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Pfarrblatt September 2016

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Gewaltbereit oder „Kultur der Liebe“?<br />

Die Zusammenhänge von<br />

Religion(-smissbrauch) und Gewalt<br />

reflektiert in einem Interview<br />

der Innsbrucker Dogmatikprofessor<br />

Jozef Niewiadomski. Das<br />

Gespräch mit ihm fand wenige<br />

Tage (am 22. 9. 2001) nach den<br />

Attentaten des 11. <strong>September</strong><br />

2001 statt und zeigt, dass es<br />

selbst unter der unmittelbaren<br />

Betroffenheit durch diese Ereignisse<br />

bereits möglich war, sehr<br />

differenziert zu analysieren:<br />

Ist das, was sich an Hintergrund<br />

zu diesen Anschlägen zeigt,<br />

wirklich Religiosität oder nicht<br />

vielmehr Perversion von Religion<br />

und auch des Islam?<br />

Niewiadomski: Wir haben heute<br />

in der Welt eine Reihe von<br />

sozialen, ethnischen und politischen<br />

Konflikten, in denen religiöse<br />

Aspekte eine Rolle spielen.<br />

Vielfach wird das auch von den<br />

verantwortlichen Religionsführern<br />

als Missbrauch verurteilt. …<br />

In manchen islamischen Gruppen<br />

gibt es bis heute die Tradition<br />

eines doppeldeutigen Martyriums.<br />

Das heißt, Menschen,<br />

die als Selbstmordattentäter im<br />

Kampf gegen die Ungläubigen<br />

sterben, gelten als Märtyrer und<br />

kommen direkt in den Himmel.<br />

Aus dieser Tradition, die in manchen<br />

Gruppen von Kindesbeinen<br />

an vermittelt wird, schöpfen His-<br />

bollah oder Osama Bin Laden<br />

ihre zerstörerische Kräfte.<br />

Wie kann die demokratische Welt<br />

auf diese Bedrohung dann überhaupt<br />

reagieren?<br />

Niewiadomski: Natürlich muss<br />

die demokratische Welt auf den<br />

religiösen Terror auch politisch<br />

antworten. Eindrücklich möchte<br />

ich aber davor warnen, diese<br />

Auseinandersetzung als „Kampf<br />

zwischen Gut und Böse“, der<br />

alle Mittel rechtfertigt, zu führen.<br />

Denn dann begibt sich der Westen<br />

in Gefahr, unter umgekehrten<br />

Vorzeichen einen quasireligiösen<br />

Kampf zu führen, was die<br />

Terroristen und ihre Mitläufer in<br />

ihrem „Glauben“ nur bestätigt.<br />

Ich denke, dass wir in der Antwort<br />

auf diese Anschläge tiefer<br />

gehen müssen. Wir brauchen<br />

eine kritische Hinterfragung der<br />

„Selbstgerechtigkeit“ unseres<br />

wirtschaftlichen Systems. Und<br />

wir müssen uns ernsthaft fragen,<br />

welche Kräfte unser Sein<br />

und Handeln wirklich bestimmen,<br />

nachdem die Religion im öffentlichen<br />

Leben und in unserer Erlebnisgesellschaft<br />

zu einem Privathobby<br />

degradiert wurde.<br />

In der Auseinandersetzung mit<br />

anderen Kulturen ist es zu wenig,<br />

unser Wohlstands-Erfolgsrezept<br />

zu verkaufen. Diese Katastrophe<br />

fordert meines Erachtens zu einer<br />

Rückbesinnung auf die positiven<br />

Kräfte von Religion geradezu<br />

heraus. Gewaltminderung,<br />

Gewaltverzicht, Solidarität, soziale<br />

Gerechtigkeit, Menschenrechte,<br />

Achtung vor dem Leben<br />

– diese Grundwerte unserer Zivilisation<br />

bauen letztlich auf dem<br />

Glauben an einen liebenden Gott<br />

auf. Wenn es stimmt, dass diese<br />

Terroranschläge sich gegen<br />

die westliche Zivilisation richten,<br />

dann kann die eigentliche Antwort<br />

nur darin liegen, diese Zivilisation<br />

als eine „Kultur der Liebe“<br />

zu vertiefen und sie als Antithese<br />

zu Hass und Gewalt auch erfahrbar<br />

zu machen.<br />

Aus: Religion begleitet. Religion<br />

AHS 8. S. 121.<br />

Nazareth – Hilf uns helfen!<br />

Die Katholische Jugend feiert den<br />

70. Geburtstag mit einer besonderen<br />

Tafel Schokolade! Mit der<br />

großen Sozialaktion „Nazareth“<br />

sollen das Caritas-Babyhospital<br />

in Betlehem und die Syrien-Nothilfe<br />

der Franziskaner im Heiligen<br />

Land unterstützt werden.<br />

Zusammen mit dem Obdacher<br />

Chocolatier Josef Kern hat<br />

die Jugendstelle eine steirische<br />

„Nazareth“-Schokolade kreiert.<br />

Der Reinerlös jeder Tafel fließt in<br />

das Projekt! Die Schoko gibt es<br />

im Junge-Kirche-Büro oder unter<br />

jungekirche@graz-seckau.at zu<br />

einer Mindestspende von € 3,-<br />

pro Tafel.<br />

(Aus Kirche konkret. <strong>September</strong><br />

<strong>2016</strong>)<br />

BEGEGNUNG<br />

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