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Teil V - Der Zeitsprung

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<strong>Teil</strong> V<br />

<strong>Der</strong><br />

<strong>Zeitsprung</strong>


Route:<br />

Singapur - Malaysia – Thailand<br />

146


Boomtown<br />

Singapore/Malaysia<br />

W<br />

ir kreisen über der asiatischen Neuzeit und nach<br />

einer Extraschleife über Singapur setzen wir zur<br />

Landung an.<br />

An der Südspitze der malaiischen Halbinsel landete im<br />

Jahre 1819 Sir Stamford Raffles von der britischen<br />

Ostindien Kompanie. An der Mündung des Flusses<br />

gründete er einen neuen Handels- und Marinestützpunkt<br />

und begann aus einem winzigen Fischerdorf einen der<br />

wichtigsten Handelsplätze Asiens zu machen. Sein Denkmal<br />

am Flussufer und die letzten alten Lagerhäuser werden<br />

inzwischen von hohen Bürotürmen überragt. Sie machen<br />

diese Stadt zum wichtigsten Dienstleistungszentrum dieser<br />

Region und dabei ist Singapur kleiner als Hamburg.<br />

Die Bevölkerungsdichte zählt mit über 4000 Einwohnern<br />

pro Quadratkilometer zur höchsten weltweit. <strong>Der</strong> Hafen ist<br />

der zweitgrößte der Welt und der internationale Changi-<br />

Airport gilt als einer der modernsten unserer Tage. Lange<br />

ist es her, dass wir auf einer Rolltreppe standen, wir können<br />

uns über die Lichtreklame und Blumenarrangements nur<br />

wundern. In der der Ankunftshalle herrscht eine peinliche<br />

Sauberkeit in einer künstlichen Atmosphäre. Aus<br />

verchromten Wasserhähnen sprudelt hygienisches Trinkwasser<br />

für Jedermann. Wie es scheint, funktioniert hier<br />

alles, Stromausfälle sind eine Seltenheit.<br />

Auf einer mehrspurigen Autobahn folgen wir dem<br />

zivilisierten Verkehr. <strong>Der</strong> Highway führt durch eine<br />

gepflegte Vegetation bis hinein in die imposante Stadt.<br />

Noch in den siebziger Jahren brüllte der Boom durch die<br />

Town und die dörflichen Vorstädte.<br />

147


Damals begann das große Fressen für die Bagger, die das<br />

alte Singapur samt seiner Beschaulichkeit und Verkommenheit<br />

einfach verschlangen.<br />

Dennoch ist aus Singapur keine Betonwüste geworden, die<br />

bautechnischen Sünden werden durch die vielen kleinen<br />

Parkanlagen und den Bäumen zwischen den Häusern<br />

gemildert. Dass Tropenklima lässt selbst aus Blumenkübeln<br />

noch ein Stückchen Dschungel sprießen. Zwar<br />

leben Chinesen, Malaien und Inder in Singapur, dennoch ist<br />

die Fassade sehr europäisch.<br />

Anders als in Kuala Lumpur oder Bangkok läuft hier der<br />

Verkehr flüssig, aber mit unseren Fahrrädern stellen wir<br />

eine echte Minderheit dar. Auf der Orchard-Road, der<br />

berühmten Einkaufsmeile Singapurs, schieben wir über<br />

blank gewienerte Bürgersteige, auf denen es streng verboten<br />

ist etwas fallen zu lassen. Aus den offenen Türen der<br />

großen Einkaufszentren weht heutzutage nur noch der<br />

eiskalte Hauch von Klimalagen, der Duft von Curry und<br />

Chili ist längst verflogen. Die Preise in den Hotels, den Bars<br />

und in den unzähligen Restaurants der Stadt sind Schwindel<br />

erregend hoch.<br />

Weil dass Tor zu Asien weit offen steht, fällt es uns nach<br />

wenigen Tagen leicht, aus der Chinatown von Singapur<br />

abzuziehen. Vom alten Bahnhof verlassen die Züge den<br />

Stadtstaat in Richtung Malaysia.<br />

Wir folgen ihrer Strecke quer über die Insel und radeln über<br />

den Damm im Norden durch die Wasserstrasse von Johor<br />

bis hinüber ans Festland von Malaysia.<br />

<strong>Der</strong> zuvorkommende Einreiseservice an der Causeway<br />

bekommt einen bitteren Beigeschmack. Ein gemalter<br />

riesiger Galgen mit dem Hinweis „Dead for Drugs“<br />

unterstreicht die Ernsthaftigkeit malaiischer Gesetze.<br />

Wer hier mit Drogen erwischt wird, dem droht die<br />

Todesstrafe.<br />

148


In der Grenzstadt bröckelt unaufhaltsam der Putz. Johor-<br />

Bahru ist als direkter Nachbar von Singapur wegen der<br />

niedrigeren Preise ein beliebtes Ausflugsziel.<br />

Ich fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes zum<br />

Kotzen, hänge am Strassengraben und erst als ich mich<br />

einige Male übergeben habe, geht es besser. Geschwächt<br />

quäle ich mich von einem Verkehrsschild zum anderen.<br />

Sehr passend finde ich die rasenden Totenköpfe auf den<br />

schwarzen Warntafeln neben der Straße.<br />

Plötzlich befinde ich mich mitten in Kota Tinggi. Die hier<br />

lebenden Chinesen wirken auf den ersten Blick unfreundlich,<br />

sie sind es aber nicht.<br />

Es ist Montag, der 19. August 1991!<br />

Eine Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS<br />

lässt die Menschen in aller Welt den Atem stocken:<br />

Michail Gorbatschow ist wegen einer Krankheit von<br />

seinem Amt als Präsident der Sowjet-Union entbunden<br />

worden. Truppen mit gepanzerten Wagen rollen am<br />

Morgen in die Moskauer Innenstadt, ein selbsternanntes<br />

Notstandskomitee hat den Ausnahmezustand verhängt. Es<br />

kommt zum Putsch gegen den sowjetischen Präsidenten<br />

und Generalsekretär der Kommunistischen Partei.<br />

Doch die Putschisten haben den Willen zum Widerstand in<br />

der russischen Bevölkerung unterschätzt. Dass sie dem<br />

Machtapparat der Putschisten erfolgreich entgegen treten<br />

könnten, schien kaum denkbar und doch sollte es anders<br />

kommen.<br />

Nach dem frühen Allahu-Akkbar bewegen wir uns durch<br />

die Mangrovensümpfe. Wir passieren beklemmend feuchte<br />

Landschaften, in denen gelegentlich Strohhütten auftauchen.<br />

Bei der Ostküste handelt es sich um einen langen,<br />

von Palmen gesäumten Beach, der sich mit diversen<br />

Unterbrechungen über gut 600 Kilometer erstreckt.<br />

149


Die eindrucksvolle Natur ist weitgehend erhalten, es gibt<br />

lange einsame Sandstrände und zahlreiche Inseln im<br />

kristallklaren Wasser.<br />

Kuantan ist die gegenwärtige Boomtown der Ostküste.<br />

Das Straßenleben und die Sehenswürdigkeiten machen den<br />

Charme dieser Stadt aus.<br />

Neben traditionellen chinesischen Kaufläden finden wir<br />

eine arabisch anmutende Moschee, vor der die Kicker des<br />

lokalen Fußballclubs ihre Grätschen üben.<br />

Das alte Kuantan ist aber durch die moderne Entwicklung<br />

nicht ganz verloren gegangen. Bei einem Gang durch die<br />

Jalan-Besar, dringt mir der typische Geruch von gesalzenem<br />

Fisch in die Nase. Über dem Markt schwebt eine Wolke aus<br />

Fäulnis und Verwesung. Auch das intensive Aroma des<br />

Durian durchdringt hier noch die Gassen. Die dunkelgelben<br />

Schalen der bis zu drei Kilogramm schweren<br />

Früchte verbreiten einen für uns Europäer unangenehmen<br />

Geruch, der an eine Mischung aus altem Käse, faulen<br />

Zwiebeln und Terpentin erinnert.<br />

Letztendlich hält das „fisching village“ weniger als es<br />

verspricht. Neben ein paar Booten im Hafen und einer<br />

eifrig betonierten Meerespromenade mit Ausflugslokalen in<br />

denen es Krabbensalat in American Dressing gibt, findet<br />

sich hinter den Fassaden nur pure Hinterhofromantik.<br />

Kota Bharu ist die entspannte islamische Hauptstadt von<br />

Kelantan, dem Land des Lichts. Sie liegt am nördlichen<br />

Ufer des Sungei-Kelantan und ist wohl die mit Abstand<br />

interessanteste Stadt an der Ostküste. Sie ist der Verkehrsknotenpunkt<br />

zu den Perhentian-Inseln und zum Dschungel<br />

und nach Thailand.<br />

Tagsüber findet man auf dem Central-Market alles was das<br />

Herz begehrt und wenn die Sonne verschwunden ist, geht<br />

die kulinarische Expedition auf dem berühmten Pasar-<br />

Malam weiter.<br />

150


Sawadee<br />

Thailand<br />

D<br />

as Land der Freien ähnelt der Form nach einem<br />

Elefantenkopf, dessen Rüssel auf der malaiischen<br />

Halbinsel ausläuft. <strong>Der</strong> Süden erstreckt sich von der<br />

Grenze Malaysias in einem schmalen Sandstreifen über<br />

1150 Straßenkilometer hinauf bis nach Bangkok. Die wildromantische<br />

Küstenlinie bildet dabei eine schmale Ebene,<br />

die in einem Gürtel von Mangrovenwäldern ausläuft. Vor<br />

der Küste reihen sich zahlreiche Inseln in jeder Größe.<br />

Thailand hat mit Problemen der unterschiedlichsten Art zu<br />

kämpfen. <strong>Der</strong> Weg zur industriellen Entwicklung wird von<br />

Umweltschäden und sozialen Ungerechtigkeiten begleitet.<br />

In der innen- und außenpolitischen Situation wechseln sich<br />

angespannte und verworrene Zustände mit Zeiten relativer<br />

Stabilität ab. <strong>Der</strong> Heorinhandel hat genau wie der Sextourismus<br />

ein negatives Image entstehen lassen, über das<br />

die Thailänder selbst am unglücklichsten sind.<br />

Wir beginnen in der südlichsten Provinz Narathiwat. Sie<br />

ist bekannt als ein Land der Goldminen, aber in erster Linie<br />

rührt ihr Wohlstand von ihren Kokos- und Kautschuk-<br />

Plantagen her. In Narathiwat, was soviel wie Heimat der<br />

guten Leute bedeutet, bemerken wir, dass die Thais einen<br />

recht rasanten und voll riskanten Fahrstil bevorzugen, wir<br />

können also die Erfahrungen aus Indien gut gebrauchen.<br />

<strong>Der</strong> Weg in die Provinzhauptstadt wird von mickrigen<br />

Dörfern, Kokospalmen und Affenhitze gesäumt.<br />

In der Stadt finden wir viele Holzbauten, etliche davon sind<br />

schon über 100 Jahre alt. Wir strampeln durch eine hübsche<br />

Küstenlandschaft mit Kanälen und satten grünen Reisfeldern,<br />

in denen zufriedene Büffel durch Wasserlilienbetten<br />

rollen und versprengte buddhistische Tempel neben<br />

Lotosblüten in den Himmel ragen.<br />

151


Die Zentralprovinz des Südens heißt Songkhla. <strong>Der</strong> Reiz<br />

der gleichnamigen Hauptstadt ergibt sich aus ihrer Lage vor<br />

einem großen See mit einem Hafen, einigen sehenswerten<br />

Tempeln sowie einer gemütlichen Atmosphäre. Die Stadt<br />

blickt bereits auf eine mehr als tausend Jahre alte<br />

Geschichte zurück. Einst war Songkhla eine Piratenstadt,<br />

später dann chinesischer Handelsplatz. Meine Nase führt<br />

mich in Richtung Westen zum Hafen, wo bunte Holzkähne<br />

liegen. Zwischen den Kuttern und Kisten ist einiges los. In<br />

der Hitze dampfen Eisblöcke, die krachend in einer Hackmaschine<br />

zerkleinert werden und zum Kühlen des frischen<br />

Fisches benötigt werden. Daneben sitzen die Fischer im<br />

Schatten und flicken ihre Netze.<br />

Die Tempel blitzen aus dem grünen Umland wie Edelsteine<br />

hervor. Den rechten Weg bekommen wir lächelnd von<br />

kahlköpfigen Mönchen gewiesen.<br />

Bis Ranot ist es nicht weit, der wenig attraktive Ort besteht<br />

aus viel morschem Holz. Einige der Hütten stehen kurz<br />

vor dem Einsturz, andere werden nur durch die Kabel ihrer<br />

Antennen zusammen gehalten.<br />

Von überaus freundlichen Menschen werden wir zum See<br />

hinüber geschickt. <strong>Der</strong> Pfad führt durch saftige Felder an<br />

grunzenden Schweinen und gackernden Hühnern vorbei.<br />

Wäre es nicht so heiß, könnte man meinen, sich irgendwo<br />

in Friesland zu befinden.<br />

In Nakhon Si Thammarat bringen wir in Erfahrung wie<br />

man zur Inselfähre gelangt.<br />

Eine Suppenköchin schickt uns weitere vierzig Kilometer<br />

durch die Berge.<br />

Den Hafen erreichen wir natürlich viel zu spät. Erst am<br />

nächsten Morgen besteigen wir das Schiff.<br />

<strong>Der</strong> alte Kahn schlingert zunächst ein gutes Stück an einer<br />

zerklüfteten Küste entlang, dann ziehen wir in Begleitung<br />

zahlreicher Delphine an einigen Felseninseln vorbei.<br />

152


Bis Mittag ankern wir am Pier von Koh Samui.<br />

Die Insel besteht im Wesentlichen aus einer Bergkette,<br />

während der Rest des Eilandes von Kokosnussplantagen<br />

bedeckt wird. Sie ist die größte Insel vor der Küste Surat-<br />

Thanis und die drittgrößte Insel von Thailand. Mit ihren<br />

weißen Sandstränden ist das Eiland schon seit langem der<br />

Inbegriff der asiatischen Südseewelt. Nach der Eröffnung<br />

des Flughafens gesellt sich aber zu den Rucksackreisenden<br />

immer öfter der internationale Jet-Set dazu. Die Paradiesarchitekten<br />

haben seitdem Hochkonjunktur. Die neue<br />

Betonstrasse wird zunehmend von schicken Hotels<br />

gesäumt. Namen wie Villa Arabella oder Casanova Beach<br />

Ressort fügen sich in den internationalen Club, laut<br />

Prospekt ist hier jeglicher Komfort garantiert.<br />

Dem Aussteigergefühl a la Robinson sind die Bauaktivitäten<br />

nicht besonders zuträglich, auch wenn es keiner der<br />

Touristen zugeben will. Die Bleichgesichter stöckeln durch<br />

den Bauschotter zum Lamai-Beach, wo es was zu erleben<br />

gibt. Die Anzahl der Girls die hier auf das schnelle Geld<br />

setzen ist überwältigend. Schon nachmittags sind die<br />

Anmach-Bars gut besucht. Ich kann mir leicht vorstellen<br />

was erst am Abend dort los ist. Als ich mich frage, was die<br />

Spaßgesellschaft dieser Insel in der nächsten Zeit noch<br />

alles zumuten wird, ist das Ende der Baustelle erreicht.<br />

Die sanft geschwungene Küste hat es mir besonders<br />

angetan. In einer wunderschönen Bucht bleiben wir unter<br />

einer kleinen Palmwedelhütte sitzen.<br />

Die Anlage ist ein Dorf, indem sich nur die skurrilsten<br />

Seelen wohl fühlen. Zum Beispiel der leichenblasse Hippie<br />

mit dem unsicheren Blick, der fast allem und jedem aus<br />

dem Wege geht oder der halblahme Fasthunderter, der<br />

entweder mit einer Dreibeinstütze durchs Gelände schiebt<br />

oder sich von zwei blutjungen Schönheiten die Zeit<br />

vertreiben lässt.<br />

153


Zwei sprachunbegabte Franzosen sind auch dabei, mit<br />

wilder Geste versuchen sie uns ihre „grande promleme“ zu<br />

erläutern. Antoine der so gut wie überhaupt kein englisches<br />

Wort über die Lippen bekommt hat seine Stirn in Falten<br />

gelegt, er raucht und schweigt.<br />

Phillipe bringt es schnell auf einen Nenner:<br />

„First madmoiselle no problem, but after – madam big<br />

problem! Nicht alleine wegen der Sprachunterschiede gab<br />

es Missverständnisse mit den Freudenmädchen. Da sie es<br />

sich inzwischen in den meisten Etablissements verscherzt<br />

haben, bleibt ihnen nur übrig Trübsal zu blasen. Und<br />

während die Beiden dahinvegetieren, residiert in der Hütte<br />

mit der Nummer 18 ein gewisser Peter aus Darmstadt mit<br />

Thaigirl und Meeresblick. Das Mädchen ist gehörlos, doch<br />

sie liest ihm seine Wünsche aus dem Herzen oder sie spürt<br />

einfach was Männer brauchen. Gegenüber wohnt eine<br />

hübsche Japanerin, die in der Lage ist gut deutsch zu<br />

sprechen. Die junge Studentin Hisahe geniest ihre Freiheit<br />

seit nunmehr zwei Monaten. Auch wenn ihre Mandelaugen<br />

ständig zu lächeln scheinen, ist ihre Grundstimmung etwas<br />

bedrückt.<br />

Die Ursache hierfür ist im nahen Restaurant zu suchen. Seit<br />

Tagen schielt ihr ein Ober hinterher, deshalb möchte sie an<br />

diesem Wochenende abreisen.<br />

Auch wir stechen in die unruhige See, die dunklen Hänge<br />

von Koh Samui büßen rasch ihre Größe ein. Die hohen<br />

Wellen klatschen gegen den Bug. Die Überfahrt nach<br />

Koh-Phangan ist eine von Licht und Wasser durchflutete<br />

Angelegenheit. Die Natur des kleinen Nachbarn Koh-<br />

Samuis, wird von hohen Dschungelbergen, schönen<br />

Wasserfällen und kleinen Sandbuchten bestimmt. Auf<br />

verschlungenen Pfaden irren wir durch den Palmenwald der<br />

Insel.<br />

154


Wir finden ein Ressort mit einem Restaurant und drei<br />

Tischen. Die Speisekarte unseres „Rainbow Sea View“ ist<br />

nicht besonders lang aber es schmeckt alles ausgezeichnet.<br />

Ob chilischarf oder ganz mild, die thailändische Küche<br />

spiegelt eine Lebensart wieder, die eng mit dem Wasser<br />

verbunden ist. Die Hauptbestandteile der Gerichte sind die<br />

im Wasser lebenden Tiere, Pflanzen und Kräuter. Ein<br />

vollständiges thailändisches Menü besteht aus einer Suppe,<br />

einem gut gewürzten Gericht, dem dazugehörenden Fisch<br />

und Gemüse. Unter der luftig gedeckten Hütte lässt es sich<br />

prima aushalten. Wir lassen uns hier einfach einige Zeit<br />

treiben bis wir eines schönen Morgens über eine schmale<br />

Holzplanke aufs Wasser hinaus balancieren. Das Gepäck<br />

wird im Bauch eines Segelschiffs verstaut, die Räder werden<br />

am Bug festgemacht. Etwa 20 Leute werden darüber<br />

gestapelt, dann legen wir ab. Aus dem anfangs noch lauen<br />

Wind entwickelt sich rasch eine steife Brise. Durch den<br />

zunehmenden Seegang werden einige Gesichter blass, die<br />

Ersten eilen in ihrer Not zur Reling um sich zu übergeben.<br />

Andere sind bemüht sich eine Rettungsweste zu sichern.<br />

Von Backbord schlagen einige schwere Brecher über das<br />

Boot, bis wir das Festland erreichen, sind uns aufregende<br />

Stunden gewiss.<br />

Es regnet in Strömen, als wir im Hafen von Chumphong<br />

einlaufen und in dem bunten Durcheinander aus Langbooten,<br />

Dschunken und Lagerhäusern anlegen. Die<br />

Schirmhaube eines Riesenbuddhas bietet uns Unterschlupf.<br />

Die unzähligen Klöster im Land vergegenwärtigen immer<br />

wieder aufs Neue, dass die Thai noch tief in Religion und<br />

Kultur des Buddhismus verwurzelt sind.<br />

Die buddhistische Lehre hat bei der geistigen Prägung<br />

Thailands die wohl wichtigste Rolle gespielt, so dass die<br />

vielen jungen und alten Mönche in ihren orangegelben<br />

Gewändern nicht aus Straßenbild wegzudenken sind.<br />

155


Sie folgen dem Beispiel ihres Lehrmeisters Buddha, der sich<br />

in Bedürfnislosigkeit zurückgezogen hatte, und über die<br />

Meditation zur Erleuchtung fand. <strong>Der</strong> Name Buddha<br />

bedeutet "der Erleuchtete" und geht auf den Bettelasketen<br />

Siddharta Gautama zurück, der sich im 6. Jahrhundert vor<br />

Jesus auf Wanderschaft begab, um das Wesen der Dinge zu<br />

ergründen.<br />

Auf löchrigen Strassen passieren wir Ortschaften, wie<br />

Hua-Hin, das im Ruf steht das älteste Seaside-Ressort<br />

Thailands zu sein. Die königliche Sommerresidenz am Golf<br />

von Siam, ist seit Generationen der bevorzugte Badeort der<br />

thailändischen High Society und die Nähe zu Bangkok<br />

zieht jedes Wochenende eine Menge Ausflügler an.<br />

Das Wetterleuchten entspringt einer geladenen Atmosphäre.<br />

Rechtzeitig mit dem Einsetzen des Unwetters<br />

schaffen wir den Sprung in ein Hotel. Gegen die Wassermassen<br />

ist die Kanalisation machtlos. Am Pegel wird rasch<br />

die kritische Marke überschritten. Während draußen die<br />

Sturzbäche vom Himmel fallen, wird in den Häusern<br />

versucht, mit dem Bau von Barrieren der Flut zu<br />

widerstehen. Auf dem Wasser tanzen Eierschalen, einige<br />

Küchenschaben schwimmen zappelnd an mir vorbei. Ein<br />

begeisterter Knabe steuert sein Spielzeugboot durch die<br />

schmutzigbraune Brühe – was soll`s, Mai pen rai?<br />

Noch auf den letzten Kilometern des Königreiches wird<br />

uns eine außerordentliche Gelassenheit abverlangt. Mir<br />

wird von dem höllische Verkehr fast den Verstand aus<br />

dem Gehirn geblasen. So ist Bangkok - für den einen ist es<br />

eine der faszinierendsten Städte der Welt, für den anderen<br />

ist sie schlicht eine Zumutung. Die so genannte Stadt der<br />

Engel ist ein Hexenkessel – wer hierher kommt, ist meist<br />

auf der Suche. Man kann hier nach dem Nirwana forschen<br />

oder nach günstigen Anzügen und billigem Sex Ausschau<br />

halten.<br />

156


Singapur wächst in den Himmel<br />

Malaysia ist vom Islam geprägt<br />

157


Inselpfade auf Koh-Phangan<br />

Die letzten Meter vor Bangkok<br />

158

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