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1-2 /09 - Erzherzog Johann - Steiermark

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wissenschaft.<br />

kunst.<br />

kultur.<br />

Außenansicht<br />

der Steiermärkischen<br />

Landesbibliothek.<br />

Fo t o: sc h e L L n e g g e r<br />

44<br />

steirische berichte 1-2 /<strong>09</strong><br />

Die Steiermärkische<br />

Landesbibliothek Rückblick und Ausblick<br />

Als am 26. November 1811 die von <strong>Erzherzog</strong><br />

<strong>Johann</strong> am 16. Juli desselben Jahres unterfertigte<br />

Stiftungsurkunde für das „Innerösterreichische<br />

Nationalmuseum“, das bald darauf nach seinem<br />

Gründer „Joanneum“ genannt werden sollte, im<br />

Rahmen eines feierlichen Aktes an die steirischen<br />

Stände im Landtag überreicht und damit der<br />

Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der<br />

technisch-naturwissenschaftlichen Bildungsstätte<br />

gelegt wurde, kamen nicht nur seine umfangreichen<br />

Sammlungen, sondern auch ein Großteil<br />

seiner privaten Bibliothek in den Besitz des Landes.<br />

So konnte noch vor Beginn der Lehrtätigkeit zu<br />

Jahresanfang 1812 die „Lese-Anstalt“ Joanneum<br />

ihren Betrieb eröffnen.<br />

Die Buchbestände, die schon in den folgenden Jahren<br />

durch zahlreiche umfangreiche Schenkungen<br />

meist adeliger Gönner, wie etwa der Grafen Egger,<br />

Brigido und Saurau, und ständige weitere<br />

Zuwendungen durch den <strong>Erzherzog</strong> selbst einen<br />

beträchtlichen Umfang annahmen, waren von<br />

Anfang an nicht nur auf die Unterstützung des<br />

Lehrbetriebes, sondern auch auf alle geistes- und<br />

kulturwissenschaftlichen Bereiche ausgerichtet.<br />

Die Joanneums-Bibliothek sollte sich entsprechend<br />

den Statuten „nicht lediglich auf das unmittelbare<br />

Bedürfnis der Lehranstalt einschränken, sondern …,<br />

da sie als eine der wichtigsten Quellen der Belehrung,<br />

des Unterrichtes und der Bildung überhaupt<br />

anzusehen ist, sich auch auf andere Gegenstände<br />

erstrecken, wenn sie nur nicht gänzlich außer dem<br />

Wirkungskreis des Institutes liegen“. Betrug die Zahl<br />

der aufliegenden Journale 1812 noch 35, konnten<br />

1844 bereits 207 Titel eingesehen werden.<br />

Besonders bemerkenswert ist der Umstand, dass<br />

trotz der rigorosen Zensur während der Metternich-<br />

Ära 16 verbotene ausländische Zeitungen aufgelegt<br />

werden konnten. Der 1819 genehmigte „Leseverein<br />

am Joanneum“, der durch seinen hohen Mitgliedsbeitrag<br />

und durch die große Zahl seiner Mitglieder<br />

erheblich zur Popularität und zur Bestandsvermehrung<br />

beitragen konnte, festigte bis zu seiner<br />

Auflösung 1871 die Verankerung der Bibliothek<br />

im Bewusstsein der bildungsbeflissenen Kreise der<br />

Bevölkerung des Landes, so dass auch die Verselbständigung<br />

der Montanistischen Lehranstalt 1840<br />

und der Technischen Hochschule 1864/65, die zunächst<br />

zu einer existenziellen Krise der Bibliothek<br />

geführt hatte, letztlich zur Identitätsfindung und<br />

weitreichenden Absicherung des Institutes beitrug.<br />

Der 1825/26 erfolgte Anbau an der Südseite des<br />

Lesliehofes wurde abgetragen; am 26. November<br />

1893 konnte der nach den Plänen von August<br />

Gunolt errichtete Neubau eröffnet werden, der<br />

sich von Anfang an als zu klein und wenig zweckmäßig<br />

erwies.<br />

Zeitgemäßes Ambiente in Sicht<br />

Der 1948 unter der Direktion von Julius Franz<br />

Schütz herausgegebene Führer der Landesbibliothek<br />

vermerkt lapidar, dass das Bibliotheksgebäude<br />

„in den letzten Jahren so unzureichend geworden<br />

(ist), dass ein Neubau oder eine Erweiterung immer<br />

dringender nötig wird“. Mehr als sechzig Jahre<br />

danach steht die Steiermärkische Landesbibliothek<br />

nun vor der Realisierung dieses Projektes, das<br />

allein im Hinblick auf die Bestandszahlen jeder<br />

allfälligen Kritik trotzen kann: 1827 wies die Bibliothek<br />

20.000 Bände auf, um 1900 etwa 145.000,<br />

1937 etwa 300.000, und gegenwärtig sind es mehr<br />

als 700.000, gelagert im bestehenden Gebäude sowie<br />

in mehreren Außendepots. Als wissenschaftliche<br />

Bibliothek, als eine den Bedürfnissen aller Bevölkerungsschichten<br />

gerecht werdende öffentliche<br />

Bibliothek, als Behördenbibliothek und vor allem<br />

als Bewahrerin steirischen Schrifttums wird sie<br />

nach Fertigstellung des das gesamte Joannneumsviertel<br />

umfassenden Projektes endlich wieder in<br />

einem zeitgemäßen Ambiente den Erfordernissen<br />

eines modernen Bibliotheksbetriebes und dem<br />

joanneischen Bildungsauftrag gerecht werden<br />

können.<br />

Christoph H. Binder

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