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Facetten Mai 2014

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Ausgabe 26 • <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

Sozialgruppe Kassel<br />

Kasseler Werkstatt · Kindertagesstätte Georg-Wündisch-Haus · Seniorenzentrum Unterneustadt · Tagespflege am Holzmarkt · Pro Dokument<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 1


Ihr Dienstleistungsunternehmen<br />

für die Beförderung von<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

wünscht stets<br />

eine gute, angenehme<br />

und vor allem sichere Mitfahrt.<br />

dienstags/freitags 9–14 Uhr


Gastbeitrag<br />

Unverzichtbar für die Region<br />

Sozialgruppe Kassel: geschätzter und wertvoller Partner<br />

Es ist in Kassel gute Tradition, dass die Leitung<br />

des Gesundheitsamtes im Vorstand des<br />

Vereins Sozialgruppe Kassel e. V. Mitglied ist.<br />

Ich habe daher diese Funktion von meinem<br />

Vorgänger im Amt, Dr. Albrecht Letz, sehr<br />

gern und bewusst übernommen, um das<br />

gute Verhältnis zwischen der Sozialgruppe<br />

Kassel und dem Gesundheitsamt zu pflegen<br />

und fortzuentwickeln.<br />

Warum ich die Sozialgruppe Kassel für<br />

unverzichtbar halte? Das ist leicht zu erklären.<br />

Als Leiterin des Gesundheitsamtes<br />

Region Kassel bin ich dafür zuständig,<br />

dass für alle Bürgerinnen und Bürger gesundheitsförderliche<br />

Lebensbedingungen<br />

unterstützt, gefördert und erhalten werden.<br />

Dabei konzentrieren wir uns naturgemäß<br />

auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen,<br />

denn sie bedürfen am meisten der Ermutigung<br />

und Unterstützung. Und genau dabei<br />

ist uns der Verein Sozialgruppe Kassel seit<br />

Jahrzehnten ein geschätzter und wertvoller<br />

Partner.<br />

Durch ihre vielfältigen Einrichtungen bietet<br />

die Sozialgruppe Kassel insbesondere behinderten<br />

Menschen Entwicklungs-, Arbeitsund<br />

Lebensbedingungen, die geeignet sind,<br />

das Selbstbewusstsein, das Ansehen und auch<br />

die Teilhabe Benachteiligter, auch im Produktionsprozess,<br />

sowie die<br />

Sinnfindung und das<br />

Eingebundensein in die<br />

Gesellschaft zu fördern.<br />

Diese Arbeit der Sozialgruppe<br />

Kassel erachte<br />

ich als engagierte<br />

Bürgerin wie auch in<br />

meiner Funktion als<br />

leitende Ärztin des Gesundheitsamtes<br />

Region<br />

Kassel als sehr wertvoll.<br />

Die Einrichtungen der<br />

Sozialgruppe Kassel, sei<br />

es die Werkstatt, die Tagespflege,<br />

die stationäre<br />

Altenpflege und andere,<br />

leisten einen bedeutenden<br />

Beitrag zur Integration und Teilhabe von<br />

Menschen, die dabei besonderer Unterstützung<br />

bedürfen.<br />

Dabei gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />

der Sozialgruppe Kassel mit dem Gesundheitsamt<br />

Region Kassel direkt, unkompliziert<br />

und zielorientiert. Deshalb bleibe ich dabei:<br />

Die Sozialgruppe Kassel e. V. – unverzichtbar<br />

für die Region!<br />

Dr. Karin Müller<br />

(Leiterin des Gesundheitsamtes Region Kassel)<br />

Intro<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die vergangen zwei Jahre waren durch den Neubau des Seniorenzentrums Unterneustadt und den Umzug<br />

aus dem Renthof dorthin sowie durch die Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag des Vereins geprägt –<br />

und zeitweise sehr anstrengend. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihren engagierten und auch<br />

erfolgreichen Einsatz.<br />

In dieser Ausgabe der <strong>Facetten</strong> kommen viele Menschen zu Wort, die die Sozialgruppe Kassel e. V. ausmachen.<br />

Menschen, die sich einbringen und alle einen wichtigen Beitrag leisten zur gesellschaftlichen<br />

Teilhabe von Menschen mit Behinderung, zur Gestaltung eines würdigen, lebenswerten Lebens. Ich<br />

wünsche Ihnen viel Freude bei der (lesenden) Begegnung mit diesen Menschen.<br />

Gerald Reißmann (Vorstandsvorsitzender Sozialgruppe Kassel)<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 3


Sozialgruppe Kassel<br />

So etwas wie die Innenministerin<br />

Vorstandsmitglied Claudia Benz<br />

Claudia Benz ist eine Frau der ersten Stunde,<br />

die die Sozialgruppe Kassel (SGK) bis in<br />

die feinsten Verästelungen kennt. Vor 37 Jahren<br />

hat das heutige Vorstandsmitglied und<br />

die Stellvertreterin von Vorstandschef und<br />

Geschäftsführer Gerald Reißmann als gerade<br />

einmal 20-jährige Buchhalterin beim damaligen<br />

Verein für Volkswohl angefangen,<br />

war eher zufällig in die soziale Einrichtung<br />

gerutscht. Und ist geblieben.<br />

Dabei bildet der Vorstandsposten, den<br />

Claudia Benz seit vier Jahren bekleidet, nur<br />

den kleineren Teil ihrer Arbeit ab. Die meiste<br />

Energie steckt sie als Chefin der Finanzbuchhaltung<br />

ins ,liebe Geld’. Gut 20 Millionen<br />

Euro bewegt sie jährlich zusammen mit ihren<br />

Kolleginnen Manuela Jäger und Bianca<br />

Meerländer. Das Trio sorgt unter anderem<br />

dafür, dass die rund 260 Beschäftigten der<br />

SGK pünktlich ihren Lohn bekommen, dass<br />

die Rechnungen der Einrichtungen bezahlt<br />

werden und die Leistungen der über 800 betreuten<br />

Menschen abgerechnet werden. „Uns<br />

wird nicht langweilig“, sagt Claudia Benz<br />

und zeigt ein sympathisches Lachen.<br />

Im Vorstand arbeiten die beiden Hauptamtlichen<br />

zusammen, vertreten einander im Urlaub<br />

und haben doch ihre speziellen Aufgabengebiete.<br />

Claudia Benz augenzwinkernd:<br />

„Wenn Gerald Reißmann unser Außenminister<br />

ist, dann bin ich die Innenministerin.“<br />

Die Personalpolitik gehört zu ihrem Aufgabenfeld,<br />

Einstellungen, Entlassungen und<br />

eine Unmenge an Kleinigkeiten, die in den<br />

Einrichtungen zu klären und zu entscheiden<br />

sind.<br />

Das ist immer fordernd, manchmal anstrengend<br />

und selten einfach. „Man muss Prioritäten<br />

setzen können, was sofort erledigt werden<br />

muss und was etwas Zeit hat. Aber ich mache<br />

das alles auch nach 32 Jahren in einer Führungsposition<br />

immer noch sehr, sehr gern.“<br />

Mit der Eröffnung des Seniorenzentrums<br />

Unterneustadt ist die größte Aufgabe der vergangenen<br />

Jahre abgeschlossen. Aber neue<br />

stehen schon vor der Tür, etwa der mögliche<br />

Neubau für die Pro Dokument gGmbH. Doch<br />

wenn der kommt, wird Claudia Benz den Job<br />

mit gewohntem Optimismus angehen: „Ich<br />

habe schon so viel gebaut, das klappt schon.“<br />

Der Liebe wegen war die gebürtige Heidelbergerin<br />

1977 nach Kassel gekommen, mit<br />

ihrem Mann, einem Elektroingenieur, hat sie<br />

einen 29-jährigen Sohn, der als Informatiker<br />

arbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann treibt<br />

es sie immer wieder in die Ferne, etwa nach<br />

Mexiko oder aufs Kreuzfahrtschiff. Mit Joggen<br />

und Fitness-Studio hält sie sich körperlich<br />

fit, mit Lesen und Musikhören bewahrt<br />

sich Claudia Benz die geistige Beweglichkeit,<br />

mit der sie ihren Führungsjob noch einige<br />

Jahre ausfüllen möchte.<br />

tst<br />

Die Finanzbuchhaltung der Sozialgruppe (v. l.):<br />

Manuela Jäger, Claudia Benz, Bianca Meerländer.<br />

4 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Seniorenzentrum Unterneustadt<br />

Freundliches, würdiges Zuhause<br />

Seniorenzentrum Unterneustadt feierlich eröffnet<br />

Über hundert geladene Gäste haben sich<br />

am 11. Dezember mitten in den Weihnachtsvorbereitungen<br />

Zeit genommen, um an<br />

der Eröffnung des neuen Seniorenzentrums<br />

Unterneustadt teilzunehmen. „Nun ist der<br />

Renthof Geschichte“, sagte Verwaltungsratsvorsitzende<br />

Ilona Caroli. Ein mehrjähriger<br />

Marathon- und Hindernislauf sei erfolgreich<br />

und innerhalb des Kostenrahmens von<br />

9,5 Mio. Euro beendet worden. Besonderer<br />

Dank gebühre dem spiritus rector Gerald<br />

Reißmann (Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer<br />

der Sozialgruppe Kassel). Im<br />

Juli 2013 bereits haben 80 BewohnerInnen<br />

ihr neues freundliches und würdiges Zuhause<br />

bezogen (siehe Berichte in <strong>Facetten</strong> 25).<br />

Sozialdezernent und Stadtkämmerer Dr. Jürgen<br />

Barthel betonte die hervorragenden Bedingungen<br />

am neuen Platz, der den hohen<br />

Anforderungen einer demografisch sich wandelnden<br />

Gesellschaft gerecht würde sowie<br />

modernen Pflegestandards und dem Leben in<br />

einer Gemeinschaft Basis böte. Mitten in der<br />

bunten Lebenswelt der Unterneustadt habe<br />

die Sozialgruppe einem Raum geschaffen, der<br />

offen sei für ein Konzept im Fluss.<br />

Brigitte Mandt von der ARP Architektenpartnerschaft<br />

Stuttgart übergab Schlüssel<br />

und Verantwortung an die alte und neue<br />

Einrichtungsleiterin Martina Dittel, die sich<br />

ihrerseits für das in sie gesetzte Vertrauen bedankte:<br />

Sie sei von der Grundstückswahl bis<br />

zur Möblierung in alle Entscheidungen involviert<br />

gewesen.<br />

Im Seniorenzentrum Unterneustadt leben<br />

80 SeniorInnen in acht Hausgemeinschaften<br />

auf vier Etagen, die jeweils anders möbliert<br />

sind. Fünf Wohnungen sind frei vermietet,<br />

es gibt eine Bäckerei, eine Kindertagesstätte,<br />

eine Kneipe – und viel Raum für ein die Generationengrenzen<br />

sprengendes Leben.<br />

Kirsten Alers<br />

Übergabe des Schlüssels und der Verantwortung an Martina Dittel, Heimleiterin Seniorenzentrum<br />

Unterneustadt (links), und Gerald Reißmann, Vorstandsvorsitzender Sozialgruppe Kassel e. V. (rechts)<br />

durch Burghardt Illig und Brigitte Mandt, ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart.<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 5


Seniorenzentrum Unterneustadt<br />

Un nu – als zu, ne wohr?<br />

Eine besondere Stadtrundfahrt<br />

Eine Stadtrundfahrt in Kasseler Mundart<br />

– die BewohnerInnen des Seniorenzentrums<br />

Unterneustadt waren von der Idee begeistert.<br />

Alles war gut geplant und organisiert. Aufgeregt<br />

und sehr neugierig machte man sich<br />

am 19. Februar auf den Weg.<br />

Der Veranstalter, das Reiseunternehmen<br />

Fredrich, setzte für diese Fahrt seinen neuen<br />

Behindertenbus ein, so dass auch RollstuhlfahrerInnen<br />

an der Tour teilnehmen konnten.<br />

An alles war gedacht. Auch an Proviant<br />

und Getränke, selbstverständlich passend<br />

zum Anlass typisches Kasselänerisches wie<br />

Ahle Worscht.<br />

Die BewohnerInnen ließen sich vom Reiseführer<br />

in Kasseläner Mundart bekannte und<br />

unbekannte Ecken unserer schönen Stadt<br />

zeigen und erklären, wobei natürlich auch<br />

der Herkules nicht fehlen durfte. Oben auf<br />

dem Herkules angekommen, genossen wir<br />

die schöne Aussicht und ließen uns den kleinen<br />

Imbiss mit Ahler Worscht, Schmalzbrot<br />

und saurer Gurke, Kaffee und diversen Erfrischungsgetränken<br />

gut schmecken.<br />

Die BewohnerInnen waren sehr interessiert<br />

und haben die Beiträge zu den einzelnen<br />

Sehenswürdigkeiten eifrig kommentiert.<br />

Kleine Anekdoten wurden erzählt, es wurde<br />

natürlich geschnuddelt und viel gelacht. Zurück<br />

im Haus waren alle guter Laune und<br />

äußerten: ,,Das war ja wirklich eine besondere<br />

Stadtrundfahrt.“<br />

Erika Thurau (Betreuungskraft)<br />

Die Drei von der Putzstelle<br />

Betriebsintegrierte Beschäftigungplätze in der Sozialgruppe Kassel<br />

Wenn es im Seniorenzentrum in der Unterneustadt<br />

auf Flur und Zimmern vor Sauberkeit<br />

blitzt, die Toiletten mit den Badezimmern<br />

um die Wette glänzen und die blitzblanken<br />

Fenster ungetrübte Blicke auf Kassel gewähren,<br />

dann haben die drei von der Putzstelle<br />

wieder einen guten Job gemacht.<br />

Nils Caßelmann (25)*, Masood Anwar (30)<br />

und Lukasz Maczkowski (26) sind drei Raumpfleger<br />

der Kasseler Werkstatt (KSW), die seit<br />

Juli vergangenen Jahres im Seniorenzentrum<br />

arbeiten und seit 1. September dort fest und<br />

unbefristet angestellt sind. Sie bekleiden betriebsintegrierte<br />

Beschäftigungsplätze innerhalb<br />

der Sozialgruppe Kassel (siehe auch Text<br />

zur Bäckerei Apel).<br />

Pflegedienstleiterin Regina Scarbrough hat<br />

die drei jungen Männer problemlos ins zuvor<br />

sechsköpfige Reinigungsteam integriert und<br />

ist sehr zufrieden mit ihrem Arbeitseinsatz.<br />

Genug zu tun gibt es für die neun PflegespezialistInnen:<br />

Immerhin sind 80 Zimmer und<br />

6 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Seniorenzentrum Unterneustadt<br />

gut 6.000 qm Fläche in Schuss zu halten.<br />

Und dieser Aufgabe widmet sich das Trio<br />

mit Feuereifer: „Hier bin ich wie zuhause!“<br />

Der wortgewandte Nils Caßelmann strahlt;<br />

er hat schon beim Umzug vom früheren<br />

Heim-Standort Renthof in die Unterneustadt<br />

mit angepackt und einfach Freude am Umgang<br />

mit den alten Menschen. „Ich werde<br />

immer freundlich begrüßt, wenn ich in die<br />

Zimmer komme.“<br />

Auch Masood Anwar sagt: „Ich fühle mich<br />

hier wohl, auch wenn das Putzen ein harter<br />

Job ist. Aber alles muss ja sauber sein.“<br />

Lukasz Maczkowski kämpft manchmal<br />

mit dem frühen Arbeitsbeginn um 7.30 Uhr,<br />

doch wenn er erst mal in Schwung ist, gefällt<br />

ihm die Arbeit: „Die Leute sind sehr nett und<br />

ich weiß, was ich machen muss.“<br />

Von den 50 MitarbeiterInnen des Heimes<br />

seien die drei Raumpfleger freundlich aufgenommen<br />

worden, berichtet Regina Scarbrough,<br />

sie gehörten wie selbstverständlich<br />

dazu. „Wir haben sehr gute Erfahrung mit<br />

der Integration unserer KSW-Mitarbeiter“, so<br />

die Pflegedienstleiterin.<br />

Zum ersten Mal hat die Sozialgruppe selbst<br />

betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze nach<br />

dem Hessischen Übergangspapier für KSW-<br />

Mitarbeiter geschaffen und gibt so drei Menschen<br />

mit Behinderung die Möglichkeit, sich<br />

Betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze in der<br />

Sozialgruppe Kassel haben (von links): Masood<br />

Anwar, Lukasz Maczkowski, Nils Caßelmann.<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt zu etablieren<br />

(siehe Kasten Seite 9).<br />

Schwere Momente gibt es auch, etwa wenn<br />

eine betagter Bewohner stirbt. „Das ist traurig,<br />

aber in einem Altenheim gehört das<br />

dazu. Es ist hart, aber wir wissen, dass das<br />

Leben irgendwann zu Ende geht“, sagt Nils<br />

Caßelmann. Um mit dem Tod besser umgehen<br />

zu können, haben die jungen Männer<br />

extra einen Kurs besucht.<br />

Wer im Zwei-Schicht-Betrieb arbeitet, der<br />

muss sich auch erholen können. Nils Caßelmann,<br />

gebürtiger Kasselaner und seit 2005<br />

KSW-Mitarbeiter, kocht gern und trommelt<br />

afrikanische Rhythmen. Masood Anwar<br />

wurde in Dortmund geboren und nennt grinsend<br />

„Einkaufen“ als Hobby. Und Lukasz Maczkowski,<br />

der vor 16 Jahren aus Polen nach<br />

Kassel kam, zeichnet gern und sprüht Graffiti.<br />

Und macht gern, was auch seine beiden<br />

Arbeitskollegen gern machen: mit Kumpeln<br />

abhängen.<br />

tst<br />

* Vorübergehend arbeitet Nils Caßelmann im<br />

Moment wieder in der KSW.<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 7


Kasseler Werkstatt<br />

„Die drei gehören zu uns“<br />

Betriebsintegrierte Beschäftigungplätze in der Bäckerei Apel<br />

Ekatharina Frescher (links), Aydan Uslu (vorne)<br />

und Alexandra Baldus (rechts) arbeiten auf betriebsintegrierten<br />

Beschäftigungsplätzen in der<br />

Bäckerei Apel in Niestetal. Integriert werden sie<br />

von Betriebschefin Katja Thiele-Hann und betreut<br />

von Integrationsfachkraft Andreas Schuller.<br />

Das ist ein ordentlicher Berg Arbeit für drei<br />

Frauen: Täglich sind gut 2.000 Kunststoff-<br />

Brotkörbe zu waschen und zu trocken, dazu<br />

eine große Zahl Backbleche, die von der Bäckerei<br />

Apel in Niestetal jeden Tag mit leckeren<br />

Kuchen belegt werden. Doch in der Einschätzung<br />

ihres Jobs sind sich die drei einig:<br />

„Die Arbeit ist richtig schön!“<br />

Weil es Ekatharina Frescher (23), Aydan<br />

Uslu (22) und Alexandra Baldus (42) keinen<br />

rechten Spaß machte, in der Kasseler Werkstatt<br />

(KSW) zu arbeiten, hat sich Andreas<br />

Schuller ordentlich ins Zeug gelegt, um dem<br />

Trio betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze<br />

zu besorgen. Bei Katja Thiele-Hann und<br />

ihrem Mann Michael Hann stieß Schuller,<br />

Fachkraft für berufliche Integration in der<br />

KSW, auf offene Ohren.<br />

Seit einigen Monaten verstärkt das fröhliche<br />

Frauen-Trio die rund 60 Köpfe starke Belegschaft<br />

in der Produktion der Großbäckerei,<br />

von der aus 47 Filialen im nördlichen Hessen<br />

mit Backwaren versorgt werden. „Die drei gehören<br />

zu uns, wir empfinden sie als Bereicherung“,<br />

sagt Thiele-Hann, die auch schon früher<br />

KSW-MitarbeiterInnen beschäftigt hat.<br />

Die drei Frauen seien von Anfang an akzeptiert<br />

und aufgenommen worden. „Es gibt<br />

keine Ausgrenzung und keine Diskriminierung.<br />

Wenn es anders wäre, hätte derjenige<br />

auch ein Problem mit mir.“<br />

Dabei plant die Unternehmerin auch langfristig<br />

mit ihren neuen Mitarbeiterinnen: Eine<br />

neue Korbwaschanlage soll angeschafft werden,<br />

die genau auf die Bedürfnisse der drei<br />

8 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kasseler Werkstatt<br />

Frauen ausgelegt ist. Immerhin müssen die<br />

täglich von 7 bis 14 Uhr die Körbe säubern – und<br />

das Arbeitsverhältnis ist auf Dauer angelegt.<br />

Entscheidend dafür, dass hier die Integration<br />

von KSW-MitarbeiterInnen in den ersten<br />

Arbeitsmarkt offenbar vorbildlich funktioniert,<br />

ist die Zusammenarbeit zwischen<br />

Thiele-Hann und Schuller. „Ohne Andreas<br />

Schuller wäre das nicht möglich“, sagt die Unternehmerin.<br />

Er suche die richtigen MitarbeiterInnen<br />

aus, halte engen Kontakt zum Unternehmen<br />

und setze die Frauen auch schon<br />

mal auf die richtige Spur, wenn Schnuddelei<br />

und Ablenkung einmal Überhand nehmen.<br />

An der Motivation des Trios gibt es aber<br />

nichts zu bekritteln. Als kürzlich die KVG-<br />

Fahrer streikten und keine Bahnen und Busse<br />

fuhren, organisierten sich die Frauen selbst<br />

den Weg nach Niestetal und waren pünktlich<br />

zur Stelle. Ekatharina Frescher: „Wir treten uns<br />

selbst in den Hintern, wenn wir mal keine Lust<br />

haben oder uns was wehtut.“ Entsprechend<br />

tendiert die Krankheitsquote gegen Null, wie<br />

Thiele-Hann festgestellt hat. So bereiten die<br />

drei Frauen mit guter Arbeit den Boden für<br />

die Beschäftigung von noch mehr KSW-MitarbeiterInnen<br />

in der Bäckerei Apel, etwa in<br />

der bevorstehenden Erdbeer-Saison. Thiele-<br />

Hann würde sogar gern die Ausbildung in<br />

einem Backberuf übernehmen. Aber das, bedauert<br />

sie, habe bislang leider nicht geklappt.<br />

tst<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

Hessisches Übergangspapier (HÜP)<br />

Das HÜP soll WerkstattmitarbeiterInnen den Weg in den<br />

ersten Arbeitsmarkt ebnen und zu betriebsintegrierten<br />

Beschäftigungsverhältnissen führen. Bis zum Jahr 2016<br />

sollen es 1.200 Plätze in Hessen sein. Andreas Schuller,<br />

Integrationsfachkraft der KSW: „Wir haben bereits heute<br />

die geforderten Zahlen für 2016, nämlich 30 sogenannte<br />

betriebsintegrierte Beschäftigungsplätze zu vermitteln,<br />

erreicht. Dass wir diesen Erfolg verbuchen können,<br />

liegt an der sehr guten Arbeit der Gruppenleitungen, die<br />

jeden Tag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern<br />

und fordern, so dass ich sie auch vermitteln kann. Und<br />

auch ohne die Unterstützung von Seiten der Geschäftsführung<br />

sähen die Zahlen zum heutigen Tag anders<br />

aus.“<br />

zum 50. Geburtstag:<br />

Roland Böhles 1. 1.<br />

Ralf Schimmeyer 10. 2.<br />

Ingeborg Perz 15. 4.<br />

Peter Frankreiter 23. 5.<br />

Frank Schmiedel 7. 6.<br />

zum 25-jährigen<br />

Werkstatt jubiläum<br />

zur Hochzeit<br />

am 25. 4. <strong>2014</strong><br />

Ulli Aretz 29. 5.<br />

Holger Fehr 1. 6.<br />

Gabi und Jörg Schreiber<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 9


Kasseler Werkstatt<br />

Kasseler Werkstatt vorn dabei<br />

Neue Bildungs-Systematik für Werkstätten<br />

Die von der Agentur für Arbeit und der<br />

AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />

Arbeitsförderung) geforderte Neuausrichtung<br />

der beruflichen Bildungsarbeit<br />

in den Werkstätten haben zehn Werkstätten<br />

unterschiedlicher Träger aus mehreren Bundesländern<br />

zum Anlass genommen, ein gemeinsames<br />

Projekt zu initiieren und in ihren<br />

Einrichtungen umzusetzen.<br />

In zwei Jahren Projektlaufzeit entstehen in<br />

zehn Berufsfeldern aus der Werkstatt-Praxis<br />

400 berufliche Qualifizierungs-Einheiten<br />

(QE), die von den Fachkräften vor Ort passgenau<br />

und binnendifferenziert umgesetzt<br />

werden können.<br />

Durch die gemeinsame Verständigung auf<br />

fachlich fundierte, übergreifende Standards<br />

beruflicher Bildung sowie eine einheitliche<br />

Systematik in der Erstellung und Überprüfung<br />

der QE ist ein praxistaugliches Bildungs-<br />

Angebot entwickelt worden.<br />

Den Teilnehmer genau dort abzuholen, wo<br />

er sich im Hinblick auf seine beruflichen Interessen<br />

und persönlichen Fähigkeiten befindet,<br />

war lange Zeit Ziel vieler politischer Initiativen<br />

und gesetzlicher Bemühungen. Dies<br />

ist jetzt mit der ,Neuen Bildungs-Systematik<br />

WfbM’ möglich geworden.<br />

Für folgende Berufsfelder werden QEs entwickelt:<br />

Büroservice/Lettershop, Garten- und<br />

Landschaftsbau, Hauswirtschaft Küche/<br />

House keeping, Hauswirtschaft/Textilpflege,<br />

Holz, Lager/Logistik, Metall, Montage, Verpackung<br />

und Berufsvorbereitende Tätigkeiten.<br />

„Diese QEs sind wichtig, weil berufliche Bildung<br />

in der Kasseler Werkstatt in Zukunft systematisch<br />

sein muss“, sagt Markus Grote, Leiter<br />

des Zentralen Bildungsreferats. „Es muss<br />

klar sein, wer was warum und wie lernen wird.<br />

Durch die Teilnahme an diesem Projekt erfüllen<br />

wir die neuesten Anforderungen, die es für<br />

Werkstätten im Bereich Bildung gibt. Allein<br />

hätten wir dafür viele Jahre gebraucht.“<br />

Das Verbundprojekt hat im Juni 2012 begonnen<br />

und findet Ende <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> seinen<br />

Abschluss. Die zehn beteiligten Werkstätten<br />

am Verbundprojekt sind: Kasseler Werkstatt,<br />

Caritas Werkstätten Köln, WfbM Aurich-Wittmund<br />

gGmbH, WfbM der Lebenshilfe Halle<br />

e. V., WfbM der Lebenshilfe Hamm e. V., Wittekindshof<br />

– Werkstatt der Diakonischen Stiftung<br />

Wittekindshof, AWO Werkstattverbund Unterbezirk<br />

Ennepe-Ruhr, Caritas-Emstor-Werkstätten<br />

Rheine, Caritaswerkstätten Gladbeck und<br />

Evangelisches Johanneswerk Lüdenscheid.<br />

Volker Alberding<br />

(stell. Leitung Zentrales Bildungsreferat)<br />

Auf den beiden nächsten Abbildungen sind<br />

Ausschnitte aus der QE „Handhabung von<br />

Spanngurten mit Ratsche“ zu sehen. Die gesamte<br />

QE besteht aus 24 Folien, auf denen Schritt für<br />

Schritt der richtige Einsatz dieser Spanngurte bebildert<br />

und mit kurzem Text versehen dargestellt<br />

wird. Mit Hilfe dieser QE können sich erfahrene<br />

MitarbeiterInnen die Handhabung selber erarbeiten<br />

und nicht so erfahrene mit Hilfe der Gruppenfachkraft.<br />

10 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kasseler Werkstatt<br />

Die erste Abbildung gehört zur QE „Anheben,<br />

Tragen und Absetzen von (schweren) Lasten“. Als<br />

weiteres Beispiel zu sehen ist ein Ausschnitt aus<br />

der QE „Differenzierung von Pflanzengruppen“,<br />

entwickelt von Andreas Kropat (Gruppenfachkraft<br />

im Gartenbau).<br />

Wir haben gewählt!<br />

Der neue Werkstattrat seit November 2013<br />

Der Werkstattrat vertritt die Interessen der<br />

Mitarbeiter in einer Werkstatt. Der Werkstattrat<br />

wird von den Mitarbeitern gewählt, das<br />

Personal darf an dieser Wahl nicht teilnehmen.<br />

Alle vier Jahre wird er neu gewählt,<br />

2013 war es wieder so weit: Neue Wahlen<br />

standen an.<br />

Die Wahl des Werkstattrates hat vom<br />

11. bis 13. November 2013 stattgefunden. Es<br />

wurde in allen drei Liegenschaften der Kasseler<br />

Werkstatt gewählt. Die Wahlbeteiligung<br />

lag bei knapp 68 Prozent.<br />

Der neu gewählte Werkstattrat setzt sich<br />

wie folgt zusammen: Anja Burghardt, Sandra<br />

Di Lorenzo, Petra Groß (2. Vorsitzende),<br />

Olaf Haarbusch (1. Vorsitzender), Katja Hohmann<br />

(Schriftführerin), Tanja Kissel, Jennifer<br />

Wenzel. Vertrauensperson ist Heike Klöckl<br />

(Leitung Sozialer Dienst).<br />

Da es im Gartenbau keinen direkten Ansprechpartner<br />

vor Ort gibt, hat der Werkstattrat<br />

beschlossen, den Posten einer Vermittlungsperson<br />

zu vergeben. Diese Aufgabe hat Alexander<br />

Gebbert übernommen. Der Vorsitzende<br />

des Werkstattrates ist nicht direkt von den<br />

Mitarbeitern gewählt worden, sondern in der<br />

ersten gemeinsamen Sitzung des neu gewählten<br />

Werkstattrates von dessen Mitgliedern.<br />

Momentan plant der Werkstattrat, intern<br />

den Posten einer Frauenbeauftragen zu besetzen.<br />

Das erste gemeinsame Projekt war<br />

<strong>2014</strong> die Planung der Karnevalsveranstaltung<br />

in der Kasseler Werkstatt.<br />

Tatjana Kissel<br />

Der 2013 neu gewählte Werkstattrat: (vordere<br />

Reihe von links nach rechts) Katja Hohmann,<br />

Tatjana Kissel, Jennifer Wenzel, Sandra Di Lorenzo;<br />

(hintere Reihe von links nach rechts) Petra<br />

Groß, Alexander Gebbert (beratend ohne Stimmrecht),<br />

Anja Burghardt, Olaf Haarbusch.<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 11


Kasseler Werkstatt<br />

Malen, Spielen, Theater<br />

Kreativ-Woche für WerkstattmitarbeiterInnen<br />

Vom 11. bis 15. November 2013 fand eine<br />

Kreativ-Woche in der Akademie Waldschlösschen<br />

in Reinhausen bei Göttingen statt. Fünf Mitarbeiterinnen<br />

der Kasseler Werkstatt haben neben<br />

MitarbeiterInnen aus anderen Werkstätten daran<br />

teilgenommen. Eine der Teilnehmerinnen, Angelika<br />

Kepper, berichtet:<br />

Wir sind gut empfangen worden. Es gab<br />

Zweibettzimmer und Einzelzimmer mit Dusche<br />

und Toilette. Frühstück war um 8.30<br />

Uhr, um 11 Uhr gab es eine Pause von 20 Minuten,<br />

Mittagspause war um 13 Uhr, um 15<br />

Uhr war Kaffeepause, Abendbrot um 18.30<br />

Uhr. Das Essen schmeckte gut. Einmal haben<br />

wir einen Spaziergang gemacht. Nach dem<br />

Frühstück haben wir uns jeden Tag im Tagesraum<br />

getroffen, um zu erfahren, wie der<br />

Tagesablauf ist. Wir wurden gefragt, ob es<br />

uns im Waldschlösschen gefällt, dann haben<br />

wir mit dem Rollenspiel für das Theaterstück<br />

begonnen. Wir haben im Kreativraum selber<br />

Gesichtsmasken und Gipshände gemacht.<br />

Wir haben selber ein Bühnenbild hergestellt<br />

und aufgebaut, das Material wurde uns gestellt:<br />

Farben, Pinsel, Leinwand zum Malen.<br />

Man konnte ein Fantasiebild selber malen.<br />

Die Weihnachtsbäume wurden aus Papier<br />

zugeschnitten, danach mit grüner Farbe bemalt.<br />

Das Stück hieß „Der Christbaumständer“.<br />

Bei dem Theaterstück handelt es sich<br />

um eine Familie: Mutter, Vater, Großmutter,<br />

die Kinder, der Hund namens Dackel, der<br />

Rauscheengel, der Weihnachtsbaumverkäufer,<br />

alle wurden von uns dargestellt. Vor allem<br />

der Weihnachtsbaum war mit Lichterketten<br />

und Weihnachtskugeln als Mensch<br />

verkleidet, er hat sich immer im Raum gedreht,<br />

wenn der Chor gesungen hat: das Lied<br />

„Oh, du fröhliche“. Um 20 Uhr war immer<br />

Spieleabend, und wir haben „Mensch ärger<br />

dich nicht“ oder Karten gespielt. Am letzten<br />

Abend haben wir Musik gehört und dazu getanzt<br />

und Spiele gemacht wie „Die Reise nach<br />

Jerusalem“ und so weiter. Am letzten Tag hat<br />

jeder sich einen Wichtel gebastelt für Zuhause.<br />

Danach haben wir uns den Videofilm<br />

angeschaut von unserem Theaterstück, wir<br />

hatten viel zu lachen und hatten viel Spaß<br />

gehabt. Drei Personen haben uns betreut im<br />

Waldschlösschen, als Dankeschön haben wir<br />

selber Karten gebastelt mit einem geschriebenen<br />

Text für das Küchenpersonal. Als Teilnehmer<br />

waren dabei von der Kasseler Werkstatt:<br />

Angelika Kepper, Petra Deutsch, Regina D.,<br />

Regina Klein und Nicole Heinzemann.<br />

Angelika Kepper (Mitarbeiterin im AB 2)<br />

12 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kasseler Werkstatt<br />

Von moderner Musik inspiriert<br />

Die Tanzmäuse-Powerladies<br />

Wir sind die Tanzmäuse. Manchmal nennen<br />

wir uns auch die Powerladies. Wir existieren<br />

bereits seit vier Jahren und sind eine<br />

weibliche Tanzgruppe. Zurzeit bestehen wir<br />

aus 13 Frauen zwischen 18 und 40 Jahren.<br />

Unsere Betreuerinnen, Jolanda Czekala-<br />

Mnich und Sarah Ibl, führen uns ein in die<br />

Welt der Tanzchoreografie und Musik, durch<br />

Bewegung und Tanzübungen, die auf unsere<br />

Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten<br />

sind. Unsere regelmäßigen Treffen ermöglichen<br />

es uns, unsere Emotionen auszudrücken,<br />

unsere Balance zu entwickeln und zu<br />

stabilisieren, und fördern die Koordinationsfähigkeit<br />

des ganzen Körpers. Wir lernen<br />

dabei ebenfalls, auf die anderen Mitglieder<br />

der Tanzgruppe Rücksicht zu nehmen, sie zu<br />

tolerieren, zu akzeptieren und uns gegenseitigen<br />

Respekt zu erweisen.<br />

Das Tanzen macht uns sehr viel Spaß. Wir<br />

erstellen zusammen mit Jolanda Czekala-<br />

Mnich und Sarah Ibl eine Tanzchoreografie,<br />

die von moderner Musik inspiriert ist.<br />

Die zusammengeschweißten Komponenten<br />

von Bewegung und Musik üben wir fleißig.<br />

Das Ergebnis, unseren Tanz, präsentieren wir<br />

auch gerne vor Publikum, wenn wir so weit<br />

sind. Wir haben schon mehrere Auftritte hinter<br />

uns. Natürlich begleitet uns stets das Lampenfieber,<br />

mit dem wir lernen umzugehen.<br />

Am 24. Oktober 2013 wurden wir zum<br />

Tanzfest nach Schwalmstadt-Treysa eingeladen.<br />

Dort konnten wir erleben, was Kampfgeist<br />

und Konkurrenz bedeutet. 17 Tanzgruppen,<br />

die aus ganz Hessen angereist sind (250<br />

Menschen aus hessischen Werkstätten für<br />

Behinderte), haben ihr Bestes gegeben. Das<br />

breite Spektrum der Darbietungen reichte von<br />

internationalen Volkstänzen bis hin zur Rockund-Pop-Choreografie.<br />

Vielfältig waren dabei<br />

nicht nur die verschiedenen Tänze, auch die<br />

bunten Outfits von orientalischen Bauchtänzerinnen,<br />

Cowboys, Indianern und märchenhaften<br />

Zwergen brachten uns zum Staunen.<br />

Wir, die Tanzmäuse-Powerladies, durften<br />

auch zeigen, was wir bereits gelernt haben.<br />

Dabei stellten wir fest, dass unsere Tanzgruppe<br />

gar nicht mal so schlecht ist. Während unseres<br />

Auftritts hat das Publikum wiederholt<br />

applaudiert und klatschte begeistert mit. Alle<br />

Tanzmitglieder wurden für ihre Leistung mit<br />

einer Medaille und einer Urkunde belohnt. Es<br />

war ein wirklich tolles Erlebnis für uns.<br />

Die Tanzmäuse-Powerladies,<br />

aufgeschrieben von: Jolanda Czekala-Mnich<br />

(Gruppenleiterin im AB 2)<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 13


Kasseler Werkstatt<br />

Was kann man dagegen tun?*<br />

Bildungsangebot: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz<br />

Das Bildungsangebot „Sexuelle Belästigung am<br />

Arbeitsplatz – Was kann man dagegen tun?“ von<br />

Sozialpädagogin Angelika Wohlrab war ein Kurs<br />

mit zehn Sitzungen, an dem sieben Mitarbeiterinnen<br />

teilgenommen haben. Im Herbst 2013 fand<br />

er bereits zum vierten Mal statt.<br />

Warum konnten nur wenige Personen<br />

teilnehmen?<br />

Da wir sehr persönliche Sachen besprechen,<br />

ist die Teilnehmerinnenzahl ausreichend.<br />

Machen auch Männer mit?<br />

Nein. Wenn Männer und Frauen zusammen<br />

im Kurs sind, können in der Regel nicht so<br />

offene Gespräche entstehen.<br />

Ist der Kurs anstrengend für die Teilnehmerinnen?<br />

Die Teilnehmerinnen sagen oft, dass sie sich<br />

im Anschluss an unsere Treffen noch viele<br />

Gedanken machen. Da die Frauen auch sehr<br />

viele Informationen erhalten, wiederholen<br />

wir das Gelernte oft. Aber zu Beginn eines jeden<br />

Treffens frage ich die Teilnehmerinnen,<br />

ob etwas Aktuelles vorliegt, was sie belastet.<br />

Persönliche Probleme haben Vorrang.<br />

Ab wann spricht man von sexueller Belästigung?<br />

Das lässt sich nicht mit einem Wort oder Satz<br />

sagen. Das kann ein schmutziger, also sexistischer<br />

Witz sein oder auch das Zeigen von<br />

Nacktfotos. Es muss nicht immer der Klaps<br />

auf den Po sein, an den vielleicht viele<br />

denken. Wichtig ist noch zu sagen:<br />

Es wird dann von sexueller Belästigung<br />

gesprochen, wenn<br />

eine Person sexuelle Dinge<br />

mit Absicht tut, die eine<br />

Frau nicht will.<br />

Werden nur Frauen<br />

belästigt?<br />

Nein, auch Männer<br />

können belästigt werden.<br />

Von Frauen<br />

oder von Männern.<br />

Genauso können auch<br />

Frauen von Frauen belästigt werden.<br />

Alter, Aussehen oder Geschlecht spielen<br />

keine Rolle.<br />

Spielt ihr Vorfälle nach, wie man jemanden<br />

sexuell belästigt?<br />

Nein. Das würde viele zu sehr aufwühlen<br />

und beängstigen. Aber wir besprechen ausgedachte<br />

Fälle. Wir schauen uns an, wie die<br />

betroffenen Personen handeln und was sie<br />

hätten besser machen können. Natürlich<br />

üben wir auch, was man selbst als betroffene<br />

Person machen kann oder wie man Anderen<br />

helfen kann.<br />

Was mache ich, wenn jemand sexuell<br />

belästigt wird?<br />

Du kannst die Person unter vier Augen darauf<br />

vorsichtig ansprechen, ihr anbieten, gemeinsam<br />

zum Gruppenleiter oder zur Gruppenleiterin<br />

zu gehen. Aber auch beim Sozialen<br />

Dienst oder beim Werkstattrat findet man in<br />

der Werkstatt Hilfe. Für denjenigen, der sexuell<br />

belästigt wird, ist es wichtig zu wissen,<br />

dass er oder sie nichts falsch gemacht hat.<br />

Dafür muss man sich nicht schämen. Auch<br />

wenn man es ekelhaft findet. Man kann<br />

nichts dafür!<br />

Mit welchen Konsequenzen muss der<br />

Täter rechnen?<br />

Das kommt auf die Schwere der Belästigung<br />

an. Er kann zum Beispiel ermahnt oder auch<br />

abgemahnt werden. Die Gruppenleitung<br />

wird ihn sicher gut beobachten bei allem,<br />

was er tut, gegebenenfalls muss er die Gruppe<br />

wechseln. Macht er etwas besonders Schlimmes,<br />

dann verliert er seinen Arbeitsplatz.<br />

Ist es in Ordnung, sofort die Polizei zu<br />

informieren, wenn jemand ein Gerücht<br />

hört – zur Sicherheit?<br />

Nein, natürlich nicht. Man kann vorsichtig<br />

bei der betroffenen Person nachfragen, oder<br />

man wendet sich an das Personal.<br />

Was passiert, wenn jemand zu Unrecht<br />

beschuldigt wird?<br />

Das kommt drauf an, ob man es mit Absicht<br />

gemacht hat oder nicht. Ich gehe mal davon<br />

aus, dass so etwas Gemeines keiner hier<br />

macht. Denn das ist verboten! Daher sollte<br />

14 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Kasseler Werkstatt<br />

man immer vorsichtig sein, wenn man ein<br />

Gerücht hört. Das habe ich ja schon in der<br />

Frage zuvor erklärt.<br />

Warum tun Männer das?<br />

Oh, das ist nicht eindeutig zu beantworten. Dafür<br />

gibt es viele Gründe. Manche hätten gerne<br />

eine Freundin und haben vielleicht Probleme,<br />

eine zu finden, und fassen deshalb einfach<br />

Frauen an. Manche wissen vielleicht nicht,<br />

dass es verboten ist, so etwas zu tun. Wiederum<br />

andere möchten vor ihren Freunden cool<br />

wirken. Aber egal aus welchem Grund sexuell<br />

belästigt wird – es ist und bleibt verboten!<br />

Das Interview führte Nebile Güdek (Mitarbeiterin<br />

im Berufsbildungsbereich Hauswirtschaft)<br />

*Der Text entstand ursprünglich für die Zeitung<br />

der MitarbeiterInnen zum 50. Geburtstag der KSW.<br />

Draisinenfahrt in Thüringen<br />

Betriebsausflug des Fachbereichs Gartenbau<br />

Mitte Juni 2013 hatten wir eine Fahrt nach<br />

Lengenfeld (Thüringen). Das Wetter war sonnig.<br />

Abfahrt in der Gärtnerei war um 8 Uhr.<br />

Wir waren gute zwei Stunden mit 40 Personen<br />

im Reisebus unterwegs. Dort angekommen,<br />

hatten alle erst einmal Frühstück gemacht.<br />

Anschließend sind wir in Gruppen<br />

eingeteilt worden. Es gab Draisinen, die mit<br />

zwei bis vier Personen, mit zwei bis fünf Personen<br />

und mit drei bis sieben Personen gefahren<br />

werden konnten.<br />

Die Draisinen fahren auf einer ehemaligen<br />

Eisenbahnstrecke, die über die große Talbrücke<br />

bei Lengenfeld führt. Bergauf musste man<br />

viel strampeln, wie beim Fahrrad. Diese Strecke<br />

führt durch mehrere Tunnel, die bis zu<br />

zwei Kilometer lang sind. Im Tunnel gab es<br />

Dank der Beleuchtung an den Draisinen Licht.<br />

Nach dem Wenden ging es zurück ins Tal.<br />

Bergab musste man bremsen. Die Strecke ist<br />

ca. elf Kilometer lang gewesen.<br />

Mittagspause war gegen 13 Uhr. Anschließend<br />

ging es wieder zurück in die Gärtnerei.<br />

Der Tag war sehr schön. Alle hatten viel Spaß!<br />

Jens Lück (Mitarbeiter im FB Gartenbau),<br />

unterstützt von: Heinz-Richard Klose<br />

(Leiter FB Gartenbau)<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 15


Georg-Wündisch-Haus<br />

Laterne, Laterne ...<br />

Die kleinen Leute feierten riesengroß<br />

Drei Tage lang hieß es: „Laterne, Laterne,<br />

Sonne, Mond und Sterne“. Das Georg-Wündisch-Haus<br />

feierte im Herbst 2013 ganz groß<br />

das Sankt Martins-Fest, was durchaus auch<br />

das „fröhliche Lichterfest“ genannt werden<br />

könnte. In erster Linie war es den ErzieherInnen<br />

zu verdanken, da sie die Idee hatten, aus<br />

dem traditionellen Laternenfest ein ganz besonderes<br />

Erlebnis für Groß und Klein zu machen.<br />

Die Eltern, vor allem die Elternvertretergruppe,<br />

angesteckt von der Idee, half bei<br />

den Vorbereitungen und der Durchführung<br />

begeistert mit.<br />

Auf drei Nachmittage verteilt, feierten die<br />

Gruppen lustig und farbenfroh das Fest: die<br />

Elefanten mit den Fröschen, die Pinguine mit<br />

den Nilpferden und die Bären. Auch gab es in<br />

diesem Jahr die Möglichkeit, sein Gedächtnis<br />

aufzufrischen oder ganz neu die Laternenlieder<br />

im Vorfeld zu erlernen, damit auch jeder<br />

kräftig mitsingen konnte.<br />

Neben den unzähligen und liebevoll gebastelten<br />

Laternen, seien es die vielen gestiefelten<br />

Kater, die bunten Kürbisse oder die leuchtenden<br />

Bärchen, alle Lichtlein tummelten sich<br />

unter lautstarkem Gesang in den Gruppenbereichen<br />

des Hauses, und während oben der<br />

dunkle Herbsthimmel sonnen-, mond- und<br />

sternenfrei war, leuchteten Sonne, Mond und<br />

Sterne unten auf dem Gelände des Georg-<br />

Wündisch-Hauses um so heller.<br />

Für das leibliche Wohl sorgten tatkräftig<br />

einige Eltern, fleißig belegten sie leckere<br />

Brote und brauten süßen Kinderpunsch.<br />

Ganz traditionell, aber anders als in den<br />

Jahren zuvor, fand der Laternenumzug auf<br />

dem sicheren Außenbereich der Kindertagesstätte<br />

statt. Entspannt und gestärkt wanderten<br />

alle von einem schön beleuchteten und<br />

dekorierten Platz zum nächsten, um gemeinsam<br />

zu singen und das Martinsspiel der Kinder<br />

zu genießen. Dank der guten Organisation<br />

der ErzieherInnen, der vielen helfenden<br />

Elternhände und des Spaßes aller kleinen<br />

und großen Kinder und Gäste wurde es ein<br />

rundum gelungenes Fest. Am Ende freuten<br />

sich alle schon auf das Laternenfest <strong>2014</strong>.<br />

Text: Halil Edeer Cetin (Mutter von Yusuf),<br />

Yvonne Cheshire (Mutter von Luka und Liam);<br />

Fotos: Vincent Cheshire (Vater von Luka und<br />

Liam)<br />

16 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Georg-Wündisch-Haus<br />

Der Gestiefelte Kater ...<br />

... zu Besuch im Georg-Wündisch-Haus<br />

Wie gespannt waren Kinder, Eltern und ErzieherInnen<br />

am Tag des Laternenfestes in der<br />

Nilpferdgruppe. Nun war es so weit: Premierenaufführung<br />

des Theaterstückes Der gestiefelte<br />

Kater!<br />

Vor Wochen schon wurden Requisiten und<br />

Kostüme organisiert und seither wurde regelmäßig<br />

geprobt. Fleißig wurden von einigen<br />

Eltern die farbenfrohen Kulissen gemalt, um<br />

den Turnraum für die Aufführung in eine<br />

Theaterbühne zu verwandeln.<br />

Voller Vorfreude trafen sich alle Kinder um<br />

15 Uhr, zogen ihre fantasievollen Kostüme<br />

an und ließen sich von Gruppenleiterin Kristina<br />

Lang schminken.<br />

Und dann gingen der Müllerssohn, zwei gestiefelte<br />

Kater, Bauer, Zauberer, Löwe, König<br />

und Prinzessin auf die Bühne. Die Gruppenleiterin<br />

Ivonne Scheffer las begleitend die Geschichte<br />

zum Schauspiel der Kinder vor. Dies<br />

half den Kindern beim Spiel und Umsetzen<br />

ihrer Rolle. Darüber hinaus halfen die Gruppenleiterinnen<br />

den jüngeren Kindern bei ihrem<br />

Einsatz und Text.<br />

Es war ein entzückendes Theaterstück und<br />

zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Toll,<br />

was die Kleinen schon können. Und danke<br />

an die Großen, ohne die das nicht möglich<br />

gewesen wäre: Emina Stulanovic für die Kulissengestaltung,<br />

Vincent Cheshire für die Fotos,<br />

Olga Krasniqi für die Hutleihgabe und<br />

allen anderen Eltern für die Unterstützung.<br />

Danach feierten alle gemeinsam das Laternenfest,<br />

natürlich mit den passenden Laternen,<br />

in Form vom gestiefelten Kater.<br />

Yvonne Cheshire (Mutter von Luka und Liam)<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 17


Tagespflege am Holzmarkt<br />

Männlicher Zuwachs<br />

Die neue Pflegedienstleitung in der Tagespflege<br />

Seit Juli 2013 bin ich – Andreas Hesse – als<br />

Pflegedienstleitung in der Tagespflege am<br />

Holzmarkt tätig. Nach einem Freiwilligen Sozialen<br />

Jahr und der Ausbildung zum examinierten<br />

Altenpfleger habe ich weitere vier Jahre<br />

in einer Hausgemeinschaft zur Betreuung<br />

an Demenz erkrankter Menschen als Pflegefachkraft<br />

gearbeitet und mich anschließend<br />

zur Pflegedienstleitung weitergebildet.<br />

Die Stelle in der Tagespflege am Holzmarkt<br />

habe ich angenommen, um ungeachtet einer<br />

leitenden Position noch immer mit älteren<br />

Menschen im Kontakt zu sein und auf deren<br />

Wünsche und Bedürfnisse eingehen zu können.<br />

Dies ist in dieser Position in vielen Einrichtungen<br />

nicht möglich.<br />

Des Weiteren möchte ich mit Hilfe meiner<br />

Arbeit ein Stück Lebensqualität erhalten,<br />

pflegenden Angehörigen eine helfende Hand<br />

reichen und dafür Sorge tragen, dass pflegebedürftige<br />

Menschen so lange wie möglich<br />

zu Hause leben können.<br />

Die Tagespflege bietet den Besucherinnen<br />

und auch dem zunehmenden Anteil männlicher<br />

Besucher ein abwechslungsreiches Spektrum<br />

in der Tagegestaltung an. Dazu gehören<br />

u. a. Singen, Tanzen, Kegeln, kreatives<br />

Gestalten, Quizrunden und basale Stimulation.<br />

Gern betätige ich mich mit den Männern<br />

z. B. in der Holzwerkstatt. Als einziger männlicher<br />

Mitarbeiter bin ich zudem beliebter Gesprächspartner<br />

für die männlichen Besucher.<br />

Schließlich gibt es Themen, die man(n) nicht<br />

mit Frau besprechen will.<br />

Meine Schwerpunkte in der Betreuung liegen<br />

in der Förderung der geistigen und sozialen<br />

Fähigkeiten, der Mobilität sowie der<br />

Kompetenz des Erinnerns.<br />

Der Aufgabenbereich eines Pflegedienstleiters<br />

in der Tagespflege ist umfangreich und<br />

vielfältig. Zum einen sind es Tätigkeiten in<br />

der Betreuung und Pflege, zum anderen die<br />

Führungsaufgaben.<br />

In einem kleinen Team ist es wichtig, dass<br />

alle Abläufe gut koordiniert und abgestimmt<br />

sind und die Arbeit Hand in Hand geht. Dies<br />

funktioniert in der Tagespflege so gut, dass<br />

ich meine Stelle erfolgreich antreten konnte<br />

und mich auch gut eingelebt habe.<br />

Andreas Hesse (Pflegedienstleitung)<br />

18 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Tagespflege am Holzmarkt<br />

Bewegtes Leben mit Demenz<br />

Fachtagung und 5. Kasseler Tagespflegetage<br />

Der „Arbeitskreis Tagespflege Region Kassel“,<br />

den die Tagespflege am Holzmarkt mitgründete,<br />

organisiert seine 5. Fachtagung seit<br />

2002. Im Fokus steht dieses Jahr das Thema<br />

Bewegung – im wörtlichen sowie übertragenen<br />

Sinne.<br />

Menschen mit dem Krankheitsbild Demenz<br />

und deren Partner und Familien stehen täglich<br />

vor der Herausforderung, beweglich auf<br />

den sich immer wieder verändernden Alltag<br />

zu reagieren, neue Wege im Umgang mit den<br />

Betroffenen zu finden. Ein starres Schema<br />

gibt es nicht!<br />

Am 9. Juli <strong>2014</strong> findet die Fachtagung „Bewegtes<br />

Leben mit Demenz“ von 9 bis 17 Uhr<br />

im Haus der Kirche, Wilhelmshöher Allee 330<br />

in Kassel statt. Die Teilnahmegebühr beträgt<br />

65 Euro, Anmeldeschluss ist der 2. Juni.<br />

Vorträge und Workshops für Fachkräfte,<br />

Therapeuten, Mediziner, pflegende Angehörige<br />

und ehrenamtliche Helfer finden u. a.<br />

zu folgenden Themen statt: „Marte Meo<br />

– Menschen mit Demenz erreichen“, „Deeskalierend<br />

handeln“, „Kontaktrelexionen –<br />

Alternative Kommunikationswege“, „Pflege<br />

Deinen Nächsten wie Dich selbst!“, „Kreativität<br />

und Innovation in einer demenzfreundlichen<br />

Kommune“.<br />

Die Fachtagung „Bewegtes Leben mit Demenz“<br />

ist offen für alle Interessierten. Für Rückfragen<br />

steht der Arbeitskreis gerne zur Verfügung!<br />

Kontakt:<br />

www.tagespflege-region-kassel.de<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 19


Pro Dokument<br />

Wie sicher sind die Daten?<br />

NSA, Heartbleed und Pro Dokument<br />

Die Meldungen überschlagen sich – ständig<br />

liest und hört man neue Schreckensgeschichten<br />

über die Überwachung durch ausländische<br />

Geheimdienste und Sicherheitslücken<br />

im Internet. Inwiefern betrifft es nun die Pro<br />

Dokument und welche Auswirkungen hat<br />

das auf die Produktionsprozesse?<br />

Seit Beginn der Affäre um den Geheimdienst<br />

NSA ist klar: Insbesondere die USA<br />

haben mit riesigen finanziellen, technischen<br />

und organisatorischen Mitteln nahezu die<br />

gesamte Kommunikation im Internet überwacht.<br />

Dann tauchen im März <strong>2014</strong> Berichte<br />

auf, dass die sogenannte SSL-Verschlüsselung<br />

angreifbar ist und sich eine erhebliche<br />

Sicherheitslücke auftut. Damit stellt sich bei<br />

Pro Dokument die Frage nach dem Datenschutz<br />

und der Datensicherheit.<br />

Die Auswirkungen im täglichen Betriebsablauf<br />

sind dabei eher gering. Tatsächlich<br />

hat sich in Bezug auf die NSA-Affäre kein<br />

Kunde bei uns gemeldet und nachgefragt,<br />

ob nun seine Daten unsicher seien. Das Thema<br />

taucht nur am Rande in Gesprächen mit<br />

Neukunden auf. Unseren Kunden haben wir<br />

signalisiert, dass ihre Daten bei Pro Dokument<br />

weiterhin sicher aufgehoben sind.<br />

Der SSL-Software-Fehler Heartbleed war<br />

dann schon bedeutender. Das SSL-Protokoll<br />

dient der Verschlüsselung einzelner Verbindungen<br />

im Internet, z. B. beim Online-Banking,<br />

beim Versand von E-<strong>Mai</strong>ls oder auch<br />

beim Abruf von digitalisierten Dokumenten<br />

von unseren Servern bei Pro Dokument.<br />

Der Fehler in einer frei verfügbaren Software<br />

führte dazu, dass plötzlich nahezu jeder<br />

technisch halbwegs versierte Internet-User<br />

dazu in der Lage war, diese Kommunikation<br />

anzugreifen und sich Zugang zu diesen Daten<br />

zu verschaffen. Somit ist der Wirtschaftsspionage<br />

Tür und Tor geöffnet. Glücklicherweise<br />

wurde der Fehler schnell gefunden und<br />

behoben.<br />

Für Pro Dokument bedeutete dies, dass wir<br />

ca. einen Arbeitstag keine Daten für unsere<br />

Kunden zur Verfügung stellen konnten. In<br />

dieser Zeit haben wir ein Sicherheitsupdate<br />

eingespielt und Passwörter für unsere Kunden<br />

zurücksetzen müssen. Damit ist aber<br />

nach derzeitigem Kenntnisstand die aktuelle<br />

Kommunikation wieder für uns und alle<br />

Kunden sicher.<br />

Die Konsequenz ist daher keine neue, wir<br />

müssen täglich überprüfen, ob unsere Systeme<br />

auf dem aktuellen technischen Stand<br />

sind. Dies ist auch der wesentliche Unterschied<br />

zur klassischen Industrie. Hardware<br />

veraltet sehr schnell und insbesondere Software<br />

kann tagtäglich veraltet sein. Hier muss<br />

täglich überwacht und schnell reagiert werden.<br />

Dazu sind wir, die Pro Dokument, personell<br />

und fachlich bestens aufgestellt.<br />

Markus Potthof<br />

(Betriebsleiter Pro Dokument)<br />

Bernd Köhler (Systemadministrator) achtet auf<br />

die Sicherheit unserer Systeme.<br />

20 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Sozialgruppe Kassel<br />

Haus Anna<br />

Neuer Mieter im Haus am Holzmarkt<br />

Die Wohngemeinschaft Haus ANNA bietet<br />

eine alternative Möglichkeit für Senioren,<br />

einerseits Sicherheit und Geborgenheit im<br />

Alter zu finden, andererseits diesen Lebensabschnitt<br />

aktiv und in der Gemeinschaft zu<br />

gestalten. Die Mieter sind in stilvollen und<br />

komfortablen Wohnungen verschiedener Typen<br />

untergebracht, die ganz nach den eigenen<br />

Wünschen und Vorstellungen mit eigenen<br />

Möbeln eingerichtet werden können.<br />

Für das leibliche Wohl sorgt im Haus ANNA<br />

die eigene Küche mit einer Kost, die nach dem<br />

jeweiligen Wünschen und gesundheitlichen<br />

Bedürfnissen abgestimmt und gemeinsam<br />

gekocht werden kann.<br />

Die Mieter genießen zahlreiche Serviceleistungen,<br />

die den Alltag erleichtern und für ein<br />

wenig Luxus sorgen. Damit sie wieder Spaß<br />

an Haushaltstätigkeiten wie Reinigen, Kochen<br />

und Einkaufen bekommen, unterstützen<br />

wir sie gerne. Wir helfen bei den Haushaltstätigkeiten,<br />

sodass mehr Zeit bleibt, die<br />

Freizeit und die Ruhe im eigenen Reich zu<br />

genießen. Gleichzeitig sorgen die Mitarbeiter<br />

des Mobile Pflegedienst Anna Shuk für eine<br />

fachkundige Betreuung.<br />

In der Wohngemeinschaft Haus ANNA finden<br />

vielfältige Veranstaltungen statt: Tanzen,<br />

Kartenspielen, Gedächtnistraining, Gesprächskreise,<br />

diverse Ausflüge und Reisen.<br />

Diese Veranstaltungen stärken die Aktivität<br />

und Fitness der Bewohnerinnen und Bewohner.<br />

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />

dann vereinbaren Sie mit uns einen Termin<br />

und besuchen Sie uns persönlich, um sich<br />

einen eigenen Eindruck von Haus ANNA zu<br />

machen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />

Kontakt: annashuk@arcor.de<br />

Ein herzliches Willkommen<br />

an unsere Mieter<br />

Soziale Einrichtungen sind für die Stadt Kassel bzw.<br />

für ihre Stadtteile unverzichtbar. Dort, wo Menschen<br />

mit einander und füreinander leben, arbeiten und ihr<br />

soziales Umfeld haben, wächst Teilhabe an der Gesellschaft,<br />

auf die alle ein Recht haben. Deshalb öffnen<br />

sich soziale Träger über ihre eigentliche Aufgabenstellung<br />

hinaus im Quartier.<br />

Ein Teil dieser Öffnung ist, dass wir, die Sozialgruppe<br />

Kassel, Räumlichkeiten vermieten. Das sind fünf Mietparteien<br />

in fünf Appartements, die Kindertagesstätte<br />

der Waisenhausstiftung und ein Backshop im neuen<br />

Seniorenzentrum Unterneustadt sowie ein Frisörsalon<br />

und der Mobile Pflegedienst, Anna Shuk, im Haus am<br />

Holzmarkt. Allen ein herz liches Willkommen.<br />

Stellvertretend berichten Mobile Pflegedienst, Anna<br />

Shuk, und das Ehepaar Wille.<br />

Gerald Reißmann<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | <strong>Facetten</strong> 26 21


Sozialgruppe Kassel<br />

Was wird einmal aus uns ...<br />

Hans-Bernd und Gisela Wille: Mieter im Seniorenzentrum<br />

Umzug im Alter! Warum, wieso, wohin?<br />

Durch das Wohnen unserer Mutter im Renthof<br />

hatten wir Kontakt zur Heimleitung und<br />

erfuhren so recht früh von den Plänen der<br />

Sozialgruppe Kassel e. V., ein neues Seniorenheim<br />

in der Unterneustadt zu bauen. Das ging<br />

uns eigentlich ja nichts an, da unsere Mutter<br />

mit 94 Jahren im Renthof ruhig eingeschlafen<br />

war. Aber ein Gedanke umkreiste uns immer<br />

öfter: Was wird einmal aus uns, wenn wir<br />

noch älter werden? Können wir dann noch<br />

Treppen steigen oder einkaufen, auch ohne<br />

Auto leben? Von wem werden wir betreut?<br />

Viele solcher Gedanken gingen durch unsere<br />

Köpfe. Aber auch, ob wir nach über 50 Jahren<br />

unsere Wohnung aufgeben sollten. Man<br />

kannte alle Mitbewohner, Arbeitskollegen,<br />

Freunde und Bekannte im Umkreis. Aber wir<br />

wagten es. Wir sind im Juni 2013 umgezogen<br />

und wohnen nun im 5. Stock des Seniorenzentrums<br />

Unterneustadt am Unterneustädter<br />

Kirchplatz mit vier anderen Mietern. Es hat<br />

sich eine gute Gemeinschaft gebildet. Jeder<br />

hilft dem Anderen, wenn nötig.<br />

Im Haus gibt es zudem acht betreute Hausgemeinschaften<br />

zu je zehn Personen. Wir sehen<br />

das Älterwerden in allen Phasen des Lebens,<br />

können zusammen lachen, reden und<br />

auch mal nur zuhören! Im Haus ist immer<br />

etwas los.<br />

Viele Veranstaltungen vom Gottesdienst<br />

über Karneval bis hin zum Schlachteschüssel-Essen<br />

– wir als Mieter sind immer willkommen.<br />

So wohnen wir nun im Seniorenzentrum<br />

und haben nette Freunde gefunden<br />

und können mit all unseren Wünschen bei<br />

der Heimleitung ankommen.<br />

Wir können im 5. Stock auch die Kneipe<br />

nutzen, eine Bäckerei mit Kaffee und Kuchen<br />

ist auch im Haus, ja sogar eine KiTa ist vorhanden.<br />

In diesem Sinne wünschen wir allen Patienten,<br />

Mitbewohnern, Heinleitung, Hausmeister,<br />

Reinigungspersonal, besonders den<br />

Pflegekräften viel Kraft, Gesundheit und Lebensfreude.<br />

Hans-Bernd und Gisela Wille<br />

22 <strong>Facetten</strong> 26 | <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>


Beratung · Planung · Kundendienst · Ausführung<br />

● Industrie-Anlagen<br />

Rauch- und Feuermelder ●<br />

● Alt- und Neubauten<br />

Elektroheizungen ●<br />

● Überwachungsanlagen Antennenbau – Sat-Anlagen ●<br />

● Telefon-/Kommunikationsanlagen<br />

Beleuchtungen ●<br />

● Einbruchmeldeanlagen<br />

Netzwerktechnik ●<br />

seit 1957<br />

Internet: www.elektrobaron.com<br />

e<strong>Mai</strong>l: elektro-baron@t-online.de<br />

Leipziger Straße 472 • 34260 Kaufungen • Tel. (0 56 05) 27 60, Fax 71 43


Gute Ware,<br />

nette Bedienung<br />

Tag der Offenen Tür im Gartenbau<br />

Bereits um 10 Uhr hat sich an der Kasse eine Schlange<br />

gebildet. Menschen mit Kisten voller junger Gemüsepflänzchen<br />

und bunter Frühlingsblumen wollen schnell heim, um<br />

ihre Beete zuhause zu bepflanzen. „Wir kommen einmal im<br />

Jahr hierher, es gibt gute Ware und wir werden nett bedient“,<br />

sagt André Momberg, der mit Frau und Sohn aus Kaufungen<br />

zum Tag der Offenen Tür des Fachbereichs Gartenbau der<br />

Kasseler Werkstatt nach Kassel-Oberzwehren gekommen ist.<br />

Einladend zeigt sich der Eingangsbereich, besonders fallen<br />

die kleine Hofladenhütte mit der großen Staudenausstellung<br />

davor auf: Schwarzäugige Susanne lese ich, Hummelblume<br />

und Ostfriesland-Blüten-Salbei – Gartenliebhaber werden<br />

freundlich beraten von stolzen GärtnerInnen. Im Gartenbau<br />

arbeiten rund 40 MitarbeiterInnen der Werkstatt, die<br />

die ausgedehnten Flächen in den Gewächshäusern und<br />

draußen bewirtschaften.<br />

Und Bratwurst gibt es auch, wie immer, wenn die KSW<br />

einlädt. Ich halte einen Schwatz hier, treffe Bekannte dort<br />

und gehe mit einer Kiste Fleißiger Lieschen und Polarsterne<br />

nach Hause.<br />

Kirsten Alers<br />

Hofladen-Öffnungszeiten: dienstags/freitags 9–14 Uhr<br />

Adressen<br />

Einrichtungen der Sozialgruppe Kassel e. V.<br />

n Kasseler Werkstatt 1<br />

Mündener Straße 45, 34123 Kassel<br />

Tel. (05 61) 9 52 34-0, Fax 9 52 34-34<br />

email: info@kasseler-werkstatt.de<br />

www.kasseler-werkstatt.de<br />

n Kasseler Werkstatt 2<br />

Werner-Heisenberg-Straße 18, 34123 Kassel<br />

Tel. (05 61) 58 06-0, Fax 58 06-100<br />

n Kasseler Werkstatt Gartenbau<br />

Oberzwehrener Straße 105, 34132 Kassel<br />

Tel. (05 61) 51 22 21, Fax 51 71 00<br />

n Georg-Wündisch-Haus<br />

Kinder tagesstätte mit Integrationsplätzen<br />

Bei den vier Äckern 11, 34125 Kassel<br />

Tel. (05 61) 87 77 84<br />

n Seniorenzentrum Unterneustadt<br />

Unterneustädter Kirchplatz 4, 34123 Kassel<br />

Tel. (05 61) 7 09 93-16, Fax 7 09 93-28<br />

Internet: www.renthof.de<br />

n Tagespflege am Holzmarkt<br />

Holzmarkt 1, 34125 Kassel<br />

Tel. (05 61) 97 01 00-25/26, Fax 97 01 00-23<br />

n Pro Dokument gGmbH<br />

Mündener Str. 45, 34123 Kassel<br />

Tel. (05 61) 22 07 99-00, Fax 52 99 07-41<br />

email: info@pro-dokument.de<br />

www.pro-dokument.de<br />

Impressum <strong>Facetten</strong><br />

n Zeitung für MitarbeiterInnen, Personal,<br />

Eltern, Vereinsmitglieder, FreundInnen und<br />

interessierte Öffentlichkeit von: Kasseler<br />

Werkstatt, Georg-Wündisch-Haus, Seniorenzentrum<br />

Renthof, Tagespflege am Holzmarkt<br />

und ProDokument<br />

n Nummer 26, <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>, Auflage: 2000<br />

Herausgeber: Sozialgruppe Kassel e. V.,<br />

Holzmarkt 1, 34125 Kassel,<br />

Tel. (05 61) 97 01 00-0, Fax 97 01 00-21<br />

www.sozialgruppe-kassel.de<br />

n Redaktion/Lektorat: Kirsten Alers/Wortwechsel,<br />

Gestaltung/Gesamtherstellung:<br />

Ulrich Ahrend/Satzmanufaktur<br />

Raiffeisenstraße 15, 34260 Kaufungen,<br />

Tel. (0 56 05) 92 62 71, Fax 92 62 73,<br />

www.satzmanufaktur.net<br />

n AnsprechpartnerInnen in den Einrichtungen:<br />

Christian Lehnert, Lieselotte Schramm<br />

(Kasseler Werkstatt), Regina Loh (Georg-Wündisch-Haus),<br />

Martina Dittel (Seniorenzentrum<br />

Unterneustadt), Gunda Hoßbach (Tagespflege),<br />

Markus Potthof (Pro Dokument)<br />

n V.i.S.d.P.: Ilona Caroli, Gerald Reißmann<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Vereins oder<br />

der Redaktion wieder.<br />

S p e n d e n k o n t o<br />

Sozialgruppe Kassel e. V.<br />

IBAN DE13 5205 0353 0002 0628 97

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