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Leben mit der Gewalt - Mittelamerika zwischen Angst und Gewöhnung

El Salvador gilt als gefährlichstes Land der Welt. Ganz aktuell zählt global witness im Bericht On Dangerous Ground Nicaragua, Guatemala und Honduras zu den acht gefährlichsten Ländern für Umweltaktivist*innen. Da ist die Titelfrage der neuen presente brisanter denn je: Wie leben die Menschen in Mittelamerika zwischen Angst und Gewöhnung?

El Salvador gilt als gefährlichstes Land der Welt. Ganz aktuell zählt global witness im Bericht On Dangerous Ground Nicaragua, Guatemala und Honduras zu den acht gefährlichsten Ländern für Umweltaktivist*innen. Da ist die Titelfrage der neuen presente brisanter denn je: Wie leben die Menschen in Mittelamerika zwischen Angst und Gewöhnung?

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Thema<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> - <strong>Mittelamerika</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Angst</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewöhnung</strong><br />

Marabanden morden täglich in El Salvador, Honduras <strong>und</strong><br />

Guatemala. Polizei <strong>und</strong> Staat sind hilflos <strong>und</strong> schlagen brutal<br />

zurück. Die Menschen sind <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> überdrüssig.<br />

SO VIEL<br />

GEWALT<br />

Eine Ursachenanalyse<br />

Die gefährlichsten Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt<br />

liegen in <strong>Mittelamerika</strong>. Wir fragen uns<br />

woher die <strong>Gewalt</strong> kommt <strong>und</strong> warum<br />

es keinen einfachen Weg gibt, sie zu<br />

bekämpfen.<br />

TEXT: STELLA WENDLANDT (CIR)<br />

Berta Cáceres war Menschenrechts- <strong>und</strong><br />

Umweltaktivistin in Honduras. Als unerschrockene<br />

Kämpferin für die (Land-)Rechte<br />

indigener Gemeinden kritisierte sie immer<br />

wie<strong>der</strong> die Wirtschaftsstrategien multinationaler<br />

Konzerne in ihrem Land. Viele von ihnen,<br />

seien es Bergbauunternehmen o<strong>der</strong> Textilfabriken,<br />

versuchen nach wie vor, ohne<br />

Rücksicht auf demokratische Gr<strong>und</strong>rechte<br />

möglichst viel Kapital zu schlagen. Ihr unermüdlicher<br />

Wi<strong>der</strong>stand machte Berta Cáceres<br />

<strong>und</strong> ihre Mitstreiter*innen <strong>der</strong> indigenen<br />

Lenca immer wie<strong>der</strong> zu Opfern von <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>und</strong> Morddrohungen (wir berichteten in <strong>der</strong><br />

presente 3/2015).<br />

Straflosigkeit –<br />

ein guter Nährboden<br />

Als am 3. März 2016 aus den Drohungen krude<br />

Wirklichkeit wurde, reagierte die Weltöffentlichkeit<br />

<strong>mit</strong> Entsetzen <strong>und</strong> Fassungslosigkeit:<br />

Berta Cáceres war in ihrem Haus brutal<br />

von zwei bewaffneten Männern ermordet<br />

worden. Der Mord muss laut Staatsanwaltschaft<br />

als politisch <strong>und</strong> wirtschaftlich motiviert<br />

gesehen werden. Er zeigt als ein Beispiel<br />

unter vielen die Verflechtung von <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong><br />

Macht-Interessen, die in einem offensichtlich<br />

rechtsfreien Raum ihren perfekten Nährboden<br />

findet. Schon lange war Berta Cáceres im Visier<br />

<strong>der</strong> Staudamm-Betreiberfirma DESA, die<br />

ihr Projekt trotz massiven Wi<strong>der</strong>stands in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung durchzusetzen versucht (<strong>und</strong> die<br />

bis zum Bekanntwerden erster Details zu dem<br />

Mord von Siemens <strong>und</strong> Voith Hydro beliefert<br />

wurde).<br />

Und <strong>der</strong> Staat?<br />

Der Staat schaut allzu oft weg, auch im eigenen<br />

Interesse, um Investoren <strong>und</strong> Kapital<br />

im Land zu halten. Schlimmer noch: Es ist<br />

bekannt, dass die Militärpolizei, die Nationale<br />

Polizei <strong>und</strong> die polizeiliche Son<strong>der</strong>einheit<br />

Cobras gegen Mitglie<strong>der</strong> von Copinh vorgegangen<br />

sind. Dass <strong>der</strong> honduranische Staat<br />

seine Pflicht zum Schutz seiner Bürger*innen<br />

ins Gegenteil verkehrt hat, ist we<strong>der</strong> neu<br />

4 presente 2/2016

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