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2015-03

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Aus dem Siegerland<br />

Alle Kirchwege führten nach Netphen<br />

Von weither sichtbar: Die Martinikirche in Netphen<br />

Gut sichtbar, gut erreichbar<br />

und gut hörbar<br />

muss eine Kirche<br />

sein. Netphens alte Martini-<br />

Kirche erfüllte diese Voraussetzungen.<br />

Ob der Besucher<br />

von Deuz, Dreis-Tiefenbach<br />

oder Brauersdorf kommt, das<br />

auf dem Bergrücken zwischen<br />

Sieg- und Obernautal errichtete<br />

Gotteshaus fällt jedem<br />

ins Auge. Es ist nachweislich<br />

das älteste Bauwerk von<br />

Netphen. Eingerahmt von der<br />

aus Bruchsteinen zusammengefügten<br />

Friedhofsmauer ist<br />

die Kirche seit Jahrhunderten<br />

ein Zeichen der Hoffnung.<br />

Bis ins Dreis-Tiefenbach-Tal<br />

ist der Klang ihrer Glocke<br />

zu hören. In der „Geschichte<br />

des Netpherlandes“ hat<br />

Hermann Böttger dargelegt,<br />

dass die späteren Kirchengemeinden<br />

des Siegerlandes<br />

aus den Urpfarreien Siegen<br />

und Netphen hervorgegangen<br />

sind. Bei der ältesten Kirche<br />

Siegens, die ebenfalls den<br />

Namen Martini-Kirche trägt,<br />

werden Vorgängerkirchen<br />

mindestens im 12. Jahrhundert<br />

angenommen. Dass in<br />

Netphen im Jahre 1239 eine<br />

Kirche gestanden hat, wird<br />

durch die „Patronatsurkunde“ vom 9. Juni 1239 belegt. Das<br />

nährt die Vermutung, dass die Netphener Martini-Kirche im<br />

13. Jahrhundert, spätestens jedoch im 14. Jahrhundert errichtet<br />

worden ist. Vermutlich sind Turm und Kirchenschiff zu<br />

unterschiedlichen Zeiten gebaut worden.<br />

Von Kredenbach, Anzhausen, Lahnhof und Lützel pilgerten<br />

die Gemeindeglieder sonntags nach Netphen, um der<br />

Predigt des Pfarrers zu lauschen. Das bedeutete für die Bewohner<br />

der weit entfernt liegenden Dörfer ein An- und Abmarsch<br />

von jeweils ca. 20 km. Unvorstellbar in der heutigen<br />

Zeit. Dass allerorten die Bestrebungen zunahmen, diesen<br />

Zustand zu ändern, ist leicht nachzuvollziehen.<br />

So entstanden aus den beiden Urpfarreien Netphen<br />

und Siegen weitere selbstständige Kirchengemeinden. Zu<br />

der Pfarrei Siegen gehörten ursprünglich auch die Gebiete<br />

Krombach, Littfeld, Ferndorf, Müsen, Weidenau, Eiserfeld,<br />

Rödgen und Wilnsdorf. Die<br />

Großpfarrei Netphen umfasste<br />

früher die Bezirke Netphen,<br />

Hilchenbach, Wilgersdorf, Irmgarteichen,<br />

Setzen, Anzhausen<br />

und Kredenbach. Irmgarteichen<br />

und Hilchenbach wurden bereits<br />

Anfang des 14. Jahrhunderts abgepfarrt<br />

und bildeten einschließlich<br />

der jeweiligen Nachbarorte<br />

selbstständige Kirchengemeinden.<br />

Im Jahre 1621 zählten 39<br />

Ortschaften zur Kirchengemeinde<br />

Netphen. Aus den Tauf- und<br />

Sterberegistern der Netphener<br />

Martini-Kirchengemeinden lässt<br />

sich ermitteln, dass im Jahre<br />

1635 insgesamt 2.627 Personen<br />

im Kirchspiel wohnhaft waren.<br />

Ab dem Jahr 1651 wurde die Kirche<br />

simultan von katholischen<br />

und evangelischen Christen genutzt.<br />

Dieser Zustand, der durch<br />

feste Gottesdienstzeiten der Gemeinden<br />

geregelt war, änderte<br />

sich erst, als am 11. November<br />

1895 die katholische Kirche St.<br />

Martin geweiht wurde.<br />

Ruckersfeld und Oechelhausen<br />

wurden um 1624 nach Hilchenbach<br />

umgepfarrt. Setzen<br />

gehörte ab dem 1. Januar 1901<br />

zur Gemeinde Klafeld. Im selben<br />

Jahr wurde die Evangelischreformierte<br />

Kirchengemeinde<br />

Netphen in zwei Seelsorgegebiete, den unteren und den<br />

oberen Bezirk, aufgeteilt. Aus dem unteren schieden 1946<br />

die drei Orte Dreis-Tiefenbach, Eckmannshausen und Unglinghausen<br />

aus und bildeten fortan einen eigenen Seelsorgebezirk.<br />

Die drei Seelsorgebereiche mit den Hauptorten<br />

Netphen, Deuz und Dreis-Tiefenbach wurden von einem<br />

Gesamtpresbyterium verwaltet, dem gewählte Vertreter der<br />

drei Bezirke angehörten. Die Kirche zu Deuz wurde 1910<br />

errichtet, in Dreis-Tiefenbach wurde im Jahre 1934 ein Gotteshaus<br />

gebaut. Erst zum 1. Juli 1964 wurden die drei Seelsorgebezirke<br />

der selbstständigen Kirchengemeinden umgewandelt,<br />

zu denen die jeweiligen Nachbarorte gehören.<br />

Die Orte Anzhausen und Flammersbach gehörten nach<br />

der Gemeindeaufteilung zum oberen Seelsorgebereich. Zur<br />

Einrichtung eines Kirchenwegs nach Deuz kam es jedoch<br />

nicht, da diese Ortschaften bereits zwei Jahre vor dem Bau<br />

20 durchblick 3/<strong>2015</strong><br />

Foto: Archiv Stötzel

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