1-2 /09 - Erzherzog Johann - Steiermark
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grenzenlos.<br />
Kreidezeichnung<br />
von Placidus Altmutter<br />
(1780–1819) Fo t o: K K<br />
Rechts: Andreas-<br />
Hofer-Gedenktafel<br />
von 19<strong>09</strong> am<br />
Goldenen Adler<br />
in Innsbruck.<br />
50<br />
Fo t o: Ja r i t z<br />
steirische berichte 1-2 /<strong>09</strong><br />
Andreas Hofer<br />
Junge Stimmen zum<br />
„Freiheitshelden“ der Tiroler<br />
Vor bald 200 Jahren, am 20. Februar 1810, starb<br />
Andreas Hofer, der Wirt am Sand aus Passeier. Er<br />
wurde auf Befehl Napoleons zum Tode verurteilt<br />
und in der Festung zu Mantua erschossen. Damit<br />
wurde ein endgültiger Schlussstrich unter die<br />
Aufstandsversuche der Tiroler gegen die napoleonisch-bayrische<br />
Fremdherrschaft gezogen. Für<br />
Jahre versank das Land in Depression und Armut.<br />
Der 14jährige Tobias aus der Mittelschule St. Leonhard<br />
in Passeier, dem Heimatort Hofers, schreibt:<br />
Wir, als Passeierer sollten ihn nicht vergessen, er<br />
ist unser Denkmal.<br />
Inspiriert durch die beginnenden offiziellen Feierlichkeiten<br />
zum 200jährigen Gedenkjahr an die<br />
Freiheitskämpfe der Tiroler widerspiegelt diese<br />
Aussage die Meinung vieler Jugendlicher. Keine<br />
andere historische Persönlichkeit im Lande ist<br />
ihnen mit seinem Namen und Aussehen so vertraut<br />
wie der Sandwirt Andre Hofer.<br />
Er war und ist der Inbegriff für die männliche<br />
Tapferkeit, die bereit ist, auch in den Tod zu gehen,<br />
aber auch für die unkritische, gottesfürchtige, loyale<br />
Ergebenheit seinem „angestammten“ Kaiserhaus<br />
Österreich gegenüber. Dieser Wert der Treue der<br />
politischen und religiösen Institutionen gegenüber<br />
ließ Hofer für die Tiroler Nation bis heute<br />
unsterblich werden.<br />
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde<br />
besonders dieser Wert herangezogen, um Hofer mit<br />
einem glorifizierenden Mythos zu umgeben, der ihn<br />
zum „wahren Tiroler“ hochstilisiert.<br />
Im Gedenken an sein schicksalhaftes Leben verfehlt<br />
er bis heute nicht seine Wirkung. Die Gefahr<br />
der Vereinnahmung durch parteipolitisches, rechtsorientiertes,<br />
populistisches Gedankengut ist heute<br />
wieder sehr groß.<br />
Besonders männliche Jugendliche auf der Suche<br />
nach verbindender Gemeinschaft erliegen ihr leicht,<br />
denn das „gemeinsame harte Schicksal“ – für welches<br />
„unser Hofer“ steht – schweißt zusammen.<br />
So zeigt sich unter den Jugendlichen ein indifferentes<br />
Bild über den Helden. Das historische<br />
Faktenwissen ist sehr oberflächlich und beschränkt<br />
sich oft auf verzerrende, unreflektierte Episoden<br />
aus Hofers Leben.<br />
Verrat Hofers<br />
Eine besondere emotionale Betroffenheit löst auch<br />
bei den Jugendlichen der Verrat Hofers durch einen<br />
„unguten“ Landsmann aus. Die Gestalt des Verräters<br />
Franz Raffl ist historisch belegt, wurde aber in besonders<br />
moralisierender Weise in einen religiösen<br />
Kontext gebracht. Dabei war die mentale Nähe<br />
Hofers zur Jesusgestalt beabsichtigt. Die Betroffenheit<br />
über dieses verwerfliche Tun verfehlt auch<br />
heute nicht ihre erzieherische Wirkung.<br />
Die Gefahr einer unreflektierten Zuordnung zu Gut<br />
und Böse, wobei Hofer das unerreichbare und<br />
makellos Gute versinnbildlicht, ist groß. Dadurch<br />
wurden der einhaltlosen Mystifizierung keine<br />
Grenzen gesetzt. Deshalb ist es heute an der Zeit,<br />
ein objektives, historisches Bild von Hofer, seinen<br />
Mitstreitern und seiner Zeit zu vermitteln.<br />
Im Heimattal Hofers ist die Ahnung über seinen<br />
Charakter und seine Beweggründe lebendig und<br />
nachvollziehbar, weshalb es wie ein gutes Omen<br />
anmutet, dass hier die wissenschaftlichen Impulse<br />
mit der neu gestalteten Dauerausstellung „Helden&<br />
Hofer“ im Museum Passeier aufgegriffen und<br />
umgesetzt werden. Die Ausstellungseröffnung fand<br />
am 21. Februar 20<strong>09</strong> statt.<br />
Ein objektiveres Geschichtsbild in Bezug auf das<br />
Jahr 18<strong>09</strong> und seinen „Helden“ tut Not, um ihm nach<br />
200 Jahren Verzerrung die ihm gebührende objektive,<br />
persönliche Erinnerung zukommen zu lassen.<br />
So kann auch bei den Jugendlichen wieder Interesse<br />
an seiner Person und seiner Zeit geweckt werden.<br />
Die 13jährige Sandra meint: Ich finde es schön, dass<br />
zum 200jährigen Jubiläum so viel von ihm geredet<br />
wird, obwohl es mich nicht so viel interessiert. Aber<br />
vergessen sollte man ihn nicht. In der Schule soll<br />
man schon etwas von ihm gelernt bekommen.