2015-03
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Wohlauf in Gottes schöne Welt<br />
Die Haubergstour<br />
Mitten im Weidelbacher Ortskern befindet sich das schön gestaltete Eingangsportal des Wanderwegs<br />
Viele Jahrhunderte lang prägte die Haubergswirtschaft<br />
nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen<br />
in unserem Lebensbereich. Spielte sich doch ein<br />
Großteil ihrer Erwerbstätigkeit innerhalb der entsprechenden<br />
Genossenschaften ab. Jung-Stilling empfahl zu seiner Zeit,<br />
an der Haubergswirtschaft zu „lernen, wie auf einem Boden<br />
Holz und Brot wächst“. Dass es bei uns einen Rundwanderweg<br />
mit dem Thema „Hauberg“ geben müsse, lag förmlich<br />
auf der Hand. Dass dieser allerdings nicht durch Siegerländer<br />
Gemarkungen sondern durch vier hessische Kommunen<br />
führt, wird manch einen aus der „Provinz voller Leben“ verwundern.<br />
Hierzu müssen einige Anmerkungen erlaubt sein.<br />
Lief doch da jüngst im Fernsehen ein Beitrag über den<br />
Hunsrück, in dem Unglaubliches behauptet wurde. Anfangs<br />
schienen die Feststellungen noch harmlos zu sein. Und zwar<br />
gäbe es in der dortigen Region einen vor allem aus Eichen<br />
und Birken bestehenden Niederwald. Dieser sei hinsichtlich<br />
der Nachhaltigkeit besonders wertvoll. Ja gut! Aha! Interessant!<br />
Doch dann kamen Aussagen, die einen Siegerländer<br />
hellhörig werden lassen. Die schon sehr alte Bewirtschaftungsweise<br />
habe früher einer mannigfaltigen Nutzung gedient.<br />
Nach dem in Abständen von etwa zwei Jahrzehnten<br />
erfolgten Fällen sei der verbliebene Stock wieder ausgeschlagen.<br />
Die Bäume hätten sich folglich erneuert. Vor allem seien<br />
die Stämme für Brenn- und Kohleholz verwendet worden.<br />
Dazu habe die Eichenrinde zur Herstellung von Gerblohe<br />
gedient. Es wurden Besen und Backesreiser gewonnen. Im<br />
Herbst baute man auf der Kahlfläche Getreide an. Ein paar<br />
Jahre später sei sogar das Vieh eingetrieben worden. Hörte<br />
sich das nicht alles Wort für Wort nach unserem Hauberg<br />
an?! Und das alles im Hunsrück?! Hallo?! Das Wort „Hauberg“<br />
kam übrigens in dem Film nicht vor. Stattdessen aber<br />
zum Schluss des Beitrags die Beteuerung: „So etwas hat es<br />
nur im Hunsrück und nirgendwo anders gegeben.“<br />
Während der Vorbereitung zum vorliegenden Aufsatz<br />
trieb mir ein weiterer Spruch beinahe die Tränen in die Augen.<br />
Da der diesmal behandelte Wanderweg in Weidelbach<br />
beginnt und endet, rief ich Klaus Fischer an. Er herrschte<br />
dort etliche Jahre als Haubergsvorsteher. Meiner Bitte<br />
um einige Informationen kam er gerne nach. Am Oberlauf<br />
des Roßbachs teilt man alljährlich im Oktober die abzuholzende<br />
Fläche und hat dann bis zum Ende des Frühjahrs<br />
Zeit für die Bearbeitung. In den vergangenen Jahrzehnten,<br />
so Fischer, wäre viel Eichenholz an die Hersteller der Naturholzmöbel<br />
geliefert worden. Doch dieser Industriezweig<br />
wurde mangels Nachfrage weitgehend eingestellt. Nunmehr<br />
würden die Eigner ihre als „Gulden“ bezeichneten Anteile<br />
ausschließlich noch zur Brennholzgewinnung nutzen. Und<br />
alle, wirklich alle Anteile werden nach wie vor gefällt. So<br />
wäre es möglich, dass die Stämme wie seit ewigen Zeiten<br />
maximal zwanzig Jahre lang wachsen würden. Dann erfolge<br />
auf der Fläche die erneute Abholzung. Und auch hier<br />
kam am Ende der Schlag ins Kontor. Als ich ihn auf einige<br />
kleinere Unterschiede zur hiesigen Haubergswirtschaft<br />
hinwies, da fragte der gute Klaus doch tatsächlich: „Gibt es<br />
denn bei euch im Siegerland auch Hauberg?“<br />
16 durchblick 3/<strong>2015</strong>