WIRTSCHAFT+MARKT 6/2016
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27. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
ZUKUNFT OST<br />
WELCHE PERSPEKTIVEN UNSERE ELITE<br />
FÜR DIE NEUEN LÄNDER ENTWICKELT<br />
BEILAGE<br />
Thüringen<br />
LÄNDERREPORT<br />
Küstenautobahn<br />
taktet den Norden<br />
RATGEBER<br />
Die Insolvenz<br />
professionell planen<br />
So gelingt die<br />
Online-Präsentation<br />
INTERVIEW<br />
Warum Thüringens linker<br />
Ministerpräsident Bodo<br />
Ramelow Fürst Albert II.<br />
und Papst Franziskus trifft
Die Kieselalge. Ihr Panzer aus<br />
Kieselsäure hält extremen<br />
Belastungen stand.<br />
Verlässliche Leistung.<br />
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Mit einer Qualität, die genau den Erwartungen unserer Kunden<br />
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Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
Ein „Weiter so“<br />
kann es nicht geben<br />
EDITORIAL | 3<br />
Mit dem Herzen dabei.<br />
Foto: Privat<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
KH@WundM.info<br />
Die „Wahlsaison <strong>2016</strong>“ mit Landtagswahlen<br />
in fünf deutschen<br />
Bundesländern ging mit dem Urnengang<br />
für das Berliner Abgeordnetenhaus<br />
am 18. September zu Ende. Jetzt<br />
gibt es eine kurze Atempause bis zum<br />
Frühjahr. Dann startet das Superwahljahr<br />
2017. Im Saarland sowie in Schleswig-Holstein<br />
und Nordrhein-Westfalen<br />
stehen Wahlen zu den Landesparlamenten<br />
an, ehe die Bevölkerung im Herbst<br />
über die Zusammensetzung des nächsten<br />
Bundestages entscheidet.<br />
Die Atempause zwischen den Wahlterminen<br />
sollten vor allem die etablierten<br />
Parteien, die sich nach wie vor gern<br />
Volksparteien nennen, nutzen, um ihre<br />
Kommunikation mit den Bürgern gründlich<br />
auf den Prüfstand zu stellen. Denn<br />
ein „Weiter so“ kann es sicher nicht geben.<br />
Nicht nach den zum Teil erdrutschartigen<br />
Verlusten, die CDU, SPD und<br />
Grüne hinnehmen mussten. Und nicht<br />
nach dem offenkundigen Protest unzähliger<br />
Wähler, die aus Frust über das etablierte<br />
Parteiensystem mit ihren Stimmen<br />
die Alternative für Deutschland<br />
(AfD) in diesem Jahr stark gemacht haben.<br />
Bei allen fünf Wahlen erzielte die<br />
Partei zweistellige Ergebnisse.<br />
Auf den ersten Blick mutet die massive<br />
Wählerschelte paradox an. Schließlich<br />
hat sich speziell in den zurückliegenden<br />
fünf Jahren in Deutschland vieles<br />
zum Besseren gewendet: Die Zahl der<br />
Menschen, die Arbeit haben, ist deutlich<br />
gestiegen, auch Löhne und Renten<br />
legten spürbar zu. Es gibt wieder ausreichend<br />
Ausbildungsplätze und vielerorts<br />
wurde in die Infrastruktur investiert. Alles<br />
in allem brummt der deutsche Wirtschaftsmotor.<br />
Doch von den Bürgern werden diese Erfolge<br />
kaum wahrgenommen. Der Politik<br />
gelingt es offenkundig nicht, mit positiven<br />
Nachrichten bei den Menschen<br />
durchzudringen. Warum? Weil viele<br />
Menschen nach wie vor unter dem Eindruck<br />
der Flüchtlingskrise stehen, die<br />
Deutschland 2014 ereilte und die bis<br />
heute nicht ansatzweise bewältigt ist. Sicher,<br />
inzwischen sind alle Flüchtlinge untergebracht<br />
und werden versorgt. Aber<br />
die Entscheidungen darüber, wer Anrecht<br />
auf Asyl hat und wer nicht bleiben<br />
darf, dauern zu lange. Von tatsächlicher<br />
Integration kann bisher nicht gesprochen<br />
werden. Damit einhergehend wachsen<br />
die Bedenken und Sorgen beim „Normalbürger“.<br />
Er fürchtet Überfremdung<br />
und Vernachlässigung der Schwachen<br />
durch den Staat. Egal, ob diese Ängste<br />
begründet sind oder auch nicht: Die Politik<br />
hat es bis heute nicht geschafft, ein<br />
überzeugendes Konzept für die Lösung<br />
der Flüchtlingsproblematik vorzulegen.<br />
Man darf gespannt sein, ob der nach den<br />
Wahlschlappen eingeleitete Kurswechsel<br />
von Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
dazu führt, die von den „großen“ Parteien<br />
ausgelöste Vertrauenskrise gegenüber<br />
dem Wahlvolk zu beenden. In jedem<br />
Fall sollten Union und SPD die Zeit<br />
bis zu den nächsten Wahlen nutzen, um<br />
wenigstens zwei Lehren der jüngsten<br />
Urnengänge zu verinnerlichen: Das permanente<br />
Schlechtreden von demokratischen<br />
Wettbewerbern oder Partnern<br />
verstärkt die Politikverdrossenheit. Und:<br />
Bürgernahe Basisarbeit muss dauerhaft<br />
erfolgen und nicht erst sechs Wochen<br />
vor der Wahl.<br />
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4 | W+M INHALT<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Zukunft Ost – Welche Ideen und<br />
Perspektiven unsere Elite für die<br />
neuen Bundesländer entwickelt.......30<br />
W+M AKTUELL<br />
Köpfe......................................................................... 6<br />
Nachrichten............................................................... 8<br />
W+M LÄNDERREPORTS<br />
Ostdeutschland: Lehrlingsmisere<br />
ist auch hausgemacht..............................................12<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Die Wikinger kommen.............................................14<br />
Ostdeutschland: Pflege in Not ................................16<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Küstenautobahn taktet den Norden.........................18<br />
Titelthema<br />
Ostdeutschlands Elite plant die Zukunft<br />
30<br />
W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />
Report: „Der Aufbau Ost ist gelungen“................. 20<br />
Cluster: Stark vernetzt in Deutschlands Mitte........ 21<br />
Im Interview: Thüringens Ministerpräsident<br />
Bodo Ramelow ....................................................... 24<br />
Die Botschafterin: Kati Wilhelm.............................. 28<br />
W+M TITELTHEMA ZUKUNFT OST<br />
Report: Welche Ideen und Perspektiven unsere<br />
Elite für die neuen Bundesländer entwickelt.......... 30<br />
Iris Gleicke: Auch Bewährtes<br />
bedarf der Erneuerung ........................................... 33<br />
Christoph Meinel: Breitbandausbau<br />
nicht verschleppen ................................................ 34<br />
Johanna Wanka: Wie wir den Mittelstand an<br />
Forschung und Entwicklung teilhaben lassen ........ 35<br />
Heinrich von Nathusius:<br />
Wie wird das Fahrrad sicher? ................................. 36<br />
Reiner Haseloff: Forschungsexzellenz<br />
als Wirtschaftsfaktor ...............................................37<br />
24<br />
Im Interview<br />
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: 6/<strong>2016</strong><br />
Redaktionsschluss: 05.10.<strong>2016</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 479071-27<br />
Fax: 030 479071-22<br />
www.WundM.info<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, Tel.: 030 479071-11<br />
FN@WundM.info<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Tel.: 030 479071-21, KH@WundM.info<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 479071-21,<br />
JP@WundM.info, Moritz John, Tel.: 030 479071-24,<br />
MJ@WundM.info<br />
Autoren: Hans-Ulrich Conrad, Harald Lachmann,<br />
Rudolf Miethig, Matthias Salm, Thomas Schwandt<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />
Tel.: 030 479071-27, KB@WundM.info<br />
Marketing/Vertrieb: Kerstin Will, Tel.: 030 479071-24<br />
KW@WundM.info<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />
Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />
Branden-burgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 5 €, Jahresabonnement<br />
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional,<br />
W+M Exklusiv, W+M Berlin.Friedrichstraße und dem<br />
Online-Magazin W+M Kompakt) 60 € inkl. MwSt. und<br />
Versand (im Inland).<br />
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />
www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Möller Druck und Verlag GmbH,<br />
ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />
Fotos: A-ROSA-Resort (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
W+M INHALT | 5<br />
28<br />
Botschafterin aus Thüringen<br />
Biathlon-Champion Kati Wilhelm<br />
Manfred Schmitz:<br />
Worauf Energiemanagement setzt......................... 38<br />
Erwin Sellering: Auf dem Weg<br />
ins nächste Jahrzehnt............................................. 39<br />
Ralph Beckmann:<br />
Nachfolgeregelungen brauchen Bankiers .............. 40<br />
Michael Müller: Start-up-Hauptstadt ......................41<br />
Jörg K. Ritter: Familienunternehmen<br />
am Scheidepunkt ....................................................42<br />
Martin Dulig: Warum<br />
Unternehmergeist Berge versetzt ......................... 43<br />
Nora Heer: Wieso der War for Talents unser<br />
Denken verändern muss......................................... 44<br />
Dietmar Woidke: Energie-Mix mit Zukunft............. 45<br />
Veronika Hammond: Neue Verkäufer<br />
für neue Erlebniswelten.......................................... 46<br />
Holger Werner: Damit der Mittelstand<br />
auf Wachstumskurs bleibt ..................................... 47<br />
Alexander Winter:<br />
Wie eine gelungene Nachfolge motiviert............... 48<br />
Joachim Ragnitz: Wir brauchen eine<br />
wachstumspolitische Agenda................................. 49<br />
Fotos: Ingo Peters (oben), alphaspirit/fotolia.com (Mitte), Thomas Schwandt (unten)<br />
57<br />
Ratgeber<br />
Insolvenz professionell planen<br />
18<br />
Länderreport Mecklenburg-Vorpommern<br />
Die A20 taktet den Norden<br />
W+M POLITIK<br />
Pro und Contra: Sollten alle Parteispenden<br />
offengelegt werden?............................................... 50<br />
W+M RATGEBER<br />
Lifestyle: Hochwertige Präsente für Weihnachten... 51<br />
Management: So übergeben Sie<br />
Ihr Unternehmen erfolgreich ...................................52<br />
Finanzen: Förderprogramm für<br />
energieeffizientes Bauen und Sanieren.................. 54<br />
Steuern: Wenn der Chef die Kiste Bier bezahlt...... 56<br />
Management: Insolvenz professionell planen........ 57<br />
Büro: Gelungene Online-Präsentationen ............... 58<br />
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />
für Wirtschaftsliteratur............................................ 59<br />
W+M NETZWERK<br />
Leipzig: 5. Ostdeutsches Energieforum ................. 60<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein ........................... 62<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 64<br />
W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick und Personenregister............................... 66<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial...................................................................... 3<br />
Impressum................................................................ 4<br />
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt die Regionalausgabe<br />
W+M Thüringen bei. Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
6 | W+M AKTUELLES<br />
<br />
Marion Schöbel (52)<br />
Thüringer Windmühlenbesitzerin<br />
Der Denkmalexpertin traut mancher<br />
nicht auf Anhieb die Beharrlichkeit zu,<br />
mit der sie seit Jahren den Denkmalhof<br />
Gernewitz bei Stadtroda führt und trotz<br />
finanzieller Engpässe sowie schwieriger<br />
kommunaler Unterstützung immer<br />
weiter voranbringt. Die Thüringerin, die<br />
nach der Wende mit ihrem Mann eine<br />
alte Windmühle restauriert und so zu<br />
ihrer privaten Heimstatt ausgebaut hat,<br />
will mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für<br />
historische Bauwerke und deren Erhaltung<br />
wecken und fördern. Hierzu organisiert<br />
sie beispielsweise Kinder- und Jugendprojekte,<br />
Schnuppertage, Fortbildungsseminare<br />
für Erwachsene, Handwerkssommer<br />
samt Hoffesten sowie<br />
kompetente kostenlose Erstberatungen<br />
für Denkmalbesitzer und angehende<br />
Bauherren. Daneben baute sie mit<br />
ihrem Team ein Bauteil-Archiv auf, um<br />
historische Baumaterialien und Architekturdetails<br />
zu sammeln, deren Existenz<br />
ansonsten gefährdet und deren Erhalt<br />
nicht gesichert wäre.<br />
Volker Bremer (53)<br />
Leipzigs Hotelbetten-Füller<br />
Dass Leipzig seit Jahren einen Gästerekord<br />
nach dem anderen einfährt, als Besuchsdestination<br />
vor allem für Ausländer<br />
immer populärer wird und so ständig<br />
auch Nachfrage nach neuen Hotels<br />
hat, ist ganz maßgeblich der Verdienst<br />
des gebürtigen Niedersachsen. Seit<br />
2006 – und damit seit deren Gründung –<br />
führt der studierte Marketingmanager<br />
und vormalige selbstständige Unternehmensberater<br />
die Geschäfte der Leipziger<br />
Tourismus und Marketing GmbH.<br />
So stieg allein im ersten Halbjahr die<br />
Zahl der registrierten Übernachtungen<br />
um weitere 5,1 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahreszeitraum – während Dresden<br />
und Chemnitz Besucher einbüßten. Nun<br />
gibt er sich optimistisch, bis Jahresende<br />
erstmals die Marke von drei Millionen<br />
Übernachtungen knacken zu können. Inzwischen<br />
bietet Leipzig 122 Hotels und<br />
Beherbergungsbetriebe mit zusammen<br />
über 15.000 Betten. Zu Hause ist Bremer<br />
übrigens nicht in Leipzig, sondern<br />
im nordsächsischen Delitzsch.<br />
Emil Berthold (67)<br />
Hopfenzüchter aus Thüringen<br />
Dem gebürtigen Schwaben muss man<br />
doppelt dafür danken, dass es wieder<br />
aufwärts geht mit dem Hopfenanbau in<br />
Ostdeutschland. Zum einen engagiert er<br />
sich seit vielen Jahren als Vorstandschef<br />
des Hopfenpflanzerverbandes Elbe-Saale<br />
e. V. – dieser umfasst Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen und erstreckt<br />
sich damit über das zweitgrößte Anbaugebiet<br />
Deutschlands. Maßgeblich ist es<br />
etwa auch Bertholds Wirken zu verdanken,<br />
dass die Aufkaufpreise für Hopfen<br />
nun langsam wieder steigen, was auch<br />
zur Vergrößerung der Anbaufläche führt,<br />
und dass zugleich das Sortenspektrum<br />
vielfältiger wird. Zum anderen testet er<br />
gewissermaßen geheim in seinem eigenen<br />
Hopfenanbaubetrieb in Monstab<br />
bei Altenburg – den führt er inzwischen<br />
zusammen mit Sohn Christian – neue<br />
Aromasorten mit einer etwas geringeren<br />
Bitternote. Sie sollen die Attraktivität<br />
regionaler Hopfensorten unter den vielen<br />
kleinen Regional- und Privatbrauereien<br />
in Ostdeutschland weiter erhöhen.<br />
Johannes Roßrucker (52)<br />
Schloss-Erbauer aus Pirna<br />
Dass die traditionsreiche Sächsische<br />
Sandsteinwerke GmbH aus Pirna heute<br />
zu den wichtigsten Erbauern des Berliner<br />
Schlosses gehört – unter anderem<br />
rekonstruiert man alle 3.200 Einzelteile<br />
für das spektakuläre Eosanderportal<br />
– ist ganz maßgeblich das persönliche<br />
Verdienst des Geschäftsführers. Dabei<br />
war der studierte Jurist als Seiteneinsteiger<br />
in das anspruchsvolle Metier<br />
gelangt. Seit 2011 führt er das Traditionsunternehmen,<br />
das vor allem auf anspruchsvolle<br />
Denkmalrestaurierung spezialisiert<br />
ist, jedoch war er schon bald<br />
auch in seinem ursprünglichen Fach voll<br />
gefordert. Denn im Zusammenhang mit<br />
dem Potsdamer Stadtschloss schlitterte<br />
man 2012 unverschuldet in die Zahlungsunfähigkeit.<br />
Doch diese Insolvenz<br />
führte Roßrucker mit Partnern in Eigen-<br />
Fotos: Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
W+M AKTUELLES | 7<br />
verwaltung durch, so war man schon<br />
ein Jahr später wieder liquide. Seither<br />
investierte der Betrieb mehrere Millionen<br />
in neue Technik sowie die Zusammenführung<br />
der zuvor verstreut gelegenen<br />
Firmenstandorte – und feierte vor<br />
kurzem 120-jähriges Bestehen.<br />
Alexander Montebaur (48)<br />
Energie-Vorstand aus Fürstenwalde<br />
Der Weg von Alexander Montebaur in<br />
die Energiebranche war schon früh vorgezeichnet.<br />
Studierte der zweifache Familienvater<br />
zunächst an der Rheinisch-<br />
Westfälischen Technischen Hochschule<br />
in Aachen Elektrotechnik, promovierte er<br />
dort im Jahr 1996 zum Dr.-Ing. auf dem<br />
Gebiet der Energietechnik. Mit dem nötigen<br />
Rüstzeug ausgestattet, bekleidete<br />
er in den folgenden Jahren Managementpositionen<br />
in verschiedenen Elektrizitätswerken<br />
Deutschlands – so in Hameln,<br />
Braunschweig und Wolfsburg. Schon länger<br />
sitzt Montebaur im Aufsichtsrat des<br />
Energienetzbetreibers E.DIS AG. Nun hat<br />
er seinen beruflichen Mittelpunkt komplett<br />
in die Firmenzentrale nach Fürstenwalde/Spree<br />
verlegt. Der 48-Jährige trat<br />
zum 1. Oktober <strong>2016</strong> als Vorstand Technik<br />
in die operative Leitung des Unternehmens<br />
ein. Zum 1. Januar 2017 wird<br />
er dann auch den Vorstandsvorsitz übernehmen<br />
und damit Bernd Dubberstein<br />
ablösen, welcher sich in den Ruhestand<br />
verabschiedet.<br />
Fotos: VNG (links), E.DIS AG (rechts)<br />
Ulf Heitmüller (51)<br />
Erdgas-Konzernchef aus Leipzig<br />
Vom Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
auf den Drehstuhl des Konzernchefs<br />
im umsatzstärksten ostdeutschen<br />
Unternehmen wechselte Anfang Oktober<br />
der diplomierte Ingenieur für Elektrotechnik.<br />
Vor dem Wechsel zur Leipziger<br />
Verbundnetz Erdgas AG (VNG) hatte<br />
Heitmüller verschiedene Fach- und<br />
Führungspositionen in der deutschen<br />
und europäischen Gaswirtschaft inne.<br />
Zuletzt arbeitete er in geschäftsführender<br />
und leitender Verantwortung – so<br />
als Executive Director Trading & Supply<br />
– für die Energie Baden-Württemberg<br />
(EnBW), die seit Oktober mit 74,2<br />
Prozent klarer Mehrheitseigentümer der<br />
VNG ist. In diesem Zusammenhang hatte<br />
er zunächst das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
übernommen. Heitmüller<br />
löst an der Konzernspitze Karsten<br />
Heuchert ab. Seine Aufgabe wird nun<br />
darin bestehen, den Großimporteur aus<br />
den roten Zahlen herauszuholen, in die<br />
dieser hauptsächlich wegen der niedrigen<br />
Erdgaspreise gerutscht war.<br />
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8 | W+M AKTUELLES<br />
INDUSTRIE GEGEN EMBARGO<br />
Dresden. Für Jörg Brückner, geschäftsführender<br />
Gesellschafter des Kupplungswerks<br />
Dresden und seit Jahresbeginn<br />
Präsident der Vereinigung der Sächsischen<br />
Wirtschaft (VSW), muss die momentane<br />
Sanktionspolitik der Bundesregierung<br />
gegen Russland schnellstens aufgehoben<br />
werden. Es stünden viele Arbeitsplätze<br />
im Freistaat auf dem Spiel. So<br />
wie sein eigenes Unternehmen seien vor<br />
dem Embargo viele sächsische Firmen<br />
„in Russland die Platzhirsche“ gewesen.<br />
„Das wird jetzt verspielt, zumal dort versucht<br />
wird, verstärkt eine eigene Industrie<br />
aufzubauen“, mahnt Brückner. Finanzstarken<br />
Großunternehmen möge es<br />
gelingen, auch in solch einer Phase diesen<br />
Markt zu erhalten, doch dem Mittelstand<br />
gelinge das nicht. So fordert der Arbeitgeberpräsident,<br />
„schnellstmöglich zu<br />
geordneten Verhältnissen zurückzukehren“.<br />
Denn Russland werde auch künftig<br />
eine wichtige Rolle in der Weltgemeinschaft<br />
einnehmen, während sich zugleich<br />
zeige, dass sich über Handelsbeschränkungen<br />
keine politischen Konflikte lösen<br />
ließen.<br />
IMMER WENIGER AZUBIS<br />
Frankfurt/Main. Die Zahl der Auszubildenden<br />
in Deutschland sinkt weiter und<br />
liegt aktuell bei 1,34 Millionen. Mit nur<br />
noch 516.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen<br />
wurde im Jahr 2015 ein<br />
Negativrekord erzielt, so das Ergebnis des<br />
Mittelstandspanels der KfW Bankengruppe.<br />
Die Gründe für den Rückgang liegen im<br />
demografischen Wandel und einer wachsenden<br />
Zahl von Studierenden. Wie eine<br />
Sonderauswertung des repräsentativen<br />
KfW-Mittelstandspanels zeigt, gelingt es<br />
den kleinen und mittleren Unternehmen<br />
derzeit noch, dem negativen Trend entgegenzuwirken:<br />
Sie halten die Anzahl ihrer<br />
Auszubildenden seit fünf Jahren nahezu<br />
konstant bei 1,2 Millionen. „Die Ausbildungstätigkeit<br />
verlagert sich immer weiter<br />
in den Mittelstand”, lautet das Fazit von Dr.<br />
Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.<br />
„Dort arbeiten gut zwei Drittel<br />
der Beschäftigten bundesweit, mittlerweile<br />
aber fast 90 Prozent der Auszubildenden.<br />
Robert J. Stokes, CEO der Nielsen Tele Medical GmbH (l.), stellt Bundeskanzlerin Dr. Angela<br />
Merkel und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (2. v. r.) das drahtlose<br />
EEG-Headset vor.<br />
DRAHTLOSES EEG-HEADSET<br />
MASCHINENBAU OPTIMISTISCH<br />
Leipzig. Sieben von zehn Mitgliedsunternehmen<br />
des VDMA Ost bewerteten bis<br />
Mitte des Jahres ihre momentane Gesamtsituation<br />
als gut oder sehr gut. Fast<br />
drei Viertel der 350 Maschinenbauer in<br />
Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen registrierten laut Geschäftsführer<br />
Reinhard Pätz einen besseren oder<br />
gleich hohen Auftragsbestand. Das sind<br />
elf Prozent mehr als zu Jahresbeginn<br />
<strong>2016</strong>. Zum dritten Mal in Folge stieg damit<br />
die Zahl der Betriebe, die mehr Aufträge<br />
verbuchten. Allein die Auslastung<br />
der vorhandenen Produktionskapazitäten<br />
erhöhte sich vom ersten zum zweiten<br />
Quartal <strong>2016</strong> um 1,5 auf 87 Prozent.<br />
Stabil zeigt sich zudem das Auftragspolster<br />
der Unternehmen. Der aktuelle Auftragsbestand<br />
reicht momentan im Branchendurchschnitt<br />
für 4,2 Produktionsmonate.<br />
Damit sei der Blick trotz der Einbrüche<br />
auf dem wichtigen russischen Markt<br />
wieder optimistischer, so Pätz.<br />
NEUE WEIZENSTÄRKEANLAGE<br />
Zeitz. Die Südzucker AG hat in Zeitz eine<br />
neue Weizenstärkeanlage in Betrieb genommen<br />
und dafür 125 Millionen Euro<br />
Magdeburg. Die amerikanische Nielsen<br />
Tele Medical GmbH hat ihren Standort<br />
in Magdeburg eröffnet. Hier wird sie<br />
das gemeinsam mit Medizinern der Otto-von-Guericke-Universität<br />
entwickelte<br />
drahtlose EEG-Headset produzieren.<br />
Dieses erlaubt die Beobachtung neurologischer<br />
Risikopatienten zu Hause, der<br />
Arzt kann per Ferndiagnose über therapeutische<br />
Eingriffe entscheiden.<br />
investiert. Insgesamt sind am Standort<br />
jetzt 400 Arbeitskräfte für Südzucker tätig.<br />
Die Ernährungswirtschaft leistet einen<br />
nicht zu unterschätzenden Beitrag zur<br />
wirtschaftlichen Entwicklung der Region.<br />
BOOM AM WOHNUNGSMARKT<br />
Dresden. Der Wohnungsbau in den mitteldeutschen<br />
Ländern steuert auf ein Rekordjahr<br />
zu. Im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> war<br />
allein in Thüringen die Zahl der Baugenehmigungen<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
mit 4.282 Einheiten um 43 Prozent<br />
gestiegen. In Sachsen verzeichnete<br />
die Immobilienwirtschaft ein Plus von<br />
gut einem Viertel auf 6.702 neu genehmigte<br />
Wohnungen. Geringer fiel dagegen<br />
mit 17 Prozent der Zuwachs in Sachsen-Anhalt<br />
aus: Hier wurden 2.368 Bauvorhaben<br />
zugelassen. Das letzte Mal waren<br />
in der Dreiländerregion im Jahr 2000<br />
so viele Wohnungsbauten bewilligt worden.<br />
Indes rührt diese Konjunktur maßgeblich<br />
auch aus dem wachsenden Bedarf<br />
an Flüchtlingsunterkünften. Allein in<br />
Thüringen entfiel auf diesen ein Drittel<br />
der genehmigten Wohnungen. Genehmigt<br />
heiße aber noch nicht gebaut, heißt<br />
es beim Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften<br />
unter kritischem Verweis<br />
auf derzeit ebenfalls spürbar zule-<br />
Foto: Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt/Franziska Krüger<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
W+M AKTUELLES | 9<br />
gende Baulandpreise sowie „ausufernde<br />
Bauvorschriften“, die die Planungskosten<br />
in die Höhe trieben.<br />
Trotz sinkender Zahl der Unternehmens gründungen<br />
bleibt Berlin Deutschlands Start-up-Metropole.<br />
ERSTE TÜRKISCHE INVESTITION<br />
Sassnitz. Mukran Port, der ehemalige Fährhafen<br />
Sassnitz, hat die erste türkische Industrieansiedlung<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
realisiert: Die Deutsche BOGENN<br />
GmbH, Tochterfirma der MIR Holding mit<br />
Sitz in Istanbul, wird hier Kunststoffrohre<br />
und Verbindungselemente für Trinkwasser,<br />
Abwasser, Heizung und die Bewässerung<br />
landwirtschaftlicher Flächen herstellen. Ziel<br />
ist überwiegend der deutsche Markt.<br />
GRÜNDERHAUPTSTADT BERLIN<br />
Berlin. Die Hauptstadt bleibt Deutschlands<br />
Start-up-Metropole. Dies belegt<br />
der aktuelle Gründerindex der BBB Bürgschaftsbank<br />
zu Berlin-Brandenburg. Allerdings<br />
zeigt sich ein rückläufiger Trend<br />
beim Gründungsgeschehen – in Berlin<br />
ebenso wie bundesweit. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr sank 2015 die Zahl der Gründungen<br />
in Berlin um 5,4 Prozent. Verantwortlich<br />
hierfür war eine negative Entwicklung<br />
bei kleingewerblichen Gründungen.<br />
Die Hauptstädter machen sich<br />
vor allem im Dienstleistungssektor selbstständig.<br />
Hier stechen wissens- und forschungsgetriebene<br />
Gründungen heraus.<br />
Hingegen mangelt es an Berliner Unternehmen,<br />
die Neuentwicklungen von Gründern<br />
zur Produktreife bringen und produzieren.<br />
Die Produktion erfolge deshalb oft<br />
bei Vertragspartnern außerhalb Berlins, so<br />
die Autoren des BBB-Gründerindex <strong>2016</strong>.<br />
Foto: CCA Projekt GmbH (unten)<br />
15 JAHRE BERLIN CAPITAL CLUB<br />
Das Präsidium des Berlin Capital Club: Nils Busch-Petersen, Claus R. Mayer, Jörg Woltmann,<br />
Dr.-Ing. E. h. Heinz Dürr und Dieter R. Klostermann (v. l.).<br />
Berlin. Am 6. November <strong>2016</strong> feiert der<br />
Berlin Capital Club sein 15-jähriges Bestehen<br />
und blickt auf außerordentlich erfolgreiche<br />
Jahre zurück. Gegründet im<br />
Jahr 2001 von Dieter R. Klostermann und<br />
Dr.-Ing. E. h. Heinz Dürr entwickelte sich<br />
der Club zum führenden Business-Club<br />
in Deutschland.<br />
„Dieses Jubiläum erfüllt uns mit Freude<br />
und Stolz. Hinter dem Erfolg stehen unter<br />
anderem exzellente Veranstaltungsreihen,<br />
das hohe Dienstleistungsniveau und das<br />
Streben, uns immer weiterzuentwickeln<br />
– orientiert an den hohen Ansprüchen unserer<br />
Mitglieder“, so Jörg Woltmann, Präsident<br />
vom Berlin Capital Club. Auf den<br />
Club-Geburtstag wird am 4. November<br />
<strong>2016</strong> im Rahmen der Herbstparty „15 Jahre<br />
Berlin Capital Club“ angestoßen.<br />
Der Cluberfolg basiert nicht zuletzt auf<br />
der Kontinuität der Mitglieder und Mitgliederveranstaltungen.<br />
So sind 60 Prozent<br />
der Gründungsmitglieder seit 2001<br />
noch heute Mitglieder. Dem ersten Gastsprecherlunch<br />
des Clubs mit S. E. Daniel<br />
R. Coats, damals Botschafter der USA<br />
in Deutschland, folgte seitdem eine Reihe<br />
von Events mit renommierten Persönlichkeiten.<br />
Auch große Namen wie Michail<br />
Gorbatschow oder Google-Deutschland-<br />
Chef Phillip Justus wählten und wählen<br />
den Club als Rahmen für Hintergrundgespräche.<br />
Der Berlin Capital Club wird von der CCA-<br />
Gruppe betrieben. Als Mitglied des Berlin<br />
Capital Club genießt man gleichzeitig<br />
alle Mitgliederprivilegien und Annehmlichkeiten<br />
des International Associate Clubs<br />
Netzwerkes, dem weltweit fast 250 Clubs<br />
angehören. www.berlincapitalclub.de<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
10 | W+M AKTUELLES<br />
GRÜNE ENERGIE FÜR EBERSWALDE<br />
Eberswalde. Im brandenburgischen Eberswalde<br />
wird seit einigen Wochen mit klimaschonender<br />
Wärme geheizt. Der regionale<br />
Energiedienstleister EWE versorgt zwei<br />
Stadteile, das Nordend und das Leibnitzviertel,<br />
mit CO ²<br />
-armem Strom beziehungsweise<br />
Wärme. Möglich macht dies das neue<br />
Blockheizkraftwerk des Unternehmens, in<br />
dem nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-<br />
Kopplung aus Erdgas gleichzeitig Strom<br />
und Wärme gewonnen werden kann. Rund<br />
Das Blockheizkraftwerk in Eberswalde wandelt<br />
CO ²<br />
-armes Erdgas in Strom und Wärme um.<br />
2.000 Wohnungen, ein Krankenhaus und<br />
mehrere öffentliche Einrichtungen profitieren<br />
von dieser sauberen Energieproduktion.<br />
Bis zu 69 Prozent Kohlenstoffdioxid (CO ²<br />
)<br />
spart das Blockheizkraftwerk im Vergleich<br />
zum herkömmlichen deutschen Strom-Mix<br />
ein. „Wir nehmen das Thema Klimaschutz<br />
sehr ernst und tun im Rahmen unserer Möglichkeiten<br />
aktiv etwas dafür“, betont der Leiter<br />
der EWE-Geschäftsregion Brandenburg/<br />
Rügen Dr. Ulrich Müller die unternehmerische<br />
Verantwortung für den Umweltschutz.<br />
SPARKASSEN MIT KREDITREKORD<br />
Berlin. Die 45 Mitgliedssparkassen des<br />
Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV)<br />
bewilligten im ersten Halbjahr <strong>2016</strong> neue<br />
Kredite in Höhe von 2,4 Milliarden Euro.<br />
Damit hat die Kreditvergabe der OSV-Sparkassen<br />
an Unternehmen und Selbstständige<br />
einen neuen Höchststand erreicht.<br />
Auch die Kreditvergabe an Privatpersonen<br />
verzeichnete mit 2,13 Milliarden Euro<br />
einen Spitzenwert. Im ersten Halbjahr lag<br />
der Kreditzuwachs in beiden Marktsegmenten<br />
deutlich über dem Bundesdurchschnitt.<br />
Insgesamt bewertete der OSV die<br />
Geschäftsergebnisse der Sparkassen in<br />
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen und Sachsen-Anhalt als „noch zufriedenstellend“.<br />
Bei der Präsentation der<br />
Halbjahreszahlen kritisierte der Geschäftsführende<br />
Präsident des OSV Dr. Michael<br />
Ermrich zugleich die zunehmende Regulierung<br />
im Bankensektor. Als Paradebeispiel<br />
für Überregulierung nannte Ermrich<br />
die Umsetzung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie,<br />
welche die Kreditvergabe<br />
im Wohnimmobilienbereich für junge Paare,<br />
ältere Menschen oder Selbstständige<br />
erheblich erschwere.<br />
Insgesamt berichteten die ostdeutschen Befragungsteilnehmer<br />
im Verarbeitenden Gewerbe, im Bauhauptgewerbe und<br />
im Einzelhandel von deutlich besseren Geschäften als im Vormonat.<br />
Im Bauhauptgewerbe erreichte die Lageeinschätzung<br />
sogar einen neuen Höchststand. Zusätzlich hellten sich in allen<br />
drei Bereichen auch die Geschäftsaussichten auf. Im ostifo<br />
Geschäftsklima Ostdeutschland im September <strong>2016</strong><br />
OSTDEUTSCHE BAUWIRTSCHAFT AUF ZU NEUEN HÖHEN<br />
Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft*<br />
der ostdeutschen Bundesländer zog im September<br />
kräftig an und wetzte damit seine Delle aus dem Vormonat<br />
aus. Die Geschäfte liefen sehr viel besser als im August<br />
und die Geschäftserwartungen drehten wieder, wenn auch nur<br />
geringfügig, ins Positive.<br />
Das ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft<br />
Ostdeutschlands konnte indessen nur geringfügig zulegen. Während<br />
die ostdeutschen Einzelhändler und Bauunternehmer verstärkt<br />
Personal aufbauen wollen, trübten sich die Beschäftigungserwartungen<br />
unter den hiesigen Industriefirmen und Großhändlern<br />
geringfügig ein.<br />
deutschen Großhandel drückten hingegen schlechter laufende<br />
Geschäfte und weniger optimistische Geschäftserwartungen<br />
auf die Stimmung.<br />
ifo Geschäftsklima<br />
VORMONAT 5,7 SEPTEMBER 10,4<br />
ifo Beschäftigungsbarometer<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
VORMONAT 7,8 SEPTEMBER 12,4<br />
Bauhauptgewerbe<br />
VORMONAT 3,5 SEPTEMBER 7,9<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Michael Weber und Prof. Joachim Ragnitz<br />
VORMONAT 1,4 SEPTEMBER 2,3<br />
VORMONAT 2,6 SEPTEMBER 8,2<br />
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />
Foto: Eberswalde Technik<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
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12 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Ähnlich in Sachsen, wo noch Anfang<br />
September 5.400 freie Stellen auf<br />
knapp 3.400 unentschlossene Jugendliche<br />
warteten. Laut Landesarbeitsagentur<br />
in Chemnitz stehen in vielen Berufen<br />
– etwa Werkzeugmechaniker, Fleischer<br />
oder Klimatechniker – jedem potenziellen<br />
Bewerber gut zehn Lehrstellen gegenüber.<br />
Doch selbst mancher Jugendliche,<br />
der dann anfrage, bestehe nicht den<br />
„Realitätstest“, beobachtet Ausbildungsexperte<br />
Volker Becherer von der Handwerkskammer<br />
in Halle: Sie kämen halt<br />
„mit falschen Vorstellungen“.<br />
Angehende Steinmetze und Bildhauer bei der historisch angehauchten Freisprechung auf dem<br />
Leipziger Augustusplatz.<br />
Lehrlingsmisere<br />
ist auch hausgemacht<br />
Die ostdeutsche Wirtschaft kann in diesem Herbst tausende<br />
Ausbildungsplätze nicht besetzen. Besonders schlimm sieht<br />
es im Handwerk aus. So erinnert man sich inzwischen auch<br />
an Jugendliche, etwa mit Hauptabschluss, die bisher als<br />
schwer vermittelbar galten. Bei der Gewerkschaft moniert man<br />
zudem unattraktive Ausbildungen und teils deutlich zu niedrige<br />
Lehrlingsentgelte. Von Harald Lachmann<br />
Die Lage hat sich ins Gegenteil verkehrt:<br />
Suchten noch vor wenigen<br />
Jahren tausende Schulabgänger<br />
eine Lehrstelle, sind es heute die Unternehmen,<br />
die an einem schweren Engpass<br />
laborieren. Jeder dritte deutsche Betrieb<br />
kann nicht mehr alle Ausbildungsplätze<br />
besetzen. Noch kurz vor Lehrjahresbeginn<br />
vermeldete die Bundesarbeitsagentur<br />
172.200 unbesetzte Lehrstellen – bei<br />
nur 148.000 noch suchenden Bewerbern.<br />
Und im Osten, wo nun der Geburtenknick<br />
zuschlägt, ist die Situation besonders dramatisch.<br />
Hier bleiben in diesem Herbst 45<br />
Prozent der Stellen frei.<br />
Schwer haben es klassische Handwerksberufe<br />
– vom Bäcker über den Schmied<br />
bis zum Steinmetz. Ihnen wird offenbar<br />
kein goldener Boden mehr beigemessen.<br />
Junge Leute zieht es eher in Bereiche,<br />
in denen man nicht zu zeitig aufstehen<br />
muss oder sich bei körperlich fordernder<br />
Arbeit die Hände schmutzig macht. Eben<br />
das konterkariert auch jenen Boom, den<br />
gerade das Handwerk Ost erfährt – so in<br />
Thüringen, wo der Zweig 150.000 Menschen<br />
beschäftigt, von denen aber bald<br />
viele in Rente gehen. Jeder fünfte der<br />
31.000 Handwerksbetriebe sucht denn<br />
Nachwuchs.<br />
Tausende freie Plätze vermeldeten denn<br />
zu Lehrjahresbeginn auch die Handwerkskammern<br />
in Sachsen-Anhalt, Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Der langsam vergreisende Nordosten bekommt<br />
im aktuellen „Ländermonitor berufliche<br />
Bildung“ der Bertelsmann Stiftung<br />
sogar den bundesweit schlechtesten<br />
Auftritt attestiert. So bilden hier nur<br />
noch 13 Prozent der Betriebe aus, aber<br />
auch die Zahl der Bewerber schrumpfte<br />
auf ein Drittel des Standes von 2008. Die<br />
Unternehmervereinigung VUMV spricht<br />
diesbezüglich von einer „erheblichen Herausforderung“.<br />
Aber auch in Halle ist es nicht viel anders.<br />
Sei hier 2013 nur jede zehnte Lehrstelle<br />
freigeblieben, wäre es nun schon<br />
jede vierte, so Becherer. Und selbst, wo<br />
ein Lehrvertrag unterschrieben wurde,<br />
ziehe sich der Bewerber zuweilen noch<br />
kurzfristig zurück. Zeit zum Handeln also<br />
für Betriebe wie Kammern. Wer es sich<br />
als Handwerksmeister leisten kann, lockt<br />
Lehrlinge mit „Bonbons“: ein Zuschuss<br />
zum Führerschein oder kostenlose Informatikkurse.<br />
Im Kammerbezirk Cottbus<br />
geht mancher Chef noch weiter: Azubis<br />
trainieren im hauseigenen Fitnessstudio,<br />
bekommen Tankgutscheine oder einen<br />
Auslandsaufenthalt finanziert.<br />
In Sachsen werden zudem durch die<br />
Kammern verstärkt ausländische Lehrlinge<br />
geworben – mit Erfolg. Denn so gibt<br />
es hier erstmals seit fünf Jahren wieder<br />
steigende Azubi-Zahlen: Man gewann<br />
junge Vietnamesen für Pflegeberufe sowie<br />
Bewerber aus Spanien und der Ukra-<br />
Foto: Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 13<br />
ine für Metallbetriebe und Handwerk.<br />
Überdies erinnern sich Kammern und<br />
Behörden in den ostdeutschen Ländern<br />
plötzlich auch jener Schulabgänger, die<br />
vor Jahren noch als schwer vermittelbar<br />
galten, etwa Abgänger mit Hauptschulabschluss.<br />
Inzwischen gibt es für etwa<br />
1.000 junge Leute mit Lernbeeinträchtigung<br />
oder Verhaltensauffälligkeiten in<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
einen speziellen Förderunterricht. Auch<br />
Sozialpädagogen werden ihnen zur Seite<br />
gestellt. Adressiert ist diese Initiative<br />
„Zukunftschance assistierte Ausbildung“,<br />
die von Bund und EU kofinanziert<br />
wird, auch an alleinerziehende junge Mütter,<br />
Bewerber mit pflegebedürftigen Angehörigen<br />
und jene, die schon mehrere<br />
Ausbildungen abbrachen.<br />
Auf den Prüfstand gehören für den Soziologen<br />
Martin Baethge von der Uni Göttingen<br />
auch andere Aspekte, etwa freizeitfeindliche<br />
Arbeitszeiten oder unattraktive Ausbildungsinhalte.<br />
So sei jeder zweite junge<br />
Koch oder Bäckergeselle im Land inzwischen<br />
„nicht ausbildungsadäquat beschäftigt“.<br />
Hierbei spielt auch die Bezahlung eine<br />
wesentliche Rolle – und zwar meist schon<br />
während der Lehre, wo sich zwischen Ost<br />
und West sowie den Branchen teils große<br />
Unterschiede auftun. Als Extrembeispiele<br />
gelten hierbei der Maurerlehrling am Rhein,<br />
der knapp 1.400 Euro im Monat erhält, und<br />
der Florist (475 Euro) oder die Friseurin<br />
(269 Euro) im Osten. Für Reinhard Bispinck<br />
von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung<br />
steht fest: „Branchen, die keine<br />
Azubis finden, zahlen oft schlecht.“<br />
<br />
W+M<br />
Foto: HWK Gera<br />
Schmiede-Azubis beim alljährlichen Tag des Handwerks in Jena.<br />
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14 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Der Holländische Schwimmkran „Taklift 4” transportiert Bauteile zum geplanten<br />
Offshore-Wind-Projekt „Wikinger“ von Iberdrola. Diese werden dann auf das<br />
35 Kilometer nordöstlich vor der Insel Rügen gelegene Baufeld geschleppt.<br />
Offshore-Energieregion Vorpommern<br />
Die Wikinger kommen –<br />
direkt aus der Ostsee<br />
Als mitten in der Hochsaison zahlreiche<br />
Urlaubsgäste und Einheimische<br />
die Aktivitäten im Mukran<br />
Port bei Sassnitz beobachteten, konnten<br />
sie die bis 65 Meter hohen und 650 Tonnen<br />
schweren Metallkonstruktionen nicht<br />
übersehen. So genannte „Jackets“, Fundamente<br />
für Offshore-Windenergieanlagen,<br />
bildeten eine eindrucksvolle Kulisse<br />
an der Ostküste Rügens.<br />
Derzeit entsteht 35 Kilometer nordöstlich<br />
vor Deutschlands größter Insel mit „Wikinger“<br />
der dritte Offshore-Windpark in<br />
der Ostsee vor der Küste Vorpommerns.<br />
Das Unternehmen Iberdrola errichtet dort<br />
70 Fünf-Megawatt-Anlagen, die nach der<br />
Fertigstellung Ende 2018 Strom für circa<br />
350.000 Haushalte produzieren werden.<br />
Insgesamt hat das Projekt ein Investitionsvolumen<br />
von 1,4 Milliarden Euro.<br />
Der Hafen in Sassnitz-Mukran dient als<br />
Ausgangspunkt für die Installation der<br />
Windparks, profitiert aber auch langfristig<br />
von den Entwicklungen. Harm Sievers,<br />
Geschäftsführer der Fährhafen Sassnitz<br />
GmbH, betont die Bedeutung des Baus:<br />
„Iberdrola ist das erste Unternehmen, das<br />
seinen Stützpunkt für Betrieb und Wartung<br />
am Standort errichtet – weitere werden<br />
folgen. Das sind langfristige Ansiedlungen<br />
und damit verbundene Arbeitsplätze.“<br />
Im Rahmen des Richtfestes für das<br />
neue Betriebsgebäude teilte Jürgen Blume,<br />
Geschäftsführer der Iberdrola Renovables<br />
Offshore Deutschland Zwei GmbH,<br />
mit, dass der Sitz der Gesellschaft von Berlin<br />
nach Sassnitz verlegt werden wird.<br />
Die Geschäftstätigkeiten am Mukraner<br />
Offshore-Terminal werden nach Fertigstellung<br />
von „Wikinger“ andauern. Auch das<br />
deutsche Unternehmen E.ON baut einen<br />
Windpark vor Rügen. Unter dem Namen<br />
„Arkona” soll er in drei Jahren ans Netz<br />
gehen und ebenfalls von Sassnitz-Mukran<br />
aus gesteuert werden. Begonnen wird hier<br />
mit dem Bau eines Betriebs- und Servicegebäudes.<br />
Bei jedem Windpark entstehen<br />
auf der Insel Rügen dauerhaft rund 50 Arbeitsplätze.<br />
Trotz der positiven Entwicklungen in Sassnitz-Mukran<br />
schaut die Branche nicht mit<br />
vollem Optimismus in die Zukunft. Die<br />
in der EEG-Novelle vorgesehene Reduzierung<br />
des jährlichen Ausbaus der Offshore-Windenergie<br />
nach 2020 gefährdet<br />
die Wertschöpfung und Beschäftigung in<br />
der Offshore-Windbranche. Um Mecklenburg-Vorpommern<br />
als führende Region<br />
mit Windenergie-Kompetenz weiterzuentwickeln,<br />
hat sich bereits 2005 der<br />
Foto: Fabian Hoppe<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 15<br />
Verein WindEnergy Network e. V. (WEN)<br />
gegründet. Mit derzeit 132 Unternehmen<br />
setzt er sich durch aktive Lobbyarbeit,<br />
Vernetzung, Bündelung von Informationen<br />
und Know-how für deren Stärkung<br />
ein. Beispielhaft sind dabei die Zuliefertage,<br />
die das WEN mit Iberdrola für den<br />
„Wikinger“-Windpark und in diesem Jahr<br />
mit E.ON für den Windpark „Arkona“ organisiert<br />
hat. Diese Tage nutzten mehr als<br />
170 regionale Unternehmen, um sich mit<br />
dem Betreiber und seinen Hauptauftragnehmern<br />
zu vernetzen.<br />
Foto: Formstaal GmbH & Co. KG<br />
Ein solches regionales Unternehmen ist<br />
die Formstaal GmbH & Co. KG aus Stralsund.<br />
Es konstruiert und fertigt unter anderem<br />
Sonderlösungen für die Herstellung<br />
von Komponenten im Bereich der regenerativen<br />
Energie. „Unser Motto ist ‚Shape<br />
the future‘, die Zukunft gestalten“, betont<br />
Geschäftsführer Uwe Husmann. „Dabei<br />
wird in der Umsetzung auf höchste Präzision<br />
geachtet, um Wasser und Luft beste<br />
Strömungseigenschaften zu ermöglichen.“<br />
Beispielhaft seien hier die 3Dgeformten<br />
Ein- und Auslassstrecken für<br />
Wasserkraftwerke, die mehrdimensional<br />
verformten Flächen aus Stahl und Aluminium<br />
für Rotorblätter von Windkraftanlagen,<br />
nicht symmetrische Rohrelemente für Biomassekraftwerke<br />
sowie Rotorschaufeln<br />
Fertigung von passgenauen Bausätzen aus zugeschnittenem und dreidimensional geformtem<br />
Metallblech bei Formstaal.<br />
für Turbinen und Bauteile für Konverterplattformen<br />
genannt.<br />
Diese positive Entwicklung rund um die Erneuerbaren<br />
Energien und speziell die Offshore-Windenergie<br />
ist nicht zufällig. Natürlich<br />
profitiert die Region von ihrer Lage am<br />
Meer. „Vorpommern bietet aber auch eine<br />
sehr gute Infrastruktur für den Ausbau der<br />
Offshore-Windindustrie. Voll erschlossene<br />
Gewerbe- und Industriegebiete – teils direkt<br />
an der Hafenkante – bieten beste Voraussetzungen<br />
für die Etablierung von Produktion<br />
und Logistik in dieser Branche“,<br />
summiert Rolf Kammann, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern<br />
mbH.<br />
Karl Kuba<br />
Wind & Sonne, Energie & Meer<br />
auf Deutschlands Sonnendeck<br />
Fotos: TClemens Menzel · fotolia.com/zentilia | made by WERK3.de<br />
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16 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Pflege in Not<br />
Zwischen Fachkräftemangel in den Pflegeeinrichtungen und<br />
steigenden Zahlen Pflegebedürftiger entwickelt sich in den neuen<br />
Ländern ein ernsthaftes Problem. Die Branche entfaltet viele<br />
Aktivitäten, auch die Politik ist gefragt. Von Dr. Ulrich Conrad<br />
immerhin 400 Euro, wobei die Unterschiede<br />
je nach Berufserfahrung und Finanzkraft<br />
der Arbeitgeber oft viel drastischer<br />
ausfallen. Kein Wunder, dass viele Altenpfleger<br />
in die Hauptstadt zur Arbeit fahren.<br />
Arbeitslose aus Spanien lernen<br />
Deutsch und arbeiten in der Altenpflege<br />
– eine Zeitlang schienen die<br />
krisengeschüttelten europäischen Südländer<br />
die perfekte Lösung für das akute<br />
Fachkräfteproblem in Pflegeheimen und<br />
bei ambulanten Pflegediensten hierzulande<br />
zu sein. Unterstützt durch EU-Fördermittel<br />
erfolgten Anwerbung und Vorbereitung,<br />
in den Regionalzeitungen lobten<br />
Heimbewohner ihre neuen Pfleger<br />
als umsichtig und motiviert – und die ließen<br />
sich das Heimweh auch im grauen<br />
Herbst selten anmerken. Trotzdem erwiesen<br />
sich manche Hoffnungen auf massenhafte<br />
Arbeitsmigration als überzogen, zudem<br />
sinken in Spanien und Portugal die<br />
Arbeitslosenzahlen. Ähnlich wie schon<br />
zuvor osteuropäische Arbeitskräfte wägen<br />
auch die Südeuropäer die Vor- und<br />
Nachteile der deutschen Pflegebranche<br />
genau ab. Wenn sich in anderen Regionen<br />
besser bezahlte Jobs finden, fällt ihnen<br />
der Wechsel nicht schwer. Ein Problem,<br />
das die neuen Länder ganz besonders<br />
hart trifft. Ausgebildete Altenpfleger<br />
verdienen hier nach Angaben einschlägiger<br />
Job-Portale im Durchschnitt zwischen<br />
1.800 (Sachsen-Anhalt) und knapp 2.000<br />
Euro (Brandenburg) im Monat brutto. In<br />
Baden-Württemberg und Bayern sind es<br />
2.700 Euro. Ursache sind die Pflegeentgelte,<br />
die in den Ost-Ländern sehr viel<br />
niedriger liegen. Zwischen dem Pendler-<br />
Land Brandenburg und Berlin beträgt die<br />
Differenz beim Bruttomonatseinkommen<br />
Für Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen<br />
im sogenannten Berliner<br />
Speckgürtel hat sich das Gefälle zu einem<br />
viel ernsteren Problem entwickelt als die<br />
Einführung des Mindestlohns. Die Volkssolidarität<br />
Brandenburg, die zu den großen<br />
Akteuren im Sozialbereich gehört,<br />
beklagt mangelndes Interesse der Politik:<br />
Inzwischen müssten Pflegedienste und<br />
Sozialstationen bereits Patienten ablehnen,<br />
weil Pflegekräfte fehlen, so die Brandenburger<br />
Vorstandsvorsitzende Roswitha<br />
Orban. Zwar werden Ausbildung<br />
und Umschulung für Pflegeberufe gefordert<br />
und gefördert, ein Viertel der Altenpfleger<br />
haben ihren Beruf dank einer<br />
durch die Arbeitsagentur geförderten<br />
Umschulung erlernt. Doch die anschließende<br />
Verweildauer ist zu gering. Nicht<br />
nur die Bezahlung spielt hier eine Rolle,<br />
sondern auch die körperliche und psy-<br />
Foto: Robert Kneschke/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 17<br />
Fotos: advita (oben), Rölleke (unten)<br />
chische Belastung, denen ältere Pflegekräfte<br />
irgendwann nicht mehr gewachsen<br />
sind. Dass der Beruf bei den – immer weniger<br />
werdenden – Schulabgängern keineswegs<br />
erste oder zweite Wahl ist, verwundert<br />
da nicht.<br />
Problem demografischer Wandel<br />
Zugleich verläuft der demografische Wandel<br />
in den neuen Ländern deutlich schneller<br />
als westlich von Werra und Elbe. Man<br />
muss gar nicht bis ins Jahr 2030 vorausschauen,<br />
in dem zum Beispiel im Land<br />
Brandenburg 845.000 Menschen älter als<br />
65 Jahre sein werden. Das sind 40 Prozent<br />
der derzeitigen Bevölkerung. Schon<br />
jetzt sind in Brandenburg 103.000 Menschen<br />
pflegebedürftig, das bedeutet einen<br />
Anteil von 4,2 Prozent an der Bevölkerung<br />
– der Bundesdurchschnitt liegt bei<br />
3,3 Prozent. Zudem gehen in den kommenden<br />
Jahren die geburtenstarken Jahrgänge<br />
in den Ruhestand, was die Pflegebranche<br />
direkt und indirekt betrifft. Deutlich<br />
mehr Pflegekräfte werden somit nicht<br />
erst in ferner Zukunft benötigt. Sehr viel<br />
mehr Pflegebedürftige bei sehr viel weniger<br />
Berufstätigen – diese Kombination<br />
birgt arbeitsmarktpolitischen Zündstoff.<br />
Laut einer Fachstudie aus dem<br />
Jahr 2014 steigt ab dem 75.<br />
Lebensjahr der Pflegebedarf<br />
stark an, bei den 85-<br />
bis 90-Jährigen haben<br />
53 Prozent eine Pflegestufe.<br />
Das brandenburgische<br />
Sozialministerium<br />
versucht, dem<br />
mit einer „Pflegeoffensive<br />
für eine verantwortungsvolle<br />
pflegerische<br />
Versorgung<br />
im Land Brandenburg<br />
auch in Zukunft“ gegenzusteuern.<br />
Die Volkssolidarität gehört zu den großen Akteuren in der Pflege.<br />
Überstunden an der Tagesordnung<br />
In allen Ost-Ländern schlagen inzwischen<br />
sowohl die Verbände der Pflegeanbieter<br />
als auch Interessenvertreter<br />
der Pflegebedürftigen Alarm. Dr. Matthias<br />
Faensen, Landesvorsitzender für<br />
Sachsen im Bundesverband<br />
privater Anbieter sozialer<br />
Dienste (bpa), sieht<br />
einen Pflegenotstand heraufziehen:<br />
„Nur durch<br />
hohe Arbeitsintensität<br />
und Überstunden halten<br />
die vorhandenen Pflegekräfte<br />
die Versorgung aufrecht“,<br />
sagte er der Leipziger<br />
Volkszeitung. Als<br />
Geschäftsführer der advita<br />
Pflegedienst GmbH,<br />
eines seit 1994 überregional<br />
tätigen Pflegedienstes<br />
mit 24 Niederlassungen<br />
in Berlin, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
und rund 1.600<br />
Mitarbeitern, dürfte er<br />
wissen, wovon er spricht.<br />
Auch die Gewerkschaft<br />
Verdi beklagt die exorbitant<br />
hohen Überstunden<br />
bei Beschäftigten<br />
in Krankenhäusern und<br />
Pflegeheimen in Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen.<br />
Dr. Matthias Faensen, Landesvorsitzender<br />
für Sachsen im Bundesverband privater<br />
Anbieter sozialer Dienste (bpa).<br />
Die Unternehmen jedenfalls rühren weiter<br />
unablässig die Werbetrommel für den<br />
Pflegeberuf, dabei auch unterstützt<br />
durch die Politik. Nach Spanien<br />
und Griechenland haben<br />
Personalverantwortliche<br />
asiatische<br />
Länder wie Vietnam<br />
oder die Philippinen<br />
im Visier.<br />
Wohl wissend,<br />
dass Gastarbeiter<br />
zunächst einmal<br />
die Sprache lernen<br />
müssen und in der<br />
Regel bei den medizinischen<br />
Kenntnissen<br />
erheblichen<br />
Qualifizierungsbedarf<br />
haben. Naheliegender<br />
erscheint es, unter Flüchtlingen<br />
vor Ort nach interessierten und geeigneten<br />
Bewerbern für Medizin- und Pflegeberufe<br />
zu suchen und diesen eine Integrationsperspektive<br />
zu bieten. Wie das gelingen<br />
kann, diskutierten unlängst Mitglieder<br />
der Initiative Gesundheitswirtschaft<br />
Brandenburg. Kai-Uwe Michels, Chef der<br />
Brandenburg-Klinik in Bernau, hat sich bei<br />
Asylbewerbern in Wandlitz vorgestellt und<br />
mit Interessierten Praktika vereinbart. Von<br />
acht Bewerbern blieb letztlich einer übrig.<br />
Im Klinikum Niederlausitz mit Standorten<br />
in Senftenberg und Lauchhammer läuft<br />
ein Projekt, um geeignete Personen für<br />
Gesundheitsberufe zu identifizieren und<br />
ihnen Qualifizierung für diese Jobs anzubieten.<br />
Die Arbeitsagentur unterstützt,<br />
das Beratungsunternehmen ADLER Management<br />
ist Partner. Können große Pflegeeinrichtungen<br />
von solchen Erfahrungen<br />
profitieren? Der Aufwand ist hoch, Integration<br />
erweist sich in der Praxis als eine<br />
komplizierte und langwierige Angelegenheit.<br />
Doch schnelle und einfache Lösungen<br />
sind eben nicht in Sicht. Andreas<br />
Kaczynski, Vorstandsvorsitzender des<br />
Landespflegeverbandes Brandenburg,<br />
bringt es auf den Punkt: „Die langfristige<br />
Sicherung einer menschenwürdigen Pflege<br />
ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />
– und sie ist nicht zum Nulltarif zu<br />
haben.“ An einem höheren gesellschaftlichen<br />
Stellenwert mit leistungsgerechter<br />
Bezahlung führe kein Weg vorbei. W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
18 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Reger Fahrzeugverkehr auf der A20 bei Rostock.<br />
Küstenautobahn taktet den Norden<br />
Die mehr als 300 Kilometer lange Autobahn A20 in Norddeutschland<br />
ist das am heftigsten umstrittene, am dringendsten<br />
benötigte und am schnellsten realisierte Straßenbau-<br />
Großprojekt der letzten 25 Jahre. Für die Wirtschaft in<br />
Mecklenburg-Vorpommern wurde die West-Ost-Trasse zur<br />
Lebensader und zum Impulsgeber. Von Thomas Schwandt<br />
Die Freigabe der Bundesautobahn<br />
20 am 7. Dezember 2005 war ein<br />
Lückenfüller. In doppelter Hinsicht.<br />
Kurze Zeit vor diesem Tag waren bei Grimmen,<br />
Greifswald und Neubrandenburg die<br />
letzten drei, jeweils rund 17 Kilometer langen<br />
Teilstücke der A20 fertiggestellt worden.<br />
Vordem rollte der Verkehr bereits auf<br />
85 Prozent der primär geplanten 324 Kilometer<br />
Betontrasse zwischen Ost und<br />
West. In seiner Gänze schloss das Bauwerk<br />
im Nordosten eine Lücke im deutschen<br />
Autobahnnetz. Der zur damaligen<br />
Zeit amtierende Bundesverkehrsminister<br />
Manfred Stolpe prognostizierte: „Die A20<br />
wird künftig eine wichtige Verbindung zwischen<br />
den alten und neuen Ländern, aber<br />
auch zwischen West- und Osteuropa herstellen<br />
und besitzt damit europaweite Bedeutung“.<br />
Doch bevor die neue Verkehrsader quer<br />
durch Mecklenburg-Vorpommern diesem<br />
hehren Anspruch gerecht werden konnte,<br />
gingen eineinhalb Jahrzehnte ins Land,<br />
die zum einem geprägt waren von einem<br />
enormen bauplanerischen Aufwand. Die<br />
324 Kilometer A20 bedeuteten das längste<br />
in einem Stück geplante Autobahnprojekt<br />
in Deutschland. Auf den vielen Teilabschnitten<br />
wurden die Streckenverläufe<br />
zigmal geprüft, verworfen und neu erkundet.<br />
Zudem waren 105 Brücken, vier<br />
Autobahnkreuze und 35 Anschlussstellen<br />
zu errichten. Die ersten Planungen starteten<br />
1991. Der A20-Bau war von der Bundesregierung<br />
als Projekt Nr. 10 der insgesamt<br />
17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit<br />
beschlossen worden. Für die rasche<br />
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in<br />
Ostdeutschland wurden Milliarden-Investitionen<br />
ausgelöst, doch vor allem duldete<br />
das politische Mammutvorhaben keinen<br />
Zeitaufschub. Wie er in jenen Jahren<br />
bei weitaus kleineren Verkehrsbau-Projekten<br />
in den alten Ländern durch zerrende<br />
Planungs- und Einspruchsverfahren üblich<br />
geworden war und sich bis zu zwei Jahrzehnte<br />
ausdehnte. Nachwende-Bundesverkehrsminister<br />
Günther Krause erkannte<br />
frühzeitig dieses Hemmnis und brachte<br />
das „Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz“<br />
auf den Weg, das zunächst<br />
nur für Ostdeutschland galt. So wurde es<br />
möglich, dass zwischen dem ersten offiziellen<br />
Spatenstich 1995 und der Freigabe<br />
der A20 lediglich zehn Jahre ins Land gingen.<br />
Danach wurde die beschleunigte Planung<br />
für das gesamte Bundesgebiet gesetzlich<br />
zementiert.<br />
Zum anderen waren Planung und Bau der<br />
Küstenautobahn von harscher Kritik und<br />
heftigem Widerstand begleitet. Das Zubetonieren<br />
von Landschaftsräumen hatte<br />
im Westen bei den Bürgern das Maß des<br />
Tolerierens und Erträglichen überschritten.<br />
So entzündete sich an dem Autobahnprojekt<br />
im Osten ein Ost-West-Konflikt. In<br />
einem Beitrag der „Zeit“ von 1994 wurde<br />
die Zustimmung zur A20 bei den Men-<br />
Foto: Thomas Schwandt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 19<br />
schen in Mecklenburg-Vorpommern mit<br />
90 Prozent beziffert. Ausschlaggebend<br />
hier waren wirtschaftliche Gründe. Zwischen<br />
1991 bis 1993 verlor beispielsweise<br />
die Hansestadt Wismar mindestens<br />
20 potenzielle Investoren, weil es an leistungsfähigen<br />
Transportwegen mangelte.<br />
Wider die neue Betonpiste stritten allein<br />
in Lübeck 18 verschiedene Bürgerinitiativen.<br />
Diese sorgten sich vor allem um die<br />
schützenswerte Landschaft der Wakenitz-<br />
Niederung an der Landesgrenze zwischen<br />
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.<br />
Im Westen wurde die A20<br />
am Kreuz Lübeck mit der A1 verbunden.<br />
Das Bürgerbegehren führte zwischenzeitlich<br />
zu einem Baustopp, der 1998 in<br />
letzter Instanz vom Bundesverfassungsgericht<br />
aufgehoben wurde. Fakt bleibt,<br />
die A20 wurde unter den strengen Auflagen<br />
der europäischen Vogelschutzrichtlinie<br />
und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie<br />
(FFH) gebaut.<br />
So beschleunigt die Autobahn entstanden<br />
war, so zähflüssig entwickelte sich der Verkehr,<br />
so schleppend entfaltete die Trasse<br />
wirtschaftliche Anziehungskraft. Für den<br />
Großraum Rostock wurden einst 65.000<br />
Fahrzeuge pro 24 Stunden prognostiziert.<br />
Die jüngste Verkehrszählung der Bundesanstalt<br />
für Straßenwesen (BASt) erbrachte<br />
auf dem westlichen Teilstück zwischen<br />
Schönberg und Rostock einen Wert von<br />
bis zu 30.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden.<br />
Im weiteren Verlauf gen Osten sinkt die<br />
Zahl auf bis zu 12.000 ab.<br />
Von Anfang an haben vor allem die Häfen<br />
an der Ostseeküste von der A20 profitiert.<br />
Von der Autobahn führt ein Zubringer direkt<br />
in den Seehafen Wismar, wo vor allem<br />
Kali und Salze sowie Forst- und Holzprodukte<br />
über die Kaikante gehen. Auch die<br />
Entwicklung des Holz-Clusters Wismar in<br />
Hafennähe mit mehreren holzverarbeitenden<br />
Betrieben ist der guten Verkehrsanbindung<br />
zuzuschreiben.<br />
Deutschlands größer Ostseehafen Rostock<br />
ist über das Autobahnkreuz A19/A20<br />
an das Hinterland in alle Richtungen ideal<br />
angebunden. Rund 60 Prozent des jährlichen<br />
Umschlags von 25 Millionen Tonnen<br />
Gütern entfallen im Fähr- und RoRo-<br />
Verkehr auf rollende Ladung. Mittelständische<br />
Logistikfirmen wie Homtrans und<br />
Zippel Logistik haben sich nahe des Autobahn-Knotenpunktes<br />
niedergelassen und<br />
verbringen Waren und Güter in alle Himmelsrichtungen.<br />
Auch die vorpommerschen<br />
Häfen Mukran Port, Stralsund, Vierow<br />
und Wolgast sind über die A20 schnell<br />
zu erreichen.<br />
Der Seehafen Rostock hat über die A19, die<br />
aus dem Hafen zum Autobahnkreuz Rostock<br />
führt, direkten Anschluss zur A20.<br />
Anders als unweit des westmecklenburgischen<br />
Teils der Autobahn A24, die Berlin<br />
und Hamburg verbindet und wo vor allem<br />
renommierte Unternehmen aus der Ernährungsbranche<br />
wie Nestlé, Dr. Oetker<br />
und Sweet Tec neue Produktionswerke errichtet<br />
haben, sind die Ansiedlungserfolge<br />
entlang der A20 noch sehr übersichtlich.<br />
Markantes Beispiel ist das Gewerbegebiet<br />
Pommerndreieck. Jahrelang lag das Areal<br />
bei Grimmen brach. Bis es 2013 das ersehnte<br />
Initial gab. Die biosanica Manufaktur<br />
GmbH, Hersteller von Bio-Trockenfrüchten,<br />
siedelte sich in Sichtweite zur A20 an.<br />
Aktuell hat sich die Hamburger AkkuSys<br />
Akkumulator und Batterietechnik Nord<br />
GmbH für das Pommerndreieck entschieden.<br />
Geschäftsführer Björn Nowosadtko:<br />
„Die Produktion an der A20 ermöglicht es,<br />
innerhalb von 48 Stunden die gängigsten<br />
Gabelstaplerbatterien an Kunden in ganz<br />
Deutschland auszuliefern.“ W+M<br />
Foto: Thomas Schwandt, Quelle Schaubild: GeoBasis - DE / BKG 2015<br />
BUNDESAUTOBAHN A20<br />
Die auch als „Küstenautobahn“ bezeichnete<br />
A20 erstreckt sich in ihrer ursprünglich<br />
geplanten Länge von 324 Kilometern<br />
zwischen dem Autobahnkreuz<br />
(AK) Lübeck (A1) in Schleswig-Holstein<br />
und dem AK Uckermark (A11) in Brandenburg.<br />
Auf 280 Kilometern quert<br />
sie auf der West-Ost-Achse komplett<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Der Neubau<br />
kostete rund zwei Milliarden Euro.<br />
Die A20 zählt zu den 17 Verkehrsprojekten<br />
Deutsche Einheit. Der Bau ist noch<br />
nicht abgeschlossen. Die Autobahn<br />
führt inzwischen rund 20 Kilometer<br />
über das Kreuz Lübeck hinaus und soll<br />
nördlich von Hamburg weiter in Richtung<br />
Westen bis nach Niedersachsen<br />
hinein verlängert werden.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
TLÄNDERSCHWERPUNK<br />
20 | W+M SCHWERPUNKT<br />
THÜRINGEN<br />
„Der Aufbau Ost<br />
ist gelungen“<br />
Optik-Fertigung bei ZEISS in Jena.<br />
In den zurückliegenden zwei Jahren hat sich Thüringens Wirtschaft<br />
solide und leicht wachsend entwickelt. Vor allem die Industrie<br />
konnte ihre Umsätze weiter ausbauen. Der kontinuierliche<br />
Aufschwung sorgte für einen Anstieg der Zahl der Erwerbstätigen<br />
um zwei Prozent auf aktuell 786.000 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte. Von Karsten Hintzmann<br />
Einer der großen Leuchttürme der<br />
Thüringer Wirtschaft ist zweifellos<br />
die optische Industrie rund um<br />
Jena. Doch längst haben sich weitere<br />
Wirtschaftszentren im gesamten Freistaat<br />
etabliert. Folgt man einer Studie der in Erfurt<br />
ansässigen Landesentwicklungsgesellschaft,<br />
gelten heute 94 Thüringer Unternehmen<br />
als Markt- und Technologieführer,<br />
darunter 32 Weltmarktführer und 62<br />
Marktführer in Europa.<br />
Aufgrund dieser nachweislich positiven<br />
Entwicklung wünscht sich Thüringens<br />
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee<br />
(SPD) endlich eine differenziertere und faire<br />
Debatte über den seit 26 Jahren andauernden<br />
Aufholprozess seines Landes: „Ich<br />
nehme immer wieder Studien von Wirtschaftsforschungsinstituten<br />
zur Kenntnis,<br />
die sich mit dem Aufhol- und Angleichungsprozess<br />
der ostdeutschen Wirtschaft befassen.<br />
Man zieht dort nahezu ausschließlich<br />
das Bruttoinlandsprodukt heran, vergleicht<br />
Ostdeutschland mit Westdeutschland<br />
und kommt zum Schluss, dass es nach<br />
wie vor eine große Differenz gibt und der<br />
Angleichungsprozess stagniert, die Lücke<br />
zwischen Ost und West schließt sich<br />
nicht.“ Daraus werde dann mitunter geschlussfolgert,<br />
so Tiefensee kopfschüttelnd,<br />
dass es wenig Sinn mache, weiteres<br />
Geld für den Aufbau Ost auszugeben,<br />
da sich ja nichts bewege. Wolfgang<br />
Tiefensee: „Bei diesen Einschätzungen<br />
wird außer Acht gelassen, dass wir ein<br />
bewegliches Ziel erreichen wollen. Westdeutschland<br />
bleibt nicht im Marathonlauf<br />
an der Ecke stehen und wartet auf uns.<br />
Nein, Westdeutschland bewegt sich und<br />
hat hohe Wirtschaftssteigerungsraten –<br />
ähnlich wie der Osten. Daher ist es schon<br />
ein gutes Zeichen, wenn der Abstand zwischen<br />
Ost und West nicht größer wird.“<br />
Der Wirtschaftsminister hält daher<br />
den allgemein üblichen<br />
Ost-West-Vergleich für<br />
untauglich. Tiefensee:<br />
„Wir sollten stattdessen<br />
feststellen, wo<br />
Thüringen im Ranking<br />
aller Bundesländer<br />
steht. Was den<br />
Industriearbeitsplatzbesatz<br />
betrifft, ist Thüringen<br />
das stärkste ostdeutsche<br />
Bundesland und<br />
hat mittlerweile selbst Nordrhein-Westfalen,<br />
Niedersachsen und Hessen überholt.<br />
Hinsichtlich der Arbeitslosenquote stehen<br />
wir auf Platz sechs der Bundesländer, weit<br />
vor den anderen ostdeutschen Bundesländern.<br />
Bei den Lohnsteigerungen kommen<br />
wir auf knapp neun Prozent. Das ist die<br />
höchste Rate in Deutschland, auch wenn<br />
Thüringen zugegebenermaßen ein geringeres<br />
Lohnniveau als andere Länder hat. Oder<br />
kommen wir zu den Patentanmeldungen.<br />
Hier setze ich den Fokus noch enger – auf<br />
Jena. Wenn in Deutschland im Jahr 2014<br />
durchschnittlich 59 Patente auf 100.000<br />
Einwohner kommen, dann sind es in Jena<br />
195 Patente. Ein Spitzenwert!“ Wenn man<br />
auf all diese Kriterien schaue, so Tiefensee,<br />
müsse man konstatieren, dass der Aufbau<br />
Ost gelungen sei. „Wir können mit Fug und<br />
Recht sagen: Die Anstrengungen haben<br />
sich gelohnt und das eingesetzte Geld ist<br />
überwiegend gut angelegt worden und hat<br />
seine angestrebte Wirkung entfaltet. Und<br />
dennoch stehen wir auch weiter vor enormen<br />
Herausforderungen, um den Wachstumsprozess<br />
fortzusetzen. Daher<br />
ist eine zielgenaue und kraftvolle<br />
Unterstützung der<br />
strukturschwachen Gebiete,<br />
übrigens in Ost<br />
und West, dringend<br />
geboten.“ W+M<br />
Thüringens<br />
Wirtschaftsminister<br />
Wolfgang Tiefensee.<br />
Fotos: Carl Zeiss AG (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
THÜRINGEN | 21<br />
Der Kleinwagen ADAM wird<br />
bei Opel in Eisenach gefertigt.<br />
Foto: Opel<br />
Stark vernetzt in<br />
Deutschlands Mitte<br />
Oft sind es kleine und wenig bekannte Mittelständler, die Thüringen<br />
heute zu einem der innovativsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands<br />
machen. So etablierten sich inzwischen quer durch alle Branchen<br />
um die 20 Kompetenznetzwerke und dutzende Weltmarktführer. Als<br />
umsatzstärkster Industriezweig glänzt dabei der Bereich Automotive.<br />
International für Aufsehen sorgen auch die Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien (IKT) sowie die Life Sciences.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Automotive:<br />
Breite technologische Palette<br />
Schon über hundert Jahre werden in Thüringen<br />
Autos gebaut. Heute sorgen neben<br />
einigen Großbetrieben vor allem flexible<br />
Mittelständler für das Wachstum in<br />
dieser Branche. Sie verkörpern zugleich<br />
eine breite Palette an technologischen<br />
Kompetenzen. Auch die Forschungslandschaft<br />
des Landes spiegelt das wider,<br />
so dass die Firmen zugleich auf Spitzen-<br />
Know-how zurückgreifen können. Mehrere<br />
Hochschulen bieten Ingenieur-Studiengänge<br />
mit direktem Bezug zur Branche<br />
Automotive, allen voran die Technische<br />
Universität (TU) Ilmenau mit dem<br />
Fachgebiet Kraftfahrzeugtechnik und die<br />
Hochschule (HS) Schmalkalden.<br />
Mehrere Hochschulen engagieren sich<br />
auch im Branchenverein automotive thüringen<br />
e. V. (at), so die HS Nordhausen.<br />
Dieser Cluster wurde im Jahr 2000 von<br />
neun Automobilzulieferern gegründet<br />
und zählt inzwischen 99 Mitglieder mit<br />
30.000 Mitarbeitern. Mit einem Gesamtumsatz<br />
von 4,19 Milliarden Euro bestimmen<br />
sie ebenfalls klar die Spitze der wichtigsten<br />
Cluster im Freistaat. Flagge zeigte<br />
eine Reihe at-Betriebe Ende September<br />
zur 66. Internationalen Nutzfahrzeug-<br />
Ausstellung in Hannover. Ihren Gemeinschaftsstand<br />
unterstützte auch die Landesentwicklungsgesellschaft<br />
Thüringen.<br />
Durch ein enges Miteinander von Wirtschaft<br />
und Wissenschaft setzt Thüringen<br />
inzwischen auch bundes- und sogar europaweit<br />
Akzente beim Wandel zu mehr<br />
nachhaltiger Mobilität. Das Land unterstützt<br />
dies mit Förderprogrammen. Als<br />
Herzstück einer Green-Mobility-Initiative<br />
der Erfurter Regierung agiert dabei das<br />
Thüringer Innovationszentrum Mobilität<br />
(ThIMo) an der TU Ilmenau. Industriefirmen<br />
entwickeln hier gemeinsam mit Wissenschaftlern<br />
Technologien für umweltund<br />
ressourcenschonende, schadstoffarme<br />
und effizientere Verkehrsstrukturen.<br />
Thüringen liegt verkehrsgünstig in der<br />
geografischen Mitte Deutschlands. Fünf<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
22 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Autobahnen verbinden den Freistaat mit<br />
allen deutschen Metropolen sowie den<br />
Fertigungsstätten der großen Automobilhersteller.<br />
Das lockte auch Global Player<br />
an, etwa General Motors (Opel Eisenach),<br />
Magna (Heiligenstadt), Bosch (Eisenach),<br />
BMW (Krauthausen), Daimler<br />
(Kölleda) sowie die beiden Zulieferer für<br />
Turboladersysteme IHI (Ichtershausen)<br />
und BorgWarner (Arnstadt).<br />
Selbst ein weltweit tätiger Baumaschinenhersteller<br />
wurde inzwischen in Eisenach<br />
heimisch: Die Bell Equipment Ltd.<br />
aus Südafrika produziert hier Muldenkipper<br />
und gehört damit zu den deutschen<br />
Marktführern. Weitere wichtige Unternehmen<br />
der Branche sind, um nur einige<br />
wenige zu nennen, Multicar (Waltershausen),<br />
MITEC (Eisenach), Automotive<br />
Lighting (Brotterode), Eaton (Nordhausen),<br />
das Gelenkwellenwerk Stadtilm<br />
sowie Muhr und Bender (Weißensee).<br />
IKT-Bereiche:<br />
Enge Kooperation mit Forschung<br />
Viele Start-ups wie auch eine Reihe etablierter,<br />
börsennotierter Unternehmen<br />
prägen heute die Thüringer IKT-Szene.<br />
Sie umfasst 1.100 Firmen mit zusammen<br />
21.000 Mitarbeitern. Hinzu kommen 14<br />
Ihre Schwerpunkte hat die Thüringer IKT-<br />
Branche bei Hardwaresystemen in der<br />
Entwicklung und Fertigung von Nachrichtentechnik,<br />
Medientechnik, bei Personalcomputern<br />
sowie Telematik-Komponenten.<br />
Im Bereich Software fokussieren<br />
sich die Firmen auf Webtechnologien,<br />
eCommerce, Business- beziehungsweise<br />
Sicherheitssoftware, eGovernment-<br />
Anwendungen, Telekommunikation, Bildund<br />
Signalverarbeitung, Leistungselektronik,<br />
Mikrooptik, -sensorik und -elektronik,<br />
Lasertechnik, Mikrosystemtechnik<br />
sowie Nanotechnologien. Einen hohen<br />
Stellenwert nimmt zudem die Entwicklung<br />
von Embedded Systems ein, also<br />
von Softwarearchitektur, bei denen Rechner<br />
für Überwachungs-, Steuer- oder Regelfunktionen<br />
in einen technischen Kontext<br />
eingebunden werden. So forschen in<br />
Ilmenau das Institut für Mikroelektronikund<br />
Mechatronik-Systeme an Lösungen<br />
für integrierte Schalt- und Systemtechnik<br />
und das Fraunhofer-Institut für Digitale<br />
Medientechnologie IDMT an Schlüsseltechnologien<br />
für neue digitale Medienwelten,<br />
die inzwischen weltweit Interesse<br />
finden.<br />
Weltweit gefragt: Das von der Jena Med Tech GmbH entwickelte System LithoSpace®.<br />
Bei Opel in Eisenach werden auf modernsten<br />
Fertigungsanlagen alle Modellvarianten<br />
des dreitürigen Corsa sowie<br />
inzwischen auch das neue Modell<br />
Adam gefertigt. Mit rund 1.600 Mitarbeitern<br />
ist das Werk einer der größten Arbeitgeber<br />
im Freistaat. Im Motorenwerk<br />
MDC Power GmbH montieren die Teams<br />
an den Fertigungsstraßen Aggregate zwischen<br />
54 und 204 PS für eine breite Fahrzeugpalette:<br />
vom Cityflitzer smart bis zur<br />
Oberklassenlimousine.<br />
Forschungseinrichtungen und Entwicklungsinstitute,<br />
zwei Applikations- sowie<br />
sieben Gründerzentren und acht Universitäten<br />
und Hochschulen. Auch dank dieses<br />
gut ausgebildeten Fachkräftepotenzials<br />
sind in Thüringen allein bei Informations-<br />
und Kommunikationsprodukten 24<br />
weltweite Markt- und Technologieführer<br />
zu Hause. Hierzu zählen etwa IBYKUS<br />
(Erfurt), Funkwerk (Kölleda), Intershop<br />
(Jena), bluechip Computer (Meuselwitz),<br />
EPSa Saalfeld und Hyrican (Kindelbrück).<br />
Einige der in IKT-Branchen tätigen Thüringer<br />
Kompetenznetze sind zugleich<br />
eng mit den Lebenswissenschaften (Life<br />
Sciences) verbundenen, so etwa Opto-<br />
Net und SpectroNet. Eine führende Rolle<br />
spielt in diesem Zukunftsmetier aber<br />
auch der Branchenverband für Medizintechnik<br />
und Biotechnologie medways<br />
e. V. Die hierin zusammengeschlossenen<br />
Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen<br />
führen eine lange<br />
und erfolgreiche Tradition weiter. Denn<br />
aus Thüringen kommen Erfindungen wie<br />
das quecksilberfreie Thermometer, die<br />
Röntgenröhre oder das Mikroskop. Jenaer<br />
Wissenschaftler waren zudem an der<br />
Entschlüsselung der menschlichen Chromosomen<br />
8, 21 und X beteiligt.<br />
Life Sciences:<br />
Weltweit führende Produkte<br />
Gegenwärtig umfasst der Wirtschaftszweig<br />
Life Sciences in Thüringen 420<br />
Unternehmen mit 17.000 Beschäftigten.<br />
Ihre Kernkompetenzen haben sie in<br />
der Biotechnologie bei der funktionellen<br />
Genomforschung, bei Diagnostika, in der<br />
Lebensmitteltechnologie sowie bei miniaturisierten<br />
und hochparallelisierten Ana-<br />
Foto: Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
THÜRINGEN | 23<br />
(ILS) aus Stützerbach bei Ilmenau. Denn<br />
die Mikroliterspritzen und hochwertigen<br />
Glasspritzen für anspruchsvolle Medizinanwendungen,<br />
die die 30 Mitarbeiter herstellen,<br />
sind auf dem Globus weitestgehend<br />
ohne Konkurrenz. So sieht man in<br />
Denver mit der Übernahme der Thüringer<br />
eine „große Chance, die eigene globale<br />
Präsenz zu erweitern“ und in Kombination<br />
mit „der treibenden Innovationskultur<br />
von ILS den Kunden einen einzigartigen<br />
Mehrwert anbieten“ zu können.<br />
Foto: Intershop<br />
Die Thüringer Intershop Communications AG liefert Software für den Internethandel.<br />
lysesystemen. In der Medizintechnik konzentrieren<br />
sich die Unternehmen – oft gemeinsam<br />
mit Forschungseinrichtungen<br />
– auf minimalinvasive Techniken, Laseranwendungen,<br />
Implantate, Biomaterialien,<br />
Messtechnik und Sensorik. Und in<br />
der Pharmazie liegen die Schwerpunkte<br />
auf der Entwicklung und Herstellung innovativer<br />
Therapeutika und Verbandmaterialien<br />
sowie in der Produktion steriler,<br />
fester wie auch flüssiger Arzneiformen.<br />
Oft sind es auch bei den Life Sciences<br />
kleinere Unternehmen, die in ihren Segmenten<br />
inzwischen den Weltmarkt anführen.<br />
So übernahm erst im September<br />
der US-Konzern Gardner Denver Medical<br />
die Firma Innovative Labor Systeme<br />
Weitere weltweit führende Thüringer<br />
Anbieter in diesem Wachstumssegment<br />
sind unter anderem die Aeropharm<br />
GmbH aus Rudolstadt, die pharmazeutische<br />
Aerosolen und Liquida entwickelt,<br />
die auf in-vitro-Diagnostika spezialisierte<br />
Alere Technologies GmbH aus Jena,<br />
die ebenfalls in Jena beheimatete Analytik<br />
Jena – ein weltweiter Systemanbieter<br />
für analytische und bio-analytische Instrumente<br />
– und die Carl Zeiss Meditec AG<br />
mit ihren Systemlösungen für die Augenheilkunde.<br />
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24 | W+M SCHWERPUNKT<br />
„Ich halte Papst Franziskus für<br />
eine faszinierende Persönlichkeit“<br />
W+M-Interview mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke)<br />
W+M: Herr Ministerpräsident, Sie führen<br />
den Freistaat Thüringen nun seit<br />
fast zwei Jahren als Ministerpräsident<br />
und stützen sich dabei auf eine denkbar<br />
knappe rot-rot-grüne Mehrheit im Landtag.<br />
Macht das Regieren noch Spaß, obwohl<br />
Sie vermutlich ständig nach Kompromissen<br />
suchen müssen?<br />
Bodo Ramelow: Ich empfinde die knappe<br />
Mehrheit nicht als Last. Ich wollte<br />
eine rot-rot-grüne Regierung und habe<br />
viele Jahre darauf hingearbeitet. Im Unterschied<br />
zu den heutigen Drei-Parteien-<br />
Konstellationen, die nach uns kamen und<br />
im Grunde alle nur eine Reaktion auf die<br />
durch die Wahlerfolge der AfD entstandenen<br />
schwierigen Konstellationen waren,<br />
sind wir hier in Thüringen die einzige<br />
Dreier-Konstellation, die sich aus freien<br />
Stücken gebildet hat. Das Besondere<br />
daran ist, dass alle drei Partner auf Augenhöhe<br />
miteinander umgehen. Die eine<br />
Stimme Mehrheit haben wir bisher nur<br />
ein einziges Mal benötigt und zwar bei<br />
meiner Wahl zum Ministerpräsidenten.<br />
Seitdem achte ich darauf, dass wir sie<br />
möglichst nicht brauchen.<br />
Bodo Ramelow: Es gab damals<br />
nicht nur Freude im Land,<br />
als wir an die Regierung kamen.<br />
Aber die Vertreter der<br />
Wirtschaft in Thüringen kennen<br />
mich seit 26 Jahren. Sie wussten<br />
aus meinem bisherigen Wirken, dass<br />
der Ramelow ein pragmatisch denkender<br />
Mensch ist, der an verlässlichen Absprachen<br />
über die nächsten Etappen der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Freistaates<br />
interessiert ist. Daher würde ich auch<br />
nicht behaupten, es gibt einzig und allein<br />
die Wirtschaftspolitik der rot-rot-grünen<br />
Landesregierung. Vieles von<br />
dem, was wir machen,<br />
ist die Fortsetzung<br />
oder auch Verstärkung<br />
von Maßnahmen<br />
die von den<br />
Vorgänger-Regierungen<br />
auf die<br />
Schiene gesetzt<br />
wurden.<br />
Es wäre also<br />
falsch zu behaupten,<br />
wir<br />
hätten in<br />
zwei<br />
Jahren alles neu erfunden. Wir haben<br />
heute die höchste Industriearbeitsplatzdichte<br />
Deutschlands. Das sage ich auch<br />
mit Stolz. Aber das ist nicht erst jetzt entstanden,<br />
sondern Ergebnis von Entwicklungen,<br />
die mit den Umbrüchen vor 26<br />
Jahren ihren Anfang nahmen.<br />
Natürlich werbe ich auf allen Reisen, die<br />
ich als Ministerpräsident absolviere, für<br />
unsere Wirtschaft. Ich fahre in Kürze<br />
zum Beispiel nach Südtirol.<br />
Wir haben drei starke Südtiroler<br />
Firmen mit Niederlassungen<br />
in Thüringen.<br />
Die hatten mich schon<br />
auf der EXPO in Mailand<br />
eingeladen. Ich möchte in<br />
W+M: Welche zählbaren Resultate<br />
hat Ihre Regierung in den<br />
letzten zwölf Monaten für den<br />
Wirtschaftsstandort Thüringen<br />
eingefahren? Gab es beispielsweise<br />
wichtige Ansiedlungserfolge?<br />
Foto: W+M<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow mit<br />
einer Lithium-Batterie aus Nordhausen.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
THÜRINGEN | 25<br />
Südtirol Werbung mit diesen Firmen für<br />
den Standort Thüringen machen und ich<br />
möchte dort auch die Gastronomie einladen,<br />
uns im Tourismus zu helfen.<br />
W+M: Als wir uns vor Jahresfrist zu unserem<br />
letzten Interview trafen, sagten Sie,<br />
die mittelständischen Betriebe seien die<br />
Thüringer Konzernzentralen der Zukunft.<br />
Gibt es aus Ihrer Sicht Unternehmen, die<br />
tatsächlich das Zeug dazu haben, in die<br />
Konzern-Liga aufzusteigen?<br />
Foto: W+M<br />
Bodo Ramelow: Wir haben 60 Weltmarktführer.<br />
Das deutet die Richtung an,<br />
in die die Entwicklung geht. Ich beobachte<br />
sehr aufmerksam, was im Bereich Elektromobilität<br />
vor sich geht. Auf meinem<br />
Schreibtisch liegt eine Lithium-Batterie<br />
– hergestellt in Nordhausen. Mit diesem<br />
Teil werden russische Proton-Raketen in<br />
den Orbit geschickt. Es gibt das Solarschiff<br />
„Race to Water“, das die Welt umrundet<br />
hat – auch dank der Lithium-Batterien<br />
aus Nordhausen. Wenn dieser Teil<br />
der Technologie industriereif ist, wird sich<br />
der Bereich der Automobilzulieferer dramatisch<br />
verändern, insbesondere was die<br />
Motoren und Antriebe betrifft. Wir stehen<br />
vor riesigen technologischen Veränderungen.<br />
Und die Herausforderung besteht<br />
darin, Thüringen für diese Zukunft<br />
fit zu machen. Wir sind in einem kontinuierlichen<br />
Austausch mit Forschungsinstituten<br />
und Universitäten und schauen, ob<br />
und wie wir Veränderungsketten für unsere<br />
kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
hinbekommen.<br />
Lassen Sie mich hier noch eine Geschichte<br />
erzählen, die schier unglaublich ist: In<br />
New York sitzt ein junger Mann und grübelt,<br />
wie man mit Internethandel einen<br />
neuen Markt aufrollen kann. Er glaubt,<br />
dass Nassrasierer eine gute Option sind.<br />
Aber er stellt fest, dass er keine Rasierklingen<br />
auf dem Markt bekommt, der –<br />
fest in der Hand von Gillette und Wilkinson<br />
– ein Oligopol ist. Aber er gibt nicht<br />
auf und wird bei seiner Suche tatsächlich<br />
fündig. Und wo? In Eisfeld, in Thüringen.<br />
Ein ehemaliger DDR-Betrieb, der überlebt<br />
hat. Dort fragt er an, ob er für seine<br />
Firma Henrys Rasierklingen bekommen<br />
kann. Er bekommt sie. Über Crowdfunding<br />
sammelt er 150 Millionen Euro ein,<br />
Ministerpräsident Bodo Ramelow empfing W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und<br />
Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.) in der Erfurter Staatskanzlei zum Interview.<br />
kauft das Thüringer Unternehmen und<br />
greift jetzt die Weltmarktführer an. Alle<br />
Einwegrasierer, die es bei Lidl und dm<br />
gibt, kommen aus Eisfeld.<br />
All diese Geschichten zeigen die großen<br />
Potenziale, die in unserem Land stecken.<br />
Hier geht wirklich die Post ab.<br />
W+M: Der demografische Wandel stellt<br />
auch Ihr Bundesland vor große Herausforderungen.<br />
In den nächsten zehn Jahren<br />
fehlen in Thüringen rund 280.000 Facharbeiter.<br />
Welche Maßnahmen treffen Sie,<br />
um den drohenden Fachkräftemangel abzuwenden?<br />
Bodo Ramelow: Wir müssen auf der<br />
politischen Ebene die Zuwanderungsdebatte<br />
gestalten und sollten sie ohne rassistische<br />
Untertöne führen. Deutschland<br />
braucht Zuwanderung. Dieses Land ist<br />
seit jeher durch Zuwanderung stark geworden.<br />
Nehmen wir nur Thüringen: In<br />
den vergangenen 25 Jahren haben wir<br />
hier netto 450.000 Menschen verloren.<br />
In derselben Zeit ist Bayern um 1,5 Millionen<br />
Menschen größer und stärker geworden.<br />
Ich will da gegensteuern und plädiere<br />
für eine soziale Zuwanderungsgesellschaft.<br />
Das schließt selbstverständlich<br />
ein, dass wir unsere Langzeitarbeitslosen<br />
nicht vergessen, sondern sie in den Arbeitsmarkt<br />
zurückholen und integrieren.<br />
Wir werben heute schon an. Kurz vor unserem<br />
Gespräch hier habe ich mit dem<br />
griechischen Botschafter telefoniert. Wir<br />
können hier jungen Leuten aus Griechenland<br />
eine vernünftige Ausbildung bieten.<br />
Wir haben etwa das Erfurter Berufsbildungszentrum,<br />
eine exzellente Einrichtung.<br />
Gute Ausbildungsstätten helfen<br />
bei der Ansiedlung. Als Rolls-Royce entschieden<br />
hat, sein Flugzeugmotorenwerk<br />
in Ostdeutschland anzusiedeln,<br />
hatte Brandenburg eigentlich die besseren<br />
Chancen, denn dort saß Rolls-Royce<br />
schon. Aber Erfurt hat die Ansiedlung<br />
bekommen. Entscheidend dafür war:<br />
Wir konnten über das Erfurter Berufsbildungszentrum<br />
die komplette Ausbildung<br />
des erforderlichen Fachpersonals sicherstellen,<br />
obwohl es bei uns gar keine Flugzeugbautradition<br />
gab.<br />
Der Faktor Bildung ist unglaublich wichtig,<br />
besonders die duale Bildung. Und die<br />
wird bereichert und komplettiert durch<br />
die duale Hochschule – etwa in Eisenach<br />
und Gera. Alle dualen Studiengänge werden<br />
gemeinsam mit der Wirtschaft konzipiert.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
26 | W+M SCHWERPUNKT<br />
W+M: Könnten die Flüchtlinge das Fachkräfteproblem<br />
perspektivisch lösen?<br />
Bodo Ramelow: Für mich ist die Unterbringung<br />
und Integration der Flüchtlinge<br />
ein relativ kleines Teilprojekt der eigentlichen<br />
Debatte. Wir brauchen eine organisierte<br />
und offensive Zuwanderungsdebatte<br />
in Deutschland. Und nicht eine<br />
Obergrenzen-Flüchtlingsdebatte. Wir<br />
haben in Thüringen 2,16 Millionen Einwohner<br />
und einen Bedarf an weit über<br />
200.000 Facharbeitern. Da muss es im<br />
Interesse des Landes möglich sein, die<br />
Integration von 21.000 Flüchtlingen hinzubekommen.<br />
W+M: Für einen Linken-Politiker gehen<br />
Sie mitunter ungewöhnliche Wege – Sie<br />
erhalten eine Audienz beim Papst und<br />
pflegen besondere Kontakte zum Fürstentum<br />
Monaco. Was bedeutet dem Protestanten<br />
und Sozialisten Ramelow eine<br />
Audienz beim Papst?<br />
Bodo Ramelow: Am Tag, als ich gewählt<br />
wurde, fragte mich eine Journalistin, was<br />
mein größter Wunsch wäre. Und spontane<br />
Antwort war: Eine Audienz beim Papst.<br />
Ich halte Franziskus für eine faszinierende<br />
Persönlichkeit. Ich war ja bereits als<br />
Bundestagsabgeordneter bei Papst Benedikt<br />
und fand es seinerzeit beeindruckend,<br />
als Protestant hinter die Kulissen des Vatikans<br />
schauen zu können. Das hat mir eine<br />
Menge Einblicke in die Weltkirche gegeben<br />
und mich an vielen Stellen auch zum<br />
Nachdenken über Sichten bewogen.<br />
Ich habe mich durchaus geehrt gefühlt,<br />
dass ich relativ schnell eine Audienz bei<br />
Franziskus bekam. Wobei ich hinzufügen<br />
möchte, dass ich als Ministerpräsident<br />
des Landes Thüringen auch staatsrechtlichen<br />
Anspruch auf eine Audienz habe,<br />
da wir mehrere Staatsverträge mit dem<br />
Heiligen Stuhl abgeschlossen haben und<br />
somit Vertragspartner des Vatikans sind.<br />
Mein Parteifreund Gregor Gysi hatte mir<br />
geschrieben, er wolle unbedingt auch<br />
eine Audienz haben und ich sollte in dieser<br />
Angelegenheit mal vorfühlen. Da wurde<br />
mir aber klargemacht, nein, Gysi hat<br />
keinen Staatsvertrag und könne höchstens<br />
als meine Begleitung mitreisen.<br />
Dazu ist es aber dann nicht gekommen.<br />
W+M: Vor einigen Wochen haben Sie<br />
Fürst Albert II. von Monaco durch Gotha<br />
geführt. Dort liegen die familiären Wurzeln<br />
des Fürstenhauses. Wie kann Thüringen<br />
von der Intensivierung der Kontakte<br />
zu Monaco profitieren?<br />
Bodo Ramelow: Das Thüringer Wappen<br />
hat acht Sterne. Davon stehen sieben<br />
Sterne für die ernestinischen Residenzen<br />
und der achte Stern steht für<br />
das preußische Erfurt und das Eichsfeld.<br />
Sowohl das monegassische Fürstenhaus<br />
als auch das englische Königshaus<br />
haben ihre Wurzeln in Thüringen,<br />
konkret im ehemaligen Königshaus von<br />
Sachsen, Gotha und Coburg. Die Ernestiner<br />
sind das Fundament Europas. Und<br />
warum sollte ich das nicht im Blick haben,<br />
wenn ich daraus Kontakte entwickeln<br />
oder auch vertiefen kann. Im Übrigen:<br />
Fürst Albert hat sich hochinteressiert<br />
gezeigt an den bereits erwähnten<br />
Lithium-Batterien aus Nordhausen, weil<br />
Elektroantriebe und Dekarbonisierung für<br />
ihn wichtige Themen sind.<br />
W+M: Im Gegensatz zu den meisten Ministerpräsidenten<br />
ist bei Ihnen die Diskussion<br />
über eine Neuordnung der Bundesländer<br />
kein Tabuthema. Brauchen wir<br />
eine Neuordnung der Bundesländer?<br />
Bodo Ramelow: Wir sind gerade dabei,<br />
die Zukunftsfestigkeit unseres Bundeslandes<br />
herzustellen. Wir befinden uns<br />
mitten in einer großen und durchaus<br />
kontroversen Debatte über eine Verwaltungs-,<br />
Funktional-, und Gebietsreform.<br />
Das ist nie ein Gewinnerthema. Aber alle<br />
betriebs- und volkswirtschaftlichen Kennziffern<br />
sagen uns, dass wir so nicht weitermachen<br />
können. Wir haben eine Verwaltung,<br />
die könnte eine Million Menschen<br />
mehr verwalten. Wir haben Überkapazitäten,<br />
müssen circa 8.000 Stellen<br />
ZUR PERSON<br />
Bodo Ramelow wurde am 16. Februar<br />
1956 in Osterholz-Scharmbeck geboren.<br />
Nach dem Hauptschulabschluss<br />
erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmanns.<br />
Von 1981 bis 1990<br />
war er Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen,<br />
von 1990 bis 1999 Landesvorsitzender<br />
der Gewerkschaft HBV in<br />
Thüringen. 1999 trat er der PDS bei und<br />
zog im selben Jahr erstmals in den Thüringer<br />
Landtag ein. 2004 und 2009 nominierte<br />
ihn seine Partei zum Spitzenkandidaten<br />
in Thüringen. Seit Dezember<br />
2014 steht Ramelow als Ministerpräsident<br />
an der Spitze der rot-rot-grünen<br />
Landesregierung im Freistaat. Er ist in<br />
dritter Ehe verheiratet und Vater zweier<br />
Söhne.<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
THÜRINGEN | 27<br />
abbauen. Wir bekommen das ohne Entlassungen<br />
hin, durch natürliche Fluktuation<br />
wie Verrentung. Gleichwohl gibt es<br />
Diskussionen, und da wird die Frage, ob<br />
nicht eine Länderfusion besser wäre, immer<br />
wieder gern als Ablenkung genommen.<br />
Ich tabuisiere solche Fragestellungen<br />
nicht, aber ich weiß, auch in einem<br />
fusionierten neuen Staatsgebilde müssten<br />
die Hausaufgaben gemacht werden.<br />
W+M: In knapp einem Jahr finden Bundestagswahlen<br />
statt. Vor dem Hintergrund<br />
aktueller Umfragen wird immer<br />
öfter über ein rot-rot-grünes Bündnis<br />
spekuliert. Was fehlt Ihrer Partei auf<br />
Bundesebene noch, um tatsächlich regierungsfähig<br />
zu werden?<br />
Foto: W+M<br />
Bodo Ramelow: Ich finde, wir – wie<br />
auch die möglichen Koalitionspartner –<br />
sollten den Mut haben auszuhalten, dass<br />
es neben vielen Gemeinsamkeiten auch<br />
Trennendes zwischen uns gibt. Auch darüber<br />
kann und soll man reden, aber bitte<br />
nicht in der Form wechselseitig formulierter<br />
Ausschlusskriterien. Aber es wäre<br />
gut, wenn wir das Trennende einfach akzeptieren.<br />
Dann müsste die SPD uns so<br />
annehmen wie wir sind, umgekehrt wir<br />
aber auch die SPD in ihrer Eigenständigkeit.<br />
Das ist ein Punkt, der mir manchmal<br />
an meiner Partei nicht gefällt: Dass sie<br />
immer denkt, die anderen müssten sich<br />
erst so entwickeln, wie wir schon sind.<br />
Aber dann wären sie ja Mitglied bei uns.<br />
Interview: Karsten Hintzmann und<br />
Frank Nehring<br />
Wir sind die Gestalter<br />
der Energiezukunft.<br />
Dezentral, erneuerbar, vernetzt, effizient: So wünschen sich unsere<br />
Kunden aus Industrie, Gewerbe und Kommunen ihre Energie. Wir<br />
setzen diese Wünsche in die Tat um und gestalten bereits heute<br />
die Zukunft der Energie – dabei greifen Infrastruktur, Technik und<br />
Dienstleistungen ineinander. Energieeffizienz ist für uns der Schlüssel,<br />
um wirtschaftlich zu handeln und Ressourcen zu schonen.<br />
Aktiv in allen Bereichen, die für eine nachhaltige Energiezukunft<br />
relevant sind: Das ist ENGIE.<br />
Energien optimal einsetzen.<br />
engie-deutschland.de
28 | W+M SCHWERPUNKT THÜRINGEN<br />
Die Botschafterin<br />
Kati Wilhelm gehört<br />
weltweit zu den<br />
erfolgreichsten<br />
Biathleten.<br />
Kati Wilhelm ist ein echtes Thüringer<br />
Aushängeschild. Die heute 40-Jährige<br />
hat bereits in vielen Ländern Sympathien<br />
für den kleinen Freistaat in der Mitte<br />
Deutschlands gewonnen. Mit insgesamt<br />
20 Medaillen bei Olympischen Spielen<br />
und Weltmeisterschaften gehört sie<br />
zu den erfolgreichsten Biathleten<br />
weltweit. Jetzt, nach ihrer aktiven<br />
Laufbahn, ist sie Unternehmerin, ARD-<br />
Expertin, hält Vorträge und leistet<br />
wichtige Aufklärungsarbeit für frühzeitige<br />
Altersvorsorge. Von Karsten Hintzmann<br />
Ihrem Markenzeichen ist Kati Wilhelm<br />
treu geblieben – sie trägt ihr Haar fast<br />
signalrot und empfängt Gesprächspartner<br />
stets mit einem strahlenden Lächeln.<br />
Dass sie heute als Multifunktionsträgerin<br />
in einen fast militärisch engen Terminkalender<br />
gepresst ist, sieht man ihr nicht an. Die<br />
zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in<br />
Steinbach-Hallenberg lebt, sprüht einfach<br />
vor Energie und Tatendrang.<br />
Anders als andere frühere Spitzensportler<br />
schaffte Kati Wilhelm problemlos den Ausstieg<br />
aus der Loipe. Mit Bronze in der Staffel<br />
bei der Olympiade 2010 in Vancouver<br />
trat sie von der großen Bühne ab. Nur we-<br />
Kati Wilhelm (r.) und BVUK-Geschäftsführer<br />
Michael Reizel.<br />
nige Monate später tauchte sie schon wieder<br />
auf den Bildschirmen auf – als ARD-Biathlonexpertin<br />
erläutert sie seither die Rennen<br />
ihrer Nachfolger. Parallel dazu kümmert<br />
sie sich um junge Sportler und veranstaltet<br />
jedes Jahr das „Kati Nachwuchs Camp“.<br />
Einen „ordentlichen“ Berufsabschluss hat<br />
sie auch in der Tasche, sie absolvierte an<br />
der Fachhochschule Ansbach erfolgreich<br />
ein Studium in der Fachrichtung „Internationales<br />
Management“. 2014 erfüllte sie<br />
sich einen langgehegten Traum: Sie eröffnete<br />
in ihrem Heimatort ein eigenes Lokal<br />
– „Heimatlon“.<br />
In diesem Sommer nun hat Kati Wilhelm<br />
eine weitere Aufgabe übernommen, für die<br />
sie sich mit voller Überzeugung einsetzt. Sie<br />
ist neue Botschafterin der auf Altersvorsorgesysteme<br />
spezialisierten BVUK.Gruppe,<br />
die ihren Hauptsitz in Würzburg hat. In dieser<br />
Funktion leistet sie Aufklärungsarbeit<br />
für die frühzeitige Altersvorsorge und die<br />
vorausschauende Absicherung gegen Berufsunfähigkeit.<br />
BVUK-Geschäftsführer Michael Reizel freut<br />
sich, mit Kati Wilhelm eine Persönlichkeit<br />
gefunden zu haben, die international einen<br />
exzellenten Ruf genießt und die bereit ist,<br />
das große Thema Altersvorsorge voran zu<br />
bringen: „Kati Wilhelm ist nicht nur eine<br />
ideale Repräsentantin für unser Unternehmen,<br />
sondern darüber hinaus eine überaus<br />
glaubwürdige Botschafterin für die so wichtige<br />
Idee der rechtzeitigen individuellen Altersvorsorge.<br />
Sie ist einer breiten Öffentlichkeit<br />
bekannt und als untadelige Sportlerin<br />
ein echtes Vorbild. Angesichts des<br />
maroden staatlichen Rentensystems und<br />
der daraus resultierenden Notwendigkeit,<br />
dass jeder Bürger in unserem Land zusätzlich<br />
vorsorgen muss, um im Alter seinen bisherigen<br />
Lebensstandard halten zu können,<br />
bin ich fest davon überzeugt, dass Kati Wilhelm<br />
das Thema mit ihrer Art frisch, unverstaubt<br />
und für die breite Öffentlichkeit gut<br />
verständlich angehen wird.“<br />
Kati Wilhelm freut sich auf die neue Herausforderung:<br />
„Ich halte das Thema Altersabsicherung<br />
für extrem wichtig. Auch aus Arbeitgebersicht.<br />
Immerhin bin ich inzwischen<br />
selbst Arbeitgeberin und mache mir Gedanken<br />
darüber, wie mein Unternehmen attraktiv<br />
für meine jetzigen und künftigen Mitarbeiter<br />
ist und wird. Vielfach unterschätzt<br />
wird aktuell das Thema Berufsunfähigkeit.<br />
Solch ein Schicksalsschlag kann Menschen<br />
mitunter von einem auf den anderen Tag aus<br />
dem Arbeitsleben reißen. Hier muss man<br />
einfach vorsorgen.“<br />
W+M<br />
Fotos: Ingo Peters (oben), BVUK.Gruppe (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
UND WOVON TRÄUMEN SIE?<br />
NEUGIER LIEGT DEN SACHSEN IM BLUT. So werden aus Träumen<br />
und Ideen echte Innovationen, die die Welt bereichern. Sachsen ist das<br />
Land der Erfinder, vom Audi bis zur Zeitung. Durch unsere exzellenten<br />
Wissenschaftsstandorte und eine lebendige Start-up-Szene werden wir<br />
diesem Ruf auch in Zukunft gerecht. Wie vielfältig Ihre Träume in Sachsen<br />
erfüllt werden, erfahren Sie auf:<br />
www.so-geht-sächsisch.de
30 | W+M TITEL<br />
Zukunft Ost<br />
Welche Ideen und Perspektiven unsere Elite für die<br />
Wirtschaft in den neuen Bundesländern entwickelt<br />
Ostdeutschland verfügt heute über<br />
einen zwar kleinteiligen, aber dennoch<br />
robusten, innovativen und<br />
selbstbewussten Mittelstand. Ein Unternehmertum,<br />
dem es zunehmend gelingt,<br />
auch ohne eigene Forschungsabteilungen<br />
Spitzenprodukte für den Weltmarkt<br />
zu produzieren und gegen Wettbewerber<br />
aus Fernost und Amerika zu<br />
bestehen. Das ist ein durchaus positives<br />
Zwischenfazit. Aber welche Rahmenbedingungen<br />
braucht die ostdeutsche Wirtschaft,<br />
um sich weiterzuentwickeln, um<br />
in den nächsten zehn, 20 und 30 Jahren<br />
weiter wachsen und konkurrenzfähig sein<br />
zu können? Elementare Zukunftsfragen,<br />
mit denen sich die in den neuen Bundesländern<br />
entstandene und gewachse-<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel Sigmar Gabriel Heinrich von Nathusius<br />
Dr. Dietmar Woidke Prof. Dr. Jörg K. Ritter Dr. Reiner Haseloff<br />
Holger Werner<br />
Erwin Sellering<br />
Nora Heer<br />
Christian Pegel Dr. Ralph Beckmann Iris Gleicke<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka Manfred Schmitz<br />
Veronika Hammond<br />
Bodo Ramelow<br />
Michael Müller<br />
Alexander Winter<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
Martin Dulig<br />
Fotos: BMWi_Maurice Weiss (1. Reihe 2. v. l.), W+M (2. Reihe 1. v. r.), EM.MV-Regierung (4. Reihe 1. v. l.), restliche Bildnachweise siehe Folgeseiten<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
owf<strong>2016</strong>.de<br />
W+M | 31<br />
20. – 21 . OKTOBER <strong>2016</strong>A-ROSA<br />
BAD SAAROW<br />
ne Elite befassen muss und zunehmend<br />
auch befasst. Beste Gelegenheit dazu<br />
bietet ein Gipfeltreffen, das im Oktober<br />
erstmals in Bad Saarow stattfindet.<br />
Im idyllischen Bad Saarow vor den Toren<br />
Berlins treffen sich am 20. und 21. Oktober<br />
<strong>2016</strong> Spitzenpolitiker, Familienunternehmer<br />
und führende Wissenschaftler,<br />
um über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />
Ostdeutschland zu beraten.<br />
Im 26. Jahr der Deutschen Einheit findet<br />
das erste Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />
(OWF) statt.<br />
Das „Davos des Ostens“ bietet den Entscheidungsträgern<br />
zwischen Rügen und<br />
dem Erzgebirge eine einzigartige überregionale<br />
Debattenplattform. In Bad Saarow<br />
sollen – über Parteigrenzen hinweg<br />
und ohne Rücksichtnahme auf Wahlzyklen<br />
– Visionen und Perspektiven für<br />
die stark mittelständisch geprägte Wirtschaft<br />
in den neuen Bundesländern entwickelt<br />
werden.<br />
Die Idee für das Ostdeutsche Wirtschaftsforum<br />
wurde vor rund zwei Jahren in der<br />
Berliner Zimmerstraße geboren, in den<br />
Redaktionsräumen des<br />
Magazins <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>.<br />
Herausgeber Frank Nehring erinnert sich:<br />
„Im Jahr 2014 bereiteten wir einen groß<br />
angelegten Rückblick auf 25 Jahre Aufbau<br />
Ost vor. Diese Zwischenbilanz lag<br />
uns sehr am Herzen. Schließlich waren<br />
die zweieinhalb Jahrzehnte seit 1990 ein<br />
Aufholprozess, der mit einem massiven<br />
und teilweise schmerzhaften Strukturwandel<br />
einher ging. Schon während der<br />
Planungen unserer Jubiläumsberichterstattung<br />
sagten wir uns: Der Blick zurück<br />
ist wichtig, aber der strukturierte Blick<br />
Neue Netze für neue Energie<br />
Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel<br />
zu mehr erneuerbarer Energie.<br />
Wir bei 50Hertz sind Vorreiter bei der sicheren<br />
Integration der erneuerbaren Energie ins Netz.<br />
Wir betreiben das Höchstspannungsnetz für<br />
rund 18 Millionen Menschen im Norden und<br />
Osten Deutschlands. Wir meinen es ernst mit<br />
unserer gesellschaftlichen Verantwortung,<br />
Stromautobahnen gemäß den Klimazielen<br />
Deutschlands und Europas zu entwickeln.<br />
Mit zahlreichen Projekten zur Verstärkung und<br />
zum Ausbau des Stromnetzes leisten wir hierzu<br />
einen wichtigen Beitrag.<br />
Mehr unter www.50 hertz.com
32 | W+M<br />
Die Linke) und Berlins<br />
Regierender Bürgermeister<br />
Michael Müller<br />
(SPD) ihre Teilnahme<br />
angekündigt, dazu<br />
die Ostbeauftragte<br />
der Bundesregierung<br />
und Staatssekretärin<br />
Iris Gleicke sowie einzelne<br />
Minister aus den<br />
neuen Ländern. Nicht<br />
zu vergessen die vielen<br />
namhaften Vertreter<br />
aus Wissenschaft<br />
und Wirtschaft.<br />
Das A-ROSA Scharmützelsee: Fünf-Sterne-Ambiente in grüner Idylle.<br />
nach vorn ist noch wichtiger. Unser Ziel<br />
war es, ein hochkarätiges Veranstaltungsformat<br />
zu entwickeln, mit dem es uns gelingt,<br />
die Spitzen aus Politik, Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Gesellschaft an einen<br />
Tisch holen und eine Diskussion über die<br />
zen-tralen Zukunftsthemen Ostdeutschlands<br />
zu führen.“<br />
Die Resonanz auf die Premiere des OWF<br />
war schon im Vorfeld absolut positiv. Davon<br />
zeugen die vielen Zusagen aus den<br />
Lagern von Politik und Wirtschaft. Neben<br />
Bundeswirtschaftsminister Sigmar<br />
Gabriel (SPD) und Bundesforschungsministerin<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU)<br />
haben die Ministerpräsidenten Dr. Dietmar<br />
Woidke (Brandenburg, SPD), Erwin<br />
Sellering (Mecklenburg-Vorpommern,<br />
SPD), Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt,<br />
CDU), Bodo Ramelow (Thüringen,<br />
Etliche Vertreter der<br />
ostdeutschen Elite, die<br />
in Bad Saarow referieren<br />
oder sich an den<br />
diversen Podiumsdiskussionen<br />
beteiligen<br />
werden, haben zentrale<br />
Thesen zur Zukunft<br />
Ost in Namensbeiträgen<br />
niedergeschrieben, die wir auf den<br />
nachfolgenden Seiten veröffentlichen. Lesen<br />
Sie bitte diese interessante Dokumentation<br />
von Positionen, die erste Antworten<br />
auf die grundsätzliche Frage geben:<br />
Wie ist es um die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />
Ostdeutschland bestellt?<br />
<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
In den zurückliegenden Monaten liefen<br />
die Vorbereitungen für das OWF auf<br />
Hochtouren. Es wurde begonnen, das<br />
Fundament für eine ostdeutsche Denkfabrik<br />
zu legen. Dazu kamen erste Partner<br />
an Bord, das ifo-Institut Dresden, Germany<br />
Trade and Invest – Gesellschaft<br />
für Außenwirtschaft und Standortmarketing<br />
der Bundesrepublik Deutschland,<br />
die Organisations- und Personalberatung<br />
Egon Zehnder sowie die Interessengemeinschaft<br />
der ostdeutschen Unternehmerverbände.<br />
Ziel ist es, diese Denkfabrik<br />
weiter aus- und aufzubauen und das<br />
Ostdeutsche Wirtschaftsforum künftig<br />
jährlich durchzuführen.<br />
Im A-ROSA Forum in Bad Saarow findet das Ostdeutsche Wirtschaftsforum statt.<br />
Fotos: A-ROSA (oben), W+M (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 33<br />
Auch Bewährtes<br />
bedarf der Erneuerung<br />
Von Iris Gleicke, Parlamentarische<br />
Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium<br />
und Bundesbeauftragte für<br />
die neuen Bundesländer<br />
Ostdeutschland<br />
In der Welt zu Hause<br />
Fotos: Möller Medienagentur (oben), Büro Gleicke/Sandra Ludewig (unten)<br />
Das wichtigste und prägende Merkmal<br />
der ostdeutschen Wirtschaft<br />
ist zweifellos ihre Kleinteiligkeit.<br />
Es fehlt im Osten an großen Unternehmen,<br />
die regional für hohe Wertschöpfung<br />
und damit Einkommen sorgen und<br />
zahlreiche mittelständische Zulieferer mitziehen<br />
könnten. Wir sollten besser nicht<br />
darauf bauen, dass demnächst irgendwelche<br />
Konzerne oder Großunternehmen<br />
ihre Zentralen in die ostdeutschen Länder<br />
verlegen – dieser Traum ist 26 Jahre nach<br />
der Einheit ausgeträumt. Sowohl aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht als auch aus<br />
der Perspektive der kleinen und mittleren<br />
Unternehmen ist es viel sinnvoller, sich<br />
auf die eigenen Stärken zu besinnen und<br />
die vorhandenen Wachstumsperspektiven<br />
konsequent zu nutzen, um im nationalen<br />
und internationalen Wettbewerb<br />
bestehen zu können.<br />
ZUR PERSON<br />
Die 1964 in Schleusingen (Thüringen)<br />
geborene, studierte Hochbauingenieurin<br />
Iris Gleicke sitzt seit 1990 für die<br />
SPD im Bundestag. Hier war sie von<br />
2005 bis 2013 Fraktionsgeschäftsführerin.<br />
Seit 2013 ist sie Parlamentarische<br />
Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister,<br />
seit 2014 Bundesbeauftragte<br />
für die neuen Bundesländer,<br />
Mittelstand und Tourismus.<br />
Technologischer Fortschritt und Innovationen<br />
sorgen weltweit für Wachstum<br />
und beschleunigen zugleich den Strukturwandel.<br />
Die ostdeutschen Mittelständler<br />
müssen hier ganz vorne mit dabei<br />
sein. Für manch einen, der bis jetzt<br />
erfolgreich eine Marktnische besetzt,<br />
könnte es sonst über kurz oder lang ein<br />
böses Erwachen geben. Es gibt schlicht<br />
und ergreifend keine Garantie dafür, dass<br />
sich die profitable Nische von heute nicht<br />
schon bald unversehens in eine böse Falle<br />
verwandelt. Auch das Bewährte bedarf<br />
in aller Regel der beständigen Verbesserung<br />
und Erneuerung. Die in Ostdeutschland<br />
hervorragend ausgebaute<br />
Forschungsinfrastruktur aus Hochschulen,<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
und den gemeinnützigen Forschungsunternehmen<br />
bietet die besten<br />
Voraussetzungen dafür, die eigenen Kompetenzen<br />
im Bereich Forschung<br />
& Entwicklung (FuE) weiterzuentwickeln,<br />
um mit innovativen<br />
Produkten<br />
und Verfahren neue<br />
Märkte zu erschließen<br />
und neue Kunden<br />
zu gewinnen.<br />
Iris Gleicke.<br />
Um dauerhaft erfolgreich<br />
zu sein und<br />
sich die Vorteile großer<br />
Strukturen zu<br />
erschließen, müssen<br />
die mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
intensiv Netzwerke bilden und nutzen.<br />
Denn nicht nur bei FuE-Projekten,<br />
sondern auch bei der Digitalisierung oder<br />
angesichts des Fachkräftemangels können<br />
Netzwerke zu klugen gemeinsamen<br />
Lösungen verhelfen. Wenn es um die Sicherung<br />
der unternehmerischen Zukunft<br />
geht, sind neben dem technischen Knowhow<br />
Kompetenzen beim Management<br />
gefragt. Diese werden auch angesichts<br />
der zunehmenden Internationalisierung<br />
der Märkte immer wichtiger. Allerdings<br />
eröffnen die neuen Märkte im Ausland<br />
nur den international tätigen Unternehmen<br />
die Chance, wettbewerbsfähiger zu<br />
werden, und dass auch die Heimatmärkte<br />
einem zunehmend Wettbewerb aus dem<br />
Ausland ausgesetzt sind, gehört nun einmal<br />
zur Globalisierung dazu.<br />
Die Herausforderung besteht darin, in<br />
Ostdeutschland Impulse für<br />
stabiles Wachstum zu setzen.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
habe ich den Dialog<br />
„Unternehmen<br />
:wachsen“ ins Leben<br />
gerufen. Hier<br />
können sich Unternehmerinnen<br />
und<br />
Unternehmer mit<br />
ihren Erfahrungen<br />
und Vorstellungen<br />
austauschen. Am 9.<br />
November <strong>2016</strong> wollen<br />
wir die Ideen und<br />
Vorschläge auf einer<br />
großen Veranstaltung diskutieren und sie<br />
im nächsten Jahr thematisch fokussiert<br />
vertiefen. Dass dieser Termin ausgerechnet<br />
auf das Datum fällt, an dem die Ostdeutschen<br />
vor 27 Jahren die Mauer niedergerissen<br />
und Neuland betreten haben,<br />
ist dabei ein purer, aber aus meiner Sicht<br />
überhaupt kein dummer Zufall. W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
34 | W+M<br />
Breitbandausbau<br />
nicht verschleppen<br />
Von Prof. Dr. Christoph Meinel, wissenschaftlicher Institutsdirektor und CEO<br />
des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) an der Universität Potsdam<br />
Nur 25 Jahre nach dem letzten ökonomischen<br />
Paradigmenwechsel<br />
steht eine weitere Wende gleichen<br />
Ausmaßes bevor. Die Digitalisierung<br />
schreitet unaufhörlich voran und<br />
durchdringt bereits weite Teile des globalen<br />
wirtschaftlichen Geschehens. Inzwischen<br />
gehören IT-Unternehmen zur Spitze<br />
der profitabelsten Unternehmen der Welt<br />
und Firmen, die die digitale Wende verschlafen,<br />
verschwinden vom Markt.<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel.<br />
Mit den neusten Entwicklungen der Informationstechnologie<br />
können Produktionsabläufe<br />
und Lieferketten sekundengenau<br />
getaktet, miteinander<br />
verwoben und<br />
überwacht werden.<br />
Die dadurch erzielbaren<br />
Effizienzsteigerungen<br />
sind für die<br />
zukünftige Wettbewerbsfähigkeit<br />
von<br />
entscheidender Bedeutung.<br />
Durch die<br />
verstärkte Nutzung<br />
von mobilen Geräten<br />
und sozialen<br />
Netzwerken werden<br />
Unmengen von personenspezifischen<br />
Daten produziert, die<br />
wiederum in die Entwicklung maßgeschneiderter<br />
und neuer Produkte münden<br />
können. Hier am Puls der Zeit zu bleiben,<br />
ist Voraussetzung, um neue Geschäftsmodelle<br />
zu entwickeln, und Grundlage für<br />
die notwendige Wandlungsfähigkeit der<br />
Unternehmen im digitalen Zeitalter. Auch<br />
das Verhältnis zwischen Produzent und<br />
Konsument verändert sich fundamental.<br />
Massenwaren werden zukünftig an Bedeutung<br />
verlieren. Produkte müssen verstärkt<br />
individualisiert und lernfähig sein.<br />
Verschiedene aktuelle Studien kommen zu<br />
dem alarmierenden Ergebnis, dass gerade<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
die Potenziale, die die Digitalisierung bietet,<br />
wenig nutzen, was nicht zuletzt an fehlender<br />
Weitsicht, eingeschränktem Knowhow<br />
und mangelndem finanziellen Spielraum<br />
liegt. Dabei ist die Rechnung sehr<br />
einfach: Auch wenn aktuell die Auftragsbücher<br />
im analogen Geschäft noch gut gefüllt<br />
sind, die Digitalisierung wird alte Geschäftsmodelle<br />
immer rasanter<br />
hinwegfegen und transformieren.<br />
Um hier nicht unterzugehen,<br />
kommt es<br />
darauf an, von Anfang<br />
dabei zu sein.<br />
Das kann gelingen,<br />
wenn man die Arbeitsverhältnisse<br />
an<br />
die Bedingungen der<br />
Digitalisierung anpasst.<br />
Starre Arbeitszeit-<br />
und Präsenzmodelle<br />
sind nicht zukunftsfähig.<br />
Gerade<br />
für finanzschwächere kleine und mittelständische<br />
Unternehmen (KMU) wird es<br />
entscheidend sein, Gehaltsdifferenzen<br />
durch moderne Arbeitsstrukturen auszugleichen,<br />
um qualifiziertes und mobiles<br />
Personal zu gewinnen und zu binden. Mit<br />
den heutigen Mitteln der Kommunikation<br />
sind solche Umstellungen weniger problematisch<br />
als zu früheren Zeiten. Oftmals<br />
reicht in kleinen Unternehmen bereits ein<br />
IT-versierter und international gewandter<br />
ZUR PERSON<br />
Prof. Dr. Christoph Meinel ist ordentlicher<br />
Professor für Informatik am HPI<br />
und der Universität Potsdam und hat den<br />
Lehrstuhl für „Internet-Technologien und<br />
-Systeme“ inne. Seine besonderen Forschungsinteressen<br />
liegen in den Bereichen<br />
Security Engineering, Knowledge<br />
Engineering und Web 3.0 – Semantic,<br />
Social, Service Web. Christoph Meinel<br />
ist Autor und Co-Autor von 18 Büchern,<br />
Anthologien sowie zahlreicher Tagungsbände.<br />
Mitarbeiter aus, um die Firma in die richtige<br />
Richtung zu lenken.<br />
Gerade ostdeutsche Unternehmen haben<br />
schmerzliche Erfahrung damit gemacht,<br />
wie mühsam es ist, einer Entwicklung<br />
hinterher zu laufen. Heute bietet sich die<br />
Chance, zum Vorreiter in einer globalen<br />
Entwicklung zu werden. Wie bereits erwähnt,<br />
trägt die Digitalisierung dazu bei,<br />
regionale Strukturhindernisse, die in Ostdeutschland<br />
immer als Wachstumsbremse<br />
identifiziert werden, zu überwinden.<br />
Wenn man Geschäfte in der ganzen Welt<br />
tätigt, ist es gleichgültig, ob der Firmensitz<br />
in München oder Cottbus liegt.<br />
Hier ist auch der Platz für die klare Botschaft<br />
an die Politik, den Breitbandausbau nicht<br />
zu verschleppen. Eine schnelle und sichere<br />
Datenverbindung ist die absolute Voraussetzung<br />
für digitales Wirtschaften. Sowohl<br />
die physische Infrastruktur als auch regulatorische<br />
Gründungshindernisse müssen beseitigt<br />
werden, damit sich der ostdeutsche<br />
Wirtschaftsraum den Herausforderungen<br />
der Digitalisierung stellen kann. W+M<br />
Foto: HPI/Kay Herschelmann (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 35<br />
Wie wir den Mittelstand<br />
stärker an Forschung<br />
und Entwicklung<br />
teilhaben lassen<br />
Von Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für<br />
Bildung und Forschung<br />
Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Steffen Kugler<br />
Die Innovationskraft kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen (KMU) wird<br />
auch in Zukunft für unseren Wohlstand<br />
und die Beschäftigung unverzichtbar<br />
sein, ganz besonders in Ostdeutschland.<br />
Eigene Forschung<br />
und Entwicklung,<br />
aber auch die Nutzung<br />
der Ergebnisse unserer<br />
starken öffentlichen<br />
Wissenschaftsund<br />
Forschungslandschaft<br />
sind dafür die<br />
Basis. Unter dem<br />
Dach der „Neuen<br />
Hightech-Strategie“<br />
der Bundesregierung<br />
setzt das Bundesforschungsministerium<br />
daher auf einen intelligenten<br />
Mix verschiedener Instrumente<br />
für die Förderung von der Grundlagen- bis<br />
zur anwendungsorientierten Forschung.<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka.<br />
„Unternehmen Region“ ist die Innovationsinitiative<br />
des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung für die neuen Länder.<br />
Seit mehr als 15 Jahren und mit bisher<br />
fast 1,7 Milliarden Euro investiert sie<br />
in Stärken und Chancen in den ostdeutschen<br />
Regionen. Die Initiative setzt auf die<br />
Verbindung von Spitzenforschung mit unternehmerischem<br />
Handeln in anspruchsvollen<br />
Innovationsbündnissen. Allein 52<br />
sogenannte Innovative regionale Wachstumskerne<br />
– dahinter steht eins von acht<br />
Förderprogrammen – verbessern die Innovations-<br />
und Wettbewerbsfähigkeit an ihren<br />
Standorten nachhaltig. Gut zwei Drittel<br />
der Partner sind KMU. Auch zukünftig<br />
werden viele Regionen eine besondere<br />
Förderung für die Entwicklung ihrer<br />
Potenziale benötigen – in Ost- und Westdeutschland.<br />
Daher werden wir auf unsere<br />
Erfahrungen aufbauen und ein<br />
bundesweites Innovationsförderkonzept<br />
für Regionen<br />
im Strukturwandel<br />
entwickeln.<br />
Das Ziel des neuen<br />
Zehn-Punkte-Programms<br />
„Vorfahrt<br />
für den Mittelstand“<br />
ist es, die Hebelwirkung<br />
für Innovation<br />
durch mehr Beteiligung<br />
von KMU an<br />
Forschung und Entwicklung<br />
zu erhöhen,<br />
insbesondere in den dynamischen Schlüsselbereichen<br />
„digitale Wirtschaft“, „gesundes<br />
Leben“ und „nachhaltige Wirtschaft“.<br />
Dazu wird die Fördermaßnahme<br />
„KMU-innovativ“, an der sich bisher schon<br />
gut 2.300 KMU beteiligt haben, weiter<br />
ausgebaut und um ein Einstiegsmodul für<br />
ZUR PERSON<br />
1951 in Rosenfeld (Sachsen) geboren,<br />
studierte Johanna Wanka Mathematik in<br />
Leipzig, promovierte 1980 in Merseburg<br />
und erhielt dort 1993 einen Ruf als Professorin<br />
für Mathematik. Die CDU-Politikerin<br />
war von 2000 bis 2013 Wissenschaftsministerin<br />
in den Ländern Brandenburg<br />
(bis 2009) und Niedersachsen.<br />
Seit 2013 ist sie Bundesministerin für<br />
Bildung und Forschung.<br />
Machbarkeitsstudien<br />
im Vorfeld eines FuE-<br />
Projekts ergänzt. Auch<br />
bisher weniger förder- und<br />
forschungserfahrene KMU wollen wir motivieren,<br />
sich für Forschung und Innovation<br />
zu engagieren.<br />
Neue Technologien integrieren und dabei<br />
alte Grenzen überschreiten, neue Geschäftsmodelle<br />
entwickeln und Zukunftsmärkte<br />
entdecken, alldem liegen interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit und strategische<br />
Kooperationen über Branchengrenzen hinweg<br />
zugrunde. Das Programm „Innovationsforen<br />
Mittelstand“ schafft hierfür ideale<br />
Startbedingungen. Mit der neuen Maßnahme<br />
„KMU-NetC“ setzen wir ebenfalls<br />
auf den Erfolgsfaktor Netzwerken. Wir fördern<br />
auf dem Nährboden der gut ausgebauten<br />
deutschen Netzwerk- und Clusterlandschaft<br />
das schnelle Aufgreifen neuer<br />
Technologien und Geschäftsideen durch<br />
den Mittelstand in gemeinsamen strategischen<br />
Projekten mit Forschungseinrichtungen<br />
und anderen Partnern.<br />
Innovation braucht qualifiziertes Personal,<br />
die digitalisierte Arbeit von morgen stellt<br />
neue Anforderungen und der demografische<br />
Wandel macht es – das kann man<br />
gerade in Ostdeutschland sehen – besonders<br />
dem Mittelstand zunehmend schwerer,<br />
seinen Fachkräftebedarf zu stillen.<br />
Deshalb greifen wir auch dieses Handlungsfeld<br />
im Zehn-Punkte-Programm auf<br />
und haben unter anderem ein Sonderprogramm<br />
für die Digitalisierung in überbetrieblichen<br />
Berufsbildungsstätten (ÜBS)<br />
und Kompetenzzentren gestartet. W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
36 | W+M<br />
Das E-Bike<br />
GRACE MXII<br />
Urban aus dem<br />
Hause MIFA.<br />
Wie wird das Fahrrad<br />
nach 200 Jahren zu<br />
einem sicheren<br />
Verkehrsmittel?<br />
Von Heinrich von Nathusius,<br />
Geschäftsführer der MIFA-Bike GmbH<br />
Die Erfindung des Rades vor 5.000<br />
Jahren in Mesopotamien hat die<br />
Welt revolutioniert – die Erfindung<br />
des Zweirades vor 250 Jahren von Michael<br />
Kaßler im heutigen Sachsen-Anhalt oder<br />
dem bekannteren Carl Draiß in<br />
Baden vor 200 Jahren hat<br />
zwar keine industrielle<br />
Revolution ausgelöst,<br />
aber immerhin mit<br />
der Erfindung des<br />
Laufrads die Mobilität<br />
vom Pferderücken<br />
auf die Straße<br />
gebracht. Vor der<br />
Erfindung von Auto<br />
und Bahn war das<br />
Fahrrad das Fortbewegungsmittel<br />
im<br />
Nahbereich für jedermann.<br />
Auch heute<br />
noch ist das Fahrrad in vielen Regionen<br />
der Welt der einzige bezahlbare Verkehrsträger,<br />
um Wege zur Schule oder zur Arbeit<br />
zu überbrücken.<br />
Das Fahrrad erfüllt positive Ziele und Wünsche,<br />
von der Fortbewegung über die<br />
Sportlichkeit zur Attraktivität – und jetzt<br />
kommt ein neues Ziel, eine neue Herausforderung<br />
dazu: das Fahrrad als sicheres<br />
Verkehrsmittel.<br />
Heinrich von Nathusius.<br />
Als Verkehrsmittel kann nur das Fahrrad<br />
die hohe, individuelle und kostenbewusste<br />
Flexibilität erfüllen, und das verbunden<br />
mit Sportlichkeit und Umweltbewusstsein.<br />
Aber alleine kann das Fahrrad die wachsenden<br />
Ansprüche an den Verkehr nicht leisten.<br />
Das Fahrrad muss Partner der anderen<br />
Verkehrsträger werden – wie dem Auto,<br />
Bus oder Zug. Diese Partnerschaft besteht<br />
heute schon, wenn auch etwas mühsam.<br />
Das normale Rad ist nur schwer im oder am<br />
Auto zu transportieren; im Bus oder<br />
der Bahn gibt es selten günstige<br />
und ausreichende „Mitfahrgelegenheiten“.<br />
Also<br />
muss sich das Fahrrad<br />
ändern und den Anforderungen<br />
anpassen.<br />
Das Fahrrad als<br />
Partner im Stadtverkehr<br />
muss leicht gebaut<br />
und klein gefaltet<br />
sein und trotzdem die<br />
guten Eigenschaften<br />
und das sichere Fahrverhalten<br />
eines normalen<br />
Fahrrads behalten.<br />
Das Rad muss einen Stammplatz im Kofferraum<br />
auch eines Kleinwagens erhalten,<br />
natürlich neben Koffern und anderen Gegenständen,<br />
und der tägliche Begleiter auf<br />
dem Weg in die Stadt oder ins Büro sein.<br />
Und die Städte dieser Welt, egal auf welchen<br />
Kontinenten, wachsen, und mit ihnen<br />
wachsen die Verkehrsprobleme. Fahrradstraßen<br />
werden kommen, können aber nur<br />
Teillösungen bieten. Wir brauchen die Partnerschaft<br />
aller Verkehrsträger und bieten<br />
damit dem Fahrradfahrer die größte Flexibilität<br />
– er startet von zu Hause individuell<br />
mit seinem Auto (und zum Beispiel<br />
mit dem E-Faltrad von MIFA im Kofferraum),<br />
fährt am Stadtrand auf den „Park<br />
and Bike“-Platz, wo er sich entscheiden<br />
kann, ob er mit seinem E-Bike direkt oder<br />
per Bus oder Bahn und dem Faltrad neben<br />
sich zu seinem Ziel weiterfährt. In jedem<br />
Fall kommt er trocken und erholt an seinem<br />
Ziel an – und abends „nach getaner<br />
Arbeit“ wieder zurück. Der „Kombi-Fahrer“<br />
mit Rad und öffentlichem Nahverkehr<br />
ist stolz und befriedigt, hat seiner Gesundheit<br />
gedient und die Umwelt und den Straßenverkehr<br />
entlastet.<br />
Jetzt fehlt nur noch die objektive Sicherheit<br />
des Fahrradfahrers. Zum einen ist dafür<br />
der Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer<br />
eigenverantwortlich, zum anderen<br />
aber auch die übrigen Verkehrsteilnehmer<br />
auf der Straße. Unsere Vorstellung ist, dass<br />
im Rahmen der Digitalisierung von Kraftfahrzeugen<br />
auch der Radfahrer, zumindest<br />
die E-Biker, einbezogen werden. Darüber<br />
hinaus können zur Früherkennung von Hindernissen<br />
Seitenkameras oder Radarerkennung<br />
bei Kraftfahrzeugen und bei Fahrrädern<br />
installiert werden. Wir arbeiten daran.<br />
<br />
W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Heinrich von Nathusius begann als Assistent<br />
der Geschäftsführung bei Thyssen.<br />
Anschließend arbeitete er für verschiedene<br />
große Stahlhandelsgesellschaften<br />
in leitenden Funktionen. 1992 erwarb er<br />
von der Treuhandanstalt das IFA-Gelenkwellenwerk<br />
Haldensleben und baute es<br />
zu einer Zulieferfirmengruppe für die Automobilbranche<br />
um. 2014 übernahm er<br />
den insolventen Fahrradhersteller MIFA.<br />
Fotos: MIFA (oben), Inga Haar (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 37<br />
An der Magdeburger Otto-von-Guericke-<br />
Universität werden kluge Köpfe geformt.<br />
Forschungsexzellenz als<br />
Wirtschaftsfaktor in Sachsen-Anhalt<br />
Von Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt<br />
Fotos: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (oben), Staatskanzlei Sachsen-Anhalt (unten)<br />
Erfindungsgeist, technisches Verständnis,<br />
Forscherdrang und Veränderungswille<br />
der Menschen sind die Potenziale<br />
unseres Landes und sie spielen natürlich<br />
auch für Wirtschaft und Wissenschaft eine<br />
Hauptrolle. In ihrem Spannungsfeld entwickelt<br />
sich die Innovationskraft Sachsen-Anhalts<br />
und nur, wenn diese stetig wächst,<br />
haben wir eine Chance, im Wettbewerb<br />
dauerhaft zu bestehen. Die Landesregierung<br />
unternimmt alles, um für diesen Prozess<br />
möglichst gute Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Alle entwickelten Volkswirtschaften gewinnen<br />
Wachstum verstärkt durch den Ausbau<br />
der Wertschöpfung, die von Bildung, Wissenschaft<br />
und industrieller Forschung bestimmt<br />
ist. Dies gilt auch für Sachsen-Anhalt.<br />
Infolge der Kleinteiligkeit unserer Wirtschaftsstruktur<br />
– 95 Prozent der Wirtschaftsunternehmen<br />
haben weniger als 20<br />
Mitarbeiter – ist das Industrieforschungspotenzial<br />
noch relativ gering. Dieses Defizit<br />
gleichen wir durch die Forschung in den<br />
Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen<br />
aus. Das hilft auch der regionalen<br />
Wirtschaft. Dazu ist aber ein reibungsloser<br />
Wissensaustausch notwendig. Aus<br />
diesem Grund ist die Brückenfunktion der<br />
Transferinstitutionen so entscheidend. Die<br />
Transferstrukturen der Hochschulen und die<br />
unternehmensbezogenen Netzwerke müssen<br />
stetig ausgebaut werden.<br />
Das Land hat sich in seiner Regionalen Innovationsstrategie<br />
hierzu klar bekannt. Die<br />
marktorientierte Forschungs- und Entwicklungsförderung<br />
soll verstärkt und die Förderung<br />
auf identifizierte wissenschaftliche<br />
und wirtschaftliche<br />
Schwerpunkte in Leitmärkten<br />
konzentriert werden.<br />
Darüber hinaus müssen<br />
die Aktivitäten<br />
zur Ansiedlung von<br />
Unternehmen mit eigenen<br />
Forschungskapazitäten<br />
verbessert<br />
werden.<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Reiner Haseloff ist 1954 im Landkreis<br />
Wittenberg geboren und studierte<br />
in Dresden und Berlin Physik (Promotion<br />
1991). Zwischen 1992 und 2002 führte<br />
er das Arbeitsamt Wittenberg. Der<br />
CDU-Politiker war von 2006 bis 2011<br />
Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt<br />
und ist seit 2011 Ministerpräsident des<br />
Landes. Seit 2008 sitzt er im Bundesvorstand<br />
der CDU.<br />
Dr. Reiner Haseloff.<br />
Unsere Politik zielt<br />
auf den weiteren<br />
Ausbau der Grundlagenforschung,<br />
die<br />
systematische Generierung von guten Ideen<br />
und natürlich auf die Gewinnung kluger<br />
Köpfe für unser Land. Dazu müssen wir nationale<br />
und internationale Forschungstrends<br />
aufmerksam im Blick behalten.<br />
Gute Beispiele dafür, dass die Strategie aufgeht,<br />
sind die Neurowissenschaften<br />
in Magdeburg, die Biowissenschaften<br />
und die Materialwissenschaften<br />
in Halle<br />
und das Kompetenzzentrum<br />
für angewandte<br />
und transferorientierte<br />
Forschung der Fachhochschulen,<br />
um nur<br />
eine Auswahl zu nennen.<br />
So gelingt es auch<br />
zunehmend, international<br />
ausgewiesene<br />
Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler nach Sachsen-<br />
Anhalt zu ziehen.<br />
Ich sehe daher auch gute Voraussetzungen<br />
für erfolgreiche Anträge im Rahmen<br />
der Bund-Länder-Exzellenzinitiative sowie<br />
im Programm „Innovative Hochschule“.<br />
Es ist ganz klar, dass wir bei unseren Anstrengungen<br />
zur Forschungsförderung nicht<br />
nachlassen werden. Wir gestalten damit ein<br />
Land, das für qualifizierte Menschen attraktiv<br />
ist, das Erfinder- und Unternehmergeist<br />
hervorbringt und fördert und das darum die<br />
Herausforderungen der Zukunft bestehen<br />
wird.<br />
W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
38 | W+M<br />
Energiemanagement setzt auf<br />
effizienten Umgang mit Ressourcen<br />
Von Manfred Schmitz, CEO der ENGIE Deutschland GmbH<br />
Die Wirtschaft steht mitten in einem<br />
gesellschaftlichen Wandel.<br />
Er ist getragen von einer tiefgreifenden<br />
Veränderung unseres Bewusstseins<br />
für den Umgang mit Ressourcen.<br />
Speziell die Energiewirtschaft wird ihr<br />
Handeln zukünftig an vier sogenannten<br />
Megatrends ausrichten müssen: Dekarbonisierung,<br />
Dezentralisierung, Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs und Digitalisierung.<br />
Konkret heißt das: Wir brauchen<br />
dezentrale Lösungen, grüne Energieformen,<br />
mehr Transparenz und Information<br />
sowie einen effizienten Umgang mit den<br />
vorhandenen Ressourcen.<br />
Bei der Entwicklung dieser Lösungen<br />
müssen folgende Fragen immer im Vordergrund<br />
stehen: Welche Bedürfnisse<br />
haben unsere Kunden? Sind wir als reiner<br />
Energielieferant tatsächlich der richtige<br />
Partner für die Energiewelt von morgen<br />
– die dezentral, effizient, vernetzt<br />
und erneuerbar ist? Ich<br />
denke, nein! Der erfolgreiche<br />
Energiedienstleister<br />
von morgen<br />
ist meines Erachtens<br />
derjenige, der<br />
die Schnittstelle zwischen<br />
dem Kunden<br />
und dessen Gebäuden,<br />
Liegenschaften<br />
und technischen<br />
Anlagen bildet. Die<br />
Zukunft öffnet die<br />
Grenzen zwischen<br />
Energieversorgung<br />
und Energiemanagement, Facility Management<br />
und Anlagentechnik: Hier liegt<br />
Manfred Schmitz.<br />
in vielen Fällen noch ein großes Einsparpotenzial<br />
und die Chance, partnerschaftlich<br />
mit dem Kunden eine optimale Energielösung<br />
zu entwickeln. Eine Lösung, die<br />
dem gewünschten Grad an unabhängiger,<br />
dezentraler Energieerzeugung entspricht,<br />
den unternehmerischen Nachhaltigkeitsund<br />
Energieeffizienzzielen, den Produktionsanforderungen<br />
und nicht zuletzt dem<br />
Komfortanspruch in Büro- und Gewerbeimmobilien.<br />
Wie aber können innovative Lösungen im<br />
Bereich Energiemanagement aussehen?<br />
Bereits heute gibt es Möglichkeiten, bei<br />
denen Anlagen so gesteuert werden, dass<br />
sie immer dann laufen, wenn der Strom<br />
am günstigsten ist. Auch die Energie-Flatrate<br />
ist heute schon Realität: Der Energielieferant<br />
liefert Energie zum Festpreis<br />
und sorgt so für Planungssicherheit beim<br />
Kunden. Für eine solche sorgen auch sogenannte<br />
Contracting-Modelle: In<br />
enger Abstimmung mit dem<br />
Kunden entwickelt ein externer<br />
Dienstleister als<br />
Contractor individuelle<br />
Lösungen für moderne<br />
und energieeffiziente<br />
Versorgungsanlagen<br />
und setzt diese<br />
um. Er trägt dabei<br />
die gesamte Investitionssumme,<br />
die der<br />
Kunde als Contracting-Nehmer<br />
nach<br />
und nach über die<br />
Kosten für den Energieverbrauch<br />
zurückzahlt. Dieses Vertragsprinzip<br />
ermöglicht es dem Kunden,<br />
ZUR PERSON<br />
Manfred Schmitz (54) absolvierte ein<br />
Studium zum Diplom-Ingenieur (FH) im<br />
Bereich Versorgungstechnik an der Fachhochschule<br />
Köln. Seit 2002 verantwortet<br />
er als Geschäftsführer die Aktivitäten<br />
der ENGIE Deutschland GmbH (vormals<br />
Cofely). Das Unternehmen entwickelte<br />
sich unter seiner Leitung zum multitechnischen<br />
Dienstleister mit Fokus auf<br />
Energieeffizienz-Lösungen.<br />
Energieverbrauch und Kosten zu senken<br />
und ressourcenschonende Technologien<br />
einzusetzen.<br />
Auch die Digitalisierung eröffnet neue<br />
Chancen für die Bewirtschaftung einer<br />
Immobilie – zum Beispiel in Sachen Energieeffizienz.<br />
Heutzutage kommen etwa<br />
immer mehr Sensoren zum Einsatz. So<br />
können beispielsweise in großen Bürokomplexen<br />
Beleuchtung, Belüftung oder<br />
Blendschutz automatisch gesteuert und<br />
so viel Energie gespart werden. Die Sensoren<br />
werden dabei zudem in Netzwerke<br />
eingebunden. Die so miteinander verbundenen,<br />
intelligenten Systeme bilden dann<br />
einen Teil des sogenannten „Internet of<br />
Things“, sie regeln Prozesse automatisch<br />
und liefern eine Fülle an Daten, mit denen<br />
sich zum Beispiel der Energie- und Wartungsbedarf<br />
optimieren lässt.<br />
Für Energiedienstleister wird es also immer<br />
wichtiger, ihr Angebot auf digitale und<br />
vernetzte Lösungen rund um die Gebäude<br />
und Anlagen ihrer Kunden auszurichten.<br />
W+M<br />
Fotos: smuki/fotolia.com (oben), ENGIE Deutschland GmbH (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 39<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern auf<br />
dem Weg ins<br />
nächste Jahrzehnt<br />
Ein wichtiges Tor zur Welt:<br />
der Hafen in Rostock.<br />
Von Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Foto: Andrè Hamann (unten)<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist in den<br />
letzten Jahren wirtschaftlich wirklich<br />
gut vorangekommen. Die Zahl<br />
der Arbeitslosen hat sich in den letzten zehn<br />
Jahren halbiert, gleichzeitig ist die Zahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
um mehr als 50.000 gestiegen. Wir haben<br />
an Wirtschaftskraft gewonnen. In traditionellen<br />
Branchen wie der Ernährungswirtschaft<br />
und dem Tourismus und<br />
in Zukunftsbranchen wie der<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
und den Erneuerbaren<br />
Energien.<br />
Dabei ist Mecklenburg-Vorpommern<br />
nicht das Land der<br />
großen Industriebetriebe.<br />
Unsere Stärke<br />
ist der Mittelstand,<br />
die kleinen und mittleren<br />
Betriebe. Darauf<br />
setzen wir weiter<br />
und darauf richten<br />
wir unsere besondere Unterstützung. Wir<br />
wollen Mecklenburg-Vorpommern in den<br />
kommenden Jahren wirtschaftlich weiter<br />
voranbringen, damit Arbeitsplätze entstehen<br />
und gesichert werden. Bei der weiteren<br />
Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
gibt es für mich drei klare Schwerpunkte:<br />
Erwin Sellering.<br />
1. Der Breitbandausbau als modernste<br />
Form der Infrastruktur muss mit Kraft vorangetrieben<br />
werden. Dazu haben wir die<br />
Weichen gestellt. Wir haben die Chancen<br />
eines entsprechenden Bundesprogramms<br />
früh erkannt und erfolgreich Förderanträge<br />
gestellt. Eine Kofinanzierung des Landes<br />
in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro ist<br />
gewährleistet. Insgesamt sollen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
bis zu 1,4 Milliarden<br />
Euro in den Breitbandausbau investiert werden.<br />
Das ist ein großer Kraftakt<br />
für eine gute Sache und gleichermaßen<br />
wichtig für die<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
wie auch für die Wirtschaft<br />
des Landes.<br />
2. Hochklassige und<br />
nachhaltige Innovationstreiber<br />
sind unsere<br />
Hochschulen.<br />
Die Zusammenarbeit<br />
mit der Wirtschaft<br />
ist sehr gut. Viele bemerkenswerte<br />
Erfolgsgeschichten<br />
erklären<br />
sich nur aus der guten Kooperation<br />
zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, aus<br />
dem großen persönlichen Einsatz in beiden<br />
Bereichen. Diese Erfolge machen unsere<br />
Hochschulen noch einmal attraktiver,<br />
auch für Studentinnen und Studenten von<br />
außerhalb. Und diese erfolgreiche Sogwirkung<br />
stärkt unser Land insgesamt. Wir haben<br />
deshalb noch einmal viel Kraft in unsere<br />
Hochschulen gesteckt und wir werden uns<br />
auch in Zukunft von der Überzeugung leiten<br />
lassen, dass die gute Entwicklung unseres<br />
Landes in hohem Maße von der Leistungsfähigkeit<br />
unserer Hochschulen abhängt.<br />
3. Immer deutlicher zeigt sich die hohe wirtschaftliche<br />
Bedeutung unserer Häfen. Als<br />
Umschlagsplatz, aber vor allem auch als Industriestandort<br />
für Unternehmen direkt an<br />
der Kaikante. Die Stärkung der Häfen ist<br />
deshalb für uns ein wichtiger politischer<br />
Schwerpunkt.<br />
Diese drei Rahmenbedingungen werden wir<br />
weiter verbessern, damit unser Land beste<br />
Bedingungen bietet für kluge Köpfe, für<br />
innovative Gründer, für engagierte Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer. Ich lade Sie<br />
ein: Lernen Sie Mecklenburg-Vorpommern<br />
kennen, ein Land zum Leben, also auch ein<br />
Land zum Arbeiten oder Investieren. Wir<br />
freuen uns auf Sie!<br />
W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Erwin Sellering ist 1949 in Sprockhövel<br />
(Nordrhein-Westfalen) geboren und studierte<br />
bis 1978 in Heidelberg, Bochum<br />
und Münster Jura. Anschließend arbeitete<br />
er als Richter, unter anderem in<br />
Greifswald. Sellering war von 2000 bis<br />
2006 Justizminister und anschließend<br />
bis 2008 Sozialminister in Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Seit 2008 ist er Ministerpräsident<br />
des Landes.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
40 | W+M<br />
Weshalb Nachfolgeregelungen<br />
auch<br />
in Ostdeutschland<br />
Bankiers brauchen<br />
Von Dr. Ralph Beckmann, Leiter der<br />
Nachfolgeberatung bei der Commerzbank AG<br />
Der Titel legt nahe, dass es bei Unternehmensnachfolgen<br />
Unterschiede<br />
zum einen zwischen Ost- und<br />
Westdeutschland und zum anderen zwischen<br />
einem Banker und einem Bankier<br />
gibt. Beides ist der Fall.<br />
Dr. Ralph Beckmann.<br />
Die Commerzbank-Zentrale in<br />
Frankfurt am Main.<br />
Nachfolgen sind dann schwierig, wenn das<br />
Unternehmen natürliche Personen als Gesellschafter<br />
hat, die im Alter das Unternehmen<br />
nicht mehr führen<br />
können und deren Tod das<br />
Unternehmen bedroht.<br />
Das betrifft Familienunternehmen,<br />
die<br />
wegen ihrer stabilen<br />
Verfassung den deutschen<br />
Mittelstand<br />
ausmachen. Während<br />
diese in weiten<br />
Teilen Deutschlands<br />
zu allen Zeiten gegründet<br />
wurden und<br />
immer wieder Gegenstand<br />
von Nachfolgen<br />
waren, sind die ostdeutschen Unternehmen<br />
alle nach der Wende privatisiert oder<br />
gegründet worden. In beiden Fällen bekamen<br />
sie Gesellschafter, die mehr oder weniger<br />
einer Generation angehören. Das bedeutet,<br />
dass die Nachfolgen in Ostdeutschland<br />
heute geballt zu bewältigen sind und<br />
dass es sich dabei in der Regel um kleinere<br />
Firmen als im Westen handelt, weil<br />
die Entwicklung erst 25 Jahre möglich war.<br />
Ein „Banker“ ist umgangssprachlich ein<br />
Angestellter einer Bank. Der Ausdruck<br />
„Bankier“ geht darüber hinaus und<br />
kennzeichnet jemanden, der<br />
für seine Bank die Rechtsform<br />
einer OHG oder<br />
einer KG gewählt hat<br />
und folglich für seine<br />
Geschäfte persönlich<br />
haftet oder der Vorstand<br />
einer Aktienbank<br />
ist. Man nimmt<br />
daher an, dass der<br />
Bankier entweder<br />
wegen seiner Haftung<br />
oder aufgrund<br />
seiner Verantwortung<br />
für die Gesamtbank<br />
strategisch weitsichtiger handelt als<br />
ein angestellter Banker. Zudem begegnet<br />
er aufgrund seiner Position dem Unternehmer<br />
auf Augenhöhe.<br />
Was haben diese Begriffe mit der Nachfolge<br />
zu tun? Die Unternehmensnachfolge<br />
ist ein hochkomplexer Vorgang. Das ist<br />
so, weil weit mehr als die Hälfte aller Familienunternehmen<br />
familienintern weitergegeben<br />
werden. Somit macht die Kombination<br />
aus unternehmerischen Erfordernissen<br />
und den Wünschen und Zielen der<br />
Eigentümerfamilie diese Komplexität aus.<br />
Es ist nicht nur die Kontinuität als Mittelständler<br />
zu bewerkstelligen und eine operative<br />
Nachfolge zu finden, sondern es sind<br />
auch die Altersabsicherung der ausscheidenden<br />
Gesellschafter, die Gerechtigkeit<br />
in der Familie und eine steueroptimale Gestaltung<br />
zu bewältigen. Deshalb geht es<br />
bei der Gestaltung einer Unternehmensnachfolge<br />
zunächst einmal darum, nach<br />
den Wünschen und Zielen der einzelnen<br />
Familienmitglieder den künftigen Gesellschafterkreis<br />
zu erarbeiten. Erst dann können<br />
rechtliche und steuerliche Gestaltungen<br />
eingesetzt werden, um die Zielstruktur<br />
zu erreichen. Dafür bedarf es vieler Gespräche,<br />
einer guten Branchenkenntnis und einem<br />
strategischen Weitblick. Allerdings<br />
braucht man dafür auch Bankprodukte wie<br />
Mergers&Acquisitions-Beratung, Finanzierung<br />
und Vermögensverwaltung.<br />
Kommt es für die Bewältigung einer Unternehmensnachfolge<br />
auf die Unterschiede<br />
zwischen Ost- und Westdeutschland an?<br />
Nein. Den aufgezeigten Aspekten muss<br />
man bei jedem Familienunternehmen gerecht<br />
werden. Kommt es bei den Beratern<br />
auf den Unterschied zwischen Bankern und<br />
Bankiers an? Ja. Wenn es nicht nur darum<br />
geht, eine feststehende Nachfolge umzusetzen,<br />
sondern eine solche zu gestalten,<br />
leistet ein Berater mit den Qualitäten eines<br />
Bankiers wertvolle Dienste. W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Ralph Beckmann ist Bankkaufmann<br />
und Jurist und hat Erfahrungen bei verschiedenen<br />
Banken gesammelt. Er ist<br />
Verfasser vieler Zeitungsbeiträge und<br />
Fachaufsätze und Herausgeber des Buches<br />
„Unternehmensnachfolge im Mittelstand“.<br />
Seit langem leitet er die Nachfolgeberatung<br />
bei der Commerzbank AG,<br />
eine Abteilung speziell für Familienunternehmen.<br />
Fotos: Commerzbank AG<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 41<br />
Fotos: WISTA-MANAGEMENT GMBH (oben), Susie Knoll (unten)<br />
Start-up-Hauptstadt<br />
und Digital Hub<br />
Von Michael Müller,<br />
Regierender Bürgermeister von Berlin<br />
Die Welt entwickelt sich in einem<br />
rasanten Tempo. Die Digitalisierung<br />
ist die erste Revolution des<br />
21. Jahrhunderts. Die Produktionsprozesse<br />
in der Industrie, der Dienstleistungssektor<br />
und damit auch<br />
die Arbeitswelt der Beschäftigten:<br />
Alles verändert<br />
sich. Der Wandel<br />
ist eine große Herausforderung<br />
für alle<br />
Beteiligten. Aber er<br />
ist vor allem eine<br />
Chance. Und die<br />
wollen wir als Stadt<br />
Berlin entschlossen<br />
nutzen.<br />
Schon heute sehen<br />
wir an vielen Stellen,<br />
wie uns digitale Technologien Möglichkeiten<br />
eröffnen, Ressourcen effizienter<br />
zu nutzen. Viele Lösungen helfen dabei,<br />
die Stadt für ihre Einwohner lebenswerter<br />
und lebenspraktischer zu gestalten.<br />
Unser Ziel ist es, Berlin als Hauptstadt<br />
der größten Volkswirtschaft Europas zur<br />
digitalen Metropole weiterzuentwickeln.<br />
Wir wollen als führende Smart City beispielhafte<br />
Lösungen für urbane Technologien<br />
entwickeln. Und wir wollen als Europas<br />
Gründermetropole Nummer eins<br />
die Stadt sein, in der Start-ups und etablierte<br />
Wirtschaft gemeinsam den Sprung<br />
ins nächste technologische Zeitalter machen.<br />
Eine aktuelle Studie sagt: Bis 2030<br />
können allein in der Digitalen Wirtschaft<br />
rund 270.000 neue Arbeitsplätze in Berlin<br />
entstehen.<br />
Michael Müller.<br />
Berlin gilt weltweit als „Sehnsuchtsort“.<br />
Jährlich wächst Berlin um über 40.000<br />
Menschen mit den unterschiedlichsten Talenten<br />
aus aller Welt, die vieles mitbringen<br />
in die Stadt: Offenheit, Ideen, ihren Anteil<br />
am Lebensgefühl. Sie treffen in Berlin auf<br />
eine exzellente Wissenschaftslandschaft,<br />
ein einzigartiges kreatives und kulturelles<br />
Umfeld sowie auf ein äußerst<br />
dynamisches Startup-Ecosystem.<br />
Zalando,<br />
Researchgate, Soundcloud<br />
oder Wooga<br />
sind längst über Berlin<br />
hinaus ein Begriff.<br />
Investoren und etablierte<br />
Konzerne wie<br />
Bayer oder Cisco suchen<br />
verstärkt den<br />
Anschluss an dieses<br />
innovative und<br />
kreative Potenzial<br />
und geben dem Standort über neue Kooperationen<br />
und Acceleratoren zusätzliche<br />
Impulse.<br />
Berlin hat im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Metropolen noch immer Flächen, auf<br />
denen neues Gewerbe Platz finden kann.<br />
Wir investieren jährlich Milliarden in das<br />
Wachstum Berlins und die Modernisierung<br />
unserer Infrastruktur. Ich sehe eine<br />
große Chance darin, das vielfältige Knowhow<br />
in der Stadt zu nutzen, um den Weg<br />
Berlins zu einer führenden Smart City in<br />
Europa zu bereiten. Nur einige Beispiele:<br />
Wir haben Finanzierungszusagen für 50<br />
neue IT-Professuren, die Fördermöglichkeiten<br />
für digitale Innovationen wurden<br />
mit dem Programm Mittelstand 4.0 der<br />
Investitionsbank deutlich verbessert, Berlin<br />
soll zur Modellregion für die Entwicklung<br />
von 5G-Technologien werden.<br />
Das alles ist das Ergebnis einer intensiven<br />
Zusammenarbeit zwischen Politik,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft. Im vergangenen<br />
Jahr hat Berlin seine Smart-<br />
City-Strategie verabschiedet und erarbeitet<br />
derzeit ein Umsetzungskonzept. Im<br />
Smart-City-Netzwerk aus über 100 Partnern<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Verwaltung, um Zukunftsprojekte für die<br />
Stadt von morgen zu entwickeln.<br />
Wir haben gemeinsam viel auf den Weg<br />
gebracht, um Berlins digitale Erfolgsgeschichte<br />
fortzuschreiben. Die Gelegenheit<br />
dazu ist sehr günstig. Die gute Wirtschaftslage<br />
Berlins sorgt für den nötigen<br />
Rückenwind, um die Entwicklung Berlins<br />
nachhaltig voranzutreiben. W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Der 1964 in Berlin geborene Michael<br />
Müller schloss 1986 eine kaufmännische<br />
Lehre ab und ist seitdem selbstständiger<br />
Drucker. Nachdem er 1981 in<br />
die SPD eintrat, zog er 1996 in das Abgeordnetenhaus<br />
von Berlin. Von 2011<br />
bis 2014 war er Senator für Stadtentwicklung,<br />
bis er 2014 Klaus Wowereit<br />
als Regierenden Bürgermeister von<br />
Berlin ablöste.<br />
Das Zentrum für IT und Medientechnologie<br />
des WISTA-Technologiezentrums in Adlershof.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
42 | W+M<br />
lange hinauszögert. Ein Bumerang – für<br />
die Unternehmerfamilie, das Unternehmen<br />
sowie die Beschäftigen und weitere<br />
Stakeholder.<br />
Familienunternehmen<br />
durch Nachfolgesuche<br />
am Scheidepunkt<br />
Von Prof. Dr. Jörg K. Ritter, Partner und Berater<br />
bei Egon Zehnder International<br />
Die Tradition der erfolgreichen Familienunternehmen<br />
in Ostdeutschland<br />
ist lang. Schott oder Carl Zeiss<br />
haben ihren Ursprung in Jena, BMW<br />
stammt aus Chemnitz. Jedoch sind deren<br />
Headquarter nunmehr in Westdeutschland.<br />
Das größte industrielle Familienunternehmen<br />
in den neuen Bundesländern<br />
ist die IFA Rotorion aus Haldensleben.<br />
Der Erfolg dieser Unternehmen spricht<br />
für sich, jedoch sind die Herausforderungen<br />
gerade in Ostdeutschland groß:<br />
Nachfolge, Digitalisierung, Führungskultur<br />
sowie das Gewinnen junger Mitarbeiter<br />
und Fachkräfte sind nur einige wichtige<br />
Aufgaben, denen sich Unternehmer<br />
aktiv stellen müssen. Um die Hintergründe<br />
besser zu verstehen, lohnt sich ein<br />
Blick auf die Unterschiede: So beträgt<br />
ZUR PERSON<br />
Prof. Dr. Jörg K. Ritter ist Berater und<br />
Global Co-Leader „Family Business Advisory“<br />
bei Egon Zehnder. Er arbeitet<br />
insbesondere auf dem Gebiet der Konzipierung,<br />
Evaluierung und Besetzung von<br />
Governance-Gremien für Unternehmerfamilien<br />
und Familienunternehmen. Seit<br />
Mai 2014 leitet er zudem den MBA-Studiengang<br />
„Leadership & Human Resources“<br />
an der Quadriga Hochschule Berlin.<br />
der Anteil neu entwickelter Produkte aus<br />
Ostdeutschland durchschnittlich 15 Prozent<br />
– und fällt damit deutlich geringer<br />
aus als im Westen. Zwar verschwinden in<br />
den neuen Ländern weniger Unternehmen<br />
vom Markt, doch gleichzeitig<br />
ist die Zahl von Neugründungen<br />
stark rückläufig.<br />
Die Nachfolge in<br />
den Familienunternehmen<br />
steht vor<br />
einem historischen<br />
Wendepunkt. Circa<br />
15.000 ostdeutsche<br />
Unternehmen müssen<br />
sich in den kommenden<br />
fünf Jahren<br />
auf die Suche nach<br />
einem Nachfolger machen. Ein oftmals<br />
existenzielles, in jedem Fall ein emotionales<br />
Thema. Nur selten stehen die eigenen<br />
Söhne und Töchter bereit. Etwa die<br />
Hälfte der Nachfolger stammt laut Institut<br />
für Mittelstandsforschung aus dem<br />
Kreis der Mitarbeiter – das sind etwa<br />
doppelt so viele wie in Westdeutschland.<br />
Jede Nachfolge ist komplex und<br />
zeitintensiv. Wir bei Egon Zehnder stellen<br />
jedoch oft fest, dass die Unternehmensführung<br />
diesen Prozess meist zu<br />
Prof. Dr. Jörg K. Ritter.<br />
Die Digitalisierung forciert den Wandel<br />
und verändert die bisherige Wertschöpfung<br />
grundlegend. Arbeitsprozesse, Organisations-<br />
und Entscheidungsstrukturen<br />
sowie die Unternehmenskultur stehen<br />
auf dem Prüfstand. Komplexe Veränderungen<br />
und Innovationen unter<br />
erhöhter Geschwindigkeit zu managen,<br />
stellen neue Anforderungen an die Führung.<br />
Dabei steigt die Bedeutung neuer,<br />
agiler Managementmethoden. Die Führung<br />
muss die entsprechenden Gestaltungsfreiräume<br />
schaffen, innovatives<br />
Denken und Kreativität fördern. Weniger<br />
autoritäre Kontrolle, sondern gemeinsame<br />
Ideengenerierung und Interaktion<br />
kennzeichnen einen neuen Führungsstil,<br />
der vielerorts noch Einzug finden muss.<br />
Die richtigen und motivierten Mitarbeiter<br />
zu gewinnen – und zu halten –, entscheidet<br />
maßgeblich über die Zukunft<br />
jedes Unternehmens. Das trifft ostdeutsche<br />
Firmen in besonderem<br />
Maße. Der Fachkräftemangel<br />
bedroht den<br />
Mittelstand hier existenziell.<br />
Die jüngere<br />
Generation bewertet<br />
Unternehmen heute<br />
nach anderen Prioritäten<br />
als bisher. Vor<br />
allem die Sinnhaftigkeit<br />
des eigenen beruflichen<br />
Tuns steht<br />
bei ihnen im Vordergrund.<br />
Die eigentümergeführten<br />
patriarchischen<br />
Familienunternehmen haben<br />
bei ihnen an Attraktivität verloren.<br />
Anspruch jedes Unternehmers muss es<br />
jetzt sein, sich kritisch zu reflektieren und<br />
seine eigene Führungs- und Unternehmenskultur<br />
zu hinterfragen. Das Unternehmen<br />
fit für die nächste Generation zu<br />
machen, ist Teil unternehmerischer Verantwortung.<br />
Nur wer sich heute professionell<br />
dieser Aufgabe stellt, wird morgen<br />
im Wettbewerb bestehen. W+M<br />
Fotos: IFA Rotorion (oben), Egon Zehnder (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 43<br />
Warum der traditionsreiche<br />
Unternehmergeist in<br />
Sachsen auch in Zukunft<br />
Berge versetzen wird<br />
Von Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />
Fotos: Infineon/Peter Loesel (oben), Harald Lachmann (unten)<br />
Wer die Zukunft gestalten will,<br />
muss Schwerpunkte setzen und<br />
Ziele definieren. Bildungsqualität,<br />
Wirtschaftskraft und Generationengerechtigkeit<br />
sind die zentralen Leitlinien der<br />
Sächsischen Staatsregierung. Erstklassige<br />
Bildung ist der Grundpfeiler für ein zukunftsstarkes<br />
Sachsen. Wettbewerbsfähige<br />
Arbeitsplätze und Löhne, von denen die<br />
Menschen vernünftig leben können, sind<br />
grundlegend für Vertrauen in die Zukunft.<br />
Und das Miteinander der Menschen heute<br />
bestimmt das Leben der Generationen<br />
von morgen.<br />
Seit Jahrhunderten sind die Sachsen für ihren<br />
Erfindungsreichtum, ihre Handwerkskunst<br />
und Industriekultur in Europa und der<br />
Welt bekannt. Eine Stärke Sachsens ist der<br />
hohe Industrieanteil. Die Industrie stellt das<br />
Rückgrat der deutschen Wirtschaft und die<br />
Grundlage für ihren Exporterfolg dar. Dies<br />
gilt auch in Sachsen. Unser Ansporn ist daher,<br />
bei der Entwicklung neuer Produkte<br />
und bei der effizienteren Gestaltung von<br />
Produktionsverfahren einen Schritt voraus<br />
zu sein.<br />
Was sind unsere Grundlagen dafür? Sachsen<br />
besitzt eine kleinteilige und mittelständisch<br />
geprägte, aber auch flexible und innovative<br />
Wirtschaft. Im Freistaat hat sich<br />
eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft<br />
in einer bemerkenswerten Dichte<br />
etabliert. Diese ist vor allem ingenieurtechnisch<br />
ausgerichtet, verfügt über eines<br />
der engsten Netze außeruniversitärer Forschungsinstitute<br />
in Deutschland und wird<br />
durch zahlreiche Landes- und Industrieforschungseinrichtungen<br />
ergänzt.<br />
Sachsen gehört bereits heute zu den innovativsten<br />
Regionen Europas, wir wollen zukünftig<br />
auch zu den wirtschaftlich stärksten<br />
gehören. Der Industrie kommt dabei<br />
eine Schlüsselrolle zu. Sachsen verfügt<br />
über einen guten Branchenmix. Hervorzuheben<br />
sind der Maschinen- und Anlagenbau,<br />
die Automobilindustrie und im Hightech-Bereich<br />
die Mikro- und Nanoelektronik.<br />
Sachsen ist der<br />
Mikroelektronikstandort<br />
Nummer eins in Europa.<br />
Jeder zweite europäische<br />
Chip kommt aus<br />
Dresden, jedes zehnte<br />
in Deutschland<br />
produzierte Auto<br />
kommt aus Sachsen.<br />
Was erwartet uns?<br />
Die Zukunft wird globaler<br />
sein. Der Produktlebenszyklus<br />
wird sich – auch im<br />
Umfeld zunehmender Digitalisierung – weiter<br />
verkürzen, die kundenspezifischen Anforderungen<br />
steigen. Hierauf werden sich<br />
ZUR PERSON<br />
Der 1974 in Plauen geborene, gelernte<br />
Maurer Martin Dulig studierte von 1998<br />
bis 2004 Erziehungswissenschaften in<br />
Dresden. Seit 2004 sitzt er im Sächsischen<br />
Landtag und ist seit 2009 SPD-<br />
Landesvorsitzender. Nachdem er 2014<br />
als Spitzenkandidat für die SPD antrat,<br />
wurde er in der Großen Koalition zum<br />
sächsischen Wirtschaftsminister ernannt.<br />
Martin Dulig.<br />
Reinraum für die Chipfertigung<br />
bei Infineon in Dresden.<br />
die sächsischen Industrieunternehmen weiter<br />
einstellen. Dazu gehören die richtigen<br />
Mitarbeiter mit der entsprechenden<br />
Qualifikation und mit der Offenheit<br />
für das Neue.<br />
Die Zukunft Sachsens<br />
hängt davon ab, ob<br />
und wie es uns gelingt,<br />
die eigenen wirtschaftlichen,<br />
sozialen<br />
und kulturellen Potenziale<br />
zu stärken, noch<br />
besser zu vernetzen<br />
und für die Entwicklung<br />
des gesamten<br />
Freistaates nutzbar zu<br />
machen. Wirtschaft<br />
und Wissenschaft sind potenzielle Kooperationspartner<br />
im Innovationsprozess. Es<br />
gilt, Wege zu finden, die mittelständisch geprägte<br />
Wirtschaft noch enger mit der Wissenschaftslandschaft<br />
in Sachsen zu verzahnen,<br />
um – ausgerichtet an der gesamten<br />
Wertschöpfungskette – den Technologietransferprozess<br />
zu beschleunigen.<br />
Mit der Konzentration auf unsere Stärken,<br />
mit Flexibilität und Neugier und mit einer<br />
breiten und gesunden Basis an technologieoffenen<br />
Branchen werden die sächsischen<br />
Unternehmen und die Sachsen die<br />
Herausforderungen von morgen meistern.<br />
Davon bin ich überzeugt! W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
44 | W+M<br />
Wieso der War<br />
for Talents<br />
unser Denken<br />
verändern muss<br />
Von Nora Heer, Gründerin und<br />
Geschäftsführerin der Loopline<br />
Systems Internet GmbH<br />
In Ostdeutschland herrscht eine große<br />
Diskrepanz zwischen Fachkräfteangebot<br />
und -nachfrage. Die Fachkräftenachfrage<br />
ist von 2013 bis 2015 um durchschnittlich<br />
23 Prozent gestiegen. Gleichzeitig<br />
werden die ostdeutschen Bundesländer<br />
im innerdeutschen Vergleich aber<br />
als am unattraktivsten bewertet. Hinzu<br />
kommt, dass nur 56 Prozent der Fachkräfte<br />
für eine Stelle umziehen würden. Man<br />
kann also in Ostdeutschland wirklich von<br />
einem Krieg um Talente sprechen.<br />
Eine weitere Schwierigkeit stellt die Fluktuation<br />
dar, die in Deutschland aktuell bei<br />
14 Prozent liegt (Destatis <strong>2016</strong>). Eine abgehende<br />
Fachkraft durch einen geeigneten<br />
Bewerber zu ersetzen, kostet durchschnittlich<br />
8,4 Monatsgehälter (Retaining Talent,<br />
SHRM Foundation, 2008). Bei einem ostdeutschen<br />
Unternehmen mit 500 Mitarbeitern<br />
resultieren daraus Fluktuationskosten<br />
pro Jahr von circa zwei Millionen Euro<br />
(Fachkräfteatlas, Stepstone, 2015). Der Fokus<br />
von Management und Human Resources<br />
muss sich daher vom Recruiting zur<br />
Mitarbeiterbindung verschieben.<br />
Nur zwei von zehn Fachkräften erwarten,<br />
in fünf Jahren noch beim derzeitigen Arbeitgeber<br />
beschäftigt zu sein (Trendstudie,<br />
Stepstone, <strong>2016</strong>). Dies lässt sich durch<br />
das verschobene Verhältnis von Fachkräftenachfrage<br />
und -angebot sowie das höhere<br />
Selbstbewusstsein von Arbeitnehmern<br />
erklären. Laut der Trendstudie glauben 84<br />
Prozent der Befragten, dass sie einen wichtigen<br />
Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens<br />
leisten. Es handelt sich hierbei also<br />
nicht nur um die selbstwusste Generation<br />
Y, sondern um einen gesamtgesellschaftlichen<br />
Einstellungswandel. In Kombination<br />
mit der Gewissheit<br />
bei einem anderen Unternehmen<br />
schnell einen<br />
neuen Job zu finden<br />
(69 Prozent glauben,<br />
dass das weniger als<br />
sechs Monate dauert),<br />
führt dies zu geringerer<br />
Loyalität.<br />
Für 86 Prozent der in<br />
der Trendstudie Befragten<br />
ist ein kooperatives<br />
Zusammenarbeiten<br />
mit Führungskräften<br />
wichtig. Sie fordern, dass diese ihren<br />
Mitarbeitern Feedback geben und sie<br />
unterstützen. Laut einer Studie der Robert<br />
Half GmbH (Human Resources Insights,<br />
2014) legen Mitarbeiter außerdem großen<br />
ZUR PERSON<br />
Nora Heer ist Geschäftsführerin und<br />
Gründerin von Loopline Systems. Bis<br />
zur Gründung 2014 war sie Personalleiterin<br />
bei dem Berliner Frühphaseninvestor<br />
Project A Ventures. Sie hat mehr als<br />
zehn Jahre Erfahrung im Aufbau von Organisationen<br />
und in der Entwicklung von<br />
Hochleistungsteams. Sie ist Expertin für<br />
Führung und systemischer Coach.<br />
Nora Heer.<br />
Wert auf klare Kommunikation (95 Prozent)<br />
sowie Anerkennung für gute Leistungen<br />
(91 Prozent). Anhand eines Kundenbeispiels<br />
aus der Digitalbranche lässt sich aufzeigen,<br />
wie wichtig ein Wandel der<br />
Führungskultur ist. Das Unternehmen<br />
hat in Zusammenarbeit<br />
mit Loopline<br />
Systems einen Feedback-<br />
und Führungsprozess<br />
eingeführt,<br />
der durch einen Umgang<br />
auf Augenhöhe,<br />
eine wertschätzende<br />
Grundhaltung und einen<br />
klaren Fokus auf<br />
die berufliche sowie<br />
persönliche Weiterentwicklung<br />
der Mitarbeiter<br />
gekennzeichnet<br />
ist. Auf diese Weise konnte die Fluktuation<br />
im ersten Jahr um circa 15 Prozent gesenkt<br />
und die Produktivität um etwa zehn<br />
Prozent gesteigert werden.<br />
Das Unternehmen hat sich erstens eine<br />
starke Arbeitgebermarke aufgebaut, die<br />
das Recruiting von Talenten vereinfacht.<br />
Zweitens wurde die Organisationskultur<br />
so umgestaltet, dass die Zufriedenheit<br />
und Produktivität der Mitarbeiter gesichert<br />
ist. Und drittens wurden gezielte Entwicklungsprogramme<br />
aufgesetzt, um allen Mitarbeitern<br />
eine klare Perspektive im Unternehmen<br />
zu bieten, sie langfristig zu binden<br />
und sie bei ihrer Weiterentwicklung zu fördern.<br />
W+M<br />
Fotos: mast3r/fotolia.com (oben), Hoffotografen (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 45<br />
Warum wir in naher Zukunft sowohl<br />
auf die Braunkohle als auch<br />
auf Erneuerbare Energien setzen<br />
Braunkohletagebau in Jänschwalde.<br />
Von Dr. Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg<br />
Fotos: A. Gutwein (oben), Oliver Lang/SPD Brandenburg (unten)<br />
Der Industriestandort Deutschland<br />
kann mittelfristig nicht auf die<br />
Braunkohleverstromung verzichten.<br />
Nur so kann die Versorgung mit bezahlbarer<br />
und zuverlässiger Energie für<br />
die Bevölkerung, für die Industrie und für<br />
den Mittelstand gesichert werden. Unternehmen<br />
wie Arcelor, BASF, PCK oder<br />
Riva stehen im internationalen Wettbewerb.<br />
Die Industrie sichert hunderttausende<br />
gute Arbeitsplätze in Deutschland<br />
und ist damit Grundlage für Wohlstand<br />
und soziale Sicherheit. Und diese<br />
Industrie ist auf eine bezahlbare<br />
und verlässliche<br />
Stromversorgung<br />
angewiesen. Brandenburg<br />
trägt hier<br />
also Verantwortung<br />
weit über unsere<br />
unmittelbaren Landesgrenzen<br />
hinaus.<br />
Auf die Frage, wann<br />
die Brücke der Braunkohle<br />
endet, gibt es<br />
daher nur eine Antwort:<br />
wenn die Erneuerbaren<br />
Energien eine zuverlässige, stabile<br />
und bezahlbare Stromversorgung gewährleisten<br />
können. Das heißt: Allein der technologische<br />
Fortschritt darf hier der Maßstab<br />
sein und keine willkürliche Jahreszahl.<br />
Dr. Dietmar Woidke<br />
Eine politisch „verordnete“ schnelle Beendigung<br />
der Braunkohleverstromung gefährdet:<br />
• den Erfolg der Energiewende in ganz<br />
Deutschland (zu jeder Zeit sichere Versorgung)<br />
• die Strukturentwicklung und den sozialen<br />
Frieden in der Lausitz (und den anderen<br />
Braunkohlerevieren)<br />
• den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
(Strompreise, Versorgungssicherheit)<br />
und<br />
• hilft dem Klima in keiner Weise<br />
(Produktionsverlagerungen, erhöhte<br />
Energieimporte).<br />
Brandenburg fordert deshalb gemeinsam<br />
mit den anderen Braunkohleländern von der<br />
Bundesregierung, die weitere Braunkohlenutzung<br />
nicht den sehr ambitionierten<br />
nationalen Klimaschutzzielen<br />
zu opfern sowie<br />
die Lausitz und die<br />
anderen Braunkohleregionen<br />
auf ihrem<br />
schwierigen Weg als<br />
zuverlässigen Partner<br />
zu unterstützen.<br />
Das heißt aber nicht,<br />
dass wir uns den Erneuerbaren<br />
Energien<br />
verschließen und<br />
den Zug der Zeit verpassen<br />
würden. Im<br />
Gegenteil! Wir in Brandenburg sind in diesem<br />
Bereich bundesweit Vorreiter. Das<br />
Land Brandenburg leistet einen wesentlichen<br />
Beitrag zur bundesweiten Stromerzeugung<br />
aus Erneuerbaren Energien: Rund<br />
66 Prozent des Bruttostromverbrauchs werden<br />
in Brandenburg bereits aus Erneuerbaren<br />
Energien erzeugt. Damit wird die Zielsetzung<br />
der Bundesregierung für das Jahr<br />
2035 (55 bis 60 Prozent) schon jetzt übertroffen.<br />
Bei der Windkraft hatten wir den<br />
Zielwert des Bundes für 2030 bereits 2014<br />
zur Hälfte erreicht. Brandenburg ist damit<br />
das Bundesland mit dem größten Anteil an<br />
der insgesamt installierten Windkraft-Leistung<br />
in Deutschland. Bei der Photovoltaik<br />
haben wir den Zielwert für 2030 sogar<br />
schon zu über 80 Prozent erreicht!<br />
Wie man sieht, fährt Brandenburg energiepolitisch<br />
zweigleisig. Und das ist vernünftig<br />
und vorausschauend.<br />
Wenn die Energiewende gelingen soll,<br />
müssen die Kostenfrage für die Verbraucher<br />
sowie die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Wirtschaft stärker im Fokus stehen. Bei<br />
der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG) ist es deshalb zu Recht Konsens,<br />
dass mehr Steuerung bei der Energiewende<br />
notwendig ist. Mit dem nun beschlossenen<br />
EEG 2017 wird deshalb das<br />
Ausbautempo der Erneuerbaren Energien<br />
an die Fortschritte beim Stromleitungsbau<br />
angepasst. Bei der Entwicklung der<br />
Speichertechnologien hat die EEG-Novelle<br />
leider keine großen Fortschritte gebracht.<br />
Hier müssen wir dringend vorankommen.<br />
Es bleibt also energiepolitisch noch viel zu<br />
tun. Brandenburg ist darauf gut vorbereitet.<br />
<br />
W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Der 1961 in der Niederlausitz geborene<br />
Dietmar Woidke studierte bis 1987 Landwirtschaft<br />
in Berlin (Promotion 1993).<br />
1994 wurde der SPD-Politiker in den<br />
brandenburgischen Landtag gewählt und<br />
war zwischen 2004 und 2009 Minister<br />
für Ländliche Entwicklung sowie von<br />
2010 bis 2013 Innenminister. Seit 2013<br />
ist er Ministerpräsident des Landes.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
46 | W+M<br />
Neue Verkäufer<br />
für neue<br />
Erlebniswelten<br />
Von Veronika Hammond,<br />
Leiterin der Vertriebsregion Ost<br />
bei der BMW AG<br />
Blick in ein modernes BMW-Autohaus.<br />
Die Digitalisierung verändert den Handel:<br />
Neue Verkaufsprozesse und Jobprofile<br />
der Mitarbeiter sind nicht nur<br />
im Onlinehandel gefragt, sondern zunehmend<br />
auch stationär. Die BMW-Autohäuser<br />
haben diesen Trend erkannt und werden<br />
nun selbst zum Trendsetter. Für den<br />
Kunden werden attraktive neue Erlebniswelten<br />
geschaffen.<br />
Die Chancen, die sich durch die Digitalisierung<br />
ergeben, erfordern neue Wege im stationären<br />
Handel. Für die Autohäuser bringt<br />
das vielfältige Herausforderungen mit sich,<br />
aber auch neue spannende Verkaufs- und<br />
Präsentationsmöglichkeiten, die den Besuch<br />
in der Filiale zu einem Erlebnis machen.<br />
Der Kunde soll sich wohlfühlen, Antworten<br />
auf alle seine Fragen bekommen<br />
und vor allem die Begeisterung für das Produkt<br />
noch authentischer erleben.<br />
ZUR PERSON<br />
Veronika Hammond ist 1974 in Erding<br />
geboren und studierte in Frankreich Sozialwissenschaften.<br />
Seit 1997 arbeitet<br />
sie für die BMW Group in verschiedenen<br />
Positionen des Vertriebs. Nach Stationen<br />
in mehreren BMW-Niederlassungen<br />
rund um Berlin war sie Gebietsleiterin für<br />
Verkauf, Marketing und Vertrieb Ost und<br />
später West. Seit Oktober <strong>2016</strong> ist sie<br />
Regionalleiterin Vertrieb Ost bei BMW.<br />
Das hat BMW als Vorreiter in der Automobilbranche<br />
erkannt und in den Autohäusern<br />
unter anderem einen vollständig neuen<br />
Verkäufertyp für die modernen Bedürfnisse<br />
des Kunden eingeführt: den Product<br />
Genius. Dieser ist bestens über die verschiedenen<br />
Automodelle informiert und<br />
hat mit seinem iPad alle relevanten Informationen<br />
abrufbereit. Er konfiguriert dem<br />
Kunden ein individuell zusammengestelltes<br />
Auto und setzt dieses auf einem Großbildschirm<br />
wirkungsvoll in Szene. Zudem organisiert<br />
er Probefahrten. Als klassischer<br />
Verkäufer versteht sich der Product Genius<br />
dabei nicht, sondern als Experte, der<br />
die Kunden für ein hochwertiges<br />
Auto begeistert. Er nimmt<br />
sich Zeit und wird auch<br />
nicht an Verkaufszahlen<br />
gemessen, sondern<br />
an der Zufriedenheit<br />
der Kunden.<br />
Damit macht sich<br />
BMW die neuen<br />
Möglichkeiten der<br />
Digitalisierung zum<br />
Vorteil und reagiert<br />
gleichzeitig auf die<br />
geänderten Erwartungen<br />
der Kunden,<br />
die sich bereits vor ihrem Besuch im Autohaus<br />
umfassend im Internet informiert<br />
haben. Der Verkäufer ist in der Lage, ihre<br />
oftmals detaillierten Fragen zu beantworten<br />
und entsprechende Informationen während<br />
des Verkaufsgesprächs abzurufen –<br />
so wie der Product Genius mit dem iPad.<br />
Dennoch ist es allein mit der Einführung eines<br />
neuen Jobprofils nicht getan, die Mitarbeiter<br />
müssen auch entsprechend geschult<br />
werden. Zudem gilt es, die neue Position<br />
Veronika Hammond.<br />
vor Ort in den Autohäusern einzuführen,<br />
unter anderem um sicherzustellen, dass die<br />
Schnittstellen zu den bisherigen Abläufen<br />
auch weiter funktionieren.<br />
Um den notwendigen Wandel zu bewältigen,<br />
brauchen die Autohäuser die geeigneten<br />
Mitarbeiter. Diese müssen auch<br />
im Zeitalter der Digitalisierung vor allem<br />
Spaß am Umgang mit Menschen und ein<br />
offenes Ohr für die Bedürfnisse der Kunden<br />
haben. Sinnvoll kann es deshalb<br />
sein, auch in anderen Branchen<br />
mit hohem Servicegedanken<br />
wie der Gastronomie<br />
oder dem Hotelgewerbe<br />
nach neuen Mitarbeitern<br />
zu suchen.<br />
Um die entsprechenden<br />
Mitarbeiter für<br />
sich zu gewinnen und<br />
zu halten, legen die Autohäuser<br />
großen Wert<br />
auf eine Firmenkultur,<br />
in der sich engagierte<br />
Mitarbeiter wohlfühlen<br />
und sie ihre Arbeitszeiten mit ihrer Familiensituation<br />
vereinbaren können. Gerade<br />
auch die jungen Mitarbeiter sollen ihre<br />
Ideen und Vorschläge einbringen – bei<br />
den notwendigen Veränderungsprozessen<br />
ebenso wie im Tagesgeschäft. Schließlich<br />
profitiert das Autohaus davon gleich doppelt:<br />
Die Mitarbeiter sind engagiert und<br />
motiviert und sie bringen als Digital Natives<br />
wichtiges Wissen über die neue Technik,<br />
aber auch künftige Käufergruppen ein.<br />
<br />
W+M<br />
Fotos: BMW AG (oben), Privat (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 47<br />
Damit der Mittelstand auf<br />
Wachstumskurs bleibt<br />
Von Holger Werner, Bereichsvorstand der Mittelstandsbank Ost<br />
der Commerzbank AG<br />
In den nächsten 60 Sekunden werden<br />
über 1.800 Transaktionen per Smartphones<br />
getätigt, mehr als 20 Millionen Fotos<br />
im Netz angeschaut, über 100 neue Linked-<br />
In-Accounts angelegt und 47.000<br />
Apps heruntergeladen. Diese<br />
Zahlen zeigen, welche Dynamik<br />
das Internet gewonnen<br />
hat, wie rasend<br />
schnell uns die<br />
Digitalisierung in ihren<br />
Bann zieht und<br />
unser tägliches Leben<br />
beeinflusst.<br />
Die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit<br />
und Komplexität haben massive<br />
Auswirkungen auf unsere Kunden: die<br />
Digitalisierung der Produktion, die zunehmende<br />
Internationalisierung, neue Wettbewerber<br />
wie Start-ups und die Änderung<br />
der Geschäftsmodelle zu Plattform- und<br />
Servicemodellen. Wir als Bank müssen<br />
hier Lösungen für die neuen Anforderungen<br />
und Veränderungsprozesse<br />
bieten, weil der Kunde, das<br />
mittelständische Unternehmen,<br />
zu Recht von<br />
uns moderne Kommunikationswege<br />
sowie<br />
Produkte und Lösungen<br />
für eine veränderte<br />
Geschäftswirklichkeit<br />
erwartet.<br />
ZUR PERSON<br />
Holger Werners Berufslaufbahn startete<br />
als Wirtschaftsprüfer bei Ernst &<br />
Young. Nach Stationen bei der eJay AG,<br />
Hypovereinsbank und Dresdner Bank<br />
bekleidete er bis 2010 verschiedene<br />
leitende Positionen bei der Commerzbank.<br />
Zwischen 2010 und 2012 war er<br />
Head of Group Shared Service bei der<br />
Allianz. Seit 2012 verantwortet er als<br />
Bereichsvorstand das Corporate Banking<br />
und den Bereich Mittelstandsbank<br />
für die Commerzbank.<br />
Fotos: Daniel Berkmann/fotolia.com (oben), Commerzbank AG (unten)<br />
Das geht natürlich<br />
nicht an den Banken<br />
und dem Mittelstand<br />
vorbei. Insbesondere<br />
in Deutschland<br />
schreitet die digitale Transformation<br />
immer schneller voran. Die Mehrheit der<br />
mittelständischen Unternehmen möchte<br />
neue Technologien konsequent nutzen<br />
und sieht Anpassungsbedarf für ihr Geschäftsmodell.<br />
Mit dem digitalen Wandel<br />
verbindet sich für immer mehr Unternehmen<br />
auch ein kultureller Wandel – hin zu<br />
einer Start-up-Mentalität und einem veränderten<br />
Verständnis von Arbeit, Karriere<br />
und Leben.<br />
Holger Werner.<br />
Unser Ziel als Mittelstandsbank<br />
ist, den<br />
Herausforderungen<br />
der Digitalisierung<br />
gemeinsam mit dem<br />
gesamten Mittelstand zu begegnen. Neben<br />
innovativen Produktlösungen im Onlinebanking,<br />
Zahlungsverkehr oder bei Devisengeschäften<br />
fällt uns als Bank eine<br />
weitere fundamental wichtige Funktion zu:<br />
die Bereitstellung von Netzwerken zu einzelnen<br />
Unternehmen. Der Grund: Die Unternehmen<br />
müssen sich mit ihresgleichen<br />
vernetzen, die angrenzende oder gleichartige<br />
Geschäftsmodelle haben. Den richtigen<br />
Partner zu finden, ist schwierig. Banken<br />
traut man die Funktion des erfolgreichen<br />
Brückenbauers jedoch zu, da sich in<br />
ihrem Kundenportefeuille die unterschiedlichsten<br />
Unternehmen befinden und sie<br />
diese Unternehmen bestens kennen. Das<br />
ist für uns Banker durchaus interessant,<br />
weil sich daraus – bei angemessener Honorierung<br />
– ein Geschäftsmodell entwickeln<br />
lässt.<br />
Und genau hier setzen wir auch an, in dem<br />
wir uns als Begleiter der Digitalen Transformation<br />
positionieren wollen. Den traditionellen<br />
Mittelstand begleiten wir bei<br />
der Digitalisierung – von Finanzierungsund<br />
Beratungsangeboten bis hin zu neuen<br />
Produkten und Services. Den jungen digitalen<br />
Mittelstand möchten wir gerade in<br />
seiner Wachstumsphase und den entsprechend<br />
ambitionierten Zielen über bestehende<br />
und angepasste Bankangebote hinaus<br />
durch Bereitstellung von Netzwerken,<br />
Inkubatoren und FinTechs unterstützen.<br />
Die Welt verändert sich. Und so auch die<br />
Commerzbank – für den gemeinsamen<br />
Weg in die Digitale Transformation mit<br />
dem deutschen Mittelstand. W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
48 | W+M<br />
Wie eine gelungene<br />
Nachfolge motiviert<br />
Von Alexander Winter, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von arcona/A-ROSA<br />
ein neues Leitbild für das junge Unternehmen<br />
präsentiert und die Phase der Implementation<br />
gestartet werden konnte.<br />
nigen Monaten wurde die Marke arcona<br />
HOTELS & RESORTS gelauncht und somit<br />
der Grundstein für die neuen Hotels gelegt.<br />
Über eine Unternehmensnachfolge<br />
habe ich mir ehrlich gesagt, auch<br />
wenn ich erst seit acht Jahren selbstständig<br />
bin, schon häufig Gedanken machen<br />
müssen. Sei es innerhalb der Familie, als es<br />
darum ging, wer den Gastronomiebetrieb<br />
im Münsterland meiner Schwiegereltern<br />
übernimmt oder eben der eigene Management-Buy-Out<br />
und damit die Übernahme<br />
der Stadthotellerie aus dem Traditionsunternehmen<br />
der Deutschen Seereederei (DSR).<br />
Wir starteten 2008 mit rund 250 Mitarbeitern<br />
in acht Hotels und es galt, aus einem<br />
bestehenden Unternehmen mit einem konzernweiten<br />
Leitbild eine eigene Identität zu<br />
schaffen. Dabei half natürlich die Verbundenheit<br />
der langjährigen Mitarbeiter und<br />
das eigene Wissen und die Motivation, aus<br />
dem Bestehenden eine innovative Weiterentwicklung<br />
zu schaffen. Im Führungsteam<br />
entschieden wir uns, gemeinsam mit einem<br />
Team, das aus einem Querschnitt von Mitarbeitern<br />
aus den Hotels und der Firmenzentrale<br />
bestand, ein neues Leitbild und Unternehmenswerte<br />
zu formulieren.<br />
Alexander Winter.<br />
Dieser Prozess war wichtig für die Neupositionierung<br />
des Unternehmens, sowohl<br />
intern als auch extern, denn so haben wir<br />
Identität und Authentizität geschaffen, die<br />
es nun galt, erlebbar zu machen. Die „Leitplanken“<br />
für das alltägliche Tun waren geschaffen<br />
und im nächsten Schritt musste<br />
dies alles umgesetzt werden in eine Marke<br />
mit Außenwahrnehmung. Das war die<br />
nächste Herausforderung. Wir waren uns einig,<br />
ein Teil der arcona-Kranichcrew zu sein<br />
und nun sollten auch die Gäste diesen Spirit<br />
miterleben.<br />
Durch Nähe und Beständigkeit ist es gelungen,<br />
alle Mitarbeiter für ein neues, junges<br />
Unternehmen mit Zukunftsvisionen zu begeistern,<br />
was natürlich auch motiviert, die<br />
Unternehmensziele kontinuierlich weiter zu<br />
verfolgen. So gelang es uns gemeinsam, in<br />
den vergangenen acht Jahren die Hotels zu<br />
verdoppeln, so dass wir heute auf 16 Hotels<br />
blicken und sich bereits ein 17. Haus in<br />
Bau befindet.<br />
Da Tradition verbindet, ist auch die Idee<br />
und Gründung des Joint Venture mit der<br />
DSR Hotel Holding Mitte 2015 ein weiterer<br />
Schritt in Richtung Unternehmenssicherung.<br />
Die dort angenommene Position als<br />
CEO ist eher als Führungswechsel denn als<br />
Unternehmensnachfolge zu sehen, da es<br />
vor allem um die Sicherung des Unternehmens,<br />
die Verantwortung gegenüber den<br />
Mitarbeitern und der Eigentümerfamilie als<br />
auch die geschaffenen Innovationen innerhalb<br />
des Tourismus in guten Händen zu wissen<br />
geht. Für mich selbstverständlich eine<br />
große Herausforderung.<br />
W+M<br />
ZUR PERSON<br />
Der gelernte Hotelkaufmann Alexander<br />
Winter war bis 1998 im Hotel Louis C.<br />
Jacob beschäftigt und ging dann zur<br />
Arkona-Hotelgruppe nach Rostock. Zuletzt<br />
war er dort von 2001 bis 2008 CFO<br />
und Vorstandsmitglied der Arkona AG.<br />
Durch ein Management-Buy-Out der arcona<br />
Stadthotellerie machte er sich 2008<br />
selbstständig und kehrte im Juni 2015<br />
als CEO zur DSR Hotel Holding zurück.<br />
Mit professioneller Unterstützung und einem<br />
hochmotivierten Team haben wir es<br />
in mehreren Workshops geschafft, aus Tradition<br />
und Verbundenheit, ein stabiles Fundament<br />
für die Zukunft zu gießen. Altbewährtes<br />
wurde übersetzt, neu interpretiert<br />
und definiert, Ideen wurden hinzugefügt, so<br />
dass nach einem mehrmonatigen Prozess<br />
Es galt, aus der bisherigen Marke<br />
ARKONA, die sehr mit der touristischen<br />
Schifffahrt verbunden war, eine Publikumsmarke<br />
zu schaffen, die erklärt, dass<br />
es sich um „Hotels an Land“ handelt. Auch<br />
hier wurde ein professioneller Prozess eingeleitet,<br />
der sich ebenfalls an den Unternehmenswerten<br />
orientierte. Nach nur we-<br />
Foto: Arcona Hotels (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
ZUKUNFT OST<br />
W+M | 49<br />
Ostdeutsche Länder brauchen eine<br />
wachstumspolitische Agenda<br />
Von Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Stellvertretender Leiter des ifo Instituts<br />
Niederlassung Dresden<br />
Foto: ifo Dresden (unten)<br />
Die Wirtschaftspolitik steht derzeit<br />
in keinem der ostdeutschen Länder<br />
im Mittelpunkt des politischen<br />
Handelns. Vielmehr hat es den Anschein,<br />
dass man sich mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />
Situation weitgehend arrangiert<br />
hat – obwohl der Osten<br />
immer noch eine strukturschwache<br />
Region ist<br />
und auch die Perspektiven<br />
für die Zukunft<br />
keineswegs überall<br />
rosig erscheinen.<br />
Die Gründe hierfür<br />
liegen vor allem in<br />
strukturellen Defiziten,<br />
insbesondere<br />
im Fehlen strukturbestimmender<br />
größerer Unternehmen,<br />
und in<br />
der ungünstigen demografischen Entwicklung.<br />
Beides entzieht sich dem unmittelbaren<br />
Einfluss politischer Gestaltung; Ansatzpunkte<br />
für eine stärker wachstumsorientierte<br />
Wirtschaftspolitik gibt es dennoch viele.<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz.<br />
Im Bereich der Wirtschaftsförderung sollte<br />
künftig nicht mehr die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
im Mittelpunkt stehen, sondern<br />
die Verbesserung der technologischen<br />
Leistungsfähigkeit insbesondere von<br />
kleinen und mittleren Unternehmen. Dabei<br />
geht es auch um Forschung und Entwicklung,<br />
insbesondere aber um die Verbesserung<br />
des Innovationsmanagements und die<br />
Unterstützung des Technologietransfers.<br />
Wichtig scheint es darüber hinaus, gerade<br />
jene Branchen und Unternehmen zu stärken,<br />
die gute Zukunftspotenziale aufweisen<br />
– ein Plädoyer für eine stärkere Selektivität<br />
von Förderung.<br />
Wirtschaftspolitik ist aber weit mehr<br />
als nur Förderpolitik – relevant<br />
sind auch die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen,<br />
unter denen die Unternehmen<br />
agieren. Was<br />
diese in wohlhabenden<br />
westdeutschen Regionen<br />
leicht verkraften<br />
können, mag die häufig<br />
immer noch nicht ausreichend<br />
gefestigten<br />
Unternehmen in Ostdeutschland<br />
überfordern.<br />
Man sollte deshalb<br />
nochmals prüfen,<br />
wo regionale Ausnahmeregeln von ansonsten<br />
gesamtdeutsch festgelegten Standards<br />
und Regulierungen möglich sind.<br />
Nachholbedarfe gibt es auch bei den öffentlichen<br />
Investitionen – im Verkehrsbereich<br />
zum Beispiel bei der Sanierung von<br />
Brückenbauwerken und bei der Ertüchtigung<br />
von Schienenverkehrswegen, darüber<br />
hinaus ganz besonders beim Breitbandausbau<br />
als wesentliche Voraussetzung<br />
für eine stärkere Digitalisierung der<br />
Wirtschaft. Hier ist insbesondere zu prüfen,<br />
wie eine stärkere Beteiligung privater<br />
Investoren in diesen Kernbereichen öffentlicher<br />
Daseinsvorsorge möglich ist.<br />
ZUR PERSON<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz ist seit dem<br />
Jahr 2007 stellvertretender Geschäftsführer<br />
der Niederlassung Dresden des<br />
ifo Instituts und Honorarprofessor an der<br />
Technischen Universität Dresden. Zuvor<br />
war er von 1994 bis 2007 Abteilungsleiter<br />
am Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Halle und als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
beim Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />
der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung in Wiesbaden tätig.<br />
Zu den entscheidenden Wachstumsdeterminanten<br />
in einer Region gehört schließlich<br />
der Bestand an „Humankapital“, also<br />
die Zahl der gut ausgebildeten Arbeitskräfte.<br />
Da auf qualifizierte Zuwanderung<br />
in ausreichendem Umfang wohl nicht gezählt<br />
werden kann, müssen die ostdeutschen<br />
Länder ihre Bildungsinvestitionen<br />
in allen Bereichen ausweiten – angefangen<br />
bei der frühkindlichen Bildung über<br />
die Schulen bis hin zu den Hochschulen.<br />
Mittelfristig kann dies dann auch dazu beitragen,<br />
den noch bestehenden Produktivitätsrückstand<br />
in der ostdeutschen Wirtschaft<br />
abzubauen.<br />
Auch eine Umsetzung all dieser Maßnahmen<br />
wird wohl nicht zu einer baldigen<br />
Angleichung der Wirtschaftskraft an<br />
das westdeutsche Niveau führen. Aber:<br />
Gar nichts zu tun, würde den strukturellen<br />
Rückstand der ostdeutschen Länder<br />
auf Dauer verfestigen. Noch ist es nicht<br />
zu spät, das zu verhindern. W+M
50 | W+M POLITIK<br />
„Sollten alle Parteispenden<br />
offengelegt werden?“<br />
Prof. Edda Müller, Vorstandsvorsitzende von<br />
Transparency International Deutschland e. V.<br />
Dr. Hermann Otto Solms,<br />
Bundesschatzmeister der FDP<br />
„Ja”<br />
Demokratie braucht politische<br />
Parteien. Sie geben<br />
weniger Großspenden.<br />
„Nein”<br />
Parteien erhalten immer<br />
politischem Handeln ein Programm,<br />
bündeln den Wählerwillen und dienen<br />
nehmen etwa machen heute nur noch einen<br />
Spenden von Unter-<br />
der Rekrutierung des „politischen Personals“.<br />
geringen Anteil der Parteifinanzierung aus. Viel<br />
Dafür brauchen sie Geld. Sie brauchen aber vor<br />
entscheidender sind die Beiträge der Parteimitglieder,<br />
vor allem aber die staatlichen Zuschüs-<br />
allem Glaubwürdigkeit und Vertrauen der Bürger<br />
in ihre Unabhängigkeit von Einzelinteressen. Gut se. Während Großspenden zurückgehen, gibt<br />
wäre eine vollständige Finanzierung durch Mitgliederbeiträge<br />
und staatliche Parteienfinanzierung. den die alle und in jeder Höhe offen gelegt wer-<br />
es dagegen viele tausende Kleinspenden. Wür-<br />
Solange dieser Weg nicht machbar ist, müssen den, gäbe es eine wahre Datenflut. Diese Masse<br />
an Informationen würde dazu führen, dass<br />
Spenden vollständig transparent sein. Dies bedeutet<br />
ein generelles Verbot anonymer Spenden und wichtige Informationen verloren gehen. Denn<br />
die Absenkung der Publizitätsgrenze von 10.000 wer hat schon Lust, hunderte Seiten an Spendenbescheinigungen<br />
zur Kenntnis zu nehmen?<br />
Euro auf 2.000 Euro sowie die Senkung der Grenze<br />
für die sofortige Veröffentlichung von Großspenden Daher hat der Gesetzgeber eine relevante Spendenhöhe<br />
für die Offenlegung von Parteispenden<br />
von 50.000 Euro auf 10.000 Euro. Außerdem ist<br />
eine Offenlegung der Sachleistungen durch Sponsoren<br />
in den Rechenschaftsberichten überfällig. Für die Freien Demokraten bedeutet das, dass<br />
bestimmt. Diese liegt aktuell bei 10.000 Euro.<br />
Diese werden derzeit unter sonstigen Einnahmen wir in unseren Rechenschaftsberichten weniger<br />
als 100 Namen von Spendern nennen. Ein<br />
versteckt. Obwohl meistens die „Nicht-Käuflichkeit“<br />
beschworen wird, lehrt die Lebenswirklichkeit<br />
etwas anderes. Kleine Geschenke erhalten die onen nutzen können. Die Größenordnung von<br />
Umfang, den alle Interessierten für Informati-<br />
Freundschaft – sagt der Volksmund. Vom begnadeten<br />
Lobbyisten Carsten Maschmeyer können dieser Regelung wird eine ausreichende Trans-<br />
10.000 Euro hat sich in der Praxis bewährt. Mit<br />
die Parteien lernen. Er erklärt, wie man politische parenz geschaffen, um sicherzustellen, dass es<br />
Akteure für seine Sache einspannt. Networking keine einseitige Einflussnahme auf Entscheidungen<br />
von Parteien gibt. Das wird auch dadurch er-<br />
sei ein Sparkonto, auf das man zunächst einzahlen<br />
müsse, um später abheben zu können. Den<br />
reicht, dass Einzelspenden über 50.000 Euro unverzüglich<br />
nach Eingang veröffentlicht werden<br />
Parteien kann man nur raten: Habt keine Angst<br />
vor zu viel Transparenz, sorgt Euch vielmehr um<br />
müssen. Die Verpflichtung zur Meldung von tausenden<br />
von Kleinspenden würde dagegen deren<br />
das Vertrauen der Bürger. Tut dies nicht nur des<br />
Erfolgs Eurer Partei willen, sondern vor allem<br />
Informationsgehalt eher verschlechtern als verbessern.<br />
auch für die Demokratie.<br />
Fotos: Danetzki (links), Herrmann Otto Solms (rechts)
RATGEBER LIFESTYLE | 51<br />
Tipps für besondere Geschenke aus der Region<br />
Weihnachten steht vor der Tür. Es ist Zeit, sich Gedanken zu machen,<br />
wie wir Geschäftspartnern, Kunden, Familie und Freunden mit einer<br />
besonderen Aufmerksamkeit eine Freude machen können.<br />
W+M hat sich für Sie auf die Suche gemacht und musste dafür nicht mal in<br />
die Ferne schweifen. Exklusive Geschenkideen gibt es auch in Ihrer Region.<br />
Chronometer aus Berlin<br />
Das Modell TEGEL aus<br />
dem Hause ASKANIA ist<br />
eine Liebeserklärung an den<br />
Berliner Flughafen, der aus<br />
allen Nähten platzt, sich<br />
aber dennoch tapfer und<br />
professionell schlägt.<br />
Kaliber ASKANIA 2062,<br />
Automatik, 21 Rubine,<br />
40 Stunden Gangreserve,<br />
Gehäuse aus poliertem Edelstahl,<br />
Mineral-Hesalit-Glas,<br />
hochwertiges Lederband.<br />
Preis: 995 €, www.askania.berlin<br />
Fotos: ASKANIA, MÜHLE, Schloss Wackerbarth, KAHLA, Confiserie Felicitas, 1. Mecklenburger Obstbrand Gut Schwechow GmbH<br />
Thüringer Porzellan<br />
Die Magic-Grip-Kollektion von KAHLA minimiert<br />
dank des Silikonfußes störendes Klappern von<br />
Tellern und Tassen. Die „Line of Gold“ feiert<br />
ihr Comeback und wechselt raffiniert zwischen<br />
innen und außen. Das elegante Service besteht<br />
aus jeweils sechs Ess- und Suppentellern<br />
sowie je zwei Schüsseln, Schalen und Platten.<br />
Preis: 350 €, www.kahlaporzellan.com<br />
Porzellan-Service „Line of Gold“ aus der<br />
Magic-Grip-Kollektion von KAHLA.<br />
Rasurkultur aus dem Erzgebirge<br />
Die Manufaktur MÜHLE hat mit<br />
Designer Mark Braun eine besondere<br />
Vintage-Edition kreiert. Das Set aus<br />
Rasierhobel, -pinsel und -halter besticht<br />
mit sechseckigen Griffen und minimalem<br />
Design. Erhältlich in Grün, Bronze und<br />
Graphit – inspiriert vom Erzgebirge. Ein<br />
Hingucker: die Geodaten-Gravur des<br />
Firmenstandorts. Ab 01.11. verfügbar.<br />
Preis: ab 137 €, www.muehle-shaving.com<br />
Das Modell<br />
„Hexagon“ von<br />
MÜHLE Rasurkultur.<br />
Sekt aus Sachsen<br />
Anlässlich des Gründungsjahres der ersten<br />
Sektmanufaktur in Sachsen komponierten<br />
die Kellermeister des Sächsischen Staatsweingutes<br />
Schloss Wackerbarth die limitierte<br />
Sekt-Jubiläumsedition „Hommage 1836“.<br />
Diese besteht aus jeweils einem Sekt in<br />
Weiß und Rosé, zusammengestellt in einer<br />
hochwertigen Geschenkverpackung.<br />
Preis: 34,50 €, www.schloss-wackerbarth.de<br />
Pralinen aus der Lausitz<br />
Schokoladiges Geschenkset der Brandenburger<br />
Confiserie Felicitas mit einer Glückwunschkarte<br />
aus feinster Schokolade, hergestellt in Handarbeit,<br />
und einer Auswahl zarter Pralinen, in<br />
einer klassisch-edlen Geschenkverpackung.<br />
Schokoladensorte, Beschriftung und Motiv<br />
sind individuell wählbar. 255 bis 265 Gramm.<br />
Preis: 20,60 €, www.confiserie-felicitas.de<br />
Jubiläumssekt<br />
„Hommage 1836“<br />
von Schloss<br />
Wackerbarth.<br />
Das Modell TEGEL TEG-9703<br />
Automatik von ASKANIA.<br />
Geschenkset mit<br />
Schokoladenkarte und Pralinen<br />
der Confiserie Felicitas.<br />
Mecklenburger<br />
Obstbrand<br />
Der „Schwechower Platinum“<br />
in seiner markanten<br />
Drei-Flächen-Glaskaraffe<br />
aus der Exklusivserie<br />
der Mecklenburger Obstbrennerei<br />
Gut Schwechow ist<br />
ein einzigartiger, edler Obstbrand<br />
aus ganz besonderen<br />
Früchten: Hagebutte, Vogelbeere,<br />
Speierling oder Wildkirsche.<br />
Jede Flasche ist ein<br />
mundgeblasenes Unikat.<br />
Preis: 98 €, www.schwechower.de<br />
Der „Platinum“ aus Schwechow.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
52 | W+M RATGEBER<br />
So übergeben Sie Ihr<br />
Unternehmen<br />
erfolgreich<br />
Das Finden eines geeigneten Nachfolgers<br />
stellt viele Unternehmer vor<br />
Probleme, aber auch die Durchführung<br />
dieses besonderen Geschäfts hält<br />
viele Fragen und Fallstricke bereit.<br />
In dieser zweiten Folge möchte ich<br />
einen Überblick über den generellen<br />
Ablauf der eigentlichen Transaktion<br />
geben. Von Holger Wassermann<br />
Welchen Weg der Unternehmer<br />
für seine Nachfolge einschlägt,<br />
hat er idealerweise bereits in<br />
der Vorbereitungsphase geklärt und vielleicht<br />
sogar schon den Nachfolger entsprechend<br />
darauf vorbereitet. Oftmals<br />
schließen die Rahmenbedingungen den<br />
einen oder den anderen Weg aus, es bestehen<br />
aber auch viele Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Familie, Mitarbeiter, Dritter?<br />
Die Frage, von der meist alles andere abhängt,<br />
ist die nach dem Nachfolger. Stammt<br />
er aus der Familie, ist es ein Mitarbeiter<br />
oder muss ein externer Käufer gesucht werden?<br />
Da leider nach wie vor die Nachfolge<br />
durch eine Tochter oft nicht ernsthaft in Erwägung<br />
gezogen wird, spreche ich hier aus<br />
Vereinfachungsgründen von DEM Nachfolger,<br />
meine aber beide Geschlechter.<br />
Der große Vorteil einer Nachfolge durch einen<br />
Familienangehörigen oder einen Mitarbeiter<br />
ist der Wegfall einer langen und<br />
eventuell erfolglosen Nachfolgersuche.<br />
Das bloße Vorhandensein reicht aber natürlich<br />
nicht aus, der Kandidat muss auch<br />
wollen und können. Beides sollte geprüft<br />
werden, was Unternehmern erfahrungsgemäß<br />
gerade bei den eigenen Kindern<br />
besonders schwer fällt.<br />
Wird als Weg die Übergabe an einen Dritten<br />
gewählt, kann es sich um einen „privaten“<br />
Käufer handeln, der selbst zukünftig in<br />
die Rolle des Unternehmers schlüpft, oder<br />
um eine andere Unternehmung, welche die<br />
Firma kauft, also beispielsweise ein bisheriger<br />
Lieferant, Kunde, Wettbewerber oder<br />
DER UNTERNEHMENSVERKAUF<br />
IM ÜBERBLICK<br />
Verkaufsstrategie festlegen<br />
Unternehmensbewertung<br />
Unternehmensprofil erstellen<br />
Käufer suchen<br />
Umfassende Prüfung durch den<br />
Interessenten<br />
Verhandlung und Vertragsabschluss<br />
Zahlung und Übergabe<br />
Branchenkollege aus einer anderen Region.<br />
Externe Käufer müssen gesucht und gefunden<br />
werden, und auch hier bleibt eine<br />
Prüfung bezüglich des Könnens nicht aus.<br />
Mit der Herkunft des Nachfolgers steht<br />
häufig die Form der Gegenleistung für die<br />
Übergabe des Betriebs in engem Zusammenhang.<br />
Bei familieninternen Nachfolgen<br />
findet sich oft eine unentgeltliche Übertragung<br />
in Form der Schenkung oder der<br />
Vererbung, während bei den Nachfolgen<br />
durch Mitarbeiter oder Unternehmensexterne<br />
die entgeltliche Übertragung das<br />
Gros ausmacht. Der Betrieb kann aber<br />
auch verpachtet oder im Falle eines Verkaufs<br />
der Kaufpreis mit einer Einmalzahlung<br />
abgegolten, in Raten bezahlt oder<br />
eine Rentenzahlung vereinbart werden.<br />
Grundsätzlich gilt hierbei: Je schneller der<br />
Unternehmer sein Geld bekommt, desto<br />
sicherer ist es für ihn. Geht die Firma<br />
ein oder zwei Jahre nach dem Verkauf in<br />
die Insolvenz, was leider auch nicht selten<br />
vorkommt, so sind für den Unternehmer<br />
sowohl Firma als auch die ausstehenden<br />
Raten- oder Rentenzahlungen verloren.<br />
Zeitversetzte Zahlungen sollten daher<br />
nur vereinbart werden, wenn ansonsten die<br />
Foto: Ogerepus/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
NACHFOLGE | 53<br />
Foto: Intagus<br />
Nachfolge an der Finanzierung des Kaufpreises<br />
scheitern würde. Neben der Vereinbarung<br />
von fixen Kaufpreisen können auch<br />
erfolgsabhängige Vergütungen ein Weg<br />
sein, wie sich die Parteien einigen können.<br />
Die familieninterne Nachfolge<br />
Stammt der Nachfolger aus der Familie,<br />
so beherrschen psychologische Aspekte<br />
die Nachfolge. Im Spannungsfeld zwischen<br />
Eltern/Kind, Familie/Unternehmen<br />
und Geschwistern untereinander fördert<br />
eine Nachfolge oft jahrzehntelang unterschwellig<br />
vorhandene Konflikte zu Tage.<br />
Eine familieninterne Nachfolge ist nur dann<br />
erfolgreich, wenn nach der Übergabe die<br />
Firma noch immer besteht und die Familie<br />
weiterhin gern gemeinsam Weihnachten<br />
und Geburtstage feiert.<br />
Aufgrund der persönlichen Verbindung<br />
zwischen Unternehmer und Nachfolger<br />
schlagen sachlich zu führende, geschäftliche<br />
Gespräche schnell in emotional geführte<br />
Debatten um. Das ist schlecht für<br />
das Unternehmen, für die Familie und damit<br />
letztendlich auch für das Nachfolgevorhaben.<br />
Es ist ein Zeichen von Führungsstärke,<br />
sich hier professionelle Unterstützung<br />
durch einen Berater, Coach oder Mediator<br />
zu holen. Dies<br />
sollte ebenso selbstverständlich<br />
sein wie<br />
der Gang zum Steuerberater,<br />
der bei einer<br />
familieninternen<br />
Nachfolge zwingend<br />
einzuschalten ist. Die verschiedenen Gestaltungsformen<br />
der Schenkung, Vererbung<br />
oder Verrentung haben sehr unterschiedliche<br />
Bedingungen und steuerliche<br />
Konsequenzen.<br />
Der Verkaufsprozess<br />
Soll das Unternehmen im Zuge der Nachfolge<br />
verkauft werden, wird in der Regel zunächst<br />
ermittelt, wie hoch der Wert des Unternehmens<br />
ist, um eine Basis für die bevorstehenden<br />
Kaufpreisverhandlungen zu haben.<br />
Wert und Preis sind nicht das Gleiche.<br />
Der Wert ergibt sich aus den Möglichkeiten,<br />
was jemand mit dem Unternehmen anfangen<br />
kann – der Preis einzig und allein aus<br />
der Verhandlung. Für die Unternehmensbewertung<br />
gibt es verschiedene Methoden,<br />
„Der beste Zeitpunkt, mit<br />
der Nachfolgeplanung zu<br />
beginnen, war vor zehn<br />
Jahren. Der zweitbeste<br />
Zeitpunkt ist jetzt.“<br />
die zusammen angewendet werden sollten,<br />
um eine plausible Einschätzung des Wertes<br />
zu gewinnen. Sie sollte professionell ausgeführt<br />
werden, denn nur allzu oft scheitern<br />
Nachfolgen an überzogenen Kaufpreisvorstellungen<br />
der Unternehmer<br />
aufgrund schlechter Unternehmensbewertungen<br />
bereits im Vorfeld der<br />
eigentlichen Verhandlungen.<br />
Sofern der Käufer<br />
noch nicht bekannt<br />
ist, wird ein Suchprofil<br />
für den Nachfolger<br />
entwickelt und<br />
die Suche beginnt.<br />
Das Einstellen eines<br />
Unternehmensexposés<br />
in Börsen wie<br />
der NEXXT CHANGE<br />
kann man als passive<br />
Suche verstehen. Dabei<br />
verlässt man sich<br />
darauf, dass sich ein<br />
potenzieller Nachfolger aktiv auf die Suche<br />
macht, das eigene Angebot findet und es<br />
für so attraktiv hält, dass er von sich aus<br />
Kontakt aufnimmt. In Zeiten eines Nachfolgermangels<br />
sollte<br />
sich ein Unternehmer<br />
auf eine solche Reihe<br />
von Zufällen wohl<br />
eher nicht verlassen.<br />
Die Suche ist im Verkaufsprozess<br />
die Phase, deren Dauer am<br />
schwierigsten vorhergesagt werden kann.<br />
Es kann bereits im ersten Monat ein passender<br />
Interessent gefunden werden, genauso<br />
gut kann die Suche aber zwei oder<br />
noch mehr Jahre dauern. Das Ergebnis einer<br />
aktiven Suche sind zunächst eine lange<br />
Liste potenzieller Käufer (long list) und<br />
die durch Selektion nach weiteren wichtigen<br />
Kriterien die daraus entstehende kurze<br />
Liste (short list) der Kandidaten, mit denen<br />
Gespräche aufgenommen werden.<br />
Professor Dr. Holger Wassermann ist<br />
Wissenschaftlicher Leiter des KCE<br />
KompetenzCentrum für Entrepreneurship<br />
& Mittelstand der FOM-Hochschule<br />
und Geschäftsführer der Intagus GmbH<br />
Unternehmensberatung für Mittelstand<br />
und Nachfolge.<br />
Zeigt sich der potenzielle Nachfolger nach<br />
der Präsentation eines anonymisierten Unternehmensprofils<br />
interessiert, wird von<br />
ihm eine Vertraulichkeitserklärung (Non-<br />
Disclosure Agreement, NDA) unterzeichnet<br />
und der Kontakt zum Unternehmer hergestellt.<br />
Stimmt die Chemie zwischen den<br />
beiden Parteien und wird die Verhandlung<br />
fortgesetzt, kommt es zur Unterzeichnung<br />
einer Absichtserklärung (Letter of Intent,<br />
LoI) durch den potenziellen<br />
Käufer, der daraufhin<br />
eine eingehende Prüfung<br />
(Due Diligence) aller<br />
wichtigen Faktoren<br />
des Unternehmens<br />
vornimmt und dafür<br />
Einblick in alle Unterlagen<br />
erhält. Auf Basis<br />
der Informationen<br />
aus der Prüfung kann<br />
der Nachfolger in spe<br />
die Unternehmung<br />
aus seiner Sicht bewerten<br />
und so den<br />
für ihn maximal akzeptablen<br />
Kaufpreis<br />
ermitteln.<br />
Daraufhin<br />
werden<br />
im Idealfall die Verhandlungen<br />
um Kaufpreis und Konditionen<br />
fortgeführt. Hierbei sollten unbedingt<br />
Steuerberater und Rechtsanwalt oder Notar<br />
hinzugezogen werden, um das Risiko<br />
schwerwiegender Fehler weitestgehend<br />
zu vermeiden. Bei dem Verkauf von GmbH<br />
und anderen Kapitalgesellschaften ist die<br />
Einbeziehung eines Notars ohnehin Pflicht.<br />
Haben sich die Parteien geeinigt, folgt die<br />
Unterschrift und die Erfüllung der gegenseitigen<br />
Verpflichtungen, also die Zahlung<br />
des Kaufpreises durch den Erwerber – in<br />
der Regel durch Überweisung durch die finanzierende<br />
Bank – und erst daraufhin die<br />
Übertragung der Anteile beziehungsweise<br />
des Vermögens.<br />
Der gesamte Transaktionsprozess, begonnen<br />
bei der Bewertung über die Suche und<br />
Ansprache bis hin zur Begleitung der Verhandlungen<br />
ist sehr komplex, erfordert viel<br />
Spezialwissen und ist durch einen sehr hohen<br />
Zeiteinsatz für Kommunikation geprägt.<br />
Um den operativen Betrieb des Unternehmens<br />
in dieser Phase nicht zu gefährden,<br />
ist die professionelle Unterstützung durch<br />
einen auf Nachfolge spezialisierten Berater<br />
zu empfehlen.<br />
W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
54 | W+M RATGEBER<br />
Frischer Wind<br />
in alten Mauern<br />
Der sächsische Diplom-Ingenieur Thomas Zimmermann sanierte<br />
ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Domstadt Wurzen<br />
und baute es zum Firmensitz um. Seither beherbergt es die<br />
Büroräume des Ingenieurbüros Zimmermann. Zur Finanzierung<br />
nutzte der Freiberufler einen KfW-Förderkredit aus dem Programm<br />
„Energieeffizient Bauen und Sanieren“. Von Matthias Salm<br />
Rund 20 Jahre lang war das Wohnhaus<br />
in der Wurzener Karl-Liebknecht-Straße<br />
dem Verfall preisgegeben,<br />
bevor Thomas Zimmermann<br />
es neu zum Leben erweckte. Eine reizvolle,<br />
jedoch auch anspruchsvolle Aufgabe:<br />
Nicht nur galt es, die Schäden des<br />
jahrelangen Leerstands zu beseitigen,<br />
auch den Anforderungen des Denkmalschutzes<br />
musste Zimmermann Genüge<br />
leisten. Schließlich entstanden die Straßenzüge<br />
unweit der historischen Altstadt<br />
Wurzens bereits im Zuge der Industrialisierung<br />
Ende des 19. Jahrhunderts –<br />
das Zimmermannsche Sanierungsobjekt<br />
selbst wurde 1889 errichtet.<br />
Dennoch ließ sich der Freiberufler, dessen<br />
Ingenieurbüro seit 1996 vornehmlich<br />
im Straßen-, Wasser- und Tiefbau der Region<br />
tätig ist, nicht abschrecken – obwohl<br />
sein vorheriges Firmendomizil an der viel<br />
befahrenen Bundesstraße B6 gerade<br />
einmal drei Straßen entfernt lag. „Unsere<br />
bisherigen Büros waren nur angemietet,<br />
vor allem war es dort aber einfach zu<br />
laut“, litt der Diplom-Ingenieur unter der<br />
zunehmenden Lärmbelastung. Zimmermann<br />
zog einen Schlussstrich: „Ich wollte<br />
eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
sowohl für mich als auch für meine<br />
Mitarbeiter erzielen.“<br />
Weil der Firmengründer auch privat<br />
ein Faible für die Sanierung denkmalgeschützter<br />
Gebäude pflegt – er unterstützt<br />
beispielsweise die Deutsche Stiftung<br />
Denkmalschutz –, fiel seine Wahl auf<br />
das leer stehende mehrstöckige Gebäude<br />
in der Karl-Liebknecht-Straße. So erwarb<br />
Zimmermann die Immobilie mit rund 345<br />
Quadratmetern Nutzfläche von der kommunalen<br />
Wohnungsbaugesellschaft.<br />
Rund neun Monate dauerte das Sanierungsvorhaben.<br />
Zu den größten Herausforderungen<br />
zählte die Wiederherstellung<br />
des Treppenhauses sowie der denkmalgeschützten<br />
Straßenfassade mit ihren<br />
Schmuckelementen. Innen wurden in<br />
enger Abstimmung mit dem zuständigen<br />
Denkmalpfleger Fenster und Türen nach<br />
historischem Vorbild erneuert. Das marode<br />
Dachgeschoß baute Zimmermann<br />
zum Atelier um. Nach der Fertigstellung<br />
ermöglichen die sanierten Räumlichkeiten<br />
dem Freiberufler und seinen vier Festangestellten<br />
nun ein ruhiges und komfortables<br />
Arbeiten.<br />
Vorher: Leerstehendes Wohngebäude in der Wurzener Ostvorstadt.<br />
Das Modernisierungsvorhaben diente zugleich<br />
dem Ziel der Energieeinsparung. In<br />
gemeinsamer Planung mit einem Sachverständigen<br />
erstellte der Sachse das<br />
Konzept für eine energetische Sanierung<br />
des neuen Bürohauses. „Wir haben die<br />
Beleuchtung auf LED-Lampen umgestellt<br />
und an der nicht denkmalgeschützten<br />
Rückseite der Immobilie einen Vollwärmeschutz<br />
installiert“, listet Zimmermann<br />
zwei der wichtigsten Maßnahmen<br />
auf. Zusätzlich wurde das Dachgeschoß<br />
gedämmt. Das vorhandene Heizungssystem<br />
tauschte der Diplom-Ingenieur<br />
gegen eine Gasbrennwerttherme aus.<br />
Foto: Thomas Zimmermann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
FINANZEN | 55<br />
Nachher: Das aufwendig sanierte Gebäude.<br />
„Durch die energetische<br />
Sanierung erreichen<br />
wir jetzt einen<br />
Verbrauch von<br />
109 Kilowattstunden<br />
pro Quadratmeter<br />
im Jahr und liegen<br />
damit unter den<br />
Anforderungen der<br />
Energieeinsparverordnung<br />
für modernisierte<br />
Altbauten“,<br />
erläutert Zimmermann.<br />
Zur Finanzierung<br />
nahm der Freiberufler<br />
einen KfW-Kredit<br />
aus dem Programm<br />
„KfW-Energieeffizienzprogramm<br />
–<br />
Energieeffizient Bauen<br />
und Sanieren“ in<br />
Anspruch. Mit diesem<br />
Programm fördert<br />
die KfW den<br />
Neubau, den Ersterwerb oder die Sanierung<br />
gewerblich genutzter Gebäude einschließlich<br />
der Umsetzung von Einzelmaßnahmen<br />
mit dem Ziel der Energieeinsparung<br />
und Minderung der CO 2<br />
-Emmissionen<br />
(siehe Infokasten). Förderfähig ist<br />
unter anderem die Sanierung zum KfW-<br />
Effizienzhaus Denkmal. „Der entsprechende<br />
Tipp kam von unserer Hausbank“,<br />
so Zimmermann. Zu den Sanierungskosten,<br />
die rund 1.200 Euro pro Quadratmeter<br />
betrugen, steuerte das Unternehmen<br />
einen Eigenanteil von 100.000 Euro bei –<br />
den restlichen Betrag finanzierte das Ingenieurbüro<br />
über das KfW-Programm.<br />
Die Entscheidung, das ehemalige Wohnhaus<br />
zum Firmensitz umzubauen, hat der<br />
sächsische Sanierungsspezialist bisher<br />
nicht bereut: „Wir haben nun eine weitaus<br />
angenehmere Arbeitsatmosphäre<br />
und sparen zudem Energiekosten“, sagt<br />
Zimmermann nicht ohne Stolz, den historischen<br />
Gebäudebestand in der Wurzener<br />
Ostvorstadt vor dem Verfall gerettet zu<br />
haben.<br />
W+M<br />
„KfW-Energieeffizienzprogramm – Energieeffizient Bauen und Sanieren“<br />
Foto: Thomas Zimmermann<br />
Das KfW-Programm finanziert die Errichtung,<br />
den Ersterwerb und die Sanierung<br />
von gewerblich genutzten Gebäuden<br />
einschließlich der Umsetzung von Einzelmaßnahmen,<br />
um eine deutliche Energieeinsparung<br />
und eine Reduzierung der<br />
CO 2<br />
-Emissionen zu erreichen. Die Darlehen<br />
sind über die Hausbank zu beantragen.<br />
Geförderte Investitionsmaßnahmen<br />
Energetische Sanierungen, die das Niveau<br />
eines KfW-Effizienzhauses erreichen.<br />
Gefördert werden die Standards:<br />
• KfW-Effizienzhaus 70,<br />
• KfW-Effizienzhaus 100 und<br />
• KfW-Effizienzhaus Denkmal.<br />
Des Weiteren werden Einzelmaßnahmen<br />
finanziell unterstützt, zum Beispiel<br />
• Dämmung von Wänden, Dachflächen,<br />
Geschossdecken und Bodenflächen<br />
• Erneuerung und Aufbereitung von<br />
Fenstern, Vorhangfassaden, Außentüren<br />
und Toren (inkl. Ladestellen)<br />
• Einbau, Austausch oder Optimierung<br />
raumluft- und klimatechnischer Anlagen<br />
inkl. Wärme-/Kälterückgewinnung<br />
und Abwärmenutzung<br />
• Austausch und/oder Optimierung der<br />
Beleuchtung sowie<br />
• Einbau oder Optimierung der Mess-,<br />
Steuer- und Regelungstechnik sowie<br />
der Gebäudeautomation.<br />
Bei der Errichtung energieeffizienter gewerblich<br />
genutzter Gebäude werden die<br />
Standards KfW-Effizienzhaus 55 und 70<br />
gefördert.<br />
Die energetischen Sanierungsziele sind<br />
von einem Sachverständigen bei Antragstellung<br />
und nach Umsetzung des Vorhabens<br />
zu bestätigen.<br />
Höchstbetrag<br />
Der Kreditbetrag beläuft sich in der Regel<br />
auf bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben.<br />
Konditionen<br />
Bei Laufzeiten der Darlehen von bis zu<br />
zwanzig Jahren wird die Zinsbindung bis<br />
zu zehn Jahre festgeschrieben. Hinzu<br />
kommen je nach erreichtem KfW-Effizienzhaus-Niveau<br />
attraktive Tilgungszuschüsse<br />
von bis zu 17,5 Prozent des Zusagebetrags.<br />
Im Falle einer Sanierung<br />
zum KfW-Effizienzhaus Denkmal beträgt<br />
der Tilgungszuschuss beispielsweise<br />
7,5 Prozent der Kreditsumme mit maximal<br />
75 Euro pro Quadratmeter. Der<br />
Tilgungszuschuss wird aus Mitteln des<br />
Bundeswirtschaftsministeriums bereitgestellt.<br />
Weitere Infos: www.kfw.de/276<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
56 | W+M RATGEBER STEUERN<br />
Wenn der Chef die<br />
Kiste Bier bezahlt<br />
Zweite Lohntüte: Legale Methoden, um Steuern<br />
und Sozialversicherung zu sparen<br />
5. Personalrabatte<br />
Produkte, die der Arbeitgeber selbst herstellt<br />
oder vertreibt, kann dieser an den<br />
Arbeitnehmer mit vier Prozent Rabatt von<br />
normalen Abgabepreisen weitergeben.<br />
Diese Rabatte dürfen im Jahr den Wert<br />
von 1.080 Euro nicht übersteigen.<br />
6. Kita-Zuschuss<br />
Übernimmt der Arbeitgeber die tatsächlichen<br />
Kosten der Einrichtung ohne Verpflegung<br />
für die Unterbringung in einer Kindertagesstätte,<br />
sind diese Zuschüsse ebenfalls<br />
befreit (keine Pauschalierung). Die<br />
Höhe der Beträge ist unbegrenzt.<br />
7. Erholungsbeihilfe<br />
Der Arbeitgeber kann unter 25-prozentiger<br />
Pauschalversteuerung an den Arbeitnehmer<br />
Erholungsbeihilfen zahlen. Die Erholungsbeihilfe<br />
beträgt für den Arbeitnehmer<br />
selbst 156 Euro, für dessen Ehegatten 104<br />
Euro und für jedes Kind 52 Euro und kann<br />
einmal im Jahr gezahlt werden.<br />
Gern würde der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />
den Lohn beziehungsweise<br />
das Gehalt aufstocken. Leider<br />
kommt davon beim Arbeitnehmer jedoch<br />
nur ein geringer Teil an. Ein Beispiel: Ein<br />
Arbeitgeber erhöht das Gehalt seines Mitarbeiters<br />
in Höhe von 2.000 Euro um 200<br />
Euro. Beim Arbeitnehmer kommen davon<br />
aber nur etwa 107 Euro an und der Arbeitgeber<br />
muss zusätzlich den Arbeitgeberanteil<br />
zur Sozialversicherung zahlen. Effektiv<br />
kommen also von den vom Arbeitgeber<br />
zu tragenden rund 242 Euro nur etwa<br />
44 Prozent beim Mitarbeiter an, weniger<br />
als die Hälfte.<br />
Im Folgenden will ich Ihnen einige Elemente<br />
der sogenannten zweiten Lohntüte vorstellen,<br />
welche in jedem Unternehmen auf<br />
den Prüfstand gestellt werden sollte, um zumindest<br />
partiell die Abgaben zur Sozialversicherung<br />
und Lohnsteuer zu verringern oder<br />
eine Pauschalversteuerung herbeizuführen.<br />
1. Sachbezüge<br />
Monatlich kann der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer<br />
Sachbezüge bis zu 44 Euro zukommen<br />
lassen. Die Sachbezüge dürfen<br />
nicht in Geld hingegeben werden. Typische<br />
Beispiele: Tankgutscheine, Jobtickets, auch<br />
Sachgeschenke wie zum Beispiel eine Bierkiste<br />
oder ähnliches wären möglich.<br />
2. Firmentechnik<br />
Die Nutzungsüberlassung von firmeneigenen<br />
Handys, Computern oder Tablets ist<br />
nicht steuerpflichtig. Die Geräte müssen<br />
jedoch im Eigentum der Firma verbleiben,<br />
es handelt sich um eine reine Nutzungsüberlassung.<br />
3. Fahrtkostenzuschüsse<br />
Der Arbeitgeber kann dem Arbeitnehmer<br />
die Fahrtkosten zwischen Wohnung und<br />
Arbeitsstätte mit pauschal 30 Cent pro Entfernungskilometer<br />
für 15 Tage im Monat<br />
sozialversicherungsfrei und mit 15 Prozent<br />
Lohnsteuer pauschaliert erstatten.<br />
4. Essenschecks<br />
Der Arbeitgeber kann dem<br />
Arbeitnehmer arbeitstäglich<br />
Verpflegung im<br />
Wert bis zu 6,10 Euro<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Dabei muss der Arbeitgeber<br />
jedoch einen Sachbezugswert<br />
von zurzeit<br />
drei Euro mit 25 Prozent<br />
pauschal versteuern.<br />
8. Betriebliche Altersvorsorge<br />
Eine probates Mittel auch bezüglich der<br />
langfristigen Mitarbeiterbindung ist die betriebliche<br />
Altersvorsorge in Form von steuerfreien<br />
Beitragsleistungen in Direktversicherungen<br />
oder ähnliches von zurzeit maximal<br />
248 Euro pro Monat. Die Besteuerung<br />
dieser Leistungen wird nachgelagert<br />
in Form der Steuerpflicht der Leistungen<br />
durch die Versicherung vorgenommen.<br />
Die oben aufgeführten Beispiele sind nicht<br />
abschließend, sollen aber den Rahmen für<br />
die möglichen Lohnerhöhungen darstellen.<br />
Wichtig ist es, dem Arbeitnehmer zu verdeutlichen,<br />
welchen Bruttovorteil er aus<br />
den genannten Leistungen erhält. Oftmals<br />
werden solche Komponenten bei<br />
der Aufrechnung von Gehältern<br />
vom Arbeitnehmer außer<br />
Acht gelassen.<br />
Ralf Zauft<br />
Ralf Zauft ist Wirtschaftsprüfer,<br />
Steuerberater und<br />
CEO der AUDITA Dr. Feske<br />
Zauft & Wisch GmbH Wirtschaft<br />
sprüfungs- und Steuerberatungs<br />
gesellschaft in Berlin.<br />
Fotos: aeaechan/fotolia.com (oben), Boddin (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
RATGEBER MANAGEMENT | 57<br />
Die Insolvenz<br />
professionell<br />
planen<br />
Fotos: alphaspirit/fotolia.com (oben), Stapper (unten)<br />
Die Insolvenz ist häufig nicht das Ende, sondern der Beginn einer<br />
neuen – von Schulden befreiten – wirtschaftlichen Tätigkeit. Der<br />
Neustart ist umso erfolgreicher, je besser er geplant wird. Das<br />
Entscheidende in der Insolvenz ist der Insolvenzverwalter. Mit<br />
seinem Können und Geschick steht und fällt die Sanierungslösung<br />
und damit die Rettung aus der Insolvenz. Von Florian Stapper<br />
Bis vor einigen Jahren war es kaum<br />
möglich, Einfluss auf die Person<br />
des Insolvenzverwalters zu nehmen.<br />
Es galt der Grundsatz „genannt/verbrannt“.<br />
Inzwischen hat sich das Recht geändert.<br />
Der Insolvenzverwalter kann von<br />
einem Gläubiger und sogar vom Insolventen<br />
selbst vorgeschlagen werden. Insofern<br />
ist es in der Krise sinnvoll, rechtzeitig zu<br />
überlegen, wer ein geeigneter Insolvenzverwalter<br />
sein könnte und auch ein Gespräch<br />
mit dem potenziellen Insolvenzverwalter<br />
zu führen, bevor man die Insolvenz<br />
beim zuständigen Amtsgericht beantragt.<br />
Ein guter Insolvenzverwalter berät in allgemeiner<br />
Form über den Ablauf eines Insolvenzverfahrens<br />
und entwickelt eine mögliche<br />
Perspektive. Sofern es schon einen<br />
Übernahmeinteressenten für eine übertragende<br />
Sanierung oder einen anderen Dritten<br />
gibt, der sich im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens<br />
an der insolventen Gesellschaft<br />
beteiligen möchte, kann so auch<br />
festgestellt werden, ob der vorgesehene<br />
Insolvenzverwalter eine solche Lösung<br />
grundsätzlich mittragen würde und ob er<br />
dazu fachlich und persönlich auch in der<br />
Lage ist. Sollte das nicht der Fall sein, wäre<br />
es auch möglich, einen anderen potenziellen<br />
Insolvenzverwalter anzusprechen.<br />
Ein vorläufiger Gläubigerausschuss kann<br />
dann auch ganz konkret bestimmen, wer<br />
als Insolvenzverwalter eingesetzt werden<br />
soll. Die Insolvenz kann danach<br />
strukturiert eingeleitet und professionell<br />
und zügig durch Insolvenzplan<br />
oder übertragende<br />
Sanierung wieder beendet<br />
werden.<br />
Prof. Dr. Florian Stapper,<br />
Fachanwalt für Insolvenzund<br />
Steuerrecht und Inhaber<br />
der STAPPER Insolvenz- und<br />
Zwangsverwaltung.<br />
Häufig gibt auch der Berater (Rechtsanwalt,<br />
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater<br />
und/oder Unternehmensberater) oder die<br />
Bank den berechtigten Hinweis, die Insolvenz<br />
sorgfältig zu planen, um den Schaden<br />
möglichst gering zu halten und eine<br />
neue Perspektive für den Insolventen zu<br />
entwickeln. Das führt in der Regel auch<br />
dazu, dass der Berater während der Insolvenz<br />
auch vom Insolvenzverwalter beauftragt<br />
wird. Der Berater rettet so nicht<br />
nur seinen Mandanten, sondern auch<br />
das Mandat. Insofern sind Berater pfiffig,<br />
wenn sie bei der Insolvenz ihres Mandanten<br />
nicht die Tätigkeit einstellen, sondern<br />
gezielt einen guten Insolvenzverwalter<br />
auswählen.<br />
Die Insolvenz sollte man auch dafür nutzen,<br />
überflüssigen Ballast<br />
über Bord zu werfen<br />
und das Unternehmen<br />
effektiv und<br />
sinnvoll neu zu<br />
strukturieren.<br />
Insofern stehen<br />
der Unternehmer<br />
und das Unternehmen<br />
nach<br />
der Insolvenz häufig<br />
deutlich besser<br />
da als vorher. W+M<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
58 | W+M RATGEBER BÜRO<br />
Die zehn Gebote<br />
für gelungene<br />
Online-Präsentationen<br />
Online-Präsentationen haben den Vorteil, dass niemand<br />
das Büro oder das Home-Office verlassen muss.<br />
oder Corporate-Verschönerungen erschweren<br />
die Konzentration auf den Inhalt, da Aufmerksamkeitsenergie<br />
geraubt und das Zuhören<br />
erschwert wird.<br />
Regel 6<br />
Verwenden Sie starke Bilder mit klaren<br />
Funktionen. Bilder laufen über den visuellen<br />
Kanal und sorgen dafür, dass Botschaften<br />
besser ankommen. Sie sind Aufmerksamkeitsmagneten,<br />
Erinnerungsanker und<br />
Wissensaktivierer – Verschönerungsbilder<br />
ohne klare Funktion allerdings sind Aufmerksamkeitsräuber.<br />
Für Online-Präsentationen muss niemand das Büro oder das Home-<br />
Office verlassen oder an einen anderen Tagungsort fahren – mit<br />
Internetanschluss und PC oder Mobile Device kann jeder teilnehmen,<br />
von wo er will. Aber man sollte nicht einfach seinen letzten Vor-Ort-<br />
Vortrag für Online-Präsentationen wiederverwerten, da bei letzteren<br />
nonverbale Kommunikationskanäle wie Mimik und Gestik fehlen.<br />
Deshalb haben Gestaltung und Einsatz von Folien eine viel größere<br />
Bedeutung. Lesen Sie zehn Ratschläge von Webmoderatorin Katja<br />
Königstein.<br />
Regel 1<br />
Eine gute Folie enthält immer Text und<br />
Bild. Aber nur so viel Text, wie der Zuhörer<br />
in etwa zwei Sekunden lesen kann. Denn<br />
da sowohl Schrift als auch Sprache über<br />
den verbalen Kanal laufen, wird dieser<br />
doppelt bedient – zu viel Text auf der Folie<br />
verringert daher die Aufmerksamkeit.<br />
Regel 2<br />
Senden Sie pro Folie genau eine Kernbotschaft.<br />
So lässt sich die Aufmerksamkeit<br />
der Zuhörer genau auf das lenken, was<br />
wichtig ist. Vergleichbar ist<br />
das mit einer Packung<br />
Studentenfutter. Jeder<br />
pickt sich das<br />
Die Webmoderatorin<br />
Katja Königstein<br />
coacht ihre Kunden<br />
rund um Webinare,<br />
Online-Trainings und<br />
Web-Meetings.<br />
heraus, was er am liebsten mag: Übrig bleiben<br />
meist die Haselnusskerne. Aber was,<br />
wenn Ihre Botschaft ausgerechnet in den<br />
Haselnusskernen steckt? Dann bieten Sie<br />
besser nur Haselnusskerne an!<br />
Regel 3<br />
Schreiben Sie in ganzen Sätzen – das macht<br />
Ihre Botschaft kraftvoll. Schlagworte haben<br />
keine Aussagekraft, und Substantivierungen<br />
schaffen beim Leser Distanz. Benutzen<br />
Sie nach Möglichkeit kurze Wörter, weil<br />
diese sich schneller lesen lassen.<br />
Regel 4<br />
Setzen Sie Animationen sparsam<br />
ein. Denn je nach Internetverbindung<br />
werden sie verzögert<br />
angezeigt. Sie wissen<br />
also nie so ganz genau, ob<br />
das Bild schon bei allen aufgebaut<br />
ist.<br />
Regel 5<br />
Verbannen Sie Aufmerksamkeitsräuber.<br />
Logos, Vortragstitel<br />
Regel 7<br />
Planen Sie pro Minute Redezeit eine Folie.<br />
Für die Zuhörer ist es einfacher, konzentriert<br />
bei der Sache zu bleiben, wenn<br />
Informationen in kleinen, gut verdaubaren<br />
Häppchen serviert werden.<br />
Regel 8<br />
Lassen Sie auch das Publikum zu Wort kommen.<br />
Aktives Einbeziehen der Zuhörer erhöht<br />
die Aufmerksamkeit. Zum Aufwärmen<br />
eignen sich ein Small Talk im Chat oder inhaltliche<br />
Kurzumfragen. Während der Präsentation<br />
lässt etwa ein Quiz zum Einstieg in<br />
ein neues Kapitel alle wieder ganz Ohr sein.<br />
Regel 9<br />
Steuern Sie die Aufmerksamkeit mit hierarchischen<br />
Folienlayouts. Eine gute Präsentation<br />
ist klar gegliedert, Überschriftenebenen<br />
unterscheiden sich über Schriftgröße<br />
und -farbe. Für Hierarchien können<br />
Sie etwa je nach Gliederungsebene die Farbe<br />
des Hintergrunds ändern. Das schafft<br />
Abwechslung und gibt Orientierung.<br />
Regel 10<br />
Verstärken Sie Ihre Botschaften mit Folien,<br />
statt sie zu wiederholen. Die Foliengestaltung<br />
ist ein bedeutender Erfolgsfaktor spannender<br />
Präsentationen. Aber wichtig ist vor<br />
allem das, was Sie sagen. Wie bei klassischen<br />
Präsentationen haben auch online Folien<br />
nur die Aufgabe, Ihre Botschaften zu<br />
verstärken. Sie dienen weder als Handout<br />
für die Zuhörer noch als Gedankenstütze für<br />
den Referenten.<br />
In Kooperation mit<br />
dem Magazin Das Büro.<br />
Foto: Katja Königstein (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
RATGEBER LITERATUR | 59<br />
Wirtschaftsliteratur<br />
Die ostdeutsche<br />
Bestsellerliste<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6<br />
7<br />
5<br />
8<br />
4<br />
9<br />
10<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />
Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />
W+M aus den Verkaufszahlen großer<br />
Buchhandlungen in Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen<br />
und Thüringen erstellt.<br />
Beteiligt haben sich:<br />
• Hugendubel Cottbus,<br />
Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />
• Hugendubel Erfurt,<br />
Anger 62, 99084 Erfurt<br />
• Hugendubel Greifswald,<br />
Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />
• Hugendubel Leipzig,<br />
Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />
• Hugendubel Potsdam,<br />
Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />
• Hugendubel Schwerin,<br />
Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />
• Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung,<br />
Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/Oder<br />
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />
jederzeit offen. Schreiben Sie bei<br />
Interesse eine E-Mail an JP@WundM.info.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
60 | W+M NETZWERK<br />
Zum fünften<br />
Ostdeutschen<br />
Energieforum trafen<br />
sich namhafte<br />
Vertreter aus Politik<br />
und Wirtschaft.<br />
In Erwartung des<br />
nächsten Vortrags:<br />
der Sächsische<br />
Staatsminister für<br />
Umwelt Thomas<br />
Schmidt mit den<br />
Ministerpräsidenten<br />
Bodo Ramelow und<br />
Dr. Dietmar Woidke<br />
(v. l.).<br />
5. Ostdeutsches Energieforum<br />
Wie geht Ostdeutschland<br />
mit der Energiewende um?<br />
Hochrangige Vertreter aus dem ostdeutschen<br />
Mittelstand, der Politik und der Energiebranche<br />
trafen sich am 30. und 31. August<br />
<strong>2016</strong> in Leipzig zum 5. Ostdeutschen<br />
Energieforum (OEF). Die Teilnehmer erwartete<br />
neben interessanten Vorträgen und einer<br />
Reihe spannender Podiumsdiskussionen<br />
ein geselliger Abendempfang der gastgebenden<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
zu Leipzig. Zentrales Thema des Forums<br />
war die Energiewende und die Rolle der<br />
neuen Länder bei ihrer Gestaltung. W+M<br />
Mike Klaus Barke, Kristian Kirpal, Dr.<br />
Reiner Haseloff und Hartmut Bunsen (v. l.). Rund 300 Gäste nahmen am Ostdeutschen Energieforum teil.<br />
Fotos: A. Koslowski/PIXAPOOL<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
GESELLSCHAFT | 61<br />
KRISTIAN KIRPAL, PRÄSIDENT DER<br />
INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER<br />
(IHK) ZU LEIPZIG:<br />
Fotos: A. Koslowski/PIXAPOOL , IHK zu Leipzig (oben links), Claudia Koslowski (unten rechts)<br />
Spätestens nach dieser fünften<br />
Ausgabe des Ostdeutschen<br />
Energieforums<br />
kann festgehalten werden,<br />
dass einer der<br />
wichtigsten energiepolitischen<br />
Kongresse<br />
Deutschlands in Leipzig<br />
fest verankert ist. Das<br />
zeigt die erneut gute Resonanz<br />
und die angeregten<br />
Diskussionen auf den Podien<br />
sowie nicht zuletzt die politisch<br />
hochkarätige Besetzung. Über Parteigrenzen<br />
hinweg übten die teilnehmenden<br />
ostdeutschen Ministerpräsidenten<br />
und Minister den energiepolitischen<br />
Schulterschluss. Das Forum trägt dazu<br />
bei, Gemeinsamkeiten der ostdeutschen<br />
Bundesländer in energiepolitischen<br />
Fragen zu finden und zu formulieren.<br />
Positiv ist auch, dass mit der Frage der<br />
Digitalisierung verstärkt betriebliche<br />
Anwendungsthemen diskutiert wurden<br />
und so der Dialog zwischen Versorgern<br />
und Verbrauchern aus der Wirtschaft intensiviert<br />
wurde.<br />
Die Teilnehmer nutzten die Chance, in den Diskussionen ihre<br />
Fragen zu stellen.<br />
Tim Hartmann, Bodo Rodestock, Thomas Schmidt und Dr. Dietmar<br />
Woidke (v. l.).<br />
Ministerpräsidentenrunde<br />
beim OEF: Dr.<br />
Reiner Haseloff<br />
(l.), Dr. Dietmar<br />
Woidke (M.) und<br />
Bodo Ramelow.<br />
Rommy Arndt von<br />
n-tv moderierte<br />
ein Forum<br />
zum Thema<br />
Digitalisierung.<br />
HARTMUT BUNSEN, PRÄSIDENT DES<br />
UNTERNEHMERVERBANDS SACHSEN:<br />
Wir haben das 5. Ostdeutsche Energieforum<br />
(OEF) initialisiert, um auf hohe<br />
Energiepreise in den neuen Bundesländern<br />
hinzuweisen und zu versuchen,<br />
im Dialog von Energiewirtschaft, Wissenschaft<br />
und Politik die ostdeutsche<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />
Wir wollen erreichen, dass der Osten<br />
dabei mit einer Stimme redet. Die Teilnahme<br />
von drei Ministerpräsidenten<br />
aus drei verschiedenen Parteien unterstreicht<br />
das.<br />
Aber wie steht es insgesamt um die<br />
Energiewende? Hier ist klar: Wir müssen<br />
Wege finden, alternativen Strom<br />
ökonomisch zu speichern und gleichzeitig<br />
die Digitalisierung und dezentrale<br />
Lösungen von Energiethemen vorantreiben.<br />
Trotzdem bleiben Braunkohle<br />
und Gas gerade für unsere mittelständische<br />
Wirtschaft wichtige<br />
Brückenenergieträger.<br />
Bleiben wir mit dem OEF dran,<br />
denn ohne Druck gibt es keine<br />
Lösung.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
62 | W+M NETZWERK<br />
Von FEUER Powertrain gefertigte 4-Zylinder-Kurbelwellen<br />
für den Bau- und Landmaschinenhersteller JCB.<br />
Bewegte Industriegeschichte<br />
mit Spitzenleistungen<br />
Das bekannteste Nordhäuser Produkt ist wohl der Kornbrand. Von<br />
der V2-Raketenproduktion hat man vielleicht auch schon gehört.<br />
Aber im Zeitraum 1965 bis 1990 waren die Dieselmotoren das<br />
eigentliche Hauptprodukt Nordhausens. In dem neuen, 2011<br />
eröffneten IFA-Museum wird die Geschichte des Maschinenbaus<br />
in Nordhausen dokumentiert. Von Rudolf Miethig<br />
Nordhausen. In der Freiherr-vom-Stein-<br />
Straße produzierten die IFA-Motorenwerke<br />
Nordhausen Dieselmotoren für Lkw,<br />
Traktoren und Landmaschinen. 1997<br />
musste das Unternehmen schließen, da<br />
die Finalerzeugnisse nicht mehr produziert<br />
wurden, für welche die Dieselmotoren<br />
einst entwickelt worden waren. Zuvor<br />
waren an diesem Standort unter wechselnden<br />
Firmierungen Rohölmotoren,<br />
Bergbaugeräte, Lokomotiven und Traktoren<br />
wie die bekannte Brockenhexe gefertigt<br />
worden, bis 1965 die Neuprofilierung<br />
zum Dieselmotorenwerk erfolgte.<br />
Weltweit erster Common-Rail-Dieselmotor,<br />
der auf der Straße erprobt wurde.<br />
Dem IFA-Museum Nordhausen gelang<br />
es vorbildlich, die 90-jährige Geschichte<br />
des Maschinenbaus in Nordhausen zu dokumentieren.<br />
Der Besucher erfährt unter<br />
anderem auch, dass das Wissenschaftlich-Technische<br />
Zentrum Automobilbau<br />
mit den IFA-Motorenwerken eine elektronische<br />
Speichereinspritzung mit einem<br />
ständig unter Druck stehenden gemeinsamen<br />
Speicherrohr für alle Zylinder, heute<br />
Common Rail oder CR genannt, entwickelte.<br />
Und das lange bevor die Common<br />
Rail Stand der Technik wurde. 1985 folgte<br />
der Einbau eines damit ausgerüsteten<br />
6-Zylinder-Motors in einen Lkw W50 und<br />
die weltweit erste Straßenerprobung eines<br />
CR-Motors. 17.000 Kilometer absolvierte<br />
er zur Zufriedenheit der Ingenieure.<br />
Leider hatte das Wirtschaftssystem<br />
der DDR nicht die Kraft, die für eine Serienproduktion<br />
des Einspritzsystems erforderlichen<br />
Investitionen aufzubringen.<br />
Möglicherweise war auch das Potenzial<br />
der Speichereinspritzung nicht erkannt<br />
worden. Dem Museumsbesucher wird<br />
dadurch deutlich, wie eine hervorragende<br />
Ingenieurleistung nutzlos verpuffte.<br />
Zurück zur eingestellten Motorenproduktion:<br />
Abseits des Industrieparks wurde<br />
2002 die FEUER powertrain GmbH & Co.<br />
KG gegründet. Das Unternehmen hat sich<br />
zum größten konzernunabhängigen Hersteller<br />
hochqualitativer einbaufertiger<br />
Kurbelwellen in Europa entwickelt. Die<br />
Erfolgsgeschichte begann mit der Bestellung<br />
von Zehnzylinder-Kurbelwellen<br />
für die Spitzenmodelle von Phaeton und<br />
Touareg. So lebt die Tradition des Motorenbaus<br />
in der Stadt fort.<br />
Zurzeit ist das Museum dabei, Konstruktion<br />
und Bau der in Nordhausen gebauten<br />
Raketen A-4 (Nazi-Terminologie: V2) zu<br />
erforschen. Die unmenschliche Zwangsarbeit<br />
bei deren Produktion steht bereits<br />
in der nahegelegenen KZ-Gedenkstätte<br />
Mittelbau-Dora im Fokus. Das Museum<br />
will sich den technischen Problemen dieser<br />
ersten ballistischen Rakete widmen.<br />
Es stellt bereits Fragmente des Raketentriebwerks<br />
aus und bemüht sich um Originalteile<br />
der Rakete. Nach dem Krieg<br />
nahmen die Amerikaner über 100 fertige<br />
Raketen, Konstruktionsunterlagen und<br />
Raketentechniker mit in die Staaten. Die<br />
Sowjets fanden anschließend nur noch<br />
Bruchstücke und Einzelteile vor. Bis 1947<br />
beschäftigten sie in Bleicherode, Nordhausen,<br />
Sömmerda und Sondershausen<br />
schätzungsweise 5.000 deutsche Ingenieure<br />
und Facharbeiter mit der Erstellung<br />
der Konstruktionsunterlagen und<br />
dem Bau von A-4-Raketen, bis schließlich<br />
Menschen und Material in die Sowjetunion<br />
gebracht wurden. Zehn Jahre später<br />
meldete sich Sputnik 1 aus dem Weltall.<br />
<br />
W+M<br />
Fotos: FEUER powertrain (oben), Rudolf Miethig (VBIW) (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
VBIW | 63<br />
Nachbau des<br />
Aggregats 2 (Max).<br />
Geburtsort der Raketen<br />
Am Mellensee. Kummersdorf-Gut gehört<br />
zur Gemeinde Am Mellensee und hieß bis<br />
1945 Kummersdorf-Schießplatz. Der Ort<br />
wird in der internationalen Literatur und im<br />
Folgenden nur als Kummersdorf bezeichnet.<br />
Die Entwicklung der Raketen auf Basis<br />
von flüssigem Alkohol und flüssigem Sauerstoff<br />
durch Wernher von Braun begann hier.<br />
Der VBIW entdeckte das Areal im Rahmen<br />
der Arbeiten an seinem Projekt „Brandenburger<br />
Erfinder und Technikpioniere“. Im<br />
Kiefernwald verstreut fand er die Mauerreste<br />
der Brennkammer-Prüfstände. Weitere<br />
Informationen bezog er aus dem hier<br />
betriebenen Historisch-Technischen Museum<br />
und der angebotenen Literatur.<br />
1934 wurde in Kummersdorf das Aggregat<br />
2 (A-2) entwickelt. Zwei Prototypen, genannt<br />
Max und Moritz, wurden hier gebaut,<br />
auf dem Prüfstand erprobt und anschließend<br />
erfolgreich auf der Insel Borkum verschossen.<br />
Max erreichte eine Höhe von 2,3<br />
Kilometern, kam ins Trudeln und stürzte ab.<br />
Moritz erreichte 2,2 Kilometer, flog stabil<br />
und wurde später im Watt wiedergefunden.<br />
Es folgten die Raketen A-3 und dann zunächst<br />
A-5, bevor die größere A-4 gebaut<br />
wurde. Etwa 70 Stück der A-5 wurden in<br />
Kummersdorf gebaut und ab 1938 von der<br />
Greifswalder Oie aus erfolgreich gestartet.<br />
Dank eines Fallschirms konnten viele<br />
Raketen aus dem Schlick geborgen und<br />
erneut gestartet werden. Die A-4 wurde<br />
von Peenemünde aus gestartet. Dorthin<br />
war die Entwicklungsstelle ab 1937 verlagert<br />
worden.<br />
Der VBIW hat dem IFA-Museum Nordhausen<br />
Unterstützung bei der Darstellung der<br />
frühen Entwicklungsetappe der Raketen<br />
zugesagt. Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Moderne trifft auf Gründerzeit<br />
Fotos: Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). 2012<br />
war in Ludwigsfelde die neue Museumshalle<br />
am Bahnhof eingeweiht worden,<br />
nachdem das bisherige Museum im alten<br />
Bahnhofsgebäude zu klein wurde. Jetzt<br />
konnten größere Exponate präsentiert<br />
werden. Brandenburgs Infrastrukturminister<br />
Jörg Vogelsänger hatte bei der Eröffnung<br />
darauf verwiesen, was das Ludwigsfelder<br />
Museum mit vielen anderen Museen<br />
gemein hat: Fördervereine, deren Mitglieder<br />
sich ehrenamtlich für Herstellung<br />
und Pflege von Exponaten engagieren.<br />
Zu den Exponaten zählen ein Daimler-<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle:<br />
Fürstenwalder Str. 46,<br />
15234 Frankfurt (Oder)<br />
Tel.: 0335 8692151<br />
E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />
Internet: www.vbiw-ev.de<br />
Flugzeugmotor aus dem Zweiten Weltkrieg,<br />
Motorroller, der geländegängige<br />
Pkw P3, der Lkw W50, der Nachfolger<br />
L60, der Pkw Vaneo und ein Turboprop-<br />
Triebwerk TP400 mit 11.000 PS.<br />
Der Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW<br />
veranstaltete seine Jahrestagung in dem<br />
neuen Museum und lud den Zeitzeugen<br />
Dr. Bernd Franke ein, die Geschichte<br />
von der Wiederauffindung<br />
des letzten verbliebenen<br />
Prototyps des L60 in der<br />
ursprünglich entwickelten<br />
Form zu erzählen. Der Prototyp<br />
war nach der Wende verschollen,<br />
wurde 15 Jahre später<br />
auf einer russischen Internetseite<br />
angeboten und 2008<br />
nach Ludwigsfelde geholt und<br />
restauriert. Der Prototyp besitzt<br />
das neue eigenständige<br />
Fahrerhaus, welches wegen<br />
wirtschaftlicher Zwänge aber<br />
nicht in die Serienproduktion<br />
überführt werden durfte – produziert<br />
wurde der L60 bekanntlich mit einem<br />
modifizierten W50-Fahrerhaus.<br />
Auch heute noch werden in Ludwigsfelde<br />
Lkw montiert und Triebwerke getestet und<br />
instandgesetzt. Die Stadt ist nach wie vor<br />
ein bedeutender Industriestandort.<br />
<br />
Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Das Museum dokumentiert die Industriegeschichte<br />
Ludwigsfeldes.<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
64 | W+M NETZWERK<br />
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
UNTERNEHMER VON MORGEN UND ÜBERMORGEN<br />
Der Regionalleiter Nordwestmecklenburg des UV Schwerin Dirk Dönges bedankt sich bei den<br />
beteiligten Unternehmen, Lehrern und Schülern.<br />
Schönberg. Große Ehre für den Unternehmernachwuchs<br />
im Norden: Im Ernst-Barlach-Gymnasium<br />
zeichneten im Juni die<br />
Geschäftsführerin des UV Schwerin Pamela<br />
Buggenhagen und der Regionalleiter<br />
Nordwestmecklenburg Dirk Dönges gemeinsam<br />
mit Schulleiter Frank Becker 23<br />
Schüler des Wahlpflichtkurses „Jungunternehmerschule“<br />
in einer feierlichen Abschlussveranstaltung<br />
aus. Die überreichten<br />
Zertifikate bescheinigen den Unternehmern<br />
von übermorgen die erfolgreiche Teilnahme<br />
an insgesamt 32 Doppelstunden. Bestandteil<br />
dieses besonderen Unterrichts waren<br />
auch sechs Exkursionen im Rahmen der Unternehmenspraxis<br />
in Firmen verschiedener<br />
Branchen der Region, darunter zur Weißen<br />
Wiek nach Boltenhagen oder in die IAG Ihlenberger<br />
Abfallentsorgungsgesellschaft<br />
mbH. Auch Landrätin Kerstin Weiss und<br />
Bürgermeister Hans Götze unterstrichen<br />
die Bedeutung der Veranstaltung und brachten<br />
ihre hohe Wertschätzung für die Jungunternehmerschule<br />
zum Ausdruck. Sie ermunterten<br />
die Schüler nach der Ausbildung<br />
oder dem Studium, in der Region Nordwestmecklenburg<br />
zu bleiben, da es hier viele attraktive<br />
Unternehmen und hervorragende<br />
Lebensbedingungen gebe.<br />
WEITERBILDUNG IM ARBEITSRECHT<br />
Parchim. Die ASKLEPIOS Klinik Parchim<br />
war Mitte Juli Austragungsort des<br />
Arbeitskreises Personalwesen des UV<br />
Schwerin in der Region Ludwigslust-<br />
Parchim. Margret Krause, Personalleiterin<br />
der ASKLEPIOS Klinik, stellte zu Beginn<br />
das Krankenhaus vor. Bei der Veranstaltung<br />
mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht<br />
ging es dann um die Themen<br />
Leistung und Vergütung von Überstunden<br />
und Wochenendarbeit sowie Übertragung<br />
von Urlaubsansprüchen und Urlaubsabgeltung.<br />
Nachdem diese Themen<br />
schon zuvor auf einer ähnlichen Veranstaltung<br />
im Trockenwerk Eldena viele<br />
Fragen aufwarfen, stellte sich das große<br />
Interesse bei der jetzigen Veranstaltung<br />
ähnlich dar. Als Referent führte Rechtsanwalt<br />
Frank Hein vom Mitgliedsunternehmen<br />
Anwaltshaus Parchim thematisch<br />
durch die Veranstaltung. Dabei ging er in<br />
seinem Vortrag auch auf praktische Fallkonstellationen<br />
ein und konnte das Thema<br />
somit anschaulich darstellen.<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
GRENZÜBERSCHREITENDE KOOPERATION<br />
Cottbus. Der polnische Arbeitgeberverband<br />
Lebus und der Unternehmerverband<br />
Brandenburg (UVBB) haben am 15.<br />
Juli in einem "Letter of Intent" die grenzüberscheitende<br />
regionale Zusammenarbeit<br />
zwischen Polen und Brandenburg vereinbart.<br />
Dafür soll in den nächsten zwölf Monaten<br />
ein Projekt durchgeführt werden, das<br />
dem Austausch zwischen Unternehmen<br />
und Verbänden dient und die Wirtschaftskraft<br />
der deutsch-polnischen Grenzregion<br />
stärkt. Titel des Vorhabens: „Gelebte Nachbarschaft<br />
– wirtschaftliche, politische und<br />
soziale Aspekte im deutsch-polnischen<br />
Grenzgebiet der Euroregion Spree-Neiße-<br />
Bober“. Das Vorhaben vereinbarten der<br />
UV-Vizepräsident Reinhard Schulze und<br />
der Büroleiter vom Arbeitgeberverband<br />
Lebus Jaroslaw Nieradka. Es ist das erste<br />
Mal, dass der UVBB ein solches Projekt<br />
mit einem polnischen Partner startet.<br />
Dabei sehen die Brandenburger und der<br />
ebenfalls regional tätige polnische Verband<br />
die Notwendigkeit, die schon heute bestehende<br />
enge wirtschaftliche Verflechtung<br />
zwischen beiden Grenzregionen durch<br />
den Aufbau institutionalisierter Netzwerke<br />
weiter voranzutreiben. Durch regelmäßige<br />
Treffen, gemeinsame Debatten und<br />
Diskussionen sollen Ressourcen und Kompetenzen<br />
gebündelt werden und mittelfristig<br />
ein „Deutsch-Polnisches Forum der Euroregion<br />
Spree-Neiße-Bober“ entstehen.<br />
Foto: Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 65<br />
Fotos: Claudia Koslowski (oben), Lutz Zimmermann (unten)<br />
UV Sachsen<br />
NETZWERKEN BEIM TENNIS<br />
Björn Duphorn, Dr. Reinhard Roßberg, Lars Schaller und Robby Kertzscher (v. l.).<br />
NEUES EHRENMITGLIED<br />
Leipzig. Das internationale Tennisturnier<br />
„Leipzig Open“ bot Mitte August Wirtschaftsvertretern<br />
aus der Region die<br />
Gelegenheit zu einem geselligen Netzwerkabend.<br />
Der Unternehmerverband<br />
Sachsen und der Verein SACHSEN Sail<br />
luden nach dem Spiel des Tages als Gastgeber<br />
in den VIP-Bereich des hochkarätigen<br />
Tennisturniers. In entspannter Atmosphäre<br />
konnten interessante Gespräche<br />
geführt und so manch neuer Kontakt geknüpft<br />
werden. Die beiden Vertreter der<br />
Steuerberatungsgesellschaft „Dr. Lauer<br />
und Koy“ Steffen Matysek und Michael<br />
Koy sorgten mit ihrem Sponsoring für das<br />
leibliche Wohl der Gäste.<br />
Lars Schaller (l.) und Mike Klaus Barke mit dem neuen Ehrenmitglied Wolfgang Topf (M.).<br />
Leipzig. Der langjährige Präsident der<br />
IHK zu Leipzig (2001-<strong>2016</strong>) und ehemalige<br />
Präsident des UV Sachsen (1999-2001)<br />
Wolfgang Topf wurde am 30. Juli feierlich<br />
aus seinem Amt verabschiedet. Über 200<br />
Gäste fanden sich in der Handelsbörse zu<br />
Leipzig ein, um Wolfgang Topf in den verdienten<br />
"ehrenamtlichen Ruhestand" zu<br />
verabschieden und ihm für sein großes<br />
Engagement für den Mittelstand in der<br />
Region Leipzig zu danken. Zu den Gratulanten<br />
gehörten neben zahlreichen Gästen<br />
aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
UV-Vizepräsident Mike Klaus Barke<br />
sowie UV-Geschäftsführer Lars Schaller.<br />
Sie durften dem scheidenden Präsidenten<br />
der Leipziger Kammer eine besondere<br />
Auszeichnung des UV Sachsen überreichen:<br />
Wolfgang Topf wurde zum Ehrenmitglied<br />
des UV Sachsen erklärt. Damit<br />
ist er erst das vierte Mitglied, das in diesen<br />
ehrbaren Kreis aufgenommen wurde.<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />
Internet: www.uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 2045990<br />
Fax: +49 30 20959999<br />
E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Cottbus<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />
Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 4930811<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsführer: N. N.<br />
Geschäftsstelle<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.WundM.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Wir sind Weltmeister<br />
Keine Angst, wir wechseln nicht das<br />
Metier und werden zum Fußball-<br />
Journal, das den nächsten Weltmeistertitel<br />
für die deutsche Nationalmannschaft<br />
im Jahr 2018 voraussagt. In der Titelgeschichte<br />
der letzten Ausgabe dieses<br />
Jahres reflektieren wir vielmehr Spitzenleistungen<br />
des ostdeutschen Mittelstandes.<br />
In etlichen Branchen und auf zahlreichen<br />
(Nischen-)Märkten sind Unternehmen<br />
aus den neuen Bundesländern heute<br />
international führend mit ihren Produkten.<br />
Wir stellen Beispiele vor und erläutern, wie<br />
es kleine und mittelständische Unternehmen<br />
auch ohne firmeneigene Forschungsabteilungen<br />
schaffen, mit innovativen Produktlinien<br />
der Konkurrenz aus Europa, Asien<br />
und Amerika den Rang abzulaufen.<br />
Im finalen Teil unserer Serie über<br />
die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes<br />
Ostdeutschland berichten<br />
wir in dieser Ausgabe über<br />
Berlin. Dort haben wir speziell die<br />
Bereiche Gesundheitswirtschaft,<br />
GreenTech/CleanTech und Tourismus<br />
ausgewählt, die sich besonders dynamisch<br />
entwickeln. Der bisherige und<br />
wohl auch künftige Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) stellt sich<br />
den Fragen von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
und spricht über Schwerpunkte der Wirtschaftspolitik<br />
in seiner zweiten Amtszeit<br />
sowie das Potenzial Berlins als Start-up-<br />
Hauptstadt in Deutschland.<br />
Darüber hinaus finden Sie wie gewohnt<br />
aktuelle Nachrichten und Reportagen aus<br />
1<br />
den neuen Bundesländern sowie einen<br />
informativen Ratgeberteil.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
am 15. Dezember <strong>2016</strong>.<br />
PERSONENREGISTER<br />
Ancelotti, Carlo 59<br />
Arndt, Rommy 61<br />
Baethge, Martin 13<br />
Barke, Mike Klaus 60, 65<br />
Baumeister, Roy 59<br />
Becherer, Volker 12<br />
Becker, Frank 64<br />
Beckmann, Ralph 30, 40<br />
Berthold, Emil 6<br />
Bispinck, Reinhard 13<br />
Blume, Jürgen 14<br />
Braun, Mark 51<br />
Bremer, Volker 6<br />
Brückner, Jörg 8<br />
Buggenhagen, Pamela 64<br />
Bunsen, Hartmut 60/61<br />
Busch-Petersen, Nils 9<br />
Coats, Daniel R. 9<br />
Dönges, Dirk 64<br />
Dubberstein, Bernd 7<br />
Dulig, Martin 30, 43<br />
Duphorn, Björn 65<br />
Dürr, Heinz 9<br />
Ermrich, Michael 10<br />
Faensen, Matthias 17<br />
Ferriss, Timothy 59<br />
Franke, Bernd 63<br />
Fürst Albert II. von Monaco 26<br />
Gabriel, Sigmar 30, 32<br />
Gleicke, Iris 30, 32, 33<br />
Gorbatschow, Michail 9<br />
Götze, Hans 64<br />
Gysi, Gregor 26<br />
Hahne, Peter 59<br />
Hammond, Veronika 30, 46<br />
Hartmann, Tim 61<br />
Haseloff, Reiner 8, 30, 32, 37, 60/61<br />
Heer, Nora 30, 44<br />
Hein, Frank 64<br />
Heitmüller, Ulf 7<br />
Herrmann, Ulrike 59<br />
Hesse, Jürgen 59<br />
Heuchert, Karsten 7<br />
Husmann, Uwe 15<br />
Justus, Phillip 9<br />
Kaczynski, Andreas 17<br />
Kahnemann, Daniel 59<br />
Kammann, Rolf 15<br />
Kertzscher, Robby 65<br />
Kirpal, Kristian 60/61<br />
Kiyosaki, Robert T. 59<br />
Klostermann, Dieter R. 9<br />
Königstein, Katja 58<br />
Koy, Michael 65<br />
Krause, Günther 18<br />
Krause, Margret 64<br />
Maschmeyer, Carsten 50<br />
Matysek, Steffen 65<br />
Mayer, Claus R. 9<br />
Meinel, Christoph 30, 34<br />
Merkel, Angela 3, 8<br />
Michels, Kai-Uwe 17<br />
Montebaur, Alexander 7<br />
Müller, Edda 50<br />
Müller, Michael 30, 32, 41, 66<br />
Müller, Ulrich 10<br />
Nieradka, Jaroslaw 64<br />
Nowosadtko, Björn 19<br />
Orban, Roswitha 16<br />
Papst Benedikt 26<br />
Papst Franziskus 24, 26<br />
Pätz, Reinhard 8<br />
Pegel, Christian 30<br />
Ragnitz, Joachim 10, 30, 49<br />
Ramelow, Bodo 24-27, 30, 32, 60/61<br />
Reizel, Michael 28<br />
Ritter, Jörg K. 30, 42<br />
Rodestock, Bodo 61<br />
Roßberg, Reinhard 65<br />
Roßrucker, Johannes 6<br />
Schaller, Lars 65<br />
Schmidt, Thomas 60/61<br />
Schmitz, Manfred 30, 38<br />
Schöbel, Marion 6<br />
Schrader, Hans Christian 59<br />
Schulze, Reinhard 64<br />
Sellering, Erwin 30, 32, 39<br />
Sievers, Harm 14<br />
Solms, Hermann Otto 50<br />
Stapper, Florian 57<br />
Stokes, Robert J. 8<br />
Stolpe, Manfred 18<br />
Tiefensee, Wolfgang 20<br />
Tierney, John 59<br />
Topf, Wolfgang 65<br />
Vance, Ashlee 59<br />
Vogelsänger, Jörg 63<br />
von Nathusius, Heinrich 30, 36<br />
Wanka, Johanna 30, 32, 35<br />
Wassermann, Holger 52/53<br />
Weber, Michael 10<br />
Weiss, Kerstin 64<br />
Werner, Holger 30, 47<br />
Wilhelm, Kati 28<br />
Winter, Alexander 30, 48<br />
Woidke, Dietmar 30, 32, 45, 60/61<br />
Woltmann, Jörg 9<br />
Wowereit, Klaus 41<br />
Zauft, Ralf 56<br />
Zeuner, Jörg 8<br />
Zimmermann, Thomas 54/55<br />
Foto: JiSign/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2016</strong>
Titel_WuM_0415.indd 1<br />
18.06.15 13:16 Uhr<br />
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Titel_WuM_0615.indd 1<br />
21.10.15 11:32 Uhr<br />
001_Titelentwürfe_WuM_0316 1 22.04.<strong>2016</strong> 09:00:36<br />
Titelentwürfe_WuM_0616.indd 1 06.10.16 11:54<br />
W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
26. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
26. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
26. Jahrgang 26. | Jahrgang Heft 6 | November/Dezember | Heft 4 | Juli/August 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
BRANDENBURG<br />
ENERGIE<br />
ELEKTRISIERT<br />
DIE<br />
WIRTSCHAFT<br />
GRÜNT<br />
THÜRINGEN<br />
IM INTERVIEW<br />
Ministerpräsident<br />
IM INTERVIEW<br />
Bodo Ramelow<br />
Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke<br />
STUDIE<br />
SACHSEN<br />
REPORT<br />
Rivalität auf<br />
der Ostsee<br />
Mittelstand im<br />
digitalen Wandel<br />
UMFRAGE<br />
Welches Auto<br />
passt zu Ihnen?<br />
Kraftakt<br />
Firmenübergabe<br />
EXKLUSIVE INTERVIEWS<br />
Bundeswirtschaftsminister<br />
Sigmar Gabriel<br />
Ministerpräsident<br />
Stanislaw Tillich<br />
RATGEBER<br />
Betriebliche<br />
Altersvorsorge<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 1-2/2015<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang 26. Jahrgang | Heft | Heft 1 | Januar/Februar 4 | Juli/August <strong>2016</strong> 2015 | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang | Heft 2 | März/April <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
Beilage<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
BERLIN<br />
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT<br />
EIN GESCHÄFT<br />
FÜR VIELE<br />
BRANCHEN<br />
OSTPRODUKTE<br />
DIE UNHEIMLICHE<br />
RENAISSANCE<br />
Motorenwerk Kölleda:<br />
Herz einer Region<br />
WindNODE:<br />
Energie aus dem Norden<br />
W+M<br />
mit<br />
Sachsen-Anhalt<br />
FERIEN DAHEIM<br />
TOURISMUS<br />
Wie der neue Trend<br />
den Osten stärkt<br />
LÄNDERREPORTS<br />
100 Jahre Leuna<br />
Profisport im Osten<br />
IM INTERVIEW<br />
Berlins Regierender<br />
Michael Müller<br />
Bilanz vor der Wahl:<br />
Reiner Haseloff<br />
Davos in Bad Saarow:<br />
Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />
RATGEBER<br />
Investieren im Iran<br />
Gesundes Arbeiten im Büro<br />
Mutig in der Insolvenz<br />
REPORT<br />
Eberswalder<br />
Metall-Gen<br />
Management:<br />
Der Honecker-Effekt<br />
Travel:<br />
Tipps für Geschäftsreisen<br />
LIFESTYLE<br />
Edle Uhren-Neuheiten<br />
Logieren in Schlosshotels<br />
RATGEBER<br />
Gutschein<br />
statt Geld<br />
INTERVIEWS<br />
Christian Pegel, Erwin Sellering und Gerold Jürgens,<br />
Tillmann Stenger, Peter-Michael Diestel, Reinhard Pätz<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang | Heft 5 | September/Oktober <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
27. Jahrgang | Heft 6 | November/Dezember <strong>2016</strong> | 5 | ZKZ 84618<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
BRÜSSELER SEGEN<br />
WIE DER OSTEN VON<br />
EU-GELDERN PROFITIERT<br />
LÄNDERREPORT<br />
Schwerin dockt an<br />
Hamburg an<br />
BEILAGE<br />
Sachsen<br />
ZUKUNFT OST<br />
WELCHE PERSPEKTIVEN UNSERE ELITE<br />
FÜR DIE NEUEN LÄNDER ENTWICKELT<br />
Flughäfen am Tropf<br />
der öffentlichen Hand<br />
BEIL AGE<br />
Brandenburg<br />
RATGEBER<br />
So gelingt die<br />
Unternehmensnachfolge<br />
Kassenführung im<br />
Visier der Finanzämter<br />
TILLICH & WOIDKE IM INTERVIEW<br />
Zwei Lausitzer, zwei Landesväter,<br />
zwei Parteien, zwei Freunde<br />
BEILAGE<br />
Thüringen<br />
LÄNDERREPORT<br />
Küstenautobahn<br />
taktet den Norden<br />
RATGEBER<br />
Die Insolvenz<br />
professionell planen<br />
So gelingt die<br />
Online-Präsentation<br />
INTERVIEW<br />
Warum Thüringens linker<br />
Ministerpräsident Bodo<br />
Ramelow Fürst Albert II.<br />
und Papst Franziskus trifft<br />
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