KRONE trailerforum 2016-01 (DE)
Zukunft skizzieren!
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<strong>trailerforum</strong> 1<br />
TRAILER, TRENDS & INFORMATIONEN VON <strong>KRONE</strong><br />
<strong>2<strong>01</strong>6</strong><br />
www.krone-trailer.com<br />
06<br />
I<strong>DE</strong>EN FÜR DIE WELT VON MORGEN<br />
Trends der Transportbranche<br />
12<br />
NEUE NUTZFAHRZEUG GRUPPE<br />
Krone und Brüggen fusionieren<br />
20 INTERNATIONAL<br />
Nachhaltige Supermarktlogistik
EDI<br />
TO<br />
RIAL<br />
Bernard<br />
U<br />
nser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln<br />
kann – dieses Zitat stammt vom französischen Schriftsteller<br />
Francis Picabia. Ein faszinierender Gedanke, wie ich finde. Vor allem<br />
mit den Eindrücken, die ich aus dem Gespräch mit dem Gehirnforscher<br />
Professor Gerhard Roth von der Universität Bremen mitgenommen habe.<br />
Wie funktioniert Denken? Denkt ein Unternehmer anders als seine Mitarbeiter?<br />
Viele Fragen, auf die wir Ihnen in dieser Ausgabe einige Antworten<br />
geben können.<br />
Eines können wir Ihnen sicher sagen: Bei Krone denken wir heute schon<br />
an morgen, damit wir für alle zukünftigen Fragestellungen bereits Lösungen<br />
parat haben, wenn Ihr Geschäft diese erfordern. Das ist unser Selbstverständnis<br />
– wir verstehen uns als Dienstleister rund um den Trailer –, und<br />
dazu gehören auch Ideen, die eventuell erst in zehn Jahren greifen. So ist<br />
zum Beispiel über mehrere Jahre der Gedanke gereift, dass wir eine eigene<br />
Trailerachse fertigen sollten; in diesem Kontext entwickelte sich dann der<br />
Zusammenschluss mit Gigant und später auch der Brüggen-Gruppe – echte<br />
Meilensteine für die zukünftige Entwicklung unserer Unternehmensgruppe.<br />
Ein wichtiges Zukunftsthema ist das Datenmanagement. Der Trailer der<br />
Zukunft ist digital. Wir erleben diesen Trend bereits seit einigen Jahren im<br />
Krone-Landtechnikbereich – hier gehören Dialoge zwischen Traktor und<br />
angehängter Maschine zum Alltag; sogar ganze Ernteketten können inzwischen<br />
digital gesteuert werden. Jetzt fragen Sie sich vermutlich direkt nach<br />
der Datenhoheit. Dazu gleich unser klares Bekenntnis: Wir setzen auf offene<br />
Plattformen, auf die der Kunde jederzeit zugreifen kann. Genauso offen<br />
sind wir, was Anregungen unserer Kunden angeht. Sprechen Sie uns an, wir<br />
hören Ihnen gern zu. Und vielleicht liefern Sie uns ja den ein oder anderen<br />
Denkanstoß für die Zukunft.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine spannende und anregende Lektüre.<br />
Ihr<br />
Willkommen im <strong>trailerforum</strong>!<br />
Krone ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Krone-Gruppe.<br />
PORTRÄT 20<br />
Titel: Art'nLera/ shutterstock.com<br />
Fotos: Stefan Schöning, Rob Melchior, Cara Royal<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>trailerforum</strong> ist ein Kundenmagazin der Krone Nutzfahrzeug Gruppe<br />
und erscheint zweimal jährlich in einer Gesamtauflage von<br />
40.000 Exemplaren in deutscher und englischer Sprache.<br />
Herausgeber:<br />
Fahrzeugwerk Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />
Bernard-Krone-Straße 1<br />
49757 Werlte<br />
www.krone-trailer.com
SPAZIERGANG<br />
16<br />
06<br />
I<strong>DE</strong>EN FÜR MORGEN<br />
Die Krone Nutzfahrzeug Gruppe befasst sich<br />
schon heute mit den künftigen Herausforderungen<br />
ihrer Kunden.<br />
11<br />
FAKTEN<br />
Die Welt von morgen in Zahlen: Zukunftsforschung,<br />
Weltraumfahrt und Digitalisierung – was uns die<br />
Sterne bringen.<br />
12<br />
LOGISCHE KONSEQUENZ<br />
Krone und Brüggen verschmelzen unter dem<br />
Namen Krone Commercial Vehicle SE zur Krone<br />
Nutzfahrzeug Gruppe.<br />
14<br />
VERMESSUNG <strong>DE</strong>R WELT VON MORGEN<br />
Welche Trends und Fakten bestimmen die Transportwelt<br />
der Zukunft? Wir zeigen, womit die Unternehmen<br />
der Branche rechnen müssen.<br />
GUTE I<strong>DE</strong>E<br />
24<br />
16<br />
SPAZIERGANG MIT BERNARD <strong>KRONE</strong><br />
Bernard Krone traf in Bremen den Hirnforscher<br />
Professor Gerhard Roth und sprach über künstliche<br />
Intelligenz und den Blick in die Zukunft.<br />
20<br />
NACHHALTIGER GÜTERTRANSPORT<br />
Die Supermarktkette Albert Heijn arbeitet gemeinsam<br />
mit Transporteuren und Nutzfahrzeugherstellern<br />
an der Ökologisierung ihrer Fahrzeugflotte.<br />
22<br />
MITARBEITER IM PORTRÄT<br />
Drei Krone-Mitarbeiter mit spannenden Hobbys:<br />
Sie spielen Theater, kämpfen sportlich gegen Matsch<br />
oder produzieren eigenen Honig.<br />
24<br />
GARNELEN MA<strong>DE</strong> IN GERMANY<br />
Im mecklenburgischen Grevesmühlen werden auf<br />
der Farm „Cara Royal“ echte White-Tiger-Garnelen<br />
gezüchtet.<br />
27<br />
NACHGEFRAGT<br />
… bei Denise Schuster von „Unserparkplatz.de“<br />
Verantwortlich für den Herausgeber:<br />
Ingo Lübs, Leiter Marketing<br />
Tel. +49 5951 209-249<br />
Fax +49 5951 98-249<br />
E-Mail: ingo.luebs@krone.de<br />
Verlag:<br />
DVV Kundenmagazine GmbH<br />
Nordkanalstraße 36<br />
20097 Hamburg<br />
Tel. +49 40 23714-<strong>01</strong><br />
Redaktionelle Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Carina Bellmann, Nicole de Jong, Juliane Gringer, Sarah de Preter,<br />
Martina Schulz, Jannah Wolken<br />
Druck: www.muellerditzen.de, Bremerhaven<br />
Stichpunkt:<br />
Die Publikation, ihre Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />
Vervielfältigung oder Verbreitung muss vom Verlag oder Herausgeber genehmigt werden.<br />
Dies gilt auch für die elektronische Verwertung wie die Übernahme in Datenbanken,<br />
Onlinemedien (Internet), Intranets oder sonstige elektronische Speichermedien. Herausgeber<br />
und Verlag schließen eine Haftung für unverlangt eingesandte Fotos, Manuskripte<br />
und sonstige Datenträger aus.<br />
<strong>trailerforum</strong> 3
FORUM<br />
Neues aus der Krone-Welt<br />
NEUES <strong>KRONE</strong> CENTER NAHE ISTANBUL ERÖFFNET<br />
Der neue Standort umfasst 10.000 Quadratmeter.<br />
GUSTKE FOOD-LOGISTIK SETZT AUF <strong>KRONE</strong><br />
k Echte Hingucker auf grauem Asphalt sind die neuen<br />
Krone Cool Liner, die das Unternehmen Gustke Food-<br />
Logistik seit kurzem für sein Geschäft nutzt. Die Trailer<br />
mit der Aufschrift „Gustke Food-Logistik – Soooooo<br />
frisch, dass Sie verrückt werden“ und „Soooooo frisch,<br />
dass Sie es nicht fassen können“ stehen für den hohen<br />
Qualitätsanspruch des Unternehmens. Zur Gustke-Philosophie<br />
gehört, allen Kunden stets eine innovative<br />
Dienstleistung auf allerhöchstem Niveau zu bieten.<br />
„Beim Transport von Lebensmitteln steht die Frische<br />
der Produkte an erster Stelle – das symbolisiert auch<br />
die ausgefallene und auffallende Gestaltung unserer<br />
Cool Liner“, sagt Geschäftsführer Stephan Gustke. Die<br />
Spedition Heinrich Gustke GmbH ist seit ihrer Gründung<br />
im Jahre 1933 als ein leistungsfähiges Transport- und<br />
Logistikunternehmen am Standort Mecklenburg-Vorpommern<br />
aktiv. Die neuen Kühlauflieger überreichte<br />
Dr. Bernard Krone persönlich: „Über die Spedition Gustke<br />
habe ich schon so viel Gutes und Interessantes gehört,<br />
dass ich Herrn Gustke unbedingt kennenlernen<br />
Übergabe der neuen Krone Cool Liner an die Spedition<br />
Gustke: v.l. Christian Saßmannshausen Geschäftsführer des<br />
Fahrzeugwerks Brüggen, Dr. Bernard Krone, Stephan Gustke,<br />
Patric Niemann, und Dr. Frank Albers.<br />
wollte. Ebenso wie Krone ist Gustke ein Familienunternehmen,<br />
und im Gespräch haben wir beide schnell festgestellt,<br />
dass es viele Parallelen zwischen unseren<br />
Unternehmen gibt.“ Für das Vertrauen in Krone bedankten<br />
sich neben Dr. Krone auch Dr. Frank Albers, Krone<br />
Leiter Vertrieb National, sowie Patric Niemann. <br />
k Zusätzlich zum Standort im türkischen Tire wurde jetzt das neue Krone Center in<br />
Gebze nahe Istanbul eröffnet. Auf 10.000 Quadratmetern sind dort neben dem Neufahrzeugvertrieb<br />
auch zentral der Bereich After Sales mit eigenem Ersatzteilzentrum<br />
und die Organisation der Gebrauchtfahrzeugvermarktung zentral angesiedelt. „Gebze<br />
ist einer der Orte, in denen das Herz der türkischen Wirtschaft schlägt – mit hervorragender<br />
geografischer Lage an einer der türkischen Hauptverkehrsadern“, sagt Andreas<br />
Völker, Direktor International Sales & Key Accounts. „Insofern war Gebze für<br />
Krone erste Wahl, um die internationale Strategie der Krone Nutzfahrzeug Gruppe<br />
konsequent weiter voranzutreiben.“ Die Kunden in der Türkei finden ein erstklassiges<br />
Netz von Servicestützpunkten mit insgesamt 32 Stationen vor. <br />
»Der Lkw hat in<br />
Deutschland aktuell<br />
einen Anteil von<br />
73 % am gesamten<br />
Güterverkehr – auch<br />
in Zukunft wird er<br />
den Löwenanteil des<br />
Güterverkehrs tragen.«<br />
Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes<br />
der Automobil industrie (VDA)<br />
GROSSES POTENZIAL<br />
Kraftstoffeinsparung durch Platooning.<br />
k Strenge gesetzliche Regelungen bei Lenkzeiten<br />
oder steigende Betriebskosten: Automatisierte<br />
Lkws können die meisten Probleme der Transportbranche<br />
lösen. Investitionen wirken hier aber<br />
vor allem langfristig, und erst der Einsatz von<br />
fahrerlosen Lkws wird deutliche Einsparungen ermöglichen.<br />
Diese Prognose hat die Unternehmensberatung<br />
Roland Berger in einer Untersuchung<br />
zum Thema ermittelt. Die Studie analysiert den<br />
Status quo der Technologie und erfasst Vorteile<br />
und Schwierigkeiten, die sie für Hersteller und<br />
Transportunternehmen mit sich bringt. Jede Stufe<br />
der Automatisierung gehe mit einer höheren<br />
System komplexität und steigenden Kosten einher,<br />
andererseits sinken die Betriebskosten, erklärt<br />
Norbert Dressler, Partner von Roland Berger und<br />
Nutzfahrzeugexperte. Schon in der ersten Phase<br />
seien jedoch Kraftstoffeinsparungen von rund<br />
sechs Prozent möglich, etwa durch Konvoifahrten.<br />
Dressler rät dazu, sich rechtzeitig mit dem<br />
Thema auseinanderzusetzen, denn: „Die Art des<br />
Lkw-Fahrens und damit der Gütertransport insgesamt<br />
werden sich grundlegend verändern.“ <br />
Entdecken Sie mehr zum Thema.<br />
Dazu finden Sie hier den Download<br />
der englisch sprachigen Studie:<br />
http://bit.ly/1Vl6veI<br />
Fotos: Gustke Food-Logistik, Daimler, Krone<br />
4 <strong>trailerforum</strong> | FORUM
ABHOLER<br />
Unsere Kunden<br />
KURZ NOTIERT<br />
KEP-MARKT WÄCHST WEITER<br />
In Deutschland wurden 2<strong>01</strong>5 mehr als 2,95 Milliarden<br />
Paketsendungen verschickt – 5,9 Prozent mehr<br />
als im Vorjahr. Der Umsatz der Kurier-, Express- und<br />
Paketbranche (KEP), für die Krone unter anderem<br />
Wechseleinheiten und den KEP-Shuttle anbietet,<br />
stieg zugleich um 4,6 Prozent auf 17,4 Milliarden<br />
Euro. Diese Zahlen hat der Bundesverband Paket<br />
und Expresslogistik (Biek) für seine KEP-Studie <strong>2<strong>01</strong>6</strong><br />
ermittelt. Bis 2020 rechnet der Biek mit einem weiteren<br />
Wachstum um 5,1 Prozent pro Jahr auf knapp<br />
3,8 Milliarden Sendungen.<br />
GUTE FAHRT<br />
Ein Anhänger für ein Präventionsprogramm, prominente Fahrer oder ein Auflieger für den<br />
Getränketransport: Diese Unternehmen haben neue Fahrzeuge bei Krone abgeholt.<br />
NEU KONZIPIERTER LOAD CARRIER<br />
Für die besonderen Anforderungen beim Transport<br />
von Baustoffen hat Krone den Load Carrier<br />
neu konzipiert: Der robuste und praxisorientierte<br />
Baustoffanhänger mit zwei Achsen ist durch das<br />
verwindungssteife Chassis und den 30 Millimeter<br />
starken, wasserfesten und versiegelten Plattenboden<br />
besonders stabil. Die eloxierten Leichtmetallseitenwände<br />
mit je zwei Bordwandklappen sind leicht<br />
abklapp- sowie abnehmbar und verfügen serienmäßig<br />
über durchgehende Zuganker für zusätzliche<br />
Stabilität und Sicherheit. Neu sind die optional für<br />
die Seitenwände erhältlichen Bordwandhebehilfen,<br />
welche die Bedienkräfte deutlich reduzieren und<br />
damit den Fahrer bei der täglichen Arbeit entlasten.<br />
Das Transportunternehmen Hartmann International<br />
feiert sein 160-jähriges Jubiläum mit einer<br />
passenden Beschriftung auf fünf neuen Trailern.<br />
Einen davon holten Andreas Hartmann, geschäftsführender<br />
Gesellschafter, und Geschäftsführer<br />
Uwe Lachmann persönlich in Werlte ab.<br />
Die niedersächsische L.I.T. Gruppe hat 25 neue<br />
Krone Profi Liner Easytarp für Getränketransporte<br />
übernommen. Krone Regional-Vertriebsleiter<br />
Ralf Untiedt und Key-Account-Mitarbeiter Willi<br />
Langlets übergaben die Fahrzeuge an Sebastian<br />
Dreblow (Mitte) vom L.I.T.-Trailermanagement.<br />
EU-RICHTLINIE FÜR KOMBINIERTEN VERKEHR<br />
Die Internationale Kombi-Vereinigung (UIRR) macht<br />
sich für 2<strong>01</strong>7 als „Jahr der Intermodalität“ stark:<br />
Der kombinierte Verkehr brauche mehr Aufmerksamkeit,<br />
fordert die Organisation, die die Interessen des<br />
kombinierten Verkehrs gegenüber der EU vertritt. Ein<br />
Positionspapier macht gegenüber der Kommis sion<br />
klar, warum intermodaler Verkehr in Europa mehr<br />
Unterstützung braucht, unter anderem durch einen<br />
einheitlichen Rechtsrahmen. Die derzeit geltende<br />
Richtlinie 92/106 steht auf dem Prüfstand und<br />
soll neu aufgesetzt werden. Die UIRR fordert unter<br />
anderem klare Regeln für eine bessere Infrastruktur<br />
in allen EU-Staaten.<br />
Sehr schöne Fracht laden Cool Liner bei der<br />
Fresh Logistics System GmbH aus Nordrhein-<br />
Westfalen: Blumen! Der Spezialist für temperaturgeführte<br />
Logistik nahm sieben Fahrzeuge<br />
in Lübtheen in Empfang, die speziell für den<br />
Transport von Blumen ausgestattet sind.<br />
Der norwegische Logistikdienstleister Bring wird<br />
in den nächsten drei Jahren zahlreiche Schiebegardinenauflieger<br />
von Krone abnehmen. Die ersten<br />
150 Fahrzeuge wurden bereits ausgeliefert –<br />
die offizielle Übergabe des ersten Fahrzeugs fand<br />
vor dem imposanten Opernhaus in Oslo statt.<br />
Sostmeier Transport & Logistics führt<br />
Standorte in neun europäischen Ländern.<br />
Das Unternehmen hat einen Lang-Lkw<br />
beim Fahrzeugwerk Krone in Werlte<br />
bestellt, der für die Automobillogistik<br />
eingesetzt werden soll. Bei der Abholung<br />
absolvierten die Fahrer die obligatorische<br />
Handlingsschulung.<br />
FORUM |<br />
<strong>trailerforum</strong> 5
I<strong>DE</strong>EN FÜR DIE WELT<br />
VON MORGEN<br />
Fotos: maglara/fotolia.de, Daimler<br />
6 <strong>trailerforum</strong>
TITELSTORY<br />
Innovationen<br />
Die Transportbranche muss sich jetzt der Zukunft stellen, damit ihre<br />
Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Die Krone Nutzfahrzeug Gruppe<br />
befasst sich schon heute mit den künftigen Herausforderungen ihrer<br />
Kunden – und entwickelt zukunftsfähige Lösungen und Dienstleistungen.<br />
Im Daimler Actros mit Highway Pilot kann der Fahrer während der Tour<br />
zum Beispiel am Tablet arbeiten.<br />
T<br />
echnologische Innovationen erfordern<br />
völlig neue Denkstrukturen“,<br />
erklärt Uwe Sasse, Geschäftsführer<br />
Konstruktion und Entwicklung<br />
bei Krone. In seinem Büro in Werlte hat<br />
er ein großes Blankopapier aufgehängt,<br />
auf dem er die wichtigsten Anforderungen<br />
und Ideen der digitalen Revolution<br />
skizziert. Dort steht, was diese Entwicklungen<br />
für die Kunden von Krone bedeuten<br />
– heute und vor allem morgen. Sasse<br />
nennt diese Aufstellung „die Dinge, um<br />
die wir uns kümmern müssen“. Um die er<br />
sich kümmern wird. „Der Markt fordert<br />
diese Themen teilweise noch gar nicht,<br />
und es ist auch schwierig, sie heute bereits<br />
umzusetzen. Aber wenn die Initialzündung<br />
kommt, dann werden sie sehr<br />
schnell gefordert sein“, erklärt er. „Krone<br />
ist auf diesen Moment vorbereitet. Für<br />
uns sind diese Überlegungen eine Investition<br />
in unsere Zukunftsfähigkeit.“<br />
Die Transportbranche erlebt derzeit<br />
einen sehr starken Wandel, der immense<br />
Herausforderungen für Spediteure und<br />
Logistiker mit sich bringt. „Unsere Kunden<br />
wissen heute oft selbst noch nicht,<br />
was sie in Zukunft brauchen werden“,<br />
so Sasse. „Als Hersteller der Fahrzeuge,<br />
die ihr Geschäftsmodell ermöglichen,<br />
denken wir weiter und schaffen heute<br />
die Voraussetzungen für ihre Zukunft.“<br />
Er geht davon aus, dass sich unter Spediteuren<br />
neue Geschäftsmodelle etablieren<br />
werden, „die von den Verladern<br />
kommen – den Kunden unserer Kunden.<br />
Denn die erwarten ganz neue Dienstleistungen.“<br />
Trailer sind technisch durchdacht<br />
und sehr variantenreich. Dank telematischer<br />
Anwendungen produzieren sie bereits<br />
heute Unmengen von Daten. „Diese<br />
Daten werden wir in Zukunft ganz<br />
anders nutzen als heute“, erklärt Uwe<br />
Sasse. „Unsere Trailer werden eine Konnektivität<br />
zur Umwelt aufbauen, die es<br />
bisher in dieser Form nicht gab.“<br />
BRANCHE MUSS AUFHOLEN. „Das logistische<br />
Produkt wird immer mehr zum IT-<br />
Produkt“, weiß auch Stefan Stroh, Geschäftsführer<br />
Strategy & Deutschland,<br />
der Strategieberatung von PwC. Seiner<br />
Erfahrung nach sind sich die meisten<br />
Logistikunternehmen darüber bereits<br />
im Klaren. Sie wissen, dass sie neu denken<br />
müssen – aber es hapert an der Umsetzung:<br />
„Allen ist klar, dass Digitalisierung<br />
ein großes Thema ist, aber viele von<br />
ihnen haben noch keine konkreten Strategien,<br />
um den Trend für sich zu nutzen<br />
und in Produkte und Serviceangebote zu<br />
überführen.“<br />
Das liege unter anderem daran, dass<br />
die Branche stark fragmentiert sei. Außerdem<br />
sei sie hier quasi ein Spätzünder:<br />
Viele andere Branchen hätten gezwungenermaßen<br />
sehr viel früher auf<br />
Schlagwörter wie „Big Data“, „Internet<br />
der Dinge“ oder „Cloud“ reagieren müssen,<br />
beispielsweise Finanzdienstleistungen<br />
und Medien. „Die Logistiker sind<br />
diesmal keine Vorreiter. Vor allem unter<br />
den Mittelständlern gibt es viele, die<br />
aufholen müssen“, so Stroh. „Jeder mittelständische<br />
Spediteur muss sich meiner<br />
Meinung nach mit diesem Thema<br />
beschäftigen, denn es wird nicht verschwinden.“<br />
Er rät dazu, den Blick nach<br />
außen zu richten – auf Start-ups, die in<br />
die Branche drängen. „Diese Unternehmen<br />
nutzen keine alten IT-Systeme, und<br />
sie erfinden logistische Dienstleistungen<br />
neu. Das ist spannend, und es sind<br />
Entdecken Sie mehr zum<br />
Thema. Hier finden Sie<br />
weitere Informationen<br />
zu den Telematikslösungen<br />
von Krone – Ihre<br />
Ladung immer im Blick:<br />
http://bit.ly/1OQWpvj<br />
INNOVATIONEN |<br />
<strong>trailerforum</strong> 7
3-D-Brillen unterstützen einen Mitarbeiter bei der Kommissionierung (li.). Die Ware wird ihm von den vollautomatisierten Robotern des Lager- und Kommissioniersystems „G-Com" (Mitte) an<br />
seine Pickstation gebracht. Zukünftig könnte die rollende Transportdrohne des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik diese Aufgabe erledigen. Sie kann bei Bedarf fliegen, spart<br />
dadurch Energie und bietet weniger Kollisionspotenzial als reine Flugdrohnen.<br />
Newcomer, auf die man achten muss.“<br />
Man könne von ihnen lernen, während<br />
man sich gleichzeitig auf sich selbst besinne<br />
und sich frage: Was muss ich tun,<br />
um meine Ziele zu erreichen? Und: Wer<br />
ist mein Kunde und was braucht er?<br />
„Viele Unternehmen behaupten von sich,<br />
dass sie die Antworten kennen, aber ist<br />
das tatsächlich so?“, fragt Stroh. „Man<br />
muss das wirklich durchdringen. Es ist<br />
genauso wichtig, wie die Technologie<br />
seines Geschäfts grundlegend zu beherrschen.“<br />
Stefan Stroh sieht all diese Fragestellungen<br />
als Aufgaben, denen sich jede<br />
Geschäftsführung stellen muss: „Digitalisierung<br />
ist kein reines IT-Thema.“<br />
VOLATILE MÄRKTE. Die Nutzfahrzeugbranche<br />
muss in den kommenden fünf<br />
bis zehn Jahren mit sehr volatilen Märkten<br />
rechnen, die von kürzeren Konjunkturzyklen<br />
mit stärkeren Ausschlägen<br />
geprägt sind – insbesondere in Südamerika,<br />
Russland, China und Indien. Professor<br />
Klaus-Jürgen Schmidt vom Institut<br />
für Produktions- und Logistiksysteme in<br />
Saarbrücken (IPL) geht deshalb davon<br />
aus, dass eine der wichtigsten Herausforderungen<br />
für Fahrzeughersteller in<br />
der Produkt- und Marktsegmentierung<br />
liegt: „Die richtigen Produkte für die<br />
richtigen Märkte herzustellen, das funktioniert<br />
in meinen Augen nur durch Modularisierung<br />
und Baukastensysteme.“<br />
Uwe Sasse stimmt ihm zu: „Das ist<br />
auch für Krone ein ganz wichtiges Thema.<br />
Wir haben die Modularität unserer<br />
Trailer stark vorangetrieben.“ Er geht davon<br />
aus, dass die Käufer in Zukunft erwarten,<br />
ihre Fahrzeuge noch sehr viel<br />
schneller ausgeliefert zu bekommen als<br />
heute. Vor allem bei den Standardfahrzeugen<br />
werde Krone das ermöglichen:<br />
Der hohe Standardisierungsgrad dieser<br />
Fahrzeuge könne mit relativ einfachen<br />
Mitteln für spezielle Transportaufgaben<br />
nutzbar gemacht werden.<br />
Professor Schmidt sieht weitere Entwicklungen:<br />
„Tracking and Tracing“ wird<br />
nach seiner Einschätzung ebenso ausgebaut<br />
wie die vollständige Real-Time-<br />
Transparenz der Lieferkette über alle<br />
Partner und logistischen Knotenpunkte<br />
hinweg. Weiterhin ist die „Smart City“<br />
für ihn ein wichtiges Thema – die Digitalisierung<br />
und Vernetzung der Versorgungslogistik,<br />
insbesondere in Ballungsräumen.<br />
Außerdem intelligente<br />
Verkehrssteuerung rund um logistische<br />
Hubs. Die Sensorik der Fahrzeuge wird<br />
in Zukunft Verschleiß und Störungen<br />
erkennen und eine präventive Wartung<br />
der Fahrzeuge noch besser ermöglichen.<br />
„Auch in puncto Sicherheit wird sich<br />
eini ges verändern: Assistenzsysteme<br />
werden die Fahrsicherheit steigern und<br />
die Zahl schwerer Unfälle reduzieren.<br />
Die Vision des autonomen Fahrens wird<br />
Realität.“<br />
GESCHWINDIGKEIT STEIGT. Die Geschwindigkeit<br />
der Branche wird dramatisch zunehmen.<br />
Stefan Stroh erklärt: „Moderne<br />
Unternehmen sind sehr viel schneller als<br />
früher, setzen Ideen kurzfristiger um und<br />
8 <strong>trailerforum</strong> | INNOVATIONEN
Entdecken Sie mehr zum Thema. Das Video mit<br />
der Roll-and-Fly-Transportdrohne des Fraunhofer-<br />
IMLs ist ein Ausblick in die Zukunft der Logistik:<br />
http://bit.ly/1Z5qixL<br />
Fotos: VW, BLG LOGISTICS/ Tristan Vankarn, Fraunhofer IML<br />
verwerfen Projekte, wenn sie nicht funktionieren. Dieses Tempo<br />
muss man sich erlauben.“ Er glaubt, dass auf der Suche nach<br />
einem erfolgreichen Weg in die Zukunft Experimentierfreudigkeit<br />
gefragt ist: „Niemand weiß, wie Technologien in zehn Jahren<br />
aussehen werden und sich entwickeln. Deshalb ist ‚launch<br />
and learn‘ gefragt: Prototypen<br />
müssen entstehen; Unternehmen<br />
tun gut daran, eine Kultur<br />
zu etablieren, in der Ausprobieren<br />
erlaubt ist. Und dann<br />
muss man lernen und schauen,<br />
was funktioniert.“<br />
Trotzdem wird der Trailer<br />
als Hardware sehr wichtig<br />
bleiben. „Hier nehmen wir<br />
weiter Optimierungen vor,<br />
beispielsweise in puncto Gewicht<br />
und Stabilität“, sagt Uwe<br />
Sasse. Der Service von morgen<br />
reiche viel weiter als heute: „In Zukunft werden wir ein Datenfeld<br />
ermitteln und aus dieser Datenwolke heraus Dienstleistungen<br />
entstehen lassen. Unser Service wird darin bestehen,<br />
dass wir die Daten auswählen, die für den Kunden wirklich von<br />
entscheidender Bedeutung sind, und diese für ihn aufbereiten.<br />
Daten sind gut und wichtig, aber wir müssen unser Denken<br />
»Daten sind gut und wichtig,<br />
aber wir müssen unser Denken<br />
dahin gehend ändern, dass wir<br />
die Kunden dazu befähigen, mit<br />
diesen Daten zu arbeiten.«<br />
Uwe Sasse, Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung bei Krone<br />
dahin gehend ändern, dass wir die Kunden dazu befähigen,<br />
mit diesen Daten zu arbeiten.“ Sasse ist überzeugt, dass dies<br />
die entscheidende Dienstleistung der Zukunft sein wird. „Und<br />
sie entsteht im engen Dialog mit den Kunden.“<br />
In der Vergangenheit bekam der Disponent riesige Datenmengen<br />
über seine Flotte zur Verfügung gestellt. „Damit haben<br />
wir die Kunden eher überfordert“, räumt Sasse ein. „Von diesem<br />
Denken gehen wir weg. Statt unseren Kunden die Daten<br />
über ihre Reifen zu schicken, werden wir ihnen garantieren,<br />
dass diese jederzeit einsatzfähig sind. Wir sammeln die Daten,<br />
werten sie aus und ziehen die Schlussfolgerungen. Und wir fragen<br />
uns, welche Daten unsere Kunden brauchen, um ihr Geschäftsmodell<br />
nach vorn zu bringen.“<br />
JE<strong>DE</strong>RZEIT EINSATZFÄHIG SEIN. Uwe Sasse geht davon aus, dass<br />
Verlader in Zukunft die Speditionen zentral auswählen: Der<br />
Verlader wird dann seinen Transportauftrag in ein System eingeben,<br />
in dem die Dienstleister darauf zugreifen und Angebote<br />
machen können. Das bedeutet für die Dienstleister, dass sie<br />
konkurrenzfähiger sein müssen als je zuvor. Hier kommt es wesentlich<br />
darauf an, Fahrzeugdaten intelligent zu nutzen. Das<br />
bietet den Kunden der Krone Nutzfahrzeug Gruppe darüber<br />
hinaus auch viele neue Möglichkeiten. „Wenn ich über die Ladung,<br />
deren Zustand und den Ort, an dem sie sich befindet,<br />
Bescheid weiß, kann ich daraus ganz eigene Dienstleistungen<br />
für den Kunden aufbauen“, erklärt Sasse.<br />
Vorausschauende Wartung ist beispielsweise gefragt: In<br />
Kühlfahrzeugen wird der Fahrer gewarnt, wenn der Tank des<br />
Kühlaggregats den Reservebereich<br />
erreicht hat. Damit kann<br />
die Ware sicher im festgelegten<br />
Temperaturfenster befördert<br />
werden. „Mit der intelligenten<br />
Verknüpfung weiterer<br />
Daten können wir den Fahrer<br />
aber auch anweisen, die<br />
preisgünstigste Tankstelle in<br />
Abhängigkeit seiner Fahrstrecke<br />
und Verkehrssituation anzufahren“,<br />
so Sasse. In einem<br />
weiteren Beispiel kann ein Vibrationssensor<br />
an der Achse<br />
dabei helfen, Lagerschäden rechtzeitig zu erkennen und damit<br />
Schäden vorzubeugen: Wenn man die Daten vieler Achsen<br />
ausliest, kann man sehr genau vorhersagen, welchen Belastungen<br />
eine Achse ausgesetzt ist, erkennt Anzeichen für einen<br />
Schaden und wird sie in die Werkstatt rufen, bevor der Schaden<br />
auftritt.<br />
Zur Person<br />
Uwe Sasse ist direkt<br />
nach seinem Studium der<br />
Ingenieur wissenschaften im<br />
Jahr 1988 ins Unternehmen<br />
Krone eingestiegen und<br />
war dort 20 Jahre lang in verschiedenen<br />
Führungspositionen<br />
tätig. Seit 2008 ist er als<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
des Fahrzeugwerks Krone für<br />
den Bereich Konstruktion und<br />
Entwicklung zuständig.<br />
INNOVATIONEN |<br />
<strong>trailerforum</strong> 9
DIE ENERGIESPAREN<strong>DE</strong> KOLONNE<br />
Beim Platooning fahren intelligent vernetzte Lkws mit minimalem<br />
Abstand zueinander.<br />
Eine Lkw-Sternfahrt aus sechs Ländern nach Rotterdam zeigte<br />
im Frühjahr das enorme Potenzial des autonomen Fahrens: Bei<br />
der European Truck Platooning Challenge schickten sechs europäische<br />
Hersteller ihre Lkws in hochautomatisierter Kolonne<br />
(Englisch: „Platoon“) auf die Straße. Platooning spart Energie<br />
und schont die Umwelt. Die intelligent vernetzten Lkws fahren<br />
jeweils möglichst dicht an das Fahrzeug vor ihnen heran, um den<br />
Windschatten zu nutzen. Außerdem wird der Platz auf der Straße<br />
optimal ausgenutzt.<br />
Entdecken Sie mehr<br />
zum Thema.<br />
Die European Truck<br />
Platooning Challenge<br />
stellt die Technik<br />
auf die Alltagsprobe.<br />
Sehen Sie hier das<br />
englischsprachige<br />
Video:<br />
http://bit.ly/27UXheg<br />
Der vorderste Lkw bestimmt Fahrtrichtung und Geschwindigkeit. Vor Unfällen schützen GPS, Radar, WLAN und Assistenzsysteme<br />
für autonomes Fahren. Diese Systeme kommunizieren während der Fahrt miteinander. Beispielsweise wird berechnet, bei welchem<br />
Abstand der Luftwiderstand zwischen den Fahrzeugen besonders gering ist.<br />
An der European Truck Platooning Challenge nahm unter anderem Daimler teil und startete von Stuttgart aus mit drei Fahrzeugen,<br />
die mit Highway Pilot Connect ausgestattet waren. Volvo – mit seinen Lkw-Assistenzsystemen auf Platooninganwendungen<br />
spezialisiert – reiste aus Schweden an. Die weiteren Teilnehmer waren DAF, Iveco, MAN und Scania. Die Challenge wurde durch<br />
die sehr konstruktive Zusammenarbeit von Industrie, Behörden, wissenschaftlichen Instituten und Logistikdienstleistern möglich.<br />
Alle Teilnehmer durften dank einer Sondergenehmigung öffentliche Straßen nutzen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Verkehrslage<br />
nutzten sie, mit Rücksicht auf Verkehr und Sicherheit, so oft wie möglich die Chance, im Platoon zu fahren.<br />
NACHHALTIGKEIT WIRD PFLICHT. Auch auf Hardwareseite – bei<br />
den Fahrzeugen selbst – gibt es natürlich Trends: Der Transport<br />
der Zukunft ist möglichst energieeffizient. Die Aerodynamik<br />
wird optimiert, ebenso die Isolierung; die Fahrzeuge werden<br />
leichter und nutzen Rekuperation und Solartechnik. Klaus-<br />
Jürgen Schmidt weist darauf hin, dass Nachhaltigkeit bald immer<br />
mehr zur Pflicht wird: „Die Restriktionen und Fahrverbote<br />
in Innenstädten und Ballungsräumen werden sich verstärken.“<br />
Die bereits 2<strong>01</strong>2 vorgestellte Studie von Krone und MAN: Der Aero Liner/<br />
Concept S bietet eine ausgeprägte Aerodynamik.<br />
Deshalb müssen die Motoren noch verbrauchsärmer werden,<br />
die CO 2<br />
- und Schadstoffemissionen müssen weiter sinken. Die<br />
Hersteller von Automobilen sind bereits davon betroffen, aber<br />
auch Nutzfahrzeughersteller müssen sich darauf einstellen –<br />
denn auch in der Transportbranche wird ein Downsizing der<br />
Motoren mit immer höherer Leistungsdichte bei gleichzeitiger<br />
Umweltfreundlichkeit gefragt sein.<br />
„Sicher nutzt man bald Hybrid- oder vollelektrische Lkws<br />
auf kurzen Strecken in Innenstädten und Ballungsräumen“,<br />
sagt Uwe Sasse. „Gleichzeitig müssen energiesparende Maßnahmen<br />
immer auch wirtschaftlich sein.“ Für ihn machen all<br />
diese Fragestellungen und der Blick in die Zukunft die Faszination<br />
der Branche aus: „Es ist spannend, solche Themen zu<br />
diskutieren und dafür zu sorgen, dass sie in den Köpfen der<br />
Menschen lebendig werden. Dazu gehört viel Fantasie – eine<br />
Fähigkeit, die in unserer Gesellschaft immer mehr verkümmert,<br />
da wir stark dazu angetrieben werden, immer reguliert<br />
zu handeln.“<br />
Zu neuen Ideen lässt sich der Geschäftsführer vor allem<br />
durch die Beschäftigung mit Trends und mit der Branche sowie<br />
durch Gespräche mit den Kunden anregen: „Man muss offen<br />
durchs Leben gehen.“ Dann notiert er neue Punkte auf dem<br />
Poster an seiner Bürowand. Für ihn liegt die Herausforderung<br />
darin, die Fantasie wieder so anzuregen, „dass man sich vorstellen<br />
kann, dass etwas genau so passieren wird“.<br />
Fotos: Volvo, Krone<br />
10 <strong>trailerforum</strong> | INNOVATIONEN
FAKTEN<br />
%<br />
Die Welt von morgen in Zahlen<br />
22,3<br />
Prozent<br />
Es liegt in den Sternen:<br />
der Deutschen glauben,<br />
dass die Sterne und<br />
ihre Konstellationen Einfluss<br />
auf ihr Leben haben.<br />
Nationen mit den meisten<br />
bemannten Raketenstarts<br />
von 1961 bis<br />
Oktober 2<strong>01</strong>5<br />
USA 178<br />
Russland 133<br />
China 5<br />
Wertvolle Zukunft:<br />
Die Digitalisierung der Industrie bedeutet<br />
alleine für Deutschland ein zusätzliches<br />
kumuliertes Wertschöpfungspotenzial von<br />
425 Milliarden Euro<br />
bis 2025.<br />
Große Herausforderung:<br />
Nur sechs von zehn Unternehmen<br />
in Deutschland fühlen sich gut auf<br />
die Digitalisierung vorbereitet.<br />
Der Einsatz von<br />
Lang-Lkws<br />
führt zu Kraftstoffeinsparungen von rund 25 Prozent<br />
pro transportierter Tonne,<br />
wodurch gleichzeitig<br />
die CO 2<br />
-Emission sinkt.<br />
Mehr Mitarbeiter:<br />
23 Prozent der Unternehmen in Deutschland rechnen damit,<br />
dass ihre Mitarbeiterzahl durch die Digitalisierung wachsen wird.<br />
62 Prozent sehen keine Veränderung,<br />
15 Prozent erwarten weniger.<br />
Sicherheit<br />
durch autonome<br />
Fahrzeuge<br />
Darum zögern Unternehmen:<br />
Was hemmt Unternehmen<br />
in Deutschland daran, sich auf<br />
die Digitalisierung einzustellen?<br />
Zukunft lernen:<br />
Den ersten Masterstudiengang<br />
Zukunftsforschung<br />
bietet die Freie Universität Berlin an.<br />
Pro Semester sind<br />
30 Studenten zugelassen.<br />
Platooningsysteme können<br />
beispielsweise beim Bremsvorgang<br />
25-mal schneller<br />
reagieren als menschliche Fahrer.<br />
Anforderungen an IT-Sicherheit<br />
rechtliche Unsicherheiten<br />
unzureichende<br />
Kompetenzen<br />
der Mitarbeiter<br />
hohe Investitionskosten<br />
fehlende technische<br />
Standards<br />
nicht ausreichender<br />
Breitbandanschluss<br />
keine<br />
Hemmnisse<br />
59 % 50 % 39 % 39 % 34 % 32 % 21 % 3 %<br />
Sonstiges<br />
Illustration: Hedda Christians, hausgemacht.net<br />
Quellen: Statista, McKinsey, BDI, Roland Berger, Inrix, Die Welt, IHK, VDA<br />
FAKTEN |<br />
<strong>trailerforum</strong> 11
INTERVIEW<br />
Krone Nutzfahrzeug Gruppe<br />
EINE LOGISCHE<br />
KONSEQUENZ<br />
Krone und Brüggen verschmelzen unter dem Namen Krone Commercial Vehicle SE zur Krone Nutzfahrzeug Gruppe.<br />
Bernhard Brüggen berichtet im Interview mit <strong>trailerforum</strong>, wie diese Kooperation seit Jahrzehnten gewachsen ist.<br />
Bernard Krone und Bernhard Brüggen freuen sich über den Zusammenschluss zur<br />
Krone Nutzfahrzeug Gruppe.<br />
„Wenn ich dir mein Wort darauf<br />
gebe – dann kannst du dich darauf<br />
verlassen.“ Mit diesem Satz soll<br />
Dr. Bernard Krone vor rund 30 Jahren<br />
die enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Krone und Brüggen besiegelt<br />
haben. Erinnern Sie sich noch an<br />
diesen Moment?<br />
Bernhard Brüggen: Natürlich! Er<br />
hat mir 1984 diese Kooperation angeboten,<br />
und wir haben es tatsächlich<br />
per Handschlag besiegelt – ein<br />
Zeichen für das große Vertrauen,<br />
das unsere geschäftliche und persönliche<br />
Verbindung seit jeher begleitet.<br />
Im Laufe der Jahrzehnte<br />
hat sich aus einer Geschäftspartnerschaft<br />
die enge Freundschaft<br />
zwischen den Familien Krone und<br />
Brüggen ent wickelt. Die Fusion war<br />
dann eine logische Konsequenz, als<br />
klar wurde, dass es in meiner Familie<br />
keinen Nachfolger gibt.<br />
Was ist seitdem passiert?<br />
Der Vertrieb, der von uns gefertigten<br />
Produkte, lief seit jeher unter<br />
NOCH ZUKUNFTSFÄHIGER<br />
dem Markennamen Krone, so dass<br />
die beiden Unternehmen von außen<br />
wahrscheinlich schon immer<br />
als ein Unternehmen wahrgenommen<br />
wurden. Man kann unsere Zusammenarbeit<br />
der vergangenen<br />
Jahrzehnte als eine stetig wachsende<br />
Kompetenzpartnerschaft<br />
zwischen Kunde und Lieferant beschreiben.<br />
Bereits 2<strong>01</strong>2 haben wir<br />
uns dazu entschlossen, unter dem<br />
Arbeits titel „Progress 2020“ noch<br />
enger zusammenzuarbei ten – vor<br />
allem mit Blick auf die gemeinsamen<br />
Fertigungsstätten für Kühlund<br />
Kofferfahrzeuge in Herzlake<br />
und Lübtheen, die heute unsere<br />
Kernkompetenzzentren in diesem<br />
Transportsegment sind. Wir kooperieren<br />
bereits seit fast fünf Jahren so,<br />
als ob wir ein Unternehmen wären.<br />
Und dass wir nun auch rechtlich,<br />
gesellschaftlich und organisatorisch<br />
verschmelzen, ist die logische Konsequenz<br />
dieser gewachsenen Kooperation.<br />
Sie bedeutet, dass wir<br />
uns noch enger verknüpfen, Produktarchitektur<br />
und Systemwelten<br />
zusammenschließen, unsere Einkaufskraft<br />
bündeln und noch mehr<br />
Synergien erzeugen. Und selbstverständlich<br />
steht die nun entstandene<br />
Krone Nutzfahrzeug Gruppe nach<br />
wie vor für Qualität, Werterhalt und<br />
Wiederverkaufswert ihrer Produkte<br />
und Dienstleistungen.<br />
„Wir freuen uns, dass wir in Zukunft noch enger mit unserem langjährigen Kompetenzpartner und persönlichen<br />
Freund Bernhard Brüggen zusammenarbeiten werden“, erklärt Bernard Krone, der geschäftsführende Gesellschafter<br />
der Krone-Gruppe. „Diesen Entschluss haben die Familien Brüggen und Krone in großem Einvernehmen gefasst, denn<br />
die Verschmelzung von Krone und Brüggen wird unser gemeinsames Unternehmen noch zukunftsfähiger machen.“ Unter<br />
dem Arbeitstitel „Progress 2020“ sollen in den kommenden Jahren alle Produktionsstandorte (Werlte, Herzlake,<br />
Dinklage, Lübtheen und Tire) so miteinander verknüpft werden, dass überall mit der gleichen<br />
Produktarchitektur, der gleichen Organisationsstruktur, den gleichen Prozessen und mit einem einheitlichen<br />
IT-System gearbeitet wird. „Mit der neuen Krone Nutzfahrzeug Gruppe schaffen wir die Basis für ein weiteres<br />
internationales, nachhaltiges und profitables Wachstum in einem stetig härter werdenden Wettbewerbsumfeld“,<br />
betont Bernard Krone.<br />
In der neuen Organisationsstruktur der Krone Nutzfahrzeug Gruppe werden Bernhard Brüggen, Aloys Schnelte und<br />
Gero Schulze Isfort zu geschäftsführenden Direktoren bestellt. Der bisherige CEO des Fahrzeugwerks in Werlte,<br />
Bernard Krone, und der CEO der Krone-Gruppe, Alfons Veer, rücken in den Verwaltungsrat auf.<br />
12 <strong>trailerforum</strong> | INTERVIEW
Gibt es im Zuge der neu geschaffenen<br />
Synergien bereits konkrete Projekte?<br />
Das übergeordnete Ziel wird natürlich<br />
auch künftig die Kundenzufriedenheit<br />
sein. Aber auch ein profitables Wachstum<br />
und eine hohe Produktqualität<br />
stehen im Fokus. Wir setzen auf eine<br />
gemeinsame IT-Landschaft und eine<br />
System- und Produktionsintegration.<br />
Das bedeutet zwar im ersten Schritt einige<br />
Veränderungen bei den Arbeitsabläufen,<br />
aber für die Mitarbeiter wird<br />
sich die Situation durch die Vereinheitlichung<br />
an allen Standorten mittelfristig<br />
maßgeblich verbessern.<br />
Verändert sich durch die Fusion etwas<br />
für Mitarbeiter und Kunden?<br />
Alle Standorte bleiben erhalten und die<br />
Mitarbeiter brauchen nicht um ihre<br />
Arbeitsplätze zu fürchten. Die Ansprechpartner<br />
beider Unternehmen bleiben<br />
unseren Kunden selbstverständlich erhalten.<br />
Da wir unsere internen Abläufe<br />
weiter vereinheitlichen und verbessern<br />
wollen, werden wir die Lieferzeiten verkürzen.<br />
Gleichzeitig werden wir unsere<br />
Dienstleistungen optimieren und unseren<br />
Service weiter ausbauen. Deshalb<br />
glauben wir, dass der Zusammenschluss<br />
vor allem für unsere Kunden positive<br />
Auswirkungen haben wird. <br />
Krone Nutzfahrzeug Gruppe<br />
<strong>KRONE</strong><br />
Fleet<br />
Bernard Krone<br />
VERWALTUNGSRAT<br />
€<br />
Finanzen<br />
<strong>KRONE</strong><br />
Used<br />
Aloys Schnelte<br />
CFO**<br />
Alfons Veer<br />
Vorsitz<br />
CEO*<br />
CSMO***<br />
Gero Schulze Isfort<br />
Direktorium<br />
Projekte<br />
Bernhard Brüggen<br />
* Chief Executive Officer<br />
** Chief Financial Officer<br />
*** Chief Sales & Marketing Officer<br />
Service<br />
Produktion<br />
Entwicklung<br />
Einkauf<br />
Personal<br />
Industrial<br />
Engineering<br />
Logistik<br />
Produktmanagement<br />
Qualität<br />
Key Account<br />
Management<br />
Vertrieb<br />
national<br />
Marketing<br />
Vertrieb<br />
international<br />
Standorte<br />
HERZLAKE<br />
LÜBTHEEN<br />
TIRE 1<br />
WERLTE DINKLAGE 1<br />
Vertriebsgesellschaften<br />
TÜRKEI BELGIEN DÄNEMARK<br />
FRANKREICH<br />
UNGARN<br />
NIE<strong>DE</strong>RLAN<strong>DE</strong><br />
1<br />
Vollständige Einbindung in die neuen organisatorischen<br />
Strukturen: Tire 2<strong>01</strong>7, Dinklage 2<strong>01</strong>8.<br />
<strong>trailerforum</strong> 13
Die Vermessung der Welt von morgen<br />
Welche Trends und Fakten bestimmen die Transportwelt der Zukunft?<br />
Wir zeigen, womit die Unternehmen der Branche heute rechnen<br />
müssen, um auch morgen erfolgreich zu bleiben.<br />
Smart Transporter<br />
Als cyberphysisches System kommuniziert der Lkw der Zukunft<br />
ständig mit der Spedition, dem Auftraggeber und dem Ziel der<br />
Fahrt. Die Sicherheit der Ladung wird per Securebox kontinuierlich<br />
überprüft. Ein intelligenter Tankdeckel mit<br />
Dieselzähler schützt vor Missbrauch und Diebstahl.<br />
Internet der Dinge<br />
Auch die Ladung ist mit cyberphysischen<br />
Systemen ausgestattet, und das erlaubt<br />
eine Rundumkommunikation: Sensoren<br />
erfassen und analysieren relevante<br />
Umgebungsvariablen der Ladung.<br />
So sind schnelle Reaktionen auf<br />
Temperaturveränderungen, Verspätungen<br />
und Co. möglich. Fahrerlose<br />
Transportsysteme sparen Zeit und entlasten<br />
die Mitarbeiter von körperlich anstrengender<br />
Arbeit. Bei der Kommissionierung<br />
werden digitale Brillen eingesetzt – und die<br />
sogenannte Pick-by-Vision-Technik genutzt.<br />
14 <strong>trailerforum</strong> | IN SZENE<br />
Platooning<br />
In diesen voll vernetzten Lkw-Kolonnen gibt das<br />
erste Fahrzeug vorn das Tempo vor, die anderen<br />
folgen ihm ganz nah. Durch Nutzung des Windschattens<br />
wird Energie gespart, und computergesteuerte Bremsen und<br />
Abstandhalter erhöhen die Verkehrssicherheit.
IN SZENE<br />
Trends der Zukunft<br />
Energieeffizienz<br />
Trailer werden dank moderner Baustoffe leichter,<br />
und die Aerodynamik verbessert sich weiterhin.<br />
Der Verbrauch der Motoren sinkt, während das<br />
Ladevolumen steigt.<br />
Alternative Antriebe<br />
Elektromobilität bietet neue<br />
Chancen: Lärmarme Fahrzeuge können<br />
auch nachts beliefern, dürfen in Städten<br />
teilweise die Busspuren nutzen und sind von der<br />
Maut befreit. Ganze 13,5 Tonnen Kohlendioxid erspart beispielsweise<br />
ein LPG-angetriebener Dual-Fuel-Lkw der Umwelt.<br />
Mensch – Maschine<br />
Technik zum Anziehen: 3-D-Brillen und Smartwatches –<br />
sogenannte Wearables – sind in der Arbeitswelt auf<br />
dem Vormarsch. Exoskelette geben Extrakraft und unterstützen<br />
beispielsweise Mitarbeiter in der Montage: Sie<br />
entlasten bei anstrengenden Haltungen an den Maschinen.<br />
Illustration: Andreas Denzer<br />
IN SZENE |<br />
<strong>trailerforum</strong> 15
SPAZIERGANG<br />
mit Bernard Krone<br />
»VERNETZUNG IST<br />
DAS GEHIRN <strong>DE</strong>R LOGISTIK«<br />
DIE KULISSE<br />
Als Dozent an der Universität Bremen<br />
ist Professor Gerhard Roth in Seminaren<br />
und Vorlesungen anzutreffen.<br />
Um in Ruhe an seinen Büchern zu<br />
arbeiten, zieht er sich gern in sein<br />
externes Büro im Stadtteil Schwachhausen<br />
zurück, um über die Zukunft<br />
nachzudenken. Dort genießt er<br />
die Ruhe und die grüne Umgebung<br />
und geht gern im nahe gelegenen<br />
Bürgerpark spazieren.<br />
Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes Wunderwerk der Natur. Professor Gerhard Roth erforscht<br />
das Organ seit Jahrzehnten. Bernard Krone traf den Philosophen und Hirnforscher in Bremen<br />
zu einem Spaziergang im Grünen. Die beiden sprachen über künstliche Intelligenz, Vernetzung und<br />
den Blick in die Zukunft.<br />
Bernard Krone: Sehr geehrter Herr<br />
Professor Roth, erlauben Sie mir<br />
gleich zu Anfang unseres Gesprächs<br />
einen Vergleich: Logistik ist ein<br />
sehr komplexes Geschäft, bei dem<br />
viele Fäden richtig zusammengeführt<br />
werden müssen, und die fortschreitende<br />
generelle Vernetzung<br />
im Transport ist so etwas wie das<br />
Gehirn der Logistik. Erkennen Sie<br />
Parallelen zu Ihrem Fachgebiet? In<br />
Sachen Vernetzung ist das menschliche<br />
Gehirn ja Experte, nicht wahr?<br />
Gerhard Roth: Oh ja. Man stellt<br />
sich dieses Organ oft als unstrukturierten<br />
Klumpen vor, in dem alles<br />
kreuz und quer kommuniziert.<br />
Aber das menschliche Gehirn verfügt<br />
vielmehr über 20 Großzentren,<br />
die sich ständig abstimmen müssen.<br />
Wie unser Gehirn es schafft, diese<br />
Informationsflut zu verarbeiten, ist<br />
sein großes Geheimnis. Da gibt es<br />
keinen obersten Chef, sondern jeder<br />
fragt den anderen, und zusammen<br />
wird eine Leistung erbracht. Durch<br />
die Großzentren und die bewussten<br />
wie unbewussten Wahrnehmungen,<br />
das Denken sowie durch Gedächtnis<br />
und Handlungssteuerung geht<br />
es immer im Kreis umher, in millionenfacher<br />
Parallelverarbeitung.<br />
Bernard Krone: Autonomes Fahren<br />
ist derzeit ein viel diskutiertes<br />
Thema unserer Branche. Welche<br />
Entwicklungen gibt es aus Ihrer Perspektive<br />
zur Thematik der künstlichen<br />
Intelligenz?<br />
Fotos: Stefan Schöning<br />
16 <strong>trailerforum</strong> | SPAZIERGANG MIT BERNARD <strong>KRONE</strong>
Gerhard Roth: So, wie man sich künstliche Intelligenz vor<br />
40, 50 Jahren erträumt hat, wird sie nicht Realität werden. Der<br />
menschliche Geist wird den Maschinen stets überlegen sein,<br />
spätestens wenn es um komplexe Entscheidungen geht. Aus<br />
der Hirnforschung wissen wir, dass Entscheidungen nicht so<br />
rational gefällt werden, wie wir das vielleicht im ersten Moment<br />
glauben. Sie basieren auf einer Mischung aus Rationalität,<br />
Intuition und dem Unbewussten.<br />
»Genau darin liegt die Stärke<br />
des menschlichen Gehirns:<br />
Es verbindet das Rationale mit<br />
dem Emotionalen.«<br />
Professor Gerhard Roth, Philosoph und Hirnforscher<br />
Bernard Krone: Ich gehe davon aus, dass wir Menschen aber<br />
auch gleichzeitig noch stärker lernen müssen, dass Computer<br />
in einigen Bereichen unseren geistigen Fähigkeiten überlegen<br />
sind. Und teilweise können wir das Entwicklungspoten zial<br />
auch nur erahnen: Wenn wir beispielsweise über autonomes<br />
Fahren sprechen, müssen wir darüber nachdenken, ob es in ferner<br />
Zukunft nicht auch autonom fahrende Ladungsträger gibt.<br />
Gerhard Roth: Hier möchte ich der Branche etwas grundsätzlich<br />
zu bedenken geben. Die Frage muss bei solchen Überlegungen<br />
meiner Meinung nach immer lauten: Wie viel Autonomie<br />
möchte man als Mensch vor dem Hintergrund von<br />
Automatisierung und Digitalisierung akzeptieren?<br />
Bernard Krone: Das ist eine wichtige und gute Frage. Wir stellen<br />
sie uns auch in Bezug auf das spezifische Know-how einzelner<br />
Mitarbeiter in der Logistik. Wenn ich Themen habe, die ich<br />
nur mit einem bestimmten, hoch qualifizierten Mitarbeiter lösen<br />
kann, und dann ist dieser Mitarbeiter für längere Zeit nicht<br />
verfügbar – was passiert dann mit meiner Ware, meiner Lieferung?<br />
Das ist ein Punkt, an dem man sich unabhängig machen<br />
muss und die Prozesssicherheit durch einen Computer<br />
ein Stück weit erhöhen kann. Gleichzeitig stellen sich auch unsere<br />
Kunden diese Frage, denn sie entscheiden jetzt schon, in<br />
welchem Nutzungsgrad sie heute Telematikanwendungen benötigen.<br />
Wir müssen flexibel sein – offen für Neues, aber immer<br />
auch Chancen und Risiken abwägen.<br />
Gerhard Roth: Genau darin liegt die Stärke des menschlichen<br />
Gehirns: Es verbindet das Rationale mit dem Emotionalen.<br />
Bernard Krone: Und das ist auch in der Wirtschaft durchaus<br />
gefragt – solche Parallelen sind sehr spannend. Herr Professor<br />
Roth, wie sind Sie eigentlich zur Hirnforschung gekommen?<br />
Gerhard Roth: Da muss ich weit zurückgehen in meine Jugend.<br />
Als ich 13, 14 Jahre alt war, hat mein Bruder bereits Psychologie<br />
studiert. Auf seinem Schreibtisch habe ich ein Buch<br />
gesehen mit bizarren Zeichnungen. Er erklärte mir, dass das<br />
Neuronen seien und was die mit dem Denken, mit Vernetzung<br />
im Gehirn und mit Gefühlen zu tun hätten. Ich habe dann bei<br />
den Philosophen eine Erklärung dafür gesucht, wie Gehirn<br />
und Geist zusammenhängen, und angefangen, Philosophie zu<br />
studieren. Aber zu meiner großen Enttäuschung sprachen die<br />
Philosophen zwar über alles Mögliche, nur vom Gehirn selbst<br />
hatten sie keine Ahnung. Hirnforschung war damals an den<br />
Universitäten noch nicht etabliert, deshalb habe ich Philosophie,<br />
Germanistik und Musikwissenschaft abgeschlossen. Und<br />
dann doch noch ein zweites Studium in Biologie angehängt –<br />
bei dem ich endlich erfahren habe, was ich wissen wollte. Wie<br />
war es bei Ihnen?<br />
Bernard Krone: Ich bin natürlich sehr geprägt durch meinen<br />
Vater, der unser Unternehmen fast 50 Jahre lang geleitet<br />
hat. Ich weiß noch, wie es mich schon als Kind und Jugendlicher<br />
fasziniert hat, wie ein Unternehmen neue Technolo -<br />
gien entwickeln und damit die Branche verändern kann – wie<br />
in unserer Familie Zukunft mitgestaltet wurde. Das treibt mich<br />
noch heute an, und ich verfolge dieses Ziel weiterhin mit aller<br />
Kraft. Den großen Wissensdurst, den Sie beschreiben, Professor<br />
Roth, den erkenne ich auch bei unseren Entwicklern wieder.<br />
Die sind regelmäßig mit ganz konkreten Fragestellungen<br />
unserer Kunden konfrontiert und müssen dafür optimale Lösungen<br />
entwickeln. Genau das ist ihre Leidenschaft: so lange<br />
nach dieser Lösung zu suchen, bis sie sie gefunden haben. Sehr<br />
praxis orientiert natürlich, um damit wieder etwas erfolgreich<br />
am Markt anbieten zu können. Das sind enorme geistige Herausforderungen.<br />
Professor Roth, was weiß man heute schon<br />
über das Gehirn?<br />
»Jede Person ist individuell –<br />
jeder Kunde, jeder<br />
Gesprächspartner.«<br />
Bernard Krone, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Krone-Gruppe<br />
Gerhard Roth: Als ich vor rund 50 Jahren mit der Hirnforschung<br />
begann, war sie sehr stark neurologisch und klinischmedizinisch<br />
geprägt. Erst vor etwa 15 Jahren hat man erkannt,<br />
dass man mit einem Kernspintomografen ganz gezielt bestimmte<br />
Zusammenhänge erforschen kann. Die Psychiater<br />
und Psychologen kamen hinzu, und es entstand die Idee, dass<br />
wir gemeinsam untersuchen, wer oder was unser Denken,<br />
Fühlen und Handeln bestimmt. Das war völlig neu, dass eine<br />
Naturwissenschaft und eine Psychowissenschaft zusammen-<br />
SPAZIERGANG MIT BERNARD <strong>KRONE</strong> |<br />
<strong>trailerforum</strong> 17
arbeiteten. Wir kamen auf immer<br />
konkretere Fragen, und wir stellten<br />
fest, dass viele der Dinge, mit denen<br />
wir uns beschäftigen, sehr relevant<br />
für die Praxis sind, für Wirtschaft und<br />
Gesellschaft. Woher kommt zum Beispiel<br />
die Angst vieler Menschen vor<br />
Veränderung? Die ist ein wichtiger<br />
Faktor für Unternehmen, die mit ihren<br />
Mitarbeitern entsprechende Prozesse<br />
durchlaufen wollen.<br />
Bernard Krone: Die Logistikbranche<br />
hat sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten ebenfalls radikal<br />
verändert. Vor 50 Jahren hätte<br />
bei Gründung unserer Nutzfahrzeugsparte<br />
wohl kaum jemand gedacht,<br />
dass wir bestimmte Unternehmensbereiche,<br />
in denen Krone<br />
heute Marktführer ist, überhaupt<br />
in Angriff nehmen würden. Derzeit<br />
beschäftigt uns die Fusion zur Krone<br />
Nutzfahrzeug Gruppe. Dass wir<br />
uns als Unternehmen kontinuierlich<br />
weiterentwickeln, ist für uns<br />
Verpflichtung und Motivation gleichermaßen.<br />
Gerhard Roth: Motivation ist auch<br />
eines der Themen, denen wir uns<br />
widmen. Wir untersuchen, was in<br />
Menschen vor sich geht, wenn sie<br />
Dinge erleben. Inzwischen können<br />
wir beispielsweise erkennen, ob jemand<br />
empathisch ist mit anderen<br />
Menschen oder sich eher für seinen<br />
persönlichen Gewinn interessiert.<br />
Aus diesen Erkenntnissen heraus<br />
kann ich der Wirtschaft raten:<br />
Im Gespräch mit Kunden muss man<br />
sehr genau hinhören, um die Bedarfe<br />
exakt zu treffen. Und man muss<br />
auch auf das achten, was jemand<br />
nonverbal ausdrückt. Ist er eher ein<br />
rationaler oder ein sehr emotionaler<br />
Mensch? Ist ihm Sicherheit wichtig?<br />
Dann setzt er wahrscheinlich vor<br />
allem auf Qualität – und damit beispielsweise<br />
auf Trailer mit hohem<br />
Wiederverkaufswert.<br />
Bernard Krone: Jede Person ist individuell<br />
– jeder Kunde, jeder Gesprächspartner.<br />
Das zu erkennen<br />
und darauf flexibel zu reagieren, das<br />
macht sicherlich auch bei uns die<br />
sehr guten Mitarbeiter aus. Wir sind<br />
ein sehr kundenorientiertes Unternehmen.<br />
Wir beschäftigen uns bei<br />
Krone stark mit der Frage, was unsere<br />
Kunden in Zukunft erwartet,<br />
welchen Herausforderungen sie sich<br />
stellen müssen. Und was wir schon<br />
heute entscheiden müssen, damit<br />
wir ihnen morgen auf diesen Weg<br />
die richtigen Lösungen mitgeben<br />
können. Das bedeutet viel Denkarbeit.<br />
Ich versuche mir zum Beispiel<br />
immer vorzustellen, wie Landmaschinen<br />
in 10, 15 oder 20 Jahren aussehen.<br />
Wird es mehr selbstfahrende<br />
Arbeitsmaschinen geben? Und im<br />
Nutzfahrzeugbereich, wenn ich an<br />
die Vernetzung zwischen Transportmöglichkeiten<br />
und Ladung denke,<br />
stellt sich mir die Frage, ob es nicht<br />
in ferner Zukunft selbstfahrende Ladungsträger<br />
geben wird? Was sagen<br />
Sie aus Ihrer Perspektive: Wie weit<br />
lässt uns unser Geist vorausschauen,<br />
wie stark können wir Vordenker sein?<br />
Gerhard Roth: Nun, da gibt es eine<br />
gute und eine schlechte Nachricht.<br />
Die gute Nachricht ist: Es stimmt,<br />
der Mensch kann, anders als alle<br />
Tiere, ein Stück weit in die Zukunft<br />
blicken. Rein kognitiv können wir<br />
natürlich zum Beispiel Termine in<br />
den Kalender schreiben. Das regelt<br />
die obere Etage unseres Gehirns.<br />
Das Problem sind die zwei anderen<br />
Etagen: einmal die bewussten Gefühle<br />
und dann ein ziemlich unbewusstes<br />
Stockwerk. Emotional gesehen<br />
ist Zukunft etwas Negatives,<br />
vor dem viele Menschen auf einer<br />
unbewussten Ebene Angst haben.<br />
Wenn ich vor etwas Angst habe,<br />
dann hemmt mich das in meinem<br />
Handeln. Deshalb ist es sehr wichtig,<br />
dass man seine Mitarbeiter auf<br />
dem Weg zum Ziel nicht nur kontinuierlich<br />
informiert, sondern auch<br />
emotional begleitet. Als Familienunternehmen<br />
haben Sie da sicher<br />
Vorteile. Sie leben Werte, denen sich<br />
viele Mitarbeiter verpflichtet fühlen.<br />
Das kann eine hohe Motivation sein.<br />
PHILOSOPH UND HIRNFORSCHER<br />
Bernard Krone: Die enge Bindung<br />
unserer Mitarbeiter ist sicher eine<br />
unserer Stärken. Das Unternehmen<br />
ist stark gewachsen, wir haben inzwischen<br />
rund 6.000 Mitarbeiter.<br />
Deshalb setzen wir mittlerweile<br />
auf ein Management mit einer besonders<br />
hohen sozialen Kompetenz.<br />
Als Familienunternehmen ist<br />
es uns außerdem wichtig, dass uns<br />
diese Menschen langfristig begleiten.<br />
Wie kann das Ihrer Meinung<br />
nach gelingen?<br />
Gerhard Roth: Die Wissenschaft<br />
weiß inzwischen, dass hier intrinsische<br />
Belohnung der nachhaltigste<br />
Weg ist: Die besten Mitarbeiter sind<br />
die, die sich mit ihrer Arbeit identifizieren,<br />
weil sie sich dabei selbst verwirklichen<br />
können. Intrinsischer Belohnung<br />
wird man nie überdrüssig,<br />
sie wird mit steigendem Erfolg sogar<br />
noch stärker und wichtiger. Auf Mitarbeiter,<br />
die sich dem Unternehmen<br />
wirklich verbunden fühlen, können<br />
Sie sich verlassen. <br />
Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth ist ausgebildeter Philosoph und Professor<br />
für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie am Institut<br />
für Hirnforschung der Universität Bremen. Er war Gründungsrektor des<br />
Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst und langjähriger Präsident<br />
der Studienstiftung des deutschen Volkes.<br />
Fotos: Stefan Schöning<br />
18 <strong>trailerforum</strong> | SPAZIERGANG MIT BERNARD <strong>KRONE</strong>
„Gute Idee. Und nachher<br />
haben wir eine noch bessere.“<br />
Dr. Ulrich Wessling, Leiter Entwicklung<br />
Innovatives Seitenschienenkonzept für mehr Werthaltigkeit<br />
Jeden Tag sehen unsere Entwickler als Chance, unsere Produkte besser zu machen.<br />
Deshalb denken sie kontinuierlich darüber nach, wo etwas auch im kleinsten Detail<br />
optimiert werden kann. Ein wichtiger Aspekt ist die Beständigkeit und Robustheit –<br />
so ist die Seitenschiene jetzt dahingehend verbessert worden, dass Ablagerungen von<br />
Straßenschmutz vermieden werden und die Bodenverschraubung optimiert wurde.<br />
Die Schiene ist vorne und hinten geöffnet, es gibt zusätzliche Ablauflöcher und eine<br />
galvanische Vorbehandlung für dieses stark beanspruchte Bauteil. So trägt die neue<br />
Seitenschienenkonzeption maßgeblich zur gesamten Werthaltigkeit unserer Produkte<br />
bei. Und damit auch zum Erfolg unserer Kunden.<br />
www.krone-qualitaet.com<br />
<strong>trailerforum</strong> 19
INTERNATIONAL<br />
Grüne Supermarktlogistik<br />
NACHHALTIGER GÜTER-<br />
TRANSPORT IM EILTEMPO<br />
Die Niederländer setzen sich ehrgeizige Klimaziele im Güterverkehr: Bis 2025 muss der innerstädtische Warentransport<br />
emissionsfrei sein. Die Supermarktkette Albert Heijn arbeitet gemeinsam mit Transporteuren und Nutzfahrzeugherstellern<br />
an der Ökologisierung ihrer Fahrzeugflotte.<br />
Peter Leegstraten, Senior Consultant Transport.<br />
S<br />
upermärkte sind ein wichtiger Bestandteil<br />
des täglichen Lebens, und die Kunden sind<br />
anspruchsvoll: Sie wollen hier jederzeit ein<br />
breites Sortiment an frischen Lebensmitteln vorfinden,<br />
und die Läden sollen gut erreichbar sein.<br />
Albert Heijn (AH), ein Tochterunternehmen von<br />
Koninklijke Ahold, ist der Marktführer unter den<br />
Supermärkten der Niederlande und führt dort<br />
rund 900 Filialen. Täglich sind etwa 1.000 Lkws<br />
im Einsatz, um diese zu<br />
beliefern – an Spitzentagen<br />
sogar ein Drittel mehr.<br />
Der überwiegende Anteil<br />
dieser Fahrzeuge sind<br />
Rund 900 Filialen brauchen täglich Ware.<br />
»Wir wollen so umweltfreundlich,<br />
leise, sicher<br />
und effizient wie möglich<br />
transportieren.«<br />
Kühlsattelauflieger aus<br />
dem Hause Krone.<br />
Albert Heijn arbeitet<br />
mit zwei Dutzend Transportunternehmen<br />
zusammen und mietet zusätzlich<br />
rund 300 Trailer. Der Konzern betreibt<br />
vier regionale und zwei nationale Distributionszentren.<br />
Von den nationalen Verteilerzentren<br />
aus werden die Lebensmittel zu den regionalen<br />
Verteilerzentren gefahren und dort mit weiteren<br />
Güterströmen verbunden. Daneben gibt es eigene<br />
Distributionszentren für die Getränkekette<br />
Gall & Gall und die Drogeriekette Etos, die ebenfalls<br />
zu Ahold gehören.<br />
GUTER NACHBAR. „Wir wollen so umweltfreundlich,<br />
leise, sicher und effizient wie möglich transportieren,<br />
denn immerhin befindet sich ein Großteil<br />
unserer Filialen in Wohngebieten“, erläutert<br />
Peter Leegstraten, Senior Consultant Transport,<br />
– jener Abteilung,<br />
die alle Transporte für<br />
AH, Etos und Gall & Gall<br />
organisiert. „Die Kunden<br />
wollen dort zwar alles<br />
einkaufen können, aber<br />
gleichzeitig möchten die<br />
Anwohner durch die Belieferung<br />
nicht belästigt<br />
werden. Wir wiederum wollen ein guter Nachbar<br />
sein und beliefern deshalb am Tagesrand, also<br />
morgens vor 7 Uhr und abends nach 19 Uhr. Dabei<br />
halten wir ganz bewusst den Lärmschutz ein.“<br />
Alle Sattelauflieger, die das Unternehmen nutzt,<br />
sind seit sechs Jahren PIEK-zertifiziert. Damit erfüllen<br />
sie die strengen Auflagen für Lärmschutz<br />
beim Laden und Löschen von Tagesrandlieferungen.<br />
Auch die Ladeklappen und Kühlmotoren<br />
haben das strenge Zertifizierungsverfahren<br />
durchlaufen und bestanden. „Wir verwenden<br />
nur isolierte Sattelauflieger mit Kühltechnik –<br />
auch für Lebensmittel –, die während des Transports<br />
nicht gekühlt werden müssen. Das macht<br />
unsere Fahrzeuge breiter einsetzbar und hält<br />
uns flexibel“, so Peter Leegstraten. Das Thema<br />
Lärmreduktion war Impuls für ein Transportinnovationsprojekt,<br />
das 2<strong>01</strong>0 von Ahold gestartet<br />
wurde. „Wir engagieren uns für Lärmschutz genau<br />
so wie für Sicherheit: Ein Teil unserer Sattel-<br />
Fotos: Rob Melchior<br />
20 <strong>trailerforum</strong> | PORTRÄT
Von seinen nationalen Distributionszentren aus verteilt Albert Heijn die Lebensmittel zu regionalen Verteilerzentren.<br />
auflieger verfügt über das Tailguard-System zum<br />
automatischen Bremsen beim Rückwärtsmanövrieren.<br />
Die Technologie erkennt fest stehende<br />
und mobile Objekte im toten Winkel und bremst<br />
den Gesamtzug dann automatisch. Das ist eine<br />
besonders sichere Lösung für die innerstädtische<br />
Distribution und ein hochfrequentes Andocken.“<br />
WEITERE ALTERNATIVEN GESUCHT. Die Trucks, die<br />
in der Distribution zu den Filialen eingesetzt<br />
werden, erfüllen mindestens die Euro-5-Norm.<br />
Zur weiteren CO 2<br />
-Reduktion sucht Ahold Alternativen<br />
zum Dieselmotor. Etwa 130 Lkws fahren<br />
bereits mit LNG – ein möglicher Zwischenschritt<br />
zu noch umweltfreundlicheren Kraftstoffen wie<br />
Bio-LNG. Außerdem erprobt Ahold den elektrischen<br />
Gütertransport. „Letztlich gehen wir auf<br />
die Nullemission zu“, ist Leegstraten überzeugt.<br />
„Wir bauen gerade zwei Lieferwagen, mit denen<br />
wir elektrisch in die Innenstadt fahren wollen;<br />
diese werden wir zunächst für den Transport zu<br />
den AH-Filialen in Amsterdam einsetzen.“<br />
Leegstraten sieht Bio-LNG als realistische<br />
Alternative für den Transport größerer Ladungen<br />
über längere Distanzen. „Auch mithilfe von<br />
intelligenten Sattelaufliegern wollen wir die<br />
CO 2<br />
-Emissionen weiter herabsetzen. Wir haben<br />
momentan zehn Trailer mit einer Rekuperationsachse,<br />
die den Strom für die elektrische Kühlung<br />
generiert. Ebenso verringert eine gute Aerodynamik<br />
den Kraftstoffverbrauch. Krone lieferte<br />
als erster Fahrzeughersteller ab Werk Trailer mit<br />
einer Seitenverkleidung“, so Leegstraten. Hier<br />
könne er nicht nur sicher sein, dass die Qualität<br />
stimmt, sondern dass diese Technik auch direkte<br />
Kostensenkungen mit sich bringe. „Wir besprechen<br />
mit den Ingenieuren des Hauses Krone<br />
regel mäßig weitere Möglichkeiten, um den Kraftstoffverbrauch<br />
zu senken.“<br />
Ahold setzt darüber hinaus 30 Lang-Lkws ein.<br />
„Wir halten das Konzept des Lang-Lkws für sehr<br />
erfolgversprechend. Mit ihm fahren wir bis zum<br />
Stadtrand, wo wir die Einheiten entkuppeln und<br />
einzeln in die Stadt fahren.“<br />
AMBITIONIERTES KLIMAZIEL. In den Niederlanden<br />
ist die Frage nach nachhaltigen Kraftfahrzeugen<br />
größer als in anderen europäischen Ländern. Die<br />
niederländische Regierung hat es sich zum Ziel<br />
gesetzt, den innerstädtischen Gütertransport bis<br />
2025 emissionsarm zu machen. Leegstraten ruft<br />
die Fahrzeughersteller deshalb auf, das aktuelle<br />
Angebot zu erweitern. „Die Politik wartet nicht“,<br />
warnt er. „Wenn die Industrie nicht reagiert, wird<br />
es Sanktionen geben, wie es heute bereits in London<br />
der Fall ist. Deshalb gehen wir als Verlader<br />
gemeinsam mit Transporteuren auf die Fahrzeugfabrikanten<br />
zu, um den Innovationsprozess<br />
zu beschleunigen.“<br />
Innovationen sind kostenintensiv, und die<br />
Niederlande sind relativ klein. Gibt es für Fabrikanten<br />
außerhalb der Niederlande genügend Absatzmöglichkeiten<br />
für nachhaltige Transportmittel?<br />
„Wir meinen ja, denn Luftverunreinigung ist<br />
auch ein Problem anderer europäischer Länder“,<br />
erklärt Peter Leegstraten. „2025 scheint vielleicht<br />
noch weit entfernt zu sein. Wenn aber ein Transporteur<br />
einen Trailer kauft, möchte er diesen<br />
eventuell mindestens zehn Jahre lang nutzen. Die<br />
Fahrzeughersteller müssen deshalb schon heute<br />
investieren und entsprechende Transportmittel<br />
entwickeln, damit sie im Jahr 2020 über ein Angebot<br />
an nachhaltigen Fahrzeugen verfügen, die sie<br />
ab 2025 in großem Umfang ausliefern können.“<br />
NEUTRALE IT-PLATTFORM. Neben einer nachhaltigen<br />
Fahrzeugflotte setzt Ahold auf Big-Data-Lösungen,<br />
um den Transport „grüner“ zu gestalten.<br />
Für die großen Güterströme auf Autobahnen hält<br />
Leegstraten das sogenannte Platooning für eine<br />
vielversprechende Lösung: Dabei fahren mehrere<br />
Lkws im Konvoi und kommunizieren miteinander.<br />
Das führt zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch,<br />
einer besseren Ausnutzung der Infrastruktur und<br />
zu mehr Sicherheit im Straßen verkehr. Außerdem<br />
hat Ahold vor kurzem eine neutrale IT-Plattform<br />
entwickelt, um die Logistikdaten der Transportpartner<br />
zu bündeln. „Als Verlader müssen wir<br />
pünktlich liefern. Wir richten unsere Prozesse so<br />
ein, dass in den Filialen rechtzeitig Mitarbeiter bereitstehen,<br />
um die gelieferten Güter in die Regale<br />
zu räumen.“ Dank der neuen Plattform ist immer<br />
klar, wo sich unsere Lkws gerade befinden; die<br />
Filial leiter können mit einem Tablet-PC die erwartete<br />
Ankunftszeit einsehen. Zukünftig wird das System<br />
erweitert, und es wird noch mehr Informationen<br />
verarbeiten, beispielsweise zu Staudaten, über<br />
Straßenarbeiten und die Temperatur der transportierten<br />
Güter. Peter Leegstraten ergänzt: „Albert<br />
Heijn ist innerhalb von Ahold der Katalysator für<br />
dieses System, aber wir wollen und müssen es für<br />
alle unsere Güterströme einsetzen.“<br />
PORTRÄT |<br />
<strong>trailerforum</strong> 21
AUSGLEICH<br />
Krone-Mitarbeiter und ihre besonderen Hobbys<br />
LEI<strong>DE</strong>NSCHAFT FÜR <strong>DE</strong>N BERUF<br />
Krone-Mitarbeiter brennen nicht nur für den Job, sie pflegen auch in ihrer Freizeit vielfältige Interessen und verfolgen dort ehrgeizige Ziele.<br />
SO EIN PROJEKT ZU STEMMEN,<br />
DAS SCHWEISST ZUSAMMEN<br />
Frieda Dörtelmann, in Herzlake Mitarbeiterin der Auslieferung bei Brüggen, ist begeisterte<br />
Laienschauspielerin.<br />
Frieda Dörtelmann (Mitte, im grünen Kleid) auf der Theaterbühne<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Ich bin seit fast zehn Jahren jeden Sommer<br />
beim Programm der Waldbühne in Ahmsen dabei.<br />
Am meisten Spaß macht es, wenn die Zuschauer<br />
mitgehen und auch zwischendurch<br />
mal klatschen oder lachen. Aber mir gefällt es<br />
nicht nur, auf der Bühne zu stehen, sondern<br />
vor allem die Gemeinschaft mit meinen Kollegen<br />
dort ist mir wichtig. Wenn man zusammen<br />
probt und gemeinsam so ein Projekt stemmt,<br />
dann schweißt das zusammen. Vor allem hinter<br />
der Bühne herrscht immer eine ganz besondere<br />
Stimmung. Wir unternehmen auch abseits<br />
der Proben viel gemeinsam, verreisen zum<br />
Beispiel, oder es gibt einen Winterball und ein<br />
großes Spanferkelessen.<br />
Was war Ihr bisher größter Erfolg?<br />
Ich habe bisher immer kleine Nebenrollen gespielt,<br />
bei denen ich nur einige Sätze gesprochen<br />
habe. Aber das ist völlig in Ordnung. Die<br />
Rollen werden immer am Anfang des Jahres<br />
verteilt. Im vergangenen<br />
Jahr haben wir zum Beispiel<br />
den „Glöckner von Notre-<br />
Dame“ gespielt, und ich war<br />
eine von drei Töchtern einer<br />
reichen Dame. Wir sollten<br />
sehr hysterische Weiber<br />
darstellen – eine große Herausforderung,<br />
aber es war<br />
auch sehr lustig.<br />
Was haben Sie durch<br />
Ihr Hobby für den Beruf<br />
gelernt?<br />
Auf der Bühne muss man<br />
vor vielen Leuten sprechen<br />
und selbstbewusst auftreten:<br />
Das hat mir vom ersten Tag an auch hier<br />
in der Auslieferung geholfen. Und genau wie auf<br />
und hinter der Bühne treffe ich hier täglich auf<br />
sehr unterschiedliche Menschen und Charaktere.<br />
Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?<br />
Wir spielen in diesem Jahr die „Dornen vögel“,<br />
ein Musical in deutscher Erstaufführung nach<br />
dem gleichnamigen Roman von Colleen Mc-<br />
Cullough. Da gibt es viele Szenen, in denen wir<br />
tanzen und singen müssen. Ich wünsche mir für<br />
das gesamte Ensemble, dass die Vorstellungen<br />
ein Erfolg werden.<br />
Zur Person<br />
NAME: Frieda Dörtelmann<br />
ALTER: 23<br />
HOBBY: Laienschauspielerin<br />
AKTIV SEIT: 2007<br />
Fotos: privat<br />
HEMMUNGEN ÜBER-<br />
WIN<strong>DE</strong>N – GEMEIN-<br />
SAM INS ZIEL<br />
Thomas Schürmann, verantwortlich für die<br />
Logistik planung in der Gruppenlogistik von Krone,<br />
kämpft sich bei „Tough Mudder“-Wettkämpfen<br />
durch Wald und Schlamm.<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Sport war mir schon immer wichtig, ich habe<br />
lange Fußball und Tennis gespielt. 2<strong>01</strong>4 habe<br />
ich dann mit dem Laufen begonnen: Im Rahmen<br />
des betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
von Krone konnten wir uns auf den<br />
Branchenlauf von trans aktuell und Krone<br />
vorbereiten. Danach hatte ich direkt Lust auf<br />
eine ganz neue Herausforderung – und das ist<br />
Tough Mudder in jedem Fall. Ich war bisher<br />
zweimal dabei, in Arnsberg im Hochsauerland.<br />
2<strong>01</strong>4 habe ich zum ersten Mal teilgenommen<br />
und bin mit drei Freunden an den Start gegangen.<br />
Im vergangenen Jahr sind dann noch zwei<br />
Arbeitskolleginnen zu unserem kleinen Team<br />
dazugekommen. Für mich persönlich war auch<br />
schön, dass es über Berg und Tal ging. Meine<br />
Heimat, das Emsland, ist ja ganz flach.<br />
Thomas Schürmann gibt bei Tough Mudder alles.<br />
22 <strong>trailerforum</strong> | AUSGLEICH
UND EIN SPANNEN<strong>DE</strong>S HOBBY<br />
Die drei Mitarbeiter, die wir hier vorstellen, spielen Theater, stürzen sich beim Sport in den Schlamm und züchten Bienen.<br />
Was war Ihr bisher größter Erfolg?<br />
Bei Tough Mudder gilt: Der Weg ist das Ziel. Es<br />
sind 18 Kilometer Strecke mit vielen Hindernissen<br />
zu bewältigen. Da muss man seine Hemmungen<br />
überwinden und ab in den Matsch.<br />
Mir wird in der Höhe mulmig, und dann bin ich<br />
da trotzdem aus sechs, sieben Metern in einen<br />
Tümpel gesprungen. In dem Moment machte<br />
mir das fast gar nichts aus, ich habe es einfach<br />
gemacht. Wenn man solche Herausforderungen<br />
meistert, fühlt man sich hinterher einfach<br />
verdammt gut.<br />
Was haben Sie durch Ihr Hobby für den<br />
Beruf gelernt?<br />
Durchhaltevermögen! In diesem Wettkampf<br />
kommt es weniger auf die Geschwindigkeit<br />
an, mit der man ins Ziel kommt. Sondern es<br />
ist wichtig, dass man als Team gemeinsam ankommt.<br />
Man hilft sich und schiebt, drückt und<br />
zieht sich auch schon mal gegenseitig über die<br />
Hindernisse. Diesen Zusammenhalt und die<br />
Unterstützung erlebe ich auch am Arbeitsplatz.<br />
Zudem tut die Bewegung gut und ich hoffe, dass<br />
ich Kollegen motivieren kann, am betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement teilzunehmen.<br />
Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?<br />
Wenn man Bilder von diesen Events sieht, dann<br />
wird klar: Das macht einfach Spaß. Vor dem<br />
Start ist da bei allen Teilnehmern eine riesige<br />
Anspannung, aber vor allem Vorfreude. Diesen<br />
Spaß am Sport will ich mir erhalten. Und ich<br />
werde weiter bei Tough-Mudder-Wettkämpfen<br />
starten, am liebsten mindestens einmal jährlich<br />
– vielleicht auch mal im Ausland, die Veranstaltungen<br />
finden ja international an vielen<br />
Standorten statt.<br />
Zur Person<br />
NAME: Thomas Schürmann<br />
ALTER: 29<br />
HOBBY: Tough Mudder<br />
AKTIV SEIT: 2<strong>01</strong>4<br />
HERR ÜBER 200.000 BIENEN<br />
Frank Skatulla, Teamleiter IT bei Gigant – Trenkamp & Gehle in Dinklage, ist Hobbyimker.<br />
Frank Skatulla kann im Bienenstock lesen, wie es den<br />
Tieren geht.<br />
Was begeistert Sie an Ihrem Hobby?<br />
Mir hat sich durch die Bienen ein ganz neues<br />
Feld erschlossen, und ich bin quasi über Nacht<br />
zum Landwirt geworden. Darauf gekommen<br />
bin ich durch meine Frau, die als Lehrerin an<br />
einem Gymnasium eine Bienen-AG ins Leben<br />
rufen wollte. Wir haben uns gemeinsam zu Imkern<br />
ausbilden lassen; einen Winter lang sind<br />
wir zu einem Wochenendkurs gegangen und<br />
haben die wichtigsten Grundlagen über das Leben<br />
der Biene und alle nötigen Arbeiten gelernt.<br />
Im Frühjahr 2<strong>01</strong>5 sind wir dann beide gestartet:<br />
Meine Frau in der Schule und ich in unserem<br />
heimischen Garten. Ich habe vier Stöcke eingerichtet,<br />
in jedem wohnen bis zu 50.000 Bienen.<br />
Die Arbeit mit diesen Tieren macht großen<br />
Spaß, und es ist sehr interessant mitzuerleben,<br />
wie sie sich entwickeln. Mit etwas Hintergrundwissen<br />
und Gespür kann man gut herauslesen,<br />
wie es den Tieren geht, zum Beispiel mithilfe<br />
einer Durchsicht der Bienenstöcke, die ich einmal<br />
wöchentlich durchführe.<br />
Was war Ihr bisher größter Erfolg?<br />
Ich musste schon in meiner ersten Saison einige<br />
Hürden überwinden, es gab Krankheiten<br />
und Probleme bei der Entwicklung. Aber ich<br />
konnte 50 Kilogramm Honig ernten, was ein<br />
schöner Erfolg war. Die Ernte ist sehr aufwendig;<br />
der Honig muss gerührt, abgefüllt und vermarktet<br />
werden. Eine befreundete Gärtnerei<br />
bietet ihn unter dem Label „Stadthonig Vechta“<br />
an, die erste Ernte ist ausverkauft.<br />
Was haben Sie durch Ihr Hobby für den Beruf<br />
gelernt?<br />
Wenn man sich anschaut, wie eine Bienendemokratie<br />
funktioniert, dann ist das sehr inspirierend:<br />
Jede Biene am Stock übernimmt<br />
abwechselnd eine Aufgabe – von der Arbeiterin<br />
bis zur Brutpflege. Wie sich 50.000 Tiere<br />
im Dunkeln verständigen und das untereinander<br />
scheinbar mühelos koordinieren, fasziniert<br />
mich. Und da sehe ich durchaus Parallelen im<br />
Berufsleben und schaue, wie sich das Miteinander<br />
hier im Unternehmen noch reibungs loser<br />
organisieren lässt. Außerdem bin ich durch das<br />
Imkern sicher ein Stück weit entspannter geworden.<br />
Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?<br />
Ich freue mich auf die zweite Saison und hoffe,<br />
dass ich die Bienen gut durch das Jahr bringen<br />
werde. Ich möchte einen stabilen und möglichst<br />
gesunden Stamm an Völkern aufbauen.<br />
Außerdem freue ich mich natürlich auf den<br />
frischen Honig, der<br />
dann wieder bei mir<br />
auf dem Frühstückstisch<br />
stehen wird.<br />
Zur Person<br />
NAME: Frank Skatulla<br />
ALTER: 33<br />
HOBBY: Imker<br />
AKTIV SEIT: 2<strong>01</strong>4<br />
AUSGLEICH |<br />
<strong>trailerforum</strong> 23
GUTE I<strong>DE</strong>E …<br />
Fangfrische Garnelen aus Deutschland<br />
GARNELEN<br />
MA<strong>DE</strong> IN GERMANY<br />
Im mecklenburgischen Grevesmühlen werden auf der Farm „Cara Royal“ echte White-Tiger-Garnelen gezüchtet.<br />
Die exotischen Delikatessen wachsen in einem natürlichen Kreislauf auf und werden frisch an die Kunden versandt.<br />
D<br />
ienstag im mecklenburgischen Grevesmühlen. Ein<br />
Fahrer der Spedition Koch International lädt zwei Dutzend<br />
Bigbags Salz vor dem Firmenschild der Garnelenfarm<br />
Cara Royal ab. Jeder der Säcke fasst 500 Kilogramm. Das<br />
reicht dem Kunden für gerade mal drei Monate, denn er hat<br />
jede Menge Wasser zu salzen: Cara Royal züchtet echte White-<br />
Tiger-Garnelen. Etwa 15 Zentimeter groß und 30 Gramm<br />
schwer ist jeder dieser Prachtkerle. Während jährlich rund<br />
65.000 Tonnen ihrer Artgenossen aus Übersee importiert werden,<br />
wachsen die Tiere der Farm nahe Hamburg auf. Deshalb<br />
können sie frisch verkauft werden – und das gab es bislang<br />
hierzulande nicht.<br />
Firmeninhaber York Dyckerhoff hat Cara Royal vor rund<br />
zwei Jahren gegründet. „Es macht uns stolz, dass wir unseren<br />
Kunden ein unverfälschtes Genusserlebnis bieten können“, erklärt<br />
er. Seit vergangenem August hat die Aquafarm rund fünf<br />
Tonnen frische Garnelen deutschlandweit an Gastronomen,<br />
Händler und über den eigenen Onlineshop an Privatkunden<br />
verkauft – besonders zu Weihnachten und Ostern ist die Nachfrage<br />
groß. Ziel sei es, jährlich etwa 15 Tonnen abzusetzen. Bis<br />
Ende <strong>2<strong>01</strong>6</strong> soll die Gewinnschwelle erreicht werden.<br />
KREISLAUF WIE IN <strong>DE</strong>R NATUR. Die Farm besteht aus vier<br />
35 Meter langen Becken mit einem geschlossenen Wasserkreislauf.<br />
Sie wurden einmalig mit rund 400 Kubikmetern<br />
Wasser gefüllt. Täglich müssen gerade mal drei Prozent, also<br />
nur rund zwölf Kubikmeter Grevesmühlener Leitungswasser<br />
zugefügt werden. „Den Rest bereiten wir stündlich auf “, sagt<br />
Betriebsleiter Marcus Thon.<br />
Damit sich die Garnelen hier so wohlfühlen wie im Meer,<br />
braucht das Unternehmen rund zwölf Tonnen Salz pro Quartal.<br />
Das bezieht es bei Aqua Medic aus Bissendorf bei Osna-<br />
Fotos: Cara Royal, Nicole de Jong<br />
24 <strong>trailerforum</strong> | GUTE I<strong>DE</strong>E
Lo<br />
»Wir haben damit<br />
einen Kreislauf<br />
geschaffen, wie er in<br />
der Natur<br />
vorkommt.«<br />
Marcus Thon, Betriebsleiter<br />
von Cara Royal<br />
brück. Alle drei Monate wird es mit der<br />
Spedition Koch International geliefert.<br />
Für den Transport im Trailer sowie die<br />
spätere Lagerung werden die Bigbags<br />
auf Paletten festgezurrt. „Wir bestellen<br />
immer eine größere Menge, um eine<br />
Lkw-Ladung vollzukriegen“, sagt der Betriebsleiter<br />
Marcus Thon. Ökologie und<br />
Ökonomie stehen in allen Belangen an<br />
erster Stelle.<br />
Der diplomierte Fischereibiologe hat<br />
die Anlage in Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit aufgebaut. „Wir haben hier<br />
einen Kreislauf geschaffen, wie er in der<br />
Natur vorkommt“, erklärt er. Ein Trommelsieb<br />
filtert die Schwebstoffe heraus;<br />
anschließend bauen Bakterien in einem<br />
großen Biofilter die Stoffe ab, die die<br />
Garnelen in das Wasser abgeben. Ein<br />
sogenannter Eiweißabschäumer filtert<br />
feinste Partikel ab, die dann in die rund<br />
500 Meter entfernt gelegene Kläranlage<br />
fließen.<br />
Das mit speziellen Mineralien angereicherte<br />
Salzwasser der Aufzuchtbecken<br />
ist leicht getrübt und etwa<br />
30 Grad warm, die Außentemperatur in<br />
der Halle beträgt permanent 32 Grad.<br />
Die Aquafarm nutzt über eine Pipeline<br />
die Abwärme einer Kläranlage. „Das war<br />
einer der Gründe dafür, dass wir diesen<br />
Standort für unsere Ansiedlung gewählt<br />
haben“, erzählt Thon. Die Energiebilanz<br />
der Aufzucht sei daher sehr gut.<br />
„100 Prozent Biologie, null Chemie“ – so<br />
lautet der Grundsatz für die Produktion.<br />
Die Larven stammen aus einer Zucht in<br />
Florida, die garantiert, dass die Tiere gesund<br />
sind. Einmal im Monat bekommt<br />
das Unternehmen eine Lieferung mit<br />
rund 300.000 Larven. Sie werden in speziellen<br />
Säcken und Styroporboxen über<br />
Hamburg eingeflogen. Mit dem Transporter<br />
eines befreundeten Tierimporteurs<br />
geht es dann über die Autobahn<br />
20 nach Grevesmühlen. „Wir planen<br />
aber eine eigene Fortpflanzung, sodass<br />
wir die Larven mittelfristig nicht mehr<br />
aus Florida kommen lassen müssen“, so<br />
Thon. Bis dieses aufwendige Prozedere<br />
umgesetzt werden kann, braucht das<br />
Unternehmen jedoch noch Zeit.<br />
Nach der Reise bekommen die Tiere<br />
etwa zehn Tage lang Zeit, um sich zu<br />
akklimatisieren. Dann werden sie in die<br />
Becken gesetzt. „Wir wollen sie möglichst<br />
wenig Stress aussetzen. Sie sollen<br />
zu 100 Prozent natürlich und nachhaltig<br />
wachsen“, sagt er. Daher werden<br />
sie mit speziellem Biofutter aus Fischmehl,<br />
Soja, Raps und Weizen gefüttert.<br />
Das Unternehmen bezieht es von einem<br />
Hersteller in Frankreich. Die vier Becken<br />
sind in unterschiedliche Wachstumszonen<br />
aufgeteilt. „Wir achten auf eine ausgewogene<br />
Besatzdichte. Massentierhaltung<br />
gibt es bei uns nicht“, erläutert der<br />
Betriebsleiter. Schon nach ein bis zwei<br />
Wochen ist die typische Körperform der<br />
bläulich schimmernden Tierchen zu erkennen.<br />
Nach jeweils zwei Monaten werden<br />
sie sanft ins nächste Becken geleitet,<br />
um schließlich nach einem halben Jahr<br />
abgefischt werden zu können.<br />
Im sogenannten Erntebecken<br />
„schwimmen sich die Tiere schön“: Sie<br />
bekommen dort etwas weniger Futter,<br />
damit sich ihr Darm entleeren kann, der<br />
dadurch vor der Zubereitung nicht mehr<br />
entfernt werden muss. „Unsere Garnelen<br />
kann man sogar roh genießen“,<br />
GUTE I<strong>DE</strong>E |<br />
<strong>trailerforum</strong> 25
Die Mitarbeiter der Farm leiten die Garnelen sanft von Becken zu Becken und fischen sie schließlich nach einem halben Jahr ab – dann werden sie mit Kurieren zu den Kunden gebracht.<br />
erklärt Thon. Immer morgens holt er die jeweils<br />
bestellte Menge mit einem Kescher aus dem Bassin<br />
und betäubt sie binnen Sekunden schmerzfrei<br />
mit Eiswasser. „Für uns sind diese Tiere keine<br />
Produkte, sondern Lebewesen.“<br />
In hygienisch versiegelten Plastikschälchen<br />
werden sie per Nachtkurier deutschlandweit<br />
fangfrisch, also mit Schale und Kopf, versendet.<br />
Fahrer des Kurierdiensts holen die in Styroporboxen<br />
gestapelten und gekühlten Schälchen um<br />
14 Uhr in Grevesmühlen ab und bringen sie für<br />
den Umschlag in einen Hub nach Schwerin. Von<br />
dort aus geht es in die Feinverteilung. Alle Sendungen<br />
erreichen binnen 24 Stunden ihre Empfänger,<br />
egal wo sie in Deutschland auf die Garnelen<br />
warten.<br />
Marcus Thon wünscht sich in Sachen Nachhaltigkeit<br />
noch eine Alternative für die Styroporboxen,<br />
in denen die Garnelen transportiert<br />
werden. „Leider gibt es da noch keine guten Produkte“,<br />
bedauert er. Die Behälter lassen sich nur<br />
einmal verwenden und werden dann vom Kunden<br />
entsorgt. Die Frische geht vor. Doch der Betriebsleiter<br />
gibt nicht auf: „Wir erproben ständig<br />
neue Ideen, bis wir auch hierfür eine umweltverträgliche<br />
Lösung gefunden haben.“<br />
Die Garnelen werden rund um die Uhr überwacht:<br />
Der Salz- und Sauerstoffgehalt des<br />
Wassers, Temperatur, pH-Wert und Futtermenge<br />
werden permanent geprüft. Die Mitarbeiter der<br />
Farm sind von Montag bis Samstag jeweils von<br />
8 bis 18 Uhr vor Ort. „Nachts und am Wochenende<br />
haben wir abwechselnd Bereitschaft“, sagt<br />
Thon. Meldet das System eine Störung, muss sofort<br />
reagiert werden. Egal zu welcher Zeit. „Das<br />
passiert dann gern Samstag nachts um drei Uhr“,<br />
erzählt Thon schmunzelnd. In den meisten Fällen<br />
lasse sich ein Problem aber schnell lösen.<br />
ZWEI WEITERE FARMEN. „Haben Sie schon einmal<br />
in eine unserer fangfrischen White-Tiger-Shrimps<br />
gebissen?“, fragt Dyckerhoff. Es muss ein tolles<br />
Geschmackserlebnis sein. Als er 2009 zum ersten<br />
Mal Garnelen aß, die nicht tiefgefroren waren,<br />
war er so begeistert, dass er den Markt analysierte<br />
und entdeckte, dass niemand in Deutschland<br />
Garnelen züchtete. Damit war seine Geschäftsidee<br />
geboren. Inzwischen hat er gleich nebenan<br />
in Grevesmühlen für eine andere Firma eine<br />
zweite Farm gebaut, die er und seine Mitarbeiter<br />
ebenfalls betreuen. Eine dritte, etwa doppelt so<br />
große Anlage, ist bei München entstanden. Der<br />
Unternehmer freut sich darüber, denn das sei die<br />
beste Empfehlung für Cara Royal. <br />
Fotos: Cara Royal<br />
26 <strong>trailerforum</strong> | GUTE I<strong>DE</strong>E
NACHGEFRAGT<br />
… bei Denise Schuster – „Unserparkplatz.de“<br />
W<br />
ie kamen Sie auf die Idee zu<br />
Unserparkplatz.de?<br />
Schuster: Ich habe an der TU München<br />
ein berufsbegleitendes Studium<br />
mit dem Master of Business Administration<br />
mit Schwerpunkt Entrepreneurship<br />
abgeschlos sen. Dort entstand in einem<br />
Projekt die Idee, eine Reservierungsplattform<br />
für Parkplätze zu entwickeln.<br />
Wir haben einen englischen Anbieter als<br />
Vorbild genommen, dann aus dieser ursprünglichen<br />
Idee mit einem fünfköpfigen<br />
Team das Geschäftsmodell weiterentwickelt<br />
und etwa ein Jahr später auch<br />
Lkw-Stellplätze einbezogen, weil wir bei<br />
diesem Thema einen großen Bedarf gesehen<br />
haben.<br />
Was bietet Ihr Unternehmen Spediteuren,<br />
die Stellplätze für Truck und Trailer<br />
brauchen?<br />
Gegenwärtig gibt es deutschlandweit auf<br />
über 40 Autohöfen Stellplätze, die gegen<br />
eine Gebühr von jeweils 2,50 Euro netto<br />
täglich oder dauerhaft über unsere Website<br />
reserviert werden können. Die Reservierung<br />
sollte bis 17 Uhr bei uns eingehen,<br />
damit die Betreiber den reservierten<br />
Parkplatz mit einem Pylonen noch rechtzeitig<br />
vor der Überfüllung absperren können.<br />
Zukünftig werden wir auch gesicherte<br />
Parkplätze im Angebot haben, die<br />
überwacht, eingezäunt und ebenfalls reservierbar<br />
sind.<br />
Wie wird die Vermittlung abgewickelt?<br />
Wir haben Vereinbarungen mit den Betreibern,<br />
die die Reservierung vor Ort<br />
übernehmen, wenn es keine Schranken<br />
gibt oder die Flächen nicht genügend<br />
»PARKPLATZMANGEL –<br />
WIR HATTEN DIE ZÜN<strong>DE</strong>N<strong>DE</strong> I<strong>DE</strong>E.«<br />
Die Suche nach einem Parkplatz ist für Lkw-Fahrer häufig besonders schwierig. Das Online-<br />
Start-up „Unserparkplatz.de“ will dieses Problem lösen: Über das Portal kann man Plätze<br />
vorab reservieren. Geschäftsführerin Denise Schuster erklärt im Interview mit <strong>trailerforum</strong>,<br />
wie ihr Angebot funktioniert.<br />
Parkplätze bieten. Die Reservierungen,<br />
die bei uns eingehen, leiten wir per Fax<br />
weiter. Der Lkw-Fahrer meldet sich dann<br />
bei der Einfahrt im Autohof, um die Parkplatzgebühr<br />
zu bezahlen, und wird auf<br />
den reservierten Parkplatz geführt.<br />
Wie ist bisher die Nachfrage nach Lkw-<br />
Stellplätzen?<br />
»Bisher spielt das<br />
Thema ‚Sharing‘ in der<br />
Branche eine untergeordnete<br />
Rolle.«<br />
Die ist hoch, und wir sehen noch sehr viel<br />
mehr Potenzial. Wir akquirieren neue<br />
Parkplätze, und es gibt weitere technische<br />
Möglichkeiten, um zum Beispiel die<br />
freien Parkplätze in Echtzeit zu erfassen<br />
oder sie mit einem LED-Schild zu versehen,<br />
um reservierte Kennzeichen anzuzeigen.<br />
Hier haben wir bereits Kooperationen<br />
abgeschlossen und wollen mit den<br />
Autohöfen die nächsten Schritte gehen.<br />
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?<br />
In erster Linie wollen wir natürlich unsere<br />
Plattform immer stärker verbessern,<br />
damit die Speditionen ihre Parkplatzreservierungen<br />
selbst verwalten und in<br />
ihre Tourenplanung integrieren können.<br />
Bald sollen die Fahrer auch Bewertungen<br />
abgeben können. Weiterhin planen<br />
wir den Bau von vier eigenen Sicherheitsparkplätzen<br />
in Deutschland – als erstes<br />
Netzwerk entlang einer Haupttransportroute<br />
von Holland über das Ruhrgebiet<br />
und Frankfurt bis nach Berlin. Damit<br />
können die Fahrer, die von West nach<br />
Ost und umgekehrt unterwegs sind, alle<br />
200 Kilometer einen Sicherheitsparkplatz<br />
anfahren und so das Risiko von<br />
Ladungsdiebstahl verringern. Das alles<br />
wollen wir in den nächsten sechs Monaten<br />
umsetzen.<br />
Ihr Konzept nutzt auch die Idee der Sharing<br />
Economy: Sie wollen die Parkplätze<br />
von Stadien und Supermärkten für Lkws<br />
nutzbar machen. Welche Rolle spielt das<br />
Thema „Teilen“ in der Transportbranche<br />
Ihrer Meinung nach?<br />
Bisher spielt es eine untergeordnete Rolle.<br />
Wenn wir Supermarkt- und Stadionparkplätze<br />
nachts für Lkws zum Parken<br />
nutzbar machen und das flächendeckend<br />
anbieten können, dann haben wir<br />
einen großen Schritt in die richtige Richtung<br />
getan und auch ressourcenschonend<br />
Kapazitäten erweitert. Hier sind<br />
jedoch nicht Privatpersonen gefragt, ihren<br />
Besitz zu teilen, sondern Gewerbepartner,<br />
und die sind oftmals leichter zu<br />
überzeugen.<br />
Welche Zukunft hat die Sharing Economy?<br />
Ich glaube, dass wir in Deutschland noch<br />
vier bis fünf Jahre benötigen, damit das<br />
Teilen richtig angekommen ist und es<br />
auch genügend Leute gibt, die ihren Besitz<br />
oder ihre Zeit mit anderen teilen. Da<br />
sind andere Nationen wie die USA schon<br />
viel weiter. Gerade haben die Deutschen<br />
das Prinzip Carsharing verinnerlicht und<br />
nutzen dies eifrig. Diese Entwicklung<br />
brauchte Zeit – sicher wird das in den<br />
übrigen Bereichen der Sharing Economy<br />
ähnlich sein.<br />
Zur Person<br />
Denise Schuster,<br />
Jahrgang 1981, hat an der<br />
FHDW Bergisch Gladbach BWL<br />
mit Schwerpunkt Mittelständische<br />
Wirtschaft studiert<br />
und anschließend an der<br />
TU München sowie in San<br />
Francisco einen MBA mit<br />
Schwerpunkt Entrepreneurship<br />
absolviert. Sie begann<br />
ihre Karriere mit dem Aufbau<br />
einer Spezialagentur für<br />
Flughafen- und Flugzeugwerbung<br />
und gründete 2<strong>01</strong>1 mit<br />
„Brand & Sales“ eine Agentur,<br />
die Entrepreneure coacht.<br />
Seit 2<strong>01</strong>3 ist sie Gründerberaterin<br />
der KfW.<br />
Entdecken Sie mehr<br />
zum Thema.<br />
Wie das System von<br />
Unserparkplatz.de<br />
funktioniert, sehen Sie<br />
im folgenden Video:<br />
http://bit.ly/1setE75<br />
NACHGEFRAGT |<br />
<strong>trailerforum</strong> 27
thinking<br />
in solutions<br />
KNORR-BREMSE BIETET DAS KOMPLETTE<br />
PRODUKTSPEKTRUM elektronischer und konventioneller Brems- und Chassissteuerung<br />
sowie Lösungen im Bereich Fahrerassistenzsysteme und für die Radbremse an. Durch unser<br />
Knowhow im Gesamtsystem sind wir für unsere Kunden nicht nur Lieferant, sondern auch oft gefragter<br />
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