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Fertilitätsprotektion bei Frauen - Empfehlungen des ... - FertiProtekt

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<strong>Fertilitätsprotektion</strong> <strong>bei</strong> <strong>Frauen</strong> - <strong>Empfehlungen</strong> <strong>des</strong> Netzwerks<br />

Verfasser der <strong>Empfehlungen</strong> (alphabetisch)<br />

FertiPROTEKT<br />

Version 1, 13.05.2009<br />

� Behringer, Karolin; Köln (Deutsche Hodgkin Studiengruppe, DHSG) (Hodgkin-<br />

Lymphom)<br />

� Denschlag, Dominik; Freiburg (Borderline-Ovar, Transposition)<br />

� Dittrich, Ralf; Erlangen (Ovargewebe)<br />

� Dorn, Christoph; Hamburg (GnRH-Analoga)<br />

� Hirchenhain, Jens; Düesseldorf (ovarielle Stimulation)<br />

� Hoppe, Ines; Jena (Ovargewebe)<br />

� Jantke, Andreas; Berlin (Borderline-Ovar)<br />

� Kissler, Stefan; Düesseldorf (GnRH-Analoga)<br />

� Korell, Matthias; Duisburg (Transposition)<br />

� Lawrenz, Barbara; Tübingen (Mammakarzinom)<br />

� Montag, Markus; Bonn (Ovargewebe, ovarielle Stimulation)<br />

� Nawroth, Frank; Hamburg (GnRH-Agonisten)<br />

� Pribbernow, Katrin; Magdeburg (ovarielle Stimulation)<br />

� Rösing, Benjamin; Bonn (GnRH-Agonisten)<br />

� Sehouli, Jalid; Berlin (Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V., AGO)<br />

(Borderline-Ovar, Transposition)<br />

� von Wolff, Michael; Bern, Schweiz (Hodgkin-Lymphom, Mammakarzinom, ovarielle<br />

Stimulation); federführend<br />

� Wallwiener, Diethelm; Tübingen (Deutsche Gesellschaft für Senologie e.V., DGS)<br />

(Mamma-Karzinom)<br />

� Weber, Wolfgang; Leipzig (Ovargewebe)<br />

Einleitung<br />

Die steigenden Überlebensraten <strong>bei</strong> onkologischen Erkrankungen und die Fortschritte der<br />

Reproduktionsmedizin haben zur Entwicklung effektiver fertilitätsprotektiver Techniken<br />

geführt. Aus dem Zusammenschluss universitärer reproduktionsmedizinischer Ar<strong>bei</strong>tsgruppen<br />

und Abteilungen im Jahr 2006 und der Integration privater Kinderwunschzentren im Jahr<br />

2008 entstand das Netzwerk FertiPROTEKT (Fertiprotekt), welches eine flächendeckende<br />

1


Durchführung fertilitätsprotektiver Massnahmen unter kontrollierten Bedingungen in<br />

Deutschland ermöglicht hat.<br />

Dieses Netzwerk bündelt die Expertise in allen Bereichen der <strong>Fertilitätsprotektion</strong> und hat<br />

unter Integration von Onkologen <strong>Empfehlungen</strong> zu allen relevanten Techniken und zu<br />

Massnahmen <strong>bei</strong> häufigen Erkrankungen erar<strong>bei</strong>tet. Die <strong>Empfehlungen</strong> stützen sich auf die<br />

aktuellen nationalen und internationalen Publikationen und auf Erfahrungen im Kontext mit<br />

den in Deutschland gültigen Gesetzgebungen. Die <strong>Empfehlungen</strong> wurden von den genannten<br />

Autoren vorbereitet und <strong>bei</strong>m Jahrestreffen <strong>des</strong> Netzwerks am 06./07.03.2009 in München<br />

von den Mitgliedszentren diskutiert und verabschiedet.<br />

Im Folgenden werden die <strong>Empfehlungen</strong> zu den Techniken dargestellt, die bereits von<br />

mehreren Ar<strong>bei</strong>tsgruppen beschrieben wurden und klinisch relevant sind. Diese<br />

<strong>Empfehlungen</strong> sind für die Mitglieder <strong>des</strong> Netzwerks FertiPROTEKT bindend.<br />

Des Weiteren werden <strong>Empfehlungen</strong> zur Durchführung fertilitätsprotektiver Massnahmen<br />

<strong>bei</strong>m Mammakarzinom, <strong>bei</strong>m Hodgkin-Lymphom und <strong>bei</strong>m Borderline-Tumor <strong>des</strong> Ovars<br />

dargestellt.<br />

Allgemeine <strong>Empfehlungen</strong><br />

� Fertilitätsprotektive Massnahmen sollten nur nach einer sorgfältigen Beratung durch<br />

einen geschulten Arzt eines FertiPROTEKT-Zentrums in Abstimmung mit den<br />

behandelnden Onkologen erfolgen.<br />

� Eine Beratung hinsichtlich fertilitätsprotektiver Massnahmen sollte <strong>bei</strong> allen <strong>Frauen</strong><br />

zwischen ca. 14 und ca. 40 Jahren, die eine zytotoxische Therapie mit einer relevanten<br />

Wahrscheinlichkeit einer Ovarialfunktionsstörung erhalten, von Ärzten durchgeführt<br />

werden, die in die Durchführung dieser Massnahmen eingebunden sind.<br />

� In die Beratung müssen alle anwendbaren Methoden einfliessen. Führt ein<br />

FertiPROTEKT-Zentrum eines der Techniken nicht durch, so erfolgt die Behandlung<br />

in Kooperation mit einem anderen Zentrum, welches diese anbietet.<br />

� Alle Beratungen und Behandlungen einschliesslich auftretender Komplikationen<br />

müssen in einem Register von FertiPROTEKT dokumentiert werden.<br />

� Die Durchführung fertilitätsprotektiver Massnahmen darf nicht die Effektivität der<br />

onkologischen Therapie reduzieren und darf zu keiner relevanten Gefährdung der<br />

Patientin führen.<br />

2


EMPFEHLUNGEN ZU FERTILITÄTSPROTEKTIVEN TECHNIKEN<br />

Transposition der Ovarien<br />

Wirkungsweise<br />

Verlagerung der Ovarien aus dem Strahlungsfeld <strong>bei</strong> einer pelvinen Bestrahlung mit dem Ziel,<br />

durch eine Vergrößerung der Distanz zum Hauptbestrahlungsfeld eine Reduktion der<br />

ovariellen Strahlenbelastung zu erreichen.<br />

Indikation<br />

o Radiatio <strong>des</strong> Beckens, welche mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einem<br />

prämaturen Ovarialversagen führen wird.<br />

Eine Radiatio mit 2 Gray führt zu einem Verlust von ca. 50% der Primordialfollikel (Wallace<br />

et al., 2003). Bei einer Radiatio mit 15 Gray tritt <strong>bei</strong> <strong>Frauen</strong> ≥ 20 Jahren mit einer fast<br />

100%igen Sicherheit ein prämatures Ovarialversagen ein (Wo et al., 2009).<br />

Beschreibung<br />

Zur Erlangung einer größtmöglichen Distanz zum Hauptbestrahlungsfeld ist es primär<br />

notwendig, <strong>bei</strong>de Ovarien suffizient zu mobilisieren. Dies wird in der Regel laparoskopisch<br />

durch eine Spaltung <strong>des</strong> utero-ovariellen Ligamentes, <strong>des</strong> Mesovariums bzw. durch eine<br />

Eröffnung <strong>des</strong> Retroperitoneums mittels <strong>bei</strong>dseitiger Spaltung <strong>des</strong> Peritoneums entlang <strong>des</strong><br />

Ligamentum infundibulo-pelvicum erreicht, sodass eine Durchtrennung der Tube in den<br />

meisten Fällen nicht notwendig ist. Anschließend wird das jeweilig mobilisierte Ovar nach<br />

kranio-lateral am Peritoneum der jeweiligen parakolischen Rinne fixiert. Zur vereinfachten<br />

Visualisierung im Rahmen der Bestrahlungsplanung empfiehlt sich zusätzlich die Markierung<br />

der Ovarien mittels Clips.<br />

Da es trotz Transposition zu einem Verlust der Ovarfunktion kommen kann, wird zusätzlich<br />

die Kryokonservierung von Ovargewebe empfohlen.<br />

Erfolgschance<br />

Gemäß publizierter Literatur beträgt die Rate an Patientinnen mit regulär ovulatorischen<br />

Zyklen <strong>bei</strong> dieser Technik und <strong>bei</strong> Patientinnen unter 40 Jahren nach einer Radiatio bis zu<br />

85% (Bisharah M & Tulandi T, 2003).<br />

3


Risiken<br />

Abgesehen von einer 15% Versager-Quote (Patientinnen mit POF (premature ovarian failure)<br />

nach Radiatio trotz Transposition) wurden in der Literatur post-operativ unspezifische<br />

Unterbauchbeschwerden berichtet, welche in den meisten Fällen ovariellen Zysten bzw.<br />

peritonealen Adhäsionen zugeschrieben wurden. Eine Schmerzsymptomatik machte in einer<br />

der bislang umfangreichsten publizierten Serien <strong>bei</strong> insgesamt 9 von 51 der Patientinnen<br />

(18%) eine operative Revision zur Linderung der Beschwerden notwendig (Anderson et al,<br />

1993).<br />

Kosten<br />

Kosten für den operativen Eingriff (meist Laparoskopie).<br />

4


Ovarielle Stimulation und Kryokonservierung unfertilisierter und fertilisierter Oozyten<br />

Wirkungsweise<br />

Ovarielle Stimulation mit Gonadotropinen und Aspiration von Metaphase II-Oozyten, welche<br />

unfertilisiert oder fertilisiert mit einem langsamen Einfrierprotokoll oder durch Vitrifikation<br />

kryokonserviert werden.<br />

Indikation & Voraussetzungen<br />

o Postmenarchale <strong>Frauen</strong> bis maximal 40 Jahre, die eine zytotoxische oder anderweitige<br />

Therapie erhalten, welche mit einer relevanten Wahrscheinlichkeit zu einem<br />

prämaturen Ovarversagen oder zu einem Verlust der Ovarien führen kann<br />

o Zeitfenster bis zum Beginn der zytotoxischen Therapie min<strong>des</strong>tens 2 Wochen<br />

o Feste Partnerschaft <strong>bei</strong> einer Fertilisierung der Oozyten<br />

o Infektionsstatus (HIV, Hep. B Ag, Hep. C AK) ± 7 Tage um den Punktions-Termin.<br />

Beschreibung - Ovarielle Stimulation<br />

o Bei Stimulationsbeginn während der Menstruation: Durchführung eines klassischen<br />

Antagonistenprotokolls oder eines klassischen Short-Protokolls<br />

o Bei Stimulationsbeginn in allen anderen Zyklusphasen: Antagonisten sofort und<br />

zeitgleich rekombinantes Follikel-stimulieren<strong>des</strong> Hormon (FSH) (von Wolff et al.,<br />

2008)<br />

o Gonadotropin-Stimulationsdosis: 225 – 300 IE / Tag<br />

o Ovulationsinduktion mit 5.000 – 10.000 IE HCG oder <strong>bei</strong> drohendem OHSS mit 0,2<br />

mg Triptorelin (Bodri et al., 2008)<br />

o Bei östrogenabhängigen Tumoren kann die Stimulation mit täglich 5 mg Letrozol<br />

kombiniert werden (Oktay et al., 2006), welches zeitgleich mit dem Gonadotropin<br />

appliziert wird.<br />

Zur Erhöhung der Effektivität der fertilitätsprotektiven Massnahmen besteht nach einer<br />

Pilotstudie die Möglichkeit, zuerst laparoskopisch Ovargewebe zu entnehmen und 2-3 Tage<br />

später die ovarielle Stimulation zu starten (von Wolff et al., in press).<br />

Bei einer Kombination mit GnRH-Agonisten können diese zum Zeitpunkt der<br />

Ovulationsinduktion appliziert werden.<br />

5


Die zytotoxische Therapie kann 1-2 Tage nach der Follikelaspiration gestartet werden. Ein<br />

Beginn der Chemotherapie vor einer Rückbildung der Ovarien führte im Tierversuch nicht zu<br />

einer stärkeren Schädigung der Ovarien (Maman et al., 2009).<br />

Beschreibung - Kryokonservierung fertilisierter und unfertilisierter Oozyten<br />

Oozyten werden per In vitro Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatischer<br />

Spermieninjektion (ICSI) fertilisiert. Zur Reduzierung <strong>des</strong> Risikos eines<br />

Fertilisationsversagens sollte bis auf begründete Ausnahmen - unabhängig vom<br />

Spermiogramm - eine ICSI durchgeführt werden. Die Kryokonservierung erfolgt gemäss <strong>des</strong><br />

im Labor praktizierten Standardverfahren.<br />

Für eine Kryokonservierung unfertilisierter Oozyten werden diese nach einer Denudierung<br />

mit Hyaluronidase durch ein langsames Einfrierverfahren („slow freezing“) oder Vitrifikation<br />

konserviert. Nach derzeitiger Datenlage scheint die Vitrifikation effektiver zu sein (Barritt et<br />

al., 2007; Cobo et al., 2008).<br />

Eine Kryokonservierung unfertilisierter Oozyten per Vitrifikation sollte nur durchgeführt<br />

werden, wenn durch interne Kontrollen nachgewiesen wurde, dass die Technik der<br />

Kryokonservierung und <strong>des</strong> Auftauens vom Laborpersonal beherrscht werden und<br />

Schwangerschaften – z.B. nach einer Vitrifikation von Pronukleusstadien – nachgewiesen<br />

wurden.<br />

Erfolgschance<br />

Nach dem Register von FertiPROTEKT wurden 2007 und 2008 insgesamt 132<br />

Stimulationszyklen durchgeführt. Im Durchschnitt wurden 10 Oozyten gewonnen<br />

(Fertiprotekt). Daten zur Überlebens- und Implantationsrate von fertilisierten und<br />

unfertilisierten Oozyten, die vor einer zytotoxischen Therapie konserviert wurden, liegen<br />

noch nicht vor.<br />

Das Deutsche IVF-Register (DIR) wies 2007 nach einer Kryokonservierung von<br />

Vorkernstadien eine klinische Schwangerschaftsrate nach Transfer von 19,2% und eine<br />

Implantationsrate von 10,1% aus.<br />

Nach einer Kryokonservierung von unbefruchteten Oozyten hat jede aufgetaute, überlebende<br />

Eizelle ein Implantationspotential von 6-8% sowohl für die Vitrifikation als auch für die<br />

neuen und adaptierten langsamen Einfrierprotokolle (Cobo et al., 2008).<br />

6


Ergänzend zur Kryokonservierung von Eizellen kann im Einzelfall eine zusätzliche<br />

Kryokonservierung von Ovarialgewebe die Effektivität der fertilitätserhaltenden Therapie<br />

erhöhen (von Wolff et al., in press).<br />

Risiken<br />

Risiken sind das ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS), welches zu einer Verschiebung<br />

der zytotoxischen Therapie führen kann, Blutungen, Infektionen oder die Gewinnung<br />

immaturer Oozyten mit einem geringen Fertilisationspotential. Nach dem<br />

Komplikationsregister von FertiPROTEKT (Fertiprotekt) trat <strong>bei</strong> 132 Patientinnen nur in<br />

einem Fall ein OHSS auf, welches zu einer Verschiebung der Chemotherapie führte.<br />

Kosten<br />

Die Kosten werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Sie entsprechen einer<br />

regulären IVF- oder ICSI-Behandlung und liegen einschliesslich der Medikamente <strong>bei</strong> ca.<br />

2500-4000 € inklusive der Kryokonservierung (je nachdem, ob IVF oder ICSI, slow freezing<br />

oder Vitrifikation, Zahl der Eizellen etc.). Die Kosten für die Lagerung liegen <strong>bei</strong> ca. 240<br />

€/Jahr. Die Abrechnung erfolgt nach einfachem GOÄ-Satz.<br />

7


Kryokonservierung von Ovargewebe<br />

Wirkungsweise<br />

Laparoskopische Entnahme und Kryokonservierung von 50% eines Ovars oder - <strong>bei</strong> einem<br />

hohen Risiko eines kompletten ovariellen Funktionsverlustes - eines ganzen Ovars mit dem<br />

Ziel einer autologen – meist orthotopen - Transplantation <strong>bei</strong> späterem Kinderwunsch im Fall<br />

eines prämaturen Ovarialversagens.<br />

Indikation und Vorraussetzung<br />

o Mädchen und <strong>Frauen</strong> bis ca. 35 Jahre, die eine zytotoxische Therapie oder anderweitige<br />

Therapie erhalten, welche mit einer relevanten Wahrscheinlichkeit zu einem prämaturen<br />

Ovarversagen oder zu einem Verlust der Ovarien führen kann.<br />

o Bei einer onkologischen Erkrankung Ausschluss einer ovariellen Metastasierung mittels<br />

Bildgebung<br />

o Ausschluss einer solchen onkologischen Erkrankung, die mit einem hohen Risiko einer<br />

ovariellen Metastasierung assoziiert ist (hämatologische Neoplasie, metastasiertes<br />

Mammakarzinom, Ovarialkarzinom etc.)<br />

o Zeitfenster bis zum Beginn der zytotoxischen Therapie min<strong>des</strong>tens 3 Tage<br />

o Risikoarme Intubation und Operation der Patientin möglich (Cave: mediastinale Tumoren<br />

<strong>bei</strong> Hodgkin-Lymhomen)<br />

o Infektionsstatus (HIV, Hep. B Ag, Hep. C Ak) ± 7 Tage um Op-Termin.<br />

Regelwerke<br />

o EU-Richtlinie 2004/23/EG<br />

o Durchführungsrichtlinie 2006/17/EG<br />

o Durchführungsrichtlinie 2006/86/EG<br />

o Gewebegesetz vom 20.07.2007 (Gesetz über die Qualität und Sicherheit von<br />

menschlichen Geweben und Zellen).<br />

o Artikel 2, Abs, 3: Gewebezubereitungen sind Arzneimittel, die Gewebe im Sinne von § 1a<br />

Nr. 4 <strong>des</strong> Transplantationsgesetzes sind oder aus solchen Geweben hergestellt worden<br />

sind. Menschliche Samen- und Eizellen, einschließlich imprägnierte Eizellen<br />

(Keimzellen), und Embryonen sind weder Arzneimittel noch Gewebezubereitungen.<br />

o Trotzdem: AMG und Transplantationsgesetz regelt den Umgang mit Keimzellen<br />

8


o TPG (Transplantationsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 4.9.2007)<br />

o AMG (Arzneimittelgesetz in Fassung der Bekanntmachung vom 23.11.2007)<br />

o AMWHV (Verordnung über die Anwendung der guten Herstellungspraxis <strong>bei</strong> der<br />

Herstellung von Arzneimitteln und Wirkstoffen und über die Anwendung der guten<br />

fachlichen Praxis <strong>bei</strong> der Herstellung von Produkten menschlicher Herkunft<br />

(Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung - AMWHV) in der geänderten<br />

Fassung vom 26.3.2008<br />

o TPG-GewV (Verordnung über die Anforderungen an Qualität und Sicherheit der<br />

Entnahme von Geweben und deren Übertragung nach dem Transplantationsgesetz<br />

(TPGGewebeverordnung - TPG-GewV) in der Fassung vom 26.03.2008<br />

o (EschG (Embryonenschutzgesetz vom 13.12.1990))<br />

o Leitlinie für die Führung und Einrichtung eines ART-Labors vom 25.04.2008<br />

o (http://www.agrbm.de/qualitaetsmanagement/leitlinie1.php)<br />

o Leitlinie zum verantwortlichen Ar<strong>bei</strong>ten im ART-Labor vom 24.11.06<br />

o (http://www.agrbm.de/qualitaetsmanagement/leitlinie2.php).<br />

Beschreibung<br />

Entnahme von Ovargewebe<br />

Die Gewinnung <strong>des</strong> Ovarialgewebes erfolgt - wenn möglich - laparoskopisch. Die Menge <strong>des</strong><br />

zu entnehmenden Gewebes richtet sich nach der zu erwartenden Wahrscheinlichkeit <strong>des</strong><br />

Verlustes aller Eizellen. Zurzeit empfiehlt sich die Entnahme von einem halben Ovar unter<br />

Vermeidung von Koagulationen am entnommenen Gewebestück.<br />

Transport vom Gewinnungsort zum Kryolabor<br />

Der kurzzeitige Transport (


Kryokonservierung<br />

o Die Kryokonservierung von Ovarialgewebe erfolgt nach den langsamen<br />

Einfrierverfahren in dicht verschließbaren Gefäßen und mit einem geeigneten<br />

Einfriergerät. Das Gewebe wird disseziert (Kantenlänge ca. 3-8 x 3-12mm). Als<br />

Gefrierlösung wird ein geeignetes Kryoprotektivum verwendet (z.B. DMSO,<br />

Ethylenglycol, etc.)<br />

o Die Eignung der kryoprotektiven Lösung ist <strong>bei</strong> eigener Herstellung zu dokumentieren<br />

o Das verwendete Einfrierverfahren muss in der Literatur als erfolgreich beschrieben<br />

(z.B. durch Geburt eines Kin<strong>des</strong>) oder anhand geeigneter Tierversuche getestet<br />

worden sein<br />

o Das Gewebe wird in mehrere Portionen aufgeteilt und in 5-10 Einzelgefäße so<br />

kryokonserviert und gelagert, dass die Einzelportionen getrennt aufgetaut werden<br />

können<br />

o Bei potentiellen ovariellen Metastasen ist eine separate Asservierung von<br />

Gewebestücken für eine molekulargenetische Diagnostik erforderlich<br />

o Eine Testung der Vitalität <strong>des</strong> eingefrorenen Gewebes in einer Referenzprobe, z.B.<br />

durch einen LIVE/DEAD-Assay oder durch eine Transplantation auf eine SCID-Maus<br />

ist vor einer Transplantation empfehlenswert.<br />

Ausstattung <strong>des</strong> Kryolabors<br />

o Die Leitlinien für die Einrichtung und Führung eines Kryolabors für die<br />

Kryokonservierung von Ovarialgewebe entsprechen im Allgemeinen den Leitlinien<br />

für die Einrichtung und Führung eines IVF-Labors der Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />

Reproduktionsbiologie <strong>des</strong> Menschen vom 25.04.2008<br />

o Die Entnahme-Einrichtung muss nach §20b AMG, die verar<strong>bei</strong>tende Einrichtung<br />

nach §20b,c AMG registriert sein<br />

o Offene Ar<strong>bei</strong>ten mit Gewebe erfordern die Reinluftklasse A (GMP) in einer Klasse D<br />

(GMP) Umgebung<br />

o Die Leitung <strong>des</strong> Kryolabors muss über Kenntnisse auf dem Gebiet der<br />

Kryokonservierung verfügen. Der Nachweis der Kenntnisse kann in Form <strong>des</strong><br />

Nachweises langjähriger Tätigkeit oder in Form von Veröffentlichungen in<br />

einschlägigen Journalen erfolgen<br />

o Die kontinuierliche Fortbildung der Mitar<strong>bei</strong>ter muss gegeben sein.<br />

10


Lagerung, Transport, Übergabe von Probenmaterials<br />

Eine eindeutige Identifizierung der Proben muss möglich sein. Die geeigneten<br />

Lagerbedingungen sind durch regelmäßige Überprüfungen zu gewährleisten. Die<br />

Überprüfungen sind zu dokumentieren. Proben mit noch unbekannter Infektionsdiagnostik<br />

werden in Quarantäne gelagert. Das Kryolager muss vor unbefugtem Zutritt gesichert sein.<br />

Die Lagerdauer entspricht den vertraglichen Bedingungen. Eine maximale Lagerdauer gibt es<br />

nicht. Der Transport von kryokonserviertem Gewebe muss in geeigneten Gefäßen stattfinden.<br />

Die Übergabe und Übernahme von Gewebeproben muss den vertraglichen Vereinbarungen<br />

entsprechen.<br />

Qualitätskontrollen<br />

o Eine histologische Untersuchung einer Referenzprobe (Ausschluss von Tumorzellen,<br />

Nachweis von Follikeln), z.B. im Rahmen der Operation, ist erforderlich.<br />

o Bei einem 24-Stunden-Transport ist die Vitalität von Follikeln nachzuweisen.<br />

o Alle Verfahrensabläufe müssen in einem QM-System erfasst werden und den<br />

Anforderungen <strong>des</strong> AMG §20b,c genügen.<br />

o Eine Teilnahme an einem Register (FertiPROTEKT) ist obligat.<br />

Auftauen und Retransplantation<br />

Das Auftauen <strong>des</strong> Ovargewebes muss sich nach dem Einfrierverfahren richten und unter einer<br />

Laminarflow-Box erfolgen.<br />

Wenn möglich sollte die Transplantation orthotop erfolgen, da diese die grössten<br />

Erfolgschancen hat (Dittrich et al., 2009). Die Transplantation muss analog zur Entnahme<br />

unter sterilen Bedingungen und unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften erfolgen.<br />

Die Transplantation sollte frühestens zwei Jahre nach Behandlungsabschluss in Abstimmung<br />

mit den behandelnden Onkologen erfolgen, wenn sich das Rezidivrisiko deutlich vermindert<br />

hat.<br />

Erfolgschancen<br />

Bisher wurden 10 Schwangerschaften publiziert. 4 Schwangerschaften führten zu einem<br />

Abort und 6 Schwangerschaften zu einer Geburt (Tabelle 1). Eine siebte Schwangerschaft<br />

(Oktay et al., 2006) trat spontan nach einer Transplantation in die Bauchwand auf, so dass<br />

diese durch eine Reaktivierung <strong>des</strong> Ovargewebes entstanden sein dürfte. Das Gewebe dieser<br />

Patientinnen war maximal 6 Jahre gelagert worden. Zwei der Patientinnen wurden per<br />

11


Laparotomie transplantiert. Die anderen Patientinnen erhielten eine Transplantation per<br />

Laparoskopie. Fünf Schwangerschaften traten spontan ein und fünf erforderten eine IVF.<br />

Nach heterotoper und orthotoper Transplantation wurden insgesamt 13 Embryonen<br />

transferiert. 5 Schwangerschaften traten ein, drei davon führten zu einer Geburt. Die<br />

Implantationsrate war mit 38% höher als jene <strong>bei</strong> einer konventionellen IVF, die nach dem<br />

Deutschen IVF-Registers <strong>bei</strong> ca. 15% liegt (DIR).<br />

Das maximale Alter der Patientinnen, deren Transplantation zu einer Geburt führte, war zum<br />

Zeitpunkt der Kryokonservierung <strong>des</strong> Ovargewebes 28 Jahre. Entsprechend wird als<br />

Altersgrenze <strong>bei</strong> der Kryokonservierung von Ovargewebe ein Alter von ca. 35 Jahren<br />

empfohlen (von Wolff et al., 2009).<br />

Risiken<br />

Risiken sind Komplikationen <strong>bei</strong> der Operation. Des Weiteren besteht das Risiko eines<br />

unsachgemäßen Transports, einer unsachgemäßen Kryokonservierungs- und Auftautechnik,<br />

die zu einem unzureichenden Wachstum <strong>des</strong> Gewebes nach einer Transplantation führen<br />

können.<br />

Ein weiteres Risiko ist die Retransplantation von Tumorgewebe, welches <strong>bei</strong> einem<br />

Mammakarzinom und Hodgkin-Lymphom bisher nicht beobachtet wurde (von Wolff et al.<br />

2009).<br />

Bei einer hämatologischen Neoplasie oder einem hohen Risiko einer ovariellen<br />

Metastasierung ist das Risiko einer Re-Metastasierung <strong>bei</strong> einer Retransplantation<br />

unkalkulierbar (Meirow et al., 2008) und sollte <strong>des</strong>wegen derzeit nicht durchgeführt werden.<br />

Kosten<br />

Die Kosten für die Entnahme <strong>des</strong> Ovargewebes werden in Einzelfällen übernommen, nicht<br />

jedoch die Kosten für die Kryokonservierung und Lagerung von Ovargewebe:<br />

Ambulante laparoskopische Entnahme mit Narkose: ca. 500 €<br />

Transport <strong>bei</strong> Überführung in eine zentrale Kryobank: ca. 60 €<br />

Kryokonservierung: ca. 500 €<br />

Lagerung/Jahr: ca. 240 €<br />

12


Tabelle 1<br />

Publizierte Transplantationen von kryokonserviertem Ovargewebe (modifiziert nach von<br />

Wolff et al. 2009)<br />

Referenz Fall- Alter <strong>bei</strong> Ort der Ergebnis 2<br />

zahl Konserv. Transpl. 1<br />

Oktay & Karlikaya, 2000 1 29 P E2-Produktion<br />

Radford et al., 2001 1 36 O E2-Produktion<br />

Callejo et al. 2001 1 47 B E2-Produktion<br />

Kim et al. 2004 1 37 B E2-Produktion<br />

Oktay et al. 2004 1 30 U IVF (1 ET)<br />

Donnez et al., 2004 1 25 P Geburt (sp.); LSK<br />

Wolner-Hanssen et al., 2005 1 30 F E2-Produktion<br />

Meirow et al., 2005 1 28 O Geburt (IVF, 1 E); Lap<br />

Donnez et al., 2006 1 21 O, P E2-Produktion<br />

Oktay et al., 2006 2 29 B Abort (1x), Geburt (sp.) 3<br />

Demeestere et al. 2007 2 24 B, O, P Abort (1 x);<br />

Geburt (sp.); LSK<br />

Andersen et al. 2008 6 25, 26, 27 B, O, P Geburt (2 x),<br />

Rosendahl et al., 2006 28, 32, 36 Abort (2 x)<br />

(IVF, 11 E); LSK<br />

Silber et al. 2008 1 28 O Geburt (sp.); Lap 4<br />

Dittrich et al., 2007 1 28 P E2-Produktion<br />

Sanchez et al. 2008 4 32, 33, 34, 39 O E2-Produktion (2 x)<br />

Donnez et al., 2008 3 22, 28, 22 O E2-Produktion<br />

1<br />

Ort der Transplantation: B = Bauchwand; U = Unterarm; O = Ovar; P = Peritoneum-Becken<br />

2<br />

In vitro Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (IVF)<br />

anschliessend ET= Embryotransfer (E = Embryo) ; sp. = spontane Schwangerschaft;<br />

Transplantation von Gewebe per LSK (Laparoskopie) oder per Laparotomie (Lap)<br />

3<br />

Spontane Schwangerschaft und Geburt nach heterotoper Transplantation in die Bauchwand,<br />

nicht in die Ovarien oder das Peritoneum <strong>des</strong> Beckens<br />

4<br />

Spontane Schwangerschaft und Geburt nach Transplantation von Gewebe zwischen<br />

monozygoten Zwillingen, kein Gewebe von der Patientin selber<br />

13


GnRH-Agonisten/Antagonisten<br />

Wirkungsweise<br />

Ausbildung eines passageren hypogonadotropen Hypogonadismus, wodurch die<br />

gonadotoxische Wirkung der Chemotherapie auf das „ruhende“ Ovargewebe verringert wird.<br />

Indikation<br />

o Postmenarchale <strong>Frauen</strong> bis ca. 40 Jahre, die eine Chemotherapie erhalten, welche mit<br />

einer relevanten Wahscheinlichkeit zu einem prämaturen Ovarversagen führen kann.<br />

Da diese Massnahmen laut internationaler Literatur zwar eine Wirkung zu haben scheinen,<br />

der endgültiger Beweis einer Wirksamkeit aber noch nicht erbracht wurde, sind diese<br />

Massnahmen zwar individuell zu erwägen, aber nicht generell zu empfehlen. Daher sollen<br />

zusätzlich zu medikamentösen Massnahmen auch andere Techniken in Kombination erwogen<br />

werden.<br />

Beschreibung - GnRH-Agonisten (GnRHa)<br />

Lang wirkende oder wiederholt applizierte GnRHa bewirken nach einer initialen Freisetzung<br />

der Gonadotropine („flare up-Effekt“) eine Downregulation <strong>des</strong> GnRH-Rezeptors, gefolgt von<br />

einem Hypogonadismus. Mögliche weitere protektive Mechanismen für die Gonaden könnten<br />

aus der reduzierten Perfusion <strong>des</strong> Genitale, einem direkten Einfluss auf den GnRH-Rezeptor,<br />

einem möglichen intraovariellen Anstieg von Sphingosin-1-Phosphat (Hinweise auf eine<br />

protektive Wirkung vor einer Radiatio) sowie einer eventuellen Protektion ovarieller<br />

Stammzellen erwachsen (Blumenfeld & von Wolff 2008).<br />

Der „flare up-Effekt“ der GnRHa dauert ca. eine Woche, so dass GnRHa min<strong>des</strong>tens 1 Woche<br />

vor Beginn der Chemotherapie appliziert werden sollten.<br />

Ob eine spätere Anwendung (kurz vor oder nach Beginn der Chemotherapie) hilfreich ist, läßt<br />

sich derzeit nicht entscheiden. Die Wirkung der GnRHa sollte min<strong>des</strong>tens noch 1-2 Wochen<br />

nach der Gabe <strong>des</strong> letzten Chemotherapiezyklus anhalten.<br />

Beschreibung - GnRH-Antagonisten (GnRHant)<br />

GnRHant bewirken eine unmittelbare kompetitive Hemmung <strong>des</strong> GnRH-Rezeptors und<br />

führen innerhalb von etwa 8 Stunden zu einem Hypogonadismus ohne initialen „flare up“.<br />

14


Erfolgschancen-GnRHa<br />

Bei 12 Studien zwischen 1966 – 2/2008 (nur 2 davon randomisiert) zeigte sich <strong>bei</strong> 234<br />

Patientinnen nach Chemotherapie in 59% der Fälle ein prämatures Ovarialversagen vs. 9%<br />

nach Kombination der Chemotherapie mit einem GnRHa (n=345) (Beck-Fruchter et al. 2008).<br />

Eine Zusammenfassung von 9 Studien (1980-2008) bestätigte diese Aussage mit einer POF-<br />

Rate von 55,5% vs. 11,1% (n=189 vs. n=225) (Blumenfeld & von Wolff 2008) (Tabelle 2).<br />

Eine erste publizierte prospektiv randomisierte Untersuchungen zur Anwendung <strong>bei</strong>m<br />

Menschen wurden kürzlich publiziert (Badawy et al. 2009). 80 Mammakarzinompatientinnen<br />

wurden randomisiert und erhielten entweder GnRHa oder keine GnRHa. Nach 8 Monaten<br />

menstruierten in der GnRHa-Gruppe 89,6% der Patientinnen, in der Kontrollgruppe 33,3%.<br />

Erfolgschancen-GnRHant<br />

Im Mausmodell zeigten sich keine Hinweise auf eine ovarielle Protektion <strong>des</strong> Ovarialgewebes<br />

vor Cyclophosphamid, darüberhinaus aber eine Reduktion der Primordialfollikel (Danforth et<br />

al. 2005). Beweise für eine Übertragbarkeit dieser im Tiermodel gezeigten Follikelreduktion<br />

auf den Menschen fehlen. Möglicherweise ergibt sich eine Option aus der kombinierten Gabe<br />

mit einem GnRHa (initiale Gabe eines GnRHant zur schnellen Downregulation und<br />

anschließende Applikation eines Depot-GnRHa). Daraus resultiert innerhalb von 96 Stunden<br />

eine Downregulation (Mar<strong>des</strong>ic et al. 2004).<br />

Risiken<br />

Eine Nebenwirkung der GnRHa können klimakterische Beschwerden sein. Diese<br />

Beschwerden sind zeitverzögert, aber auch unter einer alleinigen Chemotherapie möglich.<br />

Eine Behandlung mit GnRHa über 6 Monate führt zu einer Reduktion der Knochenmasse<br />

(Olive et al. 2008).<br />

Theoretisch besteht das Risiko einer Minderung <strong>des</strong> onkologischen Therapieeffektes durch<br />

GnRHa-Anwendung <strong>bei</strong> Oestrogenrezeptor-positiven Mammakarzinomen. Eindeutige<br />

Beweise für oder gegen diese Hypothese gibt es jedoch nicht.<br />

Da die Datenlage unklar ist, sollten GnRH-a <strong>bei</strong> Oestrogenrezeptor-positiven Erkrankungen<br />

nicht oder nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risikokalkulation eingesetzt werden. Eine<br />

ausführlichere Darstellung der Problematik findet sich in der AGO-Leitlinie<br />

„Mammakarzinom“ (AGO e.V. 2009).<br />

15


Kosten<br />

Da die Medikamente für diese Indikation nicht zugelassen sind, handelt es sich um eine off<br />

label-Anwendung, über die die Patientin informiert werden muss. Die monatlichen Kosten für<br />

eine GnRHa-Behandlung liegen <strong>bei</strong> etwa 180-200 €.<br />

Tabelle 2<br />

Publizierte Studien zur Wirkung von GnRH-Agonisten (GnRHa) als fertilitätsprotektive<br />

Massnahme (modifiziert nach v. Wolff et al., 2008). Angegeben ist die Rate eines prämaturen<br />

Ovarialversagens unter einer die Chemotherapie begleitenden Behandlung mit und ohne<br />

GnRHa.<br />

Waxman et al. (1987)<br />

(Lymphom)<br />

Blumenfeld et al. (2000)<br />

(Lupus erythemato<strong>des</strong>)<br />

Pereyra-Pacheco et al. (2001)<br />

(Lymphom, Leukämie, Thymom)<br />

Dann et al. (2005)<br />

(Non-Hodgkin-Lymphom)<br />

Somers et al. (2005)<br />

(Lupus erythemato<strong>des</strong>)<br />

Elis et al. (2006)<br />

(Non-Hodgkin-Lymphom)<br />

Castelo-Branco et al. (2007)<br />

(Lymphom)<br />

Blumenfeld et al. (2008)<br />

(Hodgkin-Lymphom)<br />

Huser et al. (2008)<br />

(Hodgkin-Lymphom)<br />

Badawy et al. (2009)<br />

(Mamma-Karzinom)<br />

Alter (J) GnRHa Kontrolle<br />

keine<br />

Angabe<br />

50,0%<br />

(4/8)<br />

18-35 0%<br />

(0/8)<br />

15-20 0%<br />

(0/12)<br />

18-40 0%<br />

(0/7)<br />

24-28 5,0%<br />

(1/20)<br />

17-40 0%<br />

(0/3)<br />

14-45 10,0%<br />

14-40<br />

(3/30)<br />

3,1%<br />

(2/65)<br />

18-35 20.8%<br />

(15/72)<br />

∅ ca. 30 11,4%<br />

(4/39)<br />

Gesamt 11,0 %<br />

(29/264)<br />

66,7%<br />

(6/9)<br />

55,6%<br />

(5/9)<br />

100%<br />

(4/4)<br />

17%<br />

(1/6)<br />

30,0%<br />

(6/20)<br />

8,7%<br />

(2/24)<br />

76,9%<br />

(20/26)<br />

63,0%<br />

(29/46)<br />

71.1%<br />

(32/45)<br />

66,6%<br />

(21/39)<br />

55,3 %<br />

(126/228)<br />

16


EMPFEHLUNGEN ZU RELEVANTEN ERKRANKUNGEN<br />

Mamma-Karzinom<br />

Risiko einer Therapie-induzierten Amenorrhoe<br />

Das Risiko für eine Chemotherapie-induzierte Amenorrhoe ist aufgrund der begrenzten<br />

Datenlage nur bedingt abschätzbar. Tabelle 3 subsummiert die vorliegenden Studien und<br />

ermöglicht eine grobe, altersabhängige Einschätzung <strong>des</strong> Risikos. Für Taxane, monoklonale<br />

Antikörper, Avastin, Lapatinib, Herceptin und Gemzar ist die Datenlage für eine<br />

Risikokalkulation unzureichend.<br />

Möglichkeiten der Fertlitätsprotektion<br />

Die Möglichkeiten der <strong>Fertilitätsprotektion</strong> sind in Tabelle 4 dargestellt.<br />

In der adjuvanten Situation, d.h. nach Entfernung <strong>des</strong> Tumors, ist das Zeitfenster von der<br />

Diagnosestellung bis zum Beginn der Chemotherpie in der Regel ≥ 2 Wochen, so dass<br />

theoretisch alle verfügbaren fertilitätsprotektiven Maßnahmen angeboten werden können. Bei<br />

der neoadjuvanten Therapie ist das verfügbare Zeitfenster kleiner, so dass meistens eine<br />

hormonelle Stimulation mit einer Konservierung von Oozyten / Pronukleusstadien nicht<br />

möglich ist.<br />

Bei einem Rezeptor-positiven Mammakarzinom ist die Datenlage hinsichtlich <strong>des</strong> Risikos<br />

einer hormonellen Stimulation unzureichend. Theoretisch besteht das Risiko einer<br />

Tumorprogression unter erhöhten Estradiolspiegeln. Gegen diese Annahme spricht jedoch,<br />

dass die Patientinnen auch ohne Durchführung einer fertilitätsprotektiven Maßnahme ihren<br />

Menstruationszyklus bis zur Chemotherapie behalten und somit weiterhin eine endogene<br />

Estradiolsynthese aufweisen. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass eine kurzfristige<br />

Steigerung dieser Östrogenspiegel – wie unter einer ovariellen Stimulation – zu einer<br />

relevanten Beschleunigung <strong>des</strong> Tumorzellwachstums führt. Weiterhin zeigte eine Studie <strong>bei</strong><br />

91 Patientinnen, die nach einem Mammakarzinom schwanger wurden, kein erhöhtes<br />

Rezidivrisiko (Sankila at al., 1994).<br />

Da das Rezidivrisiko letztlich noch ungeklärt ist, muss <strong>bei</strong> einem rezeptorpositiven Mamma-<br />

Karzinom eine ovarielle Stimulation nach einer sorgfältigen Nutzen-Risikoanalyse mit den<br />

behandelnden Onkologen ausführlich mit der Patientin diskutiert und die unzureichende<br />

Datenlage betont werden.<br />

17


Alternativ kann die Stimulationsbehandlung mit Aromatasehemmern kombiniert werden<br />

(Oktay et al., 2006). Unter dieser Behandlung steigen die Estradiolwerte signifikant geringer.<br />

Ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv eines Mammakarzinoms konnte <strong>bei</strong> 79 Patientinnen unter<br />

dieser Therapie bisher nicht festgestellt werden (Azim et al., 2008). Kontrovers diskutiert<br />

wird jedoch, ob die Aromatasehemmer zu einer erhöhten Fehlbildungsrate <strong>bei</strong>m Kind führen<br />

könnten (Elizur et al., 2008).<br />

Bestehen keine Einwände gegen eine ovarielle Stimulation, so kann diese auch mit der<br />

Kryokonservierung von Ovargewebe kombiniert werden (von Wolff et al., in press).<br />

Eine Behandlung mit GnRH-Agonisten dürfte risikolos <strong>bei</strong> einem Rezeptor-negativen<br />

Mammakarzinom möglich sein. Liegt ein Rezeptor-positives Mammakarzinom vor, so ist<br />

theoretisch nicht ausgeschlossen, dass die niedrigen Estradiolwerte unter einer GnRH-<br />

Agonisten-Therapie zu einem verringerten Ansprechen der Tumorzellen auf die<br />

Chemotherapie führen. Die Datenlage hinsichtlich dieser Annahme ist jedoch unzureichend.<br />

Aufgrund <strong>des</strong>sen muss <strong>bei</strong> einem rezeptorpositiven Mamma-Karzinom eine GnRH-<br />

Agonisten-Behandlung nach einer sorgfältigen Nutzen-Risikoanalyse mit den behandelnden<br />

Onkologen ausführlich mit der Patientin diskutiert und die unzureichende Datenlage betont<br />

werden.<br />

Tabelle 3<br />

Mammakarzinom: Chemotherapie-assoziiertes Amenorrhoe-Risiko (A= Doxorubicin; C=<br />

Cyclophosphamid; E=Epirubicin; F= 5-Fluorouracil; M=Methotrexat (modifiziert nach<br />

Walshe et al., 2006)<br />

Alter<br />

> 40 Jahre<br />

< 40 Jahre<br />

30-39 Jahre<br />

> 40 Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

< 40 Jahre<br />

Chemotherapie Amenorrhoerate<br />

6 x CMF, 6x FEC, 6x FAC<br />

High-dose EC<br />

6 x CMF, 6x FEC, 6x FAC<br />

4 x AC<br />

6 x CMF, 6x FEC, 6x FAC<br />

4 x AC<br />

> 80% (Hohes Risiko)<br />

20-80% (Mittleres Risiko)<br />

< 20% (Niedriges Risiko)<br />

Unzureichende Datenlage: Taxane, monoklonale Antikörper, Avastin, Lapatinib, Herceptin,<br />

Gemzar<br />

18


Tabelle 4<br />

Mammakarzinom: Fertilitätsprotektive Maßnahmen in Abhängigkeit vom Rezeptor-Status<br />

und onkologischer Therapieplanung <strong>bei</strong> <strong>Frauen</strong> mit einem mittleren und hohen Risiko für eine<br />

Amenorrhoe (vgl. Tab. 3).<br />

Hormonelle<br />

Stimulation &<br />

Oozyten- /<br />

Pronukleus-<br />

Konservierung<br />

Ovargewebe-<br />

Konservierung<br />

Kombination<br />

Hormonelle<br />

Stimulation &<br />

Ovargewebe-<br />

Konservierung<br />

GnRH-<br />

Agonisten<br />

Adjuvanz (nach Tumorentfernung) Neoadjuvanz<br />

HR neg. HR pos.<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

(+)<br />

(ggf. in<br />

Kombination<br />

mit Letrozol)<br />

+<br />

(+)<br />

(ggf. in<br />

Kombination<br />

mit Letrozol)<br />

-<br />

HR-neg..<br />

(+)<br />

(ggf. in<br />

Kombination mit<br />

Letrozol)<br />

+<br />

(+)<br />

(ggf. in<br />

Kombination mit<br />

Letrozol)<br />

+<br />

HR-pos.<br />

-<br />

+<br />

-<br />

-<br />

19


Hodgkin-Lymphom<br />

Risiko einer Therapie-induzierten Amenorrhoe<br />

Das Risiko für eine Chemotherapie-induzierte Amenorrhoe ist aufgrund der begrenzten<br />

Datenlage nur bedingt abschätzbar. Tabelle 5 ermöglicht eine grobe, altersabhängige<br />

Abschätzung <strong>des</strong> Risikos.<br />

Möglichkeiten der <strong>Fertilitätsprotektion</strong><br />

Die Möglichkeiten der <strong>Fertilitätsprotektion</strong> sind in Tabelle 6 dargestellt. Aufgeführt sind nur<br />

die Therapien, die derzeit von der Deutschen Hodgkin Studiengruppe durchgeführt werden.<br />

Das Risiko einer Schädigung der Gonaden unter einer Behandlung nach dem ABVD-Schema<br />

ist niedrig, so dass in einem solchen Fall fertilitätsprotektive Massnahmen in der Regel nicht<br />

erforderlich sind oder auf die GnRH-Agonisten-Applikation beschränkt werden können.<br />

Bei einer Behandlung nach dem BEACOPP oder BEACOPP-eskaliert-Schema ist individuell<br />

und altersadaptiert eine Nutzen-Risikoanalyse mit den Onkologen und der Patientin<br />

vorzunehmen und ggf. eine fertilitätsprotektive Behandlung einzuleiten.<br />

Soll Ovargewebe kryokonserviert werden, so muss <strong>bei</strong> einem mediastinalen Tumor ein ggf.<br />

erhöhtes Anästhesierisiko in die Überlegungen einbezogen werden.<br />

Ansonsten ist <strong>bei</strong> einem Zeitfenster von ≥2 Wochen jede Form der <strong>Fertilitätsprotektion</strong> alleine<br />

oder in Kombination möglich.<br />

Tabelle 5<br />

Hodgkin-Lymphom - Chemotherapie-induzierte Amenorrhoe-Raten (A=Adriamycin;<br />

B=Bleomycin; C=Cyclophosphamid; E=Etoposid; O=Oncovin; P=Procarbacin & Prednison<br />

V=Vinblastin;) (modifiziert nach Behringer et al., 2005)<br />

Alter<br />

≥ 30 Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

≥ 30 Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

≥ 30 Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

≥ 30 Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

≥ 30Jahre<br />

< 30 Jahre<br />

Chemotherapie Amenorrhoerate<br />

2 x ABVD (HD 7, Arm B) 0 %<br />

5,6 %<br />

2 x COPP/ABVD (HD 8) 12,2%<br />

3,5 %<br />

4x COPP /ABVD (HD 9<br />

53,3 %<br />

A)<br />

23,5%<br />

8 x BEACOPP (HD 9, Arm<br />

42,1 %<br />

B)<br />

11,8%<br />

8 BEACOPP eskaliert (HD<br />

70,4 %<br />

9, Arm C)<br />

40,4 %<br />

20


Tabelle 6<br />

Hodgkin-Lymphom: Fertilitätsprotektive Maßnahmen <strong>bei</strong> den aktuell von der Deutschen<br />

Hodgkin Studiengruppe durchgeführten Chemotherapien<br />

Hormonelle<br />

Stimulation &<br />

Oozyten- /<br />

Pronukleus-<br />

Konservierung<br />

Ovargewebe-<br />

Konservierung<br />

ABVD<br />

BEACOPP<br />

BEACOPP<br />

eskaliert<br />

- + +<br />

- + +<br />

Kombination<br />

Hormonelle<br />

Stimulation &<br />

Ovargewebe-<br />

Konservierung<br />

- + +<br />

GnRH-Agonisten (+) + +<br />

21


Borderline-Tumoren <strong>des</strong> Ovar<br />

Onkologische Therapien<br />

Die Standard-Therapie dieser Erkrankung besteht in der operativen Sanierung, welche in der<br />

Regel eine Hysterektomie mit bilateraler Salpingoophorektomie und detaillierter Inspektion<br />

<strong>des</strong> Abdomens bzw. Entfernung aller suspekter Herde, eine peritoneale Spülzytologie bzw.<br />

Biopsien sowie eine Omentektomie im Rahmen eines kompletten chirurgischen Stagings<br />

<strong>bei</strong>nhaltet. Bei muzinösen Tumoren sollte zusätzlich eine Appendektomie zum Ausschluss<br />

einer Ovarmetastase <strong>bei</strong> muzinösem Appendixtumor erfolgen (DGGG-Leitlinie).<br />

Bei unilateralem Befall und bestehendem Kinderwunsch kann ein makroskopisch<br />

unauffälliges kontralaterales Ovar mit Tube und Uterus erhalten bleiben.<br />

Eine Biopsie <strong>des</strong> unauffälligen kontralateralen Ovars schließt <strong>bei</strong> negativer Histologie einen<br />

tatsächlichen Befall <strong>des</strong> Ovars nicht zuverlässig aus und führt zusätzlich stets zum partiellen<br />

Gewebeuntergang mit möglichem negativen Einfluß auf die Ovarfunktion, sodass diese<br />

operative Maßnahme nicht sinnvoll ist<br />

Im Falle von bilateralen Tumoren ist die ovarerhaltende Exstirpation nach Aufklärung über<br />

ein erhöhtes Rezidiv-Risiko vertretbar.<br />

Der Nutzen einer adjuvanten postoperativen Chemotherapie konnte bislang in prospektiv<br />

randomisierten Studien nicht bewiesen werden. Lediglich <strong>bei</strong> fortgeschrittenen Stadien und<br />

postoperativem Tumorrest oder <strong>bei</strong> invasiven Implantaten empfehlen verschiedene Zentren<br />

eine Chemotherapie vergleichbar dem Standard <strong>bei</strong>m invasiven Ovarialkarzinom (Gershenson<br />

et al.1998).<br />

Möglichkeiten der <strong>Fertilitätsprotektion</strong><br />

Ovarielle Stimulation und Kryokonservierung von Oozyten/Pronukleusstadien<br />

Nach einer systematischen Analyse der Task Force for Fertility Preservation der European<br />

Society of Gynaecological Oncology (ESGO) erscheint <strong>bei</strong> Patientinnen nach einer<br />

fertilitätserhaltenden Operation eine ovarielle Stimulation zur Entnahme von Eizellen im<br />

Vergleich zu einer historischen Kontrollgruppe mit einem signifikant erhöhten Rezidiv-Risiko<br />

assoziiert zu sein (OR 1,97, 95%-CI 1,19-2,75). Gemäß dieser Untersuchung erlitten 12 von<br />

62 Patientinnen innerhalb eines medianen Nachbeobachtungs-Zeitraums von 52 Monaten ein<br />

Rezidiv (19,4%), im Gegensatz zu lediglich 10,9% (21 von 193 Patientinnen) in der<br />

22


historischen Kontrollgruppe. Elf dieser 12 Rezidiv-Patientinnen wurden erneut erfolgreich<br />

chirurgisch behandelt. Lediglich in einem Fall war aufgrund eines invasiven Rezidivs eine<br />

Chemotherapie indiziert. To<strong>des</strong>fälle traten nicht auf (persönliche Kommunikation, D.<br />

Denschlag).<br />

Einschränkend ist zu erwähnen, dass ein Vergleich <strong>bei</strong>der Gruppen aufgrund eines<br />

unterschiedlichen Stagings und den damit verbundenen unterschiedlichen Tumorstadien nur<br />

bedingt möglich ist und somit die Ergebnisse mit Zurückhaltung interpretiert werden müssen.<br />

Dennoch ist die Patientin darüber aufzuklären, dass eine Stimulationsbehandlung evtl. mit<br />

einem erhöhten Rezidiv-Risiko assoziiert ist. Dieses vermeintlich erhöhte Rezidiv-Risiko<br />

scheint jedoch die exzellente Prognose der Patientinnen insgesamt nicht negativ zu<br />

beeinflussen.<br />

Kryo-Konservierung von Ovargewebe<br />

In der internationalen Literatur wird die Kryokonservierung von Ovargewebe von einzelnen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppen empfohlen (Fain-Kahn et al., 2008) Sollte das Gewebe zu einem späteren<br />

Zeitpunkt retransplantiert werden, ist eine Re-Transplantation von Borderline-Gewebe oder<br />

die de novo Ausbildung von einem Borderline-Tumor jedoch nicht auszuschliessen.<br />

Entsprechend muss die Patientin <strong>bei</strong> der Entnahme von makroskopisch tumorfreiem Gewebe<br />

über dieses Risiko aufgeklärt werden, und es sollte nur Gewebe konserviert werden, welches<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit kein Borderline-Gewebe enthält.<br />

Grundsätzlich ist einer spontan eintretenden Schwangerschaft nach einer fertilitätserhaltenden<br />

Operation oder einer ovariellen Stimulation gegenüber der Kryokonservierung von<br />

Ovargewebe der Vorzug zu geben, um die Ovarreserve durch die Entfernung von<br />

Ovargewebe nicht noch weiter zu reduzieren.<br />

23


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