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Bauernhausmuseum-Fuehrer.pdf - Online-Heimatkunde Muttenz

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Liebe Museumsgäste,<br />

Lassen Sie sich nicht abschrecken.<br />

Interessiert Sie die allgemeine Geschichte<br />

oder die Baugeschichte nicht, blättern Sie<br />

weiter zum Beginn des Rundganges auf<br />

den weissen Seiten.<br />

Bitte legen Sie nach dem Rundgang das<br />

Heft wieder auf seinen Platz zurück.<br />

Ihre Arbeitsgruppe Museen <strong>Muttenz</strong><br />

1


Entstehung des <strong>Bauernhausmuseum</strong>s<br />

Das <strong>Muttenz</strong>er <strong>Bauernhausmuseum</strong> verdankt seine Realisation Mitgliedern der Gesellschaft<br />

für Natur- und <strong>Heimatkunde</strong> <strong>Muttenz</strong> (GNH), der Gemeinde <strong>Muttenz</strong> und der ehemaligen<br />

Museumskommission. Es wird heute betrieben von der 9-köpfigen Arbeitsgruppe<br />

Museen <strong>Muttenz</strong> (AGM).<br />

Ab den 1960er-Jahren wurden im historischen Dorfkern von <strong>Muttenz</strong> laufend Bauernbetriebe<br />

aufgegeben und die Häuser umgenutzt. Heutzutage gibt es gerade noch einen<br />

einzigen Bauernhof mit Viehhaltung im Dorfzentrum. Dies bewog die GNH schon damals,<br />

historische Fotos und die ersten alten Gerätschaften zu sammeln.<br />

1965 wurden die Liegenschaften Oberdorf 2-6 unter kantonalen Denkmalschutz gestellt<br />

und Lehrer Hans Bandli (1897-1990) empfahl der Gemeinde Haus Nr. 4 als zukünftiges<br />

Museum zu kaufen.<br />

In der Zeit von 1967 bis 1972 wurde nördlich der Kirche der moderne Mittenza-Komplex<br />

realisiert. Dazu mussten vorgängig das alte Gemeindehaus aus dem Jahr 1944 und der<br />

traditionsreiche Bären weichen. Die Gemeindeverwaltung bezog 1968 ihre Räume und<br />

1972 wurde das Hotel und Kongresszentrum Mittenza eingeweiht.<br />

1979 kaufte die Gemeinde <strong>Muttenz</strong> Haus Nr. 4 und liess es von 1982 bis 1984 instandstellen.<br />

Dabei wurden alle Änderungen die nach 1900 entstanden sind zurückgebaut.<br />

Durch öffentliche Aufrufe wurde in dieser Zeit gezielt Ausstellungsmaterial zum bäuerlichen<br />

Leben gesammelt.<br />

Im August 1984 wurde das Museum eingeweiht.<br />

Gebäude-Typologie<br />

Das Museum ist ein typisches <strong>Muttenz</strong>er Vielzweck-Bauernhaus:<br />

- Traufseite parallel zur Strasse und breites Vordach<br />

- Dachhöhe 2-geschossig<br />

- Gebäudemitte mit grossem Scheunentor, dahinter der Hauseingang<br />

- eine Seite der Stall, darüber die Heubühne<br />

- andere Seite der 2-stöckige Wohntrakt mit 3-teiligem gotischem Fenster<br />

Bis ins späte 18. Jahrhundert waren diese Haustypen in der ganzen Nordwestschweiz<br />

verbreitet, doch nur in <strong>Muttenz</strong> haben sie sich bis heute in so grosser Zahl halten können.<br />

Sie sind im Dorfbild noch gut erkennbar – wenn auch modernisiert und leicht „zweckentfremdet“.<br />

Für die Erhaltung dieser intakten historischen Bausubstanz wurde <strong>Muttenz</strong> 1983 mit dem<br />

Wakker-Preis ausgezeichnet.<br />

2


Geschichte<br />

Die noch in der mittelalterlichen Tradition stehenden hölzernen Hofgebäude wurden auch<br />

in <strong>Muttenz</strong> ab dem 16. Jahrhundert zunehmend durch Steinbauten ersetzt. Die Baselstädtischen<br />

Verfügungen zur Eindämmung von Feuersbrünsten förderten den Steinbau.<br />

Die rasch zunehmende Bevölkerung und der begrenzte Bauplatz innerhalb des Dorfetters*<br />

führten zur baulichen Verdichtung. Diese zeigte sich spätestens im 18. Jahrhundert in<br />

Häuserzeilen von 2 bis 3 zusammengebauten, mit der Traufe jeweils zur Strasse stehenden<br />

Gehöften. Die Lage entlang der Dorfstrassen war begehrt.<br />

Das Bewirtschaften und Bewohnen mit diversen Umbauten und Nutzungen hinterliess<br />

über die Jahrhunderte Spuren und Narben an der Bausubstanz der Häuser. Diese erzählen<br />

spannende Geschichten z.B. über längst vergangene Lebensweisen eines<br />

<strong>Muttenz</strong>er Kleinbauernbetriebs, der sich mit Ackerbau, Rebbau, Obstbäumen und kleinem<br />

Viehbestand das Überleben sicherte.<br />

Die Kleinbauern verdingten sich zu Hilfsarbeiten im Feld, im Wald oder in den <strong>Muttenz</strong>er<br />

Steinbrüchen und Kiesgruben. Die Frauen brachten ihr Gemüse auf den Markt in Basel<br />

oder arbeiteten z.B. als Waschfrauen für die sogenannt „besseren Familien“.<br />

Anders als in anderen Baselbieter Gemeinden spielte das Heim-Posamenten** in <strong>Muttenz</strong><br />

im 19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle. Die Leute gingen schon bald direkt in<br />

die grossen Fabriken in den umliegenden Gemeinden zur Arbeit: Seidenbandfabrik de<br />

Bary nördlich des heutigen Fussballstadions St. Jakob, Saline Schweizerhalle, Maschinenfabrik<br />

„Brumbebeeri“ (Brown-Boveri) in Münchenstein. Oder sie bauten mit am Schienennetz<br />

des 1854 eröffneten Bahnhof Basel und später am Bahnhof <strong>Muttenz</strong>.<br />

Bauern in <strong>Muttenz</strong><br />

Um 1748 notierte Pfarrer Hieronymus Annoni in <strong>Muttenz</strong> 212 Häuser mit ca. 250 Haushaltungen,<br />

27 davon waren Grossbauern mit Knechten und Mägden. 170 Haushaltungen<br />

hingegen waren Tauner (Tagelöhner), Kleinbauern oder Rebbauern, die in Häusern wie<br />

diesem lebten. Insgesamt hatte <strong>Muttenz</strong> damals etwa 1000 Einwohner.<br />

Heuzutage gibt es nur noch einen einzigen Bauernhof mit Viehhaltung im Dorfzentrum.<br />

Familiengrösse<br />

Zur durchschnittlichen Familiengrösse gibt es keine exakten Zahlen. Es war durchaus<br />

keine Seltenheit, dass eine Frau bis zu 15 oder mehr Kinder geboren hatte. Aber die<br />

Säuglings- und Kindersterblichkeit war sehr hoch, und nur wenige der Kinder erreichten<br />

dann tatsächlich auch das Erwachsenenalter.<br />

* Dorfetter = Aus der mittelalterlichen Gehöftumfriedung beibehaltene Umfriedung des ganzen Dorfkerns.<br />

Der Holz- oder Flechtzaun trennte die Siedlung von den umliegenden Weiden und hielt das Vieh fern von<br />

den Gemüsegärten.<br />

** Posamenten = Seidenbandweberei in Heimarbeit.<br />

3


Bewohner unseres Bauernhauses<br />

Neben den Spuren am Gebäude liefern auch historische Abbildungen und Erwähnungen<br />

in Urkunden und Versicherungsbüchern Informationen über das Haus und seine verschiedenen<br />

Bewohner.<br />

1444 – zur Zeit der Schlacht bei St. Jakob – ist bereits an dieser Stelle ein freistehendes<br />

Gebäude urkundlich erwähnt, welches der Frühmessstiftung des Lehensherrn Hans<br />

Thüring Münch gehörte. Der damalige Erbpächter hiess Ulin Grunewald.<br />

Spätere urkundlich genannte Bewohner unseres Hauses waren:<br />

1601 Melchior Brucker - noch im alten strohgedeckten Hochstudhaus<br />

1684 Claus Seiler - Versteinerung des Hauses (datiert durch Inschrift: „16 CS 84“)<br />

1748 Jakob Seiler, Siegrist, und Rudolf Brucker - Ausbau für 2 Wohn-Parteien<br />

1770 Hans Jauslin, „Wösch“ und Niklaus Brüderlin<br />

1775 Claus Seiler, Siegrist und Claus Mesmer, Posamenter – Rücksetzen der Traufkante<br />

und Vergrösserung des Fensters im OG<br />

1807 Claus Seiler, Siegrist: „eine Behausung und Scheune“ - Rückbau für 1 Wohn-Partei<br />

1817 Niklaus Brüderlin<br />

1824 Adam Brodbeck, Weber<br />

1830 Adam Brodbeck (Sohn)<br />

1839 Daniel Tschudin-Spänhauer (Grossvater der letzten Bewohner)<br />

1893 Daniel Tschudin-Gysin (Vater der letzten Bewohner)<br />

Ab 1933 drei der fünf Kinder von Daniel und Elisabeth Tschudin-Gysin:<br />

- Tschudi-Dänni (1884-1972). Er war der letzte Bewohner des Hauses und ein Original,<br />

über den auch viele Anekdoten kursieren. Fragen Sie die Museumsleute.<br />

- Margaretha (1886-1974)<br />

- Elisabeth genannt Leis (1889-1969)<br />

Alle drei blieben ledig und kinderlos.<br />

4


Vom freistehenden Ständerbau….<br />

Auf dem ältesten bekannten Dorfplan von <strong>Muttenz</strong>, einer Skizze des Geometers Georg<br />

Friedrich Meyer von 1678, ist das Gebäude freistehend und mit Stroh gedecktem Walmdach<br />

dargestellt. Das auf allen vier Seiten weit abfallende Dach verweist auf einen sogenannten<br />

Hochstud- oder Ständer-Bau hin.<br />

Hochstudbauten besassen in der Mittelachse Ständer, die vom Erdgeschoss bis zur First<br />

durchgingen und damit die Dachkonstruktion stützten. Sie waren in den Baselbieter<br />

Dörfern bis ins ausgehende 17. Jahrhundert weit verbreitet.<br />

Links der Stallbereich, in der Mitte der Scheuneneingang und rechts der zweigeteilte Wohntrakt.<br />

5


Das tief herabgezogene Strohdach bot rund ums Haus genügend Platz, um grosse Geräte<br />

und den Holzvorrat im Trockenen unterzustellen.<br />

Originale Überbleibsel dieses ältesten Baus lassen sich heute keine nachweislich belegen.<br />

Die rekonstruierte Ständerwand zwischen Stall und Scheune repräsentiert jedoch mit ihren<br />

Schwellen, Ständern (Pfosten) und dazwischen eingeschobenen Bohlen aus Eichenholz<br />

die mögliche, ursprünglich innere Trennwand.<br />

Bei diversen verbauten Eichenbalken scheint es sich um wiederverwendete Wandelemente<br />

zu handeln. Ob sie aber vom vorhergehenden Hochstudbau stammen, ist nicht<br />

gesichert. Da damals Geld knapp und Baumaterial teuer war, wurden möglichst viele<br />

Elemente bei Umbauten wieder eingebaut.<br />

6


….. zum steinernen Reihenhaus (Steinbauphase 1)<br />

Baselstädtische Verfügungen zur Eindämmung von Feuersbrünsten förderten den Steinbau,<br />

so dass ab dem 16. Jahrhundert zunehmend die älteren Holzbauten ersetzt wurden.<br />

Weiter führten die zunehmende Bevölkerung und der begrenzte Bauplatz innerhalb des<br />

Dorfetters zur baulichen Verdichtung. Der Etter*, ein einfacher Holz- oder Flechtzaun rund<br />

um den Dorfkern, trennte die Häuser und ihre Gärten von den umliegenden Weiden und<br />

Feldern.<br />

Die Lage entlang der Dorfstrassen war begehrt. So zeigte sich eine Verdichtung schon im<br />

18. Jahrhundert in Häuserzeilen von 2 - 3 zusammengebauten, mit der Traufe jeweils zur<br />

Strasse stehenden Gehöften.<br />

Die gegen hinten lang gezogenen Parzellen wurden bei Erbteilungen immer schmaler, bis<br />

einzelne Häuser schlussendlich nur noch Zimmerbreite hatten. Die ehemals kleinteilige<br />

Parzellierung ist an den unterschiedlichen Giebelhöhen auch im 21. Jahrhundert noch gut<br />

erkennbar.<br />

* Dorfetter = Aus der mittelalterlichen Gehöftumfriedung beibehaltene Umfriedung des ganzen Dorfkerns.<br />

Der Holz- oder Flechtzaun trennte die Siedlung von den umliegenden Weiden und hielt das Vieh fern von<br />

den Gemüsegärten.<br />

7


Im Jahr 1684 erfuhr auch unser Bauernhaus einen eingreifenden Umbau, der durch die<br />

Inschrift im vorderen Scheunentor datiert wird: „16 CS 84“ nennt das Jahr 1684 und den<br />

Besitzer Claus Seiler.<br />

Die Fassaden wurden versteinert und das strohgedeckte Walmdach in ein mit Ziegeln gedecktes<br />

Satteldach mit liegendem Stuhl umgewandelt. Der Deckenbalken im Stall oder der<br />

Sturz des hinteren Scheunentores scheinen wiederverwendete Wandelemente eines<br />

Fachwerkbaus zu sein. Ob sie vom hier stehenden Vorgängerbau stammen, kann nicht<br />

belegt werden.<br />

Auch in unserem Vielzweck-Steinbau waren immer noch Wohnteil, Scheune und Stall<br />

unter demselben Dach vereinigt. An den einachsigen und zweiraumtiefen Wohnteil<br />

schliessen heute noch das zweiachsige Tenn mit der einachsigen Scheune und dem<br />

einachsigen Stall an.<br />

Erdgeschoss Obergeschoss Dachgeschoss<br />

Strassenseite mit Dorfbach<br />

8


Mitte 18. Jahrhundert herrschte im Baselbiet grosse Armut und Wohnungsnot, so auch in<br />

<strong>Muttenz</strong>. Deshalb wurde das Haus zu einem 2-Familienhaus umgebaut mit jeweils einer<br />

strassenseitigen Kammer und einer rückwärtigen Küche. 1748 bis 1807 dienten die beiden<br />

Räume im Erdgeschoss der Familie, die den Hof bewirtschaftete und die oberen zwei<br />

Räume einer zweiten Familie.<br />

Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit dem Aufkommen der viel Licht benötigenden<br />

Heimarbeit wie z.B. Posamenten, wurde beim Wohnteil die Traufkante des Daches etwas<br />

zurückgesetzt und das obere Fenster vergrössert. Der Zugang zur oberen Wohnung<br />

erfolgte über eine Treppe an der Aussenfassade.<br />

Rekonstruktionsversuch von Werner Röthlisberger<br />

Als später rechts der Stall von Haus Nr. 2 und 1827 links Haus Nr. 6 angebaut wurden,<br />

mussten die bestehenden Öffnungen in der Giebelseite zugemauert werden.<br />

Laut Akten bewohnte spätestens ab 1807 nur noch eine Familie das Haus. Der Zutritt ins<br />

Obergeschoss erfolgte nun über die in der unteren Küche neu eingebaute Treppe.<br />

Beim Umbau zum Museum wurden im Innern in der Giebelwand die zugemauerte Türe im<br />

Obergeschoss und ein zugemauertes Fenster im Erdgeschoss wieder freigelegt.<br />

Gleichzeitig wurden im Obergeschoss Reste eines Feuerherdes in der Mauer zur Kammer<br />

gefunden. Leider wurden diese historischen Bauspuren damals nicht sichtbar gemacht.<br />

9


Der Rundgang beginnt auf dem<br />

Vorplatz des Gebäudes.<br />

In der Ausstellung dürfen die Geräte mit<br />

der nötigen Vorsicht berührt und aus-<br />

probiert werden.<br />

10


Strassenfassade (Steinbauphase 1)<br />

Sie stehen auf dem Vorplatz und blicken Richtung Bauernhaus. Hinter Ihnen, bei den<br />

heutigen Parkfeldern floss der früher offene Dorfbach durch. Er diente den Anwohnern<br />

zum Entsorgen von Abfällen und Unrat aller Art.<br />

Links ist der offene, nur durch<br />

Zufahrten überdeckte Dorfbach<br />

erkennbar.<br />

Foto ca. 1920er-Jahre.<br />

Rechterhand, am Platz des grossen Quittenbaumes befand sich ursprünglich der Miststock<br />

des angebauten Nachbarhauses Nr. 2. Die ehemalige Stalltüre und das kleine Stallfenster<br />

dahinter sind noch im Originalzustand.<br />

Linkerhand steht die hölzerne Umrandung des ehemaligen Miststockes und darin die<br />

massiven Bodenbalken mit der darunterliegenden „Güllegruebe“. Die Gülle floss durch<br />

eine Vertiefung unter der Stalltüre hinaus und direkt unter dem Miststock in das Gülleloch.<br />

Ein <strong>Muttenz</strong>er Miststock mit<br />

gemauerter Umrandung, auch er ist<br />

direkt der Stalltüre vorgelagert.<br />

Mit dem Schwinden der Kleinbauernbetriebe in den 1960er-Jahren wurde diese Umfassung<br />

mehrheitlich zum Vorgärtchen umgestaltet und dient heute meist als willkommener<br />

Parkplatz direkt vor dem Haus.<br />

11


Noch weiter links steht einer der vielen Quartierbrunnen von <strong>Muttenz</strong>. Diese Brunnen<br />

waren die einzigen Lieferanten von Frischwasser. Die gemeindeeigene Wasserleitung<br />

brachte erst ab 1872 das Trinkwasser von der Engleten-Quelle bis an die Häuser.<br />

Die heutigen Brunnen-Standorte sind allerdings mehrheitlich der modernen Ortsplanung<br />

angepasst und nicht mehr nahegelegenen Quellfassungen.<br />

Vor Ihnen zeigt die Hausfassade heute noch den ersten Steinbau. Typisch für das<br />

Baselbiet ist das Rundbogen-Scheunentor in der Mitte und das gestaffelte, spätgotische<br />

Dreifachfenster im Wohnteil.<br />

Das obere Fenster wurde wohl in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Aufkommen<br />

der viel Licht benötigenden Heimarbeit verhöht und die Traufkante der „Würgi“<br />

(Dachaufschichtung) etwas zurückgesetzt. 1775 ist der Einzug einer Posamenter-Familie<br />

belegt (Posamenten = Seidenbandweberei in Heimarbeit).<br />

Das üblicherweise weit herabgezogene Dach bot genügend Platz um die Fahrhabe oder<br />

grössere Geräte und Holz im Trockenen unterzustellen.<br />

Original erhalten ist der Eingang in die Erdgeschoss-Wohnung durch die kleine Tür im<br />

grossen Scheunentor. Der Hauseingang in der Scheune war bei <strong>Muttenz</strong>er Häusern bis<br />

weit ins 18. Jahrhundert vorherrschend, denn auf diese Weise war er geschützt vor Kälte,<br />

Wind und Wetter.<br />

O:Traufkante der „Wüürgi“<br />

M: Grosses „Schüüre-Door“<br />

Stalltüren<br />

EG: Spätgotisches Fenster,<br />

darunter das „Füürobe-<br />

Bänkli“<br />

L vorne: Holzumrandung des<br />

„Mischt-Stock“ mit der<br />

„Gülle-Pumpi“<br />

12


„Dängeli-Schtock“<br />

Der Dängelstock wurde zum Schärfen der<br />

Sensen nach dem Mähen benutzt. Das<br />

aufrechtstehende, leicht gerundete Eisen ist<br />

die Auflagefläche für die Schnittkante der<br />

Sense. Diese wird mit dem „Dängeli-<br />

Hammer“ haarfein ausgehämmert und mit<br />

einem Wetzstein nachgeschliffen.<br />

Im Sommer tönte zur Heu- und Kornernte<br />

das melodische Tak-Tak-Tak des „Dängele“<br />

abends durchs ganze Dorf.<br />

L: „Ross-Chummet“<br />

Am Kummet waren die Zugriemen für das<br />

Ziehen des Wagens befestigt.<br />

R: „Chueh-Chummet“<br />

Dieses Modell konnte unten geöffnet werden,<br />

damit es über die Hörner der Kuh<br />

gestülpt werden konnte.<br />

O: „Stoss-Chaare“<br />

Von Hand gestossener oder gezogener Karren<br />

zum Transport verschiedenster Güter.<br />

U: „Schnägg“ , „Schnägge-Waage“<br />

Wagen zur Bewirtschaftung von Feldern in<br />

Hanglage. Die vom Gewicht auf den Boden<br />

gedrückten Kufen dienten als Bremsen.<br />

„Gülle-Pumpi“<br />

Damit konnte die flüssige Gülle unter dem<br />

Miststock heraufgepumpt werden. Hier war<br />

Muskelkraft gefragt, um den Hebelarm lange<br />

genug auf- und abbewegen zu können.<br />

„Anke-Fass“<br />

Ein für unsere Region untypisches Modell,<br />

darum muss es draussen bleiben!<br />

Einheimische Modelle finden Sie drinnen.<br />

13


Treten Sie jetzt durch das Rundbogen-<br />

tor in die Scheune.<br />

14


Scheune (Steinbauphase 1)<br />

Das strassenseitige, mächtige Scheunentor bot Platz für das Einfahren der voll beladenen<br />

Erntewagen. Der gestampfte Lehmboden war dazu stabil genug und liess sich gut<br />

reinigen. Der hohe, offene Dachraum diente der Lagerung von Heu und Getreide und das<br />

einfache Ziegeldach sorgte überall für die ständige Durchlüftung des Lagergutes.<br />

Das Heu wurde direkt vom eingefahrenen, hochbeladenen Heuwagen auf die „Heubühni“<br />

über dem Stall gegabelt.<br />

Die Fütterung der Tiere im Stall erfolgte von dieser Seite der hölzernen Ständerwand<br />

durch herabklappbare Futtertüren. Solange das Heu frisch war, wurde es mittels Heurupfer<br />

heruntergezogen und durch die verschliessbaren Wandöffnungen in die „Fuetter-<br />

Baare“ (Heuleitern) gefüllt. Später im Winter, wenn das Heu vergoren und kompakt war,<br />

wurde es stückweise mit dem Schrotmesser abgestochen und heruntergeworfen. Mit der<br />

„Wüschete“ (abgestochene und zusammengewischte Heu- und Strohreste) gemischt,<br />

wurden im Winter auch gehackte Durlips* verfüttert.<br />

Rechts in der steinernen Brandmauer zum Wohnteil befindet sich heute noch der ursprüngliche<br />

Haupteingang ins Haus. Die vor Wind und Wetter geschützte Türe führte<br />

direkt in die warme Küche.<br />

Hoch oben im Giebel auf der „Oberte“ (Balkenlager über dem Scheunengang) lagerten<br />

die Getreidegarben. Sie wurden direkt vom Erntewagen mit dem „Oberte-Seil“ über einen<br />

hölzernern Haspel durch das sogenannte „Oberte-Loch“ hochgezogen und eingelagert.<br />

Bei Bedarf konnte man im Winter die Garben herunterwerfen und mit dem Dresch-Flegel<br />

unten in der grossen, geschützten Einfahrt dreschen. Dabei halfen sich die Nachbarn bei<br />

der Arbeit gegenseitig. Das beim Dreschen übrigbleibende Stroh und die Spelzen wurden<br />

wiederum im Stall als Unterlage und Futterzusatz für das Vieh genutzt.<br />

Garbe wird mit dem „Oberte-Seil“ durch<br />

das „Oberte-Loch“ gezogen.<br />

Eine Garbe umfasst etwa einen Arm voll<br />

Getreidehalme.<br />

*Durlips, auch „Runggle“ genannt = Runkel-, Futter- oder Burgunderrübe.<br />

Der Durlipsanbau geht zurück auf den Rat des Landwirtschaftlichen Vereins Basel und begann im 19. Jh.<br />

etwa gleichzeitig wie der Kartoffelanbau. Durlips war ein wichtiges Zusatzviehfutter im Winter, das die<br />

Milchleistung der Kühe erhöhte.<br />

Daraus wurden im Herbst auch die Räbeliechtli geschnitzt. Dieser historische Brauch hat sich im Baselbiet<br />

aber erst in neuster Zeit wieder etabliert.<br />

15


„Stoss-Bääre“<br />

Mit diesem Karren wurde frischgemähtes<br />

Gras vom Feld in den Stall transportiert.<br />

„Mischt-Bääre“<br />

Damit wurde Mist aufs Feld oder in den<br />

Rebberg transportiert und dort verteilt.<br />

„Churzfueter-Schniidmaschine“<br />

Mit der Kurzfuttermaschine wurde Heu oder<br />

Stroh kurz geschnitten und mit zerkleinerten<br />

Durlips (Runkelrüben) vermischt. Dieses<br />

Gemisch wurde den Kühen im Winter als<br />

Grünfutterersatz verfüttert.<br />

„Durlips-Mühli“<br />

Mit dieser Mühle wurden Runkelrüben<br />

(Durlips) zerkleinert und mit dem Heu- oder<br />

Strohhäcksel vermischt. Dieses Gemisch<br />

wurde den Kühen im Winter als<br />

Grünfutterersatz verfüttert.<br />

„Schliff-Schtei“<br />

Der Schleifstein diente zum Schärfen von<br />

allerlei Schneidewerkzeugen aus Haushalt<br />

und Hof.<br />

Der durch die Handkurbel regelmässig<br />

drehende Stein lief dabei durch ein<br />

Wasserbad, was eine gleichmässig<br />

feingeschliffene Schneidefläche ergab.<br />

Weitere Modelle finden Sie in anderen<br />

Räumen.<br />

16


Diverse Feldwerkzeuge<br />

An dieser Wand sind verschiedene Werkzeuge<br />

ausgestellt, die bei Feldarbeiten<br />

genutzt wurden.<br />

Rechen, Schrotmesser, Gscheidmesser,<br />

Plaggenstecher, Distelstecher, Heugabeln,<br />

Garbengabeln, Kartoffelgabel, Sensen,<br />

Spaten.<br />

Können Sie die Werkzeuge zuordnen?<br />

L: „Schroot-Mässer“<br />

Mit diesem Messer wurde das festgepresste<br />

Heu auf dem Heustock abgeschnitten<br />

(„gschrootet“), damit man es verfüttern<br />

konnte.<br />

R: „Blacke-Schtächer“<br />

Blacken sind ein Unkraut mit langer Pfahlwurzel,<br />

das vom Vieh nicht gefressen wird.<br />

Der Plackenstecher diente zum Lockern der<br />

Wurzel im Erdreich, um möglichst die ganze<br />

lange Pfahlwurzel entfernen zu können.<br />

Diverse Handwerkzeuge<br />

An der Scheunentür sind folgende Handwerkzeuge<br />

ausgestellt:<br />

Dreschflegel, Handsäge, Rebschere im<br />

Gurtbehälter, Gertel im Gurtbehälter, Stickeleisen,<br />

Futterfass mit Schleifstein, Sicheln<br />

und eine Arbeitsschürze.<br />

„Fueter-Fass“ mit „Wetz-Stai“<br />

L: Futterfass aus einem Kuhhorn<br />

R: Futterfass aus Holz mit Initialen<br />

U: Schleifstein.<br />

Der Schleifstein, zum Schärfen der Sense<br />

beim Mähen, wurde im Futterfass am Hosengurt<br />

befestigt. Das Fass war zum feineren<br />

Schleifen mit Wasser gefüllt.<br />

„Sääi-Wanne“<br />

Behälter, der vor dem Bauch getragen wurde<br />

und das Sähgut enthielt. So konnte mit rythmischer<br />

Armbewegung nach links und rechts<br />

das Korn verteilt werden.<br />

17


Weiter geht es durch die Öffnung<br />

gleich neben dem grossen Ein-<br />

gangstor.<br />

18


Stall (Steinbauphase 1)<br />

Im engen, dunklen Stall standen 6 Stück Grossvieh, entsprechend den Löchern an der<br />

„Chrüpfe“ (Futterrinne). Ganz hinten im Stall diente ein siebtes Loch mit kürzerem Abstand<br />

zum Anbinden eines Kalbes. An der „Chrüpfe“ war das damals bedeutend kleinere Vieh<br />

mit einer Kette oder einem „Hälsig“ (Hanfseil um den Hals) befestigt. Die Kühe wurden<br />

dreimal täglich zur Tränke am Dorfbrunnen geführt und zur Belüftung blieb die Stalltüre<br />

offen.<br />

Bauer beim traditionellen Melken von<br />

Hand. Dazu sitzt er auf einem niedrigen<br />

Melkschemel, den er von Hand umstellen<br />

muss.<br />

Die Kühe sind auch hier noch mit dem<br />

„Hälsig“ festgebunden<br />

In unserem Stall wurde auch Kleinvieh (Ziegen und/oder Schafe) gehalten. Der einstige<br />

Dorfbeinamen früherer Hausbewohner „ds Schööfers“ belegt dies.<br />

Der heutige Bretterboden entspricht dem „Vieh-Läger“ auf dem das Vieh stehen und liegen<br />

konnte. Das „Läger“ war mit Stroh belegt, das von Zeit zu Zeit zusammen mit den Exkrementen<br />

hinaus auf den Miststock gefahren wurde. Der „Schorr-Grabe“ zwischen steinerner<br />

Aussenwand und „Vieh-Läger“ diente zum Ablaufen der Gülle. Diese floss direkt unter der<br />

Stalltüre hinaus in das davorliegende „Gülle-Loch“.<br />

„Hüehner-Cheefi“<br />

Tagsüber spazierten die Hühner frei<br />

durch die hintere Maueröffnung zuerst<br />

direkt in den Hof zwischen<br />

Hauptgebäude und Vorratskeller und<br />

nach der Überdachung des ehemaligen<br />

Hofes durch den Schopf in den<br />

Garten. Nachts wurden sie im Käfig<br />

vor dem Fuchs in Sicherheit gebracht.<br />

Die Hühner legten ihre Eier irgendwo<br />

im Hof ab, jedes Huhn an seinem<br />

Stammplatz. Die Bäuerin kannte<br />

diese und sammelte am Abend die<br />

frischen Eier ein.<br />

19


„Fueterchorb für Chueh“<br />

Dieser Korb wurde mit frischem Gras gefüllt,<br />

der Kuh in der Arbeitspause umgehängt, wenn<br />

sie zum Arbeiten im Zuggeschirr eingespannt<br />

war.<br />

Bei ärmeren Bauern mussten anstelle von<br />

Zugpferden die Kühe als Zugtiere dienen.<br />

„Gaarbe-Schniider“<br />

Mit diesem Schneidmesser wurden die langen<br />

Strohhalme bündelweise halbiert, damit sich<br />

das Stroh im Stall besser als Lager für die Kühe<br />

verteilen liess.<br />

Eine Garbe enthielt soviel Kornhalme, wie man<br />

mit einem Arm umfassen konnte.<br />

„Schär-Maschine“<br />

Diese Maschine diente zum rationellen Scheren<br />

von Schafen. Mit dem Kurbelantrieb ging es<br />

zwar bedeutend schneller als von Hand, aber<br />

es brauchte dafür 2 Personen.<br />

„Rääbe- oder Bäum-Schprützi“<br />

Diese Druckspritze wurde für die Schädlingsbekämpfung<br />

im Reb- und Obstbau genutzt.<br />

Wie mit einer Velopumpe wurde im Behälter<br />

Druck aufgebaut, damit das Spritzmittel durch<br />

die Düse gleichmässig fein verteilt werden<br />

konnte.<br />

20


U: „Gülle-Chaare“<br />

Mit dem Güllewagen wurde die Jauche auf das<br />

Feld gefahren und dort verteilt.<br />

O: „Gülle-Schöpfer“<br />

Schöpfkelle zum Einfüllen oder Verteilen der<br />

Jauche.<br />

„Milch-Brännte“<br />

Mit solchen Holzbehältern wurde die Milch je<br />

nach Grösse auf dem Rücken oder im Wagen<br />

in’s „Milch-Hüüsli“ (Molkerei) im Dorf gebracht.<br />

Unsere hat Platz für 80 Liter Milch und das<br />

Gesamtgewicht betrug ca. 100 Kilo.<br />

Daneben stehen zwei „Brännte“ aus Metall,<br />

welche zum Transport auf einen speziellen<br />

Schlitten eingepasst sind.<br />

„Mälch-Schtuel“<br />

Der Melkstuhl wurde mit dem Lederriemen um<br />

die Hüfte festgebunden und klebte beim<br />

Aufstehen am Gesäss. Dadurch hatte man<br />

beide Hände frei und musste den Stuhl nicht<br />

von Hand mittragen.<br />

„Gülle-Chaare“ für „Hüsli-Gülle“<br />

Mit diesem Behälter wurde die menschliche<br />

Gülle aus dem „Hüsli“ (Plumpsklo) auf dem<br />

“Pflanzblätz“ oder im Gemüsegarten beim Haus<br />

verteilt.<br />

„Wasser-Chaare“<br />

Die gleiche Art Behälter wurde genutzt, um<br />

Wasser am Dorfbrunnen zu holen.<br />

21


Durch die hintere Stalltüre geht es<br />

zurück in die Scheune und gegenüber<br />

in den Wohntrakt.<br />

Falls die Museumsbäcker in der Küche<br />

gerade im Backstress sind, besuchen Sie<br />

zuerst durch das grosse Tor den Rest des<br />

Museums (ab Seite 40) und kehren später<br />

ins Wohnhaus zurück.<br />

22


Küche (Steinbauphase 1)<br />

Am Ende des 18. Jahrhunderts, als im Haus zwei Familien wohnten, war die Küche<br />

geschossweise vorhanden und der innere Treppenaufgang fehlte. Die Küche war der<br />

wichtigste und wärmste Raum im Haus und der erste, den man von draussen her betrat.<br />

Sie erschliesst die angrenzende, strassenseitige Stube und heute auch die oberen<br />

Geschosse.<br />

Mit der Aufhebung der Küche im Obergeschoss, anfang 19. Jahrhundert, wurde die untere<br />

Küche modernisiert. Eingebaut wurden unter dem grossen „Chemmi-Schooss“, anstelle<br />

der ehemals offenen „Füür-Stett“, ein Gusseisenherd, ein „Bach-Oofe“ und der gemauerte<br />

„Buuch-Oofe“ mit eigenem „Oofe-Düürli“. Sie alle zusammen wärmten von hinten den<br />

Kachelofen in der Stube.<br />

Unter dem Fenster mit einem Loch in der hinteren Hauswand ist der traditionelle, massive<br />

Wasser- oder „Schütt“-Stein eingebaut. Das Loch wurde mit einem Holzschieber verschlossen.<br />

Nicht mehr weiterverwendbares Schmutzwasser wurde durch die Öffnung in<br />

der Wand in den Hof ausgelassen und konnte dort immer noch zum Giessen des Gartens<br />

genutzt werden.<br />

Das frische Wasser musste mit Eimern am Dorfbrunnen geholt werden und stand für den<br />

täglichen Gebrauch in einer „Stande“ (grosser Behälter) bereit. Es war jeweils die Aufgabe<br />

eines Kindes, am Abend die Wasserstande aufzufüllen, damit eine kleine Löschwasserreserve<br />

im Hause war.<br />

„Chemmi-Schooss“<br />

„Oofe-Düürli“ am „Bach-Oofe“<br />

„Buuch-Oofe“ mit „Oofe-Düürli“<br />

„Füür-Stett“<br />

Platz für Holzvorrat<br />

„Chemmi-Schooss“ = grosser Rauchfang über der ursprünglich offenen Feuerstelle, darin<br />

aufgehängte Wurst- und Fleischwaren wurden automatisch mitgeräuchert.<br />

„Bach-Oofe“* = Backofen. Im Ofen wurden ganze „Holzwälle“ (Reisigbündel) verbrannt und so<br />

eingeheizt. Die verbliebene Asche wurde beiseite geschoben und das Backgut „eingeschossen“.<br />

„Buuch-Oofe“ = Waschofen, darin wurde z.B. Wasser oder die Waschlauge aus Buchenasche<br />

(Seifenersatz) für die Wäsche aufgekocht<br />

„Füür-Stett“ = ursprünglich offene Feuerstelle, in der mittels aufgehängtem Kessel oder im dreibeinigen<br />

„Güpfi“ (Pfanne mit 3 Beinen) direkt im oder über dem Feuer gekocht wurde. Modernisierung<br />

durch erhöhten Guss-Herd, immer noch mit offenem Feuer.<br />

23


U: „Schütt-Schtei“<br />

Massives Steinbecken mit einem Ausguss<br />

unter dem Fenster, der mit einem Holzzapfen<br />

verschlossen ist. Hier floss wirklich nur<br />

Schmutzwasser aus, das allenfalls noch als<br />

Giesswasser dienen konnte.<br />

M: „Abwäsch-Zuuber“<br />

Im Holzbecken wurde mit Wasser ohne Seife<br />

abgewaschen. Das restenhaltige Abwaschwasser<br />

wurde anschliessend als „Söitränki“<br />

den Schweinen verfüttert.<br />

Lo: „Harnisch-Blätz“<br />

Aus Metall geflochten, ähnlich den alten<br />

Harnischhemden, wurden kleine Stücke zum<br />

Reinigen von verkrusteten Pfannen verwendet.<br />

„Pfanne-Riibel“<br />

Mit diesem handlichen Bürstchen wurde das<br />

starkverschmutzte Geschirr saubergerubbelt.<br />

„Wasser-Stande“<br />

Hier lagerte der tägliche Wasserbedarf für<br />

den Haushalt. Das Frischwasser wurde am<br />

Brunnen geholt und diese Aufgabe war<br />

meistens dem jüngsten Kind der Familie<br />

zugedacht. Die Wasserstande musste allabendlich<br />

aufgefüllt werden, damit eine<br />

kleine Löschwasserreserve im Haus war.<br />

Dieses grosse und reichverzierte Kupfermodell<br />

stammt aber aus einem reichen<br />

Haushalt und ist nicht typisch für ein<br />

Kleinbauernhaus.<br />

„Gätzi“<br />

Schöpflöffel, mit dem das Wasser aus der<br />

Stande umgefüllt wurde.<br />

24


L: Mörser aus Metall<br />

Im Mörser wurden für den Hausgebrauch<br />

Kräuter, Gewürze und Arzneien zerkleinert<br />

und pulverisiert.<br />

M: „Chuchi-Woog“<br />

R: Zuckerstock<br />

Der Zucker wurde früher in solchen Formen<br />

in verschiedener Grösse gelagert und<br />

verkauft. Für den Gebrauch wurden kleine<br />

Stücke abgeschlagen und z.B. im Mörser<br />

weiter zermahlen.<br />

„Milch-Chännli“, „Milch-Chesseli“<br />

Mit der kleinen Milchkanne wurde die im<br />

Offenverkauf angebotene Frischmilch vom<br />

„Milchhüüsli“ (Molkerei) oder direkt vom<br />

Bauern nach Hause getragen.<br />

Für die damit beauftragten Kinder war es jeweils<br />

verlockend, die volle Kanne mit ausgestrecktem<br />

Arm kreisen zu lassen. Mit etwas<br />

Übung verlor man dabei keinen Tropfen.<br />

„Anke-Glas“<br />

Kleines Rührwerk um aus Vollrahm Butter zu<br />

rühren.<br />

Der Rahm wurde gewonnen, in dem man die<br />

frische Rohmilch über Nacht im kühlen Keller<br />

in einer weiten Schüssel stehen liess. Der<br />

Rahm schwamm am nächsten Tag obenauf<br />

und konnte abgeschöpft werden. Die<br />

restliche so teilentrahmte Milch wurde dann<br />

gekocht und für die nächsten Tage haltbar<br />

gemacht.<br />

„Söitränki-Chüübel“<br />

In diesen Holzkübel wurden die wenigen<br />

Essensreste hineingeschüttet, die gar nicht<br />

mehr essbar waren. Auch das seifenfreie<br />

Abwaschwasser aus dem kleinen Holzbottich<br />

am Fenster wurde dazugeschüttet und den<br />

Schweinen verfüttert.<br />

25


„Öpfel-Scheller“, „Härdöpfel-Scheller“<br />

Der Apfel wurde mit der Stielseite auf die 3<br />

Spiesse links aufgesteckt. Die Handkurbel<br />

drehte den Apfel und die Klinge schälte ihn.<br />

Konnte auch für grosse Kartoffeln benutzt<br />

werden.<br />

Diese Schälmaschinen sind in moderner<br />

Version wieder im Verkauf.<br />

„Chiirsi-Entschteiner“<br />

Die einzelne Kirsche wurde in den Porzellanteil<br />

gestellt und mit festem Daumendruck der<br />

Kirschenstein ausgestossen.<br />

Die gewaschenen Kirschensteine wurden<br />

anschliessend getrocknet und in ein Kissen<br />

eingenäht. Dieses „Chiirsistei-Chüssi“ wurde<br />

im warmen Ofenloch aufbewahrt und war so<br />

immer griffbereit als Heizkissen.<br />

„Röscht-Pfanne“ für „Kaffibohne“<br />

In dieser Pfanne wurden grüne Kaffeebohnen<br />

auf dem Feuerherd geröstet. Durch<br />

das Drehen der Kurbel wurden die Kaffeebohnen<br />

gewendet, damit sie nicht<br />

anbrannten.<br />

„Tüpfi“<br />

Diese dreibeinigen Pfannen gab es in allen<br />

möglichen Grössen, aus Ton und Metall. Sie<br />

wurden direkt ins Feuer gestellt.<br />

Ihre Form hat sich seit dem Mittelalter nicht<br />

verändert.<br />

26


Durch die Türe rechts vom Herd geht<br />

es in die strassenseitige Stube.<br />

27


Stube (Steinbauphase 1)<br />

Als einziger beheizbarer Raum neben der Küche, diente die Stube als Aufenthaltsraum,<br />

Arbeits- und Schlafzimmer.<br />

Der „Einbauschrank“ in der dicken Bruchsteinmauer gegen die Scheunenseite und weitere<br />

„Laden“ unter dem Fensterbrett dienten als Stauraum für die spärlichen Habseligkeiten.<br />

„Chachel-Oofe“ mit „Chouscht“<br />

Der sogenannte Hinterladerofen mit „Chouscht“ (geheizte Sitzbank) wurde von der Küche<br />

aus - eben von hinten - eingefeuert. Kachelöfen waren spätestens ab dem 18. Jahrhundert<br />

üblich und brachten einen gestiegenen Wohnkomfort in die Baselbieter Bauernstuben.<br />

Die Ofenkacheln mit unterschiedlichen Schablonendekoren haben die zeittypische grüne<br />

Glasierung. Nelkenmuster treten ab dem 18. Jahrhundert auf und einfache Punkte um<br />

1870. Der Mustermix unterschiedlicher Dekors deutet auf die mehrmalige Verwendung<br />

der teuren Kacheln hin.<br />

Unser Ofen wurde bei der Renovation des Bauernhauses total abgebaut und wieder frisch<br />

aufgemauert. Ersetzt wurden lediglich die grauen Sandsteinplatten der Sitzflächen und die<br />

Innenauskleidung.<br />

Über dem Ofen hängen in Stoffsäcken getrocknete Apfelschnitze und Bohnen. Sie verliehen<br />

der Stube einen etwas speziellen Raumduft. Mit dem am Holzgestell angebrachten<br />

Vorhang konnten die auf dem Ofen gelagerten Gegenstände vor neugierigen Blicken<br />

geschützt werden.<br />

Im Ofenloch wurde tagsüber der aufgebrühte Kaffee oder Tee warmgehalten und die<br />

„Chiirsistei-Säckli“ vorgewärmt.<br />

Die nassen „Holz-Bööde“ (Arbeitsschuhe mit Holzsohlen) konnten über Nacht unter dem<br />

warmen Ofen trocknen.<br />

28


„Nääi- oder Stick-Rahme“<br />

Näh- oder Stickarbeiten konnten mit „Guufe“<br />

(Stecknadeln) auf dem Rahmen fixiert werden,<br />

so dass die Nähnadel mit einer Hand<br />

über und mit der anderen Hand unter dem<br />

Stoff geführt werden konnte.<br />

„Fliege-Falle“ oder „Wäschpi-Falle“<br />

Durch den verkorkten Flaschenhals wurde<br />

eine süss-saure Flüssigkeit eingefüllt, welche<br />

Wespen und Fliegen anzog. Wenn diese<br />

durch die Bodenöffnung hineingekrabbelt<br />

waren, fanden sie meist den Ausgang nicht<br />

mehr und gingen zu Grunde.<br />

„Lääse-Hilf“<br />

Wer sich keine Brille leisten konnte, behalf<br />

sich beim Lesen mit diesem geschliffenen<br />

Glas.<br />

„Stiifel-Chnächt“<br />

Damit wurden Stiefel ohne lästiges Bücken<br />

ausgezogen. Man stellte sich mit einem Fuss<br />

auf das Brett, setzte den anderen Stiefel absatzseitig<br />

in die Rundung am anderen Ende<br />

und zog so festsitzende Stiefel über die<br />

Ferse.<br />

„Botanisier-Büchse“<br />

Darin wurden bei Spaziergängen seltene<br />

Kräuter oder Heilpflanzen gesammelt.<br />

Diese Sammelbüchse gehört aber eher in<br />

den Bereich von Natur-Interessierten und<br />

nicht zur üblichen Ausrüstung einer Bauernfrau.<br />

29


„Chiirsistei-Chüssi“ im „Oofe-Loch“<br />

Gewaschene Kirschensteine wurden getrocknet<br />

und in ein Kissen eingenäht. Dieses<br />

wurde im warmen Ofenloch aufbewahrt und<br />

war so immer einsatzbereit als Wärmekissen.<br />

„Bett-Fläsche“<br />

Mit heissem Wasser gefüllt, wärmte sie das<br />

Bett in kalten Nächten.<br />

Damit man sich am anfangs heissen Behälter<br />

nicht verbrannte, gab es meistens eine auf<br />

Mass gestrickte oder gehäkelte Hülle aus<br />

Baumwolle.<br />

„Weermi-Stei“, „Bett-Stei“<br />

Dieser glasierte Tonziegel wurde auch im<br />

Ofenloch oder im Backofen erhitzt und<br />

wärmte ebenfalls das Bett.<br />

30


Zurück in der Küche geht es neben<br />

dem Küchenfenster die Treppe hinauf<br />

und geradeaus in die Schlafkammer.<br />

31


Schlafkammer (Steinbauphase 1)<br />

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als 2 Familien das Haus bewohnten und die viel<br />

Licht benötigende Heimarbeit wie z.B. Posamenten (Seidenbandweberei) aufkam, wurde<br />

hier das Fenster wohl etwas verhöht und aussen das Dach zurückgesetzt. Vermutlich<br />

wurde in dieser Zeit auch der Türrahmen vergrössert, um den raumfüllenden Webstuhl<br />

aufbauen zu können. Dieser Webstuhl lief dann ununterbrochen und daneben war nur<br />

noch wenig Platz zum Wohnen und Schlafen.<br />

Ab 1807, als nur noch eine Familie das Haus bewohnte, diente die obere strassenseitige<br />

Kammer wohl nur noch zum Schlafen. Die ganze Familie schlief häufig im gleichen Raum.<br />

Säuglinge lagen beispielsweise in einer „Wöschzäine“ (Wäschekorb) oder in einer Kommodenschublade.<br />

Kinder schliefen gemeinsam in der gleichen Bettstatt und lagen je nach<br />

Körpergrösse quer, längs oder Fuss an Kopf. Grössere Jugendliche konnten dann in den<br />

ungeheizten Estrich umziehen.<br />

Hier brachte die körperliche Nähe Wärme und durch die harte Tagesarbeit hatten die<br />

Leute wohl kaum Einschlafprobleme.<br />

Die Betten scheinen aus heutiger Sicht recht kurz und schmal zu sein, auch wenn die<br />

Leute früher bedeutend kleiner waren. Aber nach den damaligen Gepflogenheiten sass<br />

man fast im Bett und legte sich kaum je flach hin, wie wir es heute gewohnt sind. Man<br />

fürchtete während dem Liegen im Schlaf zu sterben.<br />

Die Matratzenhüllen aus grobem Leinen waren gestopft mit Heu und Stroh, welches bei<br />

Bedarf erneuert wurde. Das gebrauchte Material diente dann immer noch dem Vieh als<br />

Unterlage. Die beim Dreschen von Getreide übrigbleibende Spreu (Schale der Getreidekörner)<br />

wurde anstelle von Daunen als Kissenfüllung genutzt.<br />

Daunenkissen und –deckbetten, wie hier gezeigt, konnten sich aber längst nicht alle<br />

Kleinbauern leisten.<br />

32


„Nacht-Schtuehl“<br />

Der Nachtstuhl war die elegante Version des<br />

Nachttopfes. Tagsüber wurde der hölzerne<br />

Deckel geschlossen und als noble Sitzgelegenheit<br />

benutzt. Der volle Topf konnte<br />

bequem durch das vordere Türchen entfernt<br />

und geleert werden.<br />

Weil sich der „Abtritt“ (Plumpsklo) immer<br />

ausserhalb der Wohnung befand, war das<br />

vor allem im Winter der bequemere Weg<br />

nachts seine Notdurft zu verrichten.<br />

„Schnitz-Troog“<br />

In der Schnitztruhe wurden die getrockneten<br />

Fruchtschnitze verwahrt. Allerdings standen<br />

die Schnitztruhen nicht unbedingt im<br />

Schlafzimmer, aber immer unter Aufsicht der<br />

Hausfrau, damit sich niemand unbefugt<br />

bedienen konnte.<br />

Um diese eher einfache Truhe edler und<br />

wertvoller erscheinen zu lassen waren<br />

Schubladenimitationen angebracht worden.<br />

„Dooche-Scheer“<br />

Damit wurde der abgebrannte Kerzen- oder<br />

Lampendocht gekürzt. Beim Abschneiden<br />

verblieb der russige Rest im kleinen Behälter<br />

und konnte entsorgt werden, ohne die<br />

Unterlage und die Finger zu verschmutzen.<br />

„Chörbli“<br />

Vorläufermodell der heutigen Handtasche.<br />

Körbe gab es natürlich in jeder Grösse und<br />

Form.<br />

33


„Huet-Ständer“<br />

Hier konnte die Hausfrau ihren Sonntagshut<br />

aufbewahren, damit er schön in Form blieb.<br />

„Spaan-Schachtle“ unter dem Bett<br />

Darin wurden spezielle Kleidungsstücke,<br />

Schmuck oder sonstige wertvolle Objekte<br />

aufbewahrt.<br />

Diese Schachteln wurden auch als Koffer<br />

genutzt.<br />

34


Zurück im heutigen Durchgangsraum<br />

stehen wir in der ehemaligen Küche<br />

der oberen Wohnung.<br />

35


Die heute hier ausgestellten Objekte haben fast alle die Aufgabe Lebensmittel herzustellen<br />

oder haltbar zu machen:<br />

R: „Ankefass“ aus Holz<br />

Der Rahm wurde im Fass durch einen<br />

drehenden Quirl zu Butter geschlagen. Das<br />

Modell stammt aus einem grossen<br />

Bauernbetrieb und fasst mehrere Liter<br />

Vollrahm.<br />

L: „Anke-Schtössel“ aus Metall<br />

Der stehende Metallzylinder wurde mit Rahm<br />

gefüllt. Durch das Auf- und Abbewegen des<br />

Stössels wurde der Rahm zu Butter.<br />

„Anke-Schtössel“ aus Holz<br />

Gleicher Typ wie daneben aus Metall. Der<br />

stehende Holzzylinder wurde mit Rahm<br />

gefüllt. Durch das Auf- und Abbewegen des<br />

Stössels wurde der Rahm zu Butter.<br />

„Dörr-Hüürdli“<br />

Auf diesen Holzgittern wurden z.B. Apfelschnitze,<br />

Zwetschgen und Bohnen zum<br />

Dörren ausgelegt. Nach dem Brotbacken<br />

wurden sie in den warmen Ofen geschoben<br />

und so Früchte und Gemüse langsam<br />

ausgetrocknet.<br />

Dörren war eine Art um Lebensmittel für den<br />

Winter haltbar zu machen. Das getrocknete<br />

Gut wurde in Leinensäcke abgefüllt und für<br />

den Winter im „Schnitz-Trog“ eingelagert.<br />

„Dörr-Apparat“<br />

Modernere Version der „Dörr-Hürdli“.<br />

Dieser Apparat besitzt ganz unten eine<br />

elektrische Heizquelle. Die erwärmte Luft<br />

wurde mittels eines Ventilators nach oben<br />

geblasen und trocknete das auf den Gittern<br />

verteilte Dörrgut.<br />

36


L: „Deig-Mulde“<br />

In diesem Holzbecken wurde der Brotteig<br />

gemischt und geknetet. Der Deckel wurde<br />

beim ersten „Haabe“ (Gehenlassen des<br />

Teiges) aufgesetzt.<br />

R: „Broot-Schüssel“<br />

Mit diesen flachen Schaufeln wurde das Brot<br />

in den Ofen eingeschossen und nach dem<br />

Backen wieder herausgeholt. Der Name<br />

„Schüssel“ ist in diesem Fall vom<br />

Einschiessen abgeleitet.<br />

„Chorn-Siib“, „Mähl-Siib“, „Hoor-Siib“<br />

Die Siebe wurden zum Aussieben von Mehl<br />

und Kornresten verwendet. Das Geflecht hat<br />

unterschiedliche Maschendichten, die z.T.<br />

bis haarfein sind � darum auch Haarsieb.<br />

Im Schopf finden Sie grössere Modelle.<br />

„Chorn-Maass“<br />

Diese Behälter sind offizielle Masseinheiten,<br />

hier ein sogenannter Sester.<br />

Damit wurde die geforderte Kornmenge abgemessen,<br />

um den Pachtzins gegenüber den<br />

Lehengebern zu erfüllen.<br />

„Mulde-Schaare“<br />

Damit wurde in der Backmulde der Teig<br />

portioniert und zuletzt die Teigresten herausgeschabt.<br />

37


Weiter geht es neben dem Fenster<br />

hinauf in den Estrich.<br />

Betreten auf eigene Verantwortung!<br />

Ist die Falltüre geschlossen, braucht es<br />

etwas Kraft die Verriegelung zu lösen und<br />

die Türe ganz nach oben zu stemmen.<br />

38


Estrich (Steinbauphase 1)<br />

Der Estrich wurde im Sommer wie im Winter als zusätzlicher ungeheizter Schlafraum für<br />

die älteren Kinder genutzt. Daneben diente er zum sicheren Aufbewahren von Getreide,<br />

Mehl, Salz oder Zucker. Auch hier oben sorgte das fehlende Unterdach für die nötige<br />

Durchlüftung.<br />

Damit die Kälte aus dem Estrich nicht herunterzog und die aufbewahrten Vorräte tagsüber<br />

sicher waren, wurde die Treppe mit dem massiven Holzdeckel verschlossen.<br />

„Räucher-Chammere“<br />

Nachdem unten in der Küche der Kamin verschlossen war, wurde im Estrich links vom<br />

Kaminzug eine Räucherkammer eingebaut, in welche der Rauch aus dem Kamin geleitet<br />

werden konnte. Zusätzlich wurde hier oben ein kleines Feuer mit Sägemehl unterhalten<br />

und dessen Rauch mit einem Schieber ebenfalls durch die Räucherkammer geleitet.<br />

Das zuvor im „Lack“ (Salzlake) eingelegte Fleisch, der Speck und die Würste wurden<br />

durch Räuchern haltbar gemacht.<br />

Dachstuhl<br />

Die fehlende Mittelwand ermöglicht einen guten Blick nach links zur weiter unten liegenden<br />

„Oberte“, auf die Heubühne gegenüber und hinab in die Scheune. Rechts sieht man<br />

auf die später angebaute Schopfbühne und aufwärts in die offene Giebelkonstruktion.<br />

Dieser Dachstuhl wurde 1684 errichtet und hat die ganze Zeit bis heute unbeschadet<br />

überstanden. Es ist ein liegender Dachstuhl, der auf einem Grundrahmen abgestützt ist.<br />

Der Grundrahmen liegt auf der gemauerten Strassen- und Hinterfassade des Steinhauses<br />

und ist längs der Giebelwände mit einem Balken verbunden. Der Dachstuhl ist daher<br />

stützenfrei und bietet einen mächtigen freien Dachraum zur Aufbewahrung von Heu und<br />

Stroh.<br />

Auch in anderen alten Bauernhäuser ist die gleiche Dachkonstruktion erkennbar.<br />

39


Jetzt geht es die Treppen runter bis<br />

ins Erdgeschoss.<br />

Verlassen Sie den Wohntrakt und<br />

gehen Sie nach rechts durch das<br />

hintere Scheunentor.<br />

40


Schopf (Steinbauphase 2)<br />

Die grösste Veränderung an der Gebäudestruktur geschah durch die Überdachung des<br />

Hofraumes zwischen Haupthaus und dem ehemals freistehenden, zweigeschossigen<br />

Kellerbau. Das ehemals hofseitige „repräsentative“ Scheunentor wurde in diesem Bauvorgang<br />

durch ein einfaches Holztor ersetzt und vom Gebäudeinnern nach hinten an den<br />

Gewölbekeller versetzt. Der Zugang ins Obergeschoss des Kellerbaus verblieb auf der<br />

Seite und wird heute durch ein einfaches Lattentor versperrt.<br />

Der neuentstandene Schopf übernimmt die Dachflucht des Kellers und trifft als Quergiebel<br />

auf das rückwärtige Hauptdach. Er diente als geschützter Werkraum und beherbergte -<br />

wie auch heute noch – Wagen und grössere Gerätschaften.<br />

Schweinestall<br />

In einem eigenen, ziemlich engen und finsteren Holzverschlag hausten die Schweine. Ihr<br />

Futtertrog wurde von aussen gefüllt. Verfüttert wurden alle möglichen Garten- und Rüstabfälle<br />

und das damals noch seifenfreie Abwaschwasser aus der Küche.<br />

„Fueter-Trog“ zum „Söi-Schtall“<br />

Durch die Klapptüre wurde die „Säu-Tränki“<br />

(Futtersuppe) von aussen in den Futtertrog<br />

eingefüllt. Die Schweine konnten dann von<br />

innen ihr Fressen aufnehmen.<br />

Hölzerne Toilette<br />

Das Plumpsklo stand ursprünglich draussen im Garten, wohl an der Aussenwand des<br />

Schweinestalles. Es wurde bei der Renovation in den Schopf integriert.<br />

Die menschlichen Fäkalien plumpsten, wie die der Schweine, ins „Söigülle-Loch“ (kleines<br />

Reservoir für die Schweinejauche). Diese „Gülle“ wurde regelmässig ausgeschöpft und im<br />

Garten als Dünger ausgebracht.<br />

„Aa-Bee“ oder „Hüüsli“<br />

Lokale Abkürzung für Abort oder Abtritt. Auch<br />

Häuschen genannt, da das Plumpsklo ursprünglich<br />

als eigenständiges Häuschen im Freien stand.<br />

41


„Dängeli-Stock“ mit „Dängeli-Hammer“<br />

Auf dem Dängelstock wurden nach dem<br />

Mähen die Sensen wieder geschärft. Das<br />

aufrechtstehende, leicht gerundete Eisen ist<br />

die Auflagefläche für die Schnittkante der<br />

Sense. Diese wird mit dem speziellen<br />

Dängelhammer haarfein ausgehämmert und<br />

mit einem Wetzstein nachgeschliffen.<br />

„Drei-Bäi“ mit „Abläng-Bängel“<br />

Auf diesem Dreibeingestell wurden lange<br />

Äste („Bängel“) mit einer „Abschlaage“ auf<br />

ca. 80 cm gekürzt („abgelängt“) und auf den<br />

„Wällebock“ geschichtet.<br />

„Abschlaage“ / Gertel<br />

Eine Art Hackbeil, mit dem Äste gekürzt oder<br />

Bäume entastet werden konnten.<br />

„Wälle-Bock“<br />

Die gekürzten Äste wurden auf dem „Wälle-<br />

Bock“ mit Draht gebündelt und die ganzen<br />

„Holz-Wälle“ (Bündel) für die Befeuerung in<br />

den Ofen geschoben.<br />

Der Wellenbock wurde mitgenommen und<br />

das Astholz direkt in Hofstatt oder Wald zu<br />

„Wälle“ zusammengebunden.<br />

„Truube- oder Obscht-Präss“<br />

Mit der Presse wurde das vorher in der<br />

Mühle zerkleinerte Fruchtgut ausgepresst.<br />

Auch hier hilft das Hebelgesetz mit dem<br />

langen Stiel, um mehr Kraft zum Pressen zu<br />

haben.<br />

Es gibt Modelle in jeglicher Grösse für den<br />

Hausgebrauch bis zur gewerblichen Nutzung<br />

im Rebgut.<br />

42


„Röndle“<br />

Hier wurde das gedroschene Korn maschinell<br />

vom Spreu getrennt. Das Gemisch<br />

wurde oben in den Holztrichter eingefüllt und<br />

durch das Drehen des Windrades wurden die<br />

leichteren Spelzen weggeblasen. Das Korn<br />

wurde auf Sieben mit verschiedenen<br />

Maschengrössen durch Rütteln vorwärtstransportiert<br />

und sortiert.<br />

„Verzapf-Maschiine“<br />

Mit dieser Maschine wurden die Korken in<br />

den Hals der Weinflaschen gepresst.<br />

Natürlich hatten nur grössere Rebbauern<br />

solche Maschinen, bei kleineren Erträgen<br />

ging alles in Handbetrieb.<br />

Ein kleineres Modell steht im Keller.<br />

„Fuetter-Trog“<br />

In der Futterkiste wurde verschiedenes Futter<br />

für die Tiere (Hühner, Kaninchen etc.)<br />

gelagert.<br />

„Söi-Schraage“<br />

Bei der „Metzgete“ (Schlachttag) wurde das<br />

ganze tote Schwein zuerst in einem Bottich<br />

mit heissem Wasser gebrüht und danach auf<br />

den Schragen gelegt. Jetzt konnten die<br />

Borsten und Dreckresten von der Haut abgeschabt<br />

werden.<br />

„Suurchrutt-Stei“<br />

Die überall herumliegenden schweren Steine<br />

wurden genutzt, um das in der Stande frisch<br />

eingelegte Sauerkraut zu pressen.<br />

43


„Spreuer-Wanne“<br />

Damit wird von Hand, wie bei der „Röndle“,<br />

das gedroschene Korn von der Spreu<br />

getrennt. Die Mischung wurde in die Wanne<br />

gefüllt und draussen im Wind in die Höhe<br />

geworfen. Der Wind blies die leichten<br />

Spelzen weg und die schwereren Körner<br />

fielen in die Spreuerwanne zurück.<br />

„Chaareschmiiri-Chessel“<br />

In diesem Lederkessel wurde Schmierfett für<br />

die Wagenräder mitgeführt. Der Kessel war<br />

hinten am „Brüügiwaage“ (Brückenwagen)<br />

aufgehängt.<br />

44


Im hinteren Teil des Schopfes geht es<br />

durch das massive Rundbogentor in<br />

den gemauerten Gewölbekeller.<br />

45


Keller, ehemals freistehender Kellerbau (Steinbauphase 1)<br />

Die Hochwassergefahr durch den offen vor dem Haus vorbeifliessenden Dorfbach dürfte<br />

der Grund sein, dass die Steinhäuser damals nicht unterkellert wurden. Zur Lagerung der<br />

Vorräte waren also separate Speicherbauten nötig.<br />

Unser ehemals freistehender Speicherbau besass einen Grundriss von 7.5 x 5.5 m und<br />

war rückwärtig leicht in den Hang eingetieft. Sein Giebel war gegen das Wohnhaus orientiert,<br />

damit der Zugang zu den kostbaren Vorräten überwacht werden konnte. Im Erdgeschoss<br />

war der heute im hinteren Hausteil liegende, eingetiefte Gewölbekeller durch das<br />

Rundbogentor und das Obergeschoss durch eine seitliche Aussentreppe zugänglich.<br />

Gerade in einer Rebbaugemeinde wie <strong>Muttenz</strong> besassen die teilweise im Boden oder Fels<br />

eingetieften und somit kühlen Keller eine wichtige wirtschaftliche Funktion. Neben dem<br />

Wein lagerten dort auch Obst, Gemüse (Sauerkraut, Sauerrüben) Kartoffeln und Durlips.<br />

Durlipskeller<br />

Der kleine, hintere Kellerraum wurde wohl<br />

im späteren 18. Jahrhundert zusätzlich in<br />

den Hang gegraben und ausgemauert.<br />

Darin wurden hauptsächlich Durlips und<br />

Kartoffeln gelagert. Durlips war ein wichtiges<br />

Zusatzviehfutter im Winter, das die<br />

Milchleistung der Kühe erhöhte. Näheres<br />

dazu im Kapitel Scheune.<br />

Aggde = Sickerwasserableitung<br />

Das je nach Wetter fliessende oder nur tropfende Hangwasser ist in einem Kanal gefasst,<br />

der wieder sichtbar gemacht wurde. Er läuft mitten durch die Scheune direkt in den Dorfbach.<br />

Der gemauerte Kanal ist mit massiven Steinplatten abgedeckt, so konnten auch<br />

problemlos schwere Geräte (Trotten, Wagen etc.) darauf deponiert werden. Der Kanal ist<br />

zum Keller hin mit einem Gitter gegen das Eindringen von Ratten geschützt.<br />

46


„Stellerisier-Haafe“<br />

Zum Haltbarmachen von Früchten und<br />

Gemüsen wurden diese heiss in spezielle<br />

Gläser abgefüllt. In diesem Kochtopf wurden<br />

dann die Gläser samt Inhalt noch einmal<br />

gekocht � sterilisiert.<br />

„Chabis-Hobel“<br />

Mit dem grossen Hobel wurden ganze<br />

Kohlköpfe/Kabisköpfe in feine Streifen<br />

geschnitten. Das Kraut wurde in einen<br />

grossen Steinguttopf eingefüllt und eingesalzen.<br />

Zum Vergären stand der Topf<br />

mehrere Wochen im Keller bis das Sauerkraut<br />

geniessbar war.<br />

Sauerkraut war eines der wichtigsten<br />

Wintergemüse mit einem hohen Vitamin C-<br />

Gehalt.<br />

„Broot-Huurd“<br />

Das Regal wurde im Keller an die Decke<br />

gehängt und darauf das Brot vor Mäusen<br />

sicher gelagert.<br />

Je nach Grösse der Familie wurde nur alle 1-<br />

3 Wochen gebacken.<br />

„Suurchrutt-Stande“<br />

In diesem Steinzeugtopf wurde das frischgehobelte<br />

Kraut mit einer Gewürz-/Salzmischung<br />

eingefüllt. Am Schluss wurde das<br />

Kraut mit einem Leinentuch und Holzbrettern<br />

abgedeckt und mit einem Stein beschwert.<br />

Das Kraut fing an zu gären. Nach etwa 10-<br />

12 Wochen konnte man das Sauerkraut<br />

erstmals geniessen. Das Kraut musste auch<br />

regelmässig geputzt werden, damit es nicht<br />

faulte.<br />

47


„Steiguet-Haafe“, „Fett-Haafe“<br />

Diese Steinguthafen gab es in allen<br />

möglichen Grössen, von wenigen Dezilitern<br />

bis 10 Liter Inhalt. Darin wurde unter<br />

anderem auch der selber ausgelassene „Söi-<br />

Schmutz“ (Schweinefett) aufbewahrt.<br />

Um Eier haltbar zu machen, wurden sie in<br />

Wasserglas eingelegt (in Wasser gelöste<br />

Natrium- und Kaliumsilicate).<br />

„Rüebe-Hobel“<br />

Mit dem Dorn in der Mitte des Gerätes<br />

wurden geschälte, weisse Rüben fixiert und<br />

mit der Drehbewegung der Kurbel über das<br />

unten angebrachte Messer geführt. So<br />

entstanden lange Rüben-Schnüre. Diese<br />

wurden dann wie Sauerkraut in einer Stande<br />

eingesalzen, vergoren und im Winter<br />

zubereitet.<br />

3 „Hand-Mühlene“<br />

O: Obstmühle für Äpfel und Birnen. Diese<br />

Mühle besitzt Messer, mit denen die Früchte<br />

zerkleinert wurden.<br />

M: Kleine Traubenmühle. Diese besitzt<br />

anstelle der Messer Walzen, die die Trauben<br />

zerquetschen.<br />

U: Grössere Traubenmühle, ebenfalls mit<br />

Walzen zum Quetschen der Trauben.<br />

Nach dem Quetschen oder Zerkleinern kam<br />

die Fruchtmasse in die Presse.<br />

„Bückti“<br />

Rückentraggerät, mit dem die Trauben im<br />

steilen Weinberg zur Sammelstelle getragen<br />

wurden. Um den Behälter aufzunehmen und<br />

auch zum Entleeren, musste man sich<br />

bücken.<br />

48


Jetzt geht es zurück in den Schopf<br />

und zwischen Abort und Schweinestall<br />

durch den Seitenausgang hinaus.<br />

Oben an der Aussentreppe geht es<br />

gleich links durch die Türe in die<br />

Werkstatt.<br />

49


Werkstatt (Steinbauphase 2)<br />

Nach der Überdachung des Hofraumes zwischen Haupthaus und freistehendem Speicherbau<br />

wurde dieser ehemalige, im Obergeschoss liegende Speicherraum als Werkraum ausgestattet.<br />

Die stabile Eingangstüre entspricht wohl noch dem abschliessbaren Zugang<br />

über die ehemalige Aussentreppe.<br />

Hier verbrachte der Bauer den grössten Teil seiner Zeit, wenn im Winter die Feldarbeit<br />

ruhte. Mit den unterschiedlichen hier gezeigten Werkzeugen und Gerätschaften konnte er<br />

sämtliche nötigen Flickarbeiten am Haus, an Möbeln und an den damals hauptsächlich<br />

hölzernen Geräten, Leitern und Wagen selber ausführen.<br />

In unserem Museum dürfen Sie die Werkzeuge selber ausprobieren – allerdings auf<br />

eigene Gefahr!<br />

„Bäse-Bindbock“<br />

Mit diesem Bindegerät konnten feine Baumäste<br />

zu einem Busch gebündelt und fixiert<br />

werden. Und frühen Jahren wurden die<br />

Besen dann mit Weidenruten gebunden und<br />

in späteren Zeiten mit Draht.<br />

„Gaarbe-Seili“<br />

Diese Seile dienten dazu, die gemähten<br />

Kornhalme auf dem Feld zu Garben zu<br />

binden. Eine Garbe enthielt soviel aufrechtstehende<br />

Kornhalme, wie man mit einem<br />

Arm umfassen konnte.<br />

Die Seile konnten durch das Umwickeln der<br />

Rädchen immer wieder geöffnet und benutzt<br />

werden.<br />

„Zingge-Spaltstock“<br />

Auf dem Spaltstock konnten rohe Holzstäbe<br />

durch ein im Zentrum befindliches<br />

Rundmesser geschlagen werden. Es<br />

entstand dann ein runder Rohling, der<br />

nachbearbeitet z.B. als Holzzahn („Zingge“)<br />

bei den Holzrechen eingesetzt werden<br />

konnte.<br />

50


„Zingge-Hobel“<br />

Mit diesem Spezialhobel konnten die<br />

Rohlinge zu glatten Holzzähnen („Zingge“)<br />

für Holzrechen gehobelt werden.<br />

„ Zieh-Bock“<br />

Man setzte sich rechts auf die Sitzfläche,<br />

spannte das zu bearbeitende Holzstück<br />

unter den dicken Klemmkloben und drückte<br />

mit einem Fuss auf das untere Pedal und<br />

erzielte somit eine Klemmwirkung.<br />

„Zieh-Mässer“<br />

Mit dem Ziehmesser (mit roten Griffen)<br />

konnte das eingespannte Holzstück<br />

bearbeitet werden. So entstanden<br />

Werkzeuggriffe, Stuhlbeine, Leiternseigel<br />

u.v.m.<br />

„Fäld-Egg“<br />

Die Egge wurde nach dem Pflügen wie ein<br />

grosser Rechen über das Feld gezogen, um<br />

das Erdreich fein und krümelig zu machen.<br />

Dies erfolgte jeweils im Frühling vor der<br />

Saat. Vorgespannt wurden jeweils Pferde<br />

oder auch Kühe und Ochsen.<br />

„Umlänk-Rolle“<br />

Diese Umlenkrollen wurden für Seilaufzüge<br />

verwendet. Es gabe sie je nach Verwendungsart<br />

in allen möglichen Grössen.<br />

51


„Bschlag-Schtöck“<br />

Diese Beschlagstöcke gab es in allen<br />

mögliche Grössen und Formen. Sie wurden<br />

für das Besohlen der festen Arbeits- und<br />

Holzschuhe verwendet.<br />

Die teuren Schuhsohlen wurden mit<br />

speziellen Schuhnägeln beschlagen und mit<br />

Kantenbeschlägen, sogenannten „Yyseli“,<br />

wurtden die Absätze und Schuhspitzen<br />

geschützt..<br />

„Sägi-Schliffbock“ mit Fuchsschwanz<br />

Am eingespannten Sägeblatt konnte Zahn<br />

um Zahn mit einer speziellen Feile<br />

nachgefeilt werden, um die Zähne des<br />

Fuchsschwanzes nach Gebrauch zu<br />

schärfen.<br />

„Stei-Traagi“<br />

Mit dieser Trage konnten grössere Lasten zu<br />

zweit herumgetragen werden. Beispielsweise<br />

wurden nach dem Pflügen Steine auf<br />

dem Feld eingesammelt und weggetragen.<br />

52


Durch die innere Türe geht es auf die<br />

Schopfbühne.<br />

53


Schopfbühne (Steinbauphase 2)<br />

Die heutige Schopfbühne entstand beim Zusammenbau vom Haus und dem vorher freistehendem<br />

Speicherbau. Hier wurden ebenfalls Getreide und andere Rohstoffe wie z.B.<br />

Flachs gelagert. Das fehlende Unterdach und die Lattenwand sorgten für eine permanente<br />

Durchlüftung des Lagergutes.<br />

Bei Regenwetter oder im Winter konnte hier<br />

beispielsweise auch Wäsche aufgehängt und<br />

getrocknet werden.<br />

Am Ende der Schopfbühne öffnet sich der Dachraum in die tieferliegende Heubühne<br />

rechts und in die höherliegende „Oberte“ links. Die Balkenkonstruktionen der Dächer sind<br />

von hier aus sehr gut zu erkennen.<br />

Auf der Heubühne sind diverse Geräte ausgestellt, die natürlich nicht alle an diesem Ort<br />

genutzt wurden.<br />

54


„Wösch-Brätt“ und „Wösch-Zuber“<br />

Wäschezuber aus Holz dienten zum Einweichen<br />

der Wäsche in einer aufgekochten<br />

Lauge aus Buchenasche (Seifenersatz). Auf<br />

dem Waschbrett wurde die Wäsche gerubbelt<br />

um Schmutz und Flecken zu entfernen.<br />

Gespült wurde am Dorfbrunnen oder<br />

im nahegelegenen Bach.<br />

Weitere ausgestellte Hilfsmittel sind<br />

Wäschezangen, Schöpfkellen.<br />

Von links nach rechts:<br />

„Wösch-Maschiine“ mit den Funktionen<br />

einer heutigen Waschmaschine.<br />

„Wösch-Haafe“<br />

Waschhafen mit integriertem Feuerraum.<br />

„Wösch-Maschiine us Metall“<br />

Mit Drehkreuz, angetrieben durch einen<br />

Wassermotor.<br />

„Wösch-Maschiine us Holz“<br />

Mit Drehkreuz, angetrieben durch einen<br />

Wassermotor.<br />

L: „Wösch-Prätschi“<br />

Auf das schräg gestellte, rohgehobelte Brett<br />

wurde die eingeweichte und nasse Wäsche<br />

geschlagen („prätscht“), um das Schmutzwasser<br />

herauszupressen. Die gröbere<br />

Variante des Waschbrettes.<br />

R: „Wösch-Stössel“<br />

Der Stössel wurde im hölzernen Waschzuber<br />

auf- und abbewegt, um in der Lauge eine<br />

Walkbewegung zu erzeugen.<br />

„Wösch-Zäine“<br />

Wäschekörbe aus Weidenruten geflochten,<br />

gab es als ovale und rechteckige Modelle in<br />

unterschiedlichen Grössen.<br />

„ Wöschseili-Haschpel“<br />

Die so aufgewickelten langen Hanfseile<br />

wurden am Waschtag im Garten zwischen<br />

Obstbäumen oder auf der Schopfbühne von<br />

Wand zu Wand gespannt, um die Wäsche<br />

aufzuhängen. Nach Gebrauch wurden die<br />

Wäscheseile wieder aufgerollt und versorgt,<br />

damit sie nicht zweckentfremdet und dabei<br />

verschmutzt wurden.<br />

55


L: „Chinder-Badwännli“<br />

Wanne in Kindergrösse.<br />

R: „Sitz-Badwanne“<br />

Vollbäder für Erwachsene brauchten zu viel<br />

Wasser und Holz, daher musste diese<br />

Sitzwanne Reichen.<br />

Gebadet wurde sowieso eher selten und üblicherweise<br />

mehrere Leute im gleichen<br />

Wasser. Es war ein Riesenaufwand soviel<br />

frisches Wasser am Brunnen zu holen und<br />

es aufzukochen.<br />

„Honig-Schleudere“<br />

In diese Schleuder wurden die Holzrahmen<br />

mit den Honigwaben aus dem Bienenstock<br />

hineingestellt, wie in ein Karussell. Durch<br />

das Drehen des Rades wurde der Honig<br />

dann aus den Waben geschleudert. Der<br />

Honig floss auf den Boden des Behälters<br />

und konnte über ein Ablassventil in Gläser<br />

abgefüllt werden.<br />

Damit der Honig gut floss, musste der<br />

Arbeitsraum möglichst warm sein.<br />

O: „Hüehner-Gatter“, „Hüehner-Cheefig“<br />

Transport-Gitter um die lebenden Hühner auf<br />

den Markt zu fahren.<br />

U: „Märt-Chaare“<br />

Auf der Ladefläche des Marktkarrens wurden<br />

auch Kisten und Körbe mit Obst und Gemüse<br />

auf den Markt gefahren.<br />

Die Wagen wurden dann zu Fuss z.B. bis in<br />

die Stadt Basel gestossen.<br />

„Flachs-Brächi“<br />

Mit der Flachsbreche wurden die Flachsstengel<br />

erst grob und dann in immer<br />

kleineren Abständen so fein gebrochen bis<br />

die einzelnen Fasern freigelegt waren.<br />

Danach wurden die verbliebenen Holzanteile<br />

mit einem „Hächel“ (grobzinkiger<br />

Eisenkamm) ausgekämmt.<br />

Bei dieser Arbeit konnte man bestens über<br />

die Mitmenschen tratschen, daher stammt<br />

der Ausdruck „Leute durchhecheln“.<br />

56


Verlassen Sie das Gebäude wieder<br />

und wenden Sie sich nach links zum<br />

hangaufwärts liegenden Garten.<br />

57


Garten<br />

Kleinbauernbetriebe bemühten sich um grösstmögliche Eigenversorgung, denn Verdienstmöglichkeiten<br />

mit Lohnzahlung waren selten. Dazu gehörte natürlich auch, dass die<br />

Bauersfrau hinter dem Haus oder auch ausserhalb des Dorfetters* einen Gemüsegarten<br />

pflegte.<br />

Ortsbürger** konnten zusätzlich ein sogenanntes „Bürgerstückli“ von der Bürgergemeinde<br />

pachten und dort einen „Pflanzblätz“ anlegen. Dies war den von auswärts zugezogenen<br />

Einwohnern aber nicht möglich, sie mussten sich Land direkt bei Bauern pachten.<br />

Der frühere Bauerngarten enthielt alle möglichen Nutzpflanzen wie Gemüse, Kartoffeln,<br />

Beeren und auch Heilpflanzen. Damit wusste damals jede Bauernfrau umzugehen.<br />

Die hier gezeigte Terrassierung ist hypothetisch und nicht so überliefert. Es kann aber gut<br />

sein, dass der Garten tatsächlich durch die Stufen so besser bepflanzbar gemacht wurde.<br />

Möglicherweise diente die heutige Wiese früher als Weide für eine Ziege oder auch als<br />

weiterer Gemüsegarten, denn Kleinbauern mussten jeden bepflanzbaren Zentimeter<br />

ausnutzen.<br />

* Dorfetter = Aus der mittelalterlichen Gehöftumfriedung beibehaltene Umfriedung des ganzen Dorfkerns.<br />

Der einfache Holz- oder Flechtzaun trennte die Siedlung von den umliegenden Weiden und hielt das Vieh<br />

fern von den Gemüsegärten.<br />

** Noch heute unterscheidet man in der Schweiz Bürger/Burger und Einwohner. Zugezogene, sogenannte<br />

Einwohner waren früher nur in ihrer Bürgergemeinde stimmberechtigt, nicht aber in der Wohngemeinde.<br />

Wurde ein Mensch „armengenössig“ oder starb mittellos, so musste seine Bürgergemeinde für die Kosten<br />

aufkommen und nicht die Wohngemeinde.<br />

58


„Wald-Tüüfel“<br />

Rückwerkzeug um schwere Lasten im Wald<br />

so auszurichten, damit diese mit Pferden aus<br />

dem Wald gezogen werden konnten.<br />

Der Waldteufel basiert auf dem Hebelgesetz.<br />

Mit den oberen Ketten und Haken wurde der<br />

Hebel an einem stabilen Baum befestigt und<br />

der zu rückenden Holzstamm an der<br />

kürzeren Seite mit Ketten fixiert. Nun konnte<br />

mit dem langen Balkenende eine Riesenlast<br />

bewegt werden.<br />

„Chüngel-Schtall“<br />

Der Stall für die Kaninchen war ausserhalb<br />

des Hauses aufgestellt. Auch dieser Stall<br />

entspricht nicht mehr ganz den heute<br />

geforderten Tierschutzregeln.<br />

59


Hier endet der Rundgang.<br />

Bitte deponieren Sie das Heft wieder<br />

am Ausgang.<br />

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse.<br />

Arbeitsgruppe Museen <strong>Muttenz</strong><br />

60

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