Zeit für Familie - Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden ...
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und die Bereitstellung von Infrastruktur erstreckt, überwunden werden. In diesem Sinne bedarf<br />
<strong>Familie</strong>npolitik der Ergänzung um eine weitere Säule: die <strong>Familie</strong>nzeitpolitik.<br />
Bei <strong>Familie</strong>nzeitpolitik, so argumentieren wir in diesem Bericht, handelt es sich um ein neues Politikfeld, das<br />
verschiedene grundsätzliche Handlungsfelder beinhaltet, unterschiedliche Akteure adressiert und eine sehr<br />
differenzierte Instrumentenebene aufweist.<br />
<strong>Familie</strong>nzeitpolitik ist als Teil einer gesellschaftlichen <strong>Zeit</strong>politik zu entwickeln, die darauf ausgerichtet ist,<br />
die Wahlfreiheit der Lebensführung der Menschen durch möglichst passgenaue und bedarfsgerecht gestaltete<br />
<strong>Zeit</strong>strukturen öffentlicher Institutionen zu erhöhen.<br />
Als primäres Handlungsfeld von <strong>Familie</strong>nzeitpolitik sehen wir die Stärkung von <strong>Zeit</strong>souveränität. Dabei<br />
geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Menschen erleichtern, <strong>Familie</strong> im Rahmen<br />
allgemeiner Grundsätze so zu gestalten, wie es ihren Vorstellungen und Präferenzen entspricht. Anzustreben<br />
ist auch eine Entlastung von <strong>Familie</strong>n durch <strong>Zeit</strong>umverteilung. Ansatzpunkte bestehen in einer<br />
lebenslauforientierten <strong>Zeit</strong>umverteilung sowie in der Umverteilung von <strong>Zeit</strong>ressourcen zwischen<br />
Generationen und sozialen Gruppen, um das <strong>Zeit</strong>budget von <strong>Familie</strong>n mit (kleinen) Kindern in der „Rush<br />
Hour des Lebens― zu entlasten.<br />
<strong>Zeit</strong>politische Umverteilungsmaßnahmen erscheinen auch dort notwendig, wo gesellschaftlich gewünschte,<br />
sozial aber wenig wertgeschätzte Tätigkeiten, etwa im Rahmen der <strong>Familie</strong>narbeit, zwischen den<br />
Geschlechtern ungleich verteilt sind. Als ein weiteres wesentliches Handlungsfeld der <strong>Familie</strong>nzeitpolitik<br />
haben wir die Verbesserung der Synchronisation disponibler <strong>Zeit</strong> identifiziert. Dabei soll eine optimierte<br />
Passung familienexterner <strong>Zeit</strong>regimes z. B. durch eine familienzeitsensible Gestaltung der Infrastruktur<br />
erreicht werden. <strong>Familie</strong>nzeitpolitik umfasst schließlich auch die Verbesserung der <strong>Zeit</strong>kompetenz. Im<br />
Rahmen dieses Handlungsfelds geht es darum, die Fähigkeit der Menschen zu verbessern, ihre <strong>Zeit</strong><br />
selbstverantwortlich so zu strukturieren, dass sie ihre Handlungsziele gut verwirklichen können.<br />
Mit diesen Handlungsfeldern appellieren wir an unterschiedliche Akteure, zeitliche Freiräume <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n zu<br />
schaffen und zu respektieren. Zunächst sind die Arbeitgeber und Sozialpartner gefragt, die über die<br />
Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen hinsichtlich Lage, Dauer und Volumen der Arbeitszeit maßgeblichen<br />
Einfluss auf „<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>― nehmen. Gefordert sind auch die Kommunen als vielleicht wichtigster<br />
staatlicher Akteur, die durch passgenaue Betreuungs-, Versorgungs- und Erziehungseinrichtungen <strong>Familie</strong>n<br />
beim Spagat zwischen <strong>Familie</strong>naufgaben und <strong>Beruf</strong> noch besser unterstützen können. Schließlich ist unser<br />
Adressat nicht zuletzt der Gesetzgeber, setzt er doch die rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen <strong>Familie</strong><br />
lebt und handelt. Nach gesetzlichen Vorgaben erfolgt nicht nur die finanzielle Unterstützung von <strong>Familie</strong>n,<br />
sondern wird auch die Zuteilung des Rechts über familiäre <strong>Zeit</strong> maßgeblich entschieden. Dabei erschwert aber<br />
insbesondere die „strukturelle Blindheit― des Arbeitsrechts gegenüber der <strong>Familie</strong> die Vereinbarkeit der<br />
Bereiche <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong>.<br />
Aus der Überlegung, auf welchen grundsätzlichen Handlungsfeldern die einzelnen Akteure<br />
schwerpunktmäßig ansetzen können, benennen wir konkrete Handlungsempfehlungen auf der<br />
Instrumentenebene:<br />
Wir bringen in dem Bericht etwa zum Ausdruck, dass eine Erhöhung der <strong>Zeit</strong>souveränität ein der Nachfrage<br />
entsprechendes Angebot an familienexterner Kinderbetreuung, mehr Beschäftigungs- und<br />
Karrieremöglichkeiten unterhalb der Vollerwerbstätigkeit, eine stärkere Berücksichtigung der <strong>Familie</strong> im<br />
Arbeitszeitrecht und eine flexiblere Gestaltung familienbedingter Erwerbsunterbrechungen erfordert.<br />
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