„3. Europäischer Tag der Seltenen Erkrankungen“ - KLINEFELTER ...
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Klinefelter Syndrom<br />
Sie ist eine seltene Krankheit und trotzdem die häufigste chromosonale Erkrankung bei Buben<br />
und Männern: das Klinefelter Syndrom. Der amerikanische Arzt Harry F. Klinefelter<br />
beschrieb im Jahr 1942 erstmals in einem Fachaufsatz jene Merkmale, die seither unter dem<br />
Begriff Klinefelter-Syndrom subsumiert werden. Er beobachtete bei Männern<br />
Brustentwicklung, verkleinerte Hoden mit vermin<strong>der</strong>ter Spermienproduktion und Hochwuchs.<br />
Die genaue Ursache des Syndroms - ein zusätzliches X-Chromosom - wurde erst mehr als ein<br />
Jahrzehnt später entdeckt. "In Österreich sind rund 14.000 Buben und Männer betroffen, die<br />
Dunkelziffer ist aber sehr hoch".<br />
Der Mensch hat 46 Chromosome: 22 Autosomenpaare und einem Paar<br />
Geschlechtschromosome. Die Geschlechtschromosome bestehen beim Mann aus einem XY<br />
und bei <strong>der</strong> Frau aus XX. Männer weisen daher einen Chromosomensatz von 46,XY, Frauen<br />
von 46, XX auf. Männer mit klassischem Klinefelter Syndrom haben mindestens ein<br />
zusätzliches X-Chromosom, ihr Karyotyp lautet daher 47, XXY. Rund jedes 500. bis jedes<br />
1.000 männliche Neugeborene wird mit dem Syndrom geboren. "Wie manchmal<br />
fälschlicherweise angenommen, bedeutet dies jedoch nicht, dass die Betroffenen beide<br />
Geschlechtsmerkmale in sich tragen, also intersexuell sind. Ihre anatomische wie emotionale<br />
Entwicklung ist rein männlich".<br />
Die Diagnose Klinefelter wird bei Patienten oft erst sehr spät festgestellt. Die Entwicklung im<br />
Kindesalter wird meist als unauffällig beschrieben, die Kin<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> Tendenz eher<br />
ruhiger und zurückgezogener als ihre Altersgenossen und haben häufig eine leicht verzögerte<br />
motorische und sprachliche Entwicklung. In <strong>der</strong> Pubertät wird die Chromosomenstörung<br />
stärker sichtbar: Die Sekundärbehaarung besteht nur spärlich, <strong>der</strong> Stimmbruch ist wenig<br />
ausgeprägt und Hoden und Penis bleiben klein. Das Syndrom wird häufig erst dann entdeckt,<br />
wenn <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>wunsch eines Paares unerfüllt bleibt.<br />
Gemeinsam ist den Betroffenen eine Unterentwicklung <strong>der</strong> Hoden, meist ohne Spermienproduktion,<br />
die auf eine eingeschränkte Testosteronproduktion zurückzuführen ist. Da<br />
Testosteron unter an<strong>der</strong>em wichtig zur Beendung des Längenwachstums ist, werden<br />
unbehandelte Betroffene oft überdurchschnittlich groß. Durch die unausgewogene<br />
Hormonlage kann es auch zu einer Brustentwicklung kommen. „Eine häufige Ausprägung des<br />
Klinefelter Syndroms ist <strong>der</strong> eunuchoide Hochwuchs und entsprechend lange Armen und<br />
Beine. Man schätzt dass rund 20 Prozent <strong>der</strong> NBA Basketballspieler Klinefeltermänner sind.<br />
Viele Betroffene sind aber vollkommen unauffällig und sowohl sozial auch als beruflich gut<br />
integriert".<br />
Ein Behandlungsbeginn ist zwar in jedem Alter möglich, eine frühzeitige Diagnose bietet<br />
dennoch die besten Voraussetzungen für eine angemessene Behandlung.<br />
Kleinwüchsige Menschen<br />
Die weit verbreitete Annahme, Kleinwüchsige seien Zwerge o<strong>der</strong> stellten als "Liliputaner"<br />
eine eigene Menschenrasse dar, ist Unsinn. Kleinwuchs ist eine Wachstumsstörung, <strong>der</strong>en<br />
Ursachen nur teilweise bekannt sind. Darum sind auch Behandlungen weitgehend aussichtslos.<br />
Manche Kleinwuchsformen sind erblich, die Erkenntnis darüber ist aber noch ungenau. Um<br />
die Frage <strong>der</strong> Erblichkeit zu klären, muss im Einzelfall eine genaue Diagnose eingeholt<br />
werden. Kleinwuchs wird in vielen Fällen "verdeckt" weitervererbt, das heißt, den<br />
normalgroßen Eltern ist nicht anzusehen, dass sie die Anlage besitzen, ein kleinwüchsiges<br />
Kind (neben normalgroßen Geschwistern) zu bekommen.<br />
Über die Anzahl <strong>der</strong> Kleinwüchsigen in Österreich ist von mindestens 2.000 bis 3.000<br />
Personen auszugehen, die mit einem ausgeprägten Kleinwuchs betroffen sind.<br />
Kleinwuchs tritt in über 100 Erscheinungsformen auf.