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Z15/16 GENDER-IDEOLOGIE :: Lass Dich nicht zur Äff*In machen

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D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />

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f ü r Z u k u n f t<br />

<strong>GENDER</strong><br />

<strong>IDEOLOGIE</strong><br />

LASS DICH<br />

NICHT ZUR<br />

**<br />

AFFIN *<br />

I MACHEN<br />

A u s g a b e # 1 5 / 1 6<br />

Z für Zukunft<br />

1<br />

w w w . Z f ü r Z u k u n f t . d e


Gruß der Vielfalt<br />

Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />

setzt sich für die zukunftstragenden<br />

Werte der Gesellschaft ein und weist auf<br />

wertezerstörende Trends hin.<br />

Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanari,<br />

Dr. Roland Andergassen, Christa<br />

Meves, Sr. Dogan Hatune<br />

Redaktion: Peter Ischka<br />

Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />

Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />

Tel. 0171 1200983 • www.ZwieZukunft.de<br />

info@ZwieZukunft.de<br />

Z-Kontakt in der Schweiz:<br />

Zukunft CH, Zürcherstr. 123,<br />

CH 8406 Winterthur, info@zukunft-ch.ch<br />

Z-Kontakt in Österreich:<br />

Z für Austria, Vordere Achmühle 3c,<br />

A 6850 Dornbirn, austria@ZwieZukunft.de<br />

Lektorat: Gabriele Pässler,<br />

www.g-paessler.de<br />

Satz und Gestaltung:<br />

Agentur PJI UG, Adelberg<br />

Druck: Primus GmbH, 56307 Dernbach<br />

Erscheinungsweise<br />

unregelmäßig, ca. 2 x jährlich<br />

1. Auflage der Nr.15/<strong>16</strong> Juli 20<strong>16</strong><br />

Abopreis: € 29,– für 6 Einzel-Ausgaben,<br />

inkl. Versand in Deutschland.<br />

Einzelexpl.: € 4,95 Doppelausgabe € 7,95<br />

Copyright<br />

Wenn <strong>nicht</strong>s anderes vermerkt ist, liegen<br />

alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />

Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />

nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />

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Titelbild: Montage, © Agentur PJI UG<br />

ISBN: 978-3-944764-08-5<br />

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ist kostenlos, aber<br />

<strong>nicht</strong> umsonst!<br />

Sie habe sicher gehört, Zeitschriften und Magazine haben es<br />

<strong>nicht</strong> mehr so leicht. Das sagen die großen, bekannten Blätter.<br />

Die »Z« hat da noch einen ganz anderen Stand – wir schwimmen<br />

gegen den Strom. Der Mainstream hat gar kein Interesse an der<br />

Existenz so einer Publikation.<br />

Wir sind aber überzeugt, dass es heute notwenidiger denn je,<br />

Dinge beim Namen zu nennen und ans „Licht“ zu führen.<br />

Wenn Sie das auch für wichtig erachten, dann helfen Sie mit,<br />

damit wir die nötig Kraft entwickeln können, weiter gegen den<br />

Strom zu schwimmen.<br />

Jede Ausgabe der »Z« wird dem Leser helfen, seinen eigenen Standpunkt<br />

zu festigen und seine Meinung konkreter zu formulieren.<br />

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2<br />

Z für Zukunft


Editorial<br />

... liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wenn Sie diese Ausgabe lesen, sollten Sie gut sitzen und auch einen<br />

Beruhigungs-Tee vorbereitet haben – denn was Sie in dieser Ausgabe<br />

erfahren, das kann Sie <strong>nicht</strong> kalt lassen. Wenn Sie noch einigermaßen<br />

klar im Kopf sind, also noch <strong>nicht</strong> durchgegendert wurden,<br />

wird es Sie aufwühlen, wie führende Politiker, Wissenschaftler<br />

und Kirchenführer solchen jeder Vernunft und Logik entbehrenden<br />

Unsinn unterstützen und dazu beitragen können, den gesellschaftszerstörenden<br />

Konzepten, die UNO und EU vorgeben, Tür und Tor zu öffnen hinein in alle<br />

Gesellschaftsbereiche (besonders in Schulen).<br />

Diese Ausgabe will ihnen aber keine Angst <strong>machen</strong> – wenngleich das leicht möglich<br />

wäre. Unsere Absicht ist eine andere: Sie sollen umfassend informiert sein, damit Sie<br />

sich <strong>nicht</strong> länger übers Ohr hauen lassen müssen. Äußerst clever verwendet die Gender-<br />

Ideologie nämlich Begriffe, die gut klingen, um weitgehend unbemerkt ins Denken der<br />

Gesellschaft eine neue Ideologie zu implementieren: man spricht von Gerechtigkeit, Freiheit,<br />

Frieden und Menschenwürde. Sie erinnern sich noch an Ideologien, die sich diese<br />

Parolen ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hatten?<br />

Diese Ausgabe der „Z“ will Sie soweit aufregen, dass Sie <strong>nicht</strong> mehr schweigen und<br />

<strong>nicht</strong> mehr alles über sich ergehen lassen. Noch sind wir eine Demokratie und Sie haben<br />

eine Stimme. Schreiben Sie an die Medien, gehen Sie den Abgeordneten Ihres Wahlkreises<br />

auf die Nerven. Sie haben eine Stimme – jeden Tag, <strong>nicht</strong> nur bei Wahlen. Sprechen<br />

Sie mit Menschen. Denn wenn sich einer getraut, fassen auch andere Mut. Es gilt, das<br />

Diktat des Schweigens zu durchbrechen – und die politische Korrektheit dazu.<br />

Diese Ausgabe hat eine hohe Informationsdichte. Das Thema wird aus so vielen<br />

Gesichtspunkten betrachtet wie sonst kaum – und das von einer Reihe höchst kompetenter<br />

Autoren. Das wird Ihnen helfen, Ihren Standpunkt konkreter zu vertreten – und man<br />

wird Ihnen <strong>nicht</strong> mehr so leicht ein X für ein U vor<strong>machen</strong> können.<br />

Wenn Sie einer der wenigen aktiven Christen sind (was sich jedenfalls lohnen würde;<br />

denn nur wer einen soliden Rückhalt bei einer wirklich höheren Instanz hat, wird mit<br />

diesen Gegebenheiten einigermaßen zu Rande kommen) – jedenfalls: als solch ein Christ<br />

haben Sie das entscheidende Potenzial, wirklich etwas zu bewegen in dieser Gesellschaft,<br />

trotz scheinbarer Aussichtslosigkeit. Beachten Sie dazu die letzten fünf Artikel, besonders<br />

den über „SEX – Beliebigkeit oder höhere Spiritualität?“.<br />

Peter Ischka<br />

Chefredakteur<br />

Bereiten Sie sich einen<br />

Beruhigungs-Tee,<br />

bevor Sie zu lesen<br />

beginnen<br />

PS: Da zu viele zu wenig über die Gender-Ideologie etwas wissen, wäre es ein wichtiger<br />

Beitrag, wenn Sie dieses Magazin auch anderen zukommen lassen könnten. Bestellen<br />

Sie dazu einige Hefte nach: www.ZwieZukunft.de/z-15-bestellung.php<br />

Z für Zukunft<br />

3


Inhalt<br />

Affenjungen spielen mit Autos,<br />

Affenmädchen mit Puppen … 10<br />

Das Spiel mit dem roten Würfel ... 54<br />

Wie das „Gehirn“<br />

der sexuellen Vielfalt tickt ... 85<br />

Der Homosexuelle als Spezies ... 1<strong>16</strong><br />

SEX: Beliebigkeit<br />

oder höhere Spiritualität? ... 140<br />

Leitthema<br />

Ulrike Walker<br />

Gender für Anfänger<br />

„Gender“, das bezeichnet das „soziale Geschlecht“, also eine<br />

angeblich anerzogene Geschlechterrolle, im Gegensatz zum „Sex“,<br />

dem „biologischen“, angeborenen Geschlecht 6<br />

Peter Ischka<br />

Affenjungen spielen mit Autos,<br />

Affenmädchen mit Puppen …<br />

Oder: Wie ist das nun mit den gesellschaftlichen Stereotypen –<br />

alles Erziehung oder was? 10<br />

Ulrike Walker<br />

Weniger Menschen, dafür mehr Sex<br />

Ein Downhill-Fahrplan, der 1995 auf UNO-Ebene beschlossen wurde<br />

– und seitdem gnadenlos umgesetzt wird, an der Öffentlichkeit<br />

vorbei. Ganz nach dem Motto: Wie kocht man einen Frosch? 13<br />

Bettina Röhl<br />

Die Entmännlichung unserer Gesellschaft<br />

Wie kommt es, dass die dominierenden Männer sich so gründlich ins<br />

Bockshorn jagen lassen von einem jeder Logik baren Unsinn? <strong>16</strong><br />

Was kostet der „Spaß“?<br />

Für die Gender-Durchsetzung in allen Gesellschaftsbereichen haben<br />

EU und Länder großzügige Budgets. Ein Teileinblick wie dieser<br />

kann helfen, vom Ausmaß eine kleine Ahnung zu bekommen 21<br />

Gender-Taktik<br />

Tomas Kubelik<br />

Von Herren Professorinnen<br />

und anderen MenschInnen. Wie Gendern die Sprache verhun(d)zt 27<br />

Satire<br />

Universal Electrics zahlt 35 Mrd. $<br />

wegen sexueller Diskriminierung 31<br />

Mathias von Gersdorff<br />

Verharmlosen und verschleiern<br />

Die Strategie der Gender-Lobby: Gender-Befürworter nützen positiv<br />

besetzte Wörter und weisen Kritik als völlig übertrieben <strong>zur</strong>ück 32<br />

Herr Gröhe, das ist aber <strong>nicht</strong> zum Lachen 35<br />

Gender-Blüten<br />

Gabriele Kuby<br />

Freie Fahrt ins Irrenhaus<br />

New York City verabschiedet Transgender-Gesetz – mit gigantischen<br />

Folgen: Zuerst New York, danach Europa, dann der Rest der Welt 36<br />

Peter Ischka<br />

Die 60 Geschlechter von Facebook<br />

Für alle, die inzwischen so gründlich gegendert sind, dass auf sie<br />

die Kategorien „Mann“ oder „Frau“ <strong>nicht</strong> mehr zutreffen, bietet<br />

Facebook nun eine lange Liste Wahlmöglichkeiten 40<br />

Können Ampelmännchen schwul sein?<br />

In Wien und Linz sollen schwul-lesbische Ampelpärchen Weltoffenheit<br />

und Großkariertheit beweisen – aber es regt sich Widerstand 42<br />

Kündigung wegen ungegenderten Christkinds<br />

Wiener Kindergärtnerin wurde arbeitslos, weil zu christlich 44<br />

Europa<br />

Veronika Neumann<br />

Verschlungene Wege der EU<br />

Eine neue „Europäische Bürger-Initiative zum Schutz von Ehe<br />

und Familie“ will diese Wege durchkreuzen 45<br />

4<br />

Z für Zukunft


Inhalt<br />

Überwachungsmechanismus in EU geplant<br />

um konservativen Werte-Widerstand zu brechen 48<br />

Beatrix von Storch<br />

Aus parlamentarischer Praxis<br />

Ein Erfahrungsbericht mit Gender-Mainstreaming in der EU 51<br />

Historisch<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Das Spiel mit dem roten Würfel<br />

oder: Die Schattenseite der humanistischen Aufklärung 54<br />

Peter Ischka<br />

Gehirnwäsche missglückt<br />

Ein norwegischer Komiker hat gezeigt, wie ideologisch und<br />

wissenschaftsfern die Gleichstellungs-Bemühungen angelegt sind 58<br />

Politik<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Gender – eine totalitäre Bedrohung<br />

Die Umsetzung der Gender-Ideologie zerstört die Seele der<br />

Gesellschaft – beabsichtigte Strategie? 60<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Der entmenschlichte „Neu-Mensch“<br />

Gender-Mainstreaming, der letzte Versuch des Sozialismus, die Illusion vom<br />

„neuen Menschen“ aufrechtzuerhalten? Schlägt der fehl, was dann? 65<br />

Hedwig von Beverfoerde<br />

Warum DEMO für ALLE?<br />

Im Interview mit der Initiatorin über die Entwicklung einer Bewegung,<br />

die gegen die Gender-Agenda aufgestanden ist 69<br />

Peter Ischka<br />

Die Neue Weltordnung<br />

Kommt sie noch – oder ist sie schon da? Politiker sprechen von<br />

New World Order. Was hat die Gender-Ideologie damit zu tun? 74<br />

Sexualpädagogik<br />

Jakob Pastötter<br />

Wie viel Wissenschaft steckt in der<br />

deutschen Sexualpädagogik?<br />

Sexualpädagogik in Deutschland scheint institutionell bis aufs<br />

Letzte durchstrukturiert zu sein – aber was steckt dahinter? 78<br />

Peter Ischka<br />

Wie das „Gehirn“ der sexuellen Vielfalt tickt<br />

Aussagen von Prof. Uwe Sielert, dem Vordenker der<br />

„Sexualpädagogik der Vielfalt“ 85<br />

„Gender“ raus aus Bildungsplan im Kanton Bern<br />

Genderthemen sollen im Stundenplan und in der Lehrerbildung<br />

künftig keinen festen Platz haben 91<br />

Unsere Kinder<br />

Birgit Kelle<br />

Identität zerbrechen?<br />

… bis wir von unseren „determinierenden Rollenstereotypen“<br />

total befreit sind 92<br />

Herr Kretschmann, Sie als Lehrer und Katholik? 95<br />

Christa Meves<br />

Staatlich verordneter Kindesmissbrauch<br />

Frühsexualisierung: Warum tun wir unseren Kindern das an? 96<br />

Manfred Spreng<br />

Neugeborene: kein „unbeschriebenes Blatt“!<br />

Moderne Wissenschaft lässt keinen Zweifel: Schon beim Embryo sind<br />

auch im Gehirn wichtige Geschlechts-Unterschiede festzustellen 99<br />

Manfred Spreng<br />

Kollateralschäden der Fremdbetreuung<br />

Gender-Ideologen sind ausschließlich fixiert auf die erwerbstätige<br />

Frau, blenden das Kindeswohl aber aus und das der Mütter auch 103<br />

Manfred Spieker<br />

Die „Vielfalts“-Indoktrinierung<br />

Die neue Sexualpädagogik zum Zwecke der Beeinflussung<br />

unserer Kinder von der Krippe an 107<br />

Homosexualität<br />

Manfred Spieker<br />

Die eingetragene Lebenspartnerschaft<br />

Frucht der Gender-Implementierung und deren Folgen 112<br />

Markus S. Hoffmann<br />

Der Homosexuelle als Spezies<br />

Eine gesellschaftspolitische, sexualwissenschaftliche Analyse<br />

über gesellschaftliche Konstruktionen und Verdrängungen 1<strong>16</strong><br />

Dennis Riehle<br />

Ich bin schwul<br />

… aber was die Homo-Lobby treibt, ist <strong>nicht</strong> wirklich „gut so“ 122<br />

Karsten Spilling<br />

Markenpiraterie Regenbogen<br />

Als Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung beansprucht,<br />

aber wofür eigentlich steht der Regenbogen schon immer? 128<br />

Pädophilie<br />

Christian Schürmann<br />

Pädophilie<br />

Normale sexuelle Neigung oder strafbare gestörte Sexualität? 132<br />

Interview von Peter Ischka<br />

Gefangen im Netz pädophiler Seilschaften<br />

Vom Hausarzt sechs Jahre lang <strong>zur</strong> „Vergewaltigungs-Kur“ geschickt 135<br />

Spiritualität<br />

Peter Ischka<br />

SEX: Beliebigkeit oder höhere Spiritualität?<br />

One-Night-Stands als Spaß oder sich bei okkulten Riten einer<br />

Macht aussetzen – Was ist die tiefere Bedeutung von Sex? 140<br />

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz<br />

Die <strong>nicht</strong> manipulierbare Andersheit<br />

Die mystische Bedeutung von Liebe und Ehe. Die Andersheit als<br />

das Rätsel, das in der Vereinigung gelöst werden kann 146<br />

Rainer Mayer<br />

Was ist schon gerecht?<br />

Was bedeutet „Geschlechtergerechtigkeit“ im Gender-Konzept? 150<br />

Peter Beyerhaus<br />

Salzburger Erklärung<br />

Die Int. Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) gegen<br />

die Gender-Ideologie und für die Schöpfungsordnung 155<br />

Manfred Spieker<br />

Gender-Mainstreaming und Christen<br />

Trotz kritischer Stimmen findet die Ideologie Eingang in Kirchen.<br />

Die EKD will „Familie neu denken“ und „Kirche in Vielfalt denken“ <strong>16</strong>0<br />

Z für Zukunft<br />

5


Leitthema<br />

Foto: © Lamborghini Murcielago LP640/123hdwallpapers.com<br />

Gender für Anfänger<br />

„Gender“, das bezeichnet das „soziale Geschlecht“, also eine angeblich<br />

anerzogene Geschlechterrolle, im Gegensatz zum „Sex“, dem „biologischen“,<br />

dem angeborenen Geschlecht.<br />

Ulrike Walker<br />

John Money,<br />

Psychologe und Sexologe<br />

aus Neuseeland.<br />

Er gründete 1965 die<br />

„Gender Identity Clinic“<br />

Foto: © CSU Northridge Oviatt<br />

• Das Wort „Gender“ wurde 1955 eingeführt<br />

von dem US-amerikanischen Forscher John<br />

Money; es sollte das Fühlen und Verhalten von<br />

intersexuellen Menschen beschreiben, d. h.,<br />

es sollte einer Minderheit, die sich <strong>nicht</strong> eindeutig<br />

einem Geschlecht zuordnen kann, eine<br />

Bezeichnung ermöglichen.<br />

• Die feministische Homosexuellen-Bewegung<br />

griff es auf und machte es bekannt, wie auch<br />

die „Queer-Theorie“. Die Genderunterstützende<br />

Queer-Theorie geht davon aus, dass die<br />

geschlechtliche und die sexuelle Identität <strong>nicht</strong><br />

„naturgegeben“ seien, sondern erst in sozialen<br />

und kulturellen Prozessen konstruiert würden.<br />

Eine der Wurzeln moderner Queer-Theorien<br />

liegt in den Aids-Kampagnen der 1980er-Jahre.<br />

Die bis dahin von „lesbisch-schwulen“ Organisationen<br />

(z. B. der Gay Liberation Front) vertretene<br />

Politik von sexueller Identität erwies<br />

sich im Zuge der Ausbreitung von Aids als<br />

unangemessen.<br />

Geschlechter-Selbstbestimmung<br />

• Nicht die Verwirklichung einer Rollenvorgabe,<br />

sondern die Befreiung daraus ist das Merkmal<br />

einer „geschlechtergerechten“ Welt, ähnlich wie<br />

bei der sexuellen Befreiung der 68iger. So soll<br />

das „biologische Geschlecht“ durch das „soziale<br />

Geschlecht“ (Gender) verdrängt und ersetzt<br />

werden – die eigene Geschlechtlichkeit soll kein<br />

gottgegebenes Schicksal sein, vielmehr steht<br />

„Selbstbestimmung“ im Zentrum.<br />

• Die biologische „Zwangszuordnung“ der heterosexuellen<br />

Geschlechter, die Aufteilung in Mädchen<br />

und Jungen stelle eine Ungleichheit per se<br />

dar und schaffe patriarchale Machtstrukturen;<br />

6<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

durch „Gender“ sollen diese Ungerechtigkeit<br />

und Diskriminierung überwunden werden.<br />

Um das „biologische Geschlecht“ <strong>nicht</strong> zu<br />

bevorzugen, schafft man es kurzerhand ab und<br />

sucht sich in Zukunft sein Geschlecht selbst aus<br />

bzw. konstruiert dieses. Jeder Mensch ist also<br />

– nach der Gender-Definition der EU und der<br />

UNO – bei seiner Geburt geschlechtsneutral.<br />

• Wenn alle gleich behandelt werden wollen und<br />

die gleichen Rechte einfordern, darf es für biologische<br />

Väter und Mütter keine Ausnahmen<br />

mehr geben, weil sich damit alle anderen ausgegrenzt<br />

und diskriminiert fühlen könnten.<br />

• Die Gleichstellung soll im ersten Schritt unter<br />

dem Schlagwort der Quoten geregelt werden.<br />

Dies bedeutet eine akribische Arbeitsaufteilung<br />

(50:50) zwischen den Geschlechtern und<br />

die Vermittlung der notwendigen Toleranz in<br />

der Bevölkerung, um die vielfältigsten sexuellen<br />

Orientierungen zu verankern.<br />

Sprache schafft „Realitäten“<br />

• Um diesen Diskriminierungen entgegenzuwirken,<br />

bedarf es einer Veränderung<br />

des Sprachgebrauchs! Denn Sprache ist<br />

das Instrument, um Menschen umzuerziehen.<br />

Im Leitfaden für gendergerechte Texte<br />

am eidgenössischen Hochschulinstitut für<br />

Berufsbildung heißt es: „Sprache bildet<br />

Realität <strong>nicht</strong> nur ab, sie schafft sie auch.“<br />

Also schafft oder vielmehr konstruiert man<br />

künstlich durch die Wortwahl Realitäten und<br />

redet diese in Existenz. Genauso gut, wie man<br />

mit Wörtern „Realitäten“ erschaffen kann, können<br />

<strong>nicht</strong> gewollte, bisherige Realitäten abgeschafft<br />

werden. Denn alles, was es sprachlich<br />

<strong>nicht</strong> mehr gibt, existiert auch <strong>nicht</strong> mehr. So<br />

heißt es beispielsweise <strong>nicht</strong> mehr „Vater“<br />

oder „Mutter“, sondern „Elter1“ und „Elter2“.<br />

Die kommenden Generationen sollen also <strong>nicht</strong><br />

mehr wissen, was Vater und Mutter ist.<br />

Kaum jemand weiß Bescheid<br />

• Diese Auflösung der Geschlechter findet in<br />

der Bevölkerung „noch“ keine Akzeptanz,<br />

keine Zustimmung. Da die Bevölkerung über<br />

Gender <strong>nicht</strong> aufgeklärt wurde, erstaunt es<br />

<strong>nicht</strong>, dass kaum jemand weiß, worum es<br />

eigentlich geht und was auf uns zukommt.<br />

Aus diesem Grund wird vordergründig Gender<br />

als Gleichberechtigung von Mann und<br />

Frau vermarktet und „Toleranz“ gefordert und<br />

von „Antidiskriminierung“ gesprochen. Aber<br />

die eigentlich vorangetriebene Gleichstellung<br />

geht viel weiter.<br />

Foto: © Wikipedia/Neptuul<br />

• So wird unter dem neu interpretierten Wort<br />

„Toleranz“ allen sexuellen Orientierungen oder<br />

Identitäten (homosexuell, bisexuell, transsexuell,<br />

transgender, intersexuell u. a. m.) zu<br />

ihren Rechten verholfen und den heterosexuellen<br />

(Mann und Frau) gleichgestellt. Es wird<br />

<strong>nicht</strong> Toleranz verlangt, sondern eine generelle<br />

Akzeptanz gefordert.<br />

Sex: Verhandlungssache?<br />

• Einvernehmlichkeit unter den jeweils involvierten<br />

Sexualpartner und Verhandlungsbereitschaft<br />

gilt als neuer gesellschaftlicher Kodex: Die<br />

bevorzugte sexuelle Praktik soll ausgehandelt<br />

werden; vorausgesetzt wird wohl das beiderseitige<br />

Vertrauen der Kurzzeitbekanntschaften,<br />

dass sie einander schon <strong>nicht</strong> anstecken würden.<br />

Trotz kostspieliger Aids-Kampagnen ist diese<br />

Krankheit, von der im Westen (Europas) nach wie<br />

vor primär homosexuelle Männer betroffen sind,<br />

in Deutschland nur geringfügig <strong>zur</strong>ückgegangen.<br />

Zusätzlich warnt die WHO nun neu vor der inzwischen<br />

als unheilbar eingestuften Geschlechtskrankheit<br />

Tripper, die schon fast als ausgerottet<br />

galt: Weltweit hätten sich 106 Millionen Menschen<br />

durch Geschlechtsverkehr angesteckt<br />

und Millionen davon würden wegen Antibiotika-Resistenzen<br />

<strong>nicht</strong> geheilt werden können.<br />

Bei einigen STI (sexually transmitted infections)<br />

Vereinte Nationen,<br />

Hauptquartier in<br />

New York City, Ansicht<br />

von Roosevelt Island<br />

Laut EU und<br />

UNO ist jeder<br />

Mensch – nach<br />

Gender-Definition<br />

– bei seiner<br />

Geburt<br />

geschlechtsneutral<br />

Z für Zukunft<br />

7


Leitthema<br />

• Abtreibung als „Menschenrecht“ unter der<br />

Neu-Bezeichnung „reproduktive Gesundheit“<br />

ist ebenfalls Bestandteil des Gender-Pakets.<br />

• Der Begriff „Gender-Mainstreaming“ wurde<br />

auf der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking<br />

fest integriert und im Amsterdamer Vertrag<br />

1997/1999 zum offiziellen Ziel der EU-Gleichstellungspolitik<br />

erklärt.<br />

Foto: © Wikipedia/Onderwijsgek<br />

„Gender<br />

Studies“<br />

schießen wie<br />

Pilze aus dem<br />

Boden.<br />

An deutschen<br />

Universitäten<br />

gibt es<br />

inzwischen<br />

200 Professuren<br />

dafür<br />

bieten Kondome keinen ausreichenden Schutz.<br />

Das Geld der Krankenkassen wird zukünftig<br />

schlichtweg <strong>nicht</strong> mehr für alle reichen.<br />

Das Geschlecht beliebig wechseln<br />

• Da sexuelle Orientierungen laut „Gender“<br />

weder natur- noch gottgegeben sind, sind sie<br />

beliebig austauschbar. Das heißt: In Zukunft<br />

wählt jeder sein Geschlecht aus oder wechselt<br />

hin und her zwischen bi-, homo-, trans- etc. Die<br />

Jungen Grünen in Deutschland gehen schon<br />

mal mit „gutem“ Beispiel voran und führten bei<br />

ihrem Parteitag Gender-Unisex-Toiletten ein.<br />

• Medien und Behörden erwecken den Anschein,<br />

als würde eine beträchtliche Zahl von Menschen<br />

einen Lebensstil der sexuellen „Vielfalt“ bevorzugen.<br />

Das ist ein Irrtum. Tatsächlich handelt<br />

es sich um eine sehr kleine Minderheit, die nur<br />

in unseren Köpfen als Mehrheit erscheinen soll.<br />

Sogar der „Spiegel“ 1 war überrascht: „Die<br />

Zahl der Homosexuellen ist wesentlich geringer,<br />

als der mediengestützte Schwulentrend<br />

suggeriert. Nur 1,3 Prozent der befragten<br />

Männer und 0,6 Prozent der befragten Frauen<br />

gaben an, schwul beziehungsweise lesbisch zu<br />

sein. Weitere 2,8 Prozent der Männer (Frauen:<br />

2,5 Prozent) sagten, sie hätten eine bisexuelle<br />

Neigung.“<br />

Öffentliche Institutionen auf „Gender“<br />

verpflichtet<br />

• Wie setzt man das nun um? Durch eine sogenannte<br />

Top-Down-Strategie, d. h. von oben<br />

nach unten. Gender-Mainstreaming ist inzwischen<br />

in allen Einrichtungen der öffentlichen<br />

Hand verpflichtend <strong>zur</strong> rechtlichen Grundlage<br />

geworden, also in allen Bundes- und Landesministerien,<br />

in den Kommunen, Kirchen,<br />

Schulen, Universitäten, Behörden, öffentlichrechtlichen<br />

Sendern, Unternehmen usw. Linientreue<br />

werden in „Gender“ geschult und in<br />

Schlüsselpositionen gesetzt.<br />

• „Gender Studies“ schießen wie Pilze aus dem<br />

Boden. An deutschen Universitäten gibt es inzwischen<br />

200 Professuren für Gender-Studies, in<br />

den letzten zehn Jahren haben sie einen Etat<br />

von über einer Milliarde Euro verschlungen.<br />

Diese Pseudowissenschaft ist vergleichbar mit<br />

dem „Wissenschaftlichen Sozialismus“ und<br />

könnte auch als „genderkonforme Geschlechterwissenschaft“<br />

übersetzt werden. Das Kerngeschäft<br />

der Gender-Studies ist im Wesentlichen<br />

die analytische Dekonstruktion des Geschlechts:<br />

Demnach erklären <strong>nicht</strong> die Gene oder eine andere<br />

biologische Essenz das Geschlecht der Menschen,<br />

das tun ausschließlich soziale Kategorien.<br />

Ziel ist es, die Gender-Studies an Universitäten<br />

nachhaltig zu institutionalisieren, um so den<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft<br />

sicherzustellen.<br />

• An der Berliner Humboldt-Universität hat die<br />

Regierung eigens ein „Kompetenzzentrum“<br />

eingerichtet, in dem acht Wissenschaftler darüber<br />

wachen, dass Gender-Mainstreaming korrekt<br />

in den Staatskörper eingepflanzt wird.<br />

8<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Am besten bei den Kleinsten ansetzen<br />

• In Kindergärten und Schulen beginnt man mit<br />

der Sexualerziehung <strong>zur</strong> Gender-Vielfalt: Schüler<br />

werden angehalten, diese neuen Formen<br />

der sexuellen Orientierung <strong>nicht</strong> nur zu tolerieren,<br />

sondern zu akzeptieren. So erstaunt<br />

es <strong>nicht</strong>, dass tonangebende Soziologen wie<br />

Prof. Uwe Sielert schwerpunktmäßig <strong>nicht</strong> nur<br />

auf Sexualerziehung setzen, sondern auch auf<br />

Gender.<br />

• Aus diesem Grund betont man ein vermeintliches<br />

Recht der Kinder auf Sexualerziehung<br />

und die damit verbundene selbstbestimmte<br />

sexuelle Orientierungen; die Grundsätze der<br />

Genderideologie sollen tief im Bewusstsein<br />

der Kleinen verankert werden.<br />

• Sollte es Eltern geben, die dieser Ideologie<br />

<strong>nicht</strong> folgen und ihre Kinder vor dem genderideologischen<br />

Sexualkundeunterricht schützen<br />

wollen, kann der klar definierten Toleranz<br />

schon mal durch Beugehaft ein Ende gesetzt<br />

werden – so erging es einer russlanddeutschen<br />

Mutter aus Salzkotten bei Paderborn.<br />

Kein Pardon also für Menschen, denen die<br />

sexuelle Vielfalt aus religiösen Gründen zu viel<br />

ist und die die „Unverschämtheit“ besitzen,<br />

dies auch noch zu sagen.<br />

Zerstörende Ergebnisse<br />

• Dass Kindern diese Gender-Umgebung weder<br />

zu Stabilität verhilft noch <strong>zur</strong> Chancengleichheit,<br />

zeigt eine neue wissenschaftliche Untersuchung:<br />

2 Kinder aus klassischen Familien<br />

haben signifikant bessere Startbedingungen für<br />

das Leben als Kinder aus Regenbogenfamilien.<br />

Ob hier die Natur der Gender-Ideologie ein<br />

Schnippchen schlägt? Am schlechtesten schneiden<br />

Kinder ab, die von lesbischen Paaren aufgezogen<br />

wurden; von diesen Kindern erlitten<br />

23 % Missbrauchserfahrungen (Vergleichswert:<br />

2 % bei Herkunft aus intakten biologischen<br />

Foto: © Flickr/Tom&Katrin<br />

Familien), sie zeigen schlechtere Werte bei<br />

der körperlichen Gesundheit, neigen stärker<br />

zu Depressionen und zu Drogengebrauch.<br />

Diese Zahlen geben die tragische, die empirisch-wissenschaftliche<br />

Realität wieder.<br />

Möge diese Einführung über Gender-Mainstreaming<br />

Ihnen zu einem besseren Verständnis<br />

verhelfen. Vielleicht werden Sie sogar zum Gender-Profi,<br />

der die manipulativen Absichten hinter<br />

dieser Ideologie durchschaut, ihr in seinem<br />

Umfeld keinen Raum gewährt.<br />

Ulrike Walker lebt in der Schweiz, ist Mutter von vier Kindern<br />

und Ehefrau. Bloggt auf „Die Weiterdenkerin – wenn Mütter wieder<br />

selber denken“: dieweiterdenkerin.wordpress.com<br />

1 Der Spiegel 13/2001,<br />

www.spiegel.de/spiegel/print/d-18818115.html.<br />

2 www.kath.net/news/36988.<br />

Die Z 13/14 bring in kompakter Form<br />

alles was sie über den Islam<br />

wissen sollten.<br />

Nur wer Hintergründen versteht, kann<br />

beurteilen, wohin wir uns entwickeln.<br />

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Z für Zukunft<br />

9


Leitthema<br />

Affenjungen spielen mit Autos,<br />

Affenmädchen mit Puppen …<br />

Oder: Wie ist es nun mit den gesellschaftlichen Stereotypen – anerzogen oder was?<br />

Peter Ischka<br />

Foto: © Screenshots der BBC-Docu „Horizon“<br />

Die BBC-Doku<br />

„Horizon“ zeigte<br />

Forschungsergebnisse:<br />

Die<br />

weiblichen Affen<br />

nahmen die<br />

Puppen behutsam<br />

an sich, während<br />

die männlichen<br />

sich um die Autos<br />

balgten<br />

Mädchen spielen eher mit Puppen<br />

und Jungen lieber mit Autos.<br />

Ist das von der Gesellschaft so<br />

einprogrammiert, oder gibt es<br />

dafür vielleicht andere Ursachen?<br />

Sogar Affen, die keine Ahnung haben von<br />

den sozialen Rollen der Menschen, entscheiden<br />

sich für „geschlechtstypisches“ Spielzeug. Zumindest<br />

haben wissenschaftliche Untersuchungen das<br />

ergeben.<br />

Die Gender-Theorie behauptet hingegen, jeder<br />

Mensch könne unabhängig von seinem biologischen<br />

Geschlecht wählen, ob er als Mann oder als<br />

Frau leben wolle. Die Fixierung auf soziale Rollen,<br />

etwa auf die der Mutter und Hausfrau, sei das<br />

Ergebnis von Erziehung und sozialer Projektion.<br />

Das müsse überwunden werden.<br />

Politik und Wirtschaft bemühen sich mit großem<br />

finanziellem Aufwand seit Jahren vergeblich,<br />

Mädchen in technische Berufe zu bringen; die<br />

Umprogrammierung beginnt im Kindergarten.<br />

Schülerinnen sollen für sogenannte MINT-<br />

Berufe begeistert werden – für Jobs im Bereich<br />

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

oder Technik –, das alles unter der Flagge der<br />

„Geschlechtergerechtigkeit“. Doch Hunderte<br />

von Initiativen über Jahre hinweg brachten keinen<br />

Erfolg: Die meisten Mädchen bleiben weiterhin<br />

bei ihren charakteristischen Berufswünschen.<br />

Auch die „Girls’ Days“ an deutschen Schulen zeigten<br />

keine Wirkung. Doch der „Kampf“ gegen ein<br />

vermeintliches Geschlechterklischee geht erbarmungslos<br />

weiter.<br />

Genderbeauftragte rechtfertigen ihren Misserfolg<br />

mit der Genderforschung, die davon ausgeht,<br />

dass Mädchen von Geburt an genauso<br />

technikinteressiert seien wie Jungen. Es wären<br />

nur die überkommenen Geschlechterklischees,<br />

die die Umsetzung und den Erfolg selbst der besten<br />

Aktionen behinderten.<br />

Der Lösungsansatz: Wer den Frauenanteil in<br />

technischen Berufen erhöhen will, muss in der<br />

Erziehung deutlich früher ansetzen: Dreijährigen<br />

Mädchen sollen statt Puppen und Kinderküchen<br />

endlich Metallbaukästen und technische<br />

Experimentier-Sets angeboten werden.<br />

10<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Tatsächlich ergreifen in Wohlstandsgesellschaften<br />

deutlich mehr Frauen „klassische“<br />

Frauenberufe: Man macht das, was einem liegt<br />

oder Spaß macht. In ärmeren Ländern hingegen<br />

ergreifen Frauen auch „Männerberufe“, weil die<br />

Not dazu drängt: Die Familie muss versorgt werden.<br />

In besonders gut „gegenderten“ Ländern<br />

(diesen Luxus können sich fast nur Wohlstandsgesellschaften<br />

leisten) ist der Anteil von Frauen in<br />

„Männerberufen“ sogar rückläufig.<br />

Stereotypen bei Affen<br />

Wissenschaftliche Experimente mit Affen sowie<br />

Hirn-Forschungen am Menschen haben weitgehend<br />

bestätigt, dass es bei Mann und Frau angeborene<br />

Verhaltensunterschiede gibt. Die englische<br />

Neurowissenschaftlerin Prof. Melissa Hines<br />

von der Universität Cambridge hat mit ihrer Kollegin<br />

Gerianne Alexander Tests mit Rhesusaffen<br />

und Südlichen Grünmeerkatzen durchgeführt:<br />

Sie gaben den Tieren „männliche“ Spielzeuge wie<br />

Autos, „weibliche“ wie Puppen und „neutrale“ wie<br />

Bücher oder einen ausgestopften Hund. Zur Überraschung<br />

der Forscherinnen spielten die männlichen<br />

Affen vorwiegend mit Autos und die weiblichen<br />

mit Puppen! Für die „neutralen“ Gegenstände<br />

interessierten sich beide Geschlechter.<br />

US-Forscher berichten im Fachblatt „Current<br />

Biology“ von einer Untersuchung unter Schimpansen<br />

im Kibale-Nationalpark in Uganda; über<br />

Jahre wurden Tiere in freier Natur beobachtet.<br />

Dabei stellten sie unter anderem fest, dass<br />

Schimpansen Stöcke benutzten, und zwar auf<br />

verschiedene Arten: Auf der Suche nach Wasser<br />

oder Honig stocherten sie damit in Löchern<br />

herum, sie verwendeten sie als Spielwaffe zum<br />

Werfen oder Stoßen, sie spielten damit allein<br />

oder in der Gruppe, manche trugen die Stöcke<br />

stundenlang umher.<br />

Weibliche Jungtiere setzten die Stöckchen<br />

öfter ein – und häufig trugen sie sie einfach mit<br />

sich herum; aber wenn sie das erste Mal Nachwuchs<br />

bekamen, hörten sie damit auf. Die Forscher<br />

schlossen daraus, dass die Stöckchen eine<br />

Art Puppe sind, dass die Schimpansenmädchen<br />

also Mutter spielen. Darauf deute auch hin, dass<br />

die Tiere die Stöcke regelmäßig mit in ihr Nest<br />

nahmen und auch dort gelegentlich mit ihnen<br />

spielten. Stöckchen hingegen, die <strong>zur</strong> Erkundung<br />

oder als Spielwaffe benutzt worden waren, wurden<br />

nie mit ins Nest genommen.<br />

Diese Untersuchung zeige erstmals bei freilebenden<br />

Tieren, dass männliche und weibliche<br />

Jungtiere bisweilen unterschiedliche Spiele<br />

bevorzugen. – Einen deutlichen Hinweis, dass<br />

es tatsächlich eine Art biologischer Vorliebe für<br />

bestimmte Spielzeuge gibt, beschreiben Sonya<br />

Kahlenberg vom Bates College in Lewiston,<br />

Maine, und Richard Wrangham von der Harvard-<br />

Universität in Cambridge.<br />

Eine ältere Studie am „Yerkes National Primate<br />

Research Center“ in Atlanta hatte gezeigt,<br />

dass beim Rhesusaffen-Nachwuchs ähnliche Vorlieben<br />

zu finden sind: Bei der Wahl zwischen einer<br />

Stoffpuppe und einem Spielzeugauto wählte der<br />

Foto: © Kibale Chimpanzee Project<br />

Richard Wrangham von<br />

der Harvard-Universität in<br />

Cambridge war maßgeblich<br />

an den Untersuchungen<br />

beteiligt<br />

Z für Zukunft<br />

11


Leitthema<br />

die Unterschiede <strong>zur</strong>ück auf verschiedenartige<br />

Nervenverbindungen zwischen dem vorderen und<br />

dem hinteren Teil des Gehirns sowie der linken<br />

und rechten Gehirnhälfte: Männer können das,<br />

was sie sehen, besser verbinden mit dem, was sie<br />

tun. Frauen hingegen sind fähiger, verschiedene<br />

Tätigkeiten gleichzeitig zu erledigen und können<br />

noch dazu Gefühle sicherer deuten als Männer.<br />

Foto: © Anup Shah/Thinkstock<br />

Schimpansen<br />

in freier Natur<br />

benutzten<br />

Stöcke,<br />

Weibchen<br />

trugen sie<br />

wie Puppen<br />

stundenlang<br />

umher<br />

männliche Affennachwuchs fast ausschließlich<br />

das Auto, die Mädchen zeigten eine etwas größere<br />

Neigung zu den Puppen.<br />

Ein Team der BBC-Fernsehserie „Horizon“<br />

(Horizont) hat nach Angaben von Moderator<br />

Michael Mosley solche Forschungsergebnisse in<br />

einem Experiment bestätigt gefunden: In einem<br />

Safaripark warfen die Mitarbeiter wahllos Spielzeug<br />

in das Affengehege. Die Reaktionen waren<br />

„umwerfend komisch“, so Mosley: Die weiblichen<br />

Affen hätten die Puppen behutsam an sich genommen,<br />

während die männlichen sich um die Autos<br />

gebalgt hätten.<br />

Wir müssen uns also erst mal zum Affen <strong>machen</strong><br />

lassen, um den völlig verdrehten Denkansatz der<br />

Gender-Theorie klarzustellen, aber gegendertes<br />

Denken ist offensichtlich vernunftresistent, denn<br />

es ignoriert die Ergebnisse moderner Wissenschaft<br />

vorsätzlich: So hat ein neurowissenschaftlicher<br />

Test mit 200 000 Personen aus 53 Ländern<br />

gezeigt, dass Männer sich in der Regel in<br />

einer Landschaft besser <strong>zur</strong>echtfinden, während<br />

Frauen besser Gefühle lesen können.<br />

Prof. Rubin Gur von der US-amerikanischen<br />

Universität von Pennsylvania (Philadelphia) führt<br />

Foto: © fotolia/ikonoklast_hh<br />

Die Wissenschaft bestätigt also:<br />

Mann und Frau sind verschieden<br />

Die Gender-Theorie, die fern jeder Logik solche<br />

geschlechtsspezifischen Fixierungen leugnet,<br />

hat inzwischen in weiten Teilen von Politik, Kirche<br />

und Gesellschaft Fuß gefasst. Besonders will<br />

man in Bildungsplänen an staatlichen Schulen die<br />

Akzeptanz der Gender-Vorgaben als Unterrichtsziel<br />

festschreiben.<br />

Doch wissenschaftliche Befunde – wie die hier<br />

erwähnten – belegen die Unterschiedlichkeit von<br />

Mann und Frau.<br />

Schülerinnen sollen für sogenannte<br />

MINT-Berufe begeistert werden – für Jobs im<br />

Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />

oder Technik –, das alles unter<br />

der Flagge der „Geschlechtergerechtigkeit“<br />

– dabei könnte man von den Affen lernen!<br />

12<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Weniger Menschen, dafür mehr Sex<br />

Ein Downhill-Fahrplan, 1995 auf UN-Ebene beschlossen – der seitdem an der Öffentlichkeit<br />

vorbei gnadenlos umgesetzt wird. Oder: Wie kocht man einen Frosch?<br />

Ulrike Walker<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Die Bezeichnung „Gender“ ist mit<br />

Judith Butler unmittelbar verbunden.<br />

Butler, vielbeachtete Feminismus-Theoretikerin,<br />

strebt die radikale<br />

Abschaffung der Geschlechter<br />

an, wie der FAZ-Redakteur Volker Zastrow in seinem<br />

Buch „Gender – politische Geschlechtsumwandlung“<br />

1 schreibt:<br />

„Gender-Mainstreaming will einen neuen Menschen<br />

schaffen, der sein Geschlecht und seine<br />

sexuelle Orientierung selbst wählen soll, das<br />

heißt, willkürlich entscheiden, ob er oder sie<br />

Mann oder Frau sein will, heterosexuell, schwul,<br />

lesbisch, bisexuell, transsexuell etc.“<br />

Systematisch eingeführt wird diese Ideologie<br />

auch von der Bundeszentale für gesundheitliche<br />

Bildung, die Einfluss nehmen will durch verstärkte<br />

Lobbyarbeit in Politik und Bildung: „Das<br />

Recht des Kindes und des Jugendlichen auf seine<br />

sexuelle Orientierung und seine Geschlechtsidentität“,<br />

das sind die Themen, die besonders in der<br />

Bildung vorangetrieben werden sollen.<br />

Ebenso fließt diese Ideologie als „Mainstream“<br />

mittels „Gender-Kompetenzzentren“ systematisch<br />

in alle Gesellschaftsbereiche; den Hochschulen<br />

und Universitäten kommt dabei eine Schlüsselfunktion<br />

zu. Unter dem wohlklingenden Vorwand,<br />

man sei auf „sexuelle Gesundheit“ bedacht, wird<br />

diese „politische Geschlechtsumwandlung“ in<br />

Kindergarten und Schule zunehmend umgesetzt.<br />

An der Öffentlichkeit vorbei werden „Standards<br />

für die Sexualaufklärung in Europa“ eingeführt.<br />

Bereits mit der Muttermilch gegendert<br />

So soll das Bewusstsein für Geschlechtsidentität<br />

vom Säugling an bis zum Dreijährigen entwickelt<br />

und bei den Vier- bis Sechsjährigen gefestigt werden<br />

(dabei geht es notabene auch um gleichgeschlechtliche<br />

Beziehungen sowie um die Vielzahl<br />

der Genderidentitäten). Im Alter von neun bis<br />

Foto: © Wikipedia/University of California, Berkeley<br />

Judith Butler und „Gender“ sind<br />

eng verbunden. Die vielbeachtete<br />

Feminismus-Theoretikerin strebt<br />

die radikale Abschaffung der<br />

Geschlechter an<br />

Z für Zukunft<br />

13


Leitthema<br />

Foto: © UN Photo<br />

Der wohl wichtigste<br />

Grundstein<br />

für Gender-Mainstreaming<br />

wurde<br />

1995 gelegt,<br />

auf der UN-Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking<br />

Dale O’Leary war in Peking<br />

dabei und hat die Ergebnisse<br />

gut zusammengefasst<br />

Foto: © www.humanrightsaction.org<br />

zwölf wird dann Klartext gesprochen: „Genderorientierung“<br />

ist jetzt das Lernziel.<br />

Dabei werden die „Kinderrechte“ immer höhergeachtet<br />

als die Rechte der Eltern, obwohl den<br />

Kindern die Tragweite ihrer Handlung meist <strong>nicht</strong><br />

bewusst ist. Trotz der Umkehrung der Rechte<br />

haben im Ernstfall aber die Eltern die Verantwortung<br />

und <strong>nicht</strong> etwa der Staat, der sich mit diesem<br />

Vorgehen doch der Kinder bemächtigt hat.<br />

Gender-Mainstreaming will <strong>nicht</strong> weniger als<br />

den neuen Menschen schaffen, und zwar durch die<br />

Zerstörung der traditionellen Geschlechterrollen.<br />

Das erklärt auch, warum Ausschüsse der EU 2 fordern,<br />

per Gesetz die „traditionellen Rollen-Stereotypen“<br />

auszuschließen, zum Beispiel aus Kinder-<br />

Fernsehserien, TV-Werbespots, Lernmaterial und<br />

Bildungsplänen.<br />

Der wohl wichtigste Grundstein für Gender-<br />

Mainstreaming wurde 1995 gelegt, auf der UN-<br />

Weltfrauenkonferenz in Peking. 3 Die US-amerikanische<br />

Journalistin Dale O’Leary, die dabei war,<br />

berichtet in ihrem Buch „The Gender Agenda“ 4<br />

darüber.<br />

Der Fahrplan wurde verabschiedet<br />

und keiner hat es bemerkt<br />

Dale O’Leary: „Immer wieder werde ich gefragt,<br />

was ich in Peking gesehen habe. Auch auf die<br />

Gefahr hin, zu stark zu vereinfachen, das ist<br />

meine Antwort:<br />

Im UN-Establishment haben folgende Ansichten<br />

die Mehrheit:<br />

• In der Welt braucht es weniger Menschen und<br />

mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die<br />

Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern<br />

und Frauen sowie die Abschaffung der<br />

Vollzeit-Mütter.<br />

• Da mehr sexuelle Vergnügung zu mehr Kindern<br />

führen kann, braucht es freien Zugang<br />

zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung<br />

homosexuellen Verhaltens, da es dabei<br />

<strong>nicht</strong> <strong>zur</strong> Empfängnis kommt.<br />

• In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht<br />

für Kinder und Jugendliche, der<br />

zu sexuellem Experimentieren ermutigt; es<br />

braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern<br />

über ihre Kinder.<br />

• Die Welt braucht eine 50/50-Männer/Frauen-<br />

Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche.<br />

Alle Frauen müssen zu möglichst<br />

jeder Zeit einer Erwerbsarbeit nachgehen.<br />

• Religionen, die diese Agenda <strong>nicht</strong> mit<strong>machen</strong>,<br />

müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.<br />

[Die EKD braucht das <strong>nicht</strong> zu fürchten;<br />

mit ihren Gender-Kompetenzzentren auf dem<br />

Weg der UN-Planerfüllung hat sie alles „richtig<br />

gemacht.“]<br />

14<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

• Das mit Abstand wichtigste Ziel aber war, die<br />

‚Gender-Perspektive‘ im Denken und in der Politik<br />

als Hauptstrom (Mainstream) zu verankern.“<br />

Das war die Gender-Perspektive bereits vor 21<br />

Jahren in Kurzform; sie soll in den Mainstream<br />

(Hauptstrom) der Gesellschaft gelangen. Damit<br />

dies weitgehend unbemerkt geschehen konnte,<br />

wurde sie verpackt in wohlklingende Wörter wie<br />

Gleichberechtigung, Rechte, Familien, reproduktive<br />

Gesundheit (sexuelle Gesundheit) und Fairness.<br />

Aber mit Gleichberechtigung ist die Gleichstellung<br />

von naturgegebenen Unterschieden<br />

gemeint; „reproduktive Gesundheit“ steht für<br />

Abtreibung!<br />

Gender: Die Welt<br />

wurde weniger gerecht<br />

Wer sich einsetzt für den Schutz von Ehe und<br />

Familie und für wirkliche Würde und Autonomie<br />

von Frau und Mann, der ist gegen diese „Gender“-Perspektive<br />

– <strong>nicht</strong> weil er gegen den Fortschritt<br />

in Frauenfragen wäre, sondern weil er für<br />

Frauen ist. Die Zukunft, die Gender-Feministen<br />

sich erträumen, ist inzwischen schon deutlich<br />

näher gerückt; sollte sie voll zum Durchbruch<br />

kommen, wird die Welt weniger gerecht sein,<br />

weniger frei und weniger menschlich.<br />

1 Was „Gender-Mainstreaming“ bedeutet, können oder wollen selbst<br />

die <strong>nicht</strong> vernünftig erklären, die es wissen müssten. Das hat wohl<br />

Methode. Denn die Gender-Theorie ist eine sozialrevolutionäre Ideologie,<br />

die darauf abzielt, die Geschlechterrollen zu zerstören – weil<br />

sie diese Rollen für künstlich hält, also für beliebig formbar. Das<br />

„Mainstreaming“-Konzept ist eine politische Technik, die diese Ideologie<br />

durchsetzen soll. Die EU hat sie sich zu eigen gemacht, die<br />

Bundesrepublik Deutschland inzwischen auch. Was heute die Politik<br />

bestimmt, begann vor vierzig Jahren in Baltimore mit einem verantwortungslosen<br />

Menschenversuch, der in menschenverachtender<br />

Weise ausgeschlachtet wurde. Volker Zastrow beschreibt die „politische<br />

Geschlechtsumwandlung“ in zwei profunden, zusammenhängenden,<br />

beklemmenden Essays. Verlag: Manuskriptum, ISBN 978-3-<br />

937801-13-1.<br />

2 DRAFT REPORT on eliminating gender stereotypes in the EU (2012/<br />

21<strong>16</strong>(INI)), Committee on Women’s Rights and Gender Equality,<br />

Rapporteur: Kartika Tamara Liotard.<br />

3 Die Vierte UN-Weltfrauenkonferenz im September 1995 in Peking<br />

zählte 47 000 Teilnehmerinnen, darunter 6000 offizielle Delegierte<br />

aus 189 Ländern. Die Konferenz stand unter dem Motto „Handeln<br />

für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden“. Insbesondere<br />

das kulturell und traditionell unterschiedliche Verständnis von Frauenrechten<br />

wurde heftig und kontrovers diskutiert. Das Ergebnis der<br />

Diskussionen war ein Forderungskatalog, der von 189 Staaten im<br />

Konsens verabschiedet wurde. Darin verpflichteten sich Staaten insbesondere,<br />

die Gleichstellung der Geschlechter in allen Gesellschaftsbereichen<br />

zu fördern (d. h. in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft),<br />

Frauenrechte zu schützen, die Armut von Frauen zu bekämpfen,<br />

Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung zu verfolgen<br />

und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsversorgung<br />

und im Bildungssystem abzubauen. Um die Umsetzung der<br />

Aktionsplattform zu überwachen, wurde bei der UNO eine „Abteilung<br />

<strong>zur</strong> Förderung der Frau“ eingerichtet. http://www.un.org/<br />

Depts/german/conf/beijing/beij_bericht.html.<br />

4 Eine gute Zusammenfassung des Buches findet sich auf: http://<br />

www.dijg.de/gender-mainstreaming/dale-o-leary-agenda-konzepthintergrund/.<br />

Durch die<br />

Gender-Ideologie<br />

wird die Welt<br />

weniger gerecht,<br />

weniger frei<br />

und weniger<br />

menschlich<br />

Die Z 12 beantwortet Fragen zu den<br />

Fundamenten unserrer Kultur.<br />

Woher kommen wir? Worauf<br />

bewegen wir uns zu?<br />

Lektorat &<br />

Übersetzung<br />

Translation<br />

Переводы<br />

Manuskript-<br />

Bearbeitung<br />

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Z für Zukunft<br />

15


Leitthema<br />

Gemälde: © Ritt der Walküren, 1890, von Henry De Groux, Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel<br />

Entmännlichung der Gesellschaft<br />

Wie kommt es, dass die historisch gesehen dominierenden Männer sich von einem<br />

jeder Logik entbehrenden Unsinn so gründlich ins Bockshorn jagen lassen?<br />

Bettina Röhl<br />

Die<br />

Walküren:<br />

Totendämonen,<br />

die sich zu<br />

irdischen<br />

Kriegerinnen<br />

mit menschlichen<br />

Zügen<br />

wandelten<br />

An der Universität Leipzig wird seit<br />

kurzem ein (männlicher) Professor<br />

mit Herr Professorin angesprochen.<br />

Die Gender-Ideologen blasen zum<br />

Angriff auf die Sprache und leiten<br />

damit einen neuen Orbitalsprung bei der Durchgenderung<br />

der Gesellschaft ein<br />

Hat Deutschland überhaupt eine Regierung?<br />

Artikel 63,1 des Grundgesetzes offenbart das<br />

Dilemma: Dieses Land ist führungslos. „Der Bundeskanzler<br />

wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten<br />

vom Bundestag (…) gewählt“, so die Verfassung.<br />

Eine Bundeskanzlerin gibt es in diesem<br />

Rechtsstaat schlichtweg <strong>nicht</strong>! Der Bundespräsident,<br />

der wiederholt in der Verfassung als „der“<br />

Bundespräsident vorkommt, ist männlich – basta.<br />

Aber nach dem hierzulande geltendem Gender-Recht<br />

ist das mit dem Bundespräsidenten<br />

natürlich kein Problem. Solange die Verfassung<br />

sprachlich <strong>nicht</strong> durchgegendert ist, wird einfach<br />

so getan, als könnte der Bundespräsident auch<br />

genauso gut eine Frau sein. Und wenn man die<br />

Entscheidung der Universität Leipzig (die sofort<br />

auf die Uni Potsdam ausgestrahlt hat), männliche<br />

Dozenten ab sofort offiziell als Herr Professorin<br />

zu führen, hochrechnet, dann ist der Schritt <strong>nicht</strong><br />

mehr weit, Herrn Gauck demnächst offiziös mit<br />

„Herr Bundespräsidentin“ anzusprechen. Wichtig<br />

für alle politisch korrekten Nachrichtensprecher!<br />

Es würde dann heißen: Die Herr Bundespräsidentin<br />

nimmt die Herr Ministerin unter die Bundesflagge<br />

die Amtseid ab! (Bitte verzeihen Sie mir<br />

diesen Spott, ähm, diese Spöttin.)<br />

Der schönste Unterschied der Welt<br />

Alle Substantive mit einem „der“ davor abschaffen,<br />

das funktioniert <strong>nicht</strong>, weil dann zu viele real existierende<br />

Gegenstände <strong>nicht</strong> mehr bezeichnet werden<br />

könnten. Bliebe also die Alternative, den Artikel<br />

<strong>16</strong><br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

„der“ abzuschaffen. Machen wir es auf die englische<br />

Art und verwenden nur noch „die“. Mit anderen<br />

Worten: die Mann, die Frau, die Kind. „Die“ ist<br />

dem englischen „the“ ja auch am nächsten, ein kleiner<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Völkerverständigung. „Die“ wäre<br />

dann <strong>nicht</strong> mehr weiblich, mangels männlichen<br />

Gegenparts, sondern geschlechtsneutral.<br />

Woher kommt eigentlich dieser Fanatismus, dass<br />

man mittels Manipulierung einer gewachsenen<br />

Sprache das weibliche Element in den Vordergrund<br />

schieben will? Selbst die übelsten Biologisten unter<br />

den Gender-Kämpfern, besser -Kämpferinnen, die<br />

mit unsinnigen physikalisch-chemisch-biologischen<br />

Behauptungen den schönsten Unterschied der<br />

Welt, nämlich den zwischen Mann und Frau, für<br />

<strong>nicht</strong> existent erklären, selbst sie können die Tatsache<br />

<strong>nicht</strong> leugnen, dass das offenbar Böseste in der<br />

menschlichen Welt, das Testosteron, der Hoden,<br />

der Penis, im Plural weiblich werden: die Testosterone,<br />

die Hoden, die Penisse.<br />

Die intimste Stelle des Menschen<br />

An den Universitäten wird seit Jahren gegendert,<br />

dass die Schwarte kracht. Von dieser Tendenz<br />

werden die Schulen und neuerdings auch die<br />

Kitas und Kindergärten zunehmend erfasst. Klar,<br />

die Gender-Mainstreaming-Strategie ist erklärtermaßen<br />

ein Versuch, mittels Umerziehung der<br />

Menschen Politik zu <strong>machen</strong>. Also sind Bildungseinrichtungen<br />

bevorzugtes Ziel für die Unterwanderung<br />

durch Gender-Mainstreamer.<br />

Politik von extremen Minderheiten<br />

beherrscht<br />

Unter weitestgehendem Ausschluss der breiten<br />

Öffentlichkeit (und das bis heute!) haben die<br />

Agentinnen der Gender-Ideologie es in nur 20<br />

Jahren geschafft, die Positionen extremster Minderheiten<br />

<strong>zur</strong> herrschenden Politik zu <strong>machen</strong>,<br />

und zwar in fast allen Institutionen der EU und<br />

ihrer Mitgliedsstaaten, deren Regierungen, Parlamenten,<br />

Justizapparaten und Medien bis hinein<br />

in Nichtregierungsorganisationen.<br />

Der Extremfeminismus wolle die gesamte<br />

Gesellschaft umkrempeln und dies im wahrsten<br />

Sinne des Wortes an der intimsten Stelle jedes<br />

Menschen, nämlich im Bereich seines Sexlebens,<br />

Foto: © auxiliaris.org<br />

seiner Genitalien und seines individuellsten Denkens,<br />

nämlich der Selbstreflexion.<br />

Gender-Mainstreaming ist heiße Luft<br />

Die Nummer, dass es kein biologisches Geschlecht<br />

gäbe, sondern nur eine Vielzahl von sogenannten<br />

sozialen Geschlechtern, die jeder Mensch<br />

jeden Tag frei wählen sollte, ist in Wahrheit ein<br />

Nichts. Heiße Luft. Es gibt nun mal ein biologisches<br />

Geschlecht. Es gibt Mann und Frau, die <strong>zur</strong><br />

Zeugung neuen Lebens höchst gleichberechtigt<br />

und höchst lustvoll zusammenwirken, um neues<br />

menschliches Leben hervorzubringen. Und da<br />

sind Mann und Frau gleichermaßen conditio.<br />

Die perversen Phantasien, die in der Mehrzahl<br />

der Genderköpfe rumspuken, dass eines Tages<br />

die Klonerei den verabscheuten Geschlechtsakt<br />

überflüssig <strong>machen</strong> könnte, sollte man <strong>nicht</strong><br />

vornehm übersehen, ganz im Gegenteil: Man<br />

muss den Finger in diese perverse Wunde legen.<br />

Die Genderistinnen vermeiden es regelmäßig,<br />

anders als Alice Schwarzer es getan hat, vom<br />

Geschlechtsakt auch nur zu sprechen. Dennoch<br />

wird dieser, ganz im Sinne von Schwarzer, völlig<br />

selbstverständlich als Ausübung der Herrschaft<br />

des Mannes über die Frau angesehen.<br />

Ja klar, die Zeugung eines Kindes, die Mann<br />

und Frau das schönste Gefühl der Welt bereitet<br />

(zumindest bereiten kann und sollte), nämlich<br />

den Orgasmus – die Zeugung eines Kindes<br />

also ist Frauendiskriminierung. Jeder<br />

lebende Mensch ist demnach entstanden durch<br />

Diskriminierung der Mutter durch den Vater.<br />

Kinder als Kollateralschaden systematischer<br />

Frauendiskriminierung durch die Männer?<br />

Ja, das ungefähr ist das Gedankenkonstrukt,<br />

Der Extremfeminismus,<br />

unterstützt von<br />

Vertretern der<br />

Homo-Lobby, hat<br />

ein Konstrukt<br />

namens Gender<br />

ersonnen, mit<br />

dem die gesamte<br />

Gesellschaft<br />

gegängelt und<br />

umgekrempelt<br />

werden soll<br />

Ein Werbeplakat für<br />

Frauen-Unterwäsche der<br />

Firma Kolotex Voodoo.<br />

Offensichtlich spielt<br />

dieses Unternehmen mit<br />

den neuen Rollen von<br />

Mann und Frau<br />

Z für Zukunft<br />

17


Leitthema<br />

Die Frau,<br />

der bessere<br />

Mensch?<br />

Foto: © auxiliaris.org<br />

das hinter Gender-Mainstreaming steht und das<br />

geglaubt und ausgeheckt wird in den Zirkeln<br />

um die Gender-Fighterinnen in aller Welt, unter<br />

ihnen viele Extremistinnen wie Judith Butler.<br />

Verbeamteter Feminismus<br />

Klar, dass im Kampf gegen Frauendiskriminierung<br />

bei einer derart göttlich-kosmischen Dimension<br />

des Problems die Forschungs-Milliarden nur<br />

so fließen. Hier braucht es weibisch-weibliche<br />

Weisheit jenseits von Wissenschaft und befreit<br />

von naturwissenschaftlicher Exaktheit! In einem<br />

Europa, in dem das Geld an allen Ecken und Enden<br />

fehlt und wo junge Menschen auf der Straße stehen,<br />

fließen jährlich Milliardenbeträge in Gender-<br />

Strategien, in Gender-Forschung und in die europaweite<br />

Durchsetzung dieses Irrsinns. („Was kostet<br />

der ‚Spaß‘?“ – siehe Artikel auf Seite 21.)<br />

Forschung gegen den Mann<br />

Die Universitäten in Deutschland opfern den Status<br />

ihrer Wissenschaftlichkeit, ihres intellektuellen<br />

Niveaus, ihrer Seriosität, nur damit sie es<br />

<strong>nicht</strong> verpassen, „professorale Lehrstühle“ für<br />

Gender-Forschung ein<strong>zur</strong>ichten, die fast ausschließlich<br />

durch Frauen besetzt werden.<br />

Da gibt es sie plötzlich doch noch, die Frau,<br />

nämlich als Gegnerin des Mannes. Die Gender-<br />

Forschung kann man getrost betrachten als eine<br />

außerordentlich ineffiziente Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

oder als die Verbeamtung des Feminismus.<br />

Die Ergebnisse der Gender-Forschung<br />

sind im Grunde nur<br />

hochgestochen präsentierte Null-<br />

Nummern.<br />

Die Dreistigkeit, mit der die Gender-Forschung<br />

die Naturwissenschaften<br />

ablehnt als Ausgeburt der<br />

Herrschaft des Mannes über die<br />

Frau und als dem Männer-Kapitalismus<br />

dienend, die sucht ihresgleichen.<br />

Und natürlich ist es peinlich,<br />

dass sich die Männer, die lange Zeit<br />

tatsächlich dominierend waren,<br />

von einem derartigen Unsinn so<br />

gründlich ins Bockshorn jagen<br />

lassen.<br />

Die Phantasie von der Weltherrschaft<br />

Die Macht der Gender-Frauen ist inzwischen auch<br />

für Männer karriereentscheidend. Die Quotenregelungen<br />

zugunsten der Frau, gefüttert mit dem<br />

„Argument“ einer grundsätzlichen Diskriminierung<br />

der Frau durch den Mann, sind nur ein strategischer<br />

Anfang. 100 % Frauenherrschaft und<br />

testosteronbereinigte Männer in die Kindergärten<br />

oder in die Altenpflege, das sind real existierende<br />

Gender-Visionen. Nicht wissenschaftlich, aber aufgeladen<br />

mit der Kraft von Allmachtsphantasien.<br />

Doch auch ihren Geschlechtsgenossinnen sind<br />

die Gender-Königinnen keineswegs wohlgesonnen;<br />

die werden nur instrumentalisiert: Mutterglück?<br />

Das Glück einer Partnerschaft? Die sexuelle<br />

Lust mit einem Mann? Das müssen sich die Frauen,<br />

die Gender noch <strong>nicht</strong> verstanden haben, schon<br />

noch abgewöhnen. So wie die Männer in Wahrheit<br />

durch die Köpfe schwirren als die technisch-handwerklich<br />

durchaus brauchbaren Arbeitsdrohnen<br />

der Zukunft.<br />

Man, ach nein, frau träumt von einer Weltherrschaft,<br />

<strong>nicht</strong> im Sinne des altbekannten Matriarchats,<br />

sondern im Sinne einer neu zu schaffenden<br />

schönen neuen Welt, in der testosteronfreie Männer<br />

geräuschlos funktionieren.<br />

Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />

Was Gender wirklich ist, weiß niemand so genau.<br />

Dass Gender eine unwissenschaftliche, die Realität<br />

ganz offensichtlich auf den Kopf stellende,<br />

fanatische Ideologie einer Minderheit ist, die die<br />

Mehrheit in ihren Zangengriff genommen hat,<br />

soviel steht fest. Die Gender-Ideologie ist ein Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit (für deren Verteidigung<br />

und Herstellung sich die Genderisten<br />

doch angeblich so verausgaben): Frauen und Männer<br />

abzuschaffen und Kinder ihres Vater und ihrer<br />

Mutter zu berauben – diese beiden Begriffe sollen<br />

als diskriminierende Begriffe abgeschafft und<br />

durch das Wort „Elter“ ersetzt werden –, ist größenwahnsinnig,<br />

ist grausam und unmenschlich.<br />

Vor dem Gesetz sind Mann und Frau gleich.<br />

Diesen ebenso einfachen wie gewichtigen<br />

Grundsatz haben die Väter des Grundgesetzes<br />

<strong>nicht</strong> erfunden, aber sie haben ihn prominent in<br />

18<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Foto: © Wisconsinart/Dreamstime.com<br />

die deutsche Verfassung geschrieben, unabänderlich.<br />

Ohne Zweifel sah die Verfassungswirklichkeit<br />

1949 noch anders aus, obwohl die Frauen<br />

auf dem Terrain der Gleichberechtigung schon<br />

einiges an Boden gutgemacht hatten, und dies<br />

aus den unterschiedlichsten Gründen.<br />

Gesetz gewordene Ideologie<br />

Die Herstellung vollständiger Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau ohne Diskriminierung, das ist<br />

das Verfassungsgebot, in das die Gender-Ideologinnen<br />

eingefallen sind. Es geht ihnen aber <strong>nicht</strong><br />

um Gesetzesanwendung und -auslegung im üblichen<br />

Sinn. Vielmehr diktieren sie – eine krümelhaft<br />

kleine Minderheit, die mit uns allen Schlitten<br />

fährt –, wie die Gesetze, wie das Recht in Sachen<br />

Gleichberechtigung auszulegen und zu interpretieren<br />

wäre. Mit ihrer quasi Gesetz gewordenen<br />

Ideologie liefern sie die Denk-Ge- und Verbote<br />

und dazu gleich noch die Interpretationen, wie<br />

die Rechtsvorschriften der geltenden Gesetze<br />

auszulegen sind, generell und konkret.<br />

Und da wird’s widernatürlich, verfassungswidrig<br />

und kriminell: Aus der einfachen Gleichberechtigung<br />

wird eine fiktive absolute Geschlechtergleichheit<br />

herausgelesen, die gefährdet wäre<br />

durch Diskriminierung, die buchstäblich hinter<br />

jedem gesellschaftlichen Busch lauere.<br />

So wurde selbst die Gleichheit vor dem Gesetz<br />

<strong>zur</strong> Diskriminierung umfunktioniert, weil es <strong>nicht</strong><br />

zwei Geschlechter gäbe, sondern in Wahrheit<br />

sechzehn und mehr – und dabei ist das biologische<br />

Geschlecht noch <strong>nicht</strong> einmal mitgezählt.<br />

Gender-Ideologie: geistige Brandstiftung<br />

Die Nummer mit den nahezu beliebig vielen sozialen<br />

Geschlechtern ist ein albernes Spielchen, das<br />

allerdings für die Gender-Ideologie von zentraler<br />

Bedeutung ist. Schaut man sich nämlich an,<br />

welche <strong>nicht</strong>-biologischen Geschlechter es denn<br />

so geben soll, wird man enttäuscht: Da kommt<br />

<strong>nicht</strong>s Substanzielles.<br />

Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass es<br />

sogenannte intersexuelle oder transsexuelle<br />

Menschen gäbe, die sich in ihrem meist männlichen<br />

Körper als Frauen <strong>nicht</strong> wohlfühlten. Dieses<br />

Phänomen gibt es; allerdings betrifft es eine statistisch<br />

kaum darstellbare Minderheit, und aus<br />

deren Erleben allein kann die Existenz von Mann<br />

und Frau doch <strong>nicht</strong> einfach negiert werden! Aus<br />

der Lebenswirklichkeit einer so kleinen Minderheit<br />

eine für alle Menschen geltende (gegen die<br />

Biologie gerichtete) Gesetzmäßigkeit abzuleiten,<br />

ist in extremer Weise bösartig.<br />

Das Gegenteil von Wissenschaft<br />

Inzwischen wurde aus diesem Gedankenmix geltendes<br />

Recht, nachzulesen auf den regierungsamtlichen<br />

Homepages im Familienministerium<br />

und anderen Bundesministerien. Trotz seiner formalen<br />

Anerkennung als Wissenschaft ist Gender-<br />

Mainstreaming bei Lichte betrachtet das Gegenteil:<br />

Es ist eine menschenverachtende Fiktion, die<br />

<strong>nicht</strong> trotz dieser Tatsache, sondern mutmaßlich<br />

wegen ihres Irrsinns so grausam erfolgreich ist.<br />

Es ist wirklich peinlich,<br />

dass sich die Männer,<br />

die lange Zeit tatsächlich<br />

dominierend<br />

waren, von einem<br />

derartigen Unsinn so<br />

gründlich ins Bockshorn<br />

jagen lassen<br />

Gender:<br />

Eine<br />

menschenverachtende<br />

Fiktion<br />

Z für Zukunft<br />

19


Leitthema<br />

Foto: © voodoohosiery.com.au<br />

Gender, ein<br />

westliches<br />

Dekadenzphänomen<br />

Auch aus Brüssel kommt immer wieder der<br />

Vorstoß, im Kampf gegen die Diskriminierung der<br />

Frau bedürfe es einer flächendeckenden Sprachsäuberung.<br />

Allerdings: Wer das Wort Frau oder das<br />

Wort Mann per se als Diskriminierung empfindet,<br />

hat den Verstand verloren – oder er frönt einfach<br />

einer Ideologie und den persönlichen Vorteilen<br />

aus ihrer Durchsetzung.<br />

Wer dem Mann das männliche und der Frau<br />

das weibliche Genom abspricht – wer das sogenannte<br />

biologische Geschlecht für gar <strong>nicht</strong> existent<br />

erklärt, sondern für eine falsche wahnhafte<br />

Wahrnehmung des Menschen von sich selbst –,<br />

ist <strong>nicht</strong>s als ein geistiger Brandstifter und zwar<br />

ein gefährlicher. Wer statt Mann und Frau nur<br />

ein sogenanntes soziales Geschlecht, Gender, <strong>zur</strong><br />

Realität fingiert, sozialisiert seine abwegigen Vorstellungen.<br />

Dies geschieht derzeit allerdings mit größtmöglichem<br />

Erfolg, indem die Gender-Ideologie<br />

selbst das Grundgesetz überrollt, das Mann und<br />

Frau festhält als die beiden Geschlechter, die die<br />

Erde bevölkern –, es überrollt, ohne dass das Volk<br />

in den letzten 20 Jahren mitgeredet hätte.<br />

Wie konnte eine so kleine Gruppe mit solchem<br />

Irrsinn so erfolgreich werden? Es funktionierte<br />

nach demselben Prinzip wie die Machtübernahme<br />

durch einige wenige Kommunisten, die es<br />

Anfang des letzten Jahrhunderts schafften, auch<br />

in Deutschland die wichtigen<br />

gesellschaftlichen Institutionen<br />

zu unterwandern<br />

und in einigen Ländern wie<br />

Russland gar die Macht zu<br />

ergreifen.<br />

Wo eine Unterwanderung<br />

<strong>nicht</strong> erfolgreich war, musste<br />

am Ende eine Revolution<br />

zum Durchbruch verhelfen.<br />

Ähnlich agieren die Feministinnen<br />

bis heute. Dieser<br />

Extrem-Feminismus kam auf<br />

leisen Sohlen daher und hat<br />

sich implementiert.<br />

Die Gleichstellungs- oder<br />

Frauenbeauftragten der<br />

Städte genießen Sonderrechte und entscheiden<br />

über Karrieren und die Verteilung öffentlicher<br />

Gelder – und das alles ohne adäquate Kontrolle.<br />

Nur noch den Oberbürgermeistern sind sie verpflichtet,<br />

die sich allerdings gehorsam der Gender-Ideologie<br />

unterworfen haben.<br />

Die Gender-Krake<br />

Zurück zu den Herren Professorin. Das ist kein<br />

Scherz, keine Satire; Ironie ist Ideologen unbekannt.<br />

Es wird hier ein Orbitalsprung im Wachstum<br />

der Genderkrake exemplarisch sichtbar. Der<br />

Angriff auf die Sprache zwecks Manipulation der<br />

Realität ist <strong>nicht</strong> nur eine strategische Variante,<br />

sondern wird jetzt mit Macht getestet und<br />

vorangetrieben.<br />

„Herr Bundespräsidentin“ ist <strong>nicht</strong> mehr weit.<br />

Und die Erzwingung der Akzeptanz, dass Männerunterdrückung<br />

keine Diskriminierung sei, sondern<br />

höchstens die gerechte Strafe für 20 000<br />

Jahre Männerdominanz. Und umgekehrt: Auch<br />

Frauenprivilegierung ist keine Diskriminierung<br />

der Männer. Das hat in der gesellschaftlichen<br />

Wirklichkeit längst Fuß gefasst.<br />

Auch der Schockeffekt, Penis und Vagina seien<br />

nur Einbildung oder so unwichtig wie etwa die<br />

Haarfarbe, ist durchaus gewollt. Der Schock<br />

nämlich beraubt den Menschen seiner natürlichen<br />

Gegenwehr.<br />

Die Professoren, die sich fröhlich Professorin<br />

nennen lassen, wissen <strong>nicht</strong> wirklich, was sie mit<br />

dieser „Akzeptanz“ anrichten. Hier geht es ja <strong>nicht</strong><br />

um einen Gag: „Machen wir es doch <strong>zur</strong> Abwechslung<br />

einfach mal andersherum“; es geht um die<br />

Machteroberung durch die menschenverachtende<br />

Gender-Ideologie.<br />

Originalartikel WirtschaftsWoche<br />

Bettina Röhl begann 1986 ihre journalistische Karriere bei dem<br />

legendären Lifestyle-Magazin Tempo. Es folgten Reportagen für<br />

Spiegel-TV, den NDR, sie schreibt regelmäßig für große deutsche<br />

Print-Medien. Bekannt wurde sie 2001 durch Enthüllungen <strong>zur</strong><br />

Gewaltvergangenheit des damaligen Außenministers Joschka<br />

Fischer. In ihrem Buch „So macht Kommunismus Spaß“ lieferte<br />

Röhl 2006 ein Standardwerk <strong>zur</strong> Geschichte der Linken in der<br />

BRD. ISBN 3-434-50600-4<br />

20<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

Foto: © voodoohosiery.com.au<br />

Was kostet der „Spaß“?<br />

Für die Durchsetzung der Gender-Politik in allen Gesellschaftsbereichen haben EU und die Regierungen<br />

der Mitgliedsländer in allen Ressorts großzügige Budgets. Der Durchblick fällt <strong>nicht</strong> leicht. Aber<br />

schon ein Teileinblick wie dieser gibt wichtigen Aufschluss<br />

Beginnen wir mit der EU: Für die<br />

Finanzierung der Gender-Politik<br />

werden den Mitgliedsstaaten in mindestens<br />

zehn verschiedenen Finanzierungsprogrammen<br />

mehrere Milliarden<br />

Euro <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Das geht<br />

hervor aus der „Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen:<br />

Strategisches Engagement für<br />

die Gleichstellung der Geschlechter 20<strong>16</strong>–2019“<br />

(„Strategic engagement for gender equality 20<strong>16</strong>-<br />

2019“ SWD (2015) 0278).<br />

Gender-Finanzierungen verbergen sich in spezielle<br />

Programmen wie für Asyl, Migration und Integration<br />

(„AMIF“), für Beschäftigung und soziale<br />

Innovation („EaSI“), für allgemeine und berufliche<br />

Bildung, Jugend und Sport („Erasmus +“) und sogar<br />

die Europäische Fazilität „Connecting Europe“, ein<br />

Finanzierungsprogramm im Bereich der transeuropäischen<br />

Netze (bekannt aus der Transport- und<br />

Energiepolitik), das Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument<br />

sowie das Instrument für Demokratie<br />

und Menschenrechte. Alle Bereiche sollen<br />

ge-gender-mainstreamt werden.<br />

An Milliardenbeträge gewöhnt<br />

Allein der Europäische Struktur- und Investitionsfonds<br />

stellt für Gender-Projekte in den Mitgliedsstaaten<br />

rund 5,85 Mrd. Euro <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Hinter unterschiedlichen<br />

Bezeichnungen<br />

verbirgt sich<br />

erstaunliche<br />

Gender-Finanzierung<br />

Z für Zukunft<br />

21


Leitthema<br />

Stoßen<br />

Gendervorgaben<br />

in<br />

Drittländern<br />

auf Ablehnung,<br />

wird das mit<br />

Einschränkung<br />

wirklich nötiger<br />

Entwicklungshilfe<br />

geahndet<br />

Foto: © MGEPA NRW/ /20<strong>16</strong><br />

Rosenmontag:<br />

Emanzipationsministerin<br />

Barbara Steffens<br />

(1. Reihe 3. v. l.) mit<br />

den Akteurinnen<br />

zum Mottowagen<br />

gegen sexualisierte<br />

Gewalt<br />

Mit 440 Mio. € gibt das EU-Programm „Rechte,<br />

Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“ ein Drittel<br />

seines Haushalts für genderbezogene Politikvorhaben<br />

aus. Im Rahmenprogramm für Forschung<br />

und Innovation „Horizont 2020“ sind 43<br />

Mio. € speziell für Sensibilisierungs- und Durchführungsmaßnahmen<br />

zugunsten von Frauen in<br />

Forschungseinrichtungen vorgesehen. Auch in<br />

ihren Außenbeziehungen gibt die EU Steuergelder<br />

für Genderprojekte aus.<br />

Gegenderte Entwicklungshilfe<br />

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

der EU sind dafür 100 Mio. € vorgesehen („Genderaspekte<br />

der Entwicklungshilfe“, „Sexuelle und<br />

reproduktive Gesundheit und Rechte“ – zu diesen<br />

Rechten gehört auch das Recht auf Abtreibung).<br />

„Gender Equality“ ist fester Bestandteil auch in<br />

bilateralen und regionalspezifischen Programmen.<br />

Das Instrument der Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit Asien und Lateinamerika plant Ausgaben<br />

in Höhe von <strong>16</strong> und 18 Mio € für Genderprojekte,<br />

während Albanien eine „Gender Equality Facility“<br />

in Höhe von 2 Mio. € zugesagt wurde. Stoßen Gendervorgaben<br />

in diesen Ländern auf Ablehnung,<br />

wird dies geahndet mit Einschränkung der wirklich<br />

nötigen Entwicklungshilfe.<br />

Großzügige Steuergelder<br />

für die „richtigen“ Vereine<br />

Zusätzliche Kosten entstehen in der EU durch das<br />

Europäische Genderinstitut in Vilnius, das seine<br />

Eigenmittel von 2014 auf 2015 um 300 000 € auf<br />

7,6 Mio. € aufstockte.<br />

Die EU-Grundrechte-Agentur, ein bedeutender<br />

Motor der institutionellen Steuerung von sozialen<br />

Werten und Normen in der EU, verfügt in diesem Jahr<br />

über einen Haushaltsplan von etwas über 21 Mio. €.<br />

Der gemeinnützige Verein „Europäische Frauenlobby“<br />

in Brüssel (Leitmotiv: „Gemeinsam für<br />

ein feministisches Europa“) fordert Abtreibung<br />

und ein vereinfachtes europäisches Scheidungsrecht;<br />

er verfügt über einen Jahreshaushalt von<br />

etwa 1 Mio. €, wovon über 80 % durch die EU-Kommission<br />

bereitgestellt werden.<br />

Der ebenso gemeinnützige Verein „ILGA<br />

Europa“ (der sich u. a. für Transgender-Personen<br />

einsetzt) erhält ebenfalls 90 % seines 2 Mio. €<br />

umfassenden Jahreshaushalts von der EU-Kommission.<br />

Da mehr als drei Viertel ihres Jahreshaushalts<br />

von der EU-Kommission bereitgestellt werden,<br />

müsste man diesen Vereinen sowohl die politische<br />

Unabhängigkeit als auch die „Gemeinnützigkeit“<br />

aberkennen.<br />

Personalkosten unbekannt<br />

Hinzu kommen die Personalkosten für die mit Genderfragen<br />

befassten Beamten der EU-Kommission;<br />

über die gibt es jedoch öffentlich keine Auskunft.<br />

Deswegen stellte die EU-Abgeordnete Beatrix<br />

von Storch (AfD) eine einfache parlamentarische<br />

Anfrage (P-002380-<strong>16</strong>) an die EU-Kommission:<br />

„Kann die EU-Kommission den Gesamtbetrag<br />

in Euro bekanntgeben (eine Ziffer), der jährlich<br />

im EU-Haushalt für alle Maßnahmen für Gender-Mainstreaming,<br />

Maßnahmen <strong>zur</strong> Gleichstellung<br />

von Männern und Frauen, die Bekämpfung<br />

der geschlechtsbedingten Diskriminierung und<br />

den Themenbereich „Gewalt gegen Frauen“<br />

(einschließlich der Tätigkeiten der entsprechenden<br />

Agenturen) ausgegeben wird? Kann die EU-<br />

Kommission die Zahl und den Dienstgrad aller<br />

Beamten bzw. sonstigen Bediensteten mitteilen,<br />

die mit Umsetzung, der Überwachung und<br />

der Auswertung von politischen Maßnahmen für<br />

Gender-Mainstreaming, Maßnahmen <strong>zur</strong> Gleichstellung<br />

von Männern und Frauen, die Bekämpfung<br />

der geschlechtsbedingten Diskriminierung<br />

und den Themenbereich „Gewalt gegen Frauen“<br />

22<br />

Z für Zukunft


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TV-Sprecherin die einseitige Verherrlichung<br />

der erwerbstätigen<br />

Frau infrage stellt und den Wert<br />

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24<br />

Z für Zukunft


Leitthema<br />

beschäftigt sind, und die damit verbundenen jährlichen<br />

Personalkosten in Euro beziffern?“ – Die<br />

Antwort steht bei Redaktionsschluss noch aus.<br />

Auch die EU-Mitgliedsländer lassen<br />

sich „Gender“ etwas kosten<br />

Die einzelnen EU-Staaten gönnen sich unterschiedlich<br />

hohe Budgets, um die EU-Vorgaben zu<br />

Gender-Mainstreaming zu implementieren; Zahlen<br />

liegen nur für die Zeit von 2000 bis 2006 vor:<br />

Insgesamt gaben die Staaten 3,5 Milliarden Euro<br />

dafür aus. Vor Italien und Spanien ist Deutschland<br />

mit 1,1 Mrd. Euro mit Abstand Spitzenreiter.<br />

Zum Beispiel NRW<br />

Zoomen wir ins bevölkerungsreichste Bundesland<br />

Deutschlands, nach Nordrhein-Westfalen (NRW),<br />

und betrachten dessen Finanzgebaren in Sachen<br />

Gender und Co. Dort gibt es ein Ministerium, das<br />

sich mit MGEPA abkürzt (das E steht für Emanzipation)<br />

und sich sehr für die Belange der LSBT<br />

engagiert. Erstaunlich ist der Sprung des Budgets<br />

von 15,2 Mio. € im Jahr 2010 auf 24,4 Mio. €<br />

im Jahr 2011.<br />

Zu der Zeit veränderte sich die Bezeichnung<br />

des Haushaltspostens; hieß er bis dahin „Gleichstellung<br />

von Frau und Mann“, lautet er jetzt<br />

schlicht „Emanzipation“, und das Ministerium,<br />

das sich 2010 noch „Ministerium für Generationen,<br />

Familie, Frauen und Integration“ nannte,<br />

bezeichnet sich nun als „Ministerium für Gesundheit,<br />

Emanzipation, Pflege und Alter“.<br />

Das ist immer noch <strong>nicht</strong> alles<br />

Doch das sind noch <strong>nicht</strong> alle Ausgaben mit „frauenpolitischem<br />

Bezug“; allein die 140 Beamten<br />

und Richter kosten zusätzliche 8,<strong>16</strong> Mio. Euro an<br />

Dienstbezügen. Interessant sind aber die in den<br />

anderen Ministerien versteckten Leistungen, die<br />

einen „unmittelbaren Gender- und frauenpolitischen<br />

Bezug“ haben:<br />

„Die Landesministerien sind in Ansehung des<br />

Landesgleichstellungsgesetzes auch im Haushaltsverfahren<br />

gehalten, in ihrem jeweiligen<br />

Fachbereich die Gleichstellung von Frauen und<br />

Foto: © voodoohosiery.com.au<br />

Männern als durchgängiges Leitprinzip bei allen<br />

Maßnahmen zu fördern. Soweit es sich dabei um<br />

Maßnahmen mit finanziellen Auswirkungen handelt,<br />

ist auch insoweit die geschlechterdifferenzierte<br />

Abschätzung der Wirkungen bereits jetzt<br />

Teil der Facharbeit der Ressorts. Benannt werden<br />

sollen für die einzelnen Ressorts zumindest<br />

beispielhaft wichtige Bereiche mit einem solchen<br />

frauenpolitischen Bezug.“<br />

Zu diesem Zweck wurde 1998 eine sog. „Beilage<br />

2 zu Einzelplan 15: Geplante Leistungen<br />

aller Ressorts mit frauenpolitischem Bezug“<br />

hinzugefügt. In dieser Beilage findet sich die<br />

Gesamtsumme aller Leistungen mit frauenpolitischem<br />

Bezug in NRW 2011: 57 544 42 €.<br />

NRW-Emanzipationsministerin<br />

Barbara<br />

Steffens eröffnet die<br />

Veranstaltung<br />

„Online trifft offline<br />

– Feministische Diskurse<br />

und Strategien“ anlässlich<br />

des Internationalen<br />

Frauentages<br />

Z für Zukunft<br />

25


Leitthema<br />

Da Frauen<br />

angeblich an<br />

den Hochschulen<br />

stärker<br />

benachteiligt<br />

sind als z. B.<br />

bei der Müllabfuhr,<br />

gibt es <strong>zur</strong><br />

„Förderung der<br />

Gleichstellung<br />

an den Hochschulen“<br />

3,5 Mio. €<br />

57,5 Millionen Euro, eine stolze Summe. Damit<br />

werden Maßnahmen, Unterstützung und Förderung<br />

finanziert, zum Beispiel:<br />

• Kunst und Kultur der Frauen,<br />

• Einrichtungen <strong>zur</strong> Organisation überörtlicher<br />

kultureller Zusammenarbeit,<br />

• Kongresse und Workshops für Frauen im ländlichen<br />

Raum,<br />

• Öffentliche Film- und Fernseharbeit; Frauenfilmfestivals.<br />

Da Frauen angeblich an den Hochschulen noch<br />

stärker benachteiligt sind als z. B. bei der Müllabfuhr,<br />

gibt es <strong>zur</strong> „Förderung der Gleichstellung an<br />

den Hochschulen“ ein Budget von 3,5 Mio. € (2011).<br />

Jede Hochschule braucht nämlich eine Gleichstellungsbeauftragte<br />

mit eigenem Büro und einer<br />

Sekretärin; beide verbrauchen Material. Sie reist,<br />

um Kolleginnen vom „Netzwerk Frauen- und<br />

Geschlechterforschung NRW“ zu treffen; mit denen<br />

bespricht sie Ergebnisse aus der Forschungsarbeit<br />

und Strategien.<br />

Solange an allen Fakultäten keine totale<br />

„Geschlechtergerechtigkeit“ herrscht, werden<br />

jedes Jahr viele Millionen Euro in solche Projekte<br />

fließen müssen.<br />

Für die Jahre 2012 bis 2015 liegt in NRW ein<br />

eigenes „Aktions-Budget für Gleichstellung und<br />

Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt<br />

gegen Homo- und Transphobie“ vor. Dafür sind<br />

4,1 Mio. € veranschlagt.<br />

Einfach mal hochgerechnet<br />

Nehmen wir die Zahlen von NRW als Querschnittsinvestition<br />

in eine ressortübergreifende Durchsetzung<br />

des Gender-Mainstreamings und<br />

rechnen das auf die anderen deutschen Bundesländer<br />

hoch, bekommen wir ein Gefühl<br />

dafür, was der „Gender-Spaß“ uns Steuerzahler<br />

kosten darf: Im Jahr 2011 wäre<br />

das ein sagenhaftes Budget von 265 Mio.<br />

Euro gewesen. Das war 2011, heute wird diese<br />

Zahl sicher weit höher ausfallen.<br />

Wie viele Milliarden und Abermilliarden mögen<br />

es in der ganzen EU sein? Zur Durchsetzung einer<br />

Ideologie, wobei die Mehrheit der Bevölkerung<br />

überhaupt <strong>nicht</strong> weiß, was mit ihr geschieht.<br />

Foto: © Studenten-Werk Berlin<br />

Foto: © Studenten-Werk Berlin<br />

Berlin lässt sich den Gender-Spaß fast<br />

eine Million kosten<br />

Da war der Wunsch der Studenten, ups, der<br />

Studierenden, der bei den Frauenbeauftragten<br />

Unterstützung fand. Es geht um das Studentenwerk<br />

Berlin. Das Problem: Die Bezeichnung<br />

„Studenten“ schließe Studentinnen aus; da sich<br />

inzwischen der geschlechtsneutrale Begriff „Studierende“<br />

im Uni-Alltag durchgesetzt habe, könne<br />

man die Institution ja ganz einfach in „Studierendenwerk“<br />

umbenennen.<br />

Ganz einfach. Was vier Buchstaben auslösen:<br />

Ein neues Logo und Hunderte von Schildern müssen<br />

ausgewechselt werden. Plaketten, Briefpapier,<br />

E-Mail-Adressen, Mensa-Karten – es ist eine lange<br />

Liste an Neuanschaffungen. Besonders kostspielig<br />

ist die Änderung des Logos an Gebäudefassaden.<br />

Für alle Anpassungsmaßnahmen wurden<br />

800 000 Euro veranschlagt (und das betrifft nur<br />

Berlin ...). Diese hohen Kosten hält ein Sprecher<br />

der CDU <strong>nicht</strong> für sinnvoll; von den Grünen hingegen<br />

wird dieser Schritt begrüßt: Die Änderung<br />

sei absolut zeitgemäß und wäre in anderen Bundesländern<br />

schon längst erledigt.<br />

Weibliche Studenten können sich nun offensichtlich<br />

besser mitgemeint fühlen als zuvor.<br />

26<br />

Z für Zukunft


Gender-Taktik<br />

Von Herren Professorinnen<br />

und anderen MenschInnen. Wie Gendern unsere Sprache verhun(d)zt<br />

Tomas Kubelik<br />

Foto: © fotolia/dreidos Montage<br />

Mit Sprache<br />

den Mann<br />

zähmen<br />

Vor über 20 Jahren schrieb die Feministin<br />

Luise F. Pusch: „Der Mann braucht<br />

dringend eine Abmagerungskur <strong>zur</strong><br />

Therapie seines immer gefährlicher<br />

werdenden Größenwahns. Es wird<br />

ihm guttun, es im eigenen Gemüt zu erleben, wie<br />

es sich anfühlt, mitgemeint zu sein, sprachlich dem<br />

anderen Geschlecht zugezählt zu werden.“<br />

Den Mann zähmen<br />

Seit damals ist viel geschehen: Sprachleitfäden<br />

zum Schutz der Frauen wurden verfasst und an<br />

den Mann gebracht, Genderbeauftragte richteten<br />

sich in bequemen Büros ein, das Binnen-I wurde<br />

„in“, Gesetzestexte wurden umgeschrieben,<br />

Schulbücher der feministischen Sprachreinigung<br />

unterzogen. Die Gehirnwäsche nahm ihren Lauf.<br />

Nun scheinen die therapeutischen Maßnahmen,<br />

die den Mann endlich zähmen sollen, in<br />

die entscheidende Phase zu treten: Im Jahr 2013<br />

beschloss der Senat der Universität Leipzig,<br />

weibliche Bezeichnungen wie Professorin, Dozentin<br />

oder Wissenschaftlerin künftig auch für männliche<br />

Personen zu benützen. Dies geschah auf Vorschlag<br />

des Herrn Professorin Josef Käs.<br />

Wer hätte das gedacht: Fast 1500 Jahre<br />

geschichtlicher Entwicklung der deutschen Sprache,<br />

deren Grammatikstrukturen in den Ursprüngen<br />

des Indogermanischen wurzeln, werden per<br />

Senatsbeschluss über den Haufen geworfen. Eine<br />

Institution, die der Wissenschaft dienen sollte,<br />

erhebt kurzerhand einen groben Grammatikfehler<br />

<strong>zur</strong> Norm, obwohl die Mehrheit der Deutschen<br />

es lächerlich und dumm findet.<br />

Umpolen durch Sprachveränderung<br />

Was derzeit geschieht, ist <strong>nicht</strong> natürlicher<br />

Sprachwandel, sondern politisch motivierte<br />

Umerziehung: Sprachvorschriften sollen die<br />

Köpfe der Menschen umpolen. Das Stichwort<br />

lautet „Sexualisierung“: Bei jeder noch so alltäglichen<br />

Verrichtung, bei noch so ernsten und<br />

Foto: © Screenshot/Dorf-TV<br />

Luise F. Pusch<br />

vor 20 Jahren:<br />

„Der Mann braucht<br />

dringend eine<br />

Abmagerungskur“<br />

Z für Zukunft<br />

27


Gender-Taktik<br />

Foto: © Wikipedia/Sächsisches Staatsministerium des Inneren<br />

Polizei:<br />

„Deine<br />

Freundin<br />

und<br />

Helferin“<br />

– ?<br />

abstrakten Themen soll das Geschlecht der Beteiligten<br />

als Monstranz der politischen Korrektheit<br />

der Satzaussage vorangetragen werden.<br />

Der neudeutsche Terminus dazu heißt „Gendern“.<br />

Ein Mustersatz aus der Berufsordnung<br />

der deutschen Ärztekammer zeigt, wie das funktioniert:<br />

„Ärztinnen und Ärzte achten das Recht<br />

ihrer Patientinnen und Patienten, die Ärztin oder<br />

den Arzt frei zu wählen oder zu wechseln. Andererseits<br />

sind … auch Ärztinnen und Ärzte frei,<br />

eine Behandlung abzulehnen.“<br />

Wenn nun <strong>nicht</strong>-gegenderte Arbeiten an Universitäten<br />

abgelehnt oder schlechter beurteilt<br />

werden, wenn Texte in Schulbüchern Grammatikund<br />

Rechtschreibfehler enthalten, um angeblich<br />

geschlechtergerecht zu sein, wenn amtliche Schreiben<br />

und Gesetzestexte mühsam entziffert werden<br />

müssen, dann hat eine Ideologie längst die Mitte<br />

der Gesellschaft erreicht. Und jeder, der die deutsche<br />

Sprache verwendet, sollte klar Position<br />

beziehen.<br />

Führt Rechtsgleichheit auch zu<br />

Ergebnisgleichheit?<br />

Weltanschaulicher Ausgangspunkt der Sprachkritik<br />

ist die ostentativ behauptete Benachteiligung<br />

der Frau in unserer Gesellschaft. Abgesehen<br />

davon, dass es „die Frau“ genauso wenig gibt wie<br />

„den Mann“: Frauen sind in unserer Gesellschaft<br />

gegenüber Männern rechtlich gleichgestellt. Nur<br />

führt Rechtsgleichheit <strong>nicht</strong> notwendigerweise <strong>zur</strong><br />

Ergebnisgleichheit; wer diese einfordert, verkennt<br />

einfach die Unterschiede zwischen den Menschen.<br />

Frauen und Männer unterscheiden sich viel zu<br />

stark in ihrem Denken und Fühlen, ihren Interessen<br />

und Lebensentwürfen, in ihren Begabungen und<br />

Schwächen. Deshalb wird es nie zu einer völligen<br />

Gleichheit kommen, was – nebenbei gesagt – eine<br />

ziemlich abschreckende Vorstellung wäre. Doch hat<br />

das alles mit Benachteiligung, mit Ausbeutung und<br />

Unterdrückung <strong>nicht</strong>s zu tun. Schon gar <strong>nicht</strong>s mit<br />

einer angeblich frauenfeindlichen Sprache.<br />

Wenn man Irrtümern folgt ...<br />

Den Forderungen der feministischen Sprachkritik<br />

liegt nämlich ein fundamentaler Irrtum zugrunde:<br />

die Gleichsetzung von Genus und Sexus. Mit<br />

pseudowissenschaftlicher Rhetorik wird behauptet,<br />

Wörter wie Einwohner, Dieb, Kunde oder Student<br />

würden ausschließlich Männer bezeichnen.<br />

Das ist weder vom linguistischen noch vom<br />

psychologischen Standpunkt aus haltbar: Wer<br />

nach der Einwohnerzahl einer Stadt oder der Studentenzahl<br />

einer Universität fragt, wird niemals<br />

bloß die Männer zählen; wer fordert, Diebe sollten<br />

strenger bestraft werden, wird Frauen <strong>nicht</strong> ausnehmen;<br />

und kaum eine Frau, die sich auf einen<br />

Kundenparkplatz stellt, fühlt sich diskriminiert.<br />

Männer sind genauso „mit-gemeint“<br />

Nie bestand in der Vergangenheit Zweifel darüber,<br />

dass maskuline Formen in all diesen Fällen<br />

die Frauen mit-meinen. Feministinnen argumentieren,<br />

Frauen wollten eben <strong>nicht</strong> nur mit-gemeint<br />

sein, sondern explizit erwähnt und dadurch „sichtbar“<br />

werden.<br />

Sie haben aber <strong>nicht</strong> verstanden, dass beim<br />

sogenannten generischen Maskulinum auch Männer<br />

„nur mit-gemeint“ sind. Und oftmals <strong>nicht</strong><br />

einmal das. Auch ein Frauenfußballteam müssen<br />

wir als starken Gegner bezeichnen, obwohl das<br />

Team grammatikalisch sächlich und die betroffenen<br />

Personen weiblich sind. Und bekanntlich<br />

wirbt die Polizei <strong>nicht</strong> mit dem Spruch „Deine<br />

Freundin und Helferin“: grammatisches und<br />

natürliches Geschlecht sind eben zwei Paar Stiefel.<br />

Ihre Vermischung hat zum größten sprachlichen<br />

Unfug der letzten Jahrzehnte geführt.<br />

28<br />

Z für Zukunft


Gender-Taktik<br />

Die Klügerin gibt nach<br />

Doch leider wurden die Konsequenzen <strong>nicht</strong> bedacht.<br />

Wie viele schöne Redewendungen müssten – nähme<br />

man die sogenannte Frauensprache ernst – auf der<br />

Strecke bleiben: Es dürfte keine Sündenböcke<br />

mehr geben und die Ratschläge „Übung macht den<br />

Meister“ und „Der Klügere gibt nach“ gäbe es auch<br />

nur mehr in verstaubten Märchen.<br />

Doch es ist <strong>nicht</strong> durchzuziehen. Sprache entspringt<br />

nun einmal dem mündlichen Gebrauch,<br />

<strong>nicht</strong> dem Reißbrett feministischer Forschung.<br />

Wörter wie KandidatInnen, Leser(innen) oder<br />

Französ/innen sind und bleiben daher papierenes<br />

Phantasiedeutsch. Auch die permanente, ermüdende<br />

Aufzählung von Schülerinnen und Schülern,<br />

Zuschauerinnen und Zuschauern, Politikerinnen<br />

und Politikern ist um <strong>nicht</strong>s besser. Denn<br />

sie führt zu unüberbrückbaren stilistischen und<br />

grammatikalischen Problemen, ist lächerlich und<br />

letztlich undurchführbar.<br />

Geschriebene Sprache hat sich an der gesprochenen<br />

zu orientieren; das tun gegenderte Texte<br />

nie. Sie laufen den Grundregeln guten Stils zuwider<br />

und sind oftmals <strong>nicht</strong> einmal laut vorlesbar.<br />

Was bleibt, ist Chaos<br />

und scheußliches Deutsch<br />

• Sätze wie „Nur 20 % aller Managerinnen sind<br />

Frauen“ fallen heutzutage gar <strong>nicht</strong> mehr auf,<br />

obwohl sie blanker Unsinn sind.<br />

• „Wer nach einem Kochrezept kochen will,<br />

weiß, dass er/sie darin vor der Anleitung die<br />

Zutatenliste findet“, heißt es in einem österreichischen<br />

Schulbuch. Der Satz ist grammatikalisch<br />

schlicht falsch, weil nach dem Fragepronomen<br />

„wer“ kein „sie“ folgen kann.<br />

Sollten <strong>nicht</strong> zumindest Schulbücher vorbildliches<br />

Deutsch enthalten? Wieso passiert so<br />

etwas die Begutachtungskommission?<br />

• Am 6. November 2013 verabschiedete der Tiroler<br />

Landtag ein neues Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />

Darin werden ausschließlich weibliche<br />

Personenbezeichnungen verwendet. So wimmelt<br />

es von Sozialarbeiterinnen, Erziehungswissenschaftlerinnen<br />

und Psychologinnen.<br />

Gemälde © Der Sündenbock, William Holman Hunt, 1854, Lady Lever Art Gallery/UK<br />

Ein Ausdruck allerdings blieb im Maskulinum:<br />

Sexualstraftäter. Da zeigt sich die hässliche<br />

Fratze der feministischen Bewegung.<br />

• Bei der letzten Wahl der Hochschulvertretung<br />

Jahre 2011 lud die HochschülerInnenschaft <strong>zur</strong><br />

ElefantInnenrunde – und bewies damit <strong>nicht</strong> nur<br />

sprachliche Ahnungslosigkeit, sondern auch<br />

Bildungslücken im Bereich Biologie, gibt es<br />

doch nur Elefantenbullen und Elefantenkühe.<br />

• Die Firma „Kleider Bauer“ warb kürzlich in<br />

einem Newsletter folgendermaßen um ihre<br />

jüngsten Kunden: „Stell dir dein Lieblingsoutfit<br />

zusammen, zieh es an und lass dich<br />

von deiner/m Mama/Papa/Begleitung mit dem<br />

Handy oder der Kamera vor unserer Shootingstar-Fotowand<br />

fotografieren.“ So also sieht<br />

kultureller Fortschritt im 21. Jahrhundert aus.<br />

Es blüht eine verarmende Sprache<br />

Es muss allen klar sein: Wer das generische Maskulinum<br />

ablehnt, kann vieles einfach <strong>nicht</strong> mehr<br />

ausdrücken. Die Sätze „Frauen sind die besseren<br />

Zuhörer“ oder „Überraschenderweise war der<br />

Täter eine Frau“ oder „Eders sind Österreicher“<br />

oder „In einer Ehe sollten beide Partner gleichberechtigt<br />

sein“ funktionieren nur, weil die maskulinen<br />

Formen geschlechtsübergreifend verstanden<br />

werden. Dasselbe gilt für zusammengesetzte und<br />

abgeleitete Wörter. Ausdrücke wie Bürgermeister<br />

oder Schülerberater können beim besten Willen<br />

auf keine sinnvolle Weise gegendert werden.<br />

Denn beide Teile des Wortes bestehen aus maskulinen<br />

Personenbezeichnungen.<br />

Foto: © Universitätsklinikum Leipzig / Swen Reichhold<br />

Die „Sündenböckin“<br />

Sie hatte die Idee:<br />

Herr Professorin<br />

Josef Käs<br />

Z für Zukunft<br />

29


Gender-Taktik<br />

Foto: © Wikipedia/Ryan Stubbs (Haljackey)<br />

Wer ist<br />

gefährlicher:<br />

Geisterfahrer<br />

oder Geisterfahrerinnen?<br />

Im Grunde hat<br />

George Orwell diese<br />

Entwicklung in „1984“<br />

bereits beschrieben<br />

Die Sprache wird sexualisiert<br />

Das Schlimmste an dieser Entwicklung: Man<br />

beraubt die Sprache der Möglichkeit, in allgemeinen,<br />

geschlechtsübergreifenden Begriffen zu<br />

sprechen. Dann ist zwar der Wähler ein Mann und<br />

die Wählerin eine Frau. Das geschlechtsneutrale<br />

Wort für eine Person, die wählen geht, ist aber<br />

verschwunden.<br />

Die zentrale Frage sollte daher lauten: Kommt<br />

es bei einer Formulierung auf das Geschlecht der<br />

betroffenen Personen an oder <strong>nicht</strong>? Es ist <strong>nicht</strong><br />

einzusehen, weshalb jeder Sachverhalt, der sich<br />

auf Menschen bezieht, auf die Geschlechterebene<br />

gehoben werden soll.<br />

In der Meldung „Achtung Autofahrer! Auf der<br />

A1 kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen“ ist<br />

weder das Geschlecht der Autofahrer noch des<br />

Geisterfahrers relevant. Deshalb wäre eine Formulierung<br />

wie „Achtung Autofahrerinnen und<br />

Autofahrer! Auf der A1 kommt Ihnen eine Geisterfahrerin<br />

oder ein Geisterfahrer entgegen“<br />

<strong>nicht</strong> nur lächerlich lang; sie würde vor allem<br />

den Fokus in sinnloser Weise von der Sache, der<br />

Gefahr weg auf die Geschlechterebene lenken.<br />

Weswegen – so muss man fragen – soll uns<br />

die Trivialität ständig vor Augen geführt werden,<br />

dass es unter den Menschen Männer und<br />

Frauen gibt? In den meisten Situationen spielt<br />

doch das Geschlecht gar keine Rolle. Und das<br />

ist auch gut so und ist sicherlich auch das Ergebnis<br />

veränderter Geschlechterrollen. Dennoch soll<br />

dem biologischen Geschlecht beim Gendern ein<br />

Gewicht verliehen werden, das es gar <strong>nicht</strong> hat<br />

oder zumindest <strong>nicht</strong> haben sollte. Die penetrante<br />

Betonung des Geschlechts führt so zu einer<br />

subtilen Form der Diskriminierung, nach dem<br />

Motto: Seht her, Frauen gehören auch dazu!<br />

Quelle von Missverständnissen<br />

Außerdem führt exzessives Gendern zu veritablen<br />

Missverständnissen. Eine Meldung wie „Lehrer<br />

fordern mehr Durchgriffsrechte gegenüber verhaltensauffälligen<br />

Schülern“ müsste nach feministischer<br />

Auffassung so verstanden werden,<br />

dass die Forderung nur von männlichen Lehrern<br />

erhoben wurde und sich nur auf Burschen<br />

bezieht. Über die Lehrerinnen und die Schülerinnen<br />

würde <strong>nicht</strong> nur <strong>nicht</strong>s ausgesagt, ein solcher<br />

Satz würde vielmehr nahelegen, dass die weiblichen<br />

Lehrer keinen Bedarf an schärferen Erziehungsmaßnahmen<br />

sähen.<br />

Sind wir einer Minderheit hörig?<br />

Ginge es beim Gendern nur um eine vorübergehende<br />

Modeströmung, könnte man die ganze<br />

Bewegung locker ignorieren. In Wirklichkeit<br />

jedoch maßt sich eine Minderheit an, darüber zu<br />

befinden, wie in Schulen, Medien, Politik und Wissenschaft<br />

gesprochen werden soll.<br />

Alle Umfragen zeigen: Weit über 80 % der<br />

Menschen, auch eine erdrückende Mehrheit der<br />

Frauen, lehnen die sogenannte gendergerechte<br />

Sprache ab – insbesondere die unlesbaren Formen<br />

wie das Binnen-I oder Schrägstrichballungen.<br />

Wie ist es dennoch möglich, dass wir zunehmend<br />

mit hässlichen Sprachungetümen feministischer<br />

Provenienz traktiert werden? Wieso widerspricht<br />

niemand, wo doch die Konsequenzen für<br />

Logik, Verständlichkeit, Ästhetik und sprachlichen<br />

Reichtum offensichtlich verheerend sind?<br />

Es geht ja keineswegs darum, durch korrektes<br />

Argumentieren, durch intellektuelle Überzeugungsarbeit<br />

legitime Ansprüche zu erheben<br />

und die eine oder andere gesellschaftliche<br />

Veränderung herbeiführen zu wollen. Vielmehr<br />

soll richtiges Sprechen und Schreiben richtiges<br />

Denken <strong>zur</strong> Folge haben; das ist die Methode<br />

jeder Ideologie. Im Grunde handelt es sich um<br />

einen ähnlichen Vorgang, wie ihn George Orwell<br />

in seinem berühmten Buch 1984 beschrieben<br />

hat: Eine künstlich geschaffene Sprache soll die<br />

30<br />

Z für Zukunft


Gender-Taktik<br />

Kommunikation der Menschen im Sinne der<br />

herrschenden Doktrin steuern, die richtigen<br />

Ideen, Assoziationen und Gefühle begünstigen<br />

und gewisse Gedanken unmöglich <strong>machen</strong>.<br />

Dass dadurch das Verständnis älterer Texte<br />

massiv erschwert wird, sei nur am Rande<br />

erwähnt.<br />

Sich Gender-Beauftragte sparen<br />

Ich plädiere daher dafür, den Geschlechterkampf<br />

zu beenden, die deutsche Sprache <strong>nicht</strong><br />

weiter zu verunstalten und etliche Genderbeauftragte<br />

einzusparen.<br />

Vielleicht bliebe dann genügend Energie,<br />

damit alle Professoren – männliche wie weibliche<br />

– sich ganz der Forschung und Lehre widmen<br />

können. Unserer Gesellschaft wäre damit<br />

mehr gedient als durch eine Flut von Leitfäden<br />

zum geschlechtssensiblen Formulieren.<br />

Wollten die Gender-Ideologen <strong>nicht</strong> die<br />

Gleichstellung der Geschlechter? Warum<br />

drängen sie dann so vehement auf die<br />

Unterschiedlichkeit in der Sprache?<br />

Tomas Kubelik, 1976 in der<br />

Slowakei geboren, wuchs in<br />

Stuttgart auf und studierte Germanistik<br />

und Mathematik. 2005<br />

promovierte er zum Dr. phil. Er ist<br />

als Gymnasiallehrer für Deutsch<br />

und Mathematik tätig. Kürzlich<br />

erschien im Projekte-Verlag Halle<br />

sein Buch „Genug gegendert!“<br />

Eine Kritik der feministischen<br />

Sprache, in dem er die Argumente<br />

der feministischen Sprachkritik<br />

überzeugend und allgemeinverständlich entkräftet.<br />

ISBN: 9783954862511<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Universal Electrics zahlt<br />

35 Mrd. $ wegen<br />

sexueller Diskriminierung<br />

(New York) Aufgrund persönlicher sexueller Neigungen wollte der schwule<br />

Marco S. mit zwei „männlichen“ Elektro-Steckverbindungen bei einer Gay-Party<br />

das Sound-System in Gang setzen. Dabei wurde er von Stromstößen erfasst und<br />

erlitt an empfindlichen Körperteilen Verbrennungen ersten Grades.<br />

Der Veranstalter der Party, ein Schwulen-Lesben-Club, verklagte daraufhin<br />

den Hersteller der Stecker „Universal Electrics“ wegen Diskriminierung<br />

aufgrund von sexuellen Neigungen.<br />

Marco S. verabscheut alles Heterosexuelle und konnte aufgrund psychischen<br />

Drucks keine hetero-elektrischen Verbindungen mehr benützen. Da<br />

aber herkömmliche Steckverbindungen ausschließlich „hetero“ konzipiert<br />

sind, gab das Gericht in letzter Instanz der Klage statt und bestätigte den<br />

Tatbestand der sexuellen Diskriminierung.<br />

Dieses Urteil dient nun als Präzedenzfall und zieht eine Flut von Klagen<br />

nach sich. International haben Elektro-Großkonzerne bereits begonnen, für die<br />

zu erwartenden Schadensforderungen Rücklagen in Milliardenhöhe zu bilden.<br />

Unter dem Arbeitstitel „Safer Stex“ hat eine Forschungsabteilung des<br />

deutschen Max-Pranck-Instituts ein Hochtechnologie-Entwicklungsprogramm<br />

eingeleitet für Stex-Verbindungen, die allen homo-, lesben- und transelektrischen<br />

Anforderungen gerecht werden. Sogar eine hydraulisch verwandelbare<br />

Bi-Stex-Funktionalität ist vorgesehen.<br />

Aufgrund der zu erwartenden Billiarden-Investitionen, die weltweit in der<br />

Elektro- und Immobilien-Industrie zu erwarten sind, wird der deutsche Stex-<br />

Technologie-Vorsprung ein Wirtschaftswachstum von 6 % erwarten lassen.<br />

-Satire<br />

Z für Zukunft<br />

31


Gender-Taktik<br />

Verschleiern und<br />

verharmlosen Die Strategie der Gender-Lobby<br />

Mathias von Gersdorff<br />

Foto: © Wikipedia/Trying burqa/Marius Arnesen<br />

Mit positiv<br />

besetzten<br />

Wörten Übles<br />

beschreiben –<br />

das verschleiert<br />

Der Begriff „Gender“ schwirrt schon<br />

lange herum, wurde aber von der<br />

großen Mehrheit wenig beachtet.<br />

Das änderte sich schlagartig mit<br />

einer Petition des Realschullehrers<br />

Gabriel Stängle unter dem Motto „Kein Bildungsplan<br />

2015 unter der Ideologie des Regenbogens“.<br />

Diese Petition, gestartet Ende 2013, wurde von<br />

fast 200 000 Personen unterschrieben. Stängles<br />

Aktion richtete sich gegen die Einführung von<br />

„Gender“ als Querschnittsthema in den Schulen<br />

Baden-Württembergs.<br />

Diese Maßnahme bedeutete konkret, dass<br />

ab dem ersten Grundschuljahr Gender in allen<br />

Fächern berücksichtigt werden sollte. Der erste<br />

Entwurf des „Bildungsplans 2015“ sah eine regelrechte<br />

Indoktrination der Schulkinder vor.<br />

Unmut fand seinen Ausdruck<br />

Kein Wunder, dass es seitdem in Baden-Württemberg<br />

<strong>nicht</strong> <strong>zur</strong> Ruhe kommt: In Stuttgart fanden<br />

inzwischen zehn Demonstrationen statt, acht<br />

davon organisiert vom Aktionsbündnis „DEMO für<br />

ALLE“ unter der Leitung von Hedwig von Beverfoerde<br />

(siehe Interview auf Seite 69). Zudem gab<br />

es viele Proteste in Form von Postkartenaktionen,<br />

Infotischen in Fußgängerzonen, Aufklärungsvorträgen<br />

etc. Im Ländle hat sich sozusagen eine<br />

regelrechte Bewegung gegen „Gender in der<br />

Schule“ gebildet, die bundesweit Aufmerksamkeit<br />

erregt hat.<br />

Das Interesse an diesem Thema führte auch<br />

dazu, dass etliche kritische Bücher über Gender<br />

in die Buchhandlungen gekommen sind; heute<br />

hat man es leichter, hilfreiche Literatur über<br />

32<br />

Z für Zukunft


Gender-Taktik<br />

Hintergründe von Gender zu finden. Vertreter<br />

der baden-württembergischen Landesregierung<br />

aus Bündnis90/Die Grünen und der SPD haben<br />

die Reaktionen gegen den Bildungsplan zunächst<br />

<strong>nicht</strong> ernst genommen und nannten die Gegner<br />

homophob, ewiggestrig, christliche Fundamentalisten<br />

etc. – also die üblichen Totschlag-Begriffe.<br />

Die Jungen Grünen gar bezeichneten die Demonstranten<br />

als „homophoben Schlossplatz-Mob“.<br />

Strategie-Änderung<br />

Aber die Bildungsplan-Gegner ließen sich <strong>nicht</strong><br />

einschüchtern, die Proteste wurden immer stärker,<br />

immer mehr Eltern erfuhren, was die grünrote<br />

Landesregierung mit ihren Kindern vorhat,<br />

und die Regierungsvertreter kamen zunehmend<br />

in Erklärungsnot.<br />

Die Gender-Befürworter änderten ihre Strategie<br />

und behaupteten, die Kritik an den Bildungsplänen<br />

und an Gender überhaupt sei völlig übertrieben. So<br />

behauptete die Journalistin Veronika Wawatschek<br />

in der stark beachteten Sendung für den Bayerischen<br />

Rundfunk „Außerparlamentarische Opposition<br />

von christlich-rechts?“, gesendet am 19. Februar<br />

2015, es ginge lediglich um Gleichstellung<br />

von Mann und Frau und um die Vermeidung von<br />

Gewalt gegenüber Homosexuellen.<br />

Dieses Argumentationsmuster entspricht ganz<br />

dem von Ministerpräsident Kretschmann: Für<br />

ihn sei die ganze Diskussion lediglich das Produkt<br />

eines großen Missverständnisses. O-Ton am<br />

8. April 2014 in der „Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung“ (FAZ): „Unser Ziel ist es, dass die Schule<br />

zu einem von Vorurteilen und Diskriminierungen<br />

freien Raum wird.“<br />

Bildungshoheit bei der LSBTTIQ-Lobby?<br />

Zu diesem Zeitpunkt war schon allgemein<br />

bekannt, dass die entsprechenden Stellen im<br />

Entwurf des Bildungsplans von LSBTTIQ-Lobbygruppen<br />

fast komplett redigiert wurden.<br />

Heike Schmoll schrieb am 24. Januar 2014 auf<br />

der ersten Seite der FAZ im Hauptkommentar,<br />

wichtige Stellen des „Erziehungsschwerpunktes<br />

Akzeptanz sexueller Vielfalt“ seien maßgeblich<br />

von Lobbygruppen bestimmt worden: „Allerdings<br />

Foto: © Wikipedia/Capital Pride Festival 2015/S. Pakhrin<br />

zeugt es <strong>nicht</strong> von allzu großer Klugheit in Stuttgart,<br />

nahezu wörtlich die Ziele einschlägiger Interessengruppen<br />

in den neuen Entwurf für den Bildungsplan<br />

zu übernehmen.“<br />

Schon am 14. Januar 2014 hatte die FAZ auf<br />

Seite 1 berichtet, der Entwurf <strong>zur</strong> Durchsetzung<br />

der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ an den Schulen<br />

Baden-Württembergs sei auf „Druck von Lobbyisten“<br />

entstanden: „Nach Informationen dieser Zeitung<br />

stand das Kultusministerium bei der Abfassung<br />

des Arbeitspapiers unter Zeitdruck sowie<br />

unter großem Einfluss von Lobbyverbänden.“<br />

Diese Vorgehensweise wurde von der „Evangelischen<br />

Lehrer- und Erziehungsgemeinschaft“<br />

in Württemberg kritisiert: „Zum Thema ‚sexuelle<br />

Vielfalt‘ sei nur mit drei Interessengruppen<br />

gesprochen worden“, so die FAZ. Im Bericht<br />

„Von der Vielfalt und der Einfalt“, ebenfalls am<br />

14. Januar 2014 erschienen, berichtet die FAZ:<br />

„Von Seiten der Kirchen sei deutlich Kritik geäußert<br />

worden, man sei dann überrascht gewesen,<br />

dass diese Diskussion auf das am 18. November<br />

2013 verfasste Arbeitspapier keinen Einfluss<br />

gehabt habe. Man habe angedeutet, dass der<br />

Druck der Lobby-Gruppen, also der Lesben- und<br />

Schwulenverbände, ausgesprochen stark sei.“<br />

Beschwichtigung<br />

Das ganze Projekt „Bildungsplan 2015“ drohte<br />

für die grün-rote Landesregierung zum Fiasko zu<br />

werden; sie musste nun unbedingt beweisen, dass<br />

sie <strong>nicht</strong> vorhatte, ein radikales Umerziehungs-<br />

Der Druck der<br />

LSBTTIQ-Lobbygruppen,<br />

also der<br />

Lesben- und<br />

Schwulenverbände,<br />

auf die Politik ist<br />

ausgesprochen stark<br />

Als ob es<br />

um Gleichberechtigung<br />

und Gewaltvermeidung<br />

ginge ...<br />

Z für Zukunft<br />

33


Gender-Taktik<br />

Jutta Hartmann entwarf<br />

eine Pädagogik,<br />

die die Dekonstruktion<br />

der Geschlechter schon<br />

bei den Schülern<br />

möglichst gründlich<br />

bewirken könnte<br />

Foto: © Alice Salomon Hochschule Berlin<br />

programm einzuführen. Schützenhilfe erhielten<br />

Kretschmann & Co. von der baden-württembergischen<br />

Presse, die fast ausnahmslos die Position<br />

der Landesregierung verteidigt; auch diese beteuerte<br />

stets, es ginge bloß um Gleichstellung von<br />

Mann und Frau sowie um Gewaltvermeidung.<br />

Wer so argumentiert, der verharmlost und verschleiert,<br />

was „Gender“ wirklich ist: Eine pseudoreligiöse<br />

fanatische Ideologie, die ein völlig neues<br />

Menschenbild einführen will. Gender strebt<br />

<strong>nicht</strong>s Geringeres an als eine anthropologische<br />

Revolution, so Papst Benedikt XVI. in seiner<br />

Ansprache beim Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium<br />

am 21. Dezember 2012.<br />

Nur wache Köpfe<br />

lassen sich <strong>nicht</strong> manipulieren<br />

Wer <strong>nicht</strong> auf die Verharmlosungsstrategie der<br />

Gender-Ideologen hereinfallen will, sollte sich die<br />

Radikalität einiger ihrer Texte vor Augen führen:<br />

„Geschlecht, Sexualität und Lebensform als<br />

gänzlich gesellschaftlich hervorgebracht begreifend,<br />

arbeite ich eine Vorstellung von Handlungsfähigkeit<br />

heraus, die die Möglichkeit bewusster<br />

Aktivität gegenüber Normen und ein Neuentwerfen<br />

von Existenz- und Lebensweisen beinhaltet.“<br />

Das Projekt »Z« fördern:<br />

Spenden • Inserieren • Sponsern<br />

Mit Ihrer Hilfe kann<br />

die »Z« eine<br />

deutliche Stimme<br />

im Lande werden<br />

www.ZwieZukunft.de<br />

Spenden: KSK GP. SWIFT: GOPS DE 6G<br />

IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

Das schrieb Professorin Jutta Hartmann im<br />

Jahr 2002 in „Vielfältige Lebensweisen – Dynamisierungen<br />

in der Triade Geschlecht – Sexualität<br />

– Lebensform. Kritisch-dekonstruktive Perspektiven<br />

für die Pädagogik“. Hartmann war eine<br />

der wichtigsten Exponenten der sog. „Dekonstruktiven<br />

Pädagogik“. Diese unterwirft sämtliche<br />

grundlegenden Denkmodelle der Moderne – wie<br />

Vernunft, Subjekt, Identität, Einheit, Emanzipation<br />

oder Fortschritt – einer radikalen Kritik bis<br />

hin <strong>zur</strong> Verneinung der Existenz der Realität, für<br />

die diese Begriffe stehen.<br />

Als Hartmanns Buch erschien, spielten Themen<br />

wie „Gender“, „Dekonstruktion der Geschlechter“<br />

und „Vielfalt sexueller Orientierung“ außerhalb<br />

von Universitäten noch kaum eine Rolle.<br />

Wer die Kinder hat,<br />

hat die nächste Generation<br />

Doch es gab große Pläne, Gender & Co. in der<br />

Gesellschaft zu implementieren, am besten durch<br />

die Schule. Deshalb machten sich Jutta Hartmann<br />

und andere ans Werk, eine Pädagogik zu entwerfen,<br />

die die Dekonstruktion der Geschlechter<br />

schon bei den Schülern möglichst gründlich betreiben<br />

könnte – die „Dekonstruktive Pädagogik“.<br />

Schon damals gab es Versuche, solche Konzepte<br />

in den Schulen umzusetzen, zum Beispiel<br />

die „schwul-lesbischen Aufklärungsprojekte“.<br />

Franz Timmermann (er brachte viele Jahre später<br />

zusammen mit Elisabeth Tuider das skandalöse<br />

Praxisbuch „Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />

zu Identitäten, Beziehungen, Körper<br />

und Prävention für Schule und Jugendarbeit“ heraus)<br />

schrieb damals eine „Evaluation schwul-lesbischer<br />

Aufklärungsprojekte in Schulen“.<br />

Dort steht: „Die scheinbare Eindeutigkeit konstruierter<br />

Systeme, die die Menschen entweder<br />

in ‚Männer‘ oder ‚Frauen‘ bzw. ‚Hetero-‘ oder<br />

‚Homosexuelle‘ einteilen, ist die Grundlage eines<br />

binären, biologistischen, essentialistischen, fundamentalistischen<br />

und totalitären Denkens, das<br />

die Welt nur in Polaritäten wahrnehmen will und<br />

kann. … In letzter Konsequenz läuft diese Perspektive<br />

auf eine moralische Unterscheidung in<br />

‚Gut‘ und ‚Böse‘ hinaus.“<br />

34<br />

Z für Zukunft


Gender-Taktik<br />

In diesem Sinne schrieb auch der kanadische<br />

Soziologe Michel Dorais 1999 in seinem<br />

Buch „Éloge de la Diversité Sexuelle“ (Lob der<br />

sexuellen Vielfalt): „Seit wir angefangen haben,<br />

die Schubladen ‚Männer‘ und ‚Frauen‘, ‚männlich‘<br />

und ‚weiblich‘, ‚heterosexuell‘ und ‚homosexuell‘<br />

zu kreieren, haben wir aus dem Auge<br />

verloren, was ein sexualisiertes Sein und was<br />

eine Bevölkerung in ihrer Vielfalt ist.“<br />

Am ehrgeizigsten waren die englischsprachigen<br />

Feministinnen, man braucht nur in den<br />

Büchern von US-amerikanischen Autorinnen<br />

wie Judith Butler zu blättern.<br />

Die Kritiker übertreiben ja nur ...<br />

Zurzeit wollen die Gender-Ideologen von diesen<br />

radikalen Thesen wenig wissen; werden sie auf<br />

solche theoretischen Texte angesprochen, antworten<br />

sie, man würde übertreiben. Verharmlosen<br />

und Verschleiern ist <strong>zur</strong>zeit die Taktik<br />

der Gender-Ideologen, eine Reaktion auf den<br />

gewaltigen Widerstand gegen die Einführung<br />

dieser Ideologie an den Schulen.<br />

Wer noch bei klarem Verstand ist und<br />

erkennt, dass Gender eine Doktrin wider jede<br />

Vernunft ist, sollte stets bemüht sein zu zeigen,<br />

wie radikal und gefährlich diese Ideologie ist.<br />

Die Grundlagentexte müssen bekannt gemacht<br />

werden, denn diese sprechen für sich, zumindest<br />

für jeden normal denkenden Menschen.<br />

Mathias von Gersdorff ist Leiter<br />

der Aktion „Kinder in Gefahr“<br />

und Autor mehrerer Bücher, darunter<br />

„Gender – was steckt dahinter“,<br />

erschienen 2015 im Verlag „Media<br />

Maria“.<br />

ISBN 978-3-945401-14-9<br />

Foto: © BZgA<br />

Herr Gröhe, das ist<br />

aber <strong>nicht</strong> zum Lachen!<br />

Der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe präsentiert die 15<br />

Mio. Euro teure Kampagne „LIEBESLEBEN“. 65 000 dieser „lustigen“<br />

Plakate sind inzwischen affichiert, etliche davon vor Bushaltestellen<br />

und Schulen, damit unsere Kinder auch ganz sicher erfahren, wie<br />

einfach solche akrobatischen Stellungen eigentlich seien. Will Herr<br />

Gröhe sagen: „Probierts einfach aus, Hauptsache mit Kondom!“ – ?<br />

Diese anregenden Bilder befinden sich aber auch vor den Toren von<br />

Flüchtlingsunterkünften. Was bewirkt das bei den vorwiegend muslimischen<br />

Männern dort? Zu irgendetwas wird sie das schon anregen<br />

– den Text verstehen sie wohl eher <strong>nicht</strong>.<br />

Die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA) gibt<br />

vor, damit über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten aufklären<br />

zu wollen. „Wird damit <strong>nicht</strong> Sex als ‚bedeutungsloser, leicht<br />

zu konsumierender Spaß‘ dargestellt, an dessen mögliche Konsequenzen<br />

man dank Kondomen keinen Gedanken mehr verschwenden muss?<br />

Dabei gibt es auch sexuell übertragbare Krankheiten, vor denen Kondome<br />

<strong>nicht</strong> zu 100 % schützen – damit wird eine falsche Sicherheit<br />

suggeriert“, so Dr. Jakob Pastötter (siehe Seite 78).<br />

„De facto propagiert die Kampagne genau das promiskuitive Verhalten,<br />

das eine der Hauptursachen für zerstörte Familienbeziehungen und<br />

sexuell übertragbare Krankheiten ist“, sagt Frau von Beverfoerde.<br />

Oder macht Herr Gröhe nur gute Miene zum bösen Spiel? Als aktivem<br />

Christen ist ihm ja bewusst, dass eine Treue-Beziehung zum eigenen<br />

Ehepartner der allerbeste Schutz ist gegen Aids und andere Geschlechtskrankheiten.<br />

Muss er von Berufs wegen etwas vertreten, was ihm persönlich<br />

gar <strong>nicht</strong> lieb ist – deshalb das allzu gezwungene Lächeln?<br />

Unterstützten Sie die Protest-Petition:<br />

www.citizengo.org/de/pc/35049-sex-plakate-der-bzga-stoppen<br />

Z für Zukunft<br />

35


Gender-Blüten<br />

Freie Fahrt ins Irrenhaus<br />

New York City verabschiedet Transgender-Gesetz<br />

Gabriele Kuby<br />

Foto: © Montage Agentur PJI UG/Manahtan/AngMoKio<br />

Der Anteil von<br />

Transgender in der<br />

Bevölkerung<br />

liegt im<br />

Promille-Bereich<br />

Kürzlich, nach einem Vortrag, kam<br />

eine Person auf mich zu und sprach<br />

mich an: „Ich bin transident.“ Wir<br />

kamen ins Gespräch. Sie sei zwar<br />

Frau und Mutter von drei Kindern,<br />

aber sie fühle sich als Mann. „Da drüben steht<br />

mein Schatz“: Ein Schrank von einem Mann mit<br />

Stöckelschuhen und roten Lippen.<br />

Je länger wir sprachen, umso mehr flammten<br />

Wut und Schmerz aus ihren Augen, was ihr alles<br />

angetan worden und wie schrecklich ihr Leben<br />

sei, in dem ihr das Gehirn eine andere Botschaft<br />

gebe als der Körper. Ich fragte: „Und wie wäre<br />

es, wenn Sie all diesen Schmerz loswerden könnten?“<br />

Die Antwort: „Das wäre das Paradies.“ Mit<br />

Tränen in den Augen ging sie weg.<br />

Ein Fass ohne Boden<br />

Wer dachte, die Forderungen der Homosexuellen-<br />

Bewegung könnten irgendwann erfüllt sein und<br />

dann zum Halten kommen, der irrt: Nun befinden<br />

wir uns am Beginn der Transgenderwelle.<br />

Die LGBT-Bewegung in den USA hat den<br />

November zum „Transgender Awareness Month“<br />

ausgerufen und kämpft darum, dass in den Schulen<br />

außer dem „National Coming-Out Day“ auch<br />

noch ein „Transgender Awareness Day“ eingeführt<br />

wird, an dem Kinder lernen sollen, dass sie<br />

ihr Geschlecht beliebig wählen können.<br />

Zuerst New York, dann Europa,<br />

später der Rest der Welt<br />

Vorreiter ist New York City (NYC). Die „New York<br />

City Commission on Human Rights“ (Menschen-<br />

36<br />

Z für Zukunft


Gender-Blüten<br />

rechtskommission) hat Ausführungsbestimmungen<br />

erlassen, wie das „New York City Human<br />

Rights Law“ konkret umgesetzt werden muss<br />

(NYCHRL, Local Law No. 3 (2002) Code §8-<br />

102(23)).<br />

Ziel dieser gesetzlichen Bestimmungen ist<br />

es, Diskriminierung aufgrund der Gender-Identität<br />

in öffentlichen Institutionen, dem Hotelgewerbe,<br />

auf dem Wohnungsmarkt und am Arbeitsplatz<br />

zu verhindern und juristisch zu verfolgen.<br />

Das Geschlecht, die „Gender-Identität“, solle frei<br />

wählbar sein, denn das Geschlecht, mit dem ein<br />

Mensch auf die Welt kommt, sei nur „zugeschrieben“.<br />

Das NYCHRL definiert den Begriff „Gender-<br />

Identität“ so:<br />

„Gender-Identität ist das innere, tief empfundene<br />

Gefühl des eigenen Geschlechts, welches<br />

dasselbe oder ein anderes Geschlecht sein kann<br />

als jenes, das einem bei der Geburt zugeschrieben<br />

wurde. Die Gender-Identität kann männlich<br />

oder weiblich sein, keines von beiden oder beides,<br />

d. h. sie ist <strong>nicht</strong> bi-polar.“<br />

Wer <strong>nicht</strong> transgender ist,<br />

ist „cisgender“<br />

Damit niemand auf die Idee kommt, die heterosexuelle<br />

Identität als Mann oder Frau wäre normal,<br />

werden alle, die „<strong>nicht</strong> transgender“ sind,<br />

also mehr als 99 Prozent der Menschheit, als „Cisgender“<br />

definiert, nämlich als Personen, „deren<br />

Selbst-Identität mit dem Gender übereinstimmt,<br />

welches mit dem bei der Geburt zugeschriebenen<br />

biologischen Geschlecht (sex) korrespondiert“.<br />

Das Normale soll durch einen abnormalen Begriff<br />

seiner Normalität beraubt werden.<br />

ist das gewünschte Geschlecht, der gewünschte<br />

Name, das gewünschte Pronomen der Person, die<br />

sich mit dem „bei der Geburt zugeschriebenen<br />

Geschlecht“ derzeit <strong>nicht</strong> identifiziert.<br />

Wenn ein Büroangestellter oder vielleicht ein<br />

Hotelportier eines Tages mit hohen Schuhen im<br />

rosa Röckchen mit lackierten Fingernägeln und<br />

Lidschatten erscheint, so darf der Arbeitgeber<br />

daran keinen Anstoß nehmen.<br />

Sollte ihm eine Missfallensäußerung entfahren,<br />

so hat der Angestellte ein Recht, ihn zu verklagen;<br />

dabei spielen der Ernst oder die Häufigkeit des<br />

geäußerten Missfallens keine Rolle („severity or<br />

pervasiveness of the harassment is irrelevant“).<br />

Falls der Arbeitgeber den/die/das Transgender<br />

daraufhin in irgendeiner Weise <strong>zur</strong>ücksetzt, etwa<br />

auf Beförderung verzichtet, so ist dies gesetzwidrig,<br />

und zwar auch dann, wenn sich herausstellt,<br />

dass die Klage unberechtigt war.<br />

Es wird empfohlen, dass Institutionen dadurch<br />

Verstöße gegen das NYCHRL vermeiden, dass sie<br />

jeden danach fragen, mit welchem Namen oder<br />

Pronomen er angeredet werden möchte, damit<br />

sich Transgender-Personen durch solche Fragen<br />

<strong>nicht</strong> diskriminiert fühlen (§ 3,1).<br />

Damit niemand<br />

auf die Idee<br />

kommt, Heterosexualität<br />

wäre<br />

normal:<br />

Wer <strong>nicht</strong><br />

transgender ist,<br />

ist „cisgender“<br />

Die Diskriminierungs-Willkür<br />

Diskriminierung liegt vor, wann immer jemand<br />

sich ablehnend gegenüber einem/r Transgender<br />

(Transgender*in?) verhält oder auch nur<br />

Menschen mit unterschiedlichem Gender unterschiedlich<br />

behandelt. Dabei spielt es keine Rolle,<br />

ob die/der/das Transgender tatsächlich eine juristische<br />

Geschlechtsänderung vorweisen kann<br />

oder <strong>nicht</strong>. Sollte ein Arbeitgeber danach fragen,<br />

wäre das Diskriminierung. Was allein zählt,<br />

Foto: © Bildzitat: Ausschnitt BILD<br />

Z für Zukunft<br />

37


Gender-Blüten<br />

Sebastian Berggren<br />

zeigt das Konzept des<br />

dualen Geschlechts<br />

im Musical<br />

„Wild Side Story“.<br />

1999, Stockholm<br />

Foto: © Wikipedia/Musical-<br />

Produktion F.U.S.I.A.<br />

Es gibt in unserer Gesellschaft noch Orte,<br />

die man lieber aufsucht, wenn sie dem gleichen<br />

Geschlecht vorbehalten sind, etwa Waschräume,<br />

Toiletten und Umkleidekabinen. Dies ist insbesondere<br />

für Frauen wünschenswert, da sie der<br />

Gefahr sexueller Belästigung besonders ausgesetzt<br />

sind, und zwar <strong>nicht</strong> nur in der Silvesternacht<br />

2015/20<strong>16</strong> am Kölner Hauptbahnhof, sondern<br />

massenhaft im Alltag.<br />

Welche Lokalität soll nun der/die/das Transgender<br />

aufsuchen? Darüber gibt es in<br />

den USA eine nationale Debatte.<br />

Präsident Obama hat mit der<br />

Einführung einer Unisex-Toilette<br />

im Weißen Haus aller<br />

Welt den Weg gewiesen: eine<br />

dritte Kategorie von Toiletten,<br />

die Transgendern die Entscheidung<br />

über ihr Geschlecht<br />

erspart.<br />

Diese salomonische Obama-<br />

Lösung ist für das NYCHRL unbefriedigend<br />

(III, 2): Transgender sollen<br />

die „single-sex facility“ benutzen<br />

dürfen, die dem Geschlecht<br />

ihrer Wahl entspreche,<br />

„unabhängig<br />

von dem bei der<br />

Geburt zugeschriebenen<br />

Geschlecht,<br />

der Anatomie, der<br />

medizinischen Vorgeschichte,<br />

der Erscheinung<br />

oder dem Eintrag im Personalausweis“, denn<br />

die Entscheidung über das Geschlecht sei ja ein tief<br />

innerliches Gefühl (s. o.).<br />

Es darf also eine MTF (male to female) das<br />

Frauenklo benutzen und ein FTM (female to<br />

male) das Männerklo, auch wenn FTM mit gewissen<br />

schritthohen Uriniergefäßen Schwierigkeiten<br />

haben dürfte und sich Frauen im Schwimmbad<br />

lieber <strong>nicht</strong> in Gemeinschaft mit MTF umkleiden<br />

möchten, deren Geschlecht, sofern es <strong>nicht</strong><br />

amputiert wurde, spätestens dann eindeutig zu<br />

erkennen ist.<br />

Das „gefühlte“ Geschlecht<br />

Auch die Teilnahme an geschlechtsspezifischen<br />

Programmen muss Transgendern gestattet werden:<br />

Wenn ein Mann z. B. gerne an einer Frauengruppe<br />

teilnehmen möchte, braucht er nur<br />

zu behaupten, er fühle sich als Frau, um in der<br />

Frauengruppe Einlass erzwingen zu können – und<br />

umgekehrt. Ein Nachweis des Geschlechtswechsels<br />

darf hierfür <strong>nicht</strong> verlangt werden (III, 2, c).<br />

Um Verstößen gegen das NYCHRL<br />

vorzubeugen, wird empfohlen,<br />

dass Arbeitgeber und<br />

öffentliche Einrichtungen<br />

ihr Personal regelmäßigen<br />

Schulungen unterziehen,<br />

in denen die Belegschaft<br />

lernt, eine Umgebung<br />

zu schaffen, die frei von „Sex-<br />

Stereotypen“ ist. Ausgemerzt<br />

werden sollen alle Indikatoren,<br />

die bisher signalisierten, ob<br />

jemand ein Mann oder eine Frau<br />

ist, denn das sperre ihn/sie/es in<br />

Schubladen, wodurch er/sie/es<br />

der freien, geschlechtsunabhängigen<br />

Selbstbestimmung<br />

verlustig<br />

gehe.<br />

Dabei bleibt die<br />

Frage offen, wie denn<br />

mit den Geschlechtsstereotypen<br />

von<br />

Transgendern umzugehen<br />

sei, die ja in der Rege besonders auffällig<br />

<strong>zur</strong> Schau gestellt werden. Auch soll das Personal<br />

darin geschult werden, Verstöße gegen das NYCHRL<br />

zu erkennen und innerbetrieblich zu melden – ohne<br />

Furcht vor negativen Konsequenzen (III, 8).<br />

Geschlecht wählbar –<br />

aber <strong>nicht</strong> die Frisur<br />

Arbeitgeber etwa von Restaurants oder Bars dürfen<br />

ihren männlichen und weiblichen Angestellten<br />

keinen unterschiedlichen Dress-Code vorschreiben:<br />

also High-Heels und Lidschatten für<br />

alle oder für keinen! Empfohlen wird, Männern<br />

38<br />

Z für Zukunft


Gender-Blüten<br />

und Frauen ein einheitliches Erscheinungsbild<br />

vorzuschreiben, z. B. Pferdeschwanz oder kurze<br />

Haare für alle. Das Geschlecht ist wählbar, <strong>nicht</strong><br />

aber die Frisur!<br />

Befindet sich ein Individuum gerade im Prozess<br />

des Übergangs von einem Geschlecht zum<br />

anderen, so muss die betriebliche Krankenkasse<br />

die ganze Bandbreite therapeutisch-medizinischer<br />

Maßnahmen bezahlen, als da sind: Hormonbehandlung,<br />

Stimmtraining, Operationen. Die<br />

Behandlung darf während der Arbeitszeit erfolgen<br />

und darf vom Arbeitgeber <strong>nicht</strong> anders eingestuft<br />

werden als eine Krankheit.<br />

New York City meint es ernst: Es können Strafen<br />

bis zu 125 000 US-Dollar verhängt werden<br />

und bis zu 250 000 Dollar, wenn es sich um „mutwilliges<br />

und bösartiges Verhalten“ handelt.<br />

Ganz neue Möglichkeiten<br />

Wir wollen aber auch das Positive sehen; das<br />

NYCHRL eröffnet den New Yorkern ganz neue<br />

Möglichkeiten:<br />

Angenommen, ein Mann hat mit seinem Nachbarn<br />

Ärger. Er zieht sich einen Minirock an, stopft<br />

Skihandschuhe unter sein T-Shirt, schminkt sich<br />

die Lippen rot und klingelt an der Haustür seines<br />

Nachbarn und verlangt, dass er seinen Fernseher<br />

leiser stellt. Der Mann presst die Hand vor<br />

den Mund, um sein Lachen zu unterdrücken und<br />

knallt ihm die Türe vor der Nase zu: Anklage<br />

wegen Diskriminierung.<br />

Angenommen, eine Frau wird am Arbeitsplatz<br />

gemobbt; ihre Beschwerden beim Chef fruchten<br />

<strong>nicht</strong>s. Sie erscheint mit Anzug, Krawatte und<br />

gegelten kurzen Haaren und verlangt, dass man<br />

sie als Herr XY anredet. Ihr Arbeitgeber und ihre<br />

Kollegen tun dies <strong>nicht</strong>: Anklage wegen Diskriminierung.<br />

Angenommen, die Bewerbung eines Mannes in<br />

den Vorstand einer Firma ist erfolglos, weil Quotenfrauen<br />

vorgezogen werden. Einfache Lösung:<br />

Bewerbung als Frau. Würde der Arbeitgeber die<br />

Bewerbung ablehnen: Anklage wegen Diskriminierung.<br />

Foto: © Wikipedia/Pax Ahimsa Gethen<br />

Wenn eine Störung zum Maßstab wird<br />

Dies alles bedeutet: Die Welt darf <strong>nicht</strong> mehr<br />

objektiv wahrgenommen werden, vielmehr muss<br />

sie so wahrgenommen werden, wie der/die/das<br />

Gegenüber es verlangt. Herr über die Wirklichkeit<br />

soll eine winzige Gruppe von Menschen mit<br />

einer schweren Störung ihrer Geschlechtsidentität<br />

sein, welche als solche auf der Diagnoseliste<br />

der WHO (ICD 10) geführt wird.<br />

Wissenschaftliche Studien zeigen übereinstimmend,<br />

dass die Rate von versuchtem Suizid bei<br />

Transgender-Personen über 40 Prozent liegt und<br />

damit zehnmal höher ist als in der Normalbevölkerung.<br />

Leidende Menschen werden benutzt, um die<br />

kulturrevolutionäre Agenda der Zerschlagung der<br />

menschlichen Identität voranzutreiben.<br />

Gabriele Kuby hat Soziologie studiert. Als Buchautorin und<br />

internationale Vortragsrednerin warnt sie unermüdlich vor der<br />

Zerstörung der Familie durch die Gender-Ideologie und die zunehmende<br />

Aushöhlung demokratischer Grundrechte. Ihr Hauptwerk<br />

„Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im<br />

Namen der Freiheit“ ISBN 9783863570798 wurde bisher in sieben<br />

Sprachen übersetzt.<br />

www.gabriele-kuby.de<br />

Diesen Titel online bestellen:<br />

http://shop.agentur-pji.com<br />

Es gibt <strong>nicht</strong> nur<br />

Muttertag und<br />

Vatertag, nein, es<br />

gibt auch einen<br />

Trans-Tag<br />

Z für Zukunft<br />

39


Gender-Blüten<br />

Die 60 Geschlechter von Facebook<br />

Für alle, die inzwischen so gründlich gegendert sind, dass auf sie die Kategorien „Mann“ oder<br />

„Frau“ <strong>nicht</strong> mehr zutreffen, bietet Facebook nun auch in Deutschland eine lange Liste an<br />

Wahlmöglichkeiten. Hoffentlich ist auch für Sie das Passende dabei.<br />

Peter Ischka<br />

Foto: © Wikipedia/Giuseppe Milo, Dublin gay pride 2013<br />

Die Vielfalt<br />

ihres Selbstgefühls<br />

und<br />

ihrer Identität<br />

zum Ausdruck<br />

bringen<br />

Mit „Frau“ und „Mann“ gibt es nun<br />

unter „Benutzerdefiniert“ 60 Wahlmöglichkeiten<br />

<strong>zur</strong> Beschreibung<br />

Ihres Geschlechts, das hat Facebook<br />

gemeinsam mit dem Lesbenund<br />

Schwulenverband Deutschland (LSVD) ausgeknobelt.<br />

Es seien „Begriffe, die hier in Deutschland<br />

im Sprachgebrauch, aber auch im Selbstverständnis<br />

der LGBT-Community verwendet werden“, so<br />

ein Vertreter des LSVD. Für die einen mag das verwirrend<br />

sein, für andere ist es eine Möglichkeit, die<br />

Vielfalt ihres Selbstgefühls und ihrer Identität zum<br />

Ausdruck zu bringen – so die Insider.<br />

Facebook wird gendergerecht. Damit solle es<br />

für Lesben, Schwule, Transsexuelle und weitere<br />

Menschen einfacher werden, ihre Geschlechtsidentität<br />

auszudrücken. Das sei „ein Zeichen des<br />

Respekts gegenüber Verschiedenheiten“. Ob ihre<br />

Geschlechtsbezeichnung öffentlich, nur für ihre<br />

Facebook-Kontakte oder nur für einen kleinen Kreis<br />

angezeigt wird, bestimmen die Nutzer selbst.<br />

In den USA hat Facebook diese Änderungen<br />

schon vor einiger Zeit eingeführt; für Nutzer in<br />

Deutschland, die als Sprache Deutsch eingestellt<br />

haben, wurden die Änderungen im Herbst 2015<br />

freigeschaltet. Der Lesben- und Schwulenverband<br />

schätzt, dass sich etwa drei Prozent der Deutschen<br />

<strong>nicht</strong> eindeutig einem Geschlecht zuordnen.<br />

Patchwork-Identität<br />

Mit den 58 neu hinzugefügten Geschlechtern<br />

verneigt sich Facebook vor der Gender-Ideologie<br />

und stärkt deren Vertreter, die die Existenz<br />

oder jedenfalls die Relevanz des biologischen<br />

Geschlechts leugnen.<br />

Ihr Credo: Seien erst einmal die gesellschaftlichen,<br />

sprachlichen und politischen Zwänge beseitigt,<br />

die den Menschen dazu verdammten, sich<br />

entweder als Mann oder als Frau zu definieren,<br />

dann gebe es endlich die angestrebte Freiheit,<br />

sich seine individuelle Patchwork-Geschlechtsidentität<br />

zusammenzustellen.<br />

40<br />

Z für Zukunft


Gender-Blüten<br />

Zwischen virtueller und realer Welt<br />

Aber Kommunikation im Alltag kennt kein Facebook-Scrolldown-Angebot.<br />

Auf dem Weg zu einer<br />

„gerechten“ Geschlechterbenennung außerhalb<br />

von Facebook gibt es also noch einige Probleme<br />

zu überwinden, besonders sprachliche. Man kann<br />

<strong>nicht</strong> einfach down-scrollen, um schnell die richtige<br />

Anrede verfügbar zu haben.<br />

Zudem, merkwürdig: Gerade diejenigen, die<br />

sonst strikt darauf beharren, das biologische<br />

Geschlecht sei gegenstandslos und Gender sei<br />

alles, legen allergrößten Wert auf das grammatikalische<br />

Geschlecht, also den Genus.<br />

Weil aber alle Angriffe auf das generische Maskulinum<br />

das Patriarchat <strong>nicht</strong> besonders erschüttern<br />

konnten, hat die Uni Leipzig 2015 mit dem<br />

generischen Femininum <strong>zur</strong>ückgeschlagen. So<br />

ist dort jetzt von den Herren Professorinnen die<br />

Rede. Wir dachten, das wäre ein Aprilscherz,<br />

naja, das Datum passte <strong>nicht</strong>, also ein Karnevalscherz.<br />

Doch was <strong>machen</strong> die Herren Professorinnen<br />

nun mit den weiteren 58 Geschlechtern?<br />

Sie werden doch hoffentlich keines davon durch<br />

Missachtung diskriminieren?<br />

Wer bisher Mühe hatte, sich Namen zu merken,<br />

der hat es nun doppelt schwer – man merke sich erst<br />

mal die sechzig möglichen Geschlechtervarianten!<br />

Zudem wird man wohl noch andere Qualitäten<br />

benötigen, um bei seinem Gesprächspartnerin<br />

immer das Richtige zu treffen. Und wenn diese(r)<br />

seit der letzten Begegnung sein Geschlechtin<br />

schon wieder geändert hat, was dann?<br />

Bei offiziellen Veranstaltungen wird man in<br />

Zukunft ruhig eine Viertelstunde zu spät kommen<br />

können, dann wird hoffentlich die gendergerechte<br />

Begrüßung vorüber sein:<br />

„Sehr geehrte Androgynous, sehr geehrte Trans-<br />

Males, sehr geehrte Neutrois, sehr geehrte Damen,<br />

sehr geehrte Bigender, sehr geehrte Two-Spirits,<br />

sehr geehrte Herren, sehr geehrte Agender, sehr<br />

geehrte Pangender, sehr geehrte Intergender, sehr<br />

geehrte MTF, sehr geehrte FTM, sehr geehrte Cis,<br />

sehr geehrte Butch, sehr geehrte Transmaskuline,<br />

sehr geehrte Cross-Gender, sehr geehrte Zwitter,<br />

sehr geehrte Weder-noch, usw., usf. …“<br />

Foto: © Wikipedia/Monage<br />

Bitteschön, hier die Auswahl:<br />

• androgyner Mensch<br />

• androgyn<br />

• bigender<br />

• weiblich<br />

• Frau zu Mann (FzM)<br />

• gendervariabel<br />

• genderqueer<br />

• intersexuell (auch inter*)<br />

• männlich<br />

• Mann zu Frau (MzF)<br />

• weder-noch<br />

• geschlechtslos<br />

• <strong>nicht</strong>-binär<br />

• weitere<br />

• Pangender<br />

• Pangeschlecht<br />

• trans<br />

• transweiblich<br />

• transmännlich<br />

• Transmann<br />

• Transmensch<br />

• Transfrau<br />

• trans*<br />

• trans*weiblich<br />

• trans*männlich<br />

• Trans*Mann<br />

• Trans*Mensch<br />

• Trans*Frau<br />

• transfeminin<br />

• Transgender<br />

• transgender weiblich<br />

• transgender männlich<br />

• Transgender Mann<br />

• Transgender Mensch<br />

• Transgender Frau<br />

• transmaskulin<br />

• transsexuell<br />

• weiblich-transsexuell<br />

• männlich-transsexuell<br />

• transsexueller Mann<br />

• transsexuelle Person<br />

• transsexuelle Frau<br />

• Inter*<br />

• Inter*weiblich<br />

• Inter*männlich<br />

• Inter*Mann<br />

• Inter*Frau<br />

• Inter*Mensch<br />

• intergender<br />

• intergeschlechtlich<br />

• zweigeschlechtlich<br />

• Zwitter<br />

• Hermaphrodit<br />

• Two-Spirit<br />

drittes Geschlecht (indianische<br />

Bezeichnung für zwei in einem<br />

Körper vereinte Seelen)<br />

• Viertes Geschlecht<br />

• XY-Frau<br />

• Butch<br />

(maskuliner Typ in einer lesbischen<br />

Beziehung)<br />

• Femme<br />

(femininer Typ in einer lesbischen<br />

Beziehung)<br />

• Drag<br />

• Transvestit<br />

• Cross-Gender<br />

Ist hoffentlich auch Ihr „gefühltes“<br />

Geschlecht dabei?<br />

Z für Zukunft<br />

41


Gender-Blüten<br />

Schwule Ampelmännchen?<br />

In Wien und Linz sollen schwul-lesbische Ampelpärchen Weltoffenheit und<br />

Großkariertheit beweisen – aber es regt sich Widerstand<br />

Foto: © Die Grünen, Wien<br />

Foto: © Bildmontage. Agentur PJI UG<br />

Zur<br />

Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit<br />

in Wien ...<br />

Die Idee für diese<br />

„Signale“ der Toleranz hatte<br />

Wiens Verkehrsstadträtin<br />

Maria Vassilakou<br />

An rund 50 der großen Kreuzungen in<br />

der Wiener Innenstadt stößt man auf<br />

besondere Ampeln – statt einem Männchen<br />

zeigen sie ein Pärchen, Mann mit<br />

Mann, Mann mit Frau, Frau mit Frau,<br />

und die Herzchen zwischen den beiden Figuren zeigen:<br />

Hier handelt es sich um gleichgeschlechtliche<br />

Paare. Die Idee, mit Fußgängerampeln „Signale“<br />

der Toleranz zu setzen, stammt von Wiens Verkehrsstadträtin<br />

Maria Vassilakou (Grüne); sie nützte den<br />

Anlass des Eurovision-Songcontests 2015.<br />

Von diesen etwas anderen Ampelfiguren erhofft<br />

sich die Wiener Stadtverwaltung mehr Aufmerksamkeit:<br />

„Es ist ein Versuch, ob dadurch die Verkehrssicherheit<br />

verbessert werden kann“, heißt es<br />

in der für Ampeln zuständigen Verwaltungsabteilung<br />

33. Um herauszufinden, ob diese Maßnahme<br />

sich tatsächlich positiv auf die Fußgänger auswirkt,<br />

werde das Projekt wissenschaftlich begleitet,<br />

so das Wiener Rathaus.<br />

Stadt: Zeichen setzen für mehr Toleranz<br />

Gleich mehrere Großveranstaltungen haben Wien<br />

in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt: Am<br />

19. Mai 2015 wurde klar, dass der „European<br />

Song Contest“ wegen des<br />

vorangegangenen Sieges<br />

der Kunstfigur Conchita<br />

Wurst nach Wien kommen<br />

würde. Tausende Journalisten<br />

und Zehntausende<br />

Zuschauer kamen in die<br />

österreichische Hauptstadt,<br />

der passende Zeitpunkt für<br />

die Ampel-Aktion!<br />

Zuvor stand mit dem „Life<br />

Ball“ Europas größte Benefizveranstaltung<br />

zugunsten<br />

HIV-Positiver und an Aids<br />

Erkrankter auf dem Programm.<br />

Im Juni folgte dann<br />

die Regenbogenparade der Lesben-, Schwulen- und<br />

Transgender-Bewegung in Österreich; die Installation<br />

der neuen Ampelfiguren sollte die Parade willkommen<br />

heißen.<br />

Nach 20 Jahren LGBT-Erfolgsgeschichte habe<br />

sich auf symbolischer Ebene viel getan, angefangen<br />

von der Regenbogenflagge am Rathausplatz<br />

bis zu den Ampelpärchen. Auch im Bewusstsein<br />

der Menschen habe sich viel verändert, so Vizebürgermeisterin<br />

Vassilakou. Derzeit liebäugele<br />

sie mit Regenbogen-Zebrastreifen, die sie in Neuseeland<br />

entdeckt habe.<br />

TV-Moderator Stefan Raab machte sich in einer<br />

seiner letzten Sendungen über diese Ampel-Aktion<br />

lustig: „In Wien dürfen Schwule und Lesben nur<br />

noch dort über die Straße gehen, wo auf den<br />

Ampeln Mann und Mann oder Frau und Frau zu<br />

sehen sind.“<br />

Opposition empört über „Genderwahn“<br />

Der Stadtrat Toni Mahdalik (FPÖ) spricht von<br />

„rot-grünem Genderwahnsinn“ in Wien und kritisiert<br />

die Kosten des Projekts, das Geld solle lieber<br />

in die Armutsbekämpfung investiert werden.<br />

Auch die konservative ÖVP hat kein Verständnis<br />

42<br />

Z für Zukunft


Gender-Blüten<br />

für den „teuren Geniestreich“ der rot-grünen<br />

Stadtregierung.<br />

Eine Ausweitung auf weitere Standorte sei vorerst<br />

<strong>nicht</strong> geplant. Der SPÖ-Tourismussprecher<br />

Max Unterrainer hingegen sieht das anders; er<br />

forderte, die Ampeln in ganz Österreich zu installieren:<br />

„Die Kosten von 1.285 Euro pro Ampel<br />

sind absolut vertretbar.“<br />

München folgt zum „Christopher Street Day“<br />

dem österreichischen Beispiel; auch hier soll es<br />

schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen<br />

geben.<br />

Stephan Handel kommentiert das in der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ so: 1<br />

„Entweder wird das Abendland demnächst<br />

untergehen, oder es bricht das Paradies auf<br />

Erden aus, je nach Sichtweise. Und das alles nur,<br />

weil die Streuscheiben an ein paar Fußgängerampeln<br />

ausgetauscht werden. Hätte die Menschheit<br />

früher schon von der weltverändernden Macht<br />

der glasverarbeitenden Industrie gewusst und sie<br />

zielgerichtet eingesetzt, der Lauf der Geschichte<br />

wäre ein völlig anderer gewesen.“<br />

Zum „Christopher Street Day“ wurden an<br />

einigen Ampeln die üblichen Stehen-Gehen-Piktogramme<br />

ausgetauscht. Wer’s <strong>nicht</strong> gesagt<br />

bekommt, könnte meinen, da wären Mutter und<br />

Tochter auf dem Weg zum Verwandtenbesuch oder<br />

der Karle und der Lucke kämen vom Vatertagsausflug.<br />

Ein Herz jedoch zeigt, dass die beiden Figuren<br />

emotional miteinander verbandelt sind – fertig<br />

sind das schwule Ampelmännchen und das lesbische<br />

Ampelfrauchen. Und damit alles vollständig<br />

ist, gibt’s auch noch eine Hetero-Version.<br />

Nun auch in Hamburg: Dort hat die Gleichstellungssenatorin<br />

Katharina Fegebank die Idee der<br />

schwul-lesbischen Ampelfiguren ins Spiel gebracht.<br />

AfD will diese Pläne stoppen<br />

Aber niemand muss so weit reisen, die schwulen/<br />

lesbischen Ampelpärchen kann man als Merchandising-Artikel<br />

in die Hand bekommen, auf T-Shirts<br />

und Kaffeetassen, und sich damit gleichfalls tolerant,<br />

weltoffen und großkariert geben.<br />

1 www.sueddeutsche.de/muenchen/schwule-alpenmaennchen-es-istdoch-nur-deko-1.2487452,<br />

Stand 04.05.20<strong>16</strong>.<br />

Kündigung wegen<br />

ungegenderten Christkinds<br />

Der Fall einer Kindergärtnerin, der gekündigt wurde, weil sie den Kindern<br />

die christliche Bedeutung des Weihnachtsfestes erklärte, erlangte<br />

österreichweite Aufmerksamkeit. In einer TV-Sendung darauf angesprochen,<br />

meinten Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Maria Vassilakou<br />

(Grüne), der Erzieherin sei keineswegs gekündigt worden. – Entweder<br />

sie sagten die Unwahrheit oder sie wussten <strong>nicht</strong>, was in ihrer<br />

Abteilung läuft, doch die Wahrheit kam umgehend ans Licht; Manfred<br />

Juraczka von der ÖVP hatte das Kündigungsschreiben der Verwaltungsabteilung<br />

Magistrat 10 – Wiener Kindergärten dabei und las den Absatz<br />

vor: Die Erzieherin habe sich <strong>nicht</strong> an die Vorgaben der Stadt Wien<br />

gehalten und gegen die Richtlinien ein Kind mehrfach über das Weihnachtsfest<br />

aufgeklärt – und das führte <strong>zur</strong> Kündigung.<br />

Journalisten der „Kronen Zeitung“ trafen sich mit der Dame, die der<br />

Stadt Wien „zu christlich“ war, und erfuhr Undenkbares: Das Jesus-Kind<br />

hätte gegendert werden sollen!<br />

„Arbeitslos, weil ich eine<br />

religiöse Person bin“<br />

Die 1989 aus Polen nach Österreich<br />

immigrierte Kindergärtnerin<br />

schilderte die Vorfälle, die<br />

am 10. Juli 2015 zu ihrem Rausschmiss<br />

führten, gegenüber<br />

der „Kronen Zeitung“ so: 1 „Ich<br />

habe den Kindern die christliche<br />

Bedeutung des Weihnachtsfestes<br />

erklärt. Aber ich durfte<br />

im Kindergarten ja <strong>nicht</strong> einmal sagen, dass das Jesu-Kind ein Junge<br />

ist – es musste gegendert werden, also ‚geschlechterneutral‘ erklärt<br />

werden. Obwohl jeder weiß, dass er Sohn Gottes ist.“ Die Leiterin<br />

des Kindergartens habe sie deshalb <strong>zur</strong> Rede gestellt und ihr gesagt,<br />

sie habe sich an den Bildungsplan der MA 10 zu halten. „Aber einige<br />

dieser Vorgaben kann ich <strong>nicht</strong> mit gutem Gewissen erfüllen“, so die<br />

geschasste Pädagogin, die die Welt <strong>nicht</strong> mehr versteht und sich über<br />

die Politiker nur noch wundert: „Warum wurde ich so behandelt? Ich<br />

bin arbeitslos, weil ich eine religiöse Person bin. Bei dieser TV-Sendung<br />

mit den Parteichefs wurde gesagt, dass meine Kündigung aufgehoben<br />

worden sei? Das stimmt <strong>nicht</strong>.“<br />

Quelle: www.unzensuriert.at/content/0018963-Jesusinnen-Sohn-Gottes-muss-im-Wiener-Kindergarten-zum-Zwitter-gegendert-werden.<br />

1 www.krone.at/Wien/Ich_bin_jetzt_arbeitslos._weil_ich_religioes_bin-Gefeuerte_Paedagogin_-<br />

Story-476101. 05.05.20<strong>16</strong>.<br />

Bildmontage: © Agentur PJI UG<br />

Z für Zukunft<br />

43


Europa<br />

Verschlungene Wege der EU<br />

Eine neue „Europäische Bürger-Initiative zum Schutz von Ehe und Familie“ will<br />

helfen, diese Irr-Wege zu durchkreuzen<br />

Veronika Neumann<br />

Es tobt<br />

ein subtiler<br />

Kampf um die<br />

Definition<br />

von Ehe und<br />

Familie<br />

Bildmontage: © Agentur PJI UG<br />

In Brüssel tobt seit vielen Jahren ein subtiler<br />

Kampf um die Definitionshoheit zwischen<br />

den Vorgaben des Naturrechts und<br />

dem (von EU-Wahlen sowie tagesaktuellen<br />

politischen Mehrheiten abhängigen) EU-<br />

Recht: Was bedeuten die Begriffe „Ehe“, „Familie“<br />

und „Gender“ für die Ausübung des EU-Rechts und<br />

die Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten? Diese<br />

Auseinandersetzung wird oft mit harten Bandagen<br />

ausgetragen und mit ungleichem Kräfteverhältnis<br />

zulasten der Vertreter von Ehe und Familie.<br />

Zum Vergleich: Der Familienbund der Katholiken<br />

auf europäischer Ebene (FAFCE) besteht seit fast<br />

20 Jahren, arbeitet mit nur zwei Planstellen (eine<br />

davon in Halbzeit) und lebt von kargen Spenden.<br />

ILGA-Europa hingegen (ILGA, Internationale<br />

Lesben- und Schwulen-Vereinigung) arbeitet mit<br />

etwa 20 Personen und einem Jahreshaushalt von<br />

2,2 Mio. Euro, davon stammt über die Hälfte als<br />

garantierter Betriebskostenzuschuss aus jenen<br />

Steuergeldern, die die EU-Kommission verwaltet.<br />

Über den Kampf um die Deutungshoheit von Ehe<br />

und Familie in der EU zu sprechen ist kein Vorwand,<br />

um ein Angstszenario gegen die EU zu erzeugen –<br />

dieser Kampf findet wirklich statt. Christen, Kirchen<br />

und Religionsgemeinschaften sowie ihre<br />

Familienverbände müssen sich der Herausforderung<br />

stellen und in der öffentlichen Debatte einstehen<br />

für die Ehe von Mann und Frau.<br />

44<br />

Z für Zukunft


Europa<br />

Ein tagesaktuelles Fallbeispiel aus dem EU-Parlament<br />

soll die Manipulation aufzeigen, die die EU-<br />

Institutionen bei der Definition von Ehe und Familie<br />

betreiben; anschließend stellen wir die Europäische<br />

Bürgerinitiative „Vater, Mutter, Kinder“ vor als eine<br />

konkrete Möglichkeit für alle Bürger, für die Definition<br />

der Ehe als Verbindung von Mann und Frau einzutreten<br />

und der Gender-Ideologie auf europäischer<br />

Ebene Einhalt zu gebieten.<br />

Vor der Sommerpause 20<strong>16</strong> beraten im EU-Parlament<br />

die Ausschüsse für Arbeit und soziale Angelegenheiten<br />

sowie für Frauenrechte und Gender-<br />

Gleichstellung über eine zukünftige „Entschließung<br />

des EU-Parlaments über die Schaffung von Arbeitsmarktbedingungen<br />

<strong>zur</strong> Förderung eines ausgewogenen<br />

Verhältnisses von Berufs- und Privatleben“<br />

(20<strong>16</strong>/2017(INI)).<br />

In der Tat sollte es Vätern und Müttern (und<br />

Großeltern) besser ermöglicht werden, Familie und<br />

Beruf zu harmonisieren. Dafür sind jedoch zuvörderst<br />

die Mitgliedsstaaten zuständig, <strong>nicht</strong> die<br />

EU, weil diese Entscheidungen nahe am Menschen<br />

getroffen werden müssen. Eine Standardlösung für<br />

die verbleibenden 27 unterschiedlichen Mitgliedsstaaten<br />

hilft niemandem.<br />

Dennoch nutzt das Parlament eine Teilzuständigkeit<br />

der EU in einem ausgewählten Aspekt der<br />

Arbeitsmarktpolitik, nämlich der Chancengleichheit<br />

zwischen Männern und Frauen auf dem<br />

Arbeitsmarkt, dafür aus, um in die Familienpolitik<br />

der Mitgliedsstaaten hinein<strong>zur</strong>egieren. Außerdem<br />

kennt die EU seit ihrer Gründung weder<br />

Mütter noch Väter, sondern nur Arbeitnehmer.<br />

Nun verhandeln die Fraktionen in den beiden<br />

Ausschüssen die 414 Änderungsanträge zu Kompromiss-Anträgen.<br />

Einer davon bezieht sich auf<br />

die Definition von Ehe und Familie und lautet:<br />

„Das EU-Parlament fordert die Kommission und<br />

die Mitgliedsstaaten auf, Maßnahmen aufzulegen,<br />

die der zunehmenden Vielfalt der familiären Bindungen,<br />

Lebenspartnerschaften und Regelungen<br />

<strong>zur</strong> elterlichen Sorge, einschließlich Eltern aller<br />

Geschlechtsidentitäten, Rechnung tragen, damit<br />

ein Kind <strong>nicht</strong> aufgrund des Personenstands seiner<br />

Eltern, der Familienzusammensetzung oder anderer<br />

Partnerschaftsmodelle diskriminiert wird. Die<br />

Mitgliedsstaaten werden <strong>zur</strong> gegenseitigen Anerkennung<br />

rechtlicher Dokumente, z. B. über eine<br />

Eheschließung, aufgefordert, damit die Freizügigkeit<br />

ohne Diskriminierung aufgrund der Familienkonstellation<br />

umgesetzt wird“ (Dokument AM\<br />

1098120EN.doc, PE 584.260v01-00 vom 15.06.20<strong>16</strong>).<br />

Hier ein Fallbeispiel<br />

Foto: © Bundesregierung/Tybussek<br />

Homo-Ehe durch die Hintertür<br />

Das Fallbeispiel zeigt, wie eine an sich sinnvolle<br />

Idee auf nationaler Ebene vom EU-Parlament<br />

dazu missbraucht wird, um Ehe und Familie zu<br />

definieren und alle Mitgliedsstaaten <strong>zur</strong> Anerkennung<br />

der „Homo-Ehe“ zu drängen.<br />

Dabei ist das Kindeswohl nur ein in jüngster<br />

Zeit eingebrachter neuer Vorwand. Mit dem technokratischen<br />

Halbsatz über die gegenseitige Anerkennung<br />

von Personenstandsdokumenten soll<br />

mittelfristig die „Homo-Ehe“ auch in diejenigen<br />

Mitgliedsstaaten importiert werden, die das bisher<br />

<strong>nicht</strong> wollten. Nach der Sommerpause 20<strong>16</strong> soll<br />

in den beiden Ausschüssen über den Bericht abgestimmt<br />

werden. – Soweit ein Fallbeispiel; ähnliche<br />

Episoden könnten hier zahlreich angereiht werden.<br />

Werden Sie aktiv!<br />

Wie können sich Bürger in den Mitgliedsstaaten<br />

gegen diese Manipulation durch die Institutionen<br />

der EU wehren? Unterstützen Sie die Europäische<br />

Bürgerinitiative „Mum, Dad & Kids / Vater, Mutter,<br />

Kind“ (www.vatermutterkind.eu), deren deutsche<br />

Koordinatorin, wie schon bei “One of us” Hedwig<br />

von Bevertoerde ist. Damit soll die EU <strong>zur</strong> Wahrung<br />

der Definition der Ehe als Verbindung zwischen<br />

Mann und Frau verpflichtet werden.<br />

Lösen sich die<br />

Rechte der<br />

Mitgliedsstaaten<br />

im EU-Recht auf?<br />

Diese EU-Bürgerinitiative<br />

mit 1 897 588 Unterschriften<br />

forderte: „Stoppt EU-Gelder<br />

für Klonen und Versuche<br />

an Embryos“<br />

Z für Zukunft<br />

45


Europa<br />

Mit Ihrer<br />

Unterschrift<br />

haben Sie<br />

eine Stimme.<br />

Schweigen<br />

wäre fatal<br />

www.vater-mutter-kinder.eu<br />

www.vatermutterkind.eu<br />

Bitte<br />

unterstützen<br />

Sie diese Europäische<br />

Bürgerinitiative<br />

Diese von der EU-Kommission genehmigte Bürgerinitiative<br />

läuft in allen EU-Mitgliedsstaaten bis<br />

zum 3. April 2017; als Element der direkten Demokratie<br />

wird sie <strong>zur</strong> Entscheidung der Bürger über<br />

die Zukunft einer EU beitragen, die eintritt für<br />

oder gegen die Ehe zwischen Mann und Frau.<br />

Die Initiative ist notwendig und sie kommt <strong>zur</strong><br />

rechten Zeit. Die EU unterstützt nämlich schon<br />

lange eine Politik, die auf eine Neudefinition von Ehe<br />

und Familie hinausläuft; dazu gehört beispielsweise<br />

das im EU-Vertrag von Maastricht (1999) festgelegte<br />

Diskriminierungsverbot aufgrund des Geschlechts<br />

und der sexuellen Orientierung sowie die Richtlinie<br />

zum Freizügigkeits- und Aufenthaltsrecht der Unionsbürger<br />

und ihrer Familienangehörigen (2001).<br />

Seit Lissabon (2009) verfügt die EU über eine<br />

Rechtsgrundlage für die grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit der Ziviljustiz (Vertrag über die<br />

Arbeitsweise der Union, Artikel 81).<br />

Nach dem überwältigenden Erfolg der Europäischen<br />

Bürgerinitiative Einer von Uns 2013 ist<br />

nun der Moment gekommen, die Institutionen der<br />

EU <strong>zur</strong> Anerkennung der Ehe als Verbindung zwischen<br />

Mann und Frau zu verpflichten. Jetzt können<br />

sich auch die christlichen Familienverbände<br />

zum besonderen Schutz der Ehe zwischen Mann<br />

und Frau bekennen und aktiv werben.<br />

Die Deutung von Familienzugehörigkeit<br />

Jeder Bürger eines EU-Mitgliedsstaats darf sich<br />

ungeachtet seiner Nationalität in jedem anderen<br />

Mitgliedsstaat, dessen Staatsangehörigkeit er<br />

<strong>nicht</strong> besitzt, unter den gleichen Voraussetzungen<br />

niederlassen sowie eine Beschäftigung aufnehmen<br />

und ausüben wie ein Angehöriger dieses<br />

Staates. – Für sich genommen ist das auch <strong>nicht</strong><br />

zu beanstanden.<br />

Am 25. September 2001 jedoch legte die EU-<br />

Kommission ihren „Richtlinienentwurf über das<br />

Recht der Unionsbürger und ihrer Familienangehörigen,<br />

sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten<br />

frei zu bewegen und aufzuhalten“ vor<br />

(KOM(2001) 257). Ziel der EU-Kommission war, das<br />

Freizügigkeits- und Aufenthaltsrecht aller Unionsbürger<br />

„und ihrer Familienangehörigen“ zu<br />

vereinfachen und zu verstärken. Der Zusatz „und<br />

ihrer Familienangehörigen“ war neu. Damit öffnete<br />

die EU-Kommission die „Büchse der Pandora“:<br />

Es begann die offene Auseinandersetzung<br />

um die Definitionshoheit des Begriffs „Ehe“ und<br />

„Familienangehörige“ zwischen dem Naturrecht<br />

und dem von politischen Mehrheiten abhängigen<br />

Gemeinschaftsrecht der EU.<br />

Das EU-Parlament forderte: „... den Begriff des<br />

Familienangehörigen für all jene, die das Aufenthaltsrecht<br />

genießen, so zu erweitern und zu vereinheitlichen,<br />

dass die Vielfalt der familiären<br />

Beziehungen, in der heutigen Gesellschaft – ob Ehe,<br />

eingetragene Partnerschaften oder unverheiratet –,<br />

anerkannt und geachtet wird. Auf der Grundlage<br />

von Gleichheit und gerechter Behandlung sollte<br />

das Grundrecht auf ein Familienleben <strong>nicht</strong><br />

davon abhängig gemacht werden, ob sich jemand<br />

entscheidet, eine Ehe einzugehen.“<br />

„Die Mitgliedsstaaten setzen diese Richtlinie<br />

ohne Diskriminierung der durch diese Richtlinie<br />

Berechtigten insbesondere wegen des Geschlechts,<br />

… der geschlechtlichen Identität … oder der sexuellen<br />

Orientierung um.“ Denn auch transsexuelle<br />

Ehen sollten <strong>nicht</strong> diskriminiert werden …<br />

Nach einer Blockadedrohung mehrerer Mitgliedsstaaten<br />

gegenüber Parlament und Kommission<br />

wurde der besondere Status der Ehe aufrechterhalten.<br />

Die EU-Institutionen einigte sich darauf,<br />

dass die „eingetragene Lebenspartnerschaft“<br />

anerkannt werden solle, sofern nach den Rechtsvorschriften<br />

des Aufnahmemitgliedsstaats die eingetragene<br />

Partnerschaft der Ehe gleichgestellt<br />

ist, natürlich ohne Diskriminierung zwischen den<br />

46<br />

Z für Zukunft


Europa<br />

Begünstigten dieser Richtlinie etwa aufgrund des<br />

Geschlechts oder der sexuellen Ausrichtung.<br />

Stillschweigende Bevormundung?<br />

Eine weitere für die zukünftige Definition von Ehe<br />

und Familie bedenkliche Entwicklung in der EU<br />

kam mit Artikel 81 des Vertrags über die Arbeitsweise<br />

der EU. Dort heißt es: „Der Rat kann auf<br />

Vorschlag der Kommission einen Beschluss erlassen,<br />

durch den die Aspekte des Familienrechts mit<br />

grenzüberschreitendem Bezug bestimmt werden.<br />

Der Rat beschließt einstimmig nach Anhörung des<br />

Europäischen Parlaments. Der genannte Vorschlag<br />

wird den nationalen Parlamenten übermittelt.<br />

Wird der Vorschlag in der Frist <strong>nicht</strong> abgelehnt, so<br />

kann der Rat den Beschluss erlassen.“<br />

Es liegt auf der Hand: Die EU hat jetzt unmittelbare<br />

Zuständigkeit für das Familienrecht und<br />

mithin auch die Definitionsmacht.<br />

Das ist keine gute Nachricht, denn selbst die<br />

jetzige EU-Kommission unter der Führung der<br />

christdemokratischen „Europäischen Volkspartei“<br />

(zu der CDU/CSU und ÖVP gehören) finanziert eine<br />

Fülle von Genderaktivisten. Kommissions-Vizepräsident<br />

Frans Timmermans verletzt ungehindert das<br />

Subsidiaritätsprinzip und fordert medienwirksam<br />

die Homo-Ehe in allen Mitgliedsstaaten.<br />

Das fördert genauso wenig das Vertrauen der Bürger<br />

in die EU-Institutionen wie das Strategiepapier<br />

der Justizkommissarin Vera Jourova „Kommissions-<br />

Vorhaben für die LGBTI-Gleichstellung“. Darin fordert<br />

die EU-Kommissarin u. a., „Gruppenzwang“<br />

auszuüben auf diejenigen Mitgliedsstaaten, die beispielsweise<br />

Ehe und gleichgeschlechtliche Partnerschaft<br />

deswegen <strong>nicht</strong> völlig gleichstellen, weil es<br />

die Bevölkerung im eigenen kulturellen Rahmen als<br />

<strong>nicht</strong> wünschenswert erachtet.<br />

Hoffen auf das Vetorecht<br />

Hoffnung kommt nur auf beim Blick auf die Etikette:<br />

Wenn es um das EU-Familienrecht geht, müssen<br />

alle verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten einstimmig<br />

entscheiden; das EU-Parlament wird lediglich<br />

angehört. Zudem haben die nationalen Parlamente<br />

ein Vetorecht.<br />

Auch wenn es einige Brandschutztüren gibt,<br />

darf das keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass<br />

sich die Situation grundlegend geändert hat: die EU<br />

verfügt nunmehr über eine direkte Zuständigkeit<br />

für EU-Gesetze mit Familienrechts-Aspekten. Auch<br />

deswegen müssen die Bürger jetzt die Institutionen<br />

der EU verpflichten, bei der Umsetzung des<br />

Gemeinschaftsrechts den Begriff „Ehe“ als Verbindung<br />

zwischen Mann und Frau anzuerkennen.<br />

Stärkung der Begriffe „Ehe“ & „Familie“<br />

Die zunehmende Zersplitterung der Begriffe „Ehe“<br />

und „Familie“ in den Rechtsakten und politischen<br />

Entschließungen der Brüsseler Institutionen stellt<br />

für die EU und die Mitgliedsstaaten zunehmend<br />

ein Problem dar: Das Europarecht verwendet beide<br />

Begriffe, doch ihre Bedeutung ist zunehmend unklar;<br />

verschiedene EU-Richtlinien zum selben Themenkomplex<br />

enthalten unterschiedliche Definitionen.<br />

Die Europäische Bürgerinitiative vater-mutterkinder.eu<br />

schafft Abhilfe, indem sie eine EU-weit<br />

einheitliche Definition beider Begriffe verlangt. Im<br />

Einklang mit Art. 9 der EU-Grundrechte-Charta<br />

berücksichtigt die Initiative vollumfänglich die<br />

Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten <strong>zur</strong> Gesetzgebung<br />

im Ehe- und Familienrecht.<br />

Die vorgeschlagene Definition der Ehe als<br />

dauerhafte Verbindung zwischen einem Mann und<br />

einer Frau entspricht dem gemeinsamen Nenner<br />

der Gesetze aller EU-Mitgliedsstaaten.<br />

Eine Million Unterschriften – oder<br />

schaffen wir auch zwei?<br />

Sollte die Bürgerinitiative bis zum 10. Dezember<br />

20<strong>16</strong> eine Million Unterstützungsbekundungen<br />

aus mindestens sieben Mitgliedsstaaten erhalten,<br />

muss die Kommission innerhalb von drei Monaten<br />

reagieren. Die Kommission kann daraufhin<br />

entscheiden, der Aufforderung zu folgen oder ihr<br />

<strong>nicht</strong> zu folgen.<br />

Deswegen muss die Zahl von einer Million Unterschriften<br />

aus mindestens sieben Mitgliedsstaaten<br />

deutlich übertroffen werden. Diese Initiative wird<br />

zu einem politischen Statement: Ist die EU für oder<br />

gegen die Ehe zwischen Mann und Frau?<br />

Regelmäßige Informationen:<br />

www.vater-mutter-kinder.eu<br />

Offizielle Website und Zugang zum Unterschriftenportal:<br />

www.vatermutterkind.eu<br />

Foto: © Wikipedia/Government of Romania<br />

Frans Timmerman, seit dem<br />

1. November 2014 Erster Vizepräsident<br />

und EU-Kommissar<br />

für „Bessere Rechtssetzung,<br />

interinstitutionelle Beziehungen,<br />

Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtecharta“<br />

in der Kommission<br />

Juncker. Wer so viele offizielle Auszeichnungen<br />

trägt, kann doch so<br />

böse <strong>nicht</strong> sein?<br />

Ritter des Ordens von<br />

Oranien-Nassau<br />

Offizier des<br />

Verdienstordens der<br />

Republik Polen<br />

Ehrenpalme Bulgariens<br />

Kommandeur des<br />

rumänischen Ordens für<br />

Verdienst<br />

Ritter der Ehrenlegion<br />

Großkreuz des Ordens<br />

vom Kreuz des Südens<br />

I. Klasse des Ordens des<br />

Marienland-Kreuzes<br />

Großkreuz des Ordens<br />

des litauischen<br />

Großfürsten Gediminas<br />

Kommandeur des<br />

Nordstern-Ordens<br />

Großkreuz des<br />

chilenischen<br />

Verdienstordens<br />

Ritter des Malteserordens<br />

Z für Zukunft<br />

47


Europa<br />

Überwachungsmechanismus<br />

in der EU geplant<br />

Die EU-Kommissionen und das Parlament planen neue Überwachungsmechanismen,<br />

um konservativen Werte-Widerstand einzelner Mitgliedsstaaten zu brechen<br />

Foto: © wi-bi-wei.de/Montage<br />

Mitgliedsstaaten<br />

sollen<br />

an den Pranger,<br />

wenn sie sich<br />

durch Volksentscheide<br />

in<br />

besonders<br />

sensiblen<br />

Bereichen vor<br />

EU-Entscheidungen<br />

schützen<br />

wollen<br />

Der Widerstand mancher EU-Mitgliedsstaaten<br />

gegen die europäische<br />

Steuerung von Werten und<br />

Normen soll gebrochen werden.<br />

Dafür planen Kommission und Parlament<br />

einen neuen Überwachungsmechanismus:<br />

Mitgliedsstaaten sollen zukünftig an den Pranger<br />

gestellt werden können, wenn ihre Bevölkerung<br />

sich durch Volksentscheide oder durch Verfassungsänderungen<br />

in besonders sensiblen Bereichen<br />

schützen will vor den Entscheidungen der<br />

EU-Institutionen. Dazu gehören die Nichtdiskriminierung<br />

aufgrund des Geschlechts und der<br />

sexuellen Orientierung, die Definition von Ehe<br />

und Familie und die „unveräußerlichen, <strong>nicht</strong> verhandelbaren<br />

Grundsätze“.<br />

Die gewählte Rechtsform ist eine „interinstitutionelle<br />

Vereinbarung“ zwischen Kommission und<br />

Parlament. Damit umgehen diese das ordentliche<br />

Gesetzgebungsverfahren, denn „interinstitutionelle<br />

Vereinbarungen“ regeln lediglich die Details<br />

der Zusammenarbeit der Institutionen, die solche<br />

Vereinbarungen abschließen, dürfen aber keine<br />

Bindewirkung gegenüber Dritten haben.<br />

66 Experten für die Durchsetzung<br />

Der Innenausschuss des EU-Parlaments hat dazu<br />

eine Initiative vorgelegt für einen „integrierten<br />

Mechanismus für die systematische, objektive<br />

und vollständige Überwachung aller Mitgliedsstaaten<br />

der EU und ihrer Organe“ (Dokument 2015/<br />

2254 INL vom 5. April 20<strong>16</strong>).<br />

Der „Grundrechte-Mechanismus“ soll parallel<br />

<strong>zur</strong> Rechtsprechung des EuGH wirken und<br />

besteht aus einem „Anzeiger“, einem „Semester“<br />

und „länderspezifischen Regelungen“. Ein 66-köpfiges<br />

Expertengremium unter Leitung der politisch<br />

umstrittenen EU-Grundrechteagentur (die seit<br />

ihrer Gründung nur dadurch auffiel, dass sie sich<br />

einseitig auf die Forderungen der LGBT-Lobby konzentrierte)<br />

verfolgt halbjährlich die Entwicklungen<br />

in allen Mitgliedsstaaten. Konkret geht es dabei<br />

48<br />

Z für Zukunft


Europa<br />

um Entscheidungen im Bereich des Lebensrechtsschutzes<br />

oder der Definition von Ehe und Familie:<br />

„Homo-Ehe“ und „intersex-gerechte Toiletten“ – Ja<br />

oder Nein; für oder gegen Abtreibung?<br />

In einem anonymisierten Verfahren teilen<br />

„unabhängige Experten“ die Mitgliedsstaaten<br />

nach dem Ampelsystem in „Konform“ (grün) und<br />

„Rebell“ (rot) ein. „Rebellen“ werden von der Kommission<br />

vorgeladen und erhalten länderspezifische<br />

„Empfehlungen“, die von Nichtregierungsorganisationen<br />

ausgearbeitet sind und den Rebellen <strong>zur</strong><br />

„EU Compliance-Kultur im Bereich Grundrechte<br />

und Rechtsstaatlichkeit“ verhelfen sollen.<br />

Nicht also durch ordentliche Vertragsverletzungsverfahren<br />

beim EuGH in Luxemburg, sondern<br />

durch diese Parallelmechanismen in Brüssel<br />

soll der Widerstand gebrochen werden, den die<br />

Bevölkerung der EU-Länder gegen die Regelungswut<br />

der EU in Wertefragen leistet.<br />

Missachtung des EU-Vertrags?<br />

Parlament und Kommission umgehen also den<br />

Gerichtshof der EU und etablieren sich als Richter<br />

über die Mitgliedsstaaten. Dabei sieht der<br />

EU-Vertrag ausdrücklich vor, dass die Union die<br />

Rechtsordnung und -tradition sowie die nationale<br />

Identität der Mitgliedstaaten achten muss (Art<br />

67.1 EU-Vertrag), die „in ihren grundlegenden<br />

politischen und verfassungsmäßigen Strukturen<br />

einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung<br />

zum Ausdruck kommt“.<br />

Dennoch bringen sich Kommission und Parlament<br />

mit einer neuen „Grundrechte-Bürokratie“<br />

gegen die Mitgliedsstaaten in Stellung. Immerhin<br />

gibt es bereits Kooperations- und Kontrollverfahren<br />

im Bereich der Grundrechte: das Justizbarometer,<br />

die Antikorruptionsberichte und<br />

ein Medienpluralismus-Monitor. Alle diese Instrumente<br />

werden regelmäßig angewandt, um den<br />

Zustand der Demokratie in den Mitgliedsstaaten<br />

zu überprüfen.<br />

Ethisch sensible Bereiche einfach über<br />

einen Kamm scheren?<br />

Anders als bei Sachfragen sind in ethisch sensiblen<br />

Bereichen verbindliche Kompromisse zwischen 28<br />

Mitgliedsstaaten unmöglich, weil andernfalls die<br />

innere Einheit und Kohärenz<br />

der Völker aufgegeben<br />

würde. Das wissen die<br />

Staats- und Regierungschefs.<br />

Bei Entscheidungen in<br />

der Gleichstellungspolitik<br />

gilt im Rat das Einstimmigkeitsprinzip.<br />

Deswegen<br />

sollen sich alle Mitgliedsstaaten<br />

in Fragen<br />

der Gesellschafts-Werte<br />

genauso einem Kompromiss<br />

anpassen wie in Wirtschaftsfragen.<br />

Junckers Erster Vizepräsident Frans<br />

Timmermans wünscht dann Polen schon mal die<br />

„Erlösung von der immerwährenden Unterdrückung<br />

der katholischen Kirche in Familienfragen“.<br />

Homo-Ehe durch die Hintertür<br />

Für die Juncker-Kommission sagte Frans Timmermans<br />

im Juni 2015: „Die EU-Kommission<br />

sollte weiter darauf bestehen, dass alle EU-Mitgliedsstaaten<br />

die Homo-Ehe vorbehaltlos anerkennen.<br />

Auch wenn manche Mitgliedsstaaten die<br />

gleichgeschlechtliche Ehe in ihrem eigenen Land<br />

<strong>nicht</strong> eingeführt haben, sollten sie zumindest den<br />

Anstand haben, die Homo-Ehe anderer Länder<br />

anzuerkennen.“<br />

Arbeitnehmerfreizügigkeit kombiniert mit der<br />

Politik der gegenseitigen Anerkennung von Personenstandsurkunden<br />

(z. B. standesamtlichen Heiratsurkunden)<br />

ist also wichtiger als das Recht der<br />

Mitgliedsstaaten, eigenständig über die Anerkennung<br />

der Homo-Ehe in ihrem Land zu befinden.<br />

Justiz-Kommissarin Jourova legte eine „Liste<br />

der Vorhaben der EU-Kommission <strong>zur</strong> Förderung<br />

der LGBTI-Rechte“ vor. Das zeigt, wie die EU-Kommission<br />

besondere Rechte für gleichgeschlechtlich<br />

orientierte Menschen aller Altersgruppen durchdrücken<br />

will, ganz besonders jedoch besondere<br />

Rechte für Menschen mit wechselnden Geschlechtsidentitäten<br />

und Transgendermenschen. – Das Ziel:<br />

„die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTI-Personen<br />

zu verbessern und EU-Rechtsvorschriften<br />

durchzusetzen“.<br />

Foto: © Wikipedia, Reinis Inkens Saeima<br />

Foto: © Wikipedia, U.S. Department of State of the United States<br />

Kommissionspräsident<br />

Juncker<br />

Sein<br />

Vizepräsident<br />

wünscht einigen<br />

EU-Ländern<br />

Befreiung von der<br />

„kirchlichen<br />

Unterdrückung in<br />

Familienfragen“ –<br />

unwidersprochen!<br />

Die EU-Justiz-Kommissarin<br />

Vera Jourová<br />

kümmert sich vor allem<br />

um LGBTI-Rechte<br />

Z für Zukunft<br />

49


Europa<br />

Foto: © Wikipedia, Arnfinn Pettersen<br />

Foto: © Wikipedia, Gemälde von Thomas Rowlandso, Pranger in London 1808<br />

So lange am<br />

Pranger unter<br />

Druck setzen,<br />

bis das Land<br />

einknickt<br />

Sophie In’t Veld<br />

ist Vorsitzende der<br />

„Parlamentarischen Plattform<br />

für Säkularismus in der<br />

Politik“, ein Sprachrohr<br />

radikaler Atheisten, die den<br />

Einfluss von Religion und<br />

Spiritualität auf die Gestaltung<br />

des Gemeinwohls bekämpfen<br />

Die C-Parteien schwiegen<br />

Dabei setzt die Juncker-Kommission auf Gruppendruck<br />

im Ministerrat: Mitgliedsstaaten, deren<br />

Bevölkerung weiterhin ein traditionelles Familienbild<br />

als beste Voraussetzung für die nachhaltige<br />

Entwicklung ansehen, sollen durch den Gruppendruck<br />

anderer Staaten einknicken.<br />

Die christdemokratischen Kommissare Oettinger<br />

(CDU) und Hahn (ÖVP) schweigen dazu. Nicht<br />

jedoch Beatrix von Storch, die für die AfD im EU-<br />

Parlament sitzt und Frau Jourova eine Reihe von<br />

parlamentarischen Anfragen stellte. Die Antworten<br />

der EU-Justizkommissarin lassen aufhorchen:<br />

„Jede Form von Diskriminierung, Intoleranz<br />

oder Gewalt aus Gründen der sexuellen Ausrichtung<br />

oder Geschlechtsidentität verstößt<br />

gegen die Grundwerte der EU“ (E-003548/20<strong>16</strong>).<br />

Da irrt die Kommissarin zwar, denn der Begriff<br />

„Geschlechtsidentität“ wurde in keiner EU-Verordnung<br />

definiert; aber ihre Antwort zeigt, wie<br />

sich die „Gender-Idologie“ in der „Antidiskriminierungs-Rhetorik“<br />

etabliert hat.<br />

Manche Mitgliedsstaaten<br />

wollen EU-Einfluss begrenzen<br />

Manche Mitgliedsstaaten wollen den Einfluss der<br />

EU begrenzen: Volksentscheide oder Einzelgesetze<br />

für den Familienschutz gab es 2009 in Litauen,<br />

2012 in Slowenien, 2013 in Kroatien, 2015 in<br />

Rumänien und in der Slowakei. Gegen die Einführung<br />

der Homo-Ehe brachte Frankreichs Staatspräsident<br />

Francois Hollande Millionen Familien<br />

auf die Straßen; 2014 verschärfte die konservative<br />

Regierung in Spanien das Abtreibungsgesetz.<br />

Die EU-Bürgerinitiative zum Lebensrechtsschutz<br />

„Einer-von-uns“ erzielte 2013 einen überragenden<br />

Erfolg, doch die EU-Kommission zeigte<br />

den Bürgern die kalte Schulter und weigert sich,<br />

geltende Rechtsprechung des EuGH (C-34/10)<br />

anzuwenden: die verlangte, die Finanzierung<br />

von Abtreibung und embryonaler Stammzellforschung<br />

aus dem EU-Haushalt zu stoppen. Die<br />

Initiatoren ließen <strong>nicht</strong> locker, der Fall landete<br />

vor dem EuGH.<br />

Jetzt läuft die offizielle EU-Bürgerinitiative<br />

zum Familienschutz „Vater, Mutter, Kinder“<br />

in allen Mitgliedsstaaten (www.vater-mutterkinder.eu).<br />

Im Protokoll der Kommissions-Sitzung<br />

am Tage der Zulassung dieser Initiative kann man<br />

die Verachtung des Kommissars-Kollegiums von<br />

Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker für<br />

die Bürger nachlesen.<br />

Auch politische Stellungnahmen lassen Brüssel<br />

aufhorchen; der ungarische Parlamentspräsident<br />

László Kövé gab 2015 zu Protokoll: „Wir<br />

lehnen die Gender-Ideologie ab. Wir wollen<br />

<strong>nicht</strong>, dass Ungarn ein Land wird, in dem<br />

feminisierte Männer die Frauen nach<strong>machen</strong><br />

und wo Frauen ihre Kinder und Familie<br />

als Hindernisse gegen Selbstverwirklichung<br />

fürchten. Wir lehnen das ab, weil es zu einer<br />

Gesellschaft ohne Zukunft führt.“<br />

Ungarn und Polen blockierten gemeinsam<br />

eine Verordnung im Ministerrat zu Vermögensauswirkungen<br />

für eingetragene Partnerschaften.<br />

Mit dieser Verordnung hätte durch das Prinzip<br />

der gegenseitigen Anerkennung von Zivilstands-<br />

Urkunden die Homo-Ehe durch die Hintertür eingeführt<br />

werden können.<br />

Trotz des Widerstands Ungarns und Polens<br />

umgingen einige Mitgliedsstaaten das Einstimmigkeitsprinzip<br />

mittels der „verstärkten Zusammenarbeit“,<br />

die EU-Kommission zog mit, und das<br />

EU-Parlament verabschiedete den Beschluss am<br />

22. Juni 20<strong>16</strong> trotz des Widerstands zweier wichtiger<br />

EU-Mitgliedsstaaten Mitteleuropas.<br />

50<br />

Z für Zukunft


Europa<br />

Nimmt hier radikaler Atheismus Einfluss?<br />

All diese Beispiele von Selbstbestimmung der Mitgliedsstaaten<br />

will das EU-Parlament nun mit einem<br />

politischen Überwachungsmechanismus brechen.<br />

Autorin des Berichtsentwurfs ist die niederländische<br />

Liberale Sophie In’t Veld. Sie ist Vorsitzende<br />

der „Parlamentarischen Plattform für<br />

Säkularismus in der Politik“, einer Verbindung<br />

radikaler Atheisten, die den Einfluss von Religion<br />

und Spiritualität auf die Gestaltung des Gemeinwohls<br />

bekämpfen. In’t Veld leitet ebenfalls die<br />

„Arbeitsgruppe Reproduktionsgesundheit“, die<br />

sich einsetzt für ein allgemeines Recht auf Abtreibung<br />

in der EU und darüber hinaus. Außerdem ist<br />

sie stellvertretende Vorsitzende der LGBT-Intergruppe<br />

des EU-Parlaments.<br />

Fördert das <strong>nicht</strong> EU-Verdrossenheit?<br />

Beobachter in Brüssel rechnen mit harten Auseinandersetzungen<br />

zwischen den Fraktionen des<br />

EU-Parlaments. Die geplante „interinstitutionelle<br />

Vereinbarung für einen integrierten Mechanismus<br />

für die systematische, objektive und vollständige<br />

Überwachung aller Mitgliedsstaaten der EU und<br />

ihrer Organe“ verletzt das Subsidiaritätsprinzip,<br />

erschafft einen neuen „Grundrechte-Bürokratismus“<br />

und setzt die Bevölkerung der Mitgliedsstaaten dem<br />

politischen Wohlwollen der EU-Institutionen aus.<br />

Wen wundert es, wenn die EU-Gegner Zustimmung<br />

finden – wie jetzt im Vereinigten Königreich<br />

von Großbritannien, das sich für den Austritt entschieden<br />

hat?<br />

Aus parlamentarischer Praxis<br />

Ein Erfahrungsbericht mit Gender-Mainstreaming in der EU<br />

Beatrix von Storch<br />

Foto: © Wikipedia, J. Patrick Fischer<br />

Seit Mai 2014 bin ich Mitglied des<br />

EU-Parlaments und arbeite im „Ausschuss<br />

für die Rechte der Frauen und<br />

die Gleichstellung der Geschlechter“.<br />

In der vorherigen Legislaturperiode<br />

(2009–2014) wurden im Plenum 2790 Entschließungen<br />

verabschiedet. Davon sind nur 1071 verbindliche<br />

Rechtsakte; der weit größere Anteil<br />

sind also unverbindliche Entschließungen auf der<br />

Grundlage von Initiativ-Berichten.<br />

Die <strong>machen</strong> trotzdem viel Arbeit, beschäftigen<br />

viele Parlamentarier, Assistenten, Übersetzer,<br />

Lobbyisten und Journalisten, werden in<br />

alle Amtssprachen übersetzt – verpflichten aber<br />

2790 Entschließungen<br />

– davon<br />

sind nur 1071<br />

rechtlich<br />

verbindlich<br />

Z für Zukunft<br />

51


Europa<br />

Foto: © Wikipedia, J. Patrick Fischer<br />

Das<br />

EU-Parlament<br />

Abtreibung zum<br />

Menschenrecht<br />

niemanden. Und doch sind diese Entschließungen<br />

Statements, mit denen Politik gemacht wird. Ich<br />

winke sie also <strong>nicht</strong> einfach durch, da sie ja keine<br />

Bindewirkung haben; im Gegenteil: Ich lehne sie<br />

ab, besonders Entschließungen zu „Gender-Mainstreaming“<br />

und „Gender-Gleichstellung“.<br />

Einige dieser Entschließungsvorlagen stelle<br />

ich hier kurz vor, um zu verdeutlichen, welche<br />

Blüten die Gender-Ideologie im EU-Parlament<br />

treibt. Neben dem Frauenausschuss gibt es im<br />

EU-Parlament ja noch zahlreiche Gremien, die ein<br />

durchgängiges Gender-Mainstreaming durchsetzen<br />

wollen.<br />

Brüssel sagt, wer den Abwasch macht<br />

In der Tarabella-Entschließung vom 10. März<br />

2015 „Gleichstellung von Frauen und Männern in<br />

der Europäischen Union – 2013” machte das EU-<br />

Parlament die gleichmäßige Aufteilung der Hausarbeit<br />

zwischen Frauen und Männern zu einer<br />

unabdingbaren Voraussetzung für die Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern. Jetzt entscheidet<br />

also Brüssel, wer zu Hause bügelt, einkauft und<br />

den Abwasch macht.<br />

Außerdem erklärt das EU-Parlament Abtreibung<br />

zum Menschenrecht, obwohl in der Estrela-<br />

Entschließung vom 10. Dezember 2013 festgelegt<br />

wurde, dass das <strong>nicht</strong> EU-Angelegenheit ist.<br />

Mutterschutz gendern, was soll denn das?<br />

Die EU will auch den Mutterschutz gendern. Die<br />

Richtlinie, um die es hier geht, handelt von der<br />

„Durchführung von Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung<br />

der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />

von schwangeren Arbeitnehmerinnen, Wöchnerinnen<br />

und stillenden Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz“.<br />

„Mütter“ fehlen im Titel der Richtlinie!<br />

Am 20. Mai 2015 bedauerte das EU-Parlament,<br />

dass die EU-Kommission die 2008 vorgelegte und<br />

alsbald blockierte Richtlinien-Novelle über den<br />

Mutterschaftsurlaub nun wieder <strong>zur</strong>ückzog. Dieses<br />

Bedauern ist eher geheuchelt, denn das EU-<br />

Parlament überzog damals seine Forderungen<br />

an die Mitgliedsstaaten so sehr, dass diese nur<br />

abwinkten: Die EU-Kommission (damals unter dem<br />

Christdemokraten Barroso) wollte auch den Mutterschutz<br />

gendern und fügte dem verständlichen<br />

Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz den<br />

Grundsatz der Gleichbehandlung und der Chancengleichheit<br />

von Männern und Frauen hinzu.<br />

Aber Männer werden nun mal <strong>nicht</strong> schwanger.<br />

Das erweiterte jedoch den Anwendungsbereich<br />

der Richtlinie auf Eltern-, Vaterschafts- und<br />

Adoptionsurlaub, die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf, Antidiskriminierungs-Aspekte usw. Die<br />

Barroso-Kommission verengte das wirkliche Problem<br />

des Mutterschaftsurlaubs auf ideologische<br />

Gleichstellungsfragen.<br />

Das „Problem“ sind die Eltern<br />

In der Entschließung vom 9. September 2015 <strong>zur</strong><br />

„Stärkung von Mädchen durch Bildung in der EU“<br />

kommentierte das Hohe Haus kritisch, dass Eltern<br />

für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich<br />

seien: indem nämlich Eltern ihre Söhne zu Männern<br />

und Vätern und ihre Töchter zu Frauen und<br />

Müttern erziehen, würden starre Geschlechterstereotypen<br />

weitergegeben. Daher sollen Eltern<br />

an Sensibilisierungs-Initiativen teilnehmen, an<br />

Weiterbildungsmaßnahmen und Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Integration der Geschlechterperspektive.<br />

In derselben Entschließung wird die Kommission<br />

aufgefordert, Diskriminierung aufgrund von<br />

sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität<br />

in Bildungseinrichtungen (wie Kindergärten und<br />

52<br />

Z für Zukunft


Europa<br />

Schulen) zu bekämpfen und dafür „ausdrücklich“<br />

LGBTI-Themen in die Lehrpläne aufzunehmen.<br />

Die Gender-Spitzenreiter unter den Bildungseinrichtungen<br />

sollen mit einem europäischen Gleichstellungs-Preis<br />

ausgezeichnet werden.<br />

Masturbation für Kinder von 0 bis 4<br />

Die bayerische SPD-Abgeordnete Maria Noichl<br />

fordert in der von ihr vorbereiteten Entschließung<br />

vom 9. Juni 2015 <strong>zur</strong> EU-Gleichstellungsstrategie<br />

nach 2015 dazu auf, an Schulen Sexualerziehungsprogramme<br />

durchzuführen und sicherzustellen,<br />

dass junge Menschen Zugang zu Beratung<br />

und zu Verhütungsmitteln haben. Der Inhalt<br />

dieser Sexualerziehung wird in den „Standards<br />

der Sexualaufklärung in Europa” vom Regionalbüro<br />

Europa der Weltgesundheitsorganisation als<br />

Rahmenkonzept für Bildungseinrichtungen vorgelegt.<br />

Für die Altersgruppe 0–4 Jahre wird beispielsweise<br />

empfohlen, eine positive Haltung zum<br />

sozial konstruierten Geschlecht zu entwickeln<br />

und frühkindliche Masturbation zu lernen.<br />

Als käme Armut von<br />

Geschlechterungerechtigkeit<br />

Bei der „Armutsbekämpfung aus geschlechtsspezifischer<br />

Perspektive” ist sich das EU-Parlament<br />

am 26. Mai 20<strong>16</strong> sicher: Würden gleichgeschlechtliche<br />

LGBTI-Familien endlich durch alle Mitgliedsstaaten<br />

voll anerkannt, würde deren Einkommen<br />

steigen und die Lebenshaltungskosten, das<br />

Armutsrisiko und die Gefahr sozialer Ausgrenzung<br />

sinken. Eine Studie soll zeigen, wie sich Verfahren<br />

<strong>zur</strong> amtlichen Anerkennung der Geschlechtsumwandlung<br />

einer Person bzw. das Fehlen solcher<br />

Verfahren auswirken auf die Stellung von Transgender-Personen<br />

auf dem Arbeitsmarkt.<br />

LGBTI gleichstellen per Entwicklungshilfe<br />

Foto: © Inspirit Communication<br />

Aber auch Außenpolitik und Entwicklungshilfe<br />

können gegendert werden, wie die Entschließung<br />

vom 8. Oktober 2015 <strong>zur</strong> Erneuerung des „EU-<br />

Aktionsplans <strong>zur</strong> Gleichstellung der Geschlechter<br />

und Machtgleichstellung der Frauen in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit“ zeigt. Darin wird<br />

gefordert, den EU-Aktionsplan für die Gleichstellung<br />

bezüglich der Lage von LGBTI in Drittländern<br />

(also Nicht-EU-Ländern) zu verbessern und<br />

deren Schutz und Rechte in den Mittelpunkt zu<br />

stellen, und gleich noch mehr: besondere Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Stärkung der Rechte von jugendlichen<br />

Frauen, Migrantinnen, mit dem HI-Virus<br />

lebenden Frauen, lesbischen, bi-, trans- und<br />

intersexuellen Frauen (LGBTI) sowie Frauen mit<br />

Behinderungen.<br />

Das selbstgendernde Parlament<br />

Ein letztes Beispiel betrifft das parlamentarische<br />

Selbst-Gendern. Dazu verabschiedete das Plenum<br />

am 3. Februar 20<strong>16</strong> eine umfangreiche Entschließung:<br />

Die Personalabteilung des EU-Parlaments<br />

wird beauftragt, besondere Leitlinien für<br />

das Wohlergehen der lesbischen, schwulen, bi-,<br />

trans-, inter- und quersexuellen Bediensteten am<br />

Arbeitsplatz einzuführen.<br />

Subtiler Einfluss auf EU-Politik<br />

Obwohl diese Entschließungsverfahren im EU-<br />

Recht keine Bindewirkung entfalten, nehmen sie<br />

erheblich Einfluss auf das Denken der EU-Institutionen<br />

in diesem Politikbereich und können<br />

Eingang finden in Vorlagen der Kommission für<br />

Rechtsakte. Deswegen ist es wichtig, dass sich<br />

die Bürger über diese Entschließungen im Vorfeld<br />

informieren, die Europa-Abgeordneten mit<br />

Briefen und E-Mails kontaktieren und sich bei den<br />

nächsten Wahlen an die Ergebnisse der namentlichen<br />

Abstimmungen erinnern.<br />

Beatrix von Storch MdEP (45) ist Vize-Chefin der Fraktion des<br />

„Europas der Freiheit und der Direkten Demokratie“ (EFDD) und<br />

Co-Vorsitzende der Familien-Intergruppe des EU-Parlaments.<br />

Es ist wichtig,<br />

dass Bürger<br />

über diese<br />

Entschließungen<br />

im Vorfeld<br />

informiert sind<br />

und ihre Stimme<br />

erheben<br />

Die EVP-Politikerin Anna<br />

Zaborska aus der Slowakei<br />

tritt seit 2004 im EU-<br />

Parlament für den Schutz<br />

von Ehe und Familie in der<br />

EU ein. Seit 2009 ist sie<br />

Präsidentin der „Intergruppe<br />

Familie, Rechte des Kindes<br />

und Solidarität zwischen<br />

den Generationen“. Hier<br />

berät sie sich vor wichtigen<br />

Abstimmungen mit ihrem<br />

langjährigen Assistenten<br />

Tobias Teuscher<br />

Z für Zukunft<br />

53


Historisch<br />

Das Spiel mit<br />

dem roten<br />

Würfel<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

oder: Die Schattenseite<br />

der humanistischen Aufklärung<br />

Sehen Sie auch,<br />

wie schön dieses<br />

„Es“ mit dem<br />

roten Würfel<br />

spielt?<br />

Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />

Dekonstruktion der Natur<br />

„Ein kluger Kopf hat mal gesagt: Die Biologie<br />

ist das, was man dafür hält.“ 1 Diese inzwischen<br />

amtliche, für jeden Naturwissenschaftler verblüffende<br />

Argumentation ergibt sich aber zwingend<br />

aus einem Konstruktivismus 2 , der nun auch<br />

die Natur einbezieht. „Die Genderbewegung hat<br />

(…) kein Interesse an Objektivität. Eine objektive<br />

Wirklichkeit, die es zu erforschen gilt, existiert<br />

für sie <strong>nicht</strong>.“ 3<br />

So nimmt der Konstruktivismus allerdings<br />

bizarre Züge an: Als Wissenschaftler nach der<br />

Untersuchung der Mumie von Ramses II. herausfanden,<br />

dass der Pharao wahrscheinlich an<br />

Tuberkulose gestorben war, bestritt der französische<br />

Konstruktivist Robert Latour, dass das<br />

möglich sei, weil Robert Koch das Virus erst 1882<br />

entdeckt hatte: „Vor Koch hatte das Virus keine<br />

wirkliche Existenz.“ 4<br />

Noch weiter geht Judith Butler: Für die Professorin<br />

für Linguistik entsteht Wirklichkeit<br />

überhaupt erst durch Sprache. Somit ist auch<br />

Geschlecht semantisch konstruiert: „Es gibt überhaupt<br />

keinen ‚natürlichen‘ Körper als solchen,<br />

der ‚vor‘ der Sprache und Deutung der Kulturen<br />

liege. Radikalisiert bedeutet das, auch ‚Biologie‘<br />

sei Kultur.“ 5 Da aber offensichtlich Lebewesen<br />

existierten, bevor es Menschen und Sprache gab,<br />

offenbart sich diese Weltsicht als wirklichkeitsfremd<br />

und zeigt, wie eine Ideologie selbst offensichtlichste<br />

Dinge vernebelt.<br />

Die drei Dekonstruktions-Geschütze der<br />

führenden kanadischen Gender-Professorin<br />

Donna Haraway<br />

Das erste:<br />

„Der Konstruktivismus lehrt, dass wir Wirklichkeit<br />

niemals als das erkennen können, was sie<br />

wirklich ist.“ 6 Zunächst ist der Konstruktivismus<br />

für die Genderwissenschaft offensichtlich eine<br />

<strong>nicht</strong> hinterfragbare Prämisse und somit ist er<br />

unwissenschaftlich.<br />

Aber es gibt einen wahren Kern: „Die Physik ist<br />

<strong>nicht</strong> die Beschreibung der Natur, sondern vielmehr<br />

nur die Beschreibung unserer Vorstellung von der<br />

Natur.“ Diese Aussage von Nils Bohr 7 wird von Carl-<br />

Friedrich v. Weizsäcker noch verschärft: „Die rationale<br />

Physik sieht … nur die Oberfläche der Wirklichkeit,<br />

die Physik erklärt <strong>nicht</strong> die Geheimnisse der<br />

Natur, sie führt sie auf tiefer liegende Geheimnisse<br />

<strong>zur</strong>ück.“ 8 Tatsächlich werden wir nie herausfinden,<br />

„was die Welt im Innersten zusammenhält“.<br />

54<br />

Z für Zukunft


Historisch<br />

Wenn wir nun heute die meisten Krankheiten<br />

medikamentös behandeln und über Kontinente hinweg<br />

kommunizieren können; wenn sich ein viele<br />

Tonnen schwerer Jumbo in die Luft erhebt oder<br />

unsere Raumsonden auf dem Mond, dem Mars und<br />

sogar auf einem Kometen landen, dann belegt das<br />

wohl eindrücklich, dass wir zumindest die Oberfläche<br />

der Wirklichkeit, die uns ja unmittelbar betrifft,<br />

hinreichend genau beschreiben können.<br />

Donna Haraways zweites Argument:<br />

„Geltende Theorien wurden bisher nur <strong>nicht</strong> falsifiziert.<br />

Wenn überhaupt, dann wissen wir nur<br />

sicher, was Wirklichkeit <strong>nicht</strong> ist.“ 9 Auch dieser<br />

Einwand ist im Prinzip richtig: Alle unsere mathematischen<br />

Modelle der Wirklichkeit müssen sich<br />

im Experiment bewähren. Aber noch so viele<br />

Bestätigungen <strong>machen</strong> eine Theorie <strong>nicht</strong> <strong>zur</strong><br />

Wahrheit, sie kann nur falsifiziert werden. Insofern<br />

wissen wir tatsächlich nur sicher, was die<br />

Wirklichkeit <strong>nicht</strong> ist.<br />

Auch die großen Theorien wie Newtons Mechanik<br />

wurden <strong>nicht</strong> „falsifiziert“ – widerlegt –, sondern<br />

lediglich eingeschränkt auf den Geltungsbereich,<br />

in dem sie angewandt werden können. Im<br />

„Alltagsgebrauch“ funktioniert Newtons Mechanik<br />

ja wunderbar; sie versagt erst bei Geschwindigkeiten<br />

nahe der Lichtgeschwindigkeit und im atomaren<br />

Bereich. Hier greifen umfassendere Theorien –<br />

die Relativitätstheorie bzw. die Quantenmechanik.<br />

Donna Haraways erste beide Einwände sind also<br />

prinzipiell richtig, aber praktisch irrelevant.<br />

Ihr drittes Argument lautet:<br />

„Wissen von Forschenden kann nur in Bezug auf<br />

deren politische Position gebildet werden.“ 10 Das<br />

heißt: Der Wissenschaftler sieht die Welt durch<br />

die Brille seiner politischen Einstellung. Damit<br />

wäre jede Wissenschaft letztlich Ideologie, auch<br />

die von Haraway.<br />

Die Schwierigkeit für Frau Haraway ist, einerseits<br />

die Objektivitätsansprüche der Wissenschaft<br />

zu dekonstruieren und andererseits den eigenen<br />

Objektivitätsanspruch aufrechtzuerhalten.<br />

Deshalb ist für sie ein neuer Objektivitätsbegriff<br />

notwendig: „Unterworfene Standpunkte werden<br />

bevorzugt, weil sie angemessenere, nachhaltigere,<br />

objektivere, transformierendere Darstellungen<br />

der Welt zu versprechen scheinen.“ 11<br />

Im Geiste von Karl Marx<br />

Donna Haraway argumentiert im Sinne der „kritischen<br />

Theorie“. Die entstand aus der Forderung<br />

von Karl Marx, dass wahre Philosophie <strong>nicht</strong> über<br />

die Welt nachdenken, sondern sie verändern solle.<br />

Die „kritische Theorie“ ist <strong>nicht</strong>, wie die Naturwissenschaft,<br />

vom Interesse an Objektivität und<br />

Wahrheit geleitet, sondern will die bestehende<br />

Gesellschaft verändern. Objektiver Wissenschaft<br />

darf weder ein Dogma noch ein Konsens vorgeschaltet<br />

werden, sondern es muss methodisch<br />

korrekt geforscht werden, und diese Forschung<br />

muss ergebnisoffen sein. Gendertheorien sind<br />

daher keine Naturwissenschaft, sondern Handlungskonzepte<br />

<strong>zur</strong> Veränderung der Welt.<br />

Wenn das Versprechen <strong>nicht</strong> hält<br />

und der Schein trügt<br />

Dabei war sich Frau Haraway ihrer Sache keineswegs<br />

sicher: Was also, wenn das Versprechen<br />

<strong>nicht</strong> hält und der Schein trügt? Mit welchem<br />

Kriterium könnte man eine solche Theorie verifizieren<br />

oder falsifizieren? Wer bestimmt, was der<br />

„richtige“ Standpunkt ist?<br />

Man muss schon sehr naiv sein zu glauben, dass<br />

„die Unterworfenen“ jemals die Deutungshoheit<br />

über die „richtige Weltanschauung“ hatten. Erinnern<br />

wir uns: Aristoteles hatte behauptet, dass ein<br />

schwerer Stein schneller fällt als ein leichter.<br />

Das wurde 1500 Jahre so geglaubt; weil die<br />

Autorität Aristoteles´ so übermächtig war, wagte es<br />

niemand, seine Aussagen anzuzweifeln. Erst Galileo<br />

Galilei bewies durch<br />

seine Experimente, dass<br />

beide gleich schnell fallen.<br />

Erstmals hatte die<br />

Menschheit mit der empirischen<br />

Wissenschaft eine<br />

Methode gefunden, die<br />

Wirklichkeit zu beschreiben<br />

unabhängig von einer<br />

„richtigen“ Weltanschau-<br />

Donna Jeanne Haraway ist<br />

eine amerikanische Naturwissenschaftshistorikerin<br />

und<br />

Biologin. Sie war Professorin<br />

an der University of California<br />

Foto: © Wikipedia/Rusten Hogness<br />

Z für Zukunft<br />

55


Historisch<br />

Bilder: (von oben)<br />

Konrad Lorenz († 27. Februar 1989)<br />

– österreichischer Zoologe, Medizin-Nobelpreisträger<br />

und Hauptvertreter der klassischen vergleichenden<br />

Verhaltensforschung<br />

Isaac Newton († 20. März 1726) – englischer<br />

Naturforscher, Theologe, Philosoph und Verwaltungsbeamter<br />

Sigmund Freud († 23. Sept. 1939) – österreichischer<br />

Neurologe, Tiefenpsychologe und<br />

Kulturtheoretiker. Weltweit bekannt als Begründer<br />

der Psychoanalyse<br />

Carl Gustav Jung († 6. Juni 1961) – Schweizer<br />

Psychiater und Begründer der analytischen<br />

Psychologie. Schüler Freuds<br />

Erich Fromm († 18. März 1980) – deutschamerikanischer<br />

Psychoanalytiker, Philosoph und<br />

Sozialpsychologe<br />

Fotos: © Wikipedia<br />

ung oder der Autorität eines Forschers.<br />

Galilei, Newton oder Einstein haben<br />

ihre Forschung bestimmt <strong>nicht</strong> von<br />

einem „unterworfenen Standpunkt“ aus<br />

betrieben. Wären ihre Erkenntnisse besser<br />

oder anders, wenn sie mit einer anderen<br />

politischen Einstellung gefunden worden<br />

wären?<br />

Mit der Gendertheorie fällt die<br />

Menschheit endgültig in das vorwissenschaftliche<br />

Zeitalter <strong>zur</strong>ück,<br />

mutierte das materialistische Weltbild<br />

<strong>zur</strong> maßgeblichen Weltanschauung.<br />

Heute entscheidet in allen gesellschaftlich<br />

relevanten Bereichen die „richtige“<br />

Weltanschauung darüber, wer auf einen<br />

Lehrstuhl berufen wird; wer es wagte,<br />

die Evolutionslehre Darwins in Zweifel<br />

zu ziehen oder dass die Klimaerwärmung<br />

vom Menschen verursacht sei,<br />

wird sicher <strong>nicht</strong> mehr berücksichtigt.<br />

Und Forschungsgelder erhält nur,<br />

dessen Projekte den politischen Mainstream<br />

<strong>nicht</strong> infrage stellen, so wurde<br />

beispielsweise die Forschung über die<br />

Ursachen von Homosexualität vollständig<br />

eingestellt. Das Absurdeste hingegen:<br />

Es wurden etwa 200 Lehrstühle<br />

für Gender-Studies eingerichtet, deren<br />

erklärtes Ziel es ist, die Wissenschaft zu<br />

dekonstruieren.<br />

Der große Irrtum<br />

Man könnte sich natürlich eine passende<br />

Wirklichkeit konstruieren; nur ändert das<br />

<strong>nicht</strong>s an der real existierenden – aber<br />

es hat dramatische Folgen für unsere<br />

Zukunft! So schrieb Konrad Lorenz schon<br />

1982: „Der Irrglaube, dass man aus<br />

dem Menschen … schlechterdings alles<br />

<strong>machen</strong> kann, liegt den vielen Todsünden<br />

zugrunde, welche die zivilisierte Menschheit<br />

gegen die Natur des Menschen<br />

begeht. Es muss übelste Auswirkungen<br />

haben, wenn eine weltumfassende Ideologie<br />

samt der sich daraus ergebenden<br />

Politik auf Lüge begründet ist.“ 12<br />

Da der Sozialismus von einem unrealistischen<br />

Menschenbild ausging, musste er an diesem Grundirrtum<br />

immer wieder scheitern: „Die schlichte …<br />

Wahrheit ist, dass der ‚eigentliche Mensch‘ seit<br />

je da war – in seinen Höhen und Tiefen, in seiner<br />

Größe und Erbärmlichkeit, seinem Glück und seiner<br />

Qual, seiner Rechtfertigung und seiner Schuld.<br />

Der Irrtum der Utopie ist also ein Irrtum der Auffassung<br />

vom Wesen des Menschen.“ 13<br />

Das falsche Menschenbild beginnt mit der Illusion,<br />

dass Mensch frei wäre. Sigmund Freud hat<br />

es wiederentdeckt; es wurde aber schon im ersten<br />

Jahrhundert umfassend beschrieben: 14 dass der<br />

Mensch eben <strong>nicht</strong> Herr im eigenen Hause ist.<br />

Aber diese zentrale Erkenntnis wollen die „aufgeklärten“<br />

Zeitgenossen bis heute <strong>nicht</strong> hören,<br />

weil dann das gesamte Projekt „neuer Gender-<br />

Mensch“ schon im Ansatz gescheitert wäre.<br />

„Mit Abscheu zitiert Skinner am Schluss seines<br />

Buches ‚Was ist Behaviorismus?‘ Konrad Lorenz<br />

mit dem Satz: ‚… wonach der Menschheit die<br />

größte Gefahr dadurch drohe, dass der Mensch<br />

seiner nie ganz Herr zu werden wisse‘. Skinners<br />

Antwort: ‚Wenn das wahr wäre, wären wir verloren.‘“<br />

15 Also durfte es <strong>nicht</strong> wahr sein.<br />

Verdrängung – Verleugnung – Relativierung<br />

„Aber was geschah mit dem Bösen, der Macht der<br />

Destruktivität?“, fragte Horst-Eberhard Richter.<br />

Die Antwort: „Seiner Bewältigung dienten verschiedene<br />

geistreiche Versuche <strong>zur</strong> Verleugnung<br />

oder Relativierung. Was diese Verdrängungsmanöver<br />

bewirkten, war aber nur, die gefährlichen<br />

Kräfte unsichtbar zu <strong>machen</strong>.“ <strong>16</strong> Dass diese<br />

Kräfte sehr real sind, wusste besonders Freuds<br />

Schüler C. G. Jung: „Es ist <strong>nicht</strong> wahr, das wir<br />

einzig mit der Ratio und dem Willen auskommen.<br />

Wir sind ganz im Gegenteil beständig unter dem<br />

Einfluss von störenden Mächten, die Vernunft und<br />

Willen durchkreuzen, das heißt, sie sind stärker<br />

als das letztere …“ 17<br />

Das Wesen des Menschen insgesamt, seine<br />

moralische Ambivalenz, seine Sehnsucht nach<br />

dem Paradies und seine Suche nach Sinn, war den<br />

Materialisten seit jeher ein Rätsel. Er sei ein „Irrläufer,<br />

eine groteske Laune der Natur. Er ist Teil<br />

56<br />

Z für Zukunft


Historisch<br />

der Natur und doch transzendiert er die Natur.<br />

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das<br />

sich in der Natur <strong>nicht</strong> zu Hause fühlt, das sich<br />

aus dem Paradies vertrieben fühlen kann“ 18 –<br />

fand Erich Fromm.<br />

Als Jude wusste er aus seiner Bibel, dass in der<br />

Urzeit mit dem Menschen etwas Entscheidendes<br />

„schiefgelaufen“ war: „Obwohl Mann und Frau<br />

einander unverhüllt gegenübertraten, schämten<br />

sie sich <strong>nicht</strong>, weil sie sich <strong>nicht</strong> als Fremde<br />

erfuhren, sondern als ‚eins‘.“ Nach dem Ereignis,<br />

das wir „Sündenfall“ nennen, „empfinden sie die<br />

tiefste Scham, die es gibt: einem Mitmenschen<br />

‚nackt‘ gegenüberzutreten und sich dabei der<br />

gegenseitigen Entfremdung bewusst zu sein, die<br />

sie voneinander trennt.“ 19<br />

Diese „Entfremdung“ des Menschen von sich<br />

selbst, vom Nächsten und von seiner Umwelt<br />

sieht Fromm als das zentrale Thema des Menschen:<br />

„Der Mensch aller Zeiten und Kulturen<br />

steht der … einen und immer gleichen Frage<br />

gegenüber: Wie die Getrenntheit überwunden,<br />

wie man das eigene individuelle Leben transzendieren<br />

und einswerden kann.“ 20<br />

Liebe, das „Missing Link“<br />

Die Lösung des Problems haben gerade neomarxistische<br />

Denker erstaunlich gut erkannt. So<br />

schrieb Theodor W. Adorno: „Jeder Mensch heute,<br />

ohne jede Ausnahme, fühlt sich zu wenig geliebt,<br />

weil jeder zu wenig lieben kann. … Der Mangel an<br />

Liebe ist der Mangel aller Menschen ohne Ausnahme,<br />

so wie sie heute existieren.“ 21<br />

So konnte sich die Hoffnung der Moderne mit<br />

ihrer Sicht vom Menschen als einer „biologischen<br />

Maschine“ <strong>nicht</strong> erfüllen: „Das Ziel der Aufklärung,<br />

die vollständige Befriedigung aller instinktiven<br />

Wünsche, ist <strong>nicht</strong> nur keine Basis für das<br />

Glück, sondern garantiert <strong>nicht</strong> einmal minimale<br />

seelische Gesundheit.“ 22<br />

Bleibt ihm also nur das „Lustprinzip“, „das<br />

einzige Ziel und die entscheidende Kraft, welche<br />

die menschliche Gesellschaft entwickelt“. 23<br />

Aber Erich Fromm weiß, dass auch die Sexualität<br />

nur eine Scheinlösung ist: „Die sexuelle Orgie …<br />

wird zu dem verzweifelten Versuch, der durch die<br />

Getrenntheit erzeugten Angst zu entkommen, und<br />

resultiert in einem<br />

immer stärker wachsenden<br />

Gefühl der<br />

Einsamkeit, da der<br />

ohne Liebe vollzogene<br />

Geschlechtsakt<br />

die Kluft zwischen<br />

zwei menschlichen<br />

Wesen höchstens für<br />

einen kurzen Augenblick<br />

überbrücken<br />

kann.“ 24<br />

Das Fazit des Marxisten Erich Fromm ist daher:<br />

„Wenn es wahr ist – was ich darzulegen versuchte<br />

– … dass die Liebe die einzig befriedigende Antwort<br />

auf das Problem der menschlichen Existenz ist,<br />

dann muss jede Gesellschaft, die die Entwicklung<br />

<strong>zur</strong> Liebe ausschließt, an ihrem Widerspruch … <strong>zur</strong><br />

menschlichen Natur zugrunde gehen …“ 25<br />

Fünf für gerade verkaufen<br />

Die Dekonstruktion – also eine Umkonstruierung<br />

– des Menschen will Veränderung herbeiführen,<br />

bis allen klar ist, dass das Kind eben <strong>nicht</strong> mit<br />

dem blauen Ball, sondern mit einem roten Würfel<br />

spielt. Aber alle Ersatzformen, die für Liebe<br />

bisher konstruiert wurden, haben das Bedürfnis<br />

<strong>nicht</strong> stillen können. Es empfiehlt sich also, ganz<br />

„rückwärtsgewandt“ das Urmodell von „Liebe“<br />

zu testen, ob <strong>nicht</strong> diese den elementaren Mangel<br />

ausfüllen kann.<br />

Als Qualitätsbeschreibung dazu gilt: „Die Liebe<br />

hat Ausdauer, die Liebe ist gütig, sie neidet <strong>nicht</strong>,<br />

die Liebe spielt sich <strong>nicht</strong> groß auf, sie benimmt<br />

sich <strong>nicht</strong> unanständig, sie sucht <strong>nicht</strong> das Ihre,<br />

sie lässt sich <strong>nicht</strong> verbittern, sie rechnet Böses<br />

<strong>nicht</strong> zu, sie freut sich <strong>nicht</strong> über Ungerechtigkeit;<br />

sondern sie freut sich mit der Wahrheit (im<br />

Gegensatz zum Konstitutionalismus), sie erträgt<br />

alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet<br />

alles. Diese Liebe vergeht niemals.“ 26<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Leisenberg<br />

Professor und Dekan in Frankfurt und Gießen, Geschäftsführer einer<br />

Firma für thermische Verfahrenstechnik. Ausgezeichnet mit dem<br />

„Unternehmerpreis Innovativer Mittelstand“ (2004) und dem „Hessischen<br />

Innovationspreis“ (2008). Verheiratet, zwei Kinder.<br />

Fußnoten: siehe Seite 64<br />

Im Geiste von<br />

Karl Marx<br />

Foto: © boris15 / 123RF<br />

Z für Zukunft<br />

57


Medien<br />

Gehirnwäsche missglückt<br />

Ein norwegischer Komiker hat in einer TV-Dokumentation gezeigt, wie dogmatisch und<br />

ideologisch die Gleichstellungs-Bemühungen angelegt sind. Staatliche Subventionen<br />

wurden gestoppt, das norwegische Genderinstitut musste geschlossen werden<br />

Peter Ischka<br />

Was kann<br />

Deutschland<br />

vom „Vorzeige“-<br />

Genderland<br />

Norwegen<br />

lernen?<br />

Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />

Seit Jahren bemühen sich Politik und<br />

Wirtschaft vergeblich, Mädchen in<br />

technische Berufe zu bringen. Während<br />

man hierzulande mit großem<br />

finanziellem Aufwand darauf drängt,<br />

bereits im Kindergarten mit einer Umprogrammierung<br />

zu beginnen, hat in Norwegen ein Komiker<br />

in einer eindrücklichen TV-Dokumentation gezeigt,<br />

wie dogmatisch und ideologisch diese Gleichstellungs-Bemühungen<br />

angelegt sind.<br />

Schülerinnen sollen für sogenannte MINT-Berufe<br />

begeistert werden – für Jobs im Bereich Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften oder Technik –,<br />

angeblich der Geschlechtergerechtigkeit wegen.<br />

Doch Hunderte von Initiativen und Bemühungen<br />

über Jahre hinweg zeigten keinen Erfolg: Die meisten<br />

Mädchen verfolgen weiterhin charakteristische<br />

Berufswünsche. Darüber berichtete der „Spiegel“ in<br />

der 39. Ausgabe vom 21. September 2013.<br />

Mit großem finanziellem Aufwand unterstützen<br />

die Bundesregierung und die EU den „Kampf“<br />

gegen ein vermeintliches Geschlechterklischee.<br />

Aber bisher haben alle Bemühungen <strong>nicht</strong> so<br />

recht fruchten wollen, auch die „Girls’ Days“<br />

zeigten keine Wirkung, genauso wenig wie die<br />

weiblichen Stars in TV-Shows, die, in technischen<br />

Berufen gezeigt, in romantischen Liebesgeschichten<br />

das Schmalz zum Triefen bringen.<br />

Genderbeauftragte, die solche Projekte verantworten,<br />

rechtfertigen sich: Die Chancen, ihre<br />

Ziele zu erreichen, stünden <strong>nicht</strong> schlecht. Zumindest<br />

in der Theorie. Man bezieht sich auf die Genderforschung,<br />

die davon ausgeht, dass Mädchen<br />

von Geburt an genauso technikinteressiert seien<br />

wie Jungen – es wären nur die überkommenen<br />

Geschlechterklischees, die die Umsetzung und den<br />

Erfolg selbst der besten Aktionen behinderten.<br />

58<br />

Z für Zukunft


Medien<br />

Der Lösungsansatz: Wer den Frauenanteil<br />

in technischen Berufen erhöhen will,<br />

muss in der Erziehung deutlich früher<br />

ansetzen – dreijährigen Mädchen sollen<br />

statt Puppen und Kinderküchen endlich<br />

Metallbaukästen und technische Experimentier-Sets<br />

angeboten werden.<br />

Naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse veraltet?<br />

Norwegen ist eines der am besten gegenderten<br />

Länder der Welt. Doch auch hier hat man das Problem,<br />

dass nur wenige Frauen technische Berufe<br />

ergreifen (seit Neuestem ist die Tendenz sogar<br />

rückläufig). Es gibt keine offizielle Erklärung dafür,<br />

man nennt es „das norwegische Gleichstellungs-<br />

Paradoxon“. Darüber öffentlich zu diskutieren war<br />

in Norwegen ein Tabu – bis der norwegische Clown<br />

und Soziologe Harald Eia eine mehrteilige TV-Dokumentation<br />

drehte, der Titel: „Gehirnwäsche“.<br />

Eia stellte den führenden Genderforschern in Norwegen<br />

die provozierende Frage: „Haben Geschlechterrollen<br />

eine naturwissenschaftlich begründbare<br />

Ursache?“ Harald Eia wurde aufgeklärt: Die<br />

Naturwissenschaft habe in diesen Fragen nur<br />

untergeordnete Bedeutung; allein die Gesellschaft<br />

forme das soziale Geschlecht (Gender).<br />

Wer andere Meinungen vertrete, stütze sich in<br />

der Regel auf veraltete Forschungsergebnisse.<br />

Der Komiker Eia machte sich auf und befragte<br />

Wissenschaftler anderer Disziplinen. Die norwegische<br />

Soziologin Camilla Schreiner verwies auf<br />

eine Studie, in der 15-Jährige aus 20 Ländern<br />

nach ihren Interessen befragt wurden. Die Studie<br />

zeigt, dass gerade Frauen aus Ländern ohne<br />

Frauenförderung das größte Interesse an Technik<br />

aufweisen: Die Armut drängt diese Frauen dazu,<br />

alle ihnen angebotenen Möglichkeiten zu ergreifen,<br />

während Frauen im Wohlstand sich für einen<br />

Beruf ihrer Neigung entscheiden.<br />

In San Francisco suchte Eia den Psychologen<br />

Lippa auf. Lippa hat in einer Studie mit 200 000<br />

Menschen aus 53 Ländern gezeigt, dass sich<br />

Geschlechtsrollen überall sehr ähneln. Daraus<br />

schließt er: Wenn in unterschiedlichen Kulturen<br />

derartige Übereinstimmungen vorliegen, muss<br />

von einer biologischen Ursache ausgegangen<br />

werden. Auf seiner Erkundungsreise besuchte Eia<br />

auch einen Psychologen in Cambridge und eine<br />

Evolutions-Psychologin in Durham. Weitere Puzzleteile<br />

vervollständigten das Bild.<br />

Subvention<br />

gestrichen<br />

Mit diesen Ergebnissen<br />

konfrontierte Eia<br />

die norwegischen Genderforscher.<br />

Die erste<br />

Reaktion war in der<br />

Regel: „Sie sehen nur,<br />

was Sie sehen wollen.“<br />

Auf die Frage nach<br />

ihrer eigenen wissenschaftlichen<br />

Grundlage kam nur zögerlich: „... eine<br />

theoretische Grundlage“.<br />

600 000 Zuschauer (Norwegen hat 4,8 Millionen<br />

Einwohner) sahen diese Sendung; sie löste<br />

eine kontroverse Diskussion über den Wert der<br />

Genderforschung aus. Ende 2011 wurde das<br />

norwegische Genderinstitut geschlossen, da die<br />

staatliche Subvention von 7,6 Millionen Euro im<br />

Jahr <strong>nicht</strong> mehr gewährt wurde. Für seine Reportage<br />

„Gehirnwäsche“ erhielt Eia einen Preis für<br />

hervorragende journalistische Arbeit.<br />

Die verantwortlichen Regierungs-Abteilungen<br />

in Deutschland, die viele Millionen Euro für die<br />

deutsche Variante des Gender-Paradoxons verschwenden,<br />

sollten sich die Dokumentation von<br />

Harald Eia auf YouTube ansehen. Jeder vernünftige<br />

Mensch kann erkennen, dass auch weitere<br />

teure Maßnahmen und Versuche, Mädchen umzuerziehen,<br />

scheitern werden – man braucht nur neueste<br />

naturwissenschaftliche Erkenntnisse einzubeziehen,<br />

zum Beispiel die aus der Hirnforschung<br />

(siehe Artikel Seite 10, „Affenjungen spielen mit<br />

Autos ...“).<br />

Sehen Sie die norwegische Dokumentation „Gehirnwäsche“ mit<br />

deutschen Untertiteln auf<br />

http://www.youtube.com/watch?v=mguctw0i-rk<br />

oder googeln Sie „Gehirnwäsche Harald Eia“.<br />

Foto: © Wikipedia/Bjame Thunr<br />

Für seine Reportage<br />

„Gehirnwäsche“ erhielt<br />

der Komiker und Soziologe<br />

Harald Eia einen Preis<br />

für hervorragende<br />

journalistische Arbeit<br />

12,5 % der<br />

Norweger sahen<br />

diese Sendung;<br />

sie löste eine<br />

kontroverse<br />

Diskussion über<br />

den Sinn der<br />

Genderforschung<br />

aus<br />

Z für Zukunft<br />

59


Politik<br />

Gender – eine<br />

totalitäre Bedrohung<br />

Die Umsetzung der Gender-Ideologie zerstört die Seele<br />

einer Gesellschaft – beabsichtigte Strategie?<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />

Massen neigen dazu,<br />

kopflos einer Ideologie<br />

zu folgen<br />

Das<br />

Wissenschafts-<br />

Establishment<br />

hält eisern am<br />

Naturbild des<br />

17. Jh. fest,<br />

obwohl dieses<br />

modernen<br />

Erkenntnissen<br />

widerspricht<br />

1. Denkmodelle von „Wirklichkeit“?<br />

Was ist Wirklichkeit – und kann sich der Mensch<br />

seine Wirklichkeit schaffen? Ein „richtiges“ Weltbild,<br />

das der Natur und der Logik <strong>nicht</strong> widerspricht,<br />

sollte helfen, auf diese Fragen eine Antwort<br />

zu finden. Die Methode dazu hatten Galilei<br />

und Bacon gefunden – mit der empirischen Wissenschaft<br />

auf der Basis der Bibel. 1<br />

Ihr Erfolg führte allerdings dazu, dass dieses<br />

Naturbild <strong>zur</strong> naturalistischen Weltanschauung<br />

mutierte: Die Idee, die sichtbare Wirklichkeit sei<br />

eingebettet in eine unsichtbare, wurde verworfen.<br />

Nun galt:<br />

1. Der Ursprung der Welt ist materiell,<br />

2. außerhalb der Raumzeit-Welt gibt es <strong>nicht</strong>s,<br />

3. dank der Wissenschaft ist alles durch innerweltliche<br />

Faktoren erklärbar,<br />

4. alle Ordnungen der Welt bis hin zu Leben und<br />

Bewusstsein haben sich von selbst entwickelt.<br />

Das naturalistische Weltbild<br />

Das Wissenschafts-Establishment 2 hält eisern fest<br />

an diesem Naturbild aus dem 17. Jahrhundert,<br />

obwohl dieses der Logik sowie der Erkenntnis der<br />

modernen Physik widerspricht; somit ist die Wissenschaft<br />

wieder hinter Galilei <strong>zur</strong>ückgefallen.<br />

In diesem naturalistischen Weltbild<br />

1. ist der Mensch ein Produkt des Zufalls und sein<br />

Leben hat weder Sinn noch Ziel (Nihilismus),<br />

2. sind Gedanken und Gefühle Begleiterscheinungen<br />

elektrochemischer Prozesse (Materialismus),<br />

3. ist sein Verhalten allein durch die soziale Umwelt<br />

und Erziehung geprägt (Milieutheorie),<br />

4. sind alle gesellschaftlichen Institutionen menschengemacht<br />

(Konstruktivismus),<br />

5. ist der Mensch das Maß aller Dinge und Herr<br />

seiner moralischen Maßstäbe (Humanismus).<br />

60<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Simone de Beauvoir übertrug den Gedanken<br />

des sozialen Konstruktivismus auf die Biologie:<br />

„Man wird <strong>nicht</strong> als Frau geboren, man wird <strong>zur</strong><br />

Frau gemacht.“ Das biologische Geschlecht (Sex)<br />

ist nun für das eigentliche, das soziale Geschlecht<br />

(Gender) unmaßgeblich. Da das im Widerspruch<br />

steht zu allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />

„dekonstruiert“ die Feministin Donna<br />

Haraway 3 die empirische Wissenschaft <strong>zur</strong> puren<br />

Ideologie.<br />

Im postmodernen Weltbild gibt es keine Wirklichkeit<br />

per se. Sie wird durch Kultur und, nach<br />

Judith Butler, durch Sprache erst geschaffen.<br />

Jane Flax bringt es auf den Punkt: „Die postmodernen<br />

Denker möchten alle essentiellen Auffassungen<br />

des Menschen oder der Natur zerstören.<br />

(…) Tatsächlich ist der Mensch ein gesellschaftliches,<br />

geschichtliches oder sprachliches Artefakt.“<br />

4 Das Kennzeichen der Postmoderne ist ein<br />

Realitätsverlust.<br />

2. Strategien für eine<br />

bessere Welt von Rousseau bis Butler<br />

Mit Wissenschaft und Technik schienen sich<br />

ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen <strong>zur</strong> Schaffung<br />

einer besseren Welt mit besseren Menschen.<br />

Auf dem „dialektischen Materialismus“ bauten<br />

Marx und Engels ihre Vision von einem Reich der<br />

„Freien und Gleichen“ auf; diese neue Hoffnung<br />

sollte das Sinn-Vakuum füllen, das das naturalistische<br />

Weltbild produziert hatte.<br />

Aber der „real existierende Sozialismus“<br />

zeigte, dass die neue Gesellschaftsstruktur den<br />

Menschen <strong>nicht</strong> besser machte; das Problem lag<br />

offenbar tiefer.<br />

Was genau war nun diese destruktive Kraft,<br />

die den Menschen von innen heraus steuerte?<br />

Sigmund Freud suchte sie im „Unbewussten“,<br />

genauer: in der Unterdrückung der Sexualität.<br />

Der Apostel Paulus hatte die eigentliche Macht<br />

schon weit früher beschrieben, 5 aber für den<br />

Materialisten Freud war die Kraft der Sünde kein<br />

Thema. „Freud reduzierte damit Menschen auf<br />

ein rein biologisches Niveau: Auch der Bereich<br />

des Unbewussten funktioniere ausschließlich<br />

nach dem ‚Lustprinzip‘.“ 6<br />

Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />

Liegt die Kraft einer Gesellschaft<br />

in der Sexualität?<br />

Dies griff der Neo-Marxismus gerne auf, da nun<br />

das Friedensreich auf Erden doch noch realisierbar<br />

schien. Im sozialistischen Denken ist die<br />

Sexualität „das einzige Ziel und die entscheidende<br />

Kraft, welche die menschliche Gesellschaft<br />

entwickelt.“ 7<br />

So war auch die „sexuelle Befreiung“ die<br />

treibende Kraft der 68er-Kulturrevolution. Ihre<br />

Anhänger in Politik und Medien beseitigen heute<br />

systematisch die von Foucault definierten Verhinderer<br />

„freier Sexualität“: 8<br />

1. die Kopplung der Frau an Fruchtbarkeit, Familie<br />

und das Kind,<br />

2. die soziale Aufwertung der Modelle Ehe und<br />

Familie,<br />

3. die repressive Erziehung des kindlichen Sexes,<br />

4. die Psychiatrisierung der perversen und unnatürlichen<br />

Formen der Lust.<br />

Dreht man diese vier Vorgaben um, erhält man<br />

eine frappierende Beschreibung der heute in die<br />

Bildungspläne eingespeisten ‚Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt‘: 9<br />

• die Entkopplung der Sexualität der Frau von<br />

Fruchtbarkeit, Familie und Kind,<br />

• die „Entnaturalisierung“ der Kernfamilie, der<br />

Heterosexualität und der Generativität, 10<br />

• die Förderung kindlicher und jugendlicher<br />

Sexualität in allen ihren Varianten. 11<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Von Rousseau<br />

bis Butler<br />

Simone de Beauvoir<br />

übertrug den Gedanken des<br />

sozialen Konstruktivismus<br />

auf die Biologie<br />

Z für Zukunft<br />

61


Politik<br />

Gender - die Fortsetzung der<br />

Ideologie der beiden Vordenker<br />

Marx und Engels?<br />

Foto: © philosophers-for-change.org<br />

Die letzten<br />

vierzig Jahre<br />

zeigen, wie eine<br />

„sexuelle<br />

Revolution“ die<br />

Einstellung zu Ehe,<br />

Familie und<br />

nachhaltig<br />

verändern kann<br />

Marxistischer Nährboden<br />

Für Marx und Engels lag die Ur-Unterdrückung<br />

in der Macht des Mannes über die Frau in der<br />

Ehe, also letztlich in der Verschiedenheit der<br />

Geschlechter. Wenn diese aber nur soziale Konstrukte<br />

sind, so können sie auch de-konstruiert<br />

werden; damit wäre der Ur-Unterdrückung die<br />

Basis entzogen. – Diese Sicht führte zum marxistischen<br />

Feminismus, für den die Befreiung der<br />

Frau in der Dekonstruktion der Geschlechter liegt<br />

und in der „reproduktiven Selbstbestimmung“<br />

(Recht auf Abtreibung).<br />

3. Umsetzung von<br />

Gender-Mainstreaming (GM)<br />

Im Juni 1999 machte die Bundesregierung das GM-<br />

Konzept <strong>zur</strong> Querschnittsaufgabe der Gleichstellungspolitik<br />

12 – ohne jede parlamentarische Legitimierung<br />

und ohne die Bevölkerung aufzuklären<br />

über die Ziele und Methoden von GM (Kasten 1). Da<br />

die Eltern auf die Werte ihrer Kinder den weitaus<br />

größten Einfluss haben, ist es für GM zwingend notwendig,<br />

die Weitergabe „falscher“ Werte zu unterbinden<br />

und die Erziehung in staatliche Hände zu<br />

legen. Die wichtigsten Maßnahmen dazu sind:<br />

• (24-Stunden-)Kitas, Ganztags-Kindergarten und<br />

-Schule,<br />

• Gesetze <strong>zur</strong> stetigen Verminderung des Einflusses<br />

der Eltern in der Erziehung,<br />

• Abwertung und versorgungsrechtliche Schlechterstellung<br />

der „Nur-Hausfrau“,<br />

• „Denaturalisierung“ der Kernfamilie als eine<br />

von vielen möglichen Lebensformen,<br />

• Einführung der „Sexualpädagogik der Vielfalt“<br />

ab der Kita, „Verwirrung“ und „Veruneindeutigung“<br />

der Geschlechtsidentität von Jugendlichen,<br />

13<br />

• Eliminierung der christlichen Ausrichtung des<br />

Erziehungsauftrags aus den Schulgesetzen.<br />

In der Identität verunsichert<br />

Den Weg für den letzten Punkt frei gemacht hat<br />

das BVG gerade mit dem „Kopftuch-Urteil“. 14<br />

Von rot-grün-regierten Ländern wird dies dankbar<br />

aufgegriffen und in die Schulgesetze eingebracht.<br />

15<br />

Die vergangenen vierzig Jahre zeigen eindrücklich,<br />

wie durch eine „sexuelle Revolution“<br />

die Einstellung zu Ehe, Familie und Sexualität<br />

nachhaltig verändert werden kann. Auch die Verunsicherungs-Pädagogik<br />

wirkt: So hat sich in den<br />

USA die Zahl der Jugendlichen, die in ihrer sexuellen<br />

Identität verunsichert sind, in den letzten<br />

acht Jahren verfünffacht. <strong>16</strong><br />

4. Wunsch und Wirklichkeit –<br />

die „Nebenwirkungen“ von Gender<br />

Das hochgesteckte Ziel von GM ist „<strong>nicht</strong> weniger,<br />

als den neuen Menschen schaffen, und<br />

zwar durch die Zerstörung der ‚traditionellen‘<br />

Geschlechterrollen.“ 17 Aus dieser „tabula rasa“<br />

würde dann, so die Vision des Gender-Mainstreamings,<br />

der neue Mensch auferstehen wie Phönix<br />

aus der Asche: „Wir werden eine Kultur schaffen<br />

von nie da gewesener Kreativität bezüglich persönlicher<br />

Entwicklungsmöglichkeiten. Aus der<br />

Apartheid der Geschlechter entsteht die Freiheit<br />

der Gender.“ 18<br />

Ignoranz entwicklungsrelevanter Fakten<br />

Das irreale GM-Menschenbild ignoriert bewusst<br />

die Bedingungen für die Entwicklung der Persönlichkeit<br />

und setzt exakt das Gegenteil dessen um,<br />

was Kinder und Jugendliche brauchen, um ihre<br />

Identität zu entwickeln:<br />

62<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

• Die frühe Trennung von der Mutter verhindert<br />

die Bildung von Vertrauen und Identität. 19<br />

• Die kollektive Kleinkind-Betreuung verhindert<br />

sichere Bindung und führt zu Traumata. 20<br />

• Unsicherheit in der Bindung hemmt die Entwicklung<br />

des Gehirns. 21<br />

• Trennung von den Eltern und Sozialisierung<br />

unter Gleichaltrigen führen zum Kulturabriss. 22<br />

• Sexualisierung und Pornografie steigert die<br />

Bindungs- und Eheunfähigkeit. 23<br />

• Mit der Umsetzung von GM entsteht gerade<br />

<strong>nicht</strong> der emanzipierte Mensch, sondern ein<br />

in seinem Selbst zerstörter, ein traumatisierter,<br />

depressiver bzw. aggressiver, angstgestörter,<br />

(sex-)abhängiger und bindungsunfähiger<br />

Mensch.<br />

Zerstörung einer ganzen Gesellschaft<br />

GM zerstört jedoch <strong>nicht</strong> nur die einzelne Persönlichkeit,<br />

sondern auch die Zukunftsfähigkeit<br />

einer ganzen Gesellschaft. Die Folgen hat Konrad<br />

Lorenz schon 1982 drastisch formuliert: „Es muss<br />

übelste Auswirkungen haben, wenn eine weltumfassende<br />

Ideologie samt der sich daraus ergebenden<br />

Politik auf einer Lüge begründet ist.“ 24<br />

Denn insbesondere die nachhaltige Auflösung<br />

der Kernfamilie hat fatale Folgen für ein Volk:<br />

Eine umfangreiche Studie an 80 primitiven und<br />

<strong>16</strong> zivilisierten Kulturen über 5000 Jahre zeigt,<br />

dass in allen Fällen der Zusammenbruch des Volkes<br />

ein Resultat des Zusammenbruchs der Familieneinheiten<br />

war. Dem ging ebenso regelmäßig<br />

eine Phase sexueller Freizügigkeit voraus. 25<br />

5. Hintergründe<br />

Es ist kaum denkbar, dass nur eine Handvoll Genderfeministinnen<br />

die UNO und die EU dominieren<br />

könnten mit einer so absurden Ideologie,<br />

wenn dahinter <strong>nicht</strong> mächtige Interessengruppen<br />

stünden. Könnte es sein, dass diese Gruppen<br />

gerade an den Nebenwirkungen des GM interessiert<br />

sind?<br />

Das Ziel des UNO-Establishments lässt dies<br />

vermuten (Kasten 2): sexualisierte Menschen ohne<br />

Nachkommen, die nur noch in ihrem Hamsterrad<br />

laufen und sich wie Nietzsches „letzter Mensch“<br />

begnügen mit „einem Lüstchen<br />

für den Tag und einem<br />

für die Nacht“; um alles<br />

andere kümmert sich ein<br />

allversorgender „Nanny-<br />

Staat“, eine Pseudo-Demokratie<br />

mit totalitärer Gesinnungskontrolle.<br />

Diese „Kultur“ ist der<br />

totale Gegenentwurf einer<br />

christlich-bürgerlichen Kultur.<br />

Wir erleben derzeit den<br />

gewaltigsten, aber kaum<br />

wahrgenommenen Angriff<br />

auf die freiheitliche Kultur des Westens. Entchristlichung<br />

entzieht Wiederstandskraft<br />

All diese Entwicklungen sind Symptome der<br />

Entchristlichung des Westens: In den USA schwinden<br />

christliche Werte rasant, 26 die EU hat sich zu<br />

den ihren nie bekannt. Dieser Prozess wird nun,<br />

besonders mit dem Urteil <strong>zur</strong> „Homo-Ehe“ in den<br />

USA und dem „Kopftuch-Urteil“ in Deutschland,<br />

durch die höchsten Gerichte de facto irreversibel.<br />

Es ist <strong>nicht</strong> zu fassen: Eine Handvoll Verfassungsrichter<br />

hat „die bislang christliche Ausrichtung<br />

des Erziehungsauftrags … vom Tisch gefegt“ 27 .<br />

Wenn dies der letzte Akt des „großen Abfalls“<br />

des Abendlandes von seinen christlichen Wurzeln<br />

sein soll, dann erklärt sich auch, warum die meisten<br />

Bürger sowie die politische und mediale Elite<br />

offenbar blind sind für die Tragweite dieser Entwicklung:<br />

„Weil sie die Wahrheit <strong>nicht</strong> angenommen<br />

haben, dass sie gerettet würden, hat Gott sie<br />

dem Irrwahn überlassen,<br />

sodass sie der Lüge glauben.“<br />

28<br />

Noch wäre Zeit für Christen,<br />

aufzuwachen, im Gebet<br />

etwas zu bewegen und aus<br />

un-informierten Bürgern<br />

Betroffene zu <strong>machen</strong>! Die<br />

Lage ist ernst, aber <strong>nicht</strong><br />

hoffnungslos: Gott bleibt<br />

Herr der Geschichte.<br />

Bild: © Mittelalterliche Darstellung<br />

Foto: © Screenshot, Qlar, Faszination Museum<br />

Den neuen<br />

Gender-Menschen<br />

erstehen lassen<br />

wie Phönix aus<br />

der Asche<br />

Wie im Hamsterrad:<br />

Menschen ohne Nachkommen,<br />

die sich begnügen mit „einem<br />

Lüstchen für den Tag und<br />

einem für die Nacht“<br />

Z für Zukunft<br />

63


Politik<br />

UN-Weltfrauenkonferenz<br />

in Nairobi: Ob diese<br />

Frauen verstanden,<br />

worum es ging?<br />

Foto: © UNO/Milton Grant<br />

Zeittafel der wichtigsten Stationen <strong>zur</strong><br />

Implementierung von GM 29<br />

1985 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi: GM<br />

wird als politische Strategie vorgestellt.<br />

1995 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking: Der<br />

Begriff „Gender-Mainstreaming“ wird zum<br />

Leitprinzip der UNO erkoren.<br />

1999 Verankerung von GM in den beschäftigungspolitischen<br />

Leitlinien der EU<br />

1999 Im „Amsterdamer“ EG-Vertrag verpflichten<br />

sich die Mitgliedsstaaten zu einer aktiven<br />

Gleichstellungspolitik.<br />

1999 In Deutschland wird GM durch Kabinettsbeschluss<br />

„zum Leitprinzip und <strong>zur</strong> Querschnittsaufgabe<br />

der Politik“ erklärt.<br />

2003 Eröffnung des „Gender-KompetenzZentrums“<br />

an der Humboldt-Universität in Berlin<br />

Lesen Sie eine Zusammenfassung der Ziele der<br />

Gender-Agenda im Artikel „Weniger Menschen,<br />

dafür mehr Sex“, Seite 14.<br />

1 Vishal Mangalwadi, Das Buch der Mitte, 2014, S. 307 ff.<br />

2 Richard Lewontin, New York Review of Books, Jan. 9, 1997.<br />

3 Christian Fuchs: Der Feminismus Donna Haraways,<br />

http://fuchs.uti.at/.<br />

4 Jane Flax, Feminism and Postmodernism in the Contemporary West.<br />

Berkeley 1990, S. 32 ff.<br />

5 Brief an die Römer 7,15 ff.<br />

6 Igor R. Schafarewitsch, Der Todestrieb in der Geschichte, 1980, S. 281.<br />

7 Ebd., S. 279.<br />

8 Michel Foucault, Der gesellschaftliche Triumph des sexuellen Lust,<br />

2005, S. 170.<br />

9 Nikolaus Franke, Sexuelle Vielfalt im Unterricht?, Weißes Kreuz e.V.<br />

2015, S. 9.<br />

10 Uwe Sielert, Forum Sexualaufklärung und Familienplanung, BZgA,<br />

4/2002.<br />

11 Gabriele Kuby: Die globale sexuelle Revolution, 2012, S. 293 ff.<br />

12 Rb 151, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend, Bonn, Juni 1999.<br />

13 Gabriele Kuby, ebd., S. 193 ff.<br />

14 Das Bundesverfassungsgericht erklärte am 27.01.2015 ein pauschales<br />

Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen für verfassungswidrig<br />

(Az. 1 BvR 471/10 und 1 BvR 1181/19).<br />

15 Gesetzentwurf Landtag von Baden-Württemberg,<br />

Drucksache 15/7061 vom 24.06.2015.<br />

<strong>16</strong> Gary Remafedi u. a. (Hg.): Pediatrics, Vol. 89, No. 4, 1992, S. 714–721.<br />

17 Volker Zastrow: Gender – Politische Geschlechtsumwandlung, 2010,<br />

S. 19.<br />

18 Martine Rothblatt: The Apartheid of Sex, 1995, S. 21.<br />

19 Karl Heinz Brisch, Psychologie heute, Mai 2014.<br />

20 Deutsche Psychoanalytische Vereinigung, Berlin, Dezember 2007.<br />

21 Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008, S. 112 ff.<br />

22 Gordon Neufeld, Gabor Maté: Kinder brauchen uns!, S. 93 ff.<br />

23 Hanne K. Götze: Kinder brauchen Mütter, 2011, S. 111 ff.<br />

24 Konrad Lorenz, ebd, S. 96.<br />

25 John D. Unwin, Sex and Culture, Oxford 1934, S. 411 ff.<br />

26 Uwe Siemon-Netto, IdeaSpektrum 26/2015.<br />

27 Rudolf Lambrecht: Kopftuch, FAS 12/2015.<br />

28 2. Brief an die Thessalonicher 2,9–12.<br />

29 Auszug aus Gabriele Kuby, ebd., S. 151–152.<br />

Fußnoten zu „Das Spiel mit dem roten Würfel“<br />

Fortsetzung von Seite 57<br />

1 Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren<br />

Baden-Württemberg, 10/14.<br />

2 Der Konstruktivist geht davon aus, dass das Gehirn bei der Wahrnehmung<br />

der Außenwelt diese <strong>nicht</strong> so erkennt, wie sie wirklich ist; vielmehr<br />

konstruiert das Gehirn diese Wahrnehmung. Es interessiert den<br />

Konstruktivisten daher weniger, was „wahr“ ist, da sich das objektiv<br />

<strong>nicht</strong> feststellen lässt, sondern eher, was sich als nützlich bzw. viabel<br />

erweist. – http://lexikon.stangl.eu/194/konstruktivismus/.<br />

3 Doris Bischof-Köhler, LMU München, Zeit-Magazin 6. Juni 2013.<br />

4 Cord Riechelmann, Und sie existiert doch! FAS 43/14.<br />

5 Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, ebd.<br />

6 Christian Fuchs: Der Feminismus Donna Haraways, http://fuchs.uti.at/<br />

wpcontent/uploads/infogestechn/haraway.htmlw.<br />

7 Nils Bohr, zitiert in: Ernst Peter Fischer: Sowohl als auch, 1987, S. 57.<br />

8 Carl Friedrich von Weizsäcker: Bewußtseinswandel, 1988, S. 419.<br />

9 Christian Fuchs, ebd.<br />

10 Christian Fuchs, ebd.<br />

11 Donna Haraway, 1995, S. 83–84.<br />

12 Konrad Lorenz: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit,<br />

1982, S. 96.<br />

13 Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung, 1987, S. 382.<br />

14 Der Brief des Apostel Paulus an die Römer, Kapitel 7.<br />

15 Jan Fleischhauer: Unter Linken, 2010, S. 90.<br />

<strong>16</strong> Horst Eberhard Richter: Wer <strong>nicht</strong> leiden will, muss hassen, 1993, S. 27.<br />

17 C. G. Jung: Briefe II, S. 512.<br />

18 Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität, 1981,<br />

S. 253.<br />

19 Erich Fromm: Haben oder Sein, 1980, S. 123.<br />

20 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, 1973, S. 24.<br />

21 Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, 1966.<br />

22 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, 1973, S. 122.<br />

23 Charles Fourier 1938, dt. 1966, S. 387.<br />

24 Erich Fromm: ebd., S. 29.<br />

25 Erich Fromm: ebd., S. <strong>16</strong>4.<br />

26 Der 1. Brief des Paulus an die Korinther 13,4–8.<br />

64<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Der entmenschlichte<br />

„Neu-Mensch“<br />

Gender-Mainstreaming, der letzte Versuch des Sozialismus, die Illusion vom „neuen Menschen“<br />

aufrechtzuerhalten? Schlage auch dieser fehl, „sind wir verloren“, so B. F. Skinner<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Foto: © Wikipedia/Ngchinfung Hong Kong<br />

Um den „Neu-Menschen“ zu schaffen,<br />

muss die Gender-Erziehung radikal<br />

mit der bürgerlichen Prägung brechen.<br />

Wie der „Kinderwertemonitor“<br />

der UNICEF herausfand, sagten<br />

98 % der befragten Kinder, die Eltern vermittelten<br />

ihnen ihre Werte am besten. 1<br />

So erscheint notwendig, das Kind möglichst<br />

früh und möglichst vollständig von seinen Eltern<br />

zu trennen. Also werden Kita, Kindergarten und<br />

Ganztagsschule systematisch ausgebaut.<br />

Um auch Restbestände bürgerlicher Werte<br />

zu beseitigen, werden Kinder in ihrer Identität<br />

bewusst verunsichert. So möchten die Autoren<br />

des Standardwerkes „Sexualpädagogik der Vielfalt“,<br />

Elisabeth Tuider und ihre Mitstreiter, „als<br />

Methode ausdrücklich die ‚Verwirrung‘ und die<br />

‚Veruneindeutigung‘ angewendet wissen.“ 2 Die<br />

höchste Stufe der Verwirrung ist ja schon im Volksmund<br />

dann erreicht, wenn der Mensch „<strong>nicht</strong> mehr<br />

weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist“.<br />

Um sicherzustellen, dass es keinen „Rückfall“<br />

in bürgerliche Werte gibt, geschieht die Sozialisierung<br />

durch Gleichaltrige in der Ganztagsschule:<br />

„Dies führt zu einem Verlust der vertikalen<br />

Kulturvermittlung.“ 3<br />

Auf Bindung angewiesen<br />

wie auf Luft zum Atmen<br />

Aber anders als Judith Butler und die Gender-<br />

FeministInnen das erwarten, entsteht auf dieser<br />

Tabula rasa der Verunsicherung gerade <strong>nicht</strong> die<br />

neue, emanzipierte Persönlichkeit mit selbstgewählter<br />

Identität. Denn auch die Entwicklung<br />

eines Kindes hat naturbedingte Voraussetzungen,<br />

die sich <strong>nicht</strong> dekonstruieren lassen: Soll<br />

das Kind Identität, Selbstwertgefühl, Beziehungsund<br />

Lernfähigkeit entwickeln und zu einer stabilen<br />

Persönlichkeit werden, dann braucht es Liebe,<br />

Geborgenheit und emotionale Nähe <strong>zur</strong> Mutter –<br />

kurz: eine sichere Bindung, wie Christa Meves 4 es<br />

seit Jahrzehnten fordert und wie es heute die Bindungsforschung<br />

eindeutig belegt.<br />

„Bindung ist emotionale Nahrung, die uns am<br />

Leben hält. Sie ist gleichberechtigt mit lebenswichtigen<br />

Bedürfnissen wie Hunger, Durst, Schlaf,<br />

Foto: © sudburybeach.wordpress.com<br />

Um den<br />

„Neu-Menschen“<br />

zu kreieren, sei das<br />

Kind möglichst früh<br />

und vollständig von<br />

seinen Eltern zu<br />

trennen. Um Restbestände<br />

bürgerlicher<br />

Werte zu<br />

beseitigen, werden<br />

Kinder in ihrer<br />

Identität bewusst<br />

verunsichert<br />

B. F. Skinner,<br />

US-amerikanischer Psychol<br />

oge und der prominenteste<br />

Vertreter<br />

des Behaviorismus<br />

Z für Zukunft<br />

65


Politik<br />

Foto: © Screen-Shots, Spiegel-TV-Reportage von Thilo Thielke<br />

Luft oder Bewegung. Wenn kleine<br />

Kinder keine Bindung haben,<br />

gedeihen sie <strong>nicht</strong>, weil sie es<br />

<strong>nicht</strong> aushalten, dass niemand<br />

mit ihnen in Kontakt ist. Wenn<br />

das weitergeht, entwickeln sie<br />

sich motorisch ganz <strong>zur</strong>ück und<br />

sterben.“ 5 Das ist vielfach empirisch<br />

belegt, besonders eindrücklich<br />

durch ein Großexperiment in<br />

Rumänien unter Ceaucescu. 6<br />

Für die Bildung von Identität,<br />

Selbstwertgefühl, Lernfähigkeit<br />

und Beziehungsfähigkeit gibt es<br />

Zeitfenster, in denen eine sichere<br />

emotionale Bindung an die Mutter<br />

unerlässlich ist: „Gerade<br />

diese frühe Phase muss daher<br />

dazu genutzt werden, die hirnbiologische<br />

Basis für spätere Lernleistungen<br />

und sozio-emotionale<br />

Kompetenz zu bilden. Frühkindliche<br />

emotional gesteuerte Lernprozesse,<br />

wie die Entstehung der<br />

Kind-Eltern-Beziehung, sind von<br />

grundlegender Bedeutung für<br />

die Ausbildung normaler sozialer,<br />

emotionaler und intellektueller<br />

Fähigkeiten.“ 7<br />

Die Folge:<br />

Unumkehrbare Schäden<br />

Werden die biologisch vorgegebenen<br />

Bedingungen durch die Gender-Ideologie<br />

ignoriert, werden<br />

Kinder schon früh einer kollektiven<br />

Aufbewahrung von Kleinkindern<br />

ohne sichere Bindung ausgesetzt,<br />

und kommt dann noch<br />

eine zusätzliche Verunsicherung<br />

Wenn kleine Kinder keine Bindung haben,<br />

gedeihen sie <strong>nicht</strong>, weil sie es <strong>nicht</strong> aushalten,<br />

dass niemand mit ihnen in Kontakt ist.<br />

Ceaucescus Waisenkinder belegen das aufs<br />

Schaurigste. Die Bilder sind Screen-Shots aus<br />

einer Spiegel-TV-Reportage von Thilo Thielke.<br />

www.youtube.com/watch?v=46p-uoXbutI<br />

in den Phasen der Persönlichkeitsbildung<br />

hinzu, muss das zwangsläufig zu<br />

irreversiblen Schäden führen.<br />

Diese sind heute in den Gender-Vorreiterländern<br />

zu besichtigen: In Schweden<br />

haben bei jungen Mädchen in den<br />

letzten 20 Jahren die Depressionen um<br />

1000 %, die Angststörungen um 250 %<br />

zugenommen. Junge Schwedinnen nehmen<br />

in der Suizidrate eine Spitzenstellung<br />

in Europa ein; 8 jedes dritte Kind<br />

leidet an psychischen Störungen: „Wir<br />

sprechen hier von kleinen Kindern im<br />

Alter von vier Jahren! Und jedes Jahr<br />

begehen ca. 100 Kinder (4–6 Jahre)<br />

Selbstmord. In Finnland mit einem Anteil<br />

von 97 % unter-dreijähriger Kita-Kinder<br />

zeigen fast 40 % der 24-jährigen Frauen<br />

depressive Symptome. In den vergangenen<br />

Jahren haben sich die Tötungsdelikte<br />

unter den 18- bis 20-jährigen Männern<br />

mehr als verdoppelt.“ 9<br />

Traumatisierte Zukunftslosigkeit<br />

Schon vor über zehn Jahren hat Christa<br />

Meves das Buch „Verführt. Manipuliert.<br />

Pervertiert.“ geschrieben; heute müsste<br />

man den Titel erweitern durch die<br />

Begriffe „Traumatisiert. Sexualisiert.“ 10<br />

Es ist schlicht absurd zu glauben, traumatisierte<br />

und sexualisierte junge Menschen,<br />

die in den prägenden Phasen<br />

ihrer Persönlichkeitsentwicklung systematisch<br />

verunsichert werden, wären<br />

imstande, später eine freie und stabile<br />

Identität aufzubauen. Das Ergebnis sind<br />

vielmehr verunsicherte, bindungsunfähige<br />

Menschen ohne persönliche, kulturelle,<br />

religiöse und nationale Identität.<br />

Von „primitiven“ Völkern lernen<br />

Aber die gesellschaftlichen Folgen der<br />

Gender-Ideologie gehen viel weiter:<br />

Sie zerstört die kulturellen Grundlagen<br />

einer Gesellschaft durch die Auflösung<br />

der klassischen Familie.<br />

66<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Konrad Lorenz warnt: „Eine Kultur lässt sich auslöschen<br />

wie eine Kerzenflamme.“ 13 Unsere demographische<br />

Katastrophe zeigt schon jetzt, dass die westliche<br />

Gesellschaft ihren Bestand nur noch parasitär<br />

halten kann, also durch Migranten, die aus Ländern<br />

mit „rückständigen“ Formen von Familie kommen.<br />

Auch diese Entwicklung hat ihre Wurzel in dem verfehlten<br />

materialistischen Menschenbild.<br />

Der wohl schärfste Analytiker des Sozialismus,<br />

Lenin-Preisträger Igor R. Schafarewisch,<br />

schrieb: „Beziehungen stellen für Tiere den ‚Sinn<br />

des Lebens‘ dar: Wenn sie auseinanderbrechen,<br />

wird das Tier apathisch, verweigert die Nahrung<br />

und wird zu einer leichten Beute für Raubtiere.<br />

Dies trifft in unvergleichlich höherem Maße auf<br />

Menschen zu. … Deshalb würde die konsequente<br />

Verwirklichung der Prinzipien des Sozialismus,<br />

welche der menschlichen Individualität ihre Rolle<br />

entzieht, gleichzeitig auch dem Leben seinen Sinn<br />

und seine Attraktivität entziehen und würde zu<br />

einem Aussterben der Bevölkerungsgruppe führen.“<br />

14 Mittlerweile sind wir dabei, wie es Meinhard<br />

Miegel einmal sagte, „uns biologisch und<br />

geistig abzuschaffen“. Ohne letzten Sinn stirbt ein<br />

Volk: „Glaubt ihr <strong>nicht</strong>, so bleibt ihr <strong>nicht</strong>.“ 15<br />

Cui bono? Wem nützt es?<br />

Was bewirkt der Kultur- und Traditionsabriss in<br />

einer Gesellschaft? Es ist exakt das, was Alexis de<br />

Tocqueville schon 1835 als die größte Gefahr der<br />

modernen Demokratie vorausgesehen hat: dass die<br />

Egalisierung der Lebensumstände eine „atomisierte<br />

Gesellschaft“ hervorbringen würde, eine Ansammlung<br />

eingekapselter Monaden (unendlich vielen,<br />

einheitlichen Entitäten), die nur noch um ihre eigenen<br />

elementarsten Lebensbedürfnisse kreisen.<br />

Sie sind „Selbst-los“ im wahrsten Sinne des<br />

Wortes, ohne Persönlichkeit und damit grenzenlos<br />

manipulierbar, wie Viktor Frankl zeigte: „Im Gegensatz<br />

zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte,<br />

was er tun muss. Heute sagen dem Menschen auch<br />

keine Traditionen mehr, was er soll. Weder wissend,<br />

was er muss, noch, was er soll, scheint er <strong>nicht</strong> mehr<br />

recht zu wissen, was er will. So will er nun das, was<br />

die anderen tun – Konformismus –, oder das, was die<br />

anderen von ihm wollen – Totalitarismus.“ <strong>16</strong><br />

Damit wird unter dem Mantel der Demokratie<br />

einer Gesinnungsdiktatur Tür und Tor geöffnet,<br />

wie wir sie schon heute in Ansätzen als „political<br />

correctness“ erleben. C. S. Lewis sah die Folgen<br />

einer Ideologie voraus, die dem Menschen die<br />

totale „Selbstverwirklichung“ verspricht: „Die<br />

Macht des Menschen, aus sich zu <strong>machen</strong>, was<br />

ihm beliebt, bedeutet die Macht einiger Weniger,<br />

aus anderen zu <strong>machen</strong>, was ihnen beliebt.“ 17<br />

Volle Kraft voraus – gegen die Wand<br />

Zielstrebig wird dieses Programm <strong>zur</strong> Zerstörung<br />

von Persönlichkeiten und Kulturen durchgezogen,<br />

gegen jeden gesunden Hausverstand und allen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz, topdown<br />

von UNO über EU und Länderregierungen<br />

von der Exekutive als „hidden agenda“, vorbei an<br />

der Bevölkerung und den Parlamenten. Das legt<br />

nahe, dahinter eine Strategie zu vermuten.<br />

Könnte es also sein, dass die Drahtzieher dieser<br />

Entwicklung viel klüger sind als die wirklichkeitsblinden<br />

Gender-Ideologen? Dass sie sie gewähren<br />

lassen, weil sie an den „Nebenwirkungen“ vom<br />

Gender-Mainstreaming interessiert sind? An dem<br />

idealen Untertanen, der in seinem Hamsterrad<br />

läuft, Gewinn erwirtschaftet, Kinder zeugt, um sie<br />

sofort abzugeben, und sich ansonsten nur noch um<br />

sich selbst dreht?<br />

Der tiefere Grund unserer Misere<br />

Das materialistische Weltbild war in seiner technischen<br />

Anwendung ungeheuer erfolgreich, und<br />

die Moderne brachte Millionen von Menschen<br />

unvorstellbaren Wohlstand. Aber die Übertragung<br />

des im technischen Bereich so erfolgreichen<br />

Materialismus auf die Gesellschaft hatte dramatische<br />

Konsequenzen.<br />

Da sich die Aufklärung die Emanzipation des<br />

Menschen von Gott auf die Fahnen geschrieben<br />

hatte, ist das eigentliche Problem des modernen<br />

Menschen sein spirituelles Vakuum. So war<br />

das Resümee des Psychotherapeuten C. G. Jung:<br />

„Unter all meinen Patienten jenseits der 35 ist<br />

<strong>nicht</strong> ein einziger, dessen endgültiges Problem<br />

<strong>nicht</strong> das der religiösen Einstellung wäre.“<br />

Foto: © Wikipedia/Viktor-Frankl-Archiv<br />

Viktor Frankl: „Im<br />

Gegensatz zum Tier sagen<br />

dem Menschen keine<br />

Instinkte, was er tun muss.<br />

Weder wissend, was er<br />

muss, noch, was er soll,<br />

scheint er <strong>nicht</strong> mehr<br />

recht zu wissen, was er<br />

will. So will er nun das,<br />

was die anderen tun –<br />

Konformismus –, oder das,<br />

was die anderen von ihm<br />

wollen – Totalitarismus.“<br />

Z für Zukunft<br />

67


Politik<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Der Agnostiker<br />

C. G. Jung: Wird die<br />

christliche Überlieferung<br />

über Bord geworfen,<br />

ist das ein ungeheurer<br />

Verlust, für den wir einen<br />

schrecklichen Preis zu<br />

zahlen haben werden<br />

Ideologie neo-religiös<br />

So beobachten wir in unserer säkularen Gesellschaft<br />

eine religiöse Aufladung von politischen<br />

Programmen und Ideologien. Religion muss ja<br />

<strong>nicht</strong>s mit Gott zu tun haben. Deshalb bezeichnete<br />

Raymond Aron den Kommunismus „als<br />

Opium für Intellektuelle“ und attestierte diesen<br />

„die Sucht nach Weltanschauung“.<br />

Auch der Naturschutz entwickelte sich zu einer<br />

Ökoreligion, dem neuen Glauben der gebildeten<br />

Mittelschicht, „in dem man Technikfeindlichkeit,<br />

Antikapitalismus und Aktionismus unterbringen<br />

kann: Diejenigen, die es entrüstet als Zumutung von<br />

sich weisen, Gott-Vater anzubeten, huldigen ganz<br />

selbstverständlich einem Kult der Mutter Erde.“ 18<br />

Verlust aller Orientierung<br />

Aber in all dem sieht C. G. Jung, obwohl selbst<br />

Agnostiker, keinen tragfähigen Ersatz für den<br />

christlichen Glauben: „Da dem, der <strong>nicht</strong> glauben<br />

kann, sondern verstehen möchte, nur Zweifel<br />

und Skepsis bleiben, wird die ganze christliche<br />

Überlieferung als bloße Phantasie über Bord<br />

geworfen. Darin sehe ich einen ungeheuren Verlust,<br />

für den wir einen schrecklichen Preis zu zahlen<br />

haben werden. Die Wirkung zeigt sich in der<br />

Auflösung ethischer Werte und in einer totalen<br />

Desorientierung unserer ‚Weltanschauung‘. Die<br />

‚Wahrheit‘ der Naturwissenschaft und ‚Existentialphilosophie‘<br />

ist ein schwacher Ersatz.“ 19<br />

Mittlerweile nehmen die Ersatzreligionen<br />

immer irrationalere Züge an. Uns umgibt heute<br />

eine weltanschauliche Verwirrung und Dunkelheit,<br />

gegen die das Mittelalter als ein Zeitalter des Lichts<br />

erscheint. „Obwohl sie von Gott wussten, … sind<br />

sie dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, ihr<br />

unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für<br />

Weise hielten, sind sie zu Narren geworden.“ 20<br />

So wendet sich C. G. Jung ausdrücklich „an<br />

jene vielen, für die (…) Gott tot ist,“ 21 um ihnen<br />

die Folgen klarzu<strong>machen</strong>: „In einer Zeit, wo ein<br />

großer Teil der Menschheit anfängt, das Christentum<br />

wegzulegen, lohnt es sich wohl, klar einzusehen,<br />

wozu man es eigentlich angenommen hat.<br />

Man hat es angenommen, um der Rohheit und<br />

Unbewusstheit der Antike zu entkommen. Legen<br />

wir es weg, so steht schon wieder die ursprüngliche<br />

Rohheit da, von der uns ja die zeitgenössische<br />

Geschichte einen <strong>nicht</strong> mehr zu überbietenden<br />

Eindruck gegeben hat.“ 22<br />

Frei vom Paradies<br />

Mit der Gender-Ideologie als dem totalen Gegenentwurf<br />

zu einer christlich-bürgerlichen Gesellschaft<br />

erleben wir gerade den massivsten Versuch,<br />

unsere Gesellschaft zu säkularisieren. Was<br />

das mit uns tut, hat der damalige Professor Josef<br />

Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. deutlich<br />

beschrieben: „Der Kern der Versuchung ist<br />

schon auf den ersten Seiten der Bibel beschrieben:<br />

Ihr werdet sein wie Gott, frei von den Gesetzen<br />

des Schöpfers, frei von den Gesetzen der<br />

Natur, absolute Herren des eigenen Schicksals.<br />

Aber was euch am Ende eines solchen Weges<br />

erwartet, ist gewiss <strong>nicht</strong> das Paradies.“ 23<br />

1 WZ vom 18. September 2014.<br />

2 Antje Schmelcher: Unter dem Deckmantel der Vielfalt, FASZ vom 12.<br />

Oktober 2014.<br />

3 Gordon Neufeld, Gabore Maté: Unsere Kinder brauchen uns, 2007,<br />

S. 93 ff.<br />

4 Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008.<br />

5 Karl Heinz Brisch: Psychologie heute, Mai 2014.<br />

6 Beilage zu Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008.<br />

7 Bock, J.; Helmeke, C.; Ovtscharoff, W.; Gruß, M.; Braun, K.: Leibniz:<br />

Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussen die funktionelle<br />

Entwicklung des Gehirns. 15 Neuroforum 2/03.<br />

8 Christian Sörbis Ekström in: Hubert Gindert, Der Fels, 11/2013.<br />

9 Erja Rusanen, Helsinki in: Hubert Gindert, Der Fels, 11/2013.<br />

10 Christa Meves, Verführt. Manipuliert. Pervertiert. 2005.<br />

13 Konrad Lorenz: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit,<br />

1982, S. 77.83.<br />

14 Igor R. Schafarewitsch: Der Todestrieb in der Geschichte, 1980, S. 327.<br />

15 Jesaja 7,9.<br />

<strong>16</strong> Viktor Frankl: Das Leiden am sinnlosen Leben, 1991, S. 13.<br />

17 Quelle <strong>nicht</strong> bekannt.<br />

18 Norbert Bolz: Das Wissen der Religionen, 2008, S. 45.<br />

19 C. G. Jung: Briefe II, 437.<br />

20 Römerbrief 1,21–22.<br />

21 C. G. Jung: Grundwerk 4, S. 92.<br />

22 C. G. Jung: Grundwerk 8, S. 76.<br />

23 Josef Ratzinger vor Studenten in Tübingen, 1982.<br />

68<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Warum DEMO für ALLE?<br />

Ein Interview mit der Initiatorin Hedwig von Beverfoerde über die Entwicklung einer<br />

Bewegung, die sich gegen die Gender-Agenda aufgestellt hat<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Z: Warum diese Demos?<br />

HvB: Für unsere Forderungen gegen die Gender-Agenda<br />

sind wir mit über 4 500 Menschen als<br />

DEMO für ALLE am 28. Februar 20<strong>16</strong> in Stuttgart<br />

wieder auf die Straße gegangen. Zum siebten Mal<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Dabei treffen sich ganz normale Bürger – Mütter,<br />

Väter, Familien mit Kindern, Rentner und<br />

Jugendliche –, um friedlich und selbstbewusst<br />

für das zu demonstrieren, was noch bis vor Kurzem<br />

die selbstverständliche Grundlage unseres<br />

Zusammenlebens war: die Ehe zwischen einem<br />

Mann und einer Frau und die daraus erwachsende<br />

Familie mit Kindern, die von ihren Eltern<br />

erzogen, religiös und weltanschaulich geprägt<br />

und vor schlechten Einflüssen geschützt werden.<br />

Leider ist <strong>nicht</strong>s davon mehr selbstverständlich:<br />

Nach jahrzehntelanger schleichender Entwertung<br />

von Ehe und Familie versucht jetzt eine Phalanx<br />

von grün-rosa-roten Ideologen und schwul-lesbischen<br />

Lobbygruppen, diese Institutionen zu kapern<br />

und alle Gesellschaftsbereiche ihrem „Gender und<br />

Sexuelle Vielfalt“-Diktat zu unterwerfen.<br />

Endlich bricht etwas auf, die schweigende<br />

Mehrheit beginnt, aufzustehen. Das ist neu und<br />

macht Hoffnung.<br />

Z: Wie ist es zu dieser Aktion gekommen, die inzwischen<br />

ja zu einer Bewegung angewachsen ist?<br />

HvB: Angesichts einer Politik, die Familien systematisch<br />

finanziell ausbeutet, und einer Familienpolitik,<br />

die Eltern entmündigte und Kinder in<br />

Krippen drängte, begannen vor etwa zehn Jahren<br />

die Kinderärztin Maria Steuer und ich, bundesweit<br />

Eltern zu sammeln und politische Aktionen<br />

zu organisieren.<br />

Als „Familiennetzwerk“ forderten wir die Achtung<br />

der Mutter-Kind-Bindung und organisierten<br />

u. a. breiten Widerstand gegen die Krippenoffensive<br />

der Familienministerin Ursula v. d. Leyen.<br />

Die CSU nahm 2007 unseren Protest auf und<br />

stellte regierungsintern die Bedingung eines<br />

Betreuungsgeldes für Selbsterziehende ab 2013.<br />

Um familienpolitische Basis-Aktionen effizienter<br />

und professioneller durchführen zu können,<br />

gründete ich 2008 gemeinsam mit Beatrix<br />

Herzogin Oldenburg (heute v. Storch) unter dem<br />

Foto: © Demo für alle<br />

Hedwig von<br />

Beverfoerde –<br />

über Jahrzehnte<br />

setzt sie sich für<br />

das Wohl von<br />

Familie und<br />

Ehe ein<br />

Z für Zukunft<br />

69


Politik<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Die Gegner der<br />

DEMO für ALLE<br />

fordern Toleranz,<br />

sind selber aber<br />

zu keiner<br />

Toleranz<br />

bereit.<br />

Dach des von ihr geführten Vereins „Zivile Koalition<br />

e.V.“ die Initiative Familienschutz, die ich bis<br />

2015 ehrenamtlich als Sprecherin geleitet habe.<br />

Z: Was sind die wesentlichen Anliegen der DEMO<br />

für ALLE?<br />

HvB: Vor allem geht es darum, den Familien,<br />

die bekanntlich keine Lobby haben, politisches<br />

Gewicht und Einfluss zu geben. Wir beobachten<br />

die politischen Vorgänge, informieren die Familien<br />

durch den Newsletter und führen gezielte<br />

Kampagnen für familienpolitische Anliegen durch<br />

– mit einer wachsenden Basis.<br />

Von Beginn an war es ein Hauptschwerpunkt,<br />

über die Gender-Ideologie aufzuklären. Außerdem<br />

setzen wir uns ein für eine familienfaire<br />

Reform des Steuerrechts und der Sozialabgaben.<br />

Als außerparlamentarische Kraft haben wir<br />

2012/13 wesentlich daran mitgewirkt, dass das<br />

bis aufs Messer bekämpfte Betreuungsgeld allen<br />

Widerständen zum Trotz eingeführt wurde.<br />

Besonders am Herzen liegen mir alle Themen,<br />

die das Elternrecht betreffen. So haben wir Widerstand<br />

organisiert gegen eine drohende Kita-Pflicht<br />

und bekämpfen die Sexualisierung der Kinder per<br />

Schulpflicht in mehreren Bundesländern. Adressaten<br />

unserer Aktionen sind Entscheidungsträger in<br />

der Politik, also Abgeordnete oder Regierungsmitglieder<br />

auf Landes- oder Bundesebene.<br />

Z: Kann man auf diese politische Entwicklung<br />

überhaupt Einfluss nehmen?<br />

HvB: Der Mechanismus ist recht einfach: Politiker<br />

schauen immer auf die nächsten Wahlen. Um in der<br />

Politik gehört zu werden, muss man eine wahl-relevante<br />

Perspektive einnehmen und darin die eigenen<br />

Anliegen platzieren, und dann – und das ist das Entscheidende<br />

– den nötigen Druck aufbauen.<br />

Ohne Druck erreicht man <strong>nicht</strong>s. In den<br />

Anfangsjahren organisierten wir v. a. Aktionen<br />

mit vorformulierten E-Mails, die von Tausenden<br />

Bürgern an Politiker geschickt wurden und ihnen<br />

signalisierten: Wir sind viele – und wir werden<br />

unsere Wahlentscheidung bei der nächsten Wahl<br />

abhängig <strong>machen</strong> von Ihrem Verhalten bzw. Ihrer<br />

Position zu unserem Anliegen.<br />

Naturgemäß funktioniert dies am besten kurz<br />

vor Wahlen, wenn Politiker hochsensibel auf Bürgeranfragen<br />

reagieren. Die Wirkung blieb <strong>nicht</strong><br />

aus: Die großen Medien wurden auf unsere Initiative<br />

aufmerksam, was mir u. a. Einladungen in<br />

Talkshows bescherte.<br />

Z: Was war der Auslöser, Demos in dieser Größenordnung<br />

zu wagen?<br />

HvB: Obwohl unsere Basis an Unterstützern<br />

wuchs, waren wir <strong>zur</strong>ückhaltend, die Familien<br />

zu Demonstrationen auf die Straße zu rufen. Das<br />

änderte sich schlagartig im Oktober 2013: Kurzfristig<br />

drohte das Europäische Parlament in Straßburg,<br />

ein unsägliches Papier zu beschließen, den<br />

sogenannten Estrela-Bericht. Dieser forderte für<br />

die EU-Mitgliedsstaaten u. a. ein Recht auf Abtreibung<br />

sowie die verpflichtende Einführung einer<br />

schamverletzenden Sexualerziehung ab dem Kindergarten<br />

und zwar ohne Einwilligung der Eltern.<br />

Dies richtete sich <strong>nicht</strong> nur gegen die damals<br />

laufende „Europäische Bürgerinitiative One of<br />

us“ (Einer von uns) zum Embryonenschutz, deren<br />

Koordinatorin für Deutschland ich war, sondern<br />

auch unmittelbar gegen Kinder und Eltern.<br />

Innerhalb von fünf Tagen organisierten wir<br />

über unseren Verteiler eine riesige E-Mail-Petitionswelle<br />

an die EP-Abgeordneten und, mit<br />

Unterstützung von Lebensschutzorganisationen,<br />

eine Blitzdemonstration vor dem Parlamentsgebäude<br />

in Straßburg. Als die Europaparlamentarier<br />

zu ihrer Sitzungswoche anreisten, wurden<br />

70<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

sie empfangen von über hundert Menschen mit<br />

Transparenten und Sprechchören „Estrela – NO!“<br />

Zu Hause entfachten unzählige Unterstützer<br />

einen wahren Gebetssturm für dieses Anliegen.<br />

Die Überraschung gelang: Familien vor dem<br />

Parlament zum Schutz ihrer Kinder vor staatlicher<br />

sex education – das hatte es noch <strong>nicht</strong> gegeben.<br />

Nach einer weiteren Aktion und Demonstration<br />

im Dezember, an der sich auch Teilnehmer<br />

aus anderen EU-Staaten beteiligten, war das<br />

Europaparlament vollends aufgescheucht und<br />

lehnte in einer spektakulären Parlamentssitzung<br />

mit knapper Mehrheit den Estrela-Bericht ab –<br />

gegen jede Vorhersage! Ein Riesenerfolg für den<br />

europäischen Lebens- und Familienschutz, ein<br />

tiefer Schock für die erfolgsgewohnte, nun völlig<br />

überrumpelte Gender- und Abtreibungslobby.<br />

Z: War dieser Anfang in Straßburg der Beginn<br />

einer Erfolgswelle?<br />

HvB: Wenngleich spätere EP-Abstimmungen verloren<br />

gingen, markiert der Estrela-Sieg einen entscheidenden<br />

Wendepunkt: Wir Lebens- und Familienschützer,<br />

die wir nur die Defensive kannten und<br />

unsere Position stets auf der Verliererseite sahen,<br />

machten erstmals die Erfahrung, dass wir, wenn<br />

wir vernetzt und organisiert sind, gegen eine ideologische<br />

Übermacht siegen können – ein Motivationsschub,<br />

der durch <strong>nicht</strong>s zu übertreffen ist.<br />

Auf der anderen Seite waren unsere Gegner<br />

waren völlig entsetzt über unsere neue Kampagnefähigkeit<br />

in Deutschland und auf EU-Ebene.<br />

Bei ihnen führte das zu nachhaltiger Verunsicherung,<br />

es hat ihre Siegesgewissheit deutlich<br />

geschwächt.<br />

Z: Wie kam es zu Ihrem Engagement im pietistischen<br />

Baden-Württemberg?<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Dadurch ermutigt, rief eine Gruppe junger<br />

Eltern zu Demonstrationen in Stuttgart auf –<br />

gegen den Bildungsplan. Im Februar 2014 wandten<br />

sie sich an unsere Initiative Familienschutz<br />

und baten um Unterstützung.<br />

Ich hatte das Gefühl, dass dies ein größeres<br />

Potenzial haben könnte; immerhin gingen in<br />

Frankreich bereits seit einem Jahr Hunderttausende<br />

Bürger gegen die Gender-Agenda auf die<br />

Straße und demonstrierten gegen die Öffnung<br />

der Ehe für Homo-Paare.<br />

Beflügelt von unseren Estrela-Erfahrungen<br />

wandte ich mich an eine Reihe mir bekannter<br />

Familieninitiativen und -organisationen sowie an<br />

Einzelpersonen, darunter Gabriele Kuby, Christa<br />

Meves und Birgit Kelle, und gewann sie für ein<br />

gemeinsames Aktionsbündnis als Veranstalter der<br />

nächsten Demonstration. Wir nahmen uns die französische<br />

Bewegung „La Manif Pour Tous“ (LMPT)<br />

zum Vorbild und schufen eine Marke unter dem<br />

gleichen deutschen Namen „DEMO für ALLE“ mit<br />

eigenem Logo in den Farben Rosa und Blau.<br />

Z: Wie ging es dann konkret los?<br />

Der<br />

Polizeischutz<br />

der friedlichen<br />

Demo vor<br />

gewaltbereiten<br />

Gegendemonstranten<br />

hat<br />

Kosten in Höhe<br />

von ca. 320 000<br />

Euro verursacht<br />

HvB: Die grün-rote Landesregierung in Baden-<br />

Württemberg hat 2015 ziemlich Streit ausgelöst<br />

mit der Ankündigung ihres Bildungsplans als Leitlinien<br />

<strong>zur</strong> „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ für alle Klassen<br />

ab dem ersten Schuljahr. Der Realschullehrer<br />

Gabriel Stängle startete eine Online-Petition dagegen,<br />

die innerhalb weniger Monate von sage und<br />

schreibe 192 000 Menschen unterzeichnet wurde.<br />

HvB: Die erste DEMO für ALLE sollte im April<br />

2014 stattfinden. Wir luden dazu auch einen Redner<br />

der „Manif“ aus Paris ein. Alle im Aktionsbündnis<br />

mobilisierten ihre Verteiler. Das Interesse<br />

der Presse war hoch.<br />

Wir ließen rosa und blaue Schilder und Transparente<br />

drucken und füllten Hunderte Luftballons<br />

mit Helium. Es sollte neben dem Protest gegen<br />

Z für Zukunft<br />

71


Politik<br />

Foto: © Szene aus Fear, Schaubühne/Arno Declair<br />

In dem Theaterstück „Fear“<br />

wird DEMO für ALLE schlimm<br />

verunglimpft.<br />

Es werden Bildern mit<br />

ausgestochenen Augen von<br />

Gabriele Kuby, Beatrix v. Storch,<br />

Birgit Kelle und mir gezeigt.<br />

Kurz nach der Premiere wurde<br />

ein Brandanschlag verübt.<br />

Er traf ein Bürogebäude meines<br />

Mannes, den VW-Bus, der auch<br />

bei den Demos in Stuttgart<br />

eingesetzt war<br />

Foto: © Hedwig von Beverfoerde<br />

die Sexualisierung der Kinder eine Demonstration<br />

der Stärke für Ehe und Familie in positiver<br />

Atmosphäre werden.<br />

2 500 Menschen folgten unserem Aufruf, der<br />

Marktplatz in Stuttgart war voll! Die Polizei<br />

schützte uns vorbildlich vor mehreren hundert linken<br />

Gegendemonstranten, die mehrfach unseren<br />

Demonstrationszug zum Staatstheater blockierten.<br />

Es wurde ein voller Erfolg: Die Presse berichtete<br />

vom Schulterschluss der Bildungsplangegner<br />

mit der französischen Bewegung LMPT und der<br />

hohen Professionalität unserer Demonstration.<br />

Beim Grünen-Ministerpräsidenten Kretschmann<br />

schrillten alle Alarmglocken. Er musste<br />

befürchten, dass sich hier eine neue Großbewegung<br />

formierte (à la Stuttgart21), die seine Regierung<br />

bedrohen könnte, und nur zwei Tage nach<br />

dieser ersten Demo beschloss das Kabinett überraschend,<br />

den Bildungsplan um ein Jahr zu verschieben<br />

und ihn zu überarbeiten.<br />

Z: Nach der ersten Demo schon der Sieg? Verwöhnt?<br />

HvB: Das war leider kein Grund, sich <strong>zur</strong>ückzulehnen.<br />

Schnell war klar, dass der Bildungsplan<br />

20<strong>16</strong> lediglich verbal entschärft wurde. Das<br />

Reizwort „sexuell“ tauchte <strong>nicht</strong> mehr auf, aus<br />

den Leitlinien wurden – Prinzipien. Nunmehr<br />

sollten die Schüler mit „Akzeptanz von Vielfalt“<br />

indoktriniert werden. Alle Änderungen erfolgten<br />

in Absprache des Kultusministeriums mit den<br />

LSBTTIQ-Interessengruppen (lesbisch, schwul,<br />

bi-, trans-, queer-, …-sexuell). Allein das – eine<br />

Ungeheuerlichkeit!<br />

Wir blieben am Ball mit weiteren Demonstrationen,<br />

während Grün-Rot die Gender-Agenda<br />

weiter vorantrieb. Im Frühjahr 2015 wurde ein<br />

haarsträubender Aktionsplan bekannt, der <strong>zur</strong><br />

Privilegierung der LSBTTIQ-Interessen in allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen führen soll; er liest<br />

sich wie ein Bürger-Umerziehungsplan.<br />

Der Maßnahmenkatalog enthielt teils offen<br />

totalitäre und grundgesetzwidrige Forderungen,<br />

darunter Medienzensur bei „Homophobie“, die<br />

Öffnung der Ehe für Homo-Paare, Legalisierung<br />

von Leihmutterschaft, kirchliche Segnungen von<br />

Homopartnerschaften sowie LSBTTIQ-Projekte<br />

und -Lehrmaterialien in Schulen und Kitas, erarbeitet<br />

unter Führung des baden-württembergischen<br />

Sozialministeriums mit einem Beirat,<br />

der überwiegend aus Homosexuellen-Vertretern<br />

bestand. Mit unserer März-Demo wurde dieses<br />

Vorhaben endlich einer breiten Öffentlichkeit<br />

bekannt.<br />

Z: War das positive Referendum in Irland für die<br />

„Homo-Ehe“ auch das grüne Licht für die Gender-<br />

Akteure in Deutschland?<br />

HvB: Mit Baden-Württemberg wurde sofort die<br />

Bundesratsinitiative <strong>zur</strong> Öffnung der Ehe gestartet.<br />

Die Öffnung der Zivilehe wäre ein Meilenstein<br />

der Gender-Agenda; dies muss um jeden Preis<br />

verhindert werden!<br />

Die „Ehe für Alle“-Aktivisten versuchen uns<br />

ein<strong>zur</strong>eden, die Ehe-Öffnung sei ohnehin <strong>nicht</strong><br />

mehr aufzuhalten. Das ist blanker Unsinn und soll<br />

ausschließlich zu unserer Entmutigung dienen. In<br />

Wahrheit gibt es noch sehr viele Menschen, die<br />

damit keineswegs einverstanden sind! Als DEMO<br />

für ALLE haben wir deshalb dagegen eine große<br />

Unterschriftenaktion begonnen mit einem Appell<br />

an Angela Merkel: „Ehe bleibt Ehe!“<br />

Z: Ihr Engagement wird ja <strong>nicht</strong> von allen begrüßt.<br />

Jüngst wurde in einem Theaterstück gegen Sie<br />

und andere Gender-kritische Personen zum Hass<br />

aufgerufen.<br />

72<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

HvB: Nur wenige Tage nach der Premiere des<br />

Stücks „Fear“ an der Berliner Schaubühne wurde<br />

ein hinterhältiger Brandanschlag verübt, er traf ein<br />

Bürogebäude meines Mannes: Ein unter einem offenen<br />

Gebäudeteil abgestellter VW-Bus, der auch bei<br />

den Demonstrationen in Stuttgart eingesetzt war,<br />

wurde in Brand gesteckt. Neben dem Fahrzeug<br />

gelagertes Holz, das Dach und der angrenzende<br />

Sozialraum fingen sofort Feuer. Das Fahrzeug und<br />

ein Teil des Gebäudes brannten vollständig aus.<br />

Gut, dass die Feuerwehr schnell vor Ort war und<br />

die weitere Ausbreitung der Flammen verhindern<br />

konnte. – Aus dem linksextremen Milieu gab es ein<br />

Bekennerschreiben.<br />

In dem Agitprop-Theaterstück „Fear“ wird die<br />

DEMO für ALLE auf schlimmste verunglimpft und<br />

es werden u. a. Gabriele Kuby, Beatrix v. Storch,<br />

Birgit Kelle und ich auf Bildern mit ausgestochenen<br />

Augen gezeigt, auf verleumderische Weise als<br />

rechtsextreme, Hassreden schwingende Zombies<br />

dargestellt und auf der Basis „künstlerischer“<br />

Freiheit zum Abschuss freigegeben. Das ist geistige<br />

Brandstiftung, die direkt zu echter Brandstiftung<br />

führt. Der Regisseur Falk Richter ist sich<br />

offensichtlich <strong>nicht</strong> bewusst, dass er selber das<br />

tut, was er bei anderen zu kritisieren meint.<br />

Z: Was kann der Einzelne tun im Kampf gegen die<br />

Gender-Agenda?<br />

HvB: Neben dem Gebet ist die Unterstützung der<br />

Demonstrationen das Allerwichtigste. Entscheidend<br />

für die Bedeutung bei Medien und Politik ist, ob die<br />

Teilnehmerzahl wächst – oder eben <strong>nicht</strong>. Daran<br />

hängt vieles. Es ist auch ein psychologischer Kampf.<br />

Zur Verteidigung der Ehe als fruchtbringendem<br />

Lebensbund zwischen Mann und Frau brauchen<br />

wir außerdem eine eindrückliche Anzahl von<br />

Unterzeichnern des Merkel-Appells. Die Gegenseite<br />

hat fast 100 000 Unterschriften gesammelt<br />

für die „Ehe für alle“. Unterzeichnen Sie<br />

über www.demofueralle.de online und sammeln<br />

Sie Unterschriften auf Papier. Unterschriftenlisten<br />

zum Ausdrucken finden Sie ebenfalls auf der<br />

Internetseite.<br />

Fragen Sie aktiv nach in der Schule oder Kindertagesstätte,<br />

wie es dort mit der Sexualerziehung<br />

aussieht. Tun Sie sich mit anderen Eltern<br />

zusammen und prüfen Sie die Schulbücher und<br />

Unterrichtsmaterialien. Berufen Sie sich auf ihr<br />

elterliches Erziehungsrecht. Manches lässt sich<br />

vor Ort verhindern, wenn Eltern klar ihre Wünsche<br />

artikulieren.<br />

Schreiben Sie Leserbriefe! Jeder Leserbrief<br />

wird in den Redaktionen als die Meinung<br />

von mindestens hundert Lesern angesehen und<br />

beeinflusst die Themenwahl in Verlagen und bei<br />

TV-Sendern.<br />

Melden Sie sich für die Newsletter von DEMO<br />

für ALLE an, damit wir Sie über Aktionen und die<br />

nächsten Demos informieren können. Obwohl es<br />

spät ist, sehe ich eine echte Chance, das Blatt<br />

noch zu wenden. Gehen wir’s an. Mit Gottes und<br />

Ihrer Hilfe.<br />

Hedwig v. Beverfoerde, Koordinatorin der DEMO für ALLE, Vorsitzende<br />

des Vereins Ehe-Familie-Leben, www.demofueralle.de.<br />

Was der Einzelne<br />

tun kann:<br />

Nehmen Sie an<br />

Demos teil, die<br />

Teilnehmerzahl<br />

ist für Medien<br />

wichtig. Unterschreiben<br />

Sie<br />

Petitionen.<br />

Schreiben Sie<br />

Leserbriefe<br />

Z für Zukunft<br />

73


Politik<br />

Die Neue Weltordnung<br />

Peter Ischka<br />

Kommt sie noch – oder ist sie schon da? – Immer häufiger gebrauchen Politiker<br />

die Begriffe New World Order, Neue Weltordnung, One World, Eine Welt. Aber was<br />

meinen sie damit eigentlich, und was hat die Gender-Ideologie damit zu tun?<br />

Bildzitat: © CD-Cover der Band Iron Maiden<br />

Der Neoliberalismus,<br />

ein Baby des<br />

Marxismus,<br />

verfolgt die<br />

Auflösung<br />

„überkommener“<br />

Strukturen – Volk,<br />

Familie, Religion<br />

Malerei: © Paul Helm<br />

Manfred Kleine-Hartlages Buch<br />

„Neue Weltordnung – Zukunfts-<br />

Plan oder Verschwörungs-Theorie?“<br />

bietet eine brillante<br />

politische Analyse, die zeigt,<br />

worauf eine Neue Weltordnung (NWO) abzielt.<br />

Jeder unvoreingenommene Leser wird dem Autor<br />

gut folgen können, auch wenn er sich bisher mit<br />

diesem Thema weniger beschäftigt hat. Einige<br />

Gedanken aus diesem Buch:<br />

Die Neue Weltordnung ist ein revolutionäres<br />

Projekt. Warum ist es so schwer greifbar und<br />

warum finden sich kaum Kritiker? Es scheint eine<br />

Domäne von passionierten Verschwörungs-Theoretikern<br />

und Rechtsextremisten zu sein; die meisten<br />

Menschen wollen sich gar <strong>nicht</strong> darauf einlassen.<br />

Aber auch das: Wir im Westen haben die<br />

subtile Auflösung von Nationalstaatlichkeit, die<br />

weltweite Migration und die Verschmelzung der<br />

Religionen schon längst als Selbstverständlichkeit<br />

unserer Zeit hingenommen.<br />

So fällt es kaum noch auf, dass Begriffe wie<br />

Frieden, Menschenrechte, Freiheit, Toleranz und<br />

Gleichheit zu ideologischen Stichwörtern umgedeutet<br />

wurden, mit denen jeder Schritt hin zu „One<br />

World“ begründet werden kann, wie ungeheuerlich<br />

er auch anmuten mag. Wer es wagt, Kritik anzumelden,<br />

setzt sich dem Verdacht aus, gegen Frieden<br />

zu sein (oder gegen Menschenrechte). Die<br />

NWO ist längst keine Utopie mehr; sie ist gerade<br />

im Begriff, Wirklichkeit zu werden!<br />

Von langer Hand vorbereitet<br />

Begonnen hat es vor über hundert Jahren mit den<br />

Haager Konferenzen von 1899 und 1907. Deren<br />

Ziel war die Verrechtlichung zwischenstaatlicher<br />

Beziehungen – also die allmähliche Auflösung nationaler<br />

Souveränität. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wurden die Staaten immer mehr aneinandergebunden,<br />

und zwar durch ein Netz multilateraler<br />

Verträge und Organisationen. Zu diesen Institutionen<br />

gehören die Vereinten Nationen (UNO; davor:<br />

74<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Völkerbund), IWF und Weltbank, WTO, EU, NATO,<br />

der Internationale Strafgerichtshof und Dutzende<br />

weniger bekannter Organisationen und Stiftungen.<br />

Mehr und mehr Kompetenzen der Nationalstaaten<br />

wurden bereits an solche Organisationen<br />

übertragen; und das setzt sich fort.<br />

Der aktuell bedeutendste Schritt in diese Richtung<br />

ist die Einrichtung eines globalen Klimaregimes.<br />

Auch mehren sich die Anzeichen, dass<br />

die Nationalstaaten einem internationalen Menschenrechts-Regime<br />

unterworfen werden sollen.<br />

Wichtig: Internationale Verträge haben Vorrang<br />

vor Staatsrecht. Ohne Ausnahme: Bündnisrecht<br />

bricht Landesrecht – die Länder treten also ihre<br />

Hoheitsrechte ab an übergeordnete Institutionen.<br />

Dechiffrierung gesucht<br />

Ihre Botschaft kleiden Entscheidungsträger in<br />

Stereotypien; das müsste doch den Verdacht<br />

erwecken, hier werde gelogen. Andererseits<br />

sagen unsere Regierenden mit erstaunlicher<br />

Offenheit, wie die NWO aussehen soll; doch diese<br />

Aussagen bedürfen der Dechiffrierung. Die <strong>nicht</strong><br />

leicht fällt, weil Politiker, Medien, Wissenschaftler,<br />

Kirchenvertreter ..., also die Ideologien-Industrie,<br />

es versteht, ihr Projekt in einer ideologiegetränkten<br />

PR-Sprache anzupreisen.<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel spricht<br />

zum 10-jährigen<br />

Jubiläum des Mauerfalls<br />

vor Regierungsvertretern<br />

der wichtigsten Staaten<br />

der Welt<br />

Desinformation –<br />

an demokratischen Strukturen vorbei<br />

Wie kommen nun diese multilateralen Vertragssysteme<br />

zustande? Das ist völlig undurchschaubar:<br />

Die Öffentlichkeit wird nur kryptisch informiert,<br />

die Länderparlamente vor vollendete Tatsachen<br />

gestellt. Es gibt keine Möglichkeit <strong>zur</strong> Steuerung<br />

– und <strong>zur</strong> demokratischen Willensbildung schon<br />

gar <strong>nicht</strong>. Wenn eine solche Ordnung einmal existiert,<br />

ist sie praktisch unumkehrbar.<br />

Wer dies als notwendige Folge der unvermeidlichen<br />

Globalisierung abtut, hat aus der<br />

Geschichte <strong>nicht</strong>s gelernt. So lautete ein kommunistisches<br />

Dogma, die Menschheitsgeschichte<br />

müsse zwangsläufig zum Kommunismus führen;<br />

jeder Widerstand wurde gebrochen, und dazu war<br />

jedes Mittel recht. Millionen Menschen haben<br />

diesen Irrtum mit ihrem Blut bezahlt!<br />

Gerade deshalb sollte man misstrauisch sein<br />

gegenüber der Versicherung, die Globalisierung<br />

sei ein (diesmal aber wirklich!) historisch unvermeidbarer<br />

Prozess. Denn Liberalismus und Neoliberalismus,<br />

in deren Namen dieser Prozess<br />

vorangetrieben wird, sind <strong>nicht</strong> nur geistesgeschichtlich<br />

mit dem Marxismus verwandt, sondern<br />

auch strukturell: Hier wie dort wird die Auflösung<br />

„überkommener“ solidaritätsstiftender<br />

Strukturen – Volk, Familie, Religion – gefeiert als<br />

Akt der Emanzipation, als Voraussetzung für eine<br />

die ganze Menschheit beglückende Utopie.<br />

Foto: © ddp images/AP Photo/Markus Schreiber<br />

Ein Beispiel ist die Rede von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel auf der Konferenz „Falling Walls“<br />

(Fallende Mauern) am 9. November 2009. Dort<br />

brachte sie die Ideologie hinter der Neuen Weltordnung<br />

klar zum Ausdruck: „Eine der spannendsten<br />

Fragen, Mauern zu überwinden, wird sein: Sind<br />

Nationalstaaten bereit und fähig, Kompetenzen an<br />

multilaterale Organisationen abzugeben, koste es,<br />

was es wolle?“ Im Jahre 2009 gab es die Berliner<br />

Mauer schon längst <strong>nicht</strong> mehr; was es gibt, sind<br />

nationale Grenzen – deren bloße Existenz hier mit<br />

der Berliner Mauer gleichgesetzt wird!<br />

Der Globalismus, so die Bundeskanzlerin, sei<br />

„alternativlos“. Die Vision – oder der Albtraum –<br />

einer „One World“ bedarf anscheinend keiner<br />

Begründung mehr. Wenn Politiker so sprechen,<br />

kann man davon ausgehen, dass ihre Loyalität<br />

<strong>nicht</strong> etwa dem Volk gilt, das sie beauftragt hat,<br />

seine Interessen wahrzunehmen, und dessen Nutzen<br />

zu mehren sie geschworen haben; ihre Loyalität<br />

gilt vielmehr „der Menschheit“. Für Globalisten<br />

„... Kompetenz<br />

an multilaterale<br />

Organisationen<br />

abzugeben,<br />

koste es, was<br />

es wolle“<br />

Angela Merkel<br />

Z für Zukunft<br />

75


Politik<br />

Foto: © flickr/rainbow-gathering<br />

Friedliches<br />

Zusammenleben<br />

nur mit globaler<br />

Ordnung<br />

möglich ...<br />

Wer will schon<br />

gegen Frieden<br />

sein?<br />

„Neue Weltordnung:<br />

Zukunftsplan oder<br />

Verschwörungstheorie?“<br />

Manfred Kleine-Hartlage<br />

Edition Antaios,<br />

ISBN 978-3-935063-64-7<br />

hat die „Menschheit“ mit den wirklichen Menschen<br />

allerdings so wenig zu tun wie für Kommunisten die<br />

„Arbeiterklasse“ mit den wirklichen Arbeitern.<br />

Ideologien für den Frieden, die nie<br />

einen brachten<br />

Das gute alte Wort „Frieden“: Der Marxismus verstand<br />

die Verwirklichung seines Programms als notwendige<br />

Voraussetzung <strong>zur</strong> Stiftung eines umfassenden<br />

Weltfriedens. Im Namen dieser Ideologie<br />

wurden Ströme von Blut vergossen, ohne dass der<br />

Weltfriede auch nur eine Spur näherrückte!<br />

Uns wird vermittelt, ein friedliches Zusammenleben<br />

sei nur mithilfe einer globalen Ordnung möglich.<br />

Nun, wer will sich schon nachsagen lassen, er<br />

sei gegen Frieden? Kaum einer wagt nach dem Preis<br />

zu fragen, der für diese Art „Frieden“ kostet. Es gilt<br />

also, der Frieden um jeden Preis. Krieg soll buchstäblich<br />

unmöglich gemacht werden – ausgenommen<br />

selbstverständlich zu dem Zwecke, die Errichtung<br />

und Einhaltung dieser Ordnung zu sichern.<br />

Das klingt human und fortschrittlich; es impliziert<br />

allerdings, dass ganze Völker ihre lebenswichtigen<br />

Interessen <strong>nicht</strong> mehr verfolgen dürfen.<br />

War das der Grund, warum das Deutsche<br />

Reich, damals noch unter dem Kaiser, auf den<br />

Haager Konferenzen jegliche Einbindung in ein<br />

solches System kategorisch abgelehnt hat? Möglicherweise<br />

habe sich Deutschland gerade deshalb<br />

die Feindschaft der angelsächsischen Mächte<br />

zugezogen, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg<br />

erkennbar war, so Manfred Kleine-Hartlage.<br />

Inzwischen greift das Völkerrecht in die inneren<br />

Angelegenheiten von Staaten ein: Zur Aufrechterhaltung<br />

ihrer Ordnung werden ihnen nur noch<br />

solche Mittel zugestanden, die auf keinen Fall mit<br />

den „Menschenrechten“ kollidieren.<br />

So schafft man Interventionsgründe im großen<br />

Stil – und kann jeden Staat soweit bringen, dass<br />

sich dieser nach den Maßstäben seines Feindes ins<br />

Unrecht setzt. Dann interveniert man à la carte,<br />

also wie es opportun erscheint: gegen die Weimarer<br />

Republik, aber <strong>nicht</strong> gegen das Italien Mussolinis.<br />

Gegen Ho Chi Minh, aber <strong>nicht</strong> gegen Pol Pot.<br />

In Jugoslawien, aber <strong>nicht</strong> in Ruanda. Im Irak, aber<br />

<strong>nicht</strong> im Sudan. Man deklariert die Wahrung eigener<br />

Interessen mittels gewaltsamer Übergriffe<br />

ganz einfach als „humanitäre Intervention“.<br />

Die Internationalisierung wuchert. Denn die<br />

bereits genannten Organisationen (IWF, Weltbank,<br />

WTO, EU) wollen eine befreite Marktwirtschaft<br />

aufrichten, befreit von Restriktionen und<br />

staatlichen Eingriffen und jeder sozialen Verpflichtung.<br />

Dies soll geschehen durch Festschreibung<br />

in übernationalen Vertragssystemen, die<br />

sich der demokratischen Kontrolle entziehen:<br />

TTIP lässt grüßen.<br />

Was bremst die NWO?<br />

Hemmnisse sind Unternehmer, die sich dem Wohl<br />

des Gemeinwesens verpflichtet fühlen; ebenso Politiker,<br />

die nationale Interessen, statt die Globalisierung<br />

voranzutreiben, auch der Soldat, der einen<br />

Einsatz am Hindukusch im Interesse einer „Wertegemeinschaft“<br />

ablehnt. Oder der „Fundamentalist“,<br />

der gegen Abtreibung ist, und die Frau, die sich lieber<br />

um ihre Familie kümmert als um Karriere.<br />

Die neoliberale Ideologie greift mit Vorliebe<br />

soziale Strukturen an, die etwas mit Solidarität zu<br />

tun haben: intakte Familien, intakte Völker, intakte<br />

Religionsgemeinschaften.<br />

Wer regiert wen?<br />

Wenn ein Schwellenland die Implementierung der<br />

Gender-Ideologie verweigert, wird einfach am<br />

Entwicklungshilfe-Geldhahn gedreht und Personen<br />

an Schlüsselstellen werden ausgewechselt.<br />

Unter Berufung auf Menschenrechte wird das<br />

Recht an sich beseitigt. Dafür ermächtigt eine<br />

76<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

Ideologie, die auf die Schaffung eines umfassenden<br />

Weltfriedens abzielt, sich selbst <strong>zur</strong> Supermacht<br />

für willkürliche Kriegsführung. Es sollte<br />

<strong>nicht</strong> wundern, wenn die Demokratie, der Kern<br />

„unserer gemeinsamen Werte“, in den Händen<br />

der herrschenden internationalen Eliten sich als<br />

ähnlich doppelbödig herausstellen sollte.<br />

Demokratie setzt so etwas wie „Volk“ voraus;<br />

für die neue, global herrschende Klasse scheint das<br />

<strong>nicht</strong> mehr zu gelten: Sie verhält sich wie eine international<br />

verflochtene Kaste, die ihre Interessen allemal<br />

über das Wohl eines Volkes stellt. Sie betont, Globalisierung<br />

sei „unvermeidlich“ und etwas Gutes.<br />

Warum aber sollten nationale Regierungen das<br />

als Selbstentmachtung sehen – ist es denn <strong>nicht</strong><br />

eher eine Selbstermächtigung? Die Regierungen<br />

herrschen ja weiter, aber eben <strong>nicht</strong> jede einzelne<br />

über je ein Land, sondern alle gemeinsam über alle<br />

Länder: eine Kollektivherrschaft, aber ohne lästige<br />

parlamentarische Kontrolle oder öffentliche Kritik.<br />

Die Zerstörung nationaler Identität, Kultur, Sitten<br />

und Traditionen gilt als fortschrittlich – und wer an<br />

alten Werten festhält, als rückständig.<br />

Auch ein gewisses Maß an finanzieller Überforderung<br />

der Nationalstaaten ist kein Unfall,<br />

sondern durchaus gewollt: Denn nur wer pleite<br />

ist – das lehren uns aktuelle Krisen –, muss sich<br />

der Überwachung und Gängelung durch supranationale<br />

Organisationen unterwerfen. So wird die<br />

Unabhängigkeit aufgegeben, ohne dass ein einziger<br />

Schuss abgefeuert worden wäre.<br />

Der Fortschritt kennt nur eine Richtung:<br />

Liberalisierung, Egalisierung, Globalisierung;<br />

jeder Widerspruch wird verunglimpft als reaktionär,<br />

fundamentalistisch oder rechtsradikal:<br />

Monopolisierung des Rechts auf Wirlichkeitsbeschreibung.<br />

Apropos Monopolisierung: Der<br />

Monopolisierung der „Wissenschaft“ kommt<br />

dabei eine Schlüsselrolle zu; von hier aus werden<br />

alle gesellschaftlichen Funktionssysteme gesteuert<br />

– Schule, Medien, Wirtschaft, Recht, Politik.<br />

Wer <strong>zur</strong> Elite gehören will, kommt an der Universität<br />

<strong>nicht</strong> vorbei; hier wird die ideologische Konformität<br />

sichergestellt.<br />

Dabei dürfte ein gewisses Maß an Korrumpierbarkeit<br />

sogar erwünscht sein, da dies die Voraussetzung<br />

für Kontrollierbarkeit ist: Wer krumme<br />

Wege geht, wetzt die Wunderwaffe Erpressung,<br />

mit der er dann bedroht wird.<br />

Liberale wie Sozialisten bejubeln die Auflösung<br />

der Familie, die Entwertung der Religion,<br />

die Entgrenzung der Völker, die Entmachtung<br />

der Nationalstaaten als „progressiv“; und genau<br />

das macht das heraufziehende System der totalen<br />

Herrschaft sich zunutze. Denn jede Rebellion<br />

wird den Herrschenden nur dann wirklich gefährlich,<br />

wenn jemand für etwas zu sterben bereit ist.<br />

Wofür sind Menschen bereit zu sterben? Erstens<br />

für die eigenen Kinder, zweitens für das eigene<br />

Volk, drittens für den eigenen Glauben.<br />

Wer also eine Auflehnung ein für alle Mal<br />

unmöglich <strong>machen</strong> will, muss die Familie, die Völker,<br />

die Religion auflösen. Denn wer weder in seinen<br />

Kindern fortleben will noch sich als Teil eines<br />

Volkes sieht noch eine Verantwortung vor Gott<br />

kennt, der ist der ideale Untertan.<br />

Die Elite und das Fußvolk<br />

Im letzten Kapitel seines Buches erklärt der Verfasser<br />

die Struktur des „Geldmachtkomplexes“<br />

hinter der NWO als ein System konzentrischer<br />

Kreise: im Inneren die Klasse der Superreichen,<br />

darum herum die von ihnen kontrollierten Konzerne<br />

und Funktions-Eliten, dann die politischen<br />

Eliten und im äußeren Ring die Ideologieproduzenten<br />

– Medien, Unterhaltungsindustrie, Wissenschaft.<br />

Allerdings müssen <strong>nicht</strong> alle Akteure in<br />

Politik, Medien oder Wissenschaft diese Ideologie<br />

abkaufen; es reicht, wenn einige strategisch platzierte<br />

Figuren das tun. Der Rest ist Fußvolk.<br />

Kann man sie schon sehen, die NWO?<br />

So zeichnen sich bereits ihre Umrisse ab, die<br />

Umrisse einer durchaus totalitären, <strong>nicht</strong> mehr<br />

zu beseitigenden globalen Diktatur. Alle zu ihrer<br />

Verwirklichung erforderlichen Strategien sind<br />

bereits in vollem Gang, zum Teil schon seit vielen<br />

Jahrzehnten. Ob dieser Prozess noch umkehrbar<br />

ist?<br />

Die internationalen<br />

Organisationen wollen<br />

eine von Restriktionen und<br />

staatlichen Eingriffen befreite<br />

Marktwirtschaft.<br />

Hier das UNO-Hauptquartier<br />

in New York<br />

Foto © Wikipedia<br />

Z für Zukunft<br />

77


Pädagogik<br />

Wie viel Wissenschaft steckt in<br />

der deutschen Sexualpädagogik?<br />

Sexualpädagogik in Deutschland erscheint institutionell bis aufs Letzte durchstrukturiert zu<br />

sein – fast wie eine Insel der Seligen, auf der sich konsensfähige Aufklärung durchgesetzt hat<br />

Jakob Pastötter<br />

Foto: © Agentur PJI UG<br />

Man kann<br />

pressen, so viel<br />

man will, am<br />

Ende kommt<br />

<strong>nicht</strong> viel<br />

heraus<br />

Wer sich mit der Sexualpädagogik<br />

in Deutschland beschäftigt,<br />

könnte von der institutionellen<br />

Durchstrukturiertheit beeindruckt<br />

sein: Da gibt es<br />

• die gesetzlich verankerte Sexualerziehung an<br />

Schulen, die häufig von außerschulischen Trägern<br />

geleistet wird, von denen ProFamilia der<br />

größte ist (aber so „pro“ Familie ist ProFamilia<br />

gar <strong>nicht</strong>),<br />

• die sexualpädagogische Fortbildung, für die<br />

das private „Institut für Sexualpädagogik“<br />

(ISP) sorgt sowie die „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />

(GSP), die das sexualpädagogische<br />

Qualitätssiegel verleiht,<br />

• den sexualpädagogischen Aufbaustudiengang<br />

der Hochschule Merseburg,<br />

• Förderung und Finanzierung von Erhebungen,<br />

Studien und Diskussionen, unter anderem mit<br />

der kostenfreien Verteilung von zahlreichen<br />

auflagenstarken Dokumentationen und Aufklärungsbroschüren<br />

durch die Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), deren<br />

Abteilung für Sexualaufklärung dem Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (BMFSFJ) unterstellt ist, und schließlich<br />

• die universitäre Forschung und Lehre durch<br />

die fünf Juniorprofessuren, die gefördert werden<br />

durch das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF), ein Ergebnis des<br />

„Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in<br />

Abhängigkeits- und Machtverhältnissen<br />

in privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />

und im familiären<br />

Bereich“.<br />

Deutschland,<br />

eine Insel der Seligen?<br />

In Deutschland scheinen Praxis, Wissenschaft<br />

und Politik an einem „sexualpädagogischen“<br />

Strang zu ziehen. In vielen anderen Ländern ist<br />

das undenkbar, da dort die politische und die<br />

öffentliche Diskussion beeinflusst wird durch<br />

78<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

alternative Grundpositionen, moralische Bedenken<br />

und religiöse Überzeugungen; hinzu kommt<br />

das Bewusstsein für Gesundheitsrisiken und die<br />

Gefahren des Missbrauchs.<br />

Ist Deutschland also eine Insel der Seligen, auf<br />

der sich eine konsensfähige, wirklich aufgeklärte<br />

Sexualpädagogik durchgesetzt hat? Eine Sicht,<br />

wie sie auch von der Weltgesundheitsbehörde<br />

(WHO) gefordert wird, die zusammen mit der<br />

BZgA die „Standards für die Sexualaufklärung in<br />

Europa“ 1 herausgegeben hat?<br />

Von benachbarten Disziplinen profitieren<br />

Skepsis ist angebracht, wenn die Wissenschaftlichkeit<br />

des Konzepts einer Prüfung unterzogen<br />

wird; Studien <strong>zur</strong> „Wirksamkeit“ sexualpädagogischer<br />

Einflussnahme beschränken sich weitgehend<br />

auf die Reduzierung von ungewollten Schwangerschaften<br />

und Geschlechtskrankheiten. Demgegenüber<br />

lässt sich das Hauptanliegen der deutschen<br />

Sexualpädagogik, nämlich die „Bildung“ von Kindern<br />

und Jugendlichen hin zu sexuell befriedigten<br />

und glücklichen Erwachsenen im Sinne einer<br />

erfolgreichen, positiv verlaufenden „psychosexuellen<br />

Entwicklung“, <strong>nicht</strong> wissenschaftlich begründen<br />

oder nachweisen.<br />

Sexualpädagogik könnte profitieren von<br />

benachbarten wissenschaftlichen Disziplinen,<br />

könnte <strong>zur</strong>ückgreifen auf Erkenntnisse über Entwicklungsprozesse,<br />

z. B. auf die Entwicklungspsychologie<br />

und die Humanbiologie, aber auch<br />

auf die Erfahrungen von Traumatherapeuten. Die<br />

Sexualwissenschaft dagegen bietet nur wenige<br />

gesicherte Erkenntnisse.<br />

Sexualwissenschaftliche Standardwerke 2,3 zum<br />

Thema kindlicher und jugendlicher Sexualentwicklung<br />

zeigen, dass die Sexualwissenschaft<br />

kaum etwas in Erfahrung gebracht hat über die<br />

psychologische Entwicklung der Sexualität.<br />

Die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />

Bei der Analyse der BZgA-Standards und der<br />

deutschen staatlich geförderten Sexualpädagogik<br />

allgemein stellt sich heraus, dass einige<br />

ihrer Grundannahmen <strong>nicht</strong> auf empirisch bestätigten<br />

Fakten beruhen, sondern getragen sind<br />

von sexualphilosophischen bzw. sexualideologischen<br />

Annahmen. „Sexualideologisch“ ist hier<br />

die Abgrenzung zu einer im Idealfall „ideologiefreien“<br />

wissenschaftlichen Begründetheit.<br />

Beispiel für ideologische Behauptungen ist<br />

etwa, wenn man ausgeht von einer psychosexuellen<br />

Entwicklung, die vom Säuglingsalter an der<br />

sexualpädagogischen Unterstützung bedürfe. Die<br />

Abkehr von den biologischen und entwicklungspsychologischen<br />

Grundlagen der Sexualpädagogik<br />

ist fatal; seit 2001 wird dies von den „Gender Studies“<br />

verstärkt gefordert. „Gender Studies“ interessieren<br />

sich von ihrem Selbstverständnis her nur<br />

für die soziale Konstruktion von „Geschlecht“ und<br />

wollen andere Einflüsse auf die Sexualität <strong>nicht</strong><br />

wahrhaben.<br />

Die eingangs erwähnten sexualpädagogischen<br />

Einrichtungen weisen alle eine beachtliche institutionelle<br />

und personelle Verzahnung auf. Daneben<br />

gibt es private Initiativen wie „Donum Vitae“,<br />

das MFM-Projekt (für Mädchen: „Mädchen,<br />

Frauen, meine Tage“, für Jungen: „Männer für<br />

Männer“), die „Ärztliche Gesellschaft <strong>zur</strong> Gesundheitsförderung<br />

der Frau“ (ÄGGF), die bindungsorientierte<br />

Sexualpädagogik von „Fit for Love?“<br />

und TeenSTAR („Sexuality Teaching in the Context<br />

of Adult Responsibility“).<br />

Sie alle finden in den „offiziellen“ Broschüren<br />

der BzgA keinen Widerhall, sind aber bei der Verwendung<br />

von Aufklärungsbroschüren auf die kostenlosen<br />

Angebote der BZgA angewiesen, bei der<br />

Fortbildung auf das ISP und die Hochschule Merseburg<br />

und auf die Lehre der fünf Juniorprofessoren<br />

bzw. bei der „Qualitätssicherung“ auf das Qualitätssiegel<br />

der GSP. Diese Institutionen behalten<br />

das „Gütesiegel“ quasi für sich selbst vor.<br />

Wissenschaftsresistent?<br />

Eine enge Verbindung zwischen der pädagogischen<br />

Vermittlung eines Wissensgebiets und der<br />

Wissenschaft, die dieses erforscht, wäre absolut<br />

notwendig. Ist es doch auch <strong>nicht</strong> zielführend,<br />

gesundes Ernährungsverhalten zu unterrichten,<br />

ohne die Erkenntnisse der Ökotrophologie zu<br />

berücksichtigen, oder Physik, ohne auf wissenschaftliche<br />

Forschung <strong>zur</strong>ückzugreifen.<br />

„Wir haben uns<br />

selbst geprüft<br />

und festgestellt:<br />

Wir sind die<br />

Besten!“<br />

Z für Zukunft<br />

79


Pädagogik<br />

Sexualität als<br />

„Lebensenergie“?<br />

Wissenschaftlich<br />

<strong>nicht</strong> haltbar<br />

Warum die<br />

Scheu der<br />

etablierten<br />

Wissenschaft<br />

vor der Analyse<br />

menschlicher<br />

Sexualität?<br />

Offensichtlich haben wir hier einen Sonderfall:<br />

Die Sexualpädagogik beansprucht, selbst eine<br />

wissenschaftliche Disziplin zu sein.<br />

Warum tun sich Sexualpädagogen so schwer<br />

mit der Wissenschaft? Der Hauptgrund ist wohl:<br />

Weil ihre Sicht weniger erkenntnistheoretisch<br />

bestimmt ist als vielmehr „emanzipatorisch“ im<br />

Sinne einer „sex-positiven Befreiung“ von „sexnegativen“<br />

Einflüssen durch Tradition, Kultur<br />

und Religion. Helmut Kentler und Uwe Sielert –<br />

beide kommen aus der Sozialpädagogik – sind in<br />

Deutschland so etwas wie die Vordenker.<br />

Sexuelle Befreiung sollte die<br />

Gesellschaft friedlicher <strong>machen</strong><br />

Die ersten Anfänge dieses Denkens finden<br />

sich bereits bei Rousseau, erhielten aber ihren<br />

wesentlichen Impuls durch die von Freud postulierte<br />

„psychosexuelle Entwicklung“; die Interpretation<br />

als marxistisch-eschatologische Heilslehre<br />

stammt von Wilhelm Reich und Herbert<br />

Marcuse. Diese gingen davon aus, der Einzelne<br />

und die gesamte Gesellschaft könnten durch<br />

sexuelle Befreiung immunisiert werden u. a.<br />

gegen faschistische und autoritäre Indoktrination.<br />

Diese Ideen stießen besonders in der EKD<br />

auf Zustimmung.<br />

Wissenschaftlich lässt sich <strong>nicht</strong>s davon verifizieren<br />

– weder die Behauptung, Sexualität hätte<br />

das Potenzial, die Gesellschaft „friedlicher“ zu<br />

<strong>machen</strong>, noch die Idee einer „psychosexuellen<br />

Entwicklung“.<br />

Ausgeprägtes „sexuelles“ Verhalten über einen<br />

längeren Zeitraum hinweg hat sich bisher nur<br />

nachweisen lassen bei schwer traumatisierten und<br />

von gleichaltrigen abgelehnten Kindern. 4 Trotzdem<br />

zieht die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />

(sgS) das „sexuelle Verhalten“ als allgemeine<br />

Grundlage heran.<br />

Bislang hat sich weder die Entwicklungspsychologie<br />

mit sexuellen Aspekten beschäftigt noch<br />

hat die sgS versucht, die kindliche Sexualität aus<br />

Sicht der Entwicklungspsychologie zu betrachten;<br />

die einzigen wissenschaftlich verwertbaren<br />

Langzeit-Daten sind Untersuchungen <strong>zur</strong><br />

Auswirkung pädophiler Übergriffe; diese können<br />

jedoch kein einheitliches Bild zeichnen.<br />

So bleibt nur, <strong>zur</strong>ückzugreifen auf Erkenntnisse<br />

aus der Beratung und der Therapie, die aber<br />

Rückschlüsse auf eine „normale Entwicklung“<br />

ebenfalls kaum zulassen. Warum also die Scheu<br />

der etablierten Wissenschaft vor der Analyse<br />

menschlicher Sexualität (rebus sexualibus)? Es<br />

bleibt eine bedeutende Erkenntnislücke anthropologischer<br />

und psychologischer Art.<br />

Thesen der staatlich geförderten<br />

Sexualpädagogik<br />

1. Grundannahme einer „psychosexuellen<br />

Entwicklung“ und die Definition von Sexualität<br />

als „Lebensenergie“<br />

Obwohl es in Wissenschaft und Forschung Standard<br />

ist, Aussagen nur über Nachweisbares zu<br />

<strong>machen</strong>, entzieht sich die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />

dieser „conditio sine qua non“, dieser<br />

unverzichtbaren Grundvoraussetzung. Im Wesentlichen<br />

stützt sie sich auf die Experimente von Harlow,<br />

der an Rhesus-Affen nachwies, dass der Entzug<br />

körperlicher Nähe zu einem späteren Unvermögen<br />

führt, körperliche Beziehungen aufzunehmen, wozu<br />

auch das Sexualverhalten gehört. 5<br />

Auch die Annahme, dass es sich bei Sexualität<br />

um eine „Lebensenergie“ handele, lässt sich wissenschaftlich<br />

<strong>nicht</strong> belegen:<br />

„Wenn Sexualität aber als wichtige und wünschenswerte<br />

Lebensenergie angesehen wird,<br />

kann die Tatsache akzeptiert werden und in<br />

die Erziehung mit einbezogen werden, dass sie<br />

von Anfang an bei Kindern eine wichtige Rolle<br />

spielt.“ 6 Das erinnert an die pseudowissenschaftliche<br />

Auffassung Wilhelm Reichs, es gäbe eine Art<br />

kosmischer Orgon-Energie, die sich vor allem im<br />

Orgasmus manifestiere.<br />

2. Bedeutung<br />

frühkindlicher „sexueller Bildung“<br />

Frühkindliche „sexuelle Bildung“ ist eine problematische<br />

Begriffsneuschöpfung der staatlich<br />

geförderten Sexualpädagogik: Man geht davon<br />

aus, Sexualität benötige Bildungsarbeit. Damit<br />

wäre man aber im Bereich des „Coachings“,<br />

80<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

das im Falle von Sexualität ideologisch<br />

begründet ist. Als Ziel wird der „sexuell<br />

gebildete“ Mensch impliziert.<br />

Für die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />

ist sexuelle Bildung die Konsequenz<br />

aus der Vorstellung von Sexualität<br />

als Lebensenergie, die von Anfang an auch<br />

bei Kindern eine wichtige Rolle spiele 7 und<br />

durch sexuelles Handeln zu fördern sei.<br />

Das Ausbleiben sexueller Bildungsangebote<br />

in der frühen Kindheit soll angeblich<br />

zu schweren Schäden führen:<br />

„Die Schäden einer un<strong>zur</strong>eichenden<br />

sexuellen Bildung werden <strong>nicht</strong> sofort<br />

offenbar, sie verstecken sich in persönlicher<br />

Unzufriedenheit mit dem Lebenslauf,<br />

privaten Identitätskrisen, gescheiterten<br />

Beziehungen, sexueller Gewalt<br />

und Depressionen.“ 8<br />

3. Eltern und andere Bezugspersonen:<br />

Erfüllungsgehilfen kindlicher Neugier<br />

und sexueller Bedürfnisse<br />

Sie hätten, so die staatlich geförderte<br />

Sexualpädagogik, den Kindern einen<br />

möglichst schamfreien Zugang zu ihrer<br />

Genitalität zu ermöglichen. Fehle ein<br />

allzeit „entspannter“ und „pro-aktiver“<br />

Umgang mit Sexualität bzw. Genitalität,<br />

seien die Erwachsenen schuld, wenn das<br />

Kind später kein Lebensglück verspüre:<br />

„Kinder entdecken diese Lust selbstverständlich<br />

an sich selbst, wenn sie<br />

zuvor von den Eltern lustvoll gestreichelt<br />

werden; wenn sie gar <strong>nicht</strong> wissen,<br />

was Lust ist, werden auch sexuelle Spielereien<br />

fehlen.“ 9 Und schließlich:<br />

„Eine sexualfreundliche Erziehung<br />

bedeutet, die Wissbegierde der Kinder<br />

zu befriedigen, Fragen altersgemäß zu<br />

beantworten und durch eine liebevolle<br />

Atmosphäre auch die Experimentierfreude<br />

und Erlebnisse rund um den Körper<br />

und die Sinne zu unterstützen.“ 10<br />

Die Beobachtungen von Kinderpsychiatern,<br />

dass etwa zwanghaftes Masturbieren<br />

oder Sich-<strong>zur</strong>-Schau-Stellen<br />

innere Unruhe, Angstzustände und<br />

emotionale Aufgewühltheit nach sich<br />

ziehen, 11 wird von Sielert als zwar<br />

„weit verbreitete“, aber eben doch<br />

„bloße“ Meinung abgewertet.<br />

4. Intellekt, Gefühle und Körper<br />

als Objekte der staatlich geförderten<br />

Sexualpädagogik<br />

Das Schlagwort der „Ganzheitlichkeit“<br />

findet sich auch in der staatlich<br />

geförderten Sexualpädagogik.<br />

Es will sagen, dass <strong>nicht</strong> die bloße<br />

Information das Ziel ist; quasi therapeutisch<br />

soll das Wissen mit den<br />

Gefühlen und dem Körper verknüpft<br />

werden:<br />

„Sexuelle Bildung erfasst den<br />

ganzen Körper, <strong>nicht</strong> nur den Kopf<br />

oder die Sprache. … Körperliche<br />

Erfahrungen unterstützen die Lernprozesse<br />

und führen dazu, dass<br />

das neu erworbene – kognitive und<br />

affektive – Wissen <strong>nicht</strong> abstrakt<br />

bleibt. So kann der Körper selbst<br />

zum ‚Lernort‘ werden.“ 12<br />

Eine solche „Ganzheitlichkeit“ hat<br />

das Potenzial <strong>zur</strong> sexuellen Übergriffigkeit.<br />

Besonders problematisch ist<br />

ein solcher Ansatz bei Kindern, weil<br />

die sich dagegen weniger <strong>zur</strong> Wehr<br />

setzen können. Solche „Ganzheitlichkeit“<br />

muss sich den Vorwurf des<br />

Totalitarismus gefallen lassen.<br />

5. Befreiung der Sexualität aus<br />

gesellschaftlichen und religiösen<br />

Zwängen<br />

Sexualität ist kulturell, religiös und<br />

durch Gesetze „eingehegt“, da sie das<br />

Potenzial hat, den gesellschaftlichen<br />

Frieden zu stören. Die individualistische<br />

postmoderne Gesellschaft verzichtet<br />

weitgehend auf solche Schutzmaßnahmen<br />

– dadurch haben sich<br />

ungeahnte „Freiheiten“ eröffnet.<br />

Aufklärungsbuch für<br />

Kinder ab 5: Wenn Lars<br />

das Schmusen mit Lisa<br />

schön findet, wird sein<br />

Penis größer ... Lars mag<br />

es sehr, wenn Lisa ihn<br />

dort streichelt ...<br />

Bild 1 u. 3: Illustration Dagmar Geisler, aus Sexbox, CH;<br />

Bild 2 u. 4: Illustrationen Frank Ruprecht; aus „Lisa & Jan –<br />

Ein Aufklärungsbuch ...“ von Frank Herrath und Uwe Sielert<br />

Z für Zukunft<br />

81


Pädagogik<br />

Foto: © Cover von VOGUE Italia<br />

„Make<br />

love<br />

not<br />

war“<br />

„Sich auf kulturell festgelegte Markierungen<br />

[wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, Kernfamilie,<br />

biologische Elternschaft] sicherheitsheischend<br />

zu verlassen, bedeutet, der Selbst-Entfaltung, dem<br />

aufregenden und zugleich befriedigenden Selbst-<br />

Entwurf aus dem Weg zu gehen.“ 13<br />

6. Schwerpunkt sexuelles Lustempfinden<br />

Die staatlich geförderte Sexualpädagogik folgt<br />

dem Denken von Wilhelm Reich und Herbert Marcuse.<br />

Für diese Philosophen hatte Sexualität die<br />

Macht, die Gesellschaft zu revolutionieren und<br />

sexuelle Gewalt zu verhindern.<br />

„Im Namen sexueller Lust ist bisher kaum eine<br />

pädagogische Konzeption entstanden, obwohl das<br />

die beste Prävention auch gegen sexuelle Gewalt<br />

wäre.“ 14 Diese naive Heilsvorstellung brachte die<br />

„sexuelle Revolution“ hervor mit ihren Slogans<br />

„Make love not war“ und „Wer zweimal mit derselben<br />

pennt, gehört schon zum Establishment“.<br />

Diese Bewegung führte aber keineswegs zu einer<br />

friedlicheren Gesellschaft.<br />

7. Affirmative Einstellung gegenüber „vielfältigem“<br />

Sexualverhalten und „vielfältigen“<br />

Partnerschaftsmodellen<br />

Mit der Befreiung der Sexualität aus gesellschaftlichen<br />

und religiösen Zwängen und der Fokussierung<br />

auf das sexuelle Lustempfinden geht einher,<br />

dass Heterosexualität entnormalisiert und abgewertet<br />

wird, obwohl sie nach wie vor die weitaus<br />

häufigste Form der sexuellen Betätigung darstellt:<br />

„Die Konsequenz [der gesellschaftlichen Entwicklung]<br />

ist deutlich: der klassische heterosexuelle<br />

Koitus wird zu einer von vielen möglichen Formen,<br />

sexuell zu sein. Perversionen verlieren ihren<br />

perversen Charakter, indem sie einvernehmlich<br />

vorgenommen und stolz geoutet werden.“ 15<br />

8. Verlagerung der Sexualpädagogik aus der<br />

Familie in öffentliche Einrichtungen<br />

Der staatlich geförderten Sexualpädagogik<br />

ist ein besonderes Ärgernis, dass Sexualerziehung<br />

im Verfassungsrecht zunächst das Vorrecht<br />

der Familie ist. Deshalb wird <strong>nicht</strong>s unversucht<br />

gelassen, die sexualpädagogische Kompetenz der<br />

Familie in Abrede zu stellen und dem Aufgabenbereich<br />

von Erziehern und sexualpädagogischen<br />

Aktivisten zuzuweisen.<br />

Realitätsfern mutet insbesondere der Perfektionismus-Anspruch<br />

an: Sexualität kann sich<br />

angeblich nur dann „frei“ entfalten, wenn sie<br />

ständig „lustvoll“ ist.<br />

„Erwachsene – Pädagoginnen wie Eltern – können<br />

das <strong>nicht</strong> immer gelassen mit ansehen [Anm.:<br />

gemeint ist die Experimentierfreude des Kindes]<br />

und wissen <strong>nicht</strong> immer so recht, wie sie damit<br />

umgehen sollen … So leben Kinder im Umgang<br />

mit Körper und Sexualität von der Spannung zwischen<br />

Entdeckungslust und Erfahrungsfrust.“ <strong>16</strong><br />

82<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

9. Aufhebung der Unterschiede zwischen<br />

kindlichem sexuell konnotiertem Verhalten<br />

und erwachsener Sexualität<br />

„Die Beziehungen zu den Eltern haben sich im<br />

Laufe der Zeit gewandelt: Mädchen flirten gelegentlich<br />

mit dem Vater und lassen die Mutter abblitzen,<br />

Jungen und Mädchen spielen schon mal gerne<br />

an den Brüsten der Mutter und träumen nachts vor<br />

lauter Eifersucht vom Autounfall des Vaters. Die<br />

Eltern nehmen mit Verwunderung wahr, dass sie zu<br />

begehrten Liebesobjekten wurden.“ 17<br />

Hier wird Missverständnissen, die von Pädosexuellen<br />

aufgegriffen werden können, Tor und<br />

Tür geöffnet. So wissenschaftlich fragwürdig eine<br />

solche Gleichsetzung des Spielen des Kindes und<br />

des erwachsenen Ernsts der Sexualität ist, so<br />

gefährlich ist sie für Kinder, wenn es den Erwachsenen<br />

an Reife und Distanz fehlt. Es ist nur ein<br />

kleiner Schritt <strong>zur</strong> Schutzbehauptung, es wären<br />

die Kinder, die die Erwachsenen verführten.<br />

10. Parallelen zwischen empfohlenen Körperspielen<br />

und einer die Schamgrenzen aufweichenden<br />

Konditionierung<br />

„Übungen“, die von der „Sexualpädagogik der<br />

Vielfalt“ vorgeschlagen werden – Variationsmöglichkeit<br />

der Übung „Erster Eindruck“: „Sammeln<br />

von Eindrücken (ab 10 Jahren) zu ‚Was ich sexuell<br />

schon immer mal ausprobieren wollte‘, ‚Was<br />

ich sexuell auf keinen Fall tun würde‘ oder ‚Meine<br />

Lieblingsstellung/Lieblingspraktik‘.“ 18<br />

Zur Übung „Das erste Mal … ja, welches<br />

denn?“ (ab 13 Jahren): Zu den „Erstes-Mal-Karten“<br />

gehören u. a. das erste Mal Selbstbefriedigung,<br />

das erste Mal Petting, das erste Mal Analverkehr.<br />

Bisweilen erinnern diese sexualpädagogischen<br />

Übungen eher an die auflockernden Spiele<br />

bei Swinger-Parties, so auch die Übung „Der Po<br />

gehört zu …“, die sich dezidiert an Kinder im Vorschulalter<br />

richtet:<br />

„Ein Kind fängt an und wird zum ‚Po-Begutachter‘.<br />

Die anderen Kinder stellen sich in einer<br />

Reihe auf, mit dem nackten Po in Richtung<br />

Po-Begutachter. Der rät dann, welcher Po zu welchem<br />

Kind gehört. Wenn ihm bei einem Po gar<br />

<strong>nicht</strong>s einfällt, dann darf er ihn vorsichtig und<br />

zärtlich streicheln oder kneifen, um dem Besitzer<br />

ein Geräusch zu entlocken.“<br />

„Das Spiel lässt sich im Prinzip mit jedem Körperteil<br />

spielen. Dann wird daraus ein […] ‚Dieser<br />

Pimmel gehört zu …‘-Spiel.“ 19<br />

11. Abwendung von der Biologie und der Entwicklungspsychologie<br />

als Leitwissenschaften<br />

der Sexualpädagogik zugunsten der „Gender<br />

Studies“<br />

Sielert postulierte bereits 2001: „Das nachfolgend<br />

von mir erläuterte Verständnis einer Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt von Geschlecht, Lebensweise,<br />

Generativität und Begehren skizziert den sexualpädagogischen<br />

Horizont, der durch Gender Mainstreaming<br />

als momentan konsensfähigem Motor<br />

der Veränderung angesteuert werden kann.“ 20<br />

Sechs Anforderungen an eine<br />

alternative Sexualpädagogik<br />

Vorbemerkung: Toleranz gegenüber dem <strong>nicht</strong>heterosexuellen<br />

Lebensentwurf muss <strong>nicht</strong> extra<br />

erwähnt werden, da Toleranz selbstverständlich<br />

immer Erziehungsziel sein sollte.<br />

1. Die Möglichkeit, Sexualität „entwicklungssensibel<br />

zu fördern“, sollte zuallererst darin gesehen<br />

werden, dass für eine ungestörte, gesunde<br />

körperliche und stabile emotionale Entwicklung<br />

gesorgt wird. Von einer zu frühen „Intellektualisierung“<br />

durch Detailwissen über Erwachsenen<br />

sexualität ist ab<strong>zur</strong>aten, weil sie Kinder überfordern<br />

kann; darauf reagieren sie mit einem „sexualisierten“,<br />

<strong>nicht</strong> altersgemäßen Verhalten.<br />

2. Auf die Vermittlung von Schutzwissen kann<br />

<strong>nicht</strong> verzichtet werden. Dazu gehört grundlegendes<br />

Gesundheitswissen über die Reproduktionsorgane,<br />

in der Pubertät auch Verhütungswissen,<br />

der Hinweis auf Anzeichen für<br />

missbräuchliche Manipulation durch Erwachsene<br />

oder andere Jugendliche und die Bedeutung<br />

von emotionaler Stabilität.<br />

Zeige<br />

deinen Po,<br />

und die anderen<br />

erraten, wer<br />

du bist<br />

„Sexualpädagogische“ Übung<br />

Z für Zukunft<br />

83


Pädagogik<br />

Bei älteren Jugendlichen sollte dieses Schutzwissen<br />

ergänzt werden um den Aspekt der Verantwortung<br />

für sich selbst und den (weiblichen<br />

oder männlichen) Sexualpartner. Generell gilt,<br />

dass Sexualverhalten, das „nur Spaß“ ist, auf<br />

Dauer als flach und emotional unbefriedigend<br />

erfahren wird.<br />

3. Die Frage, was Männlichkeit und Weiblichkeit<br />

über das angeborene biologische Geschlecht<br />

hinaus bedeutet, muss altersgerecht aufgegriffen<br />

werden.<br />

Eine zu frühe theorielastige Betonung der<br />

„Gender Diversity“ ist aus entwicklungspsychologischer<br />

Sicht zumindest fragwürdig,<br />

wenn <strong>nicht</strong> sogar „Missbrauch“.<br />

4. Es ist naiv, anzunehmen, Kinder und Jugendliche<br />

hätten eine Art natürlicher Immunität<br />

gegen die Einflüsse der heute allgegenwärtigen<br />

Pornografie.<br />

5. Die Förderung von Achtsamkeit gegenüber<br />

den eigenen körperlichen und emotionalen<br />

Bedürfnissen ist wünschenswert. Das ist<br />

Grundlage für Empathie und für die Entwicklung<br />

von Resilienz gegenüber negativen Wirkungen<br />

von außen und führt generell zu höherer<br />

Lebenszufriedenheit.<br />

6. Für Sexual-Wissenschaft muss gelten: Wie in<br />

allen anderen Disziplinen ist auf die Vorläufigkeit<br />

und Widersprüchlichkeit von „Faktenwissen“<br />

hinzuweisen. Eine entwicklungssensible<br />

Sexualpädagogik muss mit Fragen beginnen,<br />

<strong>nicht</strong> mit Antworten.<br />

Fazit: Sexualpädagogik darf <strong>nicht</strong> der Selbstverwirklichung<br />

von „Aufklärern“ dienen, sondern<br />

muss das Wohl und die ganze Persönlichkeit der<br />

anvertrauten Kinder und Jugendlichen im Blick b<br />

ehalten.<br />

Jakob Pastötter, Prof. (US) Dr. phil., M. A., Diplomate in Clinical<br />

Sexology. Sexualwissenschaftler und Kulturanthropologe.<br />

Clinical Professor, American Academy of Clinical Sexologists,<br />

Orlando (Florida, USA). Jahrgang 1965.<br />

Leiter des DGSS-Institutes für Sexualberatung und eigene Sexualberatungspraxis<br />

„Sexualität leben!“ bei München. Mitglied der<br />

Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />

e.V. (DAJEB) des American Board of Sexology (ABS) und der American<br />

Association of Sexuality Educators Counselors & Therapists<br />

(AASECT).<br />

1 WHO-Regionalbüro für Europa und BZgA (Hrsg.): Standards für die<br />

Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger,<br />

Bildungseinrichtungen, Gesundheitsbehörden, Expertinnen<br />

und Experten, Köln 2011.<br />

2 John Bancroft (Hg): Sexual Development in Childhood, Indiana University<br />

Press, Bloomington 2003.<br />

3 Daniel S. Bromberg, William T. O’Donohue (Hrsg.), Handbook of Child<br />

and Adolescent Sexuality: Developmental and Forensic Psychology,<br />

Academic Press 2013.<br />

4 Anna Freud, Heimatlose Kinder, S. Fischer Verlag 1971, englisches<br />

Original London 1950: Anna Freud in collaboration with Sophie<br />

Dann: An Experiment in Group Upbringing, in: The Psychoanalytic<br />

Study of the Child, VI, 1951: A group of six three-year-old former<br />

Terezin children is observed as regards group behavior, psychological<br />

problems and adaption.<br />

5 Harlow HF, Dodsworth RO, Harlow MK, Total social isolation in monkeys,<br />

Proc Natl Acad Sci USA, 1965, S. 90–97.<br />

6 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik. Beltz Verlag, Weinheim<br />

2005, S. 101.<br />

7 Ebd.<br />

8 www.zeit.de/2014/21/sexualerziehung-paedagogik.<br />

9 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 120.<br />

10 Eckhard Schroll (BZgA), Die Kinderliedertour „Nase, Bauch, Po“ der<br />

BZgA. Eine bundesweite Initiative <strong>zur</strong> länderspezifischen Umsetzung<br />

der Sexualerziehung im Kindergarten. In: Petra Hofrichter und Dörte<br />

Frevel (HAG), „Kuscheln, Fühlen, Doktorspiele …“, Dokumentation<br />

<strong>zur</strong> Fachtagung „Frühkindliche Sexualerziehung in der Kita“. Hamburg<br />

2005, S. 22.<br />

11 Practical approach to childhood masturbation—a review, Charita<br />

Mallants & Kristina Casteels; Eur J Pediatr (2008), erhalten am<br />

23.02.2008, akzeptiert am 14.05.2008, online veröffentlicht am<br />

25.06.2008, Springer-Verlag 2008; Bancroft, J., Herbenick DL, Reynolds<br />

MA, Masturbation as a Marker of Sexual Development; Two<br />

Studies 50 Years apart, in: Bancroft et al., „Sexual Development in<br />

Childhood“, S. 156–185.<br />

12 Elisabeth Tuider et al., Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />

zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und<br />

Jugendarbeit, Juventa, Weinheim 2012, S. <strong>16</strong>7.<br />

13 Uwe Sielert, Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt. Auf: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,<br />

https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=667 (Stand<br />

22.09.2015).<br />

14 Uwe Sielert, Vortrag. In: Treffpunkt: Sexuelle Selbstbestimmung, 30<br />

Jahre Sexualpädagogik bei pro familia NRW. Dokumentation des<br />

Fachkongresses am 26. und 27. Mai 2011 in Wuppertal, S. 21.<br />

15 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 57.<br />

<strong>16</strong> Christa Wanzeck-Sielert, Psychosexuelle Entwicklung des Kindes und<br />

sexualpädagogische Herausforderung, BZgA- Homepage, Quelle:<br />

https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=459 (Stand<br />

22.09.2015).<br />

17 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 106, unter der<br />

Überschrift „Sexuelle Sozialisation im vierten Lebensjahr“.<br />

18 Elisabeth Tuider et al., Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />

zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und<br />

Jugendarbeit, S. 80.<br />

19 Lothar Kleinschmidt u. a., Lieben, kuscheln, schmusen. Hilfen für<br />

den Umgang mit kindlicher Sexualität im Vorschulalter. In: ProFamilia<br />

NRW (Hg.), Sexualpädagogische Reihe. Bd. 1, Ökotopia-Verlag,<br />

Münster 1994, S. 90.<br />

20 Uwe Sielert, Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt. Auf: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=667 (Stand<br />

22.09.2015).<br />

84<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

Wie das »Gehirn« der<br />

sexuellen Vielfalt tickt<br />

Prof. Dr. Uwe Sielert gilt als der Vordenker der modernen Sexualpädagogik. Hier fassen<br />

wir einen Text von ihm zusammen – im Versuch, sein Denken zu verstehen<br />

Peter Ischka<br />

Foto: © Agentur PJI UG/Montage<br />

Es ist<br />

vierzig<br />

nach<br />

zwölf<br />

Um die kontroverse Diskussion rund<br />

um Bildungspläne besser zu verstehen,<br />

sehen wir uns an, wie das<br />

Gehirn der „neuen“ Sexualpädagogik<br />

tickt. Ich fasse Aussagen von<br />

Prof. Dr. Uwe Sielert zusammen, die auf der Website<br />

der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

veröffentlicht sind. Er wird als der Vordenker<br />

der modernen Sexualpädagogik gesehen und<br />

zugleich sitzt er in den Gremien, die ihre eigene<br />

Tauglichkeit prüfen sollen.<br />

Für Sielert ist das Gender-Konzept eine Strategie<br />

geschlechterbewusster Arbeit, für die er<br />

breiten Konsens und politischen Rückenwind auf<br />

allen Ebenen wahrnimmt. Er ist der Meinung,<br />

hier könnte Diskriminierung abgebaut werden,<br />

indem man vorgegebene Grundannahmen über<br />

existierende Geschlechterverhältnisse aufgibt. 1<br />

Denkt er dabei an das, was in der Gendersprache<br />

als Stereotypen bezeichnet wird? Aber bei den<br />

sogenannten Gender-Studies geht man doch erst<br />

recht wieder von eigenen Grundannahmen aus?<br />

Es scheint ihm das Top-down-Prinzip klar vor<br />

Augen zu stehen, wenn er sagt, <strong>nicht</strong> zufällig<br />

liege der Ursprung des politischen Anstoßes zum<br />

Gender-Mainstreaming (GM) auf europäischer<br />

Man lehnt<br />

vorgegebene<br />

Grundannahmen<br />

ab, um dafür eigene<br />

Grundannahmen<br />

aufzustellen<br />

Z für Zukunft<br />

85


Pädagogik<br />

Foto: © Buchcover<br />

Foto: © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Foto: © „Das wilde Leben“ Warner Bros. Germany Foto: © Stiftung Haus der Geschichte der BRD<br />

Oswald Kolle (1) und Beate Uhse (2) durften dem<br />

sexuellen Begehren auf die Sprünge helfen<br />

(3) Die 68er Sexuelle Revolution – Kommune 1<br />

(4) Frauenbewegung<br />

Ebene, denn dort könnten zwangsläufig<br />

nur breit konsensfähige Grundintentionen<br />

auf den Weg gebracht werden. 2<br />

Das spare mühsame nationale Prozesse.<br />

Damit sieht er den Weg frei für die Entideologisierung<br />

bisheriger Positionen in<br />

der Geschlechterdebatte eben mit einer<br />

neuen, der Gender-Ideologie.<br />

Sielert meint, man komme <strong>nicht</strong> umhin,<br />

die in der feministischen Geschlechterforschung<br />

herausgearbeitete heterosexuelle<br />

Matrix der Dreieinigkeit von Sex, Gender<br />

und Begehren zu thematisieren als wesentliche<br />

Stütze der Zweigeschlechtlichkeit. 3<br />

Da diskriminiert und benachteiligt werde,<br />

weil wir Frauen oder Männer zu sein hätten,<br />

4 müssten alle relevanten Verhaltensmuster<br />

und Erwartungen in Frage gestellt<br />

werden. Das bedeutet für ihn, Heterosexualität,<br />

Generativität und Kernfamilie zu<br />

„entnaturalisieren“ und die Sexualpädagogik<br />

darauf abzustimmen.<br />

Gender-Mainstreaming aber auf die<br />

Gleichberechtigung von Frauen und<br />

Männern zu reduzieren, wäre für Sielert<br />

eine Einschränkung. Er will heterosexuelles<br />

Begehren generell hinterfragen und<br />

damit die Kernfamilie einschließlich biologischer<br />

Elternschaft. Er sieht GM als<br />

„sexual diversity mainstreaming“, eine<br />

Strategie <strong>zur</strong> sexuellen Vielfalt. Für ihn<br />

ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das<br />

komplett durchsetzt.<br />

Sielert skizziert, in welchen<br />

Etappen die Interpretation des<br />

Geschlechterverhältnisses sich<br />

bisher entwickelt hat, um daraus<br />

seine Überlegungen für eine Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt abzuleiten:<br />

• Geschlechtserziehung 5 , so hieß Sexualpädagogik<br />

bis in die zweite Hälfte<br />

des vorigen Jahrhunderts hinein.<br />

Damals sah man Männer und Frauen als<br />

wesensverschieden; ihr sexuelles Begehren,<br />

die Generativität als Elternschaft und<br />

die Formen des Zusammenlebens waren<br />

normativ festgelegt. Die Geschlechtserziehung<br />

diente der Festschreibung des<br />

hierarchischen Verhältnisses, der Ehevorbereitung,<br />

der Fortpflanzung und der normativen<br />

Ächtung gleichgeschlechtlicher<br />

Sexualität. Die Generativität der Frau<br />

wurde definiert über Schwangerschaft,<br />

Geburt und Kindererziehung.<br />

• Emotionalisierung der Lieb- und<br />

Partnerschaft in den 1960er-Jahren<br />

Das andere Geschlecht sollte kein unbekanntes<br />

Wesen mehr bleiben; Mädchen<br />

und Jungen sollten sich kennen und lieben<br />

lernen, damit die Ehe später gelänge.<br />

Durch die Pille konnte Lust von Fortpflanzung<br />

getrennt erlebt werden. Oswald<br />

Kolle und Beate Uhse durften dem Begehren<br />

auf die Sprünge helfen.<br />

• Die „sexuelle Revolution“: Emanzipation<br />

durch sexuelle Freizügigkeit<br />

Die Befreiung der Lust von der biologischen<br />

Generativität machten ihre Emanzipation<br />

von der Ehe und sogar von der<br />

Liebe möglich. Kommunen entstanden<br />

als erste alternative Modelle <strong>zur</strong> Ehe<br />

und Kernfamilie, es formierten sich erste<br />

homosexuelle Interessengruppen. 6<br />

• In den 70er-Jahren sieht Sielert eine<br />

weniger repressive Sexualerziehung.<br />

Aber er vermisst immer noch eine<br />

Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse,<br />

da die Grundannahmen von<br />

männerlastigen Geschlechter- und Sexualitätsmythen<br />

durchdrungen gewesen<br />

seien. Gleichgeschlechtliche Liebe wurde<br />

weiterhin negativ sanktioniert.<br />

• Dies änderte sich mit der Frauenbewegung<br />

in den 1980er-Jahren, die<br />

die Hierarchie der Geschlechter und<br />

die Benachteiligung von Mädchen und<br />

Frauen skandalisierte. Feministinnen<br />

beschrieben Sexualität als Territorium<br />

männlicher Machtausübung.<br />

86<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

Weibliches Begehren konnte sich ohne Abhängigkeit<br />

von Männern bestätigen. Einem lesbischen<br />

Lebensentwurf wurde der Boden bereitet, jedoch<br />

ohne jene öffentliche Identitätspräsentation zu erreichen,<br />

wie das der Schwulen-Bewegung gelang.<br />

In der Sexualpädagogik ging es darum, möglichst<br />

viele Territorien weiblich zu besetzen. So<br />

diente nun so manches Programm als Umerziehungshilfe<br />

für Jungen bzw. <strong>zur</strong> vordergründigen<br />

Anpassung ihres sexuellen Erlebens an die sozial<br />

erwünschte, als weiblich etikettierte Norm.<br />

Aus seinem historischen Exkurs ergeben sich<br />

für Sielert drei zentrale Fragen:<br />

1. Wie hängen Geschlecht, Lebensweise, sexuelle<br />

Orientierung und Generativität zusammen,<br />

und wie lässt sich daraus das Konzept sexueller<br />

Identität ableiten?<br />

2. Wie kann sexuelle Identität erworben werden,<br />

ohne das Differente auszugrenzen und abzuwerten?<br />

3. Wie kann eine Sexualpädagogik aussehen, die<br />

Menschen darin begleitet, eine selbstreflexive<br />

sexuelle Identität auszubilden?<br />

1. Wie hängen Geschlecht, Lebensweise, sexuelle<br />

Orientierung und Generativität zusammen,<br />

und wie lässt sich daraus sexuelle Identität<br />

ableiten?<br />

Sielert verweist auf den von Sonja Düring ausgeführten<br />

Gedanken, Homosexualität sei <strong>nicht</strong> nur<br />

eine andere Sexualität, sondern auch ein subversiver<br />

Protest gegen die Zweigeschlechtlichkeit. 7<br />

Ihre Argumentation gründet auf den Ergebnissen<br />

einer Fragebogenstudie und auf den Erfahrungen<br />

in ihrer psychotherapeutischen Sprechstunde;<br />

denen zufolge wollten Menschen im Laufe des<br />

Leben ihre sexuelle Orientierung <strong>nicht</strong> wechseln<br />

bzw. sich gar <strong>nicht</strong> erst als homo- oder heterosexuell<br />

einordnen, sondern gingen eher von<br />

einem erotischen Kontinuum aus.<br />

Düring entwickelt die Hypothese, die sexuelle<br />

Orientierung sei weder Ergebnis einer frühen<br />

Prägung noch Ergebnis eines homosexuellen oder<br />

heterosexuellen Triebschicksals. Sie hänge vielmehr<br />

davon ab, welche Position im Geschlechterverhältnis<br />

bezogen wird: ob Mann/Frau bereit ist,<br />

auf eines der beiden Potenziale der in ihm/ihr<br />

angelegten (aber ihm/ihr <strong>nicht</strong> mehr zustehenden)<br />

Geschlechtsrollen zu verzichten oder ob er/<br />

sie festhalten will an dem ganzen Potenzial, das in<br />

diesen angelegt ist.<br />

Sielert ist der Meinung, Kinder gingen<br />

zunächst grundsätzlich davon aus, ihnen stünden<br />

alle sexuellen und geschlechtlichen Möglichkeiten<br />

offen; er spricht von einem „bisexuellen Vollkommenheitsanspruch“.<br />

Doch dann, so Sielert, beginnen<br />

sie, die Geschlechtsrollen wahrzunehmen und<br />

kognitiv zu verarbeiten, so setze eine Geschlechter-Differenzierung<br />

ein. Das veranlasse sie, ihren<br />

Wunsch nach Entfaltung des gesamten in ihnen<br />

angelegten Potenzials aufzugeben [Zwangsheterosexualisierung].<br />

Sie begännen, ihr biologisches<br />

Geschlecht gleichzusetzen mit der vorgegebenen<br />

Geschlechtsrolle und eine heterosexuelle Entwicklung<br />

als Mann oder Frau einzuschlagen.<br />

Soweit jedoch Kinder unbewusst am bisexuellen<br />

Vollkommenheitsanspruch festhielten und sich<br />

dagegen wehrten, dass sie auf die Möglichkeiten<br />

des anderen Geschlechts verzichten müssen, wenn<br />

sie also ihr biologisches Geschlecht trennten von<br />

der vorgegebenen Geschlechtsrolle, würden sie im<br />

Hinblick auf die sexuelle Orientierung eine flexiblere<br />

Entwicklung nehmen, so die Sicht Sielerts.<br />

Weiter attestiert Sielert, der kulturelle Protest<br />

gegen die geschlechtliche Polarisierung<br />

gehe mehr von den Frauen aus; das könne den<br />

Grund legen für eine auch spätere Entwicklung<br />

hin <strong>zur</strong> Homo- oder Bisexualität. Männer hätten<br />

eher Probleme, sich den Sphären anzunähern,<br />

die als „weiblich“ etikettiert seien, weil das mit<br />

Macht- und Prestigeverlust einherginge. Sielerts<br />

Schlussfolgerung: Da die Chancen stiegen, den<br />

„bisexuellen Vollkommenheitsanspruch“ aufrechtzuerhalten<br />

oder auch später noch zu erfüllen,<br />

könnten auch Art und Richtung des Begehrens<br />

sowie die Form von Elternschaft und Lebensweise<br />

weiter variabilisiert werden. 8<br />

2. Wie sexuelle Identität finden, ohne das Differente<br />

auszugrenzen und abzuwerten?<br />

Die Betrachtung der Geschlechterverhältnisse<br />

in der Sexualpädagogik zeigt für Sielert, wie<br />

dringlich das Bedürfnis sei, sich einer sexuellen<br />

Schon mal vom<br />

„bisexuellen<br />

Vollkommenheitsanspruch“<br />

gehört?<br />

Z für Zukunft<br />

87


Pädagogik<br />

Foto: © Wikipedia, Mm.Toronto<br />

Ein homosexuelles Paar<br />

in Kanada<br />

Rigides<br />

Geschlechtsrollenfesthalten<br />

verhindere eine<br />

Vielzahl von<br />

Verhaltensmöglichkeiten,<br />

z. B. gleichgeschlechtliches<br />

Begehren<br />

Identität zuzuordnen, für<br />

die es ein gesellschaftliches<br />

Muster gebe, wenngleich<br />

es von der allgemein<br />

anerkannten Norm<br />

abweichen mag.<br />

Ihm scheint klar zu<br />

sein: Bei rigiden, um die<br />

biologischen Geschlechtsmerkmale<br />

herum konstruierten<br />

Geschlechtsrollen<br />

von Mann oder Frau ist<br />

die Folge der Verzicht auf<br />

eine Vielzahl von Verhaltensmöglichkeiten<br />

(z. B.<br />

auf die Ausrichtung des<br />

Begehrens auf das gleiche<br />

Geschlecht).<br />

Hat der Mensch biologisches Geschlecht und<br />

Geschlechtsrolle voneinander getrennt, stehen<br />

für Sielert in unserer dominanten Kultur nur –<br />

meist abgewertete – Minderheitspositionen <strong>zur</strong><br />

Verfügung. Jemand ist dann z. B. schwul oder lesbisch,<br />

selten bisexuell, manchmal transgender.<br />

Jedenfalls sei der Wunsch, eine sexuelle Identität<br />

zu haben, sich also von anderen Identitäten abzugrenzen,<br />

ein grundlegendes Bedürfnis. Sielert<br />

fragt, ob diese Identität eindeutig, gesichert und<br />

das ganze Leben gültig sein muss.<br />

Die Vorstellung vom konstruierten Selbst<br />

als Grundlage aller Identitätstheorien<br />

Unser Selbst, unsere Identität, so Sielert, sei wie<br />

alles Menschliche relativ. Zwar könne man in den<br />

Schichten der eigenen Person durchaus auch Tieferes<br />

und Festeres finden (z. B. Anlässe für das<br />

Grundgefühl von Urvertrauen) und man könne<br />

auch nach einer persönlichen Sinn-Regel streben,<br />

doch letztlich sei es ein Fluss, ein Prozess,<br />

ein Suchgeschehen.<br />

Dieses Selbst gibt es für Sielert <strong>nicht</strong> real,<br />

auch <strong>nicht</strong> ein sexuelles; für ihn existiert nur<br />

die subjektive Konstruktion eines Selbstgefühls. 9<br />

Laut Sielert bauen wir unser Selbst durch unsere<br />

Selbstentfaltung und die Konstruktion von Sinn,<br />

in einer persönlichen Sinn-Erzählung.<br />

Sich auf einige kulturell festgestellte Markierungen<br />

(wie Geschlecht, sexuelle Orientierung,<br />

Kernfamilie oder biologische Elternschaft) sicherheitsheischend<br />

zu verlassen, heißt für Sielert der<br />

Selbst-Entfaltung, dem aufregenden und zugleich<br />

befriedigenden Selbst-Entwurf aus dem Weg zu<br />

gehen. Nach Sielert werden solche Kulturmuster<br />

als Identitätsstützen gebraucht, als vermeintliche<br />

Sicherheit, und alles andere gilt damit als unnatürlich,<br />

abweichend, manchmal sogar als bedrohlich,<br />

zumindest aber als unwesentlich. Doch Sielert<br />

sieht diese vermeintlichen Sicherheiten erodieren:<br />

• Das Dominanzmuster des klassisch Männlichen<br />

gebe inzwischen am wenigsten her. Das<br />

traditionelle Patriarchat als Verhaltensvorbild<br />

beginne zu verwesen, es werde wieder auferstehen<br />

in den Strukturen eines globalen Kapitalismus<br />

in Form des flexiblen Menschen. Dieses<br />

modernisierte Sozialisationsmuster gelte<br />

inzwischen auch für Frauen. 10<br />

• Das homosexuelle Selbst und die dazugehörige<br />

Lebenswelt dienten noch als vorübergehende<br />

Stütze diskriminierter Identität, begännen<br />

jedoch, sich in der allgemeinen Pluralisierung<br />

der Lebensstile aufzulösen. 11<br />

• Die Kernfamilie sei erwiesenermaßen nur noch<br />

eine Lebensweise unter vielen anderen geworden<br />

(wenngleich eine bedeutsame). 12<br />

• Am stabilsten erweise sich noch das tief verankerte<br />

Muster der biologischen Elternschaft,<br />

obwohl es auch anders gehe: Seit langem seien<br />

Formen fraktionierter Elternschaft bekannt, so<br />

durch Pflegschaft und Adoption; neuerdings<br />

würden auch Leihmutterschaft und künstliche<br />

Befruchtung praktiziert.<br />

Die meisten, vielleicht alle Menschen brauchen<br />

nach wie vor ein Gefühl des „Mit-sich-eins-Seins“<br />

als Kompositionsprinzip, wie Sielert es nennt;<br />

ohne die Abstimmung mit einer bestätigenden<br />

Umwelt könne es allerdings kaum erreicht werden.<br />

Doch die wesentlichen sozialen Konstrukte,<br />

die das bisher gewährleistet haben, begännen<br />

langsam zu zerfallen bzw. verändert zu werden.<br />

Eine lebendige (<strong>nicht</strong> immer unproblematische)<br />

Vielfalt beginne zu gedeihen, die der potenziellen<br />

Vielfalt menschlicher Möglichkeiten entspreche.<br />

88<br />

Z für Zukunft


Pädagogik<br />

3. Wie kann eine Sexualpädagogik der Vielfalt<br />

aussehen, die Menschen begleitet, eine selbstreflexive<br />

sexuelle Identität auszubilden?<br />

Sielert knüpft an die emanzipatorische Sexualpädagogik<br />

an, die seiner Meinung nach verhindern<br />

kann, dass Personengruppen, die der dominanten<br />

Kultur <strong>nicht</strong> entsprechen, benachteiligt und ausgegrenzt<br />

werden. Aber eine Pädagogik der Vielfalt<br />

solle noch einen Schritt weitergehen: Dekonstruktives<br />

Denken habe ihn gelehrt, dass es <strong>nicht</strong> reiche,<br />

diskriminierten Identitäten die Durchsetzung<br />

ihrer legitimen Interessen zu ermöglichen.<br />

Sielert will sich also <strong>nicht</strong> nur einsetzen für die<br />

Gleichberechtigung vorhandener (d. h. zugewiesener)<br />

Identitäten und Lebensweisen, also Mann<br />

oder Frau, Heterosexualität oder Homosexualität,<br />

Kernfamilie oder Single, mit und ohne Kinder; er<br />

engagiert sich auch für die potenzielle Vielfalt der<br />

Lebensweisen, die zwischen den genannten polaren<br />

Identitätsangeboten existieren.<br />

Unter Vielfalt versteht er eine Perspektive,<br />

welche „die Struktur von Norm und Abweichung,<br />

von Allgemeinem und Besonderem zu Gunsten<br />

einer gleichwertigen Vielfalt“ verschiebt. Für die<br />

pädagogische Praxis sieht Sielert die Notwendigkeit,<br />

„vorfindliche Existenz- und Lebensweisen<br />

unabhängig von ihrem quantitativen Vorkommen<br />

wertschätzend zu entfalten“ 13 und <strong>nicht</strong> nur additiv-plural<br />

nebeneinander zu stellen. Es geht ihm<br />

um ein gesellschaftliches Miteinander, in dem<br />

man ohne Angst verschieden sein kann (Adorno).<br />

Eine Pädagogik der Vielfalt<br />

In dieser Denkrichtung und in der aus ihr erwachsenden<br />

Sexualerziehung findet Sielert seine Zielperspektiven<br />

in der Beförderung von Vielfalt sexueller<br />

Identität, also der Vielfalt von Geschlecht,<br />

Generativität, Lebensweise und Begehren.<br />

In einer Welt der aufbrechenden Vielfalt, der<br />

Chance, aber auch des Risikos eigener Entscheidungen<br />

hält Sielert sexualpädagogische Hilfen<br />

und Sexualaufklärung für jedes Lebensalter für<br />

wichtiger denn je:<br />

Foto: © Screenshot, GUE‘, Youtube<br />

• So könnte Sexualpädagogik einerseits aus der<br />

Enge eindeutiger polarer Zuordnungen heraushelfen,<br />

andererseits aber die Tatsache berücksichtigen,<br />

dass wir körperlich, psychisch und<br />

sozial unser Geschlecht vorwiegend in der<br />

erwarteten Rolle präsentieren müssen, um<br />

handlungsfähig zu bleiben.<br />

• Sexualpädagogisch Tätige sollten Erlaubnisräume<br />

öffnen, damit Kinder und Jugendliche ihr<br />

Begehren ausdrücken und leben können – das<br />

gleichgeschlechtliche ebenso wie das heterosexuelle.<br />

• Es erscheint Sielert als dringend nötig, soziale<br />

Elternschaft in Eineltern-, Patchwork- und<br />

gleichgeschlechtlichen Familien sexualpädagogisch<br />

zu würdigen und die (auch dort) auftretenden<br />

Konflikte zu bearbeiten, ohne aber<br />

den oft tief empfundenen Wunsch nach „eigenen“,<br />

leiblichen Kindern klein<strong>zur</strong>eden.<br />

• Sexualpädagogik kommt <strong>nicht</strong> umhin, sich verstärkt<br />

auseinanderzusetzen mit verschiedenen<br />

Formen der Leihmutterschaft, künstlichen<br />

Befruchtung und anderen Möglichkeiten der<br />

Reproduktionsmedizin.<br />

• Für Sielert hat Sexualpädagogik immer noch<br />

Mühe, mit Lust, Zärtlichkeit und Erotik als<br />

Energiequelle fürs Leben in allen Altersphasen<br />

auch ohne Ehe und Liebe umzugehen. Für ihn<br />

ist auch in dieser Hinsicht Vielfalt möglich und<br />

human. So kritisiert er, dass man gegen lustsuchende<br />

„Erregungssammler“ vorgehe, statt<br />

auf Übereinkunft und Sensibilität zu vertrauen,<br />

die auch ohne den Anspruch einer Zukunftsperspektive<br />

eine Ausbeutung verhindern würden.<br />

• Es ist für Sielert aber auch eine Frage der Haltung<br />

und der Gesamtatmosphäre, was Sexualpädagogik<br />

bewirkt: Unterstützt sie die Bereitschaft<br />

und Kompetenz zum Entwerfen der<br />

eigenen sexuellen Identität, ohne damit grenzenlosen<br />

Machbarkeitswahn zu unterstützen, und<br />

„Aus der Enge<br />

eindeutiger<br />

polarer<br />

Zuordnungen<br />

heraushelfen“<br />

Sielert kritisiert,<br />

dass man gegen<br />

lustsuchende<br />

„Erregungssammler“<br />

vorgehe,<br />

statt auf<br />

Übereinkunft zu<br />

vertrauen<br />

Z für Zukunft<br />

89


Pädagogik<br />

Foto: © Wikimannia, Uni Kiehl, mag<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr.<br />

Uwe Sielert<br />

hält sie gleichzeitig die<br />

Erfahrung wach, dass<br />

manches aller eigenen<br />

Aktivität und inneren<br />

Bereitschaft zum Trotz<br />

nur ein Geschenk ist?<br />

Der volle Artikel von Prof. Sielert,<br />

der für diese Rezension<br />

als Grundlage dient, ist auf<br />

der Website der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

veröffentlicht: https:<br />

//forum.sexualaufklaerung.de/<br />

index.php?docid=667.<br />

Prof. Dr. Uwe Sielert,<br />

bekennender Homosexueller,<br />

gilt als zentrale Figur der „Sexualpädagogik<br />

der Vielfalt“, die u. a. auf Thesen des homosexuellen<br />

Päderasten Prof. Dr. Helmut Kentler aufbaut, der<br />

auch „väterlicher“ Freund Sielerts genannt wird.<br />

Kentler lehrte 20 Jahre an der Universität Hannover.<br />

In Berlin brachte er verwahrloste Kinder und<br />

Jugendliche bei Pädophilen unter (sprich: Essen und<br />

Schlafen gegen Sex mit Erwachsenen!), und das mit<br />

Kenntnis und Billigung des Senats. Nach Kentlers<br />

Tod 2008 ging sein gedankliches Erbe über an Sielert,<br />

den neuen Kopf der „Pädagogik der sexuellen<br />

Vielfalt“, die sich unter dem Motto von Toleranz und<br />

Anti-Diskriminierung durch alle Gesellschaftsbereiche<br />

zieht, bis in Krippen und Kindergärten.<br />

Uwe Sielert ist seit 1992 Professor für Sozialpädagogik<br />

am Institut für Pädagogik der Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel; er ist Mitgründer<br />

und Vorstand der „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />

(GSP). Sielerts Gesellschaft vergibt als<br />

einzige in Deutschland ein Qualitäts-Siegel für<br />

Sexualpädagogen. Auch das „Institut für Sexualpädagogik“<br />

wurde von ihm mitbegründet. Uwe<br />

Sielert war Mitglied in mehreren Kommissionen,<br />

etwa der Kommission <strong>zur</strong> „Sexualethik der Evangelischen<br />

Kirche“ oder der Kommission „Sexualität,<br />

Gewalt und Pädagogik“ der Deutschen Gesellschaft<br />

für Erziehungswissenschaft, deren Mitglied<br />

er ist. Sielerts Gender-Programm kann nachgelesen<br />

werden im „Informationsdienst der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung“.<br />

Ebenfalls Mitglied der „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />

ist die Kasseler Professorin Elisabeth<br />

Tuider. Zusammen mit Sielert hat sie das Buch<br />

„Sexualpädagogik weiter denken“ veröffentlicht,<br />

Untertitel: „Postmoderne Entgrenzungen“. Tuider<br />

hat mit einigen Kollegen, alle in der GSP, außerdem<br />

das Standardwerk „Sexualpädagogik der Vielfalt“<br />

verfasst. Das Autorenteam will Kindern und Jugendlichen<br />

durch „Praxismethoden“ beibringen, wo<br />

„der Penis sonst noch stecken könnte“ um so einen<br />

Aspekt der Vielfalt deutlich zu <strong>machen</strong>. 14<br />

1 Dorit Meyer: Gender Mainstreaming – Bedeutung – Entstehung –<br />

Kontexte einer neuen politischen Strategie. In: Gabriele v. Ginsheim<br />

und Dorit Meyer (Hg.): Gender Mainstreaming. Neue Perspektiven<br />

für die Jugendhilfe. Stiftung SPI, Berlin 2001, S. 25–40.<br />

2 Siehe dazu Scherr, Albert: Gender Mainstreaming als Lernprovokation.<br />

In: ebenda, S. 81.<br />

3 Zuerst formuliert bei Judith Butler in: Das Unbehagen der Geschlechter,<br />

Frankfurt a. M. 1991.<br />

4 Meyer, Dorit: Gender Mainstreaming: Bedeutung – Entstehung –<br />

Kontexte einer neuen politischen Strategie. In: von Ginsheim, Gabriele<br />

und Meyer, Dorit (Hg.): Gender Mainstreaming. Neue Perspektiven<br />

für die Jugendhilfe. SPI Berlin 2001, S. 35.<br />

5 Immer noch gibt es die „Deutsche Gesellschaft für Geschlechtserziehung“<br />

(DGG), allerdings hat sie ihr Konzept modernisiert.<br />

6 In den 1970er-Jahren erschienen die sexualpädagogische Materialmappe<br />

„betrifft: sexualität“, ein für diese Zeit beachtliches Zeugnis<br />

für erste Versuche einer Sexualpädagogik der Vielfalt.<br />

7 Düring, Sonja: Über sequentielle Homo- und Heterosexualität, in:<br />

Zeitschrift für Sexualforschung Heft 3, 7. Jahrgang, September<br />

1994, S. 193–202.<br />

8 An dieser Stelle sind noch weitere sexualwissenschaftliche Recherchen<br />

notwendig. Ein wichtiger Anfang auf diesem Gebiet ist die noch <strong>nicht</strong><br />

veröffentlichte Habilitationsschrift von Renate-Berenike Schmidt zum<br />

Thema: Lebensthema Sexualität. Sexuelle Einstellungen und Handlungsmuster<br />

jüngerer Frauen, Bremen 2001.<br />

9 Genauer dazu: Lifton, Robert: The protean self: Human resilience in<br />

an age of fragmentation, New York: Basic Books. Auch zitiert und<br />

verarbeitet in: Heiner Keupp u. a.: Identitätskonstruktionen. Das<br />

Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek 1999.<br />

10 Böhnisch, Lothar: Männlichkeiten und Geschlechterbeziehungen –<br />

Ein männertheoretischer Durchgang. In: Brückner, Margit und Böhnisch,<br />

Lothar (Hg.): Geschlechterverhältnisse. Gesellschaftliche Konstruktionen<br />

und Perspektiven ihrer Veränderung. Weinheim 2001,<br />

S. 39–106.<br />

11 Bech, Henning: When Men Meet. Homosexuality And Modernity,<br />

Chicago 1997.<br />

12 Schneider, Norbert F.: Und was kommt nach der Familie? – Soziologische<br />

Anmerkungen <strong>zur</strong> Situation und zukünftigen Entwicklung von<br />

Familie in Deutschland. In: Behrens, Christoph und Rüdiger Sachau:<br />

Homosexualität – Herausforderung für die Familie. Evangelische Akademie<br />

Nordelbien, Orientierungen Band 1, Hamburg 2000, S. 1–8.<br />

13 Hartmann, Jutta: Bewegungsräume zwischen Kritischer Theorie und<br />

Poststrukturalismus. In: Fritsche, Bettina, Jutta Hartmann, Andrea<br />

Schmidt, Anja Tervoorden (Hg.): Dekonstruktive Pädagogik. Erziehungswissenschaftliche<br />

Debatten unter poststrukturalistischen Perspektiven.<br />

Opladen 2001, S. 80.<br />

14 Quelle: http://de.wikimannia.org/Uwe_Sielert.<br />

90<br />

Z für Zukunft


Politik<br />

»Gender« raus aus Bildungsplan<br />

im Kanton Bern<br />

Foto: © Wikipedia, chensiyuan<br />

Die Genderthematik wird aus der Bildungsstrategie<br />

20<strong>16</strong> gestrichen –<br />

auf Antrag der EDU mit Unterstützung<br />

anderer Parteien.<br />

Immer wieder macht die Schweizer Basisdemokratie<br />

auf sich aufmerksam. Diese kleine Insel<br />

der Rebellen gegen Brüssel lässt sich auch von<br />

der Gender-Ideologie <strong>nicht</strong> bevormunden. Wie die<br />

Schweizer Tageszeitung „Der Bund“ berichtet,<br />

sollen Genderthemen im Stundenplan und in der<br />

Lehrerbildung künftig keinen festen Platz haben:<br />

Die christlich-wertkonservative Eidgenössische<br />

Demokratische Partei (EDU) hat Mitte März 20<strong>16</strong><br />

im Grossen Rat durchgesetzt, dass in der Bildungsstrategie<br />

für 20<strong>16</strong> verzichtet wird auf den<br />

Passus, der „verbindliche Standards <strong>zur</strong> Verankerung<br />

der Genderperspektive“ fordert. Die Mehrheit<br />

nahm den Antrag von Daniel Beutler (EDU)<br />

an. Er forderte, dass in den Bereichen Unterricht,<br />

Schulentwicklung sowie bei Aus- und Weiterbildung<br />

von Lehrpersonen Genderthemen keinen<br />

Platz haben dürften. Denn bei „Gender“ handle es<br />

sich um einen ideologisch gefärbten Begriff und<br />

<strong>nicht</strong> um Wissenschaft im herkömmlichen Sinne,<br />

sondern ziele darauf ab, dass das Geschlecht<br />

eines Menschen anerzogen sei und demnach<br />

beeinflussbar wäre, so Beutler. Zudem habe die<br />

genderkonforme Sprache in seinen Augen Auswüchse<br />

gezeigt, die er <strong>nicht</strong> unterstütze.<br />

Nicht gegen Gleichberechtigung<br />

Mit der Streichung der Passage im Strategiepapier<br />

des Kantons wolle er aber <strong>nicht</strong> die<br />

Gleichberechtigung von Frau und Mann hinterfragen,<br />

betonte Beutler weiter. Er befürworte die Chancengleichheit<br />

für beide Geschlechter. Es solle keine Hindernisse<br />

geben für Mädchen, die sich für Jobs z. B. im Baugewerbe<br />

interessieren, oder für Jungs, die etwa einen Pflegeberuf<br />

erlernen wollen. Gegen die Streichung des Abschnitts im<br />

Strategiepapier hatte sich Michael Köpfli von den Grünliberalen<br />

gestellt: Er meinte, Gender heiße eben auch Rollenbilder<br />

aufbrechen. Wenn man Kindern <strong>nicht</strong> eine geschlechtertypische<br />

Rolle zuschreibe, fänden etwa Mädchen eher<br />

den Zugang zu Naturwissenschaften. Daher finde er es gut,<br />

wenn an Schulen ein Bewusstsein dafür geschaffen werde.<br />

Angenommen wurde der EDU-Antrag schließlich, weil sich<br />

neben der Mehrheit der Schweizer Volkspartei (SVP) auch<br />

„Die Liberalen“ (FDP) für das Anliegen stark gemacht hatten.<br />

Corinne Schmidhauser (FDP) dazu: In den Genderbegriff<br />

werde viel hineininterpretiert, darum habe ihre Partei<br />

das Anliegen der EDU unterstützt. „Wenn man unter Gleichstellung<br />

beispielsweise Schülerinnen in männertypischen<br />

Domänen fördern will, dann müsste man mit gleicher Vehemenz<br />

etwas gegen einen aktuell tieferen Ausbildungsstatus<br />

bei jungen Männer unternehmen“, so Schmidhauser. Zudem<br />

sei man bei der FDP der Meinung, dass die Förderung eines<br />

Bewusstseins für Genderfragen <strong>nicht</strong> in eine Bildungsstrategie<br />

gehöre.<br />

Quelle: www.derbund.ch/bern/kanton/FDP-hat-kein-Gehoer-fuer-<br />

Genderfragen/story/23461814. Stand 05.05.20<strong>16</strong>.<br />

Z für Zukunft<br />

91


Unsere Kinder<br />

Identität zerbrechen?<br />

... bis wir von unseren „determinierenden Rollenstereotypen“<br />

total befreit sind<br />

Birgit Kelle<br />

Foto: © Manuel Tennert - fotolia.com/Montage<br />

Stereotype<br />

aufzubrechen:<br />

Kinder sollen<br />

sich Gedanken<br />

<strong>machen</strong> ob<br />

sie wirklich<br />

männlich oder<br />

weiblich sind<br />

Als unsere jüngste Tochter vier Jahre<br />

alt war, stand sie irgendwann unvermittelt<br />

vor mir und sagte: „Ich bin<br />

ein Mädchen, so wie Mama“, dann<br />

benannte sie ihre Schwester, die sei<br />

auch ein Mädchen. Nach angestrengtem Überlegen<br />

fuhr sie fort: „Papa ist ein Junge und der Paul<br />

ist ein Junge und der Emil ist auch ein Junge.“<br />

Am Schluss strahlte sie: „Dann haben wir bei uns<br />

drei Mädchen und drei Jungen.“ Zufrieden zog sie<br />

von dannen: Geschlechter-Gleichstand im Hause<br />

Kelle. Ihre kleine Welt war wieder ein Stück sortiert.<br />

Sie hatte realisiert, dass sie so eine ist wie<br />

Mama und die große Schwester – und dass ihre<br />

Brüder so sind wie Papa. Sie hatte sich selbst eingeordnet<br />

in unserer Familie.<br />

Szenenwechsel: In einem Interview erklärt die<br />

Leiterin der sogenannten Berliner „Koffer-Initiative“<br />

– ein Medienkoffer mit Arbeitsmaterial zum<br />

Thema sexuelle Vielfalt für Kindergartenkinder(!) –,<br />

die Zielsetzung des öffentlich geförderten Projektes<br />

sei, „Rollenstereotype“ aufzubrechen, bei Kindergartenkindern<br />

wohlgemerkt, und die Kinder<br />

sollen sich Gedanken darüber <strong>machen</strong>, „wie es<br />

ist, wenn man <strong>nicht</strong> genau weiß, ob man männlich<br />

oder weiblich ist. Als Jugendliche können sie sich<br />

dann bewusst für eine sexuelle Identität entscheiden,<br />

so wie für eine Religion.“<br />

Zwei Szenen, zwei Denkmodelle: Während ich<br />

als Mutter darum bemüht bin, unseren Kindern<br />

auf dem Weg <strong>zur</strong> Entdeckung ihrer Identität Bestätigung<br />

zu geben für das, was sie sind – nämlich<br />

92<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Mädchen und Jungen –, arbeiten auf der anderen<br />

Seite Pädagogen und immer neue „Experten“ <strong>zur</strong><br />

Sexualpädagogik daran, schon bei Vorschulkindern<br />

das Selbstverständnis von Männlichkeit und<br />

Weiblichkeit infrage zu stellen. Willkommen in der<br />

absurden Welt von Gender-Mainstreaming.<br />

Bis alles durchgegendert ist<br />

Wir haben neuerdings fast 200 Lehrstühle für<br />

Gender-Studien, überall Genderbeauftragte, wir<br />

gendern die deutsche Sprache sowie Budgets,<br />

Straßenschilder, Verkehrsordnungen, Ampelanlagen,<br />

Toilettenschilder, Schulbücher, Bildungspläne<br />

und sogar Spielplätze.<br />

Fragt man jedoch, was Gender-Mainstreaming<br />

denn sei, kann es kaum jemand in zwei vernünftigen<br />

Sätzen erklären. Für so manchen ist das einfach<br />

ein nettes, aber <strong>nicht</strong>ssagendes Fremdwort.<br />

Wir setzen also derzeit ein neues Denkmodell um,<br />

ein Denkmodell <strong>zur</strong> Frage von „Geschlecht“, ohne<br />

dass die Mehrheit der Bevölkerung überhaupt<br />

weiß, was es bedeutet – oder gar, was dahintersteckt,<br />

und wozu die Frage, wie viele verschiedene<br />

sexuelle Spielarten es gibt, und was das<br />

überhaupt zu tun hat mit der Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau.<br />

Gar <strong>nicht</strong>s nämlich. Für beide Themenfelder<br />

wird allerdings in der öffentlichen Debatte das<br />

Wort „Gender“ benutzt.<br />

Gender gegen Sex<br />

Erstmalig tauchte der Begriff „Gender“, also<br />

die Bezeichnung für das sogenannte „soziale“<br />

Geschlecht im Gegensatz zum biologischen<br />

Geschlecht, in der Transsexuellen-Forschung auf.<br />

Also in der Forschung rund um die Menschen, die<br />

eine Diskrepanz aufweisen zwischen ihrem tatsächlichen,<br />

biologischen Geschlecht und dem,<br />

was sie fühlen. Die Ausnahme der Transsexuellen<br />

wird heute allerdings als Standardmodell vorgezeigt,<br />

so als beträfe diese Diskrepanz zwischen<br />

Biologie und Empfinden tatsächlich die Mehrheit<br />

der Weltbevölkerung.<br />

Die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 hat<br />

den Gender-Begriff dann erstmals in ihre Dokumente<br />

übernommen und das bewährte englische<br />

Wort „Sex“ für Geschlecht kurzerhand durch<br />

„Gender“ ersetzt. Glaubten sie doch, mit dieser<br />

Theorie hätten sie endlich den wissenschaftlichen<br />

Unterbau gefunden für das, was Simone de<br />

Beauvoir schon immer sagte: „Wir werden <strong>nicht</strong><br />

als Frau geboren (Biologie), sondern <strong>zur</strong> Frau<br />

gemacht (Gender).“<br />

Von da an gab es kein Halten mehr. Inzwischen<br />

ist Gender durchmarschiert von UNO-Ebene auf<br />

EU-Ebene, in die einzelnen Mitgliedsländer und<br />

bis hinunter auf den Schreibtisch jeder einzelnen<br />

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten.<br />

Entsprechend wird Gender-Mainstreaming bis<br />

heute von den meisten immer noch mit „Gleichstellungspolitik“<br />

übersetzt, genauer genommen<br />

als „Frauenpolitik“, so auch in den Publikationen<br />

des Bundesfamilienministeriums.<br />

Auch im Amsterdamer Vertrag der EU aus<br />

dem Jahr 1997 steht <strong>nicht</strong>s von sexuellen Identitäten,<br />

sondern dass Gender-Mainstreaming<br />

bedeute, dass man bei allem politischen Handeln<br />

(Mainstream) die besonderen Bedürfnisse beider<br />

Geschlechter im Blick haben solle.<br />

Dagegen kann niemand etwas haben. Das Problem<br />

liegt also weniger in dem, was in solchen Dokumenten<br />

niedergeschrieben wurde, als eher in dem,<br />

was tatsächlich von der Politik umgesetzt wird.<br />

„Entnaturalisieren“ – eine Lösung?<br />

Tatsächlich behaupten die sogenannten „Gender<br />

Studies“, die Frage nach Weiblichkeit und Männlichkeit<br />

sei <strong>nicht</strong> eine Frage der Biologie, sondern<br />

der gesellschaftlichen Prägung. Weiblichkeit und<br />

Männlichkeit soll also <strong>nicht</strong> angeboren sein, sondern<br />

sei geprägt durch gesellschaftliche Normen,<br />

Gewohnheiten, Erziehung, Moral oder gar Religion.<br />

Oder, um im Jargon zu bleiben: Geschlecht sei<br />

„determiniert“ durch diese äußeren Faktoren. Dies<br />

wiederum wird <strong>nicht</strong> als normaler Sozialisationsprozess<br />

anerkannt, sondern zum Problem erklärt,<br />

das man nun lösen will, indem man uns aus diesen<br />

„determinierenden Rollenstereotypen“, denen wir<br />

angeblich alle unterliegen, befreien will.<br />

Die Lösung sehen diese Leute im „Aufbrechen“,<br />

im „Entnaturalisieren“ der Kategorie Geschlecht.<br />

Logisch: Wenn man die eindeutige Identifikation<br />

Während ich als<br />

Mutter darum<br />

bemüht bin,<br />

unseren Kindern<br />

ihrer Identität<br />

Bestätigung zu<br />

geben, arbeiten<br />

Sexualpädagogen<br />

daran, schon bei<br />

Vorschulkindern<br />

Männlichkeit<br />

und Weiblichkeit<br />

infrage zu stellen<br />

Z für Zukunft<br />

93


Unsere Kinder<br />

Foto: © Wikipedia, www.lukeisback.com<br />

Foto: © Wikipedia, The All-Nite Images<br />

Wir sind <strong>nicht</strong> weiblich,<br />

wir sind lesbisch<br />

Wir sind <strong>nicht</strong> männlich,<br />

wir sind schwul<br />

Foto: © Wikipedia, DC Gay Pride Parade 2012<br />

Ich bin <strong>nicht</strong> männlich,<br />

ich bin trans<br />

mit dem Geschlecht „männlich“ oder<br />

„weiblich“ zum Problem erklärt, dann<br />

muss man diese Kategorie verwischen,<br />

aufbrechen oder gar ganz abschaffen.<br />

Tatsächlich ist das, was einst als „Gender<br />

Mainstreaming“ niedergeschrieben<br />

wurde, von einer zweiten Welle überrollt<br />

worden, der „Diversity“-Bewegung,<br />

zu Deutsch: Vielfalt.<br />

Ging es einst noch um Mann und Frau,<br />

muss jetzt eine Vielzahl von „Geschlechtern“<br />

sichtbar gemacht und vor angeblicher<br />

Diskriminierung geschützt werden.<br />

Selbst das Wort „Geschlecht“ hat eine<br />

neue Bedeutung bekommen: War damit<br />

noch vor wenigen Jahren der biologische<br />

Unterschied von Mann und Frau gemeint,<br />

gelten inzwischen verschiedene sexuelle<br />

Orientierungen als Geschlecht.<br />

Biologie wird heute <strong>nicht</strong> mehr bestätigt,<br />

man hat ihr den Kampf angesagt.<br />

Man spricht davon, die „Zweigeschlechtlichkeit“<br />

aufbrechen zu wollen, oder gar<br />

von einer „Zwangsheteronormativität“,<br />

die man abschaffen will. Heterosexualität<br />

als Norm sei also ein Zwang und<br />

<strong>nicht</strong> Natur.<br />

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“<br />

Dieses geflügelte Bibelwort ist auch<br />

hier hilfreich: Eröffnet man ein Facebook-<br />

Profil, kann man derzeit unter 60 verschiedenen<br />

„Geschlechtern“ auswählen,<br />

wo einst zwei standen (siehe Seite 40).<br />

Sollte früher die Frau in der Sprache<br />

sichtbar gemacht werden durch die Extranennung<br />

wie „Bürgerinnen und Bürger“<br />

oder das sogenannten Binnen-I („BürgerInnen“),<br />

müssen heute zahlreiche<br />

Geschlechter sichtbar gemacht werden,<br />

um keines der „neuen“ Geschlechter<br />

zu vernachlässigen. Das Ergebnis sind<br />

Wörter wie „Jurist*Innen-Kongress“,<br />

„Bürger_Innen“ oder gar neue Deklinationen<br />

wie „Profx.“: Striche, Sternchen und<br />

„X“ sollen angeblich zu mehr Geschlechtergerechtigkeit<br />

führen.<br />

Toiletten für die „anderen“<br />

Darüber kann man nun müde lächeln<br />

oder es als Spinnerei abtun, wie etwa<br />

die Einführung von Unisex-Toiletten in<br />

Berlin oder eine dritte Tür für die „anderen“<br />

Geschlechter.<br />

Gefährlich wird es jedoch, wenn diese<br />

wissenschaftlich unhaltbare und ideologisch<br />

geprägte Gedankenwelt <strong>zur</strong> Frage<br />

des Geschlechts nun unseren Kindern<br />

übergestülpt werden soll: Schon jetzt<br />

existieren Materialien für Geschlechtervielfalt<br />

im Kindergarten, zu Gender-<br />

Mainstreaming in der Schule. Es gibt<br />

Fortbildungen für Erzieherinnen, wie sie<br />

die neue „Geschlechtervielfalt“ bei der<br />

Erziehung umsetzen und berücksichtigen<br />

sollen. Werden neue Bildungspläne<br />

für unsere Kinder entworfen, wie etwa<br />

in Baden-Württemberg, NRW, Niedersachsen,<br />

Berlin oder Schleswig-Holstein,<br />

definiert sich Geschlechtergerechtigkeit<br />

plötzlich als „Akzeptanz sexueller Vielfalt“<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

von LSBTTIQ-Menschen.<br />

Man verwechselt „Geschlecht“<br />

mit sexuellem Begehren<br />

Lesbisch-Schwul-Bisexuell-Transgender-Transident-Intersexuell-Queer<br />

– das<br />

sind aber keine „Geschlechter“, sondern<br />

Aussagen über die Frage, wen ich sexuell<br />

begehre.<br />

Das Denken, das sich dahinter offenbart<br />

und in Fachbüchern ganz offen nachzulesen<br />

ist, will Kinder und Jugendliche<br />

<strong>nicht</strong> etwa unterstützen auf dem Weg<br />

ihrer Identifikation zu Mann und Frau,<br />

sondern diese Identifikation gezielt stören:<br />

Verwirrung der Geschlechter als<br />

pädagogisches Konzept.<br />

Gerade deswegen ist es <strong>nicht</strong> akzeptabel,<br />

dass die Lehre um die sogenannte<br />

„sexuelle Vielfalt“ neuerdings als Bildungsinhalt<br />

in die Schulen getragen<br />

wird – alles unter dem Deckmantel von<br />

94<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Toleranz und Aufklärung und unter Ausschluss der<br />

Eltern, die bei der sexuellen Vielfaltsentdeckung<br />

ihrer Kinder nur als Störfaktoren gelten.<br />

Im Beiboot schwimmen die angeblichen<br />

„Rechte“ für LSBTTIQ-Menschen mit: „Ehe für<br />

Alle“, Adoptionsrecht für Alle. Alles für Alle. Endziel:<br />

sowohl den privilegierten Status der Ehe von<br />

Mann und Frau neu zu definieren als auch die<br />

natürliche Elternschaft infrage zu stellen.<br />

Zum Glück wollen noch einige Mädchen<br />

Mama werden<br />

Unsere Vierjährige ist inzwischen sieben. Spricht<br />

sie von der Zukunft, dann sagt sie: „Wenn ich<br />

später einmal Mama bin, dann …“. Weiblichkeit,<br />

Mutterschaft, Familie sind für sie logische Konsequenz<br />

des Älterwerdens. Es ist genau diese kindliche<br />

Normalität, die Gender-Aktivisten zerstören<br />

wollen – und genau deswegen hat diese Ideologie<br />

an unseren Schulen <strong>nicht</strong>s zu suchen.<br />

Birgit Kelle ist Journalistin,<br />

verheiratet und Mutter von 4<br />

Kindern. Vorsitzende des Vereins<br />

www.frau2000plus.net<br />

Bild: © Wahlplakat Bündnis 90,Die Grünen<br />

Herr Kretschmann, Sie als<br />

Lehrer und Katholik?<br />

Unserer Bitte um einen Interview-Termin wurde <strong>nicht</strong> stattgegeben.<br />

Daher versuchen wir hier den Weg der Meinungs-Interpolation – also<br />

der Vermutungs-Hochrechnung: Was könnte der Ministerpräsident<br />

von Baden-Württemberg auf unsere Fragen geantwortet haben?<br />

Z: Herr Kretschmann, Sie waren selbst Lehrer und wissen aus langjähriger<br />

Erfahrung, wie es um die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern<br />

bestellt ist. Welche Wirkung hat da der umstrittene Bildungsplan?<br />

Zum Thema empfehlen wir<br />

das Buch „GenderGaga –<br />

Wie eine absurde Ideologie<br />

unseren Alltag erobern will“,<br />

ISBN: 978-38633-404-52<br />

http://shop.agenturpji.com<br />

K [intpl]: Die Zeiten haben sich geändert. Seit 1995 bin ich <strong>nicht</strong> mehr<br />

im Schuldienst. Die Psyche der Kinder ist die eine Sache, der politische<br />

Druck, das von der EU vorgegebene Konzept der „sexuellen Vielfalt“<br />

als Mainstream durchzusetzen, die andere. Die Schwulen- und Lesben-<br />

Lobby hat einen festen Platz in unseren Vorzimmern eingenommen.<br />

Z: Herr Kretschmann, als praktizierender Katholik, sind Sie mit der<br />

Schöpfungsordnung vertrauter, also dass der Mensch als Mann und Frau<br />

geschaffen wurde und gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr für Gott ein<br />

Gräuel ist. Wie können Sie da Positionen Ihrer Partei vertreten?<br />

K [intpl]: Heute ist Glauben Privatsache. Als Privatmann lese ich gelegentlich<br />

in der Bibel und finde Trost im Gebet. Aber in einem politischen<br />

Amt ist man gewissermaßen eine geteilte Persönlichkeit: Die<br />

Mehrheitsverhältnisse sprechen eine klare Sprache. Die Säkularisierung<br />

der Gesellschaft ist weit fortgeschritten. Der Glaubensbezug ist<br />

nur noch für eine Minderheit von Bedeutung. – Wenn ich gewählt werden<br />

will, bleibt mir <strong>nicht</strong>s anderes übrig, als das zu berücksichtigen.<br />

Z: Danke für die <strong>nicht</strong> gegebenen Antworten (wir haben wiedergeben,<br />

was wir vermuten, wie Ihre Antwort hätte sein können). Sollten Sie<br />

aber ganz anderer Meinung sein, besteht jederzeit die Möglichkeit,<br />

ein tatsächliches Interview nachzuholen.<br />

Z für Zukunft<br />

95


Unsere Kinder<br />

Staatlich verordneter<br />

Kindesmissbrauch<br />

Frühsexualisierung: Warum tun wir unseren Kindern das an?<br />

Christa Meves<br />

Foto: © flickr/Miguel Edraira Castro<br />

Ist uns ein<br />

aufgebessertes<br />

Budget wichtiger<br />

als ein<br />

zufriedenes,<br />

glückliches Kind<br />

auf dem Schoß<br />

seiner Mutter?<br />

Jeder Mensch in unserem Kulturkreis weiß:<br />

Kinder sind Geschöpfe, die sich in einem langen<br />

Werdeprozess entfalten. Ähnlich wie bei<br />

Pflanzen ist auch ihre Ausgestaltung davon<br />

abhängig, dass sie zunächst einmal Wurzeln<br />

bilden, um für spätere Lebensstürme die<br />

nötige Standfestigkeit entwickeln zu können.<br />

Sie sind zunächst zarte Hälmlein, die des Schutzes<br />

gegen grobe Einwirkungen von außen bedürfen, um<br />

sich kräftig und gesund entfalten zu können. Für<br />

die Spezies Mensch ist dafür als Nest und wärmendes<br />

„Treibhaus“ die Familie der angemessene und<br />

geeignete Ort.<br />

Dass das so und <strong>nicht</strong> anders ist, hat die<br />

Menschheit längst aus Erfahrung lernen können.<br />

Deshalb ist es geradezu erschreckend, wie sich<br />

unsere Zeitgenossen herausnehmen, das <strong>nicht</strong><br />

mehr für zwingend notwendig zu halten. Und wie<br />

sie sich daran <strong>machen</strong>, bereits die Kleinkinder in<br />

Kollektiven unterbringen zu wollen, damit die<br />

Mütter nach der Geburt des Kindes rasch wieder<br />

der Wirtschaft <strong>zur</strong> Verfügung stehen können.<br />

Einhellig und mit einer Vielzahl wissenschaftlicher<br />

Nachweise hat sich aber herausgestellt: Eine<br />

solche gefährliche Umgangsweise des Staates mit<br />

Kindern – besonders durch frühen „heimatlosen“<br />

Aufenthalt in Einrichtungen wie Krippen<br />

– riskiert, dass der Mensch lebenslang anhaltende<br />

seelische Beeinträchtigungen erleidet.<br />

Langzeitstudien in den USA haben ergeben, dass<br />

Kinder, je länger, je früher, je ausschließlicher sie<br />

der noch benötigten Wärme der „Heimat“ Familie<br />

verlustig gehen, im Erwachsenenalter umso weniger<br />

leistungs-, bindungs- und liebesfähig sind.<br />

96<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Elternferne ist Kinderstress<br />

Ja, um Himmels willen, warum tun wir unseren<br />

Kindern das an? Warum nimmt eine Gesellschaft<br />

diese Minderung ihrer Kraft in Kauf? Warum lässt<br />

man Eltern so uninformiert mit dann schwierigen<br />

und schulisch weniger erfolgreichen Kindern in<br />

ihr Unglück abgleiten? Für Krippenkinder ist<br />

die tägliche Trennung von der Mama ein sich<br />

immer wiederholender Stress. Unruhe, Unzufriedenheit,<br />

Wut und Traurigkeit in dieser Prägungsphase<br />

nisten sich so als ständige Lebensbegleiter<br />

in die Kindergehirne und -seelen ein.<br />

Leichtfertig und kurzsichtig nehmen wir das<br />

Schreien der Kleinen, nehmen wir ihr Weinen:<br />

„Mama, wo bist du, Mama, wo bleibst du?“ in<br />

Kauf. Die Erwerbstätigkeit der jungen Mütter und<br />

das aufgebesserte Budget sind uns wichtiger als<br />

ein zufriedenes, glückliches Kind auf dem Schoß<br />

seiner Mutter!<br />

Aber <strong>nicht</strong> nur damit muten wir unseren Kindern<br />

heute Unerträgliches zu. So gibt es seit 40<br />

Jahren für unsere Grundschulkinder Pflichtunterricht<br />

in „Sexualerziehung“. Es ist eine gefährliche<br />

Verfrühung und Übertreibung, Kinder bereits in<br />

diesem Alter sexuell zu stimulieren. Wenn z. B.<br />

Grundschullehrer viele Schulstunden mit einer<br />

detaillierten, fast wissenschaftlich-biologischen<br />

Information über geschlechtliche Vorgänge füllen,<br />

ist das bedenklich. So sind Farbfilme über die<br />

Geburt aus der Sicht des Gynäkologen unangebracht,<br />

sie können sogar schockieren.<br />

Verfrühter unangemessener Unterricht dieser<br />

Art kann zu früh den Sex in den Vordergrund<br />

rücken; so können sich Störungen in der sexuellen<br />

Identität herausbilden. Es kann doch <strong>nicht</strong><br />

Unterrichtsziel sein, dass in den Mädchen<br />

eine von Ekel begleitete Abneigung vor sexuellen<br />

Beziehungen, vor Schwangerschaft und<br />

Geburt entsteht! Es ist eine <strong>nicht</strong> zu verantwortende<br />

Verfrühung, wenn Kinder im Kindergarten<br />

oder im Grundschulunterricht so drastisch mit<br />

der Sexualität der Erwachsenen konfrontiert werden<br />

oder wenn man sie gar durch sexuelle Spielereien<br />

in diese einzuführen sucht. Zwar kann<br />

bei Kindern dieses Alters schon sexuelle Erregung<br />

ausgelöst werden; vor der Geschlechtsreife<br />

bedarf dies allerdings noch überoptimaler Reize.<br />

Auch hier gilt die Regel der Verhaltensforscher:<br />

Soll Wirkung erzeugt werden, muss der äußere<br />

Reiz umso stärker sein, je geringer die innere<br />

Bereitschaft ist.<br />

Wollen wir Identitätsstörungen?<br />

Sexuelle Reizung von Kindern hat aber eine<br />

gefährliche Wirkung: Durch Verfrühung und<br />

Übertreibung entsteht eine Abspaltung, eine<br />

Verselbstständigung der sexuellen Funktion.<br />

Sie bekommt die Gewichtigkeit eines Kitzels, der<br />

später zunehmend und suchtartig nach immer<br />

stärkerer Stimulation verlangt. Deshalb ist auch<br />

die Freigabe der Pornografie so verhängnisvoll<br />

gewesen; denn seitdem ist besonders über<br />

das Internet Kindern eine Flut von Pornografie<br />

zugänglich geworden, was sie später in die Sackgasse<br />

von Sexualsüchten führen kann.<br />

Mit Sexualität ist es wie mit allen menschlichen<br />

Grundtrieben: Isoliert man sie, setzt man sie<br />

absolut, so beginnt sie zu wuchern und beraubt<br />

den Menschen seiner Freiheit. Sein Wille erweist<br />

sich dann allzu oft zu schwach gegenüber dem<br />

aufgereizten und als absolut gesetzten Sexualtrieb;<br />

dieser verselbstständigt sich und zwingt so<br />

den Menschen in die Sucht. An den Trieb gefesselt<br />

verliert der Mensch seine Willensfreiheit: Nicht<br />

er ist in der Lage, den Trieb zu beherrschen, sondern<br />

dieser beherrscht ihn. Die überhöhte Sexualität<br />

bleibt auf das Kind fixiert; ein Teil seiner Seele<br />

bleibt infantil. Durch die Störung der sexuellen<br />

Identität können später pädophile Bedürfnisse<br />

und andere Perversionen entstehen. Der Mainstream<br />

verherrlicht das als „sexuelle Vielfalt“,<br />

und von der Gesellschaft wird verlangt, dies<br />

ohne Widerrede hinzunehmen.<br />

Raub der Sicherheit,<br />

ein Junge bzw. ein Mädchen zu sein<br />

Geradezu abstrus erscheint es deshalb, dass man<br />

in jüngster Zeit den Versuch macht, den vier- bis<br />

sechsjährigen Kindern die Sicherheit in ihrer<br />

Zuordnung als Junge bzw. Mädchen zu nehmen.<br />

Das sogenannte Gender-Mainstreaming, das die<br />

Isolierte und<br />

absolut gesetzte<br />

Sexualität wuchert<br />

und beraubt den<br />

Menschen seiner<br />

Freiheit<br />

Z für Zukunft<br />

97


Unsere Kinder<br />

Ein spannender Bericht von Pilgerreisen auf den Spuren des Apostels Paulus. Sie<br />

werden <strong>zur</strong> Suche nach der Kraft des Glaubens und führen zu aufschlussreichen<br />

historischen Plätzen der ersten Christen in „Kleinasien“, der heutigen Türkei.<br />

Herrliche Panoramabilder begleiten den mitreißenden Text (80 Farb- und 34 s/w-Fotos).<br />

Der Leser spürt etwas von der Leidenschaft der ersten Christenheit.<br />

Geschichte und Gegenwart verschmelzen: Istanbul – Konstantinopel, das Tor zum<br />

Orient. Über Ankara geht es zu den tausend Höhlenkirchen in Kappadokien. Auch die<br />

Plätze der sieben apokalyptischen Gemeinden fehlen <strong>nicht</strong>.<br />

An der türkischen Südküste, wo die erste Reise des Paulus ihren Ausgang nahm,<br />

sollte Peter Ischka vieles selbst erleben, wovon in der Apostelgeschichte berichtet<br />

wird: Er bekommt den „Auftrag“, einen jungen Christen, der auf Grund seiner<br />

Bekehrung ins Gefängnis kam, daraus zu befreien. In diesem Buch lesen Sie, wie das<br />

Unmögliche tatsächlich geschah. Daumennagelgroße Nierensteine verschwinden nach<br />

schlichtem Gebet. Jesus begegnet Muslimen in Träumen und Visionen. Sogar ein Esel<br />

wird von dieser Kraft übernatürlich berührt.<br />

Dieses Buch liest sich wie die Fortsetzung der Apostelgeschichte und macht Mut,<br />

längst in Vergessenheit geratenes Glaubensgut wieder beim Wort zu nehmen.<br />

Gebunden, <strong>16</strong>0 S., 32 Seiten Panorama-Fotos, 17 x 25 cm, Best.-Nr. 453.103.778<br />

17,95<br />

http://shop.agentur-pji.com<br />

Menschen durch Gleichheit des Geschlechts<br />

glücklicher <strong>machen</strong> soll, ist eine absolut zerstörerische<br />

Ideologie, die aber durch Institutionen<br />

mit Milliarden von Euro jetzt als „Hauptstrom“,<br />

allgemein auf <strong>nicht</strong>-demokratischen Wege, in die<br />

nationale Politik implementiert wird. Was tun wir<br />

unseren Kindern an, wenn wir sie der Sicherheit<br />

berauben, ein Junge bzw. ein Mädchen zu sein?<br />

Es gibt immer einen großen Aufschrei, wenn<br />

einzelne Fälle von Kindesmisshandlungen an die<br />

Öffentlichkeit kommen (und ja, jeder einzelne Fall<br />

ist schändlich und in vollem Umfang zu verurteilen).<br />

Aber was hier vor sich geht, ist kollektiver<br />

Kindesmissbrauch auf staatliche Verordnung hin<br />

und mit Steuergeldern finanziert, <strong>zur</strong> Zerstörung<br />

der Kinderseelen der nächsten Generation.<br />

Es ist Zeit, dass wir aufstehen<br />

Es ist an der Zeit, <strong>nicht</strong> weiterhin bösen Planern,<br />

verantwortungslosen Schreibtischtätern<br />

und gerissenen Geschäftemachern das Feld<br />

zu überlassen. Noch viele Beispiele mehr ließen<br />

sich dafür anführen, dass wir heute zu einer<br />

kinderfeindlichen Gesellschaft geworden sind.<br />

Nur wacher Widerstand vieler mündiger Bürger<br />

kann es noch bewirken, dass einer neuen verantwortungsbewussten<br />

Umgangsweise mit unseren<br />

Kindern wieder Raum gegeben wird. Daher<br />

sind Demonstrationen wie in Stuttgart, die<br />

sich gegen den (Ver-)Bildungsplan der badenwürttembergischen<br />

Landesregierung wenden,<br />

so wichtig.<br />

Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen für die Kinder,<br />

um ihnen in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase<br />

gerecht zu werden.<br />

Denn nur mit gesunden, glücklichen Kindern<br />

hat die Gesellschaft eine gedeihliche Zukunft;<br />

doch gesund und glücklich werden sie nur, wenn<br />

wir mit ihnen so umgehen, wie es der Schöpfer<br />

vorgegeben hat.<br />

Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />

Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht<br />

haben. Weiterführende Informationen über den Verein „Verantwortung<br />

für die Familie“ und die Vielzahl ihrer Bücher erhalten<br />

Sie auf www.vfa-ev.de<br />

98<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Neugeborene:<br />

kein „unbeschriebenes Blatt“!<br />

Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse lassen keinen Zweifel: Schon beim Embryo sind<br />

neben den äußeren Geschlechtsorganen auch im Gehirn wichtige Unterschiede festzustellen<br />

Manfred Spreng<br />

Foto: © Wikipedia, Ernest F<br />

Das von der Politik forcierte Gender-<br />

Programm soll neben der bestehenden<br />

Gleichberechtigung in jedem<br />

Gesellschaftsbereich eine sogenannte<br />

Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern bewirken. Dabei wird eine sinnvolle<br />

Differenzierung nach Geschlecht verhindert, die<br />

die jeweiligen optimalen Eigenschaften von Mädchen<br />

und Jungen berücksichtigen und fördern<br />

würde; stattdessen wird die eigentümliche Tendenz<br />

verfolgt, klare natürliche Unterschiede möglichst<br />

einzuebnen.<br />

Abschaffen, was vielfältig bewiesen?<br />

Die Gender-Ideologie verfolgt intensiv die Negierung<br />

bzw. Abschaffung („Dekonstruktion“) der<br />

offensichtlichen dualen Geschlechterrollen. Dabei<br />

sind die biologischen, physiologischen, medizinischen<br />

Fakten eindeutig; zusätzlich werden sie<br />

bestätigt durch eine Vielzahl psychologisch-soziologischer<br />

Befunde.<br />

Gender-Ideologen stützen sich auf die falsche<br />

Behauptung, Neugeborene kämen als „unbeschriebenes<br />

Blatt“ (tabula rasa, blank slate) <strong>zur</strong> Welt und<br />

ihre Geschlechtsidentität würde dann nahezu ausschließlich<br />

durch die Gesellschaft geprägt.<br />

Z für Zukunft<br />

99


Unsere Kinder<br />

Foto: © University of Rwanda<br />

Foto: © Universität Basel<br />

Frisch gegendert am<br />

„Centre for Gender<br />

Studies“ an der<br />

Universität von Rwanda.<br />

Sonst gibt es dort ja<br />

keine Probleme<br />

Andrea Maihofer,<br />

Professor*? für<br />

Geschlechterforschung<br />

und Leiterin des Zentrums<br />

„Gender Studies“ an der<br />

Universität Basel<br />

Woher kommt die Beharrungspotenzial<br />

der Zweigeschlechtlichkeit?<br />

So formuliert Frau Andrea Maihofer, Professorin<br />

für Geschlechterforschung und Leiterin des<br />

Zentrums „Gender Studies“ an der Universität<br />

Basel: „Die zweigeschlechtliche Ordnung hat ein<br />

erstaunliches Beharrungspotenzial. Die Zuweisung<br />

zu einer bestimmten Form der Existenz<br />

wurde im Namen der Natur ausgerufen, werden<br />

doch mit dem Geschlecht bestimmte Eigenschaften,<br />

Fähigkeiten und Existenzweisen verbunden,<br />

die von vielen Frauen als Begrenzung und Einschränkung<br />

empfunden werden.“<br />

Damit behauptet sie, das Geschlecht sei <strong>nicht</strong><br />

naturgegeben, sondern werde später „im Namen<br />

der Natur“ ausgerufen bzw. irgendwie zugewiesen,<br />

und, noch kühner und ohne nachprüfbare Angaben:<br />

viele Frauen würden dies als Begrenzung und<br />

Einschränkung empfinden. 1<br />

Frau Betty Friedan, eine feministische Wissenschaftlerin<br />

und Publizistin, stellt die Behauptung<br />

auf, die Einteilung von Neugeborenen in Jungen<br />

und Mädchen sei Willkür, ebenso könnte man sie<br />

auch nach ganz anderen Gesichtspunkten unterscheiden,<br />

etwa nach der Größe. 2<br />

Abgesehen davon, dass dies ebenfalls rein<br />

willkürlich wäre, zeigen solche Aussagen in<br />

erschreckender Weise die schlichte Leugnung<br />

empirischer Tatsachen sowie das krampfhafte<br />

Aufrechterhalten einer vielfach widerlegten<br />

Behauptung über Neugeborene.<br />

Es kann <strong>nicht</strong> sein, was <strong>nicht</strong> sein darf<br />

Diese Falschbehauptung muss aus Sicht der Genderbewegung<br />

unter allen Umständen aufrechterhalten<br />

werden, da sonst ein entscheidender<br />

Pfeiler des pseudowissenschaftlichen Gender-<br />

Gebäudes zusammenbrechen würde – nämlich dass<br />

geschlechtliche Identität <strong>nicht</strong> weitgehend naturgegeben<br />

sei, also biologisch-physiologisch bestimmt,<br />

sondern ausschließlich festgelegt werde durch<br />

nachgeburtliche Prägung, also zwanghaft umgebungs-<br />

bzw. erziehungsbedingt sei. Man spricht von<br />

einem „Heterozwang“, wodurch den Kindern eine<br />

heterosexuelle Orientierung eingeredet oder gar<br />

aufgezwungen werde – doch das ist wissenschaftlich<br />

<strong>nicht</strong> haltbar.<br />

Um dennoch eine Verteidigung ihrer unsinnigen<br />

Behauptung zu ermöglichen, versuchen Gender-<br />

Ideologen, an den wehrlosen Kindern massiv eine<br />

Art Gehirnwäsche zu praktizieren: So soll bereits<br />

im Kindergarten und durch jedes Schulbuch in<br />

Kopf und Herz der Kinder <strong>nicht</strong> nur Toleranz,<br />

sondern volle Akzeptanz sämtlicher geschlechtlichen<br />

bzw. sexuellen Orientierungen eingeprägt<br />

werden. Die Begründung: Damit entgehe man der<br />

„Gefahr“, dass die Eltern einseitige Rollenbilder<br />

einprägen. Auch würde den Kindern damit eine<br />

leichtere Entfaltung der eigenen „sexuellen Vielfalt“<br />

ermöglicht, frei von Hetero-Zwang.<br />

Hier ist zu erwähnen der Aktionsplan „Für<br />

Akzeptanz & gleiche Rechte, Baden-Württemberg“<br />

sowie ähnliche Vorhaben in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen, Schleswig-<br />

Holstein und Thüringen. Diese Pläne lesen sich<br />

wie Zielvorgaben für spezielle Vorlieben von<br />

Erwachsenen; dabei wird die vom Grundgesetz<br />

geschützte Verantwortung der Eltern ausgeblendet.<br />

Die biologische Dimension wird unterschlagen<br />

zugunsten eines gesellschafts-technischen<br />

Konstruktivismus, wobei <strong>nicht</strong> nur die freie Wahl<br />

der „sexuellen Orientierung“ verfolgt wird, sondern<br />

die des Geschlechts selbst. Ehe und Familie<br />

als wertvolles Lebensmodell kommen in diesen<br />

Bildungsplänen so gut wie gar <strong>nicht</strong> mehr vor.<br />

100<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Die gender-ideologische Absicht dahinter ist<br />

unverkennbar; sie richtet sich in erschreckender<br />

Weise gegen die im Kind vorgegebene Identität<br />

und Entwicklung. 3<br />

Oh Wunder, das Geschlecht ist<br />

zweifelsfrei!<br />

Bekanntlich steht bei der Mehrzahl<br />

der Neugeborenen (95–99 %) das<br />

Geschlecht zweifelsfrei fest.<br />

Dieses wird in einem sehr<br />

frühen Entwicklungsstadium<br />

im Mutterleib bestimmt,<br />

wobei neben<br />

den äußeren Geschlechtsorganen<br />

die Unterschiede<br />

im Gehirn der<br />

Föten eine wichtige<br />

Rolle spielen. Hier<br />

einige wenige Aspekte,<br />

die eindeutig klarstellen:<br />

Die Genderbewegung<br />

geht von völlig falschen, ja<br />

für Kinder gefährlichen Voraussetzungen<br />

aus. 3<br />

Hormone spielen die Hauptrolle<br />

Beim werdenden Kind wird die Geschlechtsdifferenzierung<br />

durch die Gene initiiert, also sehr früh.<br />

Für die geschlechtsspezifische Differenzierung des<br />

Gehirns allerdings spielen Hormone eine wichtige<br />

Rolle; in den verschiedenen Arealen befinden sich<br />

nämlich Sexualhormon-Rezeptoren, zum Beispiel<br />

im Zwischenhirn, insbesondere im Hippocampus,<br />

der für Orientierung und Gedächtnis wichtig<br />

ist, und der als Furchtzentrum zu bezeichnenden<br />

Amygdala, dem Zentrum für Affektreaktionen und<br />

für affektgeladene Erinnerungen.<br />

Insbesondere in der 9. Schwangerschaftswoche<br />

setzt bei männlichen Föten mit der Produktion<br />

von Testosteron eine Serie von Veränderungen<br />

ein, die zu einer Maskulinisierung des Gehirns<br />

und der Genitalien führen. Im Gehirn des Fötus<br />

beginnt eine kontrollierte Reduktion von Zellen<br />

(Neuronen) sowie eine Reduktion bestimmter synaptischer<br />

Verbindungen an Zahl und <strong>Dich</strong>te.<br />

Während der letzten zehn Schwangerschaftswochen<br />

kommt es beim männlichen Fötus <strong>zur</strong> stärksten<br />

Reduktion der Nervenzellen der<br />

Hirnrinde, was vermuten lässt,<br />

dass Geschlechtsunterschiede<br />

verursacht werden<br />

durch biologische<br />

Faktoren, die im Mutterleib<br />

wirksam sind. 4<br />

Weiterhin konnte<br />

gezeigt werden: Geschlechtsunterschiede<br />

bei Neugeborenen finden<br />

sich auch in der<br />

Häufigkeit einer spezifischen<br />

Synapsenart im<br />

Hypothalamus, der Steuerungszentrale<br />

für Stressreaktionen<br />

und den gesamten Hormonhaushalt.<br />

Das lässt schließen,<br />

dass offenbar eine relativ kurze Einwirkungsphase<br />

von Testosteron im Fötalstadium<br />

genügt, um das Gehirn zu differenzieren,<br />

damit es den männlichen Entwicklungspfad<br />

einschlägt und den weiblichen unterdrückt.<br />

Es ist hinzuzufügen: Das Testosteron, das im<br />

männlichen Fötus ausgeschüttet wird, wirkt auf<br />

den Hypothalamus und löst eine Veränderung in<br />

jenen Schaltkreisen aus, die die Ausschüttung<br />

von Wachstumshormonen aus der Hypophyse<br />

(Hirnanhangdrüse) steuern. 5 Dies ist eine entscheidende<br />

Voraussetzung für den späteren Aufbau<br />

einer ausgeprägt männlichen Muskulatur.<br />

Zudem weist der Hypothalamus des sich entwickelnden<br />

männlichen Gehirns zwei- bis dreimal<br />

mehr Verknüpfungen einzelner Elemente auf<br />

sowie vielfältigere Verzweigungen im Vergleich<br />

zum weiblichen Gehirn; dieses zeigt dafür an<br />

anderer Stelle ausgeprägte geschlechtsdimorphe<br />

Verbindungen. 6<br />

Foto: © von Buchcover zitiert<br />

Neben den äußeren<br />

Geschlechtsorganen spielen<br />

die Unterschiede im Gehirn<br />

der Föten bereits eine<br />

wichtige Rolle<br />

Foto: © Wikipedia/www.flickr.com/<br />

74896762@N00/3<strong>16</strong>7352760/<br />

Betty Friedan,<br />

feministischer<br />

Wissenschaftler*?<br />

und Publizist*?, stellt<br />

die Behauptung auf,<br />

Neugeborenen in Jungen<br />

und Mädchen einzuteilen<br />

sei Willkür<br />

Z für Zukunft<br />

101


Unsere Kinder<br />

Es ist nun<br />

mal so: Jungs<br />

treffen einfach<br />

besser ins Ziel!<br />

Management by Testosteron<br />

Diese wenigen Beispiele zeigen: Die Wissenschaft<br />

ist sich einig über die dauerhaft maskulinisierenden<br />

Effekte von Testosteron bereits vor<br />

der Geburt. Man nimmt an, dass Testosteron<br />

bestimmte „Schaltkreise“ im Gehirn organisiert,<br />

die für ein männliches Verhalten verantwortlich<br />

sind, und andererseits im selben Gehirn die Organisation<br />

von Verschaltungen unterdrückt, die<br />

weibliches Verhalten verursachen. – Grundsätzlich<br />

kann man also sagen: Sexualhormone prägen<br />

das Verhalten, und zwar schon vor der Geburt.<br />

Wie zahlreiche Untersuchungen belegen, sind<br />

auch unmittelbar nach der Geburt Verhaltensunterschiede<br />

zu erkennen.<br />

So weisen nach der Geburt Mädchen gegenüber<br />

Jungen einen gewissen Reifungsvorsprung auf, der<br />

sie auch weniger anfällig macht für Krankheiten<br />

und Verletzungen und den sie einige Zeit beibehalten.<br />

Zusätzlich kann man bei Mädchen auch im<br />

Kleinkindalter eine schnellere Entwicklung beobachten,<br />

vor allem in kognitiver Hinsicht und beim<br />

Spracherwerb.<br />

Mädchen sind einfach schneller<br />

Laut Untersuchungen zeigen Mädchen bereits<br />

48 und 80 Stunden nach der Geburt stärkere<br />

Verhaltensantworten auf Stimmen als Jungen.<br />

Mädchen können schon bei der Geburt besser<br />

im Gesicht lesen und den Tonfall einer Stimme<br />

erkennen – sie nehmen in einer menschlichen<br />

Stimme ein breiteres Spektrum von Frequenzen<br />

wahr als Jungen. Schon im Säuglingsalter bemerken<br />

Mädchen, wenn die Mutter ihre Stimme ein<br />

wenig hebt, und beachten das dadurch ausgedrückte<br />

Verbot.<br />

Kleine Mädchen beginnen im Allgemeinen<br />

früher zu sprechen: Im<br />

Alter von 20 Monaten besteht<br />

ihr Wortschatz bereits aus zwei- bis<br />

dreimal so vielen Wörtern wie der<br />

von Jungen.<br />

Was den Wortschatz angeht, holen<br />

die Jungen später auf, <strong>nicht</strong> aber bei<br />

der Geschwindigkeit: Mädchen sprechen<br />

in der Regel schneller als Jungen.<br />

Jungen treffen besser ins Ziel<br />

Hinsichtlich visueller Präferenzen scheinen die<br />

Jungen etwas hervorzustechen, denn sie beachten<br />

im Säuglingsalter in einigen Fällen häufiger<br />

bewegte Objekte (z. B. Mobile) als Gesichter (auf<br />

die hingegen weibliche Säuglinge besser ansprechen).<br />

Auch treffen kleine Jungen beim Werfen ein<br />

Ziel besser als gleichaltrige Mädchen.<br />

Gender ist eben nur eine Theorie<br />

Es stimmt also keinesfalls, dass ein Kind im Mutterleib<br />

keine biologische Geschlechtlichkeit hätte;<br />

die Behauptungen der Gender-Ideologen, das<br />

Geschlecht werde nahezu ausschließlich nach der<br />

Geburt durch die Umwelt geprägt, sind naturwissenschaftlich<br />

<strong>nicht</strong> haltbar.<br />

Zweifellos hat das menschliche Gehirn eine ausgeprägte<br />

Formbarkeit; ohne diese wären manches<br />

Lernen sowie Persönlichkeitsbildung oder Regeneration<br />

nach Gehirnverletzungen <strong>nicht</strong> möglich;<br />

auch Verhaltensweisen (z. B. Sprachfähigkeit,<br />

Rechtshändigkeit), die sich beim Kind erst im Lauf<br />

der Zeit herausbilden, können eine geschlechtsspezifische<br />

physiologische Basis haben; jedoch<br />

gibt es physiologische Schranken, die verhindern,<br />

dass das Gehirn durch umweltbedingte Erfahrungen<br />

beliebig verändert werden kann.<br />

Also wem sollte man Gehör schenken, den<br />

Gender-Theoretikern oder der klassischen Wissenschaft?<br />

Dr. Manfred Spreng, bis 2001 Uni-Prof. für Physiologie und<br />

Biokybernetik Uni Erlangen-Nürnberg. Arbeitsgebiet: Sinnes- und<br />

Neurophysiologie. Seit 2001 freiberuflicher Gutachter, Referent,<br />

verheiratet, 3 Kinder.<br />

1 A. Maihofer: Geschlecht als Existenzweise. Ulrike Helmer Verlag,<br />

Sulzbach/Taunus, 1995.<br />

2 B. Friedan bei V. Zastrow: Politische Geschlechtsumwandlung, FAZ<br />

vom 20.06.2006.<br />

3 M. Spreng: Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-)Entwicklung<br />

durch Gender Mainstreaming. In (Späth, A., Hrsg): Vergewaltigung<br />

der menschlichen Identität – Über die Irrtümer der Gender-Ideologie.<br />

Ansbach, Logos Editions, 2014.<br />

4 A. M. Aloisi: Geschlecht und Hormone. In: (S. Lautenbacher, O.<br />

Güntürkün, M. Hausmann, Hrsg.) Gehirn und Geschlecht, Springer<br />

Medizin Verlag, Heidelberg 2007.<br />

5 A. P. Arnold: Biologische Grundlagen von Geschlechtsunterschieden.<br />

In: (S. Lautenbacher, O. Güntürkün, M. Hausmann, Hrsg.) Gehirn<br />

und Geschlecht, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2007.<br />

6 S. K. Amateau, M. M. McCarthy: Sexual differentiation of astrocyte<br />

morphology in the developing rat preoptic area, J. Neuroendo 14<br />

(2002), S. 904–910.<br />

102<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

Kollateralschäden<br />

der Fremdbetreuung<br />

Manfred Spreng<br />

Kollateralschäden sind<br />

offensichtlich die unschönen<br />

Nebenwirkungen<br />

moderner Kriege. Hier ein<br />

afghanisches Kind, das auf<br />

eine Landmine getreten ist<br />

Foto: © ICRC Photo<br />

Das Geschlechterbild der Gender-<br />

Ideologen, ausschließlich fixiert auf<br />

die erwerbstätige Frau, blendet das<br />

Kindeswohl und die Interessen der<br />

daheim erziehenden Mütter weitgehend<br />

aus. Wird doch von Gender-Ideologen kühn<br />

behauptet, Frausein und Mutter beruhe lediglich<br />

auf einer Rollenzuweisung und sei weder identitätsstiftend<br />

noch gar eine Berufung, sondern die<br />

überkommene Mutterrolle sei eine Benachteiligung<br />

bzw. Diskriminierung und behindere die<br />

Entfaltung und Selbstverwirklichung der Frau.<br />

Krippen besser als Mütter?<br />

Dass es eine Wert und Sinn gebende Aufgabe<br />

mit einer lebenslangen Bereicherung ist (die ein<br />

Mann übrigens so nie erleben kann, gleichgültig,<br />

welches Lebensziel er auch anstreben mag),<br />

davon spricht keiner mehr.<br />

Den Frauen wird von nahezu allen Seiten – vor<br />

allem von der Wirtschaft – vermittelt, dass es<br />

erstrebenswert sei, Familie und Beruf permanent<br />

zu vereinbaren. Daher die starke Unterstützung<br />

der Erwerbstätigkeit der Mütter durch die Politik,<br />

welche konsequenterweise die außerfamiliäre<br />

Kinderbetreuung fordert: „Keine Mutter kann<br />

ihrem Kind das bieten, was eine Krippe bietet.“ 1<br />

Kein Wunder, dass die Zahl der Einrichtungen<br />

für Fremdbetreuung schon im Säuglingsalter<br />

stetig zunimmt (für 100 Kleinstkinder gab es in<br />

Deutschland 2008 im Schnitt etwa 14 Plätze, 2010<br />

bereits 23, heute gibt es 33 Plätze).Warnhinweise<br />

aller Art werden geflissentlich überhört, wenn<br />

<strong>nicht</strong> gar unterdrückt. 2<br />

Zum Beispiel die „Nationale Untersuchung<br />

<strong>zur</strong> Bildung, Betreuung und Erziehung in der<br />

frühen Kindheit (NUBBEK)“, die 2013 vom Bundesfamilienministerium<br />

gefördert wurde: Dort<br />

Untersuchungsergebnis:<br />

Kinder<br />

im Alter von ein<br />

bis drei Jahren<br />

sind am besten<br />

zu Hause aufgehoben<br />

Z für Zukunft<br />

103


Unsere Kinder<br />

Foto: © vzerbor/123RF Foto: © AOK-Bundesverband<br />

Eine Betreuerin<br />

für zwei Kinder,<br />

das wird meist<br />

<strong>nicht</strong> erreicht<br />

Das Cortisol-Tagesprofil<br />

eines Krippenkindes<br />

ist vergleichbar mit<br />

den Stressreaktionen<br />

von stark belasteten<br />

Managern<br />

hat man erkannt, dass Kinder im Alter von ein<br />

bis drei Jahren am besten zu Hause aufgehoben<br />

seien – sofern das soziale Umfeld stimme. Andernfalls<br />

sei eine Betreuung vorzuziehen (mit einem<br />

optimalen Betreuungsverhältnis 1:2, also eine<br />

Betreuerin für zwei Kinder!), wobei allerdings<br />

die Qualität der Betreuung in über der Hälfte der<br />

Einrichtungen als un<strong>zur</strong>eichend bezeichnet werden<br />

muss; zudem sind die Fälle mit einem gestörten<br />

sozialen Umfeld relativ selten. 3<br />

Stress bereits im Säuglingsalter<br />

Als besonders problematisch sind die bei der Krippenaufbewahrung<br />

möglichen gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen<br />

zu betrachten, z. B. durch die vermehrte Ausschüttung<br />

von Stresshormonen und die Verminderung<br />

der Wachstumshormone infolge Schlafmangels. 4<br />

Schon beim Säugling und Kleinkind sind Zwischenhirn<br />

und vegetatives Nervensystem voll<br />

funktionsfähig; das bedeutet: Wenn das Kind in der<br />

Krippe bzw. Kita abgeliefert wird, erzeugt der Verlust<br />

der festen Bezugsperson, also der Mutter, im<br />

Kind <strong>nicht</strong> nur das Gefühl des Verlassenseins; es ist<br />

auch eine höhere Konzentration der<br />

Stresshormone zu erwarten.<br />

So wurde bestätigt, dass beim<br />

Kleinkind, wenn es in der Krippe<br />

oder Kita abgegeben und so von<br />

der Mutter getrennt wird, <strong>nicht</strong> nur<br />

herzzerreißendes Weinen ausgelöst<br />

wird; diese dramatische Erfahrung und das<br />

Gefühl des Ausgeliefertseins können den Cortisolspiegel<br />

enorm, ja besorgniserregend ansteigen<br />

lassen – selbst bei guter Betreuung. Zahlreiche<br />

Untersuchungen an Kindern belegen dies. 5<br />

Das Cortisol-Tagesprofil eines Krippenkindes<br />

ist vergleichbar mit den Stressreaktionen von<br />

Managern, die im Beruf extremen Anforderungen<br />

ausgesetzt sind.<br />

Wenn das Gehirn<br />

<strong>nicht</strong> richtig wachsen kann<br />

Cortisol ist ein Multitalent, es wirkt in vielerlei<br />

Weise und an vielen Organen. Besonders interessant:<br />

Cortisol stört wichtige Reifungsprozesse im<br />

Gehirn von Kindern.<br />

Am stärksten betroffen ist dabei der Hippocampus:<br />

Hier konnten Schrumpfungen der Verbindungsmöglichkeiten<br />

(Dendriten) zwischen den<br />

Gehirnzellen beobachtet werden; längerfristig<br />

sterben Gehirnzellen ab.<br />

Damit ist <strong>nicht</strong> nur eine Störung der zukünftigen<br />

Stressregulierung zu befürchten; hält der<br />

erhöhte Cortisolpegel beim Kleinkind länger an,<br />

kann die Schädigung des Hippocampus lebenslang<br />

zu Beeinträchtigungen führen.<br />

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass im<br />

Gehirn neben dem Hippocampus auch der Stirnlappen<br />

der Großhirnrinde (präfrontaler Cortex)<br />

und die Amygdala beeinträchtigt werden; diese<br />

Gehirnregionen sind sowohl für die kognitive als<br />

auch für die emotionale Steuerung zuständig.<br />

Andere Studien lassen annehmen, dass hohe<br />

Stresshormonspiegel speziell diese Koordination<br />

beeinträchtigen – besonders bei Mädchen, mit<br />

dem Resultat, dass sie später deutlich größere<br />

Probleme bei der Angstbewältigung haben als<br />

Mädchen, die als Kinder keinen hohen Cortisolspiegel<br />

aufwiesen.<br />

Lärm stört<br />

Für die Entwicklung von Kindern ist die Langsame-Wellen-Schlaf-Phase<br />

entscheidend wichtig;<br />

in diesen Phasen werden 80 % des Wachstumshormons<br />

produziert bzw. ausgeschüttet. Ein<br />

Kleinkind benötigt am Tag vier bis fünf Stunden<br />

mehr Schlaf als ein Erwachsener, wobei diese ver-<br />

104<br />

Z für Zukunft


Unsere Kinder<br />

mehrten Schlafstunden auch tagsüber, z. T. in der<br />

Krippe, erfolgen müssen, um ausreichend Phasen<br />

von Langsame-Wellen-Schlaf zu gewährleisten.<br />

Der in Krippen vorherrschende hohe Lärmpegel<br />

allerdings kann zu Einschlaf- und Durchschlafstörungen<br />

führen.<br />

Sogar Fettsucht als Folge<br />

Eine Folge verfrühter Fremdbetreuung ist demnach<br />

eine verminderte Produktion von Wachstumshormonen<br />

mit Konsequenzen für die körperliche<br />

Entwicklung und die Ausreifung des Gehirns,<br />

da diese Hormone auch am Wachstum und der<br />

Verbindung von Nervenzellen beteiligt sind.<br />

Eine weitere Folge: So wird eine zusätzliche<br />

Stabilisierung der Insulin-Sensitivität und der<br />

Glukosetoleranz verhindert, was das Risiko einer<br />

Diabetes-Erkrankung und unnötiger Gewichtszunahme<br />

durch Körperfett ansteigen lässt. In einer<br />

kanadischen Studie war der Anteil der übergewichtigen<br />

Kinder und der Kinder mit Fettsucht<br />

bei ehemaligen Krippen/Kita-Kindern um 50 Prozent<br />

höher als bei den Kindern, die in der Familie<br />

betreut worden waren. 6<br />

Wie ist es mit seelischer Schädigung?<br />

Weitreichende Folgen der durch die Gender-Ideologie<br />

ausgelösten Tendenz <strong>zur</strong> Fremdbetreuung<br />

sind also bereits deutlich erkennbar.<br />

Besonders alarmierende Befunde kommen<br />

ausgerechnet aus den Ländern, die wie Schweden<br />

und Finnland seit vielen Jahren als Vorbilder<br />

für eine „moderne“ Familienpolitik gelten; neben<br />

Island und Norwegen haben sie hinsichtlich Gender-Mainstreaming<br />

seit über 30 Jahren in Europa<br />

eine Vorreiterrolle inne. In diesen Ländern ist fast<br />

die Hälfte der 12 Monate alten Kleinkinder und<br />

bereits 90 % (Schweden) der unter Zweijährigen<br />

in Fremdbetreuung untergebracht; in Finnland<br />

sind es 97 % der unter Dreijährigen, in Dänemark<br />

78 % der ein- bis zweijährigen Kinder.<br />

Interessanterweise sind dort besonders Mädchen<br />

von diesen Folgen betroffen: Innerhalb<br />

der letzten 15 bis 20 Jahre haben bei Mädchen<br />

die seelischen Erkrankungen um 1000 Prozent<br />

zugenommen – sie haben sich also verzehnfacht!<br />

Depressionen sind um 500 Prozent angestiegen.<br />

Foto: © Youtube/LOS TUTORIALES<br />

Die Suizidrate bei schwedischen und finnischen<br />

Mädchen ist die höchste in ganz Europa; 39 Prozent<br />

der 24-jährigen finnischen Frauen weisen<br />

Symptome einer Depression auf. Bei Jungen und<br />

jungen Männern ist der Trend ähnlich, wenn auch<br />

<strong>nicht</strong> so deutlich ausgeprägt. 7<br />

Eine beschädigte nächste Generation?<br />

Vor allem der offensichtliche Mangel in der Stressbewältigung<br />

und die Hinweise auf Angstzustände<br />

sowie die Neigung zu Depressionen, aber auch zu<br />

ausgeprägter Hyperaktivität, sind bestürzend. 8<br />

Bei weiterer Intensivierung von Gender-Mainstreaming<br />

müssen wir also damit rechnen, dass<br />

<strong>nicht</strong> nur Frauen vermehrt depressiv reagieren,<br />

weil sie sich <strong>nicht</strong> mehr sicher sind, wer sie sind;<br />

eine weitere Folge wird sein, dass die kognitive<br />

Entwicklung der Kinder (Spracherwerb!) beeinträchtigt<br />

ist.<br />

Die Auswirkungen einer zu frühen Fremdbetreuung<br />

auf eine ganze Generation von Kleinkindern<br />

schaden also letztlich allen – auch dann,<br />

wenn die negativen Wirkungen zwar eher gering<br />

sind, aber eine sehr große Zahl von Kindern<br />

betroffen ist.<br />

Dr. Manfred Spreng, bis 2001 Uni-Prof. für Physiologie und<br />

Biokybernetik Uni Erlangen-Nürnberg. Arbeitsgebiete: Sinnes-<br />

und Neurophysiologie; Datenverarbeitung in der Medizin;<br />

Sprachentwicklung. Seit 2001 freiberuflicher Gutachter. Referent.<br />

Verheiratet, 3 Kinder.<br />

Fettsucht-Rate<br />

bei ehemaligen<br />

„Krippen-<br />

Kindern“ um<br />

50 Prozent<br />

höher<br />

Z für Zukunft<br />

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Unsere Kinder<br />

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