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{ The potential of biofeedback in psychotherapy }<br />
Das Potenzial von<br />
Biofeedback in der<br />
Psychotherapie<br />
von / by<br />
Prof. Dr. Alexandra Martin und / and Jennifer Schmidt<br />
Gain control over your body and mind with biofeedback:<br />
the body and the mind are one entity<br />
and influence each other. Today, this statement<br />
is virtually irrefutable. A lot of people have experienced<br />
getting headaches from tense work on the computer or<br />
feeling in a better mood after going for a walk. Despite<br />
this, many people still perceive themselves as subjects to<br />
the "moods" of their body and feel that they have no control<br />
over physical symptoms. Biofeedback can be used as a<br />
psychological treatment to provide explanations and help.<br />
Mit Biofeedback Kontrolle über Körper und Psyche<br />
gewinnen: Körper und Geist sind eine Einheit und beeinflussen<br />
sich gegenseitig. Dieser Aussage kann heute<br />
kaum jemand widersprechen. Viele Menschen haben<br />
bereits die Erfahrung gemacht, von verkrampfter Computerarbeit<br />
Kopfschmerzen zu bekommen oder aber auch<br />
nach einem Spaziergang an der frischen Luft besserer<br />
Stimmung zu sein. Trotzdem sehen sich auch heute noch<br />
viele Menschen den „Launen“ ihres Körpers ausgesetzt<br />
und haben das Gefühl, keine Kontrolle über körperliche<br />
Symp tome ausüben zu können. Hier kann das Biofeedback<br />
als psychologische Behandlungsmethode Aufklärung und<br />
Abhilfe schaffen.<br />
Grafik psdesign1/Fotolia<br />
Abb. 1: Elektromyographische<br />
Reaktionen bei aktiver<br />
Anspannung<br />
und Entspannung,<br />
z. B. im Rahmen<br />
von Diskriminationslernen<br />
bei<br />
Biofeedback von<br />
Kopfschmerzen.<br />
Biofeedback stellt eine therapeutische Methode<br />
dar, die es einer Person ermöglicht, Selbstkontrolle<br />
über körperliche Vorgänge zu erlernen,<br />
indem es jene „Launen“ – also Veränderungen – des<br />
Körpers sichtbar und damit veränderbar macht. Seine<br />
Wurzeln hat das Biofeedback in den psychologischen<br />
Lerntheorien und der Psychophysiologie. Körpereigene<br />
Biosignale, wie die Anspannung der Muskulatur,<br />
werden mithilfe von Oberflächen-Messfühlern erfasst.<br />
Diese Biosignale werden simultan durch entsprechende<br />
Software analysiert und ausgewählte Parameter werden<br />
dem Klienten als wahrnehmbares visuelles, akustisches<br />
oder taktiles Signal zurückgemeldet.<br />
Bereits kleine Veränderungen des Biosignals in die<br />
jeweils erwünschte Richtung werden durch Feedback-<br />
Mechanismen, wie Erfolgszähler oder Animationen,<br />
belohnt. So kann zum Beispiel ein Absinken muskulärer<br />
Anspannung im Nackenbereich eines Kopfschmerzpatienten<br />
durch eine absinkende Kurve, einen<br />
leiser werdenden Ton oder einen ansteigenden Erfolgs-<br />
Score verstärkt werden. Der Patient lernt, dass er bewusst<br />
Kontrolle über seinen Körper ausüben kann und<br />
mit psychischen Strategien die körperlichen Symptome<br />
beeinflusst. Durch das Biofeedback kann die<br />
Person somit individuelle Methoden entwickeln, um<br />
ihre Spannungskopfschmerzen durch bewusste Entspannung<br />
der Muskulatur zu lindern oder ihnen vorzubeugen<br />
(Abb. 1). Ziel ist es jedoch schließlich, dass<br />
die Person diese Selbstkontrolle auch ohne externe Instrumente<br />
ausüben bzw. aufrechterhalten kann, um damit<br />
ihre Beschwerden direkt (z. B. durch Senkung der<br />
Muskelspannung) oder indirekt (z. B. durch Förderung<br />
genereller Entspannungsfähigkeit) zu verbessern. So<br />
muss der Patient in Folge seltener zu medikamentösen<br />
Hilfsmitteln greifen oder kann gänzlich auf diese verzichten.<br />
Durch das erhöhte Kontrollempfinden und die<br />
verbesserte Wahrnehmung körperlicher Reaktionen<br />
können zusätzlich mögliche psychische Begleiterscheinungen<br />
der Schmerzbelastung, wie katastrophisierende<br />
Gedanken oder Depressionen, vermindert werden.<br />
Eine Vielzahl von Körpersignalen kann zum Zweck<br />
der Biofeedback-Behandlung eingesetzt werden.<br />
Hierzu zählen neben der zuvor genannten elektromyographischen<br />
(EMG) Signale der Muskelspannung<br />
auch autonome Maße wie z. B. Hauttemperatur,<br />
Herzfrequenz, Blutdruck und die Leitfähigkeit der<br />
Haut. Darüber hinaus ist es ebenfalls möglich, zentralnervöse<br />
Parameter der Hirnaktivität über die Elektroenzephalographie<br />
(EEG) zu erfassen und gezielt zu<br />
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