren Straftaten stellen<br />

für den Güterhandel eine Gefahr dar,<br />

weil der Ursprung der nicht legalen Mittel<br />

häufig nicht mehr nachvollziehbar<br />

ist. Die systematische Geldwäsche besteht<br />

aus fünf Phasen: dem Erwerb der<br />

so genannten "inkriminierten" Gelder, der<br />

"Vorwäsche" durch Einschleusen dieser<br />

Mittel in bargeldintensive Betriebe, dem<br />

Platzieren durch Umwandlung des Bargelds<br />

in Buchgeld, dem sogenannten Layering<br />

- der Verschleierung der Herkunft<br />

des Buchgeldes - sowie der Verwendung<br />

der Mittel für legale Geschäfte. Um das zu<br />

verhindern, definieren die Paragraphen 3<br />

bis 9 des Geldwäschegesetzes (GwG) die<br />

maßgeblichen Sorgfaltspflichten, denen<br />

auch Güterhändler unterliegen. Hierzu<br />

gehören Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten,<br />

interne Sicherheitsmaßnahmen<br />

und ein Sicherheitsbeauftragter.<br />

Unterschiedliches Problembewusstsein<br />

Tatsächlich zeigt sich die Lage im Güterhandel<br />

sehr heterogen: Die Risiken sind<br />

zwar grundsätzlich bekannt, jedoch zeigen<br />

Unternehmen eine sehr unterschiedliche<br />

Einstellung, die in Einzelfällen bis<br />

hin zur weitgehenden Unkenntnis und<br />

Ignoranz reichen kann. Auch wissen viele<br />

22 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

nicht, welche die zuständige Aufsichtsbehörde<br />

ist, sodass hier keine Kommunikation<br />

stattfindet. Hinzu kommt, dass<br />

sich die Betroffenen oft nicht vorstellen<br />

können, im Fadenkreuz von Kriminellen<br />

zu stehen. So nimmt das Thema Geldwäsche<br />

im Kontext der Unternehmens-Compliance<br />

vielerorts noch eine untergeordnete<br />

Rolle ein.<br />

Güterhandel wird langsam aktiver<br />

Eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen<br />

verfügt derzeit noch über keine adäquaten<br />

Sicherungssysteme. Oft existieren<br />

lediglich Basismaßnahmen, die den<br />

Anspruch des GwG noch nicht erfüllen.<br />

Wer sich in der Geldwäscheprävention<br />

engagiert, tut dies bislang häufig nur "on<br />

Top" zu anderen Compliance-Maßnahmen<br />

oder Bonitätsprüfungen. Der Schutz vor<br />

Geldwäsche gewinnt als zentrales Ziel<br />

aber allmählich an Bedeutung. Die Unternehmen<br />

streben zunehmend eine Erarbeitung<br />

und Umsetzung entsprechender<br />

Maßnahmen an - manchmal sogar dann,<br />

wenn gar keine direkte Verpflichtung auf<br />

Basis des GwG besteht.<br />

Standardisierung ist gefragt<br />

Während im Finanzsektor seit vielen Jahren<br />

dedizierte Geldwäschebekämpfungssysteme<br />

mit hoch qualifiziertem Personal<br />

etabliert sind, ist dies bei Güterhändlern<br />

noch bei weitem nicht durchgängig der<br />

Fall. Um die Situation nachhaltig zu verbessern,<br />

sollten aus Sicht der betroffenen<br />

Güterhändler mehrere Voraussetzungen<br />

Quelle: © Gajus - Fotolia.com<br />

Quelle: © chairman - Fotolia.com<br />

erfüllt sein: So wäre eine weitreichende<br />

Standardisierung ebenso hilfreich wie<br />

eine Optimierung der bestehenden Sicherheitssysteme.<br />

Unternehmensintern<br />

sollten die Verantwortlichkeiten klarer<br />

strukturiert und definiert werden. Auf<br />

Seite der Behörden gibt es noch regionale<br />

Unterschiede bei Prüfungen. Auch hier<br />

würde eine aktive Kommunikation der<br />

zuständigen Aufsichtsbehörden bezüglich<br />

der Zuständigkeiten helfen. "Die Studie<br />

lässt einen sehr uneinheitlichen Umgang<br />

mit der Geldwäscheproblematik erkennen<br />

- aber auch ein allmähliches Umdenken.<br />

Inzwischen gibt es umfassende Konzepte,<br />

jedoch besteht eindeutiger Nachholbedarf<br />

vor allem bei internen Sicherungsmaßnahmen.<br />

Geldwäscher haben hier noch<br />

zu leichtes Spiel. Um ihnen das Geschäft<br />

zu erschweren, sollte der Güterhandel<br />

Geldwäsche zu einem Compliance-Thema<br />

machen und Sicherheitsmechanismen<br />

systematisch modifizieren", schließt Uwe<br />

Heim, Partner Corporate Finance bei Deloitte.<br />

Autor: www.deloitte.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

23


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />

Accenture-Studie:<br />

Fintech-Investitionen <strong>2016</strong> wachsen<br />

weiter rasant<br />

Die hohe Dynamik im Fintech-Markt<br />

hält weiter an. Nach einem starken<br />

Wachstum im Jahr 2015 summierten<br />

sich die weltweiten Investitionen<br />

in Start-ups aus dem Finanztechnologiebereich<br />

im ersten Quartal des Jahres auf<br />

5,3 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht<br />

einer Steigerung um 67 Prozent im Vergleich<br />

zum entsprechenden Vorjahreszeitraum.<br />

Dabei hat sich der Anteil der Investitionen<br />

in Europa und Asien auf 62 Prozent nahezu<br />

verdoppelt. Dies geht aus einer Analyse<br />

des Dienstleistungsunternehmens<br />

Accenture hervor. Damit verstetigt sich<br />

die Entwicklung des Vorjahres. Im Gesamtjahr<br />

2015 wuchs das globale Fintech-<br />

Investitionsvolumen um 75 Prozent auf<br />

22,2 Milliarden US-Dollar an. Wesentlich<br />

dazu beigetragen haben neben dem USamerikanischen<br />

Fintech-Sektor mit einem<br />

moderaten Wachstum von 44 Prozent auf<br />

4,5 Milliarden US-Dollar vor allem die asiatischen<br />

und europäischen Märkte. So<br />

stiegen die Investitionen in den Sektor in<br />

China um 445 Prozent auf 1,97 Milliarden<br />

US-Dollar, gefolgt von Indien mit 1,65 Milliarden.<br />

Deutschland sticht dabei mit einer besonderen<br />

Dynamik hervor. 2015 wurden hierzulande<br />

770 Millionen US-Dollar in Fintech-Unternehmen<br />

investiert, ein Schub<br />

von 840 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

„Die Innovationsdynamik der Fintech-Szene<br />

reicht inzwischen weit über die traditionellen<br />

Finanzzentren der Welt hinaus“,<br />

sagt Friederike Stradtmann, Senior Manager<br />

bei Accenture Strategy im Bereich Financial<br />

Services und Expertin für digitale<br />

Geschäftsmodelle. „Neue Wachstumsfelder<br />

wie Robotics, Blockchain und das<br />

Internet der Dinge sind weniger an einzelne<br />

Regionen gekoppelt als vielmehr an die<br />

Fähigkeit der Finanzindustrie, gute Ideen<br />

zur Verbesserung der Servicequalität und<br />

der Realisation von Effizienzpotenzialen<br />

aufzugreifen und zu skalieren.“<br />

Disruption versus Kooperation<br />

Dass der Trend zur Zusammenarbeit zwischen<br />

traditionellen Finanzinstituten und<br />

Fintechs geht, belegt die Accenture-Analyse<br />

ebenfalls. So haben auf Kooperation ausgerichtete<br />

Fintechs gegenüber disruptiven<br />

neuen Wettbewerbern in den vergangenen<br />

Jahren an Boden gewonnen. Ihr Anteil an<br />

der Zahl der Fintech-Transaktionen stieg<br />

von 38 Prozent im Jahr 2010 auf 44 Prozent<br />

im Jahr 2015. Allerdings zeichnen sich<br />

hier deutliche regionale Unterschiede ab. So<br />

wuchs der Anteil der Investitionen in kollaborative<br />

Spieler in Nordamerika von 40 auf<br />

60 Prozent. In Europa kehrte sich die Entwicklung<br />

dagegen um. Hier stieg der Anteil<br />

der Investitionen in Disruptoren im gleichen<br />

Zeitraum von 62 auf 86 Prozent.<br />

Die Accenture-Analyse zeigt, dass in<br />

frühen Entwicklungsphasen sogenannte<br />

Disruptoren mit konkurrierenden<br />

Geschäftsmodellen dominieren. Mit zunehmender<br />

Reife der Fintech-Märkte<br />

nehmen jedoch der Anteil der kooperativ<br />

ausgerichteten Fintechs und der Grad<br />

der Zusammenarbeit mit traditionellen<br />

Akteuren über Investitionen, Akquisitionen<br />

und Allianzen zu. Ein Beispiel ist<br />

das jüngste Engagement der zweitgrößten<br />

spanischen Bank BBVA (Banco Bilbao<br />

Vizcaya Argentaria) bei Atom, einem<br />

„mobile-only“-Spieler im Bankenmarkt.<br />

Obwohl der Anteil der Investitionen<br />

in kollaborative Fintech-Unternehmen<br />

wächst, üben sich die meisten Banken<br />

noch immer in Zurückhaltung, was direkte<br />

Investitionen in sie betreffen. Im<br />

Jahr 2015 lag der Anteil der Transaktionen<br />

mit Bankenbeteiligung mit 5 der<br />

22,3 Milliarden US-Dollar Gesamtmarktvolumen<br />

bei unter einem Viertel. Dies ist<br />

wenig, verglichen mit den 50 bis 70 Mil-<br />

24 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


FinTECHS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

liarden US-Dollar, die Kreditinstitute jedes<br />

Jahr in interne Digitalisierungs- und<br />

Technologieinitiativen stecken. „Banken<br />

sollten weit stärker externe Fintech-<br />

Entwicklungen analysieren und deren<br />

Einsatz für das eigene Geschäftsmodell<br />

prüfen. Dieser Schritt ermöglicht die<br />

Entwicklung digitaler, kundenzentrierter<br />

Innovationen und eine signifikante Verbesserung<br />

der Wettbewerbsposition“,<br />

sagt Friederike Stradtmann.<br />

Weitere Ergebnisse der Analyse<br />

• In Europa haben sich die Fintech-<br />

Investitionen zwischen 2014 und 2015<br />

mehr als verdoppelt (plus 120 Prozent),<br />

auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar.<br />

• Im asiatisch-pazifischen Raum vervierfachten<br />

sich die Investitionen in<br />

Fintech-Start-ups 2015 auf 4,3 Milliarden<br />

US-Dollar. Getrieben von einem<br />

robusten chinesischen Markt wuchsen<br />

die Investitionen im ersten Quartal<br />

<strong>2016</strong> um 517 Prozent im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum an, von 445 Millionen<br />

auf 2,7 Milliarden US-Dollar.<br />

• Dagegen verlangsamte sich das Wachstum<br />

im nordamerikanischen Markt, wo<br />

das Fintech-Investmentvolumen 2015<br />

nur noch um 44 Prozent auf 14,8 Milliarden<br />

US-Dollar anstieg. Nach wie<br />

vor dominant sind hierbei die USA, in<br />

denen sich die Zahl der Transaktionen<br />

2015 um 16 Prozent auf 667 erhöhte.<br />

• Mit zunehmendem Reifegrad des<br />

Marktes wächst die Anzahl großvolumiger<br />

Fintech-Deals. 2015 überstiegen<br />

94 Transaktionen ein Volumen von<br />

50 Millionen US-Dollar, im Vergleich zu<br />

52 im Jahr zuvor und lediglich 15 im<br />

Jahr 2013.<br />

Autor: www.accenture.com<br />

Quelle: © Massimo Cavallo - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

25


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />

Oliver Wyman Studie - Fintech 2.0<br />

Fintech 1.0 hat die Bankenbranche<br />

mit Innovationen im Zahlungsverkehr,<br />

bei Krediten und der persönlichen<br />

Finanzberatung wachgerüttelt.<br />

Trotzdem ist der Einfluß von Fintech 1.0<br />

auf den Bankenmarkt bisher gering. Nun<br />

verlangen das Kundenverhalten, der technologische<br />

Fortschritt und<br />

die steigenden Investitionen<br />

in die Fintech-Szene<br />

nach radikalerem Wandel.<br />

Fintech 2.0 bezeichnet<br />

den digitalen Umbruch im<br />

Bankenmarkt sowie die<br />

damit einhergehenden<br />

Innovationen und Veränderungen<br />

der Infrastruktur<br />

und Prozesse.<br />

Die Chancen von Banken<br />

und Fintechs werden dabei<br />

besser stehen, wenn<br />

sie gemeinsam die globale<br />

Finanzbranche digital<br />

gestalten, anstatt miteinander<br />

zu konkurrieren.<br />

Dies ist das Ergebnis<br />

der Studie „Fintech 2.0:<br />

Neue Chancen für Finanzdienstleister“,<br />

die Oliver<br />

Wyman gemeinsam mit<br />

Santander InnoVentures und der Anthemis<br />

Group verfasst hat. Um Fintech 2.0<br />

als Chance nutzen zu können, werden<br />

Banken und Fintechs zusammenarbeiten<br />

müssen. Dabei ist es wichtig, dass beide<br />

Seiten ihre Stärken einbringen und die<br />

Schwächen des anderen ergänzen, sei<br />

es mit Daten, Markenstärke, Reichweite<br />

oder technischem Know-how. Banken<br />

punkten hier mit ihrer Banklizenz, ihren<br />

Legacy-Systemen sowie mit etablierten<br />

Marken und großem Erfahrungsschatz,<br />

besonders bei der Risikobewertung.<br />

Fintechs dagegen zeichnet digitales und<br />

technisches Know-how, Schnelligkeit,<br />

Innovationsstärke und ihr Fokus auf Benutzerfreundlichkeit<br />

aus. Banken und<br />

Fintechs ergänzen sich und können daher<br />

nur durch Kooperation wirklich das<br />

Potenzial von Fintech 2.0 ausschöpfen.<br />

Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman<br />

rät dabei: „Für Banken ist ein Engagement<br />

in Form von<br />

Investitionen oder dem<br />

Aufbau eines Inkubators<br />

nicht ausreichend. Sie<br />

müssen Fintech in ihr<br />

Kerngeschäft integrieren,<br />

um nachhaltige Erfolge<br />

zu schaffen.“<br />

Die Studie identifiziert<br />

die Märkte für Außenhandels-<br />

und Immobilienfinanzierung<br />

sowie die<br />

Sicherheiten-Bewertung<br />

als Beispiele, wie eine<br />

bessere Zusammenarbeit<br />

von Banken und<br />

Fintechs Früchte tragen<br />

kann. In allen drei Sektoren<br />

werden aktuell Kosten<br />

durch komplexe und<br />

ineffiziente Strukturen in<br />

die Höhe getrieben. Digitale<br />

Technologien wie das<br />

Internet der Dinge, dezentrale Transaktionsnetzwerke<br />

(Distributed Ledgers)<br />

und Smart Data können hier helfen, die<br />

Effizienz zu steigern. Die Außenhandelsfinanzierung<br />

wird bis 2020 voraussichtlich<br />

um durchschnittlich 8 Prozent<br />

im Jahr wachsen und einen Umsatz von<br />

ungefähr 70 Mrd. US-Dollar erreichen.<br />

Hier bietet sich die Chance mit Hilfe von<br />

Echtzeit-Handelsdaten nicht nur manuelle<br />

Kontrollen und Papierdokumente zu<br />

eliminieren, sondern auch alle Informationen<br />

bereit zu stellen, die für eine Außenhandelsfinanzierung<br />

notwendig sind<br />

und dadurch eine Kreditbewilligung zu<br />

vereinfachen. So können Betriebskosten<br />

Quelle: © ki33 - Fotolia.com<br />

26 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


FinTECHS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

gesenkt, Verluste durch verbesserte Daten-<br />

und Risikoanalysen reduziert und<br />

durch erweiterte Kundenkreise der Umsatz<br />

gesteigert werden.<br />

Im Bereich der Immobilienfinanzierungen<br />

werden jährlich weltweit neue Finanzierungen<br />

im Wert von über 25 Bio.<br />

US-Dollar vergeben. Auch dieser große<br />

Markt bietet diverse Möglichkeiten, Prozesse<br />

zu digitalisieren und Informationen<br />

durch Echtzeitdokumentation verfügbar<br />

zu machen. Zum Beispiel mit einem<br />

einfacheren und sicheren Kaufprozess<br />

für Immobilien, wie es ihn in Dänemark<br />

bereits gibt. Dieser läuft gänzlich digital<br />

ab und wickelt sämtlichen Schritte vom<br />

Immobilienportal, über die Finanzierung,<br />

den Kaufvertrag, die Überweisung bis hin<br />

zum Grundbucheintrag elektronisch ab.<br />

Dies vereinfacht und beschleunigt den<br />

sonst langwierigen Prozess der Immobilienfinanzierung<br />

deutlich. Bei der Bewertung<br />

von Sicherheiten verlieren Banken<br />

auf dem globalen Markt durch Ineffizienz<br />

rund 4 Mrd. US-Dollar im Jahr.<br />

Dies könnte mit Hilfe einer Bewertung<br />

durch Echtzeit-Überwachungstechnik erheblich<br />

reduziert werden. Die Technik ermöglicht<br />

es, den Zustand, die Umgebung<br />

und den Standort von als Sicherheiten<br />

eingebrachten Gegenständen zu überwachen,<br />

ohne dass eine Besichtigung vor<br />

Ort vorgenommen werden muss. Dadurch<br />

sind die Bewertungen kostengünstiger,<br />

aber auch präziser und machen es möglich,<br />

mehr Vermögenswerte als Kreditsicherheiten<br />

einzusetzen. „Die Analysen,<br />

die dieser Studie zugrunde liegen, haben<br />

große Potenziale in zahlreichen Märkten<br />

identifiziert. Hier können Banken ihre<br />

Effizienz steigern, Kunden von besseren<br />

Services profitieren und neue Generationen<br />

von Fintechs wachsen“ sagt Holger<br />

Dümler, Partner bei Oliver Wyman.<br />

Autor: www.oliverwyman.de<br />

Quelle: © pressmaster - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

27


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />

Studie:<br />

Rekord-Investitionen in FinTechs<br />

Im 1. Quartal <strong>2016</strong> Anstieg um 83 Prozent<br />

auf 5,7 Mrd. US-Dollar.<br />

Die Anzahl und die Summe der weltweiten<br />

Investitionen in Start-ups<br />

aus dem Finanzdienstleistungssektor<br />

(„FinTechs“) hat im ersten Quartal dieses<br />

Jahres ein neues Rekordhoch erreicht.<br />

Im Vergleich zum 4. Quartal 2015 stieg<br />

die Zahl der Investments um 39 Prozent<br />

von 336 auf 468; dabei wurden 5,7 Milliarden<br />

US-Dollar investiert (4. Quartal<br />

2015: 3,1 Mrd. USD). Der Löwenanteil<br />

der Investitionen in Höhe von 4,9 Milliarden<br />

US-Dollar (86 Prozent) stammt von<br />

Venture Capital-Unternehmen.<br />

In Deutschland hat sich die Zahl der Investments<br />

im selben Zeitraum von 7 auf<br />

14 verdoppelt; dabei verzehnfachte sich<br />

die Investitionssumme von 10,1 Mio. auf<br />

106,6 Mio. US-Dollar. Das hat eine vor<br />

kurzem veröffentlichte Studie von KPMG<br />

und CB Insights ergeben, für die weltweite<br />

Investitionen in FinTechs analysiert<br />

wurden. Die beiden größten Deals<br />

im ersten Quartal stammen aus China:<br />

Lu.com (1,2 Mrd. US-Dollar) und JD Finance<br />

(1 Mrd. US-Dollar) zeichnen für<br />

fast die Hälfte sämtlicher Venture Capital-Investitionen<br />

in FinTechs in diesem Zeitraum<br />

verantwortlich. Und China dürfte die<br />

Spitzenposition absehbar sogar noch<br />

ausbauen, wie die im April bekanntgegebene<br />

Finanzierungsrunde in Höhe von<br />

4,5 Milliarden US-Dollar für den Zahlungsanbieter<br />

Ant Financial zeigt.<br />

Banken strecken zunehmend ihre<br />

Fühler aus<br />

Seit Anfang 2015 haben große Banken direkt<br />

oder über entsprechende Corporate Venture-<br />

Einheiten bereits in 43 FinTechs investiert.<br />

Am stärksten engagiert sind dabei Goldman<br />

Sachs (9 Beteiligungen), Citigroup und Banco<br />

Santander (jeweils 7) und Mitsubishi UFJ<br />

Financial Group (3 Investments).<br />

KPMG-Partner Sven Korschinowski:<br />

„Banken und andere Finanzdienstleister<br />

Quelle: © tycoon101 - Fotolia.com<br />

setzen zunehmend auf Kooperation statt<br />

Konfrontation mit den neuen Wettbewerbern.<br />

Doch sowohl untereinander als<br />

auch mit Unternehmen anderer Branchen<br />

arbeiten FinTechs vermehrt zusammen.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist die Entwicklung<br />

von Blockchain-Anwendungen.<br />

Hier spielen Startups, Banken und IT-<br />

Anbieter zusammen.“ Ein Bereich, der<br />

zurzeit stark an Momentum gewinnt,<br />

sind „Robo Advisors“, digitale Vermögensanlageberater.<br />

Sven Korschinowski:<br />

„Ein prominentes Beispiel hierfür ist die<br />

jüngste 100 Millionen Dollar-Investition<br />

in das US-FinTech Betterment. In Europa<br />

und Asien befinden sich Robo-Advisors<br />

– verglichen mit den USA - noch in der<br />

Frühphase der Entwicklung. Gleichzeitig<br />

sind diese Unternehmen bereits dabei,<br />

ihre Angebotspalette über die reine Portfoliogestaltung<br />

hinaus deutlich zu erweitern.<br />

Mit zunehmender Reife dürfte auch<br />

dieser FinTech-Bereich deshalb noch ein<br />

weiteres massives Wachstum erleben.“<br />

Autor: www.kpmg.de<br />

28 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Fondsbranche fließen im ersten Quartal<br />

28 Milliarden Euro neue Gelder zu<br />

Die deutsche Fondsbranche sammelte<br />

im ersten Quartal <strong>2016</strong> netto<br />

28,1 Milliarden Euro ein. Dazu haben<br />

fast ausschließlich Spezialfonds mit<br />

Zuflüssen von 26,8 Milliarden Euro beigetragen.<br />

Beim Neugeschäft der Publikumsfonds<br />

liegt ein differenziertes Bild für das<br />

erste Quartal vor. Die Absatzliste führen<br />

offene Immobilienfonds mit Zuflüssen<br />

von 2,3 Milliarden Euro an, obwohl einige<br />

Fonds vorübergehend keine neuen Gelder<br />

annehmen. Das ist das beste Quartalsergebnis<br />

seit 2010, als die offenen Immobilienfonds<br />

in den ersten drei Monaten<br />

3,2 Milliarden Euro eingesammelt hatten.<br />

Mischfonds belegen mit neuen Geldern<br />

von 2,2 Milliarden Euro den zweiten Rang.<br />

Aktienfonds verzeichneten hingegen Abflüsse<br />

von 1,9 Milliarden Euro. Dazu haben<br />

insbesondere Anteilrückgaben von Aktien-<br />

ETFs im Wert von 2,3 Milliarden Euro beigetragen.<br />

Die Fondsgesellschaften verwalteten Ende<br />

März <strong>2016</strong> insgesamt 2,6 Billionen Euro.<br />

Davon entfallen 861 Milliarden Euro auf Publikumsfonds,<br />

388 Milliarden Euro auf freie<br />

Mandate und 1,4 Billionen Euro auf Spezialfonds.<br />

Weiterhin sind Versicherungsgesellschaften<br />

die größte Anlegergruppe bei<br />

den Spezialfonds. Die Fondsgesellschaften<br />

verwalten für sie ein Vermögen von<br />

553 Milliarden Euro. Auf Altersvorsorgeeinrichtungen<br />

wie Versorgungswerke und<br />

Pensionskassen entfallen 282 Milliarden<br />

Euro. Für produzierende Unternehmen und<br />

Industriestiftungen verwalten die Fondsgesellschaften<br />

219 Milliarden Euro. Diese<br />

Rangfolge der Anlegergruppen spiegelt<br />

sich auch im Neugeschäft wider. Rund<br />

70 Prozent der Zuflüsse von Spezialfonds<br />

im ersten Quartal stammen von<br />

Versicherungsgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen.<br />

Autor www.bvi.de<br />

US-Unternehmen werfen die größten<br />

Renditen ab<br />

US-Unternehmen nehmen in der diesjährigen<br />

globalen Value-Creators-<br />

Rangliste der Boston Consulting<br />

Group sieben der zehn obersten Plätze ein.<br />

Das am besten platzierte deutsche Unternehmen<br />

Continental rangiert auf Platz 12.<br />

US-Biopharma-Unternehmen liegen bei<br />

den globalen Large-Caps zum zweiten Mal<br />

in Folge weit vor der internationalen Konkurrenz:<br />

Sie belegen vier Top-Ten-Plätze,<br />

darunter auch die drei Spitzenplätze. Auf<br />

Platz 1: Regeneron Pharmaceuticals mit<br />

einer durchschnittlichen jährlichen Aktienrendite<br />

von 75,3 Prozent. Damit liegt das<br />

Unternehmen 32 Prozentpunkte höher als<br />

das zweitplatzierte Allergan mit 43,3 Prozent.<br />

Gilead Sciences mit 41,4 Prozent belegt<br />

Platz 3, und Biogen komplettiert mit<br />

Platz 6 die Gruppe der Biopharma-Unternehmen<br />

unter den Top Ten. The Boston<br />

Consulting Group (BCG) veröffentlicht seit<br />

18 Jahren eine jährliche Rangliste der globalen<br />

Top-"Value Creators". Die Rangliste<br />

<strong>2016</strong> basiert auf einer Analyse des TSR<br />

(Total Shareholder Return). Der TSR misst<br />

die jeweilige Kombination aus Kursverlauf<br />

und Dividendenertrag der Aktien von rund<br />

2.000 Unternehmen aus 28 Branchen in<br />

den letzten fünf Jahren und ist die umfassendste<br />

Messgröße für Wertsteigerung.<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

29


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />

Die Rangliste der sogenannten "Large-<br />

Caps" umfasst die 200 weltweit größten<br />

Unternehmen. Sie haben eine Börsenbewertung<br />

von jeweils mindestens 44 Milliarden<br />

US-Dollar.<br />

Renditegarant Biopharma<br />

Die Top-Unternehmen kommen alle aus<br />

dem Biotech-Sektor. Auf die Pharma-Gewinner<br />

folgt auf Platz 4 das südafrikanische<br />

Medien- und Verlagsunternehmen Naspers.<br />

Als weitere starke Medienunternehmen<br />

zeichnen sich das chinesische Social-<br />

Media-Schwergewicht Tencent auf Platz 7<br />

und der Internet-TV-Anbieter Netflix aus<br />

den USA auf Platz 8 aus. Tencent ist das<br />

einzige Unter-nehmen, das es geschafft<br />

hat, mehr dreimal unter den Top Ten zu<br />

sein. Dr. Frank Plaschke, BCG-Partner und<br />

Koautor der Studie, erläutert, warum es so<br />

schwierig ist, sich unter den Top-Performern<br />

zu halten: "Im Laufe der Zeit neigen<br />

Unternehmen dazu, sich der durchschnittlichen<br />

Marktperformance anzugleichen.<br />

Um ein Top-'Value Creator' zu werden,<br />

muss ein Unternehmen die Erwartungen<br />

der Anleger immer wieder deutlich übertreffen<br />

und Ergebnisse liefern, durch die<br />

die Geschäftsentwicklung eine völlig neue<br />

Dynamik erhält."<br />

Continental als bestplatziertes<br />

deutsches Unternehmen<br />

Continental hat es dieses Jahr mit einem<br />

TSR von 32.9 Prozent auf Platz 12 der Large-<br />

Caps geschafft. Unter ihnen befinden sich<br />

insgesamt elf deutsche Unter¬nehmen. Bei<br />

den Top Ten in Deutschland zeichnet sich<br />

ein ähnlicher Biotech- und Pharma-Trend<br />

wie weltweit ab: Zwei Pharma-Unternehmen<br />

– Merck und Bayer – stehen hier auf<br />

den Plätzen 3 und 7; das Medizintechnik-<br />

Unternehmen Fresenius belegt Platz 2.<br />

Autor: www.bcg.com<br />

Quelle: © duncanandison - Fotolia.com<br />

30 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

2015 zeigte: Wenig Angebot für<br />

Anleger Geschlossener Beteiligungen<br />

FERI Analyse Angebotsentwicklung<br />

Investmentvermögen / geschlossene Beteiligungen 2015<br />

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen<br />

(BaFin) hat im Gesamtjahr<br />

2015 insgesamt 31 Publikums-<br />

AIF (Alternative Investmentfonds) nach<br />

dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)<br />

zum Vertrieb zugelassen. Dies sind sechs<br />

AIF mehr als im Jahr 2014, die von der<br />

BaFin die Vertriebszulassung erhalten haben.<br />

Sieben dieser Neuzulassungen entfallen<br />

auf das vierte Quartal 2015. Darüber<br />

hinaus hat die BaFin 2015 die jeweiligen<br />

Verkaufsprospekte für insgesamt 31 Vermögensanlagen<br />

nach dem Vermögensanlagengesetz<br />

(VermAnlG) gestattet. Das<br />

sind sieben Vermögensanlagen weniger<br />

als im Vorjahr gestattet wurden. Auf das<br />

vierte Quartal 2015 entfallen elf dieser<br />

Neugestattungen. Zu diesen Ergebnissen<br />

kommen die aktuelle Gesamtjahresanalyse<br />

der Angebotsentwicklung Investmentvermögen<br />

/ geschlossene Beteiligungen<br />

der FERI EuroRating Services AG. Das<br />

prospektierte Eigenkapital der 2015 neu<br />

zugelassenen Publikums-AIF und Vermögensanlagen<br />

nach VermAnlG beträgt<br />

jeweils 1,03 Milliarden Euro und 292,5<br />

Millionen Euro. Das ist ein Rückgang um<br />

jeweils 14 Prozent und 32 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. 2014 wurde ein prospektiertes<br />

Eigenkapital von 1,2 Milliarden<br />

Euro bei Publikums-AIF und 431,6 Millionen<br />

Euro bei Vermögensanlagen nach<br />

VermAnlG erreicht. Das prospektierte Eigenkapital,<br />

welches auf das vierte Quartal<br />

2015 entfällt, beträgt 304,9 Millionen Euro<br />

bei Publikums-AIF und 49,3 Millionen Euro<br />

bei Vermögensanlagen.<br />

Prozent. „Im vergangenen Jahr wurde<br />

eine höhere Anzahl an Publikums-AIF als<br />

2014 zugelassen (31 anstatt 25), aber das<br />

prospektierte Eigenkapital und das Fondsvolumen<br />

sind insgesamt geringer. Das<br />

durchschnittlich prospektierte Fondsvolumen<br />

belief sich 2015 auf knapp rund 44<br />

Millionen Euro gegenüber rund 82 Millionen<br />

Euro im Vorjahr. Z.B. wurden von den<br />

Anbietern in 2015 keine großvolumigen<br />

Flugzeug-AIF mit einem Airbus A380<br />

oder einer Boeing 777 als Asset aufgelegt.<br />

Auch sahen wir keine großvolumigen<br />

Immobilien-AIF mit mehr als 200 Millionen<br />

Euro prospektiertem Fondsvolumen“,<br />

kommentiert Wolfgang Kubatzki, Mitglied<br />

der Geschäftsleitung der FERI EuroRating<br />

Services AG.<br />

Fondshäuser setzen<br />

auf risikogemischte Publikums-AIF<br />

Das Verhältnis risikogemischter Publikums-AIF<br />

zu nicht risikogemischten Publikums-AIF<br />

hat sich 2015 im Vorjahresvergleich<br />

nicht maßgeblich verändert. 22 von<br />

31 im vergangenen Jahr zugelassenen Pu-<br />

Publikums-AIF<br />

sind kleinteiliger geworden<br />

Das prospektierte Fondsvolumen der 2015<br />

neu zugelassenen Publikums-AIF beträgt<br />

1,37 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr<br />

bedeutet das einen Rückgang um 33<br />

Quelle: © Kzenon - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

31


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />

blikums-AIF beziehungsweise 71 Prozent<br />

sind risikogemischt gegenüber 68 Prozent<br />

im Vorjahr. Von den 22 risikogemischten<br />

Publikums-AIF sind 17 Blindpool-AIFs und<br />

fünf Real Asset AIFs. „Die Fondshäuser<br />

wollen weiterhin den „normalen“ Privatanleger<br />

erreichen und gestalten die AIFs<br />

überwiegend als risikogemischt. Allerdings<br />

ist die Risikomischung in den meisten Fällen<br />

nur durch eine Blindpool-Konstruktion<br />

möglich“, kommentiert Kubatzki.<br />

Immobilien-AIF<br />

dominieren nach wie vor<br />

Unter den 2015 neu zugelassenen Publikums-AIF<br />

ist die Anzahl der Immobilien-<br />

AIF im Vorjahresvergleich von 15 auf 20<br />

gestiegen. Das prospektierte Eigenkapital<br />

ist unterdessen um zehn Prozent gesunken.<br />

Mit einem Anteil von 64,4 Prozent am<br />

gesamten prospektierten Eigenkapital der<br />

neu zugelassenen Publikums-AIF stellen<br />

Immobilien nach wie vor die dominante<br />

Assetklasse dar. Auch im Vorjahr dominierten<br />

Immobilien mit einem Anteil von<br />

61,6 Prozent. Flugzeuge hatten 2015 nur<br />

noch einen Anteil von 1,7 Prozent gegenüber<br />

20,8 Prozent im Vorjahr. Der Anteil<br />

der Spezialitäten hat sich jedoch von 4,8<br />

Prozent im Jahr 2014 auf 19,9 Prozent<br />

im Jahr 2015 erhöht, so dass die Spezialitäten<br />

als zweitstärkste Assetklasse das<br />

Angebot 2015 bestimmten.<br />

Vermögensanlagen:<br />

Rückgang des prospektierten<br />

Eigenkapitals um 32 Prozent<br />

Die 2015 neu zugelassenen Vermögensanlagen<br />

nach VermAnlG kommen insgesamt<br />

auf ein prospektiertes Fondsvolumen von<br />

605,9 Millionen Euro und verzeichnen damit<br />

einen Rückgang um 37 Prozent im Verhältnis<br />

zum Vorjahr. „Insgesamt 31 Vermögensanlagen<br />

wurden in 2015 gestattet<br />

gegenüber 38 in 2014“, so Kubatzki.<br />

Quelle: © carloscastilla - Fotolia.com<br />

New Energy-Vermögensanlagen sind<br />

stärkste Assetklasse 2015<br />

Bei den neu zugelassenen Vermögensanlagen<br />

ist in der Assetklasse Immobilien ein<br />

Rückgang des prospektierten Eigenkapitals<br />

um rund 90 Prozent zu verzeichnen.<br />

Dies liegt darin begründet, dass 2014 eine<br />

große Immobilien-Vermögensanlage mit<br />

einem prospektierten Eigenkapital von<br />

132 Millionen US-Dollar auf den Markt<br />

gekommen ist, die alleine bereits 62 Prozent<br />

des prospektierten Eigenkapitals dieser<br />

Assetklasse auf sich vereinigte. Eine<br />

starke Steigerung des prospektierten Eigenkapitals<br />

ist dafür in der Assetklasse<br />

New Energy zu verzeichnen. Trotz annähernd<br />

gleicher Anzahl an Neuzulassungen<br />

kann hier ein Anstieg um 78 Prozent beobachtet<br />

werden. Dies ist auf die Neuzulassung<br />

einer einzelnen Vermögensanlage<br />

mit einem prospektierten Eigenkapital<br />

und einem Fondsvolumen von jeweils 105<br />

Millionen Euro zurückzuführen. „Bereinigt<br />

um diese großvolumige New Energy-<br />

Vermögensanlage entsprechen die New<br />

Energy-Zahlen für 2015 hinsichtlich dem<br />

prospektierten Eigenkapital und Fondvolumen<br />

und der Anzahl denen des Vorjahres“,<br />

kommentiert Kubatzki.<br />

Autor: www.feri.de<br />

32 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

bsi-Branchenzahlen 2015:<br />

Privatkundengeschäft erholt sich<br />

weiter, Geschäft mit professionellen<br />

Kunden gewinnt hinzu<br />

Der bsi Bundesverband Sachwerte<br />

und Investmentvermögen hat seine<br />

26 Voll- und bestandsverwaltenden<br />

Branchenmitglieder zur Entwicklung des<br />

Sachwerte-Geschäfts im Jahr 2015 befragt<br />

und die Unternehmen um einen Ausblick<br />

auf das laufende Jahr gebeten. An<br />

der Erhebung teilgenommen haben 25 Unternehmen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass<br />

sich der Markt weiter entwickelt und der<br />

Ausblick positiv ist. So tätigten die Unternehmen<br />

im Jahr 2015 insgesamt 8,9 Mrd.<br />

Euro an neuen Investitionen in Sachwerte.<br />

Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />

(2014: 10,3 Mrd. EUR). Das entspricht in<br />

etwa der Summe, welche die EU von 2011<br />

bis 2020 in den Ausbau des europaweiten<br />

Breitbandnetzes investieren will. Unter<br />

Investitionen in Sachwerte werden alle<br />

tatsächlichen Ankäufe erfasst. 83 Prozent<br />

(7,4 Mrd. EUR) davon flossen in den Bereich<br />

Immobilien, der damit weiterhin den<br />

Schwerpunkt bei den Investitionen bildet.<br />

Weitere Investitionsfelder sind Luftfahrzeuge<br />

(706 Mio. EUR), Infrastruktur (300<br />

Mio. EUR) und Investitionen in Anlagen<br />

zur Gewinnung erneuerbarer Energien<br />

(291 Mio. EUR). Das Volumen der Assets-<br />

Under-Management der bsi-Mitgliedsunternehmen<br />

lag zum Stichtag 31.12.2015<br />

bei 136,1 Mrd. EUR (2014: 160,1 Mrd.<br />

EUR). Mit 75,5 Mrd. Euro entfallen mehr<br />

als 55 Prozent der verwalteten Assets auf<br />

den Bereich Immobilien.<br />

Die Investitionen der Sachwertbranche<br />

erfolgten überwiegend durch regulierte<br />

Vehikel: 82 Prozent (7,3 Mrd. EUR) ihrer<br />

Investitionen in Sachwerte realisierten<br />

die bsi-Mitglieder 2015 über regulierte<br />

Vehikel unter dem deutschen KAGB und<br />

europäischen Normen. Dazu gehörten<br />

geschlossene Publikums- und Spezial-<br />

AIF (0,7 Mrd. EUR bzw. 1,5 Mrd. EUR),<br />

offene Spezial-AIF (2,8 Mrd. EUR) und<br />

die europäisch regulierten Luxemburger<br />

Strukturen (SICAF und SICAV: 2,3 Mrd.<br />

EUR). Dem stehen 18 Prozent bzw. 1,6<br />

Mrd. EUR an neuen Investitionen über<br />

unregulierte bzw. teilregulierte Produkte<br />

wie Direktinvestments, Vermögensanlagen,<br />

Inhaberschuldverschreibungen und<br />

sonstige Anlagen gegenüber. Auf der Produktseite<br />

haben die Mitglieder des bsi im<br />

Jahr 2015 35 neue Alternative Investmentfonds<br />

(AIF) an den Markt gebracht<br />

(2014: 39). Davon waren 16 Publikums-<br />

AIF (2014:16), 14 geschlossene Spezial-<br />

AIF (2014: 15) und 5 offene Spezial-AIF<br />

(2014:8).<br />

Fondsvolumen- und Eigenkapitalplatzierung<br />

steigen<br />

Ein klar positiver Trend zeigt sich beim<br />

Platzierungsgeschehen: So konnten die<br />

Mitglieder des bsi im Jahr 2015 für ihre<br />

geschlossenen Publikums-AIF 1 Mrd. EUR<br />

Fondsvolumen platzieren und 521 Mio.<br />

EUR Eigenkapital bei Privatanlegern einwerben<br />

(2014: 81 Mio. EUR). Bei professionellen<br />

Investoren wurden 1,7 Mrd. EUR<br />

Fondsvolumen platziert und 1 Mrd. EUR<br />

Eigenkapital für geschlossene Spezial-AIF<br />

eingeworben (2014: 592 Mio. EUR). Bezogen<br />

auf die Platzierungszahlen sind Immobilien<br />

klar der Spitzenreiter: Bei den<br />

geschlossenen Publikums-AIF flossen 325<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

33


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />

Mio. EUR in diese Assetklasse (2014: 49<br />

Mio. EUR), das entspricht einem Anteil<br />

von 62,4 Prozent am gesamten Platzierungsvolumen<br />

im Publikumsbereich. Das<br />

zweithöchste Platzierungsvolumen erreichten<br />

Flugzeug-Investments mit 121<br />

Mio. EUR (2014: 20 Mio. EUR), das entspricht<br />

einem Anteil von 23,2 Prozent. Es<br />

folgen Portfolio-Investments mit 52 Mio.<br />

EUR Eigenkapital (2014: 0), die damit einen<br />

Anteil von 10 Prozent am platzierten<br />

Eigenkapital bei Publikums-AIF erreichen.<br />

Private Equity erreichte ein Platzierungsvolumen<br />

von 20 Mio. EUR bzw. 3,8<br />

Prozent (2014: 2 Mio. EUR). Erneuerbare<br />

Energien kamen 2015 auf 4 Mio. EUR<br />

platziertes Eigenkapital (2014: 10 Mio.<br />

EUR) und verzeichneten damit als einzige<br />

Assetklasse im Publikums-Bereich einen<br />

Rückgang im Platzierungsvolumen.<br />

Professionelle Anleger: Immobilien<br />

und Erneuerbare Energien vorn<br />

Professionelle Investoren beteiligten sich<br />

mit 808 Mio. EUR Eigenkapital (2014: 514<br />

Mio. EUR) an geschlossenen Immobilien-<br />

Spezial-AIFs, das entspricht einem Anteil<br />

von 78,7 Prozent am gesamten, über<br />

Spezial-AIFs platzierten Eigenkapital.<br />

Ebenfalls mit deutlichem Zuwachs folgen<br />

Erneuerbare Energien mit 175 Mio. EUR<br />

platziertem Eigenkapital (2014: 78 Mio.<br />

EUR), was einem Anteil von 17 Prozent<br />

entspricht. Auf Flugzeuge entfielen 30<br />

Mio. EUR (2014: 0). 2015 wurden rund<br />

3,4 Mrd. EUR platziertes Eigenkapital in<br />

regulierten Vehikel wie die deutschen<br />

Publikums- und Spezial-AIF (zusammen<br />

rd. 1,5 Mrd. EUR) sowie den europäisch<br />

regulierten Luxemburger Strukturen (rd.<br />

1,9 Mrd. EUR) platziert. Das entspricht<br />

einem Anteil von 70 Prozent am gesamten<br />

von den bsi-Mitgliedern platzierten<br />

Eigenkapital. Die restlichen 30 Prozent,<br />

zusammen rd. 1,4 Mrd. EUR, entfielen<br />

auf unregulierte Vehikel wie Direktinvestments<br />

(598 Mio. EUR), sonstige Anlagen<br />

(413 Mio. EUR), Vermögensanlagen (210<br />

EUR) und Inhaberschuldverschreibungen<br />

(217 Mio. EUR).<br />

Ausblick <strong>2016</strong><br />

Immobilien bleiben auch im laufenden<br />

Jahr der Investitionsschwerpunkt der bsi-<br />

Mitglieder. 87 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />

gaben an, <strong>2016</strong> im Rahmen von<br />

geschlossenen Spezial-AIF in Immobilien<br />

zu investieren, 74 Prozent gaben dies<br />

auch für Publikums-AIF an. Bei den Spezial-AIF<br />

werden Flugzeuge (22 Prozent<br />

der Befragten) und Erneuerbare Energien<br />

(ebenfalls 22 Prozent der Befragten) weitere<br />

Schwerpunkte sein. Bei Publikums-<br />

AIF sollen demnach die Investitionen in<br />

Erneuerbare Energien (17 Prozent der<br />

Befragten) wieder steigen, Investitionen<br />

in Private Equity und Flugzeuge wären<br />

gleichauf, hier planen 13 Prozent der Befragten<br />

entsprechende Investitionen. Bezogen<br />

auf Anlagen außerhalb des KAGB,<br />

planen 35 Prozent der bsi-Mitglieder in<br />

Luxemburger Strukturen zu investieren.<br />

Weitere 30 Prozent planen mit Direktinvestments.<br />

Vermögensanlagen sind für<br />

22 Prozent Gegenstand der Planungen,<br />

17 Prozent ziehen demnach auch Inhaberschuldverschreibungen<br />

in Betracht.<br />

Bezogen auf das Verhältnis von Anbietern<br />

und Produkten erwarten die bsi-Mitglieder,<br />

dass die Zahl der Anbieter <strong>2016</strong> stagnieren<br />

bzw. sinken wird (je 43 Prozent der<br />

Befragten). Die Zahl der Produkte soll dagegen<br />

nach Auffassung von 78 Prozent<br />

der Befragten steigen. Bei den Vehikeln<br />

wird nach Auffassung der bsi-Mitglieder<br />

<strong>2016</strong> der Spezial-AIF klarer Spitzenreiter<br />

sein, hier erwarten 83 Prozent der Befragten,<br />

dass deren Anzahl steigen wird.<br />

57 Prozent der Befragten gehen zudem<br />

davon aus, dass auch die Zahl der geschlossenen<br />

Publikums-AIF steigen wird,<br />

34 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

39 Prozent erwarten in diesem Bereich jedoch<br />

auch eine Stagnation. Fast die Hälfte<br />

der Befragten (48 Prozent) erwartet außerdem,<br />

dass die Zahl sonstiger Anlagen<br />

<strong>2016</strong> ansteigen wird. Eric Romba, Hauptgeschäftsführer<br />

des bsi e.V., zeigt sich<br />

insgesamt zufrieden mit den Ergebnissen<br />

für 2015: „Die Investitionen in Sachwerte<br />

und die Zahl der neuen geschlossenen<br />

AIF sind weitgehend stabil geblieben, die<br />

Platzierungszahlen sogar deutlich gestiegen<br />

– zusammen mit den Erwartungen,<br />

die unsere Mitglieder für das laufende<br />

Jahr formuliert haben, ist das ein positives<br />

Signal für die Entwicklung der Branche.“<br />

„Das Geschäft mit Professionellen<br />

Investoren hat sich als Schwerpunkt der<br />

Investitionen und des Platzierungsgeschäfts<br />

der bsi-Mitglieder etabliert, gleiches<br />

gilt für die Assetklasse Immobilien“,<br />

fügt Gert Waltenbauer (KGAL GmbH & Co.<br />

KG) hinzu. Gert Waltenbauer verantwortet<br />

im Vorstand des bsi den Themenbereich<br />

Professionelle Investoren. Aus Sicht von<br />

Andreas Heibrock (PATRIZIA GrundInvest<br />

GmbH), der im bsi-Vorstand zum Thema<br />

Publikumsvertrieb spricht, sind auch im<br />

Privatkundengeschäft wieder viele positive<br />

Signale sichtbar: „Aus der Niedrigzinsphase<br />

ist ein Nullzinsumfeld geworden<br />

– Sachwerte gewinnen deshalb auch für<br />

Privatanleger immer mehr an Bedeutung,<br />

wenn es um den Vermögensaufbau und<br />

den Erhalt von Vermögen geht. Die wieder<br />

anziehenden Platzierungszahlen sind dafür<br />

ein deutliches Signal.“<br />

Autor: www.sachwerteverband.de<br />

Quelle: © buchachon - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

35


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />

Erster Marktbericht über<br />

institutionelle Zielfonds bekräftigt<br />

Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />

Alternative Investments wachsen in letzter Dekade<br />

doppelt so schnell wie klassische Anlagen<br />

Mit dem ersten Marktbericht „Institutionelle<br />

Zielfonds für alternative<br />

Anlageklassen“ erweitert<br />

WealthCap sein Spektrum im Research-<br />

Bereich auf professionelle Investoren.<br />

Die Untersuchung liefert einen fundierten<br />

Überblick der aktuellen gesamtwirtschaftlichen<br />

Situation in Deutschland,<br />

der Eurozone und den USA sowie die aktuellen<br />

Entwicklungen am Marktumfeld<br />

alternativer Anlageklassen. Besonderes<br />

Augenmerk wird auf die Besonderheiten<br />

institutioneller Zielfonds<br />

und deren aktive Wertschöpfungsstrategien<br />

in aktuell<br />

volatilen Märkten gelegt.<br />

Volkswirtschaftliche Entwicklung:<br />

Für Deutschland, die Eurozone<br />

und USA sind die Wirtschaftsprognosen<br />

positiv, doch<br />

geopolitische Spannungen bleiben ernstzunehmende<br />

Unsicherheitsfaktoren.<br />

Das insbesondere in Europa anhaltende<br />

Niedrigzinsumfeld begrenzt die Optionen<br />

renditestarker Anlagealternativen.<br />

Marktumfeld alternative Anlageklassen:<br />

Die Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />

ist sowohl für institutionelle als auch<br />

für Privatanleger stark gestiegen. Im Verlauf<br />

der vergangenen zehn Jahre ist das<br />

Marktvolumen der sogenannten „alternativen<br />

Investments“ doppelt so schnell<br />

gewachsen wie das klassischer Anlageklassen.<br />

Ein vielseits präferierter Weg<br />

führt dabei über institutionelle Zielfonds.<br />

Hauptmotivation ist meist die Höhe der<br />

möglichen Renditen mit Wertschöpfungsstrategien<br />

durch aktives Management.<br />

Die Nachfrage nach institutionellen Zielfonds<br />

ist in 2015 gestiegen, Analysten<br />

prognostizieren weiteres Wachstum. Der<br />

Nachfrageanstieg mit hohen Kapitalzuflüssen<br />

erhöht die Herausforderung für<br />

Zielfondsmanager, gute Investitionsmöglichkeiten<br />

am Markt zu finden und ansprechende<br />

Erträge zu generieren. Für<br />

Anleger wird es im zunehmenden Wettbewerb<br />

nicht einfacher, die nachhaltig<br />

guten Anbieter zu finden.<br />

Strategie: Bei einer Portfoliozusammenstellung<br />

liegen die Vorteile institutioneller<br />

Zielfonds in der aktiven<br />

Wertschöpfung. Experten<br />

vor Ort investieren<br />

gezielt in Objekte oder<br />

Unternehmen, um diese<br />

anhand ihres langfristig<br />

aufgebauten Knowhows<br />

in einer spezifischen<br />

Anlageklasse werthaltiger<br />

zu<br />

Quelle: © Denis Junker - Fotolia.com<br />

machen.<br />

Streuung kann Stabilitäts- und Renditefaktoren<br />

vereinen. Dabei kann Streuung<br />

über und innerhalb von Märkten und Anlageklassen<br />

oder über einen längeren Investitionszeitraum<br />

Risiken senken und<br />

zeitgleich Renditechancen erhöhen.<br />

Analysen und Berechnungen anhand einer<br />

Monte Carlo Simulation am Beispiel<br />

Private Equity Buyout Zielfonds haben<br />

gezeigt, dass wenn in 15 aufeinanderfolgenden<br />

Jahren jeweils in einen Private<br />

Equity Buy-out Zielfonds investiert wird<br />

die Verlustwahrscheinlichkeit bei 0% liegt.<br />

Die Chance auf einen Rückfluss liegt bei<br />

ca. 230 Prozent der Einlage (basierend auf<br />

dem Median). Multimanager Ansätze mit<br />

institutionellen Zielfonds können vielfältig<br />

zur strategischen Asset Allocation beitragen<br />

und unterschiedlichste Anlegerwünsche<br />

vereinen.<br />

Autor: www.wealthcap.com<br />

36 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

PwC-Studie:<br />

Immobilien-Investoren stehen<br />

vor großen Herausforderungen<br />

Trotz attraktiver Wachstumschancen<br />

in Schwellenländern außerhalb<br />

Europas konzentrieren sich europäische<br />

Immobilienmanager vor allem<br />

auf ihre Heimatmärkte: Im Durchschnitt<br />

stammen 86 Prozent der Kunden und 91<br />

Prozent des verwalteten Vermögens aus<br />

europäischen Ländern, wie der „European<br />

Real Estate Asset Manager Benchmarking<br />

Survey <strong>2016</strong>“ der Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungsgesellschaft PwC zeigt. „Wer<br />

Wachstumschancen nutzen will, sollte die<br />

Internationalisierung entschlossen vorantreiben“,<br />

sagt Jürgen Buchelt, Direktor bei<br />

PwC.<br />

Quelle: © markus dehlzeit - Fotolia.com<br />

Die Umfrage unter 23 führenden europäischen<br />

Investmentgesellschaften und<br />

Versicherern, die gemeinsam Immobilienvermögen<br />

im Wert von 230 Milliarden<br />

Euro verwalten, untersucht die<br />

Geschäftsmodelle sowie die Organisationsstrukturen<br />

im Front, Middle und Back<br />

Office der europäischen Real Estate Asset<br />

Management-Industrie und geht auf Führungsstrukturen,<br />

Produkte, Dienstleister,<br />

Bewertungsprozesse und Reporting ein.<br />

Dabei gibt es erhebliche Unterschiede in<br />

Sachen Effizienz: Die Relation zwischen<br />

der Zahl der Angestellten und dem verwalteten<br />

Vermögen weicht in der Branche<br />

stark voneinander ab. „Die Studie zeigt,<br />

dass viele Immobilienmanager gerade im<br />

Back Office noch nach dem besten Modus<br />

Operandi suchen“, sagt Susanne Eickermann-Riepe,<br />

Partnerin bei PwC. Das lässt<br />

sich nur zum Teil durch unterschiedliche<br />

Geschäftsmodelle erklären: „Teile der<br />

Branche stehen noch am Anfang, wenn es<br />

darum geht, Prozesse zu automatisieren<br />

und zu standardisieren“, sagt Buchelt.<br />

So zeigt die Studie, dass spezialisierte<br />

Softwareprogramme in vielen Bereichen<br />

nur selten zum Einsatz kommen. Dies ist<br />

auch angesichts der gestiegenen regulatorischen<br />

Anforderungen gefährlich. Viele<br />

Unternehmen haben aber inzwischen<br />

erkannt, dass Handlungsbedarf<br />

besteht – und<br />

zwar nicht nur, um effizienter<br />

zu werden, sondern auch wegen<br />

gestiegener Kundenerwartungen<br />

im Zeitalter der<br />

Digitalisierung. Sie reagieren<br />

darauf zum Beispiel mit neuen<br />

Strategien in Bereichen<br />

wie Vertrieb und Customer<br />

Relations.<br />

Ein weiterer Treiber für Veränderungen<br />

ist die steigende<br />

Nachfrage nach energieeffizienten<br />

Gebäuden. Der Studie<br />

zufolge beziehen inzwischen<br />

rund 40 Prozent der Anbieter<br />

bei der Auswahl von Immobilien<br />

ökologische Kriterien ein. „Angesichts<br />

der Tatsache, dass Verantwortliche<br />

das Thema Nachhaltigkeit als Top-Priorität<br />

einstufen, sehen wir in der praktischen Anwendung<br />

im täglichen Geschäft noch viel<br />

Aufholbedarf“, sagt Buchelt.<br />

Autor: www.pwc.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

37


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

Mehr Geld als Immobilien<br />

Internationale Investoren verfügen<br />

aktuell über gewaltige Summen, die<br />

sie im Sinne ihrer Anleger investieren<br />

müssen. Das ist selbst für diese professionellen<br />

Kapitalsammelstellen bei den derzeit<br />

extrem niedrigen Zinsen alles andere<br />

als einfach. Immobilien haben vor diesem<br />

Hintergrund deutlich an Attraktivität gewonnen.<br />

Investoren aus aller Welt schauen<br />

dabei nicht zuletzt auf den im internationalen<br />

Vergleich sicheren Immobilienmarkt in<br />

Deutschland und verschärfen so den Wettbewerb<br />

um die knappen Anlageobjekte.<br />

In seinem Gastbeitrag beleuchtet Marcus<br />

Lemli diese Entwicklung, ihre Folgen und<br />

die Konsequenzen, die private Anleger daraus<br />

ziehen sollten. Marcus Lemli ist CEO<br />

von Savills in Deutschland und Leiter Investment<br />

Europa des international tätigen<br />

Immobiliendienstleistungs-Unternehmens<br />

mit Sitz in London.<br />

Mehrere Nachrichten aus den vergangenen<br />

Wochen lassen aufhorchen. Da erließ<br />

Union Investment bei drei offenen Immobilienfonds<br />

einen Annahmestopp für<br />

weiteres Geld von den Anlegern. Ebenso<br />

entschied auch die Deutsche Bank für<br />

einen ihrer Fonds. Und dann verkündete<br />

Nikolaus von Bornhard, CEO der Munich<br />

Re, man werde eine zweistellige Millionensumme<br />

Bargeld in eigene Tresore<br />

einlagern, um Negativzinsen zu entgehen.<br />

„Wir testen das jetzt mal“, so sein<br />

nonchalanter Kommentar. Damit dringt<br />

langsam in die Öffentlichkeit vor, was Insider<br />

schon deutlich länger beobachten:<br />

In den Händen von Investoren sammelt<br />

sich schneller Kapital, als sie es rentabel<br />

investieren können.<br />

Damit sie überhaupt noch akzeptable<br />

Renditen erzielen können, streben viele<br />

Investoren einen höheren Immobilienanteil<br />

ihrer Portfolios an. Schon in den<br />

vergangenen Jahren haben wir gesehen,<br />

wie die immer weiter sinkenden Zinsen<br />

eine erhebliche Umschichtung in Immobilien<br />

ausgelöst haben. Die Transaktionsvolumina<br />

in allen Sektoren, ob Wohnen,<br />

Büro, Handel oder Logistik, erlebten Steigerungen<br />

von zum Teil mehreren hundert<br />

Prozent. In den vergangenen drei Jahren<br />

haben institutionelle Investoren weltweit<br />

jeweils mehr als 1,2 Billionen US-Dollar<br />

in Immobilien investiert. Im Jahr 2009,<br />

dem Tiefpunkt nach der Finanzkrise, waren<br />

es gerade einmal etwa 400 Millionen<br />

US-Dollar. Angesichts der weiterhin extrem<br />

lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken,<br />

vor allem vonseiten der Europäischen<br />

Zentralbank, wird die Nachfrage<br />

nach Immobilien auch in diesem Jahr enorm<br />

hoch sein.<br />

Der deutsche Immobilienmarkt erfreut<br />

sich hierbei eines besonderen Interesses<br />

von Investoren aus aller Welt. Deutschland<br />

gilt als sicherer Anlagehafen. Die<br />

Volkswirtschaft ist stabil und verzeichnete<br />

seit der weltweiten Finanzkrise das mit<br />

Abstand stärkste Wirtschaftswachstum<br />

der großen Volkswirtschaften in der Eurozone.<br />

Zugleich ist die Arbeitslosenquote<br />

im europäischen Vergleich eine der niedrigsten.<br />

Dies spiegelt sich am Immobilienmarkt<br />

in hoher Nutzernachfrage, niedrigen<br />

Leerständen und steigenden Mieten<br />

wider. Es ist daher nur folgerichtig, wenn<br />

internationale Investoren deutsche Immobilien<br />

ins Visier nehmen. Sie verwalten<br />

teils riesige Kapitalbestände – und<br />

treffen auf einheimische Investoren wie<br />

die eingangs genannten, die nicht minder<br />

dringend nach Möglichkeiten suchen,<br />

ihre ebenfalls gewaltigen Kapitalmengen<br />

anzulegen. Schon heute ist die Nachfrage<br />

auf dem deutschen Immobilienmarkt<br />

bei weitem größer als das Angebot, und<br />

dieser Nachfrageüberhang dürfte auch im<br />

laufenden Jahr weiter zunehmen.<br />

Ein Blick auf die Transaktionsvolumina<br />

seit 2009 zeigt die außerordentliche Dy-<br />

38 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

namik der Entwicklung. In jenem Jahr<br />

belief sich das gesamte Transaktionsvolumen<br />

bei Gewerbeimmobilien in Deutschland<br />

auf gut 10 Mrd. Euro, der Anteil<br />

ausländischer Käufer betrug lediglich 20<br />

Prozent. Seither ist das Investitionsvolumen<br />

kontinuierlich gestiegen, ebenso<br />

der Anteil internationaler Käufer. 2015<br />

hat das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien<br />

mit mehr als 57 Mrd. Euro<br />

nahezu das bisherige Rekordniveau von<br />

2007 erreicht. Dabei lag der Anteil ausländischer<br />

Investoren bei 52 Prozent, bei<br />

großvolumigen Deals von mehr als 100<br />

Mio. Euro sogar bei 68 Prozent. Viele internationale<br />

Investoren fokussieren auf<br />

Immobilien dieser Größenordnung, um<br />

Aufwand und Transaktionskosten gering<br />

zu halten.<br />

Hierbei sind es vor allem eigenkapitalstarke<br />

Investoren wie Versicherungen,<br />

Pensions- und Staatsfonds, die derzeit<br />

am deutschen Markt aktiv sind. Viel Kapital<br />

kommt aktuell unter anderem aus<br />

Nordamerika, Großbritannien und Asien.<br />

Zu den aktivsten ausländischen Investoren<br />

zählen mit Blackstone, Hines und<br />

dem neuen Galeria-Kaufhof-Eigentümer<br />

Hudson’s Bay Company Namen, die auch<br />

einer breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />

sind. Sie alle haben im vergangenen Jahr<br />

jeweils deutlich mehr als eine Milliarde<br />

Euro in deutsche Immobilien investiert.<br />

Trotzdem landet Blackstone mit seinen<br />

knapp 2 Mrd. Euro Ankaufsvolumen nur<br />

auf Rang vier der Investoren-Rangliste.<br />

Die Plätze eins bis drei halten mit der Patrizia,<br />

Deka und Union Investment drei<br />

deutsche Gesellschaften, die ersten beiden<br />

jeweils mit mehr als drei Milliarden<br />

Euro Investitionssumme. Auch sie suchen<br />

vor allem nach großvolumigen Investitionsmöglichkeiten.<br />

Der akute Mangel an Objekten entsprechender<br />

Größenordnung lässt die Immobilienpreise<br />

weiter steigen. Einige<br />

Bestandshalter werden die Situation nutzen,<br />

um ihr Portfolio zu bereinigen und<br />

Gewinne mitzunehmen. Angesichts rekordhoher<br />

Preise eine sinnvolle Option.<br />

Zugleich steigt die Bereitschaft von Investoren,<br />

auf kleinere Objekte sowie Städte<br />

der zweiten Reihe oder weniger zentrale<br />

Lagen innerhalb der Metropolen auszuweichen.<br />

Zudem fließt mehr Geld in Projektentwicklungen.<br />

Für mehr als 3,7 Mrd.<br />

Euro kauften Investoren im vergangenen<br />

Jahr solche Projekte, also Immobilien, die<br />

zum Zeitpunkt des Erwerbs noch nicht<br />

fertiggestellt waren. Gegenüber 2014 ist<br />

dies ein Anstieg um knapp zwei Drittel.<br />

Zu den im vergangenen Jahr gehandelten<br />

Projekten zählen beispielsweise das<br />

Burstah-Ensemble in der Hamburger Altstadt,<br />

der Riem-Tower in München oder<br />

das „Bertha Berlin“ am Berliner Hauptbahnhof.<br />

Das Kapital der Investoren trägt<br />

somit dazu bei, den Bau von Immobilien<br />

zu finanzieren, die nicht nur aufgrund der<br />

aktuell hohen Zuwanderung vor allem in<br />

den großen Metropolen zum Teil dringend<br />

benötigt werden.<br />

Im Gegensatz zum Wohnungsbau, der zuletzt<br />

deutlich an Dynamik gewonnen hat,<br />

stagniert jedoch der Bau von Gewerbeimmobilien.<br />

Während das nach Gewerbeimmobilien<br />

suchende Geld also wächst,<br />

vergrößert sich der Gebäudebestand in<br />

Deutschland nicht nennenswert. Die Folge<br />

für institutionelle wie private Investoren:<br />

Diejenigen, die bereits in Immobilien investiert<br />

haben, werden zunächst von weiteren<br />

Wertsteigerungen profitieren und<br />

haben zudem gute Chancen, in den kommenden<br />

Jahren Mietsteigerungen zu realisieren.<br />

Diejenigen aber, die jetzt noch<br />

ihren Immobilienanteil im Anlageportfolio<br />

erhöhen wollen, konkurrieren in aller Regel<br />

mit zahlreichen weiteren Interessenten<br />

um die raren Angebote und müssen<br />

entsprechend höhere Preise zahlen, um<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

39


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

den Zuschlag zu bekommen. Zwar sind<br />

Immobilien im Vergleich mit anderen Anlageformen<br />

wie etwa Anleihen immer noch<br />

attraktiv, allerdings taugt das Umfeld nicht<br />

mehr für Schnäppchen. Und wenn selbst<br />

professionelle Investoren wie die offenen<br />

Immobilienfonds mangels geeigneter Investitionsmöglichkeiten<br />

auf weiteres Anlegergeld<br />

verzichten, heißt es für Privatinvestoren<br />

erst recht: Kühlen Kopf bewahren<br />

und bei Zweifeln, ob der Preis für ein Objekt<br />

wirklich gerechtfertigt ist, lieber die<br />

Finger davon lassen und das Geld wie die<br />

Munich Re im Tresor oder Bankschließfach<br />

einlagern. Schließlich ist eine Rendite von<br />

Null Prozent immer noch besser als ein<br />

verlustreiches Immobilieninvestment.<br />

Autor: www.savills.de<br />

Deutsche Metropolen:<br />

Immobilienpreise koppeln sich vom<br />

Einkommen ab<br />

Quelle: © Aleksandr Bedrin - Fotolia.com<br />

Das Risiko von Preisübertreibungen auf<br />

dem deutschen Immobilienmarkt bleibt<br />

auf Bundesebene weiterhin beherrschbar.<br />

Die Immobilienpreise haben sich in<br />

den städtischen und ländlichen Regionen<br />

weitestgehend im Einklang mit<br />

den Mieten und Einkommen entwickelt,<br />

wie die jüngste Studie<br />

des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

(BVR) zeigt. Die drei<br />

größten deutschen Millionenstädte<br />

Berlin, Hamburg und München<br />

bilden jedoch die Ausnahme. Dort<br />

hat sich Wohnraum in den vergangenen<br />

Jahren zum Teil massiv<br />

verteuert. "In Berlin, Hamburg und München<br />

haben sich mittlerweile die Immobilienpreise<br />

vom Einkommen der Einwohner<br />

deutlich abgekoppelt. Auch hat sich hier<br />

die Angebotssituation von Wohnraum in<br />

den vergangenen Jahren verschlechtert.<br />

Der Neubau hat den starken Zuzug bislang<br />

nicht auffangen können", so BVR-<br />

Vorstand Dr. Andreas Martin. Denn wie die<br />

BVR-Studie zeigt, steigt seit 2010 in den<br />

größten Millionenstädten die Zahl der Einwohner,<br />

die auf eine Wohnung kommen.<br />

Der Rückgang bezahlbaren Wohnraums<br />

offenbart die Angebotsprobleme in den<br />

großen Metropolen. "Sowohl die Politik<br />

als auch die Immobilienwirtschaft<br />

müssen Wege finden, wie das Angebot<br />

an bezahlbarem Wohnraum<br />

gestärkt werden kann", fordert<br />

Martin. Auflagen des Gesetzgebers,<br />

die keinen wesentlichen<br />

Beitrag zu Sicherheit des Baus<br />

leisten, dafür aber die Baukosten<br />

erhöhen oder die Schaffung neuen<br />

Wohnraums begrenzen, gehörten<br />

auf den Prüfstand. Zum<br />

anderen sind in der Bauindustrie wirtschaftlich<br />

nachhaltige Konzepte gefragt,<br />

die den Neubau in Städten bezahlbarer<br />

machen, ohne dabei die Wohnqualität zu<br />

sehr zu mindern. Darüber hinaus sollten<br />

auch Freiflächen in peripherer Lage noch<br />

konsequenter für den Wohnungsbau genutzt<br />

werden. Damit einher geht auch die<br />

optimale Anbindung dieser Gebiete an das<br />

öffentliche Verkehrsmittelnetz.<br />

Autor: www.BVR.de<br />

40 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Projektentwicklungsmarkt stagniert<br />

bei 25 Millionen Quadratmetern<br />

Das Flächenvolumen an Immobilienprojektentwicklungen<br />

in den sieben größten<br />

deutschen Städten stagniert bei derzeit<br />

etwa 25,4 Millionen Quadratmetern<br />

(2015: 25,5 Millionen). Dies ist das Ergebnis<br />

der aktuellen „Projektentwicklerstudie<br />

Deutsche A-Städte“ von bulwiengesa.<br />

Weil aber die Mieten und Preise<br />

nachfragebedingt stiegen, seien mit 122<br />

Milliarden Euro etwa 10 Milliarden Euro,<br />

knapp 9 Prozent, mehr aktiviert worden<br />

als im Vorjahr. "Die jahrelangen Diskussionen<br />

über Marktgleichgewicht und soziale<br />

Stadtentwicklung haben nun dazu geführt,<br />

dass die Restriktionen aus politischer Regulierung,<br />

gestiegenen Baukosten und<br />

zu hohen Grundstückspreisen zu einem<br />

Stillstand bei den Projektentwicklungen<br />

der klassischen Trader Developer geführt<br />

haben“, kommentiert Andreas Schulten,<br />

Vorstand von bulwiengesa. Zum zehnten<br />

Mal in Folge untersuchte das unabhängige<br />

Beratungs- und Analyseunternehmen<br />

rund 3.400 Immobilienprojektentwicklungen<br />

in den deutschen Top-Metropolen<br />

Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg,<br />

Köln, München und Stuttgart, d. h.<br />

alle zwischen 2013 und 2020 aktuell geplanten,<br />

in Bau befindlichen oder fertigen<br />

Bauprojekte.<br />

Möglichkeit, Projekte überhaupt realisieren<br />

zu dürfen“, so der Experte weiter. Im<br />

Bürosegment sei dies besonders gut zu<br />

beobachten, denn hier gingen die Flächen<br />

bereits seit längerem zurück. Das aktuelle<br />

Volumen liegt bei ca. 4,9 Millionen Quadratmeter,<br />

knapp 600.000 Quadratmeter<br />

unter dem letztjährigen Niveau. Inklusive<br />

Investor- und Service Developments stiegen<br />

dagegen die Projektflächen seit einigen<br />

Jahren wieder. Mit einem Anteil der<br />

Investor Developments am Gesamtprojektentwicklungsvolumen<br />

von aktuell 43<br />

Prozent Anteil sei dieses Segment durch<br />

die Studie, die auf reine Trading Developments<br />

fokussiert, deshalb nur noch<br />

Trend zum Investor Development<br />

Trotz der stagnierenden Zahlen in der Studie<br />

sei der Gesamtmarkt der Projektentwicklungen<br />

laut bulwiengesa allerdings<br />

nicht automatisch rückläufig: „Mit etwa 10<br />

Millionen Quadratmetern sind vermehrt<br />

Akteure des Investor Developments, also<br />

Land Bankers, Großprojekt-Investoren<br />

und städtische Wohnungsgesellschaften,<br />

hinzugekommen:“ erläutert Schulten.<br />

Dahinter verberge sich zumindest in Teilen<br />

eine erhöhte Risikobereitschaft. „Hier<br />

werden nicht mehr kurzfristig realistische<br />

Projekte erworben, sondern allein die<br />

bedingt richtig darstellbar. Das Wohnsegment<br />

dominiert, gemessen am Volumen,<br />

wie schon in den letzten Jahren den Projektentwicklermarkt<br />

und wächst trotz des<br />

insgesamt stagnativen Umfelds um 1,1<br />

Millionen auf 17,1 Millionen Quadratmeter.<br />

Jedoch liege das Wachstum diesmal<br />

unter dem Niveau der vergangenen Jahre<br />

(zwischen 1,3 und 1,7 Millionen Quadratmeter<br />

seit 2010) und reicht deshalb<br />

nach Einschätzung von bulwiengesa nicht<br />

mehr aus, um den summierten Rückgang<br />

in den übrigen Segmenten zum Positiven<br />

hin auszugleichen.<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

41


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

Wachstumsstädte Berlin, München<br />

und Stuttgart<br />

Auf Ebene der einzelnen Städte liegen die<br />

Ergebnisse der Studie auf dem Niveau<br />

der vergangenen Jahre: Wachstumsstädte<br />

seien Berlin, München und Stuttgart,<br />

wogegen Hamburg stagniere und das<br />

Projektentwicklervolumen in den übrigen<br />

Städten zurückging. Hierzu Ellen Heinrich,<br />

zuständige Projektleiterin bei bulwiengesa:<br />

„Köln, Düsseldorf und Frankfurt am<br />

Main bestätigen ihren Status als volatile<br />

Märkte, während Berlin und München stabil<br />

wachsen.“ Auffallend sei, dass Berlins<br />

Wachstum geringer ausfalle als im Vorjahr<br />

und jenes von München dagegen stärker.<br />

„Dennoch bleibt die Hauptstadt auch weiterhin<br />

der größte Projektentwicklermarkt“,<br />

so Heinrich.<br />

Den Spitzenplatz im Gesamtranking der<br />

Studie nimmt mit etwa 680.000 Quadratmetern<br />

wie im Vorjahr die Zech Group mit<br />

ihren Tochterfirmen Art Invest, die developer<br />

und Die Wohnkompanie ein, trotz<br />

leichter Verluste. An zweiter Stelle liegt<br />

NCC/Bonava mit 554.000 Quadratmetern<br />

Fläche und an dritter Stelle formart<br />

(432.000 Quadratmeter), nur knapp vor<br />

CA Immo (428.000 Quadratmeter) und<br />

der CG-Gruppe (427.000 Quadratmeter).<br />

Die ausschließlich im Wohnungsmarkt tätige<br />

NCC liegt außerdem zum vierten Mal<br />

in Folge im Wohnsegment auf dem ersten<br />

Platz, gefolgt von formart mit 426.000<br />

Quadratmetern und BPD mit 390.000 qm.<br />

Die Zech Group belegt mit 285.000 Quadratmetern<br />

auch im Bürosegment erneut<br />

die Spitzenposition, vor CA Immo mit<br />

236.000 Quadratmetern und Strabag mit<br />

198.000 Quadratmetern.<br />

Ein anderes Bild biete sich im Einzelhandel,<br />

aufgrund der Größe von einzelnen Großprojekten<br />

und dem insgesamt kleinen Projektvolumen.<br />

Den „unangefochten“ ersten<br />

Platz nimmt mit 207.000 Quadratmetern<br />

weiterhin die ausschließlich in Berlin tätige<br />

High Gain House Investment ein. Die Entwickler<br />

auf den nächsten Plätzen unterscheiden<br />

sich nur marginal im Volumen,<br />

Rangänderungen sollten hier laut bulwiengesa<br />

deshalb nicht überbewertet werden.<br />

Platz zwei nimmt aktuell ECE mit 70.000<br />

Quadratmetern ein, auf Platz drei liegt die<br />

Zech Group mit 68.000 Quadratmetern.<br />

Autor: www.bulwiengesa.de<br />

42 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Ein Jahr Bestellerprinzip:<br />

Weniger Makler betroffen als erwartet<br />

Seit einem Jahr gilt das Bestellerprinzip.<br />

Seitdem muss bei einer Neuvermietung<br />

derjenige den Makler<br />

bezahlen, der ihn beauftragt hat. In der<br />

Regel ist das der Eigentümer oder Vermieter<br />

der Immobilie. Mehr als die Hälfte der<br />

Makler (54 Prozent) lehnt die Gesetzesänderung<br />

immer noch ab. Das zeigt der<br />

Marktmonitor Immobilien <strong>2016</strong> (MMI) von<br />

immowelt.de, einem der führenden Immobilienportale.<br />

Bei einer Ad-Hoc-Umfrage im August 2015<br />

lag die Ablehnung mit 63 Prozent noch etwas<br />

höher. Der Marktmonitor Immobilien<br />

<strong>2016</strong> zeigt aber auch, dass weniger Makler<br />

von der Gesetzesänderung betroffen<br />

sind als angenommen. Nur noch 19 Prozent<br />

der Immobilienprofis gaben in der<br />

Befragung an, stark vom Bestellerprinzip<br />

betroffen zu sein - im August waren es<br />

noch 37 Prozent. Für gut ein Viertel (26<br />

Prozent) der Befragten wirkt sich die Gesetzesänderung<br />

überhaupt nicht auf das<br />

Geschäft aus, weil sie die Provision auch<br />

vorher schon vom Vermieter bekommen<br />

haben oder weil die Vermietung von Immobilien<br />

nicht zu ihren Geschäftsfeldern<br />

gehört.<br />

Erwartungsgemäß fiel den Maklern im Osten<br />

Deutschlands die Umstellung leichter:<br />

Hier gaben 18 Prozent der Befragten an,<br />

dass sie bereits vor der Gesetzesänderung<br />

die Provision vom Eigentümer erhalten<br />

hätten. Im Süden war dies nur bei 5 Prozent<br />

der Immobilienprofis der Fall. Entsprechend<br />

fühlten sich im Osten nur 13<br />

Prozent der Makler stark betroffen - im<br />

Süden waren es 22 Prozent. Mit dem Bestellerprinzip<br />

wollte die Bundesregierung<br />

Wohnungssuchende finanziell entlasten.<br />

Aber genau diesen Effekt stellt die Mehrheit<br />

der Makler infrage. 55 Prozent der<br />

Immobilienprofis bezweifeln, dass Mieter<br />

durch die Änderung merklich entlastet<br />

werden. 60 Prozent glauben sogar, dass<br />

die Mieten seit der Einführung des Bestellerprinzips<br />

gestiegen sind.<br />

Autor: www.immowelt.de<br />

Derzeit noch kein Wendepunkt in Sicht:<br />

Europäische Immobilieninvestoren<br />

bleiben weiter bullish<br />

Der Immobilienmarkt wird für Investoren<br />

zu einer Gleichung mit<br />

immer mehr Unbekannten. Doch<br />

erlegen sich die europäischen Immobilienprofis<br />

selbst in diesem fortgeschrittenen<br />

Immobilienmarktzyklus keine gesteigerte<br />

Zurückhaltung auf. Im Gegenteil: Rendite<br />

ist im Vergleich zum Vorjahr für noch mehr<br />

Investoren zum zentralen Anlagemotiv geworden.<br />

Treiber der weiter gestiegenen Ri-<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

43


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

sikobereitschaft ist der anhaltende Renditedruck<br />

und ein Marktumfeld, in dem sich<br />

Klopfgeräusche einer Trendumkehr erst<br />

sehr verhalten vernehmen lassen. Dies<br />

ist das Ergebnis der aktuellen, im halbjährlichen<br />

Turnus durchgeführten Immobilien-<br />

Investitionsklima-Studie von Union<br />

Investment, für die diesmal 171 professionelle<br />

Immobilienanleger in Deutschland,<br />

Frankreich und Großbritannien repräsentativ<br />

befragt wurden.<br />

Folgt man den Einschätzungen der interviewten<br />

Investoren, dann zeichnet sich<br />

ein Umschwung in keinem der drei europäischen<br />

Immobilienkernmärkte ab: 86<br />

Prozent der Profianleger sind überzeugt,<br />

dass sich in den nächsten zwölf Monaten<br />

die generelle Investitionsbereitschaft auf<br />

den gewerblichen Immobilienmärkten in<br />

ihrem jeweiligen Land noch weiter verbessern<br />

oder zumindest nicht abschwächen<br />

wird. "Europa steht gut da. Das makroökonomische<br />

Gesamtbild ist weiterhin positiv.<br />

Das hohe Investitionsinteresse in Europa<br />

auch aus Übersee trägt dazu bei, dass<br />

sich das Klima für Immobilieninvestments<br />

in den maßgeblichen europäischen Märkten<br />

trotzt schwieriger werdender Rahmenbedingungen<br />

vergleichsweise stabil<br />

erweist", sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch<br />

bei der Union Investment<br />

Real Estate GmbH. "Gleichzeitig zwingt<br />

die sinkende Verfügbarkeit und das Preisniveau<br />

von Prime Assets den Immobilieninvestoren<br />

jedoch eine wachsende Risikoorientierung<br />

auf."<br />

So glauben 51 Prozent der Studienteilnehmer,<br />

dass sie in den kommenden drei<br />

Jahren ihre selbstgesteckten Renditeziele<br />

nicht erreichen werden - sie also mit anhaltend<br />

hohen Preisen und entsprechend<br />

niedrigen Renditen zu rechnen haben. Und<br />

selbst auf Fünfjahressicht fürchtet jeder<br />

zweite Befragte, die erhoffte Verzinsung<br />

seiner Investments zu verfehlen. Mehr Risiken<br />

eingehen, ist folglich für viele Immobilieninvestoren<br />

die Devise, um den<br />

drohenden weiteren Fall der Renditen abzufedern.<br />

81 Prozent der britischen Investoren<br />

geben in der Umfrage an, Immobilieninvestments<br />

hauptsächlich bzw. nur<br />

nach Renditegesichtspunkten zu beurteilen.<br />

Dies bedeutet eine nochmalige Steigerung<br />

im Vergleich zur letzten Befragung im<br />

Mai 2015. Damals war noch für 76 Prozent<br />

der traditionell risikoaffineren britischen<br />

Investoren "Rendite" das zentrale Anlagemotiv.<br />

Demgegenüber sank die Quote der<br />

auf "Sicherheit" fokussierten Anleger in UK<br />

um fünf weitere Punkte auf aktuell 13 Prozent.<br />

In Deutschland und Frankreich halten<br />

sich Rendite- und Sicherheitsorientierung<br />

derzeit die Waage - aber auch hier mit einer<br />

klaren Tendenz Richtung "Rendite".<br />

Demgegenüber spielt "Liquidität" in den<br />

Anlageentscheidungen bei allen Befragtengruppen<br />

eine untergeordnete Rolle.<br />

Portfoliodeals mit mehr Risiko<br />

Wie die Union Investment-Umfrage zeigt,<br />

werden auf der Suche nach renditestarken<br />

Investments auch Immobilienportfolios<br />

immer interessanter - vor allem bei den<br />

44 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Immobilieninvestoren in<br />

Frankreich und Großbritannien.<br />

So gibt die Hälfte<br />

aller Befragten an, sich<br />

aktiv mit dem Ankauf von<br />

Immobilienportfolios zu<br />

beschäftigen. In Frankreich<br />

fällt das Interesse<br />

mit 74 Prozent besonders<br />

stark aus, gefolgt von den<br />

britischen Investmentprofis<br />

mit 67 Prozent. Auffällig<br />

gering ist das Interesse<br />

noch bei den deutschen<br />

Investoren. Dort beschäftigen<br />

sich nur 24 Prozent<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

der befragten Immobilieninvestoren<br />

mit möglichen Paketkäufen;<br />

die überwiegende Mehrheit von 57 Prozent<br />

gibt an, sich in keiner Weise mit Portfoliodeals<br />

- weder im An- noch im Verkauf<br />

- zu befassen. Besonders aufschlussreich<br />

ist dabei die Erwartung von 80 Prozent<br />

der Befragten, dass <strong>2016</strong> vor allem risikobehaftetere<br />

Portfolios verstärkt gehandelt<br />

werden dürften - eine Bestätigung der<br />

zunehmenden Renditeorientierung britischer,<br />

französischer, aber auch internationaler<br />

Anleger. Denn 74 Prozent der befragten<br />

Immobilienprofis sind überzeugt,<br />

dass Investoren aus Asien und Nordamerika<br />

verstärkt in Europa auftreten werden.<br />

Internationale Investoren könnten Paketdeals<br />

als Möglichkeit zum raschen Einstieg<br />

in den gesamteuropäischen Markt nutzen:<br />

Mit 70 Prozent erwartet die überwiegende<br />

Mehrheit der befragten Marktteilnehmer,<br />

dass mehr und mehr paneuropäische Portfolios<br />

auf den Markt kommen werden. Und<br />

immerhin 58 Prozent glauben, dass dabei<br />

Pakete mit Immobilien unterschiedlicher<br />

Nutzungsarten stärker gehandelt werden.<br />

Portfoliodeals sind kein neues Phänomen;<br />

2015 war ein Spitzenjahr für großvolumige<br />

Pakettransaktionen in Europa. Nachdem<br />

im vergangenen Jahr jedoch Portfolios mit<br />

einem klaren Nutzungsfokus,<br />

nämlich Büro oder Retail,<br />

dominierten, lässt sich<br />

seit dem 4. Quartal 2015<br />

ein verstärkter Trend zu gemischtgenutzten<br />

Portfolios<br />

feststellen. "Unter dem Einfluss<br />

der derzeit niedrigen<br />

Finanzierungskosten und<br />

der ausgeprägten Fähigkeit,<br />

große Kapitalmengen<br />

für eine einzige Transaktion<br />

bereitzustellen, wird das Interesse<br />

an paneuropäischen<br />

Portfolio stark befeuert",<br />

sagt Olaf Janßen. "Hinzu<br />

kommt, das Investoren aus<br />

Übersee ihre Allokation in Europa erhöhen<br />

und das Zinsfenster sowie den schwachen<br />

Euro nutzen wollen, um große Deals in<br />

diesem Jahr über die Ziellinie zu bringen."<br />

Märkte unter Beobachtung<br />

Die hierin liegenden Chancen zur Portfoliobereinigung<br />

bzw. zur Mitnahme von Verkaufsgewinnen<br />

wollen die europäischen<br />

Immobilieninvestoren in gesteigertem<br />

Maß nutzen. Sowohl 70 Prozent der deutschen<br />

als auch der britische Investoren<br />

kündigen an, in den nächsten zwölf Monaten<br />

verstärkt als Verkäufer von Gebäuden<br />

in Erscheinung zu treten. In Frankreich<br />

will immerhin noch jeder zweite Investor<br />

das sich nach und nach schließende Zeitfenster<br />

für Objektverkäufe im großen Stil<br />

nutzen. "<strong>2016</strong> wird ein spannendes Transaktionsjahr.<br />

Käufer und Verkäufer werden genau beobachten,<br />

in welche Richtung sich die<br />

einzelnen Märkte entwickeln und möglicherweise<br />

ihren Peak bereits erreicht<br />

haben", so Olaf Janßen. Investitionsklima<br />

für Immobilien verbessert sich nur in<br />

Deutschland seit der letzten Umfrage im<br />

Mai 2015 verzeichnet das Klima für Im-<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

45


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

mobilieninvestments nur noch in Deutschland<br />

einen leichten Aufwärtstrend. Der<br />

unter deutschen Investoren erhobene<br />

nationale Index legte um 0,6 Punkte zu<br />

und steht nun bei 69,9 Punkten. Damit<br />

beurteilen die deutschen Investoren das<br />

Klima für Immobilieninvestments in ihrem<br />

Land erstmals seit 2013 wieder besser als<br />

ihre Counterparts sowohl in Frankreich als<br />

auch in UK. Der in Großbritannien gemessene<br />

Wert büßte von allen Ländern mit 3,2<br />

Punkten am stärksten ein und liegt nun<br />

bei 68,3 Punkten. In Frankreich bleibt die<br />

gemessene Stimmung - abzulesen am nationalen<br />

Index mit aktuell 67,0 Punkten<br />

(minus 1,3 Punkte) - auch im fünften Jahr<br />

in Folge hinter den beiden anderen großen<br />

europäischen Immobilienmärkten zurück.<br />

Kennzeichen des französischen Index<br />

bleibt seine vergleichsweise hohe Volatilität,<br />

die aktuell den Unsicherheiten u.a.<br />

in Folge der Terroranschläge von Paris im<br />

November 2015 geschuldet sein dürfte.<br />

Autor www.union-investment.de<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

46 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Null-Zinsen und anhaltende Kapitalflut<br />

in fragilem Umfeld -<br />

Der gewerbliche<br />

Immobilieninvestmentmarkt in<br />

Deutschland mit solidem Jahresauftakt<br />

<strong>2016</strong><br />

Die Erhöhung der Leitzinsen in den<br />

USA zum Ende des letzten Jahres<br />

haben die globalen Finanzmärkte<br />

besser verdaut als von vielen befürchtet.<br />

Viel mehr Bauchgrummeln hat dagegen<br />

die überraschende Senkung des Leitzinses<br />

im Euroraum durch die EZB zu Beginn<br />

dieses Jahres verursacht, offenbarte die<br />

Zentralbank damit doch nichts anderes als<br />

das Scheitern der bisherigen Geldpolitik.<br />

Weiter runter geht's nun nicht mehr, der<br />

Zins steht bei 0%. Anders formuliert: wer<br />

Geld hat, wird bestraft. Wie "verzweifelt"<br />

die EZB mittlerweile in ihren Versuchen<br />

ist, die Konjunktur anzukurbeln, dokumentieren<br />

die jüngsten Überlegungen, sogenanntes<br />

"Helikoptergeld" an die Haushalte<br />

zu verteilen.<br />

Das bei den Banken gehortete Geld könnte<br />

- quasi aus dem Hubschrauber - zur Ankurbelung<br />

der Wirtschaft direkt bei den Konsumenten<br />

platziert werden. Für Banken<br />

und Finanzinstitute ist das Umfeld auf jeden<br />

Fall noch herausfordernder geworden.<br />

Gleichzeitig steigt auf der Anlegerseite der<br />

Druck, reichlich vorhandenes Kapital gewinnbringend<br />

anzulegen. Noch vor einem<br />

Jahr galt sozusagen vorbehaltlos, dass<br />

Sachwerte und insbesondere fremdkapitalintensive<br />

Produkte wie Immobilien von<br />

dieser Situation profitieren. Das gilt zwar<br />

noch immer. "Dennoch erscheint in der<br />

aktuellen Marktsituation umsichtiges und<br />

rationales Handeln der Akteure gefragter<br />

denn je. Und umso plausibler erscheint<br />

auch das derzeitige Verhalten der Investoren,<br />

eben nicht alle Preisvorstellungen<br />

der Verkäufer mitzugehen", so Dr. Frank<br />

Pörschke, bei JLL CEO Germany. Pörschke<br />

weiter: "Ähnlich verhält es sich mit dem<br />

Ölpreis. Auch hier galt in der Vergangenheit,<br />

dass ein niedriger Preis als indirektes<br />

Konjunkturprogramm gefeiert wurde, aktuell<br />

wird nun aber ein weiteres Absinken<br />

als eher negatives Signal gewertet."<br />

Optimisten noch in der Mehrheit<br />

Unterschiedliche Meinungen und Stimmungsbilder<br />

kennzeichneten auch die<br />

eben zu Ende gegangene MIPIM. Von "wir<br />

fahren unsere Aktivitäten weiter hoch" bis<br />

zu "die Märkte sind hoch kompetitiv und<br />

herausfordernd" reichte das Spektrum der<br />

Einschätzungen in Bezug auf die in ihrem<br />

Zyklus weit fortgeschrittenen Investmentmärkte.<br />

"Noch sind die Optimisten in der<br />

Mehrheit.<br />

Quelle: © WavebreakMediaMicro - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

47


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

Allerdings nehmen Investoren angesichts<br />

eines knapper werdenden Angebots, magerer<br />

Renditen und des günstigen Finanzierungsumfelds<br />

höhere Risiken in Kauf.<br />

Dazu gehört auch das Lösen von der einseitigen<br />

Fokussierung auf die traditionellen<br />

Assetklassen und das vermehrte Ins-Auge-Fassen<br />

alternativer Sektoren wie Pflegeheime,<br />

Studentenwohnungen oder Mikroappartements",<br />

so Timo Tschammler,<br />

bei JLL Member of the Management Board<br />

Germany. Tschammler weiter: "Auch beobachten<br />

wir ein erhöhtes Interesse für<br />

Projektentwicklungen. Noch immer sind<br />

die Banken allerdings recht zurückhaltend<br />

in Bezug auf die Finanzierung solcher<br />

Projekte. Deren Zurückhaltung relativiert<br />

wiederum das Risiko, dass Investoren<br />

spekulative Entwicklungen gegebenenfalls<br />

ohne ausreichende Vermietungsquoten<br />

und zu überhöhten Preisen ins Visier nehmen.<br />

Das wäre zweifellos ein Anzeichen<br />

einer ungesunden Entwicklung."<br />

Deutschlandweites<br />

Transaktionsvolumen von 8,2 Mrd.<br />

Euro - Noch fehlen die ganz großen<br />

Transaktionen<br />

Für das erste Quartal <strong>2016</strong> schlägt ein<br />

deutschlandweites Transaktionsvolumen<br />

gewerblich genutzter Objekte von 8,2 Mrd.<br />

Euro zu Buche, gegenüber dem Vorjahresquartal<br />

gleichbedeutend einem Minus von<br />

14 %. Dabei sind die ersten Wochen eines<br />

Jahres traditionell noch geprägt vom "Signing"<br />

einiger "Überhang"-Transaktionen,<br />

die zum Ende des Vorjahres nicht mehr<br />

zum Abschluss gebracht werden konnten.<br />

Dass sich die Monate Januar bis März <strong>2016</strong><br />

trotzdem als schwächstes Quartal seit Q2<br />

2014 präsentierten, ist nicht einem Einknicken<br />

der Nachfrage geschuldet, es<br />

fehlte schlicht an den ganz großen Transkationen.<br />

So konnten im ersten Quartal<br />

lediglich 13 Abschlüsse jenseits der 100<br />

Mio. Euro - Marke mit einem Gesamtvolumen<br />

von ca. 2,1 Mrd. Euro getätigt werden,<br />

davon acht Portfolio-Transaktionen.<br />

Darunter ist die mit rund 280 Mio. Euro<br />

größte Transaktion, der Verkauf der Baywa-Zentrale<br />

in München an einen Spezialfonds<br />

der Wealth Cap. Vor allem die institutionellen<br />

Investoren wie Versicherungen<br />

oder Pensionsfonds suchen nach wie vor<br />

Produkte im Volumen von 100 Mio. Euro<br />

und darüber - allerdings vor dem Hintergrund<br />

eines eklatanten Angebotsmangels.<br />

"Im Gesamtjahr <strong>2016</strong> erwarten wir derzeit<br />

noch ein Transaktionsvolumen in einer<br />

Größenordnung von rund 50 Mrd. Euro.<br />

Produktknappheit und die akkurate Risikoprüfung<br />

sowohl bei Banken als auch bei<br />

Investoren werden verhindern, dass 'alles<br />

geht'. Deswegen könnte am Ende des<br />

Jahres auch ein gegenüber dem Vorjahr<br />

niedrigeres Transaktionsvolumen bilanzieren,<br />

was angesichts der bereits beschriebenen<br />

Überhitzungsgefahren tendenziell<br />

eher positiv zu bewerten wäre", kommentiert<br />

Timo Tschammler das Investment-<br />

Szenario. Tschammler weiter: "Das häufig<br />

postulierte Qualitätsmerkmal gilt auch<br />

<strong>2016</strong>. Speziell die lang anhaltende Phase<br />

des 'billigen Geldes' muss uns für dieses<br />

wichtige Marktkriterium sensibilisieren,<br />

denn erst ein Aufweichen dieser Qualitätsfokussierung<br />

in Verbindung mit entsprechend<br />

hohen Kaufpreisen wäre kritisch<br />

zu sehen." Derzeit sei nicht abzusehen,<br />

dass aus "AB" (A-Stadt, B-Lage) ein "AC"<br />

(A-Stadt, C-Lage) wird. Gerade bei letzteren<br />

gestalte sich die Vermarktung von<br />

48 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

an sich guten Objekten schwierig oder gar<br />

unmöglich, wenn die Mikrolage oder die<br />

Mieterqualitäten nicht zu 100 % überzeugen.<br />

"Ähnlich stellt sich die Situation bei<br />

der Vermarktung von Portfolios dar: für<br />

Qualität wird bezahlt, bei Abweichungen<br />

davon wird es schwierig, und der Portfoliomix<br />

muss vom Verkäufer neu überdacht<br />

werden", so Tschammler.<br />

Überproportionaler Rückgang bei<br />

Portfolios - Büroimmobilien bleiben<br />

gefragteste Assetklasse<br />

Fast 80 % des gewerblichen Transaktionsvolumens<br />

entfallen im ersten Quartal <strong>2016</strong><br />

auf Einzeltransaktionen. Das ist noch einmal<br />

deutlich mehr als der relative Anteil<br />

zum Ende des Jahres 2015. Das Minus bei<br />

den absoluten Zahlen gegenüber dem Vorjahr<br />

liegt bei nur 3 % und damit deutlich<br />

unter dem Rückgang des Gesamtmarktes.<br />

Demgegenüber sank das Portfoliovolumen<br />

um fast 39 % auf 1,7 Mrd. Euro deutlich<br />

stärker ab. Rund 47 % (etwa 3,9 Mrd.<br />

Euro) entfallen auf die Assetklasse Büroimmobilie,<br />

gefolgt vom Einzelhandel mit<br />

20 % (1,7 Mrd. Euro).<br />

Die verbleibenden Anteile verteilen sich<br />

auf Lager-/Logistikimmobilien mit gut 10<br />

%, gemischt genutzte Immobilien (fast 8<br />

%), Hotelimmobilien mit 7 %, sowie Andere<br />

und Entwicklungsgrundstücke, die<br />

zusammen auf immerhin knapp 9 % des<br />

Volumens kommen. In der Gruppe der<br />

"Anderen" befinden sich überwiegend Pflegeheime,<br />

die als alternative Assetklasse<br />

vermehrt ins Blickfeld der Investoren rücken.<br />

"Wir beobachten, dass immer mehr<br />

Investoren versuchen, auf der Suche nach<br />

einer attraktiven Gesamtrendite ihr Portfolio<br />

möglichst breit aufzustellen. Das kann<br />

neben einer geographischen Diversifikation<br />

eben auch eine Streuung über mehrere<br />

Assetklassen sein", so Helge Scheunemann,<br />

bei JLL Head of Research Germany.<br />

Transaktionsvolumen in den Big 7<br />

sinkt überdurchschnittlich -<br />

Nachfrage außerhalb der Hochburgen<br />

dagegen stabil<br />

Zu Beginn des Jahres summiert sich das<br />

Transaktionsvolumen in den Big 7 zusammen<br />

auf 4 Mrd. Euro. Das sind immerhin<br />

rund 22 % weniger als noch im<br />

ersten Quartal 2015, der Rückgang fällt<br />

deutlich stärker aus als im deutschlandweiten<br />

Trend. Das Ausbleiben der großen<br />

Transaktionen macht sich hier sehr deutlich<br />

bemerkbar, entsprechend sanken die<br />

Volumina auch in Berlin (- 43 %), Frankfurt<br />

(- 59 %) und München (- 15 %) teilweise<br />

kräftig. Da die ganz großen Tickets<br />

überwiegend in diesen drei Märkten abgewickelt<br />

werden, hilft es auch nichts, dass<br />

in Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart jeweils<br />

ein Transaktionsplus zu verzeichnen<br />

war. Das Wechselspiel an der Spitze der<br />

Big 7 geht munter weiter, zum Ende des<br />

ersten Quartals hat sich mal wieder München<br />

als Top-Performer gezeigt. Mit knapp<br />

1,1 Mrd. Euro wurde die Milliarden-Grenze<br />

an der Isar geknackt. Relativ stabil gegenüber<br />

dem Vorjahr war das Transaktionsvolumen<br />

außerhalb der Big 7 mit rund<br />

4,2 Mrd. Euro. "Damit bestätigt sich der<br />

Ende 2015 beobachtete Trend, dass sich<br />

der Fokus der Investoren auf der Suche<br />

nach attraktiv verzinslichen Anlagen zunehmend<br />

auch auf andere Regionen richtet.<br />

Denn der Rückgang bei den Big 7 darf<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass die<br />

Nachfrage weiterhin intakt ist, es in diesen<br />

Märkten allerdings immer schwieriger<br />

wird, ein adäquates Angebot zu finden",<br />

so Scheunemann.<br />

Anteil deutscher Investoren steigt<br />

wieder<br />

Der Anteil ausländischer Investoren ist<br />

zum Ende des ersten Quartals gefallen<br />

und liegt unter 40 %. Das Transaktions-<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

49


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />

volumen einheimischer Investoren hat<br />

also wieder zugenommen. An den Herkunftsländern<br />

hat sich dagegen nicht viel<br />

geändert. Nach wie stammt der Großteil<br />

des angelegten Kapitals aus Nordamerika,<br />

Großbritannien und Frankreich. "Das Interesse<br />

ausländischer Investoren an deutschen<br />

Gewerbeimmobilien ist unverändert<br />

hoch. Wir können aktuell allerdings noch<br />

nicht erkennen und belegen, dass sich<br />

das Interesse und die Nachfrage der Investoren<br />

allein aufgrund des anstehenden<br />

EU-Referendums in Großbritannien hier in<br />

Deutschland noch einmal erhöht haben",<br />

notiert Scheunemann. Und weiter: "Darüber<br />

hinaus bemerken wir bei den ausländischen<br />

Investoren zu Beginn des Jahres<br />

zwei weitere Trends. Zum einen agieren<br />

sie zunehmend eigenständiger, weil sie<br />

nach einer Phase der Marktsondierung die<br />

Märkte und deren Besonderheiten besser<br />

kennengelernt haben. Und zum anderen<br />

treten weniger sogenannte "New Entries"<br />

in Erscheinung, Investoren also, die zum<br />

ersten Mal in Deutschland investieren<br />

möchten. Der Mangel an qualitativ hochwertigen<br />

Bestandsobjekten schürt das Interesse<br />

an sogenannten Forward Deals,<br />

bei denen das im Bau befindliche Projekt<br />

bereits vor Fertigstellung an einen Endinvestor<br />

veräußert wird. Besonders von<br />

deutschen Investoren registrieren wir aktuell<br />

eine erhöhte Nachfrage an solchen<br />

Investmentprodukten."<br />

Verschnaufpause beim Rückgang der<br />

Renditen -<br />

Boden aber noch nicht erreicht<br />

Der Druck auf die Renditen hat auch zu<br />

Beginn des Jahres angehalten. Daran wird<br />

sich auch im Laufe des Jahres nichts ändern.<br />

Im Gegenteil: mit dem erneuten<br />

Absinken der Renditen für Staatsanleihen<br />

bleibt der Abstand zu den Spitzenrenditen<br />

nach wie vor historisch hoch und, rein auf<br />

diesen Vergleich bezogen, auch attraktiv.<br />

Für die abgelaufenen ersten drei Monate<br />

des Jahres beobachten wir allerdings eine<br />

Art Verschnaufpause. So sank der Durchschnittswert<br />

der Büro-Spitzenrenditen<br />

über die Big 7 hinweg nur minimal und<br />

liegt nun bei 4,13 %. Das ist der geringste<br />

Renditerückgang der letzten sechs Quartale.<br />

Auch im Einzelhandelssegment war<br />

es in Bezug auf die Renditeentwicklung<br />

ein ruhiges Quartal. Weder für Shopping<br />

Quelle: © Lotfi Mattou - Fotolia.com<br />

Center (4,25 %), noch für Fachmarktprodukte<br />

(5,25 % für Fachmarktzentren und<br />

5,50 % für einzelne Fachmärkte) und auch<br />

nicht für innerstädtische Geschäftshäuser<br />

(3,75 %) konnte eine Bewegung registriert<br />

werden. Lager-/Logistikimmobilien<br />

verzeichneten in den vergangenen Quartalen<br />

von allen Assetklassen jeweils die<br />

stärksten Renditerückgänge. Aber auch<br />

hier zeigt sich das gleiche Bild wie in den<br />

anderen Assetklassen, die durchschnittliche<br />

Spitzenrendite für die Big 7 Regionen<br />

verharrte unverändert bei 5,27 %. "Da neben<br />

dem zu erwartenden weiteren Absinken<br />

der Anfangsrenditen auch die Mieten<br />

moderat steigen, werden im weiteren Jahresverlauf<br />

auch die Preise in nahezu allen<br />

Assetklassen weiter zulegen, zumal auch<br />

<strong>2016</strong> gelten wird, dass das Interesse der<br />

Anleger deutlich höher sein dürfte als die<br />

Verkaufsbereitschaft der Eigentümer bzw.<br />

Bestandshalter. Vor diesem Hintergrund<br />

rechnen wir für das Gesamtjahr <strong>2016</strong> mit<br />

einem Wachstum der Büro-Kapitalwerte<br />

um insgesamt knapp 5 %", so Scheunemann.<br />

Autor: www.jll.de<br />

50 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


STIFTUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Stiftungen<br />

setzen zunehmend auf Erbschaften<br />

Stiftungen werben viel<br />

häufiger um Spenden<br />

und Zustiftungen als<br />

bisher angenommen. Dies<br />

zeigt eine Befragung im Stiftungspanel<br />

des Bundesverbandes<br />

Deutscher Stiftungen,<br />

die sich erstmals ausführlich<br />

dem Thema Fundraising widmet.<br />

Demnach sind bereits<br />

43 Prozent der befragten Stiftungen<br />

im Fundraising aktiv.<br />

Weitere 16 Prozent planen,<br />

ins Fundraising einzusteigen.<br />

40 Prozent werben keine zusätzlichen<br />

Mittel ein.<br />

Die Auswertung zeigt: Die<br />

Größe der Stiftungen hat<br />

Einfluss auf die Fundraisingaktivitäten.<br />

Knapp die Hälfte<br />

der größeren Stiftungen<br />

mit einem Kapital von über<br />

1 Million Euro verzichtet auf<br />

Fundraising, aber nur rund ein Drittel der<br />

kleinen Stiftungen mit einem Kapital unter<br />

1 Million Euro. Die befragten Stiftungen<br />

werben am häufigsten Kleinspenden (79<br />

Prozent), Großspenden (75 Prozent) und<br />

Zustiftungen (73 Prozent) ein. Es folgen<br />

Erbschaften (42 Prozent), Sachspenden<br />

(40 Prozent) und die Finanzierung durch<br />

andere Stiftungen (44 Prozent) sowie die<br />

öffentliche Hand (40 Prozent). Dazu Birgit<br />

Radow, Stellvertretende Generalsekretärin<br />

im Bundesverband Deutscher Stiftungen:<br />

"Stiftungen sind nicht erst seit der<br />

Niedrigzinsphase Akteure auf dem Spendenmarkt.<br />

Aber sicher haben die geringen<br />

Zinsen vor allem bei kleineren Stiftungen<br />

diese Entwicklung vorangetrieben.<br />

In Erbschaften sehen viele Stiftungen<br />

künftig die größte Fundraisingchance. Gerade<br />

Stiftungen mit ihrer auf Dauer angelegten<br />

Arbeit bieten sich für eine langfristige<br />

Wirkung von Erbschaften an." 2,6<br />

Quelle: © Myst - Fotolia.com<br />

Billionen Euro sollen in<br />

diesem Jahrzehnt von<br />

einer Generation auf die<br />

nächste vererbt werden.<br />

Fast 90 Prozent der<br />

befragten Stiftungen<br />

müssten ihre Aktivitäten<br />

ohne diese zusätzlichen<br />

Finanzierungsquellen<br />

einschränken. Vor allem<br />

bei geplanten Projekten<br />

(84 Prozent), weniger<br />

bei laufenden Projekten<br />

(65 Prozent), müssten<br />

die Stiftungen Abstriche<br />

machen. Immerhin jede<br />

dritte Stiftung befürchtet<br />

dann auch Kürzungen<br />

bei ganzen Programmbereichen,<br />

jede vierte<br />

Stiftung müsste beim<br />

Projektpersonal sparen.<br />

Von den 40 Prozent der befragten Stiftungen,<br />

die nicht im Fundraising aktiv<br />

sind, hat immerhin jede vierte nach ihrer<br />

eigenen Einschätzung ausreichend finanzielle<br />

Ressourcen für ihre Arbeit. Bei<br />

größeren Stiftungen mit einem Kapital<br />

von mehr als einer Million Euro ist dies<br />

deutlich häufiger der Fall als bei kleineren<br />

Stiftungen mit weniger als einer Million<br />

Euro Stiftungsvermögen. 51 Prozent der<br />

Stiftungen, die keine Mittel einwerben,<br />

nennen die fehlende organisationsinterne<br />

Bereitschaft zum Fundraisen (Institutional<br />

Readiness) als Grund. Die Befragung<br />

fand online im Januar <strong>2016</strong> statt. Befragt<br />

wurden Stiftungen, die beim StiftungsPanel<br />

des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen<br />

registriert sind. Teilgenommen<br />

haben 44,8 Prozent der in diesem Zeitraum<br />

538 registrierten Teilnehmer des<br />

StiftungsPanels.<br />

Autor: www.stiftungen.org<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

51


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW<br />

Niedrigzinspolitik verlangt zunehmend<br />

nach neuen Konzepten<br />

für den Vermögensaufbau<br />

und die Absicherung im Alter<br />

was die Besucher besonders interessiert?<br />

Interessen der Invest-Messe-Besucher sehr unterschiedlich<br />

I N T E R V I E W<br />

FBM: Herr Wiesinger, die jährlich stattfindende „Invest“ ist die größte<br />

Anlegermesse in Deutschland. Sie veranstalten diese seit Beginn. Wie hat<br />

sich die Messe aus Ihrem Blick als Veranstalter über die Jahre entwickelt?<br />

Andreas Wiesinger: Die Invest hat sich schnell zu einem wichtigen Pflichttermin<br />

für Anleger entwickelt und ist seit über 15 Jahren die größte Veranstaltung<br />

im deutschsprachigen Raum rund um die Themen Finanzen und<br />

Geldanlage. Engagierte Privatanleger aus der DACH-Region und institutionelle<br />

Anleger, wie zum Beispiel, Bankberater, Makler und Vermögensverwalter<br />

informieren sich seit Jahren auf der Invest. Beide Besuchergruppen finden<br />

auf der Messe Stuttgart wertvolle Informationen zu allen wichtigen Anlageprodukten<br />

und diskutieren aktuelle Finanztrends. Vor allem in volatilen Zeiten<br />

und im Niedrigzinsumfeld sind Informationen für Anlageentscheidungen eine<br />

wichtige Grundvoraussetzung. Die Invest ist die einzige Veranstaltung, die<br />

alle Anlageklassen abbildet, einen aktuellen Marktüberblick verschafft und<br />

den Besuchern das entscheidende Wissen bietet, um künftige Finanzentscheidungen<br />

treffen zu können. Der diesjährige Zuwachs auf über 140 Aussteller<br />

unterstreicht das bewährte Messekonzept und bestätigt unsere Spitzenstellung<br />

unter den deutschen Veranstaltungen im Finanzsektor.<br />

FBM: Wer sind die Besucher Ihrer Messe und aus welchem Einzugsgebiet<br />

kommen diese?<br />

Andreas Wiesinger: Die Invest rundet die Finanzwoche ab, zu der sich die<br />

Branche jährlich im Frühjahr in Stuttgart trifft. Entsprechend kamen unsere<br />

Besucher überwiegend aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und<br />

Hessen. Etwa ein Drittel der Besucher reisten mehr als 100 Kilometer weit an.<br />

FBM: Kommen die Besucher tatsächlich um sich Finanzprodukte der Aussteller<br />

anbieten zu lassen?<br />

Andreas Wiesinger: Die Fakten liegen klar auf der Hand - die Niedrigzinspolitik<br />

verlangt zunehmend nach neuen Konzepten für den Vermögensaufbau<br />

und die Absicherung im Alter. Das heißt für Anleger, Informationen rund<br />

um alle Anlageklassen werden immer wichtiger, um künftig eine gute und<br />

nachhaltige Finanzentscheidung treffen zu können. Auch darauf beruht die<br />

Attraktivität unserer Messe. Das Interesse der Invest-Besucher ist jedoch<br />

sehr unterschiedlich, das variiert je nach den individuellen Zielen bei der<br />

52 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Interview mit Andreas Wiesinger,<br />

Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Messe Stuttgart<br />

Geldanlage und der Risikobereitschaft. Nachdem aktuell am Anleihemarkt die Rendite<br />

kaum die Inflationsrate ausgleicht und andere Produkte starken Schwankungen unterworfen<br />

sind, steht die Aktie bei den Anlegern derzeit wieder mehr im Mittelpunkt. Vorträgen<br />

wie „Aktienmarkt <strong>2016</strong> – Ein Paradies für Stock-Picker“, „Aktien, Gold und Co: Das<br />

gehört ins Depot“ und „Dividendenstrategie: Aktien sind die besseren Staatsanleihen“<br />

waren entsprechend stark nachgefragt. Natürlich raten selbst die Experten nicht nur auf<br />

eine Anlageklasse zu setzen. Somit erhielten die Invest-Besucher auch wichtige Informationen<br />

über Alternativen wie Tradingmodelle, Sachwerte oder Fonds und ETFs, also<br />

börsennotierte Indexfonds.<br />

FBM: Was kommt vom Programm bei den Besuchern besonders gut an?<br />

Andreas Wiesinger: Aus dem umfangreichen Kongress- und Rahmenprogramm mit rund<br />

300 Veranstaltungen kamen besonders die Podiumsdiskussionen mit namenhaften Experten<br />

auf den Bühnen der ARD und Verlagsgruppe Handelsblatt gut an. Knapp 90 Prozent der<br />

Besucher nutzen die Expertenrunden, Live-Interviews und Vorträge, um sich über aktuelle<br />

Finanzthemen in einer Tiefe zu informieren, wie es sonst nur institutionellen Anlegern<br />

vorbehalten ist. Schwerpunkte an den Messeständen und im Rahmenprogramm waren die<br />

übergreifenden Themen Vermögensaufbau und Absicherung im Alter.<br />

FBM: Was waren in diesem Jahr die Highlights der Invest? Gab es einen neuen Besucher-Rekord?<br />

Andreas Wiesinger: Die Messe „Grünes Geld“ und der Themenpark „Neue FinTech-<br />

Helden“ zählten definitiv zu den Highlights der Invest <strong>2016</strong>. Im Rahmen von „Grünes<br />

Geld“ wurde der Themenschwerpunkt nachhaltige Geldanlage intensiv beleuchtet und<br />

bot Besuchern qualifizierte Beratung rund um ethisches und nachhaltiges Wirtschaften.<br />

Das Trendthema Digitalisierung der Finanzbranche wurde im Themenpark „Neue Fin-<br />

Tech-Helden“ aufgegriffen. Rund 15 Aussteller präsentierten hier digitale Lösungen für<br />

den Finanzsektor. Mit der ARD und insbesondere Markus Gürne sowie seinem Team von<br />

Börse vor Acht, hatten wir in diesem Jahr starke Partner an Bord. Eine Premiere konnten<br />

wir in der Zusammenarbeit mit Phoenix feiern. Die Phoenix-Sendungen „Forum<br />

Wirtschaft Spezial“ und die Podiumsdiskussion „Planlos ins Alter? Die große Rentenverunsicherung“<br />

haben uns große mediale Aufmerksamkeit gebracht. Die starke Resonanz<br />

der neuen Themen und Kooperationen spiegelte sich auch bei den Besuchern wieder.<br />

Knapp 12.000 Anleger haben die Invest besucht – das entspricht einem Zuwachs von<br />

13 Prozent im Vorjahrsvergleich.<br />

FBM: Was sind Ihrer Meinung nach die Erfolgsrezepte für Aussteller auf der „Invest“?<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

53


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW<br />

Quelle: © Stuttgarter Messe<br />

Andreas Wiesinger: Bei jeder Messe, wie auch der Invest, steht der direkte Kundenkontakt<br />

im Vordergrund. Wie bereits weiter oben erwähnt, wendet sich die Invest an<br />

engagierte Privatanleger aus der DACH-Region und institutionelle Anleger. Hier haben<br />

Aussteller eine einzigartige Plattform um den direkten Kontakt zu Kunden aufzubauen<br />

und interessante Gespräche zu führen.<br />

FBM: Werden Sie das Messekonzept auch für das nächste Jahr so beibehalten oder kommt<br />

es zu Neuerungen?<br />

Andreas Wiesinger: Das Messekonzept der Invest hat sich mehr als bewährt. Wichtig<br />

für den anhaltenden Erfolg ist sicher das Veranstaltungskonzept, das wir gemeinsam<br />

mit unserem Partner – der Börse Stuttgart – permanent weiterentwickeln. In Messe,<br />

Kongress und Rahmenprogramm vermitteln Aussteller und bekannte Finanzexperten geballtes<br />

Know-how zu allen Anlageklassen. Das erhalten die Besucher so nur in Stuttgart.<br />

FBM: Planen Sie auch künftig weitere Themen in das Messekonzept zu integrieren, wie<br />

zum Beispiel Altersversorgung/Versicherungen?<br />

Andreas Wiesinger: Die Themen Altersvorsorge und Versicherungen wurden auch in<br />

diesem Jahr, etwa in Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Live-Interviews beleuchtet. Ob<br />

wir hierzu künftig einen speziellen Themenschwerpunkt erstellen werden, ist zum jetzigen<br />

Zeitpunkt noch nicht entschieden. www. www.messe-stuttgart.de/invest/<br />

Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />

Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

54 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERTRIEB / MARKETING I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Vertriebswege in der Assekuranz:<br />

Makler- und Onlinevertrieb auf<br />

Höchststand<br />

Um eine Versicherung abzuschließen,<br />

stehen Versicherungskunden<br />

zahlreiche Wege offen. Während<br />

die beiden Vertriebswege Agentur/Geschäftsstelle<br />

oder der klassische Hausbesuch<br />

des Versicherungsvertreters konstant<br />

die höchste Akzeptanz aufweisen, gewinnen<br />

alternative Vertriebsformen kontinuierlich<br />

an Aufmerksamkeit. So erreichen<br />

Makler- und Onlinevertrieb 2015 jeweils<br />

Akzeptanz-Höchstwerte seit Beginn der<br />

erhobenen Messungen im Jahr 1996.<br />

Jeder zweite Versicherungsentscheider und<br />

-mitentscheider (52 Prozent) in Deutschland<br />

gibt an, dass ihm ein Versicherungsabschluss<br />

beim Makler grundsätzlich zusagt.<br />

Vor 15 Jahren (in 2000) war es nur<br />

jeder Dritte (34 Prozent). Beim Online-Vertrieb<br />

steigt die Akzeptanz bevölkerungsrepräsentativ<br />

erstmalig über die 30-Prozent-<br />

Marke und hat sich im Vergleich zu 2000<br />

von acht auf 32 Prozent vervierfacht. Bei<br />

den bis 30-Jährigen, den zukünftigen Neukunden,<br />

liegt die Akzeptanz für den Online-<br />

Abschluss jedoch bereits bei 57 Prozent.<br />

Auch Kunden mit höherem Einkommen<br />

und umfangreicherem Versicherungsbedarf<br />

sind gegenüber Online-Angeboten mit<br />

39 Prozent Akzeptanz offener. Dies ist das<br />

Ergebnis der Studie „Kundenmonitor e-<br />

Assekuranz“ des internationalen Marktforschungs-<br />

und Beratungsinstituts YouGov,<br />

für die 2.294 Versicherungsentscheider<br />

und -mitentscheider vom 27.04.2015 bis<br />

14.06.2015 in 20-minütigen bevölkerungsrepräsentativen<br />

Face-to-Face-Interviews<br />

befragt wurden.<br />

Die Abschlussbereitschaft über das Internet<br />

ist bisher aber kaum weiter differenziert.<br />

Sowohl der direkte Abschluss bei<br />

einem Versicherer als auch der Abschluss<br />

über einen Vergleichsrechner sind mit 27<br />

bzw. 28 Prozent Akzeptanz in der Bevölkerung<br />

gleich beliebt. Dies gilt auch ebenso<br />

für die jungen Kunden bis 30 Jahre.<br />

Die Steigerungsraten in der Akzeptanz<br />

des Makler- und Onlinevertriebs schlagen<br />

sich auf die tatsächliche Nutzung der Beratungs-<br />

und Abschlusspunkte nieder: So<br />

hat jeder Fünfte (21 Prozent) überhaupt<br />

schon einmal eine Versicherung über einen<br />

Makler abgeschlossen (2000: 10 Prozent)<br />

und jeder Achte (12 Prozent) online<br />

(2000: unter 1 Prozent).<br />

Nahezu jeder fünfte Neuabschluss<br />

online<br />

Bei Neuabschlüssen, die in den letzten zwei<br />

Jahren getätigt wurden, zeigt die Studie,<br />

dass 19 Prozent aller erfassten Neuabschlüsse<br />

über das Internet getätigt wurden.<br />

In den letzten fünf Jahren hat sich<br />

damit der Anteil der Online-Abschlüsse fast<br />

verdoppelt (2010: 11 Prozent). Versicherungsabschlüsse<br />

beim Makler hat über die<br />

letzten Jahre etwa jeder Zehnte durchgeführt.<br />

Jedoch sind die Wachstumsraten in<br />

diesen beiden Vertrieben von sehr unterschiedlichen<br />

Produkten getrieben. Während<br />

der Online-Vertrieb von einfachen<br />

oder kleineren Versicherungen wie z. B.<br />

Kfz-, private Krankenzusatz- oder private<br />

Haftpflichtversicherung profitiert, sind Versicherungsmakler<br />

bei komplexeren Verträgen<br />

wie z. B. einer privaten Pflege- oder<br />

Berufsunfähigkeitsversicherung erfolgreich.<br />

Der Großteil der Online-Abschlüsse<br />

wird über die Internetseiten der Versicherungsgesellschaften<br />

getätigt. Der „Kundenmonitor<br />

e-Assekuranz“ ist ein jährliches<br />

repräsentatives Monitoring der Vertriebswegenutzung<br />

und -akzeptanz sowie der<br />

psychografischen Versicherungsmentalität<br />

inkl. der Service- und Beratungserwartungen<br />

im Versicherungsmarkt mit besonderer<br />

Vertiefung des Onlinevertriebs.<br />

Er liefert mit über 100 Seiten wichtige Erkenntnisse<br />

zur Nutzung des Internetangebots<br />

von Versicherern und zeigt die Online-<br />

Trends im Versicherungsmarkt auf.<br />

Autor: www.yougov.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

55


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING<br />

B2B-Vertrieb und -Marketing<br />

in der digitalen Welt<br />

Die Käufer regieren die Welt – und<br />

das traditionelle Verkaufs- und<br />

Marketingmodell hat oftmals<br />

ein eingebautes Verfallsdatum. Zu diesem<br />

Schluss kommt die aktuelle Studie<br />

„Bought not sold: Marketing and selling to<br />

digitally empowered business customers“<br />

der internationalen Managementberatung<br />

Bain & Company. B2B-Unternehmen, die<br />

weiterhin erfolgreich sein wollen, müssen<br />

ihr Marketing- und Vertriebsmodell<br />

anpassen. „Die führenden B2B-Anbieter<br />

verhalten sich zunehmend wie die besten<br />

B2C-Firmen“, erklärt Dr. Tobias Umbeck,<br />

Partner bei Bain & Company und Experte<br />

für Marketingstrategien. „Sie nutzen<br />

Big Data zur präzisen Analyse ihrer Kunden,<br />

erreichen diese zu einem sehr frühen<br />

Zeitpunkt im Kaufprozess und unterstützen<br />

sie mit wichtigen Informationen in<br />

den richtigen digitalen Kanälen. Am Ende<br />

machen sie dann das Geschäft.“ Viele Unternehmen<br />

sind dazu allerdings noch nicht<br />

in der Lage. Nach einer weltweiten Bain-<br />

Befragung von Marketing- und Sales-Managern<br />

fühlen sich lediglich zwölf Prozent<br />

gut auf die neuen Realitäten vorbereitet.<br />

Zu rechnen ist mit folgenden Entwicklungen:<br />

Die bisher getrennten Ressorts<br />

Marketing und Vertrieb verschmelzen, die<br />

Gesamtzahl der Vertriebsmitarbeiter im<br />

Unternehmen sinkt und die bisher oft grobe<br />

Kundensegmentierung wird durch eine<br />

datengestützte Analyse auf Einzelkundenbasis<br />

ersetzt.<br />

Quelle: © violetkaipa - Fotolia.com<br />

Die Erfolgsrezepte<br />

der Marketingvorreiter<br />

Immerhin sieht sich fast jedes fünfte Unternehmen<br />

laut Bain-Studie bereits heute<br />

gut gerüstet für das neue Kräfteverhältnis<br />

zwischen B2B-Verkäufern und -Käufern.<br />

Diese Vorreiter untermauern ihren messbaren<br />

Markterfolg mithilfe von drei Strategien:<br />

1.Informationen, die der Kunde wirklich<br />

will. Für Unternehmen ist es schwieriger<br />

denn je, eine Marke positiv im Bewusstsein<br />

der Geschäftspartner zu verankern.<br />

Die Käufer bilden sich ihre eigene Meinung<br />

– durch Testberichte, Produktbewertungen<br />

von Nutzern und Kommentare<br />

in den sozialen Medien. Umso wichtiger<br />

ist es, rechtzeitig Einfluss auf die Entscheidungsfindung<br />

des B2B-Kunden zu<br />

nehmen. Die Vorreiter der Bain-Studie<br />

setzen daher intensiv auf Content-Marketing.<br />

Sie bieten dem Kunden in allen<br />

Informationskanälen nützliche und spannende<br />

Inhalte, die dieser wirklich will<br />

oder von sich aus anfordert. Ein gutes<br />

Beispiel ist die in Dänemark ansässige<br />

weltgrößte Container-Reederei Maersk.<br />

Der Konzern nutzt die sozialen Netzwerke<br />

äußerst professionell: Blogs der<br />

Kapitäne, kleine Porträts außergewöhnlicher<br />

Mitarbeiter, dramatische Fotos von<br />

Schifffahrten durchs Packeis. Mit diesen<br />

Content-Marketing-Maßnahmen erreicht<br />

Maersk auf Facebook, Twitter und Instagram<br />

ein Millionenpublikum – zu einem<br />

Bruchteil der Kosten des herkömmlichen<br />

Werbemarketings.<br />

2. Relevante Kundendaten sammeln und<br />

intelligent auswerten. Viele Unternehmen<br />

sitzen auf einem wahren Schatz von Informationen<br />

über ihre B2B-Kunden, wissen<br />

ihn jedoch nicht zu nutzen. Es fehlt<br />

im ersten Schritt die systematische Analytik:<br />

Welche Produkte hat der Kunde in<br />

56 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERTRIEB / MARKETING I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Quelle: © nyul - Fotolia.com<br />

der Vergangenheit gekauft? Was bevorzugten<br />

ähnliche Käufer? Was recherchieren<br />

potenzielle Kunden gerade in Echtzeit<br />

auf der Website des Unternehmens?<br />

Wer über diese Informationen und die<br />

entsprechende Analytik verfügt („Big<br />

Data“) verfügt, erkennt die wahren Bedürfnisse<br />

seiner Kunden und kann sie in<br />

einem zweiten Schritt gezielt über neue<br />

Produkte oder Kampagnen informieren.<br />

Der Anbieter differenziert auf diese Weise<br />

nicht mehr grob nach Käufergruppen,<br />

sondern umsorgt jeden einzelnen Kunden,<br />

indem er seinen speziellen Bedürfnissen<br />

entspricht („Segment of One“).<br />

3.Dynamischer Kaufprozess und ein<br />

überzeugendes Einkaufserlebnis. Geschäftskunden<br />

verlangen ebenso wie<br />

Endverbraucher den schnellen und effektiven<br />

Kontakt zum Produktanbieter. Unternehmen,<br />

denen es gelingt, diese Anforderung<br />

zu erfüllen, erzielen qualitativ<br />

höherwertige Kundenkontakte und bessere<br />

Abschlussraten. Ein in der Bain-Studie<br />

genannter Softwarekonzern hat seine<br />

komplette Vertriebsstruktur umgestellt –<br />

weg vom „One size fits all“-Konzept hin<br />

zu einem dem jeweiligen Kundensegment<br />

angepassten Modell. Für Hunderte von<br />

Großkunden heißt das: Sie haben hoch<br />

spezialisierte Ansprechpartner auf allen<br />

Hierarchieebenen des Anbieters und eine<br />

Vertriebsabteilung, deren Vergütung sich<br />

nach der Dauer der Kundenbeziehung<br />

richtet. Kleine und mittelgroße Kunden<br />

erhalten ein flexibles Testkaufmodell<br />

(„see, try, buy“) und können Software<br />

für einen gewissen Zeitraum kostenlos<br />

nutzen. Entschließen sie sich zum Kauf,<br />

werden sie nicht nur von IT-Experten des<br />

Unternehmens unterstützt, sondern auch<br />

von den Verkaufsmanagern hinsichtlich<br />

sinnvoller weiterer Produkte beraten.<br />

Worauf sich das Management jetzt<br />

einstellen muss<br />

Das veränderte Kundenverhalten in der<br />

digitalen Ära ist für die Verantwortlichen<br />

in Vertrieb und Marketing eine nicht zu<br />

unterschätzende Herausforderung. Agieren<br />

die Marketing- und Verkaufsteams<br />

bereits als Einheit? Ist die eigene digitale<br />

Strategie schon so weit entwickelt,<br />

dass die Zielkunden auf allen Kanälen<br />

erreicht werden? Sind die gesammelten<br />

Kundendaten aussagekräftig genug,<br />

um das Verhalten potenzieller Käufer zu<br />

prognostizieren und ihnen während des<br />

Kaufprozesses eine rundum positive Erfahrung<br />

zu ermöglichen? Bain-Experte<br />

Umbeck: „Unternehmen, die der Konkurrenz<br />

voraus sind, können von den Veränderungen<br />

des neuen digitalen Kaufverhaltens<br />

nachhaltig profitieren und sind<br />

nachweislich erfolgreicher.“<br />

Autor: www.bain.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

57


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I UNTERNEHMEN<br />

Sehr unterschiedliche Steuersätze bei<br />

Unternehmensnachfolge<br />

Modellrechnung vergleicht 42 Länder<br />

Familienunternehmen in aller Welt unterliegen<br />

sowohl im Erbfall als auch<br />

bei einer Nachfolgeregelung sehr unterschiedlichen<br />

Steuersätzen. Das zeigt<br />

eine Modellrechnung von KPMG, für die die<br />

Steuervorschriften in 42 Ländern verglichen<br />

wurden. Anhand eines fiktiven Familienunternehmens<br />

im Wert von umgerechnet 10 Millionen<br />

Euro wurde für den „Global Family Business<br />

Tax Monitor“ die Steuerbelastung für<br />

den Fall berechnet, dass das Unternehmen<br />

vererbt wird beziehungsweise im Zuge einer<br />

Nachfolgeregelung an die Nachkommen<br />

übergeht. Lässt man Ausnahmeregelungen<br />

unberücksichtigt, liegt die potenzielle Steuerbelastung<br />

in den 42 untersuchten Ländern<br />

im Erbfall zwischen 0 und 45 Prozent<br />

(umgerechnet bis zu 4,5 Millionen Euro in<br />

Australien oder in einzelnen US-Bundesstaaten).<br />

Ein Drittel der untersuchten Staaten<br />

(14) erhebt im Erbfall keinerlei Steuern.<br />

In weiteren 11 Ländern liegt der Steuersatz<br />

bei umgerechnet maximal 10 Prozent (oder<br />

1 Million Euro). In rund einem Viertel der<br />

Staaten (11) liegt der Steuersatz bei mindestens<br />

30 Prozent (3 Millionen Euro).<br />

Besteuerung bei Nachfolgeregelung<br />

Von den analysierten 42 Ländern erhebt<br />

genau die Hälfte (21) Steuern in Höhe von<br />

maximal 10 Prozent (umgerechnet 1 Million<br />

Euro). In zehn dieser Staaten wiederum<br />

werden im Nachfolgefall sogar gar keine<br />

Steuern erhoben. Selbst bei Berücksichtigung<br />

von Ausnahmeregelungen kann die<br />

Steuerbelastung allerdings erheblich sein;<br />

sie beträgt im Extremfall bis zu 55 Prozent<br />

in Japan (umgerechnet knapp 5,5 Millionen<br />

Euro). Kay Klöpping, Partner bei KPMG<br />

im Bereich Familienunternehmen und verantwortlich<br />

für Nachfolgeberatung: „Die<br />

komplexen Ausnahmetatbestände machen<br />

deutlich, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig<br />

mit den jeweiligen Steuerregelungen zu<br />

befassen. Familienunternehmer stehen vor<br />

erheblichen Herausforderungen, wenn es<br />

um die steuerliche Behandlung der Nachfolgeregelung<br />

geht.“ So entfällt beispielsweise<br />

unter Berücksichtigung der Ausnahmetatbestände<br />

in 19 der 42 Länder eine<br />

Steuerzahlung im Nachfolgefall.<br />

Autor: www.kpmg.de<br />

Generationswechsel im Mittelstand<br />

immer schwieriger Neuer DIHK-Report<br />

zur Unternehmensnachfolge<br />

Mehr Senior-Chefs denn je möchten<br />

hierzulande ihren Betrieb übergeben;<br />

gleichzeitig ist die Zahl potenzieller<br />

Nachfolger auf ein Rekordtief<br />

gesunken: Der aktuelle Report des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) zur Unternehmensnachfolge<br />

zeigt Engpässe in der ganzen Breite des<br />

Mittelstandes auf. "Die Zahl der Unternehmer<br />

im Rentenalter wächst weiter", fasste<br />

DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Ergebnisse<br />

der Erhebung gegenüber der Tageszeitung<br />

"Die Welt" zusammen. "Nachfolger<br />

sind häufig nicht in Sicht." In Handel und<br />

Gastronomie gebe es mittlerweile doppelt<br />

so viele übergabereife Unternehmen wie<br />

potenzielle Interessenten, so der DIHK-<br />

Präsident. "In der Industrie kommen sogar<br />

fünf Alt-Inhaber auf einen möglichen<br />

Übernehmer." Insgesamt finden der Ana-<br />

58 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


UNTERNEHMEN / VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

lyse zufolge 43 Prozent der Senior-Chefs<br />

in Deutschland keinen Nachfolger, so viele<br />

wie nie zuvor. "Größtes Hemmnis bei der<br />

Unternehmensnachfolge bleibt die Finanzierung",<br />

berichtete Schweitzer, "– und<br />

das, obwohl das Finanzierungsumfeld generell<br />

mit historisch niedrigen Zinsen derzeit<br />

äußerst günstig ist." Trotzdem habe<br />

fast jeder zweite Nachfolger Finanzierungsprobleme.<br />

"Und aktuelle Pläne des Baseler Ausschusses<br />

zur europäischen Bankenregulierung<br />

würden die Situation noch verschärfen",<br />

so Schweitzer weiter: "Wenn<br />

Banken künftig Zinsrisiken pauschal<br />

mit Eigenkapital unterlegen müssten,<br />

dann würden Langfristkredite erheblich<br />

teurer", warnte er. Und die seien gerade<br />

auch bei Betriebsübernahmen notwendig.<br />

"Diese Pläne gehören deshalb zurück in<br />

die Schublade", forderte der DIHK-Präsident.<br />

"Darüber hinaus muss die Politik<br />

Anreize für mehr Unternehmernachwuchs<br />

setzen." Hierzu zähle neben einer mittelstandsfreundlichen<br />

Erbschaftsteuer die<br />

flächendeckende "Vermittlung von Unternehmertum<br />

in Schulen". Dem aktuellen<br />

DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge<br />

liegen mehr als 20.000 Kontakte der Experten<br />

aus den Industrie- und Handelskammern<br />

mit Senior-Unternehmern und<br />

Existenzgründern zugrunde.<br />

Autor: www.dihk.de<br />

Schnell, leistungsfähig und innovativ -<br />

die digitale Zukunft von Versicherungen<br />

Auf dem zweiten „Versicherungs.<br />

Dialog“ der Unternehmensberatung<br />

BearingPoint diskutierten<br />

Experten über die Digitalisierung der<br />

Versicherungsbranche. Mehr als 20 Führungskräfte<br />

aus 16 Unternehmen der<br />

Versicherungsindustrie diskutierten im<br />

Rahmen des zweiten „Versicherungs.Dialogs“<br />

von BearingPoint Ende April über<br />

die aktuellen Entwicklungen in der Branche.<br />

In der Diskussion unter der Leitung<br />

von Achim Nogli, Partner im Bereich IT<br />

Advisory bei BearingPoint, konnten die<br />

Teilnehmer eigene Erfahrungen sowie<br />

Einschätzungen zum Thema „Digitalisierung<br />

des Versicherungsbetriebes“<br />

austauschen. Dabei lag der Fokus auf<br />

der Transformation von IT-Kernanwendungen<br />

und der Einführung moderner<br />

Lösungen.<br />

Eine der führenden Fragestellungen war, inwieweit<br />

die IT-Bereiche der Versicherungsunternehmen<br />

in Bezug auf Schnelligkeit,<br />

Leistungsfähigkeit und Innovationskraft<br />

mit den großen Internet-Unternehmen<br />

mithalten können. Aus dieser Diskussion<br />

wurden verschiedene Aspekte abgeleitet.<br />

Dazu gehören die konkreten mittel- und<br />

langfristigen Maßnahmen, die notwendig<br />

sind, um die IT der deutschen Versicherer<br />

zu modernisieren und „fit“ für die digitale<br />

Revolution zu machen. Hier gaben<br />

einige Teilnehmer an, sich bereits an den<br />

sogenannten „Fintechs“ zu beteiligen, um<br />

am Geschehen im Markt teilzuhaben. Ferner<br />

wurden die heutigen und zukünftigen<br />

Geschäftsmodelle der IT besprochen. Besonders<br />

interessant waren die Fragestellungen<br />

der „optimalen“ Fertigungstiefe<br />

und des Einsatzes von allgemeinen Stan-<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

59


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

dards. Achim Nogli präsentierte die Ergebnisse<br />

einer aktuellen BearingPoint-Studie<br />

zu Transformations- und Erneuerungsprozessen<br />

in der Versicherungswirtschaft und<br />

stieß die Diskussionsrunde an: „Die bestehenden<br />

Altanwendungen können die Anforderungen<br />

digitaler Prozesse nur ungenügend<br />

unterstützen. Notwendig ist eine<br />

Erneuerung der IT-Kernlösungen auf Basis<br />

von Standards. Kleinere und mittelgroße<br />

Versicherer sind besonders von der immer<br />

stärker auseinanderklaffenden Schere der<br />

IT-Kostenquote betroffen. Bei diesen Unternehmen<br />

verstärkt sich der Druck, sich<br />

auf die Kernkompetenzen zu besinnen<br />

und bei der IT auf Standards zu setzen.<br />

Bereits mehrere Lösungsanbieter mit unterschiedlichen<br />

Implementierungsphilosophien<br />

haben sich in den letzten Jahren am<br />

Markt etabliert. Ihre adäquaten Versicherungslösungen<br />

unterstützen kleinere und<br />

mittelgroße Versicherungen, bei der Digitalisierung<br />

mitzuhalten.“<br />

In Kundenberichten haben Dr. Thomas<br />

Niemöller, Mitglied des Vorstands der<br />

Westfälischen Provinzial Versicherung, und<br />

Rolf Bertram, Leiter der IT der Rheinischen<br />

Versorgungskassen, aktuelle Vorhaben im<br />

Rahmen der Erneuerungs- und Digitalisierungsstrategien<br />

ihrer Häuser vorgestellt.<br />

Dr. Niemöller beschrieb die aktuellen Herausforderungen<br />

der Provinzial Versicherung<br />

bei der Digitalisierung der Unternehmensprozesse:<br />

„Wir haben uns bewusst<br />

für einen evolutorischen Weg entschieden,<br />

um die Basis für die anstehenden Digitalisierungsvorhaben<br />

schnell umsetzen zu<br />

können, ohne dabei den laufenden Geschäftsbetrieb<br />

zu behindern. In unserem<br />

Lösungsansatz haben wir die Kernanwendungen<br />

mit BPM- und SOA-Technologien<br />

prozessual so miteinander verknüpft, dass<br />

wir die Fachprozesse übergreifend und teilautomatisiert<br />

gestalten können. Agile Methoden<br />

und der Einsatz interdisziplinärer<br />

Experten-Teams aus IT, ITK und Fachbereichen<br />

waren wesentliche Erfolgsfaktoren<br />

bei der Umsetzung unseres Vorhabens.“<br />

In seinem Erfahrungsbericht präsentierte<br />

Rolf Bertram die Schlüsselfaktoren für die<br />

erfolgreiche Erneuerung und Einführung<br />

einer Kernversicherungsanwendung: „Die<br />

Herausforderung für den Fachbereich bestand<br />

darin, sich von der bisherigen Vorgehensweise<br />

auf Basis der etablierten Altanwendungen<br />

zu lösen und sich neu in<br />

‚Standards‘ hineinzudenken. Die frühzeitige<br />

Zieldefinition einer optimierten auf<br />

Standards basierenden Prozessorganisation<br />

sowie deren aktive Kommunikation<br />

im Hause waren Schlüsselfaktoren für die<br />

erfolgreiche Umsetzung des laufenden<br />

Transformationsvorhabens.“<br />

Autor: www.bearingpoint.com<br />

Quelle: © Kirill Kedrinski - Fotolia.com<br />

60 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Digitale Verunsicherung -<br />

was Versicherer gegen Google und Co.<br />

tun müssen. Jetzt.<br />

Batten & Company Digital Insurance<br />

Index <strong>2016</strong> zeigt: Geringe digitale<br />

Marktpräsenz - Kundenanforderungen<br />

kommen zu kurz. Die Digitalisierung<br />

durchdringt alle Wirtschaftsbereiche,<br />

schafft neue Märkte und neue Kundenbedürfnisse.<br />

Digital Pure Player wie Amazon<br />

und FinanzTech-Unternehmen wie Paypal<br />

oder Auxmoney haben diesen tiefgreifenden<br />

Wandel zu ihren Gunsten genutzt.<br />

Doch ausgerechnet die Versicherungsbranche<br />

wirkt unsicher beim Thema Digitale<br />

Revolution. Nahezu alle führenden<br />

Anbieter sind unzureichend abgesichert<br />

oder nicht hinreichend aufgestellt, um<br />

dem steigenden Digitalisierungsdruck<br />

standzuhalten:<br />

• Bei 95% der Versicherer ist der Digitalisierungsgrad<br />

nicht hoch genug, um<br />

dem externen Digitalisierungsdruck<br />

gerecht zu werden.<br />

• Kein Versicherungsunternehmen entspricht<br />

den digitalen Erwartungen ihrer<br />

Kunden.<br />

• Bei 75% der Versicherungen ist das<br />

Thema Digitalisierung offensichtlich<br />

noch nicht mit hoher Priorität in der<br />

Strategie verankert.<br />

• Sämtliche bestehenden Geschäftsmodelle<br />

werden durch disruptive Innovationen<br />

und den Markteintritt globaler<br />

digitaler Player wie Google bedroht.<br />

• 60% der Versicherer weisen generell<br />

eine geringe digitale Präsenz auf.<br />

Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />

Zu diesen Kernergebnissen kommt der<br />

Digital Insurance Index <strong>2016</strong> der Unternehmensberatung<br />

Batten & Company. Die<br />

Studie zeigt, dass die Versicherungsbranche<br />

einen erheblichen Aufholbedarf bei<br />

der digitalen Transformation hat: Nur eine<br />

einzige der untersuchten 20 Versicherungsunternehmen<br />

wird den vielfältigen<br />

Anforderungen der Stakeholder bei der<br />

Digitalisierung gerecht, und das auch nur<br />

knapp.<br />

Der „Digital Index“ belegt, dass es bei den<br />

meisten Versicherern an der Transformation<br />

digitaler Innovationen in die Konzernstruktur<br />

und -belegschaft mangelt. Die<br />

Folgen: Es gibt erhebliche Optimierungspotenziale.<br />

In vielen Bereichen, wie etwa<br />

im Vertrieb, beim Service oder im Marketing,<br />

werden die Digitalisierungsmöglichkeiten<br />

und -potentiale nicht oder nur unzureichend<br />

ausgeschöpft.<br />

Autor: www.batten-company.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

61


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

InsurTechs:<br />

Alternative Versicherungsanbieter und<br />

-plattformen mit Wachstumspotential<br />

Während sich FinTechs im Bereich<br />

Bezahlsysteme teilweise schon<br />

fest im Markt etablieren und<br />

positionieren konnten, stehen InsurTechs<br />

noch relativ am Anfang dieser Entwicklung.<br />

Doch die Anzahl der Anbieter von alternativen<br />

Versicherungen und Versicherungsplattformen<br />

wächst kontinuierlich<br />

und das Interesse in der deutschen Bevölkerung<br />

steigt. Mehr als jeden zweiten<br />

Finanzentscheider und -mitentscheider<br />

(53 Prozent) macht die Entwicklung von<br />

Fin- oder InsurTechs neugierig. Im März<br />

dieses Jahres waren es noch 49 Prozent.<br />

Darüber hinausgehen knapp drei Viertel<br />

der Befragten (72 Prozent, +6 Prozentpunkte)<br />

davon aus, dass Verbraucher von<br />

der Entwicklung profitieren können. Dies<br />

sind die Ergebnisse der zweiten Befragungswelle<br />

des YouGov-FinTech Tracker<br />

des internationalen Marktforschungsund<br />

Beratungsinstituts YouGov, für den<br />

rund 1.000 private Finanzentscheider<br />

und -mitentscheider vom 02.05.<strong>2016</strong> bis<br />

09.05.<strong>2016</strong> internetrepräsentativ befragt<br />

wurden.<br />

Auch bei der Bekanntheit der InsurTech-<br />

Marken zeigt sich ein leichter Trend nach<br />

oben: Gut jeder Vierte (28 Prozent)<br />

kennt mindestens einen InsurTech-Anbieter<br />

– im Vergleich zur Befragung im<br />

März steigt die Bekanntheit über alle<br />

Marken hinweg um vier Prozentpunkte.<br />

Für die zweite Erhebungswelle wurden<br />

erstmalig die InsurTechs Community Life<br />

und moneymeets in der Befragung berücksichtigt.<br />

Die Chance, dass InsurTechs<br />

von Versicherungskunden gefunden und<br />

in Betracht gezogen werden, wächst<br />

demnach weiter an. Insbesondere in der<br />

Gruppe der unter 30-Jährigen ist die Bekanntheit<br />

nochmals höher (32 Prozent).<br />

Obwohl die Bekanntheit von InsurTech<br />

Marken insgesamt steigt, zeigt der Blick<br />

auf die einzelnen Marken noch eine geringe<br />

Bekanntheit. Lediglich einzelne InsurTechs<br />

zeigen weiterhin eine gestützte<br />

Bekanntheit von vier und mehr Prozent:<br />

Finanzchef24, friendsurance und Online-<br />

Versicherung.de.<br />

Das Interesse an Versicherungsprodukten<br />

ist allerdings stark und untermauert die<br />

Wachstumspotentiale: Jeder zweite der<br />

befragten Finanzentscheider und -mitentscheider<br />

(50 Prozent), berichtet sich in<br />

den letzten zwölf<br />

Monaten über<br />

Versicherungen<br />

Quelle: © mohsinjamil - Fotolia.com<br />

informiert zu<br />

haben. Im Vergleich<br />

zur ersten<br />

Welle ist das ein<br />

Zuwachs von sieben Prozentpunkten. Jeder<br />

Achte (12 Prozent) kann sich generell<br />

den Abschluss einer Versicherung in<br />

den kommenden sechs Monaten vorstellen.<br />

Am höchsten ist die Abschlussbereitschaft<br />

unter den 30- bis 44-Jährigen.<br />

„Die Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle<br />

des FinTech Tracker unterstreichen<br />

das Wachstumspotential der<br />

neuen Anbieter. Eine Steigerung der<br />

individuellen Markenbekanntheit ist für<br />

InsurTechs unerlässlich, um sich tatsächlich<br />

als vertrauensvolle Alternative<br />

zu klassischen Versicherern etablieren<br />

zu können“, sagt Andre Soldwedel,<br />

Consultant bei YouGov. Der YouGov-<br />

FinTech Tracker untersucht für den Bereich<br />

Assekuranz die Marken AppSichern, Asuro,<br />

Clark, Community Life, feelix, FinanceFox,<br />

Finanzchef24, friendsurance, GetSafe,<br />

Knip, massUp, mobilversichert, moneymeets,<br />

OnlineVersicherung.de, passt24,<br />

Schutzklick, simplr, TED Versicherung,<br />

Treefin und Vertragium. Die Markenbekanntheit,<br />

Nutzungsbereitschaft und<br />

Weiterempfehlung wird im Zeitverlauf<br />

über sechs Befragungswellen alle zwei<br />

Monate erhoben.<br />

Autor: www.yougov.de<br />

62 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Bain-Analyse<br />

zur Versicherungswirtschaft:<br />

Digitalisierung schreitet voran<br />

Nach anfänglichem Zögern treibt die<br />

Versicherungswirtschaft ihre Digitalisierung<br />

nun voran. Sie legen<br />

digitale Kundenbindungsprogramme auf,<br />

bringen neue Tarife unter Nutzung digitaler<br />

Technologien auf den Markt und setzen<br />

auch intern zunehmend auf digitale<br />

Prozesse. Analysen der internationalen<br />

Managementberatung Bain & Company<br />

zufolge erlebt die Versicherungsbranche<br />

derzeit spürbare Veränderungen in fünf<br />

Bereichen: digitale Plattformen, Omnikanal,<br />

Big-Data-Nutzung, Dunkelverarbeitung<br />

und Aufbau agiler Organisationen.<br />

„Für die meisten Versicherer<br />

ist die Digitalisierung<br />

eine der höchsten<br />

Prioritäten, wenn nicht<br />

die höchste“, erklärt Dr.<br />

Christian Kinder, Bain-<br />

Partner und Leiter der<br />

Praxisgruppe Versicherungen<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum. „In diesen<br />

Bereich investieren viele<br />

Anbieter mittlerweile dreistellige<br />

Millionenbeträge.“<br />

Noch am Anfang steht die<br />

Versicherungswirtschaft<br />

bei digitalen Plattformen,<br />

die herkömmliche Internetportale<br />

ersetzen. Diese<br />

Plattformen sollen den<br />

Kunden eine zentrale Anlaufstelle<br />

für alle Themen<br />

bieten, wie zum Beispiel<br />

Gesundheit oder Kfz. Dies<br />

verbessert das Kundenerlebnis und stärkt<br />

zusammen mit neuartigen Bonusprogrammen<br />

die Kundenbindung. So begegnen<br />

etablierte Häuser auch der Gefahr, dass<br />

sich Intermediäre zwischen sie und ihre<br />

Kunden drängen, wie in anderen Ländern<br />

geschehen. Dem gleichen Ziel dient der<br />

Wandel vom Multi- zum Omnikanal. Mit<br />

der Vernetzung ihrer zumeist siloartigen<br />

Vertriebsstrukturen schaffen die Versicherer<br />

eine grenzenlose Kundenreise. Die<br />

Kundendaten stehen so zu jeder Zeit auf<br />

allen Vertriebskanälen zur Verfügung.<br />

Bis zu 40 Prozent weniger Prämie<br />

dank digitaler Technologien<br />

Auch bei der Nutzung von Big Data und<br />

dem Einsatz von Advanced Analytics hat<br />

die Aufholjagd begonnen. Bis 2020 planen<br />

die Lebensversicherer, ihre <strong>Ausgabe</strong>n<br />

für Big-Data-Analysetechnologien pro Jahr<br />

um 24 Prozent zu steigern, die Sachversicherer<br />

sogar um 27 Prozent. Vorreiter ist<br />

die Kfz-Versicherung.<br />

Erste Telematik-Tarife<br />

nutzen bereits Boxen<br />

oder Apps, um das<br />

Fahrverhalten zu messen<br />

und individuelle<br />

Beiträge zu kalkulieren.<br />

„Jüngere Autofahrer<br />

können bei einigen<br />

Telematik-Tarifen bis<br />

zu 40 Prozent der Prämie<br />

sparen“, betont<br />

Bain-Partner und Versicherungsexperte<br />

Dr.<br />

Florian Mueller. „In den<br />

nächsten Jahren dürften<br />

diese Tarife deshalb<br />

deutliche Marktanteile<br />

erobern.“ Mit Blick auf<br />

innovative Tarifgestaltung<br />

ist Mueller über-<br />

Quelle: © juniart - Fotolia.com<br />

zeugt: „Die Nutzung<br />

großer Datenmengen<br />

ist eine Kernkompetenz und das Herzstück<br />

von Versicherungsunternehmen. Und dies<br />

wird sich im 21. Jahrhundert durch Big Data<br />

und Advanced Analytics noch deutlich weiterentwickeln.“<br />

Allerdings müssen die Unternehmen<br />

dafür bestehende Denkmuster<br />

aufbrechen und interne wie externe Daten<br />

konsequenter nutzen. Dies beschleunigt<br />

nicht zuletzt die Entstehung dynamischer,<br />

selbstlernender IT-Systeme. Eine intelli-<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

63


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Quelle: © fotogestoeber - Fotolia.com<br />

gente Dunkelverarbeitung hält laut Bain-<br />

Analyse bereits Einzug in zentrale Prozesse<br />

wie Underwriting und Schadenmanagement.<br />

Die wohl größte Herausforderung<br />

ist derzeit jedoch die Entwicklung agiler<br />

Organisationen. Denn über den Erfolg im<br />

digitalen Zeitalter entscheiden Geschwindigkeit,<br />

Agilität und Fehlertoleranz – Faktoren,<br />

die für das Versicherungsgewerbe<br />

bisher eher untypisch waren.<br />

An diesem Kulturwandel führt für die Versicherungsbranche<br />

kein Weg vorbei. Erste<br />

Anbieter experimentieren bereits mit Hackathons<br />

und Digital Days, andere etablieren<br />

hauseigene Labs zur Förderung von<br />

Innovationen. Ein Stillstand bei der Digitalisierung<br />

verbietet sich schon aufgrund<br />

der wachsenden Zahl branchenfremder<br />

digitaler Angreifer sowie des immensen<br />

Kostendrucks. Deshalb müssen die Unternehmen<br />

ihre digitale Transformation zügig<br />

vorantreiben und dabei vier Grundregeln<br />

beachten:<br />

1. Konsequentes Denken aus Kundensicht.<br />

Knapp 80 Prozent der Kunden wollen in<br />

den nächsten fünf Jahren über digitale<br />

Kanäle mit ihrem Versicherer interagieren.<br />

Je besser die Anbieter auf diese<br />

Bedürfnisse eingehen, desto größer<br />

ist die Wahrscheinlichkeit, ihre Kunden<br />

langfristig zu binden.<br />

2. Entschlossenes Handeln ist das Gebot<br />

der Stunde. Die Hoffnung trügt, das Risiko<br />

von Fehlentscheidungen und -investitionen<br />

durch eine Bündelung von<br />

Maßnahmen in einem großen Projekt<br />

minimieren zu können. Sehr reell ist<br />

dagegen die Gefahr, den Anschluss an<br />

den Markt zu verlieren.<br />

3. Aufbruchsstimmung in allen Abteilungen.<br />

Die Digitalisierung ist kein Vorstands-<br />

oder Abteilungsprojekt, sondern<br />

muss das gesamte Unternehmen<br />

erfassen sowie von allen Führungskräften<br />

verstanden und gelebt werden.<br />

4. Wandel wird Alltag. Versicherungen<br />

denken langfristig und aus Risikoperspektive.<br />

Das ist in der Tarifkalkulation<br />

und im Underwriting auch weiterhin<br />

notwendig. Gleichzeitig brauchen sie jedoch<br />

auch einen größeren Risikoappetit<br />

gepaart mit einer „Fast-Failure-Kultur“,<br />

um im Versicherungsmarkt von morgen<br />

zu bestehen.<br />

„Die Versicherer beginnen, die Digitalisierung<br />

zu leben“, stellt Bain-Experte Kinder<br />

fest. „Und die bisherigen Fortschritte sind<br />

ermutigend.“ Zunehmend werden digitale<br />

Geschäftsmodelle erkennbar, mit denen<br />

sich weiterhin attraktive Erträge und Margen<br />

erwirtschaften lassen. „Wer sich dem<br />

digitalen Wandel verschließt, gefährdet<br />

seine Existenz“, so Kinder. „Allen Marktteilnehmern<br />

muss klar sein: Die Zukunft der<br />

Versicherer ist digital!“<br />

Autor: www.bain.de<br />

Quelle: © Bacho Foto - Fotolia.com<br />

64 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Stößt IT-Sourcing<br />

in der Versicherungsbranche<br />

an seine Grenzen?<br />

BearingPoint-Studie: Neue Zielsetzungen,<br />

cloudbasierte Lösungen<br />

und innovative Technologien treiben<br />

flexible Servicemodelle und -angebote<br />

voran. IT-Sourcing ist auch in der<br />

Versicherungsbranche schon längst etabliert<br />

und hat einen hohen Reifengrad<br />

erreicht. Zukünftig fokussiert<br />

sich die Auslagerung<br />

dabei eher auf eine strategische<br />

Neuausrichtung in<br />

Bezug auf Modernisierung<br />

und Digitalisierung der bestehenden<br />

Strukturen und<br />

Prozesse. Dies zeigen die<br />

Ergebnisse einer aktuellen<br />

Studie der Unternehmensberatung<br />

BearingPoint, die<br />

unter 57 Entscheidungsträgern<br />

von Versicherungen in<br />

der DACH-Region zwischen<br />

November 2015 und Januar<br />

<strong>2016</strong> durchgeführt wurde.<br />

74 Prozent der Teilnehmer<br />

gaben an, dass sie bereits<br />

ihre IT-Bereiche auslagern.<br />

Obwohl im Vergleich zu 2013 eine leichte<br />

Steigerung von 6 Prozent zu beobachten<br />

ist, hat der Grad der Auslagerung im<br />

Allgemeinen eine gewisse Sättigung erreicht.<br />

Nur 6 Prozent der Versicherungen<br />

planen weiteres IT-Sourcing. Dabei ist<br />

der Auslagerungsgrad beim Rechenzentrum<br />

(61 Prozent) sowie bei Telefonie und<br />

Netzwerk (58 Prozent) relativ hoch. Eine<br />

weitere wichtige Tendenz lässt sich in der<br />

Produktentwicklung erkennen. Seit 2013<br />

ist der Anteil der Auslagerungen in diesem<br />

Bereich mit 16 Prozent deutlich gestiegen.<br />

Quelle: © kantver - Fotolia.com<br />

Auch die Gründe für IT-Sourcing haben<br />

sich in den letzten Jahren stark verändert.<br />

Während 2013 Kosteneinsparungen<br />

das Hauptziel für IT-Sourcing waren (81<br />

Prozent), reduzierte sich dieser Wert <strong>2016</strong><br />

auf 74 Prozent. In den Vordergrund getreten<br />

ist hingegen die qualitative Zielsetzung,<br />

sich auf das Kerngeschäft zu<br />

konzentrieren. Dies ist mit 93 Prozent<br />

der am höchsten bewertete Grund für IT-<br />

Sourcing. Auf Rang zwei und drei stehen<br />

der Einkauf von zusätzlichem Know-how<br />

(81 Prozent) und die Schaffung von mehr<br />

Flexibilität (78 Prozent). „Ein Grund für<br />

diese Entwicklung könnte<br />

sein, dass das Potenzial der<br />

Kosteneinsparungen in vielen<br />

Bereichen bereits in der<br />

Vergangenheit ausgeschöpft<br />

wurde und mittlerweile eine<br />

Verlagerung auf qualitative<br />

Ziele stattgefunden hat.<br />

Dennoch bleibt der Preis<br />

bei der Auswahl eines spezifischen<br />

Dienstleisters für<br />

79 Prozent der Versicherungen<br />

das entscheidende<br />

Kriterium“, so Achim Nogli,<br />

Partner bei BearingPoint im<br />

Bereich Versicherungen und<br />

Autor der Studie. Weitere<br />

59 Prozent orientieren sich<br />

an vorhandenen Referenzen und etwa die<br />

Hälfte legt besonderen Wert auf das Innovationspotential<br />

und den Standort des<br />

Dienstleisters. Im Zuge der Weiterentwicklung<br />

ist für 94 Prozent der Befragten<br />

der strategische Ansatz ein zentraler Erfolgsfaktor<br />

des IT-Sourcings. Aber nur 75<br />

Prozent der Versicherungsunternehmen<br />

haben eine dedizierte IT-Sourcing-Strategie.<br />

Bei der strategischen Neuausrichtung<br />

werden cloudbasierte Lösungen von wesentlicher<br />

Bedeutung sein und nicht nur<br />

die Servicestrukturen und -prozesse stark<br />

beeinflussen, sondern auch die Angebote.<br />

Vier Thesen aus der Studie zur Entwicklung<br />

des IT-Sourcings bei Versicherungen:<br />

1. IT-Sourcing bei Versicherungen ist<br />

etabliert und hat einen hohen Reifegrad<br />

erreicht.<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

65


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

In den meisten IT-Bereichen bleibt der Auslagerungsgrad<br />

relativ konstant. Lediglich in<br />

der Anwendungsentwicklung ist ein klarer<br />

Trend zu mehr Sourcing zu erkennen.<br />

2. Cloudbasierte Lösungen prägen<br />

Serviceangebote und -strukturen.<br />

Da cloudbasierte Services andere technische<br />

und Compliance-Anforderungen<br />

haben, ist die Einsetzung cloudbasierter<br />

Lösungen mit einer Umgestaltung der IT-<br />

Infrastruktur sowie der Sourcing-Beziehungen<br />

mit Dienstleistern verbunden.<br />

3. Dynamische Märkte und innovative<br />

Technologien treiben flexible Servicemodelle<br />

voran.<br />

Zukünftig wird sich die Beziehung mit dem<br />

Sourcing-Partner zu einer Konsumdienstleistung<br />

verändern, die inhaltlich flexibel<br />

gestaltbar, kurzfristig änderbar und leicht<br />

austauschbar sein muss. Dadurch werden<br />

gute Voraussetzungen für die Integration<br />

cloudbasierter Ansätze geschaffen.<br />

4. Regulierung bleibt weiterhin eine<br />

Herausforderung.<br />

Die kontinuierliche Reform der relevanten<br />

gesetzlichen Grundlagen in der Versicherungsbranche<br />

kann die Einhaltung der<br />

rechtlichen Vorschriften und Anforderungen<br />

in Zukunft erschweren. Diese Änderungen<br />

werden langfristig einen großen<br />

Einfluss auf die vertraglichen und operativen<br />

Anforderungen von Versicherungsunternehmen<br />

an IT-Dienstleister haben.<br />

Autor: www.bearingpoint.com<br />

Versicherer: Neue Technologien<br />

zur Kundengewinnung zahlen sich aus<br />

Mehr als 70 Prozent der Versicherer<br />

weltweit nutzen bereits<br />

zunehmend innovative Technologien,<br />

um neue Kunden zu gewinnen<br />

und ihre Kundenbeziehungen zu stärken.<br />

Rund 79 Prozent der Vorstände in<br />

Versicherungskonzernen sprechen dabei<br />

dem Bereich „Data & Analytics“ das<br />

größte Potenzial zu, Kundenbindungen zu<br />

verbessern. Weitere 76 Prozent der CEOs<br />

führen in dem Zusammenhang Customer-Relationship-Management-Systeme<br />

an, etwa 58 Prozent verweisen auf Social-Media-Kanäle.<br />

In der Studie „Seizing<br />

the Future“ der Wirtschaftsprüfungsund<br />

Beratungsgesellschaft PwC nennen<br />

Versicherungs-CEOs den Vormarsch<br />

neuer Technologien als Haupttrend, der<br />

Quelle: © everythingpossible - Fotolia.com<br />

die Stakeholder-Erwartungen in den<br />

kommenden fünf Jahren am stärksten<br />

beeinflussen wird. Neue Analyseverfahren<br />

ermöglichen den Versicherungen,<br />

Prognosen zu erstellen (Predictive Analytics)<br />

und zukünftige Entwicklungen wie<br />

einen Rückgang von Verkehrsunfällen<br />

66 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

oder Genesungschancen zu bestimmen<br />

(Prescriptive Analytics). Diese Ansätze<br />

sind proaktiver und präventiver als bisher<br />

und dürften wesentlich zur sozialen<br />

und finanziellen Wertsteigerung der<br />

Branche beitragen, lautet ein Fazit der<br />

aktuellen PwC-Studie, für die 101 CEOs<br />

der Versicherungsbranche in 43 Ländern<br />

befragt wurden.<br />

Bei Transformation ist Eile geboten<br />

Gleichzeitig stellt die Einführung innovativer<br />

Technologien die Branche auch vor<br />

neue Herausforderungen. So ist deren Nutzung<br />

mit zusätzlichen Kosten verbunden.<br />

Darüber hinaus können Kunden die Versicherer<br />

nun leichter mit Wettbewerbern aus<br />

der eigenen und anderen Branchen vergleichen.<br />

Folglich sehen rund 70 Prozent<br />

der Versicherungsvorstände die Geschwindigkeit<br />

des technologischen Wandels auch<br />

als Gefahr für das Wachstum der eigenen<br />

Institute. Mehr als 60 Prozent sorgen sich<br />

zudem um den Wandel im Konsumentenverhalten<br />

und bei den Konsumentenausgaben.<br />

Viele der neuen Benchmarks für die<br />

Branche werden durch den Markteintritt<br />

neuer Wettbewerber aus der FinTech-Branche<br />

gesetzt. „Wenn sich etablierte Versicherer<br />

nicht schnell genug auf die neuen<br />

Kundenerwartungen einstellen, laufen sie<br />

Gefahr, dass diese Lücken von anderen<br />

Wettbewerbern ausgefüllt werden“, mahnt<br />

PwC-Partner Alexander Hofmann, Insurance<br />

Leader von PwC in Deutschland.<br />

Neue Möglichkeiten für Joint Ventures<br />

Darüber hinaus bieten neue Technologien<br />

auch die Chance auf Partnerschaften<br />

und die Erschließung zusätzlicher Ertragsquellen.<br />

So könnten Daten von Kraftfahrzeug-<br />

und Zubehör-Sensoren auch von<br />

Herstellern und Werkstätten genutzt werden,<br />

wodurch sich neue Optionen für Joint<br />

Ventures im Bereich Design und Wartung<br />

eröffnen. „Einige Versicherer könnten sich<br />

komplett neu erfinden – vom Schutz vor<br />

Risiken hin zum Management und der Monetarisierung<br />

von Information“, fügt Insurance<br />

Leader Alexander Hofmann von<br />

PwC Deutschland hinzu. Angesichts der<br />

sich wandelnden Stakeholder-Erwartungen<br />

haben zudem bereits 64 Prozent der CEOs<br />

ihre Definition und ihr Management von<br />

Risiken verändert. Insgesamt hat sich das<br />

Stimmungsbild der Branche verglichen<br />

zum Vorjahr etwas eingetrübt. Lediglich<br />

28 Prozent (Vorjahr: 40 Prozent) der CEOs<br />

von Versicherern rechnen mit einer Aufhellung<br />

der Welt-Konjunktur in den nächsten<br />

zwölf Monaten. Rund 38 Prozent (Vorjahr:<br />

44 Prozent) der Führungskräfte sind sehr<br />

zuversichtlich über die künftigen Ertragschancen<br />

ihrer Häuser. Rund 70 Prozent<br />

der Vorstände planen in den kommenden<br />

zwölf Monaten Einsparmaßnahmen. Die<br />

USA und China gelten weiterhin als die<br />

aussichtsreichsten Wachstumsmärkte, wobei<br />

der Anteil an CEOs, die China als attraktiven<br />

Zielmarkt sehen, verglichen zum<br />

Vorjahr zugenommen hat.<br />

Überregulierung und Cyber-Risiken<br />

bereiten Sorgen<br />

Die Rahmenbedingungen der Branche haben<br />

sich seit der Finanzkrise deutlich geändert.<br />

Seit Januar gilt das neue Aufsichtsregime<br />

Solvency II in Europa, hinzukommen<br />

Regelungen wie der „Retail Distribution<br />

Review“ in Großbritannien und der „Fiduciary<br />

Standard“ in den USA, die unmittelbare<br />

Auswirkungen auf den Verkauf und<br />

die Beiträge von Versicherungen haben.<br />

Infolge dessen erwägen viele Versicherer<br />

und Anbieter von Altersvorsorgeprodukten<br />

Änderungen ihres Vertriebs durch Berater<br />

und Makler. Rund 94 Prozent der CEOs und<br />

damit mehr Vorstände als in anderen Finanzbranchen<br />

nennen Überregulierung als<br />

mögliches Wachstumshindernis. Rund 79<br />

Prozent der CEOs sehen Cyber-Risiken als<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

67


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Wachstumshürde. Versicherer, die große<br />

Bestände an sensiblen Kundendaten verwalten,<br />

benötigen wirksame Sicherheitsvorkehrungen,<br />

um das Vertrauen in ihre<br />

Institute zu erhalten. Zudem bieten sich<br />

enorme Wachstumschancen für die Branche<br />

bei der Absicherung von Unternehmen<br />

gegen Cyber-Kriminalität. Laut Schätzung<br />

von PwC können die Jahresprämien für<br />

Cyber-Policen bis 2020 auf 7,5 Milliarden<br />

US-Dollar steigen. Allerdings können Cyber-Risiken<br />

die Versicherer selbst auch der<br />

Gefahr von signifikanten Verlusten aussetzen.<br />

„Auf der Agenda der Versicherer steht<br />

eine echte Transformation aller Geschäftsbereiche.<br />

Dabei geht es darum, Aufgaben<br />

anders anzupacken, statt einfach dieselben<br />

Aufgaben mit weniger Leuten zu erledigen.<br />

Die fortschreitende Nutzung gemeinsamer<br />

Service-Zentren, das Offshoring<br />

von Bereichen in günstigere Standorte und<br />

das Outsourcing sind derzeit wesentliche<br />

Trends für die Branche“, summiert PwC-<br />

Partner Alexander Hofmann, Insurance<br />

Leader von PwC in Deutschland.<br />

Autor: www.pwc.de<br />

Niedrigszinseffekte<br />

aus Pensionsverpflichtungen:<br />

Herausforderung für Arbeitnehmer und<br />

Unternehmen<br />

Das anhaltende Niedrigzinsumfeld<br />

und die betriebliche Altersvorsorge:<br />

Auch auf der diesjährigen Handelsblatt<br />

Jahrestagung waren das Marktumfeld<br />

und seine Auswirkungen auf die<br />

Pensionsverpflichtungen der Unternehmen<br />

Thema zahlreicher Diskussionen. Angelika<br />

Brandl, Principal bei Aon Hewitt, zeigte in<br />

ihrem Vortrag Handlungsoptionen für Arbeitnehmer<br />

und Unternehmen auf. Dabei<br />

standen insbesondere die Direktzusage<br />

sowie der Einfluss der Neuregelung des<br />

Paragraphen 253 (HGB) im Fokus.<br />

Quelle: © psdesign1 - Fotolia.com<br />

„Grundsätzlich gilt es, sich der Zielsetzung<br />

der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) im<br />

Unternehmen und der damit verbundenen<br />

Kosten bewusst zu werden, auf dieser Basis<br />

Handlungsoptionen zu bewerten und<br />

entsprechend umzusetzen“, führt Angelika<br />

Brandl an. „Bei der Ausgestaltung von<br />

Neuzusagen steht die Risikominimierung<br />

für den Arbeitgeber im Vordergrund“, erklärt<br />

Brandl. Sie rät zu Defined Contribution-nahen<br />

Zusagen, die beispielsweise<br />

durch kongruente Rückdeckungsversicherungen<br />

oder als wertpapiergebundene Zusagen<br />

gestaltet werden können.<br />

Für bestehende Versorgungsversprechen<br />

lassen sich bilanzielle Belastungen durch<br />

verschiedene Maßnahmen lediglich lin-<br />

68 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

dern. Eine Pulsbefragung von Aon Hewitt<br />

unter Unternehmen aus dem Mittelstand<br />

sowie Großunternehmen kam zu dem Ergebnis,<br />

dass 19 Prozent der Befragten<br />

bereits Maßnahmen zur Reduzierung der<br />

steigenden Pensionsverpflichtungen aufgrund<br />

sinkender Zinsen umsetzen oder<br />

umgesetzt haben – 36 Prozent planen diese.<br />

Ebenfalls 36 Prozent der Unternehmen<br />

haben jedoch noch nicht einmal darüber<br />

diskutiert und neun Prozent halten derartige<br />

Maßnahmen für nicht notwendig.<br />

Für die Arbeitnehmer besteht das Erfordernis,<br />

aus der anhaltenden Niedrigzinsphase<br />

resultierende Minderungen in der<br />

Altersversorgung auszugleichen. „Arbeitnehmer<br />

müssen ihre Sparbemühungen erhöhen,<br />

um ein gewünschtes Versorgungsniveau<br />

in der Rentenphase zu erreichen.<br />

Dazu stellt die Entgeltumwandlung im Rahmen<br />

der bAV ein geeignetes und sinnvolles<br />

Instrument dar und wird dann besonders<br />

attraktiv, wenn der Arbeitgeber die Eigenbeteiligung<br />

der Mitarbeiter finanziell fördert“,<br />

macht Brandl klar. „Die anhaltende<br />

Niedrigzinsphase wird sicher die bAV langfristig<br />

beeinflussen und bedarf einer regelmäßigen<br />

Überprüfung des eingeschlagenen<br />

Weges aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmersicht.“<br />

Autor: www.aonhewitt.com<br />

Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

69


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Studie: Versicherer unterschätzen<br />

Kostenfaktor bei der IDD-Umsetzung<br />

Die deutsche Versicherungswirtschaft<br />

geht von teils umfangreichen Änderungen<br />

in der IT-Infrastruktur aus,<br />

um die EU-Vermittlerrichtlinie IDD (Insurance<br />

Distribution Directive) umzusetzen.<br />

Die Richtlinie bringt zudem Aus- und Fortbildungsmaßnahmen<br />

für die Mitarbeiter<br />

mit sich und führt zu Umstellungen von<br />

Beratungsstandards im Vermittlungsprozess.<br />

Diesen Herausforderungen zum Trotz<br />

kalkuliert die Mehrheit der Verantwortlichen<br />

mit Umsetzungskosten von weniger<br />

als einer Million Euro. 44 Prozent der Unternehmen<br />

wollen mit höchstens 500.000<br />

Euro auskommen. Das zeigt die aktuelle<br />

Entscheider-Studie "IDD-Umsetzung in<br />

deutschen Versicherungsunternehmen"<br />

der Unternehmensberatung PPI AG.<br />

Am 20. Januar <strong>2016</strong> unterzeichneten das<br />

Europaparlament und der Rat der Europäischen<br />

Union die EU-Vermittlerrichtlinie. Die<br />

Versicherer wissen nun, dass es ernst wird<br />

mit der IDD-Umsetzung. Viele Assekuranzen<br />

drohen allerdings, die mit der IDD verbundenen<br />

Umsetzungskosten zu unterschätzen.<br />

Der Gesetzgeber greift umfassend in die Produkt-<br />

und Vertriebsstrukturen der Unternehmen<br />

ein und macht so umfassende Anpassungen<br />

bei Prozessen und IT-Unterstützung<br />

nötig. Davon ist ein Großteil der versicherungstechnischen<br />

Systeme betroffen von<br />

der Beratung über die Angebotserstellung<br />

bis hin zur Dokumentation. Dies gilt auch<br />

für Vertriebspartner, die IDD-konforme Prozesse<br />

implementieren müssen. Insgesamt<br />

ist der zu erwartende Aufwand für die IDD<br />

vergleichbar mit der Umsetzung der MiFID<br />

II auf der Bankenseite. "Unsere Studienreihe<br />

zu MiFID II zeigt, dass auch auf der Bankenseite<br />

die organisatorische wie auch die<br />

technische Komplexität der aktuellen Regulierungsvorhaben<br />

unterschätzt wurde, insbesondere<br />

die Einschätzung über Folgekosten<br />

ist im Verlauf der Studienreihe spürbar<br />

gestiegen", sagt Sascha Däsler, Experte für<br />

Versicherungsvertrieb bei PPI.<br />

Vor allem Ausnahmen vom Regelprozess<br />

treiben den Anpassungsbedarf an. Beispiel<br />

Provisionen: Nur 41 Prozent der Versicherungen<br />

rechnen mit höheren Kosten durch<br />

die künftig verpflichtende Offenlegung<br />

von sämtlichen Vergütungsarten für den<br />

Vermittler. Dabei bietet gerade das Thema<br />

Geld großes Potenzial für Überraschungen.<br />

Neben der endgültigen Höhe von Provisionen,<br />

die vor dem Vertragsabschluss ausgewiesen<br />

werden müssen, nennt Däsler<br />

auch häufig manuell gebuchte Sonderzahlungen.<br />

Solche Vorfälle müssen künftig<br />

von der IT abgedeckt sein, um die gesetzlichen<br />

Auflagen zur Kundeninformation zu<br />

erfüllen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt,<br />

um in Vorstudien Handlungsfelder zu ermitteln<br />

und bereits jetzt mit der Projektplanung<br />

zu beginnen", so Däsler.<br />

Die IDD wirkt sich sogar auf Geschäftsbereiche<br />

aus, die auf den ersten Blick gar<br />

nichts mit vertrieblichen Maßnahmen zu tun<br />

haben. Doch auch Innendienstmitarbeiter,<br />

die vertriebliche Aufgaben wahrnehmen,<br />

fallen unter die neue Regelung. Ein Kunde<br />

etwa, der seinen Umzug bekannt gibt, löst<br />

einen künftig von der IDD erfassten Prozess<br />

aus. "Versicherungstechnisch stellt der<br />

Umzug eine Vertragsänderung mit Neugeschäftscharakter<br />

dar mit einer an die neue<br />

Wohnsituation angepassten Police", so Däsler.<br />

"Ein Sachbearbeiter, der diese Änderung<br />

entgegennimmt und umsetzt, muss die mit<br />

der IDD verbundenen Auflagen ebenfalls<br />

erfüllen. Dazu gehören beispielsweise auch<br />

regelmäßige Schulungen."<br />

Der Versicherungsexperte rechnet vor<br />

diesem Hintergrund damit, dass die Versicherungen<br />

ihre Aufwandsschätzungen<br />

noch nach oben korrigieren müssen.<br />

Dazu passt, dass jedes vierte Unternehmen<br />

noch keine Angaben zu voraussichtlichen<br />

Kosten macht.<br />

Autor: www.ppi.de<br />

70 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Viele Erstversicherer in Deutschland<br />

planen <strong>2016</strong> Personalausbau<br />

Für die Versicherer gewinnt das Thema<br />

Compliance weiter an Bedeutung.<br />

Viele deutsche Erstversicherer<br />

planen für <strong>2016</strong> eine Erhöhung der Mitarbeiterkapazitäten<br />

in diesem Bereich.<br />

Dies ist das Ergebnis der „INNOVALUE<br />

Compliance-Studie 2015: Status quo und<br />

Handlungsbedarf in deutschen Erstversicherungsunternehmen“,<br />

für die das Beratungshaus<br />

erfahrene Compliance-Manager<br />

von elf deutschen Erstversicherern<br />

befragt hat. Der Umfrage zufolge plant<br />

mehr als die Hälfte der Unternehmen eine<br />

Erhöhung der Mitarbeiterkapazitäten im<br />

Bereich Compliance. Diese sollen bei den<br />

betroffenen Versicherern um durchschnittlich<br />

36 Prozent aufgestockt werden. „Die<br />

Versicherungsunternehmen stehen unter<br />

hohem Wettbewerbsdruck. Bei hoher<br />

Preistransparenz und ähnlichen Produkten<br />

werden Marketing und Vertrieb noch wichtiger.<br />

Skandale können jahrelang aufgebautes<br />

Vertrauen binnen kürzester Zeit<br />

zerstören und das gesamte Unternehmen<br />

gefährden. Größere Compliance-Einheiten<br />

können einen professionellen Umgang mit<br />

gestiegenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen<br />

sicherstellen und helfen bei der<br />

notwendigen Sensibilisierung der operativen<br />

Geschäftsbereiche“, erklärt Dr. Stephan<br />

Maier, Managing Partner bei INNO-<br />

VALUE.<br />

Das wichtigste Themenfeld für die Compliance<br />

ist der Vertrieb: Die Mehrheit (56 Prozent)<br />

der befragten Manager hält es für sehr<br />

relevant, alle anderen immerhin für relevant.<br />

Auch das Versicherungs-Fachrecht sowie<br />

Datenschutz und -sicherheit sind für rund<br />

die Hälfte der Befragten sehr relevant.<br />

Relativ große Einigkeit besteht zudem bei<br />

den Themen Geldwäscheprävention, Unternehmensrecht<br />

und Interessenkonflikte.<br />

Die stetig steigende Bedeutung des Themas<br />

Compliance zeigt sich auch auf Vorstandsebene.<br />

Mehr als 80 Prozent der<br />

befragten Compliance-Führungskräfte<br />

erwarten, dass das Top-Management<br />

ihres Unternehmens sich in diesem Jahr<br />

noch stärker als zuvor damit beschäftigen<br />

wird. Schon heute nehmen vier von fünf<br />

Chief-Compliance-Officers regelmäßig<br />

an Boardsitzungen teil. Bei einer knappen<br />

Mehrheit der Unternehmen ist die<br />

Compliance-Funktion beim Ressort des<br />

CEOs angeordnet. „Mittelfristig wird eine<br />

Mehrheit der Versicherer Compliance-<br />

Vorstände berufen“, prognostiziert Maier.<br />

„Damit einhergehend werden dann auch<br />

vermehrt eigene Compliance-Abteilungen<br />

gebildet“.<br />

Klassischerweise wird die Compliance-<br />

Funktion in deutschen Versicherungen in<br />

einer Gruppe oder einem Team innerhalb<br />

der Rechtsabteilung ausgeübt. Bei einer<br />

knappen Mehrheit der untersuchten Unternehmen<br />

ist die Compliance-Funktion<br />

derzeit noch nicht in einer eigenständigen<br />

Organisationseinheit angesiedelt.<br />

Vereinzelt ist die Compliance-Funktion<br />

auch noch immer in der Internen Revision<br />

verankert. Dies ist unter Solvency-II<br />

jedoch nicht mehr zulässig. „Regulierung,<br />

Digitalisierung und ein verändertes Kundenverhalten<br />

stellen die Versicherer auch<br />

als Betriebsorganisationen vor große Herausforderungen.<br />

Unternehmen, denen eine effektive und<br />

reibungsarme Umsetzung der notwendigen<br />

Change-Prozesse gelingt und die<br />

dabei höchste Compliance-Standards belegen<br />

können, haben einen deutlichen<br />

Wettbewerbsvorteil“, sagt Maier. INNO-<br />

VALUE hat im Herbst 2015 Compliance-<br />

Manager von elf Erstversicherern aller<br />

Größenklassen zu fünf spezifischen Themenkomplexen<br />

befragt. Rund 80 Prozent<br />

der Umfrage-Teilnehmer verfügen über<br />

mehr als 5 Jahre Erfahrung in der Compliance-Funktion.<br />

Autor www.innovalue.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

71


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Kfz-Versicherung treibt Digitalisierung<br />

des Schadenmanagements<br />

Die private Kfz-Versicherung hat<br />

eine Führungsrolle bei der Digitalisierung<br />

des Schadenmanagements<br />

inne. Dieses ist ein Kernergebnis einer<br />

Befragung der Unternehmensberatung<br />

67rockwell Consulting. Dabei zeigt sich,<br />

dass die quantitativen Ziele der Automatisierung,<br />

die durch die Digitalisierung des<br />

Schadenmanagements erreicht werden<br />

sollen, für viele der befragten Versicherungsmanager<br />

klar gesetzt zu sein scheinen<br />

- erreicht werden sie jedoch derzeit<br />

bei weitem nicht.<br />

Die Dunkelverarbeitungsquote in den Versicherungsunternehmen<br />

– die automatisierte<br />

Verarbeitung von Schäden – ist nach<br />

Angaben der befragten Manager noch<br />

schwach ausgeprägt. Den angestrebten<br />

Zielquoten von zukünftig weit mehr als<br />

40% an automatisierten Schadenbearbeitungen<br />

stehen in der Realität heute noch<br />

Werte von unter 20% gegenüber. Einen<br />

möglichen Grund liefert die Studie: „Vielen<br />

Führungskräften fehlt noch die Vorstellung<br />

davon, was bei der Automatisierung<br />

von Schadenfällen zukünftig möglich sein<br />

wird.“, so der für die Studie verantwortliche<br />

Berater Roy Heiderich von 67rockwell<br />

Consulting. Auch ein fehlendes übergreifendes<br />

und klares Zielbild ist für 57%<br />

der Befragten ein Hindernis für die Digitalisierung<br />

des Schadenmanagements.<br />

„Dieses Ergebnis deckt sich mit unserem<br />

Eindruck, dass bei vielen Gesellschaften<br />

und auch in den einzelnen Sparten der<br />

Begriff Digitalisierung sehr unterschiedlich<br />

verstanden und benutzt wird.“ sagt Heiderich.<br />

Ein möglicher Grund kann darin<br />

liegen, dass sich in knapp 50% der befragten<br />

Unternehmen verschiedene Organisationseinheiten<br />

mit dem Thema Digitalisierung<br />

beschäftigen, was die Führung<br />

des Themas erschwert. Auf Basis der Ergebnisse<br />

kann aber fest-gehalten werden,<br />

dass für die Mehrheit der Befragten die<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

Optimierung von Schnittstellen zu Dienstleistern<br />

(74%) und die Verbesserung der<br />

Kommunikation mit den Schaden-beteiligten<br />

(71%) zu den großen Zielen der Digitalisierung<br />

zählen. Letztlich auch um die<br />

Schadenmelde- (71%) und Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />

(56%) zu erhöhen.<br />

Treiber private Kfz-Versicherung<br />

Die größten Veränderungen durch die digitale<br />

Transformation werden von der<br />

großen Mehrheit der befragten Versicherungs-führungskräfte<br />

im Bereich Kfz-Versicherungen<br />

erwartet. Einerseits ist dies<br />

durch einen bereits hohen Reifegrad im<br />

Schadenmanagement der Sparte zu erklären.<br />

Andererseits sind Neuwagen inzwischen<br />

technisch sehr fortschrittlich<br />

ausgerüstet und bieten bereits zahlreiche<br />

Funktionen an, die eine Grundlage für die<br />

Digitalisierung der Kfz-Sparte darstellen.<br />

Weitere Sparten die nach Einschätzung der<br />

Befragten die Digitalisierung des Schadenmanagements<br />

vorantreiben werden sind<br />

die Hausratversicherung, das Kfz-Flottengeschäft,<br />

die Haftpflichtversicherung und<br />

die Wohngebäudeversicherung.<br />

Autor: www.67rockwell.de<br />

72 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Omni-Kanal<br />

in der Versicherungswirtschaft:<br />

Studie offenbart Nachholbedarf bei der<br />

digitalen Kundenberatung<br />

Aktive Neukundenakquise und steigender<br />

Umsatz mit Bestandskunden<br />

– das sind für mehr als neun von<br />

zehn Assekuranzunternehmen wichtige<br />

strategische Ziele für die kommenden zwei<br />

Jahre. Entsprechend hoch ist in diesem<br />

Zeitraum die Priorität von Technologieinvestitionen<br />

zur Verbesserung der Kundenbetreuung.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage im<br />

Auftrag von Sopra Steria Consulting wollen<br />

Versicherungen und Makler bis 2018 einen<br />

Großteil der verfügbaren Budgets dafür<br />

einsetzen, die Kundenkommunikation kanalübergeifernd<br />

zu verzahnen und stärker<br />

als bisher an den Bedürfnissen der Kunden<br />

auszurichten. Allerdings stoßen solche<br />

Omni-Channel-Projekte in der Praxis häufig<br />

auf Hindernisse – zum Beispiel, weil die notwendige<br />

Datenharmonisierung im Vorfeld<br />

weder auf technischer noch auf rechtlichorganisatorischer<br />

Ebene ausreichend Beachtung<br />

fand.<br />

Drei Viertel aller Versicherer und zwei Drittel<br />

aller Makler wollen in den kommenden<br />

zwei Jahren in ihr Kundenkontaktmanagement<br />

investieren. Fast ebenso viele haben<br />

Investitionsmittel für Portallösungen und<br />

den Aufbau einer zentralen Kundendatenbank<br />

eingeplant. Dies geht aus dem Branchenkompass<br />

Insurance 2015 von Sopra<br />

Steria Consulting hervor. Zudem planen 83<br />

Prozent der Versicherer, ihre Kunden stärker<br />

in die kanalübergreifende Interaktion<br />

einzubinden, etwa durch die Möglichkeit<br />

zur selbständigen Änderung persönlicher<br />

Daten oder zu Online-Vertragsabschlüssen.<br />

Unabhängig davon, über welchen<br />

Kontaktkanal ein Kunde seine Versicherung<br />

erreicht – das Informations- und Beratungsangebot<br />

soll ihm möglichst überall<br />

in gleicher Qualität und Breite zur Verfügung<br />

stehen. „Die Branche ist definitiv<br />

auf dem Weg in Richtung Omni-Channel“,<br />

konstatiert Bert Martin, Manager bei Sopra<br />

Steria Consulting. Und weiter: „In<br />

der Praxis sehen wir jedoch immer wieder,<br />

dass auch große Versicherungsunternehmen<br />

erst unterwegs feststellen, dass<br />

wichtige Hausaufgaben für eine bedarfsorientierte<br />

Kundenberatung im digitalen<br />

Raum vorab nicht erledigt wurden.“<br />

Das betrifft zum Beispiel die notwendige<br />

Harmonisierung der gemeinsamen Datengrundlagen<br />

für alle bereits etablierten und<br />

neu hinzugekommenen Vertriebskanäle.<br />

Denn nicht nur die historisch gewachsenen<br />

IT-Systeme sind von der Spartentrennung<br />

früherer Jahre geprägt, sondern auch die<br />

Organisationsstrukturen vieler Versicherungen<br />

einschließlich ihrer Vertriebsnetzwerke.<br />

In der arbeitsteilig organisierten<br />

Kundenbetreuung mit externen Maklern,<br />

Außendienst und Servicecenter sind beim<br />

Aufbau einer zentralen Datenbasis folglich<br />

nicht nur technologische, sondern auch juristisch-organisatorische<br />

Fragen zu klären.<br />

„Dabei gilt es insbesondere, für eine kontinuierliche<br />

Pflege und Aktualisierung der<br />

Kundenstammdaten inklusive Kontakthistorien<br />

über alle beteiligten Partner hinweg<br />

zu sorgen“, sagt Bernd Martin. Nur so lasse<br />

sich die notwendige Informationsqualität<br />

für eine erfolgreiche Kundenberatung via<br />

Omni-Channel langfristig sicherstellen.<br />

Autor: www.soprasteria.de<br />

Quelle: © Photographee.eu - Fotolia.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

73


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Verschläft die Versicherungsbranche die<br />

Produktentwicklung?<br />

Deutsche Assekuranzunternehmen<br />

wollen in den nächsten zwei Jahren<br />

einen erheblichen Anteil ihres<br />

Budgets in Digitalisierungsprojekte investieren.<br />

In die Produktentwicklung aber<br />

fließen im gleichen Zeitraum nur rund<br />

zehn Prozent der verfügbaren Investitionsmittel.<br />

Dieses Ergebnis aus dem<br />

Branchenkompass 2015 von Sopra Steria<br />

Consulting überrascht umso mehr, als<br />

der Versicherungsmarkt derzeit von einer<br />

Vielzahl innovativer Produktideen aus der<br />

Fin-Tech-Szene geradezu überschwemmt<br />

wird. Verschlafen etablierte Gesellschaften<br />

also ihre Chance, mit eigenen kreativen<br />

Produktinnovationen rechtzeitig gegenzusteuern?<br />

Gut ein Drittel des Investitionsetats<br />

wollen deutsche Assekuranzunternehmen<br />

bis 2018 für unterschiedliche<br />

Digitalisierungsvorhaben<br />

ausgeben. In<br />

scharfem Kontrast dazu<br />

planen Versicherer laut<br />

einer Umfrage für den<br />

Branchenkompass Insurance<br />

2015 von Sopra<br />

Steria Consulting<br />

lediglich elf Prozent<br />

ihres Budgets für die<br />

Produktentwicklung ein. Bei Maklern sind<br />

es sogar nur acht Prozent. Eher gering<br />

ausgeprägt scheint auch das Interesse an<br />

neuen Produktideen zu sein: Gerade einmal<br />

ein Fünftel der befragten Unternehmen<br />

will kurzfristig beispielsweise in Telematik-Angebote<br />

investieren.<br />

Für diese Zurückhaltung sieht Janina Röttger,<br />

Senior Manager und Leiterin Automotive<br />

Service Insurance bei Sopra Steria<br />

Consulting, eine Reihe von Gründen:<br />

„Telematische Informationserhebungen<br />

werfen stets auch die Frage nach der Datenauswertung<br />

auf. Transparenz heißt hier<br />

das oberste Gebot. Für Telematik-Services<br />

gilt im Prinzip dasselbe wie zum Beispiel<br />

für Vitaldaten aus Wearables. Kunden sind<br />

umso bereitwilliger mit der Informationsverwendung<br />

einverstanden, je unmittelbarer<br />

der Mehrwert innovativer Dienstleistungen<br />

für sie erlebbar ist.“ Zudem<br />

scheint vielen Kfz-Versicherern das immense<br />

Potenzial additiver Telematik-Dienste<br />

zu langfristiger Kundenbindung noch<br />

nicht hinreichend bewusst zu sein. Noch<br />

zögerlicher verhält sich die Branche bei<br />

Pay-as-you-live-Konzepten. Auf diesem<br />

Produktfeld wollen lediglich elf Prozent<br />

kurzfristig investieren. Gleichwohl sollten<br />

Versicherungsgesellschaften lieber heute<br />

als morgen erste Erfahrungen im Umgang<br />

mit massenhaft erhobenen Kundendaten<br />

sammeln: „Unternehmen müssen rechtzeitig<br />

lernen, welchen Mehrwert Massendaten<br />

in Zukunft generieren können. Die<br />

reine Datenerhebung stellt hierbei das<br />

geringere Problem dar – die<br />

eigentliche Herausforderung<br />

liegt vielmehr im sinnvollen<br />

und effizienten Umgang mit<br />

dem gewonnenen Informationsschatz.<br />

Darauf aufbauende<br />

additive Zusatzdienste,<br />

auch neben dem klassischen<br />

Versicherungsgeschäft, werden<br />

im Wettbewerb schon<br />

bald eine entscheidende Bedeutung haben“,<br />

so Janina Röttger.<br />

Quelle: © davis - Fotolia.com<br />

Technische und methodische Voraussetzung<br />

dafür ist die Fähigkeit eines Versicherers,<br />

massenhaft erhobene Kundendaten<br />

in Echtzeit auszuwerten und die für<br />

das jeweilige Geschäftsmodell relevanten<br />

Informationen ebenso schnell zu aggregieren.<br />

Noch sind Big-Data- und Business-<br />

Intelligence-Technologien in der Assekuranzwirtschaft<br />

eher die Ausnahme als die<br />

Regel. Immerhin aber wollen 23 Prozent<br />

der befragten Versicherer und 26 Prozent<br />

der Makler bereits kurzfristig in Big Data<br />

beziehungsweise Business Intelligence investieren.<br />

Autor: www.soprasteria.de<br />

74 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Versicherungskunden offen<br />

für "grüne" Policen<br />

In den bisherigen Nischenmarkt für<br />

"grüne" Versicherungen könnte bald<br />

Bewegung kommen. So ergibt eine<br />

Umfrage der Strategie- und Managementberatung<br />

zeb, dass mehr als 85 Prozent<br />

der Kunden bei gleichem Preis und gleicher<br />

Leistung zu einem nachhaltigen Versicherer<br />

wechseln würden. Viele Befragte<br />

lehnen es darüber hinaus generell ab,<br />

dass ihre Beiträge in bestimmte Branchen<br />

investiert werden. So meinen 87 Prozent<br />

der Teilnehmer, ihnen sei wichtig, keine<br />

Unternehmen zu fördern, die Raubbau<br />

an der Natur betreiben. Immerhin gut 50<br />

Prozent sprachen sich gegen Investments<br />

in Atomenergie oder Kohlekraft aus. Tatsächlich<br />

gibt es inzwischen Versicherer,<br />

die nachhaltige Angebote in ihre Produktpalette<br />

zu integrieren versuchen.<br />

Zu den Vorreitern zählt die Concordia<br />

oeco, die als erste Versicherung transparente<br />

Positiv- und Negativkriterien für die<br />

Anlage ihrer Kundengelder formuliert hat.<br />

Auch in der Sachversicherung zeigen sich<br />

erste nachhaltige Versicherungslösungen.<br />

Zwei dieser Produkte wurden von der Bayerischen<br />

Versicherung und der NV-Versicherung<br />

entwickelt - in Kooperation mit<br />

der 2015 vom Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung<br />

ausgezeichneten "grün versichert<br />

GmbH", in deren Auftrag auch die<br />

zeb-Befragung entstand. Das besondere<br />

an den beiden Policen: Die Versicherer garantieren,<br />

mindestens jenen Teil ihrer Beitragseinnahmen<br />

in nachhaltige Anlagen<br />

zu investieren, der aus den "grünen" Tarifen<br />

stammt. Darüber hinaus erhalten die<br />

Kunden Mehrleistungen bei nachhaltiger<br />

Lebensweise.<br />

"Trotz dieser Beispiele haben die meisten<br />

Versicherungen das enorme Potenzial<br />

nachhaltiger Policen noch nicht erkannt. So<br />

gibt es am deutschen Markt keinen einzigen<br />

Anbieter, der sich auf breiter Flur in diesem<br />

Feld zu positionieren versucht", sagt zeb-<br />

Partner Dr. Matthias Uebing. Lohnend sei<br />

eine entsprechende Ausrichtung aber allemal,<br />

ist Uebing überzeugt: "Bei unserer<br />

großen Social-Banking-Studie 2012 kam<br />

heraus, dass hierzulande rund 16 Millionen<br />

Menschen zur Zielgruppe für sozial-ökologische<br />

Bankgeschäfte zählen - wobei diese<br />

Kunden im Schnitt hochgebildet sind und<br />

über ein signifikant überdurchschnittliches<br />

Einkommen verfügen. Unsere jetzige Befragung<br />

legt den Schluss nahe, dass das<br />

Potenzial im Versicherungsbereich ähnlich<br />

hoch sein dürfte."<br />

Die Fondsbranche und die Bankenindustrie<br />

haben auf die entsprechenden Kundenwünsche<br />

schon vor Jahren reagiert.<br />

So sind nachhaltige Investmentfonds als<br />

Anlageklasse längst etabliert - und Ethik-<br />

Bank, die GLS Bank, die Triodos Bank<br />

Deutschland und die UmweltBank wachsen<br />

seit Jahren zweistellig. Wie weit die Assekuranz<br />

im Vergleich dazu hinterherhinkt,<br />

zeigen weitere Ergebnisse der aktuellen<br />

zeb-Befragung. So wissen zwei von drei<br />

Kunden gar nicht, dass eine nachhaltigere<br />

Ausrichtung im Versicherungsbereich<br />

überhaupt möglich ist. Das wiederum erklärt,<br />

warum weniger als fünf Prozent der<br />

Teilnehmer angaben, sich im Vorfeld eines<br />

Versicherungsabschlusses über entsprechende<br />

Alternativen zu informieren.<br />

"Die Quintessenz der Befragung ist<br />

ziemlich eindeutig: Dass nachhaltige<br />

Versicherungen kaum nachgefragt werden,<br />

liegt allem Anschein nach nicht an<br />

mangelndem Interesse - sondern an<br />

fehlender Beratung und Vermittlung",<br />

meinte Fabrice Gerdes, Geschäftsführer<br />

der grün versichert GmbH. "Versicherer<br />

und Makler, die die Möglichkeiten dieses<br />

Markts rechtzeitig erkennen, haben<br />

darum beste Chancen, mit nachhaltigen<br />

Angeboten ein ebenso nachhaltiges Geschäft<br />

zu generieren."<br />

Autor: www.zeb.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

75


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Versicherer erwarten<br />

stabile Beitragsentwicklung<br />

Die Geschäftsentwicklung der deutschen<br />

Versicherungswirtschaft<br />

bleibt <strong>2016</strong> durch das extrem<br />

niedrige Zinsniveau geprägt. Das Beitragsaufkommen<br />

dürfte aber stabil bleiben,<br />

prognostiziert der Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV). Im Jahr 2015 waren die Beitragseinnahmen<br />

der Unternehmen in der Lebens-,<br />

privaten Kranken- sowie Schadenund<br />

Unfallversicherung um 0,6 Prozent<br />

auf 193,8 Milliarden Euro gestiegen. Für<br />

<strong>2016</strong> erwartet der GDV in der aktuellen<br />

Studie „Konjunktur und Märkte” eine ähnliche<br />

Entwicklung. Insbesondere die gute<br />

finanzielle Lage der privaten Haushalte<br />

dürfte die Nachfrage nach Versicherungsprodukten<br />

stützen. Hinzu kommt, dass<br />

die Versicherer flexibel auf die herausfordernden<br />

Rahmenbedingungen reagieren<br />

– im Fokus stehen nicht nur Kostensenkungen,<br />

sondern auch innovative Produktangebote<br />

– von der Versicherung gegen<br />

Cyberrisiken bis zu neuen Altersvorsorgekonzepten.<br />

Lebensversicherung spürt<br />

demografischen Wandel<br />

Die Lebensversicherung bleibt gemessen<br />

an der Verzinsung alternativer, sicherer<br />

Sparanlagen attraktiv. Dieser Wettbewerbsvorteil<br />

wird allerdings von der allgemein<br />

schwächeren Sparneigung im<br />

Niedrigzinsumfeld überlagert. Zudem bedingt<br />

der demografische Wandel eine in<br />

der Tendenz rückläufige Nachfrage nach<br />

Altersvorsorgeprodukten. In der Lebensversicherung<br />

wird sich das Neugeschäft<br />

<strong>2016</strong> voraussichtlich schwächer entwickeln,<br />

allerdings dürfte der Rückgang<br />

weniger ausgeprägt sein als 2015 – im<br />

vergangenen Jahr waren die Beitragseinnahmen<br />

aus dem Neugeschäft (Lebensversicherung<br />

ohne Pensionsfonds/-<br />

kassen) um 3 Prozent gesunken.Für die<br />

Schaden- und Unfallversicherung rechnet<br />

der GDV mit einem leicht abgeschwächten<br />

Beitragswachstum. Im Jahr 2015 waren<br />

die Beitragseinnahmen der Unternehmen<br />

um 2,7 Prozent gestiegen.<br />

Geschäftsklima leicht verbessert<br />

Der Konjunkturtest <strong>2016</strong> des Münchener<br />

ifo Instituts für Wirtschaftsforschung lässt<br />

ebenfalls eine stabile Geschäftsentwicklung<br />

in der Versicherungswirtschaft erwarten.<br />

So hat sich der Indexwert für das Geschäftsklima<br />

im ersten Quartal leicht auf<br />

11,3 Punkte verbessert (4. Quartal 2015:<br />

7,4 Punkte). Damit ist die Stimmung in<br />

der Versicherungswirtschaft zu Jahresanfang<br />

freundlicher als in der gewerblichen<br />

Wirtschaft insgesamt (8,8 Punkte).<br />

Autor: www.gdv.de<br />

Quelle: © Kurhan - Fotolia.com<br />

76 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Quelle: © vizafoto - Fotolia.com<br />

Neue Studie:<br />

Mitversicherungsgemeinschaften<br />

sind effizient<br />

Laut einer vom GDV in Auftrag gegebenen<br />

Studie führen Mitversicherungsgemeinschaften<br />

zu Effizienzen<br />

bei Produktion und Vertrieb von Versicherungen.<br />

Der Gesamtverband der Deutschen<br />

Versicherungswirtschaft (GDV) hat<br />

bei dem renommierten Ökonomieprofessor<br />

Prof. Dr. Roman Inderst eine Studie<br />

zu den ökonomischen Auswirkungen von<br />

Mitversicherungsgemeinschaften (MVG)<br />

in Auftrag gegeben. Erstmalig wird dort<br />

unter Zugrundelegung der einschlägigen<br />

ökonomischen Theorie der Zusammenhang<br />

zwischen diversen Strukturen der<br />

Risikoteilung bzw. des Risikotransfers und<br />

der erzielbaren Effizienzen untersucht.<br />

Die Studie ist unter dem Link am Ende<br />

der Seite frei zum Download verfügbar.<br />

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass<br />

auf der Grundlage des typischen Aufbaus<br />

von Mitversicherungsgemeinschaften erhebliche<br />

Effizienzen zu erwarten sind, die<br />

umso höher ausfallen, je enger sich die Zusammenarbeit<br />

innerhalb der Mitversicherungsgemeinschaften<br />

gestaltet. Andere<br />

Methoden der Risikoteilung (z.B. Maklerkonzepte)<br />

sowie des Risikotransfers, welche<br />

typischerweise nur ein geringeres Maß<br />

an Zusammenarbeit aufweist, generieren<br />

demnach in der Regel auch geringere Effizienzen<br />

als Mitversicherungsgemeinschaften.<br />

Die EU-Kommission prüft derzeit, ob<br />

die geltende Gruppenfreistellungsverordnung<br />

für den Versicherungssektor (GVO),<br />

welche Mit- und Mitrückversicherungsgemeinschaften<br />

sowie die gemeinsame<br />

Statistikarbeit unter bestimmten Voraussetzungen<br />

vom Kartellverbot freistellt,<br />

verlängert werden sollte. Die GVO läuft<br />

am 31. März 2017 aus. Der GDV sieht die<br />

Studie in diesem Zusammenhang auch als<br />

konstruktiven Diskussionsbeitrag.<br />

Autor: www.gdv.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

77


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

World Insurance Report <strong>2016</strong>:<br />

Alarmierende Unterschiede<br />

in Kundenzufriedenheit zwischen den<br />

Generationen<br />

Generation-Y-Kunden machen mit<br />

ihrem Versicherer weitaus weniger<br />

positive Erfahrungen als andere<br />

Altersgruppen - und das, obwohl sie viel<br />

öfter Kontakt haben. Gerade in Deutschland<br />

fällt diese Differenz mit 23,1 Prozentpunkten<br />

für traditionelle und 20,8 Prozentpunkten<br />

für digitale Kanäle besonders<br />

hoch aus. Angesichts der sich wandelnden<br />

Anforderungen und Erwartungen der<br />

Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1999)<br />

sowie des steigenden Einflusses des Internets<br />

der Dinge auf Kundenalltag und<br />

Risiko-Haftung wird eine entsprechende<br />

Anpassung auf Seiten der Versicherer daher<br />

unvermeidbar.<br />

Andernfalls könnten neuartige Konkurrenten<br />

wie FinTech-Start-ups oder große<br />

Technologieunternehmen schon bald wesentliche<br />

Marktanteile gewinnen. Zu diesen<br />

Ergebnissen kommt der aktuelle<br />

World Insurance Report <strong>2016</strong> (WIR) von<br />

Capgemini und Efma. "Wenn es Versicherern<br />

nicht bald gelingt, die technikaffine<br />

Generation Y ausreichend an sich zu binden,<br />

werden es andere tun“, so Dr. Uwe<br />

Korte, Leiter Business & Technology Versicherungen<br />

bei Capgemini. "Diese Altersgruppe<br />

gibt klare Signale, dass sie<br />

Geschäfte anders abwickelt als die Generationen<br />

vor ihr. Die Versicherer, die<br />

auf ihre Bedingungen eingehen, haben<br />

da einen klaren Wettbewerbsvorteil." Die<br />

Quelle: © Food photo - Fotolia.com<br />

15.000 befragten Versicherungskunden<br />

des aktuellen WIR <strong>2016</strong> bestätigen, dass<br />

die Generation Y zwar den Kontakt mit<br />

Versicherern öfter sucht, sie dabei aber<br />

bedeutend unzufriedener ist als ihre Vorgängergeneration.<br />

Generation-Y-Kunden<br />

nutzen alle Kommunikationswege, um mit<br />

der Versicherung in Kontakt zu treten. Die<br />

digitalen Kanäle erfreuen sich dennoch<br />

der größten Beliebtheit: Kunden, die der<br />

Generation Y angehören, kommunizieren<br />

mit ihrer Versicherung zweieinhalbmal so<br />

häufig über soziale Netzwerke und greifen<br />

auch mehr als doppelt so oft zum Smartphone<br />

als ältere Versicherungskunden.<br />

Kundenzufriedenheit in Deutschland<br />

variiert stark nach Alter<br />

In Deutschland ist der beobachtete Unterschied<br />

in der Kundenzufriedenheit zwischen<br />

den Generationen besonders hoch.<br />

Während der Customer Experience Index<br />

(CEI), der die Bereiche Produkt, Kundenlebenszyklus<br />

und Kommunikationskanäle<br />

betrachtet, im Generationenvergleich<br />

eine Abweichung von 14,7 Indexpunkten<br />

misst, fällt die Differenz in der allgemeinen<br />

Kundenzufriedenheit mit 26,7 Prozent<br />

sehr deutlich aus. Diese Unzufriedenheit<br />

der Generation Y zieht sich durch alle Kanäle<br />

- digital wie traditionell. Während Internet<br />

via PC noch die besten Ergebnisse<br />

erzielt und 41,4 Prozent der Befragten<br />

Gen Ys hier Positives berichten, schneiden<br />

Vermittler mit lediglich 21,9 Prozent<br />

und das klassische Telefongespräch mit<br />

27,9 Prozent am schlechtesten ab. Ein<br />

außerdem beachtliches Ergebnis ist, dass<br />

deutsche Versicherungskunden digitale<br />

Kanäle für einen Versicherungsabschluss<br />

deutlich häufiger einsetzen als Kunden in<br />

anderen Ländern. 30 Prozent der Deutschen<br />

haben bereits eine Versicherung<br />

78 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

online abgeschlossen oder erneuert und<br />

ein Drittel plant dies auch in den kommenden<br />

zwölf Monaten. Im Fall der Generation<br />

Y trifft das sogar auf 37,4 Prozent<br />

der Befragten zu.<br />

Neue Technologien noch immer<br />

unterschätzt<br />

Die kommende Welle vernetzter Technologien<br />

wie Smart-Home-Ökosysteme,<br />

tragbare intelligente Geräte sowie maschinengesteuerte<br />

Drohnen, Roboter und<br />

Autos stellen eine grundlegende Bedrohung<br />

für die Zukunft der Versicherer dar.<br />

Diese Technologien könnten traditionelle<br />

Geschäftsmodelle aufbrechen: von der Art<br />

wie sich Versicherer mit ihren Kunden in<br />

Verbindung setzen, bis hin zu grundsätzlichen<br />

Bewertungsmethoden und dem Risikomanagement.<br />

Der<br />

WIR zeigt, dass Versicherungen<br />

immer noch unterschätzen,<br />

wie schnell<br />

sich diese Technologien<br />

im Alltag durchsetzen<br />

könnten. Während man<br />

in der Versicherungsbranche<br />

überzeugt ist,<br />

nur 16 Prozent der Kunden<br />

können sich fahrerlose Autos vorstellen,<br />

zeigt tatsächlich bereits mehr als jeder<br />

Fünfte Interesse (23 Prozent.<br />

Technologieaffinität korreliert<br />

mit finanziellem Einkommen<br />

Quelle: © Artur Marciniec - Fotolia.com<br />

Laut den Studienergebnissen scheint<br />

mehr noch als das Alter, finanzieller Wohlstand<br />

ein entscheidendes Kriterium für die<br />

Adaption von IoT-Technologien zu sein.<br />

Während über 45 Prozent der wohlsituierten<br />

Generation-X-Kunden (Jahrgänge<br />

1965 bis 1980) offen für intelligente Geräte<br />

im Alltag sind, gilt diese Aussage nur<br />

für 30 bis 35 Prozent der jüngeren, weniger<br />

vermögenden Befragten. Bei Kunden,<br />

die sowohl finanziell gut dastehen,<br />

als auch der Generation Y angehören, ist<br />

die Adaptionsbereitschaft mit 50 Prozent<br />

am größten. Jedoch sind auch gerade<br />

diese Befragten am ehesten dazu bereit<br />

von der klassischen Versicherung abzurücken:<br />

nahezu 31 Prozent aller vermögenden<br />

Kunden weltweit würden sich von<br />

einer Technologiefirma versichern lassen,<br />

sobald diese in den Versicherungsmarkt<br />

einsteigt; ein Wert der für vermögende<br />

Generation Ys auf 47 Prozent ansteigt.<br />

Internet der Dinge definiert<br />

das Versicherungsrisiko neu<br />

Noch viel mehr als die Vernetzung der<br />

Kunden wird das Internet der Dinge jedoch<br />

die zentralen Grundlagen des Versicherungsgeschäfts<br />

beeinflussen. Die<br />

Menge an Daten, die von<br />

vernetzten Geräten, intelligenten<br />

Ökosystemen<br />

und Wearables zusammenkommt,<br />

könnte die Risikotransparenz<br />

im Versicherungsgeschäft<br />

deutlich<br />

erhöhen - eine Dynamik,<br />

die ganz besonders in der<br />

Preissetzung neue Geschäftsmodelle<br />

erzeugen wird. Darüber<br />

hinaus wird sich angesichts der zunehmenden<br />

Vernetzung auch die Verantwortlichkeit<br />

für Risiken grundsätzlich neu verteilen.<br />

Im Falle von autonomem Fahren<br />

könnte sich beispielsweise die Haftung<br />

für Unfälle vom Fahrer auf den Hersteller<br />

verlagern und dadurch gänzlich neue Bedingungen<br />

schaffen. Der Report kommt<br />

außerdem zu dem Schluss, dass sogar<br />

die generelle Notwendigkeit sich versichern<br />

zu lassen, schwinden könnte, wenn<br />

durch den beständigen Datenaustausch<br />

im Internet der Dinge sicherere Umgebungen<br />

geschaffen werden, die die Risikobelastung<br />

drastisch reduzieren.<br />

Autor: www.capgemini.com<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

79


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

Niedrigzinsphase:<br />

Bilanzielle Konsequenzen<br />

der betrieblichen Altersvorsorge sind<br />

den meisten Mittelständlern unbekannt<br />

Infolge der Zinsflaute überdenkt mehr<br />

als die Hälfte (52%) der mittelständischen<br />

Unternehmen die strategische<br />

Ausrichtung ihrer Pensionswerke: Bei diesen<br />

Unternehmen stehen die Veränderung<br />

der Pensionszusagen (47%) oder sogar die<br />

Schließung der Versorgungswerke (36%)<br />

der betrieblichen Altersversorgung (bAV)<br />

zur Diskussion.<br />

Unternehmen sollten regelmäßig analysieren,<br />

welche bilanziellen Auswirkungen<br />

sie durch ihre Pensionswerke erwarten.<br />

So werden Nachfinanzierungen vermieden,<br />

die schlimmstenfalls zu einer Überschuldung<br />

führen können.<br />

Rücklagen für die bAV im Mittelstand<br />

nicht weit verbreitet<br />

Vielen ist jedoch unbekannt, welche Folgen<br />

die Niedrigzinsphase für sie bilanziell<br />

haben wird. Das ist heikel, weil die<br />

Mehrheit der Mittelständler darauf vertraut,<br />

ihre Pensionszusagen aus dem laufenden<br />

Geschäft finanzieren zu können,<br />

wie eine Studie zu den<br />

Auswirkungen der Niedrigzinsphase<br />

auf die bAV<br />

im Mittelstand von Towers<br />

Watson zeigt. „Die Niedrigzinsphase<br />

betrifft alle<br />

Mittelständler mit nennenswerten<br />

Pensionsverpflichtungen.<br />

Welche<br />

Folgen daraus für jedes<br />

einzelne Unternehmen<br />

entstehen, hängt maßgeblich<br />

von der Gestaltung der<br />

bAV ab. Sofern ein Pensionsplan<br />

zeitgemäß aufgebaut<br />

ist, geht von ihm<br />

aber keine Gefahr für das<br />

Unternehmen aus“, erklärt<br />

Heiko Gradehandt, Bereichsleiter<br />

Mittelstand bei<br />

Towers Watson. „Das muss<br />

betont werden, weil knapp ein Fünftel der<br />

Mittelständler darüber nachdenkt, die eigenen<br />

Pensionswerke zu schließen. Im<br />

Hinblick auf schrumpfende Rentenprognosen<br />

und die Bedeutung der bAV zur<br />

Mitarbeiterbindung wäre das ein dramatisches<br />

Signal“, so Gradehandt weiter.<br />

Quelle: © Photographee.eu - Fotolia.com<br />

Gut die Hälfte der mittelständischen Unternehmen<br />

vertraut darauf, die Pensionszusagen<br />

aus dem laufenden Geschäft<br />

finanzieren zu können: 58 Prozent bilden<br />

keine Rücklagen zur Absicherung<br />

der Pensionsversprechen. Bei den 42<br />

Prozent der Unternehmen,<br />

die Vermögen für die bAV<br />

reservieren, sind die Rücklagen<br />

jedoch meist gering:<br />

In etwa einem Drittel der<br />

Fälle liegen die reservierten<br />

Mittel unter 25 Prozent des<br />

Verpflichtungsvermögens,<br />

nicht einmal ein Viertel weist<br />

komfortable Deckungsquoten<br />

von über 75 Prozent auf.<br />

Zukünftig ziehen – wohl<br />

aufgrund der anhaltenden<br />

Niedrigzinsphase – aber nur<br />

20 Prozent der befragten<br />

Mittelständler in Erwägung,<br />

Rücklagen zu bilden. „Insbesondere<br />

die Pensionsverpflichtungen<br />

von Unternehmen,<br />

die verkauft werden<br />

sollen, weil kein Nachfolger bereit steht,<br />

sollten eine Deckungsquote von 100 Prozent<br />

anstreben“, empfiehlt Gradehandt.<br />

Denn alles andere drückt den Verkaufspreis<br />

deutlich. Standard ist heute zudem,<br />

dass sich Unternehmen zur Einzahlung<br />

einer bestimmten Summe verpflichten.<br />

80 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

Anders noch bis Ende der 90er Jahre, als<br />

sich Pensionsversprechen auf die Auszahlung<br />

einer bestimmten Summe im Rentenalter<br />

bezogen haben.<br />

Kurz erklärt: Wieso wirkt sich die<br />

Niedrigzinsphase auf Mittelständler<br />

mit bAV aus?<br />

Die Niedrigzinsphase wirkt sich immer<br />

deutlicher auf Pensionsverpflichtungen<br />

im Mittelstand aus, weil das Zinsniveau<br />

schon lange niedrig ist: Die meisten<br />

Mittelständler bilanzieren nach<br />

dem Handelsgesetzbuch (HGB), dessen<br />

Rechnungszins sich aus den durchschnittlichen<br />

Marktzinsen von Unternehmensanleihen<br />

mit höchster Bonität der letzten<br />

sieben Jahre zusammensetzt. Weil seit<br />

sieben Jahren Zinsflaute herrscht und<br />

in der Berechnung das letzte Jahr mit<br />

höheren Zinsen (2008) durch die niedrigen<br />

Zinsen von 2015 ersetzt wird, sinkt<br />

der Rechnungszins in diesem Jahr noch<br />

einmal merklich ab. Folglich werden die<br />

bilanziellen Folgen der Niedrigzinsphase<br />

für die meisten Mittelständler deutlich<br />

spürbar, weil höhere Pensionsrückstellungen<br />

nötig werden. Das spiegelt sich<br />

negativ in der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

wider.<br />

Autor:www.towerswatson.com<br />

Kundenbedürfnisse erfordern<br />

agile Prozesse von Versicherern<br />

Um mit der Digitalisierung<br />

Schritt zu halten, setzen<br />

immer mehr Unternehmen<br />

auf flexible und optimierte Datenverarbeitungsprozesse.<br />

Etwa die<br />

Hälfte der Versicherungsdienstleister<br />

nutzen bereits agile Methoden,<br />

um die digitale Transformation im<br />

eigenen Unternehmen voranzutreiben.<br />

Doch mehr als 90 Prozent der<br />

Versicherer werden immer noch<br />

von trägen Entscheidungsprozessen<br />

gehemmt. Das in diesem Zuge immer<br />

wichtiger werdende Thema „Time<br />

to market“ wird oftmals gebremst durch<br />

die unterschiedlichen Entwicklungs- und<br />

Änderungszeiten für Front und Backendsysteme,<br />

dem so genannten Two-Speed<br />

Alignment. Das sind Ergebnisse der Studie<br />

„Digitalen Exzellenz“ von Sopra Steria<br />

Consulting.<br />

Quelle: © buchachon - Fotolia.com<br />

Die digitale Exzellenz erfordert die kontinuierliche<br />

Auswertung und entsprechende<br />

Nutzung von entstehenden Daten. Die<br />

Rückführung der gewonnenen Erkenntnisse<br />

in die steuernden Prozesse ist dabei<br />

entscheidend, um unmittelbar für die<br />

Weiterentwicklung und Gestaltung neuer<br />

Angebote zur Verfügung zu stehen. Die<br />

so genannte datengetriebene Agilität wird<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

81


<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />

als zentraler Motor für digitale Exzellenz<br />

angesehen und bedeutet für Versicherer,<br />

schnell und systematisch aus Daten zu<br />

lernen.<br />

Vorbild für diese Disziplin der digitalen<br />

Exzellenz sind insbesondere E-Business-<br />

Unternehmen, die kontinuierlich ihr digitales<br />

Angebot umbauen, den Erfolg der<br />

Änderungen messen und aus diesen Ergebnissen<br />

lernen. Schnell auf neue Gegebenheiten<br />

einzugehen und auf veränderte<br />

Kundenbedürfnisse mit passenden<br />

Tarifmodellen zu reagieren, ist eine wesentliche<br />

Herausforderung der sich die<br />

Assekuranz im neuen Zeitalter stellen<br />

muss.<br />

Knapp 90 Prozent der befragten Entscheider<br />

von Versicherern halten die Agilität<br />

des eigenen Unternehmens für relevant<br />

bis sehr relevant, um die digitale Exzellenz<br />

zu erreichen. Dennoch zeigt sich, dass<br />

bei einem Drittel der befragten Entscheider<br />

agile Methoden noch nicht verstärkt<br />

genutzt werden. Rund 60 Prozent geben<br />

sogar an, dass die aktuellen Kriterien für<br />

Investitionsentscheidungen der digitalen<br />

Transformation nicht angemessen sind.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Digitale<br />

Exzellenz“, die Sopra Steria Consulting<br />

gemeinsam mit der Universität Hamburg<br />

aufgesetzt hat.<br />

Die Umstellung auf agile Vorgehens- und<br />

Entscheidungswege über alle Bereiche<br />

hinweg muss das Ziel sein. Die datengetriebene<br />

Agilität darf nicht als eine exklusive<br />

Aufgabe der IT-Abteilungen angesehen<br />

werden. Vielmehr muss diese Agilität<br />

auch außerhalb der IT in allen Geschäftsbereichen<br />

geschätzt und gelebt werden.<br />

Eine wesentliche Herausforderung für<br />

Versicherungen wird darin bestehen, die<br />

schnellen und agilen Arbeitsweisen, die<br />

am digitalen Frontend erforderlich sind,<br />

auf die häufig längeren Entwicklungsund<br />

Änderungszeiten für Backend-Systeme<br />

abzustimmen. Die oftmals in die<br />

Jahre gekommenen Systemlandschaften<br />

erschweren den Versicherungen das so<br />

genannte Two-Speed Alignment. Dabei<br />

besteht die Gefahr, dass eine unpassende<br />

IT-Infrastruktur trotz aller Agilität in den<br />

Methoden zum Bremsklotz der Digitalisierung<br />

wird. „Versicherungsunternehmen<br />

müssen sich im Zuge der Digitalisierung<br />

schnell auf sich stetig wandelnde<br />

Anforderungen von Kunden und Partnern<br />

einstellen. Daher ist die datengetriebene<br />

Agilität eine der wichtigsten Disziplinen,<br />

um digitale Exzellenz zu erreichen“, weiß<br />

Janina Röttger, Versicherungsexpertin<br />

bei Sopra Steria Consulting. „Die Adjustierung<br />

der flexiblen Frontend Lösungen<br />

auf die behäbigen Backendsysteme erfordert<br />

ein besonderes Augenmerk um einer<br />

durchgängigen Agilität gerecht zu werden“.<br />

so Röttger weiter.<br />

Autor: www.soprasteria.de<br />

Quelle: © ARTENS - Fotolia.com<br />

82 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>


VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />

INNOVALUE Schadenstudie 2015:<br />

Digitalisierung teilt<br />

den Versicherungsmarkt<br />

Kleine Versicherer messen Digitalisierungstrends<br />

im Schadenmanagement<br />

deutlich weniger Relevanz bei<br />

als große. Angesichts der teils rasanten<br />

Entwicklung drohen sie dadurch, von der<br />

finanzkräftigeren Konkurrenz abgehängt<br />

zu werden. Dies ergibt die Studie „Trends<br />

im Schadenmanagement 2015“, für die<br />

INNOVALUE und die Universität Lausanne<br />

mehr als 50 Verantwortliche aus 37 Versicherungsunternehmen<br />

in Deutschland<br />

und der Schweiz befragt haben.<br />

Die Studie offenbart,<br />

dass kleinere Versicherer<br />

(verdiente Bruttobeiträge<br />

unter einer<br />

Milliarde Euro p.a.)<br />

insbesondere technologiebasierten<br />

Themen<br />

sowohl gegenwärtig als<br />

auch mit Blick auf die<br />

Zukunft nur eine geringe<br />

bis mäßige Bedeutung<br />

für das eigene<br />

Unternehmen beimessen.<br />

Größere Versicherer<br />

attestieren Themen<br />

wie dem digitalen Schadentracking<br />

und der<br />

digitalen Schadenbegutachtung,<br />

aber auch<br />

der Automatisierung im<br />

Quelle: © pixabay.com<br />

gesamten Schadenmanagement demgegenüber<br />

deutlich höhere Relevanz. „Die<br />

Einschätzungen der verschiedenen Marktteilnehmer<br />

spiegeln auch ihre jeweiligen<br />

Kapazitäten wider. Für kleinere Versicherer<br />

ist es schwerer, das nötige Know-How<br />

und Investitionsvolumen aufzubringen.<br />

Weil sie im Verhältnis weniger Schadenmeldungen<br />

bearbeiten, dauert es zudem<br />

länger, bis sich diese Investitionen amortisieren.<br />

Deshalb ist es unwahrscheinlich,<br />

dass sie im digitalisierten Schadenmanagement<br />

Vorreiterrollen einnehmen werden“,<br />

sagt Dr. Stephan Maier, Managing<br />

Partner der INNOVALUE Management Advisors.<br />

„Mit einer klaren Fokussierung auf<br />

ausgewählte Themen können aber auch<br />

sie Mehrwerte für Kunden und Unternehmen<br />

schaffen.“<br />

Insgesamt sind sich die Manager einig,<br />

dass die Digitalisierung im Schadenmanagement<br />

hochrelevant ist. 96 Prozent<br />

glauben, dass effizientes Schadenmanagement<br />

zur Sicherung der eigenen<br />

Kundenbasis relevant oder hochrelevant<br />

ist. Knapp 90 Prozent<br />

sind der Meinung, dass<br />

dies durch konsequente<br />

Digitalisierung der Prozesse<br />

ermöglicht wird.<br />

Vier von fünf Managern<br />

sehen hohe Einsparpotenziale<br />

bei der Betrugsprüfung<br />

mit Hilfe<br />

von Big Data. Dennoch<br />

sehen Entscheider ihre<br />

eigenen Unternehmen<br />

bei Schlüsseltrends im<br />

Schadenmanagement<br />

gegenüber der Konkurrenz<br />

im Hintertreffen.<br />

Mehr als 40 Prozent sind<br />

der Meinung, dass ihr<br />

Unternehmen gegenüber<br />

den Wettbewerbern<br />

nur mäßig gut oder<br />

sogar schlecht aufgestellt sei.<br />

Mit der Studie „Trends im Schadenmanagement<br />

2015“ leisten INNOVALUE und<br />

die Universität Lausanne einen Beitrag<br />

zur Analyse der wichtigsten Themen im<br />

Schadenmanagement. Entlang der drei<br />

Themenschwerpunkte Digitalisierung, Betrugsbekämpfung<br />

und Dienstleistermanagement<br />

wurden Versicherungsunternehmen<br />

aus Deutschland und der Schweiz<br />

befragt. Sie decken einen relevanten Teil<br />

des hiesigen Versicherungsmarktes ab.<br />

Autor: www.innovalue.de<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />

83


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DFSI-STUDIE<br />

2015/16<br />

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Bildquelle: © Syda Productions - Fotolia.com

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