kinder!green 2/2016
kinder! green - das kinder!-Sonderheft rund um Nachhaltigkeit, Ökologie und gesunde Ernährung. Titelthema in dieser Ausgabe: "Erst einmal die Welt retten - So klappt es, mit gutem Gewissen bewusst ökologisch zu leben"
kinder! green - das kinder!-Sonderheft rund um Nachhaltigkeit, Ökologie und gesunde Ernährung. Titelthema in dieser Ausgabe: "Erst einmal die Welt retten - So klappt es, mit gutem Gewissen bewusst ökologisch zu leben"
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REPORT<br />
wieder aufgenommen, die heute ökologisch<br />
genannt wird, aber eigentlich<br />
normal ist – mit viel Platz für die Puten,<br />
frischer Luft und Tageslicht sowie mit Biogeflügelfutter<br />
in den Trögen. „Die Tiere<br />
können umherlaufen – wohin und wie sie<br />
möchten. Oder sie können an unseren modernen<br />
Tränken Wasser zu sich nehmen,<br />
wann immer sie wollen. Die Tränken und<br />
Tröge sind übrigens höhenverstellbar,<br />
damit die Tiere in jeder Wachstumsphase<br />
immer problemlos essen und trinken<br />
können“, erläutert Bohn.<br />
Ein Leben im Grünen<br />
80 Prozent ihres Lebens verbringen die<br />
Puten im Sommer im Grünen. Das ist<br />
weit mehr, als die EU-Bio-Richtlinien<br />
vorschreiben. Frühmorgens sind sie<br />
meist auf der Weide unterwegs. „Dann<br />
ist große Pause, in der sie sich gerne<br />
auch wieder im schattigen Stall aufhalten“,<br />
erzählt Bohn.<br />
Dort begrüßt den Besucher zufriedenes<br />
Gurren, eine friedliche Atmosphäre.<br />
Ohne Gedränge<br />
kommen die<br />
Puten im Stall<br />
an die Trinkgefäße<br />
Das liegt auch an der „niedrigen Besatzdichte“,<br />
an den Strohballen, auf die die<br />
Tiere springen können. Abends ziehen<br />
die Puten dann, bevor die Dämmerung<br />
einsetzt, wieder nach draußen. Die<br />
2.000 Waldlandputen sind sogar bei Tag<br />
und Nacht im Freien.<br />
All das unterscheidet Bohns Betrieb<br />
von konventionellen Putenhöfen – der<br />
Firmenchef macht aber klar, dass es sich<br />
auch hier um einen Großbetrieb zur<br />
Tieraufzucht handelt. „Es war uns beispielsweise<br />
von Anfang an wichtig, dass<br />
unseren Tieren eben nicht die Schnäbel<br />
beschnitten werden. Weil es den Puten<br />
auch im Stall so gut geht, dass keine aggressive<br />
Stimmung aufkommt“, ergänzt<br />
Martin Bohn.<br />
Früher arbeitete der gebürtige Schwabe<br />
in der konventionellen Geflügelbranche.<br />
Er erkannte aber als junger Mann,<br />
„dass dieser Weg in eine Sackgasse führt“.<br />
Bohn startete 1997 mit zwei Mitstreitern<br />
und rund 200 Puten seinen Freilandb<br />
etrieb in der Nähe von Pfaffenhofen,<br />
dem Stammort der Firma Hipp. Der Sohn<br />
des Gründers, Stefan Hipp, hörte von der<br />
Arbeit des Visionärs Bohn, und es begann<br />
eine langjährige Zusammenarbeit – heute<br />
liefert Bohn sein Putenfleisch im großen<br />
Stil an den Babynahrungshersteller<br />
sowie an Bio-Großhändler und regionale<br />
Bio-Schlachter.<br />
„Die Firma Hipp hat auch nach<br />
Biohähnchen gefragt”<br />
Vor ein paar Jahren hat Hipp angefragt,<br />
ob auch Biohähnchenfleisch geliefert werden<br />
könnte. Seitdem werden im Domgut<br />
Dehmen auch knapp 10.000 Hähnchen<br />
aufgezogen. „Genauso wie für unsere<br />
Puten gilt auch für sie: Sie sind eine sehr<br />
robuste, langsam wachsende Rasse. Im<br />
Stall viel frische Luft; viel Platz; eine<br />
niedrige Besatzdichte; Strohballen, wo<br />
sie aufsitzen können, und Körbe mit<br />
Grünfutter“, beschreibt Bohn die Bedingungen.<br />
Natürlich ist auch viel Auslauf vorgesehen.<br />
„Deswegen haben wir für die Tiere<br />
Wintergärten gebaut. Auf diese Idee<br />
hat uns die Firma Hipp gebracht. Wintergärten<br />
haben den Vorteil, dass die<br />
Tiere – wann immer sie möchten, also<br />
tagsüber und nachts – im Außenbereich<br />
sein können, ohne gleich wirklich ganz<br />
draußen sein zu müssen.“ Das sei insbesondere<br />
bei schlechtem Wetter für die<br />
Tiere ideal.<br />
Vier Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern<br />
gehören inzwischen zur Bohn-<br />
Firma. Eine Region, die dünn besiedelt<br />
ist – ideal für die Geflügelaufzucht mit<br />
viel Grünflächen rund um die Ställe.<br />
Allerdings sind es robustere Tierrassen,<br />
die hier aufwachsen. Die Kelly-Pute –<br />
auch bekannt als Bronzepute – gilt als<br />
widerstandsfähiger, genügsamer und<br />
langsamer wachsend als die Tiere der<br />
herkömmlichen Massenhaltung. Am<br />
Anfang musste sich Bohn viel Spott für<br />
diese Entscheidung gefallen lassen. Inzwischen<br />
ist seine Ware begehrt, die<br />
Nachfrage groß, obwohl das Fleisch nur<br />
zeitlich begrenzt zu haben ist. Denn im<br />
kalten Winter können die Tiere nicht<br />
draußen leben.<br />
Dass die Bioqualität überzeugt, liegt<br />
natürlich auch am Futter: Beikräuter,<br />
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