Z15/16 GENDER-IDEOLOGIE :: Lass Dich nicht zur Äff*In machen
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D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />
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f ü r Z u k u n f t<br />
<strong>GENDER</strong><br />
<strong>IDEOLOGIE</strong><br />
LASS DICH<br />
NICHT ZUR<br />
**<br />
AFFIN *<br />
I MACHEN<br />
A u s g a b e # 1 5 / 1 6<br />
Z für Zukunft<br />
1<br />
w w w . Z f ü r Z u k u n f t . d e
Gruß der Vielfalt<br />
Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />
setzt sich für die zukunftstragenden<br />
Werte der Gesellschaft ein und weist auf<br />
wertezerstörende Trends hin.<br />
Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanari,<br />
Dr. Roland Andergassen, Christa<br />
Meves, Sr. Dogan Hatune<br />
Redaktion: Peter Ischka<br />
Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />
Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />
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Lektorat: Gabriele Pässler,<br />
www.g-paessler.de<br />
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1. Auflage der Nr.15/<strong>16</strong> Juli 20<strong>16</strong><br />
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<strong>nicht</strong> mehr so leicht. Das sagen die großen, bekannten Blätter.<br />
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gegen den Strom. Der Mainstream hat gar kein Interesse an der<br />
Existenz so einer Publikation.<br />
Wir sind aber überzeugt, dass es heute notwenidiger denn je,<br />
Dinge beim Namen zu nennen und ans „Licht“ zu führen.<br />
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Jede Ausgabe der »Z« wird dem Leser helfen, seinen eigenen Standpunkt<br />
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2<br />
Z für Zukunft
Editorial<br />
... liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wenn Sie diese Ausgabe lesen, sollten Sie gut sitzen und auch einen<br />
Beruhigungs-Tee vorbereitet haben – denn was Sie in dieser Ausgabe<br />
erfahren, das kann Sie <strong>nicht</strong> kalt lassen. Wenn Sie noch einigermaßen<br />
klar im Kopf sind, also noch <strong>nicht</strong> durchgegendert wurden,<br />
wird es Sie aufwühlen, wie führende Politiker, Wissenschaftler<br />
und Kirchenführer solchen jeder Vernunft und Logik entbehrenden<br />
Unsinn unterstützen und dazu beitragen können, den gesellschaftszerstörenden<br />
Konzepten, die UNO und EU vorgeben, Tür und Tor zu öffnen hinein in alle<br />
Gesellschaftsbereiche (besonders in Schulen).<br />
Diese Ausgabe will ihnen aber keine Angst <strong>machen</strong> – wenngleich das leicht möglich<br />
wäre. Unsere Absicht ist eine andere: Sie sollen umfassend informiert sein, damit Sie<br />
sich <strong>nicht</strong> länger übers Ohr hauen lassen müssen. Äußerst clever verwendet die Gender-<br />
Ideologie nämlich Begriffe, die gut klingen, um weitgehend unbemerkt ins Denken der<br />
Gesellschaft eine neue Ideologie zu implementieren: man spricht von Gerechtigkeit, Freiheit,<br />
Frieden und Menschenwürde. Sie erinnern sich noch an Ideologien, die sich diese<br />
Parolen ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hatten?<br />
Diese Ausgabe der „Z“ will Sie soweit aufregen, dass Sie <strong>nicht</strong> mehr schweigen und<br />
<strong>nicht</strong> mehr alles über sich ergehen lassen. Noch sind wir eine Demokratie und Sie haben<br />
eine Stimme. Schreiben Sie an die Medien, gehen Sie den Abgeordneten Ihres Wahlkreises<br />
auf die Nerven. Sie haben eine Stimme – jeden Tag, <strong>nicht</strong> nur bei Wahlen. Sprechen<br />
Sie mit Menschen. Denn wenn sich einer getraut, fassen auch andere Mut. Es gilt, das<br />
Diktat des Schweigens zu durchbrechen – und die politische Korrektheit dazu.<br />
Diese Ausgabe hat eine hohe Informationsdichte. Das Thema wird aus so vielen<br />
Gesichtspunkten betrachtet wie sonst kaum – und das von einer Reihe höchst kompetenter<br />
Autoren. Das wird Ihnen helfen, Ihren Standpunkt konkreter zu vertreten – und man<br />
wird Ihnen <strong>nicht</strong> mehr so leicht ein X für ein U vor<strong>machen</strong> können.<br />
Wenn Sie einer der wenigen aktiven Christen sind (was sich jedenfalls lohnen würde;<br />
denn nur wer einen soliden Rückhalt bei einer wirklich höheren Instanz hat, wird mit<br />
diesen Gegebenheiten einigermaßen zu Rande kommen) – jedenfalls: als solch ein Christ<br />
haben Sie das entscheidende Potenzial, wirklich etwas zu bewegen in dieser Gesellschaft,<br />
trotz scheinbarer Aussichtslosigkeit. Beachten Sie dazu die letzten fünf Artikel, besonders<br />
den über „SEX – Beliebigkeit oder höhere Spiritualität?“.<br />
Peter Ischka<br />
Chefredakteur<br />
Bereiten Sie sich einen<br />
Beruhigungs-Tee,<br />
bevor Sie zu lesen<br />
beginnen<br />
PS: Da zu viele zu wenig über die Gender-Ideologie etwas wissen, wäre es ein wichtiger<br />
Beitrag, wenn Sie dieses Magazin auch anderen zukommen lassen könnten. Bestellen<br />
Sie dazu einige Hefte nach: www.ZwieZukunft.de/z-15-bestellung.php<br />
Z für Zukunft<br />
3
Inhalt<br />
Affenjungen spielen mit Autos,<br />
Affenmädchen mit Puppen … 10<br />
Das Spiel mit dem roten Würfel ... 54<br />
Wie das „Gehirn“<br />
der sexuellen Vielfalt tickt ... 85<br />
Der Homosexuelle als Spezies ... 1<strong>16</strong><br />
SEX: Beliebigkeit<br />
oder höhere Spiritualität? ... 140<br />
Leitthema<br />
Ulrike Walker<br />
Gender für Anfänger<br />
„Gender“, das bezeichnet das „soziale Geschlecht“, also eine<br />
angeblich anerzogene Geschlechterrolle, im Gegensatz zum „Sex“,<br />
dem „biologischen“, angeborenen Geschlecht 6<br />
Peter Ischka<br />
Affenjungen spielen mit Autos,<br />
Affenmädchen mit Puppen …<br />
Oder: Wie ist das nun mit den gesellschaftlichen Stereotypen –<br />
alles Erziehung oder was? 10<br />
Ulrike Walker<br />
Weniger Menschen, dafür mehr Sex<br />
Ein Downhill-Fahrplan, der 1995 auf UNO-Ebene beschlossen wurde<br />
– und seitdem gnadenlos umgesetzt wird, an der Öffentlichkeit<br />
vorbei. Ganz nach dem Motto: Wie kocht man einen Frosch? 13<br />
Bettina Röhl<br />
Die Entmännlichung unserer Gesellschaft<br />
Wie kommt es, dass die dominierenden Männer sich so gründlich ins<br />
Bockshorn jagen lassen von einem jeder Logik baren Unsinn? <strong>16</strong><br />
Was kostet der „Spaß“?<br />
Für die Gender-Durchsetzung in allen Gesellschaftsbereichen haben<br />
EU und Länder großzügige Budgets. Ein Teileinblick wie dieser<br />
kann helfen, vom Ausmaß eine kleine Ahnung zu bekommen 21<br />
Gender-Taktik<br />
Tomas Kubelik<br />
Von Herren Professorinnen<br />
und anderen MenschInnen. Wie Gendern die Sprache verhun(d)zt 27<br />
Satire<br />
Universal Electrics zahlt 35 Mrd. $<br />
wegen sexueller Diskriminierung 31<br />
Mathias von Gersdorff<br />
Verharmlosen und verschleiern<br />
Die Strategie der Gender-Lobby: Gender-Befürworter nützen positiv<br />
besetzte Wörter und weisen Kritik als völlig übertrieben <strong>zur</strong>ück 32<br />
Herr Gröhe, das ist aber <strong>nicht</strong> zum Lachen 35<br />
Gender-Blüten<br />
Gabriele Kuby<br />
Freie Fahrt ins Irrenhaus<br />
New York City verabschiedet Transgender-Gesetz – mit gigantischen<br />
Folgen: Zuerst New York, danach Europa, dann der Rest der Welt 36<br />
Peter Ischka<br />
Die 60 Geschlechter von Facebook<br />
Für alle, die inzwischen so gründlich gegendert sind, dass auf sie<br />
die Kategorien „Mann“ oder „Frau“ <strong>nicht</strong> mehr zutreffen, bietet<br />
Facebook nun eine lange Liste Wahlmöglichkeiten 40<br />
Können Ampelmännchen schwul sein?<br />
In Wien und Linz sollen schwul-lesbische Ampelpärchen Weltoffenheit<br />
und Großkariertheit beweisen – aber es regt sich Widerstand 42<br />
Kündigung wegen ungegenderten Christkinds<br />
Wiener Kindergärtnerin wurde arbeitslos, weil zu christlich 44<br />
Europa<br />
Veronika Neumann<br />
Verschlungene Wege der EU<br />
Eine neue „Europäische Bürger-Initiative zum Schutz von Ehe<br />
und Familie“ will diese Wege durchkreuzen 45<br />
4<br />
Z für Zukunft
Inhalt<br />
Überwachungsmechanismus in EU geplant<br />
um konservativen Werte-Widerstand zu brechen 48<br />
Beatrix von Storch<br />
Aus parlamentarischer Praxis<br />
Ein Erfahrungsbericht mit Gender-Mainstreaming in der EU 51<br />
Historisch<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
Das Spiel mit dem roten Würfel<br />
oder: Die Schattenseite der humanistischen Aufklärung 54<br />
Peter Ischka<br />
Gehirnwäsche missglückt<br />
Ein norwegischer Komiker hat gezeigt, wie ideologisch und<br />
wissenschaftsfern die Gleichstellungs-Bemühungen angelegt sind 58<br />
Politik<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
Gender – eine totalitäre Bedrohung<br />
Die Umsetzung der Gender-Ideologie zerstört die Seele der<br />
Gesellschaft – beabsichtigte Strategie? 60<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
Der entmenschlichte „Neu-Mensch“<br />
Gender-Mainstreaming, der letzte Versuch des Sozialismus, die Illusion vom<br />
„neuen Menschen“ aufrechtzuerhalten? Schlägt der fehl, was dann? 65<br />
Hedwig von Beverfoerde<br />
Warum DEMO für ALLE?<br />
Im Interview mit der Initiatorin über die Entwicklung einer Bewegung,<br />
die gegen die Gender-Agenda aufgestanden ist 69<br />
Peter Ischka<br />
Die Neue Weltordnung<br />
Kommt sie noch – oder ist sie schon da? Politiker sprechen von<br />
New World Order. Was hat die Gender-Ideologie damit zu tun? 74<br />
Sexualpädagogik<br />
Jakob Pastötter<br />
Wie viel Wissenschaft steckt in der<br />
deutschen Sexualpädagogik?<br />
Sexualpädagogik in Deutschland scheint institutionell bis aufs<br />
Letzte durchstrukturiert zu sein – aber was steckt dahinter? 78<br />
Peter Ischka<br />
Wie das „Gehirn“ der sexuellen Vielfalt tickt<br />
Aussagen von Prof. Uwe Sielert, dem Vordenker der<br />
„Sexualpädagogik der Vielfalt“ 85<br />
„Gender“ raus aus Bildungsplan im Kanton Bern<br />
Genderthemen sollen im Stundenplan und in der Lehrerbildung<br />
künftig keinen festen Platz haben 91<br />
Unsere Kinder<br />
Birgit Kelle<br />
Identität zerbrechen?<br />
… bis wir von unseren „determinierenden Rollenstereotypen“<br />
total befreit sind 92<br />
Herr Kretschmann, Sie als Lehrer und Katholik? 95<br />
Christa Meves<br />
Staatlich verordneter Kindesmissbrauch<br />
Frühsexualisierung: Warum tun wir unseren Kindern das an? 96<br />
Manfred Spreng<br />
Neugeborene: kein „unbeschriebenes Blatt“!<br />
Moderne Wissenschaft lässt keinen Zweifel: Schon beim Embryo sind<br />
auch im Gehirn wichtige Geschlechts-Unterschiede festzustellen 99<br />
Manfred Spreng<br />
Kollateralschäden der Fremdbetreuung<br />
Gender-Ideologen sind ausschließlich fixiert auf die erwerbstätige<br />
Frau, blenden das Kindeswohl aber aus und das der Mütter auch 103<br />
Manfred Spieker<br />
Die „Vielfalts“-Indoktrinierung<br />
Die neue Sexualpädagogik zum Zwecke der Beeinflussung<br />
unserer Kinder von der Krippe an 107<br />
Homosexualität<br />
Manfred Spieker<br />
Die eingetragene Lebenspartnerschaft<br />
Frucht der Gender-Implementierung und deren Folgen 112<br />
Markus S. Hoffmann<br />
Der Homosexuelle als Spezies<br />
Eine gesellschaftspolitische, sexualwissenschaftliche Analyse<br />
über gesellschaftliche Konstruktionen und Verdrängungen 1<strong>16</strong><br />
Dennis Riehle<br />
Ich bin schwul<br />
… aber was die Homo-Lobby treibt, ist <strong>nicht</strong> wirklich „gut so“ 122<br />
Karsten Spilling<br />
Markenpiraterie Regenbogen<br />
Als Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung beansprucht,<br />
aber wofür eigentlich steht der Regenbogen schon immer? 128<br />
Pädophilie<br />
Christian Schürmann<br />
Pädophilie<br />
Normale sexuelle Neigung oder strafbare gestörte Sexualität? 132<br />
Interview von Peter Ischka<br />
Gefangen im Netz pädophiler Seilschaften<br />
Vom Hausarzt sechs Jahre lang <strong>zur</strong> „Vergewaltigungs-Kur“ geschickt 135<br />
Spiritualität<br />
Peter Ischka<br />
SEX: Beliebigkeit oder höhere Spiritualität?<br />
One-Night-Stands als Spaß oder sich bei okkulten Riten einer<br />
Macht aussetzen – Was ist die tiefere Bedeutung von Sex? 140<br />
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz<br />
Die <strong>nicht</strong> manipulierbare Andersheit<br />
Die mystische Bedeutung von Liebe und Ehe. Die Andersheit als<br />
das Rätsel, das in der Vereinigung gelöst werden kann 146<br />
Rainer Mayer<br />
Was ist schon gerecht?<br />
Was bedeutet „Geschlechtergerechtigkeit“ im Gender-Konzept? 150<br />
Peter Beyerhaus<br />
Salzburger Erklärung<br />
Die Int. Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG) gegen<br />
die Gender-Ideologie und für die Schöpfungsordnung 155<br />
Manfred Spieker<br />
Gender-Mainstreaming und Christen<br />
Trotz kritischer Stimmen findet die Ideologie Eingang in Kirchen.<br />
Die EKD will „Familie neu denken“ und „Kirche in Vielfalt denken“ <strong>16</strong>0<br />
Z für Zukunft<br />
5
Leitthema<br />
Foto: © Lamborghini Murcielago LP640/123hdwallpapers.com<br />
Gender für Anfänger<br />
„Gender“, das bezeichnet das „soziale Geschlecht“, also eine angeblich<br />
anerzogene Geschlechterrolle, im Gegensatz zum „Sex“, dem „biologischen“,<br />
dem angeborenen Geschlecht.<br />
Ulrike Walker<br />
John Money,<br />
Psychologe und Sexologe<br />
aus Neuseeland.<br />
Er gründete 1965 die<br />
„Gender Identity Clinic“<br />
Foto: © CSU Northridge Oviatt<br />
• Das Wort „Gender“ wurde 1955 eingeführt<br />
von dem US-amerikanischen Forscher John<br />
Money; es sollte das Fühlen und Verhalten von<br />
intersexuellen Menschen beschreiben, d. h.,<br />
es sollte einer Minderheit, die sich <strong>nicht</strong> eindeutig<br />
einem Geschlecht zuordnen kann, eine<br />
Bezeichnung ermöglichen.<br />
• Die feministische Homosexuellen-Bewegung<br />
griff es auf und machte es bekannt, wie auch<br />
die „Queer-Theorie“. Die Genderunterstützende<br />
Queer-Theorie geht davon aus, dass die<br />
geschlechtliche und die sexuelle Identität <strong>nicht</strong><br />
„naturgegeben“ seien, sondern erst in sozialen<br />
und kulturellen Prozessen konstruiert würden.<br />
Eine der Wurzeln moderner Queer-Theorien<br />
liegt in den Aids-Kampagnen der 1980er-Jahre.<br />
Die bis dahin von „lesbisch-schwulen“ Organisationen<br />
(z. B. der Gay Liberation Front) vertretene<br />
Politik von sexueller Identität erwies<br />
sich im Zuge der Ausbreitung von Aids als<br />
unangemessen.<br />
Geschlechter-Selbstbestimmung<br />
• Nicht die Verwirklichung einer Rollenvorgabe,<br />
sondern die Befreiung daraus ist das Merkmal<br />
einer „geschlechtergerechten“ Welt, ähnlich wie<br />
bei der sexuellen Befreiung der 68iger. So soll<br />
das „biologische Geschlecht“ durch das „soziale<br />
Geschlecht“ (Gender) verdrängt und ersetzt<br />
werden – die eigene Geschlechtlichkeit soll kein<br />
gottgegebenes Schicksal sein, vielmehr steht<br />
„Selbstbestimmung“ im Zentrum.<br />
• Die biologische „Zwangszuordnung“ der heterosexuellen<br />
Geschlechter, die Aufteilung in Mädchen<br />
und Jungen stelle eine Ungleichheit per se<br />
dar und schaffe patriarchale Machtstrukturen;<br />
6<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
durch „Gender“ sollen diese Ungerechtigkeit<br />
und Diskriminierung überwunden werden.<br />
Um das „biologische Geschlecht“ <strong>nicht</strong> zu<br />
bevorzugen, schafft man es kurzerhand ab und<br />
sucht sich in Zukunft sein Geschlecht selbst aus<br />
bzw. konstruiert dieses. Jeder Mensch ist also<br />
– nach der Gender-Definition der EU und der<br />
UNO – bei seiner Geburt geschlechtsneutral.<br />
• Wenn alle gleich behandelt werden wollen und<br />
die gleichen Rechte einfordern, darf es für biologische<br />
Väter und Mütter keine Ausnahmen<br />
mehr geben, weil sich damit alle anderen ausgegrenzt<br />
und diskriminiert fühlen könnten.<br />
• Die Gleichstellung soll im ersten Schritt unter<br />
dem Schlagwort der Quoten geregelt werden.<br />
Dies bedeutet eine akribische Arbeitsaufteilung<br />
(50:50) zwischen den Geschlechtern und<br />
die Vermittlung der notwendigen Toleranz in<br />
der Bevölkerung, um die vielfältigsten sexuellen<br />
Orientierungen zu verankern.<br />
Sprache schafft „Realitäten“<br />
• Um diesen Diskriminierungen entgegenzuwirken,<br />
bedarf es einer Veränderung<br />
des Sprachgebrauchs! Denn Sprache ist<br />
das Instrument, um Menschen umzuerziehen.<br />
Im Leitfaden für gendergerechte Texte<br />
am eidgenössischen Hochschulinstitut für<br />
Berufsbildung heißt es: „Sprache bildet<br />
Realität <strong>nicht</strong> nur ab, sie schafft sie auch.“<br />
Also schafft oder vielmehr konstruiert man<br />
künstlich durch die Wortwahl Realitäten und<br />
redet diese in Existenz. Genauso gut, wie man<br />
mit Wörtern „Realitäten“ erschaffen kann, können<br />
<strong>nicht</strong> gewollte, bisherige Realitäten abgeschafft<br />
werden. Denn alles, was es sprachlich<br />
<strong>nicht</strong> mehr gibt, existiert auch <strong>nicht</strong> mehr. So<br />
heißt es beispielsweise <strong>nicht</strong> mehr „Vater“<br />
oder „Mutter“, sondern „Elter1“ und „Elter2“.<br />
Die kommenden Generationen sollen also <strong>nicht</strong><br />
mehr wissen, was Vater und Mutter ist.<br />
Kaum jemand weiß Bescheid<br />
• Diese Auflösung der Geschlechter findet in<br />
der Bevölkerung „noch“ keine Akzeptanz,<br />
keine Zustimmung. Da die Bevölkerung über<br />
Gender <strong>nicht</strong> aufgeklärt wurde, erstaunt es<br />
<strong>nicht</strong>, dass kaum jemand weiß, worum es<br />
eigentlich geht und was auf uns zukommt.<br />
Aus diesem Grund wird vordergründig Gender<br />
als Gleichberechtigung von Mann und<br />
Frau vermarktet und „Toleranz“ gefordert und<br />
von „Antidiskriminierung“ gesprochen. Aber<br />
die eigentlich vorangetriebene Gleichstellung<br />
geht viel weiter.<br />
Foto: © Wikipedia/Neptuul<br />
• So wird unter dem neu interpretierten Wort<br />
„Toleranz“ allen sexuellen Orientierungen oder<br />
Identitäten (homosexuell, bisexuell, transsexuell,<br />
transgender, intersexuell u. a. m.) zu<br />
ihren Rechten verholfen und den heterosexuellen<br />
(Mann und Frau) gleichgestellt. Es wird<br />
<strong>nicht</strong> Toleranz verlangt, sondern eine generelle<br />
Akzeptanz gefordert.<br />
Sex: Verhandlungssache?<br />
• Einvernehmlichkeit unter den jeweils involvierten<br />
Sexualpartner und Verhandlungsbereitschaft<br />
gilt als neuer gesellschaftlicher Kodex: Die<br />
bevorzugte sexuelle Praktik soll ausgehandelt<br />
werden; vorausgesetzt wird wohl das beiderseitige<br />
Vertrauen der Kurzzeitbekanntschaften,<br />
dass sie einander schon <strong>nicht</strong> anstecken würden.<br />
Trotz kostspieliger Aids-Kampagnen ist diese<br />
Krankheit, von der im Westen (Europas) nach wie<br />
vor primär homosexuelle Männer betroffen sind,<br />
in Deutschland nur geringfügig <strong>zur</strong>ückgegangen.<br />
Zusätzlich warnt die WHO nun neu vor der inzwischen<br />
als unheilbar eingestuften Geschlechtskrankheit<br />
Tripper, die schon fast als ausgerottet<br />
galt: Weltweit hätten sich 106 Millionen Menschen<br />
durch Geschlechtsverkehr angesteckt<br />
und Millionen davon würden wegen Antibiotika-Resistenzen<br />
<strong>nicht</strong> geheilt werden können.<br />
Bei einigen STI (sexually transmitted infections)<br />
Vereinte Nationen,<br />
Hauptquartier in<br />
New York City, Ansicht<br />
von Roosevelt Island<br />
Laut EU und<br />
UNO ist jeder<br />
Mensch – nach<br />
Gender-Definition<br />
– bei seiner<br />
Geburt<br />
geschlechtsneutral<br />
Z für Zukunft<br />
7
Leitthema<br />
• Abtreibung als „Menschenrecht“ unter der<br />
Neu-Bezeichnung „reproduktive Gesundheit“<br />
ist ebenfalls Bestandteil des Gender-Pakets.<br />
• Der Begriff „Gender-Mainstreaming“ wurde<br />
auf der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking<br />
fest integriert und im Amsterdamer Vertrag<br />
1997/1999 zum offiziellen Ziel der EU-Gleichstellungspolitik<br />
erklärt.<br />
Foto: © Wikipedia/Onderwijsgek<br />
„Gender<br />
Studies“<br />
schießen wie<br />
Pilze aus dem<br />
Boden.<br />
An deutschen<br />
Universitäten<br />
gibt es<br />
inzwischen<br />
200 Professuren<br />
dafür<br />
bieten Kondome keinen ausreichenden Schutz.<br />
Das Geld der Krankenkassen wird zukünftig<br />
schlichtweg <strong>nicht</strong> mehr für alle reichen.<br />
Das Geschlecht beliebig wechseln<br />
• Da sexuelle Orientierungen laut „Gender“<br />
weder natur- noch gottgegeben sind, sind sie<br />
beliebig austauschbar. Das heißt: In Zukunft<br />
wählt jeder sein Geschlecht aus oder wechselt<br />
hin und her zwischen bi-, homo-, trans- etc. Die<br />
Jungen Grünen in Deutschland gehen schon<br />
mal mit „gutem“ Beispiel voran und führten bei<br />
ihrem Parteitag Gender-Unisex-Toiletten ein.<br />
• Medien und Behörden erwecken den Anschein,<br />
als würde eine beträchtliche Zahl von Menschen<br />
einen Lebensstil der sexuellen „Vielfalt“ bevorzugen.<br />
Das ist ein Irrtum. Tatsächlich handelt<br />
es sich um eine sehr kleine Minderheit, die nur<br />
in unseren Köpfen als Mehrheit erscheinen soll.<br />
Sogar der „Spiegel“ 1 war überrascht: „Die<br />
Zahl der Homosexuellen ist wesentlich geringer,<br />
als der mediengestützte Schwulentrend<br />
suggeriert. Nur 1,3 Prozent der befragten<br />
Männer und 0,6 Prozent der befragten Frauen<br />
gaben an, schwul beziehungsweise lesbisch zu<br />
sein. Weitere 2,8 Prozent der Männer (Frauen:<br />
2,5 Prozent) sagten, sie hätten eine bisexuelle<br />
Neigung.“<br />
Öffentliche Institutionen auf „Gender“<br />
verpflichtet<br />
• Wie setzt man das nun um? Durch eine sogenannte<br />
Top-Down-Strategie, d. h. von oben<br />
nach unten. Gender-Mainstreaming ist inzwischen<br />
in allen Einrichtungen der öffentlichen<br />
Hand verpflichtend <strong>zur</strong> rechtlichen Grundlage<br />
geworden, also in allen Bundes- und Landesministerien,<br />
in den Kommunen, Kirchen,<br />
Schulen, Universitäten, Behörden, öffentlichrechtlichen<br />
Sendern, Unternehmen usw. Linientreue<br />
werden in „Gender“ geschult und in<br />
Schlüsselpositionen gesetzt.<br />
• „Gender Studies“ schießen wie Pilze aus dem<br />
Boden. An deutschen Universitäten gibt es inzwischen<br />
200 Professuren für Gender-Studies, in<br />
den letzten zehn Jahren haben sie einen Etat<br />
von über einer Milliarde Euro verschlungen.<br />
Diese Pseudowissenschaft ist vergleichbar mit<br />
dem „Wissenschaftlichen Sozialismus“ und<br />
könnte auch als „genderkonforme Geschlechterwissenschaft“<br />
übersetzt werden. Das Kerngeschäft<br />
der Gender-Studies ist im Wesentlichen<br />
die analytische Dekonstruktion des Geschlechts:<br />
Demnach erklären <strong>nicht</strong> die Gene oder eine andere<br />
biologische Essenz das Geschlecht der Menschen,<br />
das tun ausschließlich soziale Kategorien.<br />
Ziel ist es, die Gender-Studies an Universitäten<br />
nachhaltig zu institutionalisieren, um so den<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft<br />
sicherzustellen.<br />
• An der Berliner Humboldt-Universität hat die<br />
Regierung eigens ein „Kompetenzzentrum“<br />
eingerichtet, in dem acht Wissenschaftler darüber<br />
wachen, dass Gender-Mainstreaming korrekt<br />
in den Staatskörper eingepflanzt wird.<br />
8<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Am besten bei den Kleinsten ansetzen<br />
• In Kindergärten und Schulen beginnt man mit<br />
der Sexualerziehung <strong>zur</strong> Gender-Vielfalt: Schüler<br />
werden angehalten, diese neuen Formen<br />
der sexuellen Orientierung <strong>nicht</strong> nur zu tolerieren,<br />
sondern zu akzeptieren. So erstaunt<br />
es <strong>nicht</strong>, dass tonangebende Soziologen wie<br />
Prof. Uwe Sielert schwerpunktmäßig <strong>nicht</strong> nur<br />
auf Sexualerziehung setzen, sondern auch auf<br />
Gender.<br />
• Aus diesem Grund betont man ein vermeintliches<br />
Recht der Kinder auf Sexualerziehung<br />
und die damit verbundene selbstbestimmte<br />
sexuelle Orientierungen; die Grundsätze der<br />
Genderideologie sollen tief im Bewusstsein<br />
der Kleinen verankert werden.<br />
• Sollte es Eltern geben, die dieser Ideologie<br />
<strong>nicht</strong> folgen und ihre Kinder vor dem genderideologischen<br />
Sexualkundeunterricht schützen<br />
wollen, kann der klar definierten Toleranz<br />
schon mal durch Beugehaft ein Ende gesetzt<br />
werden – so erging es einer russlanddeutschen<br />
Mutter aus Salzkotten bei Paderborn.<br />
Kein Pardon also für Menschen, denen die<br />
sexuelle Vielfalt aus religiösen Gründen zu viel<br />
ist und die die „Unverschämtheit“ besitzen,<br />
dies auch noch zu sagen.<br />
Zerstörende Ergebnisse<br />
• Dass Kindern diese Gender-Umgebung weder<br />
zu Stabilität verhilft noch <strong>zur</strong> Chancengleichheit,<br />
zeigt eine neue wissenschaftliche Untersuchung:<br />
2 Kinder aus klassischen Familien<br />
haben signifikant bessere Startbedingungen für<br />
das Leben als Kinder aus Regenbogenfamilien.<br />
Ob hier die Natur der Gender-Ideologie ein<br />
Schnippchen schlägt? Am schlechtesten schneiden<br />
Kinder ab, die von lesbischen Paaren aufgezogen<br />
wurden; von diesen Kindern erlitten<br />
23 % Missbrauchserfahrungen (Vergleichswert:<br />
2 % bei Herkunft aus intakten biologischen<br />
Foto: © Flickr/Tom&Katrin<br />
Familien), sie zeigen schlechtere Werte bei<br />
der körperlichen Gesundheit, neigen stärker<br />
zu Depressionen und zu Drogengebrauch.<br />
Diese Zahlen geben die tragische, die empirisch-wissenschaftliche<br />
Realität wieder.<br />
Möge diese Einführung über Gender-Mainstreaming<br />
Ihnen zu einem besseren Verständnis<br />
verhelfen. Vielleicht werden Sie sogar zum Gender-Profi,<br />
der die manipulativen Absichten hinter<br />
dieser Ideologie durchschaut, ihr in seinem<br />
Umfeld keinen Raum gewährt.<br />
Ulrike Walker lebt in der Schweiz, ist Mutter von vier Kindern<br />
und Ehefrau. Bloggt auf „Die Weiterdenkerin – wenn Mütter wieder<br />
selber denken“: dieweiterdenkerin.wordpress.com<br />
1 Der Spiegel 13/2001,<br />
www.spiegel.de/spiegel/print/d-18818115.html.<br />
2 www.kath.net/news/36988.<br />
Die Z 13/14 bring in kompakter Form<br />
alles was sie über den Islam<br />
wissen sollten.<br />
Nur wer Hintergründen versteht, kann<br />
beurteilen, wohin wir uns entwickeln.<br />
Unwissenheit mach Angst!<br />
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Z für Zukunft<br />
9
Leitthema<br />
Affenjungen spielen mit Autos,<br />
Affenmädchen mit Puppen …<br />
Oder: Wie ist es nun mit den gesellschaftlichen Stereotypen – anerzogen oder was?<br />
Peter Ischka<br />
Foto: © Screenshots der BBC-Docu „Horizon“<br />
Die BBC-Doku<br />
„Horizon“ zeigte<br />
Forschungsergebnisse:<br />
Die<br />
weiblichen Affen<br />
nahmen die<br />
Puppen behutsam<br />
an sich, während<br />
die männlichen<br />
sich um die Autos<br />
balgten<br />
Mädchen spielen eher mit Puppen<br />
und Jungen lieber mit Autos.<br />
Ist das von der Gesellschaft so<br />
einprogrammiert, oder gibt es<br />
dafür vielleicht andere Ursachen?<br />
Sogar Affen, die keine Ahnung haben von<br />
den sozialen Rollen der Menschen, entscheiden<br />
sich für „geschlechtstypisches“ Spielzeug. Zumindest<br />
haben wissenschaftliche Untersuchungen das<br />
ergeben.<br />
Die Gender-Theorie behauptet hingegen, jeder<br />
Mensch könne unabhängig von seinem biologischen<br />
Geschlecht wählen, ob er als Mann oder als<br />
Frau leben wolle. Die Fixierung auf soziale Rollen,<br />
etwa auf die der Mutter und Hausfrau, sei das<br />
Ergebnis von Erziehung und sozialer Projektion.<br />
Das müsse überwunden werden.<br />
Politik und Wirtschaft bemühen sich mit großem<br />
finanziellem Aufwand seit Jahren vergeblich,<br />
Mädchen in technische Berufe zu bringen; die<br />
Umprogrammierung beginnt im Kindergarten.<br />
Schülerinnen sollen für sogenannte MINT-<br />
Berufe begeistert werden – für Jobs im Bereich<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
oder Technik –, das alles unter der Flagge der<br />
„Geschlechtergerechtigkeit“. Doch Hunderte<br />
von Initiativen über Jahre hinweg brachten keinen<br />
Erfolg: Die meisten Mädchen bleiben weiterhin<br />
bei ihren charakteristischen Berufswünschen.<br />
Auch die „Girls’ Days“ an deutschen Schulen zeigten<br />
keine Wirkung. Doch der „Kampf“ gegen ein<br />
vermeintliches Geschlechterklischee geht erbarmungslos<br />
weiter.<br />
Genderbeauftragte rechtfertigen ihren Misserfolg<br />
mit der Genderforschung, die davon ausgeht,<br />
dass Mädchen von Geburt an genauso<br />
technikinteressiert seien wie Jungen. Es wären<br />
nur die überkommenen Geschlechterklischees,<br />
die die Umsetzung und den Erfolg selbst der besten<br />
Aktionen behinderten.<br />
Der Lösungsansatz: Wer den Frauenanteil in<br />
technischen Berufen erhöhen will, muss in der<br />
Erziehung deutlich früher ansetzen: Dreijährigen<br />
Mädchen sollen statt Puppen und Kinderküchen<br />
endlich Metallbaukästen und technische<br />
Experimentier-Sets angeboten werden.<br />
10<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Tatsächlich ergreifen in Wohlstandsgesellschaften<br />
deutlich mehr Frauen „klassische“<br />
Frauenberufe: Man macht das, was einem liegt<br />
oder Spaß macht. In ärmeren Ländern hingegen<br />
ergreifen Frauen auch „Männerberufe“, weil die<br />
Not dazu drängt: Die Familie muss versorgt werden.<br />
In besonders gut „gegenderten“ Ländern<br />
(diesen Luxus können sich fast nur Wohlstandsgesellschaften<br />
leisten) ist der Anteil von Frauen in<br />
„Männerberufen“ sogar rückläufig.<br />
Stereotypen bei Affen<br />
Wissenschaftliche Experimente mit Affen sowie<br />
Hirn-Forschungen am Menschen haben weitgehend<br />
bestätigt, dass es bei Mann und Frau angeborene<br />
Verhaltensunterschiede gibt. Die englische<br />
Neurowissenschaftlerin Prof. Melissa Hines<br />
von der Universität Cambridge hat mit ihrer Kollegin<br />
Gerianne Alexander Tests mit Rhesusaffen<br />
und Südlichen Grünmeerkatzen durchgeführt:<br />
Sie gaben den Tieren „männliche“ Spielzeuge wie<br />
Autos, „weibliche“ wie Puppen und „neutrale“ wie<br />
Bücher oder einen ausgestopften Hund. Zur Überraschung<br />
der Forscherinnen spielten die männlichen<br />
Affen vorwiegend mit Autos und die weiblichen<br />
mit Puppen! Für die „neutralen“ Gegenstände<br />
interessierten sich beide Geschlechter.<br />
US-Forscher berichten im Fachblatt „Current<br />
Biology“ von einer Untersuchung unter Schimpansen<br />
im Kibale-Nationalpark in Uganda; über<br />
Jahre wurden Tiere in freier Natur beobachtet.<br />
Dabei stellten sie unter anderem fest, dass<br />
Schimpansen Stöcke benutzten, und zwar auf<br />
verschiedene Arten: Auf der Suche nach Wasser<br />
oder Honig stocherten sie damit in Löchern<br />
herum, sie verwendeten sie als Spielwaffe zum<br />
Werfen oder Stoßen, sie spielten damit allein<br />
oder in der Gruppe, manche trugen die Stöcke<br />
stundenlang umher.<br />
Weibliche Jungtiere setzten die Stöckchen<br />
öfter ein – und häufig trugen sie sie einfach mit<br />
sich herum; aber wenn sie das erste Mal Nachwuchs<br />
bekamen, hörten sie damit auf. Die Forscher<br />
schlossen daraus, dass die Stöckchen eine<br />
Art Puppe sind, dass die Schimpansenmädchen<br />
also Mutter spielen. Darauf deute auch hin, dass<br />
die Tiere die Stöcke regelmäßig mit in ihr Nest<br />
nahmen und auch dort gelegentlich mit ihnen<br />
spielten. Stöckchen hingegen, die <strong>zur</strong> Erkundung<br />
oder als Spielwaffe benutzt worden waren, wurden<br />
nie mit ins Nest genommen.<br />
Diese Untersuchung zeige erstmals bei freilebenden<br />
Tieren, dass männliche und weibliche<br />
Jungtiere bisweilen unterschiedliche Spiele<br />
bevorzugen. – Einen deutlichen Hinweis, dass<br />
es tatsächlich eine Art biologischer Vorliebe für<br />
bestimmte Spielzeuge gibt, beschreiben Sonya<br />
Kahlenberg vom Bates College in Lewiston,<br />
Maine, und Richard Wrangham von der Harvard-<br />
Universität in Cambridge.<br />
Eine ältere Studie am „Yerkes National Primate<br />
Research Center“ in Atlanta hatte gezeigt,<br />
dass beim Rhesusaffen-Nachwuchs ähnliche Vorlieben<br />
zu finden sind: Bei der Wahl zwischen einer<br />
Stoffpuppe und einem Spielzeugauto wählte der<br />
Foto: © Kibale Chimpanzee Project<br />
Richard Wrangham von<br />
der Harvard-Universität in<br />
Cambridge war maßgeblich<br />
an den Untersuchungen<br />
beteiligt<br />
Z für Zukunft<br />
11
Leitthema<br />
die Unterschiede <strong>zur</strong>ück auf verschiedenartige<br />
Nervenverbindungen zwischen dem vorderen und<br />
dem hinteren Teil des Gehirns sowie der linken<br />
und rechten Gehirnhälfte: Männer können das,<br />
was sie sehen, besser verbinden mit dem, was sie<br />
tun. Frauen hingegen sind fähiger, verschiedene<br />
Tätigkeiten gleichzeitig zu erledigen und können<br />
noch dazu Gefühle sicherer deuten als Männer.<br />
Foto: © Anup Shah/Thinkstock<br />
Schimpansen<br />
in freier Natur<br />
benutzten<br />
Stöcke,<br />
Weibchen<br />
trugen sie<br />
wie Puppen<br />
stundenlang<br />
umher<br />
männliche Affennachwuchs fast ausschließlich<br />
das Auto, die Mädchen zeigten eine etwas größere<br />
Neigung zu den Puppen.<br />
Ein Team der BBC-Fernsehserie „Horizon“<br />
(Horizont) hat nach Angaben von Moderator<br />
Michael Mosley solche Forschungsergebnisse in<br />
einem Experiment bestätigt gefunden: In einem<br />
Safaripark warfen die Mitarbeiter wahllos Spielzeug<br />
in das Affengehege. Die Reaktionen waren<br />
„umwerfend komisch“, so Mosley: Die weiblichen<br />
Affen hätten die Puppen behutsam an sich genommen,<br />
während die männlichen sich um die Autos<br />
gebalgt hätten.<br />
Wir müssen uns also erst mal zum Affen <strong>machen</strong><br />
lassen, um den völlig verdrehten Denkansatz der<br />
Gender-Theorie klarzustellen, aber gegendertes<br />
Denken ist offensichtlich vernunftresistent, denn<br />
es ignoriert die Ergebnisse moderner Wissenschaft<br />
vorsätzlich: So hat ein neurowissenschaftlicher<br />
Test mit 200 000 Personen aus 53 Ländern<br />
gezeigt, dass Männer sich in der Regel in<br />
einer Landschaft besser <strong>zur</strong>echtfinden, während<br />
Frauen besser Gefühle lesen können.<br />
Prof. Rubin Gur von der US-amerikanischen<br />
Universität von Pennsylvania (Philadelphia) führt<br />
Foto: © fotolia/ikonoklast_hh<br />
Die Wissenschaft bestätigt also:<br />
Mann und Frau sind verschieden<br />
Die Gender-Theorie, die fern jeder Logik solche<br />
geschlechtsspezifischen Fixierungen leugnet,<br />
hat inzwischen in weiten Teilen von Politik, Kirche<br />
und Gesellschaft Fuß gefasst. Besonders will<br />
man in Bildungsplänen an staatlichen Schulen die<br />
Akzeptanz der Gender-Vorgaben als Unterrichtsziel<br />
festschreiben.<br />
Doch wissenschaftliche Befunde – wie die hier<br />
erwähnten – belegen die Unterschiedlichkeit von<br />
Mann und Frau.<br />
Schülerinnen sollen für sogenannte<br />
MINT-Berufe begeistert werden – für Jobs im<br />
Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
oder Technik –, das alles unter<br />
der Flagge der „Geschlechtergerechtigkeit“<br />
– dabei könnte man von den Affen lernen!<br />
12<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Weniger Menschen, dafür mehr Sex<br />
Ein Downhill-Fahrplan, 1995 auf UN-Ebene beschlossen – der seitdem an der Öffentlichkeit<br />
vorbei gnadenlos umgesetzt wird. Oder: Wie kocht man einen Frosch?<br />
Ulrike Walker<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Die Bezeichnung „Gender“ ist mit<br />
Judith Butler unmittelbar verbunden.<br />
Butler, vielbeachtete Feminismus-Theoretikerin,<br />
strebt die radikale<br />
Abschaffung der Geschlechter<br />
an, wie der FAZ-Redakteur Volker Zastrow in seinem<br />
Buch „Gender – politische Geschlechtsumwandlung“<br />
1 schreibt:<br />
„Gender-Mainstreaming will einen neuen Menschen<br />
schaffen, der sein Geschlecht und seine<br />
sexuelle Orientierung selbst wählen soll, das<br />
heißt, willkürlich entscheiden, ob er oder sie<br />
Mann oder Frau sein will, heterosexuell, schwul,<br />
lesbisch, bisexuell, transsexuell etc.“<br />
Systematisch eingeführt wird diese Ideologie<br />
auch von der Bundeszentale für gesundheitliche<br />
Bildung, die Einfluss nehmen will durch verstärkte<br />
Lobbyarbeit in Politik und Bildung: „Das<br />
Recht des Kindes und des Jugendlichen auf seine<br />
sexuelle Orientierung und seine Geschlechtsidentität“,<br />
das sind die Themen, die besonders in der<br />
Bildung vorangetrieben werden sollen.<br />
Ebenso fließt diese Ideologie als „Mainstream“<br />
mittels „Gender-Kompetenzzentren“ systematisch<br />
in alle Gesellschaftsbereiche; den Hochschulen<br />
und Universitäten kommt dabei eine Schlüsselfunktion<br />
zu. Unter dem wohlklingenden Vorwand,<br />
man sei auf „sexuelle Gesundheit“ bedacht, wird<br />
diese „politische Geschlechtsumwandlung“ in<br />
Kindergarten und Schule zunehmend umgesetzt.<br />
An der Öffentlichkeit vorbei werden „Standards<br />
für die Sexualaufklärung in Europa“ eingeführt.<br />
Bereits mit der Muttermilch gegendert<br />
So soll das Bewusstsein für Geschlechtsidentität<br />
vom Säugling an bis zum Dreijährigen entwickelt<br />
und bei den Vier- bis Sechsjährigen gefestigt werden<br />
(dabei geht es notabene auch um gleichgeschlechtliche<br />
Beziehungen sowie um die Vielzahl<br />
der Genderidentitäten). Im Alter von neun bis<br />
Foto: © Wikipedia/University of California, Berkeley<br />
Judith Butler und „Gender“ sind<br />
eng verbunden. Die vielbeachtete<br />
Feminismus-Theoretikerin strebt<br />
die radikale Abschaffung der<br />
Geschlechter an<br />
Z für Zukunft<br />
13
Leitthema<br />
Foto: © UN Photo<br />
Der wohl wichtigste<br />
Grundstein<br />
für Gender-Mainstreaming<br />
wurde<br />
1995 gelegt,<br />
auf der UN-Weltfrauenkonferenz<br />
in Peking<br />
Dale O’Leary war in Peking<br />
dabei und hat die Ergebnisse<br />
gut zusammengefasst<br />
Foto: © www.humanrightsaction.org<br />
zwölf wird dann Klartext gesprochen: „Genderorientierung“<br />
ist jetzt das Lernziel.<br />
Dabei werden die „Kinderrechte“ immer höhergeachtet<br />
als die Rechte der Eltern, obwohl den<br />
Kindern die Tragweite ihrer Handlung meist <strong>nicht</strong><br />
bewusst ist. Trotz der Umkehrung der Rechte<br />
haben im Ernstfall aber die Eltern die Verantwortung<br />
und <strong>nicht</strong> etwa der Staat, der sich mit diesem<br />
Vorgehen doch der Kinder bemächtigt hat.<br />
Gender-Mainstreaming will <strong>nicht</strong> weniger als<br />
den neuen Menschen schaffen, und zwar durch die<br />
Zerstörung der traditionellen Geschlechterrollen.<br />
Das erklärt auch, warum Ausschüsse der EU 2 fordern,<br />
per Gesetz die „traditionellen Rollen-Stereotypen“<br />
auszuschließen, zum Beispiel aus Kinder-<br />
Fernsehserien, TV-Werbespots, Lernmaterial und<br />
Bildungsplänen.<br />
Der wohl wichtigste Grundstein für Gender-<br />
Mainstreaming wurde 1995 gelegt, auf der UN-<br />
Weltfrauenkonferenz in Peking. 3 Die US-amerikanische<br />
Journalistin Dale O’Leary, die dabei war,<br />
berichtet in ihrem Buch „The Gender Agenda“ 4<br />
darüber.<br />
Der Fahrplan wurde verabschiedet<br />
und keiner hat es bemerkt<br />
Dale O’Leary: „Immer wieder werde ich gefragt,<br />
was ich in Peking gesehen habe. Auch auf die<br />
Gefahr hin, zu stark zu vereinfachen, das ist<br />
meine Antwort:<br />
Im UN-Establishment haben folgende Ansichten<br />
die Mehrheit:<br />
• In der Welt braucht es weniger Menschen und<br />
mehr sexuelle Vergnügungen. Es braucht die<br />
Abschaffung der Unterschiede zwischen Männern<br />
und Frauen sowie die Abschaffung der<br />
Vollzeit-Mütter.<br />
• Da mehr sexuelle Vergnügung zu mehr Kindern<br />
führen kann, braucht es freien Zugang<br />
zu Verhütung und Abtreibung für alle und Förderung<br />
homosexuellen Verhaltens, da es dabei<br />
<strong>nicht</strong> <strong>zur</strong> Empfängnis kommt.<br />
• In der Welt braucht es einen Sexualkundeunterricht<br />
für Kinder und Jugendliche, der<br />
zu sexuellem Experimentieren ermutigt; es<br />
braucht die Abschaffung der Rechte der Eltern<br />
über ihre Kinder.<br />
• Die Welt braucht eine 50/50-Männer/Frauen-<br />
Quotenregelung für alle Arbeits- und Lebensbereiche.<br />
Alle Frauen müssen zu möglichst<br />
jeder Zeit einer Erwerbsarbeit nachgehen.<br />
• Religionen, die diese Agenda <strong>nicht</strong> mit<strong>machen</strong>,<br />
müssen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.<br />
[Die EKD braucht das <strong>nicht</strong> zu fürchten;<br />
mit ihren Gender-Kompetenzzentren auf dem<br />
Weg der UN-Planerfüllung hat sie alles „richtig<br />
gemacht.“]<br />
14<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
• Das mit Abstand wichtigste Ziel aber war, die<br />
‚Gender-Perspektive‘ im Denken und in der Politik<br />
als Hauptstrom (Mainstream) zu verankern.“<br />
Das war die Gender-Perspektive bereits vor 21<br />
Jahren in Kurzform; sie soll in den Mainstream<br />
(Hauptstrom) der Gesellschaft gelangen. Damit<br />
dies weitgehend unbemerkt geschehen konnte,<br />
wurde sie verpackt in wohlklingende Wörter wie<br />
Gleichberechtigung, Rechte, Familien, reproduktive<br />
Gesundheit (sexuelle Gesundheit) und Fairness.<br />
Aber mit Gleichberechtigung ist die Gleichstellung<br />
von naturgegebenen Unterschieden<br />
gemeint; „reproduktive Gesundheit“ steht für<br />
Abtreibung!<br />
Gender: Die Welt<br />
wurde weniger gerecht<br />
Wer sich einsetzt für den Schutz von Ehe und<br />
Familie und für wirkliche Würde und Autonomie<br />
von Frau und Mann, der ist gegen diese „Gender“-Perspektive<br />
– <strong>nicht</strong> weil er gegen den Fortschritt<br />
in Frauenfragen wäre, sondern weil er für<br />
Frauen ist. Die Zukunft, die Gender-Feministen<br />
sich erträumen, ist inzwischen schon deutlich<br />
näher gerückt; sollte sie voll zum Durchbruch<br />
kommen, wird die Welt weniger gerecht sein,<br />
weniger frei und weniger menschlich.<br />
1 Was „Gender-Mainstreaming“ bedeutet, können oder wollen selbst<br />
die <strong>nicht</strong> vernünftig erklären, die es wissen müssten. Das hat wohl<br />
Methode. Denn die Gender-Theorie ist eine sozialrevolutionäre Ideologie,<br />
die darauf abzielt, die Geschlechterrollen zu zerstören – weil<br />
sie diese Rollen für künstlich hält, also für beliebig formbar. Das<br />
„Mainstreaming“-Konzept ist eine politische Technik, die diese Ideologie<br />
durchsetzen soll. Die EU hat sie sich zu eigen gemacht, die<br />
Bundesrepublik Deutschland inzwischen auch. Was heute die Politik<br />
bestimmt, begann vor vierzig Jahren in Baltimore mit einem verantwortungslosen<br />
Menschenversuch, der in menschenverachtender<br />
Weise ausgeschlachtet wurde. Volker Zastrow beschreibt die „politische<br />
Geschlechtsumwandlung“ in zwei profunden, zusammenhängenden,<br />
beklemmenden Essays. Verlag: Manuskriptum, ISBN 978-3-<br />
937801-13-1.<br />
2 DRAFT REPORT on eliminating gender stereotypes in the EU (2012/<br />
21<strong>16</strong>(INI)), Committee on Women’s Rights and Gender Equality,<br />
Rapporteur: Kartika Tamara Liotard.<br />
3 Die Vierte UN-Weltfrauenkonferenz im September 1995 in Peking<br />
zählte 47 000 Teilnehmerinnen, darunter 6000 offizielle Delegierte<br />
aus 189 Ländern. Die Konferenz stand unter dem Motto „Handeln<br />
für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden“. Insbesondere<br />
das kulturell und traditionell unterschiedliche Verständnis von Frauenrechten<br />
wurde heftig und kontrovers diskutiert. Das Ergebnis der<br />
Diskussionen war ein Forderungskatalog, der von 189 Staaten im<br />
Konsens verabschiedet wurde. Darin verpflichteten sich Staaten insbesondere,<br />
die Gleichstellung der Geschlechter in allen Gesellschaftsbereichen<br />
zu fördern (d. h. in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft),<br />
Frauenrechte zu schützen, die Armut von Frauen zu bekämpfen,<br />
Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung zu verfolgen<br />
und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheitsversorgung<br />
und im Bildungssystem abzubauen. Um die Umsetzung der<br />
Aktionsplattform zu überwachen, wurde bei der UNO eine „Abteilung<br />
<strong>zur</strong> Förderung der Frau“ eingerichtet. http://www.un.org/<br />
Depts/german/conf/beijing/beij_bericht.html.<br />
4 Eine gute Zusammenfassung des Buches findet sich auf: http://<br />
www.dijg.de/gender-mainstreaming/dale-o-leary-agenda-konzepthintergrund/.<br />
Durch die<br />
Gender-Ideologie<br />
wird die Welt<br />
weniger gerecht,<br />
weniger frei<br />
und weniger<br />
menschlich<br />
Die Z 12 beantwortet Fragen zu den<br />
Fundamenten unserrer Kultur.<br />
Woher kommen wir? Worauf<br />
bewegen wir uns zu?<br />
Lektorat &<br />
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Z für Zukunft<br />
15
Leitthema<br />
Gemälde: © Ritt der Walküren, 1890, von Henry De Groux, Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel<br />
Entmännlichung der Gesellschaft<br />
Wie kommt es, dass die historisch gesehen dominierenden Männer sich von einem<br />
jeder Logik entbehrenden Unsinn so gründlich ins Bockshorn jagen lassen?<br />
Bettina Röhl<br />
Die<br />
Walküren:<br />
Totendämonen,<br />
die sich zu<br />
irdischen<br />
Kriegerinnen<br />
mit menschlichen<br />
Zügen<br />
wandelten<br />
An der Universität Leipzig wird seit<br />
kurzem ein (männlicher) Professor<br />
mit Herr Professorin angesprochen.<br />
Die Gender-Ideologen blasen zum<br />
Angriff auf die Sprache und leiten<br />
damit einen neuen Orbitalsprung bei der Durchgenderung<br />
der Gesellschaft ein<br />
Hat Deutschland überhaupt eine Regierung?<br />
Artikel 63,1 des Grundgesetzes offenbart das<br />
Dilemma: Dieses Land ist führungslos. „Der Bundeskanzler<br />
wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten<br />
vom Bundestag (…) gewählt“, so die Verfassung.<br />
Eine Bundeskanzlerin gibt es in diesem<br />
Rechtsstaat schlichtweg <strong>nicht</strong>! Der Bundespräsident,<br />
der wiederholt in der Verfassung als „der“<br />
Bundespräsident vorkommt, ist männlich – basta.<br />
Aber nach dem hierzulande geltendem Gender-Recht<br />
ist das mit dem Bundespräsidenten<br />
natürlich kein Problem. Solange die Verfassung<br />
sprachlich <strong>nicht</strong> durchgegendert ist, wird einfach<br />
so getan, als könnte der Bundespräsident auch<br />
genauso gut eine Frau sein. Und wenn man die<br />
Entscheidung der Universität Leipzig (die sofort<br />
auf die Uni Potsdam ausgestrahlt hat), männliche<br />
Dozenten ab sofort offiziell als Herr Professorin<br />
zu führen, hochrechnet, dann ist der Schritt <strong>nicht</strong><br />
mehr weit, Herrn Gauck demnächst offiziös mit<br />
„Herr Bundespräsidentin“ anzusprechen. Wichtig<br />
für alle politisch korrekten Nachrichtensprecher!<br />
Es würde dann heißen: Die Herr Bundespräsidentin<br />
nimmt die Herr Ministerin unter die Bundesflagge<br />
die Amtseid ab! (Bitte verzeihen Sie mir<br />
diesen Spott, ähm, diese Spöttin.)<br />
Der schönste Unterschied der Welt<br />
Alle Substantive mit einem „der“ davor abschaffen,<br />
das funktioniert <strong>nicht</strong>, weil dann zu viele real existierende<br />
Gegenstände <strong>nicht</strong> mehr bezeichnet werden<br />
könnten. Bliebe also die Alternative, den Artikel<br />
<strong>16</strong><br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
„der“ abzuschaffen. Machen wir es auf die englische<br />
Art und verwenden nur noch „die“. Mit anderen<br />
Worten: die Mann, die Frau, die Kind. „Die“ ist<br />
dem englischen „the“ ja auch am nächsten, ein kleiner<br />
Beitrag <strong>zur</strong> Völkerverständigung. „Die“ wäre<br />
dann <strong>nicht</strong> mehr weiblich, mangels männlichen<br />
Gegenparts, sondern geschlechtsneutral.<br />
Woher kommt eigentlich dieser Fanatismus, dass<br />
man mittels Manipulierung einer gewachsenen<br />
Sprache das weibliche Element in den Vordergrund<br />
schieben will? Selbst die übelsten Biologisten unter<br />
den Gender-Kämpfern, besser -Kämpferinnen, die<br />
mit unsinnigen physikalisch-chemisch-biologischen<br />
Behauptungen den schönsten Unterschied der<br />
Welt, nämlich den zwischen Mann und Frau, für<br />
<strong>nicht</strong> existent erklären, selbst sie können die Tatsache<br />
<strong>nicht</strong> leugnen, dass das offenbar Böseste in der<br />
menschlichen Welt, das Testosteron, der Hoden,<br />
der Penis, im Plural weiblich werden: die Testosterone,<br />
die Hoden, die Penisse.<br />
Die intimste Stelle des Menschen<br />
An den Universitäten wird seit Jahren gegendert,<br />
dass die Schwarte kracht. Von dieser Tendenz<br />
werden die Schulen und neuerdings auch die<br />
Kitas und Kindergärten zunehmend erfasst. Klar,<br />
die Gender-Mainstreaming-Strategie ist erklärtermaßen<br />
ein Versuch, mittels Umerziehung der<br />
Menschen Politik zu <strong>machen</strong>. Also sind Bildungseinrichtungen<br />
bevorzugtes Ziel für die Unterwanderung<br />
durch Gender-Mainstreamer.<br />
Politik von extremen Minderheiten<br />
beherrscht<br />
Unter weitestgehendem Ausschluss der breiten<br />
Öffentlichkeit (und das bis heute!) haben die<br />
Agentinnen der Gender-Ideologie es in nur 20<br />
Jahren geschafft, die Positionen extremster Minderheiten<br />
<strong>zur</strong> herrschenden Politik zu <strong>machen</strong>,<br />
und zwar in fast allen Institutionen der EU und<br />
ihrer Mitgliedsstaaten, deren Regierungen, Parlamenten,<br />
Justizapparaten und Medien bis hinein<br />
in Nichtregierungsorganisationen.<br />
Der Extremfeminismus wolle die gesamte<br />
Gesellschaft umkrempeln und dies im wahrsten<br />
Sinne des Wortes an der intimsten Stelle jedes<br />
Menschen, nämlich im Bereich seines Sexlebens,<br />
Foto: © auxiliaris.org<br />
seiner Genitalien und seines individuellsten Denkens,<br />
nämlich der Selbstreflexion.<br />
Gender-Mainstreaming ist heiße Luft<br />
Die Nummer, dass es kein biologisches Geschlecht<br />
gäbe, sondern nur eine Vielzahl von sogenannten<br />
sozialen Geschlechtern, die jeder Mensch<br />
jeden Tag frei wählen sollte, ist in Wahrheit ein<br />
Nichts. Heiße Luft. Es gibt nun mal ein biologisches<br />
Geschlecht. Es gibt Mann und Frau, die <strong>zur</strong><br />
Zeugung neuen Lebens höchst gleichberechtigt<br />
und höchst lustvoll zusammenwirken, um neues<br />
menschliches Leben hervorzubringen. Und da<br />
sind Mann und Frau gleichermaßen conditio.<br />
Die perversen Phantasien, die in der Mehrzahl<br />
der Genderköpfe rumspuken, dass eines Tages<br />
die Klonerei den verabscheuten Geschlechtsakt<br />
überflüssig <strong>machen</strong> könnte, sollte man <strong>nicht</strong><br />
vornehm übersehen, ganz im Gegenteil: Man<br />
muss den Finger in diese perverse Wunde legen.<br />
Die Genderistinnen vermeiden es regelmäßig,<br />
anders als Alice Schwarzer es getan hat, vom<br />
Geschlechtsakt auch nur zu sprechen. Dennoch<br />
wird dieser, ganz im Sinne von Schwarzer, völlig<br />
selbstverständlich als Ausübung der Herrschaft<br />
des Mannes über die Frau angesehen.<br />
Ja klar, die Zeugung eines Kindes, die Mann<br />
und Frau das schönste Gefühl der Welt bereitet<br />
(zumindest bereiten kann und sollte), nämlich<br />
den Orgasmus – die Zeugung eines Kindes<br />
also ist Frauendiskriminierung. Jeder<br />
lebende Mensch ist demnach entstanden durch<br />
Diskriminierung der Mutter durch den Vater.<br />
Kinder als Kollateralschaden systematischer<br />
Frauendiskriminierung durch die Männer?<br />
Ja, das ungefähr ist das Gedankenkonstrukt,<br />
Der Extremfeminismus,<br />
unterstützt von<br />
Vertretern der<br />
Homo-Lobby, hat<br />
ein Konstrukt<br />
namens Gender<br />
ersonnen, mit<br />
dem die gesamte<br />
Gesellschaft<br />
gegängelt und<br />
umgekrempelt<br />
werden soll<br />
Ein Werbeplakat für<br />
Frauen-Unterwäsche der<br />
Firma Kolotex Voodoo.<br />
Offensichtlich spielt<br />
dieses Unternehmen mit<br />
den neuen Rollen von<br />
Mann und Frau<br />
Z für Zukunft<br />
17
Leitthema<br />
Die Frau,<br />
der bessere<br />
Mensch?<br />
Foto: © auxiliaris.org<br />
das hinter Gender-Mainstreaming steht und das<br />
geglaubt und ausgeheckt wird in den Zirkeln<br />
um die Gender-Fighterinnen in aller Welt, unter<br />
ihnen viele Extremistinnen wie Judith Butler.<br />
Verbeamteter Feminismus<br />
Klar, dass im Kampf gegen Frauendiskriminierung<br />
bei einer derart göttlich-kosmischen Dimension<br />
des Problems die Forschungs-Milliarden nur<br />
so fließen. Hier braucht es weibisch-weibliche<br />
Weisheit jenseits von Wissenschaft und befreit<br />
von naturwissenschaftlicher Exaktheit! In einem<br />
Europa, in dem das Geld an allen Ecken und Enden<br />
fehlt und wo junge Menschen auf der Straße stehen,<br />
fließen jährlich Milliardenbeträge in Gender-<br />
Strategien, in Gender-Forschung und in die europaweite<br />
Durchsetzung dieses Irrsinns. („Was kostet<br />
der ‚Spaß‘?“ – siehe Artikel auf Seite 21.)<br />
Forschung gegen den Mann<br />
Die Universitäten in Deutschland opfern den Status<br />
ihrer Wissenschaftlichkeit, ihres intellektuellen<br />
Niveaus, ihrer Seriosität, nur damit sie es<br />
<strong>nicht</strong> verpassen, „professorale Lehrstühle“ für<br />
Gender-Forschung ein<strong>zur</strong>ichten, die fast ausschließlich<br />
durch Frauen besetzt werden.<br />
Da gibt es sie plötzlich doch noch, die Frau,<br />
nämlich als Gegnerin des Mannes. Die Gender-<br />
Forschung kann man getrost betrachten als eine<br />
außerordentlich ineffiziente Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
oder als die Verbeamtung des Feminismus.<br />
Die Ergebnisse der Gender-Forschung<br />
sind im Grunde nur<br />
hochgestochen präsentierte Null-<br />
Nummern.<br />
Die Dreistigkeit, mit der die Gender-Forschung<br />
die Naturwissenschaften<br />
ablehnt als Ausgeburt der<br />
Herrschaft des Mannes über die<br />
Frau und als dem Männer-Kapitalismus<br />
dienend, die sucht ihresgleichen.<br />
Und natürlich ist es peinlich,<br />
dass sich die Männer, die lange Zeit<br />
tatsächlich dominierend waren,<br />
von einem derartigen Unsinn so<br />
gründlich ins Bockshorn jagen<br />
lassen.<br />
Die Phantasie von der Weltherrschaft<br />
Die Macht der Gender-Frauen ist inzwischen auch<br />
für Männer karriereentscheidend. Die Quotenregelungen<br />
zugunsten der Frau, gefüttert mit dem<br />
„Argument“ einer grundsätzlichen Diskriminierung<br />
der Frau durch den Mann, sind nur ein strategischer<br />
Anfang. 100 % Frauenherrschaft und<br />
testosteronbereinigte Männer in die Kindergärten<br />
oder in die Altenpflege, das sind real existierende<br />
Gender-Visionen. Nicht wissenschaftlich, aber aufgeladen<br />
mit der Kraft von Allmachtsphantasien.<br />
Doch auch ihren Geschlechtsgenossinnen sind<br />
die Gender-Königinnen keineswegs wohlgesonnen;<br />
die werden nur instrumentalisiert: Mutterglück?<br />
Das Glück einer Partnerschaft? Die sexuelle<br />
Lust mit einem Mann? Das müssen sich die Frauen,<br />
die Gender noch <strong>nicht</strong> verstanden haben, schon<br />
noch abgewöhnen. So wie die Männer in Wahrheit<br />
durch die Köpfe schwirren als die technisch-handwerklich<br />
durchaus brauchbaren Arbeitsdrohnen<br />
der Zukunft.<br />
Man, ach nein, frau träumt von einer Weltherrschaft,<br />
<strong>nicht</strong> im Sinne des altbekannten Matriarchats,<br />
sondern im Sinne einer neu zu schaffenden<br />
schönen neuen Welt, in der testosteronfreie Männer<br />
geräuschlos funktionieren.<br />
Verbrechen gegen die Menschlichkeit<br />
Was Gender wirklich ist, weiß niemand so genau.<br />
Dass Gender eine unwissenschaftliche, die Realität<br />
ganz offensichtlich auf den Kopf stellende,<br />
fanatische Ideologie einer Minderheit ist, die die<br />
Mehrheit in ihren Zangengriff genommen hat,<br />
soviel steht fest. Die Gender-Ideologie ist ein Verbrechen<br />
gegen die Menschlichkeit (für deren Verteidigung<br />
und Herstellung sich die Genderisten<br />
doch angeblich so verausgaben): Frauen und Männer<br />
abzuschaffen und Kinder ihres Vater und ihrer<br />
Mutter zu berauben – diese beiden Begriffe sollen<br />
als diskriminierende Begriffe abgeschafft und<br />
durch das Wort „Elter“ ersetzt werden –, ist größenwahnsinnig,<br />
ist grausam und unmenschlich.<br />
Vor dem Gesetz sind Mann und Frau gleich.<br />
Diesen ebenso einfachen wie gewichtigen<br />
Grundsatz haben die Väter des Grundgesetzes<br />
<strong>nicht</strong> erfunden, aber sie haben ihn prominent in<br />
18<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Foto: © Wisconsinart/Dreamstime.com<br />
die deutsche Verfassung geschrieben, unabänderlich.<br />
Ohne Zweifel sah die Verfassungswirklichkeit<br />
1949 noch anders aus, obwohl die Frauen<br />
auf dem Terrain der Gleichberechtigung schon<br />
einiges an Boden gutgemacht hatten, und dies<br />
aus den unterschiedlichsten Gründen.<br />
Gesetz gewordene Ideologie<br />
Die Herstellung vollständiger Gleichberechtigung<br />
von Mann und Frau ohne Diskriminierung, das ist<br />
das Verfassungsgebot, in das die Gender-Ideologinnen<br />
eingefallen sind. Es geht ihnen aber <strong>nicht</strong><br />
um Gesetzesanwendung und -auslegung im üblichen<br />
Sinn. Vielmehr diktieren sie – eine krümelhaft<br />
kleine Minderheit, die mit uns allen Schlitten<br />
fährt –, wie die Gesetze, wie das Recht in Sachen<br />
Gleichberechtigung auszulegen und zu interpretieren<br />
wäre. Mit ihrer quasi Gesetz gewordenen<br />
Ideologie liefern sie die Denk-Ge- und Verbote<br />
und dazu gleich noch die Interpretationen, wie<br />
die Rechtsvorschriften der geltenden Gesetze<br />
auszulegen sind, generell und konkret.<br />
Und da wird’s widernatürlich, verfassungswidrig<br />
und kriminell: Aus der einfachen Gleichberechtigung<br />
wird eine fiktive absolute Geschlechtergleichheit<br />
herausgelesen, die gefährdet wäre<br />
durch Diskriminierung, die buchstäblich hinter<br />
jedem gesellschaftlichen Busch lauere.<br />
So wurde selbst die Gleichheit vor dem Gesetz<br />
<strong>zur</strong> Diskriminierung umfunktioniert, weil es <strong>nicht</strong><br />
zwei Geschlechter gäbe, sondern in Wahrheit<br />
sechzehn und mehr – und dabei ist das biologische<br />
Geschlecht noch <strong>nicht</strong> einmal mitgezählt.<br />
Gender-Ideologie: geistige Brandstiftung<br />
Die Nummer mit den nahezu beliebig vielen sozialen<br />
Geschlechtern ist ein albernes Spielchen, das<br />
allerdings für die Gender-Ideologie von zentraler<br />
Bedeutung ist. Schaut man sich nämlich an,<br />
welche <strong>nicht</strong>-biologischen Geschlechter es denn<br />
so geben soll, wird man enttäuscht: Da kommt<br />
<strong>nicht</strong>s Substanzielles.<br />
Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass es<br />
sogenannte intersexuelle oder transsexuelle<br />
Menschen gäbe, die sich in ihrem meist männlichen<br />
Körper als Frauen <strong>nicht</strong> wohlfühlten. Dieses<br />
Phänomen gibt es; allerdings betrifft es eine statistisch<br />
kaum darstellbare Minderheit, und aus<br />
deren Erleben allein kann die Existenz von Mann<br />
und Frau doch <strong>nicht</strong> einfach negiert werden! Aus<br />
der Lebenswirklichkeit einer so kleinen Minderheit<br />
eine für alle Menschen geltende (gegen die<br />
Biologie gerichtete) Gesetzmäßigkeit abzuleiten,<br />
ist in extremer Weise bösartig.<br />
Das Gegenteil von Wissenschaft<br />
Inzwischen wurde aus diesem Gedankenmix geltendes<br />
Recht, nachzulesen auf den regierungsamtlichen<br />
Homepages im Familienministerium<br />
und anderen Bundesministerien. Trotz seiner formalen<br />
Anerkennung als Wissenschaft ist Gender-<br />
Mainstreaming bei Lichte betrachtet das Gegenteil:<br />
Es ist eine menschenverachtende Fiktion, die<br />
<strong>nicht</strong> trotz dieser Tatsache, sondern mutmaßlich<br />
wegen ihres Irrsinns so grausam erfolgreich ist.<br />
Es ist wirklich peinlich,<br />
dass sich die Männer,<br />
die lange Zeit tatsächlich<br />
dominierend<br />
waren, von einem<br />
derartigen Unsinn so<br />
gründlich ins Bockshorn<br />
jagen lassen<br />
Gender:<br />
Eine<br />
menschenverachtende<br />
Fiktion<br />
Z für Zukunft<br />
19
Leitthema<br />
Foto: © voodoohosiery.com.au<br />
Gender, ein<br />
westliches<br />
Dekadenzphänomen<br />
Auch aus Brüssel kommt immer wieder der<br />
Vorstoß, im Kampf gegen die Diskriminierung der<br />
Frau bedürfe es einer flächendeckenden Sprachsäuberung.<br />
Allerdings: Wer das Wort Frau oder das<br />
Wort Mann per se als Diskriminierung empfindet,<br />
hat den Verstand verloren – oder er frönt einfach<br />
einer Ideologie und den persönlichen Vorteilen<br />
aus ihrer Durchsetzung.<br />
Wer dem Mann das männliche und der Frau<br />
das weibliche Genom abspricht – wer das sogenannte<br />
biologische Geschlecht für gar <strong>nicht</strong> existent<br />
erklärt, sondern für eine falsche wahnhafte<br />
Wahrnehmung des Menschen von sich selbst –,<br />
ist <strong>nicht</strong>s als ein geistiger Brandstifter und zwar<br />
ein gefährlicher. Wer statt Mann und Frau nur<br />
ein sogenanntes soziales Geschlecht, Gender, <strong>zur</strong><br />
Realität fingiert, sozialisiert seine abwegigen Vorstellungen.<br />
Dies geschieht derzeit allerdings mit größtmöglichem<br />
Erfolg, indem die Gender-Ideologie<br />
selbst das Grundgesetz überrollt, das Mann und<br />
Frau festhält als die beiden Geschlechter, die die<br />
Erde bevölkern –, es überrollt, ohne dass das Volk<br />
in den letzten 20 Jahren mitgeredet hätte.<br />
Wie konnte eine so kleine Gruppe mit solchem<br />
Irrsinn so erfolgreich werden? Es funktionierte<br />
nach demselben Prinzip wie die Machtübernahme<br />
durch einige wenige Kommunisten, die es<br />
Anfang des letzten Jahrhunderts schafften, auch<br />
in Deutschland die wichtigen<br />
gesellschaftlichen Institutionen<br />
zu unterwandern<br />
und in einigen Ländern wie<br />
Russland gar die Macht zu<br />
ergreifen.<br />
Wo eine Unterwanderung<br />
<strong>nicht</strong> erfolgreich war, musste<br />
am Ende eine Revolution<br />
zum Durchbruch verhelfen.<br />
Ähnlich agieren die Feministinnen<br />
bis heute. Dieser<br />
Extrem-Feminismus kam auf<br />
leisen Sohlen daher und hat<br />
sich implementiert.<br />
Die Gleichstellungs- oder<br />
Frauenbeauftragten der<br />
Städte genießen Sonderrechte und entscheiden<br />
über Karrieren und die Verteilung öffentlicher<br />
Gelder – und das alles ohne adäquate Kontrolle.<br />
Nur noch den Oberbürgermeistern sind sie verpflichtet,<br />
die sich allerdings gehorsam der Gender-Ideologie<br />
unterworfen haben.<br />
Die Gender-Krake<br />
Zurück zu den Herren Professorin. Das ist kein<br />
Scherz, keine Satire; Ironie ist Ideologen unbekannt.<br />
Es wird hier ein Orbitalsprung im Wachstum<br />
der Genderkrake exemplarisch sichtbar. Der<br />
Angriff auf die Sprache zwecks Manipulation der<br />
Realität ist <strong>nicht</strong> nur eine strategische Variante,<br />
sondern wird jetzt mit Macht getestet und<br />
vorangetrieben.<br />
„Herr Bundespräsidentin“ ist <strong>nicht</strong> mehr weit.<br />
Und die Erzwingung der Akzeptanz, dass Männerunterdrückung<br />
keine Diskriminierung sei, sondern<br />
höchstens die gerechte Strafe für 20 000<br />
Jahre Männerdominanz. Und umgekehrt: Auch<br />
Frauenprivilegierung ist keine Diskriminierung<br />
der Männer. Das hat in der gesellschaftlichen<br />
Wirklichkeit längst Fuß gefasst.<br />
Auch der Schockeffekt, Penis und Vagina seien<br />
nur Einbildung oder so unwichtig wie etwa die<br />
Haarfarbe, ist durchaus gewollt. Der Schock<br />
nämlich beraubt den Menschen seiner natürlichen<br />
Gegenwehr.<br />
Die Professoren, die sich fröhlich Professorin<br />
nennen lassen, wissen <strong>nicht</strong> wirklich, was sie mit<br />
dieser „Akzeptanz“ anrichten. Hier geht es ja <strong>nicht</strong><br />
um einen Gag: „Machen wir es doch <strong>zur</strong> Abwechslung<br />
einfach mal andersherum“; es geht um die<br />
Machteroberung durch die menschenverachtende<br />
Gender-Ideologie.<br />
Originalartikel WirtschaftsWoche<br />
Bettina Röhl begann 1986 ihre journalistische Karriere bei dem<br />
legendären Lifestyle-Magazin Tempo. Es folgten Reportagen für<br />
Spiegel-TV, den NDR, sie schreibt regelmäßig für große deutsche<br />
Print-Medien. Bekannt wurde sie 2001 durch Enthüllungen <strong>zur</strong><br />
Gewaltvergangenheit des damaligen Außenministers Joschka<br />
Fischer. In ihrem Buch „So macht Kommunismus Spaß“ lieferte<br />
Röhl 2006 ein Standardwerk <strong>zur</strong> Geschichte der Linken in der<br />
BRD. ISBN 3-434-50600-4<br />
20<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
Foto: © voodoohosiery.com.au<br />
Was kostet der „Spaß“?<br />
Für die Durchsetzung der Gender-Politik in allen Gesellschaftsbereichen haben EU und die Regierungen<br />
der Mitgliedsländer in allen Ressorts großzügige Budgets. Der Durchblick fällt <strong>nicht</strong> leicht. Aber<br />
schon ein Teileinblick wie dieser gibt wichtigen Aufschluss<br />
Beginnen wir mit der EU: Für die<br />
Finanzierung der Gender-Politik<br />
werden den Mitgliedsstaaten in mindestens<br />
zehn verschiedenen Finanzierungsprogrammen<br />
mehrere Milliarden<br />
Euro <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Das geht<br />
hervor aus der „Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen:<br />
Strategisches Engagement für<br />
die Gleichstellung der Geschlechter 20<strong>16</strong>–2019“<br />
(„Strategic engagement for gender equality 20<strong>16</strong>-<br />
2019“ SWD (2015) 0278).<br />
Gender-Finanzierungen verbergen sich in spezielle<br />
Programmen wie für Asyl, Migration und Integration<br />
(„AMIF“), für Beschäftigung und soziale<br />
Innovation („EaSI“), für allgemeine und berufliche<br />
Bildung, Jugend und Sport („Erasmus +“) und sogar<br />
die Europäische Fazilität „Connecting Europe“, ein<br />
Finanzierungsprogramm im Bereich der transeuropäischen<br />
Netze (bekannt aus der Transport- und<br />
Energiepolitik), das Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument<br />
sowie das Instrument für Demokratie<br />
und Menschenrechte. Alle Bereiche sollen<br />
ge-gender-mainstreamt werden.<br />
An Milliardenbeträge gewöhnt<br />
Allein der Europäische Struktur- und Investitionsfonds<br />
stellt für Gender-Projekte in den Mitgliedsstaaten<br />
rund 5,85 Mrd. Euro <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Hinter unterschiedlichen<br />
Bezeichnungen<br />
verbirgt sich<br />
erstaunliche<br />
Gender-Finanzierung<br />
Z für Zukunft<br />
21
Leitthema<br />
Stoßen<br />
Gendervorgaben<br />
in<br />
Drittländern<br />
auf Ablehnung,<br />
wird das mit<br />
Einschränkung<br />
wirklich nötiger<br />
Entwicklungshilfe<br />
geahndet<br />
Foto: © MGEPA NRW/ /20<strong>16</strong><br />
Rosenmontag:<br />
Emanzipationsministerin<br />
Barbara Steffens<br />
(1. Reihe 3. v. l.) mit<br />
den Akteurinnen<br />
zum Mottowagen<br />
gegen sexualisierte<br />
Gewalt<br />
Mit 440 Mio. € gibt das EU-Programm „Rechte,<br />
Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“ ein Drittel<br />
seines Haushalts für genderbezogene Politikvorhaben<br />
aus. Im Rahmenprogramm für Forschung<br />
und Innovation „Horizont 2020“ sind 43<br />
Mio. € speziell für Sensibilisierungs- und Durchführungsmaßnahmen<br />
zugunsten von Frauen in<br />
Forschungseinrichtungen vorgesehen. Auch in<br />
ihren Außenbeziehungen gibt die EU Steuergelder<br />
für Genderprojekte aus.<br />
Gegenderte Entwicklungshilfe<br />
Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
der EU sind dafür 100 Mio. € vorgesehen („Genderaspekte<br />
der Entwicklungshilfe“, „Sexuelle und<br />
reproduktive Gesundheit und Rechte“ – zu diesen<br />
Rechten gehört auch das Recht auf Abtreibung).<br />
„Gender Equality“ ist fester Bestandteil auch in<br />
bilateralen und regionalspezifischen Programmen.<br />
Das Instrument der Entwicklungszusammenarbeit<br />
mit Asien und Lateinamerika plant Ausgaben<br />
in Höhe von <strong>16</strong> und 18 Mio € für Genderprojekte,<br />
während Albanien eine „Gender Equality Facility“<br />
in Höhe von 2 Mio. € zugesagt wurde. Stoßen Gendervorgaben<br />
in diesen Ländern auf Ablehnung,<br />
wird dies geahndet mit Einschränkung der wirklich<br />
nötigen Entwicklungshilfe.<br />
Großzügige Steuergelder<br />
für die „richtigen“ Vereine<br />
Zusätzliche Kosten entstehen in der EU durch das<br />
Europäische Genderinstitut in Vilnius, das seine<br />
Eigenmittel von 2014 auf 2015 um 300 000 € auf<br />
7,6 Mio. € aufstockte.<br />
Die EU-Grundrechte-Agentur, ein bedeutender<br />
Motor der institutionellen Steuerung von sozialen<br />
Werten und Normen in der EU, verfügt in diesem Jahr<br />
über einen Haushaltsplan von etwas über 21 Mio. €.<br />
Der gemeinnützige Verein „Europäische Frauenlobby“<br />
in Brüssel (Leitmotiv: „Gemeinsam für<br />
ein feministisches Europa“) fordert Abtreibung<br />
und ein vereinfachtes europäisches Scheidungsrecht;<br />
er verfügt über einen Jahreshaushalt von<br />
etwa 1 Mio. €, wovon über 80 % durch die EU-Kommission<br />
bereitgestellt werden.<br />
Der ebenso gemeinnützige Verein „ILGA<br />
Europa“ (der sich u. a. für Transgender-Personen<br />
einsetzt) erhält ebenfalls 90 % seines 2 Mio. €<br />
umfassenden Jahreshaushalts von der EU-Kommission.<br />
Da mehr als drei Viertel ihres Jahreshaushalts<br />
von der EU-Kommission bereitgestellt werden,<br />
müsste man diesen Vereinen sowohl die politische<br />
Unabhängigkeit als auch die „Gemeinnützigkeit“<br />
aberkennen.<br />
Personalkosten unbekannt<br />
Hinzu kommen die Personalkosten für die mit Genderfragen<br />
befassten Beamten der EU-Kommission;<br />
über die gibt es jedoch öffentlich keine Auskunft.<br />
Deswegen stellte die EU-Abgeordnete Beatrix<br />
von Storch (AfD) eine einfache parlamentarische<br />
Anfrage (P-002380-<strong>16</strong>) an die EU-Kommission:<br />
„Kann die EU-Kommission den Gesamtbetrag<br />
in Euro bekanntgeben (eine Ziffer), der jährlich<br />
im EU-Haushalt für alle Maßnahmen für Gender-Mainstreaming,<br />
Maßnahmen <strong>zur</strong> Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen, die Bekämpfung<br />
der geschlechtsbedingten Diskriminierung und<br />
den Themenbereich „Gewalt gegen Frauen“<br />
(einschließlich der Tätigkeiten der entsprechenden<br />
Agenturen) ausgegeben wird? Kann die EU-<br />
Kommission die Zahl und den Dienstgrad aller<br />
Beamten bzw. sonstigen Bediensteten mitteilen,<br />
die mit Umsetzung, der Überwachung und<br />
der Auswertung von politischen Maßnahmen für<br />
Gender-Mainstreaming, Maßnahmen <strong>zur</strong> Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen, die Bekämpfung<br />
der geschlechtsbedingten Diskriminierung<br />
und den Themenbereich „Gewalt gegen Frauen“<br />
22<br />
Z für Zukunft
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24<br />
Z für Zukunft
Leitthema<br />
beschäftigt sind, und die damit verbundenen jährlichen<br />
Personalkosten in Euro beziffern?“ – Die<br />
Antwort steht bei Redaktionsschluss noch aus.<br />
Auch die EU-Mitgliedsländer lassen<br />
sich „Gender“ etwas kosten<br />
Die einzelnen EU-Staaten gönnen sich unterschiedlich<br />
hohe Budgets, um die EU-Vorgaben zu<br />
Gender-Mainstreaming zu implementieren; Zahlen<br />
liegen nur für die Zeit von 2000 bis 2006 vor:<br />
Insgesamt gaben die Staaten 3,5 Milliarden Euro<br />
dafür aus. Vor Italien und Spanien ist Deutschland<br />
mit 1,1 Mrd. Euro mit Abstand Spitzenreiter.<br />
Zum Beispiel NRW<br />
Zoomen wir ins bevölkerungsreichste Bundesland<br />
Deutschlands, nach Nordrhein-Westfalen (NRW),<br />
und betrachten dessen Finanzgebaren in Sachen<br />
Gender und Co. Dort gibt es ein Ministerium, das<br />
sich mit MGEPA abkürzt (das E steht für Emanzipation)<br />
und sich sehr für die Belange der LSBT<br />
engagiert. Erstaunlich ist der Sprung des Budgets<br />
von 15,2 Mio. € im Jahr 2010 auf 24,4 Mio. €<br />
im Jahr 2011.<br />
Zu der Zeit veränderte sich die Bezeichnung<br />
des Haushaltspostens; hieß er bis dahin „Gleichstellung<br />
von Frau und Mann“, lautet er jetzt<br />
schlicht „Emanzipation“, und das Ministerium,<br />
das sich 2010 noch „Ministerium für Generationen,<br />
Familie, Frauen und Integration“ nannte,<br />
bezeichnet sich nun als „Ministerium für Gesundheit,<br />
Emanzipation, Pflege und Alter“.<br />
Das ist immer noch <strong>nicht</strong> alles<br />
Doch das sind noch <strong>nicht</strong> alle Ausgaben mit „frauenpolitischem<br />
Bezug“; allein die 140 Beamten<br />
und Richter kosten zusätzliche 8,<strong>16</strong> Mio. Euro an<br />
Dienstbezügen. Interessant sind aber die in den<br />
anderen Ministerien versteckten Leistungen, die<br />
einen „unmittelbaren Gender- und frauenpolitischen<br />
Bezug“ haben:<br />
„Die Landesministerien sind in Ansehung des<br />
Landesgleichstellungsgesetzes auch im Haushaltsverfahren<br />
gehalten, in ihrem jeweiligen<br />
Fachbereich die Gleichstellung von Frauen und<br />
Foto: © voodoohosiery.com.au<br />
Männern als durchgängiges Leitprinzip bei allen<br />
Maßnahmen zu fördern. Soweit es sich dabei um<br />
Maßnahmen mit finanziellen Auswirkungen handelt,<br />
ist auch insoweit die geschlechterdifferenzierte<br />
Abschätzung der Wirkungen bereits jetzt<br />
Teil der Facharbeit der Ressorts. Benannt werden<br />
sollen für die einzelnen Ressorts zumindest<br />
beispielhaft wichtige Bereiche mit einem solchen<br />
frauenpolitischen Bezug.“<br />
Zu diesem Zweck wurde 1998 eine sog. „Beilage<br />
2 zu Einzelplan 15: Geplante Leistungen<br />
aller Ressorts mit frauenpolitischem Bezug“<br />
hinzugefügt. In dieser Beilage findet sich die<br />
Gesamtsumme aller Leistungen mit frauenpolitischem<br />
Bezug in NRW 2011: 57 544 42 €.<br />
NRW-Emanzipationsministerin<br />
Barbara<br />
Steffens eröffnet die<br />
Veranstaltung<br />
„Online trifft offline<br />
– Feministische Diskurse<br />
und Strategien“ anlässlich<br />
des Internationalen<br />
Frauentages<br />
Z für Zukunft<br />
25
Leitthema<br />
Da Frauen<br />
angeblich an<br />
den Hochschulen<br />
stärker<br />
benachteiligt<br />
sind als z. B.<br />
bei der Müllabfuhr,<br />
gibt es <strong>zur</strong><br />
„Förderung der<br />
Gleichstellung<br />
an den Hochschulen“<br />
3,5 Mio. €<br />
57,5 Millionen Euro, eine stolze Summe. Damit<br />
werden Maßnahmen, Unterstützung und Förderung<br />
finanziert, zum Beispiel:<br />
• Kunst und Kultur der Frauen,<br />
• Einrichtungen <strong>zur</strong> Organisation überörtlicher<br />
kultureller Zusammenarbeit,<br />
• Kongresse und Workshops für Frauen im ländlichen<br />
Raum,<br />
• Öffentliche Film- und Fernseharbeit; Frauenfilmfestivals.<br />
Da Frauen angeblich an den Hochschulen noch<br />
stärker benachteiligt sind als z. B. bei der Müllabfuhr,<br />
gibt es <strong>zur</strong> „Förderung der Gleichstellung an<br />
den Hochschulen“ ein Budget von 3,5 Mio. € (2011).<br />
Jede Hochschule braucht nämlich eine Gleichstellungsbeauftragte<br />
mit eigenem Büro und einer<br />
Sekretärin; beide verbrauchen Material. Sie reist,<br />
um Kolleginnen vom „Netzwerk Frauen- und<br />
Geschlechterforschung NRW“ zu treffen; mit denen<br />
bespricht sie Ergebnisse aus der Forschungsarbeit<br />
und Strategien.<br />
Solange an allen Fakultäten keine totale<br />
„Geschlechtergerechtigkeit“ herrscht, werden<br />
jedes Jahr viele Millionen Euro in solche Projekte<br />
fließen müssen.<br />
Für die Jahre 2012 bis 2015 liegt in NRW ein<br />
eigenes „Aktions-Budget für Gleichstellung und<br />
Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt<br />
gegen Homo- und Transphobie“ vor. Dafür sind<br />
4,1 Mio. € veranschlagt.<br />
Einfach mal hochgerechnet<br />
Nehmen wir die Zahlen von NRW als Querschnittsinvestition<br />
in eine ressortübergreifende Durchsetzung<br />
des Gender-Mainstreamings und<br />
rechnen das auf die anderen deutschen Bundesländer<br />
hoch, bekommen wir ein Gefühl<br />
dafür, was der „Gender-Spaß“ uns Steuerzahler<br />
kosten darf: Im Jahr 2011 wäre<br />
das ein sagenhaftes Budget von 265 Mio.<br />
Euro gewesen. Das war 2011, heute wird diese<br />
Zahl sicher weit höher ausfallen.<br />
Wie viele Milliarden und Abermilliarden mögen<br />
es in der ganzen EU sein? Zur Durchsetzung einer<br />
Ideologie, wobei die Mehrheit der Bevölkerung<br />
überhaupt <strong>nicht</strong> weiß, was mit ihr geschieht.<br />
Foto: © Studenten-Werk Berlin<br />
Foto: © Studenten-Werk Berlin<br />
Berlin lässt sich den Gender-Spaß fast<br />
eine Million kosten<br />
Da war der Wunsch der Studenten, ups, der<br />
Studierenden, der bei den Frauenbeauftragten<br />
Unterstützung fand. Es geht um das Studentenwerk<br />
Berlin. Das Problem: Die Bezeichnung<br />
„Studenten“ schließe Studentinnen aus; da sich<br />
inzwischen der geschlechtsneutrale Begriff „Studierende“<br />
im Uni-Alltag durchgesetzt habe, könne<br />
man die Institution ja ganz einfach in „Studierendenwerk“<br />
umbenennen.<br />
Ganz einfach. Was vier Buchstaben auslösen:<br />
Ein neues Logo und Hunderte von Schildern müssen<br />
ausgewechselt werden. Plaketten, Briefpapier,<br />
E-Mail-Adressen, Mensa-Karten – es ist eine lange<br />
Liste an Neuanschaffungen. Besonders kostspielig<br />
ist die Änderung des Logos an Gebäudefassaden.<br />
Für alle Anpassungsmaßnahmen wurden<br />
800 000 Euro veranschlagt (und das betrifft nur<br />
Berlin ...). Diese hohen Kosten hält ein Sprecher<br />
der CDU <strong>nicht</strong> für sinnvoll; von den Grünen hingegen<br />
wird dieser Schritt begrüßt: Die Änderung<br />
sei absolut zeitgemäß und wäre in anderen Bundesländern<br />
schon längst erledigt.<br />
Weibliche Studenten können sich nun offensichtlich<br />
besser mitgemeint fühlen als zuvor.<br />
26<br />
Z für Zukunft
Gender-Taktik<br />
Von Herren Professorinnen<br />
und anderen MenschInnen. Wie Gendern unsere Sprache verhun(d)zt<br />
Tomas Kubelik<br />
Foto: © fotolia/dreidos Montage<br />
Mit Sprache<br />
den Mann<br />
zähmen<br />
Vor über 20 Jahren schrieb die Feministin<br />
Luise F. Pusch: „Der Mann braucht<br />
dringend eine Abmagerungskur <strong>zur</strong><br />
Therapie seines immer gefährlicher<br />
werdenden Größenwahns. Es wird<br />
ihm guttun, es im eigenen Gemüt zu erleben, wie<br />
es sich anfühlt, mitgemeint zu sein, sprachlich dem<br />
anderen Geschlecht zugezählt zu werden.“<br />
Den Mann zähmen<br />
Seit damals ist viel geschehen: Sprachleitfäden<br />
zum Schutz der Frauen wurden verfasst und an<br />
den Mann gebracht, Genderbeauftragte richteten<br />
sich in bequemen Büros ein, das Binnen-I wurde<br />
„in“, Gesetzestexte wurden umgeschrieben,<br />
Schulbücher der feministischen Sprachreinigung<br />
unterzogen. Die Gehirnwäsche nahm ihren Lauf.<br />
Nun scheinen die therapeutischen Maßnahmen,<br />
die den Mann endlich zähmen sollen, in<br />
die entscheidende Phase zu treten: Im Jahr 2013<br />
beschloss der Senat der Universität Leipzig,<br />
weibliche Bezeichnungen wie Professorin, Dozentin<br />
oder Wissenschaftlerin künftig auch für männliche<br />
Personen zu benützen. Dies geschah auf Vorschlag<br />
des Herrn Professorin Josef Käs.<br />
Wer hätte das gedacht: Fast 1500 Jahre<br />
geschichtlicher Entwicklung der deutschen Sprache,<br />
deren Grammatikstrukturen in den Ursprüngen<br />
des Indogermanischen wurzeln, werden per<br />
Senatsbeschluss über den Haufen geworfen. Eine<br />
Institution, die der Wissenschaft dienen sollte,<br />
erhebt kurzerhand einen groben Grammatikfehler<br />
<strong>zur</strong> Norm, obwohl die Mehrheit der Deutschen<br />
es lächerlich und dumm findet.<br />
Umpolen durch Sprachveränderung<br />
Was derzeit geschieht, ist <strong>nicht</strong> natürlicher<br />
Sprachwandel, sondern politisch motivierte<br />
Umerziehung: Sprachvorschriften sollen die<br />
Köpfe der Menschen umpolen. Das Stichwort<br />
lautet „Sexualisierung“: Bei jeder noch so alltäglichen<br />
Verrichtung, bei noch so ernsten und<br />
Foto: © Screenshot/Dorf-TV<br />
Luise F. Pusch<br />
vor 20 Jahren:<br />
„Der Mann braucht<br />
dringend eine<br />
Abmagerungskur“<br />
Z für Zukunft<br />
27
Gender-Taktik<br />
Foto: © Wikipedia/Sächsisches Staatsministerium des Inneren<br />
Polizei:<br />
„Deine<br />
Freundin<br />
und<br />
Helferin“<br />
– ?<br />
abstrakten Themen soll das Geschlecht der Beteiligten<br />
als Monstranz der politischen Korrektheit<br />
der Satzaussage vorangetragen werden.<br />
Der neudeutsche Terminus dazu heißt „Gendern“.<br />
Ein Mustersatz aus der Berufsordnung<br />
der deutschen Ärztekammer zeigt, wie das funktioniert:<br />
„Ärztinnen und Ärzte achten das Recht<br />
ihrer Patientinnen und Patienten, die Ärztin oder<br />
den Arzt frei zu wählen oder zu wechseln. Andererseits<br />
sind … auch Ärztinnen und Ärzte frei,<br />
eine Behandlung abzulehnen.“<br />
Wenn nun <strong>nicht</strong>-gegenderte Arbeiten an Universitäten<br />
abgelehnt oder schlechter beurteilt<br />
werden, wenn Texte in Schulbüchern Grammatikund<br />
Rechtschreibfehler enthalten, um angeblich<br />
geschlechtergerecht zu sein, wenn amtliche Schreiben<br />
und Gesetzestexte mühsam entziffert werden<br />
müssen, dann hat eine Ideologie längst die Mitte<br />
der Gesellschaft erreicht. Und jeder, der die deutsche<br />
Sprache verwendet, sollte klar Position<br />
beziehen.<br />
Führt Rechtsgleichheit auch zu<br />
Ergebnisgleichheit?<br />
Weltanschaulicher Ausgangspunkt der Sprachkritik<br />
ist die ostentativ behauptete Benachteiligung<br />
der Frau in unserer Gesellschaft. Abgesehen<br />
davon, dass es „die Frau“ genauso wenig gibt wie<br />
„den Mann“: Frauen sind in unserer Gesellschaft<br />
gegenüber Männern rechtlich gleichgestellt. Nur<br />
führt Rechtsgleichheit <strong>nicht</strong> notwendigerweise <strong>zur</strong><br />
Ergebnisgleichheit; wer diese einfordert, verkennt<br />
einfach die Unterschiede zwischen den Menschen.<br />
Frauen und Männer unterscheiden sich viel zu<br />
stark in ihrem Denken und Fühlen, ihren Interessen<br />
und Lebensentwürfen, in ihren Begabungen und<br />
Schwächen. Deshalb wird es nie zu einer völligen<br />
Gleichheit kommen, was – nebenbei gesagt – eine<br />
ziemlich abschreckende Vorstellung wäre. Doch hat<br />
das alles mit Benachteiligung, mit Ausbeutung und<br />
Unterdrückung <strong>nicht</strong>s zu tun. Schon gar <strong>nicht</strong>s mit<br />
einer angeblich frauenfeindlichen Sprache.<br />
Wenn man Irrtümern folgt ...<br />
Den Forderungen der feministischen Sprachkritik<br />
liegt nämlich ein fundamentaler Irrtum zugrunde:<br />
die Gleichsetzung von Genus und Sexus. Mit<br />
pseudowissenschaftlicher Rhetorik wird behauptet,<br />
Wörter wie Einwohner, Dieb, Kunde oder Student<br />
würden ausschließlich Männer bezeichnen.<br />
Das ist weder vom linguistischen noch vom<br />
psychologischen Standpunkt aus haltbar: Wer<br />
nach der Einwohnerzahl einer Stadt oder der Studentenzahl<br />
einer Universität fragt, wird niemals<br />
bloß die Männer zählen; wer fordert, Diebe sollten<br />
strenger bestraft werden, wird Frauen <strong>nicht</strong> ausnehmen;<br />
und kaum eine Frau, die sich auf einen<br />
Kundenparkplatz stellt, fühlt sich diskriminiert.<br />
Männer sind genauso „mit-gemeint“<br />
Nie bestand in der Vergangenheit Zweifel darüber,<br />
dass maskuline Formen in all diesen Fällen<br />
die Frauen mit-meinen. Feministinnen argumentieren,<br />
Frauen wollten eben <strong>nicht</strong> nur mit-gemeint<br />
sein, sondern explizit erwähnt und dadurch „sichtbar“<br />
werden.<br />
Sie haben aber <strong>nicht</strong> verstanden, dass beim<br />
sogenannten generischen Maskulinum auch Männer<br />
„nur mit-gemeint“ sind. Und oftmals <strong>nicht</strong><br />
einmal das. Auch ein Frauenfußballteam müssen<br />
wir als starken Gegner bezeichnen, obwohl das<br />
Team grammatikalisch sächlich und die betroffenen<br />
Personen weiblich sind. Und bekanntlich<br />
wirbt die Polizei <strong>nicht</strong> mit dem Spruch „Deine<br />
Freundin und Helferin“: grammatisches und<br />
natürliches Geschlecht sind eben zwei Paar Stiefel.<br />
Ihre Vermischung hat zum größten sprachlichen<br />
Unfug der letzten Jahrzehnte geführt.<br />
28<br />
Z für Zukunft
Gender-Taktik<br />
Die Klügerin gibt nach<br />
Doch leider wurden die Konsequenzen <strong>nicht</strong> bedacht.<br />
Wie viele schöne Redewendungen müssten – nähme<br />
man die sogenannte Frauensprache ernst – auf der<br />
Strecke bleiben: Es dürfte keine Sündenböcke<br />
mehr geben und die Ratschläge „Übung macht den<br />
Meister“ und „Der Klügere gibt nach“ gäbe es auch<br />
nur mehr in verstaubten Märchen.<br />
Doch es ist <strong>nicht</strong> durchzuziehen. Sprache entspringt<br />
nun einmal dem mündlichen Gebrauch,<br />
<strong>nicht</strong> dem Reißbrett feministischer Forschung.<br />
Wörter wie KandidatInnen, Leser(innen) oder<br />
Französ/innen sind und bleiben daher papierenes<br />
Phantasiedeutsch. Auch die permanente, ermüdende<br />
Aufzählung von Schülerinnen und Schülern,<br />
Zuschauerinnen und Zuschauern, Politikerinnen<br />
und Politikern ist um <strong>nicht</strong>s besser. Denn<br />
sie führt zu unüberbrückbaren stilistischen und<br />
grammatikalischen Problemen, ist lächerlich und<br />
letztlich undurchführbar.<br />
Geschriebene Sprache hat sich an der gesprochenen<br />
zu orientieren; das tun gegenderte Texte<br />
nie. Sie laufen den Grundregeln guten Stils zuwider<br />
und sind oftmals <strong>nicht</strong> einmal laut vorlesbar.<br />
Was bleibt, ist Chaos<br />
und scheußliches Deutsch<br />
• Sätze wie „Nur 20 % aller Managerinnen sind<br />
Frauen“ fallen heutzutage gar <strong>nicht</strong> mehr auf,<br />
obwohl sie blanker Unsinn sind.<br />
• „Wer nach einem Kochrezept kochen will,<br />
weiß, dass er/sie darin vor der Anleitung die<br />
Zutatenliste findet“, heißt es in einem österreichischen<br />
Schulbuch. Der Satz ist grammatikalisch<br />
schlicht falsch, weil nach dem Fragepronomen<br />
„wer“ kein „sie“ folgen kann.<br />
Sollten <strong>nicht</strong> zumindest Schulbücher vorbildliches<br />
Deutsch enthalten? Wieso passiert so<br />
etwas die Begutachtungskommission?<br />
• Am 6. November 2013 verabschiedete der Tiroler<br />
Landtag ein neues Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />
Darin werden ausschließlich weibliche<br />
Personenbezeichnungen verwendet. So wimmelt<br />
es von Sozialarbeiterinnen, Erziehungswissenschaftlerinnen<br />
und Psychologinnen.<br />
Gemälde © Der Sündenbock, William Holman Hunt, 1854, Lady Lever Art Gallery/UK<br />
Ein Ausdruck allerdings blieb im Maskulinum:<br />
Sexualstraftäter. Da zeigt sich die hässliche<br />
Fratze der feministischen Bewegung.<br />
• Bei der letzten Wahl der Hochschulvertretung<br />
Jahre 2011 lud die HochschülerInnenschaft <strong>zur</strong><br />
ElefantInnenrunde – und bewies damit <strong>nicht</strong> nur<br />
sprachliche Ahnungslosigkeit, sondern auch<br />
Bildungslücken im Bereich Biologie, gibt es<br />
doch nur Elefantenbullen und Elefantenkühe.<br />
• Die Firma „Kleider Bauer“ warb kürzlich in<br />
einem Newsletter folgendermaßen um ihre<br />
jüngsten Kunden: „Stell dir dein Lieblingsoutfit<br />
zusammen, zieh es an und lass dich<br />
von deiner/m Mama/Papa/Begleitung mit dem<br />
Handy oder der Kamera vor unserer Shootingstar-Fotowand<br />
fotografieren.“ So also sieht<br />
kultureller Fortschritt im 21. Jahrhundert aus.<br />
Es blüht eine verarmende Sprache<br />
Es muss allen klar sein: Wer das generische Maskulinum<br />
ablehnt, kann vieles einfach <strong>nicht</strong> mehr<br />
ausdrücken. Die Sätze „Frauen sind die besseren<br />
Zuhörer“ oder „Überraschenderweise war der<br />
Täter eine Frau“ oder „Eders sind Österreicher“<br />
oder „In einer Ehe sollten beide Partner gleichberechtigt<br />
sein“ funktionieren nur, weil die maskulinen<br />
Formen geschlechtsübergreifend verstanden<br />
werden. Dasselbe gilt für zusammengesetzte und<br />
abgeleitete Wörter. Ausdrücke wie Bürgermeister<br />
oder Schülerberater können beim besten Willen<br />
auf keine sinnvolle Weise gegendert werden.<br />
Denn beide Teile des Wortes bestehen aus maskulinen<br />
Personenbezeichnungen.<br />
Foto: © Universitätsklinikum Leipzig / Swen Reichhold<br />
Die „Sündenböckin“<br />
Sie hatte die Idee:<br />
Herr Professorin<br />
Josef Käs<br />
Z für Zukunft<br />
29
Gender-Taktik<br />
Foto: © Wikipedia/Ryan Stubbs (Haljackey)<br />
Wer ist<br />
gefährlicher:<br />
Geisterfahrer<br />
oder Geisterfahrerinnen?<br />
Im Grunde hat<br />
George Orwell diese<br />
Entwicklung in „1984“<br />
bereits beschrieben<br />
Die Sprache wird sexualisiert<br />
Das Schlimmste an dieser Entwicklung: Man<br />
beraubt die Sprache der Möglichkeit, in allgemeinen,<br />
geschlechtsübergreifenden Begriffen zu<br />
sprechen. Dann ist zwar der Wähler ein Mann und<br />
die Wählerin eine Frau. Das geschlechtsneutrale<br />
Wort für eine Person, die wählen geht, ist aber<br />
verschwunden.<br />
Die zentrale Frage sollte daher lauten: Kommt<br />
es bei einer Formulierung auf das Geschlecht der<br />
betroffenen Personen an oder <strong>nicht</strong>? Es ist <strong>nicht</strong><br />
einzusehen, weshalb jeder Sachverhalt, der sich<br />
auf Menschen bezieht, auf die Geschlechterebene<br />
gehoben werden soll.<br />
In der Meldung „Achtung Autofahrer! Auf der<br />
A1 kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen“ ist<br />
weder das Geschlecht der Autofahrer noch des<br />
Geisterfahrers relevant. Deshalb wäre eine Formulierung<br />
wie „Achtung Autofahrerinnen und<br />
Autofahrer! Auf der A1 kommt Ihnen eine Geisterfahrerin<br />
oder ein Geisterfahrer entgegen“<br />
<strong>nicht</strong> nur lächerlich lang; sie würde vor allem<br />
den Fokus in sinnloser Weise von der Sache, der<br />
Gefahr weg auf die Geschlechterebene lenken.<br />
Weswegen – so muss man fragen – soll uns<br />
die Trivialität ständig vor Augen geführt werden,<br />
dass es unter den Menschen Männer und<br />
Frauen gibt? In den meisten Situationen spielt<br />
doch das Geschlecht gar keine Rolle. Und das<br />
ist auch gut so und ist sicherlich auch das Ergebnis<br />
veränderter Geschlechterrollen. Dennoch soll<br />
dem biologischen Geschlecht beim Gendern ein<br />
Gewicht verliehen werden, das es gar <strong>nicht</strong> hat<br />
oder zumindest <strong>nicht</strong> haben sollte. Die penetrante<br />
Betonung des Geschlechts führt so zu einer<br />
subtilen Form der Diskriminierung, nach dem<br />
Motto: Seht her, Frauen gehören auch dazu!<br />
Quelle von Missverständnissen<br />
Außerdem führt exzessives Gendern zu veritablen<br />
Missverständnissen. Eine Meldung wie „Lehrer<br />
fordern mehr Durchgriffsrechte gegenüber verhaltensauffälligen<br />
Schülern“ müsste nach feministischer<br />
Auffassung so verstanden werden,<br />
dass die Forderung nur von männlichen Lehrern<br />
erhoben wurde und sich nur auf Burschen<br />
bezieht. Über die Lehrerinnen und die Schülerinnen<br />
würde <strong>nicht</strong> nur <strong>nicht</strong>s ausgesagt, ein solcher<br />
Satz würde vielmehr nahelegen, dass die weiblichen<br />
Lehrer keinen Bedarf an schärferen Erziehungsmaßnahmen<br />
sähen.<br />
Sind wir einer Minderheit hörig?<br />
Ginge es beim Gendern nur um eine vorübergehende<br />
Modeströmung, könnte man die ganze<br />
Bewegung locker ignorieren. In Wirklichkeit<br />
jedoch maßt sich eine Minderheit an, darüber zu<br />
befinden, wie in Schulen, Medien, Politik und Wissenschaft<br />
gesprochen werden soll.<br />
Alle Umfragen zeigen: Weit über 80 % der<br />
Menschen, auch eine erdrückende Mehrheit der<br />
Frauen, lehnen die sogenannte gendergerechte<br />
Sprache ab – insbesondere die unlesbaren Formen<br />
wie das Binnen-I oder Schrägstrichballungen.<br />
Wie ist es dennoch möglich, dass wir zunehmend<br />
mit hässlichen Sprachungetümen feministischer<br />
Provenienz traktiert werden? Wieso widerspricht<br />
niemand, wo doch die Konsequenzen für<br />
Logik, Verständlichkeit, Ästhetik und sprachlichen<br />
Reichtum offensichtlich verheerend sind?<br />
Es geht ja keineswegs darum, durch korrektes<br />
Argumentieren, durch intellektuelle Überzeugungsarbeit<br />
legitime Ansprüche zu erheben<br />
und die eine oder andere gesellschaftliche<br />
Veränderung herbeiführen zu wollen. Vielmehr<br />
soll richtiges Sprechen und Schreiben richtiges<br />
Denken <strong>zur</strong> Folge haben; das ist die Methode<br />
jeder Ideologie. Im Grunde handelt es sich um<br />
einen ähnlichen Vorgang, wie ihn George Orwell<br />
in seinem berühmten Buch 1984 beschrieben<br />
hat: Eine künstlich geschaffene Sprache soll die<br />
30<br />
Z für Zukunft
Gender-Taktik<br />
Kommunikation der Menschen im Sinne der<br />
herrschenden Doktrin steuern, die richtigen<br />
Ideen, Assoziationen und Gefühle begünstigen<br />
und gewisse Gedanken unmöglich <strong>machen</strong>.<br />
Dass dadurch das Verständnis älterer Texte<br />
massiv erschwert wird, sei nur am Rande<br />
erwähnt.<br />
Sich Gender-Beauftragte sparen<br />
Ich plädiere daher dafür, den Geschlechterkampf<br />
zu beenden, die deutsche Sprache <strong>nicht</strong><br />
weiter zu verunstalten und etliche Genderbeauftragte<br />
einzusparen.<br />
Vielleicht bliebe dann genügend Energie,<br />
damit alle Professoren – männliche wie weibliche<br />
– sich ganz der Forschung und Lehre widmen<br />
können. Unserer Gesellschaft wäre damit<br />
mehr gedient als durch eine Flut von Leitfäden<br />
zum geschlechtssensiblen Formulieren.<br />
Wollten die Gender-Ideologen <strong>nicht</strong> die<br />
Gleichstellung der Geschlechter? Warum<br />
drängen sie dann so vehement auf die<br />
Unterschiedlichkeit in der Sprache?<br />
Tomas Kubelik, 1976 in der<br />
Slowakei geboren, wuchs in<br />
Stuttgart auf und studierte Germanistik<br />
und Mathematik. 2005<br />
promovierte er zum Dr. phil. Er ist<br />
als Gymnasiallehrer für Deutsch<br />
und Mathematik tätig. Kürzlich<br />
erschien im Projekte-Verlag Halle<br />
sein Buch „Genug gegendert!“<br />
Eine Kritik der feministischen<br />
Sprache, in dem er die Argumente<br />
der feministischen Sprachkritik<br />
überzeugend und allgemeinverständlich entkräftet.<br />
ISBN: 9783954862511<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Universal Electrics zahlt<br />
35 Mrd. $ wegen<br />
sexueller Diskriminierung<br />
(New York) Aufgrund persönlicher sexueller Neigungen wollte der schwule<br />
Marco S. mit zwei „männlichen“ Elektro-Steckverbindungen bei einer Gay-Party<br />
das Sound-System in Gang setzen. Dabei wurde er von Stromstößen erfasst und<br />
erlitt an empfindlichen Körperteilen Verbrennungen ersten Grades.<br />
Der Veranstalter der Party, ein Schwulen-Lesben-Club, verklagte daraufhin<br />
den Hersteller der Stecker „Universal Electrics“ wegen Diskriminierung<br />
aufgrund von sexuellen Neigungen.<br />
Marco S. verabscheut alles Heterosexuelle und konnte aufgrund psychischen<br />
Drucks keine hetero-elektrischen Verbindungen mehr benützen. Da<br />
aber herkömmliche Steckverbindungen ausschließlich „hetero“ konzipiert<br />
sind, gab das Gericht in letzter Instanz der Klage statt und bestätigte den<br />
Tatbestand der sexuellen Diskriminierung.<br />
Dieses Urteil dient nun als Präzedenzfall und zieht eine Flut von Klagen<br />
nach sich. International haben Elektro-Großkonzerne bereits begonnen, für die<br />
zu erwartenden Schadensforderungen Rücklagen in Milliardenhöhe zu bilden.<br />
Unter dem Arbeitstitel „Safer Stex“ hat eine Forschungsabteilung des<br />
deutschen Max-Pranck-Instituts ein Hochtechnologie-Entwicklungsprogramm<br />
eingeleitet für Stex-Verbindungen, die allen homo-, lesben- und transelektrischen<br />
Anforderungen gerecht werden. Sogar eine hydraulisch verwandelbare<br />
Bi-Stex-Funktionalität ist vorgesehen.<br />
Aufgrund der zu erwartenden Billiarden-Investitionen, die weltweit in der<br />
Elektro- und Immobilien-Industrie zu erwarten sind, wird der deutsche Stex-<br />
Technologie-Vorsprung ein Wirtschaftswachstum von 6 % erwarten lassen.<br />
-Satire<br />
Z für Zukunft<br />
31
Gender-Taktik<br />
Verschleiern und<br />
verharmlosen Die Strategie der Gender-Lobby<br />
Mathias von Gersdorff<br />
Foto: © Wikipedia/Trying burqa/Marius Arnesen<br />
Mit positiv<br />
besetzten<br />
Wörten Übles<br />
beschreiben –<br />
das verschleiert<br />
Der Begriff „Gender“ schwirrt schon<br />
lange herum, wurde aber von der<br />
großen Mehrheit wenig beachtet.<br />
Das änderte sich schlagartig mit<br />
einer Petition des Realschullehrers<br />
Gabriel Stängle unter dem Motto „Kein Bildungsplan<br />
2015 unter der Ideologie des Regenbogens“.<br />
Diese Petition, gestartet Ende 2013, wurde von<br />
fast 200 000 Personen unterschrieben. Stängles<br />
Aktion richtete sich gegen die Einführung von<br />
„Gender“ als Querschnittsthema in den Schulen<br />
Baden-Württembergs.<br />
Diese Maßnahme bedeutete konkret, dass<br />
ab dem ersten Grundschuljahr Gender in allen<br />
Fächern berücksichtigt werden sollte. Der erste<br />
Entwurf des „Bildungsplans 2015“ sah eine regelrechte<br />
Indoktrination der Schulkinder vor.<br />
Unmut fand seinen Ausdruck<br />
Kein Wunder, dass es seitdem in Baden-Württemberg<br />
<strong>nicht</strong> <strong>zur</strong> Ruhe kommt: In Stuttgart fanden<br />
inzwischen zehn Demonstrationen statt, acht<br />
davon organisiert vom Aktionsbündnis „DEMO für<br />
ALLE“ unter der Leitung von Hedwig von Beverfoerde<br />
(siehe Interview auf Seite 69). Zudem gab<br />
es viele Proteste in Form von Postkartenaktionen,<br />
Infotischen in Fußgängerzonen, Aufklärungsvorträgen<br />
etc. Im Ländle hat sich sozusagen eine<br />
regelrechte Bewegung gegen „Gender in der<br />
Schule“ gebildet, die bundesweit Aufmerksamkeit<br />
erregt hat.<br />
Das Interesse an diesem Thema führte auch<br />
dazu, dass etliche kritische Bücher über Gender<br />
in die Buchhandlungen gekommen sind; heute<br />
hat man es leichter, hilfreiche Literatur über<br />
32<br />
Z für Zukunft
Gender-Taktik<br />
Hintergründe von Gender zu finden. Vertreter<br />
der baden-württembergischen Landesregierung<br />
aus Bündnis90/Die Grünen und der SPD haben<br />
die Reaktionen gegen den Bildungsplan zunächst<br />
<strong>nicht</strong> ernst genommen und nannten die Gegner<br />
homophob, ewiggestrig, christliche Fundamentalisten<br />
etc. – also die üblichen Totschlag-Begriffe.<br />
Die Jungen Grünen gar bezeichneten die Demonstranten<br />
als „homophoben Schlossplatz-Mob“.<br />
Strategie-Änderung<br />
Aber die Bildungsplan-Gegner ließen sich <strong>nicht</strong><br />
einschüchtern, die Proteste wurden immer stärker,<br />
immer mehr Eltern erfuhren, was die grünrote<br />
Landesregierung mit ihren Kindern vorhat,<br />
und die Regierungsvertreter kamen zunehmend<br />
in Erklärungsnot.<br />
Die Gender-Befürworter änderten ihre Strategie<br />
und behaupteten, die Kritik an den Bildungsplänen<br />
und an Gender überhaupt sei völlig übertrieben. So<br />
behauptete die Journalistin Veronika Wawatschek<br />
in der stark beachteten Sendung für den Bayerischen<br />
Rundfunk „Außerparlamentarische Opposition<br />
von christlich-rechts?“, gesendet am 19. Februar<br />
2015, es ginge lediglich um Gleichstellung<br />
von Mann und Frau und um die Vermeidung von<br />
Gewalt gegenüber Homosexuellen.<br />
Dieses Argumentationsmuster entspricht ganz<br />
dem von Ministerpräsident Kretschmann: Für<br />
ihn sei die ganze Diskussion lediglich das Produkt<br />
eines großen Missverständnisses. O-Ton am<br />
8. April 2014 in der „Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung“ (FAZ): „Unser Ziel ist es, dass die Schule<br />
zu einem von Vorurteilen und Diskriminierungen<br />
freien Raum wird.“<br />
Bildungshoheit bei der LSBTTIQ-Lobby?<br />
Zu diesem Zeitpunkt war schon allgemein<br />
bekannt, dass die entsprechenden Stellen im<br />
Entwurf des Bildungsplans von LSBTTIQ-Lobbygruppen<br />
fast komplett redigiert wurden.<br />
Heike Schmoll schrieb am 24. Januar 2014 auf<br />
der ersten Seite der FAZ im Hauptkommentar,<br />
wichtige Stellen des „Erziehungsschwerpunktes<br />
Akzeptanz sexueller Vielfalt“ seien maßgeblich<br />
von Lobbygruppen bestimmt worden: „Allerdings<br />
Foto: © Wikipedia/Capital Pride Festival 2015/S. Pakhrin<br />
zeugt es <strong>nicht</strong> von allzu großer Klugheit in Stuttgart,<br />
nahezu wörtlich die Ziele einschlägiger Interessengruppen<br />
in den neuen Entwurf für den Bildungsplan<br />
zu übernehmen.“<br />
Schon am 14. Januar 2014 hatte die FAZ auf<br />
Seite 1 berichtet, der Entwurf <strong>zur</strong> Durchsetzung<br />
der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ an den Schulen<br />
Baden-Württembergs sei auf „Druck von Lobbyisten“<br />
entstanden: „Nach Informationen dieser Zeitung<br />
stand das Kultusministerium bei der Abfassung<br />
des Arbeitspapiers unter Zeitdruck sowie<br />
unter großem Einfluss von Lobbyverbänden.“<br />
Diese Vorgehensweise wurde von der „Evangelischen<br />
Lehrer- und Erziehungsgemeinschaft“<br />
in Württemberg kritisiert: „Zum Thema ‚sexuelle<br />
Vielfalt‘ sei nur mit drei Interessengruppen<br />
gesprochen worden“, so die FAZ. Im Bericht<br />
„Von der Vielfalt und der Einfalt“, ebenfalls am<br />
14. Januar 2014 erschienen, berichtet die FAZ:<br />
„Von Seiten der Kirchen sei deutlich Kritik geäußert<br />
worden, man sei dann überrascht gewesen,<br />
dass diese Diskussion auf das am 18. November<br />
2013 verfasste Arbeitspapier keinen Einfluss<br />
gehabt habe. Man habe angedeutet, dass der<br />
Druck der Lobby-Gruppen, also der Lesben- und<br />
Schwulenverbände, ausgesprochen stark sei.“<br />
Beschwichtigung<br />
Das ganze Projekt „Bildungsplan 2015“ drohte<br />
für die grün-rote Landesregierung zum Fiasko zu<br />
werden; sie musste nun unbedingt beweisen, dass<br />
sie <strong>nicht</strong> vorhatte, ein radikales Umerziehungs-<br />
Der Druck der<br />
LSBTTIQ-Lobbygruppen,<br />
also der<br />
Lesben- und<br />
Schwulenverbände,<br />
auf die Politik ist<br />
ausgesprochen stark<br />
Als ob es<br />
um Gleichberechtigung<br />
und Gewaltvermeidung<br />
ginge ...<br />
Z für Zukunft<br />
33
Gender-Taktik<br />
Jutta Hartmann entwarf<br />
eine Pädagogik,<br />
die die Dekonstruktion<br />
der Geschlechter schon<br />
bei den Schülern<br />
möglichst gründlich<br />
bewirken könnte<br />
Foto: © Alice Salomon Hochschule Berlin<br />
programm einzuführen. Schützenhilfe erhielten<br />
Kretschmann & Co. von der baden-württembergischen<br />
Presse, die fast ausnahmslos die Position<br />
der Landesregierung verteidigt; auch diese beteuerte<br />
stets, es ginge bloß um Gleichstellung von<br />
Mann und Frau sowie um Gewaltvermeidung.<br />
Wer so argumentiert, der verharmlost und verschleiert,<br />
was „Gender“ wirklich ist: Eine pseudoreligiöse<br />
fanatische Ideologie, die ein völlig neues<br />
Menschenbild einführen will. Gender strebt<br />
<strong>nicht</strong>s Geringeres an als eine anthropologische<br />
Revolution, so Papst Benedikt XVI. in seiner<br />
Ansprache beim Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium<br />
am 21. Dezember 2012.<br />
Nur wache Köpfe<br />
lassen sich <strong>nicht</strong> manipulieren<br />
Wer <strong>nicht</strong> auf die Verharmlosungsstrategie der<br />
Gender-Ideologen hereinfallen will, sollte sich die<br />
Radikalität einiger ihrer Texte vor Augen führen:<br />
„Geschlecht, Sexualität und Lebensform als<br />
gänzlich gesellschaftlich hervorgebracht begreifend,<br />
arbeite ich eine Vorstellung von Handlungsfähigkeit<br />
heraus, die die Möglichkeit bewusster<br />
Aktivität gegenüber Normen und ein Neuentwerfen<br />
von Existenz- und Lebensweisen beinhaltet.“<br />
Das Projekt »Z« fördern:<br />
Spenden • Inserieren • Sponsern<br />
Mit Ihrer Hilfe kann<br />
die »Z« eine<br />
deutliche Stimme<br />
im Lande werden<br />
www.ZwieZukunft.de<br />
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IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Das schrieb Professorin Jutta Hartmann im<br />
Jahr 2002 in „Vielfältige Lebensweisen – Dynamisierungen<br />
in der Triade Geschlecht – Sexualität<br />
– Lebensform. Kritisch-dekonstruktive Perspektiven<br />
für die Pädagogik“. Hartmann war eine<br />
der wichtigsten Exponenten der sog. „Dekonstruktiven<br />
Pädagogik“. Diese unterwirft sämtliche<br />
grundlegenden Denkmodelle der Moderne – wie<br />
Vernunft, Subjekt, Identität, Einheit, Emanzipation<br />
oder Fortschritt – einer radikalen Kritik bis<br />
hin <strong>zur</strong> Verneinung der Existenz der Realität, für<br />
die diese Begriffe stehen.<br />
Als Hartmanns Buch erschien, spielten Themen<br />
wie „Gender“, „Dekonstruktion der Geschlechter“<br />
und „Vielfalt sexueller Orientierung“ außerhalb<br />
von Universitäten noch kaum eine Rolle.<br />
Wer die Kinder hat,<br />
hat die nächste Generation<br />
Doch es gab große Pläne, Gender & Co. in der<br />
Gesellschaft zu implementieren, am besten durch<br />
die Schule. Deshalb machten sich Jutta Hartmann<br />
und andere ans Werk, eine Pädagogik zu entwerfen,<br />
die die Dekonstruktion der Geschlechter<br />
schon bei den Schülern möglichst gründlich betreiben<br />
könnte – die „Dekonstruktive Pädagogik“.<br />
Schon damals gab es Versuche, solche Konzepte<br />
in den Schulen umzusetzen, zum Beispiel<br />
die „schwul-lesbischen Aufklärungsprojekte“.<br />
Franz Timmermann (er brachte viele Jahre später<br />
zusammen mit Elisabeth Tuider das skandalöse<br />
Praxisbuch „Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />
zu Identitäten, Beziehungen, Körper<br />
und Prävention für Schule und Jugendarbeit“ heraus)<br />
schrieb damals eine „Evaluation schwul-lesbischer<br />
Aufklärungsprojekte in Schulen“.<br />
Dort steht: „Die scheinbare Eindeutigkeit konstruierter<br />
Systeme, die die Menschen entweder<br />
in ‚Männer‘ oder ‚Frauen‘ bzw. ‚Hetero-‘ oder<br />
‚Homosexuelle‘ einteilen, ist die Grundlage eines<br />
binären, biologistischen, essentialistischen, fundamentalistischen<br />
und totalitären Denkens, das<br />
die Welt nur in Polaritäten wahrnehmen will und<br />
kann. … In letzter Konsequenz läuft diese Perspektive<br />
auf eine moralische Unterscheidung in<br />
‚Gut‘ und ‚Böse‘ hinaus.“<br />
34<br />
Z für Zukunft
Gender-Taktik<br />
In diesem Sinne schrieb auch der kanadische<br />
Soziologe Michel Dorais 1999 in seinem<br />
Buch „Éloge de la Diversité Sexuelle“ (Lob der<br />
sexuellen Vielfalt): „Seit wir angefangen haben,<br />
die Schubladen ‚Männer‘ und ‚Frauen‘, ‚männlich‘<br />
und ‚weiblich‘, ‚heterosexuell‘ und ‚homosexuell‘<br />
zu kreieren, haben wir aus dem Auge<br />
verloren, was ein sexualisiertes Sein und was<br />
eine Bevölkerung in ihrer Vielfalt ist.“<br />
Am ehrgeizigsten waren die englischsprachigen<br />
Feministinnen, man braucht nur in den<br />
Büchern von US-amerikanischen Autorinnen<br />
wie Judith Butler zu blättern.<br />
Die Kritiker übertreiben ja nur ...<br />
Zurzeit wollen die Gender-Ideologen von diesen<br />
radikalen Thesen wenig wissen; werden sie auf<br />
solche theoretischen Texte angesprochen, antworten<br />
sie, man würde übertreiben. Verharmlosen<br />
und Verschleiern ist <strong>zur</strong>zeit die Taktik<br />
der Gender-Ideologen, eine Reaktion auf den<br />
gewaltigen Widerstand gegen die Einführung<br />
dieser Ideologie an den Schulen.<br />
Wer noch bei klarem Verstand ist und<br />
erkennt, dass Gender eine Doktrin wider jede<br />
Vernunft ist, sollte stets bemüht sein zu zeigen,<br />
wie radikal und gefährlich diese Ideologie ist.<br />
Die Grundlagentexte müssen bekannt gemacht<br />
werden, denn diese sprechen für sich, zumindest<br />
für jeden normal denkenden Menschen.<br />
Mathias von Gersdorff ist Leiter<br />
der Aktion „Kinder in Gefahr“<br />
und Autor mehrerer Bücher, darunter<br />
„Gender – was steckt dahinter“,<br />
erschienen 2015 im Verlag „Media<br />
Maria“.<br />
ISBN 978-3-945401-14-9<br />
Foto: © BZgA<br />
Herr Gröhe, das ist<br />
aber <strong>nicht</strong> zum Lachen!<br />
Der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe präsentiert die 15<br />
Mio. Euro teure Kampagne „LIEBESLEBEN“. 65 000 dieser „lustigen“<br />
Plakate sind inzwischen affichiert, etliche davon vor Bushaltestellen<br />
und Schulen, damit unsere Kinder auch ganz sicher erfahren, wie<br />
einfach solche akrobatischen Stellungen eigentlich seien. Will Herr<br />
Gröhe sagen: „Probierts einfach aus, Hauptsache mit Kondom!“ – ?<br />
Diese anregenden Bilder befinden sich aber auch vor den Toren von<br />
Flüchtlingsunterkünften. Was bewirkt das bei den vorwiegend muslimischen<br />
Männern dort? Zu irgendetwas wird sie das schon anregen<br />
– den Text verstehen sie wohl eher <strong>nicht</strong>.<br />
Die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA) gibt<br />
vor, damit über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten aufklären<br />
zu wollen. „Wird damit <strong>nicht</strong> Sex als ‚bedeutungsloser, leicht<br />
zu konsumierender Spaß‘ dargestellt, an dessen mögliche Konsequenzen<br />
man dank Kondomen keinen Gedanken mehr verschwenden muss?<br />
Dabei gibt es auch sexuell übertragbare Krankheiten, vor denen Kondome<br />
<strong>nicht</strong> zu 100 % schützen – damit wird eine falsche Sicherheit<br />
suggeriert“, so Dr. Jakob Pastötter (siehe Seite 78).<br />
„De facto propagiert die Kampagne genau das promiskuitive Verhalten,<br />
das eine der Hauptursachen für zerstörte Familienbeziehungen und<br />
sexuell übertragbare Krankheiten ist“, sagt Frau von Beverfoerde.<br />
Oder macht Herr Gröhe nur gute Miene zum bösen Spiel? Als aktivem<br />
Christen ist ihm ja bewusst, dass eine Treue-Beziehung zum eigenen<br />
Ehepartner der allerbeste Schutz ist gegen Aids und andere Geschlechtskrankheiten.<br />
Muss er von Berufs wegen etwas vertreten, was ihm persönlich<br />
gar <strong>nicht</strong> lieb ist – deshalb das allzu gezwungene Lächeln?<br />
Unterstützten Sie die Protest-Petition:<br />
www.citizengo.org/de/pc/35049-sex-plakate-der-bzga-stoppen<br />
Z für Zukunft<br />
35
Gender-Blüten<br />
Freie Fahrt ins Irrenhaus<br />
New York City verabschiedet Transgender-Gesetz<br />
Gabriele Kuby<br />
Foto: © Montage Agentur PJI UG/Manahtan/AngMoKio<br />
Der Anteil von<br />
Transgender in der<br />
Bevölkerung<br />
liegt im<br />
Promille-Bereich<br />
Kürzlich, nach einem Vortrag, kam<br />
eine Person auf mich zu und sprach<br />
mich an: „Ich bin transident.“ Wir<br />
kamen ins Gespräch. Sie sei zwar<br />
Frau und Mutter von drei Kindern,<br />
aber sie fühle sich als Mann. „Da drüben steht<br />
mein Schatz“: Ein Schrank von einem Mann mit<br />
Stöckelschuhen und roten Lippen.<br />
Je länger wir sprachen, umso mehr flammten<br />
Wut und Schmerz aus ihren Augen, was ihr alles<br />
angetan worden und wie schrecklich ihr Leben<br />
sei, in dem ihr das Gehirn eine andere Botschaft<br />
gebe als der Körper. Ich fragte: „Und wie wäre<br />
es, wenn Sie all diesen Schmerz loswerden könnten?“<br />
Die Antwort: „Das wäre das Paradies.“ Mit<br />
Tränen in den Augen ging sie weg.<br />
Ein Fass ohne Boden<br />
Wer dachte, die Forderungen der Homosexuellen-<br />
Bewegung könnten irgendwann erfüllt sein und<br />
dann zum Halten kommen, der irrt: Nun befinden<br />
wir uns am Beginn der Transgenderwelle.<br />
Die LGBT-Bewegung in den USA hat den<br />
November zum „Transgender Awareness Month“<br />
ausgerufen und kämpft darum, dass in den Schulen<br />
außer dem „National Coming-Out Day“ auch<br />
noch ein „Transgender Awareness Day“ eingeführt<br />
wird, an dem Kinder lernen sollen, dass sie<br />
ihr Geschlecht beliebig wählen können.<br />
Zuerst New York, dann Europa,<br />
später der Rest der Welt<br />
Vorreiter ist New York City (NYC). Die „New York<br />
City Commission on Human Rights“ (Menschen-<br />
36<br />
Z für Zukunft
Gender-Blüten<br />
rechtskommission) hat Ausführungsbestimmungen<br />
erlassen, wie das „New York City Human<br />
Rights Law“ konkret umgesetzt werden muss<br />
(NYCHRL, Local Law No. 3 (2002) Code §8-<br />
102(23)).<br />
Ziel dieser gesetzlichen Bestimmungen ist<br />
es, Diskriminierung aufgrund der Gender-Identität<br />
in öffentlichen Institutionen, dem Hotelgewerbe,<br />
auf dem Wohnungsmarkt und am Arbeitsplatz<br />
zu verhindern und juristisch zu verfolgen.<br />
Das Geschlecht, die „Gender-Identität“, solle frei<br />
wählbar sein, denn das Geschlecht, mit dem ein<br />
Mensch auf die Welt kommt, sei nur „zugeschrieben“.<br />
Das NYCHRL definiert den Begriff „Gender-<br />
Identität“ so:<br />
„Gender-Identität ist das innere, tief empfundene<br />
Gefühl des eigenen Geschlechts, welches<br />
dasselbe oder ein anderes Geschlecht sein kann<br />
als jenes, das einem bei der Geburt zugeschrieben<br />
wurde. Die Gender-Identität kann männlich<br />
oder weiblich sein, keines von beiden oder beides,<br />
d. h. sie ist <strong>nicht</strong> bi-polar.“<br />
Wer <strong>nicht</strong> transgender ist,<br />
ist „cisgender“<br />
Damit niemand auf die Idee kommt, die heterosexuelle<br />
Identität als Mann oder Frau wäre normal,<br />
werden alle, die „<strong>nicht</strong> transgender“ sind,<br />
also mehr als 99 Prozent der Menschheit, als „Cisgender“<br />
definiert, nämlich als Personen, „deren<br />
Selbst-Identität mit dem Gender übereinstimmt,<br />
welches mit dem bei der Geburt zugeschriebenen<br />
biologischen Geschlecht (sex) korrespondiert“.<br />
Das Normale soll durch einen abnormalen Begriff<br />
seiner Normalität beraubt werden.<br />
ist das gewünschte Geschlecht, der gewünschte<br />
Name, das gewünschte Pronomen der Person, die<br />
sich mit dem „bei der Geburt zugeschriebenen<br />
Geschlecht“ derzeit <strong>nicht</strong> identifiziert.<br />
Wenn ein Büroangestellter oder vielleicht ein<br />
Hotelportier eines Tages mit hohen Schuhen im<br />
rosa Röckchen mit lackierten Fingernägeln und<br />
Lidschatten erscheint, so darf der Arbeitgeber<br />
daran keinen Anstoß nehmen.<br />
Sollte ihm eine Missfallensäußerung entfahren,<br />
so hat der Angestellte ein Recht, ihn zu verklagen;<br />
dabei spielen der Ernst oder die Häufigkeit des<br />
geäußerten Missfallens keine Rolle („severity or<br />
pervasiveness of the harassment is irrelevant“).<br />
Falls der Arbeitgeber den/die/das Transgender<br />
daraufhin in irgendeiner Weise <strong>zur</strong>ücksetzt, etwa<br />
auf Beförderung verzichtet, so ist dies gesetzwidrig,<br />
und zwar auch dann, wenn sich herausstellt,<br />
dass die Klage unberechtigt war.<br />
Es wird empfohlen, dass Institutionen dadurch<br />
Verstöße gegen das NYCHRL vermeiden, dass sie<br />
jeden danach fragen, mit welchem Namen oder<br />
Pronomen er angeredet werden möchte, damit<br />
sich Transgender-Personen durch solche Fragen<br />
<strong>nicht</strong> diskriminiert fühlen (§ 3,1).<br />
Damit niemand<br />
auf die Idee<br />
kommt, Heterosexualität<br />
wäre<br />
normal:<br />
Wer <strong>nicht</strong><br />
transgender ist,<br />
ist „cisgender“<br />
Die Diskriminierungs-Willkür<br />
Diskriminierung liegt vor, wann immer jemand<br />
sich ablehnend gegenüber einem/r Transgender<br />
(Transgender*in?) verhält oder auch nur<br />
Menschen mit unterschiedlichem Gender unterschiedlich<br />
behandelt. Dabei spielt es keine Rolle,<br />
ob die/der/das Transgender tatsächlich eine juristische<br />
Geschlechtsänderung vorweisen kann<br />
oder <strong>nicht</strong>. Sollte ein Arbeitgeber danach fragen,<br />
wäre das Diskriminierung. Was allein zählt,<br />
Foto: © Bildzitat: Ausschnitt BILD<br />
Z für Zukunft<br />
37
Gender-Blüten<br />
Sebastian Berggren<br />
zeigt das Konzept des<br />
dualen Geschlechts<br />
im Musical<br />
„Wild Side Story“.<br />
1999, Stockholm<br />
Foto: © Wikipedia/Musical-<br />
Produktion F.U.S.I.A.<br />
Es gibt in unserer Gesellschaft noch Orte,<br />
die man lieber aufsucht, wenn sie dem gleichen<br />
Geschlecht vorbehalten sind, etwa Waschräume,<br />
Toiletten und Umkleidekabinen. Dies ist insbesondere<br />
für Frauen wünschenswert, da sie der<br />
Gefahr sexueller Belästigung besonders ausgesetzt<br />
sind, und zwar <strong>nicht</strong> nur in der Silvesternacht<br />
2015/20<strong>16</strong> am Kölner Hauptbahnhof, sondern<br />
massenhaft im Alltag.<br />
Welche Lokalität soll nun der/die/das Transgender<br />
aufsuchen? Darüber gibt es in<br />
den USA eine nationale Debatte.<br />
Präsident Obama hat mit der<br />
Einführung einer Unisex-Toilette<br />
im Weißen Haus aller<br />
Welt den Weg gewiesen: eine<br />
dritte Kategorie von Toiletten,<br />
die Transgendern die Entscheidung<br />
über ihr Geschlecht<br />
erspart.<br />
Diese salomonische Obama-<br />
Lösung ist für das NYCHRL unbefriedigend<br />
(III, 2): Transgender sollen<br />
die „single-sex facility“ benutzen<br />
dürfen, die dem Geschlecht<br />
ihrer Wahl entspreche,<br />
„unabhängig<br />
von dem bei der<br />
Geburt zugeschriebenen<br />
Geschlecht,<br />
der Anatomie, der<br />
medizinischen Vorgeschichte,<br />
der Erscheinung<br />
oder dem Eintrag im Personalausweis“, denn<br />
die Entscheidung über das Geschlecht sei ja ein tief<br />
innerliches Gefühl (s. o.).<br />
Es darf also eine MTF (male to female) das<br />
Frauenklo benutzen und ein FTM (female to<br />
male) das Männerklo, auch wenn FTM mit gewissen<br />
schritthohen Uriniergefäßen Schwierigkeiten<br />
haben dürfte und sich Frauen im Schwimmbad<br />
lieber <strong>nicht</strong> in Gemeinschaft mit MTF umkleiden<br />
möchten, deren Geschlecht, sofern es <strong>nicht</strong><br />
amputiert wurde, spätestens dann eindeutig zu<br />
erkennen ist.<br />
Das „gefühlte“ Geschlecht<br />
Auch die Teilnahme an geschlechtsspezifischen<br />
Programmen muss Transgendern gestattet werden:<br />
Wenn ein Mann z. B. gerne an einer Frauengruppe<br />
teilnehmen möchte, braucht er nur<br />
zu behaupten, er fühle sich als Frau, um in der<br />
Frauengruppe Einlass erzwingen zu können – und<br />
umgekehrt. Ein Nachweis des Geschlechtswechsels<br />
darf hierfür <strong>nicht</strong> verlangt werden (III, 2, c).<br />
Um Verstößen gegen das NYCHRL<br />
vorzubeugen, wird empfohlen,<br />
dass Arbeitgeber und<br />
öffentliche Einrichtungen<br />
ihr Personal regelmäßigen<br />
Schulungen unterziehen,<br />
in denen die Belegschaft<br />
lernt, eine Umgebung<br />
zu schaffen, die frei von „Sex-<br />
Stereotypen“ ist. Ausgemerzt<br />
werden sollen alle Indikatoren,<br />
die bisher signalisierten, ob<br />
jemand ein Mann oder eine Frau<br />
ist, denn das sperre ihn/sie/es in<br />
Schubladen, wodurch er/sie/es<br />
der freien, geschlechtsunabhängigen<br />
Selbstbestimmung<br />
verlustig<br />
gehe.<br />
Dabei bleibt die<br />
Frage offen, wie denn<br />
mit den Geschlechtsstereotypen<br />
von<br />
Transgendern umzugehen<br />
sei, die ja in der Rege besonders auffällig<br />
<strong>zur</strong> Schau gestellt werden. Auch soll das Personal<br />
darin geschult werden, Verstöße gegen das NYCHRL<br />
zu erkennen und innerbetrieblich zu melden – ohne<br />
Furcht vor negativen Konsequenzen (III, 8).<br />
Geschlecht wählbar –<br />
aber <strong>nicht</strong> die Frisur<br />
Arbeitgeber etwa von Restaurants oder Bars dürfen<br />
ihren männlichen und weiblichen Angestellten<br />
keinen unterschiedlichen Dress-Code vorschreiben:<br />
also High-Heels und Lidschatten für<br />
alle oder für keinen! Empfohlen wird, Männern<br />
38<br />
Z für Zukunft
Gender-Blüten<br />
und Frauen ein einheitliches Erscheinungsbild<br />
vorzuschreiben, z. B. Pferdeschwanz oder kurze<br />
Haare für alle. Das Geschlecht ist wählbar, <strong>nicht</strong><br />
aber die Frisur!<br />
Befindet sich ein Individuum gerade im Prozess<br />
des Übergangs von einem Geschlecht zum<br />
anderen, so muss die betriebliche Krankenkasse<br />
die ganze Bandbreite therapeutisch-medizinischer<br />
Maßnahmen bezahlen, als da sind: Hormonbehandlung,<br />
Stimmtraining, Operationen. Die<br />
Behandlung darf während der Arbeitszeit erfolgen<br />
und darf vom Arbeitgeber <strong>nicht</strong> anders eingestuft<br />
werden als eine Krankheit.<br />
New York City meint es ernst: Es können Strafen<br />
bis zu 125 000 US-Dollar verhängt werden<br />
und bis zu 250 000 Dollar, wenn es sich um „mutwilliges<br />
und bösartiges Verhalten“ handelt.<br />
Ganz neue Möglichkeiten<br />
Wir wollen aber auch das Positive sehen; das<br />
NYCHRL eröffnet den New Yorkern ganz neue<br />
Möglichkeiten:<br />
Angenommen, ein Mann hat mit seinem Nachbarn<br />
Ärger. Er zieht sich einen Minirock an, stopft<br />
Skihandschuhe unter sein T-Shirt, schminkt sich<br />
die Lippen rot und klingelt an der Haustür seines<br />
Nachbarn und verlangt, dass er seinen Fernseher<br />
leiser stellt. Der Mann presst die Hand vor<br />
den Mund, um sein Lachen zu unterdrücken und<br />
knallt ihm die Türe vor der Nase zu: Anklage<br />
wegen Diskriminierung.<br />
Angenommen, eine Frau wird am Arbeitsplatz<br />
gemobbt; ihre Beschwerden beim Chef fruchten<br />
<strong>nicht</strong>s. Sie erscheint mit Anzug, Krawatte und<br />
gegelten kurzen Haaren und verlangt, dass man<br />
sie als Herr XY anredet. Ihr Arbeitgeber und ihre<br />
Kollegen tun dies <strong>nicht</strong>: Anklage wegen Diskriminierung.<br />
Angenommen, die Bewerbung eines Mannes in<br />
den Vorstand einer Firma ist erfolglos, weil Quotenfrauen<br />
vorgezogen werden. Einfache Lösung:<br />
Bewerbung als Frau. Würde der Arbeitgeber die<br />
Bewerbung ablehnen: Anklage wegen Diskriminierung.<br />
Foto: © Wikipedia/Pax Ahimsa Gethen<br />
Wenn eine Störung zum Maßstab wird<br />
Dies alles bedeutet: Die Welt darf <strong>nicht</strong> mehr<br />
objektiv wahrgenommen werden, vielmehr muss<br />
sie so wahrgenommen werden, wie der/die/das<br />
Gegenüber es verlangt. Herr über die Wirklichkeit<br />
soll eine winzige Gruppe von Menschen mit<br />
einer schweren Störung ihrer Geschlechtsidentität<br />
sein, welche als solche auf der Diagnoseliste<br />
der WHO (ICD 10) geführt wird.<br />
Wissenschaftliche Studien zeigen übereinstimmend,<br />
dass die Rate von versuchtem Suizid bei<br />
Transgender-Personen über 40 Prozent liegt und<br />
damit zehnmal höher ist als in der Normalbevölkerung.<br />
Leidende Menschen werden benutzt, um die<br />
kulturrevolutionäre Agenda der Zerschlagung der<br />
menschlichen Identität voranzutreiben.<br />
Gabriele Kuby hat Soziologie studiert. Als Buchautorin und<br />
internationale Vortragsrednerin warnt sie unermüdlich vor der<br />
Zerstörung der Familie durch die Gender-Ideologie und die zunehmende<br />
Aushöhlung demokratischer Grundrechte. Ihr Hauptwerk<br />
„Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im<br />
Namen der Freiheit“ ISBN 9783863570798 wurde bisher in sieben<br />
Sprachen übersetzt.<br />
www.gabriele-kuby.de<br />
Diesen Titel online bestellen:<br />
http://shop.agentur-pji.com<br />
Es gibt <strong>nicht</strong> nur<br />
Muttertag und<br />
Vatertag, nein, es<br />
gibt auch einen<br />
Trans-Tag<br />
Z für Zukunft<br />
39
Gender-Blüten<br />
Die 60 Geschlechter von Facebook<br />
Für alle, die inzwischen so gründlich gegendert sind, dass auf sie die Kategorien „Mann“ oder<br />
„Frau“ <strong>nicht</strong> mehr zutreffen, bietet Facebook nun auch in Deutschland eine lange Liste an<br />
Wahlmöglichkeiten. Hoffentlich ist auch für Sie das Passende dabei.<br />
Peter Ischka<br />
Foto: © Wikipedia/Giuseppe Milo, Dublin gay pride 2013<br />
Die Vielfalt<br />
ihres Selbstgefühls<br />
und<br />
ihrer Identität<br />
zum Ausdruck<br />
bringen<br />
Mit „Frau“ und „Mann“ gibt es nun<br />
unter „Benutzerdefiniert“ 60 Wahlmöglichkeiten<br />
<strong>zur</strong> Beschreibung<br />
Ihres Geschlechts, das hat Facebook<br />
gemeinsam mit dem Lesbenund<br />
Schwulenverband Deutschland (LSVD) ausgeknobelt.<br />
Es seien „Begriffe, die hier in Deutschland<br />
im Sprachgebrauch, aber auch im Selbstverständnis<br />
der LGBT-Community verwendet werden“, so<br />
ein Vertreter des LSVD. Für die einen mag das verwirrend<br />
sein, für andere ist es eine Möglichkeit, die<br />
Vielfalt ihres Selbstgefühls und ihrer Identität zum<br />
Ausdruck zu bringen – so die Insider.<br />
Facebook wird gendergerecht. Damit solle es<br />
für Lesben, Schwule, Transsexuelle und weitere<br />
Menschen einfacher werden, ihre Geschlechtsidentität<br />
auszudrücken. Das sei „ein Zeichen des<br />
Respekts gegenüber Verschiedenheiten“. Ob ihre<br />
Geschlechtsbezeichnung öffentlich, nur für ihre<br />
Facebook-Kontakte oder nur für einen kleinen Kreis<br />
angezeigt wird, bestimmen die Nutzer selbst.<br />
In den USA hat Facebook diese Änderungen<br />
schon vor einiger Zeit eingeführt; für Nutzer in<br />
Deutschland, die als Sprache Deutsch eingestellt<br />
haben, wurden die Änderungen im Herbst 2015<br />
freigeschaltet. Der Lesben- und Schwulenverband<br />
schätzt, dass sich etwa drei Prozent der Deutschen<br />
<strong>nicht</strong> eindeutig einem Geschlecht zuordnen.<br />
Patchwork-Identität<br />
Mit den 58 neu hinzugefügten Geschlechtern<br />
verneigt sich Facebook vor der Gender-Ideologie<br />
und stärkt deren Vertreter, die die Existenz<br />
oder jedenfalls die Relevanz des biologischen<br />
Geschlechts leugnen.<br />
Ihr Credo: Seien erst einmal die gesellschaftlichen,<br />
sprachlichen und politischen Zwänge beseitigt,<br />
die den Menschen dazu verdammten, sich<br />
entweder als Mann oder als Frau zu definieren,<br />
dann gebe es endlich die angestrebte Freiheit,<br />
sich seine individuelle Patchwork-Geschlechtsidentität<br />
zusammenzustellen.<br />
40<br />
Z für Zukunft
Gender-Blüten<br />
Zwischen virtueller und realer Welt<br />
Aber Kommunikation im Alltag kennt kein Facebook-Scrolldown-Angebot.<br />
Auf dem Weg zu einer<br />
„gerechten“ Geschlechterbenennung außerhalb<br />
von Facebook gibt es also noch einige Probleme<br />
zu überwinden, besonders sprachliche. Man kann<br />
<strong>nicht</strong> einfach down-scrollen, um schnell die richtige<br />
Anrede verfügbar zu haben.<br />
Zudem, merkwürdig: Gerade diejenigen, die<br />
sonst strikt darauf beharren, das biologische<br />
Geschlecht sei gegenstandslos und Gender sei<br />
alles, legen allergrößten Wert auf das grammatikalische<br />
Geschlecht, also den Genus.<br />
Weil aber alle Angriffe auf das generische Maskulinum<br />
das Patriarchat <strong>nicht</strong> besonders erschüttern<br />
konnten, hat die Uni Leipzig 2015 mit dem<br />
generischen Femininum <strong>zur</strong>ückgeschlagen. So<br />
ist dort jetzt von den Herren Professorinnen die<br />
Rede. Wir dachten, das wäre ein Aprilscherz,<br />
naja, das Datum passte <strong>nicht</strong>, also ein Karnevalscherz.<br />
Doch was <strong>machen</strong> die Herren Professorinnen<br />
nun mit den weiteren 58 Geschlechtern?<br />
Sie werden doch hoffentlich keines davon durch<br />
Missachtung diskriminieren?<br />
Wer bisher Mühe hatte, sich Namen zu merken,<br />
der hat es nun doppelt schwer – man merke sich erst<br />
mal die sechzig möglichen Geschlechtervarianten!<br />
Zudem wird man wohl noch andere Qualitäten<br />
benötigen, um bei seinem Gesprächspartnerin<br />
immer das Richtige zu treffen. Und wenn diese(r)<br />
seit der letzten Begegnung sein Geschlechtin<br />
schon wieder geändert hat, was dann?<br />
Bei offiziellen Veranstaltungen wird man in<br />
Zukunft ruhig eine Viertelstunde zu spät kommen<br />
können, dann wird hoffentlich die gendergerechte<br />
Begrüßung vorüber sein:<br />
„Sehr geehrte Androgynous, sehr geehrte Trans-<br />
Males, sehr geehrte Neutrois, sehr geehrte Damen,<br />
sehr geehrte Bigender, sehr geehrte Two-Spirits,<br />
sehr geehrte Herren, sehr geehrte Agender, sehr<br />
geehrte Pangender, sehr geehrte Intergender, sehr<br />
geehrte MTF, sehr geehrte FTM, sehr geehrte Cis,<br />
sehr geehrte Butch, sehr geehrte Transmaskuline,<br />
sehr geehrte Cross-Gender, sehr geehrte Zwitter,<br />
sehr geehrte Weder-noch, usw., usf. …“<br />
Foto: © Wikipedia/Monage<br />
Bitteschön, hier die Auswahl:<br />
• androgyner Mensch<br />
• androgyn<br />
• bigender<br />
• weiblich<br />
• Frau zu Mann (FzM)<br />
• gendervariabel<br />
• genderqueer<br />
• intersexuell (auch inter*)<br />
• männlich<br />
• Mann zu Frau (MzF)<br />
• weder-noch<br />
• geschlechtslos<br />
• <strong>nicht</strong>-binär<br />
• weitere<br />
• Pangender<br />
• Pangeschlecht<br />
• trans<br />
• transweiblich<br />
• transmännlich<br />
• Transmann<br />
• Transmensch<br />
• Transfrau<br />
• trans*<br />
• trans*weiblich<br />
• trans*männlich<br />
• Trans*Mann<br />
• Trans*Mensch<br />
• Trans*Frau<br />
• transfeminin<br />
• Transgender<br />
• transgender weiblich<br />
• transgender männlich<br />
• Transgender Mann<br />
• Transgender Mensch<br />
• Transgender Frau<br />
• transmaskulin<br />
• transsexuell<br />
• weiblich-transsexuell<br />
• männlich-transsexuell<br />
• transsexueller Mann<br />
• transsexuelle Person<br />
• transsexuelle Frau<br />
• Inter*<br />
• Inter*weiblich<br />
• Inter*männlich<br />
• Inter*Mann<br />
• Inter*Frau<br />
• Inter*Mensch<br />
• intergender<br />
• intergeschlechtlich<br />
• zweigeschlechtlich<br />
• Zwitter<br />
• Hermaphrodit<br />
• Two-Spirit<br />
drittes Geschlecht (indianische<br />
Bezeichnung für zwei in einem<br />
Körper vereinte Seelen)<br />
• Viertes Geschlecht<br />
• XY-Frau<br />
• Butch<br />
(maskuliner Typ in einer lesbischen<br />
Beziehung)<br />
• Femme<br />
(femininer Typ in einer lesbischen<br />
Beziehung)<br />
• Drag<br />
• Transvestit<br />
• Cross-Gender<br />
Ist hoffentlich auch Ihr „gefühltes“<br />
Geschlecht dabei?<br />
Z für Zukunft<br />
41
Gender-Blüten<br />
Schwule Ampelmännchen?<br />
In Wien und Linz sollen schwul-lesbische Ampelpärchen Weltoffenheit und<br />
Großkariertheit beweisen – aber es regt sich Widerstand<br />
Foto: © Die Grünen, Wien<br />
Foto: © Bildmontage. Agentur PJI UG<br />
Zur<br />
Verbesserung<br />
der Verkehrssicherheit<br />
in Wien ...<br />
Die Idee für diese<br />
„Signale“ der Toleranz hatte<br />
Wiens Verkehrsstadträtin<br />
Maria Vassilakou<br />
An rund 50 der großen Kreuzungen in<br />
der Wiener Innenstadt stößt man auf<br />
besondere Ampeln – statt einem Männchen<br />
zeigen sie ein Pärchen, Mann mit<br />
Mann, Mann mit Frau, Frau mit Frau,<br />
und die Herzchen zwischen den beiden Figuren zeigen:<br />
Hier handelt es sich um gleichgeschlechtliche<br />
Paare. Die Idee, mit Fußgängerampeln „Signale“<br />
der Toleranz zu setzen, stammt von Wiens Verkehrsstadträtin<br />
Maria Vassilakou (Grüne); sie nützte den<br />
Anlass des Eurovision-Songcontests 2015.<br />
Von diesen etwas anderen Ampelfiguren erhofft<br />
sich die Wiener Stadtverwaltung mehr Aufmerksamkeit:<br />
„Es ist ein Versuch, ob dadurch die Verkehrssicherheit<br />
verbessert werden kann“, heißt es<br />
in der für Ampeln zuständigen Verwaltungsabteilung<br />
33. Um herauszufinden, ob diese Maßnahme<br />
sich tatsächlich positiv auf die Fußgänger auswirkt,<br />
werde das Projekt wissenschaftlich begleitet,<br />
so das Wiener Rathaus.<br />
Stadt: Zeichen setzen für mehr Toleranz<br />
Gleich mehrere Großveranstaltungen haben Wien<br />
in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt: Am<br />
19. Mai 2015 wurde klar, dass der „European<br />
Song Contest“ wegen des<br />
vorangegangenen Sieges<br />
der Kunstfigur Conchita<br />
Wurst nach Wien kommen<br />
würde. Tausende Journalisten<br />
und Zehntausende<br />
Zuschauer kamen in die<br />
österreichische Hauptstadt,<br />
der passende Zeitpunkt für<br />
die Ampel-Aktion!<br />
Zuvor stand mit dem „Life<br />
Ball“ Europas größte Benefizveranstaltung<br />
zugunsten<br />
HIV-Positiver und an Aids<br />
Erkrankter auf dem Programm.<br />
Im Juni folgte dann<br />
die Regenbogenparade der Lesben-, Schwulen- und<br />
Transgender-Bewegung in Österreich; die Installation<br />
der neuen Ampelfiguren sollte die Parade willkommen<br />
heißen.<br />
Nach 20 Jahren LGBT-Erfolgsgeschichte habe<br />
sich auf symbolischer Ebene viel getan, angefangen<br />
von der Regenbogenflagge am Rathausplatz<br />
bis zu den Ampelpärchen. Auch im Bewusstsein<br />
der Menschen habe sich viel verändert, so Vizebürgermeisterin<br />
Vassilakou. Derzeit liebäugele<br />
sie mit Regenbogen-Zebrastreifen, die sie in Neuseeland<br />
entdeckt habe.<br />
TV-Moderator Stefan Raab machte sich in einer<br />
seiner letzten Sendungen über diese Ampel-Aktion<br />
lustig: „In Wien dürfen Schwule und Lesben nur<br />
noch dort über die Straße gehen, wo auf den<br />
Ampeln Mann und Mann oder Frau und Frau zu<br />
sehen sind.“<br />
Opposition empört über „Genderwahn“<br />
Der Stadtrat Toni Mahdalik (FPÖ) spricht von<br />
„rot-grünem Genderwahnsinn“ in Wien und kritisiert<br />
die Kosten des Projekts, das Geld solle lieber<br />
in die Armutsbekämpfung investiert werden.<br />
Auch die konservative ÖVP hat kein Verständnis<br />
42<br />
Z für Zukunft
Gender-Blüten<br />
für den „teuren Geniestreich“ der rot-grünen<br />
Stadtregierung.<br />
Eine Ausweitung auf weitere Standorte sei vorerst<br />
<strong>nicht</strong> geplant. Der SPÖ-Tourismussprecher<br />
Max Unterrainer hingegen sieht das anders; er<br />
forderte, die Ampeln in ganz Österreich zu installieren:<br />
„Die Kosten von 1.285 Euro pro Ampel<br />
sind absolut vertretbar.“<br />
München folgt zum „Christopher Street Day“<br />
dem österreichischen Beispiel; auch hier soll es<br />
schwule Ampelmännchen und lesbische Ampelfrauen<br />
geben.<br />
Stephan Handel kommentiert das in der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ so: 1<br />
„Entweder wird das Abendland demnächst<br />
untergehen, oder es bricht das Paradies auf<br />
Erden aus, je nach Sichtweise. Und das alles nur,<br />
weil die Streuscheiben an ein paar Fußgängerampeln<br />
ausgetauscht werden. Hätte die Menschheit<br />
früher schon von der weltverändernden Macht<br />
der glasverarbeitenden Industrie gewusst und sie<br />
zielgerichtet eingesetzt, der Lauf der Geschichte<br />
wäre ein völlig anderer gewesen.“<br />
Zum „Christopher Street Day“ wurden an<br />
einigen Ampeln die üblichen Stehen-Gehen-Piktogramme<br />
ausgetauscht. Wer’s <strong>nicht</strong> gesagt<br />
bekommt, könnte meinen, da wären Mutter und<br />
Tochter auf dem Weg zum Verwandtenbesuch oder<br />
der Karle und der Lucke kämen vom Vatertagsausflug.<br />
Ein Herz jedoch zeigt, dass die beiden Figuren<br />
emotional miteinander verbandelt sind – fertig<br />
sind das schwule Ampelmännchen und das lesbische<br />
Ampelfrauchen. Und damit alles vollständig<br />
ist, gibt’s auch noch eine Hetero-Version.<br />
Nun auch in Hamburg: Dort hat die Gleichstellungssenatorin<br />
Katharina Fegebank die Idee der<br />
schwul-lesbischen Ampelfiguren ins Spiel gebracht.<br />
AfD will diese Pläne stoppen<br />
Aber niemand muss so weit reisen, die schwulen/<br />
lesbischen Ampelpärchen kann man als Merchandising-Artikel<br />
in die Hand bekommen, auf T-Shirts<br />
und Kaffeetassen, und sich damit gleichfalls tolerant,<br />
weltoffen und großkariert geben.<br />
1 www.sueddeutsche.de/muenchen/schwule-alpenmaennchen-es-istdoch-nur-deko-1.2487452,<br />
Stand 04.05.20<strong>16</strong>.<br />
Kündigung wegen<br />
ungegenderten Christkinds<br />
Der Fall einer Kindergärtnerin, der gekündigt wurde, weil sie den Kindern<br />
die christliche Bedeutung des Weihnachtsfestes erklärte, erlangte<br />
österreichweite Aufmerksamkeit. In einer TV-Sendung darauf angesprochen,<br />
meinten Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Maria Vassilakou<br />
(Grüne), der Erzieherin sei keineswegs gekündigt worden. – Entweder<br />
sie sagten die Unwahrheit oder sie wussten <strong>nicht</strong>, was in ihrer<br />
Abteilung läuft, doch die Wahrheit kam umgehend ans Licht; Manfred<br />
Juraczka von der ÖVP hatte das Kündigungsschreiben der Verwaltungsabteilung<br />
Magistrat 10 – Wiener Kindergärten dabei und las den Absatz<br />
vor: Die Erzieherin habe sich <strong>nicht</strong> an die Vorgaben der Stadt Wien<br />
gehalten und gegen die Richtlinien ein Kind mehrfach über das Weihnachtsfest<br />
aufgeklärt – und das führte <strong>zur</strong> Kündigung.<br />
Journalisten der „Kronen Zeitung“ trafen sich mit der Dame, die der<br />
Stadt Wien „zu christlich“ war, und erfuhr Undenkbares: Das Jesus-Kind<br />
hätte gegendert werden sollen!<br />
„Arbeitslos, weil ich eine<br />
religiöse Person bin“<br />
Die 1989 aus Polen nach Österreich<br />
immigrierte Kindergärtnerin<br />
schilderte die Vorfälle, die<br />
am 10. Juli 2015 zu ihrem Rausschmiss<br />
führten, gegenüber<br />
der „Kronen Zeitung“ so: 1 „Ich<br />
habe den Kindern die christliche<br />
Bedeutung des Weihnachtsfestes<br />
erklärt. Aber ich durfte<br />
im Kindergarten ja <strong>nicht</strong> einmal sagen, dass das Jesu-Kind ein Junge<br />
ist – es musste gegendert werden, also ‚geschlechterneutral‘ erklärt<br />
werden. Obwohl jeder weiß, dass er Sohn Gottes ist.“ Die Leiterin<br />
des Kindergartens habe sie deshalb <strong>zur</strong> Rede gestellt und ihr gesagt,<br />
sie habe sich an den Bildungsplan der MA 10 zu halten. „Aber einige<br />
dieser Vorgaben kann ich <strong>nicht</strong> mit gutem Gewissen erfüllen“, so die<br />
geschasste Pädagogin, die die Welt <strong>nicht</strong> mehr versteht und sich über<br />
die Politiker nur noch wundert: „Warum wurde ich so behandelt? Ich<br />
bin arbeitslos, weil ich eine religiöse Person bin. Bei dieser TV-Sendung<br />
mit den Parteichefs wurde gesagt, dass meine Kündigung aufgehoben<br />
worden sei? Das stimmt <strong>nicht</strong>.“<br />
Quelle: www.unzensuriert.at/content/0018963-Jesusinnen-Sohn-Gottes-muss-im-Wiener-Kindergarten-zum-Zwitter-gegendert-werden.<br />
1 www.krone.at/Wien/Ich_bin_jetzt_arbeitslos._weil_ich_religioes_bin-Gefeuerte_Paedagogin_-<br />
Story-476101. 05.05.20<strong>16</strong>.<br />
Bildmontage: © Agentur PJI UG<br />
Z für Zukunft<br />
43
Europa<br />
Verschlungene Wege der EU<br />
Eine neue „Europäische Bürger-Initiative zum Schutz von Ehe und Familie“ will<br />
helfen, diese Irr-Wege zu durchkreuzen<br />
Veronika Neumann<br />
Es tobt<br />
ein subtiler<br />
Kampf um die<br />
Definition<br />
von Ehe und<br />
Familie<br />
Bildmontage: © Agentur PJI UG<br />
In Brüssel tobt seit vielen Jahren ein subtiler<br />
Kampf um die Definitionshoheit zwischen<br />
den Vorgaben des Naturrechts und<br />
dem (von EU-Wahlen sowie tagesaktuellen<br />
politischen Mehrheiten abhängigen) EU-<br />
Recht: Was bedeuten die Begriffe „Ehe“, „Familie“<br />
und „Gender“ für die Ausübung des EU-Rechts und<br />
die Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten? Diese<br />
Auseinandersetzung wird oft mit harten Bandagen<br />
ausgetragen und mit ungleichem Kräfteverhältnis<br />
zulasten der Vertreter von Ehe und Familie.<br />
Zum Vergleich: Der Familienbund der Katholiken<br />
auf europäischer Ebene (FAFCE) besteht seit fast<br />
20 Jahren, arbeitet mit nur zwei Planstellen (eine<br />
davon in Halbzeit) und lebt von kargen Spenden.<br />
ILGA-Europa hingegen (ILGA, Internationale<br />
Lesben- und Schwulen-Vereinigung) arbeitet mit<br />
etwa 20 Personen und einem Jahreshaushalt von<br />
2,2 Mio. Euro, davon stammt über die Hälfte als<br />
garantierter Betriebskostenzuschuss aus jenen<br />
Steuergeldern, die die EU-Kommission verwaltet.<br />
Über den Kampf um die Deutungshoheit von Ehe<br />
und Familie in der EU zu sprechen ist kein Vorwand,<br />
um ein Angstszenario gegen die EU zu erzeugen –<br />
dieser Kampf findet wirklich statt. Christen, Kirchen<br />
und Religionsgemeinschaften sowie ihre<br />
Familienverbände müssen sich der Herausforderung<br />
stellen und in der öffentlichen Debatte einstehen<br />
für die Ehe von Mann und Frau.<br />
44<br />
Z für Zukunft
Europa<br />
Ein tagesaktuelles Fallbeispiel aus dem EU-Parlament<br />
soll die Manipulation aufzeigen, die die EU-<br />
Institutionen bei der Definition von Ehe und Familie<br />
betreiben; anschließend stellen wir die Europäische<br />
Bürgerinitiative „Vater, Mutter, Kinder“ vor als eine<br />
konkrete Möglichkeit für alle Bürger, für die Definition<br />
der Ehe als Verbindung von Mann und Frau einzutreten<br />
und der Gender-Ideologie auf europäischer<br />
Ebene Einhalt zu gebieten.<br />
Vor der Sommerpause 20<strong>16</strong> beraten im EU-Parlament<br />
die Ausschüsse für Arbeit und soziale Angelegenheiten<br />
sowie für Frauenrechte und Gender-<br />
Gleichstellung über eine zukünftige „Entschließung<br />
des EU-Parlaments über die Schaffung von Arbeitsmarktbedingungen<br />
<strong>zur</strong> Förderung eines ausgewogenen<br />
Verhältnisses von Berufs- und Privatleben“<br />
(20<strong>16</strong>/2017(INI)).<br />
In der Tat sollte es Vätern und Müttern (und<br />
Großeltern) besser ermöglicht werden, Familie und<br />
Beruf zu harmonisieren. Dafür sind jedoch zuvörderst<br />
die Mitgliedsstaaten zuständig, <strong>nicht</strong> die<br />
EU, weil diese Entscheidungen nahe am Menschen<br />
getroffen werden müssen. Eine Standardlösung für<br />
die verbleibenden 27 unterschiedlichen Mitgliedsstaaten<br />
hilft niemandem.<br />
Dennoch nutzt das Parlament eine Teilzuständigkeit<br />
der EU in einem ausgewählten Aspekt der<br />
Arbeitsmarktpolitik, nämlich der Chancengleichheit<br />
zwischen Männern und Frauen auf dem<br />
Arbeitsmarkt, dafür aus, um in die Familienpolitik<br />
der Mitgliedsstaaten hinein<strong>zur</strong>egieren. Außerdem<br />
kennt die EU seit ihrer Gründung weder<br />
Mütter noch Väter, sondern nur Arbeitnehmer.<br />
Nun verhandeln die Fraktionen in den beiden<br />
Ausschüssen die 414 Änderungsanträge zu Kompromiss-Anträgen.<br />
Einer davon bezieht sich auf<br />
die Definition von Ehe und Familie und lautet:<br />
„Das EU-Parlament fordert die Kommission und<br />
die Mitgliedsstaaten auf, Maßnahmen aufzulegen,<br />
die der zunehmenden Vielfalt der familiären Bindungen,<br />
Lebenspartnerschaften und Regelungen<br />
<strong>zur</strong> elterlichen Sorge, einschließlich Eltern aller<br />
Geschlechtsidentitäten, Rechnung tragen, damit<br />
ein Kind <strong>nicht</strong> aufgrund des Personenstands seiner<br />
Eltern, der Familienzusammensetzung oder anderer<br />
Partnerschaftsmodelle diskriminiert wird. Die<br />
Mitgliedsstaaten werden <strong>zur</strong> gegenseitigen Anerkennung<br />
rechtlicher Dokumente, z. B. über eine<br />
Eheschließung, aufgefordert, damit die Freizügigkeit<br />
ohne Diskriminierung aufgrund der Familienkonstellation<br />
umgesetzt wird“ (Dokument AM\<br />
1098120EN.doc, PE 584.260v01-00 vom 15.06.20<strong>16</strong>).<br />
Hier ein Fallbeispiel<br />
Foto: © Bundesregierung/Tybussek<br />
Homo-Ehe durch die Hintertür<br />
Das Fallbeispiel zeigt, wie eine an sich sinnvolle<br />
Idee auf nationaler Ebene vom EU-Parlament<br />
dazu missbraucht wird, um Ehe und Familie zu<br />
definieren und alle Mitgliedsstaaten <strong>zur</strong> Anerkennung<br />
der „Homo-Ehe“ zu drängen.<br />
Dabei ist das Kindeswohl nur ein in jüngster<br />
Zeit eingebrachter neuer Vorwand. Mit dem technokratischen<br />
Halbsatz über die gegenseitige Anerkennung<br />
von Personenstandsdokumenten soll<br />
mittelfristig die „Homo-Ehe“ auch in diejenigen<br />
Mitgliedsstaaten importiert werden, die das bisher<br />
<strong>nicht</strong> wollten. Nach der Sommerpause 20<strong>16</strong> soll<br />
in den beiden Ausschüssen über den Bericht abgestimmt<br />
werden. – Soweit ein Fallbeispiel; ähnliche<br />
Episoden könnten hier zahlreich angereiht werden.<br />
Werden Sie aktiv!<br />
Wie können sich Bürger in den Mitgliedsstaaten<br />
gegen diese Manipulation durch die Institutionen<br />
der EU wehren? Unterstützen Sie die Europäische<br />
Bürgerinitiative „Mum, Dad & Kids / Vater, Mutter,<br />
Kind“ (www.vatermutterkind.eu), deren deutsche<br />
Koordinatorin, wie schon bei “One of us” Hedwig<br />
von Bevertoerde ist. Damit soll die EU <strong>zur</strong> Wahrung<br />
der Definition der Ehe als Verbindung zwischen<br />
Mann und Frau verpflichtet werden.<br />
Lösen sich die<br />
Rechte der<br />
Mitgliedsstaaten<br />
im EU-Recht auf?<br />
Diese EU-Bürgerinitiative<br />
mit 1 897 588 Unterschriften<br />
forderte: „Stoppt EU-Gelder<br />
für Klonen und Versuche<br />
an Embryos“<br />
Z für Zukunft<br />
45
Europa<br />
Mit Ihrer<br />
Unterschrift<br />
haben Sie<br />
eine Stimme.<br />
Schweigen<br />
wäre fatal<br />
www.vater-mutter-kinder.eu<br />
www.vatermutterkind.eu<br />
Bitte<br />
unterstützen<br />
Sie diese Europäische<br />
Bürgerinitiative<br />
Diese von der EU-Kommission genehmigte Bürgerinitiative<br />
läuft in allen EU-Mitgliedsstaaten bis<br />
zum 3. April 2017; als Element der direkten Demokratie<br />
wird sie <strong>zur</strong> Entscheidung der Bürger über<br />
die Zukunft einer EU beitragen, die eintritt für<br />
oder gegen die Ehe zwischen Mann und Frau.<br />
Die Initiative ist notwendig und sie kommt <strong>zur</strong><br />
rechten Zeit. Die EU unterstützt nämlich schon<br />
lange eine Politik, die auf eine Neudefinition von Ehe<br />
und Familie hinausläuft; dazu gehört beispielsweise<br />
das im EU-Vertrag von Maastricht (1999) festgelegte<br />
Diskriminierungsverbot aufgrund des Geschlechts<br />
und der sexuellen Orientierung sowie die Richtlinie<br />
zum Freizügigkeits- und Aufenthaltsrecht der Unionsbürger<br />
und ihrer Familienangehörigen (2001).<br />
Seit Lissabon (2009) verfügt die EU über eine<br />
Rechtsgrundlage für die grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit der Ziviljustiz (Vertrag über die<br />
Arbeitsweise der Union, Artikel 81).<br />
Nach dem überwältigenden Erfolg der Europäischen<br />
Bürgerinitiative Einer von Uns 2013 ist<br />
nun der Moment gekommen, die Institutionen der<br />
EU <strong>zur</strong> Anerkennung der Ehe als Verbindung zwischen<br />
Mann und Frau zu verpflichten. Jetzt können<br />
sich auch die christlichen Familienverbände<br />
zum besonderen Schutz der Ehe zwischen Mann<br />
und Frau bekennen und aktiv werben.<br />
Die Deutung von Familienzugehörigkeit<br />
Jeder Bürger eines EU-Mitgliedsstaats darf sich<br />
ungeachtet seiner Nationalität in jedem anderen<br />
Mitgliedsstaat, dessen Staatsangehörigkeit er<br />
<strong>nicht</strong> besitzt, unter den gleichen Voraussetzungen<br />
niederlassen sowie eine Beschäftigung aufnehmen<br />
und ausüben wie ein Angehöriger dieses<br />
Staates. – Für sich genommen ist das auch <strong>nicht</strong><br />
zu beanstanden.<br />
Am 25. September 2001 jedoch legte die EU-<br />
Kommission ihren „Richtlinienentwurf über das<br />
Recht der Unionsbürger und ihrer Familienangehörigen,<br />
sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten<br />
frei zu bewegen und aufzuhalten“ vor<br />
(KOM(2001) 257). Ziel der EU-Kommission war, das<br />
Freizügigkeits- und Aufenthaltsrecht aller Unionsbürger<br />
„und ihrer Familienangehörigen“ zu<br />
vereinfachen und zu verstärken. Der Zusatz „und<br />
ihrer Familienangehörigen“ war neu. Damit öffnete<br />
die EU-Kommission die „Büchse der Pandora“:<br />
Es begann die offene Auseinandersetzung<br />
um die Definitionshoheit des Begriffs „Ehe“ und<br />
„Familienangehörige“ zwischen dem Naturrecht<br />
und dem von politischen Mehrheiten abhängigen<br />
Gemeinschaftsrecht der EU.<br />
Das EU-Parlament forderte: „... den Begriff des<br />
Familienangehörigen für all jene, die das Aufenthaltsrecht<br />
genießen, so zu erweitern und zu vereinheitlichen,<br />
dass die Vielfalt der familiären<br />
Beziehungen, in der heutigen Gesellschaft – ob Ehe,<br />
eingetragene Partnerschaften oder unverheiratet –,<br />
anerkannt und geachtet wird. Auf der Grundlage<br />
von Gleichheit und gerechter Behandlung sollte<br />
das Grundrecht auf ein Familienleben <strong>nicht</strong><br />
davon abhängig gemacht werden, ob sich jemand<br />
entscheidet, eine Ehe einzugehen.“<br />
„Die Mitgliedsstaaten setzen diese Richtlinie<br />
ohne Diskriminierung der durch diese Richtlinie<br />
Berechtigten insbesondere wegen des Geschlechts,<br />
… der geschlechtlichen Identität … oder der sexuellen<br />
Orientierung um.“ Denn auch transsexuelle<br />
Ehen sollten <strong>nicht</strong> diskriminiert werden …<br />
Nach einer Blockadedrohung mehrerer Mitgliedsstaaten<br />
gegenüber Parlament und Kommission<br />
wurde der besondere Status der Ehe aufrechterhalten.<br />
Die EU-Institutionen einigte sich darauf,<br />
dass die „eingetragene Lebenspartnerschaft“<br />
anerkannt werden solle, sofern nach den Rechtsvorschriften<br />
des Aufnahmemitgliedsstaats die eingetragene<br />
Partnerschaft der Ehe gleichgestellt<br />
ist, natürlich ohne Diskriminierung zwischen den<br />
46<br />
Z für Zukunft
Europa<br />
Begünstigten dieser Richtlinie etwa aufgrund des<br />
Geschlechts oder der sexuellen Ausrichtung.<br />
Stillschweigende Bevormundung?<br />
Eine weitere für die zukünftige Definition von Ehe<br />
und Familie bedenkliche Entwicklung in der EU<br />
kam mit Artikel 81 des Vertrags über die Arbeitsweise<br />
der EU. Dort heißt es: „Der Rat kann auf<br />
Vorschlag der Kommission einen Beschluss erlassen,<br />
durch den die Aspekte des Familienrechts mit<br />
grenzüberschreitendem Bezug bestimmt werden.<br />
Der Rat beschließt einstimmig nach Anhörung des<br />
Europäischen Parlaments. Der genannte Vorschlag<br />
wird den nationalen Parlamenten übermittelt.<br />
Wird der Vorschlag in der Frist <strong>nicht</strong> abgelehnt, so<br />
kann der Rat den Beschluss erlassen.“<br />
Es liegt auf der Hand: Die EU hat jetzt unmittelbare<br />
Zuständigkeit für das Familienrecht und<br />
mithin auch die Definitionsmacht.<br />
Das ist keine gute Nachricht, denn selbst die<br />
jetzige EU-Kommission unter der Führung der<br />
christdemokratischen „Europäischen Volkspartei“<br />
(zu der CDU/CSU und ÖVP gehören) finanziert eine<br />
Fülle von Genderaktivisten. Kommissions-Vizepräsident<br />
Frans Timmermans verletzt ungehindert das<br />
Subsidiaritätsprinzip und fordert medienwirksam<br />
die Homo-Ehe in allen Mitgliedsstaaten.<br />
Das fördert genauso wenig das Vertrauen der Bürger<br />
in die EU-Institutionen wie das Strategiepapier<br />
der Justizkommissarin Vera Jourova „Kommissions-<br />
Vorhaben für die LGBTI-Gleichstellung“. Darin fordert<br />
die EU-Kommissarin u. a., „Gruppenzwang“<br />
auszuüben auf diejenigen Mitgliedsstaaten, die beispielsweise<br />
Ehe und gleichgeschlechtliche Partnerschaft<br />
deswegen <strong>nicht</strong> völlig gleichstellen, weil es<br />
die Bevölkerung im eigenen kulturellen Rahmen als<br />
<strong>nicht</strong> wünschenswert erachtet.<br />
Hoffen auf das Vetorecht<br />
Hoffnung kommt nur auf beim Blick auf die Etikette:<br />
Wenn es um das EU-Familienrecht geht, müssen<br />
alle verbleibenden 27 Mitgliedsstaaten einstimmig<br />
entscheiden; das EU-Parlament wird lediglich<br />
angehört. Zudem haben die nationalen Parlamente<br />
ein Vetorecht.<br />
Auch wenn es einige Brandschutztüren gibt,<br />
darf das keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass<br />
sich die Situation grundlegend geändert hat: die EU<br />
verfügt nunmehr über eine direkte Zuständigkeit<br />
für EU-Gesetze mit Familienrechts-Aspekten. Auch<br />
deswegen müssen die Bürger jetzt die Institutionen<br />
der EU verpflichten, bei der Umsetzung des<br />
Gemeinschaftsrechts den Begriff „Ehe“ als Verbindung<br />
zwischen Mann und Frau anzuerkennen.<br />
Stärkung der Begriffe „Ehe“ & „Familie“<br />
Die zunehmende Zersplitterung der Begriffe „Ehe“<br />
und „Familie“ in den Rechtsakten und politischen<br />
Entschließungen der Brüsseler Institutionen stellt<br />
für die EU und die Mitgliedsstaaten zunehmend<br />
ein Problem dar: Das Europarecht verwendet beide<br />
Begriffe, doch ihre Bedeutung ist zunehmend unklar;<br />
verschiedene EU-Richtlinien zum selben Themenkomplex<br />
enthalten unterschiedliche Definitionen.<br />
Die Europäische Bürgerinitiative vater-mutterkinder.eu<br />
schafft Abhilfe, indem sie eine EU-weit<br />
einheitliche Definition beider Begriffe verlangt. Im<br />
Einklang mit Art. 9 der EU-Grundrechte-Charta<br />
berücksichtigt die Initiative vollumfänglich die<br />
Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten <strong>zur</strong> Gesetzgebung<br />
im Ehe- und Familienrecht.<br />
Die vorgeschlagene Definition der Ehe als<br />
dauerhafte Verbindung zwischen einem Mann und<br />
einer Frau entspricht dem gemeinsamen Nenner<br />
der Gesetze aller EU-Mitgliedsstaaten.<br />
Eine Million Unterschriften – oder<br />
schaffen wir auch zwei?<br />
Sollte die Bürgerinitiative bis zum 10. Dezember<br />
20<strong>16</strong> eine Million Unterstützungsbekundungen<br />
aus mindestens sieben Mitgliedsstaaten erhalten,<br />
muss die Kommission innerhalb von drei Monaten<br />
reagieren. Die Kommission kann daraufhin<br />
entscheiden, der Aufforderung zu folgen oder ihr<br />
<strong>nicht</strong> zu folgen.<br />
Deswegen muss die Zahl von einer Million Unterschriften<br />
aus mindestens sieben Mitgliedsstaaten<br />
deutlich übertroffen werden. Diese Initiative wird<br />
zu einem politischen Statement: Ist die EU für oder<br />
gegen die Ehe zwischen Mann und Frau?<br />
Regelmäßige Informationen:<br />
www.vater-mutter-kinder.eu<br />
Offizielle Website und Zugang zum Unterschriftenportal:<br />
www.vatermutterkind.eu<br />
Foto: © Wikipedia/Government of Romania<br />
Frans Timmerman, seit dem<br />
1. November 2014 Erster Vizepräsident<br />
und EU-Kommissar<br />
für „Bessere Rechtssetzung,<br />
interinstitutionelle Beziehungen,<br />
Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtecharta“<br />
in der Kommission<br />
Juncker. Wer so viele offizielle Auszeichnungen<br />
trägt, kann doch so<br />
böse <strong>nicht</strong> sein?<br />
Ritter des Ordens von<br />
Oranien-Nassau<br />
Offizier des<br />
Verdienstordens der<br />
Republik Polen<br />
Ehrenpalme Bulgariens<br />
Kommandeur des<br />
rumänischen Ordens für<br />
Verdienst<br />
Ritter der Ehrenlegion<br />
Großkreuz des Ordens<br />
vom Kreuz des Südens<br />
I. Klasse des Ordens des<br />
Marienland-Kreuzes<br />
Großkreuz des Ordens<br />
des litauischen<br />
Großfürsten Gediminas<br />
Kommandeur des<br />
Nordstern-Ordens<br />
Großkreuz des<br />
chilenischen<br />
Verdienstordens<br />
Ritter des Malteserordens<br />
Z für Zukunft<br />
47
Europa<br />
Überwachungsmechanismus<br />
in der EU geplant<br />
Die EU-Kommissionen und das Parlament planen neue Überwachungsmechanismen,<br />
um konservativen Werte-Widerstand einzelner Mitgliedsstaaten zu brechen<br />
Foto: © wi-bi-wei.de/Montage<br />
Mitgliedsstaaten<br />
sollen<br />
an den Pranger,<br />
wenn sie sich<br />
durch Volksentscheide<br />
in<br />
besonders<br />
sensiblen<br />
Bereichen vor<br />
EU-Entscheidungen<br />
schützen<br />
wollen<br />
Der Widerstand mancher EU-Mitgliedsstaaten<br />
gegen die europäische<br />
Steuerung von Werten und<br />
Normen soll gebrochen werden.<br />
Dafür planen Kommission und Parlament<br />
einen neuen Überwachungsmechanismus:<br />
Mitgliedsstaaten sollen zukünftig an den Pranger<br />
gestellt werden können, wenn ihre Bevölkerung<br />
sich durch Volksentscheide oder durch Verfassungsänderungen<br />
in besonders sensiblen Bereichen<br />
schützen will vor den Entscheidungen der<br />
EU-Institutionen. Dazu gehören die Nichtdiskriminierung<br />
aufgrund des Geschlechts und der<br />
sexuellen Orientierung, die Definition von Ehe<br />
und Familie und die „unveräußerlichen, <strong>nicht</strong> verhandelbaren<br />
Grundsätze“.<br />
Die gewählte Rechtsform ist eine „interinstitutionelle<br />
Vereinbarung“ zwischen Kommission und<br />
Parlament. Damit umgehen diese das ordentliche<br />
Gesetzgebungsverfahren, denn „interinstitutionelle<br />
Vereinbarungen“ regeln lediglich die Details<br />
der Zusammenarbeit der Institutionen, die solche<br />
Vereinbarungen abschließen, dürfen aber keine<br />
Bindewirkung gegenüber Dritten haben.<br />
66 Experten für die Durchsetzung<br />
Der Innenausschuss des EU-Parlaments hat dazu<br />
eine Initiative vorgelegt für einen „integrierten<br />
Mechanismus für die systematische, objektive<br />
und vollständige Überwachung aller Mitgliedsstaaten<br />
der EU und ihrer Organe“ (Dokument 2015/<br />
2254 INL vom 5. April 20<strong>16</strong>).<br />
Der „Grundrechte-Mechanismus“ soll parallel<br />
<strong>zur</strong> Rechtsprechung des EuGH wirken und<br />
besteht aus einem „Anzeiger“, einem „Semester“<br />
und „länderspezifischen Regelungen“. Ein 66-köpfiges<br />
Expertengremium unter Leitung der politisch<br />
umstrittenen EU-Grundrechteagentur (die seit<br />
ihrer Gründung nur dadurch auffiel, dass sie sich<br />
einseitig auf die Forderungen der LGBT-Lobby konzentrierte)<br />
verfolgt halbjährlich die Entwicklungen<br />
in allen Mitgliedsstaaten. Konkret geht es dabei<br />
48<br />
Z für Zukunft
Europa<br />
um Entscheidungen im Bereich des Lebensrechtsschutzes<br />
oder der Definition von Ehe und Familie:<br />
„Homo-Ehe“ und „intersex-gerechte Toiletten“ – Ja<br />
oder Nein; für oder gegen Abtreibung?<br />
In einem anonymisierten Verfahren teilen<br />
„unabhängige Experten“ die Mitgliedsstaaten<br />
nach dem Ampelsystem in „Konform“ (grün) und<br />
„Rebell“ (rot) ein. „Rebellen“ werden von der Kommission<br />
vorgeladen und erhalten länderspezifische<br />
„Empfehlungen“, die von Nichtregierungsorganisationen<br />
ausgearbeitet sind und den Rebellen <strong>zur</strong><br />
„EU Compliance-Kultur im Bereich Grundrechte<br />
und Rechtsstaatlichkeit“ verhelfen sollen.<br />
Nicht also durch ordentliche Vertragsverletzungsverfahren<br />
beim EuGH in Luxemburg, sondern<br />
durch diese Parallelmechanismen in Brüssel<br />
soll der Widerstand gebrochen werden, den die<br />
Bevölkerung der EU-Länder gegen die Regelungswut<br />
der EU in Wertefragen leistet.<br />
Missachtung des EU-Vertrags?<br />
Parlament und Kommission umgehen also den<br />
Gerichtshof der EU und etablieren sich als Richter<br />
über die Mitgliedsstaaten. Dabei sieht der<br />
EU-Vertrag ausdrücklich vor, dass die Union die<br />
Rechtsordnung und -tradition sowie die nationale<br />
Identität der Mitgliedstaaten achten muss (Art<br />
67.1 EU-Vertrag), die „in ihren grundlegenden<br />
politischen und verfassungsmäßigen Strukturen<br />
einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung<br />
zum Ausdruck kommt“.<br />
Dennoch bringen sich Kommission und Parlament<br />
mit einer neuen „Grundrechte-Bürokratie“<br />
gegen die Mitgliedsstaaten in Stellung. Immerhin<br />
gibt es bereits Kooperations- und Kontrollverfahren<br />
im Bereich der Grundrechte: das Justizbarometer,<br />
die Antikorruptionsberichte und<br />
ein Medienpluralismus-Monitor. Alle diese Instrumente<br />
werden regelmäßig angewandt, um den<br />
Zustand der Demokratie in den Mitgliedsstaaten<br />
zu überprüfen.<br />
Ethisch sensible Bereiche einfach über<br />
einen Kamm scheren?<br />
Anders als bei Sachfragen sind in ethisch sensiblen<br />
Bereichen verbindliche Kompromisse zwischen 28<br />
Mitgliedsstaaten unmöglich, weil andernfalls die<br />
innere Einheit und Kohärenz<br />
der Völker aufgegeben<br />
würde. Das wissen die<br />
Staats- und Regierungschefs.<br />
Bei Entscheidungen in<br />
der Gleichstellungspolitik<br />
gilt im Rat das Einstimmigkeitsprinzip.<br />
Deswegen<br />
sollen sich alle Mitgliedsstaaten<br />
in Fragen<br />
der Gesellschafts-Werte<br />
genauso einem Kompromiss<br />
anpassen wie in Wirtschaftsfragen.<br />
Junckers Erster Vizepräsident Frans<br />
Timmermans wünscht dann Polen schon mal die<br />
„Erlösung von der immerwährenden Unterdrückung<br />
der katholischen Kirche in Familienfragen“.<br />
Homo-Ehe durch die Hintertür<br />
Für die Juncker-Kommission sagte Frans Timmermans<br />
im Juni 2015: „Die EU-Kommission<br />
sollte weiter darauf bestehen, dass alle EU-Mitgliedsstaaten<br />
die Homo-Ehe vorbehaltlos anerkennen.<br />
Auch wenn manche Mitgliedsstaaten die<br />
gleichgeschlechtliche Ehe in ihrem eigenen Land<br />
<strong>nicht</strong> eingeführt haben, sollten sie zumindest den<br />
Anstand haben, die Homo-Ehe anderer Länder<br />
anzuerkennen.“<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit kombiniert mit der<br />
Politik der gegenseitigen Anerkennung von Personenstandsurkunden<br />
(z. B. standesamtlichen Heiratsurkunden)<br />
ist also wichtiger als das Recht der<br />
Mitgliedsstaaten, eigenständig über die Anerkennung<br />
der Homo-Ehe in ihrem Land zu befinden.<br />
Justiz-Kommissarin Jourova legte eine „Liste<br />
der Vorhaben der EU-Kommission <strong>zur</strong> Förderung<br />
der LGBTI-Rechte“ vor. Das zeigt, wie die EU-Kommission<br />
besondere Rechte für gleichgeschlechtlich<br />
orientierte Menschen aller Altersgruppen durchdrücken<br />
will, ganz besonders jedoch besondere<br />
Rechte für Menschen mit wechselnden Geschlechtsidentitäten<br />
und Transgendermenschen. – Das Ziel:<br />
„die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTI-Personen<br />
zu verbessern und EU-Rechtsvorschriften<br />
durchzusetzen“.<br />
Foto: © Wikipedia, Reinis Inkens Saeima<br />
Foto: © Wikipedia, U.S. Department of State of the United States<br />
Kommissionspräsident<br />
Juncker<br />
Sein<br />
Vizepräsident<br />
wünscht einigen<br />
EU-Ländern<br />
Befreiung von der<br />
„kirchlichen<br />
Unterdrückung in<br />
Familienfragen“ –<br />
unwidersprochen!<br />
Die EU-Justiz-Kommissarin<br />
Vera Jourová<br />
kümmert sich vor allem<br />
um LGBTI-Rechte<br />
Z für Zukunft<br />
49
Europa<br />
Foto: © Wikipedia, Arnfinn Pettersen<br />
Foto: © Wikipedia, Gemälde von Thomas Rowlandso, Pranger in London 1808<br />
So lange am<br />
Pranger unter<br />
Druck setzen,<br />
bis das Land<br />
einknickt<br />
Sophie In’t Veld<br />
ist Vorsitzende der<br />
„Parlamentarischen Plattform<br />
für Säkularismus in der<br />
Politik“, ein Sprachrohr<br />
radikaler Atheisten, die den<br />
Einfluss von Religion und<br />
Spiritualität auf die Gestaltung<br />
des Gemeinwohls bekämpfen<br />
Die C-Parteien schwiegen<br />
Dabei setzt die Juncker-Kommission auf Gruppendruck<br />
im Ministerrat: Mitgliedsstaaten, deren<br />
Bevölkerung weiterhin ein traditionelles Familienbild<br />
als beste Voraussetzung für die nachhaltige<br />
Entwicklung ansehen, sollen durch den Gruppendruck<br />
anderer Staaten einknicken.<br />
Die christdemokratischen Kommissare Oettinger<br />
(CDU) und Hahn (ÖVP) schweigen dazu. Nicht<br />
jedoch Beatrix von Storch, die für die AfD im EU-<br />
Parlament sitzt und Frau Jourova eine Reihe von<br />
parlamentarischen Anfragen stellte. Die Antworten<br />
der EU-Justizkommissarin lassen aufhorchen:<br />
„Jede Form von Diskriminierung, Intoleranz<br />
oder Gewalt aus Gründen der sexuellen Ausrichtung<br />
oder Geschlechtsidentität verstößt<br />
gegen die Grundwerte der EU“ (E-003548/20<strong>16</strong>).<br />
Da irrt die Kommissarin zwar, denn der Begriff<br />
„Geschlechtsidentität“ wurde in keiner EU-Verordnung<br />
definiert; aber ihre Antwort zeigt, wie<br />
sich die „Gender-Idologie“ in der „Antidiskriminierungs-Rhetorik“<br />
etabliert hat.<br />
Manche Mitgliedsstaaten<br />
wollen EU-Einfluss begrenzen<br />
Manche Mitgliedsstaaten wollen den Einfluss der<br />
EU begrenzen: Volksentscheide oder Einzelgesetze<br />
für den Familienschutz gab es 2009 in Litauen,<br />
2012 in Slowenien, 2013 in Kroatien, 2015 in<br />
Rumänien und in der Slowakei. Gegen die Einführung<br />
der Homo-Ehe brachte Frankreichs Staatspräsident<br />
Francois Hollande Millionen Familien<br />
auf die Straßen; 2014 verschärfte die konservative<br />
Regierung in Spanien das Abtreibungsgesetz.<br />
Die EU-Bürgerinitiative zum Lebensrechtsschutz<br />
„Einer-von-uns“ erzielte 2013 einen überragenden<br />
Erfolg, doch die EU-Kommission zeigte<br />
den Bürgern die kalte Schulter und weigert sich,<br />
geltende Rechtsprechung des EuGH (C-34/10)<br />
anzuwenden: die verlangte, die Finanzierung<br />
von Abtreibung und embryonaler Stammzellforschung<br />
aus dem EU-Haushalt zu stoppen. Die<br />
Initiatoren ließen <strong>nicht</strong> locker, der Fall landete<br />
vor dem EuGH.<br />
Jetzt läuft die offizielle EU-Bürgerinitiative<br />
zum Familienschutz „Vater, Mutter, Kinder“<br />
in allen Mitgliedsstaaten (www.vater-mutterkinder.eu).<br />
Im Protokoll der Kommissions-Sitzung<br />
am Tage der Zulassung dieser Initiative kann man<br />
die Verachtung des Kommissars-Kollegiums von<br />
Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker für<br />
die Bürger nachlesen.<br />
Auch politische Stellungnahmen lassen Brüssel<br />
aufhorchen; der ungarische Parlamentspräsident<br />
László Kövé gab 2015 zu Protokoll: „Wir<br />
lehnen die Gender-Ideologie ab. Wir wollen<br />
<strong>nicht</strong>, dass Ungarn ein Land wird, in dem<br />
feminisierte Männer die Frauen nach<strong>machen</strong><br />
und wo Frauen ihre Kinder und Familie<br />
als Hindernisse gegen Selbstverwirklichung<br />
fürchten. Wir lehnen das ab, weil es zu einer<br />
Gesellschaft ohne Zukunft führt.“<br />
Ungarn und Polen blockierten gemeinsam<br />
eine Verordnung im Ministerrat zu Vermögensauswirkungen<br />
für eingetragene Partnerschaften.<br />
Mit dieser Verordnung hätte durch das Prinzip<br />
der gegenseitigen Anerkennung von Zivilstands-<br />
Urkunden die Homo-Ehe durch die Hintertür eingeführt<br />
werden können.<br />
Trotz des Widerstands Ungarns und Polens<br />
umgingen einige Mitgliedsstaaten das Einstimmigkeitsprinzip<br />
mittels der „verstärkten Zusammenarbeit“,<br />
die EU-Kommission zog mit, und das<br />
EU-Parlament verabschiedete den Beschluss am<br />
22. Juni 20<strong>16</strong> trotz des Widerstands zweier wichtiger<br />
EU-Mitgliedsstaaten Mitteleuropas.<br />
50<br />
Z für Zukunft
Europa<br />
Nimmt hier radikaler Atheismus Einfluss?<br />
All diese Beispiele von Selbstbestimmung der Mitgliedsstaaten<br />
will das EU-Parlament nun mit einem<br />
politischen Überwachungsmechanismus brechen.<br />
Autorin des Berichtsentwurfs ist die niederländische<br />
Liberale Sophie In’t Veld. Sie ist Vorsitzende<br />
der „Parlamentarischen Plattform für<br />
Säkularismus in der Politik“, einer Verbindung<br />
radikaler Atheisten, die den Einfluss von Religion<br />
und Spiritualität auf die Gestaltung des Gemeinwohls<br />
bekämpfen. In’t Veld leitet ebenfalls die<br />
„Arbeitsgruppe Reproduktionsgesundheit“, die<br />
sich einsetzt für ein allgemeines Recht auf Abtreibung<br />
in der EU und darüber hinaus. Außerdem ist<br />
sie stellvertretende Vorsitzende der LGBT-Intergruppe<br />
des EU-Parlaments.<br />
Fördert das <strong>nicht</strong> EU-Verdrossenheit?<br />
Beobachter in Brüssel rechnen mit harten Auseinandersetzungen<br />
zwischen den Fraktionen des<br />
EU-Parlaments. Die geplante „interinstitutionelle<br />
Vereinbarung für einen integrierten Mechanismus<br />
für die systematische, objektive und vollständige<br />
Überwachung aller Mitgliedsstaaten der EU und<br />
ihrer Organe“ verletzt das Subsidiaritätsprinzip,<br />
erschafft einen neuen „Grundrechte-Bürokratismus“<br />
und setzt die Bevölkerung der Mitgliedsstaaten dem<br />
politischen Wohlwollen der EU-Institutionen aus.<br />
Wen wundert es, wenn die EU-Gegner Zustimmung<br />
finden – wie jetzt im Vereinigten Königreich<br />
von Großbritannien, das sich für den Austritt entschieden<br />
hat?<br />
Aus parlamentarischer Praxis<br />
Ein Erfahrungsbericht mit Gender-Mainstreaming in der EU<br />
Beatrix von Storch<br />
Foto: © Wikipedia, J. Patrick Fischer<br />
Seit Mai 2014 bin ich Mitglied des<br />
EU-Parlaments und arbeite im „Ausschuss<br />
für die Rechte der Frauen und<br />
die Gleichstellung der Geschlechter“.<br />
In der vorherigen Legislaturperiode<br />
(2009–2014) wurden im Plenum 2790 Entschließungen<br />
verabschiedet. Davon sind nur 1071 verbindliche<br />
Rechtsakte; der weit größere Anteil<br />
sind also unverbindliche Entschließungen auf der<br />
Grundlage von Initiativ-Berichten.<br />
Die <strong>machen</strong> trotzdem viel Arbeit, beschäftigen<br />
viele Parlamentarier, Assistenten, Übersetzer,<br />
Lobbyisten und Journalisten, werden in<br />
alle Amtssprachen übersetzt – verpflichten aber<br />
2790 Entschließungen<br />
– davon<br />
sind nur 1071<br />
rechtlich<br />
verbindlich<br />
Z für Zukunft<br />
51
Europa<br />
Foto: © Wikipedia, J. Patrick Fischer<br />
Das<br />
EU-Parlament<br />
Abtreibung zum<br />
Menschenrecht<br />
niemanden. Und doch sind diese Entschließungen<br />
Statements, mit denen Politik gemacht wird. Ich<br />
winke sie also <strong>nicht</strong> einfach durch, da sie ja keine<br />
Bindewirkung haben; im Gegenteil: Ich lehne sie<br />
ab, besonders Entschließungen zu „Gender-Mainstreaming“<br />
und „Gender-Gleichstellung“.<br />
Einige dieser Entschließungsvorlagen stelle<br />
ich hier kurz vor, um zu verdeutlichen, welche<br />
Blüten die Gender-Ideologie im EU-Parlament<br />
treibt. Neben dem Frauenausschuss gibt es im<br />
EU-Parlament ja noch zahlreiche Gremien, die ein<br />
durchgängiges Gender-Mainstreaming durchsetzen<br />
wollen.<br />
Brüssel sagt, wer den Abwasch macht<br />
In der Tarabella-Entschließung vom 10. März<br />
2015 „Gleichstellung von Frauen und Männern in<br />
der Europäischen Union – 2013” machte das EU-<br />
Parlament die gleichmäßige Aufteilung der Hausarbeit<br />
zwischen Frauen und Männern zu einer<br />
unabdingbaren Voraussetzung für die Gleichstellung<br />
von Frauen und Männern. Jetzt entscheidet<br />
also Brüssel, wer zu Hause bügelt, einkauft und<br />
den Abwasch macht.<br />
Außerdem erklärt das EU-Parlament Abtreibung<br />
zum Menschenrecht, obwohl in der Estrela-<br />
Entschließung vom 10. Dezember 2013 festgelegt<br />
wurde, dass das <strong>nicht</strong> EU-Angelegenheit ist.<br />
Mutterschutz gendern, was soll denn das?<br />
Die EU will auch den Mutterschutz gendern. Die<br />
Richtlinie, um die es hier geht, handelt von der<br />
„Durchführung von Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung<br />
der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />
von schwangeren Arbeitnehmerinnen, Wöchnerinnen<br />
und stillenden Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz“.<br />
„Mütter“ fehlen im Titel der Richtlinie!<br />
Am 20. Mai 2015 bedauerte das EU-Parlament,<br />
dass die EU-Kommission die 2008 vorgelegte und<br />
alsbald blockierte Richtlinien-Novelle über den<br />
Mutterschaftsurlaub nun wieder <strong>zur</strong>ückzog. Dieses<br />
Bedauern ist eher geheuchelt, denn das EU-<br />
Parlament überzog damals seine Forderungen<br />
an die Mitgliedsstaaten so sehr, dass diese nur<br />
abwinkten: Die EU-Kommission (damals unter dem<br />
Christdemokraten Barroso) wollte auch den Mutterschutz<br />
gendern und fügte dem verständlichen<br />
Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz den<br />
Grundsatz der Gleichbehandlung und der Chancengleichheit<br />
von Männern und Frauen hinzu.<br />
Aber Männer werden nun mal <strong>nicht</strong> schwanger.<br />
Das erweiterte jedoch den Anwendungsbereich<br />
der Richtlinie auf Eltern-, Vaterschafts- und<br />
Adoptionsurlaub, die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf, Antidiskriminierungs-Aspekte usw. Die<br />
Barroso-Kommission verengte das wirkliche Problem<br />
des Mutterschaftsurlaubs auf ideologische<br />
Gleichstellungsfragen.<br />
Das „Problem“ sind die Eltern<br />
In der Entschließung vom 9. September 2015 <strong>zur</strong><br />
„Stärkung von Mädchen durch Bildung in der EU“<br />
kommentierte das Hohe Haus kritisch, dass Eltern<br />
für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich<br />
seien: indem nämlich Eltern ihre Söhne zu Männern<br />
und Vätern und ihre Töchter zu Frauen und<br />
Müttern erziehen, würden starre Geschlechterstereotypen<br />
weitergegeben. Daher sollen Eltern<br />
an Sensibilisierungs-Initiativen teilnehmen, an<br />
Weiterbildungsmaßnahmen und Maßnahmen <strong>zur</strong><br />
Integration der Geschlechterperspektive.<br />
In derselben Entschließung wird die Kommission<br />
aufgefordert, Diskriminierung aufgrund von<br />
sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität<br />
in Bildungseinrichtungen (wie Kindergärten und<br />
52<br />
Z für Zukunft
Europa<br />
Schulen) zu bekämpfen und dafür „ausdrücklich“<br />
LGBTI-Themen in die Lehrpläne aufzunehmen.<br />
Die Gender-Spitzenreiter unter den Bildungseinrichtungen<br />
sollen mit einem europäischen Gleichstellungs-Preis<br />
ausgezeichnet werden.<br />
Masturbation für Kinder von 0 bis 4<br />
Die bayerische SPD-Abgeordnete Maria Noichl<br />
fordert in der von ihr vorbereiteten Entschließung<br />
vom 9. Juni 2015 <strong>zur</strong> EU-Gleichstellungsstrategie<br />
nach 2015 dazu auf, an Schulen Sexualerziehungsprogramme<br />
durchzuführen und sicherzustellen,<br />
dass junge Menschen Zugang zu Beratung<br />
und zu Verhütungsmitteln haben. Der Inhalt<br />
dieser Sexualerziehung wird in den „Standards<br />
der Sexualaufklärung in Europa” vom Regionalbüro<br />
Europa der Weltgesundheitsorganisation als<br />
Rahmenkonzept für Bildungseinrichtungen vorgelegt.<br />
Für die Altersgruppe 0–4 Jahre wird beispielsweise<br />
empfohlen, eine positive Haltung zum<br />
sozial konstruierten Geschlecht zu entwickeln<br />
und frühkindliche Masturbation zu lernen.<br />
Als käme Armut von<br />
Geschlechterungerechtigkeit<br />
Bei der „Armutsbekämpfung aus geschlechtsspezifischer<br />
Perspektive” ist sich das EU-Parlament<br />
am 26. Mai 20<strong>16</strong> sicher: Würden gleichgeschlechtliche<br />
LGBTI-Familien endlich durch alle Mitgliedsstaaten<br />
voll anerkannt, würde deren Einkommen<br />
steigen und die Lebenshaltungskosten, das<br />
Armutsrisiko und die Gefahr sozialer Ausgrenzung<br />
sinken. Eine Studie soll zeigen, wie sich Verfahren<br />
<strong>zur</strong> amtlichen Anerkennung der Geschlechtsumwandlung<br />
einer Person bzw. das Fehlen solcher<br />
Verfahren auswirken auf die Stellung von Transgender-Personen<br />
auf dem Arbeitsmarkt.<br />
LGBTI gleichstellen per Entwicklungshilfe<br />
Foto: © Inspirit Communication<br />
Aber auch Außenpolitik und Entwicklungshilfe<br />
können gegendert werden, wie die Entschließung<br />
vom 8. Oktober 2015 <strong>zur</strong> Erneuerung des „EU-<br />
Aktionsplans <strong>zur</strong> Gleichstellung der Geschlechter<br />
und Machtgleichstellung der Frauen in der<br />
Entwicklungszusammenarbeit“ zeigt. Darin wird<br />
gefordert, den EU-Aktionsplan für die Gleichstellung<br />
bezüglich der Lage von LGBTI in Drittländern<br />
(also Nicht-EU-Ländern) zu verbessern und<br />
deren Schutz und Rechte in den Mittelpunkt zu<br />
stellen, und gleich noch mehr: besondere Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Stärkung der Rechte von jugendlichen<br />
Frauen, Migrantinnen, mit dem HI-Virus<br />
lebenden Frauen, lesbischen, bi-, trans- und<br />
intersexuellen Frauen (LGBTI) sowie Frauen mit<br />
Behinderungen.<br />
Das selbstgendernde Parlament<br />
Ein letztes Beispiel betrifft das parlamentarische<br />
Selbst-Gendern. Dazu verabschiedete das Plenum<br />
am 3. Februar 20<strong>16</strong> eine umfangreiche Entschließung:<br />
Die Personalabteilung des EU-Parlaments<br />
wird beauftragt, besondere Leitlinien für<br />
das Wohlergehen der lesbischen, schwulen, bi-,<br />
trans-, inter- und quersexuellen Bediensteten am<br />
Arbeitsplatz einzuführen.<br />
Subtiler Einfluss auf EU-Politik<br />
Obwohl diese Entschließungsverfahren im EU-<br />
Recht keine Bindewirkung entfalten, nehmen sie<br />
erheblich Einfluss auf das Denken der EU-Institutionen<br />
in diesem Politikbereich und können<br />
Eingang finden in Vorlagen der Kommission für<br />
Rechtsakte. Deswegen ist es wichtig, dass sich<br />
die Bürger über diese Entschließungen im Vorfeld<br />
informieren, die Europa-Abgeordneten mit<br />
Briefen und E-Mails kontaktieren und sich bei den<br />
nächsten Wahlen an die Ergebnisse der namentlichen<br />
Abstimmungen erinnern.<br />
Beatrix von Storch MdEP (45) ist Vize-Chefin der Fraktion des<br />
„Europas der Freiheit und der Direkten Demokratie“ (EFDD) und<br />
Co-Vorsitzende der Familien-Intergruppe des EU-Parlaments.<br />
Es ist wichtig,<br />
dass Bürger<br />
über diese<br />
Entschließungen<br />
im Vorfeld<br />
informiert sind<br />
und ihre Stimme<br />
erheben<br />
Die EVP-Politikerin Anna<br />
Zaborska aus der Slowakei<br />
tritt seit 2004 im EU-<br />
Parlament für den Schutz<br />
von Ehe und Familie in der<br />
EU ein. Seit 2009 ist sie<br />
Präsidentin der „Intergruppe<br />
Familie, Rechte des Kindes<br />
und Solidarität zwischen<br />
den Generationen“. Hier<br />
berät sie sich vor wichtigen<br />
Abstimmungen mit ihrem<br />
langjährigen Assistenten<br />
Tobias Teuscher<br />
Z für Zukunft<br />
53
Historisch<br />
Das Spiel mit<br />
dem roten<br />
Würfel<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
oder: Die Schattenseite<br />
der humanistischen Aufklärung<br />
Sehen Sie auch,<br />
wie schön dieses<br />
„Es“ mit dem<br />
roten Würfel<br />
spielt?<br />
Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />
Dekonstruktion der Natur<br />
„Ein kluger Kopf hat mal gesagt: Die Biologie<br />
ist das, was man dafür hält.“ 1 Diese inzwischen<br />
amtliche, für jeden Naturwissenschaftler verblüffende<br />
Argumentation ergibt sich aber zwingend<br />
aus einem Konstruktivismus 2 , der nun auch<br />
die Natur einbezieht. „Die Genderbewegung hat<br />
(…) kein Interesse an Objektivität. Eine objektive<br />
Wirklichkeit, die es zu erforschen gilt, existiert<br />
für sie <strong>nicht</strong>.“ 3<br />
So nimmt der Konstruktivismus allerdings<br />
bizarre Züge an: Als Wissenschaftler nach der<br />
Untersuchung der Mumie von Ramses II. herausfanden,<br />
dass der Pharao wahrscheinlich an<br />
Tuberkulose gestorben war, bestritt der französische<br />
Konstruktivist Robert Latour, dass das<br />
möglich sei, weil Robert Koch das Virus erst 1882<br />
entdeckt hatte: „Vor Koch hatte das Virus keine<br />
wirkliche Existenz.“ 4<br />
Noch weiter geht Judith Butler: Für die Professorin<br />
für Linguistik entsteht Wirklichkeit<br />
überhaupt erst durch Sprache. Somit ist auch<br />
Geschlecht semantisch konstruiert: „Es gibt überhaupt<br />
keinen ‚natürlichen‘ Körper als solchen,<br />
der ‚vor‘ der Sprache und Deutung der Kulturen<br />
liege. Radikalisiert bedeutet das, auch ‚Biologie‘<br />
sei Kultur.“ 5 Da aber offensichtlich Lebewesen<br />
existierten, bevor es Menschen und Sprache gab,<br />
offenbart sich diese Weltsicht als wirklichkeitsfremd<br />
und zeigt, wie eine Ideologie selbst offensichtlichste<br />
Dinge vernebelt.<br />
Die drei Dekonstruktions-Geschütze der<br />
führenden kanadischen Gender-Professorin<br />
Donna Haraway<br />
Das erste:<br />
„Der Konstruktivismus lehrt, dass wir Wirklichkeit<br />
niemals als das erkennen können, was sie<br />
wirklich ist.“ 6 Zunächst ist der Konstruktivismus<br />
für die Genderwissenschaft offensichtlich eine<br />
<strong>nicht</strong> hinterfragbare Prämisse und somit ist er<br />
unwissenschaftlich.<br />
Aber es gibt einen wahren Kern: „Die Physik ist<br />
<strong>nicht</strong> die Beschreibung der Natur, sondern vielmehr<br />
nur die Beschreibung unserer Vorstellung von der<br />
Natur.“ Diese Aussage von Nils Bohr 7 wird von Carl-<br />
Friedrich v. Weizsäcker noch verschärft: „Die rationale<br />
Physik sieht … nur die Oberfläche der Wirklichkeit,<br />
die Physik erklärt <strong>nicht</strong> die Geheimnisse der<br />
Natur, sie führt sie auf tiefer liegende Geheimnisse<br />
<strong>zur</strong>ück.“ 8 Tatsächlich werden wir nie herausfinden,<br />
„was die Welt im Innersten zusammenhält“.<br />
54<br />
Z für Zukunft
Historisch<br />
Wenn wir nun heute die meisten Krankheiten<br />
medikamentös behandeln und über Kontinente hinweg<br />
kommunizieren können; wenn sich ein viele<br />
Tonnen schwerer Jumbo in die Luft erhebt oder<br />
unsere Raumsonden auf dem Mond, dem Mars und<br />
sogar auf einem Kometen landen, dann belegt das<br />
wohl eindrücklich, dass wir zumindest die Oberfläche<br />
der Wirklichkeit, die uns ja unmittelbar betrifft,<br />
hinreichend genau beschreiben können.<br />
Donna Haraways zweites Argument:<br />
„Geltende Theorien wurden bisher nur <strong>nicht</strong> falsifiziert.<br />
Wenn überhaupt, dann wissen wir nur<br />
sicher, was Wirklichkeit <strong>nicht</strong> ist.“ 9 Auch dieser<br />
Einwand ist im Prinzip richtig: Alle unsere mathematischen<br />
Modelle der Wirklichkeit müssen sich<br />
im Experiment bewähren. Aber noch so viele<br />
Bestätigungen <strong>machen</strong> eine Theorie <strong>nicht</strong> <strong>zur</strong><br />
Wahrheit, sie kann nur falsifiziert werden. Insofern<br />
wissen wir tatsächlich nur sicher, was die<br />
Wirklichkeit <strong>nicht</strong> ist.<br />
Auch die großen Theorien wie Newtons Mechanik<br />
wurden <strong>nicht</strong> „falsifiziert“ – widerlegt –, sondern<br />
lediglich eingeschränkt auf den Geltungsbereich,<br />
in dem sie angewandt werden können. Im<br />
„Alltagsgebrauch“ funktioniert Newtons Mechanik<br />
ja wunderbar; sie versagt erst bei Geschwindigkeiten<br />
nahe der Lichtgeschwindigkeit und im atomaren<br />
Bereich. Hier greifen umfassendere Theorien –<br />
die Relativitätstheorie bzw. die Quantenmechanik.<br />
Donna Haraways erste beide Einwände sind also<br />
prinzipiell richtig, aber praktisch irrelevant.<br />
Ihr drittes Argument lautet:<br />
„Wissen von Forschenden kann nur in Bezug auf<br />
deren politische Position gebildet werden.“ 10 Das<br />
heißt: Der Wissenschaftler sieht die Welt durch<br />
die Brille seiner politischen Einstellung. Damit<br />
wäre jede Wissenschaft letztlich Ideologie, auch<br />
die von Haraway.<br />
Die Schwierigkeit für Frau Haraway ist, einerseits<br />
die Objektivitätsansprüche der Wissenschaft<br />
zu dekonstruieren und andererseits den eigenen<br />
Objektivitätsanspruch aufrechtzuerhalten.<br />
Deshalb ist für sie ein neuer Objektivitätsbegriff<br />
notwendig: „Unterworfene Standpunkte werden<br />
bevorzugt, weil sie angemessenere, nachhaltigere,<br />
objektivere, transformierendere Darstellungen<br />
der Welt zu versprechen scheinen.“ 11<br />
Im Geiste von Karl Marx<br />
Donna Haraway argumentiert im Sinne der „kritischen<br />
Theorie“. Die entstand aus der Forderung<br />
von Karl Marx, dass wahre Philosophie <strong>nicht</strong> über<br />
die Welt nachdenken, sondern sie verändern solle.<br />
Die „kritische Theorie“ ist <strong>nicht</strong>, wie die Naturwissenschaft,<br />
vom Interesse an Objektivität und<br />
Wahrheit geleitet, sondern will die bestehende<br />
Gesellschaft verändern. Objektiver Wissenschaft<br />
darf weder ein Dogma noch ein Konsens vorgeschaltet<br />
werden, sondern es muss methodisch<br />
korrekt geforscht werden, und diese Forschung<br />
muss ergebnisoffen sein. Gendertheorien sind<br />
daher keine Naturwissenschaft, sondern Handlungskonzepte<br />
<strong>zur</strong> Veränderung der Welt.<br />
Wenn das Versprechen <strong>nicht</strong> hält<br />
und der Schein trügt<br />
Dabei war sich Frau Haraway ihrer Sache keineswegs<br />
sicher: Was also, wenn das Versprechen<br />
<strong>nicht</strong> hält und der Schein trügt? Mit welchem<br />
Kriterium könnte man eine solche Theorie verifizieren<br />
oder falsifizieren? Wer bestimmt, was der<br />
„richtige“ Standpunkt ist?<br />
Man muss schon sehr naiv sein zu glauben, dass<br />
„die Unterworfenen“ jemals die Deutungshoheit<br />
über die „richtige Weltanschauung“ hatten. Erinnern<br />
wir uns: Aristoteles hatte behauptet, dass ein<br />
schwerer Stein schneller fällt als ein leichter.<br />
Das wurde 1500 Jahre so geglaubt; weil die<br />
Autorität Aristoteles´ so übermächtig war, wagte es<br />
niemand, seine Aussagen anzuzweifeln. Erst Galileo<br />
Galilei bewies durch<br />
seine Experimente, dass<br />
beide gleich schnell fallen.<br />
Erstmals hatte die<br />
Menschheit mit der empirischen<br />
Wissenschaft eine<br />
Methode gefunden, die<br />
Wirklichkeit zu beschreiben<br />
unabhängig von einer<br />
„richtigen“ Weltanschau-<br />
Donna Jeanne Haraway ist<br />
eine amerikanische Naturwissenschaftshistorikerin<br />
und<br />
Biologin. Sie war Professorin<br />
an der University of California<br />
Foto: © Wikipedia/Rusten Hogness<br />
Z für Zukunft<br />
55
Historisch<br />
Bilder: (von oben)<br />
Konrad Lorenz († 27. Februar 1989)<br />
– österreichischer Zoologe, Medizin-Nobelpreisträger<br />
und Hauptvertreter der klassischen vergleichenden<br />
Verhaltensforschung<br />
Isaac Newton († 20. März 1726) – englischer<br />
Naturforscher, Theologe, Philosoph und Verwaltungsbeamter<br />
Sigmund Freud († 23. Sept. 1939) – österreichischer<br />
Neurologe, Tiefenpsychologe und<br />
Kulturtheoretiker. Weltweit bekannt als Begründer<br />
der Psychoanalyse<br />
Carl Gustav Jung († 6. Juni 1961) – Schweizer<br />
Psychiater und Begründer der analytischen<br />
Psychologie. Schüler Freuds<br />
Erich Fromm († 18. März 1980) – deutschamerikanischer<br />
Psychoanalytiker, Philosoph und<br />
Sozialpsychologe<br />
Fotos: © Wikipedia<br />
ung oder der Autorität eines Forschers.<br />
Galilei, Newton oder Einstein haben<br />
ihre Forschung bestimmt <strong>nicht</strong> von<br />
einem „unterworfenen Standpunkt“ aus<br />
betrieben. Wären ihre Erkenntnisse besser<br />
oder anders, wenn sie mit einer anderen<br />
politischen Einstellung gefunden worden<br />
wären?<br />
Mit der Gendertheorie fällt die<br />
Menschheit endgültig in das vorwissenschaftliche<br />
Zeitalter <strong>zur</strong>ück,<br />
mutierte das materialistische Weltbild<br />
<strong>zur</strong> maßgeblichen Weltanschauung.<br />
Heute entscheidet in allen gesellschaftlich<br />
relevanten Bereichen die „richtige“<br />
Weltanschauung darüber, wer auf einen<br />
Lehrstuhl berufen wird; wer es wagte,<br />
die Evolutionslehre Darwins in Zweifel<br />
zu ziehen oder dass die Klimaerwärmung<br />
vom Menschen verursacht sei,<br />
wird sicher <strong>nicht</strong> mehr berücksichtigt.<br />
Und Forschungsgelder erhält nur,<br />
dessen Projekte den politischen Mainstream<br />
<strong>nicht</strong> infrage stellen, so wurde<br />
beispielsweise die Forschung über die<br />
Ursachen von Homosexualität vollständig<br />
eingestellt. Das Absurdeste hingegen:<br />
Es wurden etwa 200 Lehrstühle<br />
für Gender-Studies eingerichtet, deren<br />
erklärtes Ziel es ist, die Wissenschaft zu<br />
dekonstruieren.<br />
Der große Irrtum<br />
Man könnte sich natürlich eine passende<br />
Wirklichkeit konstruieren; nur ändert das<br />
<strong>nicht</strong>s an der real existierenden – aber<br />
es hat dramatische Folgen für unsere<br />
Zukunft! So schrieb Konrad Lorenz schon<br />
1982: „Der Irrglaube, dass man aus<br />
dem Menschen … schlechterdings alles<br />
<strong>machen</strong> kann, liegt den vielen Todsünden<br />
zugrunde, welche die zivilisierte Menschheit<br />
gegen die Natur des Menschen<br />
begeht. Es muss übelste Auswirkungen<br />
haben, wenn eine weltumfassende Ideologie<br />
samt der sich daraus ergebenden<br />
Politik auf Lüge begründet ist.“ 12<br />
Da der Sozialismus von einem unrealistischen<br />
Menschenbild ausging, musste er an diesem Grundirrtum<br />
immer wieder scheitern: „Die schlichte …<br />
Wahrheit ist, dass der ‚eigentliche Mensch‘ seit<br />
je da war – in seinen Höhen und Tiefen, in seiner<br />
Größe und Erbärmlichkeit, seinem Glück und seiner<br />
Qual, seiner Rechtfertigung und seiner Schuld.<br />
Der Irrtum der Utopie ist also ein Irrtum der Auffassung<br />
vom Wesen des Menschen.“ 13<br />
Das falsche Menschenbild beginnt mit der Illusion,<br />
dass Mensch frei wäre. Sigmund Freud hat<br />
es wiederentdeckt; es wurde aber schon im ersten<br />
Jahrhundert umfassend beschrieben: 14 dass der<br />
Mensch eben <strong>nicht</strong> Herr im eigenen Hause ist.<br />
Aber diese zentrale Erkenntnis wollen die „aufgeklärten“<br />
Zeitgenossen bis heute <strong>nicht</strong> hören,<br />
weil dann das gesamte Projekt „neuer Gender-<br />
Mensch“ schon im Ansatz gescheitert wäre.<br />
„Mit Abscheu zitiert Skinner am Schluss seines<br />
Buches ‚Was ist Behaviorismus?‘ Konrad Lorenz<br />
mit dem Satz: ‚… wonach der Menschheit die<br />
größte Gefahr dadurch drohe, dass der Mensch<br />
seiner nie ganz Herr zu werden wisse‘. Skinners<br />
Antwort: ‚Wenn das wahr wäre, wären wir verloren.‘“<br />
15 Also durfte es <strong>nicht</strong> wahr sein.<br />
Verdrängung – Verleugnung – Relativierung<br />
„Aber was geschah mit dem Bösen, der Macht der<br />
Destruktivität?“, fragte Horst-Eberhard Richter.<br />
Die Antwort: „Seiner Bewältigung dienten verschiedene<br />
geistreiche Versuche <strong>zur</strong> Verleugnung<br />
oder Relativierung. Was diese Verdrängungsmanöver<br />
bewirkten, war aber nur, die gefährlichen<br />
Kräfte unsichtbar zu <strong>machen</strong>.“ <strong>16</strong> Dass diese<br />
Kräfte sehr real sind, wusste besonders Freuds<br />
Schüler C. G. Jung: „Es ist <strong>nicht</strong> wahr, das wir<br />
einzig mit der Ratio und dem Willen auskommen.<br />
Wir sind ganz im Gegenteil beständig unter dem<br />
Einfluss von störenden Mächten, die Vernunft und<br />
Willen durchkreuzen, das heißt, sie sind stärker<br />
als das letztere …“ 17<br />
Das Wesen des Menschen insgesamt, seine<br />
moralische Ambivalenz, seine Sehnsucht nach<br />
dem Paradies und seine Suche nach Sinn, war den<br />
Materialisten seit jeher ein Rätsel. Er sei ein „Irrläufer,<br />
eine groteske Laune der Natur. Er ist Teil<br />
56<br />
Z für Zukunft
Historisch<br />
der Natur und doch transzendiert er die Natur.<br />
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das<br />
sich in der Natur <strong>nicht</strong> zu Hause fühlt, das sich<br />
aus dem Paradies vertrieben fühlen kann“ 18 –<br />
fand Erich Fromm.<br />
Als Jude wusste er aus seiner Bibel, dass in der<br />
Urzeit mit dem Menschen etwas Entscheidendes<br />
„schiefgelaufen“ war: „Obwohl Mann und Frau<br />
einander unverhüllt gegenübertraten, schämten<br />
sie sich <strong>nicht</strong>, weil sie sich <strong>nicht</strong> als Fremde<br />
erfuhren, sondern als ‚eins‘.“ Nach dem Ereignis,<br />
das wir „Sündenfall“ nennen, „empfinden sie die<br />
tiefste Scham, die es gibt: einem Mitmenschen<br />
‚nackt‘ gegenüberzutreten und sich dabei der<br />
gegenseitigen Entfremdung bewusst zu sein, die<br />
sie voneinander trennt.“ 19<br />
Diese „Entfremdung“ des Menschen von sich<br />
selbst, vom Nächsten und von seiner Umwelt<br />
sieht Fromm als das zentrale Thema des Menschen:<br />
„Der Mensch aller Zeiten und Kulturen<br />
steht der … einen und immer gleichen Frage<br />
gegenüber: Wie die Getrenntheit überwunden,<br />
wie man das eigene individuelle Leben transzendieren<br />
und einswerden kann.“ 20<br />
Liebe, das „Missing Link“<br />
Die Lösung des Problems haben gerade neomarxistische<br />
Denker erstaunlich gut erkannt. So<br />
schrieb Theodor W. Adorno: „Jeder Mensch heute,<br />
ohne jede Ausnahme, fühlt sich zu wenig geliebt,<br />
weil jeder zu wenig lieben kann. … Der Mangel an<br />
Liebe ist der Mangel aller Menschen ohne Ausnahme,<br />
so wie sie heute existieren.“ 21<br />
So konnte sich die Hoffnung der Moderne mit<br />
ihrer Sicht vom Menschen als einer „biologischen<br />
Maschine“ <strong>nicht</strong> erfüllen: „Das Ziel der Aufklärung,<br />
die vollständige Befriedigung aller instinktiven<br />
Wünsche, ist <strong>nicht</strong> nur keine Basis für das<br />
Glück, sondern garantiert <strong>nicht</strong> einmal minimale<br />
seelische Gesundheit.“ 22<br />
Bleibt ihm also nur das „Lustprinzip“, „das<br />
einzige Ziel und die entscheidende Kraft, welche<br />
die menschliche Gesellschaft entwickelt“. 23<br />
Aber Erich Fromm weiß, dass auch die Sexualität<br />
nur eine Scheinlösung ist: „Die sexuelle Orgie …<br />
wird zu dem verzweifelten Versuch, der durch die<br />
Getrenntheit erzeugten Angst zu entkommen, und<br />
resultiert in einem<br />
immer stärker wachsenden<br />
Gefühl der<br />
Einsamkeit, da der<br />
ohne Liebe vollzogene<br />
Geschlechtsakt<br />
die Kluft zwischen<br />
zwei menschlichen<br />
Wesen höchstens für<br />
einen kurzen Augenblick<br />
überbrücken<br />
kann.“ 24<br />
Das Fazit des Marxisten Erich Fromm ist daher:<br />
„Wenn es wahr ist – was ich darzulegen versuchte<br />
– … dass die Liebe die einzig befriedigende Antwort<br />
auf das Problem der menschlichen Existenz ist,<br />
dann muss jede Gesellschaft, die die Entwicklung<br />
<strong>zur</strong> Liebe ausschließt, an ihrem Widerspruch … <strong>zur</strong><br />
menschlichen Natur zugrunde gehen …“ 25<br />
Fünf für gerade verkaufen<br />
Die Dekonstruktion – also eine Umkonstruierung<br />
– des Menschen will Veränderung herbeiführen,<br />
bis allen klar ist, dass das Kind eben <strong>nicht</strong> mit<br />
dem blauen Ball, sondern mit einem roten Würfel<br />
spielt. Aber alle Ersatzformen, die für Liebe<br />
bisher konstruiert wurden, haben das Bedürfnis<br />
<strong>nicht</strong> stillen können. Es empfiehlt sich also, ganz<br />
„rückwärtsgewandt“ das Urmodell von „Liebe“<br />
zu testen, ob <strong>nicht</strong> diese den elementaren Mangel<br />
ausfüllen kann.<br />
Als Qualitätsbeschreibung dazu gilt: „Die Liebe<br />
hat Ausdauer, die Liebe ist gütig, sie neidet <strong>nicht</strong>,<br />
die Liebe spielt sich <strong>nicht</strong> groß auf, sie benimmt<br />
sich <strong>nicht</strong> unanständig, sie sucht <strong>nicht</strong> das Ihre,<br />
sie lässt sich <strong>nicht</strong> verbittern, sie rechnet Böses<br />
<strong>nicht</strong> zu, sie freut sich <strong>nicht</strong> über Ungerechtigkeit;<br />
sondern sie freut sich mit der Wahrheit (im<br />
Gegensatz zum Konstitutionalismus), sie erträgt<br />
alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet<br />
alles. Diese Liebe vergeht niemals.“ 26<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Leisenberg<br />
Professor und Dekan in Frankfurt und Gießen, Geschäftsführer einer<br />
Firma für thermische Verfahrenstechnik. Ausgezeichnet mit dem<br />
„Unternehmerpreis Innovativer Mittelstand“ (2004) und dem „Hessischen<br />
Innovationspreis“ (2008). Verheiratet, zwei Kinder.<br />
Fußnoten: siehe Seite 64<br />
Im Geiste von<br />
Karl Marx<br />
Foto: © boris15 / 123RF<br />
Z für Zukunft<br />
57
Medien<br />
Gehirnwäsche missglückt<br />
Ein norwegischer Komiker hat in einer TV-Dokumentation gezeigt, wie dogmatisch und<br />
ideologisch die Gleichstellungs-Bemühungen angelegt sind. Staatliche Subventionen<br />
wurden gestoppt, das norwegische Genderinstitut musste geschlossen werden<br />
Peter Ischka<br />
Was kann<br />
Deutschland<br />
vom „Vorzeige“-<br />
Genderland<br />
Norwegen<br />
lernen?<br />
Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />
Seit Jahren bemühen sich Politik und<br />
Wirtschaft vergeblich, Mädchen in<br />
technische Berufe zu bringen. Während<br />
man hierzulande mit großem<br />
finanziellem Aufwand darauf drängt,<br />
bereits im Kindergarten mit einer Umprogrammierung<br />
zu beginnen, hat in Norwegen ein Komiker<br />
in einer eindrücklichen TV-Dokumentation gezeigt,<br />
wie dogmatisch und ideologisch diese Gleichstellungs-Bemühungen<br />
angelegt sind.<br />
Schülerinnen sollen für sogenannte MINT-Berufe<br />
begeistert werden – für Jobs im Bereich Mathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaften oder Technik –,<br />
angeblich der Geschlechtergerechtigkeit wegen.<br />
Doch Hunderte von Initiativen und Bemühungen<br />
über Jahre hinweg zeigten keinen Erfolg: Die meisten<br />
Mädchen verfolgen weiterhin charakteristische<br />
Berufswünsche. Darüber berichtete der „Spiegel“ in<br />
der 39. Ausgabe vom 21. September 2013.<br />
Mit großem finanziellem Aufwand unterstützen<br />
die Bundesregierung und die EU den „Kampf“<br />
gegen ein vermeintliches Geschlechterklischee.<br />
Aber bisher haben alle Bemühungen <strong>nicht</strong> so<br />
recht fruchten wollen, auch die „Girls’ Days“<br />
zeigten keine Wirkung, genauso wenig wie die<br />
weiblichen Stars in TV-Shows, die, in technischen<br />
Berufen gezeigt, in romantischen Liebesgeschichten<br />
das Schmalz zum Triefen bringen.<br />
Genderbeauftragte, die solche Projekte verantworten,<br />
rechtfertigen sich: Die Chancen, ihre<br />
Ziele zu erreichen, stünden <strong>nicht</strong> schlecht. Zumindest<br />
in der Theorie. Man bezieht sich auf die Genderforschung,<br />
die davon ausgeht, dass Mädchen<br />
von Geburt an genauso technikinteressiert seien<br />
wie Jungen – es wären nur die überkommenen<br />
Geschlechterklischees, die die Umsetzung und den<br />
Erfolg selbst der besten Aktionen behinderten.<br />
58<br />
Z für Zukunft
Medien<br />
Der Lösungsansatz: Wer den Frauenanteil<br />
in technischen Berufen erhöhen will,<br />
muss in der Erziehung deutlich früher<br />
ansetzen – dreijährigen Mädchen sollen<br />
statt Puppen und Kinderküchen endlich<br />
Metallbaukästen und technische Experimentier-Sets<br />
angeboten werden.<br />
Naturwissenschaftliche<br />
Erkenntnisse veraltet?<br />
Norwegen ist eines der am besten gegenderten<br />
Länder der Welt. Doch auch hier hat man das Problem,<br />
dass nur wenige Frauen technische Berufe<br />
ergreifen (seit Neuestem ist die Tendenz sogar<br />
rückläufig). Es gibt keine offizielle Erklärung dafür,<br />
man nennt es „das norwegische Gleichstellungs-<br />
Paradoxon“. Darüber öffentlich zu diskutieren war<br />
in Norwegen ein Tabu – bis der norwegische Clown<br />
und Soziologe Harald Eia eine mehrteilige TV-Dokumentation<br />
drehte, der Titel: „Gehirnwäsche“.<br />
Eia stellte den führenden Genderforschern in Norwegen<br />
die provozierende Frage: „Haben Geschlechterrollen<br />
eine naturwissenschaftlich begründbare<br />
Ursache?“ Harald Eia wurde aufgeklärt: Die<br />
Naturwissenschaft habe in diesen Fragen nur<br />
untergeordnete Bedeutung; allein die Gesellschaft<br />
forme das soziale Geschlecht (Gender).<br />
Wer andere Meinungen vertrete, stütze sich in<br />
der Regel auf veraltete Forschungsergebnisse.<br />
Der Komiker Eia machte sich auf und befragte<br />
Wissenschaftler anderer Disziplinen. Die norwegische<br />
Soziologin Camilla Schreiner verwies auf<br />
eine Studie, in der 15-Jährige aus 20 Ländern<br />
nach ihren Interessen befragt wurden. Die Studie<br />
zeigt, dass gerade Frauen aus Ländern ohne<br />
Frauenförderung das größte Interesse an Technik<br />
aufweisen: Die Armut drängt diese Frauen dazu,<br />
alle ihnen angebotenen Möglichkeiten zu ergreifen,<br />
während Frauen im Wohlstand sich für einen<br />
Beruf ihrer Neigung entscheiden.<br />
In San Francisco suchte Eia den Psychologen<br />
Lippa auf. Lippa hat in einer Studie mit 200 000<br />
Menschen aus 53 Ländern gezeigt, dass sich<br />
Geschlechtsrollen überall sehr ähneln. Daraus<br />
schließt er: Wenn in unterschiedlichen Kulturen<br />
derartige Übereinstimmungen vorliegen, muss<br />
von einer biologischen Ursache ausgegangen<br />
werden. Auf seiner Erkundungsreise besuchte Eia<br />
auch einen Psychologen in Cambridge und eine<br />
Evolutions-Psychologin in Durham. Weitere Puzzleteile<br />
vervollständigten das Bild.<br />
Subvention<br />
gestrichen<br />
Mit diesen Ergebnissen<br />
konfrontierte Eia<br />
die norwegischen Genderforscher.<br />
Die erste<br />
Reaktion war in der<br />
Regel: „Sie sehen nur,<br />
was Sie sehen wollen.“<br />
Auf die Frage nach<br />
ihrer eigenen wissenschaftlichen<br />
Grundlage kam nur zögerlich: „... eine<br />
theoretische Grundlage“.<br />
600 000 Zuschauer (Norwegen hat 4,8 Millionen<br />
Einwohner) sahen diese Sendung; sie löste<br />
eine kontroverse Diskussion über den Wert der<br />
Genderforschung aus. Ende 2011 wurde das<br />
norwegische Genderinstitut geschlossen, da die<br />
staatliche Subvention von 7,6 Millionen Euro im<br />
Jahr <strong>nicht</strong> mehr gewährt wurde. Für seine Reportage<br />
„Gehirnwäsche“ erhielt Eia einen Preis für<br />
hervorragende journalistische Arbeit.<br />
Die verantwortlichen Regierungs-Abteilungen<br />
in Deutschland, die viele Millionen Euro für die<br />
deutsche Variante des Gender-Paradoxons verschwenden,<br />
sollten sich die Dokumentation von<br />
Harald Eia auf YouTube ansehen. Jeder vernünftige<br />
Mensch kann erkennen, dass auch weitere<br />
teure Maßnahmen und Versuche, Mädchen umzuerziehen,<br />
scheitern werden – man braucht nur neueste<br />
naturwissenschaftliche Erkenntnisse einzubeziehen,<br />
zum Beispiel die aus der Hirnforschung<br />
(siehe Artikel Seite 10, „Affenjungen spielen mit<br />
Autos ...“).<br />
Sehen Sie die norwegische Dokumentation „Gehirnwäsche“ mit<br />
deutschen Untertiteln auf<br />
http://www.youtube.com/watch?v=mguctw0i-rk<br />
oder googeln Sie „Gehirnwäsche Harald Eia“.<br />
Foto: © Wikipedia/Bjame Thunr<br />
Für seine Reportage<br />
„Gehirnwäsche“ erhielt<br />
der Komiker und Soziologe<br />
Harald Eia einen Preis<br />
für hervorragende<br />
journalistische Arbeit<br />
12,5 % der<br />
Norweger sahen<br />
diese Sendung;<br />
sie löste eine<br />
kontroverse<br />
Diskussion über<br />
den Sinn der<br />
Genderforschung<br />
aus<br />
Z für Zukunft<br />
59
Politik<br />
Gender – eine<br />
totalitäre Bedrohung<br />
Die Umsetzung der Gender-Ideologie zerstört die Seele<br />
einer Gesellschaft – beabsichtigte Strategie?<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />
Massen neigen dazu,<br />
kopflos einer Ideologie<br />
zu folgen<br />
Das<br />
Wissenschafts-<br />
Establishment<br />
hält eisern am<br />
Naturbild des<br />
17. Jh. fest,<br />
obwohl dieses<br />
modernen<br />
Erkenntnissen<br />
widerspricht<br />
1. Denkmodelle von „Wirklichkeit“?<br />
Was ist Wirklichkeit – und kann sich der Mensch<br />
seine Wirklichkeit schaffen? Ein „richtiges“ Weltbild,<br />
das der Natur und der Logik <strong>nicht</strong> widerspricht,<br />
sollte helfen, auf diese Fragen eine Antwort<br />
zu finden. Die Methode dazu hatten Galilei<br />
und Bacon gefunden – mit der empirischen Wissenschaft<br />
auf der Basis der Bibel. 1<br />
Ihr Erfolg führte allerdings dazu, dass dieses<br />
Naturbild <strong>zur</strong> naturalistischen Weltanschauung<br />
mutierte: Die Idee, die sichtbare Wirklichkeit sei<br />
eingebettet in eine unsichtbare, wurde verworfen.<br />
Nun galt:<br />
1. Der Ursprung der Welt ist materiell,<br />
2. außerhalb der Raumzeit-Welt gibt es <strong>nicht</strong>s,<br />
3. dank der Wissenschaft ist alles durch innerweltliche<br />
Faktoren erklärbar,<br />
4. alle Ordnungen der Welt bis hin zu Leben und<br />
Bewusstsein haben sich von selbst entwickelt.<br />
Das naturalistische Weltbild<br />
Das Wissenschafts-Establishment 2 hält eisern fest<br />
an diesem Naturbild aus dem 17. Jahrhundert,<br />
obwohl dieses der Logik sowie der Erkenntnis der<br />
modernen Physik widerspricht; somit ist die Wissenschaft<br />
wieder hinter Galilei <strong>zur</strong>ückgefallen.<br />
In diesem naturalistischen Weltbild<br />
1. ist der Mensch ein Produkt des Zufalls und sein<br />
Leben hat weder Sinn noch Ziel (Nihilismus),<br />
2. sind Gedanken und Gefühle Begleiterscheinungen<br />
elektrochemischer Prozesse (Materialismus),<br />
3. ist sein Verhalten allein durch die soziale Umwelt<br />
und Erziehung geprägt (Milieutheorie),<br />
4. sind alle gesellschaftlichen Institutionen menschengemacht<br />
(Konstruktivismus),<br />
5. ist der Mensch das Maß aller Dinge und Herr<br />
seiner moralischen Maßstäbe (Humanismus).<br />
60<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Simone de Beauvoir übertrug den Gedanken<br />
des sozialen Konstruktivismus auf die Biologie:<br />
„Man wird <strong>nicht</strong> als Frau geboren, man wird <strong>zur</strong><br />
Frau gemacht.“ Das biologische Geschlecht (Sex)<br />
ist nun für das eigentliche, das soziale Geschlecht<br />
(Gender) unmaßgeblich. Da das im Widerspruch<br />
steht zu allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />
„dekonstruiert“ die Feministin Donna<br />
Haraway 3 die empirische Wissenschaft <strong>zur</strong> puren<br />
Ideologie.<br />
Im postmodernen Weltbild gibt es keine Wirklichkeit<br />
per se. Sie wird durch Kultur und, nach<br />
Judith Butler, durch Sprache erst geschaffen.<br />
Jane Flax bringt es auf den Punkt: „Die postmodernen<br />
Denker möchten alle essentiellen Auffassungen<br />
des Menschen oder der Natur zerstören.<br />
(…) Tatsächlich ist der Mensch ein gesellschaftliches,<br />
geschichtliches oder sprachliches Artefakt.“<br />
4 Das Kennzeichen der Postmoderne ist ein<br />
Realitätsverlust.<br />
2. Strategien für eine<br />
bessere Welt von Rousseau bis Butler<br />
Mit Wissenschaft und Technik schienen sich<br />
ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen <strong>zur</strong> Schaffung<br />
einer besseren Welt mit besseren Menschen.<br />
Auf dem „dialektischen Materialismus“ bauten<br />
Marx und Engels ihre Vision von einem Reich der<br />
„Freien und Gleichen“ auf; diese neue Hoffnung<br />
sollte das Sinn-Vakuum füllen, das das naturalistische<br />
Weltbild produziert hatte.<br />
Aber der „real existierende Sozialismus“<br />
zeigte, dass die neue Gesellschaftsstruktur den<br />
Menschen <strong>nicht</strong> besser machte; das Problem lag<br />
offenbar tiefer.<br />
Was genau war nun diese destruktive Kraft,<br />
die den Menschen von innen heraus steuerte?<br />
Sigmund Freud suchte sie im „Unbewussten“,<br />
genauer: in der Unterdrückung der Sexualität.<br />
Der Apostel Paulus hatte die eigentliche Macht<br />
schon weit früher beschrieben, 5 aber für den<br />
Materialisten Freud war die Kraft der Sünde kein<br />
Thema. „Freud reduzierte damit Menschen auf<br />
ein rein biologisches Niveau: Auch der Bereich<br />
des Unbewussten funktioniere ausschließlich<br />
nach dem ‚Lustprinzip‘.“ 6<br />
Foto: © Agentur PJI UG / Montage<br />
Liegt die Kraft einer Gesellschaft<br />
in der Sexualität?<br />
Dies griff der Neo-Marxismus gerne auf, da nun<br />
das Friedensreich auf Erden doch noch realisierbar<br />
schien. Im sozialistischen Denken ist die<br />
Sexualität „das einzige Ziel und die entscheidende<br />
Kraft, welche die menschliche Gesellschaft<br />
entwickelt.“ 7<br />
So war auch die „sexuelle Befreiung“ die<br />
treibende Kraft der 68er-Kulturrevolution. Ihre<br />
Anhänger in Politik und Medien beseitigen heute<br />
systematisch die von Foucault definierten Verhinderer<br />
„freier Sexualität“: 8<br />
1. die Kopplung der Frau an Fruchtbarkeit, Familie<br />
und das Kind,<br />
2. die soziale Aufwertung der Modelle Ehe und<br />
Familie,<br />
3. die repressive Erziehung des kindlichen Sexes,<br />
4. die Psychiatrisierung der perversen und unnatürlichen<br />
Formen der Lust.<br />
Dreht man diese vier Vorgaben um, erhält man<br />
eine frappierende Beschreibung der heute in die<br />
Bildungspläne eingespeisten ‚Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt‘: 9<br />
• die Entkopplung der Sexualität der Frau von<br />
Fruchtbarkeit, Familie und Kind,<br />
• die „Entnaturalisierung“ der Kernfamilie, der<br />
Heterosexualität und der Generativität, 10<br />
• die Förderung kindlicher und jugendlicher<br />
Sexualität in allen ihren Varianten. 11<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Von Rousseau<br />
bis Butler<br />
Simone de Beauvoir<br />
übertrug den Gedanken des<br />
sozialen Konstruktivismus<br />
auf die Biologie<br />
Z für Zukunft<br />
61
Politik<br />
Gender - die Fortsetzung der<br />
Ideologie der beiden Vordenker<br />
Marx und Engels?<br />
Foto: © philosophers-for-change.org<br />
Die letzten<br />
vierzig Jahre<br />
zeigen, wie eine<br />
„sexuelle<br />
Revolution“ die<br />
Einstellung zu Ehe,<br />
Familie und<br />
nachhaltig<br />
verändern kann<br />
Marxistischer Nährboden<br />
Für Marx und Engels lag die Ur-Unterdrückung<br />
in der Macht des Mannes über die Frau in der<br />
Ehe, also letztlich in der Verschiedenheit der<br />
Geschlechter. Wenn diese aber nur soziale Konstrukte<br />
sind, so können sie auch de-konstruiert<br />
werden; damit wäre der Ur-Unterdrückung die<br />
Basis entzogen. – Diese Sicht führte zum marxistischen<br />
Feminismus, für den die Befreiung der<br />
Frau in der Dekonstruktion der Geschlechter liegt<br />
und in der „reproduktiven Selbstbestimmung“<br />
(Recht auf Abtreibung).<br />
3. Umsetzung von<br />
Gender-Mainstreaming (GM)<br />
Im Juni 1999 machte die Bundesregierung das GM-<br />
Konzept <strong>zur</strong> Querschnittsaufgabe der Gleichstellungspolitik<br />
12 – ohne jede parlamentarische Legitimierung<br />
und ohne die Bevölkerung aufzuklären<br />
über die Ziele und Methoden von GM (Kasten 1). Da<br />
die Eltern auf die Werte ihrer Kinder den weitaus<br />
größten Einfluss haben, ist es für GM zwingend notwendig,<br />
die Weitergabe „falscher“ Werte zu unterbinden<br />
und die Erziehung in staatliche Hände zu<br />
legen. Die wichtigsten Maßnahmen dazu sind:<br />
• (24-Stunden-)Kitas, Ganztags-Kindergarten und<br />
-Schule,<br />
• Gesetze <strong>zur</strong> stetigen Verminderung des Einflusses<br />
der Eltern in der Erziehung,<br />
• Abwertung und versorgungsrechtliche Schlechterstellung<br />
der „Nur-Hausfrau“,<br />
• „Denaturalisierung“ der Kernfamilie als eine<br />
von vielen möglichen Lebensformen,<br />
• Einführung der „Sexualpädagogik der Vielfalt“<br />
ab der Kita, „Verwirrung“ und „Veruneindeutigung“<br />
der Geschlechtsidentität von Jugendlichen,<br />
13<br />
• Eliminierung der christlichen Ausrichtung des<br />
Erziehungsauftrags aus den Schulgesetzen.<br />
In der Identität verunsichert<br />
Den Weg für den letzten Punkt frei gemacht hat<br />
das BVG gerade mit dem „Kopftuch-Urteil“. 14<br />
Von rot-grün-regierten Ländern wird dies dankbar<br />
aufgegriffen und in die Schulgesetze eingebracht.<br />
15<br />
Die vergangenen vierzig Jahre zeigen eindrücklich,<br />
wie durch eine „sexuelle Revolution“<br />
die Einstellung zu Ehe, Familie und Sexualität<br />
nachhaltig verändert werden kann. Auch die Verunsicherungs-Pädagogik<br />
wirkt: So hat sich in den<br />
USA die Zahl der Jugendlichen, die in ihrer sexuellen<br />
Identität verunsichert sind, in den letzten<br />
acht Jahren verfünffacht. <strong>16</strong><br />
4. Wunsch und Wirklichkeit –<br />
die „Nebenwirkungen“ von Gender<br />
Das hochgesteckte Ziel von GM ist „<strong>nicht</strong> weniger,<br />
als den neuen Menschen schaffen, und<br />
zwar durch die Zerstörung der ‚traditionellen‘<br />
Geschlechterrollen.“ 17 Aus dieser „tabula rasa“<br />
würde dann, so die Vision des Gender-Mainstreamings,<br />
der neue Mensch auferstehen wie Phönix<br />
aus der Asche: „Wir werden eine Kultur schaffen<br />
von nie da gewesener Kreativität bezüglich persönlicher<br />
Entwicklungsmöglichkeiten. Aus der<br />
Apartheid der Geschlechter entsteht die Freiheit<br />
der Gender.“ 18<br />
Ignoranz entwicklungsrelevanter Fakten<br />
Das irreale GM-Menschenbild ignoriert bewusst<br />
die Bedingungen für die Entwicklung der Persönlichkeit<br />
und setzt exakt das Gegenteil dessen um,<br />
was Kinder und Jugendliche brauchen, um ihre<br />
Identität zu entwickeln:<br />
62<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
• Die frühe Trennung von der Mutter verhindert<br />
die Bildung von Vertrauen und Identität. 19<br />
• Die kollektive Kleinkind-Betreuung verhindert<br />
sichere Bindung und führt zu Traumata. 20<br />
• Unsicherheit in der Bindung hemmt die Entwicklung<br />
des Gehirns. 21<br />
• Trennung von den Eltern und Sozialisierung<br />
unter Gleichaltrigen führen zum Kulturabriss. 22<br />
• Sexualisierung und Pornografie steigert die<br />
Bindungs- und Eheunfähigkeit. 23<br />
• Mit der Umsetzung von GM entsteht gerade<br />
<strong>nicht</strong> der emanzipierte Mensch, sondern ein<br />
in seinem Selbst zerstörter, ein traumatisierter,<br />
depressiver bzw. aggressiver, angstgestörter,<br />
(sex-)abhängiger und bindungsunfähiger<br />
Mensch.<br />
Zerstörung einer ganzen Gesellschaft<br />
GM zerstört jedoch <strong>nicht</strong> nur die einzelne Persönlichkeit,<br />
sondern auch die Zukunftsfähigkeit<br />
einer ganzen Gesellschaft. Die Folgen hat Konrad<br />
Lorenz schon 1982 drastisch formuliert: „Es muss<br />
übelste Auswirkungen haben, wenn eine weltumfassende<br />
Ideologie samt der sich daraus ergebenden<br />
Politik auf einer Lüge begründet ist.“ 24<br />
Denn insbesondere die nachhaltige Auflösung<br />
der Kernfamilie hat fatale Folgen für ein Volk:<br />
Eine umfangreiche Studie an 80 primitiven und<br />
<strong>16</strong> zivilisierten Kulturen über 5000 Jahre zeigt,<br />
dass in allen Fällen der Zusammenbruch des Volkes<br />
ein Resultat des Zusammenbruchs der Familieneinheiten<br />
war. Dem ging ebenso regelmäßig<br />
eine Phase sexueller Freizügigkeit voraus. 25<br />
5. Hintergründe<br />
Es ist kaum denkbar, dass nur eine Handvoll Genderfeministinnen<br />
die UNO und die EU dominieren<br />
könnten mit einer so absurden Ideologie,<br />
wenn dahinter <strong>nicht</strong> mächtige Interessengruppen<br />
stünden. Könnte es sein, dass diese Gruppen<br />
gerade an den Nebenwirkungen des GM interessiert<br />
sind?<br />
Das Ziel des UNO-Establishments lässt dies<br />
vermuten (Kasten 2): sexualisierte Menschen ohne<br />
Nachkommen, die nur noch in ihrem Hamsterrad<br />
laufen und sich wie Nietzsches „letzter Mensch“<br />
begnügen mit „einem Lüstchen<br />
für den Tag und einem<br />
für die Nacht“; um alles<br />
andere kümmert sich ein<br />
allversorgender „Nanny-<br />
Staat“, eine Pseudo-Demokratie<br />
mit totalitärer Gesinnungskontrolle.<br />
Diese „Kultur“ ist der<br />
totale Gegenentwurf einer<br />
christlich-bürgerlichen Kultur.<br />
Wir erleben derzeit den<br />
gewaltigsten, aber kaum<br />
wahrgenommenen Angriff<br />
auf die freiheitliche Kultur des Westens. Entchristlichung<br />
entzieht Wiederstandskraft<br />
All diese Entwicklungen sind Symptome der<br />
Entchristlichung des Westens: In den USA schwinden<br />
christliche Werte rasant, 26 die EU hat sich zu<br />
den ihren nie bekannt. Dieser Prozess wird nun,<br />
besonders mit dem Urteil <strong>zur</strong> „Homo-Ehe“ in den<br />
USA und dem „Kopftuch-Urteil“ in Deutschland,<br />
durch die höchsten Gerichte de facto irreversibel.<br />
Es ist <strong>nicht</strong> zu fassen: Eine Handvoll Verfassungsrichter<br />
hat „die bislang christliche Ausrichtung<br />
des Erziehungsauftrags … vom Tisch gefegt“ 27 .<br />
Wenn dies der letzte Akt des „großen Abfalls“<br />
des Abendlandes von seinen christlichen Wurzeln<br />
sein soll, dann erklärt sich auch, warum die meisten<br />
Bürger sowie die politische und mediale Elite<br />
offenbar blind sind für die Tragweite dieser Entwicklung:<br />
„Weil sie die Wahrheit <strong>nicht</strong> angenommen<br />
haben, dass sie gerettet würden, hat Gott sie<br />
dem Irrwahn überlassen,<br />
sodass sie der Lüge glauben.“<br />
28<br />
Noch wäre Zeit für Christen,<br />
aufzuwachen, im Gebet<br />
etwas zu bewegen und aus<br />
un-informierten Bürgern<br />
Betroffene zu <strong>machen</strong>! Die<br />
Lage ist ernst, aber <strong>nicht</strong><br />
hoffnungslos: Gott bleibt<br />
Herr der Geschichte.<br />
Bild: © Mittelalterliche Darstellung<br />
Foto: © Screenshot, Qlar, Faszination Museum<br />
Den neuen<br />
Gender-Menschen<br />
erstehen lassen<br />
wie Phönix aus<br />
der Asche<br />
Wie im Hamsterrad:<br />
Menschen ohne Nachkommen,<br />
die sich begnügen mit „einem<br />
Lüstchen für den Tag und<br />
einem für die Nacht“<br />
Z für Zukunft<br />
63
Politik<br />
UN-Weltfrauenkonferenz<br />
in Nairobi: Ob diese<br />
Frauen verstanden,<br />
worum es ging?<br />
Foto: © UNO/Milton Grant<br />
Zeittafel der wichtigsten Stationen <strong>zur</strong><br />
Implementierung von GM 29<br />
1985 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi: GM<br />
wird als politische Strategie vorgestellt.<br />
1995 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking: Der<br />
Begriff „Gender-Mainstreaming“ wird zum<br />
Leitprinzip der UNO erkoren.<br />
1999 Verankerung von GM in den beschäftigungspolitischen<br />
Leitlinien der EU<br />
1999 Im „Amsterdamer“ EG-Vertrag verpflichten<br />
sich die Mitgliedsstaaten zu einer aktiven<br />
Gleichstellungspolitik.<br />
1999 In Deutschland wird GM durch Kabinettsbeschluss<br />
„zum Leitprinzip und <strong>zur</strong> Querschnittsaufgabe<br />
der Politik“ erklärt.<br />
2003 Eröffnung des „Gender-KompetenzZentrums“<br />
an der Humboldt-Universität in Berlin<br />
Lesen Sie eine Zusammenfassung der Ziele der<br />
Gender-Agenda im Artikel „Weniger Menschen,<br />
dafür mehr Sex“, Seite 14.<br />
1 Vishal Mangalwadi, Das Buch der Mitte, 2014, S. 307 ff.<br />
2 Richard Lewontin, New York Review of Books, Jan. 9, 1997.<br />
3 Christian Fuchs: Der Feminismus Donna Haraways,<br />
http://fuchs.uti.at/.<br />
4 Jane Flax, Feminism and Postmodernism in the Contemporary West.<br />
Berkeley 1990, S. 32 ff.<br />
5 Brief an die Römer 7,15 ff.<br />
6 Igor R. Schafarewitsch, Der Todestrieb in der Geschichte, 1980, S. 281.<br />
7 Ebd., S. 279.<br />
8 Michel Foucault, Der gesellschaftliche Triumph des sexuellen Lust,<br />
2005, S. 170.<br />
9 Nikolaus Franke, Sexuelle Vielfalt im Unterricht?, Weißes Kreuz e.V.<br />
2015, S. 9.<br />
10 Uwe Sielert, Forum Sexualaufklärung und Familienplanung, BZgA,<br />
4/2002.<br />
11 Gabriele Kuby: Die globale sexuelle Revolution, 2012, S. 293 ff.<br />
12 Rb 151, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend, Bonn, Juni 1999.<br />
13 Gabriele Kuby, ebd., S. 193 ff.<br />
14 Das Bundesverfassungsgericht erklärte am 27.01.2015 ein pauschales<br />
Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen für verfassungswidrig<br />
(Az. 1 BvR 471/10 und 1 BvR 1181/19).<br />
15 Gesetzentwurf Landtag von Baden-Württemberg,<br />
Drucksache 15/7061 vom 24.06.2015.<br />
<strong>16</strong> Gary Remafedi u. a. (Hg.): Pediatrics, Vol. 89, No. 4, 1992, S. 714–721.<br />
17 Volker Zastrow: Gender – Politische Geschlechtsumwandlung, 2010,<br />
S. 19.<br />
18 Martine Rothblatt: The Apartheid of Sex, 1995, S. 21.<br />
19 Karl Heinz Brisch, Psychologie heute, Mai 2014.<br />
20 Deutsche Psychoanalytische Vereinigung, Berlin, Dezember 2007.<br />
21 Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008, S. 112 ff.<br />
22 Gordon Neufeld, Gabor Maté: Kinder brauchen uns!, S. 93 ff.<br />
23 Hanne K. Götze: Kinder brauchen Mütter, 2011, S. 111 ff.<br />
24 Konrad Lorenz, ebd, S. 96.<br />
25 John D. Unwin, Sex and Culture, Oxford 1934, S. 411 ff.<br />
26 Uwe Siemon-Netto, IdeaSpektrum 26/2015.<br />
27 Rudolf Lambrecht: Kopftuch, FAS 12/2015.<br />
28 2. Brief an die Thessalonicher 2,9–12.<br />
29 Auszug aus Gabriele Kuby, ebd., S. 151–152.<br />
Fußnoten zu „Das Spiel mit dem roten Würfel“<br />
Fortsetzung von Seite 57<br />
1 Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren<br />
Baden-Württemberg, 10/14.<br />
2 Der Konstruktivist geht davon aus, dass das Gehirn bei der Wahrnehmung<br />
der Außenwelt diese <strong>nicht</strong> so erkennt, wie sie wirklich ist; vielmehr<br />
konstruiert das Gehirn diese Wahrnehmung. Es interessiert den<br />
Konstruktivisten daher weniger, was „wahr“ ist, da sich das objektiv<br />
<strong>nicht</strong> feststellen lässt, sondern eher, was sich als nützlich bzw. viabel<br />
erweist. – http://lexikon.stangl.eu/194/konstruktivismus/.<br />
3 Doris Bischof-Köhler, LMU München, Zeit-Magazin 6. Juni 2013.<br />
4 Cord Riechelmann, Und sie existiert doch! FAS 43/14.<br />
5 Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, ebd.<br />
6 Christian Fuchs: Der Feminismus Donna Haraways, http://fuchs.uti.at/<br />
wpcontent/uploads/infogestechn/haraway.htmlw.<br />
7 Nils Bohr, zitiert in: Ernst Peter Fischer: Sowohl als auch, 1987, S. 57.<br />
8 Carl Friedrich von Weizsäcker: Bewußtseinswandel, 1988, S. 419.<br />
9 Christian Fuchs, ebd.<br />
10 Christian Fuchs, ebd.<br />
11 Donna Haraway, 1995, S. 83–84.<br />
12 Konrad Lorenz: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit,<br />
1982, S. 96.<br />
13 Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung, 1987, S. 382.<br />
14 Der Brief des Apostel Paulus an die Römer, Kapitel 7.<br />
15 Jan Fleischhauer: Unter Linken, 2010, S. 90.<br />
<strong>16</strong> Horst Eberhard Richter: Wer <strong>nicht</strong> leiden will, muss hassen, 1993, S. 27.<br />
17 C. G. Jung: Briefe II, S. 512.<br />
18 Erich Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität, 1981,<br />
S. 253.<br />
19 Erich Fromm: Haben oder Sein, 1980, S. 123.<br />
20 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, 1973, S. 24.<br />
21 Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz, 1966.<br />
22 Erich Fromm: Die Kunst des Liebens, 1973, S. 122.<br />
23 Charles Fourier 1938, dt. 1966, S. 387.<br />
24 Erich Fromm: ebd., S. 29.<br />
25 Erich Fromm: ebd., S. <strong>16</strong>4.<br />
26 Der 1. Brief des Paulus an die Korinther 13,4–8.<br />
64<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Der entmenschlichte<br />
„Neu-Mensch“<br />
Gender-Mainstreaming, der letzte Versuch des Sozialismus, die Illusion vom „neuen Menschen“<br />
aufrechtzuerhalten? Schlage auch dieser fehl, „sind wir verloren“, so B. F. Skinner<br />
Wolfgang Leisenberg<br />
Foto: © Wikipedia/Ngchinfung Hong Kong<br />
Um den „Neu-Menschen“ zu schaffen,<br />
muss die Gender-Erziehung radikal<br />
mit der bürgerlichen Prägung brechen.<br />
Wie der „Kinderwertemonitor“<br />
der UNICEF herausfand, sagten<br />
98 % der befragten Kinder, die Eltern vermittelten<br />
ihnen ihre Werte am besten. 1<br />
So erscheint notwendig, das Kind möglichst<br />
früh und möglichst vollständig von seinen Eltern<br />
zu trennen. Also werden Kita, Kindergarten und<br />
Ganztagsschule systematisch ausgebaut.<br />
Um auch Restbestände bürgerlicher Werte<br />
zu beseitigen, werden Kinder in ihrer Identität<br />
bewusst verunsichert. So möchten die Autoren<br />
des Standardwerkes „Sexualpädagogik der Vielfalt“,<br />
Elisabeth Tuider und ihre Mitstreiter, „als<br />
Methode ausdrücklich die ‚Verwirrung‘ und die<br />
‚Veruneindeutigung‘ angewendet wissen.“ 2 Die<br />
höchste Stufe der Verwirrung ist ja schon im Volksmund<br />
dann erreicht, wenn der Mensch „<strong>nicht</strong> mehr<br />
weiß, ob er Männlein oder Weiblein ist“.<br />
Um sicherzustellen, dass es keinen „Rückfall“<br />
in bürgerliche Werte gibt, geschieht die Sozialisierung<br />
durch Gleichaltrige in der Ganztagsschule:<br />
„Dies führt zu einem Verlust der vertikalen<br />
Kulturvermittlung.“ 3<br />
Auf Bindung angewiesen<br />
wie auf Luft zum Atmen<br />
Aber anders als Judith Butler und die Gender-<br />
FeministInnen das erwarten, entsteht auf dieser<br />
Tabula rasa der Verunsicherung gerade <strong>nicht</strong> die<br />
neue, emanzipierte Persönlichkeit mit selbstgewählter<br />
Identität. Denn auch die Entwicklung<br />
eines Kindes hat naturbedingte Voraussetzungen,<br />
die sich <strong>nicht</strong> dekonstruieren lassen: Soll<br />
das Kind Identität, Selbstwertgefühl, Beziehungsund<br />
Lernfähigkeit entwickeln und zu einer stabilen<br />
Persönlichkeit werden, dann braucht es Liebe,<br />
Geborgenheit und emotionale Nähe <strong>zur</strong> Mutter –<br />
kurz: eine sichere Bindung, wie Christa Meves 4 es<br />
seit Jahrzehnten fordert und wie es heute die Bindungsforschung<br />
eindeutig belegt.<br />
„Bindung ist emotionale Nahrung, die uns am<br />
Leben hält. Sie ist gleichberechtigt mit lebenswichtigen<br />
Bedürfnissen wie Hunger, Durst, Schlaf,<br />
Foto: © sudburybeach.wordpress.com<br />
Um den<br />
„Neu-Menschen“<br />
zu kreieren, sei das<br />
Kind möglichst früh<br />
und vollständig von<br />
seinen Eltern zu<br />
trennen. Um Restbestände<br />
bürgerlicher<br />
Werte zu<br />
beseitigen, werden<br />
Kinder in ihrer<br />
Identität bewusst<br />
verunsichert<br />
B. F. Skinner,<br />
US-amerikanischer Psychol<br />
oge und der prominenteste<br />
Vertreter<br />
des Behaviorismus<br />
Z für Zukunft<br />
65
Politik<br />
Foto: © Screen-Shots, Spiegel-TV-Reportage von Thilo Thielke<br />
Luft oder Bewegung. Wenn kleine<br />
Kinder keine Bindung haben,<br />
gedeihen sie <strong>nicht</strong>, weil sie es<br />
<strong>nicht</strong> aushalten, dass niemand<br />
mit ihnen in Kontakt ist. Wenn<br />
das weitergeht, entwickeln sie<br />
sich motorisch ganz <strong>zur</strong>ück und<br />
sterben.“ 5 Das ist vielfach empirisch<br />
belegt, besonders eindrücklich<br />
durch ein Großexperiment in<br />
Rumänien unter Ceaucescu. 6<br />
Für die Bildung von Identität,<br />
Selbstwertgefühl, Lernfähigkeit<br />
und Beziehungsfähigkeit gibt es<br />
Zeitfenster, in denen eine sichere<br />
emotionale Bindung an die Mutter<br />
unerlässlich ist: „Gerade<br />
diese frühe Phase muss daher<br />
dazu genutzt werden, die hirnbiologische<br />
Basis für spätere Lernleistungen<br />
und sozio-emotionale<br />
Kompetenz zu bilden. Frühkindliche<br />
emotional gesteuerte Lernprozesse,<br />
wie die Entstehung der<br />
Kind-Eltern-Beziehung, sind von<br />
grundlegender Bedeutung für<br />
die Ausbildung normaler sozialer,<br />
emotionaler und intellektueller<br />
Fähigkeiten.“ 7<br />
Die Folge:<br />
Unumkehrbare Schäden<br />
Werden die biologisch vorgegebenen<br />
Bedingungen durch die Gender-Ideologie<br />
ignoriert, werden<br />
Kinder schon früh einer kollektiven<br />
Aufbewahrung von Kleinkindern<br />
ohne sichere Bindung ausgesetzt,<br />
und kommt dann noch<br />
eine zusätzliche Verunsicherung<br />
Wenn kleine Kinder keine Bindung haben,<br />
gedeihen sie <strong>nicht</strong>, weil sie es <strong>nicht</strong> aushalten,<br />
dass niemand mit ihnen in Kontakt ist.<br />
Ceaucescus Waisenkinder belegen das aufs<br />
Schaurigste. Die Bilder sind Screen-Shots aus<br />
einer Spiegel-TV-Reportage von Thilo Thielke.<br />
www.youtube.com/watch?v=46p-uoXbutI<br />
in den Phasen der Persönlichkeitsbildung<br />
hinzu, muss das zwangsläufig zu<br />
irreversiblen Schäden führen.<br />
Diese sind heute in den Gender-Vorreiterländern<br />
zu besichtigen: In Schweden<br />
haben bei jungen Mädchen in den<br />
letzten 20 Jahren die Depressionen um<br />
1000 %, die Angststörungen um 250 %<br />
zugenommen. Junge Schwedinnen nehmen<br />
in der Suizidrate eine Spitzenstellung<br />
in Europa ein; 8 jedes dritte Kind<br />
leidet an psychischen Störungen: „Wir<br />
sprechen hier von kleinen Kindern im<br />
Alter von vier Jahren! Und jedes Jahr<br />
begehen ca. 100 Kinder (4–6 Jahre)<br />
Selbstmord. In Finnland mit einem Anteil<br />
von 97 % unter-dreijähriger Kita-Kinder<br />
zeigen fast 40 % der 24-jährigen Frauen<br />
depressive Symptome. In den vergangenen<br />
Jahren haben sich die Tötungsdelikte<br />
unter den 18- bis 20-jährigen Männern<br />
mehr als verdoppelt.“ 9<br />
Traumatisierte Zukunftslosigkeit<br />
Schon vor über zehn Jahren hat Christa<br />
Meves das Buch „Verführt. Manipuliert.<br />
Pervertiert.“ geschrieben; heute müsste<br />
man den Titel erweitern durch die<br />
Begriffe „Traumatisiert. Sexualisiert.“ 10<br />
Es ist schlicht absurd zu glauben, traumatisierte<br />
und sexualisierte junge Menschen,<br />
die in den prägenden Phasen<br />
ihrer Persönlichkeitsentwicklung systematisch<br />
verunsichert werden, wären<br />
imstande, später eine freie und stabile<br />
Identität aufzubauen. Das Ergebnis sind<br />
vielmehr verunsicherte, bindungsunfähige<br />
Menschen ohne persönliche, kulturelle,<br />
religiöse und nationale Identität.<br />
Von „primitiven“ Völkern lernen<br />
Aber die gesellschaftlichen Folgen der<br />
Gender-Ideologie gehen viel weiter:<br />
Sie zerstört die kulturellen Grundlagen<br />
einer Gesellschaft durch die Auflösung<br />
der klassischen Familie.<br />
66<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Konrad Lorenz warnt: „Eine Kultur lässt sich auslöschen<br />
wie eine Kerzenflamme.“ 13 Unsere demographische<br />
Katastrophe zeigt schon jetzt, dass die westliche<br />
Gesellschaft ihren Bestand nur noch parasitär<br />
halten kann, also durch Migranten, die aus Ländern<br />
mit „rückständigen“ Formen von Familie kommen.<br />
Auch diese Entwicklung hat ihre Wurzel in dem verfehlten<br />
materialistischen Menschenbild.<br />
Der wohl schärfste Analytiker des Sozialismus,<br />
Lenin-Preisträger Igor R. Schafarewisch,<br />
schrieb: „Beziehungen stellen für Tiere den ‚Sinn<br />
des Lebens‘ dar: Wenn sie auseinanderbrechen,<br />
wird das Tier apathisch, verweigert die Nahrung<br />
und wird zu einer leichten Beute für Raubtiere.<br />
Dies trifft in unvergleichlich höherem Maße auf<br />
Menschen zu. … Deshalb würde die konsequente<br />
Verwirklichung der Prinzipien des Sozialismus,<br />
welche der menschlichen Individualität ihre Rolle<br />
entzieht, gleichzeitig auch dem Leben seinen Sinn<br />
und seine Attraktivität entziehen und würde zu<br />
einem Aussterben der Bevölkerungsgruppe führen.“<br />
14 Mittlerweile sind wir dabei, wie es Meinhard<br />
Miegel einmal sagte, „uns biologisch und<br />
geistig abzuschaffen“. Ohne letzten Sinn stirbt ein<br />
Volk: „Glaubt ihr <strong>nicht</strong>, so bleibt ihr <strong>nicht</strong>.“ 15<br />
Cui bono? Wem nützt es?<br />
Was bewirkt der Kultur- und Traditionsabriss in<br />
einer Gesellschaft? Es ist exakt das, was Alexis de<br />
Tocqueville schon 1835 als die größte Gefahr der<br />
modernen Demokratie vorausgesehen hat: dass die<br />
Egalisierung der Lebensumstände eine „atomisierte<br />
Gesellschaft“ hervorbringen würde, eine Ansammlung<br />
eingekapselter Monaden (unendlich vielen,<br />
einheitlichen Entitäten), die nur noch um ihre eigenen<br />
elementarsten Lebensbedürfnisse kreisen.<br />
Sie sind „Selbst-los“ im wahrsten Sinne des<br />
Wortes, ohne Persönlichkeit und damit grenzenlos<br />
manipulierbar, wie Viktor Frankl zeigte: „Im Gegensatz<br />
zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte,<br />
was er tun muss. Heute sagen dem Menschen auch<br />
keine Traditionen mehr, was er soll. Weder wissend,<br />
was er muss, noch, was er soll, scheint er <strong>nicht</strong> mehr<br />
recht zu wissen, was er will. So will er nun das, was<br />
die anderen tun – Konformismus –, oder das, was die<br />
anderen von ihm wollen – Totalitarismus.“ <strong>16</strong><br />
Damit wird unter dem Mantel der Demokratie<br />
einer Gesinnungsdiktatur Tür und Tor geöffnet,<br />
wie wir sie schon heute in Ansätzen als „political<br />
correctness“ erleben. C. S. Lewis sah die Folgen<br />
einer Ideologie voraus, die dem Menschen die<br />
totale „Selbstverwirklichung“ verspricht: „Die<br />
Macht des Menschen, aus sich zu <strong>machen</strong>, was<br />
ihm beliebt, bedeutet die Macht einiger Weniger,<br />
aus anderen zu <strong>machen</strong>, was ihnen beliebt.“ 17<br />
Volle Kraft voraus – gegen die Wand<br />
Zielstrebig wird dieses Programm <strong>zur</strong> Zerstörung<br />
von Persönlichkeiten und Kulturen durchgezogen,<br />
gegen jeden gesunden Hausverstand und allen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz, topdown<br />
von UNO über EU und Länderregierungen<br />
von der Exekutive als „hidden agenda“, vorbei an<br />
der Bevölkerung und den Parlamenten. Das legt<br />
nahe, dahinter eine Strategie zu vermuten.<br />
Könnte es also sein, dass die Drahtzieher dieser<br />
Entwicklung viel klüger sind als die wirklichkeitsblinden<br />
Gender-Ideologen? Dass sie sie gewähren<br />
lassen, weil sie an den „Nebenwirkungen“ vom<br />
Gender-Mainstreaming interessiert sind? An dem<br />
idealen Untertanen, der in seinem Hamsterrad<br />
läuft, Gewinn erwirtschaftet, Kinder zeugt, um sie<br />
sofort abzugeben, und sich ansonsten nur noch um<br />
sich selbst dreht?<br />
Der tiefere Grund unserer Misere<br />
Das materialistische Weltbild war in seiner technischen<br />
Anwendung ungeheuer erfolgreich, und<br />
die Moderne brachte Millionen von Menschen<br />
unvorstellbaren Wohlstand. Aber die Übertragung<br />
des im technischen Bereich so erfolgreichen<br />
Materialismus auf die Gesellschaft hatte dramatische<br />
Konsequenzen.<br />
Da sich die Aufklärung die Emanzipation des<br />
Menschen von Gott auf die Fahnen geschrieben<br />
hatte, ist das eigentliche Problem des modernen<br />
Menschen sein spirituelles Vakuum. So war<br />
das Resümee des Psychotherapeuten C. G. Jung:<br />
„Unter all meinen Patienten jenseits der 35 ist<br />
<strong>nicht</strong> ein einziger, dessen endgültiges Problem<br />
<strong>nicht</strong> das der religiösen Einstellung wäre.“<br />
Foto: © Wikipedia/Viktor-Frankl-Archiv<br />
Viktor Frankl: „Im<br />
Gegensatz zum Tier sagen<br />
dem Menschen keine<br />
Instinkte, was er tun muss.<br />
Weder wissend, was er<br />
muss, noch, was er soll,<br />
scheint er <strong>nicht</strong> mehr<br />
recht zu wissen, was er<br />
will. So will er nun das,<br />
was die anderen tun –<br />
Konformismus –, oder das,<br />
was die anderen von ihm<br />
wollen – Totalitarismus.“<br />
Z für Zukunft<br />
67
Politik<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Der Agnostiker<br />
C. G. Jung: Wird die<br />
christliche Überlieferung<br />
über Bord geworfen,<br />
ist das ein ungeheurer<br />
Verlust, für den wir einen<br />
schrecklichen Preis zu<br />
zahlen haben werden<br />
Ideologie neo-religiös<br />
So beobachten wir in unserer säkularen Gesellschaft<br />
eine religiöse Aufladung von politischen<br />
Programmen und Ideologien. Religion muss ja<br />
<strong>nicht</strong>s mit Gott zu tun haben. Deshalb bezeichnete<br />
Raymond Aron den Kommunismus „als<br />
Opium für Intellektuelle“ und attestierte diesen<br />
„die Sucht nach Weltanschauung“.<br />
Auch der Naturschutz entwickelte sich zu einer<br />
Ökoreligion, dem neuen Glauben der gebildeten<br />
Mittelschicht, „in dem man Technikfeindlichkeit,<br />
Antikapitalismus und Aktionismus unterbringen<br />
kann: Diejenigen, die es entrüstet als Zumutung von<br />
sich weisen, Gott-Vater anzubeten, huldigen ganz<br />
selbstverständlich einem Kult der Mutter Erde.“ 18<br />
Verlust aller Orientierung<br />
Aber in all dem sieht C. G. Jung, obwohl selbst<br />
Agnostiker, keinen tragfähigen Ersatz für den<br />
christlichen Glauben: „Da dem, der <strong>nicht</strong> glauben<br />
kann, sondern verstehen möchte, nur Zweifel<br />
und Skepsis bleiben, wird die ganze christliche<br />
Überlieferung als bloße Phantasie über Bord<br />
geworfen. Darin sehe ich einen ungeheuren Verlust,<br />
für den wir einen schrecklichen Preis zu zahlen<br />
haben werden. Die Wirkung zeigt sich in der<br />
Auflösung ethischer Werte und in einer totalen<br />
Desorientierung unserer ‚Weltanschauung‘. Die<br />
‚Wahrheit‘ der Naturwissenschaft und ‚Existentialphilosophie‘<br />
ist ein schwacher Ersatz.“ 19<br />
Mittlerweile nehmen die Ersatzreligionen<br />
immer irrationalere Züge an. Uns umgibt heute<br />
eine weltanschauliche Verwirrung und Dunkelheit,<br />
gegen die das Mittelalter als ein Zeitalter des Lichts<br />
erscheint. „Obwohl sie von Gott wussten, … sind<br />
sie dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, ihr<br />
unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für<br />
Weise hielten, sind sie zu Narren geworden.“ 20<br />
So wendet sich C. G. Jung ausdrücklich „an<br />
jene vielen, für die (…) Gott tot ist,“ 21 um ihnen<br />
die Folgen klarzu<strong>machen</strong>: „In einer Zeit, wo ein<br />
großer Teil der Menschheit anfängt, das Christentum<br />
wegzulegen, lohnt es sich wohl, klar einzusehen,<br />
wozu man es eigentlich angenommen hat.<br />
Man hat es angenommen, um der Rohheit und<br />
Unbewusstheit der Antike zu entkommen. Legen<br />
wir es weg, so steht schon wieder die ursprüngliche<br />
Rohheit da, von der uns ja die zeitgenössische<br />
Geschichte einen <strong>nicht</strong> mehr zu überbietenden<br />
Eindruck gegeben hat.“ 22<br />
Frei vom Paradies<br />
Mit der Gender-Ideologie als dem totalen Gegenentwurf<br />
zu einer christlich-bürgerlichen Gesellschaft<br />
erleben wir gerade den massivsten Versuch,<br />
unsere Gesellschaft zu säkularisieren. Was<br />
das mit uns tut, hat der damalige Professor Josef<br />
Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. deutlich<br />
beschrieben: „Der Kern der Versuchung ist<br />
schon auf den ersten Seiten der Bibel beschrieben:<br />
Ihr werdet sein wie Gott, frei von den Gesetzen<br />
des Schöpfers, frei von den Gesetzen der<br />
Natur, absolute Herren des eigenen Schicksals.<br />
Aber was euch am Ende eines solchen Weges<br />
erwartet, ist gewiss <strong>nicht</strong> das Paradies.“ 23<br />
1 WZ vom 18. September 2014.<br />
2 Antje Schmelcher: Unter dem Deckmantel der Vielfalt, FASZ vom 12.<br />
Oktober 2014.<br />
3 Gordon Neufeld, Gabore Maté: Unsere Kinder brauchen uns, 2007,<br />
S. 93 ff.<br />
4 Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008.<br />
5 Karl Heinz Brisch: Psychologie heute, Mai 2014.<br />
6 Beilage zu Christa Meves: Geheimnis Gehirn, 2008.<br />
7 Bock, J.; Helmeke, C.; Ovtscharoff, W.; Gruß, M.; Braun, K.: Leibniz:<br />
Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussen die funktionelle<br />
Entwicklung des Gehirns. 15 Neuroforum 2/03.<br />
8 Christian Sörbis Ekström in: Hubert Gindert, Der Fels, 11/2013.<br />
9 Erja Rusanen, Helsinki in: Hubert Gindert, Der Fels, 11/2013.<br />
10 Christa Meves, Verführt. Manipuliert. Pervertiert. 2005.<br />
13 Konrad Lorenz: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit,<br />
1982, S. 77.83.<br />
14 Igor R. Schafarewitsch: Der Todestrieb in der Geschichte, 1980, S. 327.<br />
15 Jesaja 7,9.<br />
<strong>16</strong> Viktor Frankl: Das Leiden am sinnlosen Leben, 1991, S. 13.<br />
17 Quelle <strong>nicht</strong> bekannt.<br />
18 Norbert Bolz: Das Wissen der Religionen, 2008, S. 45.<br />
19 C. G. Jung: Briefe II, 437.<br />
20 Römerbrief 1,21–22.<br />
21 C. G. Jung: Grundwerk 4, S. 92.<br />
22 C. G. Jung: Grundwerk 8, S. 76.<br />
23 Josef Ratzinger vor Studenten in Tübingen, 1982.<br />
68<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Warum DEMO für ALLE?<br />
Ein Interview mit der Initiatorin Hedwig von Beverfoerde über die Entwicklung einer<br />
Bewegung, die sich gegen die Gender-Agenda aufgestellt hat<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Z: Warum diese Demos?<br />
HvB: Für unsere Forderungen gegen die Gender-Agenda<br />
sind wir mit über 4 500 Menschen als<br />
DEMO für ALLE am 28. Februar 20<strong>16</strong> in Stuttgart<br />
wieder auf die Straße gegangen. Zum siebten Mal<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Dabei treffen sich ganz normale Bürger – Mütter,<br />
Väter, Familien mit Kindern, Rentner und<br />
Jugendliche –, um friedlich und selbstbewusst<br />
für das zu demonstrieren, was noch bis vor Kurzem<br />
die selbstverständliche Grundlage unseres<br />
Zusammenlebens war: die Ehe zwischen einem<br />
Mann und einer Frau und die daraus erwachsende<br />
Familie mit Kindern, die von ihren Eltern<br />
erzogen, religiös und weltanschaulich geprägt<br />
und vor schlechten Einflüssen geschützt werden.<br />
Leider ist <strong>nicht</strong>s davon mehr selbstverständlich:<br />
Nach jahrzehntelanger schleichender Entwertung<br />
von Ehe und Familie versucht jetzt eine Phalanx<br />
von grün-rosa-roten Ideologen und schwul-lesbischen<br />
Lobbygruppen, diese Institutionen zu kapern<br />
und alle Gesellschaftsbereiche ihrem „Gender und<br />
Sexuelle Vielfalt“-Diktat zu unterwerfen.<br />
Endlich bricht etwas auf, die schweigende<br />
Mehrheit beginnt, aufzustehen. Das ist neu und<br />
macht Hoffnung.<br />
Z: Wie ist es zu dieser Aktion gekommen, die inzwischen<br />
ja zu einer Bewegung angewachsen ist?<br />
HvB: Angesichts einer Politik, die Familien systematisch<br />
finanziell ausbeutet, und einer Familienpolitik,<br />
die Eltern entmündigte und Kinder in<br />
Krippen drängte, begannen vor etwa zehn Jahren<br />
die Kinderärztin Maria Steuer und ich, bundesweit<br />
Eltern zu sammeln und politische Aktionen<br />
zu organisieren.<br />
Als „Familiennetzwerk“ forderten wir die Achtung<br />
der Mutter-Kind-Bindung und organisierten<br />
u. a. breiten Widerstand gegen die Krippenoffensive<br />
der Familienministerin Ursula v. d. Leyen.<br />
Die CSU nahm 2007 unseren Protest auf und<br />
stellte regierungsintern die Bedingung eines<br />
Betreuungsgeldes für Selbsterziehende ab 2013.<br />
Um familienpolitische Basis-Aktionen effizienter<br />
und professioneller durchführen zu können,<br />
gründete ich 2008 gemeinsam mit Beatrix<br />
Herzogin Oldenburg (heute v. Storch) unter dem<br />
Foto: © Demo für alle<br />
Hedwig von<br />
Beverfoerde –<br />
über Jahrzehnte<br />
setzt sie sich für<br />
das Wohl von<br />
Familie und<br />
Ehe ein<br />
Z für Zukunft<br />
69
Politik<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Die Gegner der<br />
DEMO für ALLE<br />
fordern Toleranz,<br />
sind selber aber<br />
zu keiner<br />
Toleranz<br />
bereit.<br />
Dach des von ihr geführten Vereins „Zivile Koalition<br />
e.V.“ die Initiative Familienschutz, die ich bis<br />
2015 ehrenamtlich als Sprecherin geleitet habe.<br />
Z: Was sind die wesentlichen Anliegen der DEMO<br />
für ALLE?<br />
HvB: Vor allem geht es darum, den Familien,<br />
die bekanntlich keine Lobby haben, politisches<br />
Gewicht und Einfluss zu geben. Wir beobachten<br />
die politischen Vorgänge, informieren die Familien<br />
durch den Newsletter und führen gezielte<br />
Kampagnen für familienpolitische Anliegen durch<br />
– mit einer wachsenden Basis.<br />
Von Beginn an war es ein Hauptschwerpunkt,<br />
über die Gender-Ideologie aufzuklären. Außerdem<br />
setzen wir uns ein für eine familienfaire<br />
Reform des Steuerrechts und der Sozialabgaben.<br />
Als außerparlamentarische Kraft haben wir<br />
2012/13 wesentlich daran mitgewirkt, dass das<br />
bis aufs Messer bekämpfte Betreuungsgeld allen<br />
Widerständen zum Trotz eingeführt wurde.<br />
Besonders am Herzen liegen mir alle Themen,<br />
die das Elternrecht betreffen. So haben wir Widerstand<br />
organisiert gegen eine drohende Kita-Pflicht<br />
und bekämpfen die Sexualisierung der Kinder per<br />
Schulpflicht in mehreren Bundesländern. Adressaten<br />
unserer Aktionen sind Entscheidungsträger in<br />
der Politik, also Abgeordnete oder Regierungsmitglieder<br />
auf Landes- oder Bundesebene.<br />
Z: Kann man auf diese politische Entwicklung<br />
überhaupt Einfluss nehmen?<br />
HvB: Der Mechanismus ist recht einfach: Politiker<br />
schauen immer auf die nächsten Wahlen. Um in der<br />
Politik gehört zu werden, muss man eine wahl-relevante<br />
Perspektive einnehmen und darin die eigenen<br />
Anliegen platzieren, und dann – und das ist das Entscheidende<br />
– den nötigen Druck aufbauen.<br />
Ohne Druck erreicht man <strong>nicht</strong>s. In den<br />
Anfangsjahren organisierten wir v. a. Aktionen<br />
mit vorformulierten E-Mails, die von Tausenden<br />
Bürgern an Politiker geschickt wurden und ihnen<br />
signalisierten: Wir sind viele – und wir werden<br />
unsere Wahlentscheidung bei der nächsten Wahl<br />
abhängig <strong>machen</strong> von Ihrem Verhalten bzw. Ihrer<br />
Position zu unserem Anliegen.<br />
Naturgemäß funktioniert dies am besten kurz<br />
vor Wahlen, wenn Politiker hochsensibel auf Bürgeranfragen<br />
reagieren. Die Wirkung blieb <strong>nicht</strong><br />
aus: Die großen Medien wurden auf unsere Initiative<br />
aufmerksam, was mir u. a. Einladungen in<br />
Talkshows bescherte.<br />
Z: Was war der Auslöser, Demos in dieser Größenordnung<br />
zu wagen?<br />
HvB: Obwohl unsere Basis an Unterstützern<br />
wuchs, waren wir <strong>zur</strong>ückhaltend, die Familien<br />
zu Demonstrationen auf die Straße zu rufen. Das<br />
änderte sich schlagartig im Oktober 2013: Kurzfristig<br />
drohte das Europäische Parlament in Straßburg,<br />
ein unsägliches Papier zu beschließen, den<br />
sogenannten Estrela-Bericht. Dieser forderte für<br />
die EU-Mitgliedsstaaten u. a. ein Recht auf Abtreibung<br />
sowie die verpflichtende Einführung einer<br />
schamverletzenden Sexualerziehung ab dem Kindergarten<br />
und zwar ohne Einwilligung der Eltern.<br />
Dies richtete sich <strong>nicht</strong> nur gegen die damals<br />
laufende „Europäische Bürgerinitiative One of<br />
us“ (Einer von uns) zum Embryonenschutz, deren<br />
Koordinatorin für Deutschland ich war, sondern<br />
auch unmittelbar gegen Kinder und Eltern.<br />
Innerhalb von fünf Tagen organisierten wir<br />
über unseren Verteiler eine riesige E-Mail-Petitionswelle<br />
an die EP-Abgeordneten und, mit<br />
Unterstützung von Lebensschutzorganisationen,<br />
eine Blitzdemonstration vor dem Parlamentsgebäude<br />
in Straßburg. Als die Europaparlamentarier<br />
zu ihrer Sitzungswoche anreisten, wurden<br />
70<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
sie empfangen von über hundert Menschen mit<br />
Transparenten und Sprechchören „Estrela – NO!“<br />
Zu Hause entfachten unzählige Unterstützer<br />
einen wahren Gebetssturm für dieses Anliegen.<br />
Die Überraschung gelang: Familien vor dem<br />
Parlament zum Schutz ihrer Kinder vor staatlicher<br />
sex education – das hatte es noch <strong>nicht</strong> gegeben.<br />
Nach einer weiteren Aktion und Demonstration<br />
im Dezember, an der sich auch Teilnehmer<br />
aus anderen EU-Staaten beteiligten, war das<br />
Europaparlament vollends aufgescheucht und<br />
lehnte in einer spektakulären Parlamentssitzung<br />
mit knapper Mehrheit den Estrela-Bericht ab –<br />
gegen jede Vorhersage! Ein Riesenerfolg für den<br />
europäischen Lebens- und Familienschutz, ein<br />
tiefer Schock für die erfolgsgewohnte, nun völlig<br />
überrumpelte Gender- und Abtreibungslobby.<br />
Z: War dieser Anfang in Straßburg der Beginn<br />
einer Erfolgswelle?<br />
HvB: Wenngleich spätere EP-Abstimmungen verloren<br />
gingen, markiert der Estrela-Sieg einen entscheidenden<br />
Wendepunkt: Wir Lebens- und Familienschützer,<br />
die wir nur die Defensive kannten und<br />
unsere Position stets auf der Verliererseite sahen,<br />
machten erstmals die Erfahrung, dass wir, wenn<br />
wir vernetzt und organisiert sind, gegen eine ideologische<br />
Übermacht siegen können – ein Motivationsschub,<br />
der durch <strong>nicht</strong>s zu übertreffen ist.<br />
Auf der anderen Seite waren unsere Gegner<br />
waren völlig entsetzt über unsere neue Kampagnefähigkeit<br />
in Deutschland und auf EU-Ebene.<br />
Bei ihnen führte das zu nachhaltiger Verunsicherung,<br />
es hat ihre Siegesgewissheit deutlich<br />
geschwächt.<br />
Z: Wie kam es zu Ihrem Engagement im pietistischen<br />
Baden-Württemberg?<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Dadurch ermutigt, rief eine Gruppe junger<br />
Eltern zu Demonstrationen in Stuttgart auf –<br />
gegen den Bildungsplan. Im Februar 2014 wandten<br />
sie sich an unsere Initiative Familienschutz<br />
und baten um Unterstützung.<br />
Ich hatte das Gefühl, dass dies ein größeres<br />
Potenzial haben könnte; immerhin gingen in<br />
Frankreich bereits seit einem Jahr Hunderttausende<br />
Bürger gegen die Gender-Agenda auf die<br />
Straße und demonstrierten gegen die Öffnung<br />
der Ehe für Homo-Paare.<br />
Beflügelt von unseren Estrela-Erfahrungen<br />
wandte ich mich an eine Reihe mir bekannter<br />
Familieninitiativen und -organisationen sowie an<br />
Einzelpersonen, darunter Gabriele Kuby, Christa<br />
Meves und Birgit Kelle, und gewann sie für ein<br />
gemeinsames Aktionsbündnis als Veranstalter der<br />
nächsten Demonstration. Wir nahmen uns die französische<br />
Bewegung „La Manif Pour Tous“ (LMPT)<br />
zum Vorbild und schufen eine Marke unter dem<br />
gleichen deutschen Namen „DEMO für ALLE“ mit<br />
eigenem Logo in den Farben Rosa und Blau.<br />
Z: Wie ging es dann konkret los?<br />
Der<br />
Polizeischutz<br />
der friedlichen<br />
Demo vor<br />
gewaltbereiten<br />
Gegendemonstranten<br />
hat<br />
Kosten in Höhe<br />
von ca. 320 000<br />
Euro verursacht<br />
HvB: Die grün-rote Landesregierung in Baden-<br />
Württemberg hat 2015 ziemlich Streit ausgelöst<br />
mit der Ankündigung ihres Bildungsplans als Leitlinien<br />
<strong>zur</strong> „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ für alle Klassen<br />
ab dem ersten Schuljahr. Der Realschullehrer<br />
Gabriel Stängle startete eine Online-Petition dagegen,<br />
die innerhalb weniger Monate von sage und<br />
schreibe 192 000 Menschen unterzeichnet wurde.<br />
HvB: Die erste DEMO für ALLE sollte im April<br />
2014 stattfinden. Wir luden dazu auch einen Redner<br />
der „Manif“ aus Paris ein. Alle im Aktionsbündnis<br />
mobilisierten ihre Verteiler. Das Interesse<br />
der Presse war hoch.<br />
Wir ließen rosa und blaue Schilder und Transparente<br />
drucken und füllten Hunderte Luftballons<br />
mit Helium. Es sollte neben dem Protest gegen<br />
Z für Zukunft<br />
71
Politik<br />
Foto: © Szene aus Fear, Schaubühne/Arno Declair<br />
In dem Theaterstück „Fear“<br />
wird DEMO für ALLE schlimm<br />
verunglimpft.<br />
Es werden Bildern mit<br />
ausgestochenen Augen von<br />
Gabriele Kuby, Beatrix v. Storch,<br />
Birgit Kelle und mir gezeigt.<br />
Kurz nach der Premiere wurde<br />
ein Brandanschlag verübt.<br />
Er traf ein Bürogebäude meines<br />
Mannes, den VW-Bus, der auch<br />
bei den Demos in Stuttgart<br />
eingesetzt war<br />
Foto: © Hedwig von Beverfoerde<br />
die Sexualisierung der Kinder eine Demonstration<br />
der Stärke für Ehe und Familie in positiver<br />
Atmosphäre werden.<br />
2 500 Menschen folgten unserem Aufruf, der<br />
Marktplatz in Stuttgart war voll! Die Polizei<br />
schützte uns vorbildlich vor mehreren hundert linken<br />
Gegendemonstranten, die mehrfach unseren<br />
Demonstrationszug zum Staatstheater blockierten.<br />
Es wurde ein voller Erfolg: Die Presse berichtete<br />
vom Schulterschluss der Bildungsplangegner<br />
mit der französischen Bewegung LMPT und der<br />
hohen Professionalität unserer Demonstration.<br />
Beim Grünen-Ministerpräsidenten Kretschmann<br />
schrillten alle Alarmglocken. Er musste<br />
befürchten, dass sich hier eine neue Großbewegung<br />
formierte (à la Stuttgart21), die seine Regierung<br />
bedrohen könnte, und nur zwei Tage nach<br />
dieser ersten Demo beschloss das Kabinett überraschend,<br />
den Bildungsplan um ein Jahr zu verschieben<br />
und ihn zu überarbeiten.<br />
Z: Nach der ersten Demo schon der Sieg? Verwöhnt?<br />
HvB: Das war leider kein Grund, sich <strong>zur</strong>ückzulehnen.<br />
Schnell war klar, dass der Bildungsplan<br />
20<strong>16</strong> lediglich verbal entschärft wurde. Das<br />
Reizwort „sexuell“ tauchte <strong>nicht</strong> mehr auf, aus<br />
den Leitlinien wurden – Prinzipien. Nunmehr<br />
sollten die Schüler mit „Akzeptanz von Vielfalt“<br />
indoktriniert werden. Alle Änderungen erfolgten<br />
in Absprache des Kultusministeriums mit den<br />
LSBTTIQ-Interessengruppen (lesbisch, schwul,<br />
bi-, trans-, queer-, …-sexuell). Allein das – eine<br />
Ungeheuerlichkeit!<br />
Wir blieben am Ball mit weiteren Demonstrationen,<br />
während Grün-Rot die Gender-Agenda<br />
weiter vorantrieb. Im Frühjahr 2015 wurde ein<br />
haarsträubender Aktionsplan bekannt, der <strong>zur</strong><br />
Privilegierung der LSBTTIQ-Interessen in allen<br />
gesellschaftlichen Bereichen führen soll; er liest<br />
sich wie ein Bürger-Umerziehungsplan.<br />
Der Maßnahmenkatalog enthielt teils offen<br />
totalitäre und grundgesetzwidrige Forderungen,<br />
darunter Medienzensur bei „Homophobie“, die<br />
Öffnung der Ehe für Homo-Paare, Legalisierung<br />
von Leihmutterschaft, kirchliche Segnungen von<br />
Homopartnerschaften sowie LSBTTIQ-Projekte<br />
und -Lehrmaterialien in Schulen und Kitas, erarbeitet<br />
unter Führung des baden-württembergischen<br />
Sozialministeriums mit einem Beirat,<br />
der überwiegend aus Homosexuellen-Vertretern<br />
bestand. Mit unserer März-Demo wurde dieses<br />
Vorhaben endlich einer breiten Öffentlichkeit<br />
bekannt.<br />
Z: War das positive Referendum in Irland für die<br />
„Homo-Ehe“ auch das grüne Licht für die Gender-<br />
Akteure in Deutschland?<br />
HvB: Mit Baden-Württemberg wurde sofort die<br />
Bundesratsinitiative <strong>zur</strong> Öffnung der Ehe gestartet.<br />
Die Öffnung der Zivilehe wäre ein Meilenstein<br />
der Gender-Agenda; dies muss um jeden Preis<br />
verhindert werden!<br />
Die „Ehe für Alle“-Aktivisten versuchen uns<br />
ein<strong>zur</strong>eden, die Ehe-Öffnung sei ohnehin <strong>nicht</strong><br />
mehr aufzuhalten. Das ist blanker Unsinn und soll<br />
ausschließlich zu unserer Entmutigung dienen. In<br />
Wahrheit gibt es noch sehr viele Menschen, die<br />
damit keineswegs einverstanden sind! Als DEMO<br />
für ALLE haben wir deshalb dagegen eine große<br />
Unterschriftenaktion begonnen mit einem Appell<br />
an Angela Merkel: „Ehe bleibt Ehe!“<br />
Z: Ihr Engagement wird ja <strong>nicht</strong> von allen begrüßt.<br />
Jüngst wurde in einem Theaterstück gegen Sie<br />
und andere Gender-kritische Personen zum Hass<br />
aufgerufen.<br />
72<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
HvB: Nur wenige Tage nach der Premiere des<br />
Stücks „Fear“ an der Berliner Schaubühne wurde<br />
ein hinterhältiger Brandanschlag verübt, er traf ein<br />
Bürogebäude meines Mannes: Ein unter einem offenen<br />
Gebäudeteil abgestellter VW-Bus, der auch bei<br />
den Demonstrationen in Stuttgart eingesetzt war,<br />
wurde in Brand gesteckt. Neben dem Fahrzeug<br />
gelagertes Holz, das Dach und der angrenzende<br />
Sozialraum fingen sofort Feuer. Das Fahrzeug und<br />
ein Teil des Gebäudes brannten vollständig aus.<br />
Gut, dass die Feuerwehr schnell vor Ort war und<br />
die weitere Ausbreitung der Flammen verhindern<br />
konnte. – Aus dem linksextremen Milieu gab es ein<br />
Bekennerschreiben.<br />
In dem Agitprop-Theaterstück „Fear“ wird die<br />
DEMO für ALLE auf schlimmste verunglimpft und<br />
es werden u. a. Gabriele Kuby, Beatrix v. Storch,<br />
Birgit Kelle und ich auf Bildern mit ausgestochenen<br />
Augen gezeigt, auf verleumderische Weise als<br />
rechtsextreme, Hassreden schwingende Zombies<br />
dargestellt und auf der Basis „künstlerischer“<br />
Freiheit zum Abschuss freigegeben. Das ist geistige<br />
Brandstiftung, die direkt zu echter Brandstiftung<br />
führt. Der Regisseur Falk Richter ist sich<br />
offensichtlich <strong>nicht</strong> bewusst, dass er selber das<br />
tut, was er bei anderen zu kritisieren meint.<br />
Z: Was kann der Einzelne tun im Kampf gegen die<br />
Gender-Agenda?<br />
HvB: Neben dem Gebet ist die Unterstützung der<br />
Demonstrationen das Allerwichtigste. Entscheidend<br />
für die Bedeutung bei Medien und Politik ist, ob die<br />
Teilnehmerzahl wächst – oder eben <strong>nicht</strong>. Daran<br />
hängt vieles. Es ist auch ein psychologischer Kampf.<br />
Zur Verteidigung der Ehe als fruchtbringendem<br />
Lebensbund zwischen Mann und Frau brauchen<br />
wir außerdem eine eindrückliche Anzahl von<br />
Unterzeichnern des Merkel-Appells. Die Gegenseite<br />
hat fast 100 000 Unterschriften gesammelt<br />
für die „Ehe für alle“. Unterzeichnen Sie<br />
über www.demofueralle.de online und sammeln<br />
Sie Unterschriften auf Papier. Unterschriftenlisten<br />
zum Ausdrucken finden Sie ebenfalls auf der<br />
Internetseite.<br />
Fragen Sie aktiv nach in der Schule oder Kindertagesstätte,<br />
wie es dort mit der Sexualerziehung<br />
aussieht. Tun Sie sich mit anderen Eltern<br />
zusammen und prüfen Sie die Schulbücher und<br />
Unterrichtsmaterialien. Berufen Sie sich auf ihr<br />
elterliches Erziehungsrecht. Manches lässt sich<br />
vor Ort verhindern, wenn Eltern klar ihre Wünsche<br />
artikulieren.<br />
Schreiben Sie Leserbriefe! Jeder Leserbrief<br />
wird in den Redaktionen als die Meinung<br />
von mindestens hundert Lesern angesehen und<br />
beeinflusst die Themenwahl in Verlagen und bei<br />
TV-Sendern.<br />
Melden Sie sich für die Newsletter von DEMO<br />
für ALLE an, damit wir Sie über Aktionen und die<br />
nächsten Demos informieren können. Obwohl es<br />
spät ist, sehe ich eine echte Chance, das Blatt<br />
noch zu wenden. Gehen wir’s an. Mit Gottes und<br />
Ihrer Hilfe.<br />
Hedwig v. Beverfoerde, Koordinatorin der DEMO für ALLE, Vorsitzende<br />
des Vereins Ehe-Familie-Leben, www.demofueralle.de.<br />
Was der Einzelne<br />
tun kann:<br />
Nehmen Sie an<br />
Demos teil, die<br />
Teilnehmerzahl<br />
ist für Medien<br />
wichtig. Unterschreiben<br />
Sie<br />
Petitionen.<br />
Schreiben Sie<br />
Leserbriefe<br />
Z für Zukunft<br />
73
Politik<br />
Die Neue Weltordnung<br />
Peter Ischka<br />
Kommt sie noch – oder ist sie schon da? – Immer häufiger gebrauchen Politiker<br />
die Begriffe New World Order, Neue Weltordnung, One World, Eine Welt. Aber was<br />
meinen sie damit eigentlich, und was hat die Gender-Ideologie damit zu tun?<br />
Bildzitat: © CD-Cover der Band Iron Maiden<br />
Der Neoliberalismus,<br />
ein Baby des<br />
Marxismus,<br />
verfolgt die<br />
Auflösung<br />
„überkommener“<br />
Strukturen – Volk,<br />
Familie, Religion<br />
Malerei: © Paul Helm<br />
Manfred Kleine-Hartlages Buch<br />
„Neue Weltordnung – Zukunfts-<br />
Plan oder Verschwörungs-Theorie?“<br />
bietet eine brillante<br />
politische Analyse, die zeigt,<br />
worauf eine Neue Weltordnung (NWO) abzielt.<br />
Jeder unvoreingenommene Leser wird dem Autor<br />
gut folgen können, auch wenn er sich bisher mit<br />
diesem Thema weniger beschäftigt hat. Einige<br />
Gedanken aus diesem Buch:<br />
Die Neue Weltordnung ist ein revolutionäres<br />
Projekt. Warum ist es so schwer greifbar und<br />
warum finden sich kaum Kritiker? Es scheint eine<br />
Domäne von passionierten Verschwörungs-Theoretikern<br />
und Rechtsextremisten zu sein; die meisten<br />
Menschen wollen sich gar <strong>nicht</strong> darauf einlassen.<br />
Aber auch das: Wir im Westen haben die<br />
subtile Auflösung von Nationalstaatlichkeit, die<br />
weltweite Migration und die Verschmelzung der<br />
Religionen schon längst als Selbstverständlichkeit<br />
unserer Zeit hingenommen.<br />
So fällt es kaum noch auf, dass Begriffe wie<br />
Frieden, Menschenrechte, Freiheit, Toleranz und<br />
Gleichheit zu ideologischen Stichwörtern umgedeutet<br />
wurden, mit denen jeder Schritt hin zu „One<br />
World“ begründet werden kann, wie ungeheuerlich<br />
er auch anmuten mag. Wer es wagt, Kritik anzumelden,<br />
setzt sich dem Verdacht aus, gegen Frieden<br />
zu sein (oder gegen Menschenrechte). Die<br />
NWO ist längst keine Utopie mehr; sie ist gerade<br />
im Begriff, Wirklichkeit zu werden!<br />
Von langer Hand vorbereitet<br />
Begonnen hat es vor über hundert Jahren mit den<br />
Haager Konferenzen von 1899 und 1907. Deren<br />
Ziel war die Verrechtlichung zwischenstaatlicher<br />
Beziehungen – also die allmähliche Auflösung nationaler<br />
Souveränität. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurden die Staaten immer mehr aneinandergebunden,<br />
und zwar durch ein Netz multilateraler<br />
Verträge und Organisationen. Zu diesen Institutionen<br />
gehören die Vereinten Nationen (UNO; davor:<br />
74<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Völkerbund), IWF und Weltbank, WTO, EU, NATO,<br />
der Internationale Strafgerichtshof und Dutzende<br />
weniger bekannter Organisationen und Stiftungen.<br />
Mehr und mehr Kompetenzen der Nationalstaaten<br />
wurden bereits an solche Organisationen<br />
übertragen; und das setzt sich fort.<br />
Der aktuell bedeutendste Schritt in diese Richtung<br />
ist die Einrichtung eines globalen Klimaregimes.<br />
Auch mehren sich die Anzeichen, dass<br />
die Nationalstaaten einem internationalen Menschenrechts-Regime<br />
unterworfen werden sollen.<br />
Wichtig: Internationale Verträge haben Vorrang<br />
vor Staatsrecht. Ohne Ausnahme: Bündnisrecht<br />
bricht Landesrecht – die Länder treten also ihre<br />
Hoheitsrechte ab an übergeordnete Institutionen.<br />
Dechiffrierung gesucht<br />
Ihre Botschaft kleiden Entscheidungsträger in<br />
Stereotypien; das müsste doch den Verdacht<br />
erwecken, hier werde gelogen. Andererseits<br />
sagen unsere Regierenden mit erstaunlicher<br />
Offenheit, wie die NWO aussehen soll; doch diese<br />
Aussagen bedürfen der Dechiffrierung. Die <strong>nicht</strong><br />
leicht fällt, weil Politiker, Medien, Wissenschaftler,<br />
Kirchenvertreter ..., also die Ideologien-Industrie,<br />
es versteht, ihr Projekt in einer ideologiegetränkten<br />
PR-Sprache anzupreisen.<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel spricht<br />
zum 10-jährigen<br />
Jubiläum des Mauerfalls<br />
vor Regierungsvertretern<br />
der wichtigsten Staaten<br />
der Welt<br />
Desinformation –<br />
an demokratischen Strukturen vorbei<br />
Wie kommen nun diese multilateralen Vertragssysteme<br />
zustande? Das ist völlig undurchschaubar:<br />
Die Öffentlichkeit wird nur kryptisch informiert,<br />
die Länderparlamente vor vollendete Tatsachen<br />
gestellt. Es gibt keine Möglichkeit <strong>zur</strong> Steuerung<br />
– und <strong>zur</strong> demokratischen Willensbildung schon<br />
gar <strong>nicht</strong>. Wenn eine solche Ordnung einmal existiert,<br />
ist sie praktisch unumkehrbar.<br />
Wer dies als notwendige Folge der unvermeidlichen<br />
Globalisierung abtut, hat aus der<br />
Geschichte <strong>nicht</strong>s gelernt. So lautete ein kommunistisches<br />
Dogma, die Menschheitsgeschichte<br />
müsse zwangsläufig zum Kommunismus führen;<br />
jeder Widerstand wurde gebrochen, und dazu war<br />
jedes Mittel recht. Millionen Menschen haben<br />
diesen Irrtum mit ihrem Blut bezahlt!<br />
Gerade deshalb sollte man misstrauisch sein<br />
gegenüber der Versicherung, die Globalisierung<br />
sei ein (diesmal aber wirklich!) historisch unvermeidbarer<br />
Prozess. Denn Liberalismus und Neoliberalismus,<br />
in deren Namen dieser Prozess<br />
vorangetrieben wird, sind <strong>nicht</strong> nur geistesgeschichtlich<br />
mit dem Marxismus verwandt, sondern<br />
auch strukturell: Hier wie dort wird die Auflösung<br />
„überkommener“ solidaritätsstiftender<br />
Strukturen – Volk, Familie, Religion – gefeiert als<br />
Akt der Emanzipation, als Voraussetzung für eine<br />
die ganze Menschheit beglückende Utopie.<br />
Foto: © ddp images/AP Photo/Markus Schreiber<br />
Ein Beispiel ist die Rede von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel auf der Konferenz „Falling Walls“<br />
(Fallende Mauern) am 9. November 2009. Dort<br />
brachte sie die Ideologie hinter der Neuen Weltordnung<br />
klar zum Ausdruck: „Eine der spannendsten<br />
Fragen, Mauern zu überwinden, wird sein: Sind<br />
Nationalstaaten bereit und fähig, Kompetenzen an<br />
multilaterale Organisationen abzugeben, koste es,<br />
was es wolle?“ Im Jahre 2009 gab es die Berliner<br />
Mauer schon längst <strong>nicht</strong> mehr; was es gibt, sind<br />
nationale Grenzen – deren bloße Existenz hier mit<br />
der Berliner Mauer gleichgesetzt wird!<br />
Der Globalismus, so die Bundeskanzlerin, sei<br />
„alternativlos“. Die Vision – oder der Albtraum –<br />
einer „One World“ bedarf anscheinend keiner<br />
Begründung mehr. Wenn Politiker so sprechen,<br />
kann man davon ausgehen, dass ihre Loyalität<br />
<strong>nicht</strong> etwa dem Volk gilt, das sie beauftragt hat,<br />
seine Interessen wahrzunehmen, und dessen Nutzen<br />
zu mehren sie geschworen haben; ihre Loyalität<br />
gilt vielmehr „der Menschheit“. Für Globalisten<br />
„... Kompetenz<br />
an multilaterale<br />
Organisationen<br />
abzugeben,<br />
koste es, was<br />
es wolle“<br />
Angela Merkel<br />
Z für Zukunft<br />
75
Politik<br />
Foto: © flickr/rainbow-gathering<br />
Friedliches<br />
Zusammenleben<br />
nur mit globaler<br />
Ordnung<br />
möglich ...<br />
Wer will schon<br />
gegen Frieden<br />
sein?<br />
„Neue Weltordnung:<br />
Zukunftsplan oder<br />
Verschwörungstheorie?“<br />
Manfred Kleine-Hartlage<br />
Edition Antaios,<br />
ISBN 978-3-935063-64-7<br />
hat die „Menschheit“ mit den wirklichen Menschen<br />
allerdings so wenig zu tun wie für Kommunisten die<br />
„Arbeiterklasse“ mit den wirklichen Arbeitern.<br />
Ideologien für den Frieden, die nie<br />
einen brachten<br />
Das gute alte Wort „Frieden“: Der Marxismus verstand<br />
die Verwirklichung seines Programms als notwendige<br />
Voraussetzung <strong>zur</strong> Stiftung eines umfassenden<br />
Weltfriedens. Im Namen dieser Ideologie<br />
wurden Ströme von Blut vergossen, ohne dass der<br />
Weltfriede auch nur eine Spur näherrückte!<br />
Uns wird vermittelt, ein friedliches Zusammenleben<br />
sei nur mithilfe einer globalen Ordnung möglich.<br />
Nun, wer will sich schon nachsagen lassen, er<br />
sei gegen Frieden? Kaum einer wagt nach dem Preis<br />
zu fragen, der für diese Art „Frieden“ kostet. Es gilt<br />
also, der Frieden um jeden Preis. Krieg soll buchstäblich<br />
unmöglich gemacht werden – ausgenommen<br />
selbstverständlich zu dem Zwecke, die Errichtung<br />
und Einhaltung dieser Ordnung zu sichern.<br />
Das klingt human und fortschrittlich; es impliziert<br />
allerdings, dass ganze Völker ihre lebenswichtigen<br />
Interessen <strong>nicht</strong> mehr verfolgen dürfen.<br />
War das der Grund, warum das Deutsche<br />
Reich, damals noch unter dem Kaiser, auf den<br />
Haager Konferenzen jegliche Einbindung in ein<br />
solches System kategorisch abgelehnt hat? Möglicherweise<br />
habe sich Deutschland gerade deshalb<br />
die Feindschaft der angelsächsischen Mächte<br />
zugezogen, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg<br />
erkennbar war, so Manfred Kleine-Hartlage.<br />
Inzwischen greift das Völkerrecht in die inneren<br />
Angelegenheiten von Staaten ein: Zur Aufrechterhaltung<br />
ihrer Ordnung werden ihnen nur noch<br />
solche Mittel zugestanden, die auf keinen Fall mit<br />
den „Menschenrechten“ kollidieren.<br />
So schafft man Interventionsgründe im großen<br />
Stil – und kann jeden Staat soweit bringen, dass<br />
sich dieser nach den Maßstäben seines Feindes ins<br />
Unrecht setzt. Dann interveniert man à la carte,<br />
also wie es opportun erscheint: gegen die Weimarer<br />
Republik, aber <strong>nicht</strong> gegen das Italien Mussolinis.<br />
Gegen Ho Chi Minh, aber <strong>nicht</strong> gegen Pol Pot.<br />
In Jugoslawien, aber <strong>nicht</strong> in Ruanda. Im Irak, aber<br />
<strong>nicht</strong> im Sudan. Man deklariert die Wahrung eigener<br />
Interessen mittels gewaltsamer Übergriffe<br />
ganz einfach als „humanitäre Intervention“.<br />
Die Internationalisierung wuchert. Denn die<br />
bereits genannten Organisationen (IWF, Weltbank,<br />
WTO, EU) wollen eine befreite Marktwirtschaft<br />
aufrichten, befreit von Restriktionen und<br />
staatlichen Eingriffen und jeder sozialen Verpflichtung.<br />
Dies soll geschehen durch Festschreibung<br />
in übernationalen Vertragssystemen, die<br />
sich der demokratischen Kontrolle entziehen:<br />
TTIP lässt grüßen.<br />
Was bremst die NWO?<br />
Hemmnisse sind Unternehmer, die sich dem Wohl<br />
des Gemeinwesens verpflichtet fühlen; ebenso Politiker,<br />
die nationale Interessen, statt die Globalisierung<br />
voranzutreiben, auch der Soldat, der einen<br />
Einsatz am Hindukusch im Interesse einer „Wertegemeinschaft“<br />
ablehnt. Oder der „Fundamentalist“,<br />
der gegen Abtreibung ist, und die Frau, die sich lieber<br />
um ihre Familie kümmert als um Karriere.<br />
Die neoliberale Ideologie greift mit Vorliebe<br />
soziale Strukturen an, die etwas mit Solidarität zu<br />
tun haben: intakte Familien, intakte Völker, intakte<br />
Religionsgemeinschaften.<br />
Wer regiert wen?<br />
Wenn ein Schwellenland die Implementierung der<br />
Gender-Ideologie verweigert, wird einfach am<br />
Entwicklungshilfe-Geldhahn gedreht und Personen<br />
an Schlüsselstellen werden ausgewechselt.<br />
Unter Berufung auf Menschenrechte wird das<br />
Recht an sich beseitigt. Dafür ermächtigt eine<br />
76<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
Ideologie, die auf die Schaffung eines umfassenden<br />
Weltfriedens abzielt, sich selbst <strong>zur</strong> Supermacht<br />
für willkürliche Kriegsführung. Es sollte<br />
<strong>nicht</strong> wundern, wenn die Demokratie, der Kern<br />
„unserer gemeinsamen Werte“, in den Händen<br />
der herrschenden internationalen Eliten sich als<br />
ähnlich doppelbödig herausstellen sollte.<br />
Demokratie setzt so etwas wie „Volk“ voraus;<br />
für die neue, global herrschende Klasse scheint das<br />
<strong>nicht</strong> mehr zu gelten: Sie verhält sich wie eine international<br />
verflochtene Kaste, die ihre Interessen allemal<br />
über das Wohl eines Volkes stellt. Sie betont, Globalisierung<br />
sei „unvermeidlich“ und etwas Gutes.<br />
Warum aber sollten nationale Regierungen das<br />
als Selbstentmachtung sehen – ist es denn <strong>nicht</strong><br />
eher eine Selbstermächtigung? Die Regierungen<br />
herrschen ja weiter, aber eben <strong>nicht</strong> jede einzelne<br />
über je ein Land, sondern alle gemeinsam über alle<br />
Länder: eine Kollektivherrschaft, aber ohne lästige<br />
parlamentarische Kontrolle oder öffentliche Kritik.<br />
Die Zerstörung nationaler Identität, Kultur, Sitten<br />
und Traditionen gilt als fortschrittlich – und wer an<br />
alten Werten festhält, als rückständig.<br />
Auch ein gewisses Maß an finanzieller Überforderung<br />
der Nationalstaaten ist kein Unfall,<br />
sondern durchaus gewollt: Denn nur wer pleite<br />
ist – das lehren uns aktuelle Krisen –, muss sich<br />
der Überwachung und Gängelung durch supranationale<br />
Organisationen unterwerfen. So wird die<br />
Unabhängigkeit aufgegeben, ohne dass ein einziger<br />
Schuss abgefeuert worden wäre.<br />
Der Fortschritt kennt nur eine Richtung:<br />
Liberalisierung, Egalisierung, Globalisierung;<br />
jeder Widerspruch wird verunglimpft als reaktionär,<br />
fundamentalistisch oder rechtsradikal:<br />
Monopolisierung des Rechts auf Wirlichkeitsbeschreibung.<br />
Apropos Monopolisierung: Der<br />
Monopolisierung der „Wissenschaft“ kommt<br />
dabei eine Schlüsselrolle zu; von hier aus werden<br />
alle gesellschaftlichen Funktionssysteme gesteuert<br />
– Schule, Medien, Wirtschaft, Recht, Politik.<br />
Wer <strong>zur</strong> Elite gehören will, kommt an der Universität<br />
<strong>nicht</strong> vorbei; hier wird die ideologische Konformität<br />
sichergestellt.<br />
Dabei dürfte ein gewisses Maß an Korrumpierbarkeit<br />
sogar erwünscht sein, da dies die Voraussetzung<br />
für Kontrollierbarkeit ist: Wer krumme<br />
Wege geht, wetzt die Wunderwaffe Erpressung,<br />
mit der er dann bedroht wird.<br />
Liberale wie Sozialisten bejubeln die Auflösung<br />
der Familie, die Entwertung der Religion,<br />
die Entgrenzung der Völker, die Entmachtung<br />
der Nationalstaaten als „progressiv“; und genau<br />
das macht das heraufziehende System der totalen<br />
Herrschaft sich zunutze. Denn jede Rebellion<br />
wird den Herrschenden nur dann wirklich gefährlich,<br />
wenn jemand für etwas zu sterben bereit ist.<br />
Wofür sind Menschen bereit zu sterben? Erstens<br />
für die eigenen Kinder, zweitens für das eigene<br />
Volk, drittens für den eigenen Glauben.<br />
Wer also eine Auflehnung ein für alle Mal<br />
unmöglich <strong>machen</strong> will, muss die Familie, die Völker,<br />
die Religion auflösen. Denn wer weder in seinen<br />
Kindern fortleben will noch sich als Teil eines<br />
Volkes sieht noch eine Verantwortung vor Gott<br />
kennt, der ist der ideale Untertan.<br />
Die Elite und das Fußvolk<br />
Im letzten Kapitel seines Buches erklärt der Verfasser<br />
die Struktur des „Geldmachtkomplexes“<br />
hinter der NWO als ein System konzentrischer<br />
Kreise: im Inneren die Klasse der Superreichen,<br />
darum herum die von ihnen kontrollierten Konzerne<br />
und Funktions-Eliten, dann die politischen<br />
Eliten und im äußeren Ring die Ideologieproduzenten<br />
– Medien, Unterhaltungsindustrie, Wissenschaft.<br />
Allerdings müssen <strong>nicht</strong> alle Akteure in<br />
Politik, Medien oder Wissenschaft diese Ideologie<br />
abkaufen; es reicht, wenn einige strategisch platzierte<br />
Figuren das tun. Der Rest ist Fußvolk.<br />
Kann man sie schon sehen, die NWO?<br />
So zeichnen sich bereits ihre Umrisse ab, die<br />
Umrisse einer durchaus totalitären, <strong>nicht</strong> mehr<br />
zu beseitigenden globalen Diktatur. Alle zu ihrer<br />
Verwirklichung erforderlichen Strategien sind<br />
bereits in vollem Gang, zum Teil schon seit vielen<br />
Jahrzehnten. Ob dieser Prozess noch umkehrbar<br />
ist?<br />
Die internationalen<br />
Organisationen wollen<br />
eine von Restriktionen und<br />
staatlichen Eingriffen befreite<br />
Marktwirtschaft.<br />
Hier das UNO-Hauptquartier<br />
in New York<br />
Foto © Wikipedia<br />
Z für Zukunft<br />
77
Pädagogik<br />
Wie viel Wissenschaft steckt in<br />
der deutschen Sexualpädagogik?<br />
Sexualpädagogik in Deutschland erscheint institutionell bis aufs Letzte durchstrukturiert zu<br />
sein – fast wie eine Insel der Seligen, auf der sich konsensfähige Aufklärung durchgesetzt hat<br />
Jakob Pastötter<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Man kann<br />
pressen, so viel<br />
man will, am<br />
Ende kommt<br />
<strong>nicht</strong> viel<br />
heraus<br />
Wer sich mit der Sexualpädagogik<br />
in Deutschland beschäftigt,<br />
könnte von der institutionellen<br />
Durchstrukturiertheit beeindruckt<br />
sein: Da gibt es<br />
• die gesetzlich verankerte Sexualerziehung an<br />
Schulen, die häufig von außerschulischen Trägern<br />
geleistet wird, von denen ProFamilia der<br />
größte ist (aber so „pro“ Familie ist ProFamilia<br />
gar <strong>nicht</strong>),<br />
• die sexualpädagogische Fortbildung, für die<br />
das private „Institut für Sexualpädagogik“<br />
(ISP) sorgt sowie die „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />
(GSP), die das sexualpädagogische<br />
Qualitätssiegel verleiht,<br />
• den sexualpädagogischen Aufbaustudiengang<br />
der Hochschule Merseburg,<br />
• Förderung und Finanzierung von Erhebungen,<br />
Studien und Diskussionen, unter anderem mit<br />
der kostenfreien Verteilung von zahlreichen<br />
auflagenstarken Dokumentationen und Aufklärungsbroschüren<br />
durch die Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), deren<br />
Abteilung für Sexualaufklärung dem Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend (BMFSFJ) unterstellt ist, und schließlich<br />
• die universitäre Forschung und Lehre durch<br />
die fünf Juniorprofessuren, die gefördert werden<br />
durch das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF), ein Ergebnis des<br />
„Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in<br />
Abhängigkeits- und Machtverhältnissen<br />
in privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />
und im familiären<br />
Bereich“.<br />
Deutschland,<br />
eine Insel der Seligen?<br />
In Deutschland scheinen Praxis, Wissenschaft<br />
und Politik an einem „sexualpädagogischen“<br />
Strang zu ziehen. In vielen anderen Ländern ist<br />
das undenkbar, da dort die politische und die<br />
öffentliche Diskussion beeinflusst wird durch<br />
78<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
alternative Grundpositionen, moralische Bedenken<br />
und religiöse Überzeugungen; hinzu kommt<br />
das Bewusstsein für Gesundheitsrisiken und die<br />
Gefahren des Missbrauchs.<br />
Ist Deutschland also eine Insel der Seligen, auf<br />
der sich eine konsensfähige, wirklich aufgeklärte<br />
Sexualpädagogik durchgesetzt hat? Eine Sicht,<br />
wie sie auch von der Weltgesundheitsbehörde<br />
(WHO) gefordert wird, die zusammen mit der<br />
BZgA die „Standards für die Sexualaufklärung in<br />
Europa“ 1 herausgegeben hat?<br />
Von benachbarten Disziplinen profitieren<br />
Skepsis ist angebracht, wenn die Wissenschaftlichkeit<br />
des Konzepts einer Prüfung unterzogen<br />
wird; Studien <strong>zur</strong> „Wirksamkeit“ sexualpädagogischer<br />
Einflussnahme beschränken sich weitgehend<br />
auf die Reduzierung von ungewollten Schwangerschaften<br />
und Geschlechtskrankheiten. Demgegenüber<br />
lässt sich das Hauptanliegen der deutschen<br />
Sexualpädagogik, nämlich die „Bildung“ von Kindern<br />
und Jugendlichen hin zu sexuell befriedigten<br />
und glücklichen Erwachsenen im Sinne einer<br />
erfolgreichen, positiv verlaufenden „psychosexuellen<br />
Entwicklung“, <strong>nicht</strong> wissenschaftlich begründen<br />
oder nachweisen.<br />
Sexualpädagogik könnte profitieren von<br />
benachbarten wissenschaftlichen Disziplinen,<br />
könnte <strong>zur</strong>ückgreifen auf Erkenntnisse über Entwicklungsprozesse,<br />
z. B. auf die Entwicklungspsychologie<br />
und die Humanbiologie, aber auch<br />
auf die Erfahrungen von Traumatherapeuten. Die<br />
Sexualwissenschaft dagegen bietet nur wenige<br />
gesicherte Erkenntnisse.<br />
Sexualwissenschaftliche Standardwerke 2,3 zum<br />
Thema kindlicher und jugendlicher Sexualentwicklung<br />
zeigen, dass die Sexualwissenschaft<br />
kaum etwas in Erfahrung gebracht hat über die<br />
psychologische Entwicklung der Sexualität.<br />
Die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />
Bei der Analyse der BZgA-Standards und der<br />
deutschen staatlich geförderten Sexualpädagogik<br />
allgemein stellt sich heraus, dass einige<br />
ihrer Grundannahmen <strong>nicht</strong> auf empirisch bestätigten<br />
Fakten beruhen, sondern getragen sind<br />
von sexualphilosophischen bzw. sexualideologischen<br />
Annahmen. „Sexualideologisch“ ist hier<br />
die Abgrenzung zu einer im Idealfall „ideologiefreien“<br />
wissenschaftlichen Begründetheit.<br />
Beispiel für ideologische Behauptungen ist<br />
etwa, wenn man ausgeht von einer psychosexuellen<br />
Entwicklung, die vom Säuglingsalter an der<br />
sexualpädagogischen Unterstützung bedürfe. Die<br />
Abkehr von den biologischen und entwicklungspsychologischen<br />
Grundlagen der Sexualpädagogik<br />
ist fatal; seit 2001 wird dies von den „Gender Studies“<br />
verstärkt gefordert. „Gender Studies“ interessieren<br />
sich von ihrem Selbstverständnis her nur<br />
für die soziale Konstruktion von „Geschlecht“ und<br />
wollen andere Einflüsse auf die Sexualität <strong>nicht</strong><br />
wahrhaben.<br />
Die eingangs erwähnten sexualpädagogischen<br />
Einrichtungen weisen alle eine beachtliche institutionelle<br />
und personelle Verzahnung auf. Daneben<br />
gibt es private Initiativen wie „Donum Vitae“,<br />
das MFM-Projekt (für Mädchen: „Mädchen,<br />
Frauen, meine Tage“, für Jungen: „Männer für<br />
Männer“), die „Ärztliche Gesellschaft <strong>zur</strong> Gesundheitsförderung<br />
der Frau“ (ÄGGF), die bindungsorientierte<br />
Sexualpädagogik von „Fit for Love?“<br />
und TeenSTAR („Sexuality Teaching in the Context<br />
of Adult Responsibility“).<br />
Sie alle finden in den „offiziellen“ Broschüren<br />
der BzgA keinen Widerhall, sind aber bei der Verwendung<br />
von Aufklärungsbroschüren auf die kostenlosen<br />
Angebote der BZgA angewiesen, bei der<br />
Fortbildung auf das ISP und die Hochschule Merseburg<br />
und auf die Lehre der fünf Juniorprofessoren<br />
bzw. bei der „Qualitätssicherung“ auf das Qualitätssiegel<br />
der GSP. Diese Institutionen behalten<br />
das „Gütesiegel“ quasi für sich selbst vor.<br />
Wissenschaftsresistent?<br />
Eine enge Verbindung zwischen der pädagogischen<br />
Vermittlung eines Wissensgebiets und der<br />
Wissenschaft, die dieses erforscht, wäre absolut<br />
notwendig. Ist es doch auch <strong>nicht</strong> zielführend,<br />
gesundes Ernährungsverhalten zu unterrichten,<br />
ohne die Erkenntnisse der Ökotrophologie zu<br />
berücksichtigen, oder Physik, ohne auf wissenschaftliche<br />
Forschung <strong>zur</strong>ückzugreifen.<br />
„Wir haben uns<br />
selbst geprüft<br />
und festgestellt:<br />
Wir sind die<br />
Besten!“<br />
Z für Zukunft<br />
79
Pädagogik<br />
Sexualität als<br />
„Lebensenergie“?<br />
Wissenschaftlich<br />
<strong>nicht</strong> haltbar<br />
Warum die<br />
Scheu der<br />
etablierten<br />
Wissenschaft<br />
vor der Analyse<br />
menschlicher<br />
Sexualität?<br />
Offensichtlich haben wir hier einen Sonderfall:<br />
Die Sexualpädagogik beansprucht, selbst eine<br />
wissenschaftliche Disziplin zu sein.<br />
Warum tun sich Sexualpädagogen so schwer<br />
mit der Wissenschaft? Der Hauptgrund ist wohl:<br />
Weil ihre Sicht weniger erkenntnistheoretisch<br />
bestimmt ist als vielmehr „emanzipatorisch“ im<br />
Sinne einer „sex-positiven Befreiung“ von „sexnegativen“<br />
Einflüssen durch Tradition, Kultur<br />
und Religion. Helmut Kentler und Uwe Sielert –<br />
beide kommen aus der Sozialpädagogik – sind in<br />
Deutschland so etwas wie die Vordenker.<br />
Sexuelle Befreiung sollte die<br />
Gesellschaft friedlicher <strong>machen</strong><br />
Die ersten Anfänge dieses Denkens finden<br />
sich bereits bei Rousseau, erhielten aber ihren<br />
wesentlichen Impuls durch die von Freud postulierte<br />
„psychosexuelle Entwicklung“; die Interpretation<br />
als marxistisch-eschatologische Heilslehre<br />
stammt von Wilhelm Reich und Herbert<br />
Marcuse. Diese gingen davon aus, der Einzelne<br />
und die gesamte Gesellschaft könnten durch<br />
sexuelle Befreiung immunisiert werden u. a.<br />
gegen faschistische und autoritäre Indoktrination.<br />
Diese Ideen stießen besonders in der EKD<br />
auf Zustimmung.<br />
Wissenschaftlich lässt sich <strong>nicht</strong>s davon verifizieren<br />
– weder die Behauptung, Sexualität hätte<br />
das Potenzial, die Gesellschaft „friedlicher“ zu<br />
<strong>machen</strong>, noch die Idee einer „psychosexuellen<br />
Entwicklung“.<br />
Ausgeprägtes „sexuelles“ Verhalten über einen<br />
längeren Zeitraum hinweg hat sich bisher nur<br />
nachweisen lassen bei schwer traumatisierten und<br />
von gleichaltrigen abgelehnten Kindern. 4 Trotzdem<br />
zieht die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />
(sgS) das „sexuelle Verhalten“ als allgemeine<br />
Grundlage heran.<br />
Bislang hat sich weder die Entwicklungspsychologie<br />
mit sexuellen Aspekten beschäftigt noch<br />
hat die sgS versucht, die kindliche Sexualität aus<br />
Sicht der Entwicklungspsychologie zu betrachten;<br />
die einzigen wissenschaftlich verwertbaren<br />
Langzeit-Daten sind Untersuchungen <strong>zur</strong><br />
Auswirkung pädophiler Übergriffe; diese können<br />
jedoch kein einheitliches Bild zeichnen.<br />
So bleibt nur, <strong>zur</strong>ückzugreifen auf Erkenntnisse<br />
aus der Beratung und der Therapie, die aber<br />
Rückschlüsse auf eine „normale Entwicklung“<br />
ebenfalls kaum zulassen. Warum also die Scheu<br />
der etablierten Wissenschaft vor der Analyse<br />
menschlicher Sexualität (rebus sexualibus)? Es<br />
bleibt eine bedeutende Erkenntnislücke anthropologischer<br />
und psychologischer Art.<br />
Thesen der staatlich geförderten<br />
Sexualpädagogik<br />
1. Grundannahme einer „psychosexuellen<br />
Entwicklung“ und die Definition von Sexualität<br />
als „Lebensenergie“<br />
Obwohl es in Wissenschaft und Forschung Standard<br />
ist, Aussagen nur über Nachweisbares zu<br />
<strong>machen</strong>, entzieht sich die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />
dieser „conditio sine qua non“, dieser<br />
unverzichtbaren Grundvoraussetzung. Im Wesentlichen<br />
stützt sie sich auf die Experimente von Harlow,<br />
der an Rhesus-Affen nachwies, dass der Entzug<br />
körperlicher Nähe zu einem späteren Unvermögen<br />
führt, körperliche Beziehungen aufzunehmen, wozu<br />
auch das Sexualverhalten gehört. 5<br />
Auch die Annahme, dass es sich bei Sexualität<br />
um eine „Lebensenergie“ handele, lässt sich wissenschaftlich<br />
<strong>nicht</strong> belegen:<br />
„Wenn Sexualität aber als wichtige und wünschenswerte<br />
Lebensenergie angesehen wird,<br />
kann die Tatsache akzeptiert werden und in<br />
die Erziehung mit einbezogen werden, dass sie<br />
von Anfang an bei Kindern eine wichtige Rolle<br />
spielt.“ 6 Das erinnert an die pseudowissenschaftliche<br />
Auffassung Wilhelm Reichs, es gäbe eine Art<br />
kosmischer Orgon-Energie, die sich vor allem im<br />
Orgasmus manifestiere.<br />
2. Bedeutung<br />
frühkindlicher „sexueller Bildung“<br />
Frühkindliche „sexuelle Bildung“ ist eine problematische<br />
Begriffsneuschöpfung der staatlich<br />
geförderten Sexualpädagogik: Man geht davon<br />
aus, Sexualität benötige Bildungsarbeit. Damit<br />
wäre man aber im Bereich des „Coachings“,<br />
80<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
das im Falle von Sexualität ideologisch<br />
begründet ist. Als Ziel wird der „sexuell<br />
gebildete“ Mensch impliziert.<br />
Für die staatlich geförderte Sexualpädagogik<br />
ist sexuelle Bildung die Konsequenz<br />
aus der Vorstellung von Sexualität<br />
als Lebensenergie, die von Anfang an auch<br />
bei Kindern eine wichtige Rolle spiele 7 und<br />
durch sexuelles Handeln zu fördern sei.<br />
Das Ausbleiben sexueller Bildungsangebote<br />
in der frühen Kindheit soll angeblich<br />
zu schweren Schäden führen:<br />
„Die Schäden einer un<strong>zur</strong>eichenden<br />
sexuellen Bildung werden <strong>nicht</strong> sofort<br />
offenbar, sie verstecken sich in persönlicher<br />
Unzufriedenheit mit dem Lebenslauf,<br />
privaten Identitätskrisen, gescheiterten<br />
Beziehungen, sexueller Gewalt<br />
und Depressionen.“ 8<br />
3. Eltern und andere Bezugspersonen:<br />
Erfüllungsgehilfen kindlicher Neugier<br />
und sexueller Bedürfnisse<br />
Sie hätten, so die staatlich geförderte<br />
Sexualpädagogik, den Kindern einen<br />
möglichst schamfreien Zugang zu ihrer<br />
Genitalität zu ermöglichen. Fehle ein<br />
allzeit „entspannter“ und „pro-aktiver“<br />
Umgang mit Sexualität bzw. Genitalität,<br />
seien die Erwachsenen schuld, wenn das<br />
Kind später kein Lebensglück verspüre:<br />
„Kinder entdecken diese Lust selbstverständlich<br />
an sich selbst, wenn sie<br />
zuvor von den Eltern lustvoll gestreichelt<br />
werden; wenn sie gar <strong>nicht</strong> wissen,<br />
was Lust ist, werden auch sexuelle Spielereien<br />
fehlen.“ 9 Und schließlich:<br />
„Eine sexualfreundliche Erziehung<br />
bedeutet, die Wissbegierde der Kinder<br />
zu befriedigen, Fragen altersgemäß zu<br />
beantworten und durch eine liebevolle<br />
Atmosphäre auch die Experimentierfreude<br />
und Erlebnisse rund um den Körper<br />
und die Sinne zu unterstützen.“ 10<br />
Die Beobachtungen von Kinderpsychiatern,<br />
dass etwa zwanghaftes Masturbieren<br />
oder Sich-<strong>zur</strong>-Schau-Stellen<br />
innere Unruhe, Angstzustände und<br />
emotionale Aufgewühltheit nach sich<br />
ziehen, 11 wird von Sielert als zwar<br />
„weit verbreitete“, aber eben doch<br />
„bloße“ Meinung abgewertet.<br />
4. Intellekt, Gefühle und Körper<br />
als Objekte der staatlich geförderten<br />
Sexualpädagogik<br />
Das Schlagwort der „Ganzheitlichkeit“<br />
findet sich auch in der staatlich<br />
geförderten Sexualpädagogik.<br />
Es will sagen, dass <strong>nicht</strong> die bloße<br />
Information das Ziel ist; quasi therapeutisch<br />
soll das Wissen mit den<br />
Gefühlen und dem Körper verknüpft<br />
werden:<br />
„Sexuelle Bildung erfasst den<br />
ganzen Körper, <strong>nicht</strong> nur den Kopf<br />
oder die Sprache. … Körperliche<br />
Erfahrungen unterstützen die Lernprozesse<br />
und führen dazu, dass<br />
das neu erworbene – kognitive und<br />
affektive – Wissen <strong>nicht</strong> abstrakt<br />
bleibt. So kann der Körper selbst<br />
zum ‚Lernort‘ werden.“ 12<br />
Eine solche „Ganzheitlichkeit“ hat<br />
das Potenzial <strong>zur</strong> sexuellen Übergriffigkeit.<br />
Besonders problematisch ist<br />
ein solcher Ansatz bei Kindern, weil<br />
die sich dagegen weniger <strong>zur</strong> Wehr<br />
setzen können. Solche „Ganzheitlichkeit“<br />
muss sich den Vorwurf des<br />
Totalitarismus gefallen lassen.<br />
5. Befreiung der Sexualität aus<br />
gesellschaftlichen und religiösen<br />
Zwängen<br />
Sexualität ist kulturell, religiös und<br />
durch Gesetze „eingehegt“, da sie das<br />
Potenzial hat, den gesellschaftlichen<br />
Frieden zu stören. Die individualistische<br />
postmoderne Gesellschaft verzichtet<br />
weitgehend auf solche Schutzmaßnahmen<br />
– dadurch haben sich<br />
ungeahnte „Freiheiten“ eröffnet.<br />
Aufklärungsbuch für<br />
Kinder ab 5: Wenn Lars<br />
das Schmusen mit Lisa<br />
schön findet, wird sein<br />
Penis größer ... Lars mag<br />
es sehr, wenn Lisa ihn<br />
dort streichelt ...<br />
Bild 1 u. 3: Illustration Dagmar Geisler, aus Sexbox, CH;<br />
Bild 2 u. 4: Illustrationen Frank Ruprecht; aus „Lisa & Jan –<br />
Ein Aufklärungsbuch ...“ von Frank Herrath und Uwe Sielert<br />
Z für Zukunft<br />
81
Pädagogik<br />
Foto: © Cover von VOGUE Italia<br />
„Make<br />
love<br />
not<br />
war“<br />
„Sich auf kulturell festgelegte Markierungen<br />
[wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, Kernfamilie,<br />
biologische Elternschaft] sicherheitsheischend<br />
zu verlassen, bedeutet, der Selbst-Entfaltung, dem<br />
aufregenden und zugleich befriedigenden Selbst-<br />
Entwurf aus dem Weg zu gehen.“ 13<br />
6. Schwerpunkt sexuelles Lustempfinden<br />
Die staatlich geförderte Sexualpädagogik folgt<br />
dem Denken von Wilhelm Reich und Herbert Marcuse.<br />
Für diese Philosophen hatte Sexualität die<br />
Macht, die Gesellschaft zu revolutionieren und<br />
sexuelle Gewalt zu verhindern.<br />
„Im Namen sexueller Lust ist bisher kaum eine<br />
pädagogische Konzeption entstanden, obwohl das<br />
die beste Prävention auch gegen sexuelle Gewalt<br />
wäre.“ 14 Diese naive Heilsvorstellung brachte die<br />
„sexuelle Revolution“ hervor mit ihren Slogans<br />
„Make love not war“ und „Wer zweimal mit derselben<br />
pennt, gehört schon zum Establishment“.<br />
Diese Bewegung führte aber keineswegs zu einer<br />
friedlicheren Gesellschaft.<br />
7. Affirmative Einstellung gegenüber „vielfältigem“<br />
Sexualverhalten und „vielfältigen“<br />
Partnerschaftsmodellen<br />
Mit der Befreiung der Sexualität aus gesellschaftlichen<br />
und religiösen Zwängen und der Fokussierung<br />
auf das sexuelle Lustempfinden geht einher,<br />
dass Heterosexualität entnormalisiert und abgewertet<br />
wird, obwohl sie nach wie vor die weitaus<br />
häufigste Form der sexuellen Betätigung darstellt:<br />
„Die Konsequenz [der gesellschaftlichen Entwicklung]<br />
ist deutlich: der klassische heterosexuelle<br />
Koitus wird zu einer von vielen möglichen Formen,<br />
sexuell zu sein. Perversionen verlieren ihren<br />
perversen Charakter, indem sie einvernehmlich<br />
vorgenommen und stolz geoutet werden.“ 15<br />
8. Verlagerung der Sexualpädagogik aus der<br />
Familie in öffentliche Einrichtungen<br />
Der staatlich geförderten Sexualpädagogik<br />
ist ein besonderes Ärgernis, dass Sexualerziehung<br />
im Verfassungsrecht zunächst das Vorrecht<br />
der Familie ist. Deshalb wird <strong>nicht</strong>s unversucht<br />
gelassen, die sexualpädagogische Kompetenz der<br />
Familie in Abrede zu stellen und dem Aufgabenbereich<br />
von Erziehern und sexualpädagogischen<br />
Aktivisten zuzuweisen.<br />
Realitätsfern mutet insbesondere der Perfektionismus-Anspruch<br />
an: Sexualität kann sich<br />
angeblich nur dann „frei“ entfalten, wenn sie<br />
ständig „lustvoll“ ist.<br />
„Erwachsene – Pädagoginnen wie Eltern – können<br />
das <strong>nicht</strong> immer gelassen mit ansehen [Anm.:<br />
gemeint ist die Experimentierfreude des Kindes]<br />
und wissen <strong>nicht</strong> immer so recht, wie sie damit<br />
umgehen sollen … So leben Kinder im Umgang<br />
mit Körper und Sexualität von der Spannung zwischen<br />
Entdeckungslust und Erfahrungsfrust.“ <strong>16</strong><br />
82<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
9. Aufhebung der Unterschiede zwischen<br />
kindlichem sexuell konnotiertem Verhalten<br />
und erwachsener Sexualität<br />
„Die Beziehungen zu den Eltern haben sich im<br />
Laufe der Zeit gewandelt: Mädchen flirten gelegentlich<br />
mit dem Vater und lassen die Mutter abblitzen,<br />
Jungen und Mädchen spielen schon mal gerne<br />
an den Brüsten der Mutter und träumen nachts vor<br />
lauter Eifersucht vom Autounfall des Vaters. Die<br />
Eltern nehmen mit Verwunderung wahr, dass sie zu<br />
begehrten Liebesobjekten wurden.“ 17<br />
Hier wird Missverständnissen, die von Pädosexuellen<br />
aufgegriffen werden können, Tor und<br />
Tür geöffnet. So wissenschaftlich fragwürdig eine<br />
solche Gleichsetzung des Spielen des Kindes und<br />
des erwachsenen Ernsts der Sexualität ist, so<br />
gefährlich ist sie für Kinder, wenn es den Erwachsenen<br />
an Reife und Distanz fehlt. Es ist nur ein<br />
kleiner Schritt <strong>zur</strong> Schutzbehauptung, es wären<br />
die Kinder, die die Erwachsenen verführten.<br />
10. Parallelen zwischen empfohlenen Körperspielen<br />
und einer die Schamgrenzen aufweichenden<br />
Konditionierung<br />
„Übungen“, die von der „Sexualpädagogik der<br />
Vielfalt“ vorgeschlagen werden – Variationsmöglichkeit<br />
der Übung „Erster Eindruck“: „Sammeln<br />
von Eindrücken (ab 10 Jahren) zu ‚Was ich sexuell<br />
schon immer mal ausprobieren wollte‘, ‚Was<br />
ich sexuell auf keinen Fall tun würde‘ oder ‚Meine<br />
Lieblingsstellung/Lieblingspraktik‘.“ 18<br />
Zur Übung „Das erste Mal … ja, welches<br />
denn?“ (ab 13 Jahren): Zu den „Erstes-Mal-Karten“<br />
gehören u. a. das erste Mal Selbstbefriedigung,<br />
das erste Mal Petting, das erste Mal Analverkehr.<br />
Bisweilen erinnern diese sexualpädagogischen<br />
Übungen eher an die auflockernden Spiele<br />
bei Swinger-Parties, so auch die Übung „Der Po<br />
gehört zu …“, die sich dezidiert an Kinder im Vorschulalter<br />
richtet:<br />
„Ein Kind fängt an und wird zum ‚Po-Begutachter‘.<br />
Die anderen Kinder stellen sich in einer<br />
Reihe auf, mit dem nackten Po in Richtung<br />
Po-Begutachter. Der rät dann, welcher Po zu welchem<br />
Kind gehört. Wenn ihm bei einem Po gar<br />
<strong>nicht</strong>s einfällt, dann darf er ihn vorsichtig und<br />
zärtlich streicheln oder kneifen, um dem Besitzer<br />
ein Geräusch zu entlocken.“<br />
„Das Spiel lässt sich im Prinzip mit jedem Körperteil<br />
spielen. Dann wird daraus ein […] ‚Dieser<br />
Pimmel gehört zu …‘-Spiel.“ 19<br />
11. Abwendung von der Biologie und der Entwicklungspsychologie<br />
als Leitwissenschaften<br />
der Sexualpädagogik zugunsten der „Gender<br />
Studies“<br />
Sielert postulierte bereits 2001: „Das nachfolgend<br />
von mir erläuterte Verständnis einer Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt von Geschlecht, Lebensweise,<br />
Generativität und Begehren skizziert den sexualpädagogischen<br />
Horizont, der durch Gender Mainstreaming<br />
als momentan konsensfähigem Motor<br />
der Veränderung angesteuert werden kann.“ 20<br />
Sechs Anforderungen an eine<br />
alternative Sexualpädagogik<br />
Vorbemerkung: Toleranz gegenüber dem <strong>nicht</strong>heterosexuellen<br />
Lebensentwurf muss <strong>nicht</strong> extra<br />
erwähnt werden, da Toleranz selbstverständlich<br />
immer Erziehungsziel sein sollte.<br />
1. Die Möglichkeit, Sexualität „entwicklungssensibel<br />
zu fördern“, sollte zuallererst darin gesehen<br />
werden, dass für eine ungestörte, gesunde<br />
körperliche und stabile emotionale Entwicklung<br />
gesorgt wird. Von einer zu frühen „Intellektualisierung“<br />
durch Detailwissen über Erwachsenen<br />
sexualität ist ab<strong>zur</strong>aten, weil sie Kinder überfordern<br />
kann; darauf reagieren sie mit einem „sexualisierten“,<br />
<strong>nicht</strong> altersgemäßen Verhalten.<br />
2. Auf die Vermittlung von Schutzwissen kann<br />
<strong>nicht</strong> verzichtet werden. Dazu gehört grundlegendes<br />
Gesundheitswissen über die Reproduktionsorgane,<br />
in der Pubertät auch Verhütungswissen,<br />
der Hinweis auf Anzeichen für<br />
missbräuchliche Manipulation durch Erwachsene<br />
oder andere Jugendliche und die Bedeutung<br />
von emotionaler Stabilität.<br />
Zeige<br />
deinen Po,<br />
und die anderen<br />
erraten, wer<br />
du bist<br />
„Sexualpädagogische“ Übung<br />
Z für Zukunft<br />
83
Pädagogik<br />
Bei älteren Jugendlichen sollte dieses Schutzwissen<br />
ergänzt werden um den Aspekt der Verantwortung<br />
für sich selbst und den (weiblichen<br />
oder männlichen) Sexualpartner. Generell gilt,<br />
dass Sexualverhalten, das „nur Spaß“ ist, auf<br />
Dauer als flach und emotional unbefriedigend<br />
erfahren wird.<br />
3. Die Frage, was Männlichkeit und Weiblichkeit<br />
über das angeborene biologische Geschlecht<br />
hinaus bedeutet, muss altersgerecht aufgegriffen<br />
werden.<br />
Eine zu frühe theorielastige Betonung der<br />
„Gender Diversity“ ist aus entwicklungspsychologischer<br />
Sicht zumindest fragwürdig,<br />
wenn <strong>nicht</strong> sogar „Missbrauch“.<br />
4. Es ist naiv, anzunehmen, Kinder und Jugendliche<br />
hätten eine Art natürlicher Immunität<br />
gegen die Einflüsse der heute allgegenwärtigen<br />
Pornografie.<br />
5. Die Förderung von Achtsamkeit gegenüber<br />
den eigenen körperlichen und emotionalen<br />
Bedürfnissen ist wünschenswert. Das ist<br />
Grundlage für Empathie und für die Entwicklung<br />
von Resilienz gegenüber negativen Wirkungen<br />
von außen und führt generell zu höherer<br />
Lebenszufriedenheit.<br />
6. Für Sexual-Wissenschaft muss gelten: Wie in<br />
allen anderen Disziplinen ist auf die Vorläufigkeit<br />
und Widersprüchlichkeit von „Faktenwissen“<br />
hinzuweisen. Eine entwicklungssensible<br />
Sexualpädagogik muss mit Fragen beginnen,<br />
<strong>nicht</strong> mit Antworten.<br />
Fazit: Sexualpädagogik darf <strong>nicht</strong> der Selbstverwirklichung<br />
von „Aufklärern“ dienen, sondern<br />
muss das Wohl und die ganze Persönlichkeit der<br />
anvertrauten Kinder und Jugendlichen im Blick b<br />
ehalten.<br />
Jakob Pastötter, Prof. (US) Dr. phil., M. A., Diplomate in Clinical<br />
Sexology. Sexualwissenschaftler und Kulturanthropologe.<br />
Clinical Professor, American Academy of Clinical Sexologists,<br />
Orlando (Florida, USA). Jahrgang 1965.<br />
Leiter des DGSS-Institutes für Sexualberatung und eigene Sexualberatungspraxis<br />
„Sexualität leben!“ bei München. Mitglied der<br />
Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />
e.V. (DAJEB) des American Board of Sexology (ABS) und der American<br />
Association of Sexuality Educators Counselors & Therapists<br />
(AASECT).<br />
1 WHO-Regionalbüro für Europa und BZgA (Hrsg.): Standards für die<br />
Sexualaufklärung in Europa. Rahmenkonzept für politische Entscheidungsträger,<br />
Bildungseinrichtungen, Gesundheitsbehörden, Expertinnen<br />
und Experten, Köln 2011.<br />
2 John Bancroft (Hg): Sexual Development in Childhood, Indiana University<br />
Press, Bloomington 2003.<br />
3 Daniel S. Bromberg, William T. O’Donohue (Hrsg.), Handbook of Child<br />
and Adolescent Sexuality: Developmental and Forensic Psychology,<br />
Academic Press 2013.<br />
4 Anna Freud, Heimatlose Kinder, S. Fischer Verlag 1971, englisches<br />
Original London 1950: Anna Freud in collaboration with Sophie<br />
Dann: An Experiment in Group Upbringing, in: The Psychoanalytic<br />
Study of the Child, VI, 1951: A group of six three-year-old former<br />
Terezin children is observed as regards group behavior, psychological<br />
problems and adaption.<br />
5 Harlow HF, Dodsworth RO, Harlow MK, Total social isolation in monkeys,<br />
Proc Natl Acad Sci USA, 1965, S. 90–97.<br />
6 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik. Beltz Verlag, Weinheim<br />
2005, S. 101.<br />
7 Ebd.<br />
8 www.zeit.de/2014/21/sexualerziehung-paedagogik.<br />
9 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 120.<br />
10 Eckhard Schroll (BZgA), Die Kinderliedertour „Nase, Bauch, Po“ der<br />
BZgA. Eine bundesweite Initiative <strong>zur</strong> länderspezifischen Umsetzung<br />
der Sexualerziehung im Kindergarten. In: Petra Hofrichter und Dörte<br />
Frevel (HAG), „Kuscheln, Fühlen, Doktorspiele …“, Dokumentation<br />
<strong>zur</strong> Fachtagung „Frühkindliche Sexualerziehung in der Kita“. Hamburg<br />
2005, S. 22.<br />
11 Practical approach to childhood masturbation—a review, Charita<br />
Mallants & Kristina Casteels; Eur J Pediatr (2008), erhalten am<br />
23.02.2008, akzeptiert am 14.05.2008, online veröffentlicht am<br />
25.06.2008, Springer-Verlag 2008; Bancroft, J., Herbenick DL, Reynolds<br />
MA, Masturbation as a Marker of Sexual Development; Two<br />
Studies 50 Years apart, in: Bancroft et al., „Sexual Development in<br />
Childhood“, S. 156–185.<br />
12 Elisabeth Tuider et al., Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />
zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und<br />
Jugendarbeit, Juventa, Weinheim 2012, S. <strong>16</strong>7.<br />
13 Uwe Sielert, Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt. Auf: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,<br />
https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=667 (Stand<br />
22.09.2015).<br />
14 Uwe Sielert, Vortrag. In: Treffpunkt: Sexuelle Selbstbestimmung, 30<br />
Jahre Sexualpädagogik bei pro familia NRW. Dokumentation des<br />
Fachkongresses am 26. und 27. Mai 2011 in Wuppertal, S. 21.<br />
15 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 57.<br />
<strong>16</strong> Christa Wanzeck-Sielert, Psychosexuelle Entwicklung des Kindes und<br />
sexualpädagogische Herausforderung, BZgA- Homepage, Quelle:<br />
https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=459 (Stand<br />
22.09.2015).<br />
17 Uwe Sielert, Einführung in die Sexualpädagogik, S. 106, unter der<br />
Überschrift „Sexuelle Sozialisation im vierten Lebensjahr“.<br />
18 Elisabeth Tuider et al., Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden<br />
zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und<br />
Jugendarbeit, S. 80.<br />
19 Lothar Kleinschmidt u. a., Lieben, kuscheln, schmusen. Hilfen für<br />
den Umgang mit kindlicher Sexualität im Vorschulalter. In: ProFamilia<br />
NRW (Hg.), Sexualpädagogische Reihe. Bd. 1, Ökotopia-Verlag,<br />
Münster 1994, S. 90.<br />
20 Uwe Sielert, Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt. Auf: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
https://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=667 (Stand<br />
22.09.2015).<br />
84<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
Wie das »Gehirn« der<br />
sexuellen Vielfalt tickt<br />
Prof. Dr. Uwe Sielert gilt als der Vordenker der modernen Sexualpädagogik. Hier fassen<br />
wir einen Text von ihm zusammen – im Versuch, sein Denken zu verstehen<br />
Peter Ischka<br />
Foto: © Agentur PJI UG/Montage<br />
Es ist<br />
vierzig<br />
nach<br />
zwölf<br />
Um die kontroverse Diskussion rund<br />
um Bildungspläne besser zu verstehen,<br />
sehen wir uns an, wie das<br />
Gehirn der „neuen“ Sexualpädagogik<br />
tickt. Ich fasse Aussagen von<br />
Prof. Dr. Uwe Sielert zusammen, die auf der Website<br />
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
veröffentlicht sind. Er wird als der Vordenker<br />
der modernen Sexualpädagogik gesehen und<br />
zugleich sitzt er in den Gremien, die ihre eigene<br />
Tauglichkeit prüfen sollen.<br />
Für Sielert ist das Gender-Konzept eine Strategie<br />
geschlechterbewusster Arbeit, für die er<br />
breiten Konsens und politischen Rückenwind auf<br />
allen Ebenen wahrnimmt. Er ist der Meinung,<br />
hier könnte Diskriminierung abgebaut werden,<br />
indem man vorgegebene Grundannahmen über<br />
existierende Geschlechterverhältnisse aufgibt. 1<br />
Denkt er dabei an das, was in der Gendersprache<br />
als Stereotypen bezeichnet wird? Aber bei den<br />
sogenannten Gender-Studies geht man doch erst<br />
recht wieder von eigenen Grundannahmen aus?<br />
Es scheint ihm das Top-down-Prinzip klar vor<br />
Augen zu stehen, wenn er sagt, <strong>nicht</strong> zufällig<br />
liege der Ursprung des politischen Anstoßes zum<br />
Gender-Mainstreaming (GM) auf europäischer<br />
Man lehnt<br />
vorgegebene<br />
Grundannahmen<br />
ab, um dafür eigene<br />
Grundannahmen<br />
aufzustellen<br />
Z für Zukunft<br />
85
Pädagogik<br />
Foto: © Buchcover<br />
Foto: © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Foto: © „Das wilde Leben“ Warner Bros. Germany Foto: © Stiftung Haus der Geschichte der BRD<br />
Oswald Kolle (1) und Beate Uhse (2) durften dem<br />
sexuellen Begehren auf die Sprünge helfen<br />
(3) Die 68er Sexuelle Revolution – Kommune 1<br />
(4) Frauenbewegung<br />
Ebene, denn dort könnten zwangsläufig<br />
nur breit konsensfähige Grundintentionen<br />
auf den Weg gebracht werden. 2<br />
Das spare mühsame nationale Prozesse.<br />
Damit sieht er den Weg frei für die Entideologisierung<br />
bisheriger Positionen in<br />
der Geschlechterdebatte eben mit einer<br />
neuen, der Gender-Ideologie.<br />
Sielert meint, man komme <strong>nicht</strong> umhin,<br />
die in der feministischen Geschlechterforschung<br />
herausgearbeitete heterosexuelle<br />
Matrix der Dreieinigkeit von Sex, Gender<br />
und Begehren zu thematisieren als wesentliche<br />
Stütze der Zweigeschlechtlichkeit. 3<br />
Da diskriminiert und benachteiligt werde,<br />
weil wir Frauen oder Männer zu sein hätten,<br />
4 müssten alle relevanten Verhaltensmuster<br />
und Erwartungen in Frage gestellt<br />
werden. Das bedeutet für ihn, Heterosexualität,<br />
Generativität und Kernfamilie zu<br />
„entnaturalisieren“ und die Sexualpädagogik<br />
darauf abzustimmen.<br />
Gender-Mainstreaming aber auf die<br />
Gleichberechtigung von Frauen und<br />
Männern zu reduzieren, wäre für Sielert<br />
eine Einschränkung. Er will heterosexuelles<br />
Begehren generell hinterfragen und<br />
damit die Kernfamilie einschließlich biologischer<br />
Elternschaft. Er sieht GM als<br />
„sexual diversity mainstreaming“, eine<br />
Strategie <strong>zur</strong> sexuellen Vielfalt. Für ihn<br />
ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das<br />
komplett durchsetzt.<br />
Sielert skizziert, in welchen<br />
Etappen die Interpretation des<br />
Geschlechterverhältnisses sich<br />
bisher entwickelt hat, um daraus<br />
seine Überlegungen für eine Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt abzuleiten:<br />
• Geschlechtserziehung 5 , so hieß Sexualpädagogik<br />
bis in die zweite Hälfte<br />
des vorigen Jahrhunderts hinein.<br />
Damals sah man Männer und Frauen als<br />
wesensverschieden; ihr sexuelles Begehren,<br />
die Generativität als Elternschaft und<br />
die Formen des Zusammenlebens waren<br />
normativ festgelegt. Die Geschlechtserziehung<br />
diente der Festschreibung des<br />
hierarchischen Verhältnisses, der Ehevorbereitung,<br />
der Fortpflanzung und der normativen<br />
Ächtung gleichgeschlechtlicher<br />
Sexualität. Die Generativität der Frau<br />
wurde definiert über Schwangerschaft,<br />
Geburt und Kindererziehung.<br />
• Emotionalisierung der Lieb- und<br />
Partnerschaft in den 1960er-Jahren<br />
Das andere Geschlecht sollte kein unbekanntes<br />
Wesen mehr bleiben; Mädchen<br />
und Jungen sollten sich kennen und lieben<br />
lernen, damit die Ehe später gelänge.<br />
Durch die Pille konnte Lust von Fortpflanzung<br />
getrennt erlebt werden. Oswald<br />
Kolle und Beate Uhse durften dem Begehren<br />
auf die Sprünge helfen.<br />
• Die „sexuelle Revolution“: Emanzipation<br />
durch sexuelle Freizügigkeit<br />
Die Befreiung der Lust von der biologischen<br />
Generativität machten ihre Emanzipation<br />
von der Ehe und sogar von der<br />
Liebe möglich. Kommunen entstanden<br />
als erste alternative Modelle <strong>zur</strong> Ehe<br />
und Kernfamilie, es formierten sich erste<br />
homosexuelle Interessengruppen. 6<br />
• In den 70er-Jahren sieht Sielert eine<br />
weniger repressive Sexualerziehung.<br />
Aber er vermisst immer noch eine<br />
Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse,<br />
da die Grundannahmen von<br />
männerlastigen Geschlechter- und Sexualitätsmythen<br />
durchdrungen gewesen<br />
seien. Gleichgeschlechtliche Liebe wurde<br />
weiterhin negativ sanktioniert.<br />
• Dies änderte sich mit der Frauenbewegung<br />
in den 1980er-Jahren, die<br />
die Hierarchie der Geschlechter und<br />
die Benachteiligung von Mädchen und<br />
Frauen skandalisierte. Feministinnen<br />
beschrieben Sexualität als Territorium<br />
männlicher Machtausübung.<br />
86<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
Weibliches Begehren konnte sich ohne Abhängigkeit<br />
von Männern bestätigen. Einem lesbischen<br />
Lebensentwurf wurde der Boden bereitet, jedoch<br />
ohne jene öffentliche Identitätspräsentation zu erreichen,<br />
wie das der Schwulen-Bewegung gelang.<br />
In der Sexualpädagogik ging es darum, möglichst<br />
viele Territorien weiblich zu besetzen. So<br />
diente nun so manches Programm als Umerziehungshilfe<br />
für Jungen bzw. <strong>zur</strong> vordergründigen<br />
Anpassung ihres sexuellen Erlebens an die sozial<br />
erwünschte, als weiblich etikettierte Norm.<br />
Aus seinem historischen Exkurs ergeben sich<br />
für Sielert drei zentrale Fragen:<br />
1. Wie hängen Geschlecht, Lebensweise, sexuelle<br />
Orientierung und Generativität zusammen,<br />
und wie lässt sich daraus das Konzept sexueller<br />
Identität ableiten?<br />
2. Wie kann sexuelle Identität erworben werden,<br />
ohne das Differente auszugrenzen und abzuwerten?<br />
3. Wie kann eine Sexualpädagogik aussehen, die<br />
Menschen darin begleitet, eine selbstreflexive<br />
sexuelle Identität auszubilden?<br />
1. Wie hängen Geschlecht, Lebensweise, sexuelle<br />
Orientierung und Generativität zusammen,<br />
und wie lässt sich daraus sexuelle Identität<br />
ableiten?<br />
Sielert verweist auf den von Sonja Düring ausgeführten<br />
Gedanken, Homosexualität sei <strong>nicht</strong> nur<br />
eine andere Sexualität, sondern auch ein subversiver<br />
Protest gegen die Zweigeschlechtlichkeit. 7<br />
Ihre Argumentation gründet auf den Ergebnissen<br />
einer Fragebogenstudie und auf den Erfahrungen<br />
in ihrer psychotherapeutischen Sprechstunde;<br />
denen zufolge wollten Menschen im Laufe des<br />
Leben ihre sexuelle Orientierung <strong>nicht</strong> wechseln<br />
bzw. sich gar <strong>nicht</strong> erst als homo- oder heterosexuell<br />
einordnen, sondern gingen eher von<br />
einem erotischen Kontinuum aus.<br />
Düring entwickelt die Hypothese, die sexuelle<br />
Orientierung sei weder Ergebnis einer frühen<br />
Prägung noch Ergebnis eines homosexuellen oder<br />
heterosexuellen Triebschicksals. Sie hänge vielmehr<br />
davon ab, welche Position im Geschlechterverhältnis<br />
bezogen wird: ob Mann/Frau bereit ist,<br />
auf eines der beiden Potenziale der in ihm/ihr<br />
angelegten (aber ihm/ihr <strong>nicht</strong> mehr zustehenden)<br />
Geschlechtsrollen zu verzichten oder ob er/<br />
sie festhalten will an dem ganzen Potenzial, das in<br />
diesen angelegt ist.<br />
Sielert ist der Meinung, Kinder gingen<br />
zunächst grundsätzlich davon aus, ihnen stünden<br />
alle sexuellen und geschlechtlichen Möglichkeiten<br />
offen; er spricht von einem „bisexuellen Vollkommenheitsanspruch“.<br />
Doch dann, so Sielert, beginnen<br />
sie, die Geschlechtsrollen wahrzunehmen und<br />
kognitiv zu verarbeiten, so setze eine Geschlechter-Differenzierung<br />
ein. Das veranlasse sie, ihren<br />
Wunsch nach Entfaltung des gesamten in ihnen<br />
angelegten Potenzials aufzugeben [Zwangsheterosexualisierung].<br />
Sie begännen, ihr biologisches<br />
Geschlecht gleichzusetzen mit der vorgegebenen<br />
Geschlechtsrolle und eine heterosexuelle Entwicklung<br />
als Mann oder Frau einzuschlagen.<br />
Soweit jedoch Kinder unbewusst am bisexuellen<br />
Vollkommenheitsanspruch festhielten und sich<br />
dagegen wehrten, dass sie auf die Möglichkeiten<br />
des anderen Geschlechts verzichten müssen, wenn<br />
sie also ihr biologisches Geschlecht trennten von<br />
der vorgegebenen Geschlechtsrolle, würden sie im<br />
Hinblick auf die sexuelle Orientierung eine flexiblere<br />
Entwicklung nehmen, so die Sicht Sielerts.<br />
Weiter attestiert Sielert, der kulturelle Protest<br />
gegen die geschlechtliche Polarisierung<br />
gehe mehr von den Frauen aus; das könne den<br />
Grund legen für eine auch spätere Entwicklung<br />
hin <strong>zur</strong> Homo- oder Bisexualität. Männer hätten<br />
eher Probleme, sich den Sphären anzunähern,<br />
die als „weiblich“ etikettiert seien, weil das mit<br />
Macht- und Prestigeverlust einherginge. Sielerts<br />
Schlussfolgerung: Da die Chancen stiegen, den<br />
„bisexuellen Vollkommenheitsanspruch“ aufrechtzuerhalten<br />
oder auch später noch zu erfüllen,<br />
könnten auch Art und Richtung des Begehrens<br />
sowie die Form von Elternschaft und Lebensweise<br />
weiter variabilisiert werden. 8<br />
2. Wie sexuelle Identität finden, ohne das Differente<br />
auszugrenzen und abzuwerten?<br />
Die Betrachtung der Geschlechterverhältnisse<br />
in der Sexualpädagogik zeigt für Sielert, wie<br />
dringlich das Bedürfnis sei, sich einer sexuellen<br />
Schon mal vom<br />
„bisexuellen<br />
Vollkommenheitsanspruch“<br />
gehört?<br />
Z für Zukunft<br />
87
Pädagogik<br />
Foto: © Wikipedia, Mm.Toronto<br />
Ein homosexuelles Paar<br />
in Kanada<br />
Rigides<br />
Geschlechtsrollenfesthalten<br />
verhindere eine<br />
Vielzahl von<br />
Verhaltensmöglichkeiten,<br />
z. B. gleichgeschlechtliches<br />
Begehren<br />
Identität zuzuordnen, für<br />
die es ein gesellschaftliches<br />
Muster gebe, wenngleich<br />
es von der allgemein<br />
anerkannten Norm<br />
abweichen mag.<br />
Ihm scheint klar zu<br />
sein: Bei rigiden, um die<br />
biologischen Geschlechtsmerkmale<br />
herum konstruierten<br />
Geschlechtsrollen<br />
von Mann oder Frau ist<br />
die Folge der Verzicht auf<br />
eine Vielzahl von Verhaltensmöglichkeiten<br />
(z. B.<br />
auf die Ausrichtung des<br />
Begehrens auf das gleiche<br />
Geschlecht).<br />
Hat der Mensch biologisches Geschlecht und<br />
Geschlechtsrolle voneinander getrennt, stehen<br />
für Sielert in unserer dominanten Kultur nur –<br />
meist abgewertete – Minderheitspositionen <strong>zur</strong><br />
Verfügung. Jemand ist dann z. B. schwul oder lesbisch,<br />
selten bisexuell, manchmal transgender.<br />
Jedenfalls sei der Wunsch, eine sexuelle Identität<br />
zu haben, sich also von anderen Identitäten abzugrenzen,<br />
ein grundlegendes Bedürfnis. Sielert<br />
fragt, ob diese Identität eindeutig, gesichert und<br />
das ganze Leben gültig sein muss.<br />
Die Vorstellung vom konstruierten Selbst<br />
als Grundlage aller Identitätstheorien<br />
Unser Selbst, unsere Identität, so Sielert, sei wie<br />
alles Menschliche relativ. Zwar könne man in den<br />
Schichten der eigenen Person durchaus auch Tieferes<br />
und Festeres finden (z. B. Anlässe für das<br />
Grundgefühl von Urvertrauen) und man könne<br />
auch nach einer persönlichen Sinn-Regel streben,<br />
doch letztlich sei es ein Fluss, ein Prozess,<br />
ein Suchgeschehen.<br />
Dieses Selbst gibt es für Sielert <strong>nicht</strong> real,<br />
auch <strong>nicht</strong> ein sexuelles; für ihn existiert nur<br />
die subjektive Konstruktion eines Selbstgefühls. 9<br />
Laut Sielert bauen wir unser Selbst durch unsere<br />
Selbstentfaltung und die Konstruktion von Sinn,<br />
in einer persönlichen Sinn-Erzählung.<br />
Sich auf einige kulturell festgestellte Markierungen<br />
(wie Geschlecht, sexuelle Orientierung,<br />
Kernfamilie oder biologische Elternschaft) sicherheitsheischend<br />
zu verlassen, heißt für Sielert der<br />
Selbst-Entfaltung, dem aufregenden und zugleich<br />
befriedigenden Selbst-Entwurf aus dem Weg zu<br />
gehen. Nach Sielert werden solche Kulturmuster<br />
als Identitätsstützen gebraucht, als vermeintliche<br />
Sicherheit, und alles andere gilt damit als unnatürlich,<br />
abweichend, manchmal sogar als bedrohlich,<br />
zumindest aber als unwesentlich. Doch Sielert<br />
sieht diese vermeintlichen Sicherheiten erodieren:<br />
• Das Dominanzmuster des klassisch Männlichen<br />
gebe inzwischen am wenigsten her. Das<br />
traditionelle Patriarchat als Verhaltensvorbild<br />
beginne zu verwesen, es werde wieder auferstehen<br />
in den Strukturen eines globalen Kapitalismus<br />
in Form des flexiblen Menschen. Dieses<br />
modernisierte Sozialisationsmuster gelte<br />
inzwischen auch für Frauen. 10<br />
• Das homosexuelle Selbst und die dazugehörige<br />
Lebenswelt dienten noch als vorübergehende<br />
Stütze diskriminierter Identität, begännen<br />
jedoch, sich in der allgemeinen Pluralisierung<br />
der Lebensstile aufzulösen. 11<br />
• Die Kernfamilie sei erwiesenermaßen nur noch<br />
eine Lebensweise unter vielen anderen geworden<br />
(wenngleich eine bedeutsame). 12<br />
• Am stabilsten erweise sich noch das tief verankerte<br />
Muster der biologischen Elternschaft,<br />
obwohl es auch anders gehe: Seit langem seien<br />
Formen fraktionierter Elternschaft bekannt, so<br />
durch Pflegschaft und Adoption; neuerdings<br />
würden auch Leihmutterschaft und künstliche<br />
Befruchtung praktiziert.<br />
Die meisten, vielleicht alle Menschen brauchen<br />
nach wie vor ein Gefühl des „Mit-sich-eins-Seins“<br />
als Kompositionsprinzip, wie Sielert es nennt;<br />
ohne die Abstimmung mit einer bestätigenden<br />
Umwelt könne es allerdings kaum erreicht werden.<br />
Doch die wesentlichen sozialen Konstrukte,<br />
die das bisher gewährleistet haben, begännen<br />
langsam zu zerfallen bzw. verändert zu werden.<br />
Eine lebendige (<strong>nicht</strong> immer unproblematische)<br />
Vielfalt beginne zu gedeihen, die der potenziellen<br />
Vielfalt menschlicher Möglichkeiten entspreche.<br />
88<br />
Z für Zukunft
Pädagogik<br />
3. Wie kann eine Sexualpädagogik der Vielfalt<br />
aussehen, die Menschen begleitet, eine selbstreflexive<br />
sexuelle Identität auszubilden?<br />
Sielert knüpft an die emanzipatorische Sexualpädagogik<br />
an, die seiner Meinung nach verhindern<br />
kann, dass Personengruppen, die der dominanten<br />
Kultur <strong>nicht</strong> entsprechen, benachteiligt und ausgegrenzt<br />
werden. Aber eine Pädagogik der Vielfalt<br />
solle noch einen Schritt weitergehen: Dekonstruktives<br />
Denken habe ihn gelehrt, dass es <strong>nicht</strong> reiche,<br />
diskriminierten Identitäten die Durchsetzung<br />
ihrer legitimen Interessen zu ermöglichen.<br />
Sielert will sich also <strong>nicht</strong> nur einsetzen für die<br />
Gleichberechtigung vorhandener (d. h. zugewiesener)<br />
Identitäten und Lebensweisen, also Mann<br />
oder Frau, Heterosexualität oder Homosexualität,<br />
Kernfamilie oder Single, mit und ohne Kinder; er<br />
engagiert sich auch für die potenzielle Vielfalt der<br />
Lebensweisen, die zwischen den genannten polaren<br />
Identitätsangeboten existieren.<br />
Unter Vielfalt versteht er eine Perspektive,<br />
welche „die Struktur von Norm und Abweichung,<br />
von Allgemeinem und Besonderem zu Gunsten<br />
einer gleichwertigen Vielfalt“ verschiebt. Für die<br />
pädagogische Praxis sieht Sielert die Notwendigkeit,<br />
„vorfindliche Existenz- und Lebensweisen<br />
unabhängig von ihrem quantitativen Vorkommen<br />
wertschätzend zu entfalten“ 13 und <strong>nicht</strong> nur additiv-plural<br />
nebeneinander zu stellen. Es geht ihm<br />
um ein gesellschaftliches Miteinander, in dem<br />
man ohne Angst verschieden sein kann (Adorno).<br />
Eine Pädagogik der Vielfalt<br />
In dieser Denkrichtung und in der aus ihr erwachsenden<br />
Sexualerziehung findet Sielert seine Zielperspektiven<br />
in der Beförderung von Vielfalt sexueller<br />
Identität, also der Vielfalt von Geschlecht,<br />
Generativität, Lebensweise und Begehren.<br />
In einer Welt der aufbrechenden Vielfalt, der<br />
Chance, aber auch des Risikos eigener Entscheidungen<br />
hält Sielert sexualpädagogische Hilfen<br />
und Sexualaufklärung für jedes Lebensalter für<br />
wichtiger denn je:<br />
Foto: © Screenshot, GUE‘, Youtube<br />
• So könnte Sexualpädagogik einerseits aus der<br />
Enge eindeutiger polarer Zuordnungen heraushelfen,<br />
andererseits aber die Tatsache berücksichtigen,<br />
dass wir körperlich, psychisch und<br />
sozial unser Geschlecht vorwiegend in der<br />
erwarteten Rolle präsentieren müssen, um<br />
handlungsfähig zu bleiben.<br />
• Sexualpädagogisch Tätige sollten Erlaubnisräume<br />
öffnen, damit Kinder und Jugendliche ihr<br />
Begehren ausdrücken und leben können – das<br />
gleichgeschlechtliche ebenso wie das heterosexuelle.<br />
• Es erscheint Sielert als dringend nötig, soziale<br />
Elternschaft in Eineltern-, Patchwork- und<br />
gleichgeschlechtlichen Familien sexualpädagogisch<br />
zu würdigen und die (auch dort) auftretenden<br />
Konflikte zu bearbeiten, ohne aber<br />
den oft tief empfundenen Wunsch nach „eigenen“,<br />
leiblichen Kindern klein<strong>zur</strong>eden.<br />
• Sexualpädagogik kommt <strong>nicht</strong> umhin, sich verstärkt<br />
auseinanderzusetzen mit verschiedenen<br />
Formen der Leihmutterschaft, künstlichen<br />
Befruchtung und anderen Möglichkeiten der<br />
Reproduktionsmedizin.<br />
• Für Sielert hat Sexualpädagogik immer noch<br />
Mühe, mit Lust, Zärtlichkeit und Erotik als<br />
Energiequelle fürs Leben in allen Altersphasen<br />
auch ohne Ehe und Liebe umzugehen. Für ihn<br />
ist auch in dieser Hinsicht Vielfalt möglich und<br />
human. So kritisiert er, dass man gegen lustsuchende<br />
„Erregungssammler“ vorgehe, statt<br />
auf Übereinkunft und Sensibilität zu vertrauen,<br />
die auch ohne den Anspruch einer Zukunftsperspektive<br />
eine Ausbeutung verhindern würden.<br />
• Es ist für Sielert aber auch eine Frage der Haltung<br />
und der Gesamtatmosphäre, was Sexualpädagogik<br />
bewirkt: Unterstützt sie die Bereitschaft<br />
und Kompetenz zum Entwerfen der<br />
eigenen sexuellen Identität, ohne damit grenzenlosen<br />
Machbarkeitswahn zu unterstützen, und<br />
„Aus der Enge<br />
eindeutiger<br />
polarer<br />
Zuordnungen<br />
heraushelfen“<br />
Sielert kritisiert,<br />
dass man gegen<br />
lustsuchende<br />
„Erregungssammler“<br />
vorgehe,<br />
statt auf<br />
Übereinkunft zu<br />
vertrauen<br />
Z für Zukunft<br />
89
Pädagogik<br />
Foto: © Wikimannia, Uni Kiehl, mag<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr.<br />
Uwe Sielert<br />
hält sie gleichzeitig die<br />
Erfahrung wach, dass<br />
manches aller eigenen<br />
Aktivität und inneren<br />
Bereitschaft zum Trotz<br />
nur ein Geschenk ist?<br />
Der volle Artikel von Prof. Sielert,<br />
der für diese Rezension<br />
als Grundlage dient, ist auf<br />
der Website der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
veröffentlicht: https:<br />
//forum.sexualaufklaerung.de/<br />
index.php?docid=667.<br />
Prof. Dr. Uwe Sielert,<br />
bekennender Homosexueller,<br />
gilt als zentrale Figur der „Sexualpädagogik<br />
der Vielfalt“, die u. a. auf Thesen des homosexuellen<br />
Päderasten Prof. Dr. Helmut Kentler aufbaut, der<br />
auch „väterlicher“ Freund Sielerts genannt wird.<br />
Kentler lehrte 20 Jahre an der Universität Hannover.<br />
In Berlin brachte er verwahrloste Kinder und<br />
Jugendliche bei Pädophilen unter (sprich: Essen und<br />
Schlafen gegen Sex mit Erwachsenen!), und das mit<br />
Kenntnis und Billigung des Senats. Nach Kentlers<br />
Tod 2008 ging sein gedankliches Erbe über an Sielert,<br />
den neuen Kopf der „Pädagogik der sexuellen<br />
Vielfalt“, die sich unter dem Motto von Toleranz und<br />
Anti-Diskriminierung durch alle Gesellschaftsbereiche<br />
zieht, bis in Krippen und Kindergärten.<br />
Uwe Sielert ist seit 1992 Professor für Sozialpädagogik<br />
am Institut für Pädagogik der Christian-<br />
Albrechts-Universität zu Kiel; er ist Mitgründer<br />
und Vorstand der „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />
(GSP). Sielerts Gesellschaft vergibt als<br />
einzige in Deutschland ein Qualitäts-Siegel für<br />
Sexualpädagogen. Auch das „Institut für Sexualpädagogik“<br />
wurde von ihm mitbegründet. Uwe<br />
Sielert war Mitglied in mehreren Kommissionen,<br />
etwa der Kommission <strong>zur</strong> „Sexualethik der Evangelischen<br />
Kirche“ oder der Kommission „Sexualität,<br />
Gewalt und Pädagogik“ der Deutschen Gesellschaft<br />
für Erziehungswissenschaft, deren Mitglied<br />
er ist. Sielerts Gender-Programm kann nachgelesen<br />
werden im „Informationsdienst der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung“.<br />
Ebenfalls Mitglied der „Gesellschaft für Sexualpädagogik“<br />
ist die Kasseler Professorin Elisabeth<br />
Tuider. Zusammen mit Sielert hat sie das Buch<br />
„Sexualpädagogik weiter denken“ veröffentlicht,<br />
Untertitel: „Postmoderne Entgrenzungen“. Tuider<br />
hat mit einigen Kollegen, alle in der GSP, außerdem<br />
das Standardwerk „Sexualpädagogik der Vielfalt“<br />
verfasst. Das Autorenteam will Kindern und Jugendlichen<br />
durch „Praxismethoden“ beibringen, wo<br />
„der Penis sonst noch stecken könnte“ um so einen<br />
Aspekt der Vielfalt deutlich zu <strong>machen</strong>. 14<br />
1 Dorit Meyer: Gender Mainstreaming – Bedeutung – Entstehung –<br />
Kontexte einer neuen politischen Strategie. In: Gabriele v. Ginsheim<br />
und Dorit Meyer (Hg.): Gender Mainstreaming. Neue Perspektiven<br />
für die Jugendhilfe. Stiftung SPI, Berlin 2001, S. 25–40.<br />
2 Siehe dazu Scherr, Albert: Gender Mainstreaming als Lernprovokation.<br />
In: ebenda, S. 81.<br />
3 Zuerst formuliert bei Judith Butler in: Das Unbehagen der Geschlechter,<br />
Frankfurt a. M. 1991.<br />
4 Meyer, Dorit: Gender Mainstreaming: Bedeutung – Entstehung –<br />
Kontexte einer neuen politischen Strategie. In: von Ginsheim, Gabriele<br />
und Meyer, Dorit (Hg.): Gender Mainstreaming. Neue Perspektiven<br />
für die Jugendhilfe. SPI Berlin 2001, S. 35.<br />
5 Immer noch gibt es die „Deutsche Gesellschaft für Geschlechtserziehung“<br />
(DGG), allerdings hat sie ihr Konzept modernisiert.<br />
6 In den 1970er-Jahren erschienen die sexualpädagogische Materialmappe<br />
„betrifft: sexualität“, ein für diese Zeit beachtliches Zeugnis<br />
für erste Versuche einer Sexualpädagogik der Vielfalt.<br />
7 Düring, Sonja: Über sequentielle Homo- und Heterosexualität, in:<br />
Zeitschrift für Sexualforschung Heft 3, 7. Jahrgang, September<br />
1994, S. 193–202.<br />
8 An dieser Stelle sind noch weitere sexualwissenschaftliche Recherchen<br />
notwendig. Ein wichtiger Anfang auf diesem Gebiet ist die noch <strong>nicht</strong><br />
veröffentlichte Habilitationsschrift von Renate-Berenike Schmidt zum<br />
Thema: Lebensthema Sexualität. Sexuelle Einstellungen und Handlungsmuster<br />
jüngerer Frauen, Bremen 2001.<br />
9 Genauer dazu: Lifton, Robert: The protean self: Human resilience in<br />
an age of fragmentation, New York: Basic Books. Auch zitiert und<br />
verarbeitet in: Heiner Keupp u. a.: Identitätskonstruktionen. Das<br />
Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek 1999.<br />
10 Böhnisch, Lothar: Männlichkeiten und Geschlechterbeziehungen –<br />
Ein männertheoretischer Durchgang. In: Brückner, Margit und Böhnisch,<br />
Lothar (Hg.): Geschlechterverhältnisse. Gesellschaftliche Konstruktionen<br />
und Perspektiven ihrer Veränderung. Weinheim 2001,<br />
S. 39–106.<br />
11 Bech, Henning: When Men Meet. Homosexuality And Modernity,<br />
Chicago 1997.<br />
12 Schneider, Norbert F.: Und was kommt nach der Familie? – Soziologische<br />
Anmerkungen <strong>zur</strong> Situation und zukünftigen Entwicklung von<br />
Familie in Deutschland. In: Behrens, Christoph und Rüdiger Sachau:<br />
Homosexualität – Herausforderung für die Familie. Evangelische Akademie<br />
Nordelbien, Orientierungen Band 1, Hamburg 2000, S. 1–8.<br />
13 Hartmann, Jutta: Bewegungsräume zwischen Kritischer Theorie und<br />
Poststrukturalismus. In: Fritsche, Bettina, Jutta Hartmann, Andrea<br />
Schmidt, Anja Tervoorden (Hg.): Dekonstruktive Pädagogik. Erziehungswissenschaftliche<br />
Debatten unter poststrukturalistischen Perspektiven.<br />
Opladen 2001, S. 80.<br />
14 Quelle: http://de.wikimannia.org/Uwe_Sielert.<br />
90<br />
Z für Zukunft
Politik<br />
»Gender« raus aus Bildungsplan<br />
im Kanton Bern<br />
Foto: © Wikipedia, chensiyuan<br />
Die Genderthematik wird aus der Bildungsstrategie<br />
20<strong>16</strong> gestrichen –<br />
auf Antrag der EDU mit Unterstützung<br />
anderer Parteien.<br />
Immer wieder macht die Schweizer Basisdemokratie<br />
auf sich aufmerksam. Diese kleine Insel<br />
der Rebellen gegen Brüssel lässt sich auch von<br />
der Gender-Ideologie <strong>nicht</strong> bevormunden. Wie die<br />
Schweizer Tageszeitung „Der Bund“ berichtet,<br />
sollen Genderthemen im Stundenplan und in der<br />
Lehrerbildung künftig keinen festen Platz haben:<br />
Die christlich-wertkonservative Eidgenössische<br />
Demokratische Partei (EDU) hat Mitte März 20<strong>16</strong><br />
im Grossen Rat durchgesetzt, dass in der Bildungsstrategie<br />
für 20<strong>16</strong> verzichtet wird auf den<br />
Passus, der „verbindliche Standards <strong>zur</strong> Verankerung<br />
der Genderperspektive“ fordert. Die Mehrheit<br />
nahm den Antrag von Daniel Beutler (EDU)<br />
an. Er forderte, dass in den Bereichen Unterricht,<br />
Schulentwicklung sowie bei Aus- und Weiterbildung<br />
von Lehrpersonen Genderthemen keinen<br />
Platz haben dürften. Denn bei „Gender“ handle es<br />
sich um einen ideologisch gefärbten Begriff und<br />
<strong>nicht</strong> um Wissenschaft im herkömmlichen Sinne,<br />
sondern ziele darauf ab, dass das Geschlecht<br />
eines Menschen anerzogen sei und demnach<br />
beeinflussbar wäre, so Beutler. Zudem habe die<br />
genderkonforme Sprache in seinen Augen Auswüchse<br />
gezeigt, die er <strong>nicht</strong> unterstütze.<br />
Nicht gegen Gleichberechtigung<br />
Mit der Streichung der Passage im Strategiepapier<br />
des Kantons wolle er aber <strong>nicht</strong> die<br />
Gleichberechtigung von Frau und Mann hinterfragen,<br />
betonte Beutler weiter. Er befürworte die Chancengleichheit<br />
für beide Geschlechter. Es solle keine Hindernisse<br />
geben für Mädchen, die sich für Jobs z. B. im Baugewerbe<br />
interessieren, oder für Jungs, die etwa einen Pflegeberuf<br />
erlernen wollen. Gegen die Streichung des Abschnitts im<br />
Strategiepapier hatte sich Michael Köpfli von den Grünliberalen<br />
gestellt: Er meinte, Gender heiße eben auch Rollenbilder<br />
aufbrechen. Wenn man Kindern <strong>nicht</strong> eine geschlechtertypische<br />
Rolle zuschreibe, fänden etwa Mädchen eher<br />
den Zugang zu Naturwissenschaften. Daher finde er es gut,<br />
wenn an Schulen ein Bewusstsein dafür geschaffen werde.<br />
Angenommen wurde der EDU-Antrag schließlich, weil sich<br />
neben der Mehrheit der Schweizer Volkspartei (SVP) auch<br />
„Die Liberalen“ (FDP) für das Anliegen stark gemacht hatten.<br />
Corinne Schmidhauser (FDP) dazu: In den Genderbegriff<br />
werde viel hineininterpretiert, darum habe ihre Partei<br />
das Anliegen der EDU unterstützt. „Wenn man unter Gleichstellung<br />
beispielsweise Schülerinnen in männertypischen<br />
Domänen fördern will, dann müsste man mit gleicher Vehemenz<br />
etwas gegen einen aktuell tieferen Ausbildungsstatus<br />
bei jungen Männer unternehmen“, so Schmidhauser. Zudem<br />
sei man bei der FDP der Meinung, dass die Förderung eines<br />
Bewusstseins für Genderfragen <strong>nicht</strong> in eine Bildungsstrategie<br />
gehöre.<br />
Quelle: www.derbund.ch/bern/kanton/FDP-hat-kein-Gehoer-fuer-<br />
Genderfragen/story/23461814. Stand 05.05.20<strong>16</strong>.<br />
Z für Zukunft<br />
91
Unsere Kinder<br />
Identität zerbrechen?<br />
... bis wir von unseren „determinierenden Rollenstereotypen“<br />
total befreit sind<br />
Birgit Kelle<br />
Foto: © Manuel Tennert - fotolia.com/Montage<br />
Stereotype<br />
aufzubrechen:<br />
Kinder sollen<br />
sich Gedanken<br />
<strong>machen</strong> ob<br />
sie wirklich<br />
männlich oder<br />
weiblich sind<br />
Als unsere jüngste Tochter vier Jahre<br />
alt war, stand sie irgendwann unvermittelt<br />
vor mir und sagte: „Ich bin<br />
ein Mädchen, so wie Mama“, dann<br />
benannte sie ihre Schwester, die sei<br />
auch ein Mädchen. Nach angestrengtem Überlegen<br />
fuhr sie fort: „Papa ist ein Junge und der Paul<br />
ist ein Junge und der Emil ist auch ein Junge.“<br />
Am Schluss strahlte sie: „Dann haben wir bei uns<br />
drei Mädchen und drei Jungen.“ Zufrieden zog sie<br />
von dannen: Geschlechter-Gleichstand im Hause<br />
Kelle. Ihre kleine Welt war wieder ein Stück sortiert.<br />
Sie hatte realisiert, dass sie so eine ist wie<br />
Mama und die große Schwester – und dass ihre<br />
Brüder so sind wie Papa. Sie hatte sich selbst eingeordnet<br />
in unserer Familie.<br />
Szenenwechsel: In einem Interview erklärt die<br />
Leiterin der sogenannten Berliner „Koffer-Initiative“<br />
– ein Medienkoffer mit Arbeitsmaterial zum<br />
Thema sexuelle Vielfalt für Kindergartenkinder(!) –,<br />
die Zielsetzung des öffentlich geförderten Projektes<br />
sei, „Rollenstereotype“ aufzubrechen, bei Kindergartenkindern<br />
wohlgemerkt, und die Kinder<br />
sollen sich Gedanken darüber <strong>machen</strong>, „wie es<br />
ist, wenn man <strong>nicht</strong> genau weiß, ob man männlich<br />
oder weiblich ist. Als Jugendliche können sie sich<br />
dann bewusst für eine sexuelle Identität entscheiden,<br />
so wie für eine Religion.“<br />
Zwei Szenen, zwei Denkmodelle: Während ich<br />
als Mutter darum bemüht bin, unseren Kindern<br />
auf dem Weg <strong>zur</strong> Entdeckung ihrer Identität Bestätigung<br />
zu geben für das, was sie sind – nämlich<br />
92<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Mädchen und Jungen –, arbeiten auf der anderen<br />
Seite Pädagogen und immer neue „Experten“ <strong>zur</strong><br />
Sexualpädagogik daran, schon bei Vorschulkindern<br />
das Selbstverständnis von Männlichkeit und<br />
Weiblichkeit infrage zu stellen. Willkommen in der<br />
absurden Welt von Gender-Mainstreaming.<br />
Bis alles durchgegendert ist<br />
Wir haben neuerdings fast 200 Lehrstühle für<br />
Gender-Studien, überall Genderbeauftragte, wir<br />
gendern die deutsche Sprache sowie Budgets,<br />
Straßenschilder, Verkehrsordnungen, Ampelanlagen,<br />
Toilettenschilder, Schulbücher, Bildungspläne<br />
und sogar Spielplätze.<br />
Fragt man jedoch, was Gender-Mainstreaming<br />
denn sei, kann es kaum jemand in zwei vernünftigen<br />
Sätzen erklären. Für so manchen ist das einfach<br />
ein nettes, aber <strong>nicht</strong>ssagendes Fremdwort.<br />
Wir setzen also derzeit ein neues Denkmodell um,<br />
ein Denkmodell <strong>zur</strong> Frage von „Geschlecht“, ohne<br />
dass die Mehrheit der Bevölkerung überhaupt<br />
weiß, was es bedeutet – oder gar, was dahintersteckt,<br />
und wozu die Frage, wie viele verschiedene<br />
sexuelle Spielarten es gibt, und was das<br />
überhaupt zu tun hat mit der Gleichberechtigung<br />
von Mann und Frau.<br />
Gar <strong>nicht</strong>s nämlich. Für beide Themenfelder<br />
wird allerdings in der öffentlichen Debatte das<br />
Wort „Gender“ benutzt.<br />
Gender gegen Sex<br />
Erstmalig tauchte der Begriff „Gender“, also<br />
die Bezeichnung für das sogenannte „soziale“<br />
Geschlecht im Gegensatz zum biologischen<br />
Geschlecht, in der Transsexuellen-Forschung auf.<br />
Also in der Forschung rund um die Menschen, die<br />
eine Diskrepanz aufweisen zwischen ihrem tatsächlichen,<br />
biologischen Geschlecht und dem,<br />
was sie fühlen. Die Ausnahme der Transsexuellen<br />
wird heute allerdings als Standardmodell vorgezeigt,<br />
so als beträfe diese Diskrepanz zwischen<br />
Biologie und Empfinden tatsächlich die Mehrheit<br />
der Weltbevölkerung.<br />
Die Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 hat<br />
den Gender-Begriff dann erstmals in ihre Dokumente<br />
übernommen und das bewährte englische<br />
Wort „Sex“ für Geschlecht kurzerhand durch<br />
„Gender“ ersetzt. Glaubten sie doch, mit dieser<br />
Theorie hätten sie endlich den wissenschaftlichen<br />
Unterbau gefunden für das, was Simone de<br />
Beauvoir schon immer sagte: „Wir werden <strong>nicht</strong><br />
als Frau geboren (Biologie), sondern <strong>zur</strong> Frau<br />
gemacht (Gender).“<br />
Von da an gab es kein Halten mehr. Inzwischen<br />
ist Gender durchmarschiert von UNO-Ebene auf<br />
EU-Ebene, in die einzelnen Mitgliedsländer und<br />
bis hinunter auf den Schreibtisch jeder einzelnen<br />
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten.<br />
Entsprechend wird Gender-Mainstreaming bis<br />
heute von den meisten immer noch mit „Gleichstellungspolitik“<br />
übersetzt, genauer genommen<br />
als „Frauenpolitik“, so auch in den Publikationen<br />
des Bundesfamilienministeriums.<br />
Auch im Amsterdamer Vertrag der EU aus<br />
dem Jahr 1997 steht <strong>nicht</strong>s von sexuellen Identitäten,<br />
sondern dass Gender-Mainstreaming<br />
bedeute, dass man bei allem politischen Handeln<br />
(Mainstream) die besonderen Bedürfnisse beider<br />
Geschlechter im Blick haben solle.<br />
Dagegen kann niemand etwas haben. Das Problem<br />
liegt also weniger in dem, was in solchen Dokumenten<br />
niedergeschrieben wurde, als eher in dem,<br />
was tatsächlich von der Politik umgesetzt wird.<br />
„Entnaturalisieren“ – eine Lösung?<br />
Tatsächlich behaupten die sogenannten „Gender<br />
Studies“, die Frage nach Weiblichkeit und Männlichkeit<br />
sei <strong>nicht</strong> eine Frage der Biologie, sondern<br />
der gesellschaftlichen Prägung. Weiblichkeit und<br />
Männlichkeit soll also <strong>nicht</strong> angeboren sein, sondern<br />
sei geprägt durch gesellschaftliche Normen,<br />
Gewohnheiten, Erziehung, Moral oder gar Religion.<br />
Oder, um im Jargon zu bleiben: Geschlecht sei<br />
„determiniert“ durch diese äußeren Faktoren. Dies<br />
wiederum wird <strong>nicht</strong> als normaler Sozialisationsprozess<br />
anerkannt, sondern zum Problem erklärt,<br />
das man nun lösen will, indem man uns aus diesen<br />
„determinierenden Rollenstereotypen“, denen wir<br />
angeblich alle unterliegen, befreien will.<br />
Die Lösung sehen diese Leute im „Aufbrechen“,<br />
im „Entnaturalisieren“ der Kategorie Geschlecht.<br />
Logisch: Wenn man die eindeutige Identifikation<br />
Während ich als<br />
Mutter darum<br />
bemüht bin,<br />
unseren Kindern<br />
ihrer Identität<br />
Bestätigung zu<br />
geben, arbeiten<br />
Sexualpädagogen<br />
daran, schon bei<br />
Vorschulkindern<br />
Männlichkeit<br />
und Weiblichkeit<br />
infrage zu stellen<br />
Z für Zukunft<br />
93
Unsere Kinder<br />
Foto: © Wikipedia, www.lukeisback.com<br />
Foto: © Wikipedia, The All-Nite Images<br />
Wir sind <strong>nicht</strong> weiblich,<br />
wir sind lesbisch<br />
Wir sind <strong>nicht</strong> männlich,<br />
wir sind schwul<br />
Foto: © Wikipedia, DC Gay Pride Parade 2012<br />
Ich bin <strong>nicht</strong> männlich,<br />
ich bin trans<br />
mit dem Geschlecht „männlich“ oder<br />
„weiblich“ zum Problem erklärt, dann<br />
muss man diese Kategorie verwischen,<br />
aufbrechen oder gar ganz abschaffen.<br />
Tatsächlich ist das, was einst als „Gender<br />
Mainstreaming“ niedergeschrieben<br />
wurde, von einer zweiten Welle überrollt<br />
worden, der „Diversity“-Bewegung,<br />
zu Deutsch: Vielfalt.<br />
Ging es einst noch um Mann und Frau,<br />
muss jetzt eine Vielzahl von „Geschlechtern“<br />
sichtbar gemacht und vor angeblicher<br />
Diskriminierung geschützt werden.<br />
Selbst das Wort „Geschlecht“ hat eine<br />
neue Bedeutung bekommen: War damit<br />
noch vor wenigen Jahren der biologische<br />
Unterschied von Mann und Frau gemeint,<br />
gelten inzwischen verschiedene sexuelle<br />
Orientierungen als Geschlecht.<br />
Biologie wird heute <strong>nicht</strong> mehr bestätigt,<br />
man hat ihr den Kampf angesagt.<br />
Man spricht davon, die „Zweigeschlechtlichkeit“<br />
aufbrechen zu wollen, oder gar<br />
von einer „Zwangsheteronormativität“,<br />
die man abschaffen will. Heterosexualität<br />
als Norm sei also ein Zwang und<br />
<strong>nicht</strong> Natur.<br />
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“<br />
Dieses geflügelte Bibelwort ist auch<br />
hier hilfreich: Eröffnet man ein Facebook-<br />
Profil, kann man derzeit unter 60 verschiedenen<br />
„Geschlechtern“ auswählen,<br />
wo einst zwei standen (siehe Seite 40).<br />
Sollte früher die Frau in der Sprache<br />
sichtbar gemacht werden durch die Extranennung<br />
wie „Bürgerinnen und Bürger“<br />
oder das sogenannten Binnen-I („BürgerInnen“),<br />
müssen heute zahlreiche<br />
Geschlechter sichtbar gemacht werden,<br />
um keines der „neuen“ Geschlechter<br />
zu vernachlässigen. Das Ergebnis sind<br />
Wörter wie „Jurist*Innen-Kongress“,<br />
„Bürger_Innen“ oder gar neue Deklinationen<br />
wie „Profx.“: Striche, Sternchen und<br />
„X“ sollen angeblich zu mehr Geschlechtergerechtigkeit<br />
führen.<br />
Toiletten für die „anderen“<br />
Darüber kann man nun müde lächeln<br />
oder es als Spinnerei abtun, wie etwa<br />
die Einführung von Unisex-Toiletten in<br />
Berlin oder eine dritte Tür für die „anderen“<br />
Geschlechter.<br />
Gefährlich wird es jedoch, wenn diese<br />
wissenschaftlich unhaltbare und ideologisch<br />
geprägte Gedankenwelt <strong>zur</strong> Frage<br />
des Geschlechts nun unseren Kindern<br />
übergestülpt werden soll: Schon jetzt<br />
existieren Materialien für Geschlechtervielfalt<br />
im Kindergarten, zu Gender-<br />
Mainstreaming in der Schule. Es gibt<br />
Fortbildungen für Erzieherinnen, wie sie<br />
die neue „Geschlechtervielfalt“ bei der<br />
Erziehung umsetzen und berücksichtigen<br />
sollen. Werden neue Bildungspläne<br />
für unsere Kinder entworfen, wie etwa<br />
in Baden-Württemberg, NRW, Niedersachsen,<br />
Berlin oder Schleswig-Holstein,<br />
definiert sich Geschlechtergerechtigkeit<br />
plötzlich als „Akzeptanz sexueller Vielfalt“<br />
unter besonderer Berücksichtigung<br />
von LSBTTIQ-Menschen.<br />
Man verwechselt „Geschlecht“<br />
mit sexuellem Begehren<br />
Lesbisch-Schwul-Bisexuell-Transgender-Transident-Intersexuell-Queer<br />
– das<br />
sind aber keine „Geschlechter“, sondern<br />
Aussagen über die Frage, wen ich sexuell<br />
begehre.<br />
Das Denken, das sich dahinter offenbart<br />
und in Fachbüchern ganz offen nachzulesen<br />
ist, will Kinder und Jugendliche<br />
<strong>nicht</strong> etwa unterstützen auf dem Weg<br />
ihrer Identifikation zu Mann und Frau,<br />
sondern diese Identifikation gezielt stören:<br />
Verwirrung der Geschlechter als<br />
pädagogisches Konzept.<br />
Gerade deswegen ist es <strong>nicht</strong> akzeptabel,<br />
dass die Lehre um die sogenannte<br />
„sexuelle Vielfalt“ neuerdings als Bildungsinhalt<br />
in die Schulen getragen<br />
wird – alles unter dem Deckmantel von<br />
94<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Toleranz und Aufklärung und unter Ausschluss der<br />
Eltern, die bei der sexuellen Vielfaltsentdeckung<br />
ihrer Kinder nur als Störfaktoren gelten.<br />
Im Beiboot schwimmen die angeblichen<br />
„Rechte“ für LSBTTIQ-Menschen mit: „Ehe für<br />
Alle“, Adoptionsrecht für Alle. Alles für Alle. Endziel:<br />
sowohl den privilegierten Status der Ehe von<br />
Mann und Frau neu zu definieren als auch die<br />
natürliche Elternschaft infrage zu stellen.<br />
Zum Glück wollen noch einige Mädchen<br />
Mama werden<br />
Unsere Vierjährige ist inzwischen sieben. Spricht<br />
sie von der Zukunft, dann sagt sie: „Wenn ich<br />
später einmal Mama bin, dann …“. Weiblichkeit,<br />
Mutterschaft, Familie sind für sie logische Konsequenz<br />
des Älterwerdens. Es ist genau diese kindliche<br />
Normalität, die Gender-Aktivisten zerstören<br />
wollen – und genau deswegen hat diese Ideologie<br />
an unseren Schulen <strong>nicht</strong>s zu suchen.<br />
Birgit Kelle ist Journalistin,<br />
verheiratet und Mutter von 4<br />
Kindern. Vorsitzende des Vereins<br />
www.frau2000plus.net<br />
Bild: © Wahlplakat Bündnis 90,Die Grünen<br />
Herr Kretschmann, Sie als<br />
Lehrer und Katholik?<br />
Unserer Bitte um einen Interview-Termin wurde <strong>nicht</strong> stattgegeben.<br />
Daher versuchen wir hier den Weg der Meinungs-Interpolation – also<br />
der Vermutungs-Hochrechnung: Was könnte der Ministerpräsident<br />
von Baden-Württemberg auf unsere Fragen geantwortet haben?<br />
Z: Herr Kretschmann, Sie waren selbst Lehrer und wissen aus langjähriger<br />
Erfahrung, wie es um die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern<br />
bestellt ist. Welche Wirkung hat da der umstrittene Bildungsplan?<br />
Zum Thema empfehlen wir<br />
das Buch „GenderGaga –<br />
Wie eine absurde Ideologie<br />
unseren Alltag erobern will“,<br />
ISBN: 978-38633-404-52<br />
http://shop.agenturpji.com<br />
K [intpl]: Die Zeiten haben sich geändert. Seit 1995 bin ich <strong>nicht</strong> mehr<br />
im Schuldienst. Die Psyche der Kinder ist die eine Sache, der politische<br />
Druck, das von der EU vorgegebene Konzept der „sexuellen Vielfalt“<br />
als Mainstream durchzusetzen, die andere. Die Schwulen- und Lesben-<br />
Lobby hat einen festen Platz in unseren Vorzimmern eingenommen.<br />
Z: Herr Kretschmann, als praktizierender Katholik, sind Sie mit der<br />
Schöpfungsordnung vertrauter, also dass der Mensch als Mann und Frau<br />
geschaffen wurde und gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr für Gott ein<br />
Gräuel ist. Wie können Sie da Positionen Ihrer Partei vertreten?<br />
K [intpl]: Heute ist Glauben Privatsache. Als Privatmann lese ich gelegentlich<br />
in der Bibel und finde Trost im Gebet. Aber in einem politischen<br />
Amt ist man gewissermaßen eine geteilte Persönlichkeit: Die<br />
Mehrheitsverhältnisse sprechen eine klare Sprache. Die Säkularisierung<br />
der Gesellschaft ist weit fortgeschritten. Der Glaubensbezug ist<br />
nur noch für eine Minderheit von Bedeutung. – Wenn ich gewählt werden<br />
will, bleibt mir <strong>nicht</strong>s anderes übrig, als das zu berücksichtigen.<br />
Z: Danke für die <strong>nicht</strong> gegebenen Antworten (wir haben wiedergeben,<br />
was wir vermuten, wie Ihre Antwort hätte sein können). Sollten Sie<br />
aber ganz anderer Meinung sein, besteht jederzeit die Möglichkeit,<br />
ein tatsächliches Interview nachzuholen.<br />
Z für Zukunft<br />
95
Unsere Kinder<br />
Staatlich verordneter<br />
Kindesmissbrauch<br />
Frühsexualisierung: Warum tun wir unseren Kindern das an?<br />
Christa Meves<br />
Foto: © flickr/Miguel Edraira Castro<br />
Ist uns ein<br />
aufgebessertes<br />
Budget wichtiger<br />
als ein<br />
zufriedenes,<br />
glückliches Kind<br />
auf dem Schoß<br />
seiner Mutter?<br />
Jeder Mensch in unserem Kulturkreis weiß:<br />
Kinder sind Geschöpfe, die sich in einem langen<br />
Werdeprozess entfalten. Ähnlich wie bei<br />
Pflanzen ist auch ihre Ausgestaltung davon<br />
abhängig, dass sie zunächst einmal Wurzeln<br />
bilden, um für spätere Lebensstürme die<br />
nötige Standfestigkeit entwickeln zu können.<br />
Sie sind zunächst zarte Hälmlein, die des Schutzes<br />
gegen grobe Einwirkungen von außen bedürfen, um<br />
sich kräftig und gesund entfalten zu können. Für<br />
die Spezies Mensch ist dafür als Nest und wärmendes<br />
„Treibhaus“ die Familie der angemessene und<br />
geeignete Ort.<br />
Dass das so und <strong>nicht</strong> anders ist, hat die<br />
Menschheit längst aus Erfahrung lernen können.<br />
Deshalb ist es geradezu erschreckend, wie sich<br />
unsere Zeitgenossen herausnehmen, das <strong>nicht</strong><br />
mehr für zwingend notwendig zu halten. Und wie<br />
sie sich daran <strong>machen</strong>, bereits die Kleinkinder in<br />
Kollektiven unterbringen zu wollen, damit die<br />
Mütter nach der Geburt des Kindes rasch wieder<br />
der Wirtschaft <strong>zur</strong> Verfügung stehen können.<br />
Einhellig und mit einer Vielzahl wissenschaftlicher<br />
Nachweise hat sich aber herausgestellt: Eine<br />
solche gefährliche Umgangsweise des Staates mit<br />
Kindern – besonders durch frühen „heimatlosen“<br />
Aufenthalt in Einrichtungen wie Krippen<br />
– riskiert, dass der Mensch lebenslang anhaltende<br />
seelische Beeinträchtigungen erleidet.<br />
Langzeitstudien in den USA haben ergeben, dass<br />
Kinder, je länger, je früher, je ausschließlicher sie<br />
der noch benötigten Wärme der „Heimat“ Familie<br />
verlustig gehen, im Erwachsenenalter umso weniger<br />
leistungs-, bindungs- und liebesfähig sind.<br />
96<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Elternferne ist Kinderstress<br />
Ja, um Himmels willen, warum tun wir unseren<br />
Kindern das an? Warum nimmt eine Gesellschaft<br />
diese Minderung ihrer Kraft in Kauf? Warum lässt<br />
man Eltern so uninformiert mit dann schwierigen<br />
und schulisch weniger erfolgreichen Kindern in<br />
ihr Unglück abgleiten? Für Krippenkinder ist<br />
die tägliche Trennung von der Mama ein sich<br />
immer wiederholender Stress. Unruhe, Unzufriedenheit,<br />
Wut und Traurigkeit in dieser Prägungsphase<br />
nisten sich so als ständige Lebensbegleiter<br />
in die Kindergehirne und -seelen ein.<br />
Leichtfertig und kurzsichtig nehmen wir das<br />
Schreien der Kleinen, nehmen wir ihr Weinen:<br />
„Mama, wo bist du, Mama, wo bleibst du?“ in<br />
Kauf. Die Erwerbstätigkeit der jungen Mütter und<br />
das aufgebesserte Budget sind uns wichtiger als<br />
ein zufriedenes, glückliches Kind auf dem Schoß<br />
seiner Mutter!<br />
Aber <strong>nicht</strong> nur damit muten wir unseren Kindern<br />
heute Unerträgliches zu. So gibt es seit 40<br />
Jahren für unsere Grundschulkinder Pflichtunterricht<br />
in „Sexualerziehung“. Es ist eine gefährliche<br />
Verfrühung und Übertreibung, Kinder bereits in<br />
diesem Alter sexuell zu stimulieren. Wenn z. B.<br />
Grundschullehrer viele Schulstunden mit einer<br />
detaillierten, fast wissenschaftlich-biologischen<br />
Information über geschlechtliche Vorgänge füllen,<br />
ist das bedenklich. So sind Farbfilme über die<br />
Geburt aus der Sicht des Gynäkologen unangebracht,<br />
sie können sogar schockieren.<br />
Verfrühter unangemessener Unterricht dieser<br />
Art kann zu früh den Sex in den Vordergrund<br />
rücken; so können sich Störungen in der sexuellen<br />
Identität herausbilden. Es kann doch <strong>nicht</strong><br />
Unterrichtsziel sein, dass in den Mädchen<br />
eine von Ekel begleitete Abneigung vor sexuellen<br />
Beziehungen, vor Schwangerschaft und<br />
Geburt entsteht! Es ist eine <strong>nicht</strong> zu verantwortende<br />
Verfrühung, wenn Kinder im Kindergarten<br />
oder im Grundschulunterricht so drastisch mit<br />
der Sexualität der Erwachsenen konfrontiert werden<br />
oder wenn man sie gar durch sexuelle Spielereien<br />
in diese einzuführen sucht. Zwar kann<br />
bei Kindern dieses Alters schon sexuelle Erregung<br />
ausgelöst werden; vor der Geschlechtsreife<br />
bedarf dies allerdings noch überoptimaler Reize.<br />
Auch hier gilt die Regel der Verhaltensforscher:<br />
Soll Wirkung erzeugt werden, muss der äußere<br />
Reiz umso stärker sein, je geringer die innere<br />
Bereitschaft ist.<br />
Wollen wir Identitätsstörungen?<br />
Sexuelle Reizung von Kindern hat aber eine<br />
gefährliche Wirkung: Durch Verfrühung und<br />
Übertreibung entsteht eine Abspaltung, eine<br />
Verselbstständigung der sexuellen Funktion.<br />
Sie bekommt die Gewichtigkeit eines Kitzels, der<br />
später zunehmend und suchtartig nach immer<br />
stärkerer Stimulation verlangt. Deshalb ist auch<br />
die Freigabe der Pornografie so verhängnisvoll<br />
gewesen; denn seitdem ist besonders über<br />
das Internet Kindern eine Flut von Pornografie<br />
zugänglich geworden, was sie später in die Sackgasse<br />
von Sexualsüchten führen kann.<br />
Mit Sexualität ist es wie mit allen menschlichen<br />
Grundtrieben: Isoliert man sie, setzt man sie<br />
absolut, so beginnt sie zu wuchern und beraubt<br />
den Menschen seiner Freiheit. Sein Wille erweist<br />
sich dann allzu oft zu schwach gegenüber dem<br />
aufgereizten und als absolut gesetzten Sexualtrieb;<br />
dieser verselbstständigt sich und zwingt so<br />
den Menschen in die Sucht. An den Trieb gefesselt<br />
verliert der Mensch seine Willensfreiheit: Nicht<br />
er ist in der Lage, den Trieb zu beherrschen, sondern<br />
dieser beherrscht ihn. Die überhöhte Sexualität<br />
bleibt auf das Kind fixiert; ein Teil seiner Seele<br />
bleibt infantil. Durch die Störung der sexuellen<br />
Identität können später pädophile Bedürfnisse<br />
und andere Perversionen entstehen. Der Mainstream<br />
verherrlicht das als „sexuelle Vielfalt“,<br />
und von der Gesellschaft wird verlangt, dies<br />
ohne Widerrede hinzunehmen.<br />
Raub der Sicherheit,<br />
ein Junge bzw. ein Mädchen zu sein<br />
Geradezu abstrus erscheint es deshalb, dass man<br />
in jüngster Zeit den Versuch macht, den vier- bis<br />
sechsjährigen Kindern die Sicherheit in ihrer<br />
Zuordnung als Junge bzw. Mädchen zu nehmen.<br />
Das sogenannte Gender-Mainstreaming, das die<br />
Isolierte und<br />
absolut gesetzte<br />
Sexualität wuchert<br />
und beraubt den<br />
Menschen seiner<br />
Freiheit<br />
Z für Zukunft<br />
97
Unsere Kinder<br />
Ein spannender Bericht von Pilgerreisen auf den Spuren des Apostels Paulus. Sie<br />
werden <strong>zur</strong> Suche nach der Kraft des Glaubens und führen zu aufschlussreichen<br />
historischen Plätzen der ersten Christen in „Kleinasien“, der heutigen Türkei.<br />
Herrliche Panoramabilder begleiten den mitreißenden Text (80 Farb- und 34 s/w-Fotos).<br />
Der Leser spürt etwas von der Leidenschaft der ersten Christenheit.<br />
Geschichte und Gegenwart verschmelzen: Istanbul – Konstantinopel, das Tor zum<br />
Orient. Über Ankara geht es zu den tausend Höhlenkirchen in Kappadokien. Auch die<br />
Plätze der sieben apokalyptischen Gemeinden fehlen <strong>nicht</strong>.<br />
An der türkischen Südküste, wo die erste Reise des Paulus ihren Ausgang nahm,<br />
sollte Peter Ischka vieles selbst erleben, wovon in der Apostelgeschichte berichtet<br />
wird: Er bekommt den „Auftrag“, einen jungen Christen, der auf Grund seiner<br />
Bekehrung ins Gefängnis kam, daraus zu befreien. In diesem Buch lesen Sie, wie das<br />
Unmögliche tatsächlich geschah. Daumennagelgroße Nierensteine verschwinden nach<br />
schlichtem Gebet. Jesus begegnet Muslimen in Träumen und Visionen. Sogar ein Esel<br />
wird von dieser Kraft übernatürlich berührt.<br />
Dieses Buch liest sich wie die Fortsetzung der Apostelgeschichte und macht Mut,<br />
längst in Vergessenheit geratenes Glaubensgut wieder beim Wort zu nehmen.<br />
Gebunden, <strong>16</strong>0 S., 32 Seiten Panorama-Fotos, 17 x 25 cm, Best.-Nr. 453.103.778<br />
17,95<br />
http://shop.agentur-pji.com<br />
Menschen durch Gleichheit des Geschlechts<br />
glücklicher <strong>machen</strong> soll, ist eine absolut zerstörerische<br />
Ideologie, die aber durch Institutionen<br />
mit Milliarden von Euro jetzt als „Hauptstrom“,<br />
allgemein auf <strong>nicht</strong>-demokratischen Wege, in die<br />
nationale Politik implementiert wird. Was tun wir<br />
unseren Kindern an, wenn wir sie der Sicherheit<br />
berauben, ein Junge bzw. ein Mädchen zu sein?<br />
Es gibt immer einen großen Aufschrei, wenn<br />
einzelne Fälle von Kindesmisshandlungen an die<br />
Öffentlichkeit kommen (und ja, jeder einzelne Fall<br />
ist schändlich und in vollem Umfang zu verurteilen).<br />
Aber was hier vor sich geht, ist kollektiver<br />
Kindesmissbrauch auf staatliche Verordnung hin<br />
und mit Steuergeldern finanziert, <strong>zur</strong> Zerstörung<br />
der Kinderseelen der nächsten Generation.<br />
Es ist Zeit, dass wir aufstehen<br />
Es ist an der Zeit, <strong>nicht</strong> weiterhin bösen Planern,<br />
verantwortungslosen Schreibtischtätern<br />
und gerissenen Geschäftemachern das Feld<br />
zu überlassen. Noch viele Beispiele mehr ließen<br />
sich dafür anführen, dass wir heute zu einer<br />
kinderfeindlichen Gesellschaft geworden sind.<br />
Nur wacher Widerstand vieler mündiger Bürger<br />
kann es noch bewirken, dass einer neuen verantwortungsbewussten<br />
Umgangsweise mit unseren<br />
Kindern wieder Raum gegeben wird. Daher<br />
sind Demonstrationen wie in Stuttgart, die<br />
sich gegen den (Ver-)Bildungsplan der badenwürttembergischen<br />
Landesregierung wenden,<br />
so wichtig.<br />
Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen für die Kinder,<br />
um ihnen in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase<br />
gerecht zu werden.<br />
Denn nur mit gesunden, glücklichen Kindern<br />
hat die Gesellschaft eine gedeihliche Zukunft;<br />
doch gesund und glücklich werden sie nur, wenn<br />
wir mit ihnen so umgehen, wie es der Schöpfer<br />
vorgegeben hat.<br />
Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />
Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht<br />
haben. Weiterführende Informationen über den Verein „Verantwortung<br />
für die Familie“ und die Vielzahl ihrer Bücher erhalten<br />
Sie auf www.vfa-ev.de<br />
98<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Neugeborene:<br />
kein „unbeschriebenes Blatt“!<br />
Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse lassen keinen Zweifel: Schon beim Embryo sind<br />
neben den äußeren Geschlechtsorganen auch im Gehirn wichtige Unterschiede festzustellen<br />
Manfred Spreng<br />
Foto: © Wikipedia, Ernest F<br />
Das von der Politik forcierte Gender-<br />
Programm soll neben der bestehenden<br />
Gleichberechtigung in jedem<br />
Gesellschaftsbereich eine sogenannte<br />
Gleichstellung von Frauen<br />
und Männern bewirken. Dabei wird eine sinnvolle<br />
Differenzierung nach Geschlecht verhindert, die<br />
die jeweiligen optimalen Eigenschaften von Mädchen<br />
und Jungen berücksichtigen und fördern<br />
würde; stattdessen wird die eigentümliche Tendenz<br />
verfolgt, klare natürliche Unterschiede möglichst<br />
einzuebnen.<br />
Abschaffen, was vielfältig bewiesen?<br />
Die Gender-Ideologie verfolgt intensiv die Negierung<br />
bzw. Abschaffung („Dekonstruktion“) der<br />
offensichtlichen dualen Geschlechterrollen. Dabei<br />
sind die biologischen, physiologischen, medizinischen<br />
Fakten eindeutig; zusätzlich werden sie<br />
bestätigt durch eine Vielzahl psychologisch-soziologischer<br />
Befunde.<br />
Gender-Ideologen stützen sich auf die falsche<br />
Behauptung, Neugeborene kämen als „unbeschriebenes<br />
Blatt“ (tabula rasa, blank slate) <strong>zur</strong> Welt und<br />
ihre Geschlechtsidentität würde dann nahezu ausschließlich<br />
durch die Gesellschaft geprägt.<br />
Z für Zukunft<br />
99
Unsere Kinder<br />
Foto: © University of Rwanda<br />
Foto: © Universität Basel<br />
Frisch gegendert am<br />
„Centre for Gender<br />
Studies“ an der<br />
Universität von Rwanda.<br />
Sonst gibt es dort ja<br />
keine Probleme<br />
Andrea Maihofer,<br />
Professor*? für<br />
Geschlechterforschung<br />
und Leiterin des Zentrums<br />
„Gender Studies“ an der<br />
Universität Basel<br />
Woher kommt die Beharrungspotenzial<br />
der Zweigeschlechtlichkeit?<br />
So formuliert Frau Andrea Maihofer, Professorin<br />
für Geschlechterforschung und Leiterin des<br />
Zentrums „Gender Studies“ an der Universität<br />
Basel: „Die zweigeschlechtliche Ordnung hat ein<br />
erstaunliches Beharrungspotenzial. Die Zuweisung<br />
zu einer bestimmten Form der Existenz<br />
wurde im Namen der Natur ausgerufen, werden<br />
doch mit dem Geschlecht bestimmte Eigenschaften,<br />
Fähigkeiten und Existenzweisen verbunden,<br />
die von vielen Frauen als Begrenzung und Einschränkung<br />
empfunden werden.“<br />
Damit behauptet sie, das Geschlecht sei <strong>nicht</strong><br />
naturgegeben, sondern werde später „im Namen<br />
der Natur“ ausgerufen bzw. irgendwie zugewiesen,<br />
und, noch kühner und ohne nachprüfbare Angaben:<br />
viele Frauen würden dies als Begrenzung und<br />
Einschränkung empfinden. 1<br />
Frau Betty Friedan, eine feministische Wissenschaftlerin<br />
und Publizistin, stellt die Behauptung<br />
auf, die Einteilung von Neugeborenen in Jungen<br />
und Mädchen sei Willkür, ebenso könnte man sie<br />
auch nach ganz anderen Gesichtspunkten unterscheiden,<br />
etwa nach der Größe. 2<br />
Abgesehen davon, dass dies ebenfalls rein<br />
willkürlich wäre, zeigen solche Aussagen in<br />
erschreckender Weise die schlichte Leugnung<br />
empirischer Tatsachen sowie das krampfhafte<br />
Aufrechterhalten einer vielfach widerlegten<br />
Behauptung über Neugeborene.<br />
Es kann <strong>nicht</strong> sein, was <strong>nicht</strong> sein darf<br />
Diese Falschbehauptung muss aus Sicht der Genderbewegung<br />
unter allen Umständen aufrechterhalten<br />
werden, da sonst ein entscheidender<br />
Pfeiler des pseudowissenschaftlichen Gender-<br />
Gebäudes zusammenbrechen würde – nämlich dass<br />
geschlechtliche Identität <strong>nicht</strong> weitgehend naturgegeben<br />
sei, also biologisch-physiologisch bestimmt,<br />
sondern ausschließlich festgelegt werde durch<br />
nachgeburtliche Prägung, also zwanghaft umgebungs-<br />
bzw. erziehungsbedingt sei. Man spricht von<br />
einem „Heterozwang“, wodurch den Kindern eine<br />
heterosexuelle Orientierung eingeredet oder gar<br />
aufgezwungen werde – doch das ist wissenschaftlich<br />
<strong>nicht</strong> haltbar.<br />
Um dennoch eine Verteidigung ihrer unsinnigen<br />
Behauptung zu ermöglichen, versuchen Gender-<br />
Ideologen, an den wehrlosen Kindern massiv eine<br />
Art Gehirnwäsche zu praktizieren: So soll bereits<br />
im Kindergarten und durch jedes Schulbuch in<br />
Kopf und Herz der Kinder <strong>nicht</strong> nur Toleranz,<br />
sondern volle Akzeptanz sämtlicher geschlechtlichen<br />
bzw. sexuellen Orientierungen eingeprägt<br />
werden. Die Begründung: Damit entgehe man der<br />
„Gefahr“, dass die Eltern einseitige Rollenbilder<br />
einprägen. Auch würde den Kindern damit eine<br />
leichtere Entfaltung der eigenen „sexuellen Vielfalt“<br />
ermöglicht, frei von Hetero-Zwang.<br />
Hier ist zu erwähnen der Aktionsplan „Für<br />
Akzeptanz & gleiche Rechte, Baden-Württemberg“<br />
sowie ähnliche Vorhaben in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen, Schleswig-<br />
Holstein und Thüringen. Diese Pläne lesen sich<br />
wie Zielvorgaben für spezielle Vorlieben von<br />
Erwachsenen; dabei wird die vom Grundgesetz<br />
geschützte Verantwortung der Eltern ausgeblendet.<br />
Die biologische Dimension wird unterschlagen<br />
zugunsten eines gesellschafts-technischen<br />
Konstruktivismus, wobei <strong>nicht</strong> nur die freie Wahl<br />
der „sexuellen Orientierung“ verfolgt wird, sondern<br />
die des Geschlechts selbst. Ehe und Familie<br />
als wertvolles Lebensmodell kommen in diesen<br />
Bildungsplänen so gut wie gar <strong>nicht</strong> mehr vor.<br />
100<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Die gender-ideologische Absicht dahinter ist<br />
unverkennbar; sie richtet sich in erschreckender<br />
Weise gegen die im Kind vorgegebene Identität<br />
und Entwicklung. 3<br />
Oh Wunder, das Geschlecht ist<br />
zweifelsfrei!<br />
Bekanntlich steht bei der Mehrzahl<br />
der Neugeborenen (95–99 %) das<br />
Geschlecht zweifelsfrei fest.<br />
Dieses wird in einem sehr<br />
frühen Entwicklungsstadium<br />
im Mutterleib bestimmt,<br />
wobei neben<br />
den äußeren Geschlechtsorganen<br />
die Unterschiede<br />
im Gehirn der<br />
Föten eine wichtige<br />
Rolle spielen. Hier<br />
einige wenige Aspekte,<br />
die eindeutig klarstellen:<br />
Die Genderbewegung<br />
geht von völlig falschen, ja<br />
für Kinder gefährlichen Voraussetzungen<br />
aus. 3<br />
Hormone spielen die Hauptrolle<br />
Beim werdenden Kind wird die Geschlechtsdifferenzierung<br />
durch die Gene initiiert, also sehr früh.<br />
Für die geschlechtsspezifische Differenzierung des<br />
Gehirns allerdings spielen Hormone eine wichtige<br />
Rolle; in den verschiedenen Arealen befinden sich<br />
nämlich Sexualhormon-Rezeptoren, zum Beispiel<br />
im Zwischenhirn, insbesondere im Hippocampus,<br />
der für Orientierung und Gedächtnis wichtig<br />
ist, und der als Furchtzentrum zu bezeichnenden<br />
Amygdala, dem Zentrum für Affektreaktionen und<br />
für affektgeladene Erinnerungen.<br />
Insbesondere in der 9. Schwangerschaftswoche<br />
setzt bei männlichen Föten mit der Produktion<br />
von Testosteron eine Serie von Veränderungen<br />
ein, die zu einer Maskulinisierung des Gehirns<br />
und der Genitalien führen. Im Gehirn des Fötus<br />
beginnt eine kontrollierte Reduktion von Zellen<br />
(Neuronen) sowie eine Reduktion bestimmter synaptischer<br />
Verbindungen an Zahl und <strong>Dich</strong>te.<br />
Während der letzten zehn Schwangerschaftswochen<br />
kommt es beim männlichen Fötus <strong>zur</strong> stärksten<br />
Reduktion der Nervenzellen der<br />
Hirnrinde, was vermuten lässt,<br />
dass Geschlechtsunterschiede<br />
verursacht werden<br />
durch biologische<br />
Faktoren, die im Mutterleib<br />
wirksam sind. 4<br />
Weiterhin konnte<br />
gezeigt werden: Geschlechtsunterschiede<br />
bei Neugeborenen finden<br />
sich auch in der<br />
Häufigkeit einer spezifischen<br />
Synapsenart im<br />
Hypothalamus, der Steuerungszentrale<br />
für Stressreaktionen<br />
und den gesamten Hormonhaushalt.<br />
Das lässt schließen,<br />
dass offenbar eine relativ kurze Einwirkungsphase<br />
von Testosteron im Fötalstadium<br />
genügt, um das Gehirn zu differenzieren,<br />
damit es den männlichen Entwicklungspfad<br />
einschlägt und den weiblichen unterdrückt.<br />
Es ist hinzuzufügen: Das Testosteron, das im<br />
männlichen Fötus ausgeschüttet wird, wirkt auf<br />
den Hypothalamus und löst eine Veränderung in<br />
jenen Schaltkreisen aus, die die Ausschüttung<br />
von Wachstumshormonen aus der Hypophyse<br />
(Hirnanhangdrüse) steuern. 5 Dies ist eine entscheidende<br />
Voraussetzung für den späteren Aufbau<br />
einer ausgeprägt männlichen Muskulatur.<br />
Zudem weist der Hypothalamus des sich entwickelnden<br />
männlichen Gehirns zwei- bis dreimal<br />
mehr Verknüpfungen einzelner Elemente auf<br />
sowie vielfältigere Verzweigungen im Vergleich<br />
zum weiblichen Gehirn; dieses zeigt dafür an<br />
anderer Stelle ausgeprägte geschlechtsdimorphe<br />
Verbindungen. 6<br />
Foto: © von Buchcover zitiert<br />
Neben den äußeren<br />
Geschlechtsorganen spielen<br />
die Unterschiede im Gehirn<br />
der Föten bereits eine<br />
wichtige Rolle<br />
Foto: © Wikipedia/www.flickr.com/<br />
74896762@N00/3<strong>16</strong>7352760/<br />
Betty Friedan,<br />
feministischer<br />
Wissenschaftler*?<br />
und Publizist*?, stellt<br />
die Behauptung auf,<br />
Neugeborenen in Jungen<br />
und Mädchen einzuteilen<br />
sei Willkür<br />
Z für Zukunft<br />
101
Unsere Kinder<br />
Es ist nun<br />
mal so: Jungs<br />
treffen einfach<br />
besser ins Ziel!<br />
Management by Testosteron<br />
Diese wenigen Beispiele zeigen: Die Wissenschaft<br />
ist sich einig über die dauerhaft maskulinisierenden<br />
Effekte von Testosteron bereits vor<br />
der Geburt. Man nimmt an, dass Testosteron<br />
bestimmte „Schaltkreise“ im Gehirn organisiert,<br />
die für ein männliches Verhalten verantwortlich<br />
sind, und andererseits im selben Gehirn die Organisation<br />
von Verschaltungen unterdrückt, die<br />
weibliches Verhalten verursachen. – Grundsätzlich<br />
kann man also sagen: Sexualhormone prägen<br />
das Verhalten, und zwar schon vor der Geburt.<br />
Wie zahlreiche Untersuchungen belegen, sind<br />
auch unmittelbar nach der Geburt Verhaltensunterschiede<br />
zu erkennen.<br />
So weisen nach der Geburt Mädchen gegenüber<br />
Jungen einen gewissen Reifungsvorsprung auf, der<br />
sie auch weniger anfällig macht für Krankheiten<br />
und Verletzungen und den sie einige Zeit beibehalten.<br />
Zusätzlich kann man bei Mädchen auch im<br />
Kleinkindalter eine schnellere Entwicklung beobachten,<br />
vor allem in kognitiver Hinsicht und beim<br />
Spracherwerb.<br />
Mädchen sind einfach schneller<br />
Laut Untersuchungen zeigen Mädchen bereits<br />
48 und 80 Stunden nach der Geburt stärkere<br />
Verhaltensantworten auf Stimmen als Jungen.<br />
Mädchen können schon bei der Geburt besser<br />
im Gesicht lesen und den Tonfall einer Stimme<br />
erkennen – sie nehmen in einer menschlichen<br />
Stimme ein breiteres Spektrum von Frequenzen<br />
wahr als Jungen. Schon im Säuglingsalter bemerken<br />
Mädchen, wenn die Mutter ihre Stimme ein<br />
wenig hebt, und beachten das dadurch ausgedrückte<br />
Verbot.<br />
Kleine Mädchen beginnen im Allgemeinen<br />
früher zu sprechen: Im<br />
Alter von 20 Monaten besteht<br />
ihr Wortschatz bereits aus zwei- bis<br />
dreimal so vielen Wörtern wie der<br />
von Jungen.<br />
Was den Wortschatz angeht, holen<br />
die Jungen später auf, <strong>nicht</strong> aber bei<br />
der Geschwindigkeit: Mädchen sprechen<br />
in der Regel schneller als Jungen.<br />
Jungen treffen besser ins Ziel<br />
Hinsichtlich visueller Präferenzen scheinen die<br />
Jungen etwas hervorzustechen, denn sie beachten<br />
im Säuglingsalter in einigen Fällen häufiger<br />
bewegte Objekte (z. B. Mobile) als Gesichter (auf<br />
die hingegen weibliche Säuglinge besser ansprechen).<br />
Auch treffen kleine Jungen beim Werfen ein<br />
Ziel besser als gleichaltrige Mädchen.<br />
Gender ist eben nur eine Theorie<br />
Es stimmt also keinesfalls, dass ein Kind im Mutterleib<br />
keine biologische Geschlechtlichkeit hätte;<br />
die Behauptungen der Gender-Ideologen, das<br />
Geschlecht werde nahezu ausschließlich nach der<br />
Geburt durch die Umwelt geprägt, sind naturwissenschaftlich<br />
<strong>nicht</strong> haltbar.<br />
Zweifellos hat das menschliche Gehirn eine ausgeprägte<br />
Formbarkeit; ohne diese wären manches<br />
Lernen sowie Persönlichkeitsbildung oder Regeneration<br />
nach Gehirnverletzungen <strong>nicht</strong> möglich;<br />
auch Verhaltensweisen (z. B. Sprachfähigkeit,<br />
Rechtshändigkeit), die sich beim Kind erst im Lauf<br />
der Zeit herausbilden, können eine geschlechtsspezifische<br />
physiologische Basis haben; jedoch<br />
gibt es physiologische Schranken, die verhindern,<br />
dass das Gehirn durch umweltbedingte Erfahrungen<br />
beliebig verändert werden kann.<br />
Also wem sollte man Gehör schenken, den<br />
Gender-Theoretikern oder der klassischen Wissenschaft?<br />
Dr. Manfred Spreng, bis 2001 Uni-Prof. für Physiologie und<br />
Biokybernetik Uni Erlangen-Nürnberg. Arbeitsgebiet: Sinnes- und<br />
Neurophysiologie. Seit 2001 freiberuflicher Gutachter, Referent,<br />
verheiratet, 3 Kinder.<br />
1 A. Maihofer: Geschlecht als Existenzweise. Ulrike Helmer Verlag,<br />
Sulzbach/Taunus, 1995.<br />
2 B. Friedan bei V. Zastrow: Politische Geschlechtsumwandlung, FAZ<br />
vom 20.06.2006.<br />
3 M. Spreng: Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-)Entwicklung<br />
durch Gender Mainstreaming. In (Späth, A., Hrsg): Vergewaltigung<br />
der menschlichen Identität – Über die Irrtümer der Gender-Ideologie.<br />
Ansbach, Logos Editions, 2014.<br />
4 A. M. Aloisi: Geschlecht und Hormone. In: (S. Lautenbacher, O.<br />
Güntürkün, M. Hausmann, Hrsg.) Gehirn und Geschlecht, Springer<br />
Medizin Verlag, Heidelberg 2007.<br />
5 A. P. Arnold: Biologische Grundlagen von Geschlechtsunterschieden.<br />
In: (S. Lautenbacher, O. Güntürkün, M. Hausmann, Hrsg.) Gehirn<br />
und Geschlecht, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2007.<br />
6 S. K. Amateau, M. M. McCarthy: Sexual differentiation of astrocyte<br />
morphology in the developing rat preoptic area, J. Neuroendo 14<br />
(2002), S. 904–910.<br />
102<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
Kollateralschäden<br />
der Fremdbetreuung<br />
Manfred Spreng<br />
Kollateralschäden sind<br />
offensichtlich die unschönen<br />
Nebenwirkungen<br />
moderner Kriege. Hier ein<br />
afghanisches Kind, das auf<br />
eine Landmine getreten ist<br />
Foto: © ICRC Photo<br />
Das Geschlechterbild der Gender-<br />
Ideologen, ausschließlich fixiert auf<br />
die erwerbstätige Frau, blendet das<br />
Kindeswohl und die Interessen der<br />
daheim erziehenden Mütter weitgehend<br />
aus. Wird doch von Gender-Ideologen kühn<br />
behauptet, Frausein und Mutter beruhe lediglich<br />
auf einer Rollenzuweisung und sei weder identitätsstiftend<br />
noch gar eine Berufung, sondern die<br />
überkommene Mutterrolle sei eine Benachteiligung<br />
bzw. Diskriminierung und behindere die<br />
Entfaltung und Selbstverwirklichung der Frau.<br />
Krippen besser als Mütter?<br />
Dass es eine Wert und Sinn gebende Aufgabe<br />
mit einer lebenslangen Bereicherung ist (die ein<br />
Mann übrigens so nie erleben kann, gleichgültig,<br />
welches Lebensziel er auch anstreben mag),<br />
davon spricht keiner mehr.<br />
Den Frauen wird von nahezu allen Seiten – vor<br />
allem von der Wirtschaft – vermittelt, dass es<br />
erstrebenswert sei, Familie und Beruf permanent<br />
zu vereinbaren. Daher die starke Unterstützung<br />
der Erwerbstätigkeit der Mütter durch die Politik,<br />
welche konsequenterweise die außerfamiliäre<br />
Kinderbetreuung fordert: „Keine Mutter kann<br />
ihrem Kind das bieten, was eine Krippe bietet.“ 1<br />
Kein Wunder, dass die Zahl der Einrichtungen<br />
für Fremdbetreuung schon im Säuglingsalter<br />
stetig zunimmt (für 100 Kleinstkinder gab es in<br />
Deutschland 2008 im Schnitt etwa 14 Plätze, 2010<br />
bereits 23, heute gibt es 33 Plätze).Warnhinweise<br />
aller Art werden geflissentlich überhört, wenn<br />
<strong>nicht</strong> gar unterdrückt. 2<br />
Zum Beispiel die „Nationale Untersuchung<br />
<strong>zur</strong> Bildung, Betreuung und Erziehung in der<br />
frühen Kindheit (NUBBEK)“, die 2013 vom Bundesfamilienministerium<br />
gefördert wurde: Dort<br />
Untersuchungsergebnis:<br />
Kinder<br />
im Alter von ein<br />
bis drei Jahren<br />
sind am besten<br />
zu Hause aufgehoben<br />
Z für Zukunft<br />
103
Unsere Kinder<br />
Foto: © vzerbor/123RF Foto: © AOK-Bundesverband<br />
Eine Betreuerin<br />
für zwei Kinder,<br />
das wird meist<br />
<strong>nicht</strong> erreicht<br />
Das Cortisol-Tagesprofil<br />
eines Krippenkindes<br />
ist vergleichbar mit<br />
den Stressreaktionen<br />
von stark belasteten<br />
Managern<br />
hat man erkannt, dass Kinder im Alter von ein<br />
bis drei Jahren am besten zu Hause aufgehoben<br />
seien – sofern das soziale Umfeld stimme. Andernfalls<br />
sei eine Betreuung vorzuziehen (mit einem<br />
optimalen Betreuungsverhältnis 1:2, also eine<br />
Betreuerin für zwei Kinder!), wobei allerdings<br />
die Qualität der Betreuung in über der Hälfte der<br />
Einrichtungen als un<strong>zur</strong>eichend bezeichnet werden<br />
muss; zudem sind die Fälle mit einem gestörten<br />
sozialen Umfeld relativ selten. 3<br />
Stress bereits im Säuglingsalter<br />
Als besonders problematisch sind die bei der Krippenaufbewahrung<br />
möglichen gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen<br />
zu betrachten, z. B. durch die vermehrte Ausschüttung<br />
von Stresshormonen und die Verminderung<br />
der Wachstumshormone infolge Schlafmangels. 4<br />
Schon beim Säugling und Kleinkind sind Zwischenhirn<br />
und vegetatives Nervensystem voll<br />
funktionsfähig; das bedeutet: Wenn das Kind in der<br />
Krippe bzw. Kita abgeliefert wird, erzeugt der Verlust<br />
der festen Bezugsperson, also der Mutter, im<br />
Kind <strong>nicht</strong> nur das Gefühl des Verlassenseins; es ist<br />
auch eine höhere Konzentration der<br />
Stresshormone zu erwarten.<br />
So wurde bestätigt, dass beim<br />
Kleinkind, wenn es in der Krippe<br />
oder Kita abgegeben und so von<br />
der Mutter getrennt wird, <strong>nicht</strong> nur<br />
herzzerreißendes Weinen ausgelöst<br />
wird; diese dramatische Erfahrung und das<br />
Gefühl des Ausgeliefertseins können den Cortisolspiegel<br />
enorm, ja besorgniserregend ansteigen<br />
lassen – selbst bei guter Betreuung. Zahlreiche<br />
Untersuchungen an Kindern belegen dies. 5<br />
Das Cortisol-Tagesprofil eines Krippenkindes<br />
ist vergleichbar mit den Stressreaktionen von<br />
Managern, die im Beruf extremen Anforderungen<br />
ausgesetzt sind.<br />
Wenn das Gehirn<br />
<strong>nicht</strong> richtig wachsen kann<br />
Cortisol ist ein Multitalent, es wirkt in vielerlei<br />
Weise und an vielen Organen. Besonders interessant:<br />
Cortisol stört wichtige Reifungsprozesse im<br />
Gehirn von Kindern.<br />
Am stärksten betroffen ist dabei der Hippocampus:<br />
Hier konnten Schrumpfungen der Verbindungsmöglichkeiten<br />
(Dendriten) zwischen den<br />
Gehirnzellen beobachtet werden; längerfristig<br />
sterben Gehirnzellen ab.<br />
Damit ist <strong>nicht</strong> nur eine Störung der zukünftigen<br />
Stressregulierung zu befürchten; hält der<br />
erhöhte Cortisolpegel beim Kleinkind länger an,<br />
kann die Schädigung des Hippocampus lebenslang<br />
zu Beeinträchtigungen führen.<br />
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass im<br />
Gehirn neben dem Hippocampus auch der Stirnlappen<br />
der Großhirnrinde (präfrontaler Cortex)<br />
und die Amygdala beeinträchtigt werden; diese<br />
Gehirnregionen sind sowohl für die kognitive als<br />
auch für die emotionale Steuerung zuständig.<br />
Andere Studien lassen annehmen, dass hohe<br />
Stresshormonspiegel speziell diese Koordination<br />
beeinträchtigen – besonders bei Mädchen, mit<br />
dem Resultat, dass sie später deutlich größere<br />
Probleme bei der Angstbewältigung haben als<br />
Mädchen, die als Kinder keinen hohen Cortisolspiegel<br />
aufwiesen.<br />
Lärm stört<br />
Für die Entwicklung von Kindern ist die Langsame-Wellen-Schlaf-Phase<br />
entscheidend wichtig;<br />
in diesen Phasen werden 80 % des Wachstumshormons<br />
produziert bzw. ausgeschüttet. Ein<br />
Kleinkind benötigt am Tag vier bis fünf Stunden<br />
mehr Schlaf als ein Erwachsener, wobei diese ver-<br />
104<br />
Z für Zukunft
Unsere Kinder<br />
mehrten Schlafstunden auch tagsüber, z. T. in der<br />
Krippe, erfolgen müssen, um ausreichend Phasen<br />
von Langsame-Wellen-Schlaf zu gewährleisten.<br />
Der in Krippen vorherrschende hohe Lärmpegel<br />
allerdings kann zu Einschlaf- und Durchschlafstörungen<br />
führen.<br />
Sogar Fettsucht als Folge<br />
Eine Folge verfrühter Fremdbetreuung ist demnach<br />
eine verminderte Produktion von Wachstumshormonen<br />
mit Konsequenzen für die körperliche<br />
Entwicklung und die Ausreifung des Gehirns,<br />
da diese Hormone auch am Wachstum und der<br />
Verbindung von Nervenzellen beteiligt sind.<br />
Eine weitere Folge: So wird eine zusätzliche<br />
Stabilisierung der Insulin-Sensitivität und der<br />
Glukosetoleranz verhindert, was das Risiko einer<br />
Diabetes-Erkrankung und unnötiger Gewichtszunahme<br />
durch Körperfett ansteigen lässt. In einer<br />
kanadischen Studie war der Anteil der übergewichtigen<br />
Kinder und der Kinder mit Fettsucht<br />
bei ehemaligen Krippen/Kita-Kindern um 50 Prozent<br />
höher als bei den Kindern, die in der Familie<br />
betreut worden waren. 6<br />
Wie ist es mit seelischer Schädigung?<br />
Weitreichende Folgen der durch die Gender-Ideologie<br />
ausgelösten Tendenz <strong>zur</strong> Fremdbetreuung<br />
sind also bereits deutlich erkennbar.<br />
Besonders alarmierende Befunde kommen<br />
ausgerechnet aus den Ländern, die wie Schweden<br />
und Finnland seit vielen Jahren als Vorbilder<br />
für eine „moderne“ Familienpolitik gelten; neben<br />
Island und Norwegen haben sie hinsichtlich Gender-Mainstreaming<br />
seit über 30 Jahren in Europa<br />
eine Vorreiterrolle inne. In diesen Ländern ist fast<br />
die Hälfte der 12 Monate alten Kleinkinder und<br />
bereits 90 % (Schweden) der unter Zweijährigen<br />
in Fremdbetreuung untergebracht; in Finnland<br />
sind es 97 % der unter Dreijährigen, in Dänemark<br />
78 % der ein- bis zweijährigen Kinder.<br />
Interessanterweise sind dort besonders Mädchen<br />
von diesen Folgen betroffen: Innerhalb<br />
der letzten 15 bis 20 Jahre haben bei Mädchen<br />
die seelischen Erkrankungen um 1000 Prozent<br />
zugenommen – sie haben sich also verzehnfacht!<br />
Depressionen sind um 500 Prozent angestiegen.<br />
Foto: © Youtube/LOS TUTORIALES<br />
Die Suizidrate bei schwedischen und finnischen<br />
Mädchen ist die höchste in ganz Europa; 39 Prozent<br />
der 24-jährigen finnischen Frauen weisen<br />
Symptome einer Depression auf. Bei Jungen und<br />
jungen Männern ist der Trend ähnlich, wenn auch<br />
<strong>nicht</strong> so deutlich ausgeprägt. 7<br />
Eine beschädigte nächste Generation?<br />
Vor allem der offensichtliche Mangel in der Stressbewältigung<br />
und die Hinweise auf Angstzustände<br />
sowie die Neigung zu Depressionen, aber auch zu<br />
ausgeprägter Hyperaktivität, sind bestürzend. 8<br />
Bei weiterer Intensivierung von Gender-Mainstreaming<br />
müssen wir also damit rechnen, dass<br />
<strong>nicht</strong> nur Frauen vermehrt depressiv reagieren,<br />
weil sie sich <strong>nicht</strong> mehr sicher sind, wer sie sind;<br />
eine weitere Folge wird sein, dass die kognitive<br />
Entwicklung der Kinder (Spracherwerb!) beeinträchtigt<br />
ist.<br />
Die Auswirkungen einer zu frühen Fremdbetreuung<br />
auf eine ganze Generation von Kleinkindern<br />
schaden also letztlich allen – auch dann,<br />
wenn die negativen Wirkungen zwar eher gering<br />
sind, aber eine sehr große Zahl von Kindern<br />
betroffen ist.<br />
Dr. Manfred Spreng, bis 2001 Uni-Prof. für Physiologie und<br />
Biokybernetik Uni Erlangen-Nürnberg. Arbeitsgebiete: Sinnes-<br />
und Neurophysiologie; Datenverarbeitung in der Medizin;<br />
Sprachentwicklung. Seit 2001 freiberuflicher Gutachter. Referent.<br />
Verheiratet, 3 Kinder.<br />
Fettsucht-Rate<br />
bei ehemaligen<br />
„Krippen-<br />
Kindern“ um<br />
50 Prozent<br />
höher<br />
Z für Zukunft<br />
105
Unsere Kinder<br />
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