<strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> „Eine Berggeschichte“, 2012 F ür den Kunstraum in Dornbirn schuf der Künstler <strong>Tue</strong> Greefort einen 5,5 Meter hohen Kuppelbau mit einem Durchmesser von etwa 12,5 Metern. Es ist eine zeltartige Konstruktion aus Dreieckselementen, die mit großformatigen Postern bedeckt sind. Weitere Objekte ergänzen die Kunstinstallation. D as gezeigte Werk und seine Teile lassen sich keiner bestimmten Kunstgattung wie Plastik, Malerei, Zeichnung oder neuen Medien zuordnen. Manches erinnert an Design und Architektur. Tatsächlich hat sich <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> bei seiner Arbeit in der ehemaligen Montagehalle von einem Architekten anregen lassen. Es war R. Buckminster Fuller, ein großer Erfinder, Philosoph und Vordenker des 20. Jahrhunderts. Er suchte zeitlebens nach der idealen Lösung für unser Überleben auf dem Planeten Erde. Eines seiner Werke war der „Geodätische Dom“, eine Kuppelkonstruktion, auf die <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> Bezug nimmt (→ Seite 4/5). Auch in der amerikanischen Hippiekultur (→ Seite 6) und beim Militär (→ Seite 7) spielten solche zeltartigen Bauten eine Rolle. W ie Fuller macht sich auch <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> Gedanken über Fragen der Umwelt, das Energieproblem, den Klimawandel, das Zusammenleben der Menschen (→ Interview auf Seite 10). Er überschreitet dabei immer wieder die Grenzen der Kunst und beschäftigt sich Eine Berggeschichte mit verschiedensten Fachrichtungen der Wissenschaft, mit Geschichte, Architektur, Ingenieurskunst (→ Seite 8/9) und vor allem mit der Natur. Wie in vielen seiner Arbeiten nimmt <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> Bezug auf andere Künstler und Denker. Er holt sie damit in unser Gedächtnis zurück, entwickelt sie weiter und stellt deren Ideen zur Diskussion. G leichzeitig sucht <strong>Greenfort</strong> immer eine Verbindung zwischen dem Kunstwerk und dem Ort, an dem es entsteht und gezeigt wird. In diesem Fall ist es die alte Montagehalle. S o entsteht aus dem Zusammenspiel völlig unterschiedlicher Elemente im Raum eine Art sichtbares Gedankengebäude, das sich die Besucher während ihres Aufenthalts erschließen und immer wieder neu zusammensetzen können. D as vorliegende <strong>Kunstheft</strong> versucht diese Bezüge aufzudecken und verständlich zu machen. Es bietet zusätzliches, informatives Material und liefert Arbeitsvorschläge für eigene Erkundungen und künstlerische Zugänge. <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> hat für sein Kunstprojekt einen sehr poetischen Titel gewählt: „Eine Berggeschichte“. Der Titel weckt unsere Neugierde. Er lässt uns an Geschichten von der Bergwelt denken, an die romantische Fernsicht, an steile Felsen, auch an Bergsteigerdramen und gewagte Rettungsaktionen. Von all dem ist in der Ausstellung nichts zu sehen. Und dennoch hat <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong>s Arbeit viel damit zu tun: Denn es geht dem Künstler um ein Nachdenken über die Natur, über unser Verhältnis zu ihr und darum, wie wir unser künftiges Leben auf dem „Raumschiff Erde“ gestalten. Dieses Nachdenken beginnt immer dort, wo wir gerade stehen. Der Titel nimmt deshalb Bezug auf den Ausstellungsort: Dornbirn, die größte Stadt Vorarlbergs, liegt am Fuße der Alpen, ein Gebirge, das durch den globalen Klimawandel, die Besiedelung und den Tourismus starken Veränderungen unterworfen ist. Arbeitsvorschläge • Überlege und diskutiere in der Lerngruppe: Vor welchen großen Herausforderungen steht die Menschheit im 21. Jahrhundert? • Sammle bei einem Rundgang möglichst viele Eindrücke von den gezeigten Objekten der Installation. Halte deine Beobachtungen und Eindrücke stichpunktartig in kleinen Notizen, Skizzen oder mit Hilfe einer Kamera fest. • Setze die einzelnen Stationen deiner Beobachtungen zu einer von dir erfundenen Geschichte zusammen. Die im Kunstraum gezeigten Dinge und der Kunstraum selbst können in beliebiger Reihenfolge in der von dir verfassten Geschichte auftauchen. Umsetzung entweder in Stichpunkten, als ausformulierter geschriebener Text oder als Bildergeschichte. Stellt dann in der Lerngruppe eure Ergebnisse gegenseitig vor und überlegt: Gibt es Gemeinsamkeiten, worin unterscheiden sich die Texte bzw. Bildgeschichten? • <strong>Tue</strong> <strong>Greenfort</strong> nennt sein Kunstprojekt „Eine Berggeschichte“. Welche anderen Titel wären denkbar und passend? Fotografie: Robert Fässler, Lauterach 2 3