im.Puls_Juli_2016_online
Das Stadtmagazin für Schwäbisch Gmünd, Aalen, Göppingen, Schorndorf und Umgebung.
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Und <strong>im</strong> Einzel. Mit an der Seite ist ihr Freund,<br />
mit dem sie seit langem und bis heute zusammen<br />
ist. „Sonst säße er ja jetzt nicht hier“,<br />
sagt sie und lächelt ihn an. Doch die Zeiten<br />
waren für das junge Paar nicht einfach.<br />
„Unter solchen Titeln und allem, was dann<br />
folgt, leidet auch eine Beziehung.“ Das lasse<br />
sich gar nicht verhindern. Die großen Belastungen<br />
mussten beide erst einmal gewöhnt<br />
werden.<br />
Was die junge Waldstetterin am meisten störte?<br />
„Ich war plötzlich überall bekannt. Da wurde<br />
mit dem Finger auf mich gezeigt. Ich mochte<br />
schon gar nicht mehr in die Stadt gehen. Und<br />
dann diese Nähe, die alle plötzlich suchten. Du<br />
wirst <strong>im</strong>mer angefasst. Ständig.“ Heute aber<br />
geht sie souverän damit um, zeigt ganz klar,<br />
wo die Grenzen sind. Und so kehrt(e) wieder<br />
etwas mehr Ruhe in ihr Leben ein.<br />
den Sommer. Und dann will und werde ich wieder<br />
angreifen.“ Schließlich hat sie noch so ungefähr<br />
zehn Jahre vor sich <strong>im</strong> Skisprungzirkus.<br />
Um Millionärin zu werden? Carina lacht. „Ja, ja<br />
– das ist in Deutschland die Denkweise. Jeder<br />
Sportler, der Erfolge in seinem Sport feiert, verdient<br />
mindestens 500 000 Euro <strong>im</strong> Jahr.“ Doch<br />
davon kann bei ihr keine Rede sein. „Wir sind<br />
eine Randsportart. Ich verdiene mein ganz<br />
normales Gehalt als Bundespolizistin. Und<br />
ein paar Euro nebenher durch Sieggelder und<br />
durch Sponsoren. Aber reich werden? Nein,<br />
das kann man als Skispringerin nicht!“<br />
Was sie genießt ist es, dass sie ihre Ausbildung<br />
bei der Polizei jetzt hinter sich hat. Und<br />
nun vollends, solange sie erfolgreich springt,<br />
für ihren Sport freigestellt ist. „Das ist das Privileg,<br />
das ich genieße als Mitglied des Kaders.“<br />
Und dass sie ein wunderschönes Auto fahren<br />
darf. Der Marke Audi.<br />
Doch plötzlich wollte es auf den Schanzen<br />
nicht mehr so laufen. Die vergangene Saison<br />
will sie schnell abhaken. Obwohl... „Wir konnten<br />
viel testen. Vielleicht schon zu viel. Und<br />
dann blieben die guten Plätze aus.“ Sie sprang<br />
ohne Konstanz, geschuldet dem <strong>im</strong>mer wieder<br />
wechselnden Material. Andere Bindung,<br />
andere Schuhe. Und die Medien bauten Druck<br />
auf sie auf. „Wenn du die Olympiasiegerin und<br />
Weltmeisterin bist, dann ist ein siebter oder<br />
ein zehnter Platz plötzlich gar nichts mehr<br />
wert.“ Klar, möchte auch sie <strong>im</strong>mer ganz oben<br />
auf dem Podest stehen. Aber die Weltspitze<br />
bei den Frauen ist eben auch sehr, sehr eng<br />
beisammen.<br />
Die nächsten Monate werde sie nutzen, um<br />
die Tests abzuschließen. „Wir ziehen vieles vor,<br />
was wir früher <strong>im</strong> Herbst gemacht haben, auf<br />
„ICH MÖCHTE NOCHMALS<br />
OLYMPIASIEGERIN WERDEN“<br />
Geschwindigkeit kann sie mit ihrem Audi A7<br />
auf alle Fälle aufnehmen. Und die wird sie<br />
auch wieder von den Schanzen tragen, wenn<br />
sie wieder in ihrem dünnen Anzug steckt. Hinunter<br />
zu den nächsten Triumphen. „Ich möchte<br />
nochmals Olympiasiegerin werden“, sagt<br />
sie keck. Und dann weiß sie, was auf sie zukommt.<br />
Und kann viel leichter damit umgehen<br />
als be<strong>im</strong> ersten Mal.<br />
Und davon wird sie irgendwann ihren Kindern<br />
erzählen, denn die will sie auf alle Fälle haben.<br />
Noch nicht heute und auch nicht morgen.<br />
Aber die Familie ist ihr wichtig. Das sind Genussmomente<br />
außerhalb der Öffentlichkeit.<br />
Hier ist sie nur eines: das junge Mädchen, die<br />
Waldstetterin. Olympia? Hier ist es nur ein Titel,<br />
nur eine Medaille.<br />
Text: Ralph Wild | Fotografie: Oliver Nestola