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Bonamea - Ausgabe 2 / 2016

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onamea<br />

Chancen, Risiken & Trends am Immobilienmarkt.<br />

2/<strong>2016</strong><br />

BAU-<br />

KUNST<br />

Hotels von berühmten Architekten<br />

Micro-Homes: Zurück zum Wesentlichen<br />

Immobilien-Dorado London<br />

a€ 6,90 d€ 7,50


a€ 3,50 d€ 4,00<br />

bonamea<br />

… UND DIE ERFOLGS-<br />

GESCHICHTE GEHT WEITER!<br />

EDITORIAL //<br />

LIEBE LESERINNEN,<br />

LIEBE LESER !<br />

In Zeiten wirtschaftlicher<br />

Krisen, zunehmender Migrationsbewegungen<br />

und<br />

damit einhergehenden<br />

politischen Umbrüchen,<br />

überfüllten Großstädten<br />

sowie den immer deutlicher<br />

werdenden Auswirkungen<br />

einer globalen<br />

Umweltzerstörung denken<br />

immer mehr Menschen<br />

darüber nach, ob unser auf<br />

Konsum basierendes Gesellschaftsmodell tatsächlich das einzig<br />

Wahre sein kann. In diesem Zusammenhang lässt sich der Boom<br />

kleiner und kleinster Wohneinheiten erklären.<br />

Unter dem Motto „Zurück zum Wesentlichen“ dachte bereits<br />

eine Reihe berühmter Architekten und Designer von Le Corbusier<br />

bis Renzo Piano über Mikroarchitekturen nach. Moderne<br />

Micro-Homes spielen dabei technisch alle Stücke: Mittels Solarund<br />

Windkraft wird Strom erzeugt und gespeichert, Regenwasser-Sammelanlagen<br />

sowie -Aufbereitung und Komposttoilette<br />

machen die modernen Nomaden unabhängig von kommunalen<br />

Versorgungsnetzen. Selbstverständlich sind die smarten Kleinen<br />

auch noch ultramobil. Also, ich bin dann mal weg ...<br />

Architekturbegeisterte mit Reisefieber könnten sich aber auch<br />

wie unsere Autorin Carola Leitner auf Spurensuche nach alten<br />

und neuen Baujuwelen machen. Umso besser, wenn man sich<br />

dort in Hotelzimmer mit originaler Möblierung einmieten kann.<br />

So wird etwa das ehemalige Ateliergebäude des Bauhaus in Dessau<br />

heute touristisch genutzt, ebenso wie das Loos-Haus in Payerbach<br />

oder das Hôtel Le Corbusier in Marseille. Wer zeitgenössische<br />

Baukultur bevorzugt, kann zwischen Norman Fosters Me<br />

Hotel in London, Jean Nouvels The Hotel in Luzern und Frank<br />

Gehrys exzentrisches Marqués de Riscal im spanischen Weindorf<br />

Elciego wählen, letzteres ziert das Cover dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Apropos London: Robert Prazak hat sich die neuesten Stadtentwicklungs-Projekte<br />

im Dorado internationaler Immobilien-Investoren<br />

angesehen. In der britischen Hauptstadt ist neben dem<br />

Brexit wohl das Milliardengrab London Garden Bridge, die zum<br />

Teil durch Crowdfunding finanziert werden soll, Gesprächsthema<br />

Nummer eins. In London ist wie in San Francisco, Los Angeles und<br />

ja, auch in Wien, sowohl im Bereich Grünraumgestaltung als auch<br />

bei Häusern und Wohnungen ein Trend zur Miniaturisierung festzustellen:<br />

Alexandra Rotter schreibt in ihrem Debüt bei bonamea<br />

über parkplatzgroße Parklets, die in Wien auch Grätzloase oder<br />

Brettlgärten genannt werden. Last but not least: Was sich in Graz<br />

in Sachen Smart City tut, darüber berichtet Sonja Tautermann.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Ulrike Springer<br />

Chefredakteurin<br />

Verbrauch: 3,7–6,6 l/100 km.<br />

CO 2 -Emission: 99–154 g/km.<br />

bonamea<br />

Chancen, Risiken & Trends am Immobilienmarkt.<br />

2/<strong>2016</strong><br />

www.bonamea-mag.com<br />

Der einzigartige ŠKODA Octavia.<br />

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Erleben Sie sein Raumangebot, sein herausragendes Design und das beruhigende Gefühl der Sicherheit. Das alles und vieles mehr<br />

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BAU-<br />

KUNST<br />

Hotels von berühmten Architekten<br />

Micro-Homes: Zurück zum Wesentlichen<br />

Immobilien-Dorado London<br />

BAU KUNST<br />

Frank Gehry – Marqués de Riscal in Elciego, Spanien<br />

Das Luxushotel Marqués de Riscal ist mit seiner Fassade, die aus wild geschwungenen Metallbändern besteht, ein Musterbeispiel des<br />

dekonstruktivistischen Architekturstils. Der kalifornische Stararchitekt Frank Gehry gehört zu deren wichtigsten Vertretern. Er setzte einen<br />

bewussten Kontrast zu den umgebenden traditionellen Bauten des spanischen Weinbaugebietes. www.hotel-marquesderiscal.com<br />

Details bei Ihrem ŠKODA Berater. Symbolfoto. Stand 06/<strong>2016</strong>. Alle angegebenen Preise sind unverb., nicht kart. Richtpreise inkl. NoVA und MwSt. Gültig ab Kaufvertrag-/Antragsdatum 2.5.<strong>2016</strong><br />

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bonamea 2 // 3


ein neues<br />

kapitel beginnt.<br />

DER NEUE VOLVO XC90.<br />

MADE BY SWEDEN.<br />

volvocars.at


onamea<br />

// INHALT<br />

ARCHITEKTUR<br />

12 ARCHI // NEWS<br />

Aktuelle Meldungen, Auszeichnungen, Ausstellungen,<br />

Buchtipps<br />

18 Ausgezeichnet: Giencke & Company<br />

ARCHITEKTUR-JUWEL<br />

Volker Gienckes Konzerthalle „Great Amber“ in<br />

Liepaja wurde mit dem A+Award <strong>2016</strong> ausgezeichnet.<br />

22 bonamea Trend<br />

MIKRO-HÄUSER<br />

Die kleinsten Häuser der Welt bieten auf weniger als 30<br />

m 2 Wohnfläche energieautarkes Wohnen.<br />

30 bonamea Porträt<br />

ADOLF KRISCHANITZ<br />

Der österreichische Architekt über sozialen Wohnbau<br />

in Zeiten der Verkleinbürgerung der Gesellschaft, das<br />

Verhältnis zwischen Kunst und Bau, Brickolage u.v.m.<br />

36 bonamea Reise<br />

ARCHITEKTEN-HOTELS<br />

Entwürfe von Walter Gropius, Le Corbusier, Adolf<br />

Loos, Jean Nouvel, Norman Foster und Frank Gehry.<br />

42 Healing Architecture<br />

MAURER & PARTNER<br />

Wohlbefinden fördert die Heilung. Bei der Planung<br />

moderner Krankenhäuser orientiert man sich deshalb<br />

am Komfort von Hotelbauten.<br />

48 bonamea Trend<br />

WELLNESS-MÖBEL<br />

Relax-Liegen, Sofas und Lounge Chairs für draußen.<br />

IMMOBILIEN-WIRTSCHAFT<br />

50 IMMO // NEWS<br />

Spatenstiche, aufregende Projekte, Auszeichnungen,<br />

Buchtipps<br />

52 HN-Group Sommerfest<br />

WELCOME IN PARADISE<br />

Am 8. Juni <strong>2016</strong> feierte die HN-Multimedia Group ein<br />

rauschendes Sommerfest im Palais Coburg.<br />

54 Immobilien Investment<br />

IMMOBILIEN-DORADO LONDON<br />

Das Interesse ausländischer Investoren sorgt für<br />

steigende Preise, an neuen Projekten mangelt es nicht.<br />

60 Immobilien Crowdfunding<br />

AUF DER SUCHE NACH LUKRATIVEN<br />

ANLAGEMÖGLICHKEITEN<br />

Von der London Garden Bridge bis zum ersten<br />

Wolkenkratzer Kolumbiens: In Zeiten anhaltender<br />

Niedrigzinspolitik wird Crowdinvesting zunehmend<br />

attraktiv für internationale Investoren.<br />

64 Wertsteigerung Balkonanbau<br />

SCHÖNE AUSSICHTEN<br />

Mit der 2014 in Kraft getretenen Wiener Bauordnung<br />

ist der nachträglich angebaute Balkon wieder in<br />

greifbare Nähe gerückt.<br />

70 Private Wohnungsvermietung<br />

WELTWEIT ZUHAUSE<br />

Eine Wohnung an Reisende zu vermieten scheint in<br />

Zeiten von Airbnb ein einfaches Geschäft zu sein. Doch<br />

die rechtlichen Hürden sind höher, als man denkt.<br />

76 HouseSitting<br />

GUT BEHÜTET<br />

Housesitter sind mehr als bloß ein reiner Einbruchsschutz.<br />

Denn wer verreist, möchte Haus, Wohnung,<br />

Garten und Haustier bei der Rückkehr gerne so<br />

wiederfinden, wie er oder sie es verlassen hat.<br />

Financial Planning.<br />

fundiert. klar. nachhaltig.<br />

Vergangene Erfahrungen, künftige Ziele und Wünsche sind es, die unser aller Zukunft gestalten. Die Zeit vorwegzunehmen<br />

ist zwar seit jeher ein menschlicher Traum – jedoch immer noch unmöglich. Ein konkreter Plan heißt Sicherheit und<br />

gibt einen roten Faden für den Weg in Ihre Zukunft – ein Unikat.<br />

Das PRIVAT BANK Financial Planning sorgt – ähnlich wie bei einer Unternehmensplanung – für einen Überblick der Finanzen,<br />

analysiert und sucht Wege, Ihre Vermögensstruktur zu verbessern. Das wesentliche Ziel des Financial Plannings ist die<br />

Abstimmung der einzelnen Elemente Vermögen, Liquidität, Sicherheit und Vorsorge aufeinander.<br />

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onamea<br />

// INHALT<br />

STADTPLANUNG<br />

80 CITY // NEWS<br />

Aktuelle Nachrichten aus allen Bereichen der Stadtentwicklung:<br />

Wettbewerbe, Projekte, Auszeichnungen,<br />

Buchtipps und aufstrebende Stadtviertel in europäischen<br />

Metropolen.<br />

84 Stadtentwicklung Graz<br />

SMART, SMARTER, GRAZ.<br />

Graz mausert sich immer mehr zur Vorzeigestadt in<br />

Sachen Smart City. Die Vision einer CO 2<br />

-neutralen Stadt<br />

im Jahre 2050 startete mit einem großangelegten<br />

Demoprojekt rund um den Hauptbahnhof in Graz Mitte.<br />

Besonderes Highlight: der bereits im Rohbau befindliche<br />

Science Tower mit einem neuartigen Energieglas.<br />

GRÜNRAUMGESTALTUNG<br />

88 GREEN // NEWS<br />

Aktuelles aus allen Bereichen der Grünraumgestaltung,<br />

Gartenmessen, Buchtipps.<br />

90 Trend Parklets<br />

RELAXOASEN IN PARKPLATZGRÖSSE<br />

Ein bis zwei Parkplätze – mehr braucht es nicht, um in<br />

Städten Oasen der Ruhe zu schaffen. Das zeigen<br />

Miniparks, die von San Francisco über London bis Wien<br />

im Trend liegen und Wohnzimmer-Feeling auf die<br />

Straßen bringen.<br />

98 Foyer Begrünung<br />

TREFFPUNKT INDOOR-GARTEN<br />

Begrünten Atrien, Foyers und Empfangshallen kommt<br />

wegen ihrer repräsentativen Wirkung große Bedeutung<br />

in Unternehmen oder öffentlichen Gebäuden zu. Mit<br />

einem gekonnten Grünraumkonzept entstehen<br />

Begegnungszonen mit Marktplatz-Charakter. In<br />

Krankenhäusern verkürzen diese den Heilungsprozess<br />

der Patienten.<br />

Living @ Palais Wessely<br />

Ein harmonisches Paar:<br />

Eine Fusion aus Gründerzeit und Gegenwart zwischen Karlskirche und Schloss Belvedere.<br />

Errichtet werden 22 Einheiten zwischen 46 m 2 und 267 m 2 Wohnfläche mit Raumhöhen bis zu 4,84 Metern.<br />

Hofseitig erhalten die Wohnungen Loggienvorbauten, große Balkone sowie ausgedehnte Terrassenflächen.<br />

Die Penthouse Wohnung mit 218 m 2 Wohnfläche und 90 m 2 Terrasse bietet einen spektaktulären<br />

Rundblick über Wien.<br />

Kaufpreis auf Anfrage HWB-ref = 34,1 kW/m 2 a<br />

STANDARDS<br />

3 EDITORIAL<br />

102 SERVICE<br />

Hier finden Sie die Adressen der im Heft erwähnten<br />

Professionals aus den Bereichen Architektur, Immobilien,<br />

Stadtplanung und Grünraumgestaltung sowie die<br />

Bezugsquellen aller im Heft gezeigten Produkte.<br />

104 IMPRESSUM<br />

106 EXIT<br />

Teil 2 der Kolumne „Stadt.Land.Flucht“ von Autor Karl<br />

Prühwasser.<br />

Luxus erleben<br />

LUXUS LEBEN<br />

Mit langjähriger Erfahrung und persönlicher, individueller Beratung vermitteln wir<br />

unseren Kunden erfolgreich exklusive Wohnimmobilien für gehobene Ansprüche.<br />

Auf höchstem Niveau.<br />

Für nähere Informationen kontaktieren Sie bitte<br />

Frau Barbara Mayrhofer-Grünbühel<br />

+43-1-512 76 90-414 | b.mayrhofer@ehl.at<br />

www.wohnung.at


ARCHITEKTUR //NEWS<br />

DIE<br />

Sanddünen<br />

VON ZAHA HADID<br />

Die gewellte Form des neuen Firmensitzes<br />

Bee’ah in Schardscha,<br />

Vereinigte Arabische Emirate,<br />

erinnert an Sanddünen. Das Unternehmen,<br />

das sich auf nachhaltige Energie-<br />

und Umweltlösungen spezialisiert<br />

hat, schrieb die Gestaltung des neuen<br />

Firmengebäudes zum Wettbewerb aus,<br />

den das Büro der im Frühjahr verstorbenen<br />

Architektin Zaha Hadid gewann.<br />

Selbstverständlich handelt es sich bei<br />

Bee’ah um ein „grünes“ Gebäude.<br />

www.zaha-hadid.com<br />

render by MIR Zaha Hadid Architects<br />

U1 ARCHITEKTUR<br />

Vorbildliche GEBÄUDE-SANIERUNG<br />

Ein in die Jahre gekommenes Gewerbe- und Geschäftsobjekt in Innsbruck wurde vom Büro U1architektur teilweise komplett entkernt<br />

und darauf aufbauend mit neuem Inhalt – für studentisches Wohnen – gefüllt. Dazu wurden bis zu zwei Geschosse aufgestockt, die<br />

Erschließung mit Stiegenhaus, Lift und Laubengängen neu organisiert und das Gesamtgebäude in technischer und energetischer<br />

Hinsicht auf den neuesten Stand gebracht. Die Südseite zur stark befahrenen Straße hin wurde schallschutztechnisch verbessert, die<br />

Nordseite – mit Blick zur Nordkette – wurde als offene Erschließungs- und Aufenthaltszone ausgeführt. So konnte der Bestand trotz<br />

starker innerstädtischer Nachverdichtung weiter genutzt werden. Die vorbildliche Sanierung sowie der Umbau und die Erweiterung der<br />

ehemaligen Gewerbeimmobilie zu Kleinwohnungen wurde mit dem Ethouse Award 2015 ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury:<br />

„Kostengünstige Verdichtung mit Neubaustandard: Der Bestand konnte trotz starker, innerstädtischer Nachverdichtung weiter verwendet<br />

und mit neuen Qualitäten versehen werden. Hervorzuheben ist die Vorfertigung der für die Gestaltung genutzten Fassadenelemente<br />

und deren technische Ausführung.‘‘<br />

www.ueins.at<br />

Fotos: Birgit Köll<br />

FRIEDRICH<br />

KIESLERS RAUM-<br />

Stadt<br />

Mit seinen revolutionären, utopistischen<br />

Ideen faszinierte Friedrich<br />

Kiesler (1890–1965) nicht nur die<br />

Generation von KünstlerInnen und ArchitektInnen<br />

seiner Zeit. Bis heute prägen die<br />

transdisziplinären Beiträge des austro-amerikanischen<br />

Künstlers, Designers, Architekten,<br />

Bühnenbildners und Ausstellungsmachers<br />

die europäische und amerikanische Avantgarde.<br />

Die MAK-Ausstellung „FRIEDRICH<br />

KIESLER. Lebenswelten“ gibt Einblick in das<br />

Gesamtwerk des Visionärs, in sein grenzüberschreitendes<br />

Denken, seine Theorie des<br />

Correalismus, mit der er die Beziehung zwischen<br />

Kunstwerk, Mensch und Umgebung<br />

thematisierte, sowie in seine Arbeit als Architekt<br />

und Ausstellungsgestalter. Ein Modell für<br />

die Stadt der Zukunft (siehe Fotos li.) legte<br />

Friedrich Kiesler mit der „Raumstadt“ (1925)<br />

vor, die er auf Einladung von Josef Hoffmann<br />

für die österreichische Theatersektion der<br />

Exposition internationale des Arts décoratifs<br />

et industriels modernes in Paris entwickelte.<br />

Eine originalgetreue Rekonstruktion dieses<br />

futuristischen Modells einer im Raum schwebenden<br />

Stadt wird als zentrales Objekt der<br />

Ausstellung in einem abgedunkelten Raum<br />

inszeniert. Bis 2.10. im MAK, Stubenring 5,<br />

1010 Wien. www.mak.at<br />

bonamea 12 // 13


Architektur News<br />

Wohnen aus Leidenschaft ...<br />

Altbauwohnungen in<br />

Zentrumsnähe<br />

DOMENIG STEINHAUS: SPEKTAKULÄRE ARCHITEKTUR erleben<br />

Im Steinhaus am Ossiachersee erreichte die innovative Kraft in den Projekten des weltweit renommierten Architekten Günther Domenig ihren<br />

Höhepunkt. Sein Haus ist damit wohl auch das bekannteste Werk der Kärntner Gegenwartsarchitektur. Die Transformation regionaler Landschaftselemente<br />

führte zu einer Architekturskulptur mit spürbarer Raumintensität. Besonders die vom Architektur Haus Kärnten angebotenen Führungen<br />

durch diese gebaute Architektenbiografie eröffnen einzigartige Einblicke in das Leben und Schaffen von Günther Domenig, indem sie im Haus<br />

selbst immer neue Perspektiven eröffnen und spannende (Bau)Geschichten erzählen. Führungen auf Anfrage: steinhaus@architektur-kaernten.at<br />

bzw. Tel. +43 664 516 6673, Öffnungszeiten Mai - Oktober: Mittwoch von 10:00 - 19:00 Uhr, Führung um 17:00 Uhr. Domenig Steinhaus, Uferweg<br />

3, 9552 Steindorf. www.steinhaus-domenig.at<br />

ZUKUNFT<br />

VON GESTERN<br />

Die Ausstellung „Zukunft von Gestern“ stellt außergewöhnliche<br />

Utopien der Architektengruppen Future Systems<br />

und Archigram vor. Im Fokus stehen dabei detaillierte<br />

technische Zeichnungen, farbig opulente Collagen und filigrane<br />

Originalmodelle. Die Werke des 1968 nach London emigrierten,<br />

tschechischen Architekten und Gründers von Future Systems<br />

Jan Kaplick aus den 1980er und 1990er Jahren werden<br />

konfrontiert mit den zwanzig Jahre früher entstandenen Entwürfen<br />

der Londoner Architektengruppe Archigram um Peter<br />

Cook, Ron Herron, Dennis Crompton, Warren Chalk, Michael<br />

Webb und David Greene aus der Sammlung des Deutschen Architekturmuseums.<br />

Bis18.9.<strong>2016</strong>, deutsches Architekturmuseum<br />

DAM am Schaumaninkai 43, Frankfurt am Main.<br />

www.dam-online.de<br />

Foto: Helga Rader<br />

Foto: Kaplicky Centre, Praha<br />

1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 17<br />

Top 5 / 230 m 2<br />

Top 5a / 182 m 2<br />

Top 6 / 197 m 2<br />

Exklusive Mietappartements in guter Lage.<br />

Die Wohnungen verfügen über große helle Räume,<br />

Parkettböden, schöne Stuckarbeiten, komplett ausgestattete,<br />

hochwertige Küchen und exklusive Baderäume.<br />

Jede Wohnung hat vier geräumige Zimmer, zwei Bäder<br />

und zwei WCs. Erstbezug nach aufwendiger Sanierung.<br />

Beratung und Information unter:<br />

✆ 01 535 01 01<br />

www.generalirealestate.at<br />

Wohnungen Büros Geschäftslokale


Architektur News<br />

WWW.KFF.DE<br />

OBDACH FÜR EINEN<br />

WANDERNDEN Gott<br />

Der Wunsch, in die Natur zurückzukehren und in einfachsten<br />

Behausungen ein ebensolches Leben zu führen, ist in Zeiten<br />

wachsender Unweltverschmutzung und eines immer<br />

schneller stattfindenden gesellschaftlichen Wandels stärker denn<br />

je. Die Beschäftigung mit Mikroarchitekturen und ihren zweckmäßigen<br />

Wohnungsgrundrissen hat aber auch immer schon berühmte<br />

Architekten von Le Corbusier bis Renzo Piano fasziniert.<br />

Der AutorPhilip Jodido versammelt im schön gestalteten Bildband<br />

„Hütten“ diverse Typologien von der einfachen Waldhütte über<br />

das Bootshaus der Architekten Tyin in Norwegen (siehe Foto r.<br />

u.) über Baumhäuser, Strandunterkünfte, Künstlerklausen bis<br />

zur Berghütte: Das Haus des österreichischen Architektenduos<br />

Marte.Marte in Laterns (siehe Foto r.o.) bedient allerdings keineswegs<br />

das Klischee gängiger Alpenarchitektur, so wie das bei<br />

vielen gezeigten Projekt nicht der Fall ist. Philip Jodidio: „Cabins“,<br />

Taschen Verlag, 464 Seiten, 49,99 (A, D) Euro.<br />

Foto: Pasi Aalto, TASCHEN Foto: Marc Lins, TASCHEN<br />

VISIONÄR<br />

ARCHITEKT, KÜNSTLER, STADTPLANER<br />

Le Corbusier, der Begründer der klassischen Moderne in der Architektur,<br />

schrieb nicht weniger als 34 Bücher, hielt Vorträge über<br />

Baukunst und Stadplanung in den bedeutendsten Metropolen von<br />

Paris bis New York und mit seinem Faible für Technik engagierte er<br />

sich weltweit für Modernisierungsprozesse. Die Werkschau von Jean-<br />

Louis Cohen und Tim Benton trägt den Titel „Le Corbusier. Le Grand“<br />

zu Recht: Auf 848 Seiten wird das Leben und Werk in unzähligen Fotos,<br />

privaten Schnappschüssen und Briefen, Zeitungsausschnitten,<br />

handschriftlichen Skizzen und Notizen sowie Buchauszügen dokumentiert.<br />

Seine eleganten puristischen Villen finden sich ebenso wie<br />

sein für den Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg entwickeltes<br />

Geschossplatten-Prinzips namens Dom-ino-System. Jean-Louis Cohen,<br />

Tim Benton: „Le Corbusier. Le Grand“, Phaidon Verlag, deutschsprachige<br />

<strong>Ausgabe</strong>, 46,30 (A) bzw. 45 (D) Euro.<br />

KIRK<br />

Aluminium und feinstes Leder


onamea Architektur<br />

A+Award <strong>2016</strong>: Giencke & Company Architects (A)<br />

ARCHITEKTUR<br />

JUWEL<br />

Die Konzerthalle „Great Amber“ in Liepaja, Lettland, von Giencke & Company<br />

Architects wurde in der Kategorie Konzerthalle/Theater mit der renommierten<br />

internationalen Auszeichnung A+Award <strong>2016</strong> prämiert.<br />

Ulrike Springer Text<br />

Indrikis Sturmanis (Great Amber), Giencke & Company Architects (Porträt) Fotos<br />

Was lange währt, wird endlich gut<br />

– kein Sprichwort könnte als Motto<br />

für „Great Amber“ tauglicher<br />

sein. Beim „Großen Bernstein“<br />

handelt es sich um die von Giencke & Company<br />

Architects geplante und errichtete Konzerthalle<br />

in der lettischen Küstenstadt Liepaja,<br />

die nämlich sage und schreibe mehr als hundert<br />

Jahre von der Beschlussfassung bis zu ihrer<br />

Realisierung auf sich warten ließ: Ihr Bau<br />

wurde bereits 1896 (!) beschlossen, 2015 wurde<br />

die mit 1.024 Sitzplätzen nun größte Konzerthalle<br />

des Baltikums endlich Realität. Der<br />

renommierte österreichische Architekt Volker<br />

Giencke gewann mit seinem in Graz ansäßigen<br />

Team den international ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb Ende 2003. Ein Jahr später wurde<br />

das Projekt „Great Amber“, dessen repräsentative<br />

Konzerthalle Mittelpunkt eines neuen<br />

Stadtentwicklungsgebietes darstellt, auf der<br />

Architekturbiennale in Venedig ausgestellt.<br />

ARCHITEKTUR AN DER<br />

SCHNITTSTELLE ZUR KUNST<br />

Volker Giencke, in der internationalen Architekturszene<br />

bekannt für seine von der bildenden<br />

Kunst beeinflussten expressiven Entwürfe,<br />

hat hier mit seinem Team ganze Arbeit<br />

geleistet. Es handelt sich bei „Great Amber“<br />

um einen monolithischen, konusförmigen,<br />

leicht verzogenen Baukörper mit einer transparenten<br />

bernsteinfarbenen Fassade. Diese<br />

umhüllt wie eine transparente Hülle das unregelmäßige<br />

Faltwerk der Betonkonstruktion.<br />

„Der Sage nach ist Liepaja die Stadt, in der der<br />

Wind geboren wurde“, erklärt Volker Giencke:<br />

„Deshalb haben wir das Bauwerk ,in den<br />

Wind gelehnt‘“.<br />

VON DER NATUR INSPIRIERT<br />

„Bernstein ist erstaunlich transparent, besonders<br />

dann, wenn es ein Insekt als Fossil<br />

einschließt – so detailliert, als würde es ein<br />

lebendes Wesen beschützen“, veranschaulicht<br />

Volker Giencke die namensgebende Inspirationsquelle<br />

aus der Natur: „Verglichen damit<br />

formt die doppelschalige Fassade der Konzerthalle<br />

eine Hülle, die ein Mikroklima schafft,<br />

in welchem die verschiedenen Funktionen als<br />

räumliche Implantate eingeschlossen sind: der<br />

große Konzertsaal, der Kammermusiksaal, die<br />

Experimentierbühne, der Musikclub, die Musikschule<br />

und dergleichen sowie die ,Civita<br />

Nova‘ als Aufführungsort und Bühne für die<br />

Menschen von Liepaja.“<br />

HERVORRAGENDE AKUSTIK &<br />

INNOVATIVE LICHTFÜHRUNG<br />

Das akustische Konzept hat Volker Giencke<br />

gemeinsam mit Karlheinz Müller von der Firma<br />

Müller-BBM entwickelt. Ergebnis ist eine<br />

hervorragende Akustik, aufbauend auf dem<br />

ovalen, terrassenförmigen Weinbergprinzip.<br />

Helmholtz-Resonatoren und ein großer, in<br />

Wie eine transparente Hülle umgibt<br />

die bernsteinfarbene Glasfassade das<br />

unregelmäßige Faltwerk der Betonkonstruktion<br />

(l. o.).<br />

Im Inneren des Gebäudes wird die doppelt<br />

ausgeführte Fassadenkonstruktion<br />

offensichtlich (l. u).<br />

Die Konzerthalle ist der Mittelpunkt<br />

eines neuen Stadtentwicklungsgebietes<br />

in der lettischen Küstenstadt<br />

Liepaja (r. u.).<br />

bonamea 18 // 19


onamea Architektur<br />

seiner Höhe adjustierbarer Klangreflektor sind<br />

wichtige Bestandteile des akustischen Projektes.<br />

Ebenso ist Licht ein wesentliches Gestaltungselement<br />

beim „Great Amber“. Vierzehn<br />

hochglanzverspiegelte Lichtröhren durchstoßen<br />

das Dach und fluten den Konzertsaal mit<br />

Tageslicht. Sie schaffen eine einzigartige räumliche<br />

Atmosphäre. Die Konzerthalle kann<br />

auch für Kongresse, Ausstellungen und Empfänge<br />

adaptiert werden, indem der Orchestergraben<br />

und das geneigte Parkett hochgefahren<br />

werden.<br />

AUSGEZEICHNET<br />

„Great Amber“ von Giencke & Company Architects erhielt den A+Award <strong>2016</strong><br />

Das Konzerthaus wurde in der „Popular Choice“ zum Sieger in der Kategorie Konzerthalle/Theater<br />

gekürt. Architekten aus über 100 Ländern haben ihre Werke eingereicht,<br />

mehr als 400.000 Architekturinteressierte haben drei Wochen lang online<br />

abgestimmt – und den „Great Amber“ zum besten Gebäude in der Kategorie Konzerthalle/Theater<br />

gewählt. Die feierliche Preisverleihung fand am 12. Mai in den Highline<br />

Stages in New York statt.<br />

www.architizerawards.com<br />

VOLKER GIENCKE<br />

Geboren 1947 in Wolfsberg, studierte Architektur und Philosophie in Wien. Nach Zusammenarbeit<br />

mit Merete Mattern, Günther Domenig und dem Grünraumgestalter Raimund Herms gründete Volker<br />

Giencke 1981 sein eigenes Architekturbüro in Graz, weitere Büros folgten 1990 in Sevilla und 2004<br />

in Riga. Nach zahlreichen Gastprofessuren im Ausland wurde er 1992 Professor für Architektur an<br />

der Uni Innsbruck, wo er im Jahr 2000 das „./studio 3“, Institut für Experimentelle Architektur und<br />

Entwerfen gründete.<br />

Volker Giencke zählt mit seinen innovativen, konstruktiv anspruchsvollen Bauten wie etwa der Lichtakademie<br />

Bartenbach, dem Museum of Modern Art in Taipeh, dem Österreich-Pavillon für die Expo<br />

1992 in Sevilla sowie dem Hotel „Speicher Barth“ an der Ostsee zu den renommiertesten Architekten<br />

Österreichs.<br />

www.giencke.com<br />

MITTELPUNKT EINES<br />

NEUEN STADTVIERTELS<br />

Neben der besonderen Architektur und der<br />

bestmöglichen Akustik für klassische Konzerte<br />

war es das Ziel, Liepaja und seinen Bewohnern<br />

mit „Great Amber“ eine neue kulturelle Identität<br />

zu geben – das ist nach Jahren des Stillstands<br />

von historischer Bedeutung für die Stadt und<br />

ihre Bevölkerung. Die Konzerthalle bildet das<br />

Zentrum eines neuen, lebendigen Viertels, dem<br />

die Kunst wesentliche Impulse geben soll. Diese<br />

symbolhafte Wirkung unterstreicht, dass der<br />

„Great Amber“ eine Verbindung mit der Stadt<br />

eingeht, die sowohl architektonisch als auch inhaltlich<br />

überzeugt. Ein neues Wahrzeichen für<br />

das heutige Liepaja.<br />

b<br />

Kraftvoll.<br />

Effektvoll.<br />

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WENN NATURHOLZ AUCH AUF WÄNDEN, MÖBELN, STIEGEN UND TÜREN BEGEISTERT.<br />

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INNENRÄUME VON HEUTE NEU DEFINIEREN. DANN IST DAS DURCH UND DURCH<br />

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onamea Architektur<br />

Micro House (INT)<br />

MIKRO-H ÄUSER<br />

ZURÜCK ZUM WESENTLI CHEN<br />

Foto: Nice Visions Tomas Manina<br />

Ecocapsule, 8,2 m 2 : Die vollständig<br />

energieautarke Kapsel von Nice<br />

architects ist gleichzeitig Chalet, Pop-<br />

Up-Hotel und Ladestation für Elektro-<br />

Autos. Sie kann sogar Regenwasser<br />

aufbereiten.<br />

Micro-Homes sind in puncto Design und Technik mit allen Wassern gewaschen:<br />

Dank integrierter Sonnen- und Windenergieanlagen sowie Regenwasser-Sammeltanks<br />

sind sie unabhängig von kommunalen Versorgungsnetzen. Ganz entgegen<br />

ihrer Typologie als Immobilien sind sie klein genug, um auf einen LKW oder<br />

in einen Frachtcontainer zu passen und so in die ganze Welt auszuschwärmen.<br />

Wir zeigen die kleinsten Häuser der Welt mit einer Nutzfläche von 7,5 bis 30 m 2 .<br />

Ulrike Springer Text<br />

bonamea 22 // 23


onamea Architektur<br />

Micro House (INT)<br />

Diogene, 7,5 m 2 : Pionierprojekt von<br />

Renzo Piano Building Workshop, das sich<br />

mit dem absoluten Minimum auseinandersetzt.<br />

Der Prototyp steht auf dem<br />

Vitra-Campus in Weil am Rhein (o. l.).<br />

Pod Home, 14 m 2 : Früher Prototyp<br />

eines energieautarken Mikro-Hauses<br />

von Lisa Tilder und Stephen Turk an<br />

der Ohio State University, USA (o. r.).<br />

Sovhus 4:12, 12 m 2 : Joakim Leufstadius<br />

vom Büro Imanna schafft mittels<br />

einer einfachen kubischen Form und<br />

raffinierten, aufklappbaren Fassadeteilen<br />

komplexe Wohnerfahrungen (u.).<br />

Friede den Hütten! Krieg den Palästen“<br />

lautete die berühmt gewordene Aufforderung<br />

des „Hessischen Landboten“.<br />

Das ursprünglich vom deutschen Dichter<br />

Georg Büchner verfasste Pamphlet aus<br />

dem Jahr 1834 wandte sich gegen die sozialen<br />

Missstände seiner Zeit. Mit den ärmlichen Behausungen<br />

der ausgebeuteten Arbeiterschaft<br />

im Zeitalter der Industrialisierung haben die<br />

hier vorgestellten Design-Minihäuser zwar<br />

wenig zu tun. Dem italienischen Stardesigner<br />

Renzo Piano etwa, der für seine technisch ausgefeilten,<br />

alles andere als bescheidenen Entwürfe<br />

bekannt ist, ging es bei seinem Projekt<br />

„Diogene“ um architektonische Studien zum<br />

Thema Mindestanforderungen des Wohnens.<br />

Er bezieht sich dabei auf Le Corbusiers „Cabanon“<br />

an der Küste von Roquebrune-Cap-<br />

Martin, die einer Mönchszelle gleicht, für Le<br />

Corbusier aber war es „ein Schloss, ein freundlicher<br />

Ort von allergrößtem Komfort.“ Es ist<br />

die Befreiung von unnötigem Ballast und den<br />

Zwängen der Zivilisation, die den subversiven<br />

Charakter dieser Mikroarchitekturen ausmachen.<br />

Energieautark, unabhängig. Von wegen<br />

harmlose Grundriss-Spielchen!<br />

DAS WEINFASS DES DIOGENES<br />

Nicht ohne Grund nennt Renzo Piano sein<br />

Mikro-Haus „Diogene“ und nimmt damit Bezug<br />

auf den berühmten Philosophen der griechischen<br />

Antike Diogenes von Sinope, der von<br />

404 bis 323 vor Christus lebte und sich aus Abscheu<br />

vor der dekadenten Lebensweise seiner<br />

Zeitgenossen aus der Gesellschaft zurückzog,<br />

um in einem Weinfass ein einfaches Leben zu<br />

führen und um seine Zeit ausschließlich dem<br />

Denken zu widmen. Die Idee einer minimalen<br />

Behausung habe ihn seit seinen Studientagen<br />

beschäftigt, sagt Renzo Piano. Ende der Sechzigerjahre<br />

baute er mit seinen Studierenden<br />

an der Architectural Association in London,<br />

an der er Architektur unterrichtete, Minihäuser<br />

auf dem Bedford Square. In Genua begann<br />

er, diverse Prototypen zu bauen – aus Sperrholz,<br />

aus Beton und schließlich aus Holz. Die<br />

letzte Variante des als „Diogene“ bezeichneten<br />

Projekts wurde im Herbst 2009 in der italienischen<br />

Zeitschrift „Abitare“ publiziert: ein<br />

hölzernes Satteldachhaus von 2,4 x 2,4 Metern<br />

Grundfläche. Mit dem Kommentar Renzo<br />

Pianos, es bedürfte eines Auftraggebers, um<br />

„Diogene“ weiterzuentwickeln. Diesen fand<br />

der italienische Architekt in Rolf Fehlbaum,<br />

dem Chairman von Vitra. Fehlbaum, der für<br />

sein Faible für zeitgenössische Architektur<br />

bekannt ist und der auf dem Betriebsgelände<br />

des Möbelherstellers in Weil am Rhein bereits<br />

ein Potpourri an Architekturikonen – vom<br />

berühmten Feuerwehrhaus der kürzlich verstorbenen<br />

Stararchitektin Zaha Hadid bis zum<br />

Konferenzzentrum des japanischen Meisters<br />

Tadao Ando – versammelt hat, las den Artikel<br />

und war sofort von Renzo Pianos Mikrohaus<br />

begeistert. 2010, als Piano und Fehlbaum beide<br />

in der Pritzkerpreis-Jury saßen, beschlossen<br />

sie, das ehrgeizige Projekt gemeinsam<br />

umzusetzen. Lustiges Detail am Rande: Ausgerechnet<br />

im Jahr 2013, in dem das Büro des<br />

italienischen Architekten Renzo Piano Building<br />

Workshop das höchste Hochhaus Europas,<br />

„The Shard“ in London einweihte, bezog<br />

auch der Prototyp des „Diogene“ seinen Platz<br />

auf dem Vitra-Campus.<br />

DIE VITRUVIANISCHE URHÜTTE<br />

Zurück zum Wesentlichen – das ist die Devise,<br />

wenn es um die Gestaltung der Mikrohäuser<br />

geht. In der Architekturgeschichte<br />

war es Vitruv, der das einfache archaische<br />

Haus in der Natur im ersten Jahrhundert vor<br />

Christus erstmals thematisierte. Das Konzept<br />

des antiken Architekturtheoretikers stieß im<br />

18. Jahrhundert erneut auf großes Interesse,<br />

wie etwa die Abbildung der vitruvianischen<br />

Ur-Hütte in Marc-Antoine Laugiers „Essai<br />

sur l’Architecture“ belegt. Sie traf genau den<br />

Zeitgeist jener Epoche, in der Jean-Jacques<br />

Rousseau eine Rückbesinnung zur Natur proklamierte.<br />

Der aus Genf stammende Schriftsteller,<br />

Philosoph und Pädagoge argumentierte,<br />

dass die Gesellschaft den an sich guten<br />

Menschen moralisch verderbe. In der Abgeschiedenheit<br />

würde das Gute im Menschen<br />

sich wieder entfalten können.<br />

„Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch<br />

hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen,<br />

wirklichen Leben näherzutreten“ erklärte<br />

der amerikanische Schriftsteller Henry<br />

David Thoreau in seinem 1854 erschienenen<br />

Foto: www.vitra.com<br />

Foto: PodHome Bradley Feinknopf<br />

Foto: Imanna J Fowelin<br />

bonamea 24 // 25


onamea Architektur<br />

Micro House (INT)<br />

Foto: In-Tenta design estudibasic<br />

Drop Eco Hotel, 25 m 2 : In-Tenta<br />

produziert Micro-Hotels in höchster<br />

Designqualität, die sich möglichst wenig<br />

auf die Umwelt auswirken sollen (o.).<br />

Buch „Walden oder Leben in den Wäldern“<br />

seine Motivation, in eine einfache Holzhütte<br />

zu ziehen: „Ich wollte nicht das Leben, was<br />

nicht Leben war; das Leben ist so kostbar.<br />

Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer<br />

es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte<br />

tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen,<br />

so hart und spartanisch leben, dass alles,<br />

was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen<br />

wurde.“<br />

LEBEN IN DEN WÄLDERN<br />

Thoreau erzählt in seinem Buch, wie er 1845<br />

in Concord, Massachusetts seine am Walden<br />

Pond gelegene Hütte gebaut hatte, um weit<br />

weg vom Stress und Schmutz der Großstädte<br />

14 Monate darin zu leben. Er wurde damit zur<br />

Identifikationsfigur von Generationen von<br />

Stadtflüchtigen, zum Beispiel für die in der<br />

amerikanischen Gegenkultur der 1960erJahre<br />

entstandene Bewegung der nomadischen<br />

Lebens- und Wohnform, die sich humorigzweideutig<br />

„No-Mad-Living“ nannte und<br />

deren Anhänger in selbstgebauten Hütten in<br />

den Wäldern von Vermont und Nordkalifornien<br />

hausten.<br />

GANZ NAH AM BUSEN DER NATUR<br />

Angesichts fortschreitender Urbanisierung<br />

und Umweltverschmutzung ist der Wunsch,<br />

in unberührter Natur zu leben, heute stärker<br />

und weiter verbreitet denn je. Wie es schon<br />

Thoreau zum Ausdruck brachte, geht es vielen<br />

Menschen bei der selbstauferlegten Beschränkung<br />

auf das Minimum nicht um eine<br />

Askese im Sinne der Selbstkasteiung, sondern<br />

um eine Befreiung von unnötigem Ballast.<br />

Der größte Luxus ist dabei, ganz nah an der<br />

unberührten Natur zu sein.<br />

Der schwedische Architekt Joakim Leufstadius<br />

etwa lässt bei seiner „Sovhus 4:12“ genannten<br />

Waldbehausung die Natur allenthalben<br />

herein: Mit einer Seitenwand, die sich<br />

öffnen lässt, und horizontal durchlaufenden<br />

Glasbändern, die einen guten Ausblick auf<br />

den Wald gewähren, experimentiert er bewusst<br />

mit sehr reduzierten Wohnbedingungen:<br />

„Mir ging es darum, mit einer einfachen<br />

Form eine komplexe Erfahrung zu schaffen.“<br />

Ebenso nah an der Natur, dafür aber designmäßig<br />

opulenter, will das „Drop Eco Hotel“<br />

des spanischen Herstellers In-Tenta sein.<br />

Wesentlich ist hier vor allem ein behutsamer<br />

DIE KLEINSTEN<br />

HÄUSER DER WELT<br />

Diogene von Renzo Piano Building Workshop, 7,5 m 2<br />

www.vitra.com<br />

Ecocapsule von Nice architects, 8,2 m 2<br />

www.nicearchitects.sk<br />

Sovhus 4:12 von Imanna Architekter, 12 m 2<br />

www.imanna.se<br />

Pod Home von Lisa Tilder und Stephen Turk, 14 m 2<br />

www.knowlton.osu.edu<br />

HyperCubus von Studio WG3, 19 m 2<br />

www.wg3.at<br />

Drop Eco Hotel von In-Tenta, 25 m 2<br />

www.in-tenta.com<br />

Loftcube von Werner Aisslinger, 30m 2<br />

www.aisslinger.de<br />

HyperCubus von Studio WG3, 19m 2 :<br />

Minimal Housing für den Einsatz im<br />

Tourismus. Der 2010 fertiggestellte Prototyp<br />

– eine Apartmenteinheit für zwei<br />

Personen – wurde mit dem Staatspreis<br />

Design ausgezeichnet (o.).<br />

Foto: In-Tenta design estudibasic<br />

bonamea 26 // 27


onamea Architektur<br />

Loftcube, 30 m 2 : Das mobile Loft von<br />

Designer Werner Aisslinger kann am<br />

Strand, auf dem Dach eines Hochhauses<br />

oder in einem Innenhof Platz nehmen.<br />

BUCHTIPP<br />

Die Autorin geht in diesem Bildband<br />

der Frage nach, wie viel Wohnraum<br />

ein Mensch tatsächlich braucht und<br />

wie Wohnen auf kleinstem Raum organisiert<br />

wird, ohne dass der Komfort<br />

zu kurz kommt. Die Beispiele<br />

veranschaulichen, wie kreativ Architekten<br />

diese Herausforderung lösen.<br />

Lisa Baker: „XS – Small Houses. Big<br />

Time“, Braun Verlag 2015, ISBN 978-<br />

3-03768-202-9, 44,90 Euro.<br />

Umgang mit der Umgebung: Durch justierbare<br />

Füße ist sichergestellt, dass die Bodenplatten<br />

nur an wenigen Kontaktpunkten mit dem<br />

Boden in Berührung kommen und diesen auf<br />

diese Weise größtmöglich schonen. Wieder<br />

abgebaut, sollen keine Spuren der Zivilisation<br />

hinterlassen werden. Ortsunabhängig wohnen<br />

ohne auf Komfort zu verzichten, ist auch<br />

das Konzept von Designer Werner Aisslingers<br />

„Loftcube“ aus dem Jahr 2003.<br />

MODERNE ÖKO-NOMADEN<br />

Die meisten Mikrohäuser sind inzwischen<br />

mit Solarpaneelen und Photovoltaikmodulen<br />

sowie einer Regenwassersammelanlage ausgestattet.<br />

Die luxuriöseren Modelle sind auch<br />

gut isoliert oder klimatisiert. Um nicht nur<br />

energieautark, sondern auch unabhängig von<br />

kommunalen Versorgungsnetzen zu sein, sind<br />

die modernen Kabanen mit Komposttoiletten<br />

für den Notfall gerüstet. „Ecocapsule“ von<br />

Nice architects setzt noch einen drauf und filtert<br />

durch Membranen aufgefangenes Regenwasser,<br />

zusätzlich zur Solaranlage gibt es auch<br />

noch eine Windkraftanlage. Das Energiekonzept<br />

ist so leistungsfähig, dass die Kapsel sogar<br />

als Ladestation für Elektro-Autos dienen kann.<br />

Apropos mobil: Viele Mikro-Häuser sind so<br />

dimensioniert, dass sie in Standard-Frachtcontainer<br />

passen, um nach Übersee verschifft<br />

werden zu können. Auf dem Landweg tut es<br />

freilich auch ein LKW. Oder man setzt „Ecocapsule“<br />

auf ein Gestell mit Rollen, dann kann<br />

sie wie ein Wohnwagen vom PKW gezogen<br />

werden. Energieautark und frei wie ein Vogel:<br />

Wenn das nicht dem Lebensgefühl moderner<br />

Öko-Nomaden entspricht ...<br />

b<br />

Foto: Studio Aisslinger Steffen Jaenicke<br />

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Pioniergeist<br />

ist für Sie da.“<br />

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Zum ersten Mal im Ausland war ich mit 16. Die Lust,<br />

Neuland zu betreten, teile ich heute mit meinen Kunden.<br />

Sie sind die Pioniere unserer Zeit, und ich freue mich,<br />

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