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Das Stadtmagazin für Schwäbisch Gmünd, Aalen, Göppingen, Schorndorf und Umgebung.

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__________<br />

Die Maschine erscheint in der riesigen<br />

Hand des noch viel riesigeren<br />

Tätowierers erstaunlich fragil. Aber<br />

Jörg Röske weiß was er tut. Jahrzehnte<br />

lange Erfahrung hat er – genauso<br />

wie die nötige Leidenschaft.<br />

Ein Meister der Farben und auch der<br />

Schmerzen. Sein erstes Studio war<br />

in der Klösterlestraße, bis er größere<br />

Räume brauchte und in einen Neubau<br />

in der Buchstraße umzog. Jedoch,<br />

ein größerer Laden und mehr<br />

Personal bringt auch mehr Administration<br />

und weniger Zeit, selbst<br />

zu tätowieren, mit sich. Und so hat<br />

Jörg seit 2015 sein Studio radikal<br />

verkleinert und ein Homestudio bei<br />

sich zu Hause eingerichtet. Denn:,<br />

„Für mich steht das Tätowieren <strong>im</strong><br />

Vordergrund.<br />

Heutzutage wollen viele das Tätowieren<br />

aus den falschen Beweggründen<br />

lernen.“, fährt er fort. „Von den Medien<br />

wird ihnen vorgegaukelt, dass sie<br />

mit diesem Job unsagbar reich werden<br />

können. Aber auch be<strong>im</strong> Tätowieren<br />

ist es so, wie in vielen anderen<br />

Berufen. Es gibt sicherlich den einen<br />

oder anderen, der damit ne Menge<br />

Geld machen kann. Aber die Menge<br />

liegt hier wohl bei unter 1%.“<br />

Solange wir uns unterhalten folgt<br />

die Nadel unbeirrt ihrer Mission und<br />

es entsteht langsam aber stetig ein<br />

wunderschönes Bild. Ein Realistic<br />

Portrait und Rosen in Schwarz-Grau<br />

auf der Wade. „Gibt es eigentlich Tabus,<br />

wo oder was du nicht tätowieren<br />

würdest?“, wollen wir wissen.<br />

„Ja - es gibt Körperstellen, die ich<br />

nicht tätowiere. Zum einen den Int<strong>im</strong>bereich,<br />

egal ob bei Männlein,<br />

oder Weiblein. Und dann noch das<br />

Gesicht. Ausnahme be<strong>im</strong> Gesicht nur<br />

dann, wenn der oder die Kunde/in bereits<br />

den restlichen Körper schon fast<br />

"voll" hat. Aber das ist selbst bei einem<br />

Vollzeit- und Vollblut-Tätowierer<br />

wie Jörg nicht an der Tagesordnung.<br />

Auch Minderjährige müssen sich gedulden<br />

bis sie bei Jörg einen Termin<br />

bekommen. „Ich tätowiere prinzipiell<br />

niemanden unter 18 Jahren. Auch<br />

nicht mit Erlaubnis der Eltern. Das ist<br />

eine rechtliche Grauzone, da es sich<br />

be<strong>im</strong> Tätowieren genau genommen<br />

um Körperverletzung handelt.“ „Und<br />

nach oben, gibt es da eine Altersgrenze?“,<br />

wollen wir wissen. „Wie alt<br />

war dein ältester Kunde?“ Jörg ist<br />

charmant. „Auf alle Fälle ein Rentner.<br />

Aber es gäbe ja auch Frührentner.“<br />

ergänzt er gleich – doch er zwinkert.<br />

Einen Unterschied macht es für ihn<br />

nicht, wie alt sein Kunde, seine Kundin<br />

ist. Manchmal sei es einfacher,<br />

eine glatte Haut zu tätowieren. „Aber<br />

umso schöner sei es auch, dass ältere<br />

Menschen Spaß daran haben,<br />

ihren Körper zu verzieren.“ Auch die<br />

Frage nach seinem Stil und seiner<br />

Philosophie beantwortet der Hüne<br />

bereitwillig - ohne sich von seinem<br />

Kunstwerk ablenken zu lassen.<br />

„Hmm....also was meinen Stil angeht,<br />

so hab ich versucht, mich keinem Stil<br />

zu sehr zu verschreiben. Ich mache<br />

so ziemlich jeden Stil. Klassisches<br />

Blackwork, Black&Grey, Farbe usw.<br />

usw. Black&Grey fällt mir relativ<br />

leicht. Vorallem "düstere" Motive.<br />

Aber genauso gern mach ich auch<br />

farbige Tattoos.<br />

Eigentlich ist es mir fast egal, was<br />

ich tätowiere, solange ich tätowieren<br />

kann.“ Aufgeräumt und sauber und<br />

gut organisiert ist es hier, fällt uns<br />

auf. Zu viel hat man in letzter Zeit<br />

in den Medien gesehen und gelesen,<br />

von schwarzen Schafen, die für<br />

schnelles Geld zuhause tätowieren.<br />

Deshalb sollte man sich gut informieren<br />

bevor man sich und seine Haut<br />

jemandem anvertraut.<br />

„Das Tätowieren ist ein Kunsthandwerk.<br />

Vielen Kunden ist das nicht<br />

klar.“, sinniert Jörg weiter. „Sie wollen<br />

sich aus Trends heraus tätowieren<br />

lassen. Doch man lässt sich nicht<br />

aus einem Trend heraus tätowieren.<br />

Jeder, der mit dem Gedanken spielt<br />

sich tätowieren zu lassen, sollte sich<br />

genaue Gedanken darüber machen,<br />

ob er das wirklich will. Denn mit dem<br />

Motiv wird er sein Leben lang herumlaufen.<br />

Also lieber 1 Jahr länger überlegt, als<br />

1 Tag eine Entscheidung bereuen.“<br />

schließt er während er die letzten Stiche<br />

setzt und die Farbe damit unabänderlich<br />

unter die Haut bringt.

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