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Therapiemöglichkeiten der uterinen Blutungs- störungen - Frauenarzt

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FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

738<br />

ERKRANKUNGEN DES UTERUS<br />

<strong>Therapiemöglichkeiten</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>uterinen</strong> <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

R. Gaetje 1 , S. Kissler 1 , A. Scharl 2, A. Ahr 3 , M. Kaufmann 1<br />

<strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> und <strong>der</strong>en Therapie sind für jeden <strong>Frauenarzt</strong><br />

in <strong>der</strong> Praxis eine alltägliche Fragestellung. Der folgende<br />

Beitrag gibt einen Überblick über die Behandlung von <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

unterschiedlicher Art und Ursache.<br />

Zu den <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> gehören<br />

alle nicht zyklischen Blutungen, zyklische<br />

Blutungen mit einer Zykluslänge<br />

von weniger als 21 o<strong>der</strong> mehr<br />

als 35 Tagen, einer <strong>Blutungs</strong>dauer von<br />

mehr als einer Woche o<strong>der</strong> einem Blutverlust<br />

von mehr als 80 ml. Damit<br />

reicht das Thema <strong>Blutungs</strong>störung von<br />

den Regeltempo<strong>störungen</strong> über verstärkte<br />

Blutungen bis hin zur Postmenopausenblutung.<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

Die Ursachen von <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

variieren abhängig von dem Lebensalter<br />

<strong>der</strong> betroffenen Frau und <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> <strong>Blutungs</strong>störung. In <strong>der</strong> Prä- und<br />

Perimenopause stehen mit bis zu 90%<br />

hormonelle Ursachen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

(s. Tab. 1). Häufig finden sich mehrere<br />

ursächliche Faktoren gleichzeitig.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> diagnostischen Abklärung<br />

(s. Tab. 2) ist die Wahl <strong>der</strong><br />

bestmöglichen Therapie. Allerdings<br />

führt das therapeutische Ablaufschema,<br />

wenn kein Kin<strong>der</strong>wunsch besteht,<br />

in vielen Fällen zu identischen Behandlungsmaßnahmen.<br />

Neoplasien,<br />

Entzündungen und an<strong>der</strong>e spezifische<br />

1 Klinik für Gynäkologie und<br />

Geburtshilfe, Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universität,<br />

Frankfurt/Main<br />

2 Frauenklinik, Klinikum<br />

St. Marien, Amberg<br />

3 Gynäkologische Praxis am<br />

Ziegelturm, Gelnhausen<br />

FRAUENARZT � 47 (2006) � Nr. 8<br />

Ursachen von <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> sind<br />

hiervon ausgenommen.<br />

Bei <strong>der</strong> Behandlung von verstärkten<br />

Blutungen werden folgende Therapieregime,<br />

die in <strong>der</strong> Reihenfolge ansteigen<strong>der</strong><br />

Effektivität genannt werden,<br />

eingesetzt: Gestagen, Östrogen-<br />

Gestagen-Kombination, levonorgestrelhaltiges<br />

IUD (Mirena) und<br />

Endometriumablation, ggf. Myomenukleation<br />

mit vergleichbarer<br />

Erfolgsrate und schließlich die Hysterektomie.<br />

In <strong>der</strong> Regel sollten medikamentöse/hormonelleBehandlungsmöglichkeiten<br />

als erstes angeboten<br />

werden, dann die invasiven Verfahren.<br />

Neben Kontraindikationen für<br />

die konservativen Therapien und unabhängigen<br />

Operationsindikationen<br />

(großer Uterus myomatosus, Deszensus<br />

etc.) bilden intrakavitäre Befunde<br />

und solitäre Myome Indikationen<br />

für die primäre Wahl operativer Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Hormontherapie<br />

�� Östrogene und Gestagene<br />

Da die meisten <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

hormonelle Ursachen haben, ist <strong>der</strong><br />

Einsatz von Hormonen in <strong>der</strong> Regel<br />

die Therapie <strong>der</strong> ersten Wahl. Prämenstruelle,<br />

postmenstruelle und Ovulationsblutungen<br />

können durch gezielte<br />

kurzzeitige Hormongaben zum<br />

<strong>Blutungs</strong>zeitpunkt behandelt werden<br />

(s. Tab. 3 und 4 auf S. 740). Bei den<br />

Regeltempo<strong>störungen</strong>, <strong>der</strong> Menor-<br />

rhagie und Menometrorrhagie stehen<br />

die kontinuierlichen bzw. zyklischen<br />

Hormonbehandlungen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Bei Frauen im reproduktionsfähigen<br />

Alter werden häufig orale Kontrazeptiva<br />

verordnet, da sie neben <strong>der</strong><br />

kontrazeptiven Wirkung eine gute <strong>Blutungs</strong>kontrolle<br />

gewährleisten. Präparate<br />

mit mehr als 20 µg Ethinylös-<br />

Ursachen für <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

in <strong>der</strong> Prä- und<br />

Perimenopause<br />

hormonelle Störungen bis zu 90%<br />

� Anovulation bis zu 80%<br />

� PCO/Hyperandrogenämie<br />

� Lutealphaseninsuffizienz<br />

� Hyperprolaktinämie<br />

� Schilddrüsenerkrankungen<br />

0,3–2,5%<br />

gutartige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Uterus<br />

� Myome 70%<br />

� Polypen 30%<br />

� Adenomyosis uteri 20%<br />

Ovarialtumor selten<br />

bösartige Tumoren des Uterus<br />

� Korpuskarzinom 0,04%<br />

� Zervixkarzinom bei<br />

Kontaktblutung<br />

– Dysplasie bis 20%<br />

– Karzinom bis 5%<br />

Blutgerinnungs<strong>störungen</strong><br />

– bei Teenagern bis 40%<br />

– bei Erwachsenen ohne<br />

sonstigen Befund bis 20%<br />

� Von-Willebrand-Syndrom<br />

� Konduktorin für Hämophilie<br />

� Faktorenmangel, z.B. Faktor XI<br />

� Thrombozytopenie, -funktions<strong>störungen</strong><br />

� Systemerkrankung (Leber, Niere)<br />

an<strong>der</strong>e Ursachen<br />

� Entzündungen<br />

(Zervizitis, Endometritis)<br />

� Ektopie<br />

� Hauterkrankungen<br />

� arteriovenöse Malformation<br />

Tab. 1: Bei <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> in <strong>der</strong> Präund<br />

Perimenopause stehen hormonelle<br />

Störungen als Ursache im Vor<strong>der</strong>grund.


Diagnostische Maßnahmen bei <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

obligat<br />

� gynäkologische Untersuchung<br />

� allgemeine körperliche Untersuchung<br />

� Ultraschall prämenopausal in <strong>der</strong> 1. Zyklushälfte<br />

höhere Sensitivität<br />

� Zytologie (inklusive Kolposkopie)<br />

� Schwangerschaftstest<br />

fakultativ (je nach Anamnese und Untersuchungsbefund)<br />

� Blutbild Hämoglobin, Thrombozytenzahl<br />

� Hormonuntersuchung LH, FSH, Östradiol, Progesteron,<br />

Testosteron, Androstendion,<br />

DHEAS, Prolaktin, TSH, fT3, fT4<br />

� mikrobiologische Untersuchungen Zervizitis (Streptokokken, Chlamydien,<br />

Herpesviren, Gonokokken),<br />

Endometritis insb. nach Eingriffen<br />

o<strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

� Blutgerinnung TPZ, PTT, Thrombozyten, spezielle<br />

Gerinnungsuntersuchungen<br />

� klinische Chemie Leberwerte, Nierenwerte<br />

� fraktionierte Abrasio PMB 5–10% Karzinom,<br />

plus Hysteroskopie 40% Polypen/Hyperplasie;<br />

prämenopausal bei auffälligem<br />

Endometrium o<strong>der</strong> therapierefraktärer<br />

Blutung 1% Karzinom, 25%<br />

Hyperplasie, bis 10% Endometritis<br />

Tab. 2: Ziel <strong>der</strong> diagnostischen Abklärung: die für die jeweilige Patientin bestmögliche<br />

Therapie.<br />

tradiol weisen eine bessere Zykluskontrolle<br />

auf. Wenn an<strong>der</strong>e Hormonpräparate<br />

eingesetzt werden, sollte<br />

bedacht werden, ob die eingesetzten<br />

Hormone und Dosen kontrazeptiv<br />

wirksam sind. Bei anovulatorischen<br />

<strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> kann von einem<br />

Gestageneinsatz in <strong>der</strong> zweiten Zyklushälfte<br />

eine Vermin<strong>der</strong>ung des<br />

Blutverlustes erwartet werden. Wird<br />

ein orales Kontrazeptivum zur Behandlung<br />

von verstärkten Blutungen<br />

eingesetzt, sollte mindestens drei bis<br />

vier Zyklen abgewartet werden, da eine<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Blutung aus <strong>der</strong><br />

Verringerung <strong>der</strong> Endometriumhöhe/Atrophie<br />

des Endometriums resultiert,<br />

die sich erst kontinuierlich<br />

ausbilden muss. Aus dem gleichen<br />

Grund ist die Rate an Zwischenblutungen<br />

auch geringer, wenn ein orales<br />

monophasisches Kontrazeptivum<br />

erst nach drei zyklischen Phasen im<br />

Langzyklus eingesetzt wird.<br />

�� GnRH-Analoga<br />

Aufgrund des Nebenwirkungsprofils<br />

sollten GnRH-Analoga zur Behandlung<br />

von verstärkten <strong>uterinen</strong> Blutungen<br />

nur in ausgewählten Fällen<br />

und für maximal drei bis sechs Monate<br />

eingesetzt werden. Bei submukösen<br />

Myomen (ab etwa 3 cm), bei<br />

blutungsbedingter Anämie und in Einzelfällen<br />

zur Größenreduktion vor geplanter<br />

abdominaler Myomenukleation<br />

o<strong>der</strong> nach einer Operation zur<br />

Risikoreduktion des erneuten Myomwachstums<br />

bei Kin<strong>der</strong>wunsch kann<br />

<strong>der</strong> Einsatz sinnvoll sein.<br />

�� Levonorgestrel-Spirale<br />

Durch Einlage eines Levonorgestrelfreisetzenden<br />

IUDs (Mirena) kann bei<br />

vielen Frauen auch bei Menorrhagien<br />

eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Blutungs</strong>menge<br />

erreicht werden (bis 50% Amenorrhoe,<br />

nach einem Jahr Reduktion <strong>der</strong><br />

<strong>Blutungs</strong>menge um 60 bis 100%). Lie-<br />

gen organische Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Gebärmutter wie z.B. Myome vor,<br />

scheint die Amenorrhoe- und Hypomenorrhoerate<br />

deutlich geringer als<br />

in Vergleichskollektiven zu liegen. Die<br />

unter Mirena gemessenen Levonorgestrel-Serumspiegel<br />

liegen etwa bei<br />

einem Zehntel des Spiegels, <strong>der</strong> durch<br />

die Einnahme von 150 µg Levonorgestrel<br />

p.o. erreicht wird. Diese<br />

Serumspiegel können Ursache für systemische<br />

Nebenwirkungen (z.B. Kopfschmerzen,Stimmungsschwankungen,<br />

Ödeme, Übelkeit, Akne, Mastalgie,<br />

Schwindel) sein.<br />

Antifibrinolytika<br />

Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ist<br />

in Deutschland <strong>der</strong> Einsatz von Medikamenten,<br />

die die Fibrinolyse hemmen,<br />

zur Behandlung von verstärkten<br />

<strong>uterinen</strong> Blutungen unüblich. Der<br />

Blutverlust soll um bis zu 50% reduziert<br />

werden können. In Deutschland<br />

ist die Tranexamsäure (Cyklokapron)<br />

für diese Indikation zugelassen.<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika<br />

Nichtsteroidale Antiphlogistika vermin<strong>der</strong>n<br />

über die Hemmung <strong>der</strong> Prostaglandinsynthese<br />

den Blutverlust bei<br />

Menorrhagie um bis zu 30%. Die meisten<br />

Daten liegen zu Naproxen vor. Als<br />

günstig ist <strong>der</strong> gleichzeitige analgetische<br />

Effekt bei einer Dysmenorrhoe<br />

zu werten. Allerdings sind die nichtsteroidalen<br />

Antiphlogistika für die Indikation<br />

verstärkter uteriner Blutungen<br />

in Deutschland nicht zugelassen.<br />

Embolisation <strong>der</strong> Arteria<br />

uterina (Myomembolisation)<br />

Die Embolisation <strong>der</strong> Arteria uterina<br />

wird vorwiegend in <strong>der</strong> Behandlung<br />

des Uterus myomatosus mit dem Ziel<br />

<strong>der</strong> Größenreduktion eingesetzt. Daneben<br />

bietet sie aber auch die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Blutungs</strong>kontrolle bei Patientinnen<br />

mit Menorrhagie. Die berichteten<br />

Erfolgsraten liegen hier bei<br />

etwa 70–90%. Während die Verkleinerung<br />

<strong>der</strong> Myome bzw. des Uterus<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT � 47 (2006) � Nr. 8 739


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

740<br />

Behandlung von prä-,<br />

postmenstruellen und<br />

Ovulationsblutungen<br />

prämenstruelle Blutung<br />

Gestagene spätestens ab 1–2 Tage<br />

vor <strong>der</strong> erwarteten prämenstruellen<br />

Blutung bis 2–3 Tage vor <strong>der</strong> Menstruation<br />

Medikationsbeispiele:<br />

– Norethisteronacetat<br />

1–2,5 mg/Tag, ZT 19–25<br />

– Medroxyprogesteronacetat<br />

5–10 mg<br />

– Dydrogesteron 10–20 mg/Tag,<br />

ZT 12–26<br />

wenn erfolglos zusätzlich Östrogene<br />

postmenstruelle Blutung<br />

Östrogen bis 1–2 Tage nach Ende<br />

<strong>der</strong> Blutung o<strong>der</strong> bis zur Ovulation<br />

Medikationsbeispiel:<br />

– 1–2 mg Östradiol<br />

Ovulationsblutung<br />

Östrogene Zyklustag 13–17<br />

Medikationsbeispiel:<br />

– 1–2 mg Östradiol<br />

Tab. 3: Hormonelle Behandlung von<br />

<strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong>.<br />

nach <strong>der</strong> Myomembolisation nach etwa<br />

zwei bis drei Monaten beginnt und<br />

etwa bis ein Jahr nach dem Eingriff<br />

dauern kann, tritt die Reduktion <strong>der</strong><br />

<strong>Blutungs</strong>stärke sofort ein, die Erfolgsrate<br />

vermin<strong>der</strong>t sich aber mit <strong>der</strong><br />

Zeit. Schlechter ist die Erfolgsrate bei<br />

Adenomyosis uteri; hier kann nach<br />

zwei Jahren mit einer Erfolgsrate von<br />

50% gerechnet werden.<br />

Der Stellenwert dieser Methode kann<br />

noch nicht abschließend bewertet<br />

werden. Die Embolisation <strong>der</strong> Arteria<br />

uterina stellt aber eine Behandlungsalternative<br />

für Patientinnen mit<br />

Menorrhagie/Hypermenorrhoe und<br />

Uterus myomatosus o<strong>der</strong> Adenomyosis<br />

uteri dar.<br />

FRAUENARZT � 47 (2006) � Nr. 8<br />

Therapien bei verstärkten Blutungen<br />

Therapie Reduktion des Patientinnen mit<br />

Blutverlustes Symptombesserung<br />

Gestagene (kontinuierlich) 20–40% 20–70%<br />

Östrogen-Gestagen-Kombination bis 50% 80–90%<br />

Levonorgestrel-haltiges<br />

IUD/Endometriumablation<br />

60–100% 80–90%<br />

Tab. 4: Symptombesserung unter hormoneller Therapie.<br />

Operative<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

�� Endometriumablation<br />

Bei verstärkten Blutungen ist das Endometrium<br />

als eigentliches <strong>Blutungs</strong>organ<br />

möglicher Ansatzpunkt<br />

einer symptomatischen Therapie. Die<br />

in <strong>der</strong> Literatur berichteten Erfolgsraten<br />

liegen zwischen 70 und 90%<br />

und verteilen sich auf Eumenorrhoe<br />

und Amenorrhoe. Bei Frauen mit Myomen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en organischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Uterus muss allerdings<br />

mit geringeren Erfolgsraten gerechnet<br />

werden (etwa 60%).<br />

Zwischen den Verfahren <strong>der</strong> ersten<br />

Generation (Rollerball, resektoskopische<br />

Entfernung des Endometriums)<br />

und denen <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

(Therma-Choice, Cavatherm u.a.) bestehen<br />

keine Unterschiede hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Erfolgsraten. Die Verfahren<br />

<strong>der</strong> ersten Generation verlangen eine<br />

größere Erfahrung des Operateurs.<br />

Eine Vorbehandlung zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Endometriumdicke (GnRH-Analoga)<br />

kann je nach Erfahrung des Operateurs<br />

sinnvoll sein. Die Verfahren<br />

<strong>der</strong> zweiten Generation verlangen weniger<br />

Übung vom Operateur, benötigen<br />

keine hormonelle Vorbehandlung,<br />

sind aber kostenintensiver und mit<br />

mehr Beschwerden seitens <strong>der</strong> Patientinnen<br />

verbunden.<br />

Intrakavitäre Befunde sollten vor einer<br />

Endometriumablation entfernt<br />

werden. Liegt ein Tubenverschluss<br />

(auch Sterilisation) vor, besteht ein<br />

erhöhtes Risiko für Schmerzen infolge<br />

des Eingriffes, die durch Reten-<br />

tion von Blutungen aus in den Tubenecken<br />

verbliebenen Endometriumresten<br />

verursacht sein sollen. Nach<br />

einer Endometriumablation muss ohne<br />

Kontrazeption in 0,7% bis 5,2%<br />

<strong>der</strong> Fälle mit einer Schwangerschaft<br />

gerechnet werden, die dann mit deutlich<br />

erhöhten Komplikationsraten<br />

(Aborte, Frühgeburt, Placenta increta,<br />

Hysterektomie u.a.m.) verbunden<br />

sind. Fetale Fehlbildungen wurden beschrieben.<br />

�� Myomenukleation<br />

Myome sind in Abhängigkeit vom Alter<br />

<strong>der</strong> Patientinnen in bis zu 70%<br />

<strong>der</strong> Fälle insbeson<strong>der</strong>e bei azyklischen<br />

und verstärkten Blutungen zu finden.<br />

Entsprechend wird durch die Entfernung<br />

<strong>der</strong> Myome in durchschnittlich<br />

80% <strong>der</strong> Fälle eine Besserung erreicht.<br />

Die Myomenukleation kann bei intramuraler<br />

und subseröser Lokalisation<br />

laparoskopisch o<strong>der</strong> per Laparotomie<br />

durchgeführt werden. Submuköse<br />

Myome können durch eine operative<br />

Hysteroskopie entfernt werden. Perioperative<br />

Morbidität von Hysterektomie<br />

und Myomenukleation sind vergleichbar.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> laparoskopischen<br />

Myomenkleation gegenüber<br />

<strong>der</strong> offenen Operation liegt in <strong>der</strong> geringeren<br />

Morbidität. Die Gefahr <strong>der</strong><br />

Uterusruptur, die nach laparoskopischer<br />

Myomenukleation möglicherweise<br />

etwas höher liegt als nach offener<br />

Myomoperation, und die erhöhte<br />

Rezidivrate nach laparoskopischer<br />

Myomenukleation sollten insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Patientinnen mit Kin<strong>der</strong>wunsch<br />

bei <strong>der</strong> Wahl des Operationszuganges<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

Bei multiplen Myomen müssen


die Effizienz und das Rezidivrisiko<br />

präoperativ diskutiert werden.<br />

Die hysteroskopische Myomabtragung<br />

ist ein Verfahren mit geringer Komplikationsrate<br />

(Perforationen 0,4–<br />

1,8%, Infektionen 1%, selten „fluid<br />

overload syndrom“), geringer postoperativer<br />

Morbidität und hoher Erfolgsrate.<br />

Gelingt eine vollständige<br />

Entfernung des Myoms bzw. eines Polypen,<br />

so kann in ca. 80% <strong>der</strong> Fälle<br />

mit einer Besserung <strong>der</strong> Symptomatik<br />

gerechnet werden. Durch eine zusätzliche<br />

Endometriumablation wird<br />

die Erfolgsrate erhöht. Durch Vorbehandlung<br />

mit GnRH-Analoga kann bei<br />

größeren submukösen Myomen das<br />

Risiko <strong>der</strong> inkompletten Resektion<br />

verringert werden. Submuköse Myome<br />

mit einem intramuralen Anteil von<br />

über 50% haben ein höheres Risiko<br />

für eine inkomplette Resektion, hier<br />

sollte die Indikation zur resektoskopischen<br />

Myomentfernung kritisch<br />

überdacht werden. Auch nach vermeintlich<br />

kompletter Resektion können<br />

z.T. noch intrakavitäre Myomreste<br />

nachgewiesen werden. Daher sollte,<br />

zumindest wenn kein ausreichen<strong>der</strong><br />

Therapieerfolg erreicht wurde, eine<br />

erneute Hysteroskopie durchgeführt<br />

werden.<br />

�� Hysterektomie<br />

<strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> gehören neben<br />

den Myomen zur den häufigsten Indikationen<br />

für eine Hysterektomie, da<br />

die Hysterektomie im Gegensatz zu<br />

den an<strong>der</strong>en o.g. therapeutischen Methoden<br />

einen sicheren Therapieerfolg<br />

verspricht. Allerdings geht die Zahl<br />

<strong>der</strong> durchgeführten Hysterektomien<br />

stetig zurück. Bei Patientinnen mit<br />

Kin<strong>der</strong>wunsch ist das Ausschöpfen <strong>der</strong><br />

organerhaltenen Therapieoptionen<br />

unabdingbar, aber auch Patientinnen<br />

mit abgeschlossener Familienplanung<br />

wünschen zunehmend den Erhalt des<br />

Uterus. Dies leitet sich aus dem<br />

Wunsch nach körperlicher Integrität,<br />

aus Fragen und Vorstellungen zur Sexualität,<br />

aus Befürchtungen eines erhöhten<br />

Inkontinenzrisikos o<strong>der</strong> auch<br />

aus Ängsten vor Narkose und Operation<br />

ab. Allerdings sind 89–95% <strong>der</strong><br />

Patientinnen nach einer Hysterektomie<br />

zufrieden. Es wird in den letzten<br />

Jahren zunehmend diskutiert, ob <strong>der</strong><br />

Erhalt <strong>der</strong> Zervix uteri sinnvoll ist.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass nach<br />

suprazervikaler Hysterektomie neben<br />

den bekannten Argumenten gegen eine<br />

suprazervikale Hysterektomie (wie<br />

z.B. hohe Reoperationsraten, Zervixstumpfkarzinome,<br />

unzureichende Datenlage<br />

bezüglich Harninkontinenz)<br />

in etwa 7% <strong>der</strong> Fälle weiterhin zyklische<br />

Blutungen auftreten.<br />

Blutgerinnungs<strong>störungen</strong><br />

Blutgerinnungs<strong>störungen</strong> als Ursache<br />

für uterine <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong> werden<br />

in ihrer Häufigkeit häufig unterschätzt.<br />

Bei jungen Mädchen mit verstärkten<br />

Blutungen sind in bis zu 40%<br />

<strong>der</strong> Fälle systemische Blutgerinnungs<strong>störungen</strong><br />

ursächlich. Die Behandlung<br />

von <strong>uterinen</strong> <strong>Blutungs</strong><strong>störungen</strong><br />

bei Gerinnungs<strong>störungen</strong> kann<br />

nach den gleichen Prinzipien erfolgen<br />

wie bei an<strong>der</strong>en Ursachen. Daneben<br />

stehen natürlich noch die spezifischen<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Gerinnungsstörung zur<br />

Verfügung (z.B. Minirin beim Von-Willebrand-Syndrom).<br />

Die Abklärung von<br />

Gerinnungs<strong>störungen</strong> sollte bei jungen<br />

Mädchen mit Menorrhagie und<br />

bei Frauen, bei denen keine an<strong>der</strong>e<br />

Ursache für eine verstärkte Blutung<br />

erkennbar ist, erfolgen. Bei <strong>der</strong> Anamnese<br />

sollten Hinweise auf Gerinnungs<strong>störungen</strong><br />

(Nasenbluten, Zahnfleischbluten,<br />

Blutungen beim Zahnarzt<br />

usw.) sorgfältig beachtet werden.<br />

Maßnahmen<br />

bei akuter Blutung<br />

Bei überperiodenstarken Blutungen<br />

o<strong>der</strong> Dauerblutungen sind häufig Maßnahmen<br />

zur schnellen Blutstillung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ist das Endometrium im<br />

Ultraschall noch hoch aufgebaut, kann<br />

durch eine Abrasio <strong>der</strong> Blutverlust reduziert<br />

werden (ggf. Kombination mit<br />

thermischer Endometriumablation bei<br />

entsprechen<strong>der</strong> Indikation). Durch<br />

Gabe von Östrogenen (bei dieser In-<br />

dikation ist Ethinylöstradiol z.B.<br />

25 µg/Tag zu bevorzugen) kommt es<br />

innerhalb von drei bis vier Tagen zum<br />

Sistieren <strong>der</strong> Blutung. Die Östrogenbehandlung<br />

muss mit einer Gestagentherapie<br />

für mindestens zehn Tage<br />

in voller Transformationsdosis ergänzt<br />

werden. Wenn eine stärkere Blutung<br />

bereits seit mehreren Tagen<br />

besteht, sollte stets mit einer reinen<br />

Östrogentherapie begonnen werden,<br />

ansonsten kann auch von Beginn an<br />

eine Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie<br />

eingesetzt werden.<br />

Kommt es unter einer Hormontherapie<br />

nicht zu einer Blutstillung, müssen<br />

organische Ursachen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Anmerkung<br />

Die genannten hormonellen Therapien<br />

und Dosierungen sind beispielhaft<br />

genannt.<br />

Literatur bei den Autoren<br />

Für die Autoren<br />

PD Dr. Regine Gaetje<br />

Klinik für Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe<br />

Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universität<br />

Theodor-Stern-Kai 7<br />

60596 Frankfurt<br />

E-Mail gaetje@<br />

em.uni-frankfurt.de<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

FRAUENARZT � 47 (2006) � Nr. 8 741

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