2013-04
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Vorgestellt<br />
daneben die Erde als 14,3 cm große Bronzekugel und weitere<br />
fünf Planeten, mehrere Kleinplaneten und 14 Monde aus<br />
Edelstahl. Es fehlen noch die beiden größten Planeten Saturn<br />
und Jupiter. Dann ist alles, was in unserem Sonnensystem<br />
mehr als 1.000 km Durchmesser hat, dargestellt. Vom Bau<br />
des Siegener Planetenmodells gibt es einen Dokumentationsfilm,<br />
den Dieter Kopelke aus Siegen hergestellt hat.<br />
Am Wochenende trifft man bei schönem Wetter und mit<br />
etwas Glück am Oberen Schloss auf dem Krebs Bernd Rabanus<br />
persönlich. Mit Leidenschaft erklärt er Besuchern das<br />
Städteprojekt. Es veranschaulicht unsere Position auf dem<br />
Erdball, also die Entfernungen von Siegen zu anderen Orten.<br />
Die Städtewappen sind genau<br />
in der Richtung eingebaut, wo<br />
die Stadt hinter dem Horizont<br />
liegt. Durch die Globalisierung<br />
und das Internet ist uns diese<br />
allgegenwärtige Vernetzung<br />
sowieso geläufiger als früheren<br />
Generationen. Hier am Oberen Schloss lässt sich die Kugelgestalt<br />
der Erde real erleben. Auf dem Krebs plant Rabanus<br />
und die beteiligten Sprachenschülerinnen und -schüler mit<br />
Wappen von 142 Städten, die Entfernungsangaben und somit<br />
die symbolischen Verbindungen zu zeigen. 12 Wappen sind<br />
bisher an der Mauer eingebaut. Immer verbinden die Projektbeteiligten<br />
diese Städtewappen mit realen Kontakten zu der<br />
jeweiligen Stadt in Briefen. So wird gleichzeitig die Mehrsprachigkeit<br />
der Schüler und Studenten aktiviert. Natürlich<br />
geben die Bürgermeister gern ihr o.k. für so eine Initiative<br />
von Schülern, die die Sprache lernen, die in ihrer Stadt gesprochen<br />
wird. Ushuaia (Feuerland), Granada, Nantes und<br />
Genf sind die nächsten Wappen, die hergestellt werden und<br />
vielleicht schon im November eingebaut werden.<br />
Die Himmelstreppe hinter der Nordschule soll das Sternengeflecht<br />
über uns am Himmel veranschaulichen. Uns<br />
sind die 12 Tierkreiszeichen (der Astrologie) geläufig. Ich<br />
frage ihn, was er von der heute boomenden Astrologie und<br />
von Horoskopen hält. „Dazu sage ich nichts“, ist sein eindeutiger<br />
Kommentar. „In der Wissenschaft sind 88 Sternbilder<br />
international definiert, so wie auch das Klavier 88 Tasten<br />
Immer sind Schüler und<br />
Lehrer bei der Entstehung<br />
seiner Projekte einbezogen<br />
hat“, erklärt Bernd Rabanus. Zufall? Nordschul-Kinder haben<br />
zu diesen Sternbildern seit 2007 Entwürfe gemacht – das<br />
Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen – und Schüler der<br />
Fritz-Busch-Musikschule – die nächstes Jahr ihr 60-jähriges<br />
Bestehen feiert – interpretieren die 88 Sternbilder in kleinen,<br />
eigenen Kompositionen. Geplant ist die Herstellung eines<br />
Films gemeinsam mit den Studierenden der Medienwissenschaften<br />
an der Universität Siegen und den Musikschülern,<br />
die ihr Werk an ihrem Instrument vortragen. Mit viel Kreativität,<br />
Leidenschaft und mit allen Sinnen vermittelt Bernd<br />
Rabanus sein Wissen und seine „Wirklichkeit“. Er selbst<br />
spielt auch verschiedene Instrumente. Spannend ist es, die<br />
Schlagzeug-Komposition eines<br />
kleinen Jungen zum Sternbild<br />
„Drachen“ zu hören. Die Himmelstreppe,<br />
der Siegbergweg<br />
zwischen Nord- und Marburger<br />
Straße, ist – wie auch die<br />
Bronzefigur (2011) des Sternenkindes,<br />
das eine Weltkugel hält, neben der Schule – auf<br />
den Polarstern ausgerichtet. Der Nordstern ist der scheinbar<br />
fixe Punkt am Himmel, weil er in der Verlängerung der Drehachse<br />
der Erde nach Norden liegt, wo sich doch sonst für uns<br />
alles dreht und bewegt.<br />
Das vierte Thema ist die Zeit. Rund um das Löhrtor-Gymnasium<br />
erarbeitet er mit Schülerinnen und Schülern seit einigen<br />
Jahren das Projekt Weltzeit, das sich wissenschaftlich und sehr<br />
subjektiv, also mit unseren unterschiedlichen Empfindungen,<br />
dem Thema „Zeit“ widmet. Vor der Stadtbühne gestalteten sie<br />
„Sonnen-Weltzeit-Uhren“ für die Poller auf der Straße. Wenn<br />
bei uns die Sonne scheint, dann kann man im Vorbeigehen am<br />
Schatten der Pfosten erkennen, wie die Uhrzeit an anderen<br />
Orten auf der Erde ist. Das Projekt wird die Arbeitsgruppe<br />
noch länger beschäftigen. Auch die Siegener Weltzeituhr soll<br />
musikalisch untermalt werden. Diesmal allerdings mit Kompositionen<br />
aus den Ländern, die die Schülerinnen und Schüler<br />
des Gymnasiums Am Löhrtor für die Zeitzonen der Erde ausgewählt<br />
haben. Aber das ist noch Zukunftsmusik.<br />
Auch um die Finanzierung der Projekte kümmert sich<br />
Rabanus. Nicht die Stadt öffnet ihre strapazierte Schatulle.<br />
Möglichst viele Sponsoren werden eingebunden – vom<br />
kleinen Beitrag bis zu großen Summen sammelt Bernd Rabanus<br />
bei Bürgern und Unternehmen im Siegener Raum.<br />
„Die Ergebnisse sind hier in Siegen nur möglich durch die<br />
Zusammenarbeit von ca. 700 bis 1.000 Schülerinnen und<br />
Schülern gemeinsam mit ca. 7.000 bis 10.000 Spendern und<br />
Sponsoren“, erklärt er. Nicht zu vergessen den Hauptakteur<br />
und Initiator: Bernd Rabanus.<br />
Erkenntnisse zum Sonnensystem, zur weltweiten Vernetzung,<br />
zu den Sternen und zur Zeit möchte Bernd Rabanus<br />
der nächsten Generation mitgeben, seine „Vier Wahrheiten“.<br />
Geboren 1950 in Siegen, Beruf Architekt. Sein bevorzugtes<br />
Gebäude in der Geschichte der Architektur ist übrigens<br />
die Berliner Philharmonie von Hans Scharoun, in Siegen<br />
ist das Obere Schloss sein Favorit. Tessie Reeh<br />
30 durchblick 4/<strong>2013</strong>