hinnerk Bremen/Hannover Juli 2016
Die Goldmarie & Oceana Queer Boat Party. Die Höhepunkte queeren Lebens im Norden.
Die Goldmarie & Oceana Queer Boat Party. Die Höhepunkte queeren Lebens im Norden.
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Szene 04<br />
Community<br />
SOMMER, SEX & SYPHILIS<br />
Immer diese Warnwichtel.<br />
Alles, was Spaß macht, muss<br />
einem madig gemacht werden.<br />
Nein, falsch. Wer auf „Safer<br />
Sex“-Regeln achtet, reduziert<br />
Risiken. Und dann gibt es ja<br />
auch noch die Möglichkeit, sich<br />
regelmäßig testen zu lassen.<br />
Sollte man sogar, wenn man<br />
auch regelmäßig sommerlichen<br />
Sexspaß hat. Denn: Syphilis,<br />
Tripper & Co sind zumeist<br />
einfach behandelbar. Bei Hein<br />
& Fiete geht das ganze sogar<br />
anonym, kostenlos und ohne<br />
Anmeldung. Einfach Dienstag<br />
oder Donnerstag im Pulverteich<br />
vorbeischauen.<br />
www.heinfiete.de<br />
NAMENLISTE ÜBER ERTEILTE HAUSVERBOTE ALS VORSTUFE DER „ROSA LISTEN“, 1962. FOTO: STAATSARCHIV HAMBURG<br />
Kommentar<br />
HELMUT SCHMIDT, DER § 175<br />
UND EINE STRASSE IN HANNOVER<br />
In <strong>Hannover</strong> tobt derzeit unter SPD-Genossen ein Streit über die Person Helmut<br />
Schmidt: Soll eine wichtige Straße nach ihm benannt werden? Altkanzler Schröder<br />
meint „basta“ und weist jede Kritik an seinem Vorvorgänger zurück – zusätzlich ist<br />
für ihn die historische Forschung zu Schmidt als Wehrmachtsoffizier kein notwendiges<br />
Thema.<br />
WEISS UND STOLZ DRAUF?<br />
Am 16. <strong>Juli</strong> veranstalten<br />
LSVD und die Heinrich Böll<br />
Stiftung den Tagesworkshop<br />
„Weißsein erleben - kritische<br />
Begegnung mit einem Privileg".<br />
Die Teilnehmenden erhalten<br />
die Chance, einen nicht immer<br />
angenehmen Blick in einen<br />
Spiegel zu werfen - den Spiegel<br />
einer nichtweißen Sicht<br />
auf ihr Weißsein. Am Ende<br />
des Tages haben hoffentlich<br />
alle die Ermutigung erfahren,<br />
sich mit ihrer eigenen weißen<br />
Identität, mit den gesellschaftlichen<br />
Ausprägungen weißer<br />
Vorherrschaft und mit Wegen<br />
aktiver persönlicher und<br />
gesellschaftlicher Veränderung<br />
weiter intensiv auseinanderzusetzen.<br />
Anmeldung über sarah.<br />
kohrt@hirschfeld-eddy-stiftung.<br />
de erbeten. Los geht es um 11<br />
Uhr in den Räumlichkeiten von<br />
Hein & Fiete im Pulverteich.<br />
•ck<br />
Ich denke, dass hier noch ein anderer Blick erlaubt sein müsste: Im Spiegel vom 15. Juni<br />
1981 wird darauf verwiesen, dass ein FDP-Vorstoß zur Abschaffung des § 175 gerade vom<br />
Bundeskanzler Schmidt in den seinerzeitigen Koalitionsverhandlungen abgelehnt worden<br />
war.<br />
TOILETTENVERBOTSSCHEIN DES BEZIRKSAMTES HAMBURG-MITTE, 1960ER-<br />
JAHRE. FOTO: STAATSARCHIV HAMBURG<br />
Schmidt brillierte als Hamburger<br />
Innensenator, indem er die<br />
Flutkatastrophe 1962 meisterte.<br />
Doch gleichzeitig wies er<br />
in nahtloser Tradition aus der<br />
NS-Zeit die Hamburger Polizei<br />
an, „rosa Listen“ zur systematischen<br />
Erfassung männlicher<br />
Homosexueller anzulegen. Warum<br />
sollen nach diesem aktiven<br />
Unterstützer der Homosexuellenverfolgung<br />
heute vorbildhaft<br />
Straßen benannt werden? Viele<br />
SPD-Mitglieder sonnen sich auf<br />
den CSDs in der Republik, ob<br />
sie hetero sind oder nicht. Sie zeigen ihr Profilbild bei Facebook mit Regenbogenfarben.<br />
Doch bei der Personalie Schmidt ducken sie sich weg – und zeigen ihr wahres Gesicht:<br />
Auf den CSDs geht es ihnen offenbar ausschließlich um Stimmen der Wähler und Wählerinnen.<br />
Wo bleiben die Schwusos, die sonst gerne Vorreiterrollen übernehmen? Niemand<br />
ist da und schreitet ein. In <strong>Hannover</strong> jedenfalls sind alle parteiinternen Kritiker nunmehr<br />
mundtot gemacht bzw. auf Linie gebracht worden.<br />
•Alexander Wäldner<br />
Alexander Wäldner, Historiker, forscht seit mehr als 15 Jahren zur Verfolgung von<br />
Lesben und Schwulen im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik Deutschland