KDA-BuB-2013
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hintergründe<br />
Reichtum und Verantwortung<br />
Gespräch mit Martin Kind, Unternehmer<br />
mich so sehr, dass ich seit Jahren keinen<br />
Urlaub mehr gemacht habe. Nicht aus<br />
Zwang, sondern weil ich es für mich nicht<br />
brauche. Ich habe ein Gen in mir, das<br />
mich gerne arbeiten lässt und dafür bin<br />
ich dankbar.<br />
• Sie fühlen sich also in gewisser Weise durch<br />
ihre Arbeit reich. Wann aber ist für Sie jemand<br />
aus materieller Sicht reich?<br />
Martin Kind ist Eigentümer und<br />
Geschäfts führer der KIND Gruppe.<br />
KIND ist Markt führer in Deutschland<br />
und eines der welt weit führenden<br />
Unternehmen der Hörgeräte-Akustik<br />
mit über 2500 Mitar beitern. Martin Kind<br />
ist mit kurzer Unter brechung seit 1997<br />
Präsident von Hannover 96.<br />
• Der diesjährige Kirchentag in Hamburg<br />
stand unter dem Motto „So viel du brauchst“.<br />
Es ging also um das richtige Maß, um den verantwortlichen<br />
Umgang mit Ressourcen und um<br />
die Absage an Gier und grenzenloser Eigennutz<br />
maximierung. Die Generalsekretärin des<br />
DEKT, Ellen Überschär, sagte es so: „Gott sorgt<br />
für dich, es ist so viel da, wie du brauchst“ und<br />
„Gebrauche nur so viel, wie da ist“. Wie viel<br />
brauchen Sie persönlich für ein gutes gelingendes<br />
Leben?<br />
Kind: In erster Linie brauche ich meine<br />
Arbeit. Ich arbeite gerne und bin in der<br />
glücklichen Lage, dass ich Verantwortung<br />
für mein Unternehmen und meine Mitarbeiter<br />
übernehmen darf. Dieser Aufgabe<br />
stelle ich mich und habe große Freude<br />
daran. Ich kann Visionen entwickeln, sie<br />
aktiv umsetzen und Menschen dafür motivieren<br />
und begeistern. Das alles erfüllt<br />
Kind: Das ist in Geldgrößen nicht absolut<br />
zu beschreiben. Materieller Reichtum,<br />
wenn man es denn so nennen will, befähigt<br />
Menschen aber sicherlich zu einem Leben<br />
ohne existenzielle Not. Vor allem versetzt<br />
es einen in die komfortable Lage, sich in<br />
ganzer Freiheit Aufgaben zuzuwenden, die<br />
für einen selbst wichtig und erstrebenswert<br />
sind. Allerdings ist auch klar, dass<br />
materieller Reichtum nicht unbedingt die<br />
Grund vor aussetzung für persönliches<br />
Glück oder Zufriedenheit ist.<br />
• Wenn Reichtum und Vermögen in Gesellschaften<br />
extrem ungleich verteilt sind, dann<br />
hat das verheerende Folgen. Mit steigender<br />
Ungleich heit zwischen den Einkommen steigen<br />
nach Wilkinson fast alle Arten von sozialen<br />
Proble men. Ist Umverteilung damit nicht<br />
zwangsläufig notwendig für eine gelingende<br />
Sozialpolitik?<br />
Kind: In unserem Land wird umverteilt und<br />
das ist auch gut so. Ob das nun noch<br />
mehr oder weniger sein muss, sei einmal<br />
dahin gestellt. Die Rolle des Staates ist<br />
aber in Bezug auf die Ausgabenseite bzw.<br />
Mittelverwendung durchaus kritisch zu<br />
beurteilen. Wichtig ist aber, dass die<br />
Frage der Umverteilung auch sozialpolitisch<br />
nicht an erster Stelle steht. Vor der<br />
Umverteilung muss erst einmal etwas<br />
erwirtschaftet werden, was umverteilt<br />
werden kann. Es gilt: Erst Innovation und<br />
Investition, erst Leistung und erst Rahmenbedingungen<br />
schaffen, in denen sich<br />
etwas erwirtschaften lässt. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ist immer zu beachten und<br />
hat hohe Priorität. Dann erst kommt die<br />
Frage der Umverteilung.<br />
26 THEMENHEFT: Reichtum, du wirst ein Segen sein<br />
an irgendeinem Gut. +++ Psalm 49, 17f.: Lass es dich nicht anfechten, wenn einer reich wird, wenn die