Türkisch
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verleitet den Menschen dazu, sich vom Alltag abzulenken und<br />
sich zu entspannen (1). Das Informationsbedürfnis veranlasst den<br />
Menschen, sich in der Welt zurecht zu finden oder um Rat zu<br />
suchen (2). Das Bedürfnis nach Identität wird durch die Suche<br />
nach Verhaltensmodellen gestillt (3). Und schließlich hat der<br />
Mensch ein Bedürfnis nach Integration und sozialer Interaktion<br />
(4). Als Voraussetzung dafür, muss er sich einer Gruppe oder<br />
Gemeinschaft zugehörig fühlen. Dabei hilft es, eine gemeinsame<br />
Gesprächsgrundlage mit seinen Mitmenschen zu finden oder sich<br />
in die Lebensumstände anderer versetzen zu können 39 .<br />
Durch unsere Bedürfnisse und Erwartungen entwickeln wir<br />
spezifische Handlungsmuster (vgl. Mehling 2001, S. 114). Denn<br />
war eine Verhaltensweise in einer bestimmten Situation<br />
erfolgreich, führt das zum Aufbau eines Motivs – man will die<br />
erfolgreiche Erfahrung wieder erleben (vgl. Straub 1997, S. 300).<br />
Bezogen auf die Medien entwickeln wir schlussfolgernd auch<br />
Nutzungsmuster 40 . Hat die Rosamunde-Pilcher-Schmonzette am<br />
Sonntag-Abend für die nötige Entspannung gesorgt, so wird man<br />
sich eine Woche später wahrscheinlich eine weitere Folge<br />
anschauen (falls die Familie, Partner, Mitbewohner etc. es<br />
zulassen).<br />
Medien können eine ganze Menge an Bedürfnissen befriedigen,<br />
wobei ein Angebot für vielerlei Bedürfnisse angewendet werden<br />
kann (vgl. Katz/Gurevitch/Haas, S. 169ff). Dabei kann ein Inhalt<br />
verschiedene Funktionen für die Individuen erfüllen.<br />
Kritik am U+G-Ansatz<br />
Starke Kritik wird am Ansatz geübt, da die Mediennutzung nicht<br />
immer rational durchdacht ist. Meist geschieht sie gerade in<br />
Alltagssituationen oft aus Gewohnheit. Die Motive können<br />
bewusst aber auch unterbewusster Natur sein. Wir können meist<br />
selbst keine Auskunft darüber geben, ob wir ein Bedürfnis spüren<br />
und wie stark es ist (vgl. Straub 1997, S. 299). Man kann sich vor<br />
allem selbst über seine eigenen Motive täuschen (vgl. Zillmann<br />
1994 S. 42). So kann man wahrscheinlich nicht genau sagen,<br />
warum man sich den Tatort an einem Sonntagabend anschaut. Ist<br />
es wegen der Spannung oder Entspannung? Oder treffen beide<br />
Motive zu?<br />
Motive einer bestimmten Handlung abzufragen, gestaltet sich<br />
deshalb meist sehr schwierig. Eine Zusammenfassung der Kritik<br />
am U+G-Ansatz befindet sich im Anhang (vgl. Tabelle 6).<br />
Dennoch bietet dieser Ansatz genug Anknüpfungspunkte, um die<br />
Mediennutzung eines Menschen zu hinterfragen. Es sei nämlich<br />
sinnvoller, dieses Modell heranzuziehen, bevor man einen Sack<br />
voll verschiedener, nicht zusammenhängender Nutzer-Theorien<br />
39 Die Bedürfnisse und Motive, die McQuail in seinem Katalog aufführt, sind<br />
gleichzeitig Medienfunktionen (vgl. Rosengren 1996, S. 18).<br />
40 Sind die erhaltenen Gratifikationen (Belohnung) sogar größer als die<br />
ursprünglich gesuchten, ist von einer hohen Rezipientenzufriedenheit<br />
auszugehen und vice versa (vgl. Huber 2006, S. 17).