Cruiser im Oktober 2016
Queere Sprache oder vom Versuch, politisch korrekt zu sein. Neu kochen wir im Cruiser! Uhuuuhnd: Gelebte Toleranz in Zug.
Queere Sprache oder vom Versuch, politisch korrekt zu sein. Neu kochen wir im Cruiser! Uhuuuhnd: Gelebte Toleranz in Zug.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
cruiser<br />
DAS<br />
oktober <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />
GRÖSSTE<br />
SCHWEIZER<br />
GAY-MAGAZIN<br />
XXX<br />
XXX<br />
1<br />
LGBTTIQ – und<br />
wer bist du?<br />
Queere Sprache<br />
und ihre Tücken.<br />
Gelebte Diversität<br />
«Ship Of Tolerance» in Zug<br />
PinkPanorama<br />
Alles über das Filmfestival<br />
Neu!<br />
<strong>Cruiser</strong> kocht
STOP<br />
SYPHILIS<br />
IM OKTOBER ZUM GRATISTEST<br />
SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />
Für Männer, die Sex mit Männern haben<br />
Vom 1. bis 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
bei teilnehmenden Teststellen<br />
www.drgay.ch<br />
Mit freundlicher Unterstützung
3<br />
Editorial<br />
Liebe Leser<br />
Auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion treffen täglich unzählige Mails ein – viele der Absender versuchen, diese<br />
Mails gender- und zielgruppenmässig so korrekt wie möglich zu formulieren. War früher einfach von<br />
«Gay-Community» die Rede, trifft man heute <strong>im</strong>mer mehr auf LGBT oder LGBT*. Es existieren aber noch<br />
zahlreiche andere Schreibformen: manchmal bemüht, manchmal komisch … und fast <strong>im</strong>mer stören<br />
diese Formulierungen – diese künstlichen Konstrukte – den Lesefluss. Darum haben wir uns auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion für diese<br />
Ausgabe bemüht, die finale korrekte sprachliche Formulierung zu finden und präsentieren unsere Überlegungen hierzu in der<br />
Titelgeschichte. Nun. Wie gesagt, wir haben uns bemüht. Dabei ist es dann auch geblieben, wie dieses Editorial ja bereits schon<br />
zeigt. Viel Spass also mit dem neuen, lese(r)freundlichen <strong>Cruiser</strong>.<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
inhalt<br />
4 Thema QUEERE SPRACHE<br />
8 Kultur SHIP OF TOLERANCE<br />
11 News National & International<br />
12 Kolumne Bötschi klatscht<br />
13 news UPDATE<br />
14 KULTUR Buchtipp<br />
16 Kolumne Thommen meint<br />
17 KULTUR PINK PANORAMA<br />
19 Kolumne MIRKO!<br />
20 FINGERFERTIG CRUISER KOCHT!<br />
22 News National & International<br />
24 Serie Sexualität in<br />
Geschichte & Literatur<br />
27 Ratgeber Dr. Gay<br />
28 Kolumne MICHI RÜEGG<br />
29 VORSCHAU 30 JAHRE CRUISER<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />
Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen,<br />
Nihat Yasartürk.<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 4. November<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
4 Thema<br />
LGBTTIQ – und wer bist du?<br />
Das Kreuz mit<br />
dem Sternchen*<br />
Mittlerweile existiert für die LGBT* Szene ein umfangreiches Glossar, das<br />
jedwede sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu berücksichtigen<br />
sucht. Ein Dschungel aus Kürzeln und Anglizismen, durch die nicht mal die<br />
Szene selbst durchblickt.<br />
von Anne Andresen<br />
N<br />
a, hast du den Titel dieses Artikels<br />
gelesen und prompt nach der Fussnote<br />
gesucht? Keine gefunden? Es<br />
gibt auch keine. Es ist nämlich so, dass die<br />
Fussnote nirgendwo in diesem Heft zu finden<br />
sein wird, sondern idealerweise bereits<br />
in deinem eigenen Kopf beantwortet sein<br />
sollte. Nicht? Dann darfst du gerne weiterlesen.<br />
Dieses Sternchen hier verweist lediglich<br />
auf alle eventuellen Satzzeichen, die ich auch<br />
hätte verwenden können, zum Beispiel einen<br />
Unterstrich. Es markiert gewissermassen die<br />
Leerstelle, in der noch etwas anderes Platz<br />
hat. Verstehst du nicht? Ich werde mich bemühen.<br />
Schön bis zum Ende durchhalten.<br />
Warum das mit der ganzen genderkorrekten<br />
Sprache so nervig, aber trotzdem wichtig ist,<br />
versucht eine idealistische Autorin hier zu ergründen.<br />
Dabei hat sie herausgefunden, dass<br />
sie selbst auch einen Platz in diesem<br />
LGBT*-Glossar hat. Was man nicht alles lernt.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
Thema<br />
LGBTTIQ – und wer bist du?<br />
5<br />
Verstörende Satzzeichen<br />
Schon seit der Schulzeit haben Satzzeichen<br />
etwas Verstörendes. Ich persönlich kenne<br />
niemanden, der sich gerne mit Grammatik<br />
und Kommasetzung auseinandergesetzt<br />
hat. Aus Erfahrung weiss ich ausserdem,<br />
wie man als Absender darunter leiden<br />
kann, wenn in Email-Adressen ein Unterstrich<br />
auftaucht. Weil es nie nur einen<br />
max_mustermann@sonstwo.ch gibt, sondern<br />
ebenso einen max-mustermann@sonstwo.ch<br />
oder einen max.mustermann@sonstwo.ch.<br />
So dass man am Ende nicht mehr weiss, welche<br />
die richtige Adresse war und das Email<br />
bei irgendwem Fremden dann <strong>im</strong> Mülle<strong>im</strong>er<br />
landet. Und das wollen wir doch alle nicht:<br />
Dass unsere Botschaft <strong>im</strong> Müll landet.<br />
Max Mustermann wollte freilich aufgrund<br />
der Lesbarkeit seinen Vor- vom Nachnamen<br />
trennen. An die Lücke, die dieser<br />
Unterstrich ebenso ausdrückt, hat er nicht<br />
gedacht. Das kam später, hat mit den Mailadressen<br />
nichts mehr zu tun und darauf will<br />
ich eigentlich hinaus. Die Sache mit Max<br />
«Wir wollen doch nicht,<br />
dass unsere Botschaft<br />
<strong>im</strong> Müll landet.»<br />
deshalb hier nur am Rande, doch zeigt das<br />
Beispiel, wie oftmals Sprache mehr Verwirrung<br />
schafft, wo man sich Klarheit gewünscht<br />
hat. Nach vielen Protesten in Bezug<br />
auf die sprachliche Diskr<strong>im</strong>inierung von<br />
Frauen, nach vielen genervten St<strong>im</strong>men<br />
von (leider männlichen und weiblichen)<br />
Schreibenden, die die «Binnen-Is» und Unterstriche<br />
als störende Steine in ihrem rauschenden<br />
Redefluss betrachteten, hat man<br />
sich in diesem Fall nun tatsächlich darauf<br />
geeinigt, was als genderkorrekte Schreibweise<br />
gilt und was nicht. Nachdem also hunderte<br />
Journalist_innen, Lehrer_innen und<br />
Politiker_innen in aberhunderte Fettnäpfchen<br />
getreten sind, markiert mir hier gerade<br />
meine Word 2011-Version diese Worte zwar<br />
<strong>im</strong>mer noch als falsch, aber es herrscht trügerischer<br />
Friede in der Debatte. An die Seite<br />
dieses Unterstrichs ist <strong>im</strong> ruhigen Gewässer<br />
nach dem Sturm still und leise das Sternchen<br />
gerückt, liebe Leser*innen, das friedlich<br />
mit dem Unterstrich koexistiert. Beide ➔<br />
ANZEIGE<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
6<br />
xxx Thema<br />
LGBTTIQ xxx – und wer bist du?<br />
Sprache beeinflusst unser Denken und, ohne dass wir es merken, provoziert sie Bilder <strong>im</strong> Kopf.<br />
Schreibweisen sind <strong>im</strong> Übrigen Konsens, sie<br />
inkludieren beide – das ist zumindest die<br />
Idee – auch alle Menschen, die sich geschlechtermässig<br />
auf der Skala zwischen<br />
Mann und Frau bewegen. Das ist also das<br />
Sternchen, von dem wir hier sprechen. Es<br />
steht zwischen den Polen Mann und Frau für<br />
Trans- und Intersexuelle. Abgesehen davon,<br />
dass man inzwischen nicht so genau weiss,<br />
was genau die beiden Pole Mann und Frau<br />
eigentlich ausmacht.<br />
«Das Queer-Alphabet<br />
umfasst mittlerweile<br />
unzählige Buchstaben.»<br />
Und da haben wir es nicht mit zwei verschiedenen,<br />
sondern mit zig Sexualitäten,<br />
Geschlechter- und Lebensentwürfen zu tun.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Das also ist das Kreuz mit dem Sternchen:<br />
Das beständige Scheitern am Versuch, gegen<br />
die sprachliche Diskr<strong>im</strong>inierung von Menschen<br />
vorzugehen.<br />
Queeres Alphabet<br />
Für alle dazwischen gibt es ein hübsches Alphabet,<br />
das Queer-Alphabet, das fast ebenso<br />
viele Buchstaben umfasst wie dasjenige von<br />
A–Z, ein Glossar zur Bedeutung der verschiedenen<br />
Abkürzungen findet sich z.B. auf der<br />
Seite des rainbowproject.eu. Und vor fast jeder<br />
Glossar-Liste, der man <strong>im</strong> Netz begegnet,<br />
findet sich ein Artikel, der darüber aufklärt,<br />
dass diese Liste ein work-in-progress, also ein<br />
Arbeitsstand ist, der ständig erweitert wird.<br />
Weil sich also niemand sicher sein kann, ob<br />
sich nun auch wirklich alle darin wiederfinden,<br />
existiert also das Sternchen* in der inzwischen<br />
weitläufig von den Medien übernommenen<br />
Bezeichnung Lesbian Gay Bisexual<br />
Transsexual* weiterhin. Nur für den Fall.<br />
Im Bemühen, jeden einzuschliessen,<br />
niemandem auf die Füsse zu treten, n<strong>im</strong>mt<br />
die Definitionswut teilweise grotesk anmutende<br />
Formen an. Das Resultat ist, dass<br />
wirklich genderkorrekte Sprache nur noch<br />
innerhalb eines Fachdiskurses verstanden<br />
werden kann und sich aus diesem nicht<br />
mehr herausbewegt. Und dabei ist dieser<br />
Diskurs so wichtig, gerade in der Öffentlichkeit<br />
ausserhalb der Szene. Denn hier gibt es<br />
<strong>im</strong>mer noch Nachholbedarf, was die Gleichberechtigung<br />
verschiedener Geschlechter,<br />
Lebensformen und Sexualitäten betrifft.<br />
Sprache beeinflusst unser Denken und,<br />
ohne dass wir es merken, provoziert sie Bilder<br />
<strong>im</strong> Kopf. Oder woran denkst du, wenn<br />
du zur Sitzung der Abteilungsleiter eingeladen<br />
wirst? (Dieser und weitere Hinweise<br />
unter www.geschicktgendern.de) Vermutlich<br />
an einen Konferenztisch voller Männer.<br />
Dass auch Frauen mit am Tisch sitzen könnten,<br />
blendet unsere visuelle Vorstellung aus.<br />
Wo Sprache hingegen Verwirrung schafft,<br />
wo sie irritiert, weil eben gewohnte Formulierungen<br />
abgeändert, der Lesefluss durchbrochen<br />
wird, da kann sie festgefahrene
Thema<br />
LGBTTIQ – und wer bist du?<br />
7<br />
Denkmuster aufbrechen und Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
sichtbar machen. Insofern macht es<br />
Sinn, <strong>im</strong>mer wieder darauf zu beharren,<br />
dass sich korrekt ausgedrückt wird.<br />
Sprache soll nicht ausgrenzen<br />
Genderkorrekte Sprache, gerade weil kompliziert<br />
und ungewohnt, weist auf bestehende<br />
Missstände in der Gesellschaft hin und<br />
macht Menschen in der Öffentlichkeit sichtbar,<br />
die noch <strong>im</strong>mer gesellschaftlich ausgegrenzt<br />
werden. Leider ist es so, dass es be<strong>im</strong><br />
Lesen und Schreiben unbequem ist. Und wo<br />
es unbequem wird, wird gemeckert oder sich<br />
sogar verweigert.<br />
Auch LGBT* birgt weitere Problematiken.<br />
Erstens die, dass die Abkürzung beliebig<br />
erweiterbar ist: LGBTQueerIntersexAllies*<br />
ist nur eine der kürzeren Versionen. Ich mache<br />
hier deshalb zur Sicherheit nochmal ein<br />
Sternchen dran. (Wer an einer äusserst erheiternden<br />
Auseinandersetzung mit einer dieser<br />
Langversionen Spass hat, dem sei der Artikel<br />
«The Queer Acronym Alphabet» auf www.<br />
pride.com empfohlen). Zweitens die Problematik,<br />
dass das T für Transmenschen steht.<br />
Diese werden damit einer Szene zugeordnet,<br />
die sich über sexuelle Präferenzen definiert,<br />
während die Geschlechtsidentität erst einmal<br />
nichts mit der Sexualität zu tun hat, und jemand,<br />
der Transmensch ist, vielleicht einfach<br />
seiner empfundenen Geschlechtsidentität<br />
entsprechend ziemlich heteronormativ leben<br />
möchte. Ein Grund, weswegen Verbände für<br />
Transmenschen sich gegen das Wort transsexuell<br />
aussprechen (transgender-network.ch).<br />
Transmenschen haben, sofern sie nicht auch<br />
noch schwul, lesbisch oder bi sind, nicht<br />
zwangsläufig etwas mit der LGB-Szene zu<br />
tun. Vielmehr erinnert dieser Eintopf an Zeiten,<br />
in denen man eben alles, was in Bezug auf<br />
«Geschlecht» irgendwie «nicht normal» war,<br />
mit der Existenz eines sogenannten dritten<br />
Geschlechts abgetan hat.<br />
«Transmenschen haben nicht<br />
zwangsläufig etwas mit der<br />
LGB-Szene zu tun.»<br />
Ein ganz anderes Problem tut sich also<br />
auf in der Definition, die sich bewusst von<br />
der Heteronormativität als «das Andere»<br />
abgrenzt. Immer wieder auf den Unterschied<br />
hinzuweisen, macht nicht heteronormativ<br />
lebende Menschen zwar als grössere<br />
Interessensgruppe sichtbar und rückt<br />
sie in den gesellschaftlichen Diskurs, zugleich<br />
definiert man sie damit aber <strong>im</strong>mer<br />
noch in Abhängigkeit von der Heteronormativität<br />
– als ihr Negativ. Das ist zwar irgendwie<br />
Punk und subversiv – den Dialog<br />
aber fördert es nicht unbedingt, markiert es<br />
doch permanent und extra das «wir sind<br />
anders». Richtig ist deswegen auch in dem<br />
Glossar des rainbowprojects definiert, dass<br />
binäre Oppositionen nie gleichwertig sind,<br />
dass <strong>im</strong>mer eines, das sich vom anderen als<br />
negativ abgrenzt, untergeordnet wird.<br />
Während man also kontinuierlich darum<br />
bemüht ist, die Binarität von Mann/Frau<br />
abzuschaffen, schafft man eine neue, stärkere,<br />
nämlich die von hetero und anders. So<br />
bestätigt die Definitionswut ungewollt auch<br />
<strong>im</strong>mer wieder den Heterosexismus.<br />
Ich frage mich inzwischen, wie viele<br />
von euch Lesern mir bis zu diesem Punkt gefolgt<br />
sind – und wen es selbst hier, wo man<br />
meinen sollte, der Diskurs ginge jeden etwas<br />
an, einfach nur nervt. Ich als Ally habe jedenfalls<br />
eine Menge dazugelernt, als ich die<br />
Glossare gewälzt habe.<br />
Cis-Sexuell zu sein, das ist zum Beispiel<br />
eine ganz tolle sprachliche Erfindung des Sexualforschers<br />
Volkmar Sigusch: Hier wurde<br />
nicht der Versuch unternommen, eine<br />
Randgruppe korrekt zu definieren, sondern<br />
<strong>im</strong> Gegenteil der Mainstream seiner Selbstverständlichkeit<br />
beraubt: Es bezeichnet diejenigen<br />
Menschen, deren biologisches Geschlecht<br />
mit dem empfundenen Geschlecht<br />
zusammenfällt, also Menschen mit Penis, die<br />
sich als Mann definieren, und Frauen mit Vagina,<br />
die sich als Frauen definieren. Normal<br />
also – würde man jetzt unbedarft kommentieren.<br />
Aber mit der Unbedarftheit ist es dann<br />
eben vorbei. Cis markiert, dass man es bitteschön<br />
nicht als normal hinnehmen soll. Soll<br />
sich doch mal der Mainstream neu definieren,<br />
das finde ich eigentlich eine gute Idee. Bis<br />
wir da angekommen sind, dass diese Diskussionen<br />
in das sprachliche Unterbewusstsein<br />
gesickert sind und alle Menschen sichtbar<br />
sein dürfen, ohne anders sein zu müssen,<br />
werden wir uns weiterhin um-, neu- und<br />
dazu-definieren. Habt Nachsicht mit allen,<br />
die sich bemühen, aber mit dem Wandel nicht<br />
schritthalten können, sonst sind alle nur genervt<br />
und die Nachricht landet bei Max*Mustermann<br />
<strong>im</strong> Spam. To be continued …<br />
ANZEIGE
8 Kultur<br />
Ship Of Tolerance<br />
Diversität in der<br />
Stadt Zug<br />
Die Kunstinstallation «Ship Of Tolerance» von Ilya und Emilia<br />
Kabakov ist seit einigen Wochen in der Stadt Zug zu sehen.<br />
Ein «Mitmachprojekt» <strong>im</strong> Zeichen der Toleranz.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
Kultur<br />
Ship Of Tolerance<br />
9<br />
Von Haymo Empl<br />
E<br />
s ist unübersehbar, in Zug ist etwas<br />
<strong>im</strong> Gange: die Flaggen der Stadt wurden<br />
durch bunte Segeltücher ersetzt,<br />
viele Gebäude sind mit quadratischen Malereien<br />
auf Stoff geschmückt und als Herzstück<br />
steht am Quai gut sichtbar ein Holzschiff.<br />
Hinter dem Mammutprojekt «Ship<br />
Of Tolerance» steckt unter anderem das<br />
Kunsthaus Zug; dieses will die Öffentlichkeit<br />
einladen, sich mit dem Thema Toleranz<br />
und Respekt zu beschäftigen. Damit leistet<br />
das Kunsthaus einen künstlerischen Beitrag<br />
zu einem aktuellen gesellschaftlichen Thema.<br />
Das «Teilhabe-Projekt» von Ilya und<br />
Emilia Kabakov soll also Toleranz durch gemeinsames<br />
Tun mit anderen erfahrbar machen.<br />
Nur: was ist ein «Teilhabe-Projekt»?<br />
Das «Ship Of Tolerance» ist gut fünf<br />
Meter breit und achtzehn Meter lang, die<br />
Konstruktionsarbeiten dafür fanden in den<br />
letzten Wochen in der Öffentlichkeit statt.<br />
Man konnte also, wenn man denn wollte,<br />
am Fortschritt des Baus visuell teilhaben.<br />
Man konnte aber auch mitmachen, so wie<br />
es die gut 120 Klassen öffentlicher und<br />
«Toleranz mit Farbe und<br />
Stoff visualisieren.»<br />
privater Schulen sowie andere Institutionen<br />
aus dem Kanton Zug <strong>im</strong> August gemacht<br />
haben. «Toleranz» wurde mit Stoff und Farbe<br />
visualisiert. Herausgekommen sind einzigartige,<br />
individuelle und eindrückliche<br />
Bild-Botschaften.<br />
Grosse Resonanz<br />
Sandra Winiger, Co-Kuratorin und Leiterin<br />
der Kunstvermittlung Zug: «Wir hätten<br />
niemals gedacht, dass dieses Projekt auf<br />
derartige Resonanz stösst – entsprechend<br />
fordernd war die Koordination. Jetzt, wo<br />
das Projekt steht, sind wir stolz auf das Geleistete<br />
und finden, die Anstrengung hat<br />
sich gelohnt.»<br />
Das «Ship Of Tolerance»–Projekt<br />
wurde unter anderem bereits in Havanna,<br />
Venedig, New York und Miami durchgeführt<br />
– <strong>im</strong>mer mit dem Ziel, dass sich die<br />
Öffentlichkeit aktiv mit dem Thema Toleranz<br />
auseinandersetzt. Im Grossraum Zug<br />
wohnen Menschen aus über 140 Nationen,<br />
man lebt friedlich zusammen, ergo müssen<br />
sich die verschiedene Kulturen und Lebensentwürfe<br />
gegenseitig genügend Raum lassen.<br />
Das funktioniert bekanntlich in Zug sehr ➔<br />
ANZEIGE<br />
Fesche Bua‘n, Weisswurst und a Mass,<br />
machen <strong>im</strong> Tip Top an sauglatten Spass.<br />
OKTOBERFEST IM TIP TOP:<br />
ERÖFFNUNG: DIENSTAG 18.10.16 / BIS SAMSTAG 22.10.16<br />
PINK MONDAY: 24.10.16 AB 21:30H GEÖFFNET.<br />
P E T R A<br />
’ S<br />
tip<br />
top<br />
bar<br />
DIENSTAGS BIS SAMSTAGS AB 18.30 UHR | SEILERGRABEN 13 8001 ZÜRICH WWW.TIP-TOP-BAR.CH CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
10<br />
Kultur<br />
Ship Of Tolerance<br />
Die Künstlerin Emilia Kabakov vor dem «Ship of Tolerance» in Zug.<br />
Die Segelmalereien der Jugendlichen <strong>im</strong> öffentlichen Raum: Thematisiert<br />
werden auch «Regenbogenfamilien».<br />
Das Schiff en Miniature <strong>im</strong> Kunsthaus Zug.<br />
gut, dennoch ist es eindrücklich, was die<br />
meist jugendlichen Kreateure der Bilder<br />
beschäftigt: Auf einem Bild sieht man beispielsweise<br />
eine Europäerin <strong>im</strong> Bikini, daneben<br />
eine Musl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Tschador. Darüber in<br />
grellem Rot ein Fragezeichen. Genauso wird<br />
auf den Bildern aber auch beispielsweise der<br />
Krieg in Syrien thematisiert. Unter anderem<br />
sind es genau diese Diskussionen, die die<br />
Kabakovs mit dem «Ship Of Tolerance» anregen<br />
möchten: Ilya und Emilia möchten<br />
Menschen verschiedener Kontinente, Kulturen<br />
und Identitäten verbinden, indem sie<br />
diese aktiv in das Projekt einbeziehen.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
LGBT auch bei Jugendlichen<br />
Was erstaunlich ist: Die meist jugendlichen<br />
Teilnehmer konnten den Begriff «Toleranz»<br />
für sich selbst definieren. Es gab weder Vorgaben<br />
noch Restriktionen diesbezüglich – umso<br />
erstaunlicher ist es, dass das Thema gleichgeschlechtliche<br />
Liebe <strong>im</strong> weitesten Sinne <strong>im</strong>mer<br />
mal wieder aufgegriffen wurde. Jemand hat<br />
beispielsweise ein Bild gemalt mit zwei Vätern<br />
und zwei Müttern drauf. Vielleicht tut man<br />
den Jugendlichen schlicht unrecht, wenn man<br />
diese pauschal als «homophob» bezeichnet?<br />
Schliesslich erfährt man besonders <strong>im</strong> gemeinsamen<br />
Tun den Respekt gegenüber<br />
fremden Kulturen, anderen Lebensentwürfen<br />
und queeren Ideen. Auf die Frage, ob das<br />
Schiff nicht doch letztendlich das «Baby» des<br />
Künstlerehepaars sei, antwortet Emilia Kabakov<br />
best<strong>im</strong>mt: «Nein, das ist es nicht. Es ist<br />
das Kunstwerk von allen, die daran teilgenommen<br />
haben.»<br />
«Ein Kunstwerk von allen, die<br />
daran teilgenommen haben.»<br />
Zug wird zur Ausstellungsfläche<br />
Mit dem «Ship Of Tolerance» wird die Stadt<br />
Zug zur Ausstellungsfläche, die Segelbilder<br />
regen zum Staunen und Nachdenken an. Damit<br />
dies möglichst flächendeckend erfolgen<br />
kann, braucht es auch das Mitwirken der Behörden.<br />
Kunsthaus-Kurator Matthias Haldemann:<br />
«Es war eine Freude, wie die Stadt Zug<br />
sich für dieses Projekt engagierte, sogar die<br />
offizielle Beflaggung der Stadt zeigt temporär<br />
Segeltuch-Malereien. Das gibt es sehr selten.»<br />
Ilya Kabakov sagte einst: «Ein Künstler<br />
sollte sich als Brücke der Kultur empfinden.<br />
Sich nicht nur für sein eigenes Leben<br />
und Handeln verantwortlich fühlen, sondern<br />
für die ganze Kultur.» Das ist ihm mit<br />
dem Projekt «Ship Of Tolerance» auf jeden<br />
Fall gelungen.<br />
Info<br />
Aktuell ist bis 13. <strong>Oktober</strong> mit dem «Ship of<br />
Tolerance» auch Zug Teil des internationalen<br />
Fortsetzungsprojekts – nach Venedig, Moskau,<br />
Sharjah, Siwa, St. Moritz, Havanna, Miami und<br />
New York. Gemeinsam mit dem Team der<br />
Kunstvermittlung und freiwilligen Helfern haben<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre Botschaften<br />
zu Toleranz und Respekt in gemalten<br />
Segelbildern manifestiert. Das «Kunsthaus<br />
Zug-Mobil» ist während der gesamten Ausstellungsdauer<br />
als Informations- und Diskussionsort<br />
am Alpenquai stationiert.<br />
Vom 22. bis 30. <strong>Oktober</strong> wird das «Ship of Tolerance»<br />
auch als Sonderschau an der Zuger Messe<br />
gezeigt. http://shipoftolerance.kunsthauszug.ch/
NEWS<br />
National & International<br />
11<br />
NEWS<br />
Gay-store.ch mit neuer Kollektion<br />
Jack is Back!<br />
Seit gut zwei Jahren existiert der Webshop<br />
gay-store.ch und war von Anfang an auf Erfolgskurs.<br />
Lars Petersohn, Inhaber des Stores:<br />
«Mittlerweile haben wir beinahe 2000<br />
Artikel auf Lager – welche wir direkt aus<br />
der Schweiz versenden.» Beliebte Labels wie<br />
«Pump» sind in beinahe allen Ausführungen<br />
und Grössen erhältlich, aber auch angesagte<br />
Marken finden den Weg in den Store:<br />
Neu hat der Shop beispielsweise das<br />
beliebte Label «Addicted» <strong>im</strong> Sort<strong>im</strong>ent.<br />
Die neue Kollektion des <strong>im</strong> Jahr 2009 in<br />
Barcelona gegründeten Labels überzeugt<br />
auch in der Herbstkollektion mit raffinierten<br />
Schnitten und bester Verarbeitung zu<br />
einem vernünftigen Preis. Aber nicht nur<br />
die Neuheiten von «Addicted» gibt’s zu entdecken,<br />
auch <strong>im</strong> Bereich Toys hat sich einiges<br />
getan. Da wären beispielsweise die<br />
Squirting Dildos von «King Cock». Was<br />
«Squirting» genau bedeutet kann man <strong>im</strong><br />
Wörterbuch nachschlagen oder – spannender<br />
– zusammen mit den neuen Kollektionen<br />
auf www.gay-store.ch entdecken.<br />
Fast zwei Jahre sind es mittlerweile bereits<br />
her, seit sich Jack das letzte Mal auf dem<br />
Dancefloor in Zürich hat blicken lassen, um<br />
so grösser ist natürlich die Freude, als er<br />
nun seine neuesten Pläne verriet. Pünktlich<br />
zum Beginn des <strong>Oktober</strong>s – also gerade<br />
be<strong>im</strong> Erscheinen dieser <strong>Cruiser</strong> Ausgabe –<br />
hat er sich wieder daran gemacht, das Zürcher<br />
Nachtleben zu erobern. Als Ort des<br />
Geschehens hat sich Jack das «Kaufleuten<br />
Backstage» ausgesucht, welches sich hoffentlich<br />
schon alleine aufgrund seiner verschiedenen<br />
Ebenen zum heissbegehrten<br />
«Place2Be» entwickeln wird.<br />
Welcome Back, Jack: Eine heisse Partysaison<br />
steht uns bevor.<br />
Übrigens: Die nächste Jack Party startet<br />
am 10. Dezember.<br />
www.jackcompany.com<br />
ANZEIGE<br />
<strong>Oktober</strong>fest<br />
IN DER MÄNNERZONE<br />
FR 21. OKTOBER<br />
SA 22. OKTOBER<br />
FR 28. OKTOBER<br />
SA 29. OKTOBER<br />
AB 21 UHR<br />
EINTRITT FREI<br />
MIT DEM SINGENDEN<br />
DIRNDL ROMY TRAVIS<br />
MAENNERZONE.COM<br />
BIER VOM FASS,<br />
WEISSWURST & BREZEL!<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
12<br />
KOLUMNE<br />
Bötschi klatscht<br />
Als mir George Michael auf<br />
die Füsse stand<br />
Mike Oldfield wollte mich mit einem Blick töten.<br />
George Michael stand mir auf die Füsse. Und<br />
Fidel Castro? Den traf ich zwe<strong>im</strong>al in Havanna.<br />
Genau, heute mache ich Namedropping.<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
S<br />
eit vier Tagen versuche ich, diese Kolumne<br />
hinzukriegen. Bis jetzt vergeblich.<br />
Morgen fliege ich in die Ferien<br />
(nach Spanien). Und gestern mailte auch<br />
noch Haymo Empl, der «<strong>Cruiser</strong>»-Chefredaktor,<br />
und fragte, wann er meinen Text erwarten<br />
könne.<br />
Gopferdorri, bisher konnte ich das<br />
<strong>im</strong>mer verhindern. Diesmal aber scheint<br />
es meine allerletzte Chance zu sein. In Folge<br />
anhaltender Ideenlosigkeit bleibt mir<br />
nichts anderes übrig: Namedropping!<br />
Namen von Promis <strong>im</strong> Dutzend abrufen –<br />
leichte Kost also.<br />
Momoll, ich könnte von Melanie<br />
Winiger erzählen und wie sie mich während<br />
des Zürcher Film Festivals aus ihrem<br />
Glas Prosecco trinken liess (und Stress, ihr<br />
damaliger Mann, grantig guckte). Oder davon,<br />
wie ich mit dem US-amerikanischen<br />
Schauspieler George Hamilton <strong>im</strong> VW<br />
Beatle durch Köln rollte.<br />
Oder von Philipp Tingler. Genau, dieser<br />
schreibende Muskelbulle. Er schnaubte<br />
<strong>im</strong> Fitnesscenter vor mir auf dem Stepper.<br />
Ich werde nie vergessen, wie er dabei seinen<br />
Mund weit geöffnet hielt – die Zufuhr von<br />
Frischluft war auf jeden Fall garantiert.<br />
Während Tingler schwitzte, seckelte<br />
ich hinter ihm auf dem Laufband. Es war<br />
also unvermeidbar, dass ich irgendwann<br />
auch seine Rückseite ansehen musste. Ich erschrak:<br />
Dort, wo sich bei normal gebauten<br />
Menschen der Hals befindet, bewegten sich<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
bei Tingler quer übereinanderliegende,<br />
schwitzende Würste (in der Grösse von drei<br />
St. Galler Bratwürsten).<br />
Nur: Den Tingler meine ich nicht. Und<br />
den Hamilton und die Winiger auch nicht.<br />
Wenn schon Namedropping, dann richtig<br />
deftig-heftig - mit very international and <strong>im</strong>portant<br />
people. Triple-AAA-Promis bitte!<br />
«Könnten Blicke töten, wäre<br />
ich mit 19 ermordet worden.»<br />
Könnten Blicke töten, wäre ich mit 19<br />
ermordet worden. Der englische Multiinstrumentalist<br />
Mike Oldfield flog <strong>im</strong> gleichen<br />
Flugzeug nach London. Ohne viel Aufsehen<br />
erregen zu wollen, schlich ich am Gate zu<br />
ihm hin und fragte, ob er mir eine Unterschrift<br />
geben könne, eine Freundin sei ein<br />
riesengrosser Fan seiner Musik. Resultat:<br />
siehe oben.<br />
Jahre später war ich zu einem Galadiner<br />
<strong>im</strong> Openair-Klub Tropicana in Havanna<br />
geladen. Fidel Castro hielt eine Rede. Ich<br />
sass ganz vorne bei der Bühne, keine zwei<br />
Meter vom Máx<strong>im</strong>o líder entfernt. Zum<br />
Glück hatte ich meine Kamera dabei. Ich<br />
knipste und knipste. Als Fidel von der Bühne<br />
ging, realisierte ich, dass ich ein grosser<br />
Dummkopf bin: Ich hatte vergessen einen<br />
Film einzulegen. Immerhin: Drei Jahre später<br />
traf ich Fidel ein zweites Mal in Havanna<br />
(mit Film).<br />
In Sydney lief mir in einem kleinen,<br />
verschrobenen Club morgens um fünf Uhr<br />
George Michael über den Weg. Er kam mit<br />
zwei Freunden gerade aus der Damentoilette.<br />
Nein, ich habe ihn nicht nach einem<br />
Autogramm gefragt. Ich habe gar nichts<br />
gesagt und auch nicht gestarrt (wie alle anderen<br />
<strong>im</strong> Club). Vielleicht hat er mich deshalb<br />
danach angemacht. Oder wieso stand<br />
er mir sonst während des Tanzens ständig<br />
auf die Füsse?<br />
Meine allererste Autogrammkarte<br />
bekam ich von einem Schweizer Triple-<br />
AAA-Promi. Nein, nicht von Roger Federer.<br />
Der war damals noch gar nicht auf der Welt.<br />
Ich rede von Heidi Abel. Sie war der Star des<br />
Schweizer Fernsehen in den 1970er und<br />
1980er Jahren. Es sind jetzt genau 30 Jahren<br />
her, dass die charismatische Fernsehfrau gestorben<br />
ist (wie schnell die Zeit vergeht).<br />
Abel gab in der Waro <strong>im</strong> St. Gallischen<br />
Wil eine Autogrammstunde, erzählten mir<br />
meine Eltern später. Wirklich daran erinnern<br />
kann ich mich nicht. Ich war drei. Aber<br />
in meinem Kinderz<strong>im</strong>mer hing jahrelang<br />
eine weisse Karte über dem Bett. Mit grüner<br />
Farbe war darauf notiert: «Für Bruno, in Liebe<br />
Heidi Abel.»<br />
In diesem Sinne wünsche ich einen liebevollen<br />
Herbst.<br />
www.brunoboetschi.ch
NEWS<br />
Update<br />
13<br />
NEWS<br />
EDU-Initiative: Keine «Ehe für alle» <strong>im</strong> Kanton Zürich?<br />
Eine Ehe von gleichgeschlechtlichen PartnerInnen<br />
ist vielen Konservativen <strong>im</strong>mer<br />
noch eine Horrorvorstellung. Die EDU will<br />
deswegen <strong>im</strong> Kanton Zürich diese Form der<br />
Ehe verbieten.<br />
Erst Anfang dieses Jahres scheiterte<br />
die CVP be<strong>im</strong> Versuch, mit ihrer Initiative<br />
«Für Ehe und Familie» die Ehe als Verbindung<br />
von Mann und Frau in der Bundesverfassung<br />
festzuschreiben, knapp. Jetzt<br />
versucht die EDU <strong>im</strong> Kanton Zürich das<br />
Gleiche noch einmal: Mit ihrer Initiative<br />
«Schutz der Ehe» zielt auch sie darauf ab,<br />
die Ehe als exklusives Recht von Hetero-<br />
Paaren zu definieren – diesmal in der<br />
Zürcher Kantonsverfassung. Und wieder<br />
geht es <strong>im</strong> Kern darum, queere Menschen<br />
zu diskr<strong>im</strong>inieren.<br />
Das Problem ist, dass gleichgeschlechtliche<br />
Paare in der Schweiz <strong>im</strong>mer noch nicht<br />
heiraten dürfen. Die eingetragene Partnerschaft<br />
weist gegenüber der Ehe diverse<br />
Schlechterstellungen auf, beispielsweise das<br />
Adoptionsverbot. Konservative werden <strong>im</strong>mer<br />
wieder versuchen, solche Ungleichheiten<br />
beizubehalten. Doch zunächst geht es darum,<br />
die EDU-Initiative zu Fall zu bringen. Dazu<br />
wurde das Komitee «Gemeinsam weiter Zürich»<br />
gegründet. Dem von den «Homosexuel-<br />
len Arbeitsgruppen Zürich» (HAZ) initiierten<br />
Komitee gehören LGBT-Organisationen<br />
sowie Parteien von links bis rechts an. Mit<br />
ihrer Arbeit baut das Komitee auf dem Erfolg<br />
der Kampagne «Gemeinsam weiter» vom<br />
Anfang des Jahres auf. Den Angriff der CVP<br />
konnte diese abwehren. Und auch diesmal<br />
stehen die Chancen gut: Gerade die fortschrittlichen<br />
ZürcherInnen haben die<br />
CVP-Initiative deutlich zurückgewiesen.<br />
Entscheidend ist nun, dass am 27. November<br />
wieder genügend von ihnen zur Abst<strong>im</strong>mung<br />
gehen. (Marco Fritschi)<br />
https://gemeinsamweiter-zh.ch<br />
ANZEIGE<br />
Body ESthEtic GMBh – KoMpEtEnzzEntruM Für äSthEtiSchE BEhandlunGEn<br />
Faltenbehandlung mit natürlicher hyaluronsäure<br />
penisverdickung 400.–<br />
nasolabialfalte / lippen 400.–<br />
Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin pro zone ab 180.– bis 200.–<br />
Kombi angebot für 3 zonen 540.–<br />
Kombi angebot 3 zonen Botulinumtoxin und 1 Filler 740.–<br />
Fadenlifting ab 790.– aqualyx – die Fettwegspritze ab 400.–<br />
cavitation (Fettabbau) ab 199.–<br />
dauerhafte haarentfernung mit Shr technologie ab 69.–<br />
hautverjüngung mit neuester lasertechnologie ab 200.–<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag – Freitag<br />
7.30 – 20.00 Uhr<br />
Samstag<br />
8.30 – 18.00 Uhr<br />
alle Behandlungen<br />
unter ärztlicher leitung<br />
Seefeldstrasse 75<br />
8008 Zürich<br />
Telefon 044 381 20 20<br />
www.bodyesthetic.ch
14<br />
Kultur<br />
Buchtipp<br />
Vom allseitigen Verrat<br />
(an) der Liebe<br />
In unserer Rubrik «Buchtipp» stellen wir ausgewählte Bücher vor und sagen,<br />
ob diese lesenwert sind. Oder eben nicht.<br />
Von Birgit Kawohl<br />
F<br />
rancine Prose sagt, dass ihr die Idee<br />
zu ihrem neuen Roman gekommen<br />
sei, als sie das Foto «Lesbisches Paar<br />
<strong>im</strong> Le Monocle, 1932» des französischen Fotographen<br />
Brassai gesehen habe. Wer war<br />
die Frau, die dort <strong>im</strong> Herrenanzug, gross<br />
und kräftig anzuschauen, mit ihrer zarten<br />
Freundin sass? Bei Recherchen stiess sie auf<br />
die interessante Biographie der Französin<br />
Violette Morris (1893 – 1944), Sportlerin,<br />
Rennfahrerin, Lesbe, Landesverräterin. Auf<br />
diesem Hintergrund schafft Prose ein Sittenund<br />
Gesellschaftsgemälde Paris’ der ausge-<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
henden 20er Jahre bis in die Zeit des Zweiten<br />
Weltkriegs. Hierzu baut sie eine gewagte<br />
Struktur aus eigentlich mehreren literarischen<br />
Werken auf, die jeweils durch die Figuren<br />
und Handlungsorte miteinander verwoben<br />
sind.<br />
Spannender Perspektivenwechsel<br />
Durch die Perspektivwechsel eröffnet sich<br />
die grosse Chance, den Leser Handlungen<br />
und Ereignisse multiperspektivisch erleben<br />
zu lassen. Das, was zum Beispiel in der<br />
US-Fernsehserie «The Affair» sensationell<br />
gelingt, wirkt hier nicht überzeugend, da<br />
zwar jede Figur etwas zum Geschehen<br />
beiträgt, daraus aber keine wirklichen<br />
Reibungspunkte entstehen. Letztendlich<br />
sind es auch zu viele Fäden, die der Leser<br />
über 500 Seiten in den Händen halten muss.<br />
Buchrezension<br />
In unserer Rubrik «Buchtipp» stellen wir<br />
ausgewählte Bücher vor und sagen, ob diese<br />
lesenwert sind. Oder eben nicht.
Andererseits kann man <strong>im</strong>mer wieder<br />
in die Künstler- und (fast) Unterwelt<br />
eintauchen und das Lebensgefühl erleben,<br />
dass in der überraschend freizügigen Zeit<br />
zwischen den Weltkriegen in Städten wie<br />
Berlin oder eben Paris herrschte. Neben<br />
dem allgegenwärtigen Problem des Überlebens<br />
in Zeiten von Inflation und drohendem<br />
Krieg, ist die Liebe oder das, was die<br />
Figuren dafür halten bzw. daraus machen,<br />
das zentrale Thema des Romans. Sexuelle<br />
Orientierung wird in vielen Fällen sehr variabel<br />
gehandhabt. Lou (Violette Morris)<br />
lernt hier, dass sie, die <strong>im</strong>mer mit ihrem<br />
männlichen Körper und Verhalten aufgefallen<br />
ist, nichts Aussergewöhnliches ist.<br />
Andererseits sieht man aber auch, dass sexuelle<br />
Orientierung verleugnet wird,<br />
wenn’s z.B. finanzielle Vorteile bringt.<br />
Richtig glücklich wirkt daher langfristig<br />
keine der Figuren, da trotz der scheinbaren<br />
Freiheiten <strong>im</strong>mer wieder Kompromisse<br />
eingegangen werden (müssen). Und da<br />
fühlt sich der Leser ganz schnell in die Gegenwart<br />
katapultiert.<br />
XXX 15<br />
Nacht<br />
XXX<br />
SauNa<br />
<strong>im</strong> maNN-o-maNN<br />
NEu:<br />
Jeden Samstag<br />
bis Sonntagmorgen<br />
um 6 uhr<br />
geöffnet!<br />
Nacht<br />
SauNa<br />
SpEcial<br />
bis Ende Februar<br />
2017 bezahlst Du für<br />
den Nacht-Sauna-<br />
Eintritt ab 23 Uhr<br />
nur CHF 25.–!<br />
Buchtipp<br />
Francine Prose<br />
Die Liebenden <strong>im</strong> Chamäleon Club.<br />
C. Bertelsmann <strong>2016</strong>.<br />
Preis CHF 30,90<br />
ISBN 9783570102299<br />
ANZEIGE<br />
Mann-o-Mann Sauna<br />
St. Jakob Strasse 91<br />
CH-9000 St. Gallen<br />
+41 (0)71 244 54 64<br />
info@mann-o-mann.ch<br />
www.mann-o-mann.ch<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
16<br />
KOLUMNE<br />
Thommen meint<br />
«Wir sind doch<br />
alle Menschen?»<br />
Ich weiss nicht, wem der Gedanke gekommen ist, die Schwulenemanzipation<br />
«mit Buchstaben zu behängen». Ein Analyseversuch.<br />
VON PETER THOMMEN<br />
W<br />
arum fehlen daran eigentlich die<br />
Buchstaben der Heteros und Heteras?<br />
Das kann mir auch keineR<br />
erklären. Denn sie gehören ja auch dazu!<br />
Es ist mir unerklärlich, eine Ansammlung<br />
von Buchstaben und Sternchen zu kreieren,<br />
die sich alle ausserhalb der «Normalen»<br />
ansammeln! Vor allem <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die «gebetsmühlenartig» verbreitete<br />
Hetero/a-Freundlichkeit.<br />
Verschiedene Widersprüche tun sich<br />
auf zwischen Geschlechtern und Gendern.<br />
Politisch soll das einfach übertüncht werden?<br />
Ganz zu schweigen von den Problemen,<br />
die Schwule nur schon mal mit sich selbst<br />
haben. Die soziale Gleichwertigkeit fängt bei<br />
Mann und Frau an. Wir sollen nicht alle<br />
«gleich» werden, sondern Verschiedene –<br />
gleichwertig. Das ist eine gedanklichkulturelle<br />
Leistung. Ob die dann alle in die<br />
geöffnete Ehe passen, die sie historisch<br />
ja erst zu Gleichen machen sollte, wage ich<br />
zu bezweifeln.<br />
Eigentlich sollte das Wohlergehen von<br />
Menschen <strong>im</strong> Interesse derjenigen sein, die<br />
sie gezeugt, getragen und geboren haben. Es<br />
gibt kein Recht auf «Rückgabe an ein Versandhaus».<br />
Mir fällt auf, dass jetzt alle einfach<br />
zu den Schwulen und Lesben «geschickt»<br />
werden, statt dass sich Mann und<br />
Frau ihrer selbst ann<strong>im</strong>mt. Sehr «homofreundlich»<br />
ist das nicht gerade.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Ich halte nichts von einer stillschweigenden<br />
politischen Korrektheit. Widersprüche<br />
müssen benannt und zumindest verstanden<br />
werden. Schwule werden nie<br />
politisch korrekt sein, aber sie müssen sich<br />
damit abfinden können. Anpassung in äusseren<br />
Formen bringt nicht wirklich etwas.<br />
Ich lasse mich aber auch nicht davon<br />
abbringen, mich für die Rechte anderer einzusetzen.<br />
Aber es muss mir klar sein, warum<br />
ihnen diese vorenthalten werden. Darum<br />
lohnt es sich, in die Geschichte zu schauen,<br />
um Antworten zu finden. Immer wieder<br />
sehe ich Verständnislosigkeit als Reaktion<br />
bei Schwulen, wenn sie diskr<strong>im</strong>iniert werden.<br />
Aus der Situation allein lassen sich aber<br />
keine intelligenten Antworten ableiten.<br />
«Ich halte nichts von<br />
einer stillschweigenden<br />
politischen Korrektheit.»<br />
Gemäss einem Video-Interview mit<br />
dem Besitzer eines Zürcher Pubs war der<br />
Grund für den Hinauswurf zweier Männer<br />
darin begründet, dass sie über eine gewisse<br />
Normalität (Kuss sei ok) hinausgegangen seien.<br />
In Gaybars gibt es durchaus Heteros, die<br />
das auch tun, entweder spontan oder auch<br />
provokativ. Das Entscheidende daran ist, mit<br />
welchen Kriterien das beurteilt wird …<br />
Int<strong>im</strong>itäten zwischen Frauen machen<br />
keinen Hetero wütend und ich weiss von keinen<br />
Frauen, die sich dann auf sie stürzen<br />
würden. In den Schritt langen sich Männer<br />
normalerweise nicht, ausser sie wollen das<br />
wirklich und das gibt in einem Gaylokal keine<br />
Probleme. Ganz anders unter Heteros.<br />
Männer würden das gerne bei Frauen tun,<br />
oder es sich von Frauen antun lassen. Ersteres<br />
ist sozial problematisch und meist öffentlich<br />
unerwünscht. Und nun sind wir mitten<br />
<strong>im</strong> Sexismus der Gesellschaft angekommen.<br />
Männer können noch <strong>im</strong>mer nicht auf Augenhöhe<br />
miteinander int<strong>im</strong> werden. Wir<br />
Schwulen können uns dem nicht entziehen.<br />
Darum ziehen wir uns in eigene Räume zurück,<br />
die doch keiner mehr so richtig will.<br />
Wir haben vergessen, dass wir <strong>im</strong>mer<br />
noch in einer von Scham gesteuerten Gesellschaft<br />
leben. Das zeigt die erhitzte Burka-<br />
Diskussion. Die Scham besetzt aber auch<br />
ganz andere Ecken unseres Lebens, wie den<br />
Umgang unter Männern.<br />
LondonJames hat das schön formuliert<br />
in seinem Anliegen für die Homo-Ehe:<br />
«… heisst es in den Akten schlicht und einfach:<br />
verheiratet. Dann braucht es weder ein<br />
coming out am Arbeitsplatz oder sonstwo.<br />
Man wird nicht blossgestellt.» (1)<br />
Nun gibt es auch Menschen, die sich<br />
für Andersgeartete schämen. Sie bedrohen<br />
deren eigenen Zusammenhalt – hier den Heterosexismus.<br />
Und es gibt auch Andersgeartete,<br />
die sich «fremdschämen» – wegen derer,<br />
die sich eventuell schämen könnten …<br />
Ich vermute, dass damit Kuss-Aktionen nur<br />
an der Oberfläche gekratzt wird.<br />
1) In einem Posting auf Blick online<br />
vom 1. September 2015
Kultur<br />
Pink Panorama<br />
17<br />
15 Jahre lesbischwules Filmfestival<br />
in Luzern<br />
Vom 10. bis 16. November <strong>2016</strong> findet <strong>im</strong> stattkino<br />
Luzern die 15. Ausgabe des lesbischwulen Filmfestivals<br />
«PinkPanorama» statt. Das Filmprogramm<br />
wird <strong>im</strong> Jubiläumsjahr mit einer Ausstellung in der<br />
Kunsthalle ergänzt. Das Motto «vis-à-vis» zieht sich<br />
dabei wie ein roter Faden durchs Festival.<br />
Z<br />
um 15. Geburtstag hat sich der Verein<br />
«PinkPanorama» etwas Spezielles<br />
einfallen lassen. Beispielsweise<br />
findet vom 10. – 20. November <strong>2016</strong> in der<br />
Kunsthalle Luzern eine Ausstellung statt;<br />
Kunstschaffende aus der Region, aber auch<br />
national und international bekannte Persönlichkeiten<br />
haben sich mit dem Thema «vis-àvis<br />
– dem Gegenüber einen Rahmen geben»<br />
auseinandergesetzt. Mittels Bildern, ➔<br />
ANZEIGE<br />
Engelstrasse 62 _ 8004 Zürich _ +41 44 241 2822 _ www.kink.ch<br />
SPRING / SUMMER <strong>2016</strong><br />
SPRING / SUMMER <strong>2016</strong><br />
Resort Capsule<br />
January <strong>2016</strong><br />
Resort Capsule<br />
January <strong>2016</strong><br />
Montag<br />
17h - 20h<br />
Dienstag - Freitag<br />
12h - 20h<br />
Samstag<br />
11h - 18h<br />
fon 044 241 28 22<br />
www.kink.ch<br />
like us<br />
(kink-shop)<br />
160521_1746_ins_183x132_cruiser.indd 1 21.05.<strong>2016</strong> 17:58:08
18<br />
Kultur<br />
Pink Panorama<br />
Installationen und Filmen thematisieren sie<br />
auf kreative Art die Begegnung mit dem<br />
Gegenüber.<br />
Bollywood-Film zur Eröffnung<br />
Das Filmfestival wird mit «Life is a Moment»<br />
(Norwegen 2015), einer Schweizer Erstaufführung,<br />
eröffnet. Das Bollywood-Melodrama,<br />
welches <strong>im</strong> norwegischen Outback<br />
spielt, liefert neben einer witzigen Story<br />
zahlreiche mitreissende Songs.<br />
Das «PinkPanorama» wartet mit zwei<br />
Vorpremieren auf: «Quand on a 17 ans»<br />
(Frankreich <strong>2016</strong>) spielt in einem französischen<br />
Bergdorf und zeigt das Wechselbad<br />
von Anziehung und Ablehnung zweier<br />
junger Männer. Der Dokumentarfilm<br />
«Mapplethorpe: Look at the Pictures» (USA/<br />
Deutschland <strong>2016</strong>) beleuchtet das das<br />
Schaffen des schwulen Fotografen Robert<br />
Mapplethorpe, der mit seinen erotischen<br />
Darstellungen, Blumen und Porträts weltberühmt<br />
wurde.<br />
Golden Globe Nominierung<br />
Im Film «Grandma» von Pete Weit (USA<br />
<strong>2016</strong>) klappert die exzentrische Dichterin<br />
Elle (Lily Tomlin) mit ihrer Enkelin Sage<br />
sämtliche alten Freunde und Ex-Liebschaften<br />
ab, um das Geld für Sages Abtreibung<br />
zusammenzukriegen. Für ihre erste lesbische<br />
Rolle mit <strong>im</strong>merhin 75 Jahren wurde<br />
die lesbische Schauspielerin Lily Tomlin für<br />
eine Reihe von Filmpreisen nominiert, darunter<br />
auch für den Golden Globe.<br />
Der Film «Three Generations» (USA<br />
<strong>2016</strong>) mit Susan Sarandon wird als Schweizer<br />
Erstaufführung gezeigt und handelt von<br />
einer jungen New Yorkerin, die das Leben<br />
als Frau hinter sich lassen will und eine Geschlechtsanpassung<br />
wagt.<br />
Menschenrechte und Podium<br />
«PinkPanorama» engagiert sich seit der Geburtsstunde<br />
vor 15 Jahren stark für die Menschenrechte.<br />
Der Dokumentarfilm «Abominable<br />
Cr<strong>im</strong>e» (Jamaika/USA 2013) begleitet<br />
homosexuelle Menschen in Jamaika und<br />
thematisiert so Gewalterfahrungen, Angst<br />
und soziale Entwurzelung.<br />
Be<strong>im</strong> traditionellen Podium unterhält<br />
sich Sonja Hasler mit einer Dirigentin, einem<br />
Künstler und einer Filmemacherin zum<br />
Motto «vis-à-vis».<br />
Vorpremiere: «Quand on a 17 ans», ein französisches Filmdrama von André Téchiné.<br />
«Life Is A Moment»: (Gay) Bollywood in Norwegen.<br />
Info<br />
Das lesbischwule Filmfestival «PinkPanorama»<br />
findet vom 10. bis 16. November <strong>2016</strong> <strong>im</strong><br />
stattkino am Löwenplatz <strong>im</strong> Bourbaki-<br />
Panorama in Luzern statt. Die diesjährige<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Jubiläumsausgabe steht unter dem Motto<br />
«vis-à-vis: dem Gegenüber einen Rahmen<br />
geben». «PinkPanorama» existiert seit<br />
2002 und wird vom gleichnamigen Verein<br />
getragen. Auch dieses Jahr besteht das<br />
Organisationsteam aus sieben Personen,<br />
die alle ehrenamtlich arbeiten. Alle Infos auf<br />
www.pinkpanorama.ch
KOLUMNE<br />
Mirko!<br />
19<br />
Nur nicht vom eigenen Spiegelbild<br />
erschrecken<br />
lassen!<br />
In der S3 zur Arbeit macht sich Mirko Gedanken<br />
über sein Spiegelbild, den Umgang unter uns<br />
Schwulen und weshalb man nicht <strong>im</strong>mer nett<br />
sein kann.<br />
VON Mirko<br />
D<br />
a sitz ich also jeden Morgen <strong>im</strong> Zug,<br />
meistens in der S3 zur Arbeit. Voller<br />
Zug, aber jeder über sein Handy gebeugt<br />
oder dann hinter diesem einen Gratisblatt<br />
versteckt. Da, wo meine Eltern herkommen,<br />
reden die Leute miteinander, ist<br />
mir gerade wieder in den Ferien aufgefallen.<br />
Ja, vor sieben morgens wahrscheinlich<br />
auch weniger. So geh ich auch durch dieses<br />
Gratisblatt und staune: Schweizer Jungs<br />
sind eifersüchtig auf uns, weil wir cooler<br />
sind. Ja klar sind wir cool. Wir müssen ja<br />
auch nicht sitzen zum Pissen, wie die armen<br />
Švicarski. He, geht gar nicht. Kann<br />
sich jemand vorstellen, dass ein Schweizer<br />
mit rosa T-Shirt macho aussieht? Ich nicht.<br />
Bei uns klappt das. LOL.<br />
Aber warum sind Schweizer eifersüchtig,<br />
wenn wir cool sind? Logisch sehen wir<br />
geil aus. Isch harti Arbeit, das. Aber freut<br />
euch doch, dass ihr was Schönes zu sehen bekommt.<br />
Wir tun’s ja auch für euch. Ja, auch<br />
für uns, natürlich. Ich muss ja schliesslich<br />
am Morgen als Erstes uf lääre Mage mich<br />
selbst <strong>im</strong> Spiegel aaluege. Und wenn der <strong>im</strong><br />
Spiegel Scheisse aussieht, dann wär’s das<br />
dann auch gewesen für diesen Tag. Also besser<br />
am Aussehen rumwerkeln. Dafür ist’s<br />
mir auch wert, dass ich meine Freizeit <strong>im</strong><br />
Fitness verbringe und jeden Samstag zum<br />
Frizer renne.<br />
So denke ich dann in der S3 schon<br />
etwa: Gut, dass mich nicht der da rechts<br />
oder der Andere zwei Abteile weiter aus dem<br />
Spiegel aagluegt hat heute Morgen. Das wär<br />
gar nöd gange. Bös, he? Ich kenn’ die bitchy<br />
Bemerkungen in der Szene. Zu klein, zu<br />
dick, zu alt, z wiiblich. Ja klar. Immer bin<br />
ich denn au nöd nett, chasch gloube! Ich hab<br />
auch schon laut gesagt, was ich da eben vorhin<br />
in der S3 nur gedacht habe. Immer nett<br />
sein, das wäre auch uncool, also bin ich auch<br />
öfters grob. Ich weiss, das ist Scheisse, aber<br />
«Immer nett sein, das wäre<br />
auch uncool, also bin<br />
ich auch öfters grob.»<br />
gehört auch irgendwie zum Leben. Ich muss<br />
auch einstecken. Blöd angemacht wurde ich<br />
auch schon und es gab’s auch schon, dass ich<br />
dann einen Tag lang oder wenigstens ein<br />
paar Minuten mich selbst down fühlte.<br />
Auch das gehört zum Leben.<br />
Immer nätt si, ist halt wie sitzen zum<br />
Pissen. Uncool. Wenn einer ein Asshole ist,<br />
dann sag ich das auch und wenn einer mir<br />
blöd kommt, dann kriegt er was zurück.<br />
Doch isch es au nöd cool, überhaupt<br />
nöd, <strong>im</strong> Stehen absichtlich neben das Klo zu<br />
pissen. Das ist etwa sgliiche wie blödi Sprüch<br />
zmache, nur um eine abezmache. Wie gseit,<br />
ich muss mir ja am Morgen <strong>im</strong> Spiegel in<br />
mein eigenes Gesicht schauen. Und ich sehe<br />
nicht besser aus, nur weil ich jemanden zur<br />
Sau gemacht habe. Wenn dir aber der <strong>im</strong><br />
Spiegel nicht gefällt, bin i nöd schuld. ¬– Na<br />
ja, ausser vielleicht, weil du von mir gerade<br />
einen frechen Spruch an den Kopf gekriegt<br />
hast. Aber sogar dann musst du letschtändlich<br />
mit dir selber klarkommen.<br />
Ab und zu stehe ich dann vor dem<br />
Spiegel, check meine Augenbrauen, drück<br />
meine Haare in Form und dann denke ich:<br />
Während ich mich hier zurechtmache und<br />
viel Zeit brauche... diese Zeit nutzt der andere,<br />
den ich schräg angeschaut habe, weil der<br />
komplett aus der Form geraten ist, um Sex zu<br />
haben. Der macht jetzt grad einen Typen<br />
klar und ich zupfe mir meine Brauen. Beides<br />
cool, für mich st<strong>im</strong>mt’s, ich hoffe für den andern<br />
auch.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
20<br />
Fingerfertig<br />
<strong>Cruiser</strong> kocht<br />
Wie man eine<br />
Diva bändigt<br />
Neu kochen wir <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong>! In der Küche gibt es Zutaten, die dem<br />
Koch nicht gleich be<strong>im</strong> ersten Mal ihr köstliches Gehe<strong>im</strong>nis preisgeben.<br />
Eine kleine Rezept-Geschichte.<br />
VON Nihat Yasartürk<br />
A<br />
uberginen sind die Diven der Gemüsewelt.<br />
Nicht einfach <strong>im</strong> Handling,<br />
aber mit einem unvergleichlichen<br />
geschmacklichen Reichtum. Wie es<br />
sich für eine Diva gehört, braucht es ein paar<br />
Arbeitsschritte, bis sich die Aubergine in<br />
ihrer Fülle offenbart. Dafür verlängert sie als<br />
Protagonistin dieses Gerichts das Sommergefühl<br />
in der Küche.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Zutaten<br />
2 Auberginen, in 5mm dicke Scheiben<br />
geschnitten Knoblauchzehen nach Bedarf,<br />
geschält<br />
400g Tomaten, geschält und in Würfel<br />
geschnitten<br />
Basilikumblätter, in feine Streifen<br />
geschnitten<br />
Olivenöl, Balsamico, Bio-Zitrone,<br />
Oregano, Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
Auberginenscheiben salzen und 30 Min.<br />
ruhen lassen. Anschliessend mit Haushaltpapier<br />
trocken tupfen.<br />
Knoblauchzehe <strong>im</strong> Olivenöl erhitzen und<br />
Auberginenscheiben nach und nach<br />
goldbraun anbraten. Knoblauchzehe<br />
ersetzen, sobald sie stark braun wird.<br />
Auberginenscheiben, Tomatenwürfel und<br />
Basilikum mischen. Mit Olivenöl, Balsamico,<br />
abgeriebener Zitronenschale, Oregano, Salz<br />
und Pfeffer nach Belieben abschmecken.
Fingerfertig<br />
<strong>Cruiser</strong> kocht<br />
21<br />
Erster Schritt: Salz als Entfeuchtungskur für die divenhaften Auberginen.<br />
Info<br />
Nihat organisiert seit gut vier Jahren Kochkurse<br />
für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder<br />
in der Türkei. Und er ist als Störkoch<br />
oder als Caterer an privaten und geschäftlichen<br />
Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er<br />
als angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />
wieder die Schulbank.<br />
Die nächsten Kochkurse<br />
– Sonntag, 30. <strong>Oktober</strong> Römisch-türkisch<br />
– Mittwoch, 16. November türkische Mezze<br />
– Sonntag, 27. November türkische<br />
Wintergerichte<br />
Auberginen, Tomaten, Basilikum und Olivenöl zaubern den Sommer zurück an den Tisch.<br />
ANZEIGE<br />
«Gesundheit ist die erste Pflicht <strong>im</strong> Leben.»<br />
Oscar Wilde<br />
Wir sind die erste Adresse für diskrete Beratung<br />
in allen Gesundheitsfragen.<br />
Stampfenbachstrasse 7, 8001 Zürich, Telefon 044 252 44 20, Telefax 044 252 44 21<br />
leonhards-apotheke@bluewin.ch, www.leonhards.apotheke.ch<br />
Ihr Gesundheits-Coach.
22<br />
NEWS<br />
National & International<br />
NEWS<br />
Vormerken: Der schwule Männerchor <strong>im</strong> November<br />
Im Herbst <strong>2016</strong> singt der schmaz das zweite<br />
Mal gemeinsam mit dem Konzertchor<br />
Singkreis Egg. Zusammen widmen sich die<br />
beiden Chöre in dem spannungsreichen Programm<br />
«Stabat Mater et magis» dem Thema<br />
«Bühnenwerk und/oder Kirchenmusik».<br />
Der Gesang öffnet Türen, ermöglicht<br />
Begegnungen an Orten und in Umgebungen,<br />
wo Schwulsein auch heute noch nicht zu<br />
einer gesellschaftlichen Realität geworden<br />
ist. Mit ihm bauen sich Vorurteile ab und<br />
Brücken auf.<br />
Mit vier renommierten jungen Solist*innen<br />
und dem Orchester «La Chapelle<br />
Ancienne» bringen die rund 100 Sänger*innen<br />
unter der Leitung von Ernst Buscagne<br />
Auszüge aus Gioachino Rossinis Oper<br />
«Tancredi», Giuseppe Verdis «Stabat Mater»<br />
und als Hauptwerk Rossinis «Stabat<br />
Mater» zur Aufführung: Am Samstag,<br />
12. November <strong>2016</strong> in der Reformierten<br />
Kirche Zürich Oberstrass sowie am darauf<br />
folgenden Sonntag in der Reformierten<br />
Kirche Egg ZH.<br />
«Wir als schmaz freuen uns über inzwischen<br />
mehr als 25 Jahre Brückenbau<br />
<strong>im</strong> Rahmen unserer Möglichkeiten. Die<br />
Zusammenarbeit mit dem Chor aus dem<br />
Zürcher Oberland und die damit verbun-<br />
denen Auftritte sind für uns weitere wichtige<br />
Bausteine dieses Brückenbaus», so die<br />
Jungs vom «schmaz».<br />
www.schmaz.ch<br />
Aidshilfe Schweiz an neuer Location<br />
Mathias, Andi und Fabienne von der Aidshilfe Schweiz haben sich <strong>im</strong> neuen Grossraumbüro<br />
bestens eingelebt.<br />
Nach über 20 Jahren an der Konradstrasse<br />
hat das Team von der Aidshilfe<br />
Schweiz ein neues Domizil be<strong>im</strong> Helvetiaplatz<br />
gefunden. Ein Grossraumbüro erlaubt<br />
den direkten Austausch untereinander. «Wir<br />
sind hier noch näher an der Szene», stellt<br />
Andreas Lehner, stellvertretender Geschäftsführer,<br />
fest. «Der Umzug war stressfreier<br />
als gedacht, wir hatten in zwei Tagen<br />
die Büros komplett gezügelt.» In den 20 Jahren<br />
am alten Ort haben sich viele Unterlagen<br />
und Dokumente angesammelt, diese können<br />
am neuen Ort, wo der Platz etwas beschränkter<br />
ist, nicht mehr gelagert werden.<br />
«Wir sind extrem froh, dass das Staatsarchiv<br />
die fachgerechte Archivierung übernommen<br />
hat und wichtige Dokumente so auch interessierten<br />
Personen öffentlich zugänglich gemacht<br />
werden», so Andi Lehner weiter. Für<br />
die Community ändert sich durch den<br />
Standortwechsel nichts, die Ansprechpersonen<br />
bleiben die gleichen.<br />
www.aids.ch<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
NEWS<br />
National & International<br />
23<br />
Cranberry-Barkeeper Reto Caduff gewinnt Award<br />
Reto Caduff hat an den Schweizer Cocktailmeisterschaften<br />
gewonnen, und zwar – passend<br />
zu seiner Tätigkeit in der Cranberry-<br />
Bar – in der Kategorie «After Dinner». Dass<br />
er fantastische Drinks mixen kann, ist den<br />
meisten bereits nach dem ersten Besuch <strong>im</strong><br />
Cranberrys klar.<br />
Der 37-Jährige Barkeeper arbeitet seit<br />
neun Jahren in der angesagten Bar in Zürich<br />
und hat zuvor schon einige Preise gewonnen,<br />
beispielsweise wurde er «Barkeeper<br />
Of The Year» <strong>im</strong> Jahr 2010. Sein Beruf<br />
ist, so Reto, effektiv eine «Berufung». «Ich<br />
liebe den Kontakt zu den Gästen, ich mag<br />
die Arbeitszeiten und die damit verbundene<br />
Abwechslung und letztendlich ist es natürlich<br />
auch toll, dass ich <strong>im</strong> Cranberry<br />
wirken und walten kann, ohne dass meine<br />
Chefs gleich «nein» sagen», schmunzelt der<br />
attraktive Barkeeper. Die Bar Awards wurden<br />
in der Eventlocation «Chicago 1928» in<br />
Zürich-Oerlikon durchgeführt und die<br />
Trophäe gilt als die renommierteste Auszeichnung<br />
in der Schweizer Barszene.<br />
<strong>Cruiser</strong> gratulliert Reto herzlich!<br />
ANZEIGE<br />
Moustache Sauna<br />
Engelstrasse 4, 8004 Zürich<br />
Tel: +41 44 241 10 80<br />
info@moustache.ch<br />
www.moustache.ch<br />
Mann-o-Mann Sauna<br />
St. Jakob Strasse 91, 9000 St. Gallen<br />
+41 (0)71 244 54 64<br />
info@mann-o-mann.ch<br />
www.mann-o-mann.ch<br />
2 SAUNAS<br />
VIELE GEMEINSAME VORTEILE:<br />
JEDEN DIENSTAG: PARTNERTAG<br />
Zu zweit kommen, nur einmal bezahlen.<br />
MEMBERKARTE<br />
Mit der M Sauna Memberkarte in zwei Saunas<br />
<strong>im</strong>mer günstiger kommen.<br />
WEEKEND-TICKET<br />
Ein Ticket zum Spezialpreis für 2 Saunas.<br />
Gültig von Freitag bis Sonntag.<br />
GRATIS RE-ENTRY<br />
Kommen und gehen wo und wann du willst<br />
am gleichen Betriebstag.<br />
ABOS SIND IN BEIDEN<br />
BETRIEBEN GÜLTIG<br />
Profitiere von günstigeren Preisen <strong>im</strong> Abo. Und geniesse<br />
die Abwechslung von 2 Betrieben in einem Abo.<br />
M SAUNA KUNDENKARTE<br />
Jetzt mit der Kundenkarte in beiden Betrieben<br />
Punkte sammeln und profitieren! Neu kannst Du die<br />
Punkte auch digital sammeln:<br />
App gratis laden,<br />
ohne Registration.<br />
Code mit App scannen,<br />
Punkte sammeln und profitieren!
24<br />
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
Schwuler Konkursverwalter<br />
eines Kaiserreiches<br />
Für den letzten Kanzler des Deutschen Kaiserreiches, Prinz Max von Baden,<br />
stand gegen Ende 1918 fest: Der Kaiser, der Schuldige an der Niederlage <strong>im</strong><br />
Ersten Weltkrieg, musste abdanken. Doch da stellte sich die Kaiserin quer. Sie<br />
war entschlossen, die Schwachstelle von Max auszunutzen: seine Homosexualität.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
25<br />
VON ALAIN SOREL<br />
A<br />
ls das Deutsche Kaiserreich als Grossmacht<br />
ausgeschaltet wurde, weil es<br />
den von 1914 bis 1918 dauernden Ersten<br />
Weltkrieg verloren hatte und sich auch<br />
innenpolitisch eine neue Epoche ankündigte,<br />
wurde Prinz Max von Baden gerufen, einen<br />
Ausweg zu finden. Er gelangte an eine Schaltstelle<br />
der Macht <strong>im</strong> Staat. Ein Schwuler bekam<br />
die Möglichkeit zu gestalten, seinem<br />
Land eine neue Richtung vorzugeben.<br />
Letztes Aufgebot<br />
Prinz Max von Baden (1867 bis 1929) war der<br />
letzte Reichskanzler von Kaiser Wilhelm II.<br />
Dass es danach keinen kaiserlichen Reichskanzler<br />
mehr geben würde, konnten beide<br />
nicht wissen. Der Monarch hoffte selbstverständlich<br />
darauf, in Amt und Würden zu<br />
bleiben und noch viele Regierungschefs berufen<br />
zu können. Aber seine Zeit war abgelaufen.<br />
Wilhelm II. hatte sein Land in den<br />
Krieg geführt und eine verhängnisvolle Rolle<br />
gespielt. Jetzt diktierten die Sieger, zu denen<br />
die USA und Grossbritannien gehörten,<br />
die Bedingungen. Der Waffenstillstand und<br />
damit die deutsche Kapitulation waren unvermeidlich<br />
geworden.<br />
Der deutsche Kaiser, der auch König<br />
von Preussen war, berief Max von Baden am<br />
3. <strong>Oktober</strong> 1918 zum Reichskanzler. Dass<br />
sich der Kaiser zu diesem Schritt entschloss,<br />
war eigentlich ein Zeichen der Schwäche.<br />
Wäre er noch auf dem Höhepunkt seiner<br />
Macht gewesen, hätte er Max von Baden<br />
wohl kaum ernannt. Einerseits nicht, wie die<br />
Forschung ann<strong>im</strong>mt, wegen dessen homosexueller<br />
Veranlagung (von der ein kleiner innerer<br />
Zirkel wissen musste), anderseits war<br />
Max von Baden auch politisch zweifellos<br />
nicht nach Wilhelms Geschmack. Max galt<br />
als liberal, aufgeschlossen und moderat in<br />
seinen Ansichten.<br />
Aber die bisher tonangebenden Kreise<br />
an Hof und <strong>im</strong> Militär hofften, Max von Baden<br />
würde Brücken schlagen zur gemässigten<br />
Opposition, diese einbinden in eine Regierung<br />
der nationalen Einheit und<br />
aussenpolitisch genügend Ansehen besitzen,<br />
um ein bestmögliches Friedensabkommen<br />
für das Reich – und sie selbst – zu erreichen.<br />
Notfalls halt auch mit einem Regierungschef,<br />
der schwul war und nicht durchs Band<br />
konservativ dachte.<br />
Eine Ehe als grosses Opfer<br />
Wobei Max von Baden unter Preisgabe innerer<br />
Freiheit gesellschaftliche Konventionen<br />
und Traditionen durchaus beachtete, wie<br />
seine persönliche Lebensproblematik beweist.<br />
Er, der seine erotischen Begehren in ➔<br />
ANZEIGE<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
26<br />
SERIE<br />
Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />
Prinz Max von Baden, letzter kaiserlicher<br />
Reichskanzler.<br />
Kaiser Wilhelm II war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preussen.<br />
der Jugend vollauf ausgelebt hatte, stellte die<br />
Erwartungen der Dynastie des Grossherzogtums<br />
Baden, zu der er gehörte, über seine sexuelle<br />
Selbstbest<strong>im</strong>mung. Weil die Ehe seines<br />
Vetters, des Grossherzogs Friedrich II., kinderlos<br />
geblieben war, sah er sich selbst «in der<br />
Pflicht», für die Fortsetzung der Dynastie zu<br />
sorgen. Also wahrte er den Schein und ging<br />
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine<br />
Ehe ein.<br />
Was ihn dieses Opfer innerlich gekostet<br />
haben muss, kann man nur erahnen. Der<br />
Historiker Lothar Machtan hat sich in seiner<br />
neu erschienenen Biographie über Prinz Max<br />
von Baden eingehend mit diesem Aspekt auseinandergesetzt.<br />
Immerhin starb die Dynastie<br />
nicht aus: Max wurde Vater einer Tochter<br />
und eines Sohnes und jede Generation hatte<br />
neue Nachkommen.<br />
«Also wahrte er den Schein<br />
und ging eine Ehe ein.»<br />
Die Familie lebt heute in einem<br />
Deutschland, das eine stabile, gefestigte Demokratie<br />
ist – und es trotz vieler aktueller<br />
Anfechtungen auch bleiben wird. In einem<br />
Deutschland, in dem Homosexuelle sich<br />
outen, öffentlich Karriere machen und Aussenminister,<br />
Bundestagsabgeordnete und<br />
Bürgermeister werden können. Davon war<br />
das Deutschland von 1918 weit entfernt.<br />
Der neue Kanzler, der – Sozialdemokraten<br />
in seine Regierung aufgenommen hatte,<br />
versuchte nun, zu retten, was zu retten war.<br />
Der Kaiser kam von zwei Seiten her in<br />
Bedrängnis. Der amerikanische Präsident<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Woodrow Wilson, sagte den Deutschen<br />
deutsch und deutlich: keine Zukunft mit dem<br />
bisherigen Personal ganz zuoberst. Fort mit<br />
Wilhelm. Und dann brach die Novemberrevolution<br />
aus und erfasste das ganze Land. Eine<br />
Revolution verlangt einen Umsturz.<br />
Die Kaiserin am Apparat<br />
Da nun, da war Max von Baden bereit, das<br />
Heft des Handelns in die Hand zu nehmen<br />
und die Abdankung Wilhelms herbeizuführen.<br />
Aber da funkte ihm, wie Historiker<br />
Machtan vermutet, seine Homosexualität<br />
dazwischen – in Gestalt einer Frau. Demnach<br />
drohte Kaiserin Auguste Viktoria telefonisch<br />
damit, Informationen über das Int<strong>im</strong>leben<br />
von Max öffentlich zu machen,<br />
wenn er Wilhelm zur Abdankung zwinge.<br />
Max war verletzlich in diesem Bereich. So ist<br />
es plausibel, wenn sein Nervenzusammenbruch<br />
darauf zurückgeführt wird. Er fiel<br />
mehrere Tage aus und mit ihm seine Regierung,<br />
die gerade jetzt rund um die Uhr hätte<br />
handeln sollen.<br />
Doch zurück <strong>im</strong> Amt wuchs Max über<br />
sich hinaus. Ein Schwuler wurde nicht, zu einem<br />
Opfer, einem Getriebenen, einem Verfolgten,<br />
sondern löste selber einen Staatsstreich<br />
aus – in Form eines Fait accompli. Am<br />
9. November 1918 stellte der Reichskanzler in<br />
einer Erklärung die Monarchie vor vollendete<br />
Tatsachen. «Der Kaiser und König hat sich<br />
entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der<br />
Reichskanzler bleibt noch so lange <strong>im</strong> Amte,<br />
bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem<br />
Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen<br />
Reiches und von Preussen und der Einsetzung<br />
der Regentschaft verbundenen Fragen<br />
geregelt sind.»<br />
Zwei Sätze genügten, um einen Kaiser<br />
und dessen Sohn zu stürzen, Wilhelm II. und<br />
sein Sohn, konnten nichts anderes mehr tun,<br />
als Abdankung und Thronverzicht effektiv<br />
nachzuliefern. Durch den Schritt von Max<br />
wurde der 9. November 1918 historisch. Einen<br />
W<strong>im</strong>pernschlag lang hatte er ein Rendezvous<br />
mit der Geschichte. Er hätte es verlängern<br />
können, hätte es in der Hand gehabt, in<br />
einer turbulenten Übergangszeit als Reichsverweser<br />
seinem verwirrten Land Ruhe zu<br />
geben und es zusammen mit Männern wie<br />
dem späteren grossen Staatsmann Friedrich<br />
Ebert in eine parlamentarische Demokratie<br />
zu führen. Ein pluralistischer Mehrparteien-<br />
Staat war ihm allerdings suspekt, dafür hätte<br />
er wirklich liberal werden müssen. Aber so<br />
warf er alles weg, legte die Reichskanzlerschaft<br />
noch an diesem 9. 11. nieder und meldete<br />
sich aus der Politik ab. Doch er löste eine<br />
Kettenreaktion an Ereignissen aus; noch gleichentags<br />
wurde die Republik ausgerufen.<br />
In Deutschland blieb das nationalistischmilitaristische<br />
Obrigkeitsdenken aber noch<br />
lange bestehen, es nährte Intoleranz und Fanatismus<br />
und auch Homosexuelle sollten<br />
deswegen noch einen hohen Preis zu bezahlen<br />
haben.<br />
Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Mehr oder weniger versteckt findet sich das<br />
Thema Männerliebe in der Weltgeschichte,<br />
der Politik, in antiken Sagen und traditionellen<br />
Märchen – aber auch in Wissenschaft, Technik<br />
und/oder Computerwelt. <strong>Cruiser</strong> greift einzelne<br />
Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie,<br />
stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge<br />
und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und<br />
hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte<br />
Erkenntnisse.
RATGEBER<br />
Dr. Gay<br />
27<br />
VON Vinicio Albani<br />
Wie sicher ist PEP?<br />
Vor kurzem sah ich den Film<br />
«Théo et Hugo dans le même<br />
bateau». Die Protagonisten haben<br />
dort Sex ohne Kondom. Einer der<br />
beiden ist HIV-positiv und n<strong>im</strong>mt<br />
seinen Sexpartner in die Notaufnahme,<br />
wo ihm sofort eine PEP<br />
(Prä-Expositionsprophylaxe)<br />
verschrieben wird. Und das,<br />
obwohl klar ist, dass der HIV-<br />
Positive seit Jahren unter Therapie<br />
und seine Viruslast nicht<br />
nachweisbar ist. Ist etwa der<br />
Schutz durch Therapie doch<br />
nicht so sicher, wie du sagst?<br />
Nathan (29)<br />
Hallo Nathan<br />
Leider konnte ich keine Informationen zu<br />
französischen PEP-Guidelines finden. Ich<br />
vermute aber, dass die Geschichte aus<br />
dramaturgischen Gründen so geschrieben<br />
wurde, auch wenn die Praxis in Frankreich<br />
vielleicht anders aussieht. Aber auch in der<br />
Schweiz könnte das den Protagonisten passieren,<br />
je nachdem, an welche Notfallstelle<br />
sie sich wenden. Der Grund ist, dass jede<br />
Notfallstelle eigene Guidelines hat, an die<br />
sie sich hält. Eines steht aber fest: Eine<br />
HIV-positive Person unter wirksamer antiretroviraler<br />
Therapie kann das HI-Virus<br />
nicht weitergeben, denn die Viruslast <strong>im</strong><br />
Blut ist nicht nachweisbar. Wo kein Virus<br />
ist, kann es keine Ansteckung geben. Darauf<br />
kannst du dich verlassen. Detaillierte<br />
Informationen zum Thema findest du <strong>im</strong><br />
Rahmen der #undetectable-Kampagne auf<br />
drgay.ch.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Wie hoch ist das Risiko?<br />
Manchmal st<strong>im</strong>uliere ich gerne<br />
den Hintern meines Sexpartners<br />
mit einem oder mehreren Fingern.<br />
Es kommt vor, dass ich gleich<br />
anschliessend meinen After oder<br />
bei einem Dreier einen weiteren<br />
verwöhne. Gibt es dabei ein<br />
Infektionsrisiko mit HIV, Syphilis<br />
oder Hepatitis C?<br />
Roger (34)<br />
Hallo Roger<br />
Eine Ansteckung mit HIV ist so kaum möglich.<br />
HIV ist ein relativ schwer übertragbares<br />
Virus. Hauptübertragungsweg bei schwulen<br />
Männern ist nach wie vor ungeschützter<br />
Analverkehr. Syphilis ist wesentlich einfacher<br />
übertragbar, hier wäre eine Ansteckung auf<br />
diesem Weg möglich. Ansteckend sind sämtliche<br />
nässenden Haut- oder Schle<strong>im</strong>hautveränderungen<br />
sowie infiziertes Blut und infizierte<br />
Körpersekrete. Syphilis kann sich<br />
daher bei fast allen Sexualpraktiken übertragen.<br />
Selbst durch Schmierinfektion ist eine<br />
Übertragung möglich. Auch bei Hepatitis C<br />
kann ein Risiko bestehen, denn das HC-Virus<br />
ANZEIGE<br />
Dr. Gay<br />
wird vor allem durch Blut-Blut-Kontakte<br />
übertragen. Bei sexuellen Kontakten ist das<br />
Risiko also erhöht, wenn Blut <strong>im</strong> Spiel ist,<br />
z.B. bei härteren Praktiken wie Fisten oder<br />
bei blutigen Entzündungen <strong>im</strong> Enddarm.<br />
Be<strong>im</strong> Fingern von mehreren Hintern kann<br />
so Darmsekret mit HCV-haltigem Blut von<br />
einem Körper in den anderen gelangen.<br />
Auch be<strong>im</strong> gemeinsam benutzten Gleitmitteltopf<br />
kann ein Risiko bestehen. Weitere<br />
Informationen findest du auf drgay.ch unter<br />
«Deine Gesundheit».<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />
Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />
www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten<br />
Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />
welche in Auszügen und anonymisiert <strong>im</strong><br />
«cruiser» abgedruckt werden.<br />
BEGEGNUNG SCHWULER MÄNNER<br />
22. und 23. <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> | Infos: bsm-info.ch
28<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
Me in<br />
the Closet<br />
Michi Rüegg denkt mal aus dem Schrank heraus<br />
nicht nur an sich selber, sondern auch an die Welt.<br />
Und versprüht dabei einen gewissen Pess<strong>im</strong>ismus.<br />
VON Michi Rüegg<br />
S<br />
eit kurzer Zeit habe ich einen eigenen<br />
Flüchtling. Dabei handelt es<br />
sich um so eine Art Coaching-<br />
Programm. Einem Einhe<strong>im</strong>ischen wird ein<br />
Flüchtling zugeteilt. Man trifft sich regelmässig<br />
und hilft bei diesem und jenem. In<br />
meinem Fall geht es vor allem um Konversation.<br />
Der nette junge Mann, der mit mir<br />
quasi verkuppelt wurde, kommt aus Syrien.<br />
Seine Flucht war abenteuerlich, wie die<br />
meisten Fluchten. Ich war etwas gerührt, als<br />
er mir die Story erzählt hat. Bevor er floh,<br />
hatte er studiert und würde eigentlich gut<br />
Englisch sprechen – aber ich bleibe eisern<br />
bei Deutsch. Wir sind bereits an dem Punkt,<br />
wo man sich das eine oder andere private<br />
Ding erzählt. Da muss ich etwas aufpassen.<br />
Ich habe mir zwar vorgenommen, ihn ins<br />
offene Gehe<strong>im</strong>nis einzuweihen. Ich meine,<br />
dass ich mit einem Typen liiert bin. Aber<br />
man will ja auch nicht mit der Tür ins Haus<br />
fallen. Weiss der Teufel, was da glaubensmässig<br />
alles an Vorurteilen verankert ist.<br />
Die Situation ist etwas seltsam. Nie in<br />
den letzten fast zwanzig Jahre hatte ich irgendeinen<br />
Grund, meine sexuelle Orientierung zu<br />
verhe<strong>im</strong>lichen. Aber nun mache ich es aus<br />
Rücksicht auf jemand anderen. Das fühlt sich<br />
falsch und richtig zugleich an. So wie heiss und<br />
kalt <strong>im</strong> selben Moment. Oder besoffen sein auf<br />
Koks. Wobei, auch das ist sehr lange her, genauso<br />
wie das Verhe<strong>im</strong>lichen.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
Die Welt, wenn ich das mal an dieser<br />
Stelle sagen darf, die Welt ist <strong>im</strong> Moment ein<br />
Scary Place. Russland, Ungarn, Polen und<br />
dergleichen üben sich in Schwulenhass. Von<br />
Afrika, Asien und Trumpistan will ich gar<br />
nicht erst anfangen. Wäre Schwulenhass<br />
Pokémon Go, wären Russland, Ungarn,<br />
Polen und dergleichen bereits auf Level 24.<br />
Es geht zwar noch weiter, aber Level 24 ist<br />
schon mal: Respekt, Respekt. Während wir<br />
hier um die genderkorrekte Ansprache von<br />
Menschen diskutieren, die für sich eigene<br />
Toiletten reklamieren, geht es andernorts<br />
«Bleiben urban-liberalen<br />
Hobbyvegetarier.<br />
Intoleranz kennen sie<br />
nur gegenüber Laktose<br />
und Gluten.»<br />
ziemlich abwärts für unsereins. Ich will –<br />
Moment – hier keinesfalls in die AfD-Falle<br />
treten und irgendwas von abendländischen<br />
Werten faseln. Die sind total für’n Arsch. Alles,<br />
was wir Gays und Lesben und so in den<br />
letzten Jahren erreicht haben, haben wir<br />
gegen die abendländische Kultur zustande<br />
gebracht. (Allerdings unter Zuhilfenahme<br />
der derzeit schwer angeschlagenen Aufklärung,<br />
auch ein Produkt des Abendlandes,<br />
aber das an dieser Stelle weiter auszuführen,<br />
ginge definitiv zu weit.)<br />
Im Moment ist nicht ganz klar, wo wir<br />
eigentlich stehen. Die Islamisten finden uns<br />
Homos mässig prickelnd. Die neuen autoritären<br />
Europäer auch. Unter Trump und seinen<br />
Followers sieht’s auch nicht nach Key<br />
West für alle aus. Die Katholiken hatten<br />
schon <strong>im</strong>mer einen Soft Spot be<strong>im</strong> Thema<br />
Schwulenhass. Und die neuen Evangelikalen<br />
sehen uns sowieso in der Hölle schmoren.<br />
Bleiben noch die zeitgemässen, urbanliberalen<br />
Hobbyvegetarier mit Kindern in<br />
der Montessorischule. Intoleranz kennen sie<br />
nur gegenüber Laktose und Gluten. Aber die<br />
haben alle Hände damit voll, ein mögliches<br />
Burkaverbot zu diskutieren.<br />
Wir haben’s echt nicht leicht. All meine<br />
Hoffnung ruht auf den Schultern meines syrischen<br />
Flüchtlings. Er soll mein Prophet<br />
sein. Wenn ich ihm bald mal erzählen werde,<br />
wer ich denn eigentlich so bin, wird er<br />
reagieren. So. Oder so. Falls er cool bleibt,<br />
besteht Hoffnung. Falls nicht, werde ich allenfalls<br />
meinen Bordeaux-Vorrat austrinken<br />
und mich langsam Richtung Antarktis verabschieden.<br />
Ich habe gehört, dass die<br />
Pinguine ziemlich aufgeschlossen seien. In<br />
jederlei Hinsicht.
Juhuhubel!<br />
30 Jahre <strong>Cruiser</strong><br />
29<br />
Vom lokalen Vereinsblatt zur<br />
Zeitung der<br />
Schweizer Gay-<br />
Community<br />
Im Dezember 1986 wurde<br />
<strong>im</strong> Zürcher Niederdorf<br />
in den Gay-Lokalen eine<br />
Broschüre verteilt.<br />
Ihr Name: CRUISER.<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong><br />
K<br />
leinformatig – mit ein paar wenigen<br />
Seiten und viel Enthusiasmus – trat<br />
man gegen die etablierte Konkurrenz<br />
«Kontakt» an. Die Macher, mit dabei ➔<br />
Ganz wichtig war damals auch der Szene-Guide: In der Zeit vor dem Internet war es die<br />
einzige Möglichkeit, sich entsprechend zu informieren.<br />
ANZEIGE<br />
Danya Care<br />
Danya Care GmbH,<br />
Albisstrasse 55, CH-8134 Adliswil<br />
Telefon: +41 (0)44 709 09 06<br />
www.danyacare.ch<br />
Schweizerische Stellenvermittlung<br />
für Gesundheitsberufe<br />
Alle Vermittlungsdienste<br />
kostenlos – staatlich und<br />
kantonal anerkannt<br />
Wir suchen laufend Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, Pflegefachfrau/-Mann HF, DNII, DNI<br />
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Ärzte und medizinische Fachangestellte – kostenlose<br />
und unverbindliche Beratung! Alle weiteren Infos unter www.danyacare.ch.
30<br />
Juhuhubel!<br />
30 Jahre <strong>Cruiser</strong><br />
Markus Christen («Macho Men’s Shop»)<br />
und Roger Staub, wollten einerseits für<br />
Szenelokale und -shops eine weitere<br />
Werbeplattform schaffen und andererseits<br />
die Szene mit Infos, Klatsch und Tratsch<br />
bedienen.<br />
<strong>Cruiser</strong> leistete sich von Anfang an<br />
eine Redaktion und bewies, dass ein<br />
Szeneblatt mehr sein kann als nur ein<br />
Kontaktanzeiger. Wir feiern <strong>im</strong> November<br />
30 Jahre <strong>Cruiser</strong> und legen dann auch der<br />
kompletten Nachdruck der ersten Nummer<br />
bei.<br />
Die 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> sind eine bewegte<br />
Geschichte: 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> beinhalten eine<br />
ganze Menge unterschiedlichster und vergänglicher<br />
Geschichten. Aber auch unvergängliche<br />
Erlebnisse. Mehr dann in der<br />
nächsten Nummer. Daher: Hat dich in diesen<br />
30 Jahren der <strong>Cruiser</strong> irgendwie beeinflusst?<br />
Hat er gar dein Leben verändert?<br />
Maile uns deine Geschichte zum Thema<br />
«<strong>Cruiser</strong> und ich». Wir freuen uns auf deine<br />
Inputs und Stories, die wir gerne <strong>im</strong> November<br />
und Dezember publizieren werden.<br />
Mail uns an: redaktion@cruisermagazin.ch<br />
CRUISER Edition Sommer 2012<br />
Dieses Magazin ist 25<br />
Photographer Stefan Büchi<br />
Alicia Parel, neue Geschäftsführerin Pink Cross – Madonna vs. Lady Gaga<br />
Beschneidung, The Parade, Traumreisen, EuroGames Budapest, Marilyn Monroe,<br />
Elvira & Cran Canaria<br />
Der allererste <strong>Cruiser</strong> – wir legen diesen nächsten Monat als<br />
Nachdruck bei.<br />
Titel-Cover-Wand in der ehemaligen <strong>Cruiser</strong>-Redaktion.<br />
CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>
31<br />
Ab November <strong>2016</strong> ist es soweit!<br />
<strong>Cruiser</strong> und Mannschaft Magazin bündeln die Kräfte für<br />
ihre Werbepartner und bilden die erste medienübergreifende<br />
Kooperation der Schweizer LGBT-Medien.<br />
Redaktionell bleiben beide Magazine unabhängig.<br />
<strong>Cruiser</strong> und Mannschaft Magazin starten<br />
ihre Zusammenarbeit<br />
Ab November <strong>2016</strong> können Werbeformate in beiden Publikationen<br />
platziert werden. Eine einheitliche Preisstruktur,<br />
attraktive Kombi-Packages und ein Ansprechpartner für beide<br />
Magazine ermöglichen eine landesweite Abdeckung,<br />
ohne doppelten Aufwand. Mit Mannschaft Magazin als<br />
führendes Lifestyle-Magazin und <strong>Cruiser</strong> als erfolgreiches<br />
Zürcher Magazin wird eine Auflage von 22 000 Exemplaren<br />
erreicht.<br />
Beide Magazine bleiben weiterhin<br />
redaktionell unabhängig<br />
Die Zusammenarbeit fokussiert ausschliesslich auf den Bereich<br />
des Medienmarketings – redaktionelle Inhalte sowie die<br />
unabhängige, inhaltliche Ausrichtung der beiden Magazine<br />
bleiben bestehen.<br />
«Mit Mannschaft Magazin als<br />
zuverlässigen Partner <strong>im</strong> Bereich<br />
Inseratemanagement freuen wir<br />
uns auf eine spannende und erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit. Dabei<br />
bleiben die Werte jedes Magazins<br />
bestehen – und unsere Leser<br />
können sich weiterhin auf die bekannten<br />
Inhalte freuen»<br />
—<br />
Haymo Empl<br />
Geschäftsführer und Chefredaktor <strong>Cruiser</strong><br />
Mannschaft Magazin ist neu Ihr Ansprechpartner<br />
für beide Magazine und Sie können von Kombi-<br />
Angeboten profitieren. Die Medientarife für beide<br />
Publikationen sind ab Mitte September verfügbar.<br />
Beide Magazine können weiterhin auch separat<br />
gebucht werden.<br />
KONTAKT<br />
Christina Kipshoven<br />
—<br />
+41 (0) 31 534 18 30<br />
christina@mannschaft.com<br />
—
gaycity.ch<br />
Where to go in the little big city<br />
2<br />
1<br />
MOUSTACHE<br />
Die Sauna für Männer<br />
Engelstrasse 4<br />
www.moustache.ch<br />
(Nachtsauna jeden Fr / Sa)<br />
HUUSMAA<br />
Kafi – Reschti – Bar<br />
Badenerstrasse 138<br />
044 241 11 18<br />
www.huusmaa.ch<br />
Sa & So Brunch 10:00 – 15:00<br />
6<br />
7<br />
CHECKPOINT<br />
Gesundheitszentrum<br />
Konradstrasse 1<br />
www.checkpoint-zh.ch<br />
044 455 59 10<br />
LEONHARDS-<br />
APOTHEKE<br />
Stampfenbachstr. 7<br />
www.leonhards.apotheke.ch<br />
044 252 44 20<br />
8<br />
9<br />
MACHO<br />
City Shop<br />
Häringstrasse 16<br />
www.macho.ch<br />
PARAGONYA<br />
Wellness Club<br />
Mühlegasse 11<br />
www.paragonya.ch<br />
13<br />
CRANBERRY<br />
Bar<br />
Metzgergasse 3<br />
www.cranberry.ch<br />
3<br />
LES GARÇONS<br />
Bar/Tanzbar<br />
Kernstrasse 60<br />
www.garcons.ch<br />
Täglich geöffnet ab 18.30 Uhr<br />
10<br />
THE DYNASTY CLUB<br />
2 Bars – 1 Eingang<br />
Zähringerstrasse 11<br />
www.dynastyclub.ch<br />
4<br />
MÄNNERZONE<br />
Shop & Bar<br />
Kernstrasse 57<br />
www.maennerzone.ch<br />
11<br />
PREDIGERHOF<br />
bistro – bar<br />
Mühlegasse 15<br />
www.predigerhof.ch<br />
5<br />
MED. DENT.<br />
KLAAS FRIEDEL<br />
Ehemals Zahnarzt am Helvetiaplatz<br />
NEU: Heinrichstrasse 239<br />
Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platz<br />
www.swissdentalcenter.ch<br />
www.zahn-arzt.ch<br />
043 444 74 00<br />
12<br />
TIP TOP BAR<br />
Die Schlager Bar<br />
Seilergraben 13<br />
www.tip-top-bar.ch<br />
Dienstag – Samstag ab<br />
18.30 Uhr<br />
Interesse in diesem<br />
Inserat aufgeführt zu sein?<br />
Anfragen an:<br />
info@zbiro.ch