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Enercon Windblatt 02/2016

Das ENERCON Magazin für Windenergie

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<strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

wb<br />

windblatt – das ENERCON Magazin<br />

ENERCON SYSTEMLÖSUNGEN<br />

Bausteine für ein<br />

Erneuerbares<br />

Energiesystem<br />

BATTERIESPEICHER IN BETRIEB ___ Testprogramm für ENERCON Smart Container gestartet<br />

EEG <strong>2016</strong> VOR VERABSCHIEDUNG ___ Ausschreibungen bringen Einschnitte für Onshore-Windenergie<br />

2.000 MW INSTALLIERT ___ ENERCON erreicht bedeutenden Meilenstein in Kanada<br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 1


INHALT_<br />

EDITORIAL_<br />

STANDARDS<br />

03 _ EDITORIAL<br />

04 _ VIEW<br />

06 _ MAILBOX<br />

07_ ADRESSEN<br />

09 _ TERMINE<br />

19_ INTERN<br />

THEMEN<br />

TITEL<br />

10 _ ENERCON Systemlösungen<br />

Als Systemlieferant für regenerative Energien<br />

stellt ENERCON Lösungen für Wertschöpfung<br />

rund um einen Windpark bereit.<br />

TECHNOLOGIE<br />

16 _ Batteriespeicher in Betrieb<br />

ENERCON startet Testprogramm für Smart<br />

Container im Windpark Húsahagi/Färöer Inseln.<br />

TECHNIK-LEXIKON<br />

18_ Impact Absorption Layer<br />

ENERCON hat für seine Rotorblätter ein dauerhaltbares<br />

Erosionsschutzsystem entwickelt.<br />

POLITIK<br />

20 _ EEG <strong>2016</strong> vor Verabschiedung<br />

Ausschreibungssystem bewirkt gravierende<br />

Einschnitte für die Onshore-Windenergie.<br />

22 _ Erneuerbare unter Druck<br />

Widersinnige Vorgaben sorgen für steigende<br />

Kosten.<br />

PRAXIS<br />

24 _ Erstes Repowering in Bayern<br />

Anstelle von zwei Altanlagen errichtete ENERCON<br />

bei Kraftisried 2 x E-115/3 MW.<br />

26 _ Saubere Energie von der Halde<br />

ENERCON hat auf einem ehemaligen Zechengelände<br />

in Dinslaken/NRW eine E-115/3 MW errichtet.<br />

INTERNATIONAL<br />

28 _ 2.000 MW installiert<br />

ENERCON erreicht in Kanada im Projekt<br />

NRWF/Ontario wichtigen Meilenstein.<br />

30_ Großprojekt erfolgreich am Netz<br />

Im Bundesstaat Bahia/Brasilien hat ENERCON<br />

67 x E-92/2,35 MW installiert.<br />

16<br />

Foto: SEV/Ólavur Fredriksen<br />

Sich weiter für Klimaschutz<br />

und Energiewende einsetzen!<br />

Liebe Kunden, liebe Geschäftspartner, liebe Mitarbeiter,<br />

die Energiewende schreitet voran – aber wir müssen uns weiterhin<br />

dafür einsetzen, dass die heimische Windindustrie auch ihren Anteil<br />

daran hat! Schließlich haben wir bei der Windenergie die letzte noch<br />

heimische Erneuerbaren-Industrie, die weiterhin exportstark ist und<br />

einen verlässlichen Heimatmarkt im Rücken hat. Hersteller und<br />

Zulieferer benötigen diesen Heimatmarkt, denn keine Branche kann<br />

längerfristig nur auf Exporte setzen. In der jüngsten EEG-Novelle<br />

zeichnet sich auf der Zielgeraden ab, dass sich die langfristige Vernunft<br />

doch durchsetzt, jedoch mit großen spürbaren Einschnitten<br />

für die Onshore-Windenergiebranche. Insbesondere die in Summe<br />

gewaltigen Degressionsschritte bei den Windprojekten in den<br />

Jahren 2017 und 2018 werden gerade im Binnenland nicht wenigen<br />

Projekten das Aus bescheren – ob jetzt EEG- oder ausschreibungstechnisch.<br />

Da wir dies nicht wollen, werden wir alles daran setzen,<br />

innovativ dagegen zu halten, damit wir mit Ihnen gemeinsam weiter<br />

an der Energiewende in Deutschland und der EU arbeiten können.<br />

Foto: BEE/Axel Schmidt<br />

10<br />

Vor allem den Bundesländern und dem BWE gebührt unser Dank für<br />

die Unterstützung! Sie haben sich in den Bund-Länder-Gesprächen<br />

dafür stark gemacht, dass Wind an Land nicht durch eine komplizierte<br />

Formel zur Resterampe der Energiewende degradiert wird, sondern<br />

einen kalkulierbaren Ausschreibungskorridor zugesprochen bekommt.<br />

Auch ENERCON hat hier Flagge gezeigt und sich bei vielen<br />

Aktionen vor den Staatskanzleien, in den Regionen und nicht zuletzt<br />

auch in Berlin dafür eingesetzt, dass unsere Branche nicht einfach<br />

abgeschafft wird für das fragwürdige Ziel, die Energiewende nicht<br />

zu schnell voranschreiten zu lassen. Hier haben wir gemeinsam mit<br />

Ihnen gezeigt, dass wir uns auch wehren und die Rolle rückwärts<br />

nicht einfach hinnehmen. Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen<br />

an dieser Stelle ausdrücklich.<br />

22<br />

30<br />

Schwer nachvollziehbar bleibt, warum die Klimabeschlüsse von Paris<br />

– ein wahrer Befreiungsschlag nach schwierigen Vorzeichen – so gut<br />

wie vergessen scheinen. Die Klimaziele machen eine Anhebung der<br />

Erneuerbaren-Ziele auf über 60 % bis 2<strong>02</strong>5 erforderlich. Die erfreuliche<br />

Dynamik beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sollte nicht<br />

zum Problem erklärt werden. Die Einhaltung des Ausbaukorridors<br />

auf 45 % bis 2<strong>02</strong>5 hat höchste Priorität. Hier müssen wir alle gemeinsam<br />

daran arbeiten, dass das Voranschreiten der Energiewende den<br />

Rückenwind behält, den dieses historische Projekt verdient!<br />

Wir sehen doch alle in diesen Tagen, wie wichtig Verlässlichkeit in<br />

furchtvollen Zeiten ist. Und dazu können auch die Erneuerbaren<br />

ihren Beitrag leisten.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ENERCON GmbH, Dreekamp 5, D-26605 Aurich, Tel. +49 (0) 49 41 927 0, Fax +49 (0) 49 41 927 109, www.enercon.de<br />

Redaktion: Felix Rehwald Gestaltung: conception Kommunikationsagentur GmbH, Siegen Druck: Druckerei Hachenburg GmbH, Hachenburg<br />

Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und<br />

Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die ENERCON GmbH<br />

gestattet. Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint vierteljährlich Bezug: Tel. +49 (0) 49 41 927 667 oder unter www.enercon.de.<br />

Titelbild: ENERCON – Systemanbieter regenerativer Energien.<br />

Hans-Dieter Kettwig<br />

ENERCON Geschäftsführer<br />

2 windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 3


VIEW_<br />

Protest gegen EEG-Reform<br />

ENERCON Mitarbeiter haben sich Ende Mai an mehreren Standorten in Deutschland an der von den<br />

Erneuerbaren-Verbänden bundesweit initiierten Warnminute „5 vor 12“ zur Rettung der Energiewende<br />

beteiligt. An der zentralen ENERCON Kundgebung in Aurich (s. Foto) nahmen mehr als 1.000 Beschäftigte<br />

und die Unternehmensleitung teil, um gegen die Ausschreibungspläne der Bundesregierung zur<br />

Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) zu protestieren.<br />

Mit der Warnminute und einer Demonstration im Berliner Regierungsviertel Anfang Juni forderte die<br />

Branche von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Energiewende und zum weiteren Ausbau<br />

der Erneuerbaren Energien. Das geplante Ausschreibungssystem bedrohe die Onshore-Windenergie<br />

in besonderer Weise, lautete die Warnung. Es würde den weiteren Ausbau drastisch begrenzen, wodurch<br />

die weitere Entwicklung der Wind-Onshore-Branche, die in Deutschland für Tausende zukunftsfähige<br />

Arbeitsplätze, lokale Wertschöpfung und Fortschritt steht, gefährdet wäre. Zudem würden die<br />

Energiewende und der Klimaschutz in Deutschland einen erheblichen Rückschlag erleiden.<br />

4 windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 5


MAILBOX_<br />

_ADRESSEN<br />

NIEDERSACHSEN<br />

Hilfspolizisten begleiten<br />

ENERCON Schwertransporte<br />

Aurich<br />

Dreekamp 5 · 26605 Aurich<br />

Telefon +49 (0) 49 41 927 0<br />

Telefax +49 (0) 49 41 927 669<br />

Bremen<br />

Teerhof 59 · 28199 Bremen<br />

Telefon +49 (0) 421 24 415 100<br />

Telefax +49 (0) 421 24 415 119<br />

ENERCON setzt zur Begleitung von Großraum- und Schwertransporten<br />

(GST) in Niedersachsen jetzt Hilfspolizisten ein. Die speziell geschulten<br />

Transportbegleiter ersetzen reguläre Polizeibeamte, die bislang<br />

für diese Aufgabe erforderlich waren. Grundlage der Neuregelung ist<br />

ein Pilotprojekt des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und<br />

Sport, mit der die Polizei in Niedersachsen angesichts des stetig steigenden<br />

GST-Aufkommens entlastet werden soll.<br />

Die für die Transportbegleitung bestellten Hilfspolizisten sind mit besonderen<br />

Befugnissen ausgestattet: Als Hilfskräfte der Polizei dürfen<br />

sie in den Straßenverkehr eingreifen und beispielsweise Fahrzeuge<br />

stoppen und dirigieren. Dies ist privaten Transportbegleitern sonst<br />

nicht gestattet. Verkehrsteilnehmer müssen den Anweisungen der<br />

Hilfspolizisten Folge leisten, ansonsten drohen Bußgelder und Punkte<br />

in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.<br />

Im Einsatz zu erkennen sind die neuen Transportbegleiter an gelben<br />

Jacken mit retroreflektierenden Streifen und der Aufschrift „Hilfs-<br />

polizei“ auf dem Rücken. Ihre Fahrzeuge sind mit Magnettafeln und der<br />

Aufschrift „Hilfspolizei“ gekennzeichnet. Zur Verkehrslenkung nutzen<br />

sie eine Polizeikelle.<br />

ENERCON begrüßt das Pilotprojekt Niedersachsens. Mit dieser praxisgerechten<br />

Regelung nimmt das Land bundesweit eine Vorreiterrolle<br />

ein. In der Vergangenheit war es bei geplanten Transporten regelmäßig<br />

zu Verzögerungen aufgrund nicht verfügbarer Polizeikräfte gekommen.<br />

Hilfspolizisten bieten hier eine wichtige Entlastung für Polizei und Wirtschaft<br />

gleichermaßen: Die Polizei kann sich um vorrangigere Aufgaben<br />

kümmern, ENERCON kann seine Transporte termingerecht starten<br />

und somit störungsbedingte Mehrkosten vermeiden. „Besonders<br />

erfreulich ist für uns, dass Niedersachsen das Pilotprojekt innerhalb<br />

kürzester Zeit pragmatisch und praxisnah umgesetzt hat“, sagt Hendrik<br />

van Hettinga, Head of Supply Chain Management bei der ENERCON<br />

Logistic GmbH. „Wir hoffen sehr, dass sich andere Bundesländer diese<br />

Lösung zum Vorbild nehmen.“<br />

AURICH<br />

ENERCON begrüßt<br />

über 100<br />

Jugendliche bei Zukunftstag<br />

Mehr als 100 Jugendliche haben sich Ende April beim diesjährigen Zukunftstag<br />

über Ausbildungsberufe und Tätigkeiten bei ENERCON in Aurich informiert.<br />

Im Rahmen einer Führung durch verschiedene Bereiche der Produktion und<br />

Verwaltung des Unternehmens lernten sie die Ausbildungsberufe Metallbauer,<br />

Feinwerkmechaniker, Fachkraft für Lagerlogistik, Industriekauffrau/-mann,<br />

Kauffrau/-mann für Büromanagement, Elektroniker für Maschinen- und<br />

Antriebstechnik, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachinformatiker Fachrichtung<br />

Systemintegration und Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung<br />

kennen.<br />

Neben Informationen zu den Berufen hatten ENERCONs Ausbilder für die<br />

Jugendlichen kleine Aufgaben vorbereitet, die ihnen einen praktischen Einblick<br />

in für die jeweiligen Berufe typische Tätigkeiten vermittelten. Auch eine<br />

Führung durch das ENERCON Besucherzentrum im EEZ stand auf dem<br />

Programm. Dieses kam bei den 9- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern sehr gut an. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden“, sagt<br />

Nicole Nanninga, Ausbildungsleiterin bei ENERCON. „Die Jugendlichen waren<br />

sehr interessiert. Und wer weiß? Vielleicht können wir den einen oder anderen<br />

schon bald als neuen Auszubildenden bei uns begrüßen.“<br />

Die Ausbildung eigener Fachkräfte besitzt bei ENERCON einen hohen Stellenwert.<br />

„Sie ist wichtig für die Zukunft unseres Unternehmens, insbesondere vor<br />

dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung“,<br />

bekräftigt Klaus Peters, Gesamtproduktionsleiter bei ENERCON, der<br />

den Aktionstag mit begleitete. Aktuell bildet ENERCON in über 20 Berufen aus.<br />

Pro Jahr werden allein am Standort Ostfriesland zwischen 80 bis 100 neue<br />

Auszubildende eingestellt. Derzeit beschäftigt ENERCON in Ostfriesland<br />

217 Auszubildende.<br />

Burgwedel<br />

Schulze-Delitzsch-Str. 39 · 30938 Burgwedel<br />

Telefon +49 (0) 51 39 40 28 22<br />

Telefax +49 (0) 51 39 40 28 19<br />

Hof<br />

Fuhrmannstraße 8b · 95030 Hof<br />

Telefon +49 (0) 92 81 739 45 00<br />

Telefax +49 (0) 92 81 739 45 19<br />

Holzgerlingen<br />

Max-Eyth-Straße 35 · 71088 Holzgerlingen<br />

Telefon +49 (0) 70 31 4 37 50 10<br />

Telefax +49 (0) 70 31 4 37 50 19<br />

Magdeburg<br />

August-Bebel-Damm 24-30 · 39126 Magdeburg<br />

Telefon +49 (0) 391 24 460 230<br />

Telefax +49 (0) 391 24 460 231<br />

Mainz<br />

Robert-Koch-Str. 50, Eingang D, 1.OG<br />

55129 Mainz<br />

Telefon +49 (0) 61 31 21 407 11<br />

Telefax +49 (0) 61 31 21 407 29<br />

Marne<br />

Industriestraße 2 · 25709 Marne<br />

Telefon +49 (0) 48 51 95 37 0<br />

Telefax +49 (0) 48 51 95 37 19<br />

Rostock<br />

Lise-Meitner-Ring 7 · 18059 Rostock<br />

Telefon +49 (0) 381 44 03 32 0<br />

Telefax +49 (0) 381 44 03 32 19<br />

Soest<br />

Werkstraße 6 · 59494 Soest<br />

Telefon +49 (0) 2921 350 60<br />

Telefax +49 (0) 2921 350 61 49<br />

Internationaler Vertrieb<br />

Dreekamp 5 · 26605 Aurich<br />

Telefon +49 (0) 49 41 927 0<br />

Telefax +49 (0) 49 41 927 669<br />

Internationale Niederlassungen<br />

Argentinien, Belgien, Brasilien, Costa Rica,<br />

Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland,<br />

Großbritannien, Irland, Italien, Kanada,<br />

Neuseeland, Niederlande, Österreich, Polen,<br />

Portugal, Schweden, Spanien, Türkei<br />

ENERCON Schwertransport mit Hilfspolizei-Begleitung.<br />

6 windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 7


MAILBOX_<br />

_TERMINE<br />

HANNOVER<br />

Messeauftritt in Hannover<br />

mit neuem Standkonzept<br />

Andrang beim Vortrag von ENERCON Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig.<br />

ENERCON Showroom mit Augmented Reality-<br />

Anwendung.<br />

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil<br />

(rechts) und ENERCON Geschäftsführer<br />

Hans-Dieter Kettwig vor dem Realexponat.<br />

Mit einem neuen Ausstellungskonzept und einem Messestand in<br />

neuem Design hat sich ENERCON Ende April auf der diesjährigen<br />

Hannover Messe präsentiert. Im Mittelpunkt stand dabei die neue<br />

E-141 EP4 Windenergieanlage, die in einem multimedialen Showroom<br />

mit maßstabsgetreuen Modellen sowie mit Augmented Reality-Anwendungen<br />

in Szene gesetzt wurde. Besucher konnten dabei<br />

mit Hilfe von iPads ins Innere der Modelle blicken und beispielsweise<br />

die Rotation der beweglichen Anlagenkomponenten nachvollziehen.<br />

Einen Eindruck von den Dimensionen der Hauptkomponenten bot<br />

ihnen eine Hälfte eines E-115 Generators, die am Hauptstand als<br />

Originalexponat ausgestellt war.<br />

Neben dem komplett neu gestalteten Hauptstand und dem Zweitstand<br />

auf der zeitgleich stattfindenden Jobmesse „Job & Career“ war<br />

ENERCON in diesem Jahr erstmals auch bei der Nachwuchsinitiative<br />

„Tec2You“ vertreten. Interessierten Schülerinnen und Schülern wurden<br />

dabei umfangreiche Informationen zum Thema Ausbildung bei<br />

ENERCON geboten.<br />

Dabei ging es praxisnah zur Sache: Mehr als 1.100 Jugendliche ließen<br />

sich von ENERCON Auszubildenden und ihren Ausbildern die<br />

Handgriffe zeigen, um Platinen mit elektronischen Bauteilen zu bestücken<br />

und zu verlöten und Metallwerkstücke zu bearbeiten – typische<br />

Tätigkeiten in den elektrotechnischen und metallverarbeitenden<br />

Berufen, in denen ENERCON schwerpunktmäßig ausbildet. „Das<br />

kam bei allen Beteiligten sehr gut an“, sagt ENERCON Ausbildungsleiterin<br />

Nicole Nanninga.<br />

Darüber hinaus präsentierte ENERCON im gemeinsamen Ausstellungsbereich<br />

„Integrated Energy Plaza“ seine Expertise und<br />

Dienstleistungen im Bereich Energielogistik. Die Vernetzung von<br />

Energieerzeugung, Übertragung, Verteilung und Speicherung im<br />

Energiesystem der Zukunft war eines der zentralen Themen der<br />

diesjährigen weltgrößten Industriemesse. Außerdem gab es am<br />

ENERCON Hauptstand wie auch in den Vorjahren ein vielseitiges<br />

Vortragsprogramm. In diesem Jahr referierten unter anderem<br />

Michael Strobel, ENERCON Director of Technology & Innovation,<br />

über technologische Neuerungen sowie ENERCON Geschäftsführer<br />

Hans-Dieter Kettwig über die Unternehmensentwicklung.<br />

„Insgesamt war es für uns ein erfolgreicher Messeauftritt“, sagt<br />

ENERCON Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer. „Das neue Standkonzept<br />

und der EP4-Showroom kamen sehr gut an, die Besucherzahlen<br />

insbesondere an unseren Haupttagen Mittwoch und Donnerstag waren<br />

gut und die Gespräche mit unseren Kunden positiv. Wir konnten<br />

während der Woche einige Abschlüsse tätigen.“ Nach Angaben der<br />

Messeorganisatoren kamen in diesem Jahr mehr als 190.000 Besucher<br />

zur Hannover Messe, über 50.000 davon aus dem Ausland.<br />

ENERCONs Auftritt bei der Nachwuchsinitiative<br />

„Tec2You“ kam bei den Besuchern sehr gut an.<br />

AURICH<br />

Ablegeroboter bei ENERCON<br />

Blattfertigung im Serieneinsatz<br />

ENERCON setzt bei der Fertigung von E-101 Rotorblättern im Blattwerk KTA in Aurich jetzt<br />

serienmäßig einen Ablegeroboter ein. Die Maschine übernimmt bei der Herstellung der<br />

sogenannten Holmgurte vollautomatisch Zuschnitt und Positionierung der Glasgelege in<br />

der Form vor dem Infundieren mit Harz-Härter-Gemisch. Das Auslegen des Glasmaterials<br />

erfolgte bislang in personalintensiver Handarbeit. Der aus GFK gefertigte Holmgurt ist das<br />

„Rückgrat“ des Rotorblattes und dient zu dessen Stabilisierung. Er wird später im Herstellungsprozess<br />

in die Halbschalen von Druck- und Saugseite mit eingebaut.<br />

In einer dem Roboter vorgelagerten Umroll-Schneideanlage werden die zur Ablage in der<br />

Form benötigten Gelege-Bahnen zunächst von angelieferten Großrollen abgewickelt, zugeschnitten<br />

und auf speziellen Transportrollen wieder aufgewickelt. Der Ablegeroboter greift<br />

sich diese und rollt die je nach Lage zwischen 11 und 45 Meter langen Bahnen exakt in<br />

der Form positioniert ab. Diese Arbeitsschritte wiederholen sich, bis in der Form 45 Lagen<br />

übereinander geschichtet sind. Für den gesamten Prozess benötigt der Roboter rund drei<br />

Stunden.<br />

Neben der Effizienzsteigerung ergeben sich durch den Einsatz des Ablegeroboters erhebliche<br />

Vorteile für die Produktqualität, da durch die Automatisierung des Prozesses eine<br />

stets gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet ist. Das Risiko von handwerklichen Fehlern<br />

und dadurch bedingten zeitintensiven Nacharbeiten ist nahezu ausgeschlossen. Entwickelt<br />

wurde der Roboter vom Automatisierungsspezialisten wi2 technologies in enger Zusammenarbeit<br />

mit ENERCON.<br />

„Der Ablegeroboter ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Teilautomatisierung unserer<br />

Produktionsprozesse“, sagt KTA-Geschäftsleiter Jost Backhaus. Roboter kommen in<br />

ENERCONs Blattfertigung bereits bei der Bearbeitung des Blattanschlusses und der Blattoberfläche<br />

sowie bei der Lackierung im Finish zum Einsatz. „Unsere Herangehensweise<br />

ist, vorrangig für die Bereiche Automatisierungslösungen zu entwickeln, in denen sich dadurch<br />

die größten Vorteile im Hinblick auf Effizienzsteigerung, Zeit- und Kosteneinsparung<br />

sowie Verbesserung von Qualität, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz erzielen lassen.“<br />

Beim Ablegeroboter kommt ein weiteres Argument hinzu: Er lässt sich ohne weiteres<br />

auch bei der Produktion anderer Blatt-Typen einsetzen – etwa dem Außenblatt der E-141<br />

EP4 auf dessen Fertigung sich die KTA ab Sommer vorbereiten wird.<br />

BrazilWindpower<br />

(Rio de Janeiro/Brasilien)<br />

30. August – 1. September <strong>2016</strong><br />

www.brazilwindpower.com<br />

Colloque National Eolien<br />

(Paris/Frankreich)<br />

13. – 14. September <strong>2016</strong><br />

www.colloque-national-eolien.fr<br />

WindEnergy<br />

(Hamburg/Deutschland)<br />

27. – 30. September <strong>2016</strong><br />

www.windenergyhamburg.com<br />

Renewables Marketplace<br />

(Liverpool/Großbritannien)<br />

12. – 13. Oktober <strong>2016</strong><br />

www.renewableuk.com<br />

ENERGIA<br />

(Tampere/Finnland)<br />

25. – 27. Oktober <strong>2016</strong><br />

www.energiamessut.fi<br />

Vind<br />

(Stockholm/Schweden)<br />

26. – 27. Oktober <strong>2016</strong><br />

www.vindkraftsbranschen.se/wind<strong>2016</strong><br />

CanWea<br />

(Calgary/Kanada)<br />

1. – 3. November <strong>2016</strong><br />

windenergyevent.ca/canwea-<strong>2016</strong><br />

KeyWind<br />

(Rimini/Italien)<br />

8. – 11. November <strong>2016</strong><br />

http://en.keyenergy.it<br />

Windaba<br />

(Kapstadt/Südafrika)<br />

2. – 4. November <strong>2016</strong><br />

www.windaba.co.za<br />

EuroTier<br />

(Hannover/Deutschland)<br />

15. – 18. November <strong>2016</strong><br />

www.eurotier.com<br />

8 windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 9


TITEL_<br />

Bausteine für ein Erneuerbares<br />

Energiesystem<br />

IN EINEM ENERGIESYSTEM AUF BASIS DER ERNEUERBAREN GEWINNT DIE INTELLIGENTE<br />

VERNETZUNG VON FLEXIBLEN STROMERZEUGERN UND -VERBRAUCHERN SOWIE<br />

DER INFRASTRUKTUR IMMER MEHR AN BEDEUTUNG. ALS SYSTEMLIEFERANT FÜR<br />

REGENERATIVE ENERGIEN STELLT ENERCON LÖSUNGEN FÜR WERTSCHÖPFUNG RUND UM<br />

EINEN WINDPARK BEREIT. DARÜBER HINAUS ENGAGIERT SICH ENERCON MASSGEBLICH<br />

IN PILOTPROJEKTEN UND FORSCHUNGSVORHABEN ZUM THEMA.<br />

Die Energiewende schreitet mit dem Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien unaufhaltsam voran. Der Anteil der Erneuerbaren<br />

an der Bruttostromerzeugung in Deutschland betrug nach<br />

Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft<br />

(BDEW) 2015 bereits 30,1 Prozent. Wind, Sonne, Biomasse, Wasser<br />

und Geothermie liegen damit als größter Energieträger inzwischen<br />

deutlich vor der Braunkohle (23,8 Prozent). Wichtigste Erneuerbaren-Stromquelle<br />

bleibt die Onshore-Windenergie (12,2 Prozent).<br />

Mit 79,3 Milliarden Kilowattstunden kletterte die Stromerzeugung<br />

aus Onshore-Windenergieanlagen 2015 auf ein neues Rekordniveau.<br />

Zusammen kamen die Erneuerbaren im vergangenen Jahr auf<br />

195,9 Milliarden Kilowattstunden. Im Frühsommer <strong>2016</strong> konnten sie<br />

einen weiteren Rekord verbuchen: Am 8. Mai, 11.00 Uhr, betrug ihr<br />

Anteil an der Stromerzeugung der Statistik der Agora Energiewende<br />

zufolge rund 87 Prozent (Stand 5/<strong>2016</strong>). Die regenerative Vollversorgung,<br />

das zeigt der Blick auf die Zahlen, rückt in Deutschland in<br />

Reichweite (siehe Grafik S. 12).<br />

Mit steigendem Anteil der fluktuierenden Erneuerbaren – allen voran<br />

der Onshore-Windenergie – an der Stromerzeugung wird die Notwendigkeit<br />

deutlich, die Akteure des neuen Energiesystems enger aufeinander<br />

abzustimmen. Der Anspruch der Erneuerbaren ist es, Versorgungssicherheit<br />

und Netzstabilität aus eigener Kraft zu gewährleisten, ohne<br />

auf fossile Backup-Lösungen angewiesen zu sein. „Die Herausforderungen<br />

dabei sind eine intelligente Vernetzung von Stromerzeugung- und<br />

-verbrauch unter Berücksichtigung von Netzausbau und -ertüchtigung<br />

sowie Speicherung“, sagt Jens Winkler, Leiter Energiewirtschaft bei<br />

ENERCON. Auf der Hannover Messe lautete das Schlagwort hierfür „integrated<br />

energy“, integrierte Energiesysteme, – gleichzeitig ein zentrales<br />

Motto der weltgrößten Industriemesse in diesem Jahr.<br />

Als Systemlieferant für Erneuerbare Energien bietet ENERCON seinen<br />

Kunden dazu bereits umfangreiche Produkte und Dienstleistungen<br />

an. Darüber hinaus ist ENERCON in verschiedenen Pilotprojekten und<br />

Forschungsvorhaben engagiert, um weitere innovative Bausteine für<br />

ein regeneratives Energiesystem zur Marktreife zu entwickeln.<br />

Baustein Stromerzeugung<br />

Das Kerngeschäftsfeld von ENERCON ist die Entwicklung, Herstellung<br />

und Errichtung von Windenergieanlagen. ENERCONs Produkte<br />

sind weltweit technologisch und qualitativ führend. Kennzeichnend<br />

ist das von ENERCON entwickelte Direktantriebskonzept. Zur Umwandlung<br />

mechanischer Energie in elektrische dient der ENERCON<br />

Ringgenerator. Ausgangsspannung, Strom und Frequenz variieren mit<br />

der Drehzahl und werden über einen Gleichstromzwischenkreis und<br />

ENERCON Wechselrichter für die Abgabe an das Netz umgerichtet. Die<br />

für ENERCON WEA entwickelten Generatoren und Wechselrichter<br />

werden auch in Wasserkraftwerken und Solarparks eingesetzt.<br />

Baustein Netzintegration<br />

ENERCON Windenergieanlagen verfügen bereits serienmäßig über<br />

ein intelligentes Netzeinspeisesystem. Somit können ENERCON WEA<br />

mit dem ENERCON SCADA System problemlos in alle Übertragungsund<br />

Verteilungsnetzstrukturen integriert werden. Die für das Netz<br />

wesentlichen Komponenten sind das modulare Wechselrichtersystem<br />

und der Windparkregler zur Steuerung des gesamten Windkraftwerks<br />

nach den Vorgaben des Netzbetreibers. Zur Sicherung einer korrekten<br />

Einspeisung werden Spannung, Strom und Frequenz kontinuierlich<br />

erfasst und an die Anlagensteuerung weitergegeben. Der ertragsoptimierte<br />

Betrieb des Windparks ist selbst in Netzen mit stark schwankender<br />

Spannung oder Frequenz sichergestellt. Bei Störungen im Netz,<br />

z.B. Kurzschlüssen oder Überfrequenzen, reagieren der Windpark und<br />

die individuellen Windenergieanlagen gemäß den Anforderungen des<br />

Netzbetreibers. Die Parameter für diese Reaktion sind netz- und projektspezifisch<br />

einstellbar.<br />

ENERCON WEA verfügen über FACTS-Eigenschaften (FACTS ist die<br />

Abkürzung für Flexible AC Transmission Systems). Der Begriff steht<br />

allgemein für Systeme, die basierend auf Leistungselektronik geeignet<br />

sind, zum Erhalt und zur Verbesserung der Netzstabilität beizutragen.<br />

Bei ENERCON WEA ist die Fuktionalität in den modularen Wechselrichtern<br />

enthalten. Damit können Windparks bereits heute gewisse<br />

Systemdienstleistungen bereitstellen, die für Netzstabilität und Versorgungssicherheit<br />

unabdingbar sind.<br />

Im „normalen“ Betrieb des Netzes ermöglicht das ENERCON Einspeisekonzept<br />

aus WEA und Windparkregler eine hochdynamische Bereitstellung<br />

von Blindleistung. Diese dient dem Netzbetreiber als Beitrag<br />

zur Spannungsregelung am Netzverknüpfungspunkt des Windparks.<br />

Wenn die WEA mit der STATCOM-Option ausgestattet sind, ist dieser<br />

Beitrag sogar vollständig unabhängig vom Wind möglich, selbst bei<br />

Stillstand der WEA.<br />

Im Falle eines Fehlers im Netz, z.B. einem Kurzschluss auf einer Freileitung,<br />

ist heutzutage weltweit das „Durchfahren von Netzfehlern“ gefordert,<br />

d.h. der Weiterbetrieb der WEA, ohne sich vom Netz zu trennen.<br />

Während eines Netzfehlers stützt die Anlagensteuerung der ENERCON<br />

WEA das Netz in weniger als 30 ms durch Einspeisung eines geeigneten<br />

Blindstromes. Solche Fehlersituationen kann eine WEA für bis zu 5 Sekunden<br />

durchfahren, ohne dass sie dadurch mechanisch außergewöhnlich<br />

belastet wird. Je nach Häufigkeit von Netzfehlern zahlt sich dies in<br />

Lebensdauer aus. Die neueste von ENERCON entwickelte FACTS-Technologie<br />

bietet als weiteres Feature u.a. die Bereitstellung eines unsymmetrischen<br />

Blindstroms bei unsymmetrischen Netzfehlern.<br />

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TITEL_<br />

Von ENERCON entwickelte STATCOM-Module lassen sich auch separat<br />

installieren, um beispielsweise schwache Netzregionen zu ertüchtigen<br />

und kostenintensiven Netzausbau zu vermeiden. Ein Beispiel hierfür ist<br />

die STATCOM-Einheit, die ENERCON an seiner Gießerei GZO in Georgsheil/Ostfriesland<br />

installiert hat. Der Betrieb der elektrischen Schmelzöfen<br />

zieht eine große Leistung aus dem relativ schwachen Verteilnetz,<br />

so dass ohne STATCOM-Unterstützung die Spannung zu weit absinken<br />

würde. Die Alternative zur Ertüchtigung der Netzinfrastruktur wäre die<br />

Verlegung neuer Hochspannungsleitungen zum Werk gewesen, was<br />

jedoch sehr hohe Investitionskosten bedeutet hätte und daher nicht<br />

infrage kam.<br />

Darüber hinaus können ENERCON WEA über die Leistungs-Frequenz-<br />

Regelung einen Beitrag zur Frequenzstabilisierung leisten (bei Überbzw.<br />

Unterfrequenz im Netz). Dies wurde durch F&E-Projekte in der<br />

Praxis nachgewiesen und führt auch in anderen Ländern derzeit zur<br />

Präqualifikation von WP-Pools als Regelleistungserbringer.<br />

Mit der Option „Inertia Emulation“ sind ENERCON WEA schließlich in<br />

der Lage, einen Beitrag zur Momentanreserve im Netz zu leisten. Bei<br />

einem plötzlichen Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch,<br />

z.B. durch Kraftwerksausfall, wird die erste Frequenzstabilisierung<br />

bislang inhärent durch konventionelle Kraftwerke erbracht.<br />

Sie besitzen mit ihren großen Turbinen und Generatoren schwere rotierende<br />

Massen, in denen Bewegungsenergie gespeichert ist. Diese<br />

Momentanreserve wird dem Netz bei einem Absinken der Frequenz<br />

unverzögert zur Verfügung gestellt, womit einer zu schnellen Änderung<br />

der Frequenz entgegengewirkt wird.<br />

„Je näher wir einer Vollversorgung basierend auf Wechselrichtern<br />

kommen, desto dringender wird auch das Thema Frequenzregelung<br />

durch Windenergieanlagen für die Netzbetreiber“, sagt Eckard Quitmann,<br />

Leiter der Abteilung Sales-Grid Integration bei ENERCON.<br />

Mit der „Inertia Emulation“ beherrschen ENERCON WEA die sehr<br />

schnelle Frequenzregelung in gewissem Umfang: Die in Rotor und<br />

Generator gespeicherte Bewegungsenergie wird genutzt, um dem<br />

Netz kurzfristig mehr Leistung bereitzustellen als aufgrund der vorherrschenden<br />

Windbedingungen zur Verfügung stehen würde. „Das<br />

Beispiel zeigt, dass wir technologisch auf Fragen vorbereitet sind,<br />

welche Systemdienstleistungen ein Energiesystem erfordert, das<br />

auf Energieerzeugung durch Windenergieanlagen basiert“, sagt<br />

Quitmann.<br />

Baustein Energielogistik<br />

Neben der Technologie zur Stromerzeugung und -einspeisung stellt<br />

ENERCON seinen Kunden umfangreiche Dienstleistungen zur Energielogistik<br />

bereit. Im Rahmen des optionalen Dienstleistungspakets EPK+E<br />

– einem Zusatzmodul zum bewährten ENERCON Service-Paket EPK –<br />

geht es um die Weiterentwicklung der energielogistischen Wertschöpfungskette<br />

bis zum dezentralen Abgleich von Erzeugung und Verbrauch.<br />

Hauptsteuerungsinstrument ist dabei das virtuelle Kraftwerk.<br />

Hintergrund für ENERCONs Engagement in diesem Bereich ist, dass der<br />

Gesetzgeber die Betreiber immer stärker in die Pflicht nimmt, selbst für<br />

die gewinnbringende Vermarktung ihrer Energieerträge zu sorgen. Seit<br />

Inkrafttreten des EEG 2014 ist für Neuanlagen die Direktvermarktung<br />

vorgeschrieben. Spätestens mit Umstellung des Vergütungssystems<br />

auf Ausschreibungen ab 2017 und einem damit initiierten Bieterwettbewerb<br />

zur Errichtung von Windparks werden die energielogistischen<br />

Erlöse an Standorten zur maßgeblichen Größe.<br />

ENERCON bietet Kunden im EPK+E die Direktvermarktung ihrer Energiemengen<br />

an der Strombörse an. Darüber hinaus sind individuelle<br />

Vermarktungslösungen möglich, etwa die direkte Versorgung industrieller<br />

Großverbraucher mit Strom aus einem Windpark. Wie dies in<br />

der Praxis funktioniert, zeigt ENERCON beim Betrieb seiner Gießerei<br />

GZO, die Energie direkt aus einer E-101 in der Nähe bezieht. Weitere Vermarktungsmöglichkeiten<br />

sind regionale Bürgerstromtarife. Entwickelt<br />

werden außerdem Vermarktungslösungen für WEA, die nach Ablauf<br />

der 20-Jahre-Frist aus dem EEG fallen. „Auch deren energiewirtschaftliche<br />

Potenziale lassen sich ausschöpfen, so dass Altanlagen an nichtrepoweringfähigen<br />

Standorten weiterbetrieben werden können“, sagt<br />

Jens Winkler.<br />

Ebenfalls im Rahmen des EPK+E bietet ENERCON einen Grünstromtarif<br />

zur Eigenversorgung von WEA an. Hinzu kommen in Zukunft die<br />

Einbeziehung der Verbraucherseite und das Management von Energiespeichern<br />

inklusive der Vermarktung gespeicherter Energiemengen.<br />

Durch eine flexible Steuerung von Großverbrauchern – beispielsweise<br />

Fabriken oder Kühlhäuser, deren Produktion und Betrieb zu unterschiedlichen<br />

Zeiten erfolgen kann – sowie die Einbeziehung von Energiespeichern<br />

ist es möglich, regional für einen Ausgleich von Angebot<br />

und Nachfrage zu sorgen. „Durch das Management aller energielogistischen<br />

Prozesse schaffen wir ein steuerbares virtuelles<br />

Kraftwerk, das sowohl die Versorgung als auch die Stabilität des<br />

Energiesystems sicherstellen kann“, so Winkler.<br />

Modellregion für die Energiewende:<br />

Feldheim/Brandenburg mit ENERCON Windpark<br />

(links) und dem RRKW, Deutschlands größtem<br />

Batteriespeicher (oben).<br />

Stromerzeugung und -verbrauch<br />

AGORA Energiewende; Stand: 03.06.<strong>2016</strong>, 12:10 Uhr<br />

100 GW<br />

— Stromverbrauch<br />

- - Stromverlauf (vorläufig)<br />

l Biomasse<br />

l Wasserkraft<br />

l Wind<br />

l Solar<br />

l Konv. Kraftwerke<br />

Stromerzeugung und-verbrauch<br />

80 GW<br />

60 GW<br />

40 GW<br />

20 GW<br />

0 GW<br />

8. Mai <strong>02</strong>:00 04:00 06:00 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00<br />

Zuständig für das Geschäftsfeld Energielogistik ist die Quadra Energy<br />

GmbH, eine hundertprozentige ENERCON Tochter mit Sitz in Düsseldorf,<br />

die über langjährige Erfahrung und Expertise im Energiehandel<br />

und in der Unterstützung von Verbrauchern bei der optimalen Strombeschaffung<br />

verfügt. Quadra ist somit bestens vertraut mit der Flexibilisierung<br />

fluktuierender Stromverbräuche bzw. -angebote, um für<br />

unterschiedliche Kunden optimale Einspar- bzw. Erlöseffekte zu erzielen<br />

und regenerative Energiemengen gewinnorientiert in einem sich<br />

gerade rapide wandelnden Strommarkt unterzubringen.<br />

Baustein Stromspeicherung<br />

Ein wesentlicher Baustein in einem Erneuerbaren Energiesystem<br />

sind perspektivisch Energiespeicher. Sie können dazu beitragen, dass<br />

günstig erzeugte regenerative Energie in Phasen, in denen das Netz sie<br />

aus Kapazitätsgründen nicht aufnehmen kann, nicht verworfen wird,<br />

sondern sich – derzeit vor allem kurzfristig – zeitversetzt einspeisen<br />

lässt, wenn die Nachfrage netzseitig wieder steigt oder das Angebot<br />

auf Erzeugungsseite nachlässt. „Ökologisch wie volkswirtschaftlich ist<br />

es irrsinnig, in Starkwindphasen günstig erzeugte umweltfreundliche<br />

Energie verpuffen zu lassen – und für Zeiten, in denen der Wind nicht<br />

weht und die Sonne nicht scheint, klimaschädliche und teure fossile<br />

Reservekraftwerke vorzuhalten“, sagt Joachim Stilla, Bereichsleiter<br />

Innovationsstrategie und Systemarchitektur sowie Programmmanager<br />

Speicher bei ENERCON. „Mit Hilfe von Speichern können die Erneuerbaren<br />

aus eigener Kraft mehr Systemverantwortung übernehmen.“<br />

Eine mögliche systemdienliche Anwendung von Speichern demonstriert<br />

ENERCON zusammen mit Projektpartner Energiequelle beim<br />

Regionalen Regelkraftwerk (RRKW) Feldheim/Brandenburg, Deutschlands<br />

größtem Batteriespeicher. Ein Ungleichgewicht aus nicht übereinstimmender<br />

Energienachfrage und Energieproduktion führt zu einer<br />

Änderung der Netzfrequenz. Die Vielzahl der Erzeuger und Verbraucher<br />

sorgt dafür, dass dies sich weitgehend ausmittelt. Darüber hinaus ist<br />

aber immer Regelleistung erforderlich. Verschiedene zeitlich gestaffelte<br />

Produkte sind definiert und werden gehandelt – nach der zeitlichen<br />

Abfolge mit Primär-, Sekundär und Tertiärreserve bezeichnet.<br />

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TITEL_<br />

SMART CONTAINER<br />

DC/DC Steller<br />

Leistungsschränke<br />

Steuerschrank<br />

USV<br />

Transformator<br />

Ladesäule<br />

Batteriespeicher<br />

Mittelspannungsbereich<br />

Statcom<br />

Power to gas<br />

Niederspannungsbereich<br />

ENERCON liefert die Schnittstellentechnologie<br />

zur Energiespeicherung.<br />

Eine mögliche Speicheranwendung sind<br />

Ladesäulen für die E-Mobilität (unten).<br />

In Feldheim wird Primärregelleistung mit Hilfe der in den Batterien gespeicherten<br />

Energie erbracht. Der Batteriespeicher verfügt über 10 MW<br />

installierte Leistung und eine Kapazität von 10,79 MWh.<br />

ENERCON lieferte für das Pilotprojekt die anspruchsvolle Leistungselektronik<br />

inklusive Ansteuerung der zum Be- und Entladen verwendeten<br />

Wechselrichter sowie die Netzanbindung. Eine ganz ähnliche Technologie<br />

kommt mit kleinerer Leistung und Energiemenge auch in einem<br />

weiteren Speicher-Pilotprojekt auf den Färöer-Inseln zum Einsatz. Der<br />

Batteriespeicher wird so be- und entladen, dass er im Kurzzeitbereich<br />

die Einspeiseleistung des Windparks verstetigt (s. hierzu auch Bericht<br />

S. 16). Auf den Färöer-Inseln ist die Technik in einem 40-Fuß-Container<br />

untergebracht, dem ENERCON Smart Container, den ENERCON derzeit<br />

zu einem Standardprodukt für Speichanwendungen entwickelt.<br />

Der Smart Container ist die Schnittstelle zwischen Speichermodul und<br />

Stromnetz, die für das Speichern elektrischer Energie in den Speichermodulen,<br />

das Ausspeichern der Energie sowie deren Einspeisung ins<br />

Netz verantwortlich ist. „Mit dem Smart Container lassen sich künftig<br />

kundenseitig unterschiedliche Speicheranwendungen realisieren“, sagt<br />

Joachim Stilla. Mögliche Anwendungen sind neben Batteriespeichern<br />

etwa Elektrolyseure für Power-to-Gas-Lösungen und Schnellladesäulen<br />

mit deutlich mehr als 50 kW Ladeleistung für die Elektromobilität.<br />

„Das Thema Schnellladesäulen birgt insgesamt ein erhebliches Potenzial“,<br />

sagt Joachim Stilla. „Es gibt für schnelles Laden noch keine<br />

herstellerunabhängige flächendeckende Infrastruktur in Deutschland.<br />

Wenn die E-Mobilität in Schwung kommen soll, müssen Schnellladepunkte<br />

erst noch aufgebaut und vor allem die Dauer des Ladevorgangs<br />

deutlich reduziert werden. Für die Erneuerbaren und insbesondere den<br />

Einsatz von ENERCON-Knowhow bei der Leistungselektronik ist das<br />

eine vielversprechende Perspektive.“<br />

Baustein Energielieferant<br />

In einem regenerativen Energiesystem sollten auch die privaten Endverbraucher<br />

von attraktiven Grünstromtarifen profitieren. ENERCON<br />

betätigt sich daher auch als Energielieferant und bietet seinen Mitarbeitern<br />

an allen Standorten in Deutschland 100-prozentigen Grünstrom<br />

aus ENERCON Windenergieanlagen und deutscher Wasserkraft<br />

zu günstigen Konditionen an. Hierzu betreibt ENERCON eigene<br />

Windenergieanlagen. Zudem werden die Werke der ENERCON<br />

Produktionsstandorte Ostfriesland und Magdeburg ebenfalls mit<br />

Grünstrom beliefert.<br />

Darüber hinaus ist ENERCON mit 40 Prozent am Energieversorger<br />

Stadtwerke Aurich beteiligt und wird sich über diese Kooperation stärker<br />

im privaten Endkundengeschäft engagieren. Die neu gegründeten<br />

Stadtwerke bewerben sich bei der Neuvergabe der Netzkonzessionen<br />

für die Strom- und Gasnetze im Stadtgebiet Aurich. Ziel ENERCONs<br />

Beteiligung ist es, zusammen mit der Kommune einen vollständigen<br />

grünen Vor-Ort-Versorger aufzubauen, die dezentrale regenerative<br />

Energieversorgung an ENERCONs Unternehmenssitz voranzutreiben<br />

und auf diese Weise ein Vorzeigemodell für vergleichbare Projekte in<br />

anderen Regionen zu schaffen.<br />

Baustein Forschungsprojekte<br />

Entsprechend seiner auf Technologie- und Innovationsführerschaft<br />

ausgerichteten Unternehmensstrategie engagiert sich ENERCON in<br />

zahlreichen Forschungsprojekten, die sich mit dem Thema „integrated<br />

energy“ oder mit Teilaspekten der optimierten Integration Erneuerbarer<br />

Energien in das Energiesystem der Zukunft beschäftigen.<br />

Ein Beispiel dafür ist das Forschungsvorhaben enera, bei dem<br />

ENERCON zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE und<br />

73 weiteren Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik am Förderprogramm<br />

SINTEG des Bundeswirtschaftsministeriums teilnimmt.<br />

Enera hat zum Ziel, das Energiesystem im Nordwesten Deutschlands<br />

durch den Einsatz intelligenter Technologie zukunftsfähig zu machen,<br />

dabei den Aufwand für konventionellen Netzausbau zu verringern und<br />

Kosten für Verbraucher zu vermeiden. Eine wesentliche Rolle spielen<br />

dabei Smart Grids mit Leistungselektronik und Speichern, Smart Markets<br />

und eine intelligente Kommunikationsinfrastruktur zur Vernetzung<br />

aller Akteure.<br />

Auch international ist ENERCON in führende Forschungskooperationen<br />

eingebunden. Zusammen mit Windparkbetreiber WindVision, Energiehändler<br />

Eneco Energy Trade und Übertragungsnetzbetreiber ELIA wurde<br />

kürzlich das Forschungsprojekt „R2 Wind“ zur Bereitstellung von Regelenergie<br />

durch Windenergieanlagen erfolgreich abgeschlossen. Anhand<br />

des Windparks Estinnes in Belgien mit 11 x E-126/7,5 MW & 6 MW wurde<br />

die technische Fähigkeit von Windenergieanlagen demonstriert, Regelleistung<br />

zur Verfügung zu stellen. Während der zweimonatigen Projektphase<br />

war der Windpark Estinnes Bestandteil der Sekundärreserve von<br />

ELIA und stellte dem Netz je nach Bedarf bis zu 10 MW an negativer<br />

Regelleistung bereit. Darüber hinaus wurden technische und marktbezogene<br />

Fragen ermittelt, die es zu klären gilt, um die kommerzielle<br />

Teilnahme von Windparks am Regelenergiemarkt zu ermöglichen.<br />

Ebenfalls das Thema Netzintegration betrifft die Zusammenarbeit<br />

von ENERCON mit dem Forschungsinstitut IREQ des kanadischen<br />

Energieversorgers Hydro Québec. Beide Partner haben Ende vergangenen<br />

Jahres einen auf zunächst fünf Jahre ausgelegten Rahmenvertrag<br />

unterzeichnet. Das IREQ ist weltweit führend im Bereich<br />

elektrische Netze und deren Modellierung und Simulation. Durch<br />

die Kooperation möchten die Partner ihre Stärken vereinen und in<br />

Forschungsprojekten die Netzintegration von Windenergie weiter<br />

optimieren.<br />

Hinzu kommen verschiedene Pilotprojekte im Bereich Netzintegration,<br />

Vernetzung mit anderen Erneuerbaren sowie Speicherung, bei<br />

denen ENERCON wichtige Erfahrungen mit der eingesetzten Technologie<br />

und den angewandten Verfahren sammelt und diese zur<br />

Weiterentwicklung nutzt. Beispiele hierfür sind das wegweisende<br />

Kombikraftwerk aus ENERCON Windpark und Pumpspeicher auf der<br />

Kanareninsel El Hierro (s. Bericht WB 1/<strong>2016</strong>) sowie das bereits erwähnte<br />

Speicherprojekt auf den Färöer-Inseln. Dieses liefert nicht<br />

nur wichtige Erkenntnisse zur Anwendung der Speichertechnologie<br />

im Praxisbetrieb. „Es ist gleichzeitig ein Modellprojekt für die hohe<br />

Durchdringung von Stromnetzen mit umrichterbasierten, volatilen<br />

Quellen“, sagt Eckard Quitmann. „Dabei zeigt sich auf den Färöer bereits<br />

jetzt im Kleinen, welche Herausforderungen die Netze beim weiteren<br />

Ausbau der Erneuerbaren und zunehmend hoher Penetration<br />

mit Wechselrichtern in Zukunft meistern müssen.“ //<br />

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TECHNOLOGIE_<br />

Foto: SEV/Ólavur Fredriksen<br />

Speichersystem<br />

im Windpark Húsahagi installiert<br />

ENERCON STARTET AUF FÄRÖER-INSELN TESTPROGRAMM SEINES SMART CONTAINERS<br />

ZUR LEISTUNGSUMWANDLUNG UND -REGELUNG.<br />

DER ANGESCHLOSSENE BATTERIESPEICHER SOLL DIE EINSPEISELEISTUNG DER<br />

INSTALLIERTEN E-44 WINDENERGIEANLAGEN VERSTETIGEN.<br />

ENERCON hat im Windpark Húsahagi auf den Färöer-Inseln ein<br />

Batteriespeichersystem installiert und in Betrieb genommen.<br />

Das gemeinsam mit dem Energieversorger SEV und dem Batteriehersteller<br />

Saft realisierte Pilotprojekt soll die Einspeiseleistung<br />

der installierten Windenergieanlagen (13 x ENERCON E-44/900 kW)<br />

verstetigen und auf diese Weise maßgeblich zur Stabilität des Inselnetzes<br />

beitragen.<br />

Der site acceptance-Test der in Standard-Containern im Windpark<br />

installierten Komponenten wurde bereits erfolgreich absolviert. Derzeit<br />

laufen abschließende Tests, um das Verhalten des Systems bei<br />

unterschiedlichen Windbedingungen zu überprüfen. Nach Abschluss<br />

der Probeläufe erfolgt die Freischaltung des Speichersystems für den<br />

Standardbetrieb.<br />

Der 2,3-MW-Batteriespeicher soll die Stromaufbau- und -abfallraten<br />

der Windenergieanlagen glätten. Aufgrund des Ausgleichs abrupter<br />

Anstiege und Abfälle durch Speichern bzw. Ausspeichern wird eine<br />

konstantere Einspeiseleistung erzielt, was der Netzstabilität dient.<br />

Auf diese Weise lassen sich außerdem Drosselungen der Einspeiseleistung<br />

durch den Netzbetreiber in Starkwindphasen bei gleichzeitig<br />

geringer Energienachfrage vermeiden.<br />

ENERCON lieferte für das Pilotprojekt den selbst entwickelten<br />

2,3-MW-Smart-Container zur Leistungsumwandlung und -regelung.<br />

Diese Schnittstelle zwischen Windenergieanlage, Speichermodul und<br />

Stromnetz enthält ENERCONs bewährte Wechselrichter-Technologie<br />

sowie die Komponenten zur Steuerung der Leistungselektronik. Sie ist<br />

für das Speichern der von den Windenergieanlagen erzeugten elektrischen<br />

Energie in den Speichermodulen, das Ausspeichern der Energie<br />

sowie die Einspeisung ins Netz verantwortlich. Als Speicher dienen<br />

zwei Batteriecontainer des französischen Batterieherstellers Saft. Die<br />

Lithium-Ionen-Batterien haben eine kontinuierliche Entladeleistung<br />

von 2,46 MW und eine Kapazität von 707 Kilowattstunden.<br />

Modularer Aufbau: Das Speichersystem im<br />

Windpark Húsahagi besteht aus dem ENERCON<br />

Smart Container (vorne rechts) und zwei<br />

Batteriecontainern.<br />

ENERCONs Kompetenz beim Thema Energiespeicher liegt in der<br />

Bereitstellung und Steuerung der Schnittstellentechnologie zur Anbindung<br />

von Speichern ans elektrische Netz. Der Smart Container<br />

wird derzeit von ENERCON zum Standardprodukt entwickelt, womit<br />

sich künftig kundenseitig unterschiedliche Speicheranwendungen<br />

realisieren lassen. Mögliche Anwendungen sind neben Batteriespeichern<br />

beispielsweise Elektrolyseure für Power-to-Gas-Lösungen und<br />

Schnellladesäulen für die Elektromobilität. //<br />

Speichersystem im Windpark<br />

Húsahagi auf den Färöer-Inseln.<br />

Foto: SEV<br />

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TECHNIK-LEXIKON_<br />

_INTERN<br />

Dauerhaltbarer Erosionsschutz<br />

FÜR DIE ROTORBLÄTTER DER WINDENERGIEANLAGEN DER EP4-PLATTFORM<br />

GARANTIERT ENERCON EINE DAUERHALTBARKEIT VON 30 BETRIEBSJAHREN. UM DEN<br />

EROSIONSSCHUTZ DIESER STARK BEANSPRUCHTEN KOMPONENTEN ZU VERBESSERN,<br />

HAT ENERCON EINEN „IMPACT ABSORPTION LAYER“ ENTWICKELT.<br />

AURICH<br />

Interne Freisprechung von<br />

44 Auszubildenden bei ENERCON<br />

Mit einer internen Freisprechungszeremonie im Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum<br />

(EEZ) hat ENERCON in Aurich seine ehemaligen Auszubildenden geehrt. Insgesamt 44 Jugendliche<br />

hatten im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> erfolgreich ihre Ausbildung in den ENERCON Betrieben<br />

in Ostfriesland absolviert.<br />

Geehrt wurden: Lisa Schneider, Malte Friedrichs, Stefan Klöpping, Nina Bruns, Lukas Scherler, Janek<br />

Grotelüschen, Caroline Bünsow (Elektroniker/-in Betriebstechnik); Artur Olgeiser, Niklas Weinlich,<br />

David Boes, Lars Vierkant, Marina Klaassen (IT-Systemelektroniker/-in); Angela Hinderks, Eric Gottfried,<br />

Kristina Bauer, Christina Meppen, Griet Ewen, Niklas Janssen, Julian Meyer (Industriekauffrau/-mann);<br />

Tobias de Vries, Alexander Mauer, Marcel Janssen, Timo Erdmann, Arne Bents, Nadine Bagehorn, Lena<br />

Lengert (Fachkraft für Lagerlogistik); Matthias Noormann, Thorsten Löschen (Umschüler Elektroniker für<br />

Maschinen und Antriebstechnik); André Ahrends, Jana Pahl (Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen);<br />

Sönke Frerichs (Berufskraftfahrer); Sven Duderstadt (Speditionskaufmann); Sabrina<br />

Fuhrmann, Hilko Heddinga, Lydia Hördt (Bürokauffrau/-mann); Lena Trebesch, Duc Huu Nguyen (Bachelor<br />

of Arts in Business Administration); Dennis Freese (Bachelor of Science - Wirtschaftsinformatik); Niels<br />

Giljan (Bachelor of Science - Wirtschaftsinformatik); Sarah Pallasdies (Technische Produktdesignerin)<br />

Mike Schmidt, Tobias Buschmann, Fabio Reina, Renko Wibben (Verfahrensmechaniker)<br />

AURICH<br />

ENERCON baut eigenen<br />

Hort in Aurich<br />

ENERCON baut am Standort Aurich einen eigenen<br />

Hort. Der Neubau entsteht in Aurich-Sandhorst<br />

gegenüber dem ENERCON Betriebskindergarten<br />

„KITA Wirbelwind“. Er umfasst neben<br />

einem großzügigen Aufenthalts- und Spielbereich<br />

für die zu betreuenden Schulkinder einen<br />

Arbeitsbereich zur Hausaufgabenbetreuung,<br />

eine Bibliothek, einen Forscher- und Kreativraum,<br />

eine Küche mit angeschlossenem Speiseraum,<br />

Sanitärräume und Räumlichkeiten für<br />

die Erzieher. Der Baubeginn ist bereits erfolgt,<br />

im 1. Quartal 2017 sind die Räumlichkeiten bezugsfertig.<br />

Bis dahin sind die Kinder der bereits<br />

eingerichteten Hortgruppe übergangsweise in<br />

anderen Räumlichkeiten untergebracht.<br />

Das neue Betreuungsangebot richtet sich an<br />

Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

sowie Eltern aus Aurich, die nicht im Unternehmen<br />

arbeiten. Insgesamt gibt es 20 Hortplätze,<br />

die für Grundschulkinder von der 1. bis 4.<br />

Klasse vorgesehen sind. Die Betreuungszeiten<br />

beginnen mit Schulschluss und dauern bis 17<br />

Uhr. Es gibt keine Ferienschließzeiten. Geboten<br />

werden neben einem optimalen Betreuungsschlüssel<br />

abwechslungsreiche Angebote<br />

in den Themenräumen, zahlreiche Aktivitäten,<br />

Musik- und Englischunterricht sowie eine gesunde<br />

und vollwertige Ernährung.<br />

AURICH<br />

ENERCON startet Neubau eines<br />

Kundenzentrums<br />

BREMEN<br />

ENERCON<br />

erweitert Standort<br />

Bremen<br />

ENERCON erweitert seinen Standort in<br />

Rotorblätter von Windenergieanlagen gehören zu den am stärksten<br />

beanspruchten Komponenten. Durch Windströmung und<br />

Rotation wirken enorme Lasten auf die Blattstruktur. Das Material<br />

ist ständig der Witterung und Sonneneinstrahlung ausgesetzt.<br />

Hinzu kommt die durch Staubpartikel und Niederschlag in der Luft<br />

verursachte Erosion der Blattoberfläche. Durch die hohen Blattgeschwindigkeiten<br />

– die Blattspitzen erreichen eine Geschwindigkeit von<br />

über 280 km/h – wirken Staub- und Wasserpartikel beim Aufprall auf<br />

die Blattoberfläche wie Schmirgelpapier. Dadurch wird die Schutzlackierung<br />

der Oberfläche nach und nach abgenutzt. An Rotorblättern<br />

herkömmlicher Bauart muss daher je nach Standort und Beanspruchung<br />

nach einer gewissen Zeit der Erosionsschutz erneuert werden.<br />

Um die Dauerhaltbarkeit der Rotorblätter für die Windenergieanlagen<br />

der EP4-Plattform zu verbessern, hat ENERCON daher zusammen<br />

mit einem Zulieferer ein besonders widerstandsfähiges<br />

Erosionsschutzsystem entwickelt. In den äußeren Bereich der Blatt-<br />

vorderkante wird bei der Produktion der EP4-Blätter ein sogenannter<br />

„Impact Absorption Layer“ (IAL) einlaminiert. Bei dem Bauteil<br />

handelt es sich um eine Art Schockabsorber, der aus mehreren<br />

Schichten unterschiedlicher Materialien aufgebaut ist.<br />

Die äußere Schicht, eine sehr erosionsbeständige feste Folie, dient<br />

zum Schutz der Oberfläche. Darunter befindet sich eine Gummi-<br />

Schicht als Verbindungselement zum GFK-Material des Rotorblattes.<br />

Der IAL hat den Effekt, dass auftreffende Partikel die Oberfläche<br />

nicht beschädigen und die EP4-Rotorblätter dadurch wirkungsvoll<br />

und dauerhaft vor Erosion geschützt werden. Die Schutzwirkung<br />

wurde sehr eindrucksvoll durch Hochdruck-Beschussversuchen belegt:<br />

Das mit IAL geschützte Rotorblatt wurde dabei dauerhaft einem<br />

500-km/h-Wasserstrahl ausgesetzt. Selbst nach 26 Stunden waren<br />

keine Anzeichen von Beschädigungen zu erkennen. Sukzessive wird<br />

die Technologie auch bei den Rotorblättern der übrigen ENERCON<br />

Plattformen eingeführt. //<br />

ENERCON hat in Aurich am Standort Dreekamp<br />

mit den Bauarbeiten für ein Kundenzentrum<br />

begonnen. In dem Zentrum werden<br />

künftig die Mitarbeiter der Abteilungen<br />

bei ENERCON arbeiten, die direkten Kundenkontakt<br />

haben, beispielsweise Vertrieb,<br />

Projektentwicklung, Project & Logistics Management<br />

und Energiewirtschaft.<br />

Die Baumaßnahmen umfassen den Um- und<br />

Anbau des alten ENERCON Forschungs- und<br />

Entwicklungsgebäudes für Büroräume sowie<br />

den Neubau eines Konferenz-Gebäudes inklusive<br />

Besprechungsräumen und einem<br />

Betriebsrestaurant mit eigener Produktionsküche.<br />

Durch die Baumaßnahme entstehen<br />

Büroarbeitsplätze für ca. 200 Mitarbeiter.<br />

Die Fertigstellung ist für das erste Quartal<br />

2017 vorgesehen. Als Ausgleichsmaßnahme<br />

entstehen ein Grünstreifen und ein<br />

Biotop.<br />

Bremen. Aufgrund des Ausbaus der dort<br />

ansässigen Abteilungen wird zum dritten<br />

Quartal <strong>2016</strong> eine weitere Etage des<br />

Bürogebäudes am Teerhof in der Innenstadt<br />

angemietet. Neben der 3., 4. und 5.<br />

Etage erweitert ENERCON seine Büroflächen<br />

dann auch in der 1. Etage.<br />

Seit Mai 2013 hat ENERCON in Bremen<br />

seinen Sitz im Teerhof direkt an<br />

der Weser. Neben Mitarbeitern aus den<br />

Bereichen Vertrieb, Project & Logistics<br />

Management, Recht und Projektentwicklung<br />

ist auch der Forschungs- und<br />

Entwicklungsbereich teilweise in Bremen<br />

ansässig sowie die von ENERCON<br />

für die vorausschauende Technologieund<br />

Innovationsentwicklung gegründete<br />

neue Forschungsgesellschaft „I4E Innovation<br />

for ENERCON“.<br />

18 windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong><br />

windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 19


POLITIK_<br />

Ausschreibungen legen<br />

der Windenergie Fußfesseln an<br />

Wenn auch der Bundestag noch<br />

nicht in erster Lesung über die<br />

Ausgestaltung des EEG <strong>2016</strong> befunden<br />

hat, ist dennoch bereits in weiten Teilen<br />

vorentschieden, wie das für die Windenergie<br />

wichtigste Gesetz ab 2017 aussehen wird.<br />

Eine ganze Reihe von Abstimmungsprozessen<br />

– zwischen Kanzleramt und Wirtschaftsministerium,<br />

zwischen Bund und Ländern<br />

– hat Vorfestlegungen getroffen, die den Bundestag<br />

nun unter Druck setzen, die mühsam<br />

gefundenen Kompromisse nicht noch einmal<br />

in Frage zu stellen. Die Entscheidungsträger<br />

müssen jetzt recht kurzfristig ihr Votum abgeben,<br />

und dies in einer weitreichenden Entscheidung<br />

– kein leichtes Unterfangen.<br />

ENTSCHEIDUNG ÜBER EEG-REFORM IM BUNDESTAG NOCH VOR<br />

DER SOMMERPAUSE GEPLANT.<br />

Ausschreibungsdesign größter Streitpunkt<br />

Größter und über viele Monate ausgetragener<br />

Streitpunkt war das wichtigste Thema beim<br />

Ausschreibungsdesign: das jährliche Ausschreibungsvolumen.<br />

Für Sorgen bei Windanlagenherstellern<br />

und Zulieferern sorgte<br />

schon seit November vergangenen Jahres<br />

die sogenannte „Weltformel“. Mit diesem<br />

gewaltigen Zahlenwerk sollte der jährliche<br />

Zubau der Erneuerbaren Energien so gesteuert<br />

werden, dass bis 2<strong>02</strong>5 die Zielmarke von<br />

45 % Erneuerbaren-Anteil am Bruttostromverbrauch<br />

nicht überschritten würde. Die<br />

Variable in der Formel sollte Wind an Land<br />

sein. Anhand des Zubaus der anderen Erneuerbaren<br />

und zahlreichen weiteren Variablen<br />

wollte man das jährliche Ausschreibungsvolumen<br />

festsetzen. Rechnerisch wären sogar<br />

Jahre ganz ohne Ausschreibungen für Wind<br />

an Land möglich gewesen. Ein schwerer<br />

Schlag für die Windindustrie drohte, denn<br />

immer schon war ein starker Heimatmarkt<br />

im Rücken auf Dauer unverzichtbar, gewährleistet<br />

er doch Innovation und längerfristig<br />

die Standortsicherung im eigenen Land. Erst<br />

der lobenswerte Einsatz der Bundesländer in<br />

zwei Ministerpräsidentenkonferenzen führte<br />

schließlich zur Tilgung der Formel aus dem<br />

Gesetzentwurf.<br />

Stattdessen wurde ein festes Ausschreibungsvolumen<br />

von 2.800 MW für die Jahre<br />

2017 bis 2019 festgesetzt, ab 2<strong>02</strong>0 kommen<br />

nochmals 100 MW hinzu. Gemessen an<br />

den 4.400 MW Ausschreibungsmenge, die<br />

zur Erfüllung des im aktuellen EEG bereits<br />

festgesetzten Zubaukorridors von 2.500 MW<br />

netto erforderlich wären, gewiss ein Einbruch.<br />

Kommt ab 2<strong>02</strong>0 zudem dynamisches<br />

Repowering in Gang, so wächst die Windleistung<br />

in Deutschland umso langsamer an, je<br />

mehr Projekte erneuert werden. Dennoch<br />

können wir bei diesem Ausschreibungsvolumen,<br />

wenn es denn auch so kommt, verlässlich<br />

planen.<br />

Verschärfte Degression<br />

Wesentlich drastischer sind die Pläne in<br />

puncto Verschärfung der Degressionsschritte<br />

für Windanlagen in der Übergangszeit<br />

zwischen Festvergütung und Ausschreibungen<br />

ab 2017. Sah das EEG <strong>2016</strong> hier noch<br />

den atmenden Deckel mit einer zubauabhängigen<br />

Degression von bis zu 1,2 % pro<br />

Quartal vor, so haben die Befürworter des<br />

aktuellen EEG-Entwurfs nun gewaltig nachgelegt:<br />

Nach 1,2 % zum 1. April soll schon<br />

zwei Monate später eine Sonderdegression<br />

von einmalig 5 % greifen, welcher dann bereits<br />

zum 1. Oktober 2017 2,4 % Degression folgen.<br />

Diese 2,4 % setzen sich bei einem Zubau von<br />

jährlich 3.600 MW sogar vierteljährlich fort<br />

und somit summiert sich die Degression der<br />

Jahre 2017 und 2018 auf mehr als 18 %. „Ein<br />

gewaltiger Einschnitt für im Vertrauen auf das<br />

geltende EEG <strong>2016</strong> bereits geschlossene Verträge!“,<br />

erklärt ENERCON-Geschäftsführer<br />

Hand-Dieter Kettwig. „Offenbar will man um<br />

jeden Preis Projekte aus der Übergangsregelung<br />

in die Ausschreibungen zwingen.“ Ein<br />

Rechtsgutachten der Universität Dresden<br />

ergab gar verfassungsrechtliche Bedenken<br />

gegenüber der rückwirkenden Änderung von<br />

Bedingungen für Windanlagen in der Übergangsregelung.<br />

Ein Windhundrennen mit<br />

allen negativen Folgen für die Netzbelastung<br />

und den Netzausbau ist nun vorhersehbar.<br />

Eine weitere Sonderdegression in anderem<br />

Gewand birgt der § 51 des neuen Gesetzes.<br />

Er regelt nämlich die Ausgestaltung der<br />

Sechs-Stunden-Regelung, die seit 1. Januar<br />

<strong>2016</strong> Windenergieanlagen ab 3 MW installierter<br />

Leistung dann keine Vergütung mehr<br />

gewährt, wenn der Börsenstrompreis mehr<br />

als sechs Stunden in Folge negativ ist. Eine<br />

erhebliche Erleichterung für die Windmüller<br />

brachte im Strommarktgesetz die Kopplung<br />

des Vergütungsverlustes an negative Strompreise<br />

sowohl am Day-Ahead als auch am Intraday-Markt.<br />

Letzterer ist der Handelsplatz<br />

von Stromangeboten für den Folgetag, eröffnet<br />

also zumindest einen gewissen Spielraum<br />

für ein Marktlernen. Auch eine Studie zu dem<br />

Thema hatte ergeben, dass die Kopplung der<br />

beiden Märkte bei der Ermittlung der Dauer<br />

negativer Strompreise erhebliche Erleichterung<br />

brächte. Offen bleibt, warum der Gesetzgeber<br />

nun im Widerspruch zum Strommarktgesetz<br />

doch noch dafür gesorgt hat,<br />

dass allein der Spotmarkt an der Strombörse<br />

in Paris alleiniger Maßstab sein soll.<br />

Keine De-Minimis-Regelung<br />

Auch für die viel beschworene Akteursvielfalt<br />

ließ die Neuregelung u.E. letztlich keinen<br />

Platz im Gesetz. Die von der EU-Kommission<br />

explizit für den deutschen mittelständisch<br />

geprägten Markt geschaffene De-Minimis-<br />

Regel findet zurzeit gar keine positive Verwendung<br />

im Gesetz. Eine Ausnahmeregelung<br />

für Bürgerenergiegesellschaften ermöglicht<br />

lediglich eine frühere Ausschreibungsteilnahme.<br />

Eine echte Erleichterung ist das nicht<br />

– schließlich wird erst später im Projektverlauf<br />

klar, zu welchem Tarif letztlich ein Gebot<br />

realistisch möglich ist. Schwere Zeiten also,<br />

auf die die bisher noch stark mittelständische<br />

Onshore-Windbranche zusteuert! ENERCON<br />

wird sich jedoch der Herausforderung stellen<br />

und auch Hilfe anbieten, wenn es um Netzausbauzonen-Implementierung<br />

geht, oder<br />

Speicherideen, grüne Regionen, grüne Netze<br />

etc. Herausforderungen bieten auch Chancen!<br />

So wollen wir es angehen. //<br />

Foto: BEE/Axel Schmidt<br />

Starke ENERCON Präsenz bei der „Energiewende<br />

retten!“-Demonstration Anfang Juni in Berlin.<br />

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windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 21


POLITIK_<br />

Die Energiewende –<br />

nur noch absurder Kostentreiber<br />

wider bessere Vernunft?<br />

Klare Botschaft<br />

an die Politik.<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN KOMMEN IN POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNTER DRUCK.<br />

Wurde Biogas durch die Debatte<br />

um die Kosten der Erneuerbaren<br />

Energien als erstes auf Halt gestellt,<br />

so scheint nun auch für Wind an Land<br />

als eigentlichem Billigmacher der Energiewende<br />

die Vollbremsung nicht mehr ausgeschlossen.<br />

Neuestes Argument gegen den<br />

weiteren Ausbau: Mangels Netzkapazität<br />

nicht voll einspeisefähige oder erst gar nicht<br />

angeschlossene Windparks hätten die Entschädigungszahlen<br />

für entgangene Einspei-<br />

Rund 1.500 ENERCON Mitarbeiter beteiligten<br />

sich an der Demonstration in Berlin und forderten<br />

die Fortsetzung der Energiewende und sichere<br />

Perspektiven für die Arbeitsplätze in der Onshore-<br />

Windenergiebranche.<br />

sung in absurde Höhen getrieben. Und ein<br />

Ende der Entwicklung: nicht absehbar!<br />

Nicht berücksichtigt ist bei diesem Vorwurf<br />

gegen die Erneuerbaren Energien jedoch,<br />

dass die konventionellen Kraftwerke keineswegs<br />

bei viel Wind und Sonne ihre Einspeisung<br />

maximal drosseln um den gesetzlichen<br />

Vorrang für die Erneuerbaren einzuhalten. So<br />

zeigt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag<br />

von Greenpeace, dass das Kernkraftwerk<br />

Brokdorf in Schleswig-Holstein und das Kohlekraftwerk<br />

Moordorf in Hamburg zu Starkwindzeiten<br />

mit viel Einspeisemanagement<br />

keineswegs ihre Leistung bis zur möglichen<br />

Untergrenze gedrosselt haben. Stattdessen<br />

hatte selbst bei maximaler Abregelung Erneuerbarer<br />

Energien insbesondere Brokdorf<br />

mitunter hohe Einspeiseleistungen. Mögliche<br />

Gründe für diese Situationen sind zwar technische<br />

Restriktionen, das Erbringen von Systemdienstleistungen<br />

oder die Bereitstellung<br />

von Besicherungsleistung. Im derzeitigen<br />

Regulierungsrahmen erhalten die Kraftwerke<br />

aber auch keine Anreize, ihre Produktion zum<br />

Beispiel auf Netzengpässe hin auszurichten.<br />

Keine Anreize für Kraftwerksbetreiber<br />

Der rein marktgeführte Betrieb von Anlagen<br />

im Stromsystem erstreckt sich auch<br />

auf die Pumpspeicher im Stromverbund:<br />

Die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

haben eine Gesamtleistung von rund 10 Gigawatt.<br />

Sie werden rein marktgeführt betrieben.<br />

Durch eine konsequente Änderung der Fahrweise<br />

hin zur Unterstützung des Netzbetriebs<br />

durch Redispatch-Maßnahmen lassen sich<br />

die Pumpspeicher hingegen zur Netzentlastung<br />

nutzen.<br />

Einen wahren Befreiungsschlag beim Thema<br />

Netzabschaltungen schlug kürzlich der<br />

Netzbetreiber 50 Hertz vor: Würde man auch<br />

konventionelle Anlagen ins Einspeisemanagement<br />

mit einbeziehen und so zu jedem<br />

Zeitpunkt durch die Netzbetreiber in der<br />

Regelzone wirklich so weit wie möglich abregeln,<br />

würden die netzbedingten Abschaltungen<br />

von Windenergieanlagen auf einen<br />

Bruchteil zurückgehen. Und ganz nebenbei<br />

käme so der ohnehin gesetzlich festgelegte<br />

Vorrang für Erneuerbare Energien seinem<br />

Vollzug ein Stück näher.<br />

Schon länger weist die Branche zudem darauf<br />

hin, dass das Netz auch dadurch effektiv<br />

entlastet werden kann, dass der Erneuerbare<br />

Strom erst gar nicht ins Netz eingespeist,<br />

sondern vor Ort anderweitig verbraucht<br />

wird. Möglich sind unter dem Begriff „Sektorkopplung“<br />

Nutzungen wie Wärmepumpen<br />

vor Ort, aber auch regionale Konzepte<br />

für Elektromobilität und die Umwandlung in<br />

Wasserstoff und Methan. Im EEG wollte die<br />

Bundesregierung davon jedoch nichts wissen<br />

und legte fest, dass in den Ausschreibungen<br />

bezuschlagte Erneuerbaren-Anlagen ihren<br />

Strom zu 100 % ins öffentliche Netz einspeisen<br />

müssen. Eine widersinnige Reglung,<br />

sorgt sie doch dafür, dass bei Netzengpässen<br />

nahezu voll vergüteter Strom durch Abschaltung<br />

weggeworfen wird. Die Erlaubnis<br />

zur weiteren Nutzung statt Netzeinspeisung<br />

in Zeiten von Netzabschaltungen könnte hier<br />

erhebliche Abhilfe schaffen und die viel zitierte<br />

Sektorkopplung auch mit Leben füllen.<br />

Ganz nebenbei sorgt die Regelung auch dafür,<br />

dass es viel schwieriger wird, mit Windenergieanlagen<br />

Industriebetriebe mit Eigenstrom<br />

zu versorgen.<br />

Ausbaudrosselung als einzige Maßnahme<br />

Aktuell wird die Bundesregierung als Abhilfe<br />

angesichts der wachsenden Netzabschaltungen<br />

in dem ständig positiv wachsenden Gebiet<br />

Onshore den Zubau in den nächsten Jahren<br />

drosseln. Auf 58 % des Ausbaus der letzten<br />

drei Jahre wird die Ausschreibungsmenge<br />

in den so genannten Netzausbauregionen<br />

künftig gedeckelt. Wo genau diese Regionen<br />

liegen, legt die Bundesnetzagentur nach Verabschiedung<br />

des EEG <strong>2016</strong> fest. Schon jetzt<br />

ist aber klar, dass Länder wie Schleswig-<br />

Holstein, die ihre Hausaufgaben beim Netzausbau<br />

in den letzten Jahren erledigt haben,<br />

Foto: BEE/Axel Schmidt<br />

voll von der Drosselung der Energiewende<br />

auf ihrem Boden betroffen sein werden. Ein<br />

Anreiz, sich künftig besonders um einen zügigen<br />

Netzausbau zu bemühen, erwächst<br />

aus der Regel also nicht. Sie kann aber sehr<br />

wohl dazu führen, dass es in einigen Jahren<br />

schwierig werden kann, den Ausschreibungskorridor<br />

mit Projekten zu füllen, wenn bisherige<br />

Spitzenreiter beim Windausbau wie Niedersachsen<br />

und Schleswig-Holstein zeitlich<br />

unbefristete Fußfesseln angelegt bekommen.<br />

Nach wie vor plädieren wir für offene Netzplanungen<br />

und ein intelligentes Miteinander in<br />

den Netzagenturen. Die Erneuerbaren müssen<br />

mit an den Tisch, wenn es darum geht,<br />

die Netzzonen festzulegen, denn wir wissen,<br />

wo die Ausbauten stattfinden, haben die Daten<br />

etc. Zudem wollen wir als Onshore-WEA-<br />

Hersteller und Betreiber nicht hoffen, dass<br />

die nicht planbaren Netzanschlüsse der festen<br />

Offshore-Planungen weitere negative Diskussionen<br />

und Entscheidungen bezüglich des<br />

Ausbaus der Erneuerbaren an Land mit sich<br />

ziehen, denn zurzeit haben wir drei Systeme<br />

am Start. Hier muss geordnet werden!<br />

Die Politik ist daher dringend gefordert, die<br />

mit dem Ausbau der Leitungen beauftragten<br />

Netzbetreiber auch zu einem zügigen Arbeiten<br />

anzuhalten. Derzeit ergeben sich aus zögerlicher<br />

Projektabwicklung beispielsweise<br />

keine Nachteile für Tennet & Co., denn es gibt<br />

keine Pönalen für zu schleppenden Projektvollzug.<br />

Nach dem Motto „was langsam ist,<br />

kommt auch zum Ziel“ müssen die anderen<br />

warten und zahlen. So kann es auch nicht<br />

weitergehen. //<br />

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windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 23


PRAXIS_<br />

Erstes Repowering<br />

in Bayern abgeschlossen<br />

ANSTELLE VON ZWEI ALTEN PFLEIDERER-ANLAGEN ERRICHTETE ENERCON<br />

BEI KRAFTISRIED 2 X E-115/3 MW.<br />

Üblicherweise verlaufen die Vorbereitungen für den Aufbau von<br />

neuen Windenergieanlagen weniger aufwendig als beim Projekt<br />

„WildKraft“ bei Kraftisried in Bayern. Bevor ENERCON auf dem<br />

Haarberg im Landkreis Ostallgäu/Schwaben mit der Errichtung von<br />

2 x E-115/3 MW beginnen konnte, wurde erst einmal Platz geschaffen.<br />

Auf dem Höhenrücken sind nur maximal 11 Anlagen genehmigt, daher<br />

mussten zunächst zwei der Bestandsanlagen weichen.<br />

Es war nach Angaben des Allgäuer Überlandwerks (AÜW), das an der<br />

Betreibergesellschaft beteiligt ist, die erste Sprengung von Windenergieanlagen<br />

in Bayern. Zudem handelt es sich bei dem Projekt um die<br />

erste Erneuerung bereits errichteter Anlagen im Freistaat.<br />

Das „Repowering“ war nicht nur genehmigungsrechtlich erforderlich.<br />

Es gab für die defekten elf Jahre alten Pfleiderer-Anlagen auch keine<br />

Ersatzteile mehr. Sie waren laut AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke<br />

ein „technischer Totalschaden“.<br />

Davon abgesehen sprachen wirtschaftliche Gründe dafür, die Altanlagen<br />

durch moderne ENERCON WEA zu ersetzen: Während die beiden<br />

Pfleiderer-Turbinen mit je 1,5 MW Nennleistung zusammen rund<br />

2,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugten, beträgt der erwartete<br />

Jahresenergieertrag der beiden E-115 laut AÜW rund 13 Millionen<br />

Kilowattstunden – mehr als fünfmal so viel und somit eine deutliche<br />

Effizienzsteigerung.<br />

Neue ENERCON E-115<br />

am Standort Kraftisried.<br />

Errichtet wurden die E-115 auf Hybridtürmen mit 149 Meter Nabenhöhe.<br />

Die Inbetriebnahme erfolgte Anfang des Jahres. Die Hälfte der Anteile<br />

an der Betreibergesellschaft ist für Bürgerbeteiligungen angelegt.<br />

45 Prozent hält die BioEnergie Allgäu (BEA), ein Zusammenschluss von<br />

AÜW, Allgäuer Kraftwerke (AKW) und des Zweckverbands für Abfallwirtschaft<br />

Kempten (ZAK). Die restlichen 5 Prozent hält die Wilpoldsrieder<br />

Dorfentwicklungs GmbH. //<br />

Rückbau der Altanlagen (oben) sowie Fundament- und Turmbau einer<br />

neuen E-115 am Standort Kraftisried.<br />

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windblatt <strong>02</strong>_<strong>2016</strong> 25


PRAXIS_<br />

Saubere Energie<br />

von der Halde<br />

Errichtete ENERCON E-115 am<br />

Haldenstandort Lohberg.<br />

ENERCON HAT AUF DEM EHEMALIGEN ZECHENGELÄNDE IN<br />

DINSLAKEN LOHBERG/NORDRHEIN-WESTFALEN EINE E-115/3 MW ERRICHTET.<br />

SIE IST BESTANDTEIL DES GRÖSSTEN ZUSAMMENHÄNGENDEN<br />

CO2-NEUTRALEN AREALS EUROPAS.<br />

Es gibt nur wenige Windenergie-Standorte in Deutschland, die<br />

den revolutionären Umbau des Energiesystems von fossil auf<br />

erneuerbar so anschaulich symbolisieren wie Dinslaken Lohberg.<br />

Die Halde im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) gehört zur<br />

ehemaligen Zeche Lohberg, die bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 2005<br />

Steinkohle förderte. Direkt auf der Bergehalde hat ENERCON kürzlich<br />

eine E-115/3 MW mit 135 m Nabenhöhe errichtet.<br />

Ende April erfolgte die offizielle Einweihung. Betrieben wird die E-115<br />

von der Windkraft Lohberg GmbH, einer Kooperation aus dem Energieversorger<br />

RWE, dem Kraftwerksbetreiber Steag, dem Bergbaukonzern<br />

RAG und den Stadtwerken Dinslaken. Sie will aus dem ehemaligen<br />

Zechengelände das größte zusammenhängende CO2-neutrale<br />

Areal Europas machen und damit der Energiewende am Niederrhein<br />

Rechnung tragen.<br />

Energie wird auf dem Gelände künftig ausschließlich aus regenerativen<br />

Ressourcen gewonnen: Dazu wurde ein mit Biomethan betriebenes<br />

Blockheizkraftwerk errichtet und „als lokale Landmarke<br />

des ökologisch verantwortungsvollen und Ressourcen schonenden<br />

Energiezeitalters“, so die Betreiber, die E-115 Windenergieanlage von<br />

ENERCON. Ihr prognostizierter Jahresenergieertrag beträgt 9 Millionen<br />

Kilowattstunden. Das ist genug saubere Energie, um 3.000 Haus-<br />

halte der Stadt Dinslaken zu versorgen, und spart im Vergleich zur<br />

konventionellen Stromerzeugung 6.330 Tonnen CO2 pro Jahr.<br />

Aufgrund der besonderen Bodenverhältnisse erfolgte die Gründung<br />

der E-115 mit Hilfe von Rüttelstopfverdichtung. Da auf der Halde nur<br />

beschränkter Platz zur Verfügung stand, setzte ENERCON beim Aufbau<br />

seinen Turmdrehkran ein. Auch bei der Anlagenmontage war<br />

Spezialequipment erforderlich: Die Rotorblätter wurden mit einem<br />

Selbstfahrer und dem beweglichen Alpin-Transportgestell auf die Halde<br />

befördert. Eine Spitzkehre an der Zuwegung machte den Transport<br />

mit regulären Blatttransportern unmöglich.<br />

Der exponierte Standort – die Geländeoberkante am Aufbauort befindet<br />

sich 110 m über Normalnull, während die Umgebung durchweg<br />

nur 25 bis 30 m über dem Meeresspiegel liegt – ist der Grund dafür,<br />

dass der Turmfuß der E-115 auf Kundenwunsch in Blau- statt in der<br />

typischen ENERCON Grünabstufung ausgeführt ist. In dieser Farbvariante<br />

wurden bislang nur wenige WEA errichtet. Doch es könnten<br />

schon bald mehr werden. So sind bereits weitere Windenergieprojekte<br />

an Haldenstandorten in der Region in Planung. Ein bemerkenswerter<br />

Nebeneffekt der Energiewende: In Nordrhein-Westfalen entwickeln<br />

sich die Hinterlassenschaften des fossilen Energiezeitalters zum<br />

Standortvorteil der Erneuerbaren. //<br />

Beim Aufbau der E-115 auf der Halde<br />

Lohberg setzte ENERCON seinen<br />

Turmdrehkran ein.<br />

Fotos: RWE<br />

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INTERNATIONAL_<br />

ENERCON installiert<br />

2.000 MW<br />

in Kanada<br />

DIE WICHTIGE WEGMARKE WURDE BEIM AUFBAU DES NIAGARA PROJEKTS IN<br />

ONTARIO ERREICHT. AUCH IN ZUKUNFT BESTEHEN GUTE PERSPEKTIVEN FÜR ENERCON<br />

IN DEM NORDAMERIKANISCHEN MARKT.<br />

Grund zum Feiern für ENERCON in Kanada: Anfang Mai wurde<br />

dort die wichtige 2.000 MW-Marke bei der Installation erreicht.<br />

Das 2.000ste Megawatt wurde beim Aufbau des Windparks<br />

Niagara Region Wind Farm (NRWF) in der Provinz Ontario installiert.<br />

Für das Großprojekt (Parkleistung 230 MW) im Bezirk West Lincoln<br />

der Stadt Wainfleet in Haldimand County errichtet ENERCON derzeit<br />

insgesamt 77 x E-101/3 MW. Die 2.000er-Marke wurde beim Aufbau<br />

der 35sten Maschine geknackt.<br />

ENERCON ist bereits seit 2001 in Kanada aktiv. Die erste Windenergieanlage,<br />

eine E-40/600 kW, wurde seinerzeit beim Windenergieprojekt<br />

Lundbreck in der Provinz Alberta errichtet. Sie ist immer<br />

noch in Betrieb.<br />

Heute umfasst ENERCONs Aufbaubilanz insgesamt 889 Windenergieanlagen<br />

und Kanada gehört zu ENERCONs wichtigsten internationalen<br />

Schlüsselmärkten. Aktuell hält ENERCON 18 Prozent<br />

ENERCON Projekt Niagara<br />

in Ontario/Kanada mit 77 x E-101/3,05 MW.<br />

Marktanteil am kanadischen Windenergiemarkt und gehört zu den<br />

größten Anlagenherstellern im Land.<br />

Für die Zukunft bestehen für ENERCON in Kanada gute Perspektiven.<br />

Nach Brasilien und China hat Kanada in den vergangenen drei<br />

Jahren das drittgrößte Wachstum aller Windenergiemärkte weltweit<br />

verzeichnet. Mit Ausbauzielen von 4.000 MW bis 2030 in der Provinz<br />

Alberta, 1.600 MW bis 2030 in der Provinz Saskatchewan und etlichen<br />

neuen langfristigen Erneuerbaren-Planungen auf Provinzebene, die<br />

fast allesamt Windenergie einschließen, sind die Marktaussichten gut.<br />

Der Ausblick zeigt für die nächsten vier Jahre 1.000 bis 1.500 MW an zu<br />

installierender Windenergieleistung onshore pro Jahr.<br />

Ein Vorteil für ENERCON ist die neue Anlagenplattform EP4, auf deren<br />

Basis die kurz vor Serieneinführung stehende E-126 EP4/4,2 MW und<br />

die sich in der Prototypenphase befindliche neue Schwachwindanlage<br />

E-141 EP4/4,2 MW aufbauen. Das Kundeninteresse an Maschinen der<br />

EP4 Plattform ist in Kanada groß. Die EP4 wird ENERCON neue Möglichkeiten<br />

eröffnen und helfen, weitere Marktanteile zu erobern. //<br />

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INTERNATIONAL_<br />

Großprojekt<br />

in Brasilien erfolgreich am Netz<br />

FÜR DEN KUNDEN BRENNAND ENERGIA INSTALLIERTE ENERCON IM BUNDESSTAAT<br />

BAHIA 67 X E-92/2,35 MW. DAS GROSSPROJEKT BESTEHT AUS FÜNF EINZELWINDPARKS,<br />

DEREN ENERGIEMENGEN IN AUKTIONEN 2013 DEN ZUSCHLAG ERHIELTEN.<br />

Für ENERCON war es eine gelungene Premiere: Trotz großer Herausforderungen<br />

während der Aufbauphase ging ENERCONs<br />

erstes Windenergieprojekt in Brasiliens Bundesstaat Bahia mit<br />

insgesamt 67 Windenergieanlagen vom Typ E-92/2,35 MW erfolgreich<br />

ans Netz. Eine gute Projektperformance und ein zufriedener Kunde<br />

versetzen ENERCON in eine aussichtsreiche Ausgangslage, was die<br />

Beteiligung an Folgeprojekten in Bahia, eine der für die Onshore-<br />

Windenergie wichtigsten Regionen des Landes, anbelangt. „Wir sind<br />

dadurch in einer guten strategischen Position für zukünftige Projekte“,<br />

bestätigt Rafael Justi, Senior Sales Manager Brasilien bei ENERCONs<br />

brasilianischer Tochter Wobben Windpower.<br />

Errichtet wurden die E-92 für ENERCONs Kunden Brennand Energia<br />

auf Hybridtürmen mit 98 Meter Nabenhöhe. Das Großprojekt mit einer<br />

Gesamtleistung von 157,45 MW in der Stadt Sento Sé im Nordosten<br />

Brasiliens gliedert sich in die fünf Windparks Baraunas I, Mussambe,<br />

Morro Branco, Baraunas II und Banda de Couro. Die ersten drei Windparks<br />

erhielten in Brasiliens Energy Reserve Auction im August 2013,<br />

die anderen beiden in der A-5 Ausschreibung im Dezember 2013 den<br />

Zuschlag. Insgesamt wurde bei beiden Ausschreibungen eine jährliche<br />

Energiemenge von 494 Gigawattstunden angeboten.<br />

Für Errichtung und Inbetriebnahme der Turbinen galt ein enger Zeitplan.<br />

Die Berglandschaft, widrige Windbedingungen sowie die gesamte<br />

Logistik für das Großprojekt sorgten für weitere Herausforderungen,<br />

die jedoch gemeistert wurden. In manchen Wochen wurden mehr<br />

als 100 Schwertransporte mit Fertigteilbetonturmsegmenten auf den<br />

Baustellen entladen.<br />

Die Segmente wurden in ENERCONs neuem Turmwerk Juazeiro gefertigt.<br />

Die 66.000 Quadratmeter große Produktionsstätte war Anfang<br />

2015 in Betrieb genommen worden, um die Komponenten für Projekte<br />

in Bahia zu produzieren. Die Rotorblätter lieferte das Werk in Pecém<br />

im Bundesstaat Ceará. Generatoren und Maschinenhäuser wurden<br />

in den Werken in Sorocaba im Bundesstaat São Paulo gefertigt. Inbetriebnahme<br />

der ersten drei Windparks erfolgte im Dezember 2015.<br />

Die beiden anderen Teilprojekte folgten im März <strong>2016</strong>.<br />

Der Kunde ist mit den bisherigen Erfahrungen mit ENERCON und der<br />

ENERCON Technologie sehr zufrieden, so dass bereits gemeinsame<br />

Planungen für weitere Windparks in der Region gestartet wurden.<br />

Stand erstes Quartal <strong>2016</strong> hat ENERCON in Brasilien 1.198 MW installiert.<br />

Das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent, was ENERCON<br />

zur Nummer Drei in Brasilien macht. „Auf dem brasilianische Markt<br />

herrscht starker Konkurrenzkampf. Außerdem erfordert er local content“,<br />

erläutert Rafael Justi. „Auf der anderen Seite ist Brasilien ein<br />

vielversprechender Markt: Als Schwellenland benötigt Brasilien viel<br />

Energie und Windenergie ist neben Wasserkraft die wettbewerbsfähigste<br />

Energieform. Langfristig werden zwei bis drei Gigawatt Installationsleistung<br />

pro Jahr erwartet.“ //<br />

ENERCON E-92 in der Region Sento Sé<br />

im Bundesstaat Bahia/Brasilien.<br />

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