Seniorentheater – mehr als nur eine wunderbare Idee - das ...
Seniorentheater – mehr als nur eine wunderbare Idee - das ...
Seniorentheater – mehr als nur eine wunderbare Idee - das ...
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Liebe Theaterfreundinnen und -freunde,<br />
<strong>das</strong> ist sie, die Zeitung zum 3. Europäischen <strong>Seniorentheater</strong>festival in Pforzheim. Gefüllt mit Text und<br />
Bildern zur Erinnerung und <strong>als</strong> ein kl<strong>eine</strong>s Dankeschön an Euch.<br />
<strong>Seniorentheater</strong> <strong>–</strong> <strong>mehr</strong> <strong>als</strong> <strong>nur</strong> <strong>eine</strong> <strong>wunderbare</strong> <strong>Idee</strong><br />
Ministerialdirektor Dieter Hackler im Gespräch mit Irene Ostertag (BDAT) u. Norbert Radermacher<br />
Das 3. Europäische <strong>Seniorentheater</strong>-Festival in Pforzheim ist eröffnet. Mit Freude hieß<br />
Reinhard Kölmel die zahlreichen nationalen und internationalen Gäste im Namen des<br />
Kulturhauses Osterfeld und des Amateurtheatervereins Pforzheim willkommen.<br />
Die anschließenden Redner der Eröffnungsveranstaltung sparten nicht mit Lob und Dank.<br />
Und <strong>das</strong> hatte s<strong>eine</strong>n Grund: Über 100 aktive Seniorinnen und Senioren aus 5 Nationen<br />
waren zu diesem Festival angereist. Bürgermeister Gert Hager von der Stadt Pforzheim war<br />
beeindruckt angesichts <strong>eine</strong>s so vielfältigen kulturellen, bürgerlichen Engagements im Alter.<br />
Gerne sei deshalb die Stadt ihrer Gastgeberrolle nachgekommen. Norbert Radermacher,<br />
Präsident des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT), zeigte sich sichtlich stolz und<br />
sprach von <strong>eine</strong>r “<strong>wunderbare</strong>n <strong>Idee</strong>”, die nach Österreich und Südtirol nun auch in<br />
Deutschland verwirklicht wird. „Immer <strong>mehr</strong> ältere Menschen entdecken die Bühne <strong>als</strong><br />
<strong>eine</strong>n Ort des Dialogs und der künstlerischen Auseinandersetzung“, so Radermacher.<br />
Davon zeugten allein die über 80 <strong>Seniorentheater</strong>gruppen, die der BDAT innerhalb s<strong>eine</strong>s<br />
breiten Spektrums von 2300 Mitgliedsbühnen vertritt <strong>–</strong> und <strong>das</strong> mit steigender Tendenz.<br />
Dabei verstehe sich der Verband auch <strong>als</strong> erfolgreiches Modell des Generationendialoges.<br />
Eckhard Friedl, künstlerischer Leiter des Festiv<strong>als</strong>, lud dazu ein, <strong>das</strong> Festival <strong>als</strong> Plattform<br />
zum gegenseitigen Kennenlernen und für <strong>eine</strong>n lebendigen Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
zu nutzen. Rolf Wenhardt, Präsident des Landesverbandes Amateurtheater<br />
Baden-Württemberg, verwies in s<strong>eine</strong>m<br />
Grußwort mit Freude darauf, <strong>das</strong>s neben den<br />
11 bestehenden Festiv<strong>als</strong> im „Ländle“ nun<br />
auch noch ein so wichtiges wie <strong>das</strong><br />
Europäische <strong>Seniorentheater</strong>-Festival in<br />
Baden-Württemberg stattfindet. Ministerialdirektor<br />
Dieter Hackler vom Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend setzte sich in s<strong>eine</strong>r Ansprache<br />
mit den vielen Facetten des künstlerischen<br />
und kulturellen Tuns im Alter auseinander.<br />
„Hier in Pforzheim werden grenzüberschreitende<br />
Prozesse angestoßen. Sie helfen<br />
die Sprachlosigkeit und die abgebrochene<br />
Kommunikation zu überwinden. Kultur<br />
bietet Orientierung“, betonte Dieter Hackler.<br />
Sie sei kein Selbstzweck, sondern Notwendigkeit,<br />
gerade in der globalisierten Welt.<br />
Den anwesenden Senioren gab er ein Bonmot<br />
mit auf den Weg: „Die Jungen sind in der Tat<br />
schneller <strong>als</strong> die Alten, aber die Alten kennen<br />
die Abkürzungen”. Noch ein erfrischender<br />
Beifall und der erste Vorhang öffnete sich für<br />
die Theatergruppe Bartholomeis aus Südtirol.<br />
(FeB)<br />
Musik zur Eröffnung mit dem Duo Ceol
S c h e i n f e l d e r E r k l ä r u n g z u m<br />
So ist <strong>das</strong> Leben!<br />
Bartholomeis, Südtirol / Italien<br />
Ehrlich, würdevoll, eindringlich und mutig, immer wieder mutig. So präsentiert<br />
die Theatergruppe Bartholomeis aus Südtirol <strong>das</strong> Stück „Das Leben und Punkt“.<br />
Der Vorhang hebt sich und gibt den Blick frei auf ein Bühnenbild, bestehend aus<br />
Stühlen - Stühle <strong>als</strong> Sinnbild parzellierter Einsamkeit im Altenheim. Schonungslos,<br />
unbequem und aufrüttelnd bringt <strong>das</strong> Stück Tabuthemen zur Sprache:<br />
Sex im Altenheim, Tod, Inkontinenz, der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe,<br />
Drogenerfahrung durch Missbrauch von Medikamenten. Ein Stück, <strong>das</strong> den<br />
Zuschauer an persönliche Grenzen dessen, was er aufzunehmen bereit ist, bringen<br />
kann. Manch’ <strong>eine</strong>r stellt sich die Frage: „Kann man <strong>das</strong> machen?“<br />
„Das Leben und Punkt“ spielt auf Messers Schneide, nuanciert humorvoll, dabei<br />
niem<strong>als</strong> lächerlich. Man kann <strong>das</strong> machen. Und Punkt! (V.A.)<br />
Altenheim auf Seite 3<br />
Ohne Verfallsdatum, Dresden<br />
Das Stück “Heim oder Daheim - wohin mit uns Alten?” präsentiert sich <strong>als</strong><br />
gespielte Informationsbroschüre, <strong>als</strong> Katalog für verschiedene Möglichkeiten im<br />
Alter zu leben. Die Szenencollage erinnert an die gespielten Witze der 60er Jahre.<br />
Sie liefert <strong>Idee</strong>n zur Altersvorsorge (Kinderwunsch im Rentenalter), zeigt <strong>das</strong><br />
Leben im Altenheim (“Wir wollen Skat spielen. - Wo sind die Würfel?”) und<br />
präsentiert Alternativen zu den herkömmlichen Entscheidungen zwischen Pflege<br />
zuhause oder Altenheim: Ein Leben im Hotel, <strong>das</strong> billiger ist <strong>als</strong> die<br />
Seniorenresidenz, Alten-WG oder doch mit der neuen Flamme nach Thailand?<br />
Dazwischen holen dokumentarische Videoeinspielungen die Wirklichkeit<br />
unmittelbar auf die Bühne. All<strong>eine</strong> sein, all<strong>eine</strong> gelassen werden - <strong>das</strong> sind<br />
Themen, mit denen alte Menschen in unserer Gesellschaft täglich konfrontiert sind.<br />
Das unglaubliche Potential der Gruppe konnte leider nicht voll ausgeschöpft<br />
werden, da sie seit zwei Jahren all<strong>eine</strong> an dem Stück arbeitet. (V.A.)<br />
Hautnah! Ich erlebe <strong>das</strong> jedes<br />
Mal bei der Arbeit!<br />
Maria Schiebol,<br />
Krankenschwester,<br />
seit 28 Jahren in der<br />
Altenpflege tätig<br />
Gute <strong>Idee</strong>n, insgesamt etwas<br />
zu lang. Weniger ist manchmal<br />
<strong>mehr</strong>. Die vielen <strong>Idee</strong>n wären<br />
genug für zwei Stücke gewesen.<br />
Edith Klebs,<br />
Landesverband<br />
Amateurtheater<br />
Baden- Württemberg
Super! Die haben gespielt, die<br />
waren dabei, mit Blicken,<br />
Gesten, alles war in Bewegung,<br />
so viel Beweglichkeit, auch im<br />
Geiste!<br />
Anita Aho,<br />
Graue Zellen<br />
Deutschland<br />
Die groteske Symbiose der<br />
Mannsbilder war urkomisch!<br />
Die Naturbilder fand ich<br />
zauberhaft. Schade, <strong>das</strong>s die<br />
Frau so jung war, <strong>das</strong> hat nicht<br />
gepasst.<br />
Barbara Flick,<br />
Landesverband<br />
Amateurtheater<br />
Baden-Württemberg<br />
Präzise Figurenarbeit und Bühnenpräsenz<br />
Telsiu Zemaites Drama Theatre, Litauen<br />
Mit präziser Figurenarbeit, überzeugender Bühnenpräsenz und sprechenden<br />
Details in Mimik und Gestik begeisterte <strong>das</strong> Ensemble aus Litauen <strong>das</strong> Publikum.<br />
Das Stück „Zaldokyne“, dessen Handlung in den 50er Jahren angesiedelt ist und<br />
von den Hoffnungen und Ängsten der Landbevölkerung unter der sowjetischen<br />
Herrschaft handelt, wurde zum ersten Mal ausserhalb Litauens aufgeführt. Trotz<br />
der Sprachbarriere gelang es den Darstellern, ganz mit der ‚Sprache des Theaters’<br />
<strong>das</strong> Publikum in den dramatischen Verlauf der Handlung zu ziehen. Dazu trugen<br />
vor allem <strong>das</strong> beeindruckend leidenschaftliche Zusammenspiel der Akteure, die<br />
stimmungsvolle Abstimmung von Bühnenbild, Kostümen, Beleuchtung und musikalischer<br />
Einrahmung, sowie die eindrucksvoll gestalteten Neben- und Hintergrundszenen<br />
bei. Auch in der Nachbesprechung wurde deutlich, <strong>das</strong>s<br />
„Zaldokyne“ Erfahrungen der älteren Generation Litauens auf die Bühne bringt,<br />
die auch in Bezug auf die Unabhängigkeit des Landes von Bedeutung sind. (mmr)<br />
Das Leben, die Liebe und der ganze Rest<br />
Arnfelser Schloss-Spiele, Österreich<br />
Zwei Männer auf der Parkbank <strong>eine</strong>r Seniorenresidenz: Dass es zwischen den<br />
beiden ein Hühnchen zu rupfen gibt, deutet sich schon an, bevor die temperamentvolle<br />
Adrienne, ein ehemaliger Hollywood-Star, auftaucht. Für den<br />
griesgrämigen Burt bricht damit mitten im Herbst ein zweiter Frühling an,<br />
während der schneidige Harold sich bemüht, den Katalog s<strong>eine</strong>r Liebesäffaren mit<br />
<strong>eine</strong>m Verhältnis zu <strong>eine</strong>r Schauspielerin zu vervollständigen. Mit großem Sinn für<br />
Komik und die Details, aus denen sie entsteht, brachten die Arnfelser Schloss-<br />
Spiele mit „Eine Bank in der Sonne“ <strong>eine</strong> Geschichte um Freundschaft unter<br />
Männern und die Liebe zu Frauen auf die Bühne, die zeigte, <strong>das</strong>s beides im Alter<br />
nicht <strong>nur</strong> nicht aufhört, sondern sogar ganz neu anfangen kann; die Figur der<br />
Adrienne zeigt, <strong>das</strong>s Frauen auch in <strong>eine</strong>m gewissen Alter k<strong>eine</strong> Schokolade,<br />
sondern lieber <strong>eine</strong>n Mann wollen. Gerade der direkte Zugriff auf <strong>das</strong> Thema<br />
‚Liebe im Alter’ war es, der neben der überzeugend-engagierten Spielweise und<br />
der professionellen Gestaltung der Inszenierung <strong>das</strong> Publikum begeisterte. (mmr)
Die Reimerei hat mich sehr<br />
begeistert! Insgesamt war es für<br />
m<strong>eine</strong>n Geschmack aber etwas<br />
zu klamaukhaft.<br />
Ellen Scheuble<br />
Das war wieder einmal etwas<br />
ganz anderes. Die Persiflagen<br />
auf die jugendlichen Sachen, wie<br />
z.B. den Striptease, fand ich sehr<br />
lustig.<br />
Freia Burkhardt,<br />
Ohne Verfallsdatum,<br />
Dresden<br />
Wilhelm - und Videopräsentell<br />
Senioren Theater Allschwil, Schweiz<br />
Ein Mann mit weißem Haar - im Alter von 77 Jahr.<br />
Paul Dampf in allen Gassen - er ist kaum zu fassen!<br />
Er schreibt, spielt, regiert, bühnenbildet, und sprüht vor Charisma<br />
was wird aus der Gruppe wenn er nicht <strong>mehr</strong> da?<br />
Wir hören hochdeutsche Couplets - die schweizerdeutschen wir nicht verstehs.<br />
Ich weiß nicht, was <strong>mehr</strong> fesselt<br />
sein Vortrag oder die Videopresselt.<br />
Ein guter Schnitt - macht vieles gitt.<br />
Trotzdem kann ich sagen - Vortragsform muss man wagen.<br />
Er ist der Held der Komödie<br />
im Nachgespräch die Frage “seid Ihr proffessiödie?<br />
Bei allem Klamauk ist Gesellschaftskritik dabei<br />
denn Paule kommt vom Kabarei. (V.A.)<br />
Blauer Schurz und Speckknödel<br />
Kassiani Bühne Percha, Südtirol / Italien<br />
Eine besonders berührende Form von Erinnerungstheater jenseits von zuckriger<br />
Nostalgie zeigte die „Kassiani Bühne Percha“ mit ihrem Stück „Was uns groß und<br />
stark gemacht hat“: In die Rahmenhandlung <strong>eine</strong>r gewöhnlichen Theaterprobe<br />
eingebettet erzählten die Darsteller sehr persönliche Geschichten über <strong>das</strong> kl<strong>eine</strong><br />
Dorf im Pustertal und den großen Krieg, über Tradition und Umbruch; behutsam<br />
und doch schonungslos, mit großem Feingefühl, Mut zur Ehrlichkeit und Sinn für<br />
Humor wurden Speckknödel und blauer Schurz <strong>als</strong> Symbole Südtirols<br />
herausgearbeitet, die <strong>als</strong> Anlass zum Erzählen persönliche Erinnerung und große<br />
Geschichte miteinander verschränkten. (mmr)
Der lange Marsch in die Toskana<br />
Seniorenkabarett Graue Zellen, Deutschland<br />
Aus den 68ern sind Woopies (Well-Off-Older-People) geworden, die Casting-Show<br />
hat den Sitzstreik abgelöst; den langen Marsch durch die Institutionen haben sie<br />
angetreten, manche hat er schließlich in die Toskana geführt. Mit bissigen Texten<br />
und Cover-Versionen von Songs aus dem Musical „Hair“ nehmen die „Grauen<br />
Zellen“ in ihrem aktuellen Programm „DSDS <strong>–</strong> Deutschland sucht den Supersenior“<br />
Jugendwahn und Gesundheitskult auf’s Korn. Die Rhetorik der Mao-Bibel<br />
haben sie vielleicht gegen rasantes Denglish getauscht, ihre konsumkritische<br />
Haltung haben sie sich erhalten: Denn Kaufen ist nicht gleich Leben, und schön ist<br />
nicht gleich schlank und straff; der „Forever-Young“-Traum mag geplatzt sein,<br />
aber Altern ist, was man daraus macht. (mmr)<br />
Die Dinge zum Sprechen bringen<br />
Generationentheater diemonopol, Österreich<br />
Die alten Briefe in deutscher Schrift mit offiziellen Stempeln, die grauen Fotos von<br />
Männern mit Stahlhelmen: Solche persönlichen Erinnerungsstücke setzt<br />
„diemonopol“ zusammen mit Videoeinspielungen und Tonbandmitschnitten ein,<br />
um den kl<strong>eine</strong>n Jungen wieder vor Augen zu führen, der heute über 70 ist, und<br />
nicht <strong>mehr</strong> genau versteht, warum er dam<strong>als</strong> unbedingt zur Hitler-Jugend wollte.<br />
Unter dem Titel „Swing kids <strong>–</strong> you must remember it“ taucht dieses Stück<br />
Erinnerungstheater in die Tiefen des Gedächtnisses, um nachzuspüren, was den<br />
Rentner von heute mit dem Jungen von dam<strong>als</strong> verbindet. (mmr)<br />
Es wurden viele zeitgenössische<br />
Sachen aufgegriffen. Den roten<br />
Faden mit der Casting-Show<br />
finde ich lustig.<br />
Christel<br />
Gerstenäcker,<br />
Kulturhaus Osterfeld
Die Workshops<br />
Nils Hanraets<br />
Rollenfindung durch Improvisation<br />
Toll! Ich war erst skeptisch weil der Spielleiter<br />
so jung ist, aber er hat es geschafft,<br />
unsere Hemmungen abzubauen!<br />
Eva Balz,<br />
Landesverband Amateurtheater<br />
Baden-Württemberg<br />
6<br />
Nullam arcu leo, facilisis ut<br />
S E Q U O I A - C L U B<br />
Caroline Kühnl<br />
Stimme und Atmung<br />
Der Workshop war toll! Für mich war die<br />
Arbeit sehr ungewöhnlich, so etwas habe<br />
ich noch nie gemacht. Ich wusste gar nicht,<br />
<strong>das</strong>s die Atmung so wichtig ist für die<br />
Stimme!<br />
Beat Bucher,<br />
Fünfte Jahreszeit Stuttgart<br />
Ansichten, Meinungen, Impressionen<br />
Natürlich schaue ich auf die einzelnen Baust<strong>eine</strong> des Festiv<strong>als</strong>.<br />
Neben den Inszenierungen sind <strong>das</strong> die Workshops, die Nachbesprechungen<br />
und die Spielleiterrunde. So ein Festival soll ja<br />
nicht <strong>nur</strong> <strong>eine</strong> Aneinanderreihung von Inszenierungen sein, die<br />
Auseinandersetzung findet im Rahmenprogramm statt. Die<br />
Workshops liefen wunderbar an. Ich habe <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s die<br />
Teilnehmer schon viel enger miteinander im Gespräch sind <strong>als</strong><br />
noch am ersten Tag. Besonders freut mich die intensive<br />
Beteiligung an den Nachgesprächen, die die Reflexionsebene in<br />
<strong>das</strong> Festival einbeziehen. Mein ganz herzlicher Dank für die<br />
kompetente Organisation geht an Gabi Freudenmann und an<br />
<strong>das</strong> tolle Team im Kulturhaus Osterfeld!<br />
Eckhard Friedl, künstlerischer Leiter<br />
Lisa Thomas<br />
Tänzerisches Warmup<br />
Ich bin begeistert! Am besten hat mir<br />
gefallen, <strong>das</strong>s wir über den Tanz mit den<br />
Gästen aus Litauen kommunizieren<br />
konnten!<br />
Lucia Wegener,<br />
Landesverband Amateurtheater<br />
Baden-Württemberg<br />
Was mir an diesem Festival besonders gefällt, ist die riesige<br />
Vielfalt. Ich komme mir vor wie in <strong>eine</strong>m lebendigem Museum<br />
von Aufführungen. Zudem werden sozial bedeutsame Debatten<br />
auf der Bühne geführt, so werden Erinnerungen zu Äußerungen.<br />
Gert Koch, Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel&Theater<br />
Wir haben hier zwei Formen des <strong>Seniorentheater</strong>s kennengelernt.<br />
Bei der ersten Form liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung<br />
<strong>eine</strong>r gegenwärtigen Situation, weniger auf der ästhetischen<br />
Übersetzung zu <strong>eine</strong>m Endprodukt, wodurch ein begrenztes<br />
Publikum angesprochen wird.<br />
Im Kontrast zu diesen thematischen Arbeiten stehen<br />
Produktionen, die durch Ästhetisierung <strong>eine</strong>r Textvorlage auf ein<br />
Endprodukt abzielen. Diese Form besitzt unserer Meinung nach<br />
eher <strong>das</strong> Potential, <strong>das</strong> Theater <strong>eine</strong>m breiten Publikum<br />
zugänglich zu machen. Wünschenswert wäre für uns auch bei<br />
thematischen Arbeiten <strong>eine</strong> stärkere Ausrichtung auf <strong>das</strong><br />
Endprodukt und die Ästhetisierung <strong>eine</strong>s Stücks.<br />
David Gruschka, Nina Dellbrügge, Diana Trautsch,<br />
wissenschaftliche Begleitung
S c h e i n f e l d e r E r k l ä r u n g z u m<br />
S C H E I N F E L D E R E R K L Ä R U N G Z U M<br />
T H E AT E R V O N U N D M I T A LT E N M E N S C H E N<br />
Der Bundesarbeitskreis <strong>Seniorentheater</strong> im<br />
BDAT traf sich im September 2007 im<br />
Bildungshaus Kloster Schwarzenberg im<br />
bayrischen Scheinfeld. Hier wurden in <strong>eine</strong>r<br />
Grundsatzdiskussion über <strong>Seniorentheater</strong><br />
die Positionen des Bundesarbeitskreises<br />
erarbeitet, die nun in der „Scheinfelder<br />
Erklärung“ Ausdruck finden.<br />
Alte Menschen spielen Theater!<br />
Theaterspielen macht vor dem Alter nicht<br />
halt. Es gibt <strong>eine</strong> Vielzahl unterschiedlicher<br />
Möglichkeiten für ältere Menschen, am<br />
gesellschaftlichen Leben teilzunehmen:<br />
Theaterspiel ist <strong>eine</strong> davon.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen ist <strong>eine</strong><br />
künstlerische Tätigkeit.<br />
Theater mit alten Menschen kann<br />
Erinnerungen, Erfahrungen in Kunst<br />
transformieren und diese <strong>eine</strong>m breiten<br />
Publikum vermitteln. Dabei muss am Ende<br />
nicht immer <strong>eine</strong> öffentliche Aufführung<br />
stehen, bei <strong>eine</strong>r solchen kulturellen Tätigkeit<br />
kann auch der Weg <strong>das</strong> Ziel sein. Die Arbeit<br />
an sich ist jedoch <strong>als</strong> künstlerische Arbeit zu<br />
verstehen, denn <strong>nur</strong> im künstlerischen Tun,<br />
in der Konzentration auf den künstlerischen<br />
Gestaltungsprozess entfalten sich die<br />
bildungsrelevanten und sozialen<br />
Dimensionen des Theaterspiels.<br />
Theater gilt <strong>als</strong> die soziale Kunstform und<br />
<strong>als</strong> Kunst zeigt <strong>das</strong> Theater soziale und<br />
pädagogische Wirkung.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen ist bunt<br />
und vielfältig.<br />
So unterschiedlich wie die Menschen selbst,<br />
so unterschiedlich sind auch die<br />
Theaterformen im Spiel mit alten Menschen,<br />
hierzu zählen: Erinnerungstheater,<br />
Seniorenkabarett, Generationentheater,<br />
Mundarttheater, Erzähltheater,<br />
therapeutisches Theater mit Demenzkranken.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen<br />
ist Sinn stiftend.<br />
„Wollen wir vermeiden, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Alter zu<br />
<strong>eine</strong>r spöttischen Parodie unserer früheren<br />
Existenz wird, so gibt es <strong>nur</strong> <strong>eine</strong> einzige<br />
Lösung: weiterhin Ziele zu verfolgen, die<br />
unserem Leben Sinn verleihen.“ (Simone de<br />
Beauvoir). Das Theaterspiel bietet hierzu<br />
<strong>eine</strong> ausgezeichnete Möglichkeit. Es zeigt<br />
mit der Energie der Alten <strong>das</strong> Lebensgefühl<br />
älterer Menschen. Die künstlerische<br />
Tätigkeit fördert die innerliche Beweglichkeit<br />
und kann zu <strong>eine</strong>r versöhnlichen Lebensbilanz<br />
beitragen. Durch die Beschäftigung<br />
mit existentiellen Fragen, wie etwa nach<br />
Leben und Tod und dem begleitenden<br />
Prozess des „Sich-Erinnerns“ entstehen<br />
individuelle Bilder und Emotionen. Theater<br />
bietet den Ort, an dem man diese Gefühle in<br />
<strong>eine</strong>n erlebbaren und sichtbaren Ausdruck<br />
bringen kann. Es geht darum, dem reichen<br />
Schatz an Erfahrungen <strong>eine</strong> Form zu geben<br />
und sie zu verwandeln, statt innerlich zu<br />
erstarren.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen ist ein<br />
Sprachrohr.<br />
Selbstbewusst und mit großem Engagement<br />
werden über <strong>das</strong> Theaterspiel schlagfertige<br />
Antworten auf Jugendwahn, Altersangst<br />
und dadurch auch neue Bilder (Selbstbilder)<br />
vom Altern in unserer Gesellschaft gesetzt.<br />
Darüber hinaus ermöglicht gerade die<br />
Distanz des Alters ein souveränes<br />
Beleuchten des Hier und Heute.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen ist ein Netz<br />
gegen Einsamkeit.<br />
Es ist <strong>das</strong> Spiel im Ensemble, durch <strong>das</strong><br />
Solidarität entsteht und <strong>das</strong> immer wieder<br />
gemeinsames Vergnügen bereitet.<br />
Es ist zudem ein soziales Ereignis, wenn<br />
beispielsweise <strong>eine</strong> Erinnerung in ein<br />
Rollenspiel aufgeschrieben und gemeinsam<br />
umgesetzt wird und dies <strong>nur</strong> gelingt, wenn<br />
sich alle Kräfte vereinigen.<br />
Theaterspiel mit alten Menschen ist ein Ort<br />
der Begegnungen.<br />
Theater mit alten Menschen will Erlebnis-<br />
und Assoziationsraum sein, um sich des<br />
eigenen Verstandes und Gefühles zu<br />
versichern. Es kennt phantasievolle<br />
ästhetische Überhöhungen, absurde<br />
Situationen, verrückte Menschen, vor allem<br />
aber Geschichten, die für alte und jüngere<br />
Menschen nicht dieselben Geschichten sind,<br />
Geschichten, die alte und jüngere Menschen<br />
zu ganz neuen unerhörten Geschichten<br />
herausfordern.<br />
Studierende untersuchen<br />
<strong>Seniorentheater</strong><br />
Herr Dr. Göhmann, Sie sind <strong>als</strong> Bildungsreferent<br />
des BDAT tätig. Welche Aufgaben<br />
nehmen Sie bei diesem Festival wahr?<br />
Bei diesem Festival übernehmen<br />
Studierende des Instituts für Theaterpädagogik<br />
der FH Osnabrück zusammen<br />
mit mir die wissenschaftliche<br />
Begleitung. Ausgangspunkt für unsere<br />
Untersuchungen ist v.a. die Scheinfelder<br />
Erklärung des Bundesarbeitskreises<br />
<strong>Seniorentheater</strong> im BDAT. Das Festival<br />
mit den Aufführungen, Workshops und<br />
Fachgesprächen wird im Kontext von<br />
Theaterpraxis untersucht und<br />
hinterfragt.<br />
Das Festival soll nachhaltig die Arbeit der<br />
<strong>Seniorentheater</strong>gruppen in Deutschland und<br />
Europa stärken. Welche Rolle nehmen vor<br />
diesem Hintergrund die Studierenden des<br />
Instituts für Theaterpädagogik wahr?<br />
Durch die wissenschaftliche Begleitung<br />
soll ein wichtiger Beitrag hinsichtlich<br />
der Frage nach der Wirkung und der<br />
Qualität von <strong>Seniorentheater</strong> geleistet<br />
werden. Außerdem haben Studierende<br />
hier die Möglichkeit, <strong>Seniorentheater</strong><br />
näher kennen zu lernen. Für sie ist es<br />
erst einmal <strong>eine</strong> Herausforderung, sich<br />
dem <strong>Seniorentheater</strong> in der Praxis anzunähern.<br />
Dabei ist es <strong>eine</strong> Chance, denn<br />
gerade hier gibt es für Theaterpädagogen<br />
berufliche Perspektiven. Es<br />
zeichnet sich ab, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> <strong>Seniorentheater</strong><br />
in den kommenden Jahren<br />
weiter professionalisieren wird, d. h. die<br />
Gruppen werden ver<strong>mehr</strong>t mit externen<br />
Regisseuren oder unter der Anleitung<br />
von Theaterpädagogen arbeiten.<br />
Wie lässt sich <strong>das</strong> Potential von <strong>Seniorentheater</strong><br />
untersuchen, welche Fragestellungen<br />
sind relevant?<br />
Spannend ist die Frage, ob <strong>das</strong> <strong>Seniorentheater</strong><br />
<strong>eine</strong> eigene Dramaturgie, sowie<br />
eigene Themen und Inhalte hat.<br />
Interessant ist auch, ob Erfahrungstheater<br />
repräsentativ für <strong>Seniorentheater</strong><br />
ist. Auf die Methodik bezogen ist es<br />
spannend, ob sie ein eigenes Tempo<br />
haben muss. Ein solches Festival bietet<br />
für die Forschung beste Voraussetzungen.<br />
(K.K.)<br />
Die Forschungsgruppe bei der Arbeit
8<br />
Nullam arcu leo, facilisis ut<br />
S E Q U O I A - C L U B<br />
Der Bundesarbeitskreis <strong>Seniorentheater</strong> im BDAT<br />
Der Bundesarbeitskreis (BAK) <strong>Seniorentheater</strong> wurde 1996 im BDAT gegründet. Sein Ziel ist es,<br />
<strong>das</strong> <strong>Seniorentheater</strong> in s<strong>eine</strong>r kulturellen wie sozialen Bedeutung herauszustellen, es zu fördern und<br />
überregional zu stärken. Derzeit hat <strong>das</strong> Gremium sechs Mitglieder, die alle aktiv im Bereich des<br />
<strong>Seniorentheater</strong>s tätig sind: Eckhard Friedl (Rechts, Vorsitzender des BAK/Mülheim a. d. Ruhr),<br />
Dr. Monika Fingerhut (Mitte, stellvertretende Vorsitzende/Jossgrund), Uschi Famers (Tübingen),<br />
Johanna Kaiser (Berlin), Eva Bittner (Berlin) und Nils Hanraets (Links, Lingen). Eine zentrale<br />
Aufgabe des BAK ist die Organisation des Europäischen <strong>Seniorentheater</strong>-Forums im bayrischen<br />
Scheinfeld. Das qualifizierende Kursangebot ist ein wichtiger Baustein zur Förderung von<br />
Spielerinnen und Spielern sowie Spielleiterinnen und Spielleitern im <strong>Seniorentheater</strong>. Die<br />
Veranstaltung ist zugleich ein Ort für den intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />
Weitere wichtige Aufgaben des BAK liegen in der stärkeren Vernetzung der <strong>Seniorentheater</strong> und in<br />
der Intensivierung der Kontakte zu <strong>Seniorentheater</strong>n in den europäischen Nachbarländern. Wichtige<br />
Baust<strong>eine</strong> auf diesem Weg sind die Begegnungen der Gruppen beim Europäischen <strong>Seniorentheater</strong>-<br />
Festival, zu dem der BDAT-BAK <strong>als</strong> diesjähriger Veranstalter nach Pforzheim eingeladen hat.<br />
Kontakt<br />
Eckhard Friedl,<br />
Vorsitzender Bundesarbeitskreis <strong>Seniorentheater</strong> (BDAT)<br />
Am Erbstollen - 45473 Mülheim an der Ruhr<br />
eckhard.friedl@web.de<br />
0208 3079777 und 0173 2867820<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Bund Deutscher Amateurtheater e.V.<br />
Steinheimer Str. 7/1, 89518 Heidenheim<br />
Fon +49 7321 94699-00<br />
Fax +49 7321 48341<br />
bdat-@t-online.de<br />
www.bdat.info<br />
Redaktionsteam<br />
Friedrich E. Becht (FeB), Monika Rieger (mmr),<br />
Verena Angsüßer (V.A.)<br />
Gestaltung<br />
Friedrich E. Becht<br />
Fotos<br />
Jörg Sobeck, Katrin Kellermann,<br />
Verena Angsüßer<br />
Schlußredaktion<br />
Katrin Kellermann (K.K.)<br />
Veranstalter, Partner und Ausrichter<br />
Landesverband<br />
Amateurtheater<br />
Baden-Württemberg<br />
Unsere Förderer<br />
Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
Beauftragter der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien<br />
Gefördert vom Beauftragten der<br />
Bundesregierung für Kultur und Medien<br />
aufgrund <strong>eine</strong>s Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages<br />
Auswärtiges Amt<br />
Gefördert über den Bund Deutscher<br />
Amateurtheater e.V. aus Mitteln des<br />
Auswärtigen Amtes<br />
Land Baden-Württemberg<br />
Gefördert vom Ministerium für Kultus,<br />
Jugend und Sport über den Landesverband<br />
Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.<br />
Stadt Pforzheim<br />
Baitinger Stiftung<br />
Stiftung Landesbank Baden-Württemberg<br />
Hugo und Johanna Körver Stiftung<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
Stadt Pforzheim