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TISCHGESPRÄCH l PERSONEN & PERSPEKTIVEN<br />
„Ich habe klein<br />
angefangen und bin durch<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rungen in<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Rollen<br />
gewachsen. “<br />
Katrin Schilz (r.), mit IHK-Magazin-<br />
Redakteurin Harriet Austen<br />
Foto: Marion Vogel<br />
und trinkt natürlich gern Bier. Während<br />
sie auf ihren bisherigen Posten nur mit<br />
<strong>de</strong>m Fachhan<strong>de</strong>l in Kontakt kam, zählt sie<br />
jetzt zur Münchner Prominenz und steht<br />
mehr in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit. „Ich musste<br />
mich schon umstellen“, gibt Schilz zu.<br />
Zielstrebig ins Biergeschäft<br />
Die studierte Sportökonomin und Sportmanagerin<br />
bewarb sich nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />
bei Beck’s, weil das Bier an ihrem<br />
Studienort Bayreuth sehr präsent war,<br />
jung und mo<strong>de</strong>rn. „Ich will ins Marketing<br />
zu Beck’s“, beschloss Schilz und startete<br />
dort 2001 im Traineeprogramm Absatzmanagement.<br />
Das Unternehmen för<strong>de</strong>rte sie<br />
gezielt als Führungsnachwuchs.<br />
Die Beck & Co. Brauerei gehört ebenso<br />
wie Löwenbräu, Spaten und Franziskaner<br />
zur Deutschlandtochter <strong>de</strong>s weltgrößten<br />
Brauereikonzerns Anheuser-Busch InBev.<br />
„Ich habe klein angefangen und bin durch<br />
die Herausfor<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Rollen gewachsen“, sagt Schilz. Sie<br />
kletterte alle eineinhalb bis zwei Jahre die<br />
Karriereleiter ein Stück weiter nach oben<br />
und sammelte so Erfahrung zum Beispiel<br />
im Marketing und Key-Account-Management.<br />
In ihrer letzten Funktion im Han<strong>de</strong>l<br />
leitete sie <strong>de</strong>n Außendienst in Deutschland<br />
mit zehn Teams und 130 Mitarbeitern. Mit<br />
ihrem Wechsel im Juli 2015 zur Spaten-<br />
Franziskaner-Löwenbräu-Gruppe, eine <strong>de</strong>r<br />
größten Brauereien in Bayern, blieb sie<br />
<strong>de</strong>m Konzern treu. Doch ihre Aufgaben än<strong>de</strong>rten<br />
sich gewaltig.<br />
Die Managerin ist nun mit ihren 100 Mitarbeitern<br />
für das nationale Gastronomiegeschäft<br />
zuständig. Dabei muss sie sich zwar<br />
um alle Anheuser-Busch-Biere kümmern,<br />
hat aber ein „beson<strong>de</strong>res Augenmerk“ auf<br />
die drei 600 Jahre alten starken Münchner<br />
Traditionsmarken, darunter Bayerns führen<strong>de</strong>s<br />
Weißbier von Franziskaner. Mit<br />
großer Freu<strong>de</strong> stellte sie fest, wie an<strong>de</strong>rs<br />
das Geschäft mit <strong>de</strong>n Gastronomen ist. Abgesehen<br />
davon, dass sie <strong>de</strong>n Umgang mit<br />
diesen „einzigartigen Individualisten“ liebt,<br />
„kann man hier Marken schöner inszenieren<br />
als im Han<strong>de</strong>l“, fin<strong>de</strong>t sie.<br />
Das Problem mit <strong>de</strong>n jungen Konsumenten<br />
Da nimmt sie sich einiges vor, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />
Biermarkt in Deutschland – <strong>de</strong>r drittgrößte<br />
nach China und <strong>de</strong>n USA – schrumpft seit<br />
Jahren; die Konkurrenz ist groß. Profitables<br />
Wachstum ist nur über Verdrängung,<br />
neue Produkte o<strong>de</strong>r die Erweiterung <strong>de</strong>s<br />
Auslandsgeschäfts möglich. Wobei sich die<br />
bayerische und vor allem die Münchner<br />
Brauwirtschaft besser entwickelt als <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt. Schilz erklärt <strong>de</strong>n<br />
Rückgang <strong>de</strong>s Bierkonsums mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mografischen<br />
Wan<strong>de</strong>l: „Jüngere Konsumenten<br />
wechseln eher zwischen <strong>de</strong>n Getränkekategorien.“<br />
Damit ist ein Teil ihrer Aufgabe schon umrissen:<br />
Es geht darum, wie<strong>de</strong>r mehr junge<br />
Zielgruppen zu gewinnen. Einfach ist das<br />
nicht, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Markt ist mit<br />
1 300 Brauereien und 5 000 Marken stark<br />
fragmentiert und regionalisiert. Gera<strong>de</strong><br />
das fin<strong>de</strong>t die Brauereichefin spannend:<br />
„Je<strong>de</strong>r kann etwas zum Thema Bier sagen.<br />
Es weckt Emotionen und führt Menschen<br />
zusammen“. Aktuell lanciert sie die seit<br />
2013 zu Anheuser-Busch Inbev und seit<br />
Anfang <strong>de</strong>s Jahres auch zum <strong>de</strong>utschen<br />
Sortiment gehören<strong>de</strong> Marke Corona, ein<br />
junges, mo<strong>de</strong>rnes Bier, das für Sommer,<br />
Sonne und Strand stehen soll.<br />
Derzeit bereitet sie sich auf das Oktoberfest<br />
vor, bei <strong>de</strong>m sie auch für <strong>de</strong>n Auftritt<br />
„ihrer“ Biere verantwortlich ist. Ihr Wiesn-<br />
Kalen<strong>de</strong>r ist randvoll. Fest gebucht sind<br />
das traditionelle Einschirren <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>,<br />
das Anzapfen mit <strong>de</strong>m Oberbürgermeister,<br />
<strong>de</strong>r große Empfang von Lan<strong>de</strong>sregierung,<br />
Stadt und Brauereien, <strong>de</strong>r Rundgang<br />
mit Begrüßung <strong>de</strong>r zur Gruppe gehören<strong>de</strong>n<br />
Wiesnwirte in <strong>de</strong>n 15 großen und kleinen<br />
Zelten sowie viele Treffen mit ihren<br />
Kun<strong>de</strong>n aus Gastronomie und Han<strong>de</strong>l sowie<br />
<strong>de</strong>n internationalen Kollegen. Im vergangenen<br />
Jahr eröffnete sie als erste Dirigentin<br />
das Standkonzert <strong>de</strong>r Oktoberfestkapellen<br />
unter <strong>de</strong>r Bavaria mit <strong>de</strong>m Kaiserjäger-Marsch<br />
– „eine große Ehre und<br />
ein unbeschreibliches Gefühl“. ■<br />
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 09/2016 9