FinanzBusinessMagazin Ausgabe 2-2016
Schnell, leistungsfähig und innovativ -die digitale Zukunft von Versicherungen Professionelle Anleger:Immobilien und Erneuerbare Energien vorn Fördermittelberatung:Optimierung für den Versicherungsvertrieb?
Schnell, leistungsfähig und innovativ -die digitale Zukunft von Versicherungen
Professionelle Anleger:Immobilien und Erneuerbare Energien vorn
Fördermittelberatung:Optimierung für den Versicherungsvertrieb?
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Studie:<br />
Rekord-Investitionen in<br />
FinTechs<br />
Assekuranz:<br />
Nahezu jeder fünfte<br />
Neuabschluss online<br />
Blockchain -<br />
Zukunft oder Ende des<br />
Bankings?<br />
Schnell, leistungsfähig und innovativ -<br />
die digitale Zukunft von Versicherungen<br />
Professionelle Anleger:<br />
Immobilien und Erneuerbare Energien vorn<br />
Fördermittelberatung:<br />
Optimierung für den<br />
Versicherungsvertrieb?<br />
Matthias Janitschke<br />
Geschäftsführer<br />
FID Fördermittelinitiative Deutschland<br />
„In Deutschland gehen jährlich<br />
ca. 20 Milliarden Euro verloren, da viele<br />
Fördermittel nicht abgerufen werden“<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
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LV - eJournal 2015/16<br />
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EDITORIAL I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
EDITORIAL<br />
Mehr Geld als Immobilien<br />
Internationale Investoren verfügen aktuell über gewaltige Summen, die sie im Sinne ihrer Anleger<br />
investieren müssen. Das ist selbst für diese professionellen Kapitalsammelstellen bei den derzeit<br />
extrem niedrigen Zinsen alles andere als einfach. Immobilien haben vor diesem Hintergrund deutlich<br />
an Attraktivität gewonnen. Investoren aus aller Welt schauen dabei nicht zuletzt auf den im internationalen<br />
Vergleich sicheren Immobilienmarkt in Deutschland und verschärfen so den Wettbewerb<br />
um die knappen Anlageobjekte. In seinem Gastbeitrag beleuchtet Marcus Lemli, CEO von Savills in<br />
Deutschland, diese Entwicklung, ihre Folgen und die Konsequenzen, die private Anleger daraus<br />
ziehen sollten.<br />
Die Anzahl und die Summe der weltweiten Investitionen in Start-ups aus dem Finanzdienstleistungssektor<br />
(„FinTechs“) hat im ersten Quartal dieses Jahres ein neues Rekordhoch erreicht. Der Löwenanteil<br />
der Investitionen in Höhe von 4,9 Milliarden US-Dollar stammt von Venture Capital-Unternehmen.<br />
In Deutschland hat sich die Zahl der Investments im selben Zeitraum von 7 auf 14 verdoppelt. Seit<br />
Anfang 2015 haben große Banken direkt oder über entsprechende Corporate Venture-Einheiten<br />
bereits in 43 FinTechs investiert, so eine Studie der KPMG. Dass der Trend zur Zusammenarbeit<br />
zwischen traditionellen Finanzinstituten und Fintechs geht, belegt eine aktuelle Accenture-Analyse.<br />
So haben auf Kooperation ausgerichtete Fintechs gegenüber disruptiven neuen Wettbewerbern in<br />
den vergangenen Jahren an Boden gewonnen.<br />
Deutsche Banken stehen vor grundlegendem Wandel. Niedrigzinsen, Digitalisierung und Regulierung<br />
erhöhen Handlungsdruck - ohne Gegenmaßnahmen würden 75% der Institute in die Verlustzone<br />
rutschen, so eine Bankenstudie die fokussierten Geschäftsmodelle als Ausweg sieht.<br />
Deutsche Assekuranzunternehmen wollen in den nächsten zwei Jahren einen erheblichen Anteil ihres<br />
Budgets in Digitalisierungsprojekte investieren. In die Produktentwicklung aber fließen im gleichen<br />
Zeitraum nur rund zehn Prozent der verfügbaren Investitionsmittel. Dieses Ergebnis aus dem Branchenkompass<br />
2015 von Sopra Steria Consulting überrascht umso mehr, als der Versicherungsmarkt derzeit<br />
von einer Vielzahl innovativer Produktideen aus der Fin-Tech-Szene geradezu überschwemmt<br />
wird. Verschlafen etablierte Gesellschaften also ihre Chance, mit eigenen kreativen Produktinnovationen<br />
rechtzeitig gegenzusteuern?<br />
Das Redaktionsteam<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
3
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INHALTSVERZEICHNIS<br />
INTERVIEW<br />
6 Fördermittelberatung: Optimierung für den Versicherungsvertrieb?<br />
Interview mit Matthias Janitschke, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der FID Fördermittelinitiative Deutschland zur Verbreitung und Nachfrage nach Fördermittel im<br />
deutschen Mittelstand<br />
8 Kapitalanlagegesetzbuch lässt Informationslücken zu<br />
Interview mit Stefan Loipfinger, Herausgeber von investmentcheck.de<br />
52 Niedrigzinspolitik verlangt zunehmend nach neuen Konzepten für den Vermögensaufbau und<br />
die Absicherung im Alter<br />
Interessen der Invest-Messe-Besucher sehr unterschiedlich<br />
Interview mit Andreas Wiesinger, Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung Messe Stuttgart,<br />
zur Entwicklung der Anleger-Messe „Invest“ und was die Besucher besonders interessiert?<br />
BANKEN<br />
12 Blockchain - Zukunft oder Ende des Bankings?<br />
13 Deutsche Banken unter Druck<br />
15 Privatkundenbanken verlieren sechs Milliarden Euro durch Digitalisierung<br />
16 Banken-Boni werden künftig stärker an Risikoverhalten gekoppelt<br />
18 Deutsche Banken vor grundlegendem Wandel<br />
19 Banken auf dem Weg von Multi- zu Omni-Channel: Die Customer Journey ist entscheidend<br />
20 Mehr als 3 Millionen wechselbereite Bankkunden<br />
20 Accenture-Studie: Bankvorständen fehlt das Technologie-Know-how<br />
22 Saubere Geschäfte mit schmutzigem Geld?<br />
FinTECHS<br />
24 Accenture-Studie: Fintech-Investitionen <strong>2016</strong> wachsen weiter rasant<br />
26 Oliver Wyman Studie - Fintech 2.0<br />
28 Studie: Rekord-Investitionen in FinTechs<br />
INVESTMENTS<br />
29 Fondsbranche fließen im ersten Quartal 28 Milliarden Euro neue Gelder zu<br />
29 US-Unternehmen werfen die größten Renditen ab<br />
31 2015 zeigte: Wenig Angebot für Anleger Geschlossener Beteiligungen<br />
33 bsi-Branchenzahlen 2015:<br />
Privatkundengeschäft erholt sich weiter, Geschäft mit professionellen Kunden gewinnt hinzu<br />
36 Erster Marktbericht über institutionelle Zielfonds bekräftigt Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />
IMMOBILIEN<br />
37 PwC-Studie: Immobilien-Investoren stehen vor großen Herausforderungen<br />
38 Mehr Geld als Immobilien<br />
40 Deutsche Metropolen: Immobilienpreise koppeln sich vom Einkommen ab<br />
41 Projektentwicklungsmarkt stagniert bei 25 Millionen Quadratmetern<br />
43 Ein Jahr Bestellerprinzip: Weniger Makler betroffen als erwartet<br />
43 Derzeit noch kein Wendepunkt in Sicht: Europäische Immobilieninvestoren bleiben weiter bullish<br />
47 Null-Zinsen und anhaltende Kapitalflut in fragilem Umfeld - Der gewerbliche Immobilieninvestmentmarkt in<br />
Deutschland mit solidem Jahresauftakt <strong>2016</strong><br />
4 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INHALTSVERZEICHNIS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
STIFTUNGEN<br />
51 Stiftungen setzen zunehmend auf Erbschaften<br />
VERTRIEB / MARKETING<br />
55 Vertriebswege in der Assekuranz: Makler- und Onlinevertrieb auf Höchststand<br />
56 B2B-Vertrieb und -Marketing in der digitalen Welt<br />
UNTERNEHMEN<br />
58 Sehr unterschiedliche Steuersätze bei Unternehmensnachfolge<br />
58 Generationswechsel im Mittelstand immer schwieriger Neuer DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge<br />
VERSICHERUNGEN<br />
59 Schnell, leistungsfähig und innovativ - die digitale Zukunft von Versicherungen<br />
61 Digitale Verunsicherung - was Versicherer gegen Google und Co. tun müssen. Jetzt.<br />
62 InsurTechs: Alternative Versicherungsanbieter und -plattformen mit Wachstumspotential<br />
63 Bain-Analyse zur Versicherungswirtschaft: Digitalisierung schreitet voran<br />
65 Stößt IT-Sourcing in der Versicherungsbranche an seine Grenzen?<br />
66 Versicherer: Neue Technologien zur Kundengewinnung zahlen sich aus<br />
68 Niedrigszinseffekte aus Pensionsverpflichtungen: Herausforderung für Arbeitnehmer und Unternehmen<br />
70 Studie: Versicherer unterschätzen Kostenfaktor bei der IDD-Umsetzung<br />
71 Viele Erstversicherer in Deutschland planen <strong>2016</strong> Personalausbau<br />
72 Kfz-Versicherung treibt Digitalisierung des Schadenmanagements<br />
73 Omni-Kanal in der Versicherungswirtschaft:<br />
Studie offenbart Nachholbedarf bei der digitalen Kundenberatung<br />
74 Verschläft die Versicherungsbranche die Produktentwicklung?<br />
75 Versicherungskunden offen für "grüne" Policen<br />
76 Versicherer erwarten stabile Beitragsentwicklung<br />
77 Neue Studie: Mitversicherungsgemeinschaften sind effizient<br />
78 World Insurance Report <strong>2016</strong>:<br />
Alarmierende Unterschiede in Kundenzufriedenheit zwischen den Generationen<br />
80 Niedrigzinsphase: Bilanzielle Konsequenzen der betrieblichen Altersvorsorge sind den meisten<br />
Mittelständlern unbekannt<br />
81 Kundenbedürfnisse erfordern agile Prozesse von Versicherern<br />
83 INNOVALUE Schadenstudie 2015: Digitalisierung teilt den Versicherungsmarkt<br />
IMPRESSUM<br />
17 Impressum<br />
Quelle: © Picture-Factory - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
5
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />
Fördermittelberatung:<br />
Optimierung<br />
für den Versicherungsvertrieb?<br />
Verbreitung und Nachfrage nach Fördermittel<br />
im deutschen Mittelstand<br />
I N T E R V I E W<br />
FBM: Herr Janitschke, Sie beraten mit Ihrem Unternehmen, der FID Fördermittelinitiative<br />
Deutschland, Selbstständige, Kommunen und den Mittelstand in Deutschland.<br />
Sind Fördermittel auch in diesen Zeiten der billigen Kredite, beim Mittelstand<br />
eine derzeit gewollte Alternative und wenn ja in welchen Bereichen?<br />
Matthias Janitschke: Ja, die Fördermittel sind trotz der zinsverbilligenden Kredite<br />
für den Mittelstand attraktiv. Denn die Kredite der Förderbanken bieten - zusätzlich<br />
zu den attraktiven Zinsen -den Kunden auch Haftungsfreistellungen von<br />
bis zu 100% je nach Förderung. Manche Projektvorhaben erhalten auch einen<br />
Zuschuss. Ein Zuschuss ist eine nicht rückzahlbare Zuwendung ohne direkte Gegenleistung<br />
und ist auch deshalb die beliebteste Förderungsart der Unternehmen.<br />
In der aktuellen Förderperiode gibt es ca. 830 Zuschussrichtlinien für Unternehmen<br />
in Deutschland.<br />
Außerdem senkt die Investitionsförderung die Kapitalbindung im Anlagevermögen<br />
eines Unternehmens und schafft somit Kostenersparnisse in der Abschreibung<br />
und den Zinsen.<br />
FBM: Viele Unternehmen schrecken ja zurück vor dem Aufwand der mit einer<br />
Fördermittelbeantragung verbunden ist. Zudem noch die Unübersichtlichkeit der<br />
angebotenen Programme. Wie groß ist denn aktuell der Dschungel an Fördermittelangeboten<br />
in Deutschland?<br />
Matthias Janitschke: Dass die Beantragung von Fördermitteln mit einem gewissen<br />
Aufwand verbunden ist, ist nicht von der Hand zu weisen, daher unterstützen<br />
wir als FID unsere Kunden bei dem Weg von der Recherche der passenden Fördermittel<br />
bis zur Beantragung der Fördermittel. Die Vielfalt der Förderprogramme<br />
ist für einen Laien kaum noch zu durchschauen. Förderungen werden vom Bund,<br />
den Ländern und den einzelnen Gemeinden angeboten, die Fördermittelberater<br />
der FID bieten hier fachkundige Beratung.<br />
FBM: Welche Förderungen sind denn am beliebtesten?<br />
Matthias Janitschke: Die Favoritenrolle übernehmen hier ganz klar die Zuschüsse<br />
– also Geld, welches man nicht zurückzahlen muss. Zuschüsse findet man z.<br />
Bsp. in den Bereichen Forschung und Entwicklung und Innovationen unterschiedlichster<br />
Art. Aber auch Beratungsleistungen für Unternehmen werden bezuschusst.<br />
Weiterhin sind klassische Kredite der Förderbanken für beispielsweise eine Be-<br />
6 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Interview mit Matthias Janitschke,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter,<br />
Fördermittelinitiative Deutschland GmbH & Co. KG<br />
triebserweiterung oder Existenzgründung beliebt. Hoch im Kurs stehen auch Fördermittel für die<br />
energieeffiziente Sanierung. Bei den Kommunen wird die Städtebauförderung für die Sanierung<br />
des Stadtkerns rege genutzt. Das Förderprogramm des Bundes und Länder unterstützt den<br />
Stadtumbau, Denkmalschutz sowie auch die Umnutzung der leerstehenden Gebäude. Mit<br />
der Förderrichtlinie sollen die Stadtzentren attraktiver gestaltet werden. Auch bei den Kommunen<br />
stehen Energieeinsparmöglichkeiten klar im Fokus.<br />
FBM: Viele der Fördermittel werden ja gar nicht abgerufen. Auf wie viel Geld verzichten<br />
denn die Deutschen Kommunen oder Unternehmen im Jahr?<br />
Matthias Janitschke: In Deutschland gehen jährlich ca. 20 Milliarden Euro verloren,<br />
da viele Fördermittel nicht abgerufen werden. Entweder sind sie nicht bekannt oder der<br />
Aufwand für die Beantragung erscheint zu groß.<br />
FBM: Gibt es hier zu wenig Berater?<br />
Matthias Janitschke: Die Dienstleistung der Fördermittelberatung ist noch nicht stark<br />
verbreitet. Bislang war es die Domain der Steuer- und Unternehmensberater. Wir als FID<br />
gehen einen anderen Weg, wir bieten eine Zusammenarbeit mit den Steuer- und Unternehmensberatern<br />
an.<br />
FBM: Die FID kooperiert mit qualifizierten Beratern. Wie könnte sich zum Beispiel eine<br />
Versicherungsgesellschaft positiv mit dem Thema Fördermittelberatung positionieren?<br />
Matthias Janitschke: Mit unserer Software FID SMARTANALYSE können die Versicherungsmakler<br />
schnell und unkompliziert ermitteln, ob Fördergelder für Ihre Kunden erhältlich sind.<br />
Bei erfolgreicher Prüfung der Fördermöglichkeit, können die Makler ihre Kunden an die FID<br />
vermitteln. Die FID Fördermittelberater führen bei dem Kunden eine tiefergehende Fördermittelanalyse<br />
mit dem Expertensystem durch und die spezifischen Fördermittel werden<br />
aufgezeigt. Auf Wunsch des Kunden übernimmt die FID die Fördermittelbeantragung bei<br />
den entsprechenden Leitstellen. Natürlich sind wir auch nach der jeweiligen Förderung bzw.<br />
Zuwendung für den Kunden da und bei Verwendungsnachweisen oder Förderänderungen<br />
behilflich. www.FID-Deutschland.de<br />
Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />
Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
7
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />
Kapitalanlagegesetzbuch<br />
lässt Informationslücken zu<br />
Mehr Regulierung reduziert das Risiko<br />
des Totalverlustes, es ist aber keine Gewähr<br />
für vielversprechende Renditechancen.<br />
I N T E R V I E W<br />
FBM: Herr Loipfinger, mit investmentcheck.de betreiben Sie ein neues Transparenzportal<br />
für interessierte Anleger. Was hat Sie dazu bewogen wieder in der Branche<br />
aktiv zu werden?<br />
Stefan Loipfinger: Ich habe die letzten Jahre überwiegend für die Stiftung<br />
Warentest im Hintergrund gearbeitet. Das werde ich auch weiter tun, doch<br />
der Informationsfluss aus der Branche wurde immer geringer. Mit Investmentcheck.de<br />
werde ich nun wieder wahrgenommen, was mir auch bei der Arbeit<br />
für die Stiftung Warentest hilft.<br />
FBM: Wie beurteilen Sie aktuell die Branche?<br />
Stefan Loipfinger: Eigentlich wollte der Gesetzgeber mit Einführung des<br />
Kapitalanlagegesetzbuches die Branche weitgehend regulieren und hat nur<br />
für Ausnahmefälle Regulierungslücken geschaffen. In der Praxis entzogen<br />
sich dadurch aber viele Anbieter der Regulierung, weshalb mit dem Kleinanlegerschutzgesetz<br />
die Lücken verkleinert wurden. Demnächst tritt nun das<br />
Finanzmarktnovellierungsgesetz in Kraft, was die Ausnahmen noch einmal<br />
verkleinert. Dieses Hase-Igel-Spiel wird weiter gehen. Fakt ist: Die Musik<br />
spielt außerhalb des vollregulierten Bereichs.<br />
FBM: Gibt es heute Ihrer Meinung nach, bessere Produkte durch die vollzogene<br />
Regulierung als früher?<br />
Stefan Loipfinger: Innerhalb der regulierten Produktwelt gibt es vielversprechende<br />
und chancenarme Angebote. Die Quote der interessanteren Investments<br />
ist dort höher als im nichtregulierten Bereich. Auch das Maximalrisiko<br />
des vollständigen Verlustes des Anlegerkapitals ist im unregulierten<br />
höher als im BaFin-überwachten Segment. Am schlimmsten ist es im voll<br />
intransparenten Sektor außerhalb des Vermögensanlagegesetzes. Ergo: Mehr<br />
Regulierung reduziert das Risiko des Totalverlustes, es ist aber keine Gewähr<br />
für vielversprechende Renditechancen.<br />
FBM: Was verlangen Sie von Produktanbietern in Sachen Transparenz?<br />
Reichen die gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen für die Anleger nicht aus?<br />
Stefan Loipfinger: Die gesetzlichen Vorgaben sind für die verschiedenen<br />
Segmente unterschiedlich. Außerhalb des Vermögensanlagengesetzes ist<br />
die Transparenzbereitschaft meist katastrophal. Aber auch innerhalb der<br />
8 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Interview mit Stefan Loipfinger,<br />
Herausgeber,<br />
investmentcheck.de<br />
Vermögensanlagen gibt es Ausnahmetatbestände für weniger Transparenzvorschriften.<br />
Und selbst das Kapitalanlagegesetzbuch lässt Informationslücken zu, die vor 20 Jahren<br />
als Skandal gewertet worden wären. Deshalb orientieren wir uns an der langjährigen<br />
Rechtsprechung. Die hat den Grundsatz aufgestellt, dass ein Anlageinteressierter alle<br />
Informationen erhalten muss, die für eine qualifizierte Anlageentscheidung notwendig<br />
sind.<br />
FBM: Erhalten Sie gute Unterstützung von den Unternehmen auf Ihre Anfragen?<br />
Stefan Loipfinger: Die Auskunftsbereitschaft ist in den letzten Monaten schon etwas<br />
gestiegen, lässt aber immer noch viel Spielraum nach oben. Leider sind drei von vier<br />
Anbietern immer noch nicht bereit, wichtige Fragen zu ihrem Kapitalanlageangebot zu<br />
beantworten. Viele haben noch nicht begriffen, dass sie sich mit dem Geld vom Kapitalmarkt<br />
auch eine Pflicht zur Rechenschaft erkaufen. Und im Vergleich zu professionellen<br />
Märkten wie der Börse, wo Transparenzverweigerung sofort hart mit Kursabschlägen<br />
bestraft wird, gibt es noch kein Korrektiv auf dem grauen Kapitalmarkt. Aber da setzt<br />
Investmentcheck.de ja genau an…<br />
FBM: Für wen ist Ihr Transparenzportal investmentcheck.de gedacht?<br />
Stefan Loipfinger: Im Grunde ist es für den Anlageinteressierten bis zum Profi für Alle<br />
gemacht. Denn beispielsweise die Darstellung möglichst aller Angebote gibt es nur auf<br />
Investmentcheck.de. Und da mit aktuell 206 in der Platzierung befindlichen Produkten<br />
selbst ein Profi nicht alle Angebote kennt, ist diese Funktion für Jedermann ein Mehrwert.<br />
Auch die abgeprüfte Transparenzbereitschaft hilft Allen, um intransparente und damit<br />
unprofessionellere Anbieter von den Anderen zu unterscheiden.<br />
FBM: Was möchten Sie mit investmentcheck.de erreichen?<br />
Stefan Loipfinger: Unser Portal soll einen Beitrag zu mehr Transparenz und damit zu mehr<br />
Professionalität leisten. Das klingt vielleicht etwas hochtrabend, wird aber mittelfristig ganz<br />
einfach erreicht werden, wenn Anlegeinteressierte die Produktanbieter fragen, warum sie<br />
diese oder jene berechtigte Frage nicht beantworten wollen. Denn obwohl zum Beispiel<br />
die Bundesregierung im Oktober 2015 klarstellte, dass ein Prospekt alle Verpflichtungen<br />
und deren Fälligkeiten enthalten muss, sagen viele Emittenten von Nachrangkonstrukten<br />
dies nicht. Doch wie soll jemand beurteilen, mit welcher Wahrscheinlichkeit er sein Geld<br />
inklusive Verzinsung zurück erhält oder nicht, wenn er die Fristigkeiten und Rangstellen<br />
anderer Verbindlichkeiten nicht kennt. Oder nehmen Sie die immer häufiger fehlenden<br />
Prognoserechnungen. Obwohl die Anbieter konkrete Aussagen zu den möglichen Erträgen<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
9
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INTERVIEW<br />
machen müssen, sagen sie häufig nicht, wie diese erreicht werden können. Die Beurteilung<br />
der Chancen und Risiken einer solchen Kapitalanlage ist nicht möglich.<br />
FBM: Was bietet investmentcheck.de seinen Nutzern derzeit?<br />
Stefan Loipfinger: Momentan reicht unser Spektrum von aktuellen News über Bewertungen<br />
der Transparenzbereitschaft bis zu Marktübersichten, welche Produkte sich derzeit in der<br />
Platzierung befinden. Besonders interessant ist auch die Funktion, dass wir an den Anbieter<br />
gestellte Fragen zusammen mit seinen Antworten oder Nichtantworten veröffentlichen. So<br />
kann Jeder beurteilen, ob diese Frage für ihn relevant ist und ob ihn die Antwort zufrieden<br />
stellt. Der Nutzer sieht also nicht nur die Auskunftsbereitschaft, sondern kann selbst die<br />
Qualität der Antworten einschätzen und in seine Anlageentscheidung einbeziehen.<br />
FBM: Wie finanzieren Sie investmentcheck.de?<br />
Stefan Loipfinger: Derzeit befinden wir uns noch in der Investitionsphase. Momentan<br />
führen wir verschiedene Gespräche über Kooperationen mit anderen Verbraucher- und<br />
Medienvertretern. Unabhängig davon wird es irgendwann einen Bereich geben, der nur mit<br />
einem Abonnement einsehbar sein wird. Auch kostenpflichtige Studien – keine Auftragsarbeiten<br />
von Anbietern(!) – zu einzelnen Themen sollen Einnahmen produzieren.<br />
Quelle: © Adam Gregor - Fotolia.com<br />
10 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
FBM: Sie haben vor wenigen Tagen als Schwerpunktthema mehrere Beiträge zum aktuellen<br />
Containermarktgeschehen auf investmentcheck.de veröffentlicht, die auch von anderen<br />
Publikationen wie Manager Magazin oder Handelsblatt aufgenommen wurden. Wie beurteilen<br />
Sie den aktuellen Containermarkt?<br />
Stefan Loipfinger: Der Markt ist momentan in einer massiven Krise, die schlimmer als im<br />
Jahr 2008/2009 ist. Das heißt, die Preise für Neucontainer und damit auch für Gebrauchtcontainer,<br />
haben ein 13-Jahrestief erreicht. Zum Jahresanfang kostete ein CEU noch<br />
1.300 US-Dollar. Das ist die Kostengröße für einen 20-Fuß-Standardcontainer, über die<br />
auch andere Containergrößen mit Umrechnungsfaktoren bewertet werden. Gebrauchtcontainer<br />
sind rund die Hälfte davon wert. Und im Zuge des Preisverfalls sind auch die<br />
Mieten auf teilweise unter 0,30 US-Dollar pro Tag und CEU gefallen.<br />
FBM: Mit welchen Schwierigkeiten haben Produktanbieter derzeit zu kämpfen?<br />
Stefan Loipfinger: Da den Investoren üblicherweise feste Mieten für drei bis sechs<br />
Jahre versprochen wurden, kostet der Preiseinbruch die Garanten viel Geld. Wenn diese<br />
dann noch überhöhte Rückkaufpreise garantiert haben, dann wird es in Verbindung mit<br />
dem zweiten Problemfeld eng: Durch gesetzliche Änderungen stockt der Neuabsatz von<br />
Containerinvestments, weshalb die häufig erzielten Gewinne durch überhöhte Verkaufspreise<br />
nicht mehr so sprudeln. Vorne versiegen die Geldquellen und hinten werden die<br />
Löcher größer. Das ist der Stoff, aus dem Pleiten entstehen.<br />
FBM: Wie sehen Sie die derzeitige Lage für Alt- und Neu- Anleger in Container(fonds)?<br />
Stefan Loipfinger: Für Altanleger wird es schwer, denn sie haben bereits investiert und<br />
müssen nun mit den Marktproblemen leben. Investoren bei Magellan, Buss oder ConRendit<br />
können ein Lied davon singen. Aber andere Namen werden noch hinzukommen. Davon bin<br />
ich fest überzeugt. Für Neuanleger bietet der Einbruch eines Marktes eigentlich Chancen.<br />
Sobald also endlich ein Anbieter ein Produkt auflegt, bei dem echte Marktpreise zuzüglich<br />
einer geringen Marge aufgerufen werden, wird es interessant. Bei den mir bekannten<br />
Angeboten ist das allerdings nicht der Fall, da hier die Anleger durch völlig überzogene<br />
Kaufpreise die Garantiezahlungen quersubventionieren.<br />
FBM: Wann wird sich der Containermarkt wieder erholen?<br />
Stefan Loipfinger: Konkrete Prognosen sind immer schwierig. Aber viele Marktteilnehmer<br />
gehen davon aus, dass sich die Erholung nur sehr langsam vollziehen wird. Denn die Stahlpreise<br />
als eine wesentliche Größe für die Containerpreise werden stark von der Weltwirtschaft<br />
und von China beeinflusst. Da sehe ich aber wenig Hoffnung auf überraschend<br />
positive Entwicklungen. Damit schließe ich mich der sehr verhalten optimistischen<br />
Markteinschätzung an, die auf absehbare Zeit die höheren Preise der Vergangenheit<br />
sehr unwahrscheinlich macht. Da Containeranleger meist weit über diesem Marktniveau<br />
gekauft haben, ist noch mit vielen Hiobsbotschaften zu rechnen.<br />
Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />
Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
11
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
Blockchain - Zukunft oder Ende des<br />
Bankings?<br />
Die Blockchain-Technologie hat das<br />
Potenzial, enorme Umwälzungen<br />
in der Finanzbranche auszulösen:<br />
Zahlreiche Geschäftsmodelle könnten neu<br />
entstehen, viele etablierte dagegen überflüssig<br />
werden. Das zeigt eine gemeinsame<br />
Studie der Unternehmensberatung<br />
Cofinpro und des „IT Finanzmagazins“<br />
unter 86 Branchenexperten. Eine Bedrohung<br />
sehen die Befragten vor allem für die<br />
traditionellen Banken, große Chancen dagegen<br />
für Börsen und Handelsplätze. Die<br />
Blockchain kann den Finanzsektor nachhaltig<br />
verändern, denn sie hat enormes<br />
disruptives Potenzial. Davon sind die<br />
Studienteilnehmer<br />
überzeugt. 58 Prozent<br />
bezeichnen die<br />
mit der Technologie<br />
anstehenden Umbrüche<br />
sogar als<br />
eine „Revolution“<br />
für die Branche.<br />
Gerade etablierte<br />
Geschäftsmodelle<br />
im kleinteiligen<br />
Retailgeschäft traditioneller<br />
Banken<br />
könnten nach Ansicht<br />
der Befragten<br />
der neuen Technologie zum Opfer fallen:<br />
Zwei von Drei rechnen vor allem für diese<br />
Institute mit negativen Auswirkungen.<br />
Große Chancen sehen sie dagegen für<br />
Börsen und Handelsplätze. Denn insbesondere<br />
beim Handel, bei der Abwicklung<br />
und der Verwaltung von Wertpapieren<br />
kann die Blockchain Prozesse schneller,<br />
günstiger und transparenter machen.<br />
„Im Zahlungsverkehr sehen wir mit der<br />
Krypto-Währung Blockchain bereits erste<br />
Anwendungen, doch das Potenzial ist insgesamt<br />
begrenzt, da dieser Bereich in den<br />
vergangenen Jahren ohnehin bereits von<br />
vielen Innovationen und Investitionen profitiert<br />
hat. Im Wertpapierbereich dagegen<br />
liegen Riesenchancen für die Technologie“,<br />
sagt Dirk Ungemach-Strähle, Blockchain-<br />
Experte bei der auf Finanzdienstleister<br />
spezialisierten Unternehmensberatung<br />
Cofinpro. „Das gilt beispielsweise für die<br />
Abwicklung von Aktien, Bonds und derivativen<br />
Finanzinstrumenten. Mit Hilfe von<br />
sogenannten Smart Contracts könnten<br />
unter anderem Zinszahlungen oder Rückzahlungen<br />
bei Laufzeitende automatisch<br />
ausgeführt werden, ohne dass jemand<br />
im Hintergrund dies veranlassen muss.“<br />
Wenn sie auch enorme Chancen bietet -<br />
die große Mehrheit der Befragten ist sich<br />
allerdings ebenfalls darüber im Klaren,<br />
Quelle: © Sergey Nivens - Fotolia.com<br />
dass die Technologie noch in den Kinderschuhen<br />
steckt und viele Ansprüche bisher<br />
nicht erfüllt. Doch es wird ihrer Meinung<br />
nach nicht lange dauern, bis sie zur Reife<br />
kommt. Denn mehr als jeder Zweite geht<br />
davon aus, dass sich die Blockchain bereits<br />
im Laufe der nächsten drei Jahre beispielsweise<br />
im Wertpapierbereich durchsetzen<br />
wird. Für Dirk Ungemach-Strähle<br />
steht fest: „Noch steht die Blockchain vor<br />
ihrer Bewährungsprobe bei der Anwendung<br />
über den Zahlungsverkehr hinaus.<br />
Doch absehbar ist: Es gibt aktuell nur wenige<br />
technologische Entwicklungen mit<br />
einem derart großen Potenzial, insbesondere<br />
im Wertpapier- und Kreditbereich.“<br />
Autor: www.cofinpro.de<br />
12 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Deutsche Banken unter Druck<br />
Weiterer Stellenabbau und<br />
sinkende Profitabilität erwartet<br />
Trübe Stimmung unter den deutschen<br />
Banken: 42 Prozent der deutschen<br />
Kreditinstitute rechnen mit einer<br />
Verschlechterung ihrer Geschäftslage<br />
im laufenden Jahr – nur 31 Prozent gehen<br />
von einer Verbesserung aus. Damit sind<br />
die deutschen Banken im europäischen<br />
Vergleich neben den polnischen Kreditinstituten<br />
am pessimistischsten: Europaweit<br />
rechnen immerhin mehr als die Hälfte<br />
der Banken (52 Prozent) mit besseren<br />
Geschäften, nur 23 Prozent mit einer Eintrübung.<br />
Im Durchschnitt gehen die deutschen<br />
Banken von einer Verschlechterung<br />
der Eigenkapitalrentabilität um 0,2 Prozent<br />
aus – europaweit wird hingegen ein<br />
Anstieg um 1,1 Prozent prognostiziert, die<br />
irischen und britischen Banken rechnen<br />
sogar mit einer Verbesserung um 2,8 bzw.<br />
2,7 Prozent. Um gegenzusteuern, soll gerade<br />
in Deutschland die Belegschaft abgebaut<br />
werden: 61 Prozent der deutschen<br />
Banken wollen Stellen streichen, nur 14<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
Prozent wollen neue Jobs schaffen. Auch<br />
europaweit ist mit einem weiteren Stellenabbau<br />
zu rechnen, der aber weniger deutlich<br />
ausfallen dürfte: Gut jede zweite Bank<br />
in Europa (54 Prozent) plant, Jobs abzubauen,<br />
26 Prozent rechnen mit zusätzlichen<br />
Neueinstellungen. Das sind Ergebnisse<br />
des aktuellen „Bankenbarometers“<br />
der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden<br />
250 Banken in mehreren europäischen<br />
Ländern befragt. In Deutschland nahmen<br />
72 Banken an der Umfrage teil.<br />
Hauptgründe für den Sparkurs der Banken<br />
seien zum einen das historisch niedrige<br />
Zinsniveau, das die Zinseinnahmen<br />
schrumpfen lässt, zum anderen hohe regulatorische<br />
Anforderungen an Eigenkapital<br />
und Risikovorsorge, die die Gewinnmargen<br />
belasten, kommentiert Claus-Peter<br />
Wagner; Managing Partner Financial Services<br />
Deutschland bei EY. “Im aktuellen<br />
Niedrigzinsumfeld gibt es für die Banken<br />
kaum noch etwas zu verdienen – negative<br />
Zinsen können sich mittelfristig sogar<br />
zu einer existenziellen Herausforderung<br />
für viele Banken entwickeln“. Und vorerst<br />
sei keine Besserung der Lage in Sicht, im<br />
Gegenteil: Die Eurozone lockert<br />
ihre Geldpolitik weiter,<br />
und die schwache Entwicklung<br />
an den Kapitalmärkten<br />
führt zu sinkenden Einnahmen<br />
aus dem Wertpapierhandel.<br />
Gleichzeitig drängen<br />
immer neue Wettbewerber<br />
auf den deutschen Markt<br />
und verstärken den ohnehin<br />
sehr hohen Preisdruck.<br />
„Die Situation in der deutschen<br />
Bankenbranche bleibt<br />
schwierig, die Gewinne werden<br />
vorläufig auf niedrigem<br />
Niveau verharren“, fasst<br />
Wagner zusammen. Die<br />
Folge: Die Banken setzen<br />
ihren Sparkurs fort – interne Kosten müssen<br />
sinken, die Beschäftigung wird weiter<br />
rückläufig sein. „Die Beschäftigungslage<br />
im deutschen Bankensektor bleibt angespannt“,<br />
sagt Dirk Müller-Tronnier, Leiter<br />
Banking & Capital Markets bei EY: „Die<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
13
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
Personalausgaben machen knapp über die<br />
Hälfte der operativen Kosten der Branche<br />
aus. Vor diesem Hintergrund und angesichts<br />
des Drucks, den Aufsichtsbehörden<br />
und Aktionäre auf die Banken ausüben,<br />
sind weitere Stellenkürzungen realistisch“.<br />
Immerhin: Die verbleibenden Mitarbeiter<br />
dürfen sich nach mehreren mageren Jahren<br />
auf ein leichtes Gehaltsplus freuen: 32<br />
Prozent der deutschen Banken wollen die<br />
Gesamtvergütung in diesem Jahr erhöhen<br />
– nur sieben Prozent prognostizieren eine<br />
sinkende Gesamtvergütung.<br />
Vorerst keine Konsolidierungswelle in<br />
Deutschland<br />
„Strengere regulatorische Vorgaben und<br />
Niedrigzinsen führen auf Dauer dazu,<br />
dass die Banken deutlich<br />
weniger verdienen werden<br />
als vor der Finanzkrise.<br />
Dementsprechend<br />
müssen zunehmend auch<br />
massive Einschnitte ins<br />
Auge gefasst werden –<br />
beim Produktportfolio,<br />
beim Filialnetz oder beim<br />
Personal. Sie müssen aber<br />
auch verstärkt über neue<br />
Ertragsquellen nachdenken<br />
und beispielsweise<br />
Gebühren für Bankdienstleistungen<br />
verlangen, die<br />
bislang umsonst waren.<br />
Es geht darum, ein dauerhaft<br />
tragfähiges Geschäftsmodell<br />
zu finden.“ Angesichts der<br />
aktuell schwierigen Situation vieler Banken<br />
rechnen viele Bankmanager mit einer<br />
spürbaren Marktbereinigung: „Der Kuchen<br />
wird kleiner, die Herausforderungen werden<br />
größer. Viele Banken sind auf sich allein<br />
gestellt gar nicht in der Lage, einerseits<br />
einen Sparkurs einzuschlagen und auf der<br />
anderen Seite hohe Summen etwa in die<br />
Digitalisierung zu investieren“, beobachtet<br />
Müller-Tronnier. Immerhin 42 Prozent der<br />
deutschen Banken prognostizieren noch<br />
für das laufende Jahr eine mittlere oder<br />
starke Konsolidierung im deutschen Bankensektor.<br />
Auf 3-Jahres-Sicht prognostizieren<br />
sogar 92 Prozent eine umfassende<br />
Marktbereinigung durch Fusionen, Übernahmen<br />
oder das Ausscheiden von Marktteilnehmern.<br />
Banken wollen mehr Kredite vergeben<br />
- vor allem an den Mittelstand<br />
Trotz durchwachsener Konjunkturaussichten<br />
gehen die Banken von einer Lockerung<br />
ihrer Kreditvergabepolitik für<br />
die meisten Branchen aus. Davon sollte<br />
vor allem der Mittelstand profitieren: Die<br />
Hälfte der deutschen Bankmanager gibt<br />
an, mehr Kredite an kleine<br />
und mittelständische<br />
Unternehmen vergeben zu<br />
wollen. „Das ist ein gutes<br />
Signal für die mittelständischen<br />
Unternehmen.<br />
Die Banken wollen die<br />
Kreditvergabe ausbauen<br />
und damit ihrer Rolle als<br />
Finanzierer für die Wirtschaft<br />
gerecht werden. Sie<br />
müssen aber gleichzeitig<br />
weiter die Risikoposten in<br />
ihrer Bilanz abbauen und<br />
ihr Ausfallrisiko in stärker<br />
risikobehafteten Branchen<br />
mindern. Das werden einige<br />
Wirtschaftszweige<br />
auch zu spüren bekommen“, sagt Wagner.<br />
Betroffen dürften vor allem die Transportund<br />
Energiebranche sowie Finanzdienstleister<br />
sein: Für diese Branchen rechnen<br />
die Banken mit einer tendenziell restriktiveren<br />
Kreditvergabe. Unternehmen aus<br />
der Gesundheitsbranche, Industrie und<br />
Dienstleister können sich hingegen auf einen<br />
leichteren Zugang zu Krediten freuen.<br />
Autor: www.ey.com<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
14 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Privatkundenbanken verlieren sechs<br />
Milliarden Euro durch Digitalisierung<br />
Der Trend zur Digitalisierung<br />
setzt die<br />
Erträge der deutschen<br />
Privatkundenbanken<br />
zunehmend unter Druck.<br />
Schon in vier Jahren werden<br />
über traditionelle Bankfilialen<br />
weniger als die Hälfte<br />
(rund 45 Prozent) der<br />
Erträge erzielt, während<br />
es heute noch zwei Drittel<br />
sind. Auf digitale Kanäle<br />
entfallen 2019 bereits über<br />
35 Prozent der Erträge.<br />
Neue, digitale Wettbewerber<br />
wie FinTechs werden<br />
sich damit Marktanteile von<br />
8 bis 12 Prozent gesichert<br />
haben. Dadurch entgeht<br />
den klassischen Bankfilialen<br />
ein Ertragspotenzial von<br />
6 Milliarden Euro. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt The<br />
Boston Consulting Group (BCG) in der aktuellen<br />
Marktanalyse Retail Banking Revenue<br />
Pools 2015. "Die klassischen Filialbanken<br />
stehen vor der Herausforderung, ihre<br />
Vertriebsstruktur zügig umbauen zu müssen.<br />
Auch wenn sie eine Radikalkur noch<br />
scheuen, ist ein grundlegender Modellwechsel<br />
unausweichlich. Sonst könnten<br />
die Filialbanken bald die 'Dinosaurier' des<br />
Privatkundengeschäfts werden", sagt Til<br />
Klein, BCG-Partner und Experte für Privatkundenbanken.<br />
Auf jährlicher Basis modelliert<br />
BCG die Produktentwicklung des<br />
deutschen Privatkundenmarktes in Volumen,<br />
Margen und Erträgen und ermöglicht<br />
so einen klaren Blick auf die Ertragspotenziale<br />
in verschiedenen Ländern.<br />
Ein Achtel der Ertragsbasis geht in<br />
zehn Jahren verloren<br />
Der Vergleich der europäischen Märkte<br />
zeigt, vor welcher dramatischen Marktund<br />
Wettbewerbssituation die deutschen<br />
Quelle: © Sergey Nivens - Fotolia.com<br />
Banken stehen. Im deutschen Privatkundengeschäft<br />
gingen seit 2009 Erträge<br />
in Höhe von 5,1 Milliarden Euro (8,6<br />
Prozent) verloren; sie beliefen sich 2014<br />
auf 54,0 Milliarden Euro. Bis 2019 werden<br />
die Erträge um weitere 2,7 Milliarden<br />
Euro (4,9 Prozent) schrumpfen. Gründe<br />
dafür sind unter anderem das Niedrigzinsumfeld,<br />
die Digitalisierung und erhöhter<br />
Wettbewerb aus dem Ausland. Den Privatkundenbanken<br />
geht damit innerhalb von<br />
nur zehn Jahren mehr als ein Achtel ihrer<br />
Ertragsbasis verloren, bei gleichzeitigem<br />
Anstieg der Kosten für regulatorische Anforderungen.<br />
Die Retail Banking Revenue<br />
Pools zeigen zudem, dass mit Bankdienstleistungen<br />
bei deutschen Kunden am wenigsten<br />
verdienen wird: So erzielen Banken<br />
mit ihnen im Jahresdurchschnitt nur<br />
rund 730 Euro, bei Franzosen sind es 890<br />
Euro und bei Niederländern 1.130 Euro.<br />
Spitzenreiter sind die Briten mit 1.330<br />
Euro. In Deutschland wird sich der durchschnittlich<br />
erzielte Betrag bis 2019 weiter<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
15
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
verringern, während er in Frankreich um<br />
3,1 Prozent und in den Niederlanden um<br />
1,3 Prozent wachsen wird. Grund für diese<br />
Steigerung ist unter anderem die hohe<br />
Kreditnachfrage zur Eigenheimfinanzierung.<br />
Der Anteil der Krediterträge liegt in<br />
Frankreich bei 56 Prozent, in den Niederlanden<br />
bei 65 Prozent, und in Deutschland<br />
dagegen nur bei 37 Prozent.<br />
Mangelnde Kreditnachfrage lässt<br />
Erträge schrumpfen<br />
BCG erwartet in Deutschland aufgrund einer<br />
nachlassenden Kreditnachfrage und<br />
sinkender Margen einen Rückgang der<br />
Krediterträge um jährlich rund 1 Prozent.<br />
Damit verlieren die deutschen Banken einen<br />
ihrer wenigen Wachstumsfaktoren<br />
der vergangenen Jahre. Positive Entwicklungen<br />
erwarten die BCG-Experten dagegen<br />
im Wertpapiergeschäft – mit einem<br />
jährlichen Wachstum von 2 Prozent – sowie<br />
beim Einlagengeschäft: Hier ist mit einer<br />
Verlangsamung des Ertragsrückgangs<br />
zu rechnen. Seit 2009 sind die Einlagenerträge<br />
um 33 Prozent eingebrochen; in den<br />
nächsten Jahren werden sie mit einem Minus<br />
von jährlich 3 Prozent deutlich langsamer<br />
zurückgehen. "Dennoch gilt: Wer<br />
die Einlagen- und Zinsabhängigkeit vieler<br />
deutscher Banken kennt, der weiß, dass<br />
das Verschwinden von über 40 Prozent<br />
der Einlagenerträge in nur zehn Jahren<br />
zwischen 2009 und 2019 an den Grundfesten<br />
der Branche rüttelt", sagt BCG-Experte<br />
Klein.<br />
Autor: www.bcg.de<br />
Banken-Boni werden künftig stärker<br />
an Risikoverhalten gekoppelt<br />
Die Finanzdienstleister reagieren weiterhin<br />
weltweit auf die Forderungen der Regulierungsbehörden,<br />
variable Vergütungen<br />
zu verringern. 34 Prozent planen eine Bonusreduzierung.<br />
Gleichzeitig geben die<br />
Unternehmen an, die Grundgehälter für<br />
Führungskräfte <strong>2016</strong> um durchschnittlich<br />
2,0 bis 2,7 Prozent erhöhen zu wollen.<br />
Dies zeigt der aktuelle Mercer Global Financial<br />
Services Executive Compensation<br />
Snapshot Survey, der Vergütungsinformationen<br />
von 71 Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in 20 Ländern analysiert, darunter<br />
36 Banken. Regional gesehen fällt die Erhöhung<br />
der Führungskräfte-Grundgehälter<br />
in Europa und Nordamerika mit 2,3 und 2,4<br />
Prozent am geringsten aus, asiatische und<br />
lateinamerikanische Unternehmen wollen<br />
dagegen im Schnitt 4,3 Prozent mehr<br />
zahlen. Die Grundgehaltssteigerungen bei<br />
Banken liegen generell leicht unter denen<br />
der Versicherungen. Bei steigenden<br />
Grundgehältern und fallenden Boni soll das<br />
Niveau der Führungskräftevergütung im<br />
Finanzsektor insgesamt in etwa gleich bleiben,<br />
wobei Schwankungen von 5 Prozent<br />
nach oben oder unten unternehmensspezifisch<br />
sind. Eine Mehrheit von 61 Prozent<br />
der Finanzdienstleister weltweit will die<br />
derzeitigen Boni auf dem Niveau von 2015<br />
halten. Gleichzeitig planen 34 Prozent, ihre<br />
Boni zu reduzieren, während lediglich 5<br />
Prozent ihre variablen Gehälter anheben<br />
wollen. Sinkende Boni finden sich vor allem<br />
im Renten- und Börsenhandel (Positionen<br />
Fixed Income und Equities, 31 Prozent der<br />
16 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Nennungen), während die variable Vergütung<br />
in Private Equity und im Retail Banking<br />
weitgehend gleich bleibt (81 Prozent<br />
und 84 Prozent der Nennungen). „Der<br />
Trend zu höheren Grundgehältern und geringeren<br />
Boni wird von vielen Unternehmen<br />
kritisch gesehen“, sagt Bernd Thomaszik,<br />
Vergütungsexperte bei Mercer. „Denn dies<br />
erschwert die Belohnung richtigen und die<br />
Bestrafung falschen Verhaltens.“<br />
Belohnung für sorgfältige<br />
Risikoauswahl<br />
Auf die Frage, wie ihr Unternehmen eine<br />
verantwortungsvolle Risikokultur fördert,<br />
nannten 93 Prozent der Befragten die Bestrafung<br />
von Fehlverhalten. 89 Prozent betonten<br />
die Rolle des Risikomanagements<br />
beim Setzen der Performance-Erwartungen.<br />
Mit 88 Prozent fast ebenso häufig<br />
genannt wurde die Kursbestimmung<br />
durch das Top-Management, beispielsweise<br />
durch Verhalten in der Führungsspitze,<br />
Kommunikation oder deutlich spürbare<br />
Konsequenzen. Training und Coaching von<br />
Mitarbeitern zum Thema Risikokultur wurde<br />
von 87 Prozent der Befragten genannt.<br />
Die meisten Unternehmen des weltweiten<br />
Finanzsektors planen <strong>2016</strong> keine Veränderungen<br />
ihrer Incentive-Designs. 30 Prozent<br />
wollen eine stärkere individuelle Differenzierung<br />
ihrer Boni erreichen. 19 Prozent<br />
wollen das Gewicht nicht-finanzieller Leistungsparameter<br />
bei der Bestimmung der<br />
Bonushöhe erhöhen. Mehr als 15 Prozent<br />
der Finanzdienstleister planen eine stärkere<br />
Belohnung risikoangepassten Verhaltens<br />
auf Abteilungs- und Mitarbeiter-Ebene.<br />
„Bei den Boni geht die Entwicklung derzeit<br />
in Richtung der Belohnung von gleichzeitig<br />
risikobewusstem wie ethisch und rechtlich<br />
korrektem Verhalten der Führungskräfte“,<br />
sagt Thomaszik. „Vereinfacht gesagt heißt<br />
das, Boni werden nicht mehr nur nach erreichten<br />
Ergebniszielen gezahlt, sondern<br />
nach risikogewichtetem Geschäft bei korrekt<br />
eingehaltenen Prozessen.“ Obwohl<br />
Risikomanagement im Finanzsektor eine<br />
immer zentralere Rolle spielt, die praktisch<br />
alle Bereiche durchdingt, berichteten einige<br />
der befragten Unternehmen – vor allem<br />
in Nordamerika – dass es deutlich schwieriger<br />
geworden sei, die richtigen Mitarbeiter<br />
für entsprechende Funktionen (Risiko,<br />
Legal und Compliance) zu finden und zu<br />
halten.<br />
Autor: www.mercer.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber / Verlag:<br />
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unzulässig. Aufsätze und Berichte geben die Meinung des Verfassers wieder. Für den Inhalt ist der Verlag nicht verantwortlich.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
17
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
Deutsche Banken<br />
vor grundlegendem Wandel<br />
Niedrigzinsen, Digitalisierung und<br />
Regulierung erhöhen Handlungsdruck<br />
bei deutschen Banken –<br />
Ohne Gegenmaßnahmen würden 75% der<br />
Institute in die Verlustzone rutschen – Fokussierte<br />
Geschäftsmodelle als Ausweg –<br />
Marktanalyse auf Basis von Bundesbankdaten.<br />
Bankenstudie: Sparkassen und<br />
Genossenschaftsbanken sind deutlich besser<br />
aus der Finanzkrise herausgekommen<br />
als der private Bankensektor in Deutschland.<br />
Zusammen konnten die Sparkassen<br />
und Genossenschaftsbanken ihren Anteil<br />
am Nachsteuergewinn der Branche von<br />
41% vor der Krise auf zuletzt 85% mehr<br />
als verdoppeln.<br />
Noch stärker als die Privatbanken müssen<br />
sie jetzt allerdings auf sich deutlich verändernde<br />
Rahmenbedingungen reagieren.<br />
Die niedrigen Zinsen, die zunehmende<br />
Digitalisierung und die schärfere staatliche<br />
Regulierung setzen die Erträge unter<br />
Druck. Ohne Gegenmaßnahmen würden<br />
75% der deutschen Institute in die<br />
Verlustzone rutschen. Das sind zentrale<br />
Ergebnisse der Studie "The road ahead<br />
– Perspectives on German banking" von<br />
McKinsey & Company. Hierfür wertete die<br />
Unternehmensberatung eigene Analysen,<br />
Daten der Deutschen Bundesbank und<br />
weitere Quellen aus.<br />
Philipp Koch, Leiter der deutschen Bankenberatung<br />
bei McKinsey: "In den kommenden<br />
Jahren werden das Niedrigzinsumfeld<br />
und die Digitalisierung den<br />
Banken noch mehr zusetzen als die Regulierung."<br />
In Zahlen: Bis 2021 würden<br />
ohne ein Gegensteuern die niedrigen Zinsen<br />
die Banken 2,0 Prozentpunkte Eigenkapitalrendite<br />
kosten, die Digitalisierung<br />
ebenfalls 2,0 Prozentpunkte und die Regulierung<br />
weitere 1,7 Prozentpunkte. Die<br />
Digitalisierung verändert die Aussichten<br />
vor allem für standardisierte Produkte und<br />
Dienstleistungen. Hier haben traditionell<br />
Sparkassen und Genossenschaftsbanken,<br />
aber auch Töchter von Auslandsbanken<br />
einen Schwerpunkt. Außerdem haben die<br />
Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />
in den Jahren nach der Krise ihr Kreditgeschäft<br />
stark ausgebaut.<br />
Preisspielräume ausloten<br />
Max Flötotto, McKinsey-Partner in München<br />
und Koautor der Analyse: "Viele<br />
Banken haben die Zeichen erkannt. Doch<br />
der Veränderungsbedarf ist sehr groß: Um<br />
wieder eine Eigenkapitalrendite von 6%<br />
zu erreichen, was dem Durchschnitt der<br />
vergangenen 30 Jahre entspricht, müssen<br />
die Institute entweder die Erträge um<br />
rund 30% steigern oder die Kosten um<br />
fast 30% senken." Klassische Maßnahmen<br />
wie Filialschließung und Kostenprogramme<br />
und das bessere Ausloten von<br />
Preisspielräumen sind ein erster Schritt,<br />
reichen aber insgesamt nicht aus. Philipp<br />
Koch: "Hinzu kommen müssen strukturelle<br />
Anpassungen. Dazu gehören etwa<br />
der gezielte Einsatz von Multi-Channel-<br />
Vertrieb und stellenweise eine Rückkehr<br />
zur Internationalisierung, die im Zuge der<br />
Krise gelitten hatte. Auf der Kostenseite<br />
stellt sich die Frage nach einer stärkeren<br />
Digitalisierung der Wertschöpfung, nach<br />
weniger komplexen Produktpaletten und<br />
Geschäftsmodellen."<br />
Letztlich müssen sich die Banken klarer<br />
festlegen, welche Art von Bank sie<br />
in Zukunft sein wollen – beispielsweise<br />
eine Versorger- oder eine Kundenbank.<br />
Die Versorgerbank stellt Produkte und<br />
Services bereit, die von anderen Finanzdienstleistern<br />
vermarktet und vertrieben<br />
wird. Die Kundenbank hält den Kontakt<br />
zum direkten Kunden und versorgt ihn mit<br />
zusätzlichen Diensten, wie sie auch durch<br />
die Digitalisierung und Big Data möglich<br />
werden.<br />
Autor: www.mckinsey.de<br />
18 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Banken auf dem Weg<br />
von Multi- zu Omni-Channel:<br />
Die Customer Journey ist entscheidend<br />
In den letzten Jahren haben Banken<br />
einen Multi-Channel-Vertrieb aufgebaut,<br />
um ihre Produkte parallel über<br />
verschiedene Kanäle wie die Filiale, das<br />
Call Center oder das Internet anbieten zu<br />
können. Tatsächlich nutzt laut einer aktuellen<br />
Studie von Sopra Steria Consulting<br />
die Mehrheit aller Kunden<br />
inzwischen mehrere<br />
Kanäle im Laufe eines<br />
Produktabschlusses im<br />
Kontakt zu ihrer Bank.<br />
Ohne einen integrativen<br />
Ansatz jedoch, der bislang<br />
getrennte Vertriebskanäle<br />
zu einem Omni-Kanal verschmilzt,<br />
sind Kreditinstitute im digitalen Zeitalter<br />
nicht in der Lage, ihren Kunden ein kanalübergreifend<br />
konsistentes Markenerlebnis<br />
zu ermöglichen. Dies lässt wertvolle Vertriebsanlässe<br />
ungenutzt. Dafür brauchen<br />
Banken nicht nur technische und organisatorische<br />
Veränderungen, sondern vor<br />
allem auch einen Bewusstseinswandel im<br />
Vertrieb – weg vom alten Silodenken und<br />
hin zu einem stärkeren Fokus auf die komplette<br />
Customer Journey der Kunden.<br />
Weit mehr als die Hälfte aller Verbraucher<br />
in Deutschland nutzen im Laufe eines Produktabschlusses<br />
mehrere Vertriebskanäle.<br />
Je nach Situation wird das Banking am<br />
PC, per Smartphone, via Telefon oder bei<br />
mancher Gelegenheit ganz klassisch durch<br />
einen Besuch in der Filiale abgewickelt.<br />
Dabei zeigt die Studie „Bankberatung der<br />
Zukunft“ von Sopra Steria Consulting eine<br />
interessante Korrelation zwischen monatlichem<br />
Haushaltseinkommen und der<br />
Bereitschaft zum Channel-Hopping: Während<br />
sie bei Kunden mit einem Nettoeinkommen<br />
von unter 1.000 Euro bei nur 46<br />
Prozent liegt, erreicht sie bei 2.000 Euro<br />
schon 55 und bei 3.000 Euro schließlich<br />
66 Prozent. „Es ist demnach ein lukratives<br />
Kundensegment, das besonders intensiv<br />
zwischen den verschiedenen Vertriebskanälen<br />
wechselt“, kommentiert Simon<br />
Oberle, Manager Digital Banking bei Sopra<br />
Steria Consulting. „Allerdings lässt sich<br />
mit einem konventionellen Multi-Channel-<br />
Vertrieb, in dem die unterschiedlichen<br />
Kontaktkanäle isoliert nebeneinander herlaufen,<br />
kein in sich stimmiges Erlebnis<br />
für die Kunden realisieren.<br />
Somit bleibt im Wettbewerb<br />
wertvolles Potenzial für höhere<br />
Profitabilität und der<br />
Langlebigkeit von Kundenbeziehungen<br />
weitgehend ungenutzt.<br />
Quelle: © sdecoret - Fotolia.com<br />
Um diese Lücke zu schließen, sei es notwendig,<br />
den bisherigen Multi-Channel- zu<br />
einem ganzheitlichen Omni-Kanalansatz<br />
weiterzuentwickeln. Denn nur durch eine<br />
nahtlose Integration aller digitalen und<br />
nichtdigitalen Kanäle können Banken ihren<br />
Kunden eine durchgängige Customer Journey<br />
bieten, bei der zum Beispiel während<br />
eines Beratungsgesprächs in der Filiale<br />
die Daten eines zuvor am heimischen PC<br />
ausgefüllten Finanzierungsantrags unmittelbar<br />
zur Verfügung stehen. Hieran zeigt<br />
sich auch, dass es keinen Widerspruch<br />
zwischen persönlicher Filialbetreuung<br />
und dem Omni-Channel-Ansatz gibt. Im<br />
Gegenteil: Banken sollten die Filialen als<br />
wesentliches Element im ganzheitlichen<br />
Omni-Channel-Mix neu positionieren. Immerhin<br />
ist ein persönlicher Ansprechpartner<br />
vor Ort in der Filiale für 93 Prozent der<br />
befragten Bankkunden nach wie vor ein<br />
wichtiges Qualitätsmerkmal. „Für die erfolgreiche<br />
Umsetzung einer ganzheitlichen<br />
Omni-Channel-Beratung müssen Banken<br />
interne Hürden wie veraltete IT-Systeme,<br />
organisatorisches Silodenken und langwierige<br />
Entwicklungszyklen überwinden.<br />
Dabei darf nicht mehr das Produkt im<br />
Zentrum des Vertriebs stehen, sondern<br />
die optimale Erfüllung der Kundenbedürfnisse“,<br />
sagt Simon Oberle.<br />
Autor: www.soprasteria.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
19
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
Mehr als 3 Millionen wechselbereite<br />
Bankkunden<br />
Sieben Prozent aller Bankkunden planen,<br />
in den nächsten 24 Monaten zu<br />
einer anderen Bank zu wechseln.<br />
Das entspricht rund 3,4 Millionen Kunden.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle<br />
Umfrage von Investors Marketing. „Für die<br />
Kunden haben Faktoren wie persönliche<br />
Ansprechpartner und emotionale Nähe<br />
trotz Digitalisierung eine hohe Relevanz“,<br />
sagt Dr. Oliver Mihm, CEO von Investors<br />
Marketing. „Diese Anforderungen erfüllen<br />
insbesondere regional verwurzelte Finanzinstitute<br />
wie die Sparkassen sowie<br />
die Volksbanken und Raiffeisenkassen.“<br />
Die Wechselbereitschaft bei den Sparkassen<br />
liegt der Umfrage zufolge mit 6,6 Prozent<br />
leicht unter dem Durchschnitt, bei den Genossenschaftsbanken<br />
mit 7,2 Prozent leicht<br />
darüber, wobei der Durchschnittswert durch<br />
die hohe Zahl der Kunden dieser beiden<br />
Finanzgruppen beeinflusst wird. Deutlich<br />
kritischer werden dagegen die Großbanken<br />
von ihren Kunden beurteilt: So<br />
wollen knapp 18 Prozent der Privatkunden<br />
die Deutsche Bank in den nächsten zwei<br />
Jahren verlassen. Überdurchschnittlich<br />
hoch fällt die Wechselbereitschaft auch<br />
bei HypoVereinsbank, Sparda-Banken und<br />
Postbank aus, wobei sich die Werte von<br />
11,1 bis 10,4 Prozent deutlich von der<br />
Deutschen Bank abgrenzen. Auffallend<br />
niedrig ist die Wechselbereitschaft bei der<br />
ING DiBa. „Hier macht sich eine sehr konsequente<br />
kundenorientierte Geschäftspolitik<br />
bezahlt, die sich nicht zuletzt in einem<br />
stringenten Marketing niederschlägt“, so<br />
Oliver Mihm.<br />
Autor: www.investors-marketing.de<br />
Accenture-Studie: Bankvorständen<br />
fehlt das Technologie-Know-how<br />
Den Vorständen der weltweit größten<br />
Banken fehlt es an technologischem<br />
Know-how. Dies geht aus einer aktuellen<br />
Studie des Dienstleistungsunternehmens<br />
Accenture hervor. Demnach verfügen<br />
nur sechs Prozent der Vorstandsmitglieder<br />
und drei Prozent der CEOs der weltweit<br />
größten Banken über Berufserfahrung im<br />
Technologiebereich. Auch deutsche Banken<br />
rangieren mit einem Anteil von 7,4<br />
Prozent nur leicht über dem internationalen<br />
Durchschnittswert. In ein Drittel<br />
der global größten Institute kann immerhin<br />
ein Top-Manager auf praxiserprobte<br />
Technologiekompetenz zurückgreifen, in<br />
43 Prozent fehlt die Expertise ganz. In<br />
Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung<br />
könnte sich dies als besonders problematisch<br />
erweisen.<br />
Um fundierte Entscheidungen treffen zu<br />
können, benötigen die Vorstände zunehmend<br />
ein tiefes technologisches Verständnis,<br />
sagt Markus Hamprecht, Geschäftsführer<br />
und Leiter Financial Services bei<br />
Accenture. FinTech, IT-Sicherheit oder<br />
die technologischen Implikationen regulatorischer<br />
Änderungen – all dies sind<br />
Management-Fragen, die auf Vorstandsebene<br />
beantwortet werden müssen. Viele<br />
Bankvorstände verfügen jedoch schlicht<br />
nicht über die Kompetenzen, um solche<br />
Probleme umfassend zu beurteilen und<br />
daraus strategische oder Investitionsentscheidungen<br />
abzuleiten.<br />
20 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Für die Accenture-Studie wurde der berufliche<br />
Hintergrund von fast 2.000 Vorstandsmitgliedern<br />
in mehr als 100 der<br />
weltgrößten Finanzinstitute untersucht. In<br />
den USA (16 Prozent) und Großbritannien<br />
(14 Prozent) verfügen Bankvorstände im<br />
Durchschnitt über höhere Technologiekompetenz<br />
als in anderen Ländern. Besonders<br />
schlecht sind dagegen Institute in<br />
China, Brasilien, Griechenland, Italien und<br />
Russland besetzt. Viele Banken haben verstanden,<br />
dass sie technologische Lücken<br />
schließen müssen, und bemühen sich um<br />
entsprechende Experten – auch für den<br />
Vorstand. Doch die Suche gestaltet sich<br />
nicht einfach, sagt Markus Hamprecht.<br />
Zudem reicht es nicht aus, ein oder zwei<br />
Technologieexperten im Management zu<br />
haben. Banken müssen die Kultur in ihren<br />
Führungsgremien verändern. Dazu brauchen<br />
sie einerseits technologisches Knowhow<br />
und andererseits ein Verständnis für<br />
die Bedeutung von Technologie für die<br />
Bank der Zukunft.<br />
Um der Herausforderung adäquat zu begegnen<br />
empfiehlt sich insbesondere die<br />
Einrichtung spezieller Technologieausschüsse<br />
auf Vorstandsebene. Ähnlich<br />
wie ein Risiko- oder Prüfungsausschuss<br />
könnte ein solches Gremium zusätzliche<br />
Expertise zur Verfügung stellen und den<br />
Vorstand bei technologischen Richtungsentscheidungen<br />
beraten. Aktuell verfügen<br />
jedoch nur elf Prozent der befragten<br />
Banken über ein solches Gremium. Auch<br />
regelmäßige Schulungen der Vorstände<br />
sind zielführend, um deren technologisches<br />
Gespür zu schärfen und bessere<br />
Entscheidungen zu ermöglichen. Zunächst<br />
müssen die Banken verstehen,<br />
inwiefern ihr Geschäft durch Innovation<br />
bedroht wird und welchen Einfluss Veränderung<br />
auf ihren dauerhaften Erfolg<br />
am Markt hat, sagt Markus Hamprecht.<br />
Doch das reicht nicht aus: Banken benötigen<br />
insbesondere eine klare Innovationsagenda<br />
mit messbaren Zielen und einer<br />
Umsetzungsstrategie. Dabei nehmen die<br />
Vorstandsmitglieder eine Schlüsselrolle ein,<br />
die sie nur dann ausfüllen können, wenn<br />
sie die Lücke in Sachen Technologiekompetenz<br />
schließen. Im Rahmen der Studie<br />
untersuchte Accenture den beruflichen<br />
Hintergrund von 1.925 Führungskräften<br />
in 109 der weltweit größten Banken (gemessen<br />
an der Bilanzsumme). Darunter befinden<br />
sich 68 europäische Banken (davon 10 in<br />
Deutschland); 20 Banken in der Region Asien-<br />
Pazifik; 18 Banken in Nordamerika und drei<br />
Banken in Südamerika. Für Zwecke dieser<br />
Analyse definierte Accenture solche Vorstandsmitglieder<br />
als technologieerfahren,<br />
die in der Vergangenheit mindestens eine<br />
Seniorposition im Technologiebereich eines<br />
Unternehmens (z. B. als Chief Information<br />
Officer, Chief Technology Officer oder Chief<br />
Digital Officer) oder eine Seniorposition in<br />
einem Technologieunternehmen bekleidet<br />
haben.<br />
Autor: www.accenture.com<br />
Quelle: © pab_map - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
21
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
Saubere Geschäfte<br />
mit schmutzigem Geld?<br />
Deloitte-Studie zu Geldwäsche im Handel:<br />
Kunden als Komplizen<br />
Der Deloitte-Report "Geldwäscheprävention<br />
bei Güterhändlern"<br />
zeigt: Kriminelle Kreise versuchen<br />
häufig, Gelder aus schweren Straftaten<br />
in den Handel einzuschleusen und zu waschen.<br />
Nichtsahnende Kunden können so<br />
in Kontakt mit der dunklen Seite des Geldkreislaufs<br />
kommen und unwissentlich zu<br />
Handlangern werden. Unternehmen nehmen<br />
bei Handelsgeschäften vermeintlich<br />
legale Gelder entgegen - und verbreiten<br />
daraufhin vielleicht unwissentlich Gelder<br />
aus schweren Straftaten. Zu diesem Zeitpunkt<br />
ist die Herkunft nicht legaler Mittel<br />
oft bereits nicht mehr nachvollziehbar.<br />
Güterhändler sind deshalb gefordert, die<br />
gesetzlichen Auflagen zur Geldwäscheprävention<br />
umzusetzen, um Risiken zu minimieren.<br />
Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />
sind aber noch nicht übergreifend<br />
realisiert. Die Gründe sind Unwissenheit,<br />
aber auch unklare interne und externe<br />
Zuständigkeiten im Behördenkontakt sowie<br />
fehlende Standards. "Die aktuellen<br />
Überlegungen zur Einschränkung des Bargeldverkehrs<br />
hängen unmittelbar mit dem<br />
Thema Geldwäsche zusammen. Gerade<br />
der Handel mit Luxusgütern wie Immobilien,<br />
Schmuck, Kunstgegenstände oder<br />
Jachten ist für Kriminelle attraktiv, da hier<br />
viel Bargeld im Umlauf ist. Deshalb sollte<br />
die Rolle des Handels bei der Prävention<br />
gestärkt werden, um das Risiko zu verringern<br />
und Kunden zu schützen", erklärt<br />
Michael Peters, Partner Corporate Finance<br />
bei Deloitte.<br />
Vier Hauptrisiken für Güterhändler<br />
Versuchen Kriminelle, Gelder aus schweren<br />
Straftaten in den Güterhandel zu<br />
bringen, birgt das vier große Gefahren:<br />
ein rechtliches Risiko, da Unternehmen<br />
für ihr (unwissentliches) Mitwirken belangt<br />
werden können; ein finanzielles<br />
Risiko, weil empfindliche Geldstrafen<br />
drohen; eine operationelle Gefahr sowie<br />
das Risiko von Reputationsverlusten. Vor<br />
allem das Außenbild gehört zu den wichtigsten<br />
Aktivposten der Händler, denn es<br />
sichert das Vertrauen der Kunden und<br />
Verbraucher. Ein Reputationsverlust hat<br />
damit unmittelbare geschäftliche Konsequenzen<br />
zur Folge.<br />
Verschleierung der Herkunft<br />
Gelder aus schweren Straftaten stellen<br />
für den Güterhandel eine Gefahr dar,<br />
weil der Ursprung der nicht legalen Mittel<br />
häufig nicht mehr nachvollziehbar<br />
ist. Die systematische Geldwäsche besteht<br />
aus fünf Phasen: dem Erwerb der<br />
so genannten "inkriminierten" Gelder, der<br />
"Vorwäsche" durch Einschleusen dieser<br />
Mittel in bargeldintensive Betriebe, dem<br />
Platzieren durch Umwandlung des Bargelds<br />
in Buchgeld, dem sogenannten Layering<br />
- der Verschleierung der Herkunft<br />
des Buchgeldes - sowie der Verwendung<br />
der Mittel für legale Geschäfte. Um das zu<br />
verhindern, definieren die Paragraphen 3<br />
bis 9 des Geldwäschegesetzes (GwG) die<br />
maßgeblichen Sorgfaltspflichten, denen<br />
auch Güterhändler unterliegen. Hierzu<br />
gehören Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten,<br />
interne Sicherheitsmaßnahmen<br />
und ein Sicherheitsbeauftragter.<br />
Unterschiedliches Problembewusstsein<br />
Tatsächlich zeigt sich die Lage im Güterhandel<br />
sehr heterogen: Die Risiken sind<br />
zwar grundsätzlich bekannt, jedoch zeigen<br />
Unternehmen eine sehr unterschiedliche<br />
Einstellung, die in Einzelfällen bis<br />
hin zur weitgehenden Unkenntnis und<br />
Ignoranz reichen kann. Auch wissen viele<br />
22 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
BANKEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
nicht, welche die zuständige Aufsichtsbehörde<br />
ist, sodass hier keine Kommunikation<br />
stattfindet. Hinzu kommt, dass<br />
sich die Betroffenen oft nicht vorstellen<br />
können, im Fadenkreuz von Kriminellen<br />
zu stehen. So nimmt das Thema Geldwäsche<br />
im Kontext der Unternehmens-Compliance<br />
vielerorts noch eine untergeordnete<br />
Rolle ein.<br />
Güterhandel wird langsam aktiver<br />
Eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen<br />
verfügt derzeit noch über keine adäquaten<br />
Sicherungssysteme. Oft existieren<br />
lediglich Basismaßnahmen, die den<br />
Anspruch des GwG noch nicht erfüllen.<br />
Wer sich in der Geldwäscheprävention<br />
engagiert, tut dies bislang häufig nur "on<br />
Top" zu anderen Compliance-Maßnahmen<br />
oder Bonitätsprüfungen. Der Schutz vor<br />
Geldwäsche gewinnt als zentrales Ziel<br />
aber allmählich an Bedeutung. Die Unternehmen<br />
streben zunehmend eine Erarbeitung<br />
und Umsetzung entsprechender<br />
Maßnahmen an - manchmal sogar dann,<br />
wenn gar keine direkte Verpflichtung auf<br />
Basis des GwG besteht.<br />
Standardisierung ist gefragt<br />
Während im Finanzsektor seit vielen Jahren<br />
dedizierte Geldwäschebekämpfungssysteme<br />
mit hoch qualifiziertem Personal<br />
etabliert sind, ist dies bei Güterhändlern<br />
noch bei weitem nicht durchgängig der<br />
Fall. Um die Situation nachhaltig zu verbessern,<br />
sollten aus Sicht der betroffenen<br />
Güterhändler mehrere Voraussetzungen<br />
Quelle: © Gajus - Fotolia.com<br />
Quelle: © chairman - Fotolia.com<br />
erfüllt sein: So wäre eine weitreichende<br />
Standardisierung ebenso hilfreich wie<br />
eine Optimierung der bestehenden Sicherheitssysteme.<br />
Unternehmensintern<br />
sollten die Verantwortlichkeiten klarer<br />
strukturiert und definiert werden. Auf<br />
Seite der Behörden gibt es noch regionale<br />
Unterschiede bei Prüfungen. Auch hier<br />
würde eine aktive Kommunikation der<br />
zuständigen Aufsichtsbehörden bezüglich<br />
der Zuständigkeiten helfen. "Die Studie<br />
lässt einen sehr uneinheitlichen Umgang<br />
mit der Geldwäscheproblematik erkennen<br />
- aber auch ein allmähliches Umdenken.<br />
Inzwischen gibt es umfassende Konzepte,<br />
jedoch besteht eindeutiger Nachholbedarf<br />
vor allem bei internen Sicherungsmaßnahmen.<br />
Geldwäscher haben hier noch<br />
zu leichtes Spiel. Um ihnen das Geschäft<br />
zu erschweren, sollte der Güterhandel<br />
Geldwäsche zu einem Compliance-Thema<br />
machen und Sicherheitsmechanismen<br />
systematisch modifizieren", schließt Uwe<br />
Heim, Partner Corporate Finance bei Deloitte.<br />
Autor: www.deloitte.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
23
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />
Accenture-Studie:<br />
Fintech-Investitionen <strong>2016</strong> wachsen<br />
weiter rasant<br />
Die hohe Dynamik im Fintech-Markt<br />
hält weiter an. Nach einem starken<br />
Wachstum im Jahr 2015 summierten<br />
sich die weltweiten Investitionen<br />
in Start-ups aus dem Finanztechnologiebereich<br />
im ersten Quartal des Jahres auf<br />
5,3 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht<br />
einer Steigerung um 67 Prozent im Vergleich<br />
zum entsprechenden Vorjahreszeitraum.<br />
Dabei hat sich der Anteil der Investitionen<br />
in Europa und Asien auf 62 Prozent nahezu<br />
verdoppelt. Dies geht aus einer Analyse<br />
des Dienstleistungsunternehmens<br />
Accenture hervor. Damit verstetigt sich<br />
die Entwicklung des Vorjahres. Im Gesamtjahr<br />
2015 wuchs das globale Fintech-<br />
Investitionsvolumen um 75 Prozent auf<br />
22,2 Milliarden US-Dollar an. Wesentlich<br />
dazu beigetragen haben neben dem USamerikanischen<br />
Fintech-Sektor mit einem<br />
moderaten Wachstum von 44 Prozent auf<br />
4,5 Milliarden US-Dollar vor allem die asiatischen<br />
und europäischen Märkte. So<br />
stiegen die Investitionen in den Sektor in<br />
China um 445 Prozent auf 1,97 Milliarden<br />
US-Dollar, gefolgt von Indien mit 1,65 Milliarden.<br />
Deutschland sticht dabei mit einer besonderen<br />
Dynamik hervor. 2015 wurden hierzulande<br />
770 Millionen US-Dollar in Fintech-Unternehmen<br />
investiert, ein Schub<br />
von 840 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />
„Die Innovationsdynamik der Fintech-Szene<br />
reicht inzwischen weit über die traditionellen<br />
Finanzzentren der Welt hinaus“,<br />
sagt Friederike Stradtmann, Senior Manager<br />
bei Accenture Strategy im Bereich Financial<br />
Services und Expertin für digitale<br />
Geschäftsmodelle. „Neue Wachstumsfelder<br />
wie Robotics, Blockchain und das<br />
Internet der Dinge sind weniger an einzelne<br />
Regionen gekoppelt als vielmehr an die<br />
Fähigkeit der Finanzindustrie, gute Ideen<br />
zur Verbesserung der Servicequalität und<br />
der Realisation von Effizienzpotenzialen<br />
aufzugreifen und zu skalieren.“<br />
Disruption versus Kooperation<br />
Dass der Trend zur Zusammenarbeit zwischen<br />
traditionellen Finanzinstituten und<br />
Fintechs geht, belegt die Accenture-Analyse<br />
ebenfalls. So haben auf Kooperation ausgerichtete<br />
Fintechs gegenüber disruptiven<br />
neuen Wettbewerbern in den vergangenen<br />
Jahren an Boden gewonnen. Ihr Anteil an<br />
der Zahl der Fintech-Transaktionen stieg<br />
von 38 Prozent im Jahr 2010 auf 44 Prozent<br />
im Jahr 2015. Allerdings zeichnen sich<br />
hier deutliche regionale Unterschiede ab. So<br />
wuchs der Anteil der Investitionen in kollaborative<br />
Spieler in Nordamerika von 40 auf<br />
60 Prozent. In Europa kehrte sich die Entwicklung<br />
dagegen um. Hier stieg der Anteil<br />
der Investitionen in Disruptoren im gleichen<br />
Zeitraum von 62 auf 86 Prozent.<br />
Die Accenture-Analyse zeigt, dass in<br />
frühen Entwicklungsphasen sogenannte<br />
Disruptoren mit konkurrierenden<br />
Geschäftsmodellen dominieren. Mit zunehmender<br />
Reife der Fintech-Märkte<br />
nehmen jedoch der Anteil der kooperativ<br />
ausgerichteten Fintechs und der Grad<br />
der Zusammenarbeit mit traditionellen<br />
Akteuren über Investitionen, Akquisitionen<br />
und Allianzen zu. Ein Beispiel ist<br />
das jüngste Engagement der zweitgrößten<br />
spanischen Bank BBVA (Banco Bilbao<br />
Vizcaya Argentaria) bei Atom, einem<br />
„mobile-only“-Spieler im Bankenmarkt.<br />
Obwohl der Anteil der Investitionen<br />
in kollaborative Fintech-Unternehmen<br />
wächst, üben sich die meisten Banken<br />
noch immer in Zurückhaltung, was direkte<br />
Investitionen in sie betreffen. Im<br />
Jahr 2015 lag der Anteil der Transaktionen<br />
mit Bankenbeteiligung mit 5 der<br />
22,3 Milliarden US-Dollar Gesamtmarktvolumen<br />
bei unter einem Viertel. Dies ist<br />
wenig, verglichen mit den 50 bis 70 Mil-<br />
24 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
FinTECHS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
liarden US-Dollar, die Kreditinstitute jedes<br />
Jahr in interne Digitalisierungs- und<br />
Technologieinitiativen stecken. „Banken<br />
sollten weit stärker externe Fintech-<br />
Entwicklungen analysieren und deren<br />
Einsatz für das eigene Geschäftsmodell<br />
prüfen. Dieser Schritt ermöglicht die<br />
Entwicklung digitaler, kundenzentrierter<br />
Innovationen und eine signifikante Verbesserung<br />
der Wettbewerbsposition“,<br />
sagt Friederike Stradtmann.<br />
Weitere Ergebnisse der Analyse<br />
• In Europa haben sich die Fintech-<br />
Investitionen zwischen 2014 und 2015<br />
mehr als verdoppelt (plus 120 Prozent),<br />
auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar.<br />
• Im asiatisch-pazifischen Raum vervierfachten<br />
sich die Investitionen in<br />
Fintech-Start-ups 2015 auf 4,3 Milliarden<br />
US-Dollar. Getrieben von einem<br />
robusten chinesischen Markt wuchsen<br />
die Investitionen im ersten Quartal<br />
<strong>2016</strong> um 517 Prozent im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum an, von 445 Millionen<br />
auf 2,7 Milliarden US-Dollar.<br />
• Dagegen verlangsamte sich das Wachstum<br />
im nordamerikanischen Markt, wo<br />
das Fintech-Investmentvolumen 2015<br />
nur noch um 44 Prozent auf 14,8 Milliarden<br />
US-Dollar anstieg. Nach wie<br />
vor dominant sind hierbei die USA, in<br />
denen sich die Zahl der Transaktionen<br />
2015 um 16 Prozent auf 667 erhöhte.<br />
• Mit zunehmendem Reifegrad des<br />
Marktes wächst die Anzahl großvolumiger<br />
Fintech-Deals. 2015 überstiegen<br />
94 Transaktionen ein Volumen von<br />
50 Millionen US-Dollar, im Vergleich zu<br />
52 im Jahr zuvor und lediglich 15 im<br />
Jahr 2013.<br />
Autor: www.accenture.com<br />
Quelle: © Massimo Cavallo - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
25
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />
Oliver Wyman Studie - Fintech 2.0<br />
Fintech 1.0 hat die Bankenbranche<br />
mit Innovationen im Zahlungsverkehr,<br />
bei Krediten und der persönlichen<br />
Finanzberatung wachgerüttelt.<br />
Trotzdem ist der Einfluß von Fintech 1.0<br />
auf den Bankenmarkt bisher gering. Nun<br />
verlangen das Kundenverhalten, der technologische<br />
Fortschritt und<br />
die steigenden Investitionen<br />
in die Fintech-Szene<br />
nach radikalerem Wandel.<br />
Fintech 2.0 bezeichnet<br />
den digitalen Umbruch im<br />
Bankenmarkt sowie die<br />
damit einhergehenden<br />
Innovationen und Veränderungen<br />
der Infrastruktur<br />
und Prozesse.<br />
Die Chancen von Banken<br />
und Fintechs werden dabei<br />
besser stehen, wenn<br />
sie gemeinsam die globale<br />
Finanzbranche digital<br />
gestalten, anstatt miteinander<br />
zu konkurrieren.<br />
Dies ist das Ergebnis<br />
der Studie „Fintech 2.0:<br />
Neue Chancen für Finanzdienstleister“,<br />
die Oliver<br />
Wyman gemeinsam mit<br />
Santander InnoVentures und der Anthemis<br />
Group verfasst hat. Um Fintech 2.0<br />
als Chance nutzen zu können, werden<br />
Banken und Fintechs zusammenarbeiten<br />
müssen. Dabei ist es wichtig, dass beide<br />
Seiten ihre Stärken einbringen und die<br />
Schwächen des anderen ergänzen, sei<br />
es mit Daten, Markenstärke, Reichweite<br />
oder technischem Know-how. Banken<br />
punkten hier mit ihrer Banklizenz, ihren<br />
Legacy-Systemen sowie mit etablierten<br />
Marken und großem Erfahrungsschatz,<br />
besonders bei der Risikobewertung.<br />
Fintechs dagegen zeichnet digitales und<br />
technisches Know-how, Schnelligkeit,<br />
Innovationsstärke und ihr Fokus auf Benutzerfreundlichkeit<br />
aus. Banken und<br />
Fintechs ergänzen sich und können daher<br />
nur durch Kooperation wirklich das<br />
Potenzial von Fintech 2.0 ausschöpfen.<br />
Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman<br />
rät dabei: „Für Banken ist ein Engagement<br />
in Form von<br />
Investitionen oder dem<br />
Aufbau eines Inkubators<br />
nicht ausreichend. Sie<br />
müssen Fintech in ihr<br />
Kerngeschäft integrieren,<br />
um nachhaltige Erfolge<br />
zu schaffen.“<br />
Die Studie identifiziert<br />
die Märkte für Außenhandels-<br />
und Immobilienfinanzierung<br />
sowie die<br />
Sicherheiten-Bewertung<br />
als Beispiele, wie eine<br />
bessere Zusammenarbeit<br />
von Banken und<br />
Fintechs Früchte tragen<br />
kann. In allen drei Sektoren<br />
werden aktuell Kosten<br />
durch komplexe und<br />
ineffiziente Strukturen in<br />
die Höhe getrieben. Digitale<br />
Technologien wie das<br />
Internet der Dinge, dezentrale Transaktionsnetzwerke<br />
(Distributed Ledgers)<br />
und Smart Data können hier helfen, die<br />
Effizienz zu steigern. Die Außenhandelsfinanzierung<br />
wird bis 2020 voraussichtlich<br />
um durchschnittlich 8 Prozent<br />
im Jahr wachsen und einen Umsatz von<br />
ungefähr 70 Mrd. US-Dollar erreichen.<br />
Hier bietet sich die Chance mit Hilfe von<br />
Echtzeit-Handelsdaten nicht nur manuelle<br />
Kontrollen und Papierdokumente zu<br />
eliminieren, sondern auch alle Informationen<br />
bereit zu stellen, die für eine Außenhandelsfinanzierung<br />
notwendig sind<br />
und dadurch eine Kreditbewilligung zu<br />
vereinfachen. So können Betriebskosten<br />
Quelle: © ki33 - Fotolia.com<br />
26 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
FinTECHS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
gesenkt, Verluste durch verbesserte Daten-<br />
und Risikoanalysen reduziert und<br />
durch erweiterte Kundenkreise der Umsatz<br />
gesteigert werden.<br />
Im Bereich der Immobilienfinanzierungen<br />
werden jährlich weltweit neue Finanzierungen<br />
im Wert von über 25 Bio.<br />
US-Dollar vergeben. Auch dieser große<br />
Markt bietet diverse Möglichkeiten, Prozesse<br />
zu digitalisieren und Informationen<br />
durch Echtzeitdokumentation verfügbar<br />
zu machen. Zum Beispiel mit einem<br />
einfacheren und sicheren Kaufprozess<br />
für Immobilien, wie es ihn in Dänemark<br />
bereits gibt. Dieser läuft gänzlich digital<br />
ab und wickelt sämtlichen Schritte vom<br />
Immobilienportal, über die Finanzierung,<br />
den Kaufvertrag, die Überweisung bis hin<br />
zum Grundbucheintrag elektronisch ab.<br />
Dies vereinfacht und beschleunigt den<br />
sonst langwierigen Prozess der Immobilienfinanzierung<br />
deutlich. Bei der Bewertung<br />
von Sicherheiten verlieren Banken<br />
auf dem globalen Markt durch Ineffizienz<br />
rund 4 Mrd. US-Dollar im Jahr.<br />
Dies könnte mit Hilfe einer Bewertung<br />
durch Echtzeit-Überwachungstechnik erheblich<br />
reduziert werden. Die Technik ermöglicht<br />
es, den Zustand, die Umgebung<br />
und den Standort von als Sicherheiten<br />
eingebrachten Gegenständen zu überwachen,<br />
ohne dass eine Besichtigung vor<br />
Ort vorgenommen werden muss. Dadurch<br />
sind die Bewertungen kostengünstiger,<br />
aber auch präziser und machen es möglich,<br />
mehr Vermögenswerte als Kreditsicherheiten<br />
einzusetzen. „Die Analysen,<br />
die dieser Studie zugrunde liegen, haben<br />
große Potenziale in zahlreichen Märkten<br />
identifiziert. Hier können Banken ihre<br />
Effizienz steigern, Kunden von besseren<br />
Services profitieren und neue Generationen<br />
von Fintechs wachsen“ sagt Holger<br />
Dümler, Partner bei Oliver Wyman.<br />
Autor: www.oliverwyman.de<br />
Quelle: © pressmaster - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
27
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I FinTECHS<br />
Studie:<br />
Rekord-Investitionen in FinTechs<br />
Im 1. Quartal <strong>2016</strong> Anstieg um 83 Prozent<br />
auf 5,7 Mrd. US-Dollar.<br />
Die Anzahl und die Summe der weltweiten<br />
Investitionen in Start-ups<br />
aus dem Finanzdienstleistungssektor<br />
(„FinTechs“) hat im ersten Quartal dieses<br />
Jahres ein neues Rekordhoch erreicht.<br />
Im Vergleich zum 4. Quartal 2015 stieg<br />
die Zahl der Investments um 39 Prozent<br />
von 336 auf 468; dabei wurden 5,7 Milliarden<br />
US-Dollar investiert (4. Quartal<br />
2015: 3,1 Mrd. USD). Der Löwenanteil<br />
der Investitionen in Höhe von 4,9 Milliarden<br />
US-Dollar (86 Prozent) stammt von<br />
Venture Capital-Unternehmen.<br />
In Deutschland hat sich die Zahl der Investments<br />
im selben Zeitraum von 7 auf<br />
14 verdoppelt; dabei verzehnfachte sich<br />
die Investitionssumme von 10,1 Mio. auf<br />
106,6 Mio. US-Dollar. Das hat eine vor<br />
kurzem veröffentlichte Studie von KPMG<br />
und CB Insights ergeben, für die weltweite<br />
Investitionen in FinTechs analysiert<br />
wurden. Die beiden größten Deals<br />
im ersten Quartal stammen aus China:<br />
Lu.com (1,2 Mrd. US-Dollar) und JD Finance<br />
(1 Mrd. US-Dollar) zeichnen für<br />
fast die Hälfte sämtlicher Venture Capital-Investitionen<br />
in FinTechs in diesem Zeitraum<br />
verantwortlich. Und China dürfte die<br />
Spitzenposition absehbar sogar noch<br />
ausbauen, wie die im April bekanntgegebene<br />
Finanzierungsrunde in Höhe von<br />
4,5 Milliarden US-Dollar für den Zahlungsanbieter<br />
Ant Financial zeigt.<br />
Banken strecken zunehmend ihre<br />
Fühler aus<br />
Seit Anfang 2015 haben große Banken direkt<br />
oder über entsprechende Corporate Venture-<br />
Einheiten bereits in 43 FinTechs investiert.<br />
Am stärksten engagiert sind dabei Goldman<br />
Sachs (9 Beteiligungen), Citigroup und Banco<br />
Santander (jeweils 7) und Mitsubishi UFJ<br />
Financial Group (3 Investments).<br />
KPMG-Partner Sven Korschinowski:<br />
„Banken und andere Finanzdienstleister<br />
Quelle: © tycoon101 - Fotolia.com<br />
setzen zunehmend auf Kooperation statt<br />
Konfrontation mit den neuen Wettbewerbern.<br />
Doch sowohl untereinander als<br />
auch mit Unternehmen anderer Branchen<br />
arbeiten FinTechs vermehrt zusammen.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist die Entwicklung<br />
von Blockchain-Anwendungen.<br />
Hier spielen Startups, Banken und IT-<br />
Anbieter zusammen.“ Ein Bereich, der<br />
zurzeit stark an Momentum gewinnt,<br />
sind „Robo Advisors“, digitale Vermögensanlageberater.<br />
Sven Korschinowski:<br />
„Ein prominentes Beispiel hierfür ist die<br />
jüngste 100 Millionen Dollar-Investition<br />
in das US-FinTech Betterment. In Europa<br />
und Asien befinden sich Robo-Advisors<br />
– verglichen mit den USA - noch in der<br />
Frühphase der Entwicklung. Gleichzeitig<br />
sind diese Unternehmen bereits dabei,<br />
ihre Angebotspalette über die reine Portfoliogestaltung<br />
hinaus deutlich zu erweitern.<br />
Mit zunehmender Reife dürfte auch<br />
dieser FinTech-Bereich deshalb noch ein<br />
weiteres massives Wachstum erleben.“<br />
Autor: www.kpmg.de<br />
28 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Fondsbranche fließen im ersten Quartal<br />
28 Milliarden Euro neue Gelder zu<br />
Die deutsche Fondsbranche sammelte<br />
im ersten Quartal <strong>2016</strong> netto<br />
28,1 Milliarden Euro ein. Dazu haben<br />
fast ausschließlich Spezialfonds mit<br />
Zuflüssen von 26,8 Milliarden Euro beigetragen.<br />
Beim Neugeschäft der Publikumsfonds<br />
liegt ein differenziertes Bild für das<br />
erste Quartal vor. Die Absatzliste führen<br />
offene Immobilienfonds mit Zuflüssen<br />
von 2,3 Milliarden Euro an, obwohl einige<br />
Fonds vorübergehend keine neuen Gelder<br />
annehmen. Das ist das beste Quartalsergebnis<br />
seit 2010, als die offenen Immobilienfonds<br />
in den ersten drei Monaten<br />
3,2 Milliarden Euro eingesammelt hatten.<br />
Mischfonds belegen mit neuen Geldern<br />
von 2,2 Milliarden Euro den zweiten Rang.<br />
Aktienfonds verzeichneten hingegen Abflüsse<br />
von 1,9 Milliarden Euro. Dazu haben<br />
insbesondere Anteilrückgaben von Aktien-<br />
ETFs im Wert von 2,3 Milliarden Euro beigetragen.<br />
Die Fondsgesellschaften verwalteten Ende<br />
März <strong>2016</strong> insgesamt 2,6 Billionen Euro.<br />
Davon entfallen 861 Milliarden Euro auf Publikumsfonds,<br />
388 Milliarden Euro auf freie<br />
Mandate und 1,4 Billionen Euro auf Spezialfonds.<br />
Weiterhin sind Versicherungsgesellschaften<br />
die größte Anlegergruppe bei<br />
den Spezialfonds. Die Fondsgesellschaften<br />
verwalten für sie ein Vermögen von<br />
553 Milliarden Euro. Auf Altersvorsorgeeinrichtungen<br />
wie Versorgungswerke und<br />
Pensionskassen entfallen 282 Milliarden<br />
Euro. Für produzierende Unternehmen und<br />
Industriestiftungen verwalten die Fondsgesellschaften<br />
219 Milliarden Euro. Diese<br />
Rangfolge der Anlegergruppen spiegelt<br />
sich auch im Neugeschäft wider. Rund<br />
70 Prozent der Zuflüsse von Spezialfonds<br />
im ersten Quartal stammen von<br />
Versicherungsgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen.<br />
Autor www.bvi.de<br />
US-Unternehmen werfen die größten<br />
Renditen ab<br />
US-Unternehmen nehmen in der diesjährigen<br />
globalen Value-Creators-<br />
Rangliste der Boston Consulting<br />
Group sieben der zehn obersten Plätze ein.<br />
Das am besten platzierte deutsche Unternehmen<br />
Continental rangiert auf Platz 12.<br />
US-Biopharma-Unternehmen liegen bei<br />
den globalen Large-Caps zum zweiten Mal<br />
in Folge weit vor der internationalen Konkurrenz:<br />
Sie belegen vier Top-Ten-Plätze,<br />
darunter auch die drei Spitzenplätze. Auf<br />
Platz 1: Regeneron Pharmaceuticals mit<br />
einer durchschnittlichen jährlichen Aktienrendite<br />
von 75,3 Prozent. Damit liegt das<br />
Unternehmen 32 Prozentpunkte höher als<br />
das zweitplatzierte Allergan mit 43,3 Prozent.<br />
Gilead Sciences mit 41,4 Prozent belegt<br />
Platz 3, und Biogen komplettiert mit<br />
Platz 6 die Gruppe der Biopharma-Unternehmen<br />
unter den Top Ten. The Boston<br />
Consulting Group (BCG) veröffentlicht seit<br />
18 Jahren eine jährliche Rangliste der globalen<br />
Top-"Value Creators". Die Rangliste<br />
<strong>2016</strong> basiert auf einer Analyse des TSR<br />
(Total Shareholder Return). Der TSR misst<br />
die jeweilige Kombination aus Kursverlauf<br />
und Dividendenertrag der Aktien von rund<br />
2.000 Unternehmen aus 28 Branchen in<br />
den letzten fünf Jahren und ist die umfassendste<br />
Messgröße für Wertsteigerung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
29
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />
Die Rangliste der sogenannten "Large-<br />
Caps" umfasst die 200 weltweit größten<br />
Unternehmen. Sie haben eine Börsenbewertung<br />
von jeweils mindestens 44 Milliarden<br />
US-Dollar.<br />
Renditegarant Biopharma<br />
Die Top-Unternehmen kommen alle aus<br />
dem Biotech-Sektor. Auf die Pharma-Gewinner<br />
folgt auf Platz 4 das südafrikanische<br />
Medien- und Verlagsunternehmen Naspers.<br />
Als weitere starke Medienunternehmen<br />
zeichnen sich das chinesische Social-<br />
Media-Schwergewicht Tencent auf Platz 7<br />
und der Internet-TV-Anbieter Netflix aus<br />
den USA auf Platz 8 aus. Tencent ist das<br />
einzige Unter-nehmen, das es geschafft<br />
hat, mehr dreimal unter den Top Ten zu<br />
sein. Dr. Frank Plaschke, BCG-Partner und<br />
Koautor der Studie, erläutert, warum es so<br />
schwierig ist, sich unter den Top-Performern<br />
zu halten: "Im Laufe der Zeit neigen<br />
Unternehmen dazu, sich der durchschnittlichen<br />
Marktperformance anzugleichen.<br />
Um ein Top-'Value Creator' zu werden,<br />
muss ein Unternehmen die Erwartungen<br />
der Anleger immer wieder deutlich übertreffen<br />
und Ergebnisse liefern, durch die<br />
die Geschäftsentwicklung eine völlig neue<br />
Dynamik erhält."<br />
Continental als bestplatziertes<br />
deutsches Unternehmen<br />
Continental hat es dieses Jahr mit einem<br />
TSR von 32.9 Prozent auf Platz 12 der Large-<br />
Caps geschafft. Unter ihnen befinden sich<br />
insgesamt elf deutsche Unter¬nehmen. Bei<br />
den Top Ten in Deutschland zeichnet sich<br />
ein ähnlicher Biotech- und Pharma-Trend<br />
wie weltweit ab: Zwei Pharma-Unternehmen<br />
– Merck und Bayer – stehen hier auf<br />
den Plätzen 3 und 7; das Medizintechnik-<br />
Unternehmen Fresenius belegt Platz 2.<br />
Autor: www.bcg.com<br />
Quelle: © duncanandison - Fotolia.com<br />
30 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
2015 zeigte: Wenig Angebot für<br />
Anleger Geschlossener Beteiligungen<br />
FERI Analyse Angebotsentwicklung<br />
Investmentvermögen / geschlossene Beteiligungen 2015<br />
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen<br />
(BaFin) hat im Gesamtjahr<br />
2015 insgesamt 31 Publikums-<br />
AIF (Alternative Investmentfonds) nach<br />
dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)<br />
zum Vertrieb zugelassen. Dies sind sechs<br />
AIF mehr als im Jahr 2014, die von der<br />
BaFin die Vertriebszulassung erhalten haben.<br />
Sieben dieser Neuzulassungen entfallen<br />
auf das vierte Quartal 2015. Darüber<br />
hinaus hat die BaFin 2015 die jeweiligen<br />
Verkaufsprospekte für insgesamt 31 Vermögensanlagen<br />
nach dem Vermögensanlagengesetz<br />
(VermAnlG) gestattet. Das<br />
sind sieben Vermögensanlagen weniger<br />
als im Vorjahr gestattet wurden. Auf das<br />
vierte Quartal 2015 entfallen elf dieser<br />
Neugestattungen. Zu diesen Ergebnissen<br />
kommen die aktuelle Gesamtjahresanalyse<br />
der Angebotsentwicklung Investmentvermögen<br />
/ geschlossene Beteiligungen<br />
der FERI EuroRating Services AG. Das<br />
prospektierte Eigenkapital der 2015 neu<br />
zugelassenen Publikums-AIF und Vermögensanlagen<br />
nach VermAnlG beträgt<br />
jeweils 1,03 Milliarden Euro und 292,5<br />
Millionen Euro. Das ist ein Rückgang um<br />
jeweils 14 Prozent und 32 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. 2014 wurde ein prospektiertes<br />
Eigenkapital von 1,2 Milliarden<br />
Euro bei Publikums-AIF und 431,6 Millionen<br />
Euro bei Vermögensanlagen nach<br />
VermAnlG erreicht. Das prospektierte Eigenkapital,<br />
welches auf das vierte Quartal<br />
2015 entfällt, beträgt 304,9 Millionen Euro<br />
bei Publikums-AIF und 49,3 Millionen Euro<br />
bei Vermögensanlagen.<br />
Prozent. „Im vergangenen Jahr wurde<br />
eine höhere Anzahl an Publikums-AIF als<br />
2014 zugelassen (31 anstatt 25), aber das<br />
prospektierte Eigenkapital und das Fondsvolumen<br />
sind insgesamt geringer. Das<br />
durchschnittlich prospektierte Fondsvolumen<br />
belief sich 2015 auf knapp rund 44<br />
Millionen Euro gegenüber rund 82 Millionen<br />
Euro im Vorjahr. Z.B. wurden von den<br />
Anbietern in 2015 keine großvolumigen<br />
Flugzeug-AIF mit einem Airbus A380<br />
oder einer Boeing 777 als Asset aufgelegt.<br />
Auch sahen wir keine großvolumigen<br />
Immobilien-AIF mit mehr als 200 Millionen<br />
Euro prospektiertem Fondsvolumen“,<br />
kommentiert Wolfgang Kubatzki, Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der FERI EuroRating<br />
Services AG.<br />
Fondshäuser setzen<br />
auf risikogemischte Publikums-AIF<br />
Das Verhältnis risikogemischter Publikums-AIF<br />
zu nicht risikogemischten Publikums-AIF<br />
hat sich 2015 im Vorjahresvergleich<br />
nicht maßgeblich verändert. 22 von<br />
31 im vergangenen Jahr zugelassenen Pu-<br />
Publikums-AIF<br />
sind kleinteiliger geworden<br />
Das prospektierte Fondsvolumen der 2015<br />
neu zugelassenen Publikums-AIF beträgt<br />
1,37 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr<br />
bedeutet das einen Rückgang um 33<br />
Quelle: © Kzenon - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
31
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />
blikums-AIF beziehungsweise 71 Prozent<br />
sind risikogemischt gegenüber 68 Prozent<br />
im Vorjahr. Von den 22 risikogemischten<br />
Publikums-AIF sind 17 Blindpool-AIFs und<br />
fünf Real Asset AIFs. „Die Fondshäuser<br />
wollen weiterhin den „normalen“ Privatanleger<br />
erreichen und gestalten die AIFs<br />
überwiegend als risikogemischt. Allerdings<br />
ist die Risikomischung in den meisten Fällen<br />
nur durch eine Blindpool-Konstruktion<br />
möglich“, kommentiert Kubatzki.<br />
Immobilien-AIF<br />
dominieren nach wie vor<br />
Unter den 2015 neu zugelassenen Publikums-AIF<br />
ist die Anzahl der Immobilien-<br />
AIF im Vorjahresvergleich von 15 auf 20<br />
gestiegen. Das prospektierte Eigenkapital<br />
ist unterdessen um zehn Prozent gesunken.<br />
Mit einem Anteil von 64,4 Prozent am<br />
gesamten prospektierten Eigenkapital der<br />
neu zugelassenen Publikums-AIF stellen<br />
Immobilien nach wie vor die dominante<br />
Assetklasse dar. Auch im Vorjahr dominierten<br />
Immobilien mit einem Anteil von<br />
61,6 Prozent. Flugzeuge hatten 2015 nur<br />
noch einen Anteil von 1,7 Prozent gegenüber<br />
20,8 Prozent im Vorjahr. Der Anteil<br />
der Spezialitäten hat sich jedoch von 4,8<br />
Prozent im Jahr 2014 auf 19,9 Prozent<br />
im Jahr 2015 erhöht, so dass die Spezialitäten<br />
als zweitstärkste Assetklasse das<br />
Angebot 2015 bestimmten.<br />
Vermögensanlagen:<br />
Rückgang des prospektierten<br />
Eigenkapitals um 32 Prozent<br />
Die 2015 neu zugelassenen Vermögensanlagen<br />
nach VermAnlG kommen insgesamt<br />
auf ein prospektiertes Fondsvolumen von<br />
605,9 Millionen Euro und verzeichnen damit<br />
einen Rückgang um 37 Prozent im Verhältnis<br />
zum Vorjahr. „Insgesamt 31 Vermögensanlagen<br />
wurden in 2015 gestattet<br />
gegenüber 38 in 2014“, so Kubatzki.<br />
Quelle: © carloscastilla - Fotolia.com<br />
New Energy-Vermögensanlagen sind<br />
stärkste Assetklasse 2015<br />
Bei den neu zugelassenen Vermögensanlagen<br />
ist in der Assetklasse Immobilien ein<br />
Rückgang des prospektierten Eigenkapitals<br />
um rund 90 Prozent zu verzeichnen.<br />
Dies liegt darin begründet, dass 2014 eine<br />
große Immobilien-Vermögensanlage mit<br />
einem prospektierten Eigenkapital von<br />
132 Millionen US-Dollar auf den Markt<br />
gekommen ist, die alleine bereits 62 Prozent<br />
des prospektierten Eigenkapitals dieser<br />
Assetklasse auf sich vereinigte. Eine<br />
starke Steigerung des prospektierten Eigenkapitals<br />
ist dafür in der Assetklasse<br />
New Energy zu verzeichnen. Trotz annähernd<br />
gleicher Anzahl an Neuzulassungen<br />
kann hier ein Anstieg um 78 Prozent beobachtet<br />
werden. Dies ist auf die Neuzulassung<br />
einer einzelnen Vermögensanlage<br />
mit einem prospektierten Eigenkapital<br />
und einem Fondsvolumen von jeweils 105<br />
Millionen Euro zurückzuführen. „Bereinigt<br />
um diese großvolumige New Energy-<br />
Vermögensanlage entsprechen die New<br />
Energy-Zahlen für 2015 hinsichtlich dem<br />
prospektierten Eigenkapital und Fondvolumen<br />
und der Anzahl denen des Vorjahres“,<br />
kommentiert Kubatzki.<br />
Autor: www.feri.de<br />
32 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
bsi-Branchenzahlen 2015:<br />
Privatkundengeschäft erholt sich<br />
weiter, Geschäft mit professionellen<br />
Kunden gewinnt hinzu<br />
Der bsi Bundesverband Sachwerte<br />
und Investmentvermögen hat seine<br />
26 Voll- und bestandsverwaltenden<br />
Branchenmitglieder zur Entwicklung des<br />
Sachwerte-Geschäfts im Jahr 2015 befragt<br />
und die Unternehmen um einen Ausblick<br />
auf das laufende Jahr gebeten. An<br />
der Erhebung teilgenommen haben 25 Unternehmen.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass<br />
sich der Markt weiter entwickelt und der<br />
Ausblick positiv ist. So tätigten die Unternehmen<br />
im Jahr 2015 insgesamt 8,9 Mrd.<br />
Euro an neuen Investitionen in Sachwerte.<br />
Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />
(2014: 10,3 Mrd. EUR). Das entspricht in<br />
etwa der Summe, welche die EU von 2011<br />
bis 2020 in den Ausbau des europaweiten<br />
Breitbandnetzes investieren will. Unter<br />
Investitionen in Sachwerte werden alle<br />
tatsächlichen Ankäufe erfasst. 83 Prozent<br />
(7,4 Mrd. EUR) davon flossen in den Bereich<br />
Immobilien, der damit weiterhin den<br />
Schwerpunkt bei den Investitionen bildet.<br />
Weitere Investitionsfelder sind Luftfahrzeuge<br />
(706 Mio. EUR), Infrastruktur (300<br />
Mio. EUR) und Investitionen in Anlagen<br />
zur Gewinnung erneuerbarer Energien<br />
(291 Mio. EUR). Das Volumen der Assets-<br />
Under-Management der bsi-Mitgliedsunternehmen<br />
lag zum Stichtag 31.12.2015<br />
bei 136,1 Mrd. EUR (2014: 160,1 Mrd.<br />
EUR). Mit 75,5 Mrd. Euro entfallen mehr<br />
als 55 Prozent der verwalteten Assets auf<br />
den Bereich Immobilien.<br />
Die Investitionen der Sachwertbranche<br />
erfolgten überwiegend durch regulierte<br />
Vehikel: 82 Prozent (7,3 Mrd. EUR) ihrer<br />
Investitionen in Sachwerte realisierten<br />
die bsi-Mitglieder 2015 über regulierte<br />
Vehikel unter dem deutschen KAGB und<br />
europäischen Normen. Dazu gehörten<br />
geschlossene Publikums- und Spezial-<br />
AIF (0,7 Mrd. EUR bzw. 1,5 Mrd. EUR),<br />
offene Spezial-AIF (2,8 Mrd. EUR) und<br />
die europäisch regulierten Luxemburger<br />
Strukturen (SICAF und SICAV: 2,3 Mrd.<br />
EUR). Dem stehen 18 Prozent bzw. 1,6<br />
Mrd. EUR an neuen Investitionen über<br />
unregulierte bzw. teilregulierte Produkte<br />
wie Direktinvestments, Vermögensanlagen,<br />
Inhaberschuldverschreibungen und<br />
sonstige Anlagen gegenüber. Auf der Produktseite<br />
haben die Mitglieder des bsi im<br />
Jahr 2015 35 neue Alternative Investmentfonds<br />
(AIF) an den Markt gebracht<br />
(2014: 39). Davon waren 16 Publikums-<br />
AIF (2014:16), 14 geschlossene Spezial-<br />
AIF (2014: 15) und 5 offene Spezial-AIF<br />
(2014:8).<br />
Fondsvolumen- und Eigenkapitalplatzierung<br />
steigen<br />
Ein klar positiver Trend zeigt sich beim<br />
Platzierungsgeschehen: So konnten die<br />
Mitglieder des bsi im Jahr 2015 für ihre<br />
geschlossenen Publikums-AIF 1 Mrd. EUR<br />
Fondsvolumen platzieren und 521 Mio.<br />
EUR Eigenkapital bei Privatanlegern einwerben<br />
(2014: 81 Mio. EUR). Bei professionellen<br />
Investoren wurden 1,7 Mrd. EUR<br />
Fondsvolumen platziert und 1 Mrd. EUR<br />
Eigenkapital für geschlossene Spezial-AIF<br />
eingeworben (2014: 592 Mio. EUR). Bezogen<br />
auf die Platzierungszahlen sind Immobilien<br />
klar der Spitzenreiter: Bei den<br />
geschlossenen Publikums-AIF flossen 325<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
33
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />
Mio. EUR in diese Assetklasse (2014: 49<br />
Mio. EUR), das entspricht einem Anteil<br />
von 62,4 Prozent am gesamten Platzierungsvolumen<br />
im Publikumsbereich. Das<br />
zweithöchste Platzierungsvolumen erreichten<br />
Flugzeug-Investments mit 121<br />
Mio. EUR (2014: 20 Mio. EUR), das entspricht<br />
einem Anteil von 23,2 Prozent. Es<br />
folgen Portfolio-Investments mit 52 Mio.<br />
EUR Eigenkapital (2014: 0), die damit einen<br />
Anteil von 10 Prozent am platzierten<br />
Eigenkapital bei Publikums-AIF erreichen.<br />
Private Equity erreichte ein Platzierungsvolumen<br />
von 20 Mio. EUR bzw. 3,8<br />
Prozent (2014: 2 Mio. EUR). Erneuerbare<br />
Energien kamen 2015 auf 4 Mio. EUR<br />
platziertes Eigenkapital (2014: 10 Mio.<br />
EUR) und verzeichneten damit als einzige<br />
Assetklasse im Publikums-Bereich einen<br />
Rückgang im Platzierungsvolumen.<br />
Professionelle Anleger: Immobilien<br />
und Erneuerbare Energien vorn<br />
Professionelle Investoren beteiligten sich<br />
mit 808 Mio. EUR Eigenkapital (2014: 514<br />
Mio. EUR) an geschlossenen Immobilien-<br />
Spezial-AIFs, das entspricht einem Anteil<br />
von 78,7 Prozent am gesamten, über<br />
Spezial-AIFs platzierten Eigenkapital.<br />
Ebenfalls mit deutlichem Zuwachs folgen<br />
Erneuerbare Energien mit 175 Mio. EUR<br />
platziertem Eigenkapital (2014: 78 Mio.<br />
EUR), was einem Anteil von 17 Prozent<br />
entspricht. Auf Flugzeuge entfielen 30<br />
Mio. EUR (2014: 0). 2015 wurden rund<br />
3,4 Mrd. EUR platziertes Eigenkapital in<br />
regulierten Vehikel wie die deutschen<br />
Publikums- und Spezial-AIF (zusammen<br />
rd. 1,5 Mrd. EUR) sowie den europäisch<br />
regulierten Luxemburger Strukturen (rd.<br />
1,9 Mrd. EUR) platziert. Das entspricht<br />
einem Anteil von 70 Prozent am gesamten<br />
von den bsi-Mitgliedern platzierten<br />
Eigenkapital. Die restlichen 30 Prozent,<br />
zusammen rd. 1,4 Mrd. EUR, entfielen<br />
auf unregulierte Vehikel wie Direktinvestments<br />
(598 Mio. EUR), sonstige Anlagen<br />
(413 Mio. EUR), Vermögensanlagen (210<br />
EUR) und Inhaberschuldverschreibungen<br />
(217 Mio. EUR).<br />
Ausblick <strong>2016</strong><br />
Immobilien bleiben auch im laufenden<br />
Jahr der Investitionsschwerpunkt der bsi-<br />
Mitglieder. 87 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />
gaben an, <strong>2016</strong> im Rahmen von<br />
geschlossenen Spezial-AIF in Immobilien<br />
zu investieren, 74 Prozent gaben dies<br />
auch für Publikums-AIF an. Bei den Spezial-AIF<br />
werden Flugzeuge (22 Prozent<br />
der Befragten) und Erneuerbare Energien<br />
(ebenfalls 22 Prozent der Befragten) weitere<br />
Schwerpunkte sein. Bei Publikums-<br />
AIF sollen demnach die Investitionen in<br />
Erneuerbare Energien (17 Prozent der<br />
Befragten) wieder steigen, Investitionen<br />
in Private Equity und Flugzeuge wären<br />
gleichauf, hier planen 13 Prozent der Befragten<br />
entsprechende Investitionen. Bezogen<br />
auf Anlagen außerhalb des KAGB,<br />
planen 35 Prozent der bsi-Mitglieder in<br />
Luxemburger Strukturen zu investieren.<br />
Weitere 30 Prozent planen mit Direktinvestments.<br />
Vermögensanlagen sind für<br />
22 Prozent Gegenstand der Planungen,<br />
17 Prozent ziehen demnach auch Inhaberschuldverschreibungen<br />
in Betracht.<br />
Bezogen auf das Verhältnis von Anbietern<br />
und Produkten erwarten die bsi-Mitglieder,<br />
dass die Zahl der Anbieter <strong>2016</strong> stagnieren<br />
bzw. sinken wird (je 43 Prozent der<br />
Befragten). Die Zahl der Produkte soll dagegen<br />
nach Auffassung von 78 Prozent<br />
der Befragten steigen. Bei den Vehikeln<br />
wird nach Auffassung der bsi-Mitglieder<br />
<strong>2016</strong> der Spezial-AIF klarer Spitzenreiter<br />
sein, hier erwarten 83 Prozent der Befragten,<br />
dass deren Anzahl steigen wird.<br />
57 Prozent der Befragten gehen zudem<br />
davon aus, dass auch die Zahl der geschlossenen<br />
Publikums-AIF steigen wird,<br />
34 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
INVESTMENTS I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
39 Prozent erwarten in diesem Bereich jedoch<br />
auch eine Stagnation. Fast die Hälfte<br />
der Befragten (48 Prozent) erwartet außerdem,<br />
dass die Zahl sonstiger Anlagen<br />
<strong>2016</strong> ansteigen wird. Eric Romba, Hauptgeschäftsführer<br />
des bsi e.V., zeigt sich<br />
insgesamt zufrieden mit den Ergebnissen<br />
für 2015: „Die Investitionen in Sachwerte<br />
und die Zahl der neuen geschlossenen<br />
AIF sind weitgehend stabil geblieben, die<br />
Platzierungszahlen sogar deutlich gestiegen<br />
– zusammen mit den Erwartungen,<br />
die unsere Mitglieder für das laufende<br />
Jahr formuliert haben, ist das ein positives<br />
Signal für die Entwicklung der Branche.“<br />
„Das Geschäft mit Professionellen<br />
Investoren hat sich als Schwerpunkt der<br />
Investitionen und des Platzierungsgeschäfts<br />
der bsi-Mitglieder etabliert, gleiches<br />
gilt für die Assetklasse Immobilien“,<br />
fügt Gert Waltenbauer (KGAL GmbH & Co.<br />
KG) hinzu. Gert Waltenbauer verantwortet<br />
im Vorstand des bsi den Themenbereich<br />
Professionelle Investoren. Aus Sicht von<br />
Andreas Heibrock (PATRIZIA GrundInvest<br />
GmbH), der im bsi-Vorstand zum Thema<br />
Publikumsvertrieb spricht, sind auch im<br />
Privatkundengeschäft wieder viele positive<br />
Signale sichtbar: „Aus der Niedrigzinsphase<br />
ist ein Nullzinsumfeld geworden<br />
– Sachwerte gewinnen deshalb auch für<br />
Privatanleger immer mehr an Bedeutung,<br />
wenn es um den Vermögensaufbau und<br />
den Erhalt von Vermögen geht. Die wieder<br />
anziehenden Platzierungszahlen sind dafür<br />
ein deutliches Signal.“<br />
Autor: www.sachwerteverband.de<br />
Quelle: © buchachon - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
35
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I INVESTMENTS<br />
Erster Marktbericht über<br />
institutionelle Zielfonds bekräftigt<br />
Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />
Alternative Investments wachsen in letzter Dekade<br />
doppelt so schnell wie klassische Anlagen<br />
Mit dem ersten Marktbericht „Institutionelle<br />
Zielfonds für alternative<br />
Anlageklassen“ erweitert<br />
WealthCap sein Spektrum im Research-<br />
Bereich auf professionelle Investoren.<br />
Die Untersuchung liefert einen fundierten<br />
Überblick der aktuellen gesamtwirtschaftlichen<br />
Situation in Deutschland,<br />
der Eurozone und den USA sowie die aktuellen<br />
Entwicklungen am Marktumfeld<br />
alternativer Anlageklassen. Besonderes<br />
Augenmerk wird auf die Besonderheiten<br />
institutioneller Zielfonds<br />
und deren aktive Wertschöpfungsstrategien<br />
in aktuell<br />
volatilen Märkten gelegt.<br />
Volkswirtschaftliche Entwicklung:<br />
Für Deutschland, die Eurozone<br />
und USA sind die Wirtschaftsprognosen<br />
positiv, doch<br />
geopolitische Spannungen bleiben ernstzunehmende<br />
Unsicherheitsfaktoren.<br />
Das insbesondere in Europa anhaltende<br />
Niedrigzinsumfeld begrenzt die Optionen<br />
renditestarker Anlagealternativen.<br />
Marktumfeld alternative Anlageklassen:<br />
Die Bedeutung alternativer Anlageklassen<br />
ist sowohl für institutionelle als auch<br />
für Privatanleger stark gestiegen. Im Verlauf<br />
der vergangenen zehn Jahre ist das<br />
Marktvolumen der sogenannten „alternativen<br />
Investments“ doppelt so schnell<br />
gewachsen wie das klassischer Anlageklassen.<br />
Ein vielseits präferierter Weg<br />
führt dabei über institutionelle Zielfonds.<br />
Hauptmotivation ist meist die Höhe der<br />
möglichen Renditen mit Wertschöpfungsstrategien<br />
durch aktives Management.<br />
Die Nachfrage nach institutionellen Zielfonds<br />
ist in 2015 gestiegen, Analysten<br />
prognostizieren weiteres Wachstum. Der<br />
Nachfrageanstieg mit hohen Kapitalzuflüssen<br />
erhöht die Herausforderung für<br />
Zielfondsmanager, gute Investitionsmöglichkeiten<br />
am Markt zu finden und ansprechende<br />
Erträge zu generieren. Für<br />
Anleger wird es im zunehmenden Wettbewerb<br />
nicht einfacher, die nachhaltig<br />
guten Anbieter zu finden.<br />
Strategie: Bei einer Portfoliozusammenstellung<br />
liegen die Vorteile institutioneller<br />
Zielfonds in der aktiven<br />
Wertschöpfung. Experten<br />
vor Ort investieren<br />
gezielt in Objekte oder<br />
Unternehmen, um diese<br />
anhand ihres langfristig<br />
aufgebauten Knowhows<br />
in einer spezifischen<br />
Anlageklasse werthaltiger<br />
zu<br />
Quelle: © Denis Junker - Fotolia.com<br />
machen.<br />
Streuung kann Stabilitäts- und Renditefaktoren<br />
vereinen. Dabei kann Streuung<br />
über und innerhalb von Märkten und Anlageklassen<br />
oder über einen längeren Investitionszeitraum<br />
Risiken senken und<br />
zeitgleich Renditechancen erhöhen.<br />
Analysen und Berechnungen anhand einer<br />
Monte Carlo Simulation am Beispiel<br />
Private Equity Buyout Zielfonds haben<br />
gezeigt, dass wenn in 15 aufeinanderfolgenden<br />
Jahren jeweils in einen Private<br />
Equity Buy-out Zielfonds investiert wird<br />
die Verlustwahrscheinlichkeit bei 0% liegt.<br />
Die Chance auf einen Rückfluss liegt bei<br />
ca. 230 Prozent der Einlage (basierend auf<br />
dem Median). Multimanager Ansätze mit<br />
institutionellen Zielfonds können vielfältig<br />
zur strategischen Asset Allocation beitragen<br />
und unterschiedlichste Anlegerwünsche<br />
vereinen.<br />
Autor: www.wealthcap.com<br />
36 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
PwC-Studie:<br />
Immobilien-Investoren stehen<br />
vor großen Herausforderungen<br />
Trotz attraktiver Wachstumschancen<br />
in Schwellenländern außerhalb<br />
Europas konzentrieren sich europäische<br />
Immobilienmanager vor allem<br />
auf ihre Heimatmärkte: Im Durchschnitt<br />
stammen 86 Prozent der Kunden und 91<br />
Prozent des verwalteten Vermögens aus<br />
europäischen Ländern, wie der „European<br />
Real Estate Asset Manager Benchmarking<br />
Survey <strong>2016</strong>“ der Wirtschaftsprüfungsund<br />
Beratungsgesellschaft PwC zeigt. „Wer<br />
Wachstumschancen nutzen will, sollte die<br />
Internationalisierung entschlossen vorantreiben“,<br />
sagt Jürgen Buchelt, Direktor bei<br />
PwC.<br />
Quelle: © markus dehlzeit - Fotolia.com<br />
Die Umfrage unter 23 führenden europäischen<br />
Investmentgesellschaften und<br />
Versicherern, die gemeinsam Immobilienvermögen<br />
im Wert von 230 Milliarden<br />
Euro verwalten, untersucht die<br />
Geschäftsmodelle sowie die Organisationsstrukturen<br />
im Front, Middle und Back<br />
Office der europäischen Real Estate Asset<br />
Management-Industrie und geht auf Führungsstrukturen,<br />
Produkte, Dienstleister,<br />
Bewertungsprozesse und Reporting ein.<br />
Dabei gibt es erhebliche Unterschiede in<br />
Sachen Effizienz: Die Relation zwischen<br />
der Zahl der Angestellten und dem verwalteten<br />
Vermögen weicht in der Branche<br />
stark voneinander ab. „Die Studie zeigt,<br />
dass viele Immobilienmanager gerade im<br />
Back Office noch nach dem besten Modus<br />
Operandi suchen“, sagt Susanne Eickermann-Riepe,<br />
Partnerin bei PwC. Das lässt<br />
sich nur zum Teil durch unterschiedliche<br />
Geschäftsmodelle erklären: „Teile der<br />
Branche stehen noch am Anfang, wenn es<br />
darum geht, Prozesse zu automatisieren<br />
und zu standardisieren“, sagt Buchelt.<br />
So zeigt die Studie, dass spezialisierte<br />
Softwareprogramme in vielen Bereichen<br />
nur selten zum Einsatz kommen. Dies ist<br />
auch angesichts der gestiegenen regulatorischen<br />
Anforderungen gefährlich. Viele<br />
Unternehmen haben aber inzwischen<br />
erkannt, dass Handlungsbedarf<br />
besteht – und<br />
zwar nicht nur, um effizienter<br />
zu werden, sondern auch wegen<br />
gestiegener Kundenerwartungen<br />
im Zeitalter der<br />
Digitalisierung. Sie reagieren<br />
darauf zum Beispiel mit neuen<br />
Strategien in Bereichen<br />
wie Vertrieb und Customer<br />
Relations.<br />
Ein weiterer Treiber für Veränderungen<br />
ist die steigende<br />
Nachfrage nach energieeffizienten<br />
Gebäuden. Der Studie<br />
zufolge beziehen inzwischen<br />
rund 40 Prozent der Anbieter<br />
bei der Auswahl von Immobilien<br />
ökologische Kriterien ein. „Angesichts<br />
der Tatsache, dass Verantwortliche<br />
das Thema Nachhaltigkeit als Top-Priorität<br />
einstufen, sehen wir in der praktischen Anwendung<br />
im täglichen Geschäft noch viel<br />
Aufholbedarf“, sagt Buchelt.<br />
Autor: www.pwc.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
37
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
Mehr Geld als Immobilien<br />
Internationale Investoren verfügen<br />
aktuell über gewaltige Summen, die<br />
sie im Sinne ihrer Anleger investieren<br />
müssen. Das ist selbst für diese professionellen<br />
Kapitalsammelstellen bei den derzeit<br />
extrem niedrigen Zinsen alles andere<br />
als einfach. Immobilien haben vor diesem<br />
Hintergrund deutlich an Attraktivität gewonnen.<br />
Investoren aus aller Welt schauen<br />
dabei nicht zuletzt auf den im internationalen<br />
Vergleich sicheren Immobilienmarkt in<br />
Deutschland und verschärfen so den Wettbewerb<br />
um die knappen Anlageobjekte.<br />
In seinem Gastbeitrag beleuchtet Marcus<br />
Lemli diese Entwicklung, ihre Folgen und<br />
die Konsequenzen, die private Anleger daraus<br />
ziehen sollten. Marcus Lemli ist CEO<br />
von Savills in Deutschland und Leiter Investment<br />
Europa des international tätigen<br />
Immobiliendienstleistungs-Unternehmens<br />
mit Sitz in London.<br />
Mehrere Nachrichten aus den vergangenen<br />
Wochen lassen aufhorchen. Da erließ<br />
Union Investment bei drei offenen Immobilienfonds<br />
einen Annahmestopp für<br />
weiteres Geld von den Anlegern. Ebenso<br />
entschied auch die Deutsche Bank für<br />
einen ihrer Fonds. Und dann verkündete<br />
Nikolaus von Bornhard, CEO der Munich<br />
Re, man werde eine zweistellige Millionensumme<br />
Bargeld in eigene Tresore<br />
einlagern, um Negativzinsen zu entgehen.<br />
„Wir testen das jetzt mal“, so sein<br />
nonchalanter Kommentar. Damit dringt<br />
langsam in die Öffentlichkeit vor, was Insider<br />
schon deutlich länger beobachten:<br />
In den Händen von Investoren sammelt<br />
sich schneller Kapital, als sie es rentabel<br />
investieren können.<br />
Damit sie überhaupt noch akzeptable<br />
Renditen erzielen können, streben viele<br />
Investoren einen höheren Immobilienanteil<br />
ihrer Portfolios an. Schon in den<br />
vergangenen Jahren haben wir gesehen,<br />
wie die immer weiter sinkenden Zinsen<br />
eine erhebliche Umschichtung in Immobilien<br />
ausgelöst haben. Die Transaktionsvolumina<br />
in allen Sektoren, ob Wohnen,<br />
Büro, Handel oder Logistik, erlebten Steigerungen<br />
von zum Teil mehreren hundert<br />
Prozent. In den vergangenen drei Jahren<br />
haben institutionelle Investoren weltweit<br />
jeweils mehr als 1,2 Billionen US-Dollar<br />
in Immobilien investiert. Im Jahr 2009,<br />
dem Tiefpunkt nach der Finanzkrise, waren<br />
es gerade einmal etwa 400 Millionen<br />
US-Dollar. Angesichts der weiterhin extrem<br />
lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken,<br />
vor allem vonseiten der Europäischen<br />
Zentralbank, wird die Nachfrage<br />
nach Immobilien auch in diesem Jahr enorm<br />
hoch sein.<br />
Der deutsche Immobilienmarkt erfreut<br />
sich hierbei eines besonderen Interesses<br />
von Investoren aus aller Welt. Deutschland<br />
gilt als sicherer Anlagehafen. Die<br />
Volkswirtschaft ist stabil und verzeichnete<br />
seit der weltweiten Finanzkrise das mit<br />
Abstand stärkste Wirtschaftswachstum<br />
der großen Volkswirtschaften in der Eurozone.<br />
Zugleich ist die Arbeitslosenquote<br />
im europäischen Vergleich eine der niedrigsten.<br />
Dies spiegelt sich am Immobilienmarkt<br />
in hoher Nutzernachfrage, niedrigen<br />
Leerständen und steigenden Mieten<br />
wider. Es ist daher nur folgerichtig, wenn<br />
internationale Investoren deutsche Immobilien<br />
ins Visier nehmen. Sie verwalten<br />
teils riesige Kapitalbestände – und<br />
treffen auf einheimische Investoren wie<br />
die eingangs genannten, die nicht minder<br />
dringend nach Möglichkeiten suchen,<br />
ihre ebenfalls gewaltigen Kapitalmengen<br />
anzulegen. Schon heute ist die Nachfrage<br />
auf dem deutschen Immobilienmarkt<br />
bei weitem größer als das Angebot, und<br />
dieser Nachfrageüberhang dürfte auch im<br />
laufenden Jahr weiter zunehmen.<br />
Ein Blick auf die Transaktionsvolumina<br />
seit 2009 zeigt die außerordentliche Dy-<br />
38 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
namik der Entwicklung. In jenem Jahr<br />
belief sich das gesamte Transaktionsvolumen<br />
bei Gewerbeimmobilien in Deutschland<br />
auf gut 10 Mrd. Euro, der Anteil<br />
ausländischer Käufer betrug lediglich 20<br />
Prozent. Seither ist das Investitionsvolumen<br />
kontinuierlich gestiegen, ebenso<br />
der Anteil internationaler Käufer. 2015<br />
hat das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien<br />
mit mehr als 57 Mrd. Euro<br />
nahezu das bisherige Rekordniveau von<br />
2007 erreicht. Dabei lag der Anteil ausländischer<br />
Investoren bei 52 Prozent, bei<br />
großvolumigen Deals von mehr als 100<br />
Mio. Euro sogar bei 68 Prozent. Viele internationale<br />
Investoren fokussieren auf<br />
Immobilien dieser Größenordnung, um<br />
Aufwand und Transaktionskosten gering<br />
zu halten.<br />
Hierbei sind es vor allem eigenkapitalstarke<br />
Investoren wie Versicherungen,<br />
Pensions- und Staatsfonds, die derzeit<br />
am deutschen Markt aktiv sind. Viel Kapital<br />
kommt aktuell unter anderem aus<br />
Nordamerika, Großbritannien und Asien.<br />
Zu den aktivsten ausländischen Investoren<br />
zählen mit Blackstone, Hines und<br />
dem neuen Galeria-Kaufhof-Eigentümer<br />
Hudson’s Bay Company Namen, die auch<br />
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />
sind. Sie alle haben im vergangenen Jahr<br />
jeweils deutlich mehr als eine Milliarde<br />
Euro in deutsche Immobilien investiert.<br />
Trotzdem landet Blackstone mit seinen<br />
knapp 2 Mrd. Euro Ankaufsvolumen nur<br />
auf Rang vier der Investoren-Rangliste.<br />
Die Plätze eins bis drei halten mit der Patrizia,<br />
Deka und Union Investment drei<br />
deutsche Gesellschaften, die ersten beiden<br />
jeweils mit mehr als drei Milliarden<br />
Euro Investitionssumme. Auch sie suchen<br />
vor allem nach großvolumigen Investitionsmöglichkeiten.<br />
Der akute Mangel an Objekten entsprechender<br />
Größenordnung lässt die Immobilienpreise<br />
weiter steigen. Einige<br />
Bestandshalter werden die Situation nutzen,<br />
um ihr Portfolio zu bereinigen und<br />
Gewinne mitzunehmen. Angesichts rekordhoher<br />
Preise eine sinnvolle Option.<br />
Zugleich steigt die Bereitschaft von Investoren,<br />
auf kleinere Objekte sowie Städte<br />
der zweiten Reihe oder weniger zentrale<br />
Lagen innerhalb der Metropolen auszuweichen.<br />
Zudem fließt mehr Geld in Projektentwicklungen.<br />
Für mehr als 3,7 Mrd.<br />
Euro kauften Investoren im vergangenen<br />
Jahr solche Projekte, also Immobilien, die<br />
zum Zeitpunkt des Erwerbs noch nicht<br />
fertiggestellt waren. Gegenüber 2014 ist<br />
dies ein Anstieg um knapp zwei Drittel.<br />
Zu den im vergangenen Jahr gehandelten<br />
Projekten zählen beispielsweise das<br />
Burstah-Ensemble in der Hamburger Altstadt,<br />
der Riem-Tower in München oder<br />
das „Bertha Berlin“ am Berliner Hauptbahnhof.<br />
Das Kapital der Investoren trägt<br />
somit dazu bei, den Bau von Immobilien<br />
zu finanzieren, die nicht nur aufgrund der<br />
aktuell hohen Zuwanderung vor allem in<br />
den großen Metropolen zum Teil dringend<br />
benötigt werden.<br />
Im Gegensatz zum Wohnungsbau, der zuletzt<br />
deutlich an Dynamik gewonnen hat,<br />
stagniert jedoch der Bau von Gewerbeimmobilien.<br />
Während das nach Gewerbeimmobilien<br />
suchende Geld also wächst,<br />
vergrößert sich der Gebäudebestand in<br />
Deutschland nicht nennenswert. Die Folge<br />
für institutionelle wie private Investoren:<br />
Diejenigen, die bereits in Immobilien investiert<br />
haben, werden zunächst von weiteren<br />
Wertsteigerungen profitieren und<br />
haben zudem gute Chancen, in den kommenden<br />
Jahren Mietsteigerungen zu realisieren.<br />
Diejenigen aber, die jetzt noch<br />
ihren Immobilienanteil im Anlageportfolio<br />
erhöhen wollen, konkurrieren in aller Regel<br />
mit zahlreichen weiteren Interessenten<br />
um die raren Angebote und müssen<br />
entsprechend höhere Preise zahlen, um<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
39
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
den Zuschlag zu bekommen. Zwar sind<br />
Immobilien im Vergleich mit anderen Anlageformen<br />
wie etwa Anleihen immer noch<br />
attraktiv, allerdings taugt das Umfeld nicht<br />
mehr für Schnäppchen. Und wenn selbst<br />
professionelle Investoren wie die offenen<br />
Immobilienfonds mangels geeigneter Investitionsmöglichkeiten<br />
auf weiteres Anlegergeld<br />
verzichten, heißt es für Privatinvestoren<br />
erst recht: Kühlen Kopf bewahren<br />
und bei Zweifeln, ob der Preis für ein Objekt<br />
wirklich gerechtfertigt ist, lieber die<br />
Finger davon lassen und das Geld wie die<br />
Munich Re im Tresor oder Bankschließfach<br />
einlagern. Schließlich ist eine Rendite von<br />
Null Prozent immer noch besser als ein<br />
verlustreiches Immobilieninvestment.<br />
Autor: www.savills.de<br />
Deutsche Metropolen:<br />
Immobilienpreise koppeln sich vom<br />
Einkommen ab<br />
Quelle: © Aleksandr Bedrin - Fotolia.com<br />
Das Risiko von Preisübertreibungen auf<br />
dem deutschen Immobilienmarkt bleibt<br />
auf Bundesebene weiterhin beherrschbar.<br />
Die Immobilienpreise haben sich in<br />
den städtischen und ländlichen Regionen<br />
weitestgehend im Einklang mit<br />
den Mieten und Einkommen entwickelt,<br />
wie die jüngste Studie<br />
des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
(BVR) zeigt. Die drei<br />
größten deutschen Millionenstädte<br />
Berlin, Hamburg und München<br />
bilden jedoch die Ausnahme. Dort<br />
hat sich Wohnraum in den vergangenen<br />
Jahren zum Teil massiv<br />
verteuert. "In Berlin, Hamburg und München<br />
haben sich mittlerweile die Immobilienpreise<br />
vom Einkommen der Einwohner<br />
deutlich abgekoppelt. Auch hat sich hier<br />
die Angebotssituation von Wohnraum in<br />
den vergangenen Jahren verschlechtert.<br />
Der Neubau hat den starken Zuzug bislang<br />
nicht auffangen können", so BVR-<br />
Vorstand Dr. Andreas Martin. Denn wie die<br />
BVR-Studie zeigt, steigt seit 2010 in den<br />
größten Millionenstädten die Zahl der Einwohner,<br />
die auf eine Wohnung kommen.<br />
Der Rückgang bezahlbaren Wohnraums<br />
offenbart die Angebotsprobleme in den<br />
großen Metropolen. "Sowohl die Politik<br />
als auch die Immobilienwirtschaft<br />
müssen Wege finden, wie das Angebot<br />
an bezahlbarem Wohnraum<br />
gestärkt werden kann", fordert<br />
Martin. Auflagen des Gesetzgebers,<br />
die keinen wesentlichen<br />
Beitrag zu Sicherheit des Baus<br />
leisten, dafür aber die Baukosten<br />
erhöhen oder die Schaffung neuen<br />
Wohnraums begrenzen, gehörten<br />
auf den Prüfstand. Zum<br />
anderen sind in der Bauindustrie wirtschaftlich<br />
nachhaltige Konzepte gefragt,<br />
die den Neubau in Städten bezahlbarer<br />
machen, ohne dabei die Wohnqualität zu<br />
sehr zu mindern. Darüber hinaus sollten<br />
auch Freiflächen in peripherer Lage noch<br />
konsequenter für den Wohnungsbau genutzt<br />
werden. Damit einher geht auch die<br />
optimale Anbindung dieser Gebiete an das<br />
öffentliche Verkehrsmittelnetz.<br />
Autor: www.BVR.de<br />
40 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Projektentwicklungsmarkt stagniert<br />
bei 25 Millionen Quadratmetern<br />
Das Flächenvolumen an Immobilienprojektentwicklungen<br />
in den sieben größten<br />
deutschen Städten stagniert bei derzeit<br />
etwa 25,4 Millionen Quadratmetern<br />
(2015: 25,5 Millionen). Dies ist das Ergebnis<br />
der aktuellen „Projektentwicklerstudie<br />
Deutsche A-Städte“ von bulwiengesa.<br />
Weil aber die Mieten und Preise<br />
nachfragebedingt stiegen, seien mit 122<br />
Milliarden Euro etwa 10 Milliarden Euro,<br />
knapp 9 Prozent, mehr aktiviert worden<br />
als im Vorjahr. "Die jahrelangen Diskussionen<br />
über Marktgleichgewicht und soziale<br />
Stadtentwicklung haben nun dazu geführt,<br />
dass die Restriktionen aus politischer Regulierung,<br />
gestiegenen Baukosten und<br />
zu hohen Grundstückspreisen zu einem<br />
Stillstand bei den Projektentwicklungen<br />
der klassischen Trader Developer geführt<br />
haben“, kommentiert Andreas Schulten,<br />
Vorstand von bulwiengesa. Zum zehnten<br />
Mal in Folge untersuchte das unabhängige<br />
Beratungs- und Analyseunternehmen<br />
rund 3.400 Immobilienprojektentwicklungen<br />
in den deutschen Top-Metropolen<br />
Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg,<br />
Köln, München und Stuttgart, d. h.<br />
alle zwischen 2013 und 2020 aktuell geplanten,<br />
in Bau befindlichen oder fertigen<br />
Bauprojekte.<br />
Möglichkeit, Projekte überhaupt realisieren<br />
zu dürfen“, so der Experte weiter. Im<br />
Bürosegment sei dies besonders gut zu<br />
beobachten, denn hier gingen die Flächen<br />
bereits seit längerem zurück. Das aktuelle<br />
Volumen liegt bei ca. 4,9 Millionen Quadratmeter,<br />
knapp 600.000 Quadratmeter<br />
unter dem letztjährigen Niveau. Inklusive<br />
Investor- und Service Developments stiegen<br />
dagegen die Projektflächen seit einigen<br />
Jahren wieder. Mit einem Anteil der<br />
Investor Developments am Gesamtprojektentwicklungsvolumen<br />
von aktuell 43<br />
Prozent Anteil sei dieses Segment durch<br />
die Studie, die auf reine Trading Developments<br />
fokussiert, deshalb nur noch<br />
Trend zum Investor Development<br />
Trotz der stagnierenden Zahlen in der Studie<br />
sei der Gesamtmarkt der Projektentwicklungen<br />
laut bulwiengesa allerdings<br />
nicht automatisch rückläufig: „Mit etwa 10<br />
Millionen Quadratmetern sind vermehrt<br />
Akteure des Investor Developments, also<br />
Land Bankers, Großprojekt-Investoren<br />
und städtische Wohnungsgesellschaften,<br />
hinzugekommen:“ erläutert Schulten.<br />
Dahinter verberge sich zumindest in Teilen<br />
eine erhöhte Risikobereitschaft. „Hier<br />
werden nicht mehr kurzfristig realistische<br />
Projekte erworben, sondern allein die<br />
bedingt richtig darstellbar. Das Wohnsegment<br />
dominiert, gemessen am Volumen,<br />
wie schon in den letzten Jahren den Projektentwicklermarkt<br />
und wächst trotz des<br />
insgesamt stagnativen Umfelds um 1,1<br />
Millionen auf 17,1 Millionen Quadratmeter.<br />
Jedoch liege das Wachstum diesmal<br />
unter dem Niveau der vergangenen Jahre<br />
(zwischen 1,3 und 1,7 Millionen Quadratmeter<br />
seit 2010) und reicht deshalb<br />
nach Einschätzung von bulwiengesa nicht<br />
mehr aus, um den summierten Rückgang<br />
in den übrigen Segmenten zum Positiven<br />
hin auszugleichen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
41
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
Wachstumsstädte Berlin, München<br />
und Stuttgart<br />
Auf Ebene der einzelnen Städte liegen die<br />
Ergebnisse der Studie auf dem Niveau<br />
der vergangenen Jahre: Wachstumsstädte<br />
seien Berlin, München und Stuttgart,<br />
wogegen Hamburg stagniere und das<br />
Projektentwicklervolumen in den übrigen<br />
Städten zurückging. Hierzu Ellen Heinrich,<br />
zuständige Projektleiterin bei bulwiengesa:<br />
„Köln, Düsseldorf und Frankfurt am<br />
Main bestätigen ihren Status als volatile<br />
Märkte, während Berlin und München stabil<br />
wachsen.“ Auffallend sei, dass Berlins<br />
Wachstum geringer ausfalle als im Vorjahr<br />
und jenes von München dagegen stärker.<br />
„Dennoch bleibt die Hauptstadt auch weiterhin<br />
der größte Projektentwicklermarkt“,<br />
so Heinrich.<br />
Den Spitzenplatz im Gesamtranking der<br />
Studie nimmt mit etwa 680.000 Quadratmetern<br />
wie im Vorjahr die Zech Group mit<br />
ihren Tochterfirmen Art Invest, die developer<br />
und Die Wohnkompanie ein, trotz<br />
leichter Verluste. An zweiter Stelle liegt<br />
NCC/Bonava mit 554.000 Quadratmetern<br />
Fläche und an dritter Stelle formart<br />
(432.000 Quadratmeter), nur knapp vor<br />
CA Immo (428.000 Quadratmeter) und<br />
der CG-Gruppe (427.000 Quadratmeter).<br />
Die ausschließlich im Wohnungsmarkt tätige<br />
NCC liegt außerdem zum vierten Mal<br />
in Folge im Wohnsegment auf dem ersten<br />
Platz, gefolgt von formart mit 426.000<br />
Quadratmetern und BPD mit 390.000 qm.<br />
Die Zech Group belegt mit 285.000 Quadratmetern<br />
auch im Bürosegment erneut<br />
die Spitzenposition, vor CA Immo mit<br />
236.000 Quadratmetern und Strabag mit<br />
198.000 Quadratmetern.<br />
Ein anderes Bild biete sich im Einzelhandel,<br />
aufgrund der Größe von einzelnen Großprojekten<br />
und dem insgesamt kleinen Projektvolumen.<br />
Den „unangefochten“ ersten<br />
Platz nimmt mit 207.000 Quadratmetern<br />
weiterhin die ausschließlich in Berlin tätige<br />
High Gain House Investment ein. Die Entwickler<br />
auf den nächsten Plätzen unterscheiden<br />
sich nur marginal im Volumen,<br />
Rangänderungen sollten hier laut bulwiengesa<br />
deshalb nicht überbewertet werden.<br />
Platz zwei nimmt aktuell ECE mit 70.000<br />
Quadratmetern ein, auf Platz drei liegt die<br />
Zech Group mit 68.000 Quadratmetern.<br />
Autor: www.bulwiengesa.de<br />
42 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Ein Jahr Bestellerprinzip:<br />
Weniger Makler betroffen als erwartet<br />
Seit einem Jahr gilt das Bestellerprinzip.<br />
Seitdem muss bei einer Neuvermietung<br />
derjenige den Makler<br />
bezahlen, der ihn beauftragt hat. In der<br />
Regel ist das der Eigentümer oder Vermieter<br />
der Immobilie. Mehr als die Hälfte der<br />
Makler (54 Prozent) lehnt die Gesetzesänderung<br />
immer noch ab. Das zeigt der<br />
Marktmonitor Immobilien <strong>2016</strong> (MMI) von<br />
immowelt.de, einem der führenden Immobilienportale.<br />
Bei einer Ad-Hoc-Umfrage im August 2015<br />
lag die Ablehnung mit 63 Prozent noch etwas<br />
höher. Der Marktmonitor Immobilien<br />
<strong>2016</strong> zeigt aber auch, dass weniger Makler<br />
von der Gesetzesänderung betroffen<br />
sind als angenommen. Nur noch 19 Prozent<br />
der Immobilienprofis gaben in der<br />
Befragung an, stark vom Bestellerprinzip<br />
betroffen zu sein - im August waren es<br />
noch 37 Prozent. Für gut ein Viertel (26<br />
Prozent) der Befragten wirkt sich die Gesetzesänderung<br />
überhaupt nicht auf das<br />
Geschäft aus, weil sie die Provision auch<br />
vorher schon vom Vermieter bekommen<br />
haben oder weil die Vermietung von Immobilien<br />
nicht zu ihren Geschäftsfeldern<br />
gehört.<br />
Erwartungsgemäß fiel den Maklern im Osten<br />
Deutschlands die Umstellung leichter:<br />
Hier gaben 18 Prozent der Befragten an,<br />
dass sie bereits vor der Gesetzesänderung<br />
die Provision vom Eigentümer erhalten<br />
hätten. Im Süden war dies nur bei 5 Prozent<br />
der Immobilienprofis der Fall. Entsprechend<br />
fühlten sich im Osten nur 13<br />
Prozent der Makler stark betroffen - im<br />
Süden waren es 22 Prozent. Mit dem Bestellerprinzip<br />
wollte die Bundesregierung<br />
Wohnungssuchende finanziell entlasten.<br />
Aber genau diesen Effekt stellt die Mehrheit<br />
der Makler infrage. 55 Prozent der<br />
Immobilienprofis bezweifeln, dass Mieter<br />
durch die Änderung merklich entlastet<br />
werden. 60 Prozent glauben sogar, dass<br />
die Mieten seit der Einführung des Bestellerprinzips<br />
gestiegen sind.<br />
Autor: www.immowelt.de<br />
Derzeit noch kein Wendepunkt in Sicht:<br />
Europäische Immobilieninvestoren<br />
bleiben weiter bullish<br />
Der Immobilienmarkt wird für Investoren<br />
zu einer Gleichung mit<br />
immer mehr Unbekannten. Doch<br />
erlegen sich die europäischen Immobilienprofis<br />
selbst in diesem fortgeschrittenen<br />
Immobilienmarktzyklus keine gesteigerte<br />
Zurückhaltung auf. Im Gegenteil: Rendite<br />
ist im Vergleich zum Vorjahr für noch mehr<br />
Investoren zum zentralen Anlagemotiv geworden.<br />
Treiber der weiter gestiegenen Ri-<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
43
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
sikobereitschaft ist der anhaltende Renditedruck<br />
und ein Marktumfeld, in dem sich<br />
Klopfgeräusche einer Trendumkehr erst<br />
sehr verhalten vernehmen lassen. Dies<br />
ist das Ergebnis der aktuellen, im halbjährlichen<br />
Turnus durchgeführten Immobilien-<br />
Investitionsklima-Studie von Union<br />
Investment, für die diesmal 171 professionelle<br />
Immobilienanleger in Deutschland,<br />
Frankreich und Großbritannien repräsentativ<br />
befragt wurden.<br />
Folgt man den Einschätzungen der interviewten<br />
Investoren, dann zeichnet sich<br />
ein Umschwung in keinem der drei europäischen<br />
Immobilienkernmärkte ab: 86<br />
Prozent der Profianleger sind überzeugt,<br />
dass sich in den nächsten zwölf Monaten<br />
die generelle Investitionsbereitschaft auf<br />
den gewerblichen Immobilienmärkten in<br />
ihrem jeweiligen Land noch weiter verbessern<br />
oder zumindest nicht abschwächen<br />
wird. "Europa steht gut da. Das makroökonomische<br />
Gesamtbild ist weiterhin positiv.<br />
Das hohe Investitionsinteresse in Europa<br />
auch aus Übersee trägt dazu bei, dass<br />
sich das Klima für Immobilieninvestments<br />
in den maßgeblichen europäischen Märkten<br />
trotzt schwieriger werdender Rahmenbedingungen<br />
vergleichsweise stabil<br />
erweist", sagt Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch<br />
bei der Union Investment<br />
Real Estate GmbH. "Gleichzeitig zwingt<br />
die sinkende Verfügbarkeit und das Preisniveau<br />
von Prime Assets den Immobilieninvestoren<br />
jedoch eine wachsende Risikoorientierung<br />
auf."<br />
So glauben 51 Prozent der Studienteilnehmer,<br />
dass sie in den kommenden drei<br />
Jahren ihre selbstgesteckten Renditeziele<br />
nicht erreichen werden - sie also mit anhaltend<br />
hohen Preisen und entsprechend<br />
niedrigen Renditen zu rechnen haben. Und<br />
selbst auf Fünfjahressicht fürchtet jeder<br />
zweite Befragte, die erhoffte Verzinsung<br />
seiner Investments zu verfehlen. Mehr Risiken<br />
eingehen, ist folglich für viele Immobilieninvestoren<br />
die Devise, um den<br />
drohenden weiteren Fall der Renditen abzufedern.<br />
81 Prozent der britischen Investoren<br />
geben in der Umfrage an, Immobilieninvestments<br />
hauptsächlich bzw. nur<br />
nach Renditegesichtspunkten zu beurteilen.<br />
Dies bedeutet eine nochmalige Steigerung<br />
im Vergleich zur letzten Befragung im<br />
Mai 2015. Damals war noch für 76 Prozent<br />
der traditionell risikoaffineren britischen<br />
Investoren "Rendite" das zentrale Anlagemotiv.<br />
Demgegenüber sank die Quote der<br />
auf "Sicherheit" fokussierten Anleger in UK<br />
um fünf weitere Punkte auf aktuell 13 Prozent.<br />
In Deutschland und Frankreich halten<br />
sich Rendite- und Sicherheitsorientierung<br />
derzeit die Waage - aber auch hier mit einer<br />
klaren Tendenz Richtung "Rendite".<br />
Demgegenüber spielt "Liquidität" in den<br />
Anlageentscheidungen bei allen Befragtengruppen<br />
eine untergeordnete Rolle.<br />
Portfoliodeals mit mehr Risiko<br />
Wie die Union Investment-Umfrage zeigt,<br />
werden auf der Suche nach renditestarken<br />
Investments auch Immobilienportfolios<br />
immer interessanter - vor allem bei den<br />
44 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Immobilieninvestoren in<br />
Frankreich und Großbritannien.<br />
So gibt die Hälfte<br />
aller Befragten an, sich<br />
aktiv mit dem Ankauf von<br />
Immobilienportfolios zu<br />
beschäftigen. In Frankreich<br />
fällt das Interesse<br />
mit 74 Prozent besonders<br />
stark aus, gefolgt von den<br />
britischen Investmentprofis<br />
mit 67 Prozent. Auffällig<br />
gering ist das Interesse<br />
noch bei den deutschen<br />
Investoren. Dort beschäftigen<br />
sich nur 24 Prozent<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
der befragten Immobilieninvestoren<br />
mit möglichen Paketkäufen;<br />
die überwiegende Mehrheit von 57 Prozent<br />
gibt an, sich in keiner Weise mit Portfoliodeals<br />
- weder im An- noch im Verkauf<br />
- zu befassen. Besonders aufschlussreich<br />
ist dabei die Erwartung von 80 Prozent<br />
der Befragten, dass <strong>2016</strong> vor allem risikobehaftetere<br />
Portfolios verstärkt gehandelt<br />
werden dürften - eine Bestätigung der<br />
zunehmenden Renditeorientierung britischer,<br />
französischer, aber auch internationaler<br />
Anleger. Denn 74 Prozent der befragten<br />
Immobilienprofis sind überzeugt,<br />
dass Investoren aus Asien und Nordamerika<br />
verstärkt in Europa auftreten werden.<br />
Internationale Investoren könnten Paketdeals<br />
als Möglichkeit zum raschen Einstieg<br />
in den gesamteuropäischen Markt nutzen:<br />
Mit 70 Prozent erwartet die überwiegende<br />
Mehrheit der befragten Marktteilnehmer,<br />
dass mehr und mehr paneuropäische Portfolios<br />
auf den Markt kommen werden. Und<br />
immerhin 58 Prozent glauben, dass dabei<br />
Pakete mit Immobilien unterschiedlicher<br />
Nutzungsarten stärker gehandelt werden.<br />
Portfoliodeals sind kein neues Phänomen;<br />
2015 war ein Spitzenjahr für großvolumige<br />
Pakettransaktionen in Europa. Nachdem<br />
im vergangenen Jahr jedoch Portfolios mit<br />
einem klaren Nutzungsfokus,<br />
nämlich Büro oder Retail,<br />
dominierten, lässt sich<br />
seit dem 4. Quartal 2015<br />
ein verstärkter Trend zu gemischtgenutzten<br />
Portfolios<br />
feststellen. "Unter dem Einfluss<br />
der derzeit niedrigen<br />
Finanzierungskosten und<br />
der ausgeprägten Fähigkeit,<br />
große Kapitalmengen<br />
für eine einzige Transaktion<br />
bereitzustellen, wird das Interesse<br />
an paneuropäischen<br />
Portfolio stark befeuert",<br />
sagt Olaf Janßen. "Hinzu<br />
kommt, das Investoren aus<br />
Übersee ihre Allokation in Europa erhöhen<br />
und das Zinsfenster sowie den schwachen<br />
Euro nutzen wollen, um große Deals in<br />
diesem Jahr über die Ziellinie zu bringen."<br />
Märkte unter Beobachtung<br />
Die hierin liegenden Chancen zur Portfoliobereinigung<br />
bzw. zur Mitnahme von Verkaufsgewinnen<br />
wollen die europäischen<br />
Immobilieninvestoren in gesteigertem<br />
Maß nutzen. Sowohl 70 Prozent der deutschen<br />
als auch der britische Investoren<br />
kündigen an, in den nächsten zwölf Monaten<br />
verstärkt als Verkäufer von Gebäuden<br />
in Erscheinung zu treten. In Frankreich<br />
will immerhin noch jeder zweite Investor<br />
das sich nach und nach schließende Zeitfenster<br />
für Objektverkäufe im großen Stil<br />
nutzen. "<strong>2016</strong> wird ein spannendes Transaktionsjahr.<br />
Käufer und Verkäufer werden genau beobachten,<br />
in welche Richtung sich die<br />
einzelnen Märkte entwickeln und möglicherweise<br />
ihren Peak bereits erreicht<br />
haben", so Olaf Janßen. Investitionsklima<br />
für Immobilien verbessert sich nur in<br />
Deutschland seit der letzten Umfrage im<br />
Mai 2015 verzeichnet das Klima für Im-<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
45
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
mobilieninvestments nur noch in Deutschland<br />
einen leichten Aufwärtstrend. Der<br />
unter deutschen Investoren erhobene<br />
nationale Index legte um 0,6 Punkte zu<br />
und steht nun bei 69,9 Punkten. Damit<br />
beurteilen die deutschen Investoren das<br />
Klima für Immobilieninvestments in ihrem<br />
Land erstmals seit 2013 wieder besser als<br />
ihre Counterparts sowohl in Frankreich als<br />
auch in UK. Der in Großbritannien gemessene<br />
Wert büßte von allen Ländern mit 3,2<br />
Punkten am stärksten ein und liegt nun<br />
bei 68,3 Punkten. In Frankreich bleibt die<br />
gemessene Stimmung - abzulesen am nationalen<br />
Index mit aktuell 67,0 Punkten<br />
(minus 1,3 Punkte) - auch im fünften Jahr<br />
in Folge hinter den beiden anderen großen<br />
europäischen Immobilienmärkten zurück.<br />
Kennzeichen des französischen Index<br />
bleibt seine vergleichsweise hohe Volatilität,<br />
die aktuell den Unsicherheiten u.a.<br />
in Folge der Terroranschläge von Paris im<br />
November 2015 geschuldet sein dürfte.<br />
Autor www.union-investment.de<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
46 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Null-Zinsen und anhaltende Kapitalflut<br />
in fragilem Umfeld -<br />
Der gewerbliche<br />
Immobilieninvestmentmarkt in<br />
Deutschland mit solidem Jahresauftakt<br />
<strong>2016</strong><br />
Die Erhöhung der Leitzinsen in den<br />
USA zum Ende des letzten Jahres<br />
haben die globalen Finanzmärkte<br />
besser verdaut als von vielen befürchtet.<br />
Viel mehr Bauchgrummeln hat dagegen<br />
die überraschende Senkung des Leitzinses<br />
im Euroraum durch die EZB zu Beginn<br />
dieses Jahres verursacht, offenbarte die<br />
Zentralbank damit doch nichts anderes als<br />
das Scheitern der bisherigen Geldpolitik.<br />
Weiter runter geht's nun nicht mehr, der<br />
Zins steht bei 0%. Anders formuliert: wer<br />
Geld hat, wird bestraft. Wie "verzweifelt"<br />
die EZB mittlerweile in ihren Versuchen<br />
ist, die Konjunktur anzukurbeln, dokumentieren<br />
die jüngsten Überlegungen, sogenanntes<br />
"Helikoptergeld" an die Haushalte<br />
zu verteilen.<br />
Das bei den Banken gehortete Geld könnte<br />
- quasi aus dem Hubschrauber - zur Ankurbelung<br />
der Wirtschaft direkt bei den Konsumenten<br />
platziert werden. Für Banken<br />
und Finanzinstitute ist das Umfeld auf jeden<br />
Fall noch herausfordernder geworden.<br />
Gleichzeitig steigt auf der Anlegerseite der<br />
Druck, reichlich vorhandenes Kapital gewinnbringend<br />
anzulegen. Noch vor einem<br />
Jahr galt sozusagen vorbehaltlos, dass<br />
Sachwerte und insbesondere fremdkapitalintensive<br />
Produkte wie Immobilien von<br />
dieser Situation profitieren. Das gilt zwar<br />
noch immer. "Dennoch erscheint in der<br />
aktuellen Marktsituation umsichtiges und<br />
rationales Handeln der Akteure gefragter<br />
denn je. Und umso plausibler erscheint<br />
auch das derzeitige Verhalten der Investoren,<br />
eben nicht alle Preisvorstellungen<br />
der Verkäufer mitzugehen", so Dr. Frank<br />
Pörschke, bei JLL CEO Germany. Pörschke<br />
weiter: "Ähnlich verhält es sich mit dem<br />
Ölpreis. Auch hier galt in der Vergangenheit,<br />
dass ein niedriger Preis als indirektes<br />
Konjunkturprogramm gefeiert wurde, aktuell<br />
wird nun aber ein weiteres Absinken<br />
als eher negatives Signal gewertet."<br />
Optimisten noch in der Mehrheit<br />
Unterschiedliche Meinungen und Stimmungsbilder<br />
kennzeichneten auch die<br />
eben zu Ende gegangene MIPIM. Von "wir<br />
fahren unsere Aktivitäten weiter hoch" bis<br />
zu "die Märkte sind hoch kompetitiv und<br />
herausfordernd" reichte das Spektrum der<br />
Einschätzungen in Bezug auf die in ihrem<br />
Zyklus weit fortgeschrittenen Investmentmärkte.<br />
"Noch sind die Optimisten in der<br />
Mehrheit.<br />
Quelle: © WavebreakMediaMicro - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
47
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
Allerdings nehmen Investoren angesichts<br />
eines knapper werdenden Angebots, magerer<br />
Renditen und des günstigen Finanzierungsumfelds<br />
höhere Risiken in Kauf.<br />
Dazu gehört auch das Lösen von der einseitigen<br />
Fokussierung auf die traditionellen<br />
Assetklassen und das vermehrte Ins-Auge-Fassen<br />
alternativer Sektoren wie Pflegeheime,<br />
Studentenwohnungen oder Mikroappartements",<br />
so Timo Tschammler,<br />
bei JLL Member of the Management Board<br />
Germany. Tschammler weiter: "Auch beobachten<br />
wir ein erhöhtes Interesse für<br />
Projektentwicklungen. Noch immer sind<br />
die Banken allerdings recht zurückhaltend<br />
in Bezug auf die Finanzierung solcher<br />
Projekte. Deren Zurückhaltung relativiert<br />
wiederum das Risiko, dass Investoren<br />
spekulative Entwicklungen gegebenenfalls<br />
ohne ausreichende Vermietungsquoten<br />
und zu überhöhten Preisen ins Visier nehmen.<br />
Das wäre zweifellos ein Anzeichen<br />
einer ungesunden Entwicklung."<br />
Deutschlandweites<br />
Transaktionsvolumen von 8,2 Mrd.<br />
Euro - Noch fehlen die ganz großen<br />
Transaktionen<br />
Für das erste Quartal <strong>2016</strong> schlägt ein<br />
deutschlandweites Transaktionsvolumen<br />
gewerblich genutzter Objekte von 8,2 Mrd.<br />
Euro zu Buche, gegenüber dem Vorjahresquartal<br />
gleichbedeutend einem Minus von<br />
14 %. Dabei sind die ersten Wochen eines<br />
Jahres traditionell noch geprägt vom "Signing"<br />
einiger "Überhang"-Transaktionen,<br />
die zum Ende des Vorjahres nicht mehr<br />
zum Abschluss gebracht werden konnten.<br />
Dass sich die Monate Januar bis März <strong>2016</strong><br />
trotzdem als schwächstes Quartal seit Q2<br />
2014 präsentierten, ist nicht einem Einknicken<br />
der Nachfrage geschuldet, es<br />
fehlte schlicht an den ganz großen Transkationen.<br />
So konnten im ersten Quartal<br />
lediglich 13 Abschlüsse jenseits der 100<br />
Mio. Euro - Marke mit einem Gesamtvolumen<br />
von ca. 2,1 Mrd. Euro getätigt werden,<br />
davon acht Portfolio-Transaktionen.<br />
Darunter ist die mit rund 280 Mio. Euro<br />
größte Transaktion, der Verkauf der Baywa-Zentrale<br />
in München an einen Spezialfonds<br />
der Wealth Cap. Vor allem die institutionellen<br />
Investoren wie Versicherungen<br />
oder Pensionsfonds suchen nach wie vor<br />
Produkte im Volumen von 100 Mio. Euro<br />
und darüber - allerdings vor dem Hintergrund<br />
eines eklatanten Angebotsmangels.<br />
"Im Gesamtjahr <strong>2016</strong> erwarten wir derzeit<br />
noch ein Transaktionsvolumen in einer<br />
Größenordnung von rund 50 Mrd. Euro.<br />
Produktknappheit und die akkurate Risikoprüfung<br />
sowohl bei Banken als auch bei<br />
Investoren werden verhindern, dass 'alles<br />
geht'. Deswegen könnte am Ende des<br />
Jahres auch ein gegenüber dem Vorjahr<br />
niedrigeres Transaktionsvolumen bilanzieren,<br />
was angesichts der bereits beschriebenen<br />
Überhitzungsgefahren tendenziell<br />
eher positiv zu bewerten wäre", kommentiert<br />
Timo Tschammler das Investment-<br />
Szenario. Tschammler weiter: "Das häufig<br />
postulierte Qualitätsmerkmal gilt auch<br />
<strong>2016</strong>. Speziell die lang anhaltende Phase<br />
des 'billigen Geldes' muss uns für dieses<br />
wichtige Marktkriterium sensibilisieren,<br />
denn erst ein Aufweichen dieser Qualitätsfokussierung<br />
in Verbindung mit entsprechend<br />
hohen Kaufpreisen wäre kritisch<br />
zu sehen." Derzeit sei nicht abzusehen,<br />
dass aus "AB" (A-Stadt, B-Lage) ein "AC"<br />
(A-Stadt, C-Lage) wird. Gerade bei letzteren<br />
gestalte sich die Vermarktung von<br />
48 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
IMMOBILIEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
an sich guten Objekten schwierig oder gar<br />
unmöglich, wenn die Mikrolage oder die<br />
Mieterqualitäten nicht zu 100 % überzeugen.<br />
"Ähnlich stellt sich die Situation bei<br />
der Vermarktung von Portfolios dar: für<br />
Qualität wird bezahlt, bei Abweichungen<br />
davon wird es schwierig, und der Portfoliomix<br />
muss vom Verkäufer neu überdacht<br />
werden", so Tschammler.<br />
Überproportionaler Rückgang bei<br />
Portfolios - Büroimmobilien bleiben<br />
gefragteste Assetklasse<br />
Fast 80 % des gewerblichen Transaktionsvolumens<br />
entfallen im ersten Quartal <strong>2016</strong><br />
auf Einzeltransaktionen. Das ist noch einmal<br />
deutlich mehr als der relative Anteil<br />
zum Ende des Jahres 2015. Das Minus bei<br />
den absoluten Zahlen gegenüber dem Vorjahr<br />
liegt bei nur 3 % und damit deutlich<br />
unter dem Rückgang des Gesamtmarktes.<br />
Demgegenüber sank das Portfoliovolumen<br />
um fast 39 % auf 1,7 Mrd. Euro deutlich<br />
stärker ab. Rund 47 % (etwa 3,9 Mrd.<br />
Euro) entfallen auf die Assetklasse Büroimmobilie,<br />
gefolgt vom Einzelhandel mit<br />
20 % (1,7 Mrd. Euro).<br />
Die verbleibenden Anteile verteilen sich<br />
auf Lager-/Logistikimmobilien mit gut 10<br />
%, gemischt genutzte Immobilien (fast 8<br />
%), Hotelimmobilien mit 7 %, sowie Andere<br />
und Entwicklungsgrundstücke, die<br />
zusammen auf immerhin knapp 9 % des<br />
Volumens kommen. In der Gruppe der<br />
"Anderen" befinden sich überwiegend Pflegeheime,<br />
die als alternative Assetklasse<br />
vermehrt ins Blickfeld der Investoren rücken.<br />
"Wir beobachten, dass immer mehr<br />
Investoren versuchen, auf der Suche nach<br />
einer attraktiven Gesamtrendite ihr Portfolio<br />
möglichst breit aufzustellen. Das kann<br />
neben einer geographischen Diversifikation<br />
eben auch eine Streuung über mehrere<br />
Assetklassen sein", so Helge Scheunemann,<br />
bei JLL Head of Research Germany.<br />
Transaktionsvolumen in den Big 7<br />
sinkt überdurchschnittlich -<br />
Nachfrage außerhalb der Hochburgen<br />
dagegen stabil<br />
Zu Beginn des Jahres summiert sich das<br />
Transaktionsvolumen in den Big 7 zusammen<br />
auf 4 Mrd. Euro. Das sind immerhin<br />
rund 22 % weniger als noch im<br />
ersten Quartal 2015, der Rückgang fällt<br />
deutlich stärker aus als im deutschlandweiten<br />
Trend. Das Ausbleiben der großen<br />
Transaktionen macht sich hier sehr deutlich<br />
bemerkbar, entsprechend sanken die<br />
Volumina auch in Berlin (- 43 %), Frankfurt<br />
(- 59 %) und München (- 15 %) teilweise<br />
kräftig. Da die ganz großen Tickets<br />
überwiegend in diesen drei Märkten abgewickelt<br />
werden, hilft es auch nichts, dass<br />
in Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart jeweils<br />
ein Transaktionsplus zu verzeichnen<br />
war. Das Wechselspiel an der Spitze der<br />
Big 7 geht munter weiter, zum Ende des<br />
ersten Quartals hat sich mal wieder München<br />
als Top-Performer gezeigt. Mit knapp<br />
1,1 Mrd. Euro wurde die Milliarden-Grenze<br />
an der Isar geknackt. Relativ stabil gegenüber<br />
dem Vorjahr war das Transaktionsvolumen<br />
außerhalb der Big 7 mit rund<br />
4,2 Mrd. Euro. "Damit bestätigt sich der<br />
Ende 2015 beobachtete Trend, dass sich<br />
der Fokus der Investoren auf der Suche<br />
nach attraktiv verzinslichen Anlagen zunehmend<br />
auch auf andere Regionen richtet.<br />
Denn der Rückgang bei den Big 7 darf<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die<br />
Nachfrage weiterhin intakt ist, es in diesen<br />
Märkten allerdings immer schwieriger<br />
wird, ein adäquates Angebot zu finden",<br />
so Scheunemann.<br />
Anteil deutscher Investoren steigt<br />
wieder<br />
Der Anteil ausländischer Investoren ist<br />
zum Ende des ersten Quartals gefallen<br />
und liegt unter 40 %. Das Transaktions-<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
49
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I IMMOBILIEN<br />
volumen einheimischer Investoren hat<br />
also wieder zugenommen. An den Herkunftsländern<br />
hat sich dagegen nicht viel<br />
geändert. Nach wie stammt der Großteil<br />
des angelegten Kapitals aus Nordamerika,<br />
Großbritannien und Frankreich. "Das Interesse<br />
ausländischer Investoren an deutschen<br />
Gewerbeimmobilien ist unverändert<br />
hoch. Wir können aktuell allerdings noch<br />
nicht erkennen und belegen, dass sich<br />
das Interesse und die Nachfrage der Investoren<br />
allein aufgrund des anstehenden<br />
EU-Referendums in Großbritannien hier in<br />
Deutschland noch einmal erhöht haben",<br />
notiert Scheunemann. Und weiter: "Darüber<br />
hinaus bemerken wir bei den ausländischen<br />
Investoren zu Beginn des Jahres<br />
zwei weitere Trends. Zum einen agieren<br />
sie zunehmend eigenständiger, weil sie<br />
nach einer Phase der Marktsondierung die<br />
Märkte und deren Besonderheiten besser<br />
kennengelernt haben. Und zum anderen<br />
treten weniger sogenannte "New Entries"<br />
in Erscheinung, Investoren also, die zum<br />
ersten Mal in Deutschland investieren<br />
möchten. Der Mangel an qualitativ hochwertigen<br />
Bestandsobjekten schürt das Interesse<br />
an sogenannten Forward Deals,<br />
bei denen das im Bau befindliche Projekt<br />
bereits vor Fertigstellung an einen Endinvestor<br />
veräußert wird. Besonders von<br />
deutschen Investoren registrieren wir aktuell<br />
eine erhöhte Nachfrage an solchen<br />
Investmentprodukten."<br />
Verschnaufpause beim Rückgang der<br />
Renditen -<br />
Boden aber noch nicht erreicht<br />
Der Druck auf die Renditen hat auch zu<br />
Beginn des Jahres angehalten. Daran wird<br />
sich auch im Laufe des Jahres nichts ändern.<br />
Im Gegenteil: mit dem erneuten<br />
Absinken der Renditen für Staatsanleihen<br />
bleibt der Abstand zu den Spitzenrenditen<br />
nach wie vor historisch hoch und, rein auf<br />
diesen Vergleich bezogen, auch attraktiv.<br />
Für die abgelaufenen ersten drei Monate<br />
des Jahres beobachten wir allerdings eine<br />
Art Verschnaufpause. So sank der Durchschnittswert<br />
der Büro-Spitzenrenditen<br />
über die Big 7 hinweg nur minimal und<br />
liegt nun bei 4,13 %. Das ist der geringste<br />
Renditerückgang der letzten sechs Quartale.<br />
Auch im Einzelhandelssegment war<br />
es in Bezug auf die Renditeentwicklung<br />
ein ruhiges Quartal. Weder für Shopping<br />
Quelle: © Lotfi Mattou - Fotolia.com<br />
Center (4,25 %), noch für Fachmarktprodukte<br />
(5,25 % für Fachmarktzentren und<br />
5,50 % für einzelne Fachmärkte) und auch<br />
nicht für innerstädtische Geschäftshäuser<br />
(3,75 %) konnte eine Bewegung registriert<br />
werden. Lager-/Logistikimmobilien<br />
verzeichneten in den vergangenen Quartalen<br />
von allen Assetklassen jeweils die<br />
stärksten Renditerückgänge. Aber auch<br />
hier zeigt sich das gleiche Bild wie in den<br />
anderen Assetklassen, die durchschnittliche<br />
Spitzenrendite für die Big 7 Regionen<br />
verharrte unverändert bei 5,27 %. "Da neben<br />
dem zu erwartenden weiteren Absinken<br />
der Anfangsrenditen auch die Mieten<br />
moderat steigen, werden im weiteren Jahresverlauf<br />
auch die Preise in nahezu allen<br />
Assetklassen weiter zulegen, zumal auch<br />
<strong>2016</strong> gelten wird, dass das Interesse der<br />
Anleger deutlich höher sein dürfte als die<br />
Verkaufsbereitschaft der Eigentümer bzw.<br />
Bestandshalter. Vor diesem Hintergrund<br />
rechnen wir für das Gesamtjahr <strong>2016</strong> mit<br />
einem Wachstum der Büro-Kapitalwerte<br />
um insgesamt knapp 5 %", so Scheunemann.<br />
Autor: www.jll.de<br />
50 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
STIFTUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Stiftungen<br />
setzen zunehmend auf Erbschaften<br />
Stiftungen werben viel<br />
häufiger um Spenden<br />
und Zustiftungen als<br />
bisher angenommen. Dies<br />
zeigt eine Befragung im Stiftungspanel<br />
des Bundesverbandes<br />
Deutscher Stiftungen,<br />
die sich erstmals ausführlich<br />
dem Thema Fundraising widmet.<br />
Demnach sind bereits<br />
43 Prozent der befragten Stiftungen<br />
im Fundraising aktiv.<br />
Weitere 16 Prozent planen,<br />
ins Fundraising einzusteigen.<br />
40 Prozent werben keine zusätzlichen<br />
Mittel ein.<br />
Die Auswertung zeigt: Die<br />
Größe der Stiftungen hat<br />
Einfluss auf die Fundraisingaktivitäten.<br />
Knapp die Hälfte<br />
der größeren Stiftungen<br />
mit einem Kapital von über<br />
1 Million Euro verzichtet auf<br />
Fundraising, aber nur rund ein Drittel der<br />
kleinen Stiftungen mit einem Kapital unter<br />
1 Million Euro. Die befragten Stiftungen<br />
werben am häufigsten Kleinspenden (79<br />
Prozent), Großspenden (75 Prozent) und<br />
Zustiftungen (73 Prozent) ein. Es folgen<br />
Erbschaften (42 Prozent), Sachspenden<br />
(40 Prozent) und die Finanzierung durch<br />
andere Stiftungen (44 Prozent) sowie die<br />
öffentliche Hand (40 Prozent). Dazu Birgit<br />
Radow, Stellvertretende Generalsekretärin<br />
im Bundesverband Deutscher Stiftungen:<br />
"Stiftungen sind nicht erst seit der<br />
Niedrigzinsphase Akteure auf dem Spendenmarkt.<br />
Aber sicher haben die geringen<br />
Zinsen vor allem bei kleineren Stiftungen<br />
diese Entwicklung vorangetrieben.<br />
In Erbschaften sehen viele Stiftungen<br />
künftig die größte Fundraisingchance. Gerade<br />
Stiftungen mit ihrer auf Dauer angelegten<br />
Arbeit bieten sich für eine langfristige<br />
Wirkung von Erbschaften an." 2,6<br />
Quelle: © Myst - Fotolia.com<br />
Billionen Euro sollen in<br />
diesem Jahrzehnt von<br />
einer Generation auf die<br />
nächste vererbt werden.<br />
Fast 90 Prozent der<br />
befragten Stiftungen<br />
müssten ihre Aktivitäten<br />
ohne diese zusätzlichen<br />
Finanzierungsquellen<br />
einschränken. Vor allem<br />
bei geplanten Projekten<br />
(84 Prozent), weniger<br />
bei laufenden Projekten<br />
(65 Prozent), müssten<br />
die Stiftungen Abstriche<br />
machen. Immerhin jede<br />
dritte Stiftung befürchtet<br />
dann auch Kürzungen<br />
bei ganzen Programmbereichen,<br />
jede vierte<br />
Stiftung müsste beim<br />
Projektpersonal sparen.<br />
Von den 40 Prozent der befragten Stiftungen,<br />
die nicht im Fundraising aktiv<br />
sind, hat immerhin jede vierte nach ihrer<br />
eigenen Einschätzung ausreichend finanzielle<br />
Ressourcen für ihre Arbeit. Bei<br />
größeren Stiftungen mit einem Kapital<br />
von mehr als einer Million Euro ist dies<br />
deutlich häufiger der Fall als bei kleineren<br />
Stiftungen mit weniger als einer Million<br />
Euro Stiftungsvermögen. 51 Prozent der<br />
Stiftungen, die keine Mittel einwerben,<br />
nennen die fehlende organisationsinterne<br />
Bereitschaft zum Fundraisen (Institutional<br />
Readiness) als Grund. Die Befragung<br />
fand online im Januar <strong>2016</strong> statt. Befragt<br />
wurden Stiftungen, die beim StiftungsPanel<br />
des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen<br />
registriert sind. Teilgenommen<br />
haben 44,8 Prozent der in diesem Zeitraum<br />
538 registrierten Teilnehmer des<br />
StiftungsPanels.<br />
Autor: www.stiftungen.org<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
51
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW<br />
Niedrigzinspolitik verlangt zunehmend<br />
nach neuen Konzepten<br />
für den Vermögensaufbau<br />
und die Absicherung im Alter<br />
was die Besucher besonders interessiert?<br />
Interessen der Invest-Messe-Besucher sehr unterschiedlich<br />
I N T E R V I E W<br />
FBM: Herr Wiesinger, die jährlich stattfindende „Invest“ ist die größte<br />
Anlegermesse in Deutschland. Sie veranstalten diese seit Beginn. Wie hat<br />
sich die Messe aus Ihrem Blick als Veranstalter über die Jahre entwickelt?<br />
Andreas Wiesinger: Die Invest hat sich schnell zu einem wichtigen Pflichttermin<br />
für Anleger entwickelt und ist seit über 15 Jahren die größte Veranstaltung<br />
im deutschsprachigen Raum rund um die Themen Finanzen und<br />
Geldanlage. Engagierte Privatanleger aus der DACH-Region und institutionelle<br />
Anleger, wie zum Beispiel, Bankberater, Makler und Vermögensverwalter<br />
informieren sich seit Jahren auf der Invest. Beide Besuchergruppen finden<br />
auf der Messe Stuttgart wertvolle Informationen zu allen wichtigen Anlageprodukten<br />
und diskutieren aktuelle Finanztrends. Vor allem in volatilen Zeiten<br />
und im Niedrigzinsumfeld sind Informationen für Anlageentscheidungen eine<br />
wichtige Grundvoraussetzung. Die Invest ist die einzige Veranstaltung, die<br />
alle Anlageklassen abbildet, einen aktuellen Marktüberblick verschafft und<br />
den Besuchern das entscheidende Wissen bietet, um künftige Finanzentscheidungen<br />
treffen zu können. Der diesjährige Zuwachs auf über 140 Aussteller<br />
unterstreicht das bewährte Messekonzept und bestätigt unsere Spitzenstellung<br />
unter den deutschen Veranstaltungen im Finanzsektor.<br />
FBM: Wer sind die Besucher Ihrer Messe und aus welchem Einzugsgebiet<br />
kommen diese?<br />
Andreas Wiesinger: Die Invest rundet die Finanzwoche ab, zu der sich die<br />
Branche jährlich im Frühjahr in Stuttgart trifft. Entsprechend kamen unsere<br />
Besucher überwiegend aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und<br />
Hessen. Etwa ein Drittel der Besucher reisten mehr als 100 Kilometer weit an.<br />
FBM: Kommen die Besucher tatsächlich um sich Finanzprodukte der Aussteller<br />
anbieten zu lassen?<br />
Andreas Wiesinger: Die Fakten liegen klar auf der Hand - die Niedrigzinspolitik<br />
verlangt zunehmend nach neuen Konzepten für den Vermögensaufbau<br />
und die Absicherung im Alter. Das heißt für Anleger, Informationen rund<br />
um alle Anlageklassen werden immer wichtiger, um künftig eine gute und<br />
nachhaltige Finanzentscheidung treffen zu können. Auch darauf beruht die<br />
Attraktivität unserer Messe. Das Interesse der Invest-Besucher ist jedoch<br />
sehr unterschiedlich, das variiert je nach den individuellen Zielen bei der<br />
52 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Interview mit Andreas Wiesinger,<br />
Bereichsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung<br />
Messe Stuttgart<br />
Geldanlage und der Risikobereitschaft. Nachdem aktuell am Anleihemarkt die Rendite<br />
kaum die Inflationsrate ausgleicht und andere Produkte starken Schwankungen unterworfen<br />
sind, steht die Aktie bei den Anlegern derzeit wieder mehr im Mittelpunkt. Vorträgen<br />
wie „Aktienmarkt <strong>2016</strong> – Ein Paradies für Stock-Picker“, „Aktien, Gold und Co: Das<br />
gehört ins Depot“ und „Dividendenstrategie: Aktien sind die besseren Staatsanleihen“<br />
waren entsprechend stark nachgefragt. Natürlich raten selbst die Experten nicht nur auf<br />
eine Anlageklasse zu setzen. Somit erhielten die Invest-Besucher auch wichtige Informationen<br />
über Alternativen wie Tradingmodelle, Sachwerte oder Fonds und ETFs, also<br />
börsennotierte Indexfonds.<br />
FBM: Was kommt vom Programm bei den Besuchern besonders gut an?<br />
Andreas Wiesinger: Aus dem umfangreichen Kongress- und Rahmenprogramm mit rund<br />
300 Veranstaltungen kamen besonders die Podiumsdiskussionen mit namenhaften Experten<br />
auf den Bühnen der ARD und Verlagsgruppe Handelsblatt gut an. Knapp 90 Prozent der<br />
Besucher nutzen die Expertenrunden, Live-Interviews und Vorträge, um sich über aktuelle<br />
Finanzthemen in einer Tiefe zu informieren, wie es sonst nur institutionellen Anlegern<br />
vorbehalten ist. Schwerpunkte an den Messeständen und im Rahmenprogramm waren die<br />
übergreifenden Themen Vermögensaufbau und Absicherung im Alter.<br />
FBM: Was waren in diesem Jahr die Highlights der Invest? Gab es einen neuen Besucher-Rekord?<br />
Andreas Wiesinger: Die Messe „Grünes Geld“ und der Themenpark „Neue FinTech-<br />
Helden“ zählten definitiv zu den Highlights der Invest <strong>2016</strong>. Im Rahmen von „Grünes<br />
Geld“ wurde der Themenschwerpunkt nachhaltige Geldanlage intensiv beleuchtet und<br />
bot Besuchern qualifizierte Beratung rund um ethisches und nachhaltiges Wirtschaften.<br />
Das Trendthema Digitalisierung der Finanzbranche wurde im Themenpark „Neue Fin-<br />
Tech-Helden“ aufgegriffen. Rund 15 Aussteller präsentierten hier digitale Lösungen für<br />
den Finanzsektor. Mit der ARD und insbesondere Markus Gürne sowie seinem Team von<br />
Börse vor Acht, hatten wir in diesem Jahr starke Partner an Bord. Eine Premiere konnten<br />
wir in der Zusammenarbeit mit Phoenix feiern. Die Phoenix-Sendungen „Forum<br />
Wirtschaft Spezial“ und die Podiumsdiskussion „Planlos ins Alter? Die große Rentenverunsicherung“<br />
haben uns große mediale Aufmerksamkeit gebracht. Die starke Resonanz<br />
der neuen Themen und Kooperationen spiegelte sich auch bei den Besuchern wieder.<br />
Knapp 12.000 Anleger haben die Invest besucht – das entspricht einem Zuwachs von<br />
13 Prozent im Vorjahrsvergleich.<br />
FBM: Was sind Ihrer Meinung nach die Erfolgsrezepte für Aussteller auf der „Invest“?<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
53
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING - INTERVIEW<br />
Quelle: © Stuttgarter Messe<br />
Andreas Wiesinger: Bei jeder Messe, wie auch der Invest, steht der direkte Kundenkontakt<br />
im Vordergrund. Wie bereits weiter oben erwähnt, wendet sich die Invest an<br />
engagierte Privatanleger aus der DACH-Region und institutionelle Anleger. Hier haben<br />
Aussteller eine einzigartige Plattform um den direkten Kontakt zu Kunden aufzubauen<br />
und interessante Gespräche zu führen.<br />
FBM: Werden Sie das Messekonzept auch für das nächste Jahr so beibehalten oder kommt<br />
es zu Neuerungen?<br />
Andreas Wiesinger: Das Messekonzept der Invest hat sich mehr als bewährt. Wichtig<br />
für den anhaltenden Erfolg ist sicher das Veranstaltungskonzept, das wir gemeinsam<br />
mit unserem Partner – der Börse Stuttgart – permanent weiterentwickeln. In Messe,<br />
Kongress und Rahmenprogramm vermitteln Aussteller und bekannte Finanzexperten geballtes<br />
Know-how zu allen Anlageklassen. Das erhalten die Besucher so nur in Stuttgart.<br />
FBM: Planen Sie auch künftig weitere Themen in das Messekonzept zu integrieren, wie<br />
zum Beispiel Altersversorgung/Versicherungen?<br />
Andreas Wiesinger: Die Themen Altersvorsorge und Versicherungen wurden auch in<br />
diesem Jahr, etwa in Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Live-Interviews beleuchtet. Ob<br />
wir hierzu künftig einen speziellen Themenschwerpunkt erstellen werden, ist zum jetzigen<br />
Zeitpunkt noch nicht entschieden. www. www.messe-stuttgart.de/invest/<br />
Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,<br />
Chefredaktion <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
54 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERTRIEB / MARKETING I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Vertriebswege in der Assekuranz:<br />
Makler- und Onlinevertrieb auf<br />
Höchststand<br />
Um eine Versicherung abzuschließen,<br />
stehen Versicherungskunden<br />
zahlreiche Wege offen. Während<br />
die beiden Vertriebswege Agentur/Geschäftsstelle<br />
oder der klassische Hausbesuch<br />
des Versicherungsvertreters konstant<br />
die höchste Akzeptanz aufweisen, gewinnen<br />
alternative Vertriebsformen kontinuierlich<br />
an Aufmerksamkeit. So erreichen<br />
Makler- und Onlinevertrieb 2015 jeweils<br />
Akzeptanz-Höchstwerte seit Beginn der<br />
erhobenen Messungen im Jahr 1996.<br />
Jeder zweite Versicherungsentscheider und<br />
-mitentscheider (52 Prozent) in Deutschland<br />
gibt an, dass ihm ein Versicherungsabschluss<br />
beim Makler grundsätzlich zusagt.<br />
Vor 15 Jahren (in 2000) war es nur<br />
jeder Dritte (34 Prozent). Beim Online-Vertrieb<br />
steigt die Akzeptanz bevölkerungsrepräsentativ<br />
erstmalig über die 30-Prozent-<br />
Marke und hat sich im Vergleich zu 2000<br />
von acht auf 32 Prozent vervierfacht. Bei<br />
den bis 30-Jährigen, den zukünftigen Neukunden,<br />
liegt die Akzeptanz für den Online-<br />
Abschluss jedoch bereits bei 57 Prozent.<br />
Auch Kunden mit höherem Einkommen<br />
und umfangreicherem Versicherungsbedarf<br />
sind gegenüber Online-Angeboten mit<br />
39 Prozent Akzeptanz offener. Dies ist das<br />
Ergebnis der Studie „Kundenmonitor e-<br />
Assekuranz“ des internationalen Marktforschungs-<br />
und Beratungsinstituts YouGov,<br />
für die 2.294 Versicherungsentscheider<br />
und -mitentscheider vom 27.04.2015 bis<br />
14.06.2015 in 20-minütigen bevölkerungsrepräsentativen<br />
Face-to-Face-Interviews<br />
befragt wurden.<br />
Die Abschlussbereitschaft über das Internet<br />
ist bisher aber kaum weiter differenziert.<br />
Sowohl der direkte Abschluss bei<br />
einem Versicherer als auch der Abschluss<br />
über einen Vergleichsrechner sind mit 27<br />
bzw. 28 Prozent Akzeptanz in der Bevölkerung<br />
gleich beliebt. Dies gilt auch ebenso<br />
für die jungen Kunden bis 30 Jahre.<br />
Die Steigerungsraten in der Akzeptanz<br />
des Makler- und Onlinevertriebs schlagen<br />
sich auf die tatsächliche Nutzung der Beratungs-<br />
und Abschlusspunkte nieder: So<br />
hat jeder Fünfte (21 Prozent) überhaupt<br />
schon einmal eine Versicherung über einen<br />
Makler abgeschlossen (2000: 10 Prozent)<br />
und jeder Achte (12 Prozent) online<br />
(2000: unter 1 Prozent).<br />
Nahezu jeder fünfte Neuabschluss<br />
online<br />
Bei Neuabschlüssen, die in den letzten zwei<br />
Jahren getätigt wurden, zeigt die Studie,<br />
dass 19 Prozent aller erfassten Neuabschlüsse<br />
über das Internet getätigt wurden.<br />
In den letzten fünf Jahren hat sich<br />
damit der Anteil der Online-Abschlüsse fast<br />
verdoppelt (2010: 11 Prozent). Versicherungsabschlüsse<br />
beim Makler hat über die<br />
letzten Jahre etwa jeder Zehnte durchgeführt.<br />
Jedoch sind die Wachstumsraten in<br />
diesen beiden Vertrieben von sehr unterschiedlichen<br />
Produkten getrieben. Während<br />
der Online-Vertrieb von einfachen<br />
oder kleineren Versicherungen wie z. B.<br />
Kfz-, private Krankenzusatz- oder private<br />
Haftpflichtversicherung profitiert, sind Versicherungsmakler<br />
bei komplexeren Verträgen<br />
wie z. B. einer privaten Pflege- oder<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung erfolgreich.<br />
Der Großteil der Online-Abschlüsse<br />
wird über die Internetseiten der Versicherungsgesellschaften<br />
getätigt. Der „Kundenmonitor<br />
e-Assekuranz“ ist ein jährliches<br />
repräsentatives Monitoring der Vertriebswegenutzung<br />
und -akzeptanz sowie der<br />
psychografischen Versicherungsmentalität<br />
inkl. der Service- und Beratungserwartungen<br />
im Versicherungsmarkt mit besonderer<br />
Vertiefung des Onlinevertriebs.<br />
Er liefert mit über 100 Seiten wichtige Erkenntnisse<br />
zur Nutzung des Internetangebots<br />
von Versicherern und zeigt die Online-<br />
Trends im Versicherungsmarkt auf.<br />
Autor: www.yougov.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
55
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERTRIEB / MARKETING<br />
B2B-Vertrieb und -Marketing<br />
in der digitalen Welt<br />
Die Käufer regieren die Welt – und<br />
das traditionelle Verkaufs- und<br />
Marketingmodell hat oftmals<br />
ein eingebautes Verfallsdatum. Zu diesem<br />
Schluss kommt die aktuelle Studie<br />
„Bought not sold: Marketing and selling to<br />
digitally empowered business customers“<br />
der internationalen Managementberatung<br />
Bain & Company. B2B-Unternehmen, die<br />
weiterhin erfolgreich sein wollen, müssen<br />
ihr Marketing- und Vertriebsmodell<br />
anpassen. „Die führenden B2B-Anbieter<br />
verhalten sich zunehmend wie die besten<br />
B2C-Firmen“, erklärt Dr. Tobias Umbeck,<br />
Partner bei Bain & Company und Experte<br />
für Marketingstrategien. „Sie nutzen<br />
Big Data zur präzisen Analyse ihrer Kunden,<br />
erreichen diese zu einem sehr frühen<br />
Zeitpunkt im Kaufprozess und unterstützen<br />
sie mit wichtigen Informationen in<br />
den richtigen digitalen Kanälen. Am Ende<br />
machen sie dann das Geschäft.“ Viele Unternehmen<br />
sind dazu allerdings noch nicht<br />
in der Lage. Nach einer weltweiten Bain-<br />
Befragung von Marketing- und Sales-Managern<br />
fühlen sich lediglich zwölf Prozent<br />
gut auf die neuen Realitäten vorbereitet.<br />
Zu rechnen ist mit folgenden Entwicklungen:<br />
Die bisher getrennten Ressorts<br />
Marketing und Vertrieb verschmelzen, die<br />
Gesamtzahl der Vertriebsmitarbeiter im<br />
Unternehmen sinkt und die bisher oft grobe<br />
Kundensegmentierung wird durch eine<br />
datengestützte Analyse auf Einzelkundenbasis<br />
ersetzt.<br />
Quelle: © violetkaipa - Fotolia.com<br />
Die Erfolgsrezepte<br />
der Marketingvorreiter<br />
Immerhin sieht sich fast jedes fünfte Unternehmen<br />
laut Bain-Studie bereits heute<br />
gut gerüstet für das neue Kräfteverhältnis<br />
zwischen B2B-Verkäufern und -Käufern.<br />
Diese Vorreiter untermauern ihren messbaren<br />
Markterfolg mithilfe von drei Strategien:<br />
1.Informationen, die der Kunde wirklich<br />
will. Für Unternehmen ist es schwieriger<br />
denn je, eine Marke positiv im Bewusstsein<br />
der Geschäftspartner zu verankern.<br />
Die Käufer bilden sich ihre eigene Meinung<br />
– durch Testberichte, Produktbewertungen<br />
von Nutzern und Kommentare<br />
in den sozialen Medien. Umso wichtiger<br />
ist es, rechtzeitig Einfluss auf die Entscheidungsfindung<br />
des B2B-Kunden zu<br />
nehmen. Die Vorreiter der Bain-Studie<br />
setzen daher intensiv auf Content-Marketing.<br />
Sie bieten dem Kunden in allen<br />
Informationskanälen nützliche und spannende<br />
Inhalte, die dieser wirklich will<br />
oder von sich aus anfordert. Ein gutes<br />
Beispiel ist die in Dänemark ansässige<br />
weltgrößte Container-Reederei Maersk.<br />
Der Konzern nutzt die sozialen Netzwerke<br />
äußerst professionell: Blogs der<br />
Kapitäne, kleine Porträts außergewöhnlicher<br />
Mitarbeiter, dramatische Fotos von<br />
Schifffahrten durchs Packeis. Mit diesen<br />
Content-Marketing-Maßnahmen erreicht<br />
Maersk auf Facebook, Twitter und Instagram<br />
ein Millionenpublikum – zu einem<br />
Bruchteil der Kosten des herkömmlichen<br />
Werbemarketings.<br />
2. Relevante Kundendaten sammeln und<br />
intelligent auswerten. Viele Unternehmen<br />
sitzen auf einem wahren Schatz von Informationen<br />
über ihre B2B-Kunden, wissen<br />
ihn jedoch nicht zu nutzen. Es fehlt<br />
im ersten Schritt die systematische Analytik:<br />
Welche Produkte hat der Kunde in<br />
56 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERTRIEB / MARKETING I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Quelle: © nyul - Fotolia.com<br />
der Vergangenheit gekauft? Was bevorzugten<br />
ähnliche Käufer? Was recherchieren<br />
potenzielle Kunden gerade in Echtzeit<br />
auf der Website des Unternehmens?<br />
Wer über diese Informationen und die<br />
entsprechende Analytik verfügt („Big<br />
Data“) verfügt, erkennt die wahren Bedürfnisse<br />
seiner Kunden und kann sie in<br />
einem zweiten Schritt gezielt über neue<br />
Produkte oder Kampagnen informieren.<br />
Der Anbieter differenziert auf diese Weise<br />
nicht mehr grob nach Käufergruppen,<br />
sondern umsorgt jeden einzelnen Kunden,<br />
indem er seinen speziellen Bedürfnissen<br />
entspricht („Segment of One“).<br />
3.Dynamischer Kaufprozess und ein<br />
überzeugendes Einkaufserlebnis. Geschäftskunden<br />
verlangen ebenso wie<br />
Endverbraucher den schnellen und effektiven<br />
Kontakt zum Produktanbieter. Unternehmen,<br />
denen es gelingt, diese Anforderung<br />
zu erfüllen, erzielen qualitativ<br />
höherwertige Kundenkontakte und bessere<br />
Abschlussraten. Ein in der Bain-Studie<br />
genannter Softwarekonzern hat seine<br />
komplette Vertriebsstruktur umgestellt –<br />
weg vom „One size fits all“-Konzept hin<br />
zu einem dem jeweiligen Kundensegment<br />
angepassten Modell. Für Hunderte von<br />
Großkunden heißt das: Sie haben hoch<br />
spezialisierte Ansprechpartner auf allen<br />
Hierarchieebenen des Anbieters und eine<br />
Vertriebsabteilung, deren Vergütung sich<br />
nach der Dauer der Kundenbeziehung<br />
richtet. Kleine und mittelgroße Kunden<br />
erhalten ein flexibles Testkaufmodell<br />
(„see, try, buy“) und können Software<br />
für einen gewissen Zeitraum kostenlos<br />
nutzen. Entschließen sie sich zum Kauf,<br />
werden sie nicht nur von IT-Experten des<br />
Unternehmens unterstützt, sondern auch<br />
von den Verkaufsmanagern hinsichtlich<br />
sinnvoller weiterer Produkte beraten.<br />
Worauf sich das Management jetzt<br />
einstellen muss<br />
Das veränderte Kundenverhalten in der<br />
digitalen Ära ist für die Verantwortlichen<br />
in Vertrieb und Marketing eine nicht zu<br />
unterschätzende Herausforderung. Agieren<br />
die Marketing- und Verkaufsteams<br />
bereits als Einheit? Ist die eigene digitale<br />
Strategie schon so weit entwickelt,<br />
dass die Zielkunden auf allen Kanälen<br />
erreicht werden? Sind die gesammelten<br />
Kundendaten aussagekräftig genug,<br />
um das Verhalten potenzieller Käufer zu<br />
prognostizieren und ihnen während des<br />
Kaufprozesses eine rundum positive Erfahrung<br />
zu ermöglichen? Bain-Experte<br />
Umbeck: „Unternehmen, die der Konkurrenz<br />
voraus sind, können von den Veränderungen<br />
des neuen digitalen Kaufverhaltens<br />
nachhaltig profitieren und sind<br />
nachweislich erfolgreicher.“<br />
Autor: www.bain.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
57
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I UNTERNEHMEN<br />
Sehr unterschiedliche Steuersätze bei<br />
Unternehmensnachfolge<br />
Modellrechnung vergleicht 42 Länder<br />
Familienunternehmen in aller Welt unterliegen<br />
sowohl im Erbfall als auch<br />
bei einer Nachfolgeregelung sehr unterschiedlichen<br />
Steuersätzen. Das zeigt<br />
eine Modellrechnung von KPMG, für die die<br />
Steuervorschriften in 42 Ländern verglichen<br />
wurden. Anhand eines fiktiven Familienunternehmens<br />
im Wert von umgerechnet 10 Millionen<br />
Euro wurde für den „Global Family Business<br />
Tax Monitor“ die Steuerbelastung für<br />
den Fall berechnet, dass das Unternehmen<br />
vererbt wird beziehungsweise im Zuge einer<br />
Nachfolgeregelung an die Nachkommen<br />
übergeht. Lässt man Ausnahmeregelungen<br />
unberücksichtigt, liegt die potenzielle Steuerbelastung<br />
in den 42 untersuchten Ländern<br />
im Erbfall zwischen 0 und 45 Prozent<br />
(umgerechnet bis zu 4,5 Millionen Euro in<br />
Australien oder in einzelnen US-Bundesstaaten).<br />
Ein Drittel der untersuchten Staaten<br />
(14) erhebt im Erbfall keinerlei Steuern.<br />
In weiteren 11 Ländern liegt der Steuersatz<br />
bei umgerechnet maximal 10 Prozent (oder<br />
1 Million Euro). In rund einem Viertel der<br />
Staaten (11) liegt der Steuersatz bei mindestens<br />
30 Prozent (3 Millionen Euro).<br />
Besteuerung bei Nachfolgeregelung<br />
Von den analysierten 42 Ländern erhebt<br />
genau die Hälfte (21) Steuern in Höhe von<br />
maximal 10 Prozent (umgerechnet 1 Million<br />
Euro). In zehn dieser Staaten wiederum<br />
werden im Nachfolgefall sogar gar keine<br />
Steuern erhoben. Selbst bei Berücksichtigung<br />
von Ausnahmeregelungen kann die<br />
Steuerbelastung allerdings erheblich sein;<br />
sie beträgt im Extremfall bis zu 55 Prozent<br />
in Japan (umgerechnet knapp 5,5 Millionen<br />
Euro). Kay Klöpping, Partner bei KPMG<br />
im Bereich Familienunternehmen und verantwortlich<br />
für Nachfolgeberatung: „Die<br />
komplexen Ausnahmetatbestände machen<br />
deutlich, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig<br />
mit den jeweiligen Steuerregelungen zu<br />
befassen. Familienunternehmer stehen vor<br />
erheblichen Herausforderungen, wenn es<br />
um die steuerliche Behandlung der Nachfolgeregelung<br />
geht.“ So entfällt beispielsweise<br />
unter Berücksichtigung der Ausnahmetatbestände<br />
in 19 der 42 Länder eine<br />
Steuerzahlung im Nachfolgefall.<br />
Autor: www.kpmg.de<br />
Generationswechsel im Mittelstand<br />
immer schwieriger Neuer DIHK-Report<br />
zur Unternehmensnachfolge<br />
Mehr Senior-Chefs denn je möchten<br />
hierzulande ihren Betrieb übergeben;<br />
gleichzeitig ist die Zahl potenzieller<br />
Nachfolger auf ein Rekordtief<br />
gesunken: Der aktuelle Report des Deutschen<br />
Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK) zur Unternehmensnachfolge<br />
zeigt Engpässe in der ganzen Breite des<br />
Mittelstandes auf. "Die Zahl der Unternehmer<br />
im Rentenalter wächst weiter", fasste<br />
DIHK-Präsident Eric Schweitzer die Ergebnisse<br />
der Erhebung gegenüber der Tageszeitung<br />
"Die Welt" zusammen. "Nachfolger<br />
sind häufig nicht in Sicht." In Handel und<br />
Gastronomie gebe es mittlerweile doppelt<br />
so viele übergabereife Unternehmen wie<br />
potenzielle Interessenten, so der DIHK-<br />
Präsident. "In der Industrie kommen sogar<br />
fünf Alt-Inhaber auf einen möglichen<br />
Übernehmer." Insgesamt finden der Ana-<br />
58 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
UNTERNEHMEN / VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
lyse zufolge 43 Prozent der Senior-Chefs<br />
in Deutschland keinen Nachfolger, so viele<br />
wie nie zuvor. "Größtes Hemmnis bei der<br />
Unternehmensnachfolge bleibt die Finanzierung",<br />
berichtete Schweitzer, "– und<br />
das, obwohl das Finanzierungsumfeld generell<br />
mit historisch niedrigen Zinsen derzeit<br />
äußerst günstig ist." Trotzdem habe<br />
fast jeder zweite Nachfolger Finanzierungsprobleme.<br />
"Und aktuelle Pläne des Baseler Ausschusses<br />
zur europäischen Bankenregulierung<br />
würden die Situation noch verschärfen",<br />
so Schweitzer weiter: "Wenn<br />
Banken künftig Zinsrisiken pauschal<br />
mit Eigenkapital unterlegen müssten,<br />
dann würden Langfristkredite erheblich<br />
teurer", warnte er. Und die seien gerade<br />
auch bei Betriebsübernahmen notwendig.<br />
"Diese Pläne gehören deshalb zurück in<br />
die Schublade", forderte der DIHK-Präsident.<br />
"Darüber hinaus muss die Politik<br />
Anreize für mehr Unternehmernachwuchs<br />
setzen." Hierzu zähle neben einer mittelstandsfreundlichen<br />
Erbschaftsteuer die<br />
flächendeckende "Vermittlung von Unternehmertum<br />
in Schulen". Dem aktuellen<br />
DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge<br />
liegen mehr als 20.000 Kontakte der Experten<br />
aus den Industrie- und Handelskammern<br />
mit Senior-Unternehmern und<br />
Existenzgründern zugrunde.<br />
Autor: www.dihk.de<br />
Schnell, leistungsfähig und innovativ -<br />
die digitale Zukunft von Versicherungen<br />
Auf dem zweiten „Versicherungs.<br />
Dialog“ der Unternehmensberatung<br />
BearingPoint diskutierten<br />
Experten über die Digitalisierung der<br />
Versicherungsbranche. Mehr als 20 Führungskräfte<br />
aus 16 Unternehmen der<br />
Versicherungsindustrie diskutierten im<br />
Rahmen des zweiten „Versicherungs.Dialogs“<br />
von BearingPoint Ende April über<br />
die aktuellen Entwicklungen in der Branche.<br />
In der Diskussion unter der Leitung<br />
von Achim Nogli, Partner im Bereich IT<br />
Advisory bei BearingPoint, konnten die<br />
Teilnehmer eigene Erfahrungen sowie<br />
Einschätzungen zum Thema „Digitalisierung<br />
des Versicherungsbetriebes“<br />
austauschen. Dabei lag der Fokus auf<br />
der Transformation von IT-Kernanwendungen<br />
und der Einführung moderner<br />
Lösungen.<br />
Eine der führenden Fragestellungen war, inwieweit<br />
die IT-Bereiche der Versicherungsunternehmen<br />
in Bezug auf Schnelligkeit,<br />
Leistungsfähigkeit und Innovationskraft<br />
mit den großen Internet-Unternehmen<br />
mithalten können. Aus dieser Diskussion<br />
wurden verschiedene Aspekte abgeleitet.<br />
Dazu gehören die konkreten mittel- und<br />
langfristigen Maßnahmen, die notwendig<br />
sind, um die IT der deutschen Versicherer<br />
zu modernisieren und „fit“ für die digitale<br />
Revolution zu machen. Hier gaben<br />
einige Teilnehmer an, sich bereits an den<br />
sogenannten „Fintechs“ zu beteiligen, um<br />
am Geschehen im Markt teilzuhaben. Ferner<br />
wurden die heutigen und zukünftigen<br />
Geschäftsmodelle der IT besprochen. Besonders<br />
interessant waren die Fragestellungen<br />
der „optimalen“ Fertigungstiefe<br />
und des Einsatzes von allgemeinen Stan-<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
59
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
dards. Achim Nogli präsentierte die Ergebnisse<br />
einer aktuellen BearingPoint-Studie<br />
zu Transformations- und Erneuerungsprozessen<br />
in der Versicherungswirtschaft und<br />
stieß die Diskussionsrunde an: „Die bestehenden<br />
Altanwendungen können die Anforderungen<br />
digitaler Prozesse nur ungenügend<br />
unterstützen. Notwendig ist eine<br />
Erneuerung der IT-Kernlösungen auf Basis<br />
von Standards. Kleinere und mittelgroße<br />
Versicherer sind besonders von der immer<br />
stärker auseinanderklaffenden Schere der<br />
IT-Kostenquote betroffen. Bei diesen Unternehmen<br />
verstärkt sich der Druck, sich<br />
auf die Kernkompetenzen zu besinnen<br />
und bei der IT auf Standards zu setzen.<br />
Bereits mehrere Lösungsanbieter mit unterschiedlichen<br />
Implementierungsphilosophien<br />
haben sich in den letzten Jahren am<br />
Markt etabliert. Ihre adäquaten Versicherungslösungen<br />
unterstützen kleinere und<br />
mittelgroße Versicherungen, bei der Digitalisierung<br />
mitzuhalten.“<br />
In Kundenberichten haben Dr. Thomas<br />
Niemöller, Mitglied des Vorstands der<br />
Westfälischen Provinzial Versicherung, und<br />
Rolf Bertram, Leiter der IT der Rheinischen<br />
Versorgungskassen, aktuelle Vorhaben im<br />
Rahmen der Erneuerungs- und Digitalisierungsstrategien<br />
ihrer Häuser vorgestellt.<br />
Dr. Niemöller beschrieb die aktuellen Herausforderungen<br />
der Provinzial Versicherung<br />
bei der Digitalisierung der Unternehmensprozesse:<br />
„Wir haben uns bewusst<br />
für einen evolutorischen Weg entschieden,<br />
um die Basis für die anstehenden Digitalisierungsvorhaben<br />
schnell umsetzen zu<br />
können, ohne dabei den laufenden Geschäftsbetrieb<br />
zu behindern. In unserem<br />
Lösungsansatz haben wir die Kernanwendungen<br />
mit BPM- und SOA-Technologien<br />
prozessual so miteinander verknüpft, dass<br />
wir die Fachprozesse übergreifend und teilautomatisiert<br />
gestalten können. Agile Methoden<br />
und der Einsatz interdisziplinärer<br />
Experten-Teams aus IT, ITK und Fachbereichen<br />
waren wesentliche Erfolgsfaktoren<br />
bei der Umsetzung unseres Vorhabens.“<br />
In seinem Erfahrungsbericht präsentierte<br />
Rolf Bertram die Schlüsselfaktoren für die<br />
erfolgreiche Erneuerung und Einführung<br />
einer Kernversicherungsanwendung: „Die<br />
Herausforderung für den Fachbereich bestand<br />
darin, sich von der bisherigen Vorgehensweise<br />
auf Basis der etablierten Altanwendungen<br />
zu lösen und sich neu in<br />
‚Standards‘ hineinzudenken. Die frühzeitige<br />
Zieldefinition einer optimierten auf<br />
Standards basierenden Prozessorganisation<br />
sowie deren aktive Kommunikation<br />
im Hause waren Schlüsselfaktoren für die<br />
erfolgreiche Umsetzung des laufenden<br />
Transformationsvorhabens.“<br />
Autor: www.bearingpoint.com<br />
Quelle: © Kirill Kedrinski - Fotolia.com<br />
60 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Digitale Verunsicherung -<br />
was Versicherer gegen Google und Co.<br />
tun müssen. Jetzt.<br />
Batten & Company Digital Insurance<br />
Index <strong>2016</strong> zeigt: Geringe digitale<br />
Marktpräsenz - Kundenanforderungen<br />
kommen zu kurz. Die Digitalisierung<br />
durchdringt alle Wirtschaftsbereiche,<br />
schafft neue Märkte und neue Kundenbedürfnisse.<br />
Digital Pure Player wie Amazon<br />
und FinanzTech-Unternehmen wie Paypal<br />
oder Auxmoney haben diesen tiefgreifenden<br />
Wandel zu ihren Gunsten genutzt.<br />
Doch ausgerechnet die Versicherungsbranche<br />
wirkt unsicher beim Thema Digitale<br />
Revolution. Nahezu alle führenden<br />
Anbieter sind unzureichend abgesichert<br />
oder nicht hinreichend aufgestellt, um<br />
dem steigenden Digitalisierungsdruck<br />
standzuhalten:<br />
• Bei 95% der Versicherer ist der Digitalisierungsgrad<br />
nicht hoch genug, um<br />
dem externen Digitalisierungsdruck<br />
gerecht zu werden.<br />
• Kein Versicherungsunternehmen entspricht<br />
den digitalen Erwartungen ihrer<br />
Kunden.<br />
• Bei 75% der Versicherungen ist das<br />
Thema Digitalisierung offensichtlich<br />
noch nicht mit hoher Priorität in der<br />
Strategie verankert.<br />
• Sämtliche bestehenden Geschäftsmodelle<br />
werden durch disruptive Innovationen<br />
und den Markteintritt globaler<br />
digitaler Player wie Google bedroht.<br />
• 60% der Versicherer weisen generell<br />
eine geringe digitale Präsenz auf.<br />
Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />
Zu diesen Kernergebnissen kommt der<br />
Digital Insurance Index <strong>2016</strong> der Unternehmensberatung<br />
Batten & Company. Die<br />
Studie zeigt, dass die Versicherungsbranche<br />
einen erheblichen Aufholbedarf bei<br />
der digitalen Transformation hat: Nur eine<br />
einzige der untersuchten 20 Versicherungsunternehmen<br />
wird den vielfältigen<br />
Anforderungen der Stakeholder bei der<br />
Digitalisierung gerecht, und das auch nur<br />
knapp.<br />
Der „Digital Index“ belegt, dass es bei den<br />
meisten Versicherern an der Transformation<br />
digitaler Innovationen in die Konzernstruktur<br />
und -belegschaft mangelt. Die<br />
Folgen: Es gibt erhebliche Optimierungspotenziale.<br />
In vielen Bereichen, wie etwa<br />
im Vertrieb, beim Service oder im Marketing,<br />
werden die Digitalisierungsmöglichkeiten<br />
und -potentiale nicht oder nur unzureichend<br />
ausgeschöpft.<br />
Autor: www.batten-company.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
61
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
InsurTechs:<br />
Alternative Versicherungsanbieter und<br />
-plattformen mit Wachstumspotential<br />
Während sich FinTechs im Bereich<br />
Bezahlsysteme teilweise schon<br />
fest im Markt etablieren und<br />
positionieren konnten, stehen InsurTechs<br />
noch relativ am Anfang dieser Entwicklung.<br />
Doch die Anzahl der Anbieter von alternativen<br />
Versicherungen und Versicherungsplattformen<br />
wächst kontinuierlich<br />
und das Interesse in der deutschen Bevölkerung<br />
steigt. Mehr als jeden zweiten<br />
Finanzentscheider und -mitentscheider<br />
(53 Prozent) macht die Entwicklung von<br />
Fin- oder InsurTechs neugierig. Im März<br />
dieses Jahres waren es noch 49 Prozent.<br />
Darüber hinausgehen knapp drei Viertel<br />
der Befragten (72 Prozent, +6 Prozentpunkte)<br />
davon aus, dass Verbraucher von<br />
der Entwicklung profitieren können. Dies<br />
sind die Ergebnisse der zweiten Befragungswelle<br />
des YouGov-FinTech Tracker<br />
des internationalen Marktforschungsund<br />
Beratungsinstituts YouGov, für den<br />
rund 1.000 private Finanzentscheider<br />
und -mitentscheider vom 02.05.<strong>2016</strong> bis<br />
09.05.<strong>2016</strong> internetrepräsentativ befragt<br />
wurden.<br />
Auch bei der Bekanntheit der InsurTech-<br />
Marken zeigt sich ein leichter Trend nach<br />
oben: Gut jeder Vierte (28 Prozent)<br />
kennt mindestens einen InsurTech-Anbieter<br />
– im Vergleich zur Befragung im<br />
März steigt die Bekanntheit über alle<br />
Marken hinweg um vier Prozentpunkte.<br />
Für die zweite Erhebungswelle wurden<br />
erstmalig die InsurTechs Community Life<br />
und moneymeets in der Befragung berücksichtigt.<br />
Die Chance, dass InsurTechs<br />
von Versicherungskunden gefunden und<br />
in Betracht gezogen werden, wächst<br />
demnach weiter an. Insbesondere in der<br />
Gruppe der unter 30-Jährigen ist die Bekanntheit<br />
nochmals höher (32 Prozent).<br />
Obwohl die Bekanntheit von InsurTech<br />
Marken insgesamt steigt, zeigt der Blick<br />
auf die einzelnen Marken noch eine geringe<br />
Bekanntheit. Lediglich einzelne InsurTechs<br />
zeigen weiterhin eine gestützte<br />
Bekanntheit von vier und mehr Prozent:<br />
Finanzchef24, friendsurance und Online-<br />
Versicherung.de.<br />
Das Interesse an Versicherungsprodukten<br />
ist allerdings stark und untermauert die<br />
Wachstumspotentiale: Jeder zweite der<br />
befragten Finanzentscheider und -mitentscheider<br />
(50 Prozent), berichtet sich in<br />
den letzten zwölf<br />
Monaten über<br />
Versicherungen<br />
Quelle: © mohsinjamil - Fotolia.com<br />
informiert zu<br />
haben. Im Vergleich<br />
zur ersten<br />
Welle ist das ein<br />
Zuwachs von sieben Prozentpunkten. Jeder<br />
Achte (12 Prozent) kann sich generell<br />
den Abschluss einer Versicherung in<br />
den kommenden sechs Monaten vorstellen.<br />
Am höchsten ist die Abschlussbereitschaft<br />
unter den 30- bis 44-Jährigen.<br />
„Die Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle<br />
des FinTech Tracker unterstreichen<br />
das Wachstumspotential der<br />
neuen Anbieter. Eine Steigerung der<br />
individuellen Markenbekanntheit ist für<br />
InsurTechs unerlässlich, um sich tatsächlich<br />
als vertrauensvolle Alternative<br />
zu klassischen Versicherern etablieren<br />
zu können“, sagt Andre Soldwedel,<br />
Consultant bei YouGov. Der YouGov-<br />
FinTech Tracker untersucht für den Bereich<br />
Assekuranz die Marken AppSichern, Asuro,<br />
Clark, Community Life, feelix, FinanceFox,<br />
Finanzchef24, friendsurance, GetSafe,<br />
Knip, massUp, mobilversichert, moneymeets,<br />
OnlineVersicherung.de, passt24,<br />
Schutzklick, simplr, TED Versicherung,<br />
Treefin und Vertragium. Die Markenbekanntheit,<br />
Nutzungsbereitschaft und<br />
Weiterempfehlung wird im Zeitverlauf<br />
über sechs Befragungswellen alle zwei<br />
Monate erhoben.<br />
Autor: www.yougov.de<br />
62 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Bain-Analyse<br />
zur Versicherungswirtschaft:<br />
Digitalisierung schreitet voran<br />
Nach anfänglichem Zögern treibt die<br />
Versicherungswirtschaft ihre Digitalisierung<br />
nun voran. Sie legen<br />
digitale Kundenbindungsprogramme auf,<br />
bringen neue Tarife unter Nutzung digitaler<br />
Technologien auf den Markt und setzen<br />
auch intern zunehmend auf digitale<br />
Prozesse. Analysen der internationalen<br />
Managementberatung Bain & Company<br />
zufolge erlebt die Versicherungsbranche<br />
derzeit spürbare Veränderungen in fünf<br />
Bereichen: digitale Plattformen, Omnikanal,<br />
Big-Data-Nutzung, Dunkelverarbeitung<br />
und Aufbau agiler Organisationen.<br />
„Für die meisten Versicherer<br />
ist die Digitalisierung<br />
eine der höchsten<br />
Prioritäten, wenn nicht<br />
die höchste“, erklärt Dr.<br />
Christian Kinder, Bain-<br />
Partner und Leiter der<br />
Praxisgruppe Versicherungen<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum. „In diesen<br />
Bereich investieren viele<br />
Anbieter mittlerweile dreistellige<br />
Millionenbeträge.“<br />
Noch am Anfang steht die<br />
Versicherungswirtschaft<br />
bei digitalen Plattformen,<br />
die herkömmliche Internetportale<br />
ersetzen. Diese<br />
Plattformen sollen den<br />
Kunden eine zentrale Anlaufstelle<br />
für alle Themen<br />
bieten, wie zum Beispiel<br />
Gesundheit oder Kfz. Dies<br />
verbessert das Kundenerlebnis und stärkt<br />
zusammen mit neuartigen Bonusprogrammen<br />
die Kundenbindung. So begegnen<br />
etablierte Häuser auch der Gefahr, dass<br />
sich Intermediäre zwischen sie und ihre<br />
Kunden drängen, wie in anderen Ländern<br />
geschehen. Dem gleichen Ziel dient der<br />
Wandel vom Multi- zum Omnikanal. Mit<br />
der Vernetzung ihrer zumeist siloartigen<br />
Vertriebsstrukturen schaffen die Versicherer<br />
eine grenzenlose Kundenreise. Die<br />
Kundendaten stehen so zu jeder Zeit auf<br />
allen Vertriebskanälen zur Verfügung.<br />
Bis zu 40 Prozent weniger Prämie<br />
dank digitaler Technologien<br />
Auch bei der Nutzung von Big Data und<br />
dem Einsatz von Advanced Analytics hat<br />
die Aufholjagd begonnen. Bis 2020 planen<br />
die Lebensversicherer, ihre <strong>Ausgabe</strong>n<br />
für Big-Data-Analysetechnologien pro Jahr<br />
um 24 Prozent zu steigern, die Sachversicherer<br />
sogar um 27 Prozent. Vorreiter ist<br />
die Kfz-Versicherung.<br />
Erste Telematik-Tarife<br />
nutzen bereits Boxen<br />
oder Apps, um das<br />
Fahrverhalten zu messen<br />
und individuelle<br />
Beiträge zu kalkulieren.<br />
„Jüngere Autofahrer<br />
können bei einigen<br />
Telematik-Tarifen bis<br />
zu 40 Prozent der Prämie<br />
sparen“, betont<br />
Bain-Partner und Versicherungsexperte<br />
Dr.<br />
Florian Mueller. „In den<br />
nächsten Jahren dürften<br />
diese Tarife deshalb<br />
deutliche Marktanteile<br />
erobern.“ Mit Blick auf<br />
innovative Tarifgestaltung<br />
ist Mueller über-<br />
Quelle: © juniart - Fotolia.com<br />
zeugt: „Die Nutzung<br />
großer Datenmengen<br />
ist eine Kernkompetenz und das Herzstück<br />
von Versicherungsunternehmen. Und dies<br />
wird sich im 21. Jahrhundert durch Big Data<br />
und Advanced Analytics noch deutlich weiterentwickeln.“<br />
Allerdings müssen die Unternehmen<br />
dafür bestehende Denkmuster<br />
aufbrechen und interne wie externe Daten<br />
konsequenter nutzen. Dies beschleunigt<br />
nicht zuletzt die Entstehung dynamischer,<br />
selbstlernender IT-Systeme. Eine intelli-<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
63
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Quelle: © fotogestoeber - Fotolia.com<br />
gente Dunkelverarbeitung hält laut Bain-<br />
Analyse bereits Einzug in zentrale Prozesse<br />
wie Underwriting und Schadenmanagement.<br />
Die wohl größte Herausforderung<br />
ist derzeit jedoch die Entwicklung agiler<br />
Organisationen. Denn über den Erfolg im<br />
digitalen Zeitalter entscheiden Geschwindigkeit,<br />
Agilität und Fehlertoleranz – Faktoren,<br />
die für das Versicherungsgewerbe<br />
bisher eher untypisch waren.<br />
An diesem Kulturwandel führt für die Versicherungsbranche<br />
kein Weg vorbei. Erste<br />
Anbieter experimentieren bereits mit Hackathons<br />
und Digital Days, andere etablieren<br />
hauseigene Labs zur Förderung von<br />
Innovationen. Ein Stillstand bei der Digitalisierung<br />
verbietet sich schon aufgrund<br />
der wachsenden Zahl branchenfremder<br />
digitaler Angreifer sowie des immensen<br />
Kostendrucks. Deshalb müssen die Unternehmen<br />
ihre digitale Transformation zügig<br />
vorantreiben und dabei vier Grundregeln<br />
beachten:<br />
1. Konsequentes Denken aus Kundensicht.<br />
Knapp 80 Prozent der Kunden wollen in<br />
den nächsten fünf Jahren über digitale<br />
Kanäle mit ihrem Versicherer interagieren.<br />
Je besser die Anbieter auf diese<br />
Bedürfnisse eingehen, desto größer<br />
ist die Wahrscheinlichkeit, ihre Kunden<br />
langfristig zu binden.<br />
2. Entschlossenes Handeln ist das Gebot<br />
der Stunde. Die Hoffnung trügt, das Risiko<br />
von Fehlentscheidungen und -investitionen<br />
durch eine Bündelung von<br />
Maßnahmen in einem großen Projekt<br />
minimieren zu können. Sehr reell ist<br />
dagegen die Gefahr, den Anschluss an<br />
den Markt zu verlieren.<br />
3. Aufbruchsstimmung in allen Abteilungen.<br />
Die Digitalisierung ist kein Vorstands-<br />
oder Abteilungsprojekt, sondern<br />
muss das gesamte Unternehmen<br />
erfassen sowie von allen Führungskräften<br />
verstanden und gelebt werden.<br />
4. Wandel wird Alltag. Versicherungen<br />
denken langfristig und aus Risikoperspektive.<br />
Das ist in der Tarifkalkulation<br />
und im Underwriting auch weiterhin<br />
notwendig. Gleichzeitig brauchen sie jedoch<br />
auch einen größeren Risikoappetit<br />
gepaart mit einer „Fast-Failure-Kultur“,<br />
um im Versicherungsmarkt von morgen<br />
zu bestehen.<br />
„Die Versicherer beginnen, die Digitalisierung<br />
zu leben“, stellt Bain-Experte Kinder<br />
fest. „Und die bisherigen Fortschritte sind<br />
ermutigend.“ Zunehmend werden digitale<br />
Geschäftsmodelle erkennbar, mit denen<br />
sich weiterhin attraktive Erträge und Margen<br />
erwirtschaften lassen. „Wer sich dem<br />
digitalen Wandel verschließt, gefährdet<br />
seine Existenz“, so Kinder. „Allen Marktteilnehmern<br />
muss klar sein: Die Zukunft der<br />
Versicherer ist digital!“<br />
Autor: www.bain.de<br />
Quelle: © Bacho Foto - Fotolia.com<br />
64 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Stößt IT-Sourcing<br />
in der Versicherungsbranche<br />
an seine Grenzen?<br />
BearingPoint-Studie: Neue Zielsetzungen,<br />
cloudbasierte Lösungen<br />
und innovative Technologien treiben<br />
flexible Servicemodelle und -angebote<br />
voran. IT-Sourcing ist auch in der<br />
Versicherungsbranche schon längst etabliert<br />
und hat einen hohen Reifengrad<br />
erreicht. Zukünftig fokussiert<br />
sich die Auslagerung<br />
dabei eher auf eine strategische<br />
Neuausrichtung in<br />
Bezug auf Modernisierung<br />
und Digitalisierung der bestehenden<br />
Strukturen und<br />
Prozesse. Dies zeigen die<br />
Ergebnisse einer aktuellen<br />
Studie der Unternehmensberatung<br />
BearingPoint, die<br />
unter 57 Entscheidungsträgern<br />
von Versicherungen in<br />
der DACH-Region zwischen<br />
November 2015 und Januar<br />
<strong>2016</strong> durchgeführt wurde.<br />
74 Prozent der Teilnehmer<br />
gaben an, dass sie bereits<br />
ihre IT-Bereiche auslagern.<br />
Obwohl im Vergleich zu 2013 eine leichte<br />
Steigerung von 6 Prozent zu beobachten<br />
ist, hat der Grad der Auslagerung im<br />
Allgemeinen eine gewisse Sättigung erreicht.<br />
Nur 6 Prozent der Versicherungen<br />
planen weiteres IT-Sourcing. Dabei ist<br />
der Auslagerungsgrad beim Rechenzentrum<br />
(61 Prozent) sowie bei Telefonie und<br />
Netzwerk (58 Prozent) relativ hoch. Eine<br />
weitere wichtige Tendenz lässt sich in der<br />
Produktentwicklung erkennen. Seit 2013<br />
ist der Anteil der Auslagerungen in diesem<br />
Bereich mit 16 Prozent deutlich gestiegen.<br />
Quelle: © kantver - Fotolia.com<br />
Auch die Gründe für IT-Sourcing haben<br />
sich in den letzten Jahren stark verändert.<br />
Während 2013 Kosteneinsparungen<br />
das Hauptziel für IT-Sourcing waren (81<br />
Prozent), reduzierte sich dieser Wert <strong>2016</strong><br />
auf 74 Prozent. In den Vordergrund getreten<br />
ist hingegen die qualitative Zielsetzung,<br />
sich auf das Kerngeschäft zu<br />
konzentrieren. Dies ist mit 93 Prozent<br />
der am höchsten bewertete Grund für IT-<br />
Sourcing. Auf Rang zwei und drei stehen<br />
der Einkauf von zusätzlichem Know-how<br />
(81 Prozent) und die Schaffung von mehr<br />
Flexibilität (78 Prozent). „Ein Grund für<br />
diese Entwicklung könnte<br />
sein, dass das Potenzial der<br />
Kosteneinsparungen in vielen<br />
Bereichen bereits in der<br />
Vergangenheit ausgeschöpft<br />
wurde und mittlerweile eine<br />
Verlagerung auf qualitative<br />
Ziele stattgefunden hat.<br />
Dennoch bleibt der Preis<br />
bei der Auswahl eines spezifischen<br />
Dienstleisters für<br />
79 Prozent der Versicherungen<br />
das entscheidende<br />
Kriterium“, so Achim Nogli,<br />
Partner bei BearingPoint im<br />
Bereich Versicherungen und<br />
Autor der Studie. Weitere<br />
59 Prozent orientieren sich<br />
an vorhandenen Referenzen und etwa die<br />
Hälfte legt besonderen Wert auf das Innovationspotential<br />
und den Standort des<br />
Dienstleisters. Im Zuge der Weiterentwicklung<br />
ist für 94 Prozent der Befragten<br />
der strategische Ansatz ein zentraler Erfolgsfaktor<br />
des IT-Sourcings. Aber nur 75<br />
Prozent der Versicherungsunternehmen<br />
haben eine dedizierte IT-Sourcing-Strategie.<br />
Bei der strategischen Neuausrichtung<br />
werden cloudbasierte Lösungen von wesentlicher<br />
Bedeutung sein und nicht nur<br />
die Servicestrukturen und -prozesse stark<br />
beeinflussen, sondern auch die Angebote.<br />
Vier Thesen aus der Studie zur Entwicklung<br />
des IT-Sourcings bei Versicherungen:<br />
1. IT-Sourcing bei Versicherungen ist<br />
etabliert und hat einen hohen Reifegrad<br />
erreicht.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
65
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
In den meisten IT-Bereichen bleibt der Auslagerungsgrad<br />
relativ konstant. Lediglich in<br />
der Anwendungsentwicklung ist ein klarer<br />
Trend zu mehr Sourcing zu erkennen.<br />
2. Cloudbasierte Lösungen prägen<br />
Serviceangebote und -strukturen.<br />
Da cloudbasierte Services andere technische<br />
und Compliance-Anforderungen<br />
haben, ist die Einsetzung cloudbasierter<br />
Lösungen mit einer Umgestaltung der IT-<br />
Infrastruktur sowie der Sourcing-Beziehungen<br />
mit Dienstleistern verbunden.<br />
3. Dynamische Märkte und innovative<br />
Technologien treiben flexible Servicemodelle<br />
voran.<br />
Zukünftig wird sich die Beziehung mit dem<br />
Sourcing-Partner zu einer Konsumdienstleistung<br />
verändern, die inhaltlich flexibel<br />
gestaltbar, kurzfristig änderbar und leicht<br />
austauschbar sein muss. Dadurch werden<br />
gute Voraussetzungen für die Integration<br />
cloudbasierter Ansätze geschaffen.<br />
4. Regulierung bleibt weiterhin eine<br />
Herausforderung.<br />
Die kontinuierliche Reform der relevanten<br />
gesetzlichen Grundlagen in der Versicherungsbranche<br />
kann die Einhaltung der<br />
rechtlichen Vorschriften und Anforderungen<br />
in Zukunft erschweren. Diese Änderungen<br />
werden langfristig einen großen<br />
Einfluss auf die vertraglichen und operativen<br />
Anforderungen von Versicherungsunternehmen<br />
an IT-Dienstleister haben.<br />
Autor: www.bearingpoint.com<br />
Versicherer: Neue Technologien<br />
zur Kundengewinnung zahlen sich aus<br />
Mehr als 70 Prozent der Versicherer<br />
weltweit nutzen bereits<br />
zunehmend innovative Technologien,<br />
um neue Kunden zu gewinnen<br />
und ihre Kundenbeziehungen zu stärken.<br />
Rund 79 Prozent der Vorstände in<br />
Versicherungskonzernen sprechen dabei<br />
dem Bereich „Data & Analytics“ das<br />
größte Potenzial zu, Kundenbindungen zu<br />
verbessern. Weitere 76 Prozent der CEOs<br />
führen in dem Zusammenhang Customer-Relationship-Management-Systeme<br />
an, etwa 58 Prozent verweisen auf Social-Media-Kanäle.<br />
In der Studie „Seizing<br />
the Future“ der Wirtschaftsprüfungsund<br />
Beratungsgesellschaft PwC nennen<br />
Versicherungs-CEOs den Vormarsch<br />
neuer Technologien als Haupttrend, der<br />
Quelle: © everythingpossible - Fotolia.com<br />
die Stakeholder-Erwartungen in den<br />
kommenden fünf Jahren am stärksten<br />
beeinflussen wird. Neue Analyseverfahren<br />
ermöglichen den Versicherungen,<br />
Prognosen zu erstellen (Predictive Analytics)<br />
und zukünftige Entwicklungen wie<br />
einen Rückgang von Verkehrsunfällen<br />
66 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
oder Genesungschancen zu bestimmen<br />
(Prescriptive Analytics). Diese Ansätze<br />
sind proaktiver und präventiver als bisher<br />
und dürften wesentlich zur sozialen<br />
und finanziellen Wertsteigerung der<br />
Branche beitragen, lautet ein Fazit der<br />
aktuellen PwC-Studie, für die 101 CEOs<br />
der Versicherungsbranche in 43 Ländern<br />
befragt wurden.<br />
Bei Transformation ist Eile geboten<br />
Gleichzeitig stellt die Einführung innovativer<br />
Technologien die Branche auch vor<br />
neue Herausforderungen. So ist deren Nutzung<br />
mit zusätzlichen Kosten verbunden.<br />
Darüber hinaus können Kunden die Versicherer<br />
nun leichter mit Wettbewerbern aus<br />
der eigenen und anderen Branchen vergleichen.<br />
Folglich sehen rund 70 Prozent<br />
der Versicherungsvorstände die Geschwindigkeit<br />
des technologischen Wandels auch<br />
als Gefahr für das Wachstum der eigenen<br />
Institute. Mehr als 60 Prozent sorgen sich<br />
zudem um den Wandel im Konsumentenverhalten<br />
und bei den Konsumentenausgaben.<br />
Viele der neuen Benchmarks für die<br />
Branche werden durch den Markteintritt<br />
neuer Wettbewerber aus der FinTech-Branche<br />
gesetzt. „Wenn sich etablierte Versicherer<br />
nicht schnell genug auf die neuen<br />
Kundenerwartungen einstellen, laufen sie<br />
Gefahr, dass diese Lücken von anderen<br />
Wettbewerbern ausgefüllt werden“, mahnt<br />
PwC-Partner Alexander Hofmann, Insurance<br />
Leader von PwC in Deutschland.<br />
Neue Möglichkeiten für Joint Ventures<br />
Darüber hinaus bieten neue Technologien<br />
auch die Chance auf Partnerschaften<br />
und die Erschließung zusätzlicher Ertragsquellen.<br />
So könnten Daten von Kraftfahrzeug-<br />
und Zubehör-Sensoren auch von<br />
Herstellern und Werkstätten genutzt werden,<br />
wodurch sich neue Optionen für Joint<br />
Ventures im Bereich Design und Wartung<br />
eröffnen. „Einige Versicherer könnten sich<br />
komplett neu erfinden – vom Schutz vor<br />
Risiken hin zum Management und der Monetarisierung<br />
von Information“, fügt Insurance<br />
Leader Alexander Hofmann von<br />
PwC Deutschland hinzu. Angesichts der<br />
sich wandelnden Stakeholder-Erwartungen<br />
haben zudem bereits 64 Prozent der CEOs<br />
ihre Definition und ihr Management von<br />
Risiken verändert. Insgesamt hat sich das<br />
Stimmungsbild der Branche verglichen<br />
zum Vorjahr etwas eingetrübt. Lediglich<br />
28 Prozent (Vorjahr: 40 Prozent) der CEOs<br />
von Versicherern rechnen mit einer Aufhellung<br />
der Welt-Konjunktur in den nächsten<br />
zwölf Monaten. Rund 38 Prozent (Vorjahr:<br />
44 Prozent) der Führungskräfte sind sehr<br />
zuversichtlich über die künftigen Ertragschancen<br />
ihrer Häuser. Rund 70 Prozent<br />
der Vorstände planen in den kommenden<br />
zwölf Monaten Einsparmaßnahmen. Die<br />
USA und China gelten weiterhin als die<br />
aussichtsreichsten Wachstumsmärkte, wobei<br />
der Anteil an CEOs, die China als attraktiven<br />
Zielmarkt sehen, verglichen zum<br />
Vorjahr zugenommen hat.<br />
Überregulierung und Cyber-Risiken<br />
bereiten Sorgen<br />
Die Rahmenbedingungen der Branche haben<br />
sich seit der Finanzkrise deutlich geändert.<br />
Seit Januar gilt das neue Aufsichtsregime<br />
Solvency II in Europa, hinzukommen<br />
Regelungen wie der „Retail Distribution<br />
Review“ in Großbritannien und der „Fiduciary<br />
Standard“ in den USA, die unmittelbare<br />
Auswirkungen auf den Verkauf und<br />
die Beiträge von Versicherungen haben.<br />
Infolge dessen erwägen viele Versicherer<br />
und Anbieter von Altersvorsorgeprodukten<br />
Änderungen ihres Vertriebs durch Berater<br />
und Makler. Rund 94 Prozent der CEOs und<br />
damit mehr Vorstände als in anderen Finanzbranchen<br />
nennen Überregulierung als<br />
mögliches Wachstumshindernis. Rund 79<br />
Prozent der CEOs sehen Cyber-Risiken als<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
67
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Wachstumshürde. Versicherer, die große<br />
Bestände an sensiblen Kundendaten verwalten,<br />
benötigen wirksame Sicherheitsvorkehrungen,<br />
um das Vertrauen in ihre<br />
Institute zu erhalten. Zudem bieten sich<br />
enorme Wachstumschancen für die Branche<br />
bei der Absicherung von Unternehmen<br />
gegen Cyber-Kriminalität. Laut Schätzung<br />
von PwC können die Jahresprämien für<br />
Cyber-Policen bis 2020 auf 7,5 Milliarden<br />
US-Dollar steigen. Allerdings können Cyber-Risiken<br />
die Versicherer selbst auch der<br />
Gefahr von signifikanten Verlusten aussetzen.<br />
„Auf der Agenda der Versicherer steht<br />
eine echte Transformation aller Geschäftsbereiche.<br />
Dabei geht es darum, Aufgaben<br />
anders anzupacken, statt einfach dieselben<br />
Aufgaben mit weniger Leuten zu erledigen.<br />
Die fortschreitende Nutzung gemeinsamer<br />
Service-Zentren, das Offshoring<br />
von Bereichen in günstigere Standorte und<br />
das Outsourcing sind derzeit wesentliche<br />
Trends für die Branche“, summiert PwC-<br />
Partner Alexander Hofmann, Insurance<br />
Leader von PwC in Deutschland.<br />
Autor: www.pwc.de<br />
Niedrigszinseffekte<br />
aus Pensionsverpflichtungen:<br />
Herausforderung für Arbeitnehmer und<br />
Unternehmen<br />
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld<br />
und die betriebliche Altersvorsorge:<br />
Auch auf der diesjährigen Handelsblatt<br />
Jahrestagung waren das Marktumfeld<br />
und seine Auswirkungen auf die<br />
Pensionsverpflichtungen der Unternehmen<br />
Thema zahlreicher Diskussionen. Angelika<br />
Brandl, Principal bei Aon Hewitt, zeigte in<br />
ihrem Vortrag Handlungsoptionen für Arbeitnehmer<br />
und Unternehmen auf. Dabei<br />
standen insbesondere die Direktzusage<br />
sowie der Einfluss der Neuregelung des<br />
Paragraphen 253 (HGB) im Fokus.<br />
Quelle: © psdesign1 - Fotolia.com<br />
„Grundsätzlich gilt es, sich der Zielsetzung<br />
der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) im<br />
Unternehmen und der damit verbundenen<br />
Kosten bewusst zu werden, auf dieser Basis<br />
Handlungsoptionen zu bewerten und<br />
entsprechend umzusetzen“, führt Angelika<br />
Brandl an. „Bei der Ausgestaltung von<br />
Neuzusagen steht die Risikominimierung<br />
für den Arbeitgeber im Vordergrund“, erklärt<br />
Brandl. Sie rät zu Defined Contribution-nahen<br />
Zusagen, die beispielsweise<br />
durch kongruente Rückdeckungsversicherungen<br />
oder als wertpapiergebundene Zusagen<br />
gestaltet werden können.<br />
Für bestehende Versorgungsversprechen<br />
lassen sich bilanzielle Belastungen durch<br />
verschiedene Maßnahmen lediglich lin-<br />
68 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
dern. Eine Pulsbefragung von Aon Hewitt<br />
unter Unternehmen aus dem Mittelstand<br />
sowie Großunternehmen kam zu dem Ergebnis,<br />
dass 19 Prozent der Befragten<br />
bereits Maßnahmen zur Reduzierung der<br />
steigenden Pensionsverpflichtungen aufgrund<br />
sinkender Zinsen umsetzen oder<br />
umgesetzt haben – 36 Prozent planen diese.<br />
Ebenfalls 36 Prozent der Unternehmen<br />
haben jedoch noch nicht einmal darüber<br />
diskutiert und neun Prozent halten derartige<br />
Maßnahmen für nicht notwendig.<br />
Für die Arbeitnehmer besteht das Erfordernis,<br />
aus der anhaltenden Niedrigzinsphase<br />
resultierende Minderungen in der<br />
Altersversorgung auszugleichen. „Arbeitnehmer<br />
müssen ihre Sparbemühungen erhöhen,<br />
um ein gewünschtes Versorgungsniveau<br />
in der Rentenphase zu erreichen.<br />
Dazu stellt die Entgeltumwandlung im Rahmen<br />
der bAV ein geeignetes und sinnvolles<br />
Instrument dar und wird dann besonders<br />
attraktiv, wenn der Arbeitgeber die Eigenbeteiligung<br />
der Mitarbeiter finanziell fördert“,<br />
macht Brandl klar. „Die anhaltende<br />
Niedrigzinsphase wird sicher die bAV langfristig<br />
beeinflussen und bedarf einer regelmäßigen<br />
Überprüfung des eingeschlagenen<br />
Weges aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmersicht.“<br />
Autor: www.aonhewitt.com<br />
Quelle: © FotolEdhar - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
69
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Studie: Versicherer unterschätzen<br />
Kostenfaktor bei der IDD-Umsetzung<br />
Die deutsche Versicherungswirtschaft<br />
geht von teils umfangreichen Änderungen<br />
in der IT-Infrastruktur aus,<br />
um die EU-Vermittlerrichtlinie IDD (Insurance<br />
Distribution Directive) umzusetzen.<br />
Die Richtlinie bringt zudem Aus- und Fortbildungsmaßnahmen<br />
für die Mitarbeiter<br />
mit sich und führt zu Umstellungen von<br />
Beratungsstandards im Vermittlungsprozess.<br />
Diesen Herausforderungen zum Trotz<br />
kalkuliert die Mehrheit der Verantwortlichen<br />
mit Umsetzungskosten von weniger<br />
als einer Million Euro. 44 Prozent der Unternehmen<br />
wollen mit höchstens 500.000<br />
Euro auskommen. Das zeigt die aktuelle<br />
Entscheider-Studie "IDD-Umsetzung in<br />
deutschen Versicherungsunternehmen"<br />
der Unternehmensberatung PPI AG.<br />
Am 20. Januar <strong>2016</strong> unterzeichneten das<br />
Europaparlament und der Rat der Europäischen<br />
Union die EU-Vermittlerrichtlinie. Die<br />
Versicherer wissen nun, dass es ernst wird<br />
mit der IDD-Umsetzung. Viele Assekuranzen<br />
drohen allerdings, die mit der IDD verbundenen<br />
Umsetzungskosten zu unterschätzen.<br />
Der Gesetzgeber greift umfassend in die Produkt-<br />
und Vertriebsstrukturen der Unternehmen<br />
ein und macht so umfassende Anpassungen<br />
bei Prozessen und IT-Unterstützung<br />
nötig. Davon ist ein Großteil der versicherungstechnischen<br />
Systeme betroffen von<br />
der Beratung über die Angebotserstellung<br />
bis hin zur Dokumentation. Dies gilt auch<br />
für Vertriebspartner, die IDD-konforme Prozesse<br />
implementieren müssen. Insgesamt<br />
ist der zu erwartende Aufwand für die IDD<br />
vergleichbar mit der Umsetzung der MiFID<br />
II auf der Bankenseite. "Unsere Studienreihe<br />
zu MiFID II zeigt, dass auch auf der Bankenseite<br />
die organisatorische wie auch die<br />
technische Komplexität der aktuellen Regulierungsvorhaben<br />
unterschätzt wurde, insbesondere<br />
die Einschätzung über Folgekosten<br />
ist im Verlauf der Studienreihe spürbar<br />
gestiegen", sagt Sascha Däsler, Experte für<br />
Versicherungsvertrieb bei PPI.<br />
Vor allem Ausnahmen vom Regelprozess<br />
treiben den Anpassungsbedarf an. Beispiel<br />
Provisionen: Nur 41 Prozent der Versicherungen<br />
rechnen mit höheren Kosten durch<br />
die künftig verpflichtende Offenlegung<br />
von sämtlichen Vergütungsarten für den<br />
Vermittler. Dabei bietet gerade das Thema<br />
Geld großes Potenzial für Überraschungen.<br />
Neben der endgültigen Höhe von Provisionen,<br />
die vor dem Vertragsabschluss ausgewiesen<br />
werden müssen, nennt Däsler<br />
auch häufig manuell gebuchte Sonderzahlungen.<br />
Solche Vorfälle müssen künftig<br />
von der IT abgedeckt sein, um die gesetzlichen<br />
Auflagen zur Kundeninformation zu<br />
erfüllen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt,<br />
um in Vorstudien Handlungsfelder zu ermitteln<br />
und bereits jetzt mit der Projektplanung<br />
zu beginnen", so Däsler.<br />
Die IDD wirkt sich sogar auf Geschäftsbereiche<br />
aus, die auf den ersten Blick gar<br />
nichts mit vertrieblichen Maßnahmen zu tun<br />
haben. Doch auch Innendienstmitarbeiter,<br />
die vertriebliche Aufgaben wahrnehmen,<br />
fallen unter die neue Regelung. Ein Kunde<br />
etwa, der seinen Umzug bekannt gibt, löst<br />
einen künftig von der IDD erfassten Prozess<br />
aus. "Versicherungstechnisch stellt der<br />
Umzug eine Vertragsänderung mit Neugeschäftscharakter<br />
dar mit einer an die neue<br />
Wohnsituation angepassten Police", so Däsler.<br />
"Ein Sachbearbeiter, der diese Änderung<br />
entgegennimmt und umsetzt, muss die mit<br />
der IDD verbundenen Auflagen ebenfalls<br />
erfüllen. Dazu gehören beispielsweise auch<br />
regelmäßige Schulungen."<br />
Der Versicherungsexperte rechnet vor<br />
diesem Hintergrund damit, dass die Versicherungen<br />
ihre Aufwandsschätzungen<br />
noch nach oben korrigieren müssen.<br />
Dazu passt, dass jedes vierte Unternehmen<br />
noch keine Angaben zu voraussichtlichen<br />
Kosten macht.<br />
Autor: www.ppi.de<br />
70 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Viele Erstversicherer in Deutschland<br />
planen <strong>2016</strong> Personalausbau<br />
Für die Versicherer gewinnt das Thema<br />
Compliance weiter an Bedeutung.<br />
Viele deutsche Erstversicherer<br />
planen für <strong>2016</strong> eine Erhöhung der Mitarbeiterkapazitäten<br />
in diesem Bereich.<br />
Dies ist das Ergebnis der „INNOVALUE<br />
Compliance-Studie 2015: Status quo und<br />
Handlungsbedarf in deutschen Erstversicherungsunternehmen“,<br />
für die das Beratungshaus<br />
erfahrene Compliance-Manager<br />
von elf deutschen Erstversicherern<br />
befragt hat. Der Umfrage zufolge plant<br />
mehr als die Hälfte der Unternehmen eine<br />
Erhöhung der Mitarbeiterkapazitäten im<br />
Bereich Compliance. Diese sollen bei den<br />
betroffenen Versicherern um durchschnittlich<br />
36 Prozent aufgestockt werden. „Die<br />
Versicherungsunternehmen stehen unter<br />
hohem Wettbewerbsdruck. Bei hoher<br />
Preistransparenz und ähnlichen Produkten<br />
werden Marketing und Vertrieb noch wichtiger.<br />
Skandale können jahrelang aufgebautes<br />
Vertrauen binnen kürzester Zeit<br />
zerstören und das gesamte Unternehmen<br />
gefährden. Größere Compliance-Einheiten<br />
können einen professionellen Umgang mit<br />
gestiegenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen<br />
sicherstellen und helfen bei der<br />
notwendigen Sensibilisierung der operativen<br />
Geschäftsbereiche“, erklärt Dr. Stephan<br />
Maier, Managing Partner bei INNO-<br />
VALUE.<br />
Das wichtigste Themenfeld für die Compliance<br />
ist der Vertrieb: Die Mehrheit (56 Prozent)<br />
der befragten Manager hält es für sehr<br />
relevant, alle anderen immerhin für relevant.<br />
Auch das Versicherungs-Fachrecht sowie<br />
Datenschutz und -sicherheit sind für rund<br />
die Hälfte der Befragten sehr relevant.<br />
Relativ große Einigkeit besteht zudem bei<br />
den Themen Geldwäscheprävention, Unternehmensrecht<br />
und Interessenkonflikte.<br />
Die stetig steigende Bedeutung des Themas<br />
Compliance zeigt sich auch auf Vorstandsebene.<br />
Mehr als 80 Prozent der<br />
befragten Compliance-Führungskräfte<br />
erwarten, dass das Top-Management<br />
ihres Unternehmens sich in diesem Jahr<br />
noch stärker als zuvor damit beschäftigen<br />
wird. Schon heute nehmen vier von fünf<br />
Chief-Compliance-Officers regelmäßig<br />
an Boardsitzungen teil. Bei einer knappen<br />
Mehrheit der Unternehmen ist die<br />
Compliance-Funktion beim Ressort des<br />
CEOs angeordnet. „Mittelfristig wird eine<br />
Mehrheit der Versicherer Compliance-<br />
Vorstände berufen“, prognostiziert Maier.<br />
„Damit einhergehend werden dann auch<br />
vermehrt eigene Compliance-Abteilungen<br />
gebildet“.<br />
Klassischerweise wird die Compliance-<br />
Funktion in deutschen Versicherungen in<br />
einer Gruppe oder einem Team innerhalb<br />
der Rechtsabteilung ausgeübt. Bei einer<br />
knappen Mehrheit der untersuchten Unternehmen<br />
ist die Compliance-Funktion<br />
derzeit noch nicht in einer eigenständigen<br />
Organisationseinheit angesiedelt.<br />
Vereinzelt ist die Compliance-Funktion<br />
auch noch immer in der Internen Revision<br />
verankert. Dies ist unter Solvency-II<br />
jedoch nicht mehr zulässig. „Regulierung,<br />
Digitalisierung und ein verändertes Kundenverhalten<br />
stellen die Versicherer auch<br />
als Betriebsorganisationen vor große Herausforderungen.<br />
Unternehmen, denen eine effektive und<br />
reibungsarme Umsetzung der notwendigen<br />
Change-Prozesse gelingt und die<br />
dabei höchste Compliance-Standards belegen<br />
können, haben einen deutlichen<br />
Wettbewerbsvorteil“, sagt Maier. INNO-<br />
VALUE hat im Herbst 2015 Compliance-<br />
Manager von elf Erstversicherern aller<br />
Größenklassen zu fünf spezifischen Themenkomplexen<br />
befragt. Rund 80 Prozent<br />
der Umfrage-Teilnehmer verfügen über<br />
mehr als 5 Jahre Erfahrung in der Compliance-Funktion.<br />
Autor www.innovalue.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
71
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Kfz-Versicherung treibt Digitalisierung<br />
des Schadenmanagements<br />
Die private Kfz-Versicherung hat<br />
eine Führungsrolle bei der Digitalisierung<br />
des Schadenmanagements<br />
inne. Dieses ist ein Kernergebnis einer<br />
Befragung der Unternehmensberatung<br />
67rockwell Consulting. Dabei zeigt sich,<br />
dass die quantitativen Ziele der Automatisierung,<br />
die durch die Digitalisierung des<br />
Schadenmanagements erreicht werden<br />
sollen, für viele der befragten Versicherungsmanager<br />
klar gesetzt zu sein scheinen<br />
- erreicht werden sie jedoch derzeit<br />
bei weitem nicht.<br />
Die Dunkelverarbeitungsquote in den Versicherungsunternehmen<br />
– die automatisierte<br />
Verarbeitung von Schäden – ist nach<br />
Angaben der befragten Manager noch<br />
schwach ausgeprägt. Den angestrebten<br />
Zielquoten von zukünftig weit mehr als<br />
40% an automatisierten Schadenbearbeitungen<br />
stehen in der Realität heute noch<br />
Werte von unter 20% gegenüber. Einen<br />
möglichen Grund liefert die Studie: „Vielen<br />
Führungskräften fehlt noch die Vorstellung<br />
davon, was bei der Automatisierung<br />
von Schadenfällen zukünftig möglich sein<br />
wird.“, so der für die Studie verantwortliche<br />
Berater Roy Heiderich von 67rockwell<br />
Consulting. Auch ein fehlendes übergreifendes<br />
und klares Zielbild ist für 57%<br />
der Befragten ein Hindernis für die Digitalisierung<br />
des Schadenmanagements.<br />
„Dieses Ergebnis deckt sich mit unserem<br />
Eindruck, dass bei vielen Gesellschaften<br />
und auch in den einzelnen Sparten der<br />
Begriff Digitalisierung sehr unterschiedlich<br />
verstanden und benutzt wird.“ sagt Heiderich.<br />
Ein möglicher Grund kann darin<br />
liegen, dass sich in knapp 50% der befragten<br />
Unternehmen verschiedene Organisationseinheiten<br />
mit dem Thema Digitalisierung<br />
beschäftigen, was die Führung<br />
des Themas erschwert. Auf Basis der Ergebnisse<br />
kann aber fest-gehalten werden,<br />
dass für die Mehrheit der Befragten die<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
Optimierung von Schnittstellen zu Dienstleistern<br />
(74%) und die Verbesserung der<br />
Kommunikation mit den Schaden-beteiligten<br />
(71%) zu den großen Zielen der Digitalisierung<br />
zählen. Letztlich auch um die<br />
Schadenmelde- (71%) und Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />
(56%) zu erhöhen.<br />
Treiber private Kfz-Versicherung<br />
Die größten Veränderungen durch die digitale<br />
Transformation werden von der<br />
großen Mehrheit der befragten Versicherungs-führungskräfte<br />
im Bereich Kfz-Versicherungen<br />
erwartet. Einerseits ist dies<br />
durch einen bereits hohen Reifegrad im<br />
Schadenmanagement der Sparte zu erklären.<br />
Andererseits sind Neuwagen inzwischen<br />
technisch sehr fortschrittlich<br />
ausgerüstet und bieten bereits zahlreiche<br />
Funktionen an, die eine Grundlage für die<br />
Digitalisierung der Kfz-Sparte darstellen.<br />
Weitere Sparten die nach Einschätzung der<br />
Befragten die Digitalisierung des Schadenmanagements<br />
vorantreiben werden sind<br />
die Hausratversicherung, das Kfz-Flottengeschäft,<br />
die Haftpflichtversicherung und<br />
die Wohngebäudeversicherung.<br />
Autor: www.67rockwell.de<br />
72 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Omni-Kanal<br />
in der Versicherungswirtschaft:<br />
Studie offenbart Nachholbedarf bei der<br />
digitalen Kundenberatung<br />
Aktive Neukundenakquise und steigender<br />
Umsatz mit Bestandskunden<br />
– das sind für mehr als neun von<br />
zehn Assekuranzunternehmen wichtige<br />
strategische Ziele für die kommenden zwei<br />
Jahre. Entsprechend hoch ist in diesem<br />
Zeitraum die Priorität von Technologieinvestitionen<br />
zur Verbesserung der Kundenbetreuung.<br />
Laut einer aktuellen Umfrage im<br />
Auftrag von Sopra Steria Consulting wollen<br />
Versicherungen und Makler bis 2018 einen<br />
Großteil der verfügbaren Budgets dafür<br />
einsetzen, die Kundenkommunikation kanalübergeifernd<br />
zu verzahnen und stärker<br />
als bisher an den Bedürfnissen der Kunden<br />
auszurichten. Allerdings stoßen solche<br />
Omni-Channel-Projekte in der Praxis häufig<br />
auf Hindernisse – zum Beispiel, weil die notwendige<br />
Datenharmonisierung im Vorfeld<br />
weder auf technischer noch auf rechtlichorganisatorischer<br />
Ebene ausreichend Beachtung<br />
fand.<br />
Drei Viertel aller Versicherer und zwei Drittel<br />
aller Makler wollen in den kommenden<br />
zwei Jahren in ihr Kundenkontaktmanagement<br />
investieren. Fast ebenso viele haben<br />
Investitionsmittel für Portallösungen und<br />
den Aufbau einer zentralen Kundendatenbank<br />
eingeplant. Dies geht aus dem Branchenkompass<br />
Insurance 2015 von Sopra<br />
Steria Consulting hervor. Zudem planen 83<br />
Prozent der Versicherer, ihre Kunden stärker<br />
in die kanalübergreifende Interaktion<br />
einzubinden, etwa durch die Möglichkeit<br />
zur selbständigen Änderung persönlicher<br />
Daten oder zu Online-Vertragsabschlüssen.<br />
Unabhängig davon, über welchen<br />
Kontaktkanal ein Kunde seine Versicherung<br />
erreicht – das Informations- und Beratungsangebot<br />
soll ihm möglichst überall<br />
in gleicher Qualität und Breite zur Verfügung<br />
stehen. „Die Branche ist definitiv<br />
auf dem Weg in Richtung Omni-Channel“,<br />
konstatiert Bert Martin, Manager bei Sopra<br />
Steria Consulting. Und weiter: „In<br />
der Praxis sehen wir jedoch immer wieder,<br />
dass auch große Versicherungsunternehmen<br />
erst unterwegs feststellen, dass<br />
wichtige Hausaufgaben für eine bedarfsorientierte<br />
Kundenberatung im digitalen<br />
Raum vorab nicht erledigt wurden.“<br />
Das betrifft zum Beispiel die notwendige<br />
Harmonisierung der gemeinsamen Datengrundlagen<br />
für alle bereits etablierten und<br />
neu hinzugekommenen Vertriebskanäle.<br />
Denn nicht nur die historisch gewachsenen<br />
IT-Systeme sind von der Spartentrennung<br />
früherer Jahre geprägt, sondern auch die<br />
Organisationsstrukturen vieler Versicherungen<br />
einschließlich ihrer Vertriebsnetzwerke.<br />
In der arbeitsteilig organisierten<br />
Kundenbetreuung mit externen Maklern,<br />
Außendienst und Servicecenter sind beim<br />
Aufbau einer zentralen Datenbasis folglich<br />
nicht nur technologische, sondern auch juristisch-organisatorische<br />
Fragen zu klären.<br />
„Dabei gilt es insbesondere, für eine kontinuierliche<br />
Pflege und Aktualisierung der<br />
Kundenstammdaten inklusive Kontakthistorien<br />
über alle beteiligten Partner hinweg<br />
zu sorgen“, sagt Bernd Martin. Nur so lasse<br />
sich die notwendige Informationsqualität<br />
für eine erfolgreiche Kundenberatung via<br />
Omni-Channel langfristig sicherstellen.<br />
Autor: www.soprasteria.de<br />
Quelle: © Photographee.eu - Fotolia.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
73
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Verschläft die Versicherungsbranche die<br />
Produktentwicklung?<br />
Deutsche Assekuranzunternehmen<br />
wollen in den nächsten zwei Jahren<br />
einen erheblichen Anteil ihres<br />
Budgets in Digitalisierungsprojekte investieren.<br />
In die Produktentwicklung aber<br />
fließen im gleichen Zeitraum nur rund<br />
zehn Prozent der verfügbaren Investitionsmittel.<br />
Dieses Ergebnis aus dem<br />
Branchenkompass 2015 von Sopra Steria<br />
Consulting überrascht umso mehr, als<br />
der Versicherungsmarkt derzeit von einer<br />
Vielzahl innovativer Produktideen aus der<br />
Fin-Tech-Szene geradezu überschwemmt<br />
wird. Verschlafen etablierte Gesellschaften<br />
also ihre Chance, mit eigenen kreativen<br />
Produktinnovationen rechtzeitig gegenzusteuern?<br />
Gut ein Drittel des Investitionsetats<br />
wollen deutsche Assekuranzunternehmen<br />
bis 2018 für unterschiedliche<br />
Digitalisierungsvorhaben<br />
ausgeben. In<br />
scharfem Kontrast dazu<br />
planen Versicherer laut<br />
einer Umfrage für den<br />
Branchenkompass Insurance<br />
2015 von Sopra<br />
Steria Consulting<br />
lediglich elf Prozent<br />
ihres Budgets für die<br />
Produktentwicklung ein. Bei Maklern sind<br />
es sogar nur acht Prozent. Eher gering<br />
ausgeprägt scheint auch das Interesse an<br />
neuen Produktideen zu sein: Gerade einmal<br />
ein Fünftel der befragten Unternehmen<br />
will kurzfristig beispielsweise in Telematik-Angebote<br />
investieren.<br />
Für diese Zurückhaltung sieht Janina Röttger,<br />
Senior Manager und Leiterin Automotive<br />
Service Insurance bei Sopra Steria<br />
Consulting, eine Reihe von Gründen:<br />
„Telematische Informationserhebungen<br />
werfen stets auch die Frage nach der Datenauswertung<br />
auf. Transparenz heißt hier<br />
das oberste Gebot. Für Telematik-Services<br />
gilt im Prinzip dasselbe wie zum Beispiel<br />
für Vitaldaten aus Wearables. Kunden sind<br />
umso bereitwilliger mit der Informationsverwendung<br />
einverstanden, je unmittelbarer<br />
der Mehrwert innovativer Dienstleistungen<br />
für sie erlebbar ist.“ Zudem<br />
scheint vielen Kfz-Versicherern das immense<br />
Potenzial additiver Telematik-Dienste<br />
zu langfristiger Kundenbindung noch<br />
nicht hinreichend bewusst zu sein. Noch<br />
zögerlicher verhält sich die Branche bei<br />
Pay-as-you-live-Konzepten. Auf diesem<br />
Produktfeld wollen lediglich elf Prozent<br />
kurzfristig investieren. Gleichwohl sollten<br />
Versicherungsgesellschaften lieber heute<br />
als morgen erste Erfahrungen im Umgang<br />
mit massenhaft erhobenen Kundendaten<br />
sammeln: „Unternehmen müssen rechtzeitig<br />
lernen, welchen Mehrwert Massendaten<br />
in Zukunft generieren können. Die<br />
reine Datenerhebung stellt hierbei das<br />
geringere Problem dar – die<br />
eigentliche Herausforderung<br />
liegt vielmehr im sinnvollen<br />
und effizienten Umgang mit<br />
dem gewonnenen Informationsschatz.<br />
Darauf aufbauende<br />
additive Zusatzdienste,<br />
auch neben dem klassischen<br />
Versicherungsgeschäft, werden<br />
im Wettbewerb schon<br />
bald eine entscheidende Bedeutung haben“,<br />
so Janina Röttger.<br />
Quelle: © davis - Fotolia.com<br />
Technische und methodische Voraussetzung<br />
dafür ist die Fähigkeit eines Versicherers,<br />
massenhaft erhobene Kundendaten<br />
in Echtzeit auszuwerten und die für<br />
das jeweilige Geschäftsmodell relevanten<br />
Informationen ebenso schnell zu aggregieren.<br />
Noch sind Big-Data- und Business-<br />
Intelligence-Technologien in der Assekuranzwirtschaft<br />
eher die Ausnahme als die<br />
Regel. Immerhin aber wollen 23 Prozent<br />
der befragten Versicherer und 26 Prozent<br />
der Makler bereits kurzfristig in Big Data<br />
beziehungsweise Business Intelligence investieren.<br />
Autor: www.soprasteria.de<br />
74 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Versicherungskunden offen<br />
für "grüne" Policen<br />
In den bisherigen Nischenmarkt für<br />
"grüne" Versicherungen könnte bald<br />
Bewegung kommen. So ergibt eine<br />
Umfrage der Strategie- und Managementberatung<br />
zeb, dass mehr als 85 Prozent<br />
der Kunden bei gleichem Preis und gleicher<br />
Leistung zu einem nachhaltigen Versicherer<br />
wechseln würden. Viele Befragte<br />
lehnen es darüber hinaus generell ab,<br />
dass ihre Beiträge in bestimmte Branchen<br />
investiert werden. So meinen 87 Prozent<br />
der Teilnehmer, ihnen sei wichtig, keine<br />
Unternehmen zu fördern, die Raubbau<br />
an der Natur betreiben. Immerhin gut 50<br />
Prozent sprachen sich gegen Investments<br />
in Atomenergie oder Kohlekraft aus. Tatsächlich<br />
gibt es inzwischen Versicherer,<br />
die nachhaltige Angebote in ihre Produktpalette<br />
zu integrieren versuchen.<br />
Zu den Vorreitern zählt die Concordia<br />
oeco, die als erste Versicherung transparente<br />
Positiv- und Negativkriterien für die<br />
Anlage ihrer Kundengelder formuliert hat.<br />
Auch in der Sachversicherung zeigen sich<br />
erste nachhaltige Versicherungslösungen.<br />
Zwei dieser Produkte wurden von der Bayerischen<br />
Versicherung und der NV-Versicherung<br />
entwickelt - in Kooperation mit<br />
der 2015 vom Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung<br />
ausgezeichneten "grün versichert<br />
GmbH", in deren Auftrag auch die<br />
zeb-Befragung entstand. Das besondere<br />
an den beiden Policen: Die Versicherer garantieren,<br />
mindestens jenen Teil ihrer Beitragseinnahmen<br />
in nachhaltige Anlagen<br />
zu investieren, der aus den "grünen" Tarifen<br />
stammt. Darüber hinaus erhalten die<br />
Kunden Mehrleistungen bei nachhaltiger<br />
Lebensweise.<br />
"Trotz dieser Beispiele haben die meisten<br />
Versicherungen das enorme Potenzial<br />
nachhaltiger Policen noch nicht erkannt. So<br />
gibt es am deutschen Markt keinen einzigen<br />
Anbieter, der sich auf breiter Flur in diesem<br />
Feld zu positionieren versucht", sagt zeb-<br />
Partner Dr. Matthias Uebing. Lohnend sei<br />
eine entsprechende Ausrichtung aber allemal,<br />
ist Uebing überzeugt: "Bei unserer<br />
großen Social-Banking-Studie 2012 kam<br />
heraus, dass hierzulande rund 16 Millionen<br />
Menschen zur Zielgruppe für sozial-ökologische<br />
Bankgeschäfte zählen - wobei diese<br />
Kunden im Schnitt hochgebildet sind und<br />
über ein signifikant überdurchschnittliches<br />
Einkommen verfügen. Unsere jetzige Befragung<br />
legt den Schluss nahe, dass das<br />
Potenzial im Versicherungsbereich ähnlich<br />
hoch sein dürfte."<br />
Die Fondsbranche und die Bankenindustrie<br />
haben auf die entsprechenden Kundenwünsche<br />
schon vor Jahren reagiert.<br />
So sind nachhaltige Investmentfonds als<br />
Anlageklasse längst etabliert - und Ethik-<br />
Bank, die GLS Bank, die Triodos Bank<br />
Deutschland und die UmweltBank wachsen<br />
seit Jahren zweistellig. Wie weit die Assekuranz<br />
im Vergleich dazu hinterherhinkt,<br />
zeigen weitere Ergebnisse der aktuellen<br />
zeb-Befragung. So wissen zwei von drei<br />
Kunden gar nicht, dass eine nachhaltigere<br />
Ausrichtung im Versicherungsbereich<br />
überhaupt möglich ist. Das wiederum erklärt,<br />
warum weniger als fünf Prozent der<br />
Teilnehmer angaben, sich im Vorfeld eines<br />
Versicherungsabschlusses über entsprechende<br />
Alternativen zu informieren.<br />
"Die Quintessenz der Befragung ist<br />
ziemlich eindeutig: Dass nachhaltige<br />
Versicherungen kaum nachgefragt werden,<br />
liegt allem Anschein nach nicht an<br />
mangelndem Interesse - sondern an<br />
fehlender Beratung und Vermittlung",<br />
meinte Fabrice Gerdes, Geschäftsführer<br />
der grün versichert GmbH. "Versicherer<br />
und Makler, die die Möglichkeiten dieses<br />
Markts rechtzeitig erkennen, haben<br />
darum beste Chancen, mit nachhaltigen<br />
Angeboten ein ebenso nachhaltiges Geschäft<br />
zu generieren."<br />
Autor: www.zeb.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
75
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Versicherer erwarten<br />
stabile Beitragsentwicklung<br />
Die Geschäftsentwicklung der deutschen<br />
Versicherungswirtschaft<br />
bleibt <strong>2016</strong> durch das extrem<br />
niedrige Zinsniveau geprägt. Das Beitragsaufkommen<br />
dürfte aber stabil bleiben,<br />
prognostiziert der Gesamtverband<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV). Im Jahr 2015 waren die Beitragseinnahmen<br />
der Unternehmen in der Lebens-,<br />
privaten Kranken- sowie Schadenund<br />
Unfallversicherung um 0,6 Prozent<br />
auf 193,8 Milliarden Euro gestiegen. Für<br />
<strong>2016</strong> erwartet der GDV in der aktuellen<br />
Studie „Konjunktur und Märkte” eine ähnliche<br />
Entwicklung. Insbesondere die gute<br />
finanzielle Lage der privaten Haushalte<br />
dürfte die Nachfrage nach Versicherungsprodukten<br />
stützen. Hinzu kommt, dass<br />
die Versicherer flexibel auf die herausfordernden<br />
Rahmenbedingungen reagieren<br />
– im Fokus stehen nicht nur Kostensenkungen,<br />
sondern auch innovative Produktangebote<br />
– von der Versicherung gegen<br />
Cyberrisiken bis zu neuen Altersvorsorgekonzepten.<br />
Lebensversicherung spürt<br />
demografischen Wandel<br />
Die Lebensversicherung bleibt gemessen<br />
an der Verzinsung alternativer, sicherer<br />
Sparanlagen attraktiv. Dieser Wettbewerbsvorteil<br />
wird allerdings von der allgemein<br />
schwächeren Sparneigung im<br />
Niedrigzinsumfeld überlagert. Zudem bedingt<br />
der demografische Wandel eine in<br />
der Tendenz rückläufige Nachfrage nach<br />
Altersvorsorgeprodukten. In der Lebensversicherung<br />
wird sich das Neugeschäft<br />
<strong>2016</strong> voraussichtlich schwächer entwickeln,<br />
allerdings dürfte der Rückgang<br />
weniger ausgeprägt sein als 2015 – im<br />
vergangenen Jahr waren die Beitragseinnahmen<br />
aus dem Neugeschäft (Lebensversicherung<br />
ohne Pensionsfonds/-<br />
kassen) um 3 Prozent gesunken.Für die<br />
Schaden- und Unfallversicherung rechnet<br />
der GDV mit einem leicht abgeschwächten<br />
Beitragswachstum. Im Jahr 2015 waren<br />
die Beitragseinnahmen der Unternehmen<br />
um 2,7 Prozent gestiegen.<br />
Geschäftsklima leicht verbessert<br />
Der Konjunkturtest <strong>2016</strong> des Münchener<br />
ifo Instituts für Wirtschaftsforschung lässt<br />
ebenfalls eine stabile Geschäftsentwicklung<br />
in der Versicherungswirtschaft erwarten.<br />
So hat sich der Indexwert für das Geschäftsklima<br />
im ersten Quartal leicht auf<br />
11,3 Punkte verbessert (4. Quartal 2015:<br />
7,4 Punkte). Damit ist die Stimmung in<br />
der Versicherungswirtschaft zu Jahresanfang<br />
freundlicher als in der gewerblichen<br />
Wirtschaft insgesamt (8,8 Punkte).<br />
Autor: www.gdv.de<br />
Quelle: © Kurhan - Fotolia.com<br />
76 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Quelle: © vizafoto - Fotolia.com<br />
Neue Studie:<br />
Mitversicherungsgemeinschaften<br />
sind effizient<br />
Laut einer vom GDV in Auftrag gegebenen<br />
Studie führen Mitversicherungsgemeinschaften<br />
zu Effizienzen<br />
bei Produktion und Vertrieb von Versicherungen.<br />
Der Gesamtverband der Deutschen<br />
Versicherungswirtschaft (GDV) hat<br />
bei dem renommierten Ökonomieprofessor<br />
Prof. Dr. Roman Inderst eine Studie<br />
zu den ökonomischen Auswirkungen von<br />
Mitversicherungsgemeinschaften (MVG)<br />
in Auftrag gegeben. Erstmalig wird dort<br />
unter Zugrundelegung der einschlägigen<br />
ökonomischen Theorie der Zusammenhang<br />
zwischen diversen Strukturen der<br />
Risikoteilung bzw. des Risikotransfers und<br />
der erzielbaren Effizienzen untersucht.<br />
Die Studie ist unter dem Link am Ende<br />
der Seite frei zum Download verfügbar.<br />
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass<br />
auf der Grundlage des typischen Aufbaus<br />
von Mitversicherungsgemeinschaften erhebliche<br />
Effizienzen zu erwarten sind, die<br />
umso höher ausfallen, je enger sich die Zusammenarbeit<br />
innerhalb der Mitversicherungsgemeinschaften<br />
gestaltet. Andere<br />
Methoden der Risikoteilung (z.B. Maklerkonzepte)<br />
sowie des Risikotransfers, welche<br />
typischerweise nur ein geringeres Maß<br />
an Zusammenarbeit aufweist, generieren<br />
demnach in der Regel auch geringere Effizienzen<br />
als Mitversicherungsgemeinschaften.<br />
Die EU-Kommission prüft derzeit, ob<br />
die geltende Gruppenfreistellungsverordnung<br />
für den Versicherungssektor (GVO),<br />
welche Mit- und Mitrückversicherungsgemeinschaften<br />
sowie die gemeinsame<br />
Statistikarbeit unter bestimmten Voraussetzungen<br />
vom Kartellverbot freistellt,<br />
verlängert werden sollte. Die GVO läuft<br />
am 31. März 2017 aus. Der GDV sieht die<br />
Studie in diesem Zusammenhang auch als<br />
konstruktiven Diskussionsbeitrag.<br />
Autor: www.gdv.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
77
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
World Insurance Report <strong>2016</strong>:<br />
Alarmierende Unterschiede<br />
in Kundenzufriedenheit zwischen den<br />
Generationen<br />
Generation-Y-Kunden machen mit<br />
ihrem Versicherer weitaus weniger<br />
positive Erfahrungen als andere<br />
Altersgruppen - und das, obwohl sie viel<br />
öfter Kontakt haben. Gerade in Deutschland<br />
fällt diese Differenz mit 23,1 Prozentpunkten<br />
für traditionelle und 20,8 Prozentpunkten<br />
für digitale Kanäle besonders<br />
hoch aus. Angesichts der sich wandelnden<br />
Anforderungen und Erwartungen der<br />
Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1999)<br />
sowie des steigenden Einflusses des Internets<br />
der Dinge auf Kundenalltag und<br />
Risiko-Haftung wird eine entsprechende<br />
Anpassung auf Seiten der Versicherer daher<br />
unvermeidbar.<br />
Andernfalls könnten neuartige Konkurrenten<br />
wie FinTech-Start-ups oder große<br />
Technologieunternehmen schon bald wesentliche<br />
Marktanteile gewinnen. Zu diesen<br />
Ergebnissen kommt der aktuelle<br />
World Insurance Report <strong>2016</strong> (WIR) von<br />
Capgemini und Efma. "Wenn es Versicherern<br />
nicht bald gelingt, die technikaffine<br />
Generation Y ausreichend an sich zu binden,<br />
werden es andere tun“, so Dr. Uwe<br />
Korte, Leiter Business & Technology Versicherungen<br />
bei Capgemini. "Diese Altersgruppe<br />
gibt klare Signale, dass sie<br />
Geschäfte anders abwickelt als die Generationen<br />
vor ihr. Die Versicherer, die<br />
auf ihre Bedingungen eingehen, haben<br />
da einen klaren Wettbewerbsvorteil." Die<br />
Quelle: © Food photo - Fotolia.com<br />
15.000 befragten Versicherungskunden<br />
des aktuellen WIR <strong>2016</strong> bestätigen, dass<br />
die Generation Y zwar den Kontakt mit<br />
Versicherern öfter sucht, sie dabei aber<br />
bedeutend unzufriedener ist als ihre Vorgängergeneration.<br />
Generation-Y-Kunden<br />
nutzen alle Kommunikationswege, um mit<br />
der Versicherung in Kontakt zu treten. Die<br />
digitalen Kanäle erfreuen sich dennoch<br />
der größten Beliebtheit: Kunden, die der<br />
Generation Y angehören, kommunizieren<br />
mit ihrer Versicherung zweieinhalbmal so<br />
häufig über soziale Netzwerke und greifen<br />
auch mehr als doppelt so oft zum Smartphone<br />
als ältere Versicherungskunden.<br />
Kundenzufriedenheit in Deutschland<br />
variiert stark nach Alter<br />
In Deutschland ist der beobachtete Unterschied<br />
in der Kundenzufriedenheit zwischen<br />
den Generationen besonders hoch.<br />
Während der Customer Experience Index<br />
(CEI), der die Bereiche Produkt, Kundenlebenszyklus<br />
und Kommunikationskanäle<br />
betrachtet, im Generationenvergleich<br />
eine Abweichung von 14,7 Indexpunkten<br />
misst, fällt die Differenz in der allgemeinen<br />
Kundenzufriedenheit mit 26,7 Prozent<br />
sehr deutlich aus. Diese Unzufriedenheit<br />
der Generation Y zieht sich durch alle Kanäle<br />
- digital wie traditionell. Während Internet<br />
via PC noch die besten Ergebnisse<br />
erzielt und 41,4 Prozent der Befragten<br />
Gen Ys hier Positives berichten, schneiden<br />
Vermittler mit lediglich 21,9 Prozent<br />
und das klassische Telefongespräch mit<br />
27,9 Prozent am schlechtesten ab. Ein<br />
außerdem beachtliches Ergebnis ist, dass<br />
deutsche Versicherungskunden digitale<br />
Kanäle für einen Versicherungsabschluss<br />
deutlich häufiger einsetzen als Kunden in<br />
anderen Ländern. 30 Prozent der Deutschen<br />
haben bereits eine Versicherung<br />
78 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
online abgeschlossen oder erneuert und<br />
ein Drittel plant dies auch in den kommenden<br />
zwölf Monaten. Im Fall der Generation<br />
Y trifft das sogar auf 37,4 Prozent<br />
der Befragten zu.<br />
Neue Technologien noch immer<br />
unterschätzt<br />
Die kommende Welle vernetzter Technologien<br />
wie Smart-Home-Ökosysteme,<br />
tragbare intelligente Geräte sowie maschinengesteuerte<br />
Drohnen, Roboter und<br />
Autos stellen eine grundlegende Bedrohung<br />
für die Zukunft der Versicherer dar.<br />
Diese Technologien könnten traditionelle<br />
Geschäftsmodelle aufbrechen: von der Art<br />
wie sich Versicherer mit ihren Kunden in<br />
Verbindung setzen, bis hin zu grundsätzlichen<br />
Bewertungsmethoden und dem Risikomanagement.<br />
Der<br />
WIR zeigt, dass Versicherungen<br />
immer noch unterschätzen,<br />
wie schnell<br />
sich diese Technologien<br />
im Alltag durchsetzen<br />
könnten. Während man<br />
in der Versicherungsbranche<br />
überzeugt ist,<br />
nur 16 Prozent der Kunden<br />
können sich fahrerlose Autos vorstellen,<br />
zeigt tatsächlich bereits mehr als jeder<br />
Fünfte Interesse (23 Prozent.<br />
Technologieaffinität korreliert<br />
mit finanziellem Einkommen<br />
Quelle: © Artur Marciniec - Fotolia.com<br />
Laut den Studienergebnissen scheint<br />
mehr noch als das Alter, finanzieller Wohlstand<br />
ein entscheidendes Kriterium für die<br />
Adaption von IoT-Technologien zu sein.<br />
Während über 45 Prozent der wohlsituierten<br />
Generation-X-Kunden (Jahrgänge<br />
1965 bis 1980) offen für intelligente Geräte<br />
im Alltag sind, gilt diese Aussage nur<br />
für 30 bis 35 Prozent der jüngeren, weniger<br />
vermögenden Befragten. Bei Kunden,<br />
die sowohl finanziell gut dastehen,<br />
als auch der Generation Y angehören, ist<br />
die Adaptionsbereitschaft mit 50 Prozent<br />
am größten. Jedoch sind auch gerade<br />
diese Befragten am ehesten dazu bereit<br />
von der klassischen Versicherung abzurücken:<br />
nahezu 31 Prozent aller vermögenden<br />
Kunden weltweit würden sich von<br />
einer Technologiefirma versichern lassen,<br />
sobald diese in den Versicherungsmarkt<br />
einsteigt; ein Wert der für vermögende<br />
Generation Ys auf 47 Prozent ansteigt.<br />
Internet der Dinge definiert<br />
das Versicherungsrisiko neu<br />
Noch viel mehr als die Vernetzung der<br />
Kunden wird das Internet der Dinge jedoch<br />
die zentralen Grundlagen des Versicherungsgeschäfts<br />
beeinflussen. Die<br />
Menge an Daten, die von<br />
vernetzten Geräten, intelligenten<br />
Ökosystemen<br />
und Wearables zusammenkommt,<br />
könnte die Risikotransparenz<br />
im Versicherungsgeschäft<br />
deutlich<br />
erhöhen - eine Dynamik,<br />
die ganz besonders in der<br />
Preissetzung neue Geschäftsmodelle<br />
erzeugen wird. Darüber<br />
hinaus wird sich angesichts der zunehmenden<br />
Vernetzung auch die Verantwortlichkeit<br />
für Risiken grundsätzlich neu verteilen.<br />
Im Falle von autonomem Fahren<br />
könnte sich beispielsweise die Haftung<br />
für Unfälle vom Fahrer auf den Hersteller<br />
verlagern und dadurch gänzlich neue Bedingungen<br />
schaffen. Der Report kommt<br />
außerdem zu dem Schluss, dass sogar<br />
die generelle Notwendigkeit sich versichern<br />
zu lassen, schwinden könnte, wenn<br />
durch den beständigen Datenaustausch<br />
im Internet der Dinge sicherere Umgebungen<br />
geschaffen werden, die die Risikobelastung<br />
drastisch reduzieren.<br />
Autor: www.capgemini.com<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
79
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Niedrigzinsphase:<br />
Bilanzielle Konsequenzen<br />
der betrieblichen Altersvorsorge sind<br />
den meisten Mittelständlern unbekannt<br />
Infolge der Zinsflaute überdenkt mehr<br />
als die Hälfte (52%) der mittelständischen<br />
Unternehmen die strategische<br />
Ausrichtung ihrer Pensionswerke: Bei diesen<br />
Unternehmen stehen die Veränderung<br />
der Pensionszusagen (47%) oder sogar die<br />
Schließung der Versorgungswerke (36%)<br />
der betrieblichen Altersversorgung (bAV)<br />
zur Diskussion.<br />
Unternehmen sollten regelmäßig analysieren,<br />
welche bilanziellen Auswirkungen<br />
sie durch ihre Pensionswerke erwarten.<br />
So werden Nachfinanzierungen vermieden,<br />
die schlimmstenfalls zu einer Überschuldung<br />
führen können.<br />
Rücklagen für die bAV im Mittelstand<br />
nicht weit verbreitet<br />
Vielen ist jedoch unbekannt, welche Folgen<br />
die Niedrigzinsphase für sie bilanziell<br />
haben wird. Das ist heikel, weil die<br />
Mehrheit der Mittelständler darauf vertraut,<br />
ihre Pensionszusagen aus dem laufenden<br />
Geschäft finanzieren zu können,<br />
wie eine Studie zu den<br />
Auswirkungen der Niedrigzinsphase<br />
auf die bAV<br />
im Mittelstand von Towers<br />
Watson zeigt. „Die Niedrigzinsphase<br />
betrifft alle<br />
Mittelständler mit nennenswerten<br />
Pensionsverpflichtungen.<br />
Welche<br />
Folgen daraus für jedes<br />
einzelne Unternehmen<br />
entstehen, hängt maßgeblich<br />
von der Gestaltung der<br />
bAV ab. Sofern ein Pensionsplan<br />
zeitgemäß aufgebaut<br />
ist, geht von ihm<br />
aber keine Gefahr für das<br />
Unternehmen aus“, erklärt<br />
Heiko Gradehandt, Bereichsleiter<br />
Mittelstand bei<br />
Towers Watson. „Das muss<br />
betont werden, weil knapp ein Fünftel der<br />
Mittelständler darüber nachdenkt, die eigenen<br />
Pensionswerke zu schließen. Im<br />
Hinblick auf schrumpfende Rentenprognosen<br />
und die Bedeutung der bAV zur<br />
Mitarbeiterbindung wäre das ein dramatisches<br />
Signal“, so Gradehandt weiter.<br />
Quelle: © Photographee.eu - Fotolia.com<br />
Gut die Hälfte der mittelständischen Unternehmen<br />
vertraut darauf, die Pensionszusagen<br />
aus dem laufenden Geschäft<br />
finanzieren zu können: 58 Prozent bilden<br />
keine Rücklagen zur Absicherung<br />
der Pensionsversprechen. Bei den 42<br />
Prozent der Unternehmen,<br />
die Vermögen für die bAV<br />
reservieren, sind die Rücklagen<br />
jedoch meist gering:<br />
In etwa einem Drittel der<br />
Fälle liegen die reservierten<br />
Mittel unter 25 Prozent des<br />
Verpflichtungsvermögens,<br />
nicht einmal ein Viertel weist<br />
komfortable Deckungsquoten<br />
von über 75 Prozent auf.<br />
Zukünftig ziehen – wohl<br />
aufgrund der anhaltenden<br />
Niedrigzinsphase – aber nur<br />
20 Prozent der befragten<br />
Mittelständler in Erwägung,<br />
Rücklagen zu bilden. „Insbesondere<br />
die Pensionsverpflichtungen<br />
von Unternehmen,<br />
die verkauft werden<br />
sollen, weil kein Nachfolger bereit steht,<br />
sollten eine Deckungsquote von 100 Prozent<br />
anstreben“, empfiehlt Gradehandt.<br />
Denn alles andere drückt den Verkaufspreis<br />
deutlich. Standard ist heute zudem,<br />
dass sich Unternehmen zur Einzahlung<br />
einer bestimmten Summe verpflichten.<br />
80 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Anders noch bis Ende der 90er Jahre, als<br />
sich Pensionsversprechen auf die Auszahlung<br />
einer bestimmten Summe im Rentenalter<br />
bezogen haben.<br />
Kurz erklärt: Wieso wirkt sich die<br />
Niedrigzinsphase auf Mittelständler<br />
mit bAV aus?<br />
Die Niedrigzinsphase wirkt sich immer<br />
deutlicher auf Pensionsverpflichtungen<br />
im Mittelstand aus, weil das Zinsniveau<br />
schon lange niedrig ist: Die meisten<br />
Mittelständler bilanzieren nach<br />
dem Handelsgesetzbuch (HGB), dessen<br />
Rechnungszins sich aus den durchschnittlichen<br />
Marktzinsen von Unternehmensanleihen<br />
mit höchster Bonität der letzten<br />
sieben Jahre zusammensetzt. Weil seit<br />
sieben Jahren Zinsflaute herrscht und<br />
in der Berechnung das letzte Jahr mit<br />
höheren Zinsen (2008) durch die niedrigen<br />
Zinsen von 2015 ersetzt wird, sinkt<br />
der Rechnungszins in diesem Jahr noch<br />
einmal merklich ab. Folglich werden die<br />
bilanziellen Folgen der Niedrigzinsphase<br />
für die meisten Mittelständler deutlich<br />
spürbar, weil höhere Pensionsrückstellungen<br />
nötig werden. Das spiegelt sich<br />
negativ in der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
wider.<br />
Autor:www.towerswatson.com<br />
Kundenbedürfnisse erfordern<br />
agile Prozesse von Versicherern<br />
Um mit der Digitalisierung<br />
Schritt zu halten, setzen<br />
immer mehr Unternehmen<br />
auf flexible und optimierte Datenverarbeitungsprozesse.<br />
Etwa die<br />
Hälfte der Versicherungsdienstleister<br />
nutzen bereits agile Methoden,<br />
um die digitale Transformation im<br />
eigenen Unternehmen voranzutreiben.<br />
Doch mehr als 90 Prozent der<br />
Versicherer werden immer noch<br />
von trägen Entscheidungsprozessen<br />
gehemmt. Das in diesem Zuge immer<br />
wichtiger werdende Thema „Time<br />
to market“ wird oftmals gebremst durch<br />
die unterschiedlichen Entwicklungs- und<br />
Änderungszeiten für Front und Backendsysteme,<br />
dem so genannten Two-Speed<br />
Alignment. Das sind Ergebnisse der Studie<br />
„Digitalen Exzellenz“ von Sopra Steria<br />
Consulting.<br />
Quelle: © buchachon - Fotolia.com<br />
Die digitale Exzellenz erfordert die kontinuierliche<br />
Auswertung und entsprechende<br />
Nutzung von entstehenden Daten. Die<br />
Rückführung der gewonnenen Erkenntnisse<br />
in die steuernden Prozesse ist dabei<br />
entscheidend, um unmittelbar für die<br />
Weiterentwicklung und Gestaltung neuer<br />
Angebote zur Verfügung zu stehen. Die<br />
so genannte datengetriebene Agilität wird<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
81
<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
als zentraler Motor für digitale Exzellenz<br />
angesehen und bedeutet für Versicherer,<br />
schnell und systematisch aus Daten zu<br />
lernen.<br />
Vorbild für diese Disziplin der digitalen<br />
Exzellenz sind insbesondere E-Business-<br />
Unternehmen, die kontinuierlich ihr digitales<br />
Angebot umbauen, den Erfolg der<br />
Änderungen messen und aus diesen Ergebnissen<br />
lernen. Schnell auf neue Gegebenheiten<br />
einzugehen und auf veränderte<br />
Kundenbedürfnisse mit passenden<br />
Tarifmodellen zu reagieren, ist eine wesentliche<br />
Herausforderung der sich die<br />
Assekuranz im neuen Zeitalter stellen<br />
muss.<br />
Knapp 90 Prozent der befragten Entscheider<br />
von Versicherern halten die Agilität<br />
des eigenen Unternehmens für relevant<br />
bis sehr relevant, um die digitale Exzellenz<br />
zu erreichen. Dennoch zeigt sich, dass<br />
bei einem Drittel der befragten Entscheider<br />
agile Methoden noch nicht verstärkt<br />
genutzt werden. Rund 60 Prozent geben<br />
sogar an, dass die aktuellen Kriterien für<br />
Investitionsentscheidungen der digitalen<br />
Transformation nicht angemessen sind.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Digitale<br />
Exzellenz“, die Sopra Steria Consulting<br />
gemeinsam mit der Universität Hamburg<br />
aufgesetzt hat.<br />
Die Umstellung auf agile Vorgehens- und<br />
Entscheidungswege über alle Bereiche<br />
hinweg muss das Ziel sein. Die datengetriebene<br />
Agilität darf nicht als eine exklusive<br />
Aufgabe der IT-Abteilungen angesehen<br />
werden. Vielmehr muss diese Agilität<br />
auch außerhalb der IT in allen Geschäftsbereichen<br />
geschätzt und gelebt werden.<br />
Eine wesentliche Herausforderung für<br />
Versicherungen wird darin bestehen, die<br />
schnellen und agilen Arbeitsweisen, die<br />
am digitalen Frontend erforderlich sind,<br />
auf die häufig längeren Entwicklungsund<br />
Änderungszeiten für Backend-Systeme<br />
abzustimmen. Die oftmals in die<br />
Jahre gekommenen Systemlandschaften<br />
erschweren den Versicherungen das so<br />
genannte Two-Speed Alignment. Dabei<br />
besteht die Gefahr, dass eine unpassende<br />
IT-Infrastruktur trotz aller Agilität in den<br />
Methoden zum Bremsklotz der Digitalisierung<br />
wird. „Versicherungsunternehmen<br />
müssen sich im Zuge der Digitalisierung<br />
schnell auf sich stetig wandelnde<br />
Anforderungen von Kunden und Partnern<br />
einstellen. Daher ist die datengetriebene<br />
Agilität eine der wichtigsten Disziplinen,<br />
um digitale Exzellenz zu erreichen“, weiß<br />
Janina Röttger, Versicherungsexpertin<br />
bei Sopra Steria Consulting. „Die Adjustierung<br />
der flexiblen Frontend Lösungen<br />
auf die behäbigen Backendsysteme erfordert<br />
ein besonderes Augenmerk um einer<br />
durchgängigen Agilität gerecht zu werden“.<br />
so Röttger weiter.<br />
Autor: www.soprasteria.de<br />
Quelle: © ARTENS - Fotolia.com<br />
82 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>
VERSICHERUNGEN I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
INNOVALUE Schadenstudie 2015:<br />
Digitalisierung teilt<br />
den Versicherungsmarkt<br />
Kleine Versicherer messen Digitalisierungstrends<br />
im Schadenmanagement<br />
deutlich weniger Relevanz bei<br />
als große. Angesichts der teils rasanten<br />
Entwicklung drohen sie dadurch, von der<br />
finanzkräftigeren Konkurrenz abgehängt<br />
zu werden. Dies ergibt die Studie „Trends<br />
im Schadenmanagement 2015“, für die<br />
INNOVALUE und die Universität Lausanne<br />
mehr als 50 Verantwortliche aus 37 Versicherungsunternehmen<br />
in Deutschland<br />
und der Schweiz befragt haben.<br />
Die Studie offenbart,<br />
dass kleinere Versicherer<br />
(verdiente Bruttobeiträge<br />
unter einer<br />
Milliarde Euro p.a.)<br />
insbesondere technologiebasierten<br />
Themen<br />
sowohl gegenwärtig als<br />
auch mit Blick auf die<br />
Zukunft nur eine geringe<br />
bis mäßige Bedeutung<br />
für das eigene<br />
Unternehmen beimessen.<br />
Größere Versicherer<br />
attestieren Themen<br />
wie dem digitalen Schadentracking<br />
und der<br />
digitalen Schadenbegutachtung,<br />
aber auch<br />
der Automatisierung im<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
gesamten Schadenmanagement demgegenüber<br />
deutlich höhere Relevanz. „Die<br />
Einschätzungen der verschiedenen Marktteilnehmer<br />
spiegeln auch ihre jeweiligen<br />
Kapazitäten wider. Für kleinere Versicherer<br />
ist es schwerer, das nötige Know-How<br />
und Investitionsvolumen aufzubringen.<br />
Weil sie im Verhältnis weniger Schadenmeldungen<br />
bearbeiten, dauert es zudem<br />
länger, bis sich diese Investitionen amortisieren.<br />
Deshalb ist es unwahrscheinlich,<br />
dass sie im digitalisierten Schadenmanagement<br />
Vorreiterrollen einnehmen werden“,<br />
sagt Dr. Stephan Maier, Managing<br />
Partner der INNOVALUE Management Advisors.<br />
„Mit einer klaren Fokussierung auf<br />
ausgewählte Themen können aber auch<br />
sie Mehrwerte für Kunden und Unternehmen<br />
schaffen.“<br />
Insgesamt sind sich die Manager einig,<br />
dass die Digitalisierung im Schadenmanagement<br />
hochrelevant ist. 96 Prozent<br />
glauben, dass effizientes Schadenmanagement<br />
zur Sicherung der eigenen<br />
Kundenbasis relevant oder hochrelevant<br />
ist. Knapp 90 Prozent<br />
sind der Meinung, dass<br />
dies durch konsequente<br />
Digitalisierung der Prozesse<br />
ermöglicht wird.<br />
Vier von fünf Managern<br />
sehen hohe Einsparpotenziale<br />
bei der Betrugsprüfung<br />
mit Hilfe<br />
von Big Data. Dennoch<br />
sehen Entscheider ihre<br />
eigenen Unternehmen<br />
bei Schlüsseltrends im<br />
Schadenmanagement<br />
gegenüber der Konkurrenz<br />
im Hintertreffen.<br />
Mehr als 40 Prozent sind<br />
der Meinung, dass ihr<br />
Unternehmen gegenüber<br />
den Wettbewerbern<br />
nur mäßig gut oder<br />
sogar schlecht aufgestellt sei.<br />
Mit der Studie „Trends im Schadenmanagement<br />
2015“ leisten INNOVALUE und<br />
die Universität Lausanne einen Beitrag<br />
zur Analyse der wichtigsten Themen im<br />
Schadenmanagement. Entlang der drei<br />
Themenschwerpunkte Digitalisierung, Betrugsbekämpfung<br />
und Dienstleistermanagement<br />
wurden Versicherungsunternehmen<br />
aus Deutschland und der Schweiz<br />
befragt. Sie decken einen relevanten Teil<br />
des hiesigen Versicherungsmarktes ab.<br />
Autor: www.innovalue.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
83
+ Substanzkraft + Produktqualität + Service +<br />
DFSI-STUDIE<br />
2015/16<br />
Qualitätsrating der<br />
Privaten Krankenversicherung<br />
Neue Erkenntnisse für Makler und Berater<br />
Welche Versicherer besonders empfehlenswert sind:<br />
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Bildquelle: © Syda Productions - Fotolia.com