OFES-Intern-2016
Interessante Themen rund um die Philsophie der Kampfkunst.
Interessante Themen rund um die Philsophie der Kampfkunst.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>OFES</strong> INTERN<br />
AUSGABE 12<br />
JANUAR <strong>2016</strong>
DIE WAHR-NEHMUNG<br />
Vor einigen Tagen führte ich ein interessantes Gespräch über die persönliche Wahrnehmung.<br />
Insbesondere ging es dabei darum, dass ein und dieselbe Situation und/oder Erfahrung<br />
von verschiedenen Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird und auch<br />
dementsprechend interpretiert.<br />
Bei diesem Gespräch wurde ich an ein Ereignis erinnert, dass bereits einige Jahre zurück<br />
liegt und mir heute noch ein kleines Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Es hatte<br />
mich mit einem guten Freund in ein kleines gemütliches Bistro in Bremen-Findorff<br />
verschlagen. An unserem Nachbartisch saßen zwei junge Männer, die über WingTsung<br />
fachsimpelten, was natürlich meine Aufmerksamkeit erregte und mich dazu verleitete,<br />
das Gespräch zu verfolgen, welches in etwa so verlief:<br />
„Seit zwei Jahren schon? Dann hast du ja zwei Jahre nach mir angefangen. Ich mache<br />
jetzt seit vier Jahren WT und für mich gibt‘s nichts Besseres!“ , erzählte der eine, dessen<br />
Alter ich auf Ende zwanzig schätzte.<br />
„Für mich auch nicht“, ergänzte der andere, der ca. Anfang zwanzig sein musste. „Welche Graduierung hat dein Lehrer?“<br />
„Den 1. Technikergrad. Aber er hätte auch schon den 3. Technikergrad haben können. Er sieht das nicht so eng mit der Graduierung“,<br />
fügte der Ältere noch schnell hinzu, wobei ich mir ein Lächeln nicht verkneifen konnte.<br />
„Mein Lehrer hat auch den 1. Technikergrad, macht aber jetzt den zweiten. Er ist von allen, die diese Prüfung ablegen wollen,<br />
der Beste“, protzte der Jüngere.<br />
„Woher willst du das denn wissen? Hat er dir das gesagt?“, hakte der Ältere nach.<br />
„Der Großmeister hat ihm das erzählt. Er hat ihm auch gleich vorgeschlagen, sich für die Prüfung zum 3. Technikergrad anzumelden.<br />
Aber das überlegt er sich noch, weil das wohl nen Haufen Kohle kosten soll.“<br />
„Siehst du, deswegen macht mein Lehrer auch noch nicht den 2. Techniker. Er will den zweiten und dritten gleich zusammen<br />
machen, quasi ein Abwasch“, konterte der Ältere ohne mit der Mine zu zucken, so-dass ich mich fast an meinem Kaffee verschluckt<br />
hätte.<br />
„Geht das denn überhaupt?“, fragte der Jüngere ungläubig.<br />
„Normalerweise nicht“, erklärte der Ältere. „Aber wenn einer die WingTsung-Techniken äußerst gut beherrscht, so-dass selbst<br />
der Großmeister sich konzentrieren muss, nicht von ihm getroffen zu werden, wird schon mal eine Ausnahme gemacht.“<br />
Der Jüngere wirkte aufgrund dieser Erklärung ziemlich sprachlos. Sein Mund stand offen und sein rechter Arm verharrte regungslos<br />
in der Luft. Er wollte wohl gerade einen Schluck aus seinem Glas nehmen, als ihn diese Nachricht in Starre versetzte.<br />
Dann fing sich der Jüngere wieder. „Nicht schlecht, alle Achtung! Und ich dachte, mein Lehrer sei gut. Ist es möglich, mal bei<br />
euch zum Training vorbeizukommen? Ich würde deinen Lehrer gerne mal kennenlernen.“<br />
Das war wohl die Reaktion, auf die der Ältere gehofft hatte. Im Laufe der nächsten zehn Minuten zog er so gewaltig vom Leder,<br />
dass wir am Ende vor lauter Lachen Tränen in den Augen hatten. Denn es kam hinzu, dass ich während seiner Ausführungen den<br />
Namen seines tollen Lehrers erfuhr. Als ich dem Freund von mir dann noch erzählte, dass dieser Lehrer ein Privatschüler von<br />
mir war, mussten wir das Lokal Hals über Kopf verlassen, denn sämtliche Blicke waren inzwischen auf uns gerichtet.<br />
Wenn man sich, wie in unserem Fall, dazu entschlossen hat, WingTsung zu lernen, hofft jeder natürlich sich für einen<br />
WingTsung-Lehrer entschieden zu haben, der sich mit der Materie auskennt. Und wenn der eigene Lehrer dann noch eine große<br />
Persönlichkeit auf seinem Gebiet ist, hofft oder glaubt man, dass ein bisschen Ruhm auch auf einen selbst abfärbt. Je besser also<br />
mein Lehrer, desto besser werde auch ich sein?<br />
Ein guter Lehrer ist auf jeden Fall schon einmal eine gute Ausgangsposition. Das gewährleistet jedoch nicht, dass auch der Schüler<br />
einmal ein Fachmann auf seinem Gebiet sein wird. Denn das Verständnis einer Kampfkunst lässt sich nicht übertragen. Es<br />
muss von innen heraus wachsen.<br />
Herzlichst<br />
Seite 2<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
Inhalt<br />
Cover-Titel: Escrima für Kinder<br />
Mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung<br />
oder nur Hobby?<br />
Vorwort<br />
Mit fremden Federn schmücken<br />
Die Nägel im Zaun<br />
Eine kleine Geschichte<br />
<strong>OFES</strong> ON TOUR<br />
Das Abendteuerwochenende für Kinder<br />
führte nach Bad Bederkesa<br />
Isernia / Italien<br />
Alex Deinert und Peter Habermann<br />
begleiteten Sifu Nils Thate<br />
Escrima für Kinder<br />
Resume nach dem Neu-Start im Januar<br />
2015<br />
Wahl zum Behindertensportler des<br />
Jahres 2015<br />
<strong>OFES</strong> gibt Vorführung vor VIPs<br />
Escrima-Meister Bernd Schubert als<br />
Gastlehrer in der <strong>OFES</strong><br />
Seminare vom März u. November<br />
Rückblicke<br />
Was passierte in der <strong>OFES</strong> 2015<br />
Selbstverteidigung für Menschen<br />
mit Handicap<br />
Technikerarbeit von Bernd Rosemann<br />
zum Bestehen seiner Prüfung<br />
Erfahrungsbericht eines Kindes<br />
Wenn Kinder das Erlernte einsetzen<br />
Die Formen im WingTsung<br />
Erläuterung der 4 waffenlosen<br />
Formen<br />
Das Geheimnis der Kampfkünste<br />
Fernöstlicher Sport als Geheimwaffe<br />
Vorschau auf <strong>2016</strong><br />
Die ständige Frage:<br />
„Muss ich Prüfung machen?“<br />
Seite<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
12<br />
13<br />
14<br />
16<br />
16<br />
Die Nägel im Zaun<br />
Die Spuren, die man hinterlässt<br />
Es war einmal ein kleiner Bub, der schnell wütend wurde<br />
und dann ausrastete. Da gab ihm sein Vater einen Hammer<br />
und eine große Packung voller Nägel:<br />
„Jedes Mal, wenn du wieder wütend wirst und ausrastest,<br />
gehst du zu diesem Zaun und schlägst einen Nagel hinein.“<br />
Der Junge war damit einverstanden, auch wenn er den<br />
Sinn dahinter nicht verstand.<br />
Am nächsten Tag hämmerte der Bub bereits 30 Nägel in<br />
den Zaun. Die Tage vergingen und mit jedem Tag wurden<br />
es weniger Nägel, die der Junge in den Zaun schlug.<br />
Ihm wurde bewusst, dass es einfacher war, Nägel in den<br />
Zaun zu hämmern, als auszurasten.<br />
Eines Tages war es schließlich so weit, dass er überhaupt<br />
nicht mehr ausrastete. Ganz stolz teilte er das seinem Vater<br />
mit. Der Vater nahm ihn bei der Hand und ging mit<br />
ihm zum Zaun:<br />
„Von nun an machen wir es so: Für jeden Tag, den du<br />
nicht ausrastet, darfst du einen Nagel wieder aus dem<br />
Zaun ziehen.“<br />
Der Bub war wieder einverstanden.<br />
Wieder vergingen mehrere Tage, bis der Junge zu seinem<br />
Vater lief und ihm mitteilte, dass nun keine Nägel mehr<br />
im Zaun seien. Der Sohn freute sich sehr.<br />
Gemeinsam gingen sie zum Zaun. Der Vater sagte zu<br />
ihm:<br />
„Ich bin sehr stolz auf dich. Das hast du toll gemacht.<br />
Aber schau dir die vielen Löcher im Zaun an, die die Nägel<br />
hinterlassen haben. Der Zaun ist nicht mehr der, der<br />
er einmal war.“<br />
Der Junge stimmte seinem Vater zu. Der Vater fuhr fort:<br />
„Denk daran, wenn du das nächste Mal wütend etwas zu<br />
anderen Menschen sagst. Deine Worte könnten Narben<br />
hinterlassen, so wie diese Nägel Spuren im Zaun hinterlassen<br />
haben. Auch wenn du dich entschuldigst, die Narben<br />
bleiben.“<br />
...<br />
Diese Geschichte verdeutlicht, dass begangene Verletzungen,<br />
Beleidigungen oder Angriffe immer Spuren hinterlassen<br />
– und das sollte man stets im Hinterkopf behalten.<br />
AUSGABE 12<br />
Seite 3
<strong>OFES</strong> ON TOUR<br />
Vom 05. - 07. Juni 2015<br />
Bad Bederkesa<br />
familiär- harmonisch- lustig<br />
Wiederholung für <strong>2016</strong> steht!<br />
Die 12. Wochenendfahrt für Kinder (und Eltern) gehört zweifelsfrei in die Kategorie harmonisch, familiär,<br />
lustig. Das Schullandheim Bad Bederkesa ist mit seinem Standort einfach für Kinderfahrten prädestiniert.<br />
Es liegt mit seinem großzügig angelegten Gelände mitten im Wald und bietet für alle Teilnehmer viele<br />
Freizeitmöglichkeiten. Und diese hatten es auch in sich!<br />
Bereits am Abend nahmen die Kinder nach dem Abendessen die sich im Hause befindlichen<br />
Spiele in Form von Tischtennis, Billard und Tischfußball in Beschlag und<br />
spielten bis in die späten Abendstunden.<br />
Am Morgen darauf gab es dann nach dem Frühstück die ersten Lektionen im<br />
WingTsung, wobei die mitgereisten Eltern erste Eindrücke vom neuen WingTsung<br />
gewinnen konnten. Die Zeit bis zum Mittagessen verbrachten die Kinder gemeinsam<br />
draußen auf dem Gelände mit Spielen oder nutzten den vor dem Haus angelegten<br />
Swimmingpool.<br />
Bei sommerlichen Temperaturen um die 25 Grad gab es nach dem Mittagessen nur<br />
ein Ziel, was wirklich Sinn machte: das Erlebnisbad in Bad Bederkesa. Und es war<br />
für alle ein Erlebnis! Ob drinnen oder draußen, ob schwimmen, Whirlpool oder<br />
Wasserrutsche, es war für jeden etwas dabei.<br />
Und kaum wieder im Schullandheim, wartete bereits das nächste Ereignis auf alle<br />
Teilnehmer: Lagerfeuer und Grillen. Zuvor wurde im Wald Holz gesammelt und ein<br />
schönes Lagerfeuer vorbereitet. Wer mochte, besorgte sich dann noch lange Stöcke<br />
für Stockbrot. Wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, wie viel Spaß die Kinder hierbei<br />
hatten. Wer es noch ein bisschen länger aushalten konnte, wartete, bis der Grill<br />
soweit vorbereitet war, um seinen Job zu verrichten.<br />
Immer mehr wich das Tageslicht der Dunkelheit und diejenigen, die schon einmal an<br />
der <strong>OFES</strong> ON TOUR teilgenommen hatten, wussten, was das bedeutet. Die legendäre<br />
Nachtwanderung stand auf dem Programm. Kinder, die sich zuvor noch über die<br />
Ängste anderer lustig gemacht hatten, waren später nicht mehr so vorlaut. Und die<br />
Kinder, die sich eben noch fürchteten, wurden immer mutiger. Beim Durchzählen<br />
nach der Rückkehr im Schullandheim wurde erleichtert festgestellt: alle Teilnehmer<br />
vollzählig und unverletzt wieder zurück!<br />
Als letztes Highlight stand am Sonntagvormittag die Schnitzeljagd auf dem Programm.<br />
Diese fand bei herrlichem Sonnenschein quer durch den Wald statt. Es wurden<br />
zwei Mannschaften gebildet, die Hasen und die Jäger. Nach über zwei Stunden<br />
Wanderung freuten sich dann auch alle auf das verdiente Mittagessen. Um 14.00<br />
Uhr hieß es dann Abfahrt, wobei einige sehr traurig dreinschauten.<br />
Aber vom 27. bis 29. Mai <strong>2016</strong> könnt ihr alle wieder dabei sein, wenn sich die <strong>OFES</strong><br />
wieder auf Tour nach Bad Bederkesa macht. Und vielleicht sehen wir wieder einige<br />
neue Gesichter. Was meint ihr? Anmeldung/Info: www.ofes.de/termine/ofes-on-tour<br />
Seite 4<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
ISERNIA / ITALIEN<br />
27. - 29. März 2015<br />
Zu Besuch bei Nico D‘Agostino mit<br />
Alex Deinert und Peter Habermann<br />
Diese Reise stand unter keinem guten Stern. Nico musste seine schöne <strong>OFES</strong>-Schule in Isernia schweren<br />
Herzens aufgeben. Der Inhaber benötigte die Räumlichkeiten dringend selbst und somit war dieses Engagement<br />
nur von kurzer Dauer.<br />
Als wir in Neapel ankamen, mussten wir nicht allzu lange auf unseren italienischen<br />
Freund warten. Auf der Fahrt nach Isernia erzählte uns Nico, dass er wieder seine alten<br />
Räumlichkeiten angemietet hat und somit alles in Lot wäre.<br />
Er hätte auch bereits ein neues Hotel für uns gebucht (nach unserem letzten Besuch<br />
wiesen wir Nico darauf hin, dass unser bisheriges Hotel für uns nicht mehr in Frage<br />
kommen würde).<br />
Er setzte uns bei unserem neuen Hotel ab und wir inspizierten unsere Zimmer. Nach<br />
30 min. holte uns Nico zum Essen ab. Anschließend fuhren wir in die „Berge“ und besuchten<br />
Felice und Cinzia, einen Freund und Schüler von Nico und dessen Frau. Beide<br />
sind uns aus den letzten Jahren bereits bestens bekannt.<br />
Sie sind außerordentlich gastfreundlich und Cinzia macht einen sehr guten Cappuccino.<br />
Wir hatten eine Menge Spaß und als wir wieder aufbrachen, war es<br />
bereits Abend. Hier zeigt sich wieder einmal, dass man sich gut verstehen kann, selbst<br />
wenn man die Sprache des anderen nicht spricht.<br />
Nachdem Frühstück am nächsten Morgen begaben wir uns in Nico‘s Schule, um dort<br />
gemeinsam einige WingTsung-Lektionen aufzuarbeiten. Wenn man nur unregelmäßig<br />
trainieren kann, ist es wichtig, das Konzept zu verstehen und zu verinnerlichen, um<br />
sich auf dieser Grundlage selbst weiterbilden zu können.<br />
Nach dem Mittag vertrieben wir uns den Nachmittag in der Stadt und machten uns anschließend<br />
wieder auf zu Nicos Schule. Schließlich stand ein Seminar an.<br />
Zu unser aller Freude hatten sich wieder viele bekannte Gesichter aus den letzten Jahren<br />
versammelt. Sifu Nils Thate und Nico begrüßten alle und stellten Alex und Peter<br />
für diejenigen vor, die bisher noch nicht das Vergnügen mit den beiden hatten.<br />
Als Sifu Nils Thate die Schüler in italienischer Sprache begrüßte und das Thema des<br />
Abends präsentierte, „übersetzte“ Nico das Ganze anschließend ins Italienische! Erst<br />
als Felice Nico darauf aufmerksam machte, war Nico die Situation bewusst und alle<br />
mussten lachen.<br />
Nachdem traditionellen gemeinsamen Essen abends im Restaurant eines Schülers von<br />
Nico stand auch schon wieder die Abreise an.<br />
Doch dieses Mal konnte man ein bisschen länger schlafen als beim vorherigen Besuch,<br />
als man die Nacht durchgemacht hatte, da man bereits um 04.30 Uhr in Neapel sein<br />
musste.<br />
AUSGABE 12 Seite 5
Titel-Thema<br />
Escrima für Kinder<br />
Mehr als nur eine<br />
Freizeitbeschäftigung<br />
Im Januar 2015 nahm die neue Escrima-Gruppe für Kinder das Training<br />
auf. Waren wir in der ersten Stunde noch drei Kinder, so verabschiedeten<br />
wir uns aus dem Jahr 2015 mit 12 Kindern.<br />
Ähnlich wie WingTsung ist Escrima ein ausgezeichneter Weg für eine<br />
verbesserte Koordination- und Lernfähigkeit, für ein besseres Gleichgewicht<br />
und gute Reflexe.<br />
Darüber hinaus lernen die Kinder bereits früh, dass eine Auseinandersetzung<br />
mit Waffen viel größere Gefahren in sich birgt als eine Auseinandersetzung<br />
ohne Waffen, was in unserer heutigen Zeit leider nicht ganz<br />
unwichtig ist.<br />
Da nun aus einer unbewaffneten Auseinandersetzung jederzeit eine bewaffnete<br />
werden kann und umgekehrt, ist eine starre Trennung von bewaffneter<br />
und unbewaffneter Kampfkunst aus Escrima-Sicht nicht sehr<br />
vernünftig.<br />
Aber leider fürchten noch immer viele Eltern, dass ihre Kinder beim<br />
Training verletzt werden könnten. Doch das Verletzungsrisiko ist weitaus<br />
geringer als z. B. beim Fußball oder Handball.<br />
Im Training beginnen die Kinder mit der Handhabung kurzer Übungsstöcke,<br />
die stellvertretend für unterschiedlichste Waffen dienen.<br />
Dadurch werden sie später in der Lage sein, sämtliche Waffengattungen<br />
zu bedienen oder Alltagsgegenstände im Notfall zur Verteidigung einsetzen<br />
zu können, was ein immenser Vorteil in einer praxisorientierten<br />
Situation sein kann.<br />
Ein weiterer Vorteil des Escrima-Trainings ist die hohe Konzentrationsfähigkeit,<br />
die notwendig ist, um mit den Stöcken die entsprechenden Übungen absolvieren zu können.<br />
Die Kinder müssen in der Lage sein, sich auf den Punkt genau zu konzentrieren, um Verletzungen bei sich<br />
und beim Partner zu vermeiden. Eine große Herausforderung für alle Beteiligten.<br />
Nach ca. 40 Minuten werden daher auch die Stöcke beiseitegelegt und die Kinder dürfen sich in Form eines<br />
Spiels kurz entspannen. Dann heißt es noch einmal alle Energie zu mobilisieren für die letzten zehn Minuten<br />
der Escrima-Stunde. Denn ein anspruchsvolles Fitnessprogramm beendet den Unterricht.<br />
Escrima für Kinder ab 9 Jahre: Jeweils am Dienstag von 17:00-18:00 Uhr im <strong>OFES</strong>-Zenrum<br />
Seite 6<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
WAHL ZUM BEHINDERTENSPORTLER DES JAHRES 2015<br />
Nils Thate, Bernd Rosemann und Yasar Aladag gaben Vorführung bei der Gala im GOP<br />
Eine große Ehre wurde Nils Thate zuteil, als er gefragt wurde, ob er nicht den RSG-Langenhagen bei der<br />
Wahl zum Behindertensportler des Jahres 2015 auf der Gala im GOP Varieté-Theater Hannover mit einer<br />
Vorführung vertreten wolle.Nachdem Bernd Rosemann und Yasar Aladag<br />
Sifu Nils Thate ihre Unterstützung zugesichert hatten, war die Zusage<br />
nur noch reine Formsache.<br />
Der BNS (Behinderten-Sportverband Niedersachsen), Gastgeber dieser<br />
jährlichen Wahlveranstaltung, hatte Eiskönigin Katharina Witt als Ehrengast<br />
zu dieser Veranstaltung eingeladen, die von NDR-1 Moderator<br />
Andreas Kuhnt moderiert wurde.<br />
Ranghohe Gäste aus Sport, Wirtschaft und Politik befanden sich unter<br />
den über 320 geladenen Gästen, als das <strong>OFES</strong>-Team mit zwei Akteuren<br />
des RSG-Langenhagen die Bühne betrat und unter großen Applaus eine<br />
sehr gelungene und knackige Vorführung ablieferte.<br />
Die Vorführung startete mit einer kurzen Geschichte von Nils Thate, in<br />
der er das Schicksal seines damals zwölfjährigen Freundes schilderte<br />
und dessen Kampf, dieses Schicksal anzunehmen und das Beste daraus<br />
zu machen.<br />
Anschließend betraten Yasar Aladag und Rollstuhlfahrerin Gaby die<br />
Bühne und demonstrierten Verteidigungsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer.<br />
Zu guter Letzt zeigte Bernd Rosemann mit Sebastian, ebenfalls<br />
Rollstuhlfahrer vom der RSG-Langenhagen, kurze Trainingseinheiten<br />
aus dem <strong>OFES</strong>-Selbstverteidigungsprogramm für Menschen mit Behinderung.<br />
Link zum Film über diese Vorführung: www.ofes.de/presse<br />
AUSGABE 12 Seite 7
Escrima-Meister<br />
Bernd Schubert<br />
zu Gast in der <strong>OFES</strong><br />
„Nur was sich wie aus der Übung umsetzen lässt,<br />
lohnt sich zu trainieren.“<br />
Mit Escrima-Meister Bernd Schubert als Gastlehrer ist Sifu<br />
Nils Thate ein großer Wurf gelungen. Kein anderer hat sich<br />
soviel Grundwissen über das Escrima aneignen können wie<br />
der gebürtige Hamburger. Er hat bei den Besten der Welt<br />
gelernt, auf den Philippinen und in den U.S.A.<br />
Schuberts Unterricht ist informativ und lehrreich. Bei ihm hat<br />
man sofort das Gefühl, dass er weiß, wovon er spricht, wenn er<br />
Erfahrungen aus seinem Leben unterhaltsam zum Besten gibt.<br />
Er gibt Seminare bei der Bundespolizei und bei Sicherheitsfirmen,<br />
denn wenn es um den Umgang mit Waffen geht, gibt es<br />
kaum jemanden, der kompetenter ist.<br />
Bei seinem ersten Seminar in Bremen am 21. März 2015 war das<br />
Thema „Von der Klinge zum Stock“. Um das Verständnis dieser<br />
philippinischen Kampfkunst zu erlangen, ist es auch wichtig,<br />
seine Geschichte zu kennen. Wieso arbeitet man heute mit einem<br />
ca. 63 cm langen Stock? Wie ist das „waffenlose“ Cadena de<br />
mano entstanden? Welche Bewegungen und Techniken sind von<br />
der Klinge auf den Stock übertragbar und machen daher auch<br />
Sinn zu üben?<br />
Bei seinem zweiten Besuch in Bremen am 07. November 2015<br />
stand das Pinoy-Boxen im Vordergrund des Seminars. Im Pinoy-<br />
Boxen wird traditionell großer Wert auf Nahkampf gelegt, was<br />
realen Situationen oft sehr entgegen kommt.<br />
Außerdem kann man hier hervorragend üben, wie man einen<br />
Gegner händelt, der einen entschlossen ausboxen will. Hier geht<br />
es um die Verbesserung physischer und kämpferischer Grundlagen.<br />
U. a. wurde das Pinoy-Boxen dadurch bekannt, dass zusätzlich<br />
kurze Nervenstöcke zum Schlagen eingesetzt wurden.<br />
Die nächsten Seminare mit Bernd Schubert finden jeweils am<br />
Samstag, den 05. März und am 17. September <strong>2016</strong> im <strong>OFES</strong>-<br />
Zentrum statt.<br />
Infos/Anmeldung unter: www.ofes.de/seminar-bernd-schubert<br />
Seite 8<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
Rückblicke<br />
Sommerfest <strong>OFES</strong>-Zentrum vom 12. September 2015<br />
Das letztjährige Sommerfest musste aufgrund der Schulferien, die im<br />
letzten Jahr erst ziemlich spät begannen und endeten, in den September<br />
verlegt werden. Bei Temperaturen um die 20 Grad war es wieder<br />
einmal eine gelungene Veranstaltung.<br />
Techniker-Prüfung im WingTsung bestanden<br />
Im Rahmen einer kleinen Feier verlieh Sifu Nils Thate gleich drei<br />
Urkunden zur bestandenen Techniker-Prüfung im WingTsung.<br />
Während sich Bernd Rosemann über das Bestehen des 1. Technikergrads<br />
freuen durfte, haben Thomas Fischer und Enrico Kaufmann die<br />
Prüfung zum 2. Technikergrad bestanden. Allen Dreien gebührt Respekt<br />
für ihre Loyalität , Geduld und Durchhaltevermögen in all den<br />
Jahren.<br />
Trainer-Prüfung bestanden<br />
Seit dem 19. Dezember 2015 hat die <strong>OFES</strong> einen neuen Übungsleiter,<br />
sowie einen neuen Trainer und Lehrer. Während Karsten Großer die<br />
Prüfung zum Ü-Leiter bestand, hat Bernd Rosemann die Prüfung<br />
zum Trainer 1 abgelegt. Ralf Höpken darf sich dagegen nun Escrima-<br />
Lehrer nennen, nachdem er seine Prüfung zum Trainer 2 erfolgreich<br />
bestanden hat.<br />
Neue <strong>OFES</strong>-Filme<br />
Im letzten Jahr wurden mit Hilfe von Yasar Aladag, Thore Bergen<br />
und Philipp Sulz vier neue <strong>OFES</strong>-Filme gedreht. Unter dem Titel<br />
<strong>OFES</strong>- Kapitel der Selbstverteidigung können die Filme bei youtube<br />
oder auf der <strong>OFES</strong>-<strong>Intern</strong>etseite unter www.ofes.de/presse angesehen<br />
werden.<br />
<strong>OFES</strong>-Zentrum Weihnachtsfeier<br />
Am Samstag, 19. Dezember 2015 fand die alljährliche Weihnachtsfeier<br />
des <strong>OFES</strong>-Zentrums in der Roten Nase statt. Während diese Feier<br />
nur für Erwachsene war, ist für das Jahr <strong>2016</strong> eine große Weihnachtsfeier<br />
mit Kindern und Eltern geplant. Der Ort der Feier stand<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
AUSGABE 12 Seite 9
Technikerarbeit<br />
Von Bernd Rosemann<br />
für das Bestehen der Prüfung auf den<br />
1. Technikergrad im WingTsung<br />
Selbstverteidigung für Menschen mit Handikap<br />
Im Jahr 2011 bekam ich die Gelegenheit, mit meinem Sifu Nils Thate nach Hannover zu fahren. Dort gab<br />
es eine Anfrage für einen Workshop der Rollstuhlsportgemeinschaft ( RSG )- Langenhagen zum Thema<br />
Selbstverteidigung für Menschen mit Behinderung.<br />
Mein SiFu hatte schon jahrelang Erfahrung in diesem Bereich und ich war neugierig und sehr gespannt zu<br />
erfahren, wie das wohl zu bewerkstelligen sei. War ich doch bisher der Meinung, wie die Teilnehmer auch,<br />
dass Menschen, die im Rollstuhl sitzen, kaum eine Möglichkeit haben sich zu verteidigen. Das sollte sich<br />
ändern.<br />
Nachdem die Vorstellungsrunde beendet war, berichteten die Teilnehmer von ihren Erfahrungen aus ihrem<br />
täglichen Leben. Ich war sehr schockiert, wie respektlos mit Behinderten umgegangen wird.<br />
Sifu Nils machte den Teilnehmern klar, dass sie sich nicht in ihrem Rollstuhl verkriechen sollen: „Macht<br />
euch gerade, redet laut und selbstbewusst, gebt dem Angreifer das Gefühl: MIT MIR NICHT.“ Durch eine<br />
laute, feste Stimme und die Einbeziehung von Passanten mit Worten wie: „Ich kenne Sie nicht, lassen Sie<br />
mich in Ruhe“, vermitteln Sie Umstehenden sehr schnell: „Das ist kein Beziehungsstreit, sondern eine<br />
ernstzunehmende Situation. Täter wollen Opfer und keinen Widerstand. Sie haben Angst, erwischt zu werden.<br />
Das muss euch bewusst sein.“<br />
Da kamen Fragen wie z. B.: „Aber was mach ich, wenn einer meinen Rollstuhl von hinten greift und mich<br />
wegschiebt, da bin ich doch machtlos?“. Wir waren natürlich vorbereitet und hatten uns einen Rollstuhl<br />
mitgenommen. So konnte mein Sifu alles aus der Ebene eines Rollstuhl Fahrers vorführen. Ich erfuhr aus<br />
der Sicht des „Täters“, wie wirkungsvoll diese Aktionen sind.<br />
Ich nahm den Rollstuhl und schob ihn weg. Nach ein bis zwei Metern blockierte Sifu Nils ein Rad, in dem<br />
er es mit einer Hand fest hielt, so dass der Rollstuhl eine abrupte Drehung machte und ich über den Rollstuhl<br />
fiel. Natürlich wurde diese Aktion so wie alle darauf folgenden von den Teilnehmern entsprechend<br />
geübt.<br />
Sie lernten ihren Rollstuhl, immer so auszurichten, dass sie frontal zum Angreifer stehen und genügend<br />
Abstand haben.<br />
„Aber was, wenn er mich greifen oder schlagen will?“ Die Antwort: „Ihr müsst euch richtig in den Rollstuhl<br />
setzen. Beugt euch nicht nach vorne, lehnt euch zurück, so muss sich der Angreifer herunterbeugen<br />
und dabei seinen Schwerpunkt verlagern. Durch das Herunterbeugen des Gegners sind sein Hals, Bauch<br />
und Gesicht gut zu erreichen.“<br />
Wir spielten alle Szenarien mit den Teilnehmern durch. Auch Gegenstände aus dem Alltag, wie zum Beispiel<br />
Kugelschreiber oder Regenschirme, können als Hilfe zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Sifu<br />
Nils machte den Teilnehmern aber auch klar, dass es keine Universallösung für alles gibt und dass das Erlernte<br />
immer wieder geübt werden muss:<br />
„Ihr müsst euch selbst vertrauen Wenn etwas nicht funktioniert, müsst ihr sofort etwas anderes machen.<br />
Seite 10<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
Lernt Gefahren erkennen. Nehmt bewusst war, wo ihr euch gerade befindet. Ist da z. B. eine Tür, aus der<br />
ihr rauskönntet, oder ist der Weg versperrt? Müsst ihr unbedingt durch eine dunkle Unterführung, oder<br />
könnt ihr einen anderen Weg nehmen? Meidet Orte, wo viel Alkohol getrunken wird. Hört auf euren<br />
Bauch, wechselt die Straßenseite, wenn ihr ein ungutes Gefühl habt“ mahnte Sifu Nils die Kursteilnehmer.<br />
Am Ende des Unterrichts bekommen die Teilnehmer immer eine Hausaufgabe mit, die sie bis zum nächsten<br />
Kurs üben können. Die Siu Nim Tau-Form ist dafür bestens geeignet, denn sie stärkt die Muskulatur<br />
und die Gelenke bleiben geschmeidig. Auch das Training mit Therabändern ist sehr gut geeignet, um sich<br />
fit zu halten und die Schlagkraft zu trainieren.<br />
Mittlerweile besteht die Gruppe drei Jahre und<br />
die Begeisterung hat nicht nachgelassen. Fragt<br />
man die Teilnehmer heute, wie sie sich fühlen,<br />
kommen ausnahmslos positive Reaktionen. Sie<br />
fühlen sich, selbstbewusster, sicherer und haben<br />
mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten.<br />
"Nicht behindert zu sein, ist wahrlich kein Verdienst,<br />
sondern ein Geschenk, das jedem von uns jederzeit<br />
genommen werden kann."<br />
Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1987<br />
Ich für meinen Teil möchte die Erfahrungen<br />
(* 15. April 1920 in Stuttgart; † 31. Januar 2015 in Berlin)<br />
nicht mehr missen, denn auch ich habe viel von<br />
meinem Sifu gelernt und von den Kursteilnehmern<br />
mehr zurückbekommen, als ich ihnen geben konnte.<br />
Stolz war ich auch, als ich erfuhr, dass die RSG aufgrund unserer Zusammenarbeit bereits mehrere Auszeichnungen<br />
erhielt, so auch zu ihrem 30. Bestehen. Alle Auszeichnungen bezogen sich schwerpunktmäßig<br />
auf das Projekt Selbstverteidigung für Menschen mit Behinderung. Darüber hinaus wurden bereits zwei<br />
Filme über unser Projekt gedreht und veröffentlicht (www.ofes.de/presse).<br />
Aus der Presse:<br />
Nun besteht die Gruppe schon über vier Jahre und für das Jahr <strong>2016</strong> stehen die Termine auch schon fest.<br />
Mein Dank geht an Sifu Nils Thate, der es mir ermöglicht hat, diese Erfahrungen zu sammeln.<br />
Bernhard Rosemann<br />
AUSGABE 12 Seite 11
Erfahrungsbericht<br />
Wenn Kinder das Erlernte einsetzen<br />
Florian * ist elf Jahre alt und eher als zurückhaltend einzustufen.<br />
Er besucht die sechste Klasse des Gymnasiums und seine Noten<br />
sind recht ordentlich. Florian besucht seit einigen Jahren den<br />
WingTsung-Unterricht im <strong>OFES</strong>-Zentrum, was ihm große<br />
Freude bereitet. Er ist ein fairer und beliebter Trainingspartner,<br />
da er rücksichtsvoll mit Kindern trainiert, die schwächer sind, aber in der Lage ist, mit Kindern, die stärker<br />
sind als er selbst, mitzuhalten.<br />
Im Oktober des letzten Jahres ergab es sich, dass zwei Jungen aus der Parallelklasse seine zurückhaltende<br />
Art für Schwäche hielten und anfingen, ihn zu provozieren. Es begann mit harmlosen Beleidigungen, die<br />
jedoch, als Florian keine Reaktion zeigte, immer verletzender wurden. Ein Mädchen seiner Klasse bekam<br />
den Vorfall mit und meldete diesen, ohne Florians Wissen, der Klassenlehrerin. Sie bekam als Antwort,<br />
dass die Schüler auch einmal lernen müssten, ihre Probleme selbst zu lösen.<br />
Nach drei Tagen beließen es die Streithähne aber nicht nur mehr bei Beleidigungen. In der Pause fingen sie<br />
an Florian hinten an der Jacke zu zupfen und zu ziehen, und betitelten ihn vor allen anderen Kindern mit<br />
äußerst unschönen Namen. Florian drehte sich mehrmals um und forderte die Jungen auf, das sein zu lassen.<br />
Ohne Erfolg. Als die beiden weiter machten und nun versuchten, auch andere Schüler auf ihre Seite zu<br />
ziehen, indem sie die ganze Situation als etwas Lustiges darstellten und lauthals über Florian lachten, geschah<br />
es plötzlich. Florian drehte sich erneut um, diesmal war sein Gesicht leicht gerötet und er hatte Tränen<br />
in den Augen. Er schrie die Jungen an, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Einer der Jungs, der alles noch<br />
immer für einen riesen Spaß hielt, kam auf Florian mit erhobenen Fäusten und den Worten zu: „Und wenn<br />
nicht, was dann?“<br />
Florians Schilderungen von dem, was danach geschehen ist, weichen von den Schilderungen anderer Kinder,<br />
die diesen Vorfall beobachteten, erheblich ab. Nach Florians Aussage hätte er nur die Hand zum<br />
Schutz erhoben und den Jungen weggeschubst. Als der Freund des Jungen dazu kam, stieß Florian auch<br />
diesen zurück.<br />
Was sich aber wirklich abspielte, lässt sich nach Aussagen von fünf Schülern, die den Vorfall beobachtet<br />
hatten, recht gut rekonstruieren. Als der erste Junge kam und zum Schlag ausholte, hob Florian zum Schutz<br />
seine Hände. Während seine eine Hand die Faust des Jungen abwehrte, traf Florians Faust zeitgleich den<br />
Kopf des Angreifers, gefolgt von einem Tritt in den Bauch. Der Freund des Jungen war inzwischen herbeigeeilt<br />
und nahm Florian von hinten in den Würgegriff. Reflexartig schlug Florian mit seinem Ellenbogen<br />
nach hinten und traf den Jungen an der Schläfe, worauf dieser zu Boden sank. Anschließend soll Florian<br />
dagestanden und geweint haben, bis das Mädchen aus seiner Klasse zu ihm eilte und ihn beruhigte.<br />
Eine Woche später wurden die Eltern von Florian in die Schule zitiert, um diesen Vorfall mit der Klassenlehrerin,<br />
dem Schulleiter und dessen Vertretung zu besprechen. Die Eltern der beiden Streithähne hätten<br />
sich bei der Schulleitung beschwert und gefordert, Florian sofort der Schule zu verweisen. Die Schule kam<br />
zu dem Ergebnis, dass Florian maßlos überregiert hätte und so ein Verhalten auf dieser Schule nicht geduldet<br />
werden dürfe. Sollte sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen, wäre man gezwungen, den Eltern nahezulegen,<br />
für ihren Sohn eine andere Schule zu suchen.<br />
Weder mit den beiden Streithähnen noch mit deren Eltern wurde je ausführlich über das Verhalten der beiden<br />
Jungs gesprochen. Florian erzählte später, dass die Jungen sich jedoch in der Zwischenzeit mit ihm angefreundet<br />
hätten und dieser Vorfall kein Thema mehr bei ihnen wäre.<br />
*Der Name wurde auf Wunsch der Eltern geändert<br />
Ein wichtiges Thema: Selbstbehauptung und<br />
Selbstverteidigung für Kinder u. Jugendliche<br />
Seite 12<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
Die Formen im WingTsung<br />
Insgesamt sind 6 Formen im WingTsung bekannt: 4 waffenlose Formen und 2 Waffenformen (Luk-Dim-<br />
Boon-Kwun oder Langstockform und Bart-Cham-Dao oder Doppelmesserform).<br />
Während die Formen z. B. in Japan oft einen Kampf gegen einen imaginären Gegner darstellen, geht es zu<br />
mindestens im WingTsung um Dinge wie Stand, Balance und Position. Man spricht daher von einer internen<br />
Form.<br />
Siu-Nim-Tao oder „Die kleine Idee“<br />
Wer das WingTsung-System erlernen möchte, kommt an dieser Form nicht vorbei. Mehr noch: So wurde<br />
überliefert, das niemand in der Lage wäre, WingTsung zu erlernen, wenn er sich die 1. Form nicht aneignen<br />
würde, in der Ausführung, wie auch im Verständnis.<br />
Sie wird in der Grundstellung IRAS (<strong>Intern</strong>ally Rotated Aduction Stance = nach innen rotierender Adduktoren-Stand)<br />
geübt. Die Siu-Nim-Tao beinhaltet alle fundamentalen Techniken des WingTsung.<br />
2. Die Chum-Kiu oder „Brückenform“<br />
Die Arme des Gegners suchen, um auf diese Weise eine Brücke zu ihm zu schlagen. Die zweite Form beinhaltet<br />
sämtliche Verteidigungstechniken des WingTsung, die nach Kontaktaufnahme zu den Armen des<br />
Gegners angewendet werden.<br />
Im Gegensatz zur 1. Form werden hier Schrittarbeit, Tritte, Wendung in Gleichzeitigkeit mit den Armtechniken<br />
geübt.<br />
3. Die Biu-Tze oder "Stoßende Finger"<br />
Sie wird auch die tödliche Form genannt. Die Techniken der Biu-Tze können zu mindestens großen Schaden<br />
beim Gegner verursachen, wenn man sie denn beherrscht. Raffinierte Angriffstechniken mit Fingern,<br />
Fäusten, Handkanten und Ellenbogen schmücken die Bewegungen dieser 3. Form des WingTsungs.<br />
Sie lässt erahnen, dass hier der thailändische Schlangenstil Einfluss bei der Entstehung dieses ausgeklügelten<br />
Kampfsystems hatte. Ihre geschmeidigen Bewegungen erinnern sogar manchmal an ein gefährliches<br />
Schuppenkriechtier.<br />
4. Die Muk-Yan Chong oder „Holzpuppen-Form“<br />
Keine andere Form ist so bekannt, wie die Holzpuppenform. Ihre Techniken gehören zu den<br />
fortgeschrittensten des WingTsung. Ihre insgesamt 116 Bewegungen beinhalten Fauststöße, Handflächenstöße,<br />
gerade und seitliche Tritte in Verbindung mit der Schrittarbeit des WingTsung.<br />
Sie soll den letzten Schliff geben und die Arme mit der Zeit gegen Kollisionschläge abhärten. Wie bei allen<br />
anderen Formen auch, spielt die mentale Einstellung zu den Bewegungen eine große Rolle.<br />
AUSGABE 12 Seite 13
Das Geheimnis der Kampfkünste<br />
Fernöstlicher Sport als Geheimwaffe?<br />
Das Geheimnis der asiatischen Budo-Künste liegt in der moralischen Auffassung und Einstellung des Ausübenden.<br />
Nur der Budoka, der tief in den Geist dieser Philosophie eingedrungen ist und einzudringen versucht,<br />
wird auf dieses Geheimnis stoßen, das ihm ein lediglich unregelmäßiges und althergebrachtes Training<br />
niemals vermittelt.<br />
Das Geheimnis des Budo (Oberbegriff für alle japanischen Kriegs und Ritterkünste der Feudalzeit unter<br />
philosophischen Aspekt) ist keine Wunderwaffe gegen Halbstarke und Schläger, auch kein Abwehrmittel<br />
gegen Angriffe asiatischer Meisterkämpfer. Es ist überhaupt ein schwieriges Bemühen, das Geheimnis des<br />
Budo irgendwie näher zu erklären. Die Gesetzmäßigkeiten des Kämpfens, der guten Technik, der ausreichenden<br />
Kraft und der nötigen Kondition dagegen können ergründet und physikalisch errechnet werden.<br />
Sie sind aber nicht das wahre Geheimnis des Budo, das eben nicht mathematisch oder wissenschaftlich erfaßt<br />
werden kann, sondern bestenfalls die hohe Schule der Meisterschaft und des Kampferfolges.<br />
Wer dagegen das wahre Geheimnis des Budo und der Künste der Philosophie kennt, wird es nicht als Geheimnis<br />
werten. Er wird es als intuitive Erfahrung achten und in der Form des unerschütterlichen Gleichmutes<br />
seinen Schülern und Kameraden durch die Tat vorleben.<br />
Um zu dieser Einstellung vorzudringen, ist es wichtig, über ein körperliches Geschehen hinaus gleichzeitig<br />
auch die Gedanken und die moralischen Auffassungen zu allen Dingen des menschlichen Lebens positiv<br />
zu beeinflussen. Dadurch erlangt der Budo-Treibende irgendwann die persönlichkeitsneubildende Umformung<br />
seiner selbst. Der Erfolg dieses edlen Zieles stellt sich beim steten Training der ehrenvollen altasiatischen<br />
Kriegs- und Ritterkünste, verbunden mit dem ernsthaften Studium alter Lehren, wie von selbst<br />
ein und bedarf dann keiner näheren Interpretation mehr.<br />
Anfang der 80iger Jahre wurden viele Kampfkünste in der westlichen Welt vor allem durch Hollywoodfilme<br />
bekannt und berühmt. Die „Traumfabrik“ machte unter anderem auch viele mysteriöse Kampfkünste zu<br />
Kassenschlager, die in der westlichen Welt einen regelrechten Boom erlebten.<br />
Doch viele Kinobesucher „konsumierten“ nur diese Phantasien, ständig auf der Suche nach extravaganten<br />
und übernatürlichen Phänomenen. Dadurch wurden jedoch viele asiatische Traditionen und Philosophien<br />
im Westen oft missverstanden.<br />
Ein Umstand, der dazu geführt hat, dass viele dieser Stile unter einem falschen Image leiden. Viele der europäischen<br />
Repräsentanten waren damals (und einige sind es heute noch nicht) nicht genügend ausgebildet<br />
und besaßen zu wenig Lehrerfahrung, um die jeweilige Kunst zu unterrichten. Um später selber einmal unterrichten<br />
zu können, muss der „Schüler“ selber, über einen Zeitraum von mehreren Jahren, auf regulärer<br />
und täglicher Basis, Unterricht genommen haben.<br />
Viele glauben, nur weil sie sich kurz in dem Ursprungsland des jeweiligen Kampfstiles aufhielten und Seminare<br />
besuchten, seien sie prädestiniert für ihren Stil. Doch viele Kampfkünste beinhalten besonders viel<br />
technisches, geistiges und spirituelles Wissen. Aus diesem Grunde ist eine relativ lange und hingebungsvolle<br />
Ausbildungszeit nötig. Die Mehrzahl der Kampfkünstler lernen Anfangs hauptsächlich Formen und<br />
Techniken. So gibt es viele Trainer und Schüler, die von einem Seminar zum anderen wandern, dort aufschreiben<br />
, filmen und „Techniken sammeln“.<br />
Aber aus Erfahrung sind die Geheimnisse einer jeden Kampfkunst eher in deren Prinzipien und Trainingsmethoden<br />
verankert. Das es in vielen Kampfkünsten keinen Wettbewerb gibt, gehen die Ambitionen der<br />
Schüler in Richtung Trainerausbildung, also Lehrer zu werden und damit sein Geld zu verdienen. Dieser<br />
Trend besteht weltweit. Aber viele Kampfkünste können mehr bieten. Viele die ihren jeweiligen Großmeister<br />
nur gelegentlich sehen, können vieles von dem Wissen, das diese Kunst beinhaltet, nicht richtig aufnehmen.<br />
Leute bemühen sich darum, die Basis zu verstehen. Die Art und Weise, wie die Kunst heute vielerorts<br />
trainiert wird, ist im tatsächlichen Kampf nicht effizient genug.<br />
Seite 14<br />
<strong>OFES</strong> INTERN
Das Geheimnis der Kampfkünste<br />
In dieser Ausgabe der <strong>OFES</strong>-<strong>Intern</strong> starten wir mit der Präsentation verschiedener Kampfkünste. In jeder<br />
zukünftigen Ausgabe wird eine andere Kampfkunst vorgestellt ohne jegliche Bewertung.<br />
Teil 1: Aikido<br />
Die Bedeutung des Wortes Aikido ergibt sich aus den 3 Ideogrammen.<br />
Ai = Harmonie/Liebe, Ki = Lebenskraft, Do = (Tao) Weg.<br />
Aikido lässt sich folglich etwa als Weg der harmonischen Energie oder als harmonischer Weg bezeichnen.<br />
Aikido ist die Essenz der lebenslangen, harten Trainings- und Geistesarbeit von O´Sensei Morihei Ueshiba.<br />
Geboren wurde Prof. Morihei Ueshiba am 14.12.1883 in Tanabe (südlich von Kyoto), er starb am<br />
26.04.1969. Nach einem Kampf mit Holzschwertern erlebte er im Garten eine Art Offenbarung, die seinem<br />
Leben und der Entwicklung des modernen Aikidos eine neue Richtung gab. Die Kriegskünste waren lange<br />
Zeit nur auf Kampf, Krieg und Vernichtung ausgerichtet.<br />
Durch Entwicklung des Judos begann ihre Integration in die moderne<br />
Gesellschaft. Auch im Kendo, Karate etc. vollzog sich dieser<br />
Wechsel vom Jitsu (Kriegskunst/-Technik) zum Do (persönliche<br />
Entwicklung).<br />
Im Verlaufe der Entwicklung begann bei Judo, Kendo, Karate etc.<br />
jedoch immer stärker der sportliche Aspekt (Wettkampf) zu dominieren.<br />
Aikido leitet seinen Nutzeffekt für die Selbstverteidigung daraus ab,<br />
dass es dem Angreifer keinen Widerstand entgegensetzt, sondern<br />
durch Ausweichen und Nachgeben den Zug oder Stoß des Angreifers<br />
über den Schwerpunkt hinaus weiterführt.<br />
Zentrifugal - (nach Außen) und Zentripetalkräfte (nach Innen) sind durch schwungvolle Kreis- und Drehbewegungen<br />
so nutzbar zu machen, dass der Gegner mit in diese Bewegung hineingezogen wird, seinen Mittelpunkt<br />
verliert, dadurch schwach und hilflos wird und mit einer Hebel- oder Wurftechnik besiegt werden<br />
kann. Der Gegner bzw. Angreifer entzieht sich den angesetzten Hebelgriffen durch Wurf (Überschlag) und<br />
Fall.<br />
Ausgehend von den 8 Grundtechniken und den zwei Prinzipien Irimi und Tenkan kann eine unendliche<br />
Vielfalt von Techniken entwickelt werden. Aikido kennt 4 grundlegende Übungsformen: Suwari-Waza<br />
(kniend), Hamni-Hantachi-Waza (kniend/stehend), Tachi-Waza (stehend) und Bukki-Waza (Waffen).<br />
Das Wesen des Aikidos liegt nicht im Besiegen und Vernichten des Angreifers, sondern in der zweckmäßigen<br />
Anwendung von drei natürlichen Prinzipien: Das Prinzip der Mitte, das Prinzip der Ausdehnung, das<br />
Prinzip der Spirale. Aikido ist kein Sport, Aikido schließt Wettkampf aus, die Entwicklung der Persönlichkeit<br />
steht beim Aikido im Zentrum.<br />
Die Ausübung des Aikidos führt zur Wiederfindung des Gleichgewichts und fördert die harmonische Entwicklung<br />
von Körper und Geist, wie es auch hilft, uns mit unserer Umwelt in Einklang zu bringen.<br />
Aikido ist die Kunst, das Richtige im richtigen Zeitpunkt zu tun. Das heutige Aikido entwickelte sich in der<br />
Zeit zwischen 1922 bis nach dem 2. Weltkrieg.<br />
Heute wird Aikido auf allen Kontinenten praktiziert, etliche Schüler von O´Sensei Ueshiba eröffneten eigene<br />
Schulen, ihr Aikido unterscheidet sich nur wenig vom Ueshiba Aikido. Auch diese Stile sind heute in<br />
der ganzen Welt verbreitet.<br />
AUSGABE 12 Seite 15
Vorschau auf <strong>2016</strong><br />
Januar<br />
09. Ausbilder-Fortbildung<br />
23. WT- & ES-Kleingruppe<br />
Februar<br />
06. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
20. Escrima-Cadena-Seminar<br />
27. WT- & ES-Kleingruppe<br />
März<br />
05. Bernd Schubert, Escrima-Seminar<br />
12. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
18.-20. Isernia, Italien<br />
April<br />
09. Prüfung für Kinder<br />
bis 9 Jahre: 10:00-11:00 Uhr<br />
bis 14 Jahre: 11:30-12:30 Uhr<br />
16. Prüfung für Jugendliche + Erwachsene<br />
23. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
30. WT- & ES-Kleingruppe<br />
Mai<br />
05.-08. <strong>OFES</strong>-Fahrt nach Rom<br />
21. WT- & ES-Kleingruppe<br />
27.-29. <strong>OFES</strong> ON TOUR, Bad Bederkesa<br />
Juni<br />
04. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
11. Kampfgeist-Seminar<br />
18. WT- & ES-Kleingruppe<br />
23. Start Sommerferien<br />
August<br />
06. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
20. WT- & ES-Kleingruppe<br />
27. Anti-Bodenkampf-Seminar<br />
September<br />
03. Kinder-Seminar, Anti-Bodenkampf<br />
10. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
17. Bernd Schubert, Escrima-Seminar<br />
24. WT- & ES-Kleingruppe<br />
Oktober<br />
22. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
29. Messer-Seminar<br />
November<br />
05. Prüfung für Kinder<br />
bis 9 Jahre: 10:00-11:00 Uhr<br />
bis 14 Jahre: 11:30-12:30 Uhr<br />
12. Prüfung für Jugendliche + Erwachsene<br />
19. WT- & ES-Kleingruppe<br />
26. RSG-Langenhagen, Training f. Rollifahrer<br />
Dezember<br />
03. Kinder-Seminar, Kampfgeist<br />
17. WT- & ES-Kleingruppe / Weihnachtsfeier<br />
Die ständige Frage:<br />
„Muss ich Prüfung machen?“<br />
Erst die Schule, dann die Ausbildung oder das Studium.<br />
Und als wenn das noch nicht genug wäre, kommt ja<br />
dann noch der Führerschein. Tests, Prüfungen, Abschlussprüfungen,<br />
Klausuren, etc…<br />
Dann beginnt man in seiner kostbaren Freizeit das<br />
„Studium“ des WingTsung oder Escrima und schon<br />
wieder taucht dieses hässliche Wort auf: Prüfung!<br />
Prüfungen dienen in erster Linie dazu, sein bis dato erlerntes<br />
Wissen noch einmal einer Analyse zu unterziehen,<br />
auch um ganz sicher zu gehen, dass alles ist wie es<br />
sein soll, bevor die nächst höhere Stufe, der nächst höhere<br />
Level angesteuert wird.<br />
In arrangierten Situationen sollen bestimmte Leistungsvollzüge<br />
provoziert werden, um grundlegende Fähigkeiten,<br />
Wissen, Können und die geistige Haltung zu<br />
messen. Vom Ergebnis dieser Leistungsmessung ist das<br />
Erlernen von Folgetechniken abhängig. Prüfungen sollen<br />
daneben aber auch informierend und aufklärend auf<br />
den Schüler zurückwirken.<br />
Die Problematik einer Prüfung liegt in ihrem punktuellen<br />
Charakter (Augenblicks-Leistung), in der grundsätzlichen<br />
Fragwürdigkeit ihres Vorhersagewertes und in<br />
den mit Prüfungen häufig verbundenen psychischen<br />
Stresssituationen.<br />
Ist der Schüler gewillt sich dieser Leistungsüberprüfung<br />
zu unterziehen, erkennt der Lehrer/der Ausbilder den<br />
Willen und die Ernsthaftigkeit, sich dass von ihm angebotene<br />
Wissen anzueignen und somit die Voraussetzungen<br />
zu schaffen, den Lernprozess fortzusetzen.<br />
Übrigens, Menschen mit Prüfungsangst können beruhigt<br />
aufatmen. In der <strong>OFES</strong> gibt es vom 1.-4. SG keine<br />
Einzelprüfungen und auch später nur selten. Hier kann<br />
ein Gespräch mit dem Ausbilder vor einer Prüfung<br />
äußerst hilfreich sein.<br />
Da die negativen Impulse, die auf dem Weg zur Prüfung<br />
aufkommen, eigentlich fehlgeleitete Instinkte sind<br />
und eher zur Flucht aufrufen, kann dieser Umstand für<br />
einen Prüfling daher schon der erste Schritt sein, sich<br />
seinen Ängsten zu stellen und diese erfolgreich zu verarbeiten.<br />
Eine Prüfung erfüllt somit mehrere Aufgaben<br />
und ist daher alleine schon aus psychologischer Sicht<br />
sinnvoll.<br />
Seite 16<br />
<strong>OFES</strong> INTERN