18.09.2016 Aufrufe

Kranich-03-2016

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

n Wissenswertes n<br />

bei galt für alle auf dem Sonnendeck gehörig<br />

den Kopf einzuziehen, um sich nicht Beulen<br />

und blaue Flecken zuzuziehen. Nach diesem<br />

eindrucksvollen Tag verlegten wir am späten<br />

Abend in die General-Steinhoff-Kaserne und<br />

sammelten Kraft für den zweiten Tag unserer<br />

politischen Bildungsreise.<br />

Letzter Stopp:<br />

Sachsenhausen<br />

Am zweiten Tag unserer Bildungsreise brachen<br />

wir früh auf. Dieses Mal ging es Richtung<br />

Berlin-Sachsenhausen. Ziel war das<br />

Konzentrationslager, welches von 1936 bis<br />

zur Befreiung 1945 aktiv war. Die zynische<br />

und makabre Parole "Arbeit macht frei" begrüßte<br />

uns am Eingangstor.<br />

Anders als in Ausschwitz oder Buchenwald<br />

hallt die Parole hier besonders nach. Denn in<br />

Sachsenhausen fanden mehrere zehntausende<br />

Häftlinge ihren Tod nicht durch Vergasung<br />

oder anderen Mordanlagen, sondern durch<br />

Arbeit, unter anderem für das Klinkerwerk,<br />

welches sich direkt neben dem Konzentrationslager<br />

befand. Vor allem Ziegel wurden für<br />

das Großbauvorhaben Albert Speers produziert.<br />

Das Großbauprojekt war die Neugestaltung<br />

bzw. der Wiederaufbau Berlins nach Ende<br />

des Krieges als Reichshauptstadt<br />

Germania. Teile und Fragmente des geplanten<br />

Fassadenschmucks konnten wir schon<br />

bei der Führung durch den Flakturm bestaunen,<br />

da diese nach 1945 dorthin deponiert<br />

worden waren.<br />

Das Konzentrationslager Sachsenhausen war<br />

ein "Sondermodell" unter den übrigen Lagern.<br />

Nach Vorstellungen Heinrich Himmlers<br />

entwarf der SS-Architekt ein gleichseitiges<br />

Dreieck, ein Modell nach der Geometrie des<br />

totalen Terrors. Das panoptische Konstrukt<br />

erlaubte es vom Hauptwachturm A das gesamte<br />

Gelände zu überblicken und mit nur<br />

einem MG-Geschütz auf dem Dach alle 68<br />

Häftlingsbaracken zu erreichen. Neben der<br />

Zwangsarbeit, die mehreren zehntausenden<br />

Häftlingen das Leben forderte, errichtete man<br />

1941 eine Massenvernichtungsanlage in<br />

Form einer heimtückischen Genickschussvorrichtung,<br />

die bei ca. 18000 sowjetischen<br />

Das "Sondermodell" Sachsenhausen<br />

Kriegsgefangenen Anwendung fand. Weiterhin<br />

starben mehrere hunderte Häftlinge an<br />

den Folgen medizinischer Experimente.<br />

1942-1945 wurde in Sachsenhausen eine<br />

Fälscherwerkstatt eingerichtet, in der unter<br />

Zwang 144 jüdische Häftlinge englische<br />

Pfundnoten in Milliardenhöhe fälschten.<br />

Unter Aufzählung dieser furchtbaren Aktivi -<br />

täten im KZ Sachsenhausen findet sich kein<br />

Ende. Es gab so viele interessante, unfassbare<br />

und zugleich erschreckende Geschichten,<br />

die sich innerhalb dieser Mauern abspielten.<br />

Zum Teil konnten man die Schicksale einzelner<br />

Häftlinge nacherfahren. Nicht zuletzt bis<br />

zum Todesmarsch 1945, bei dem die SS-<br />

Besatzung versuchte, das Lager zu räumen<br />

und 33000 Häftlinge auf einen nie endenden<br />

Marsch entsendete.<br />

Wir verließen das Gelände bewegt, schockiert<br />

und sehr nachdenklich. Sehr still war es<br />

auf der Busfahrt zurück nach Laage. Die Eindrücke<br />

der letzten Tage wollten verarbeitet<br />

werden. So gingen wir als SanVersZ mit mehr<br />

Wissen, mehr Erfahrung und auch mit gestärktem<br />

Teamgeist nach Hause.<br />

StArzt Judith Lüdecke<br />

SanVersZ Laage<br />

Fotos: OFArzt Dr. Anja Weh<br />

SanVersZ Laage<br />

79

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!