Allerheiligen 2016 - online
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Nachgefragt: Werke der Barmherzigkeit VII<br />
Und natürlich auch ein Blick auf das letzte der sieben Werke…<br />
Tote bestatten<br />
Ein besonderes Vorbild für diese Liebestat ist der alttestamentliche<br />
Tobit, der wider die Anordnung die Toten nicht einfach liegen ließ, sondern<br />
ihnen die letzte Ehre erwies und sie bestattete (vgl. Tobit 1,17f;<br />
2,3-7). In Mt 25 wird dieses Werk nicht genannt; ja, von Jesus stammt<br />
sogar das harte Wort: „Lass die Toten ihre Toten begraben“ (Mt 8,22).<br />
Andererseits wurde an ihm selbst dieses Werk vollbracht (Mt 27,51-61),<br />
angedeutet bereits in der Gabe von Myrrhe durch die Sterndeuter (Mt<br />
2,11) und von ihm auch bewilligt im kommentierenden Wort über seine<br />
Salbung in Betanien: „Als sie das Öl über mich goss, hat sie meinen<br />
Leib für das Begräbnis gesalbt.“ (Mt 26,6-13)<br />
Insofern konnte sich in der Nachahmung des Begräbnisses Jesu die<br />
öffentliche Beerdigung als eines der Unterscheidungsmerkmale der<br />
Christen entwickeln, nicht als eine halt irgendwie notwendige „Entsorgung“<br />
eines Leichnams (das alleine ist „Totenbestattung durch Tote“),<br />
sondern als Verkündigung jenes Gottes, der kein Gott der Toten, sondern<br />
der Lebenden ist und für den alle lebendig sind (Lk 20,38).<br />
Für Lebende und Tote beten<br />
So verwundert es nicht, dass Augustinus dieses Werk präzisiert, indem<br />
er sagt, wie die Totenbestattung geschehen soll: durch das Gebet.<br />
Denn durch das Gebet, die Hinwendung zum lebendigen Gott, wird das<br />
Begräbnis „lebendig“; es schaut nicht nur zurück auf Vergangenes,<br />
„Gestorbenes“, sondern hält Ausschau nach vorne, dem Aufgang der<br />
österlichen Sonne entgegen. „Trauergottesdienst“ ist eigentlich deswegen<br />
auch ein sehr einseitiger Name, „Requiem“ der sicher bessere -<br />
denn dies ist Ansprache an den lebendigen Gott, die sich durch das<br />
ganze Begräbnis ziehen soll, wie schon einmal betont: nicht nur in der<br />
Kirche, sondern auch beim Gang zum Friedhof und am Friedhof selbst.<br />
Ich bete für dich.<br />
Schon bei Augustinus ist das Gebet auch für die Lebenden<br />
vorgesehen, vielleicht ja besonders für die „lebenden Toten“,<br />
d. h. die von Gott, dem Leben, Fernen. Wie auch immer:<br />
Es ist eines der schönsten Geschenke, wenn man jemandem<br />
versichert: „Ich bete für dich“ - auch über den Tod<br />
hinaus wie an <strong>Allerheiligen</strong> - Allerseelen.