VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe - 19-2016
Das Kundenmagazin der Oberkircher Winzer
Das Kundenmagazin der Oberkircher Winzer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Genussmagazin
19 // 2016
Wissen
macht Wow!
Leibspeise
Dorfbrätsche
Schuhe, Männer,
Wechseljahre
Wein trifft ins Herz
Rotwein! Rotwein!
Rotwein!
Die Kolumne von
Vincenzo De Biase
Europa-Park-Sommelier
Titelthema
WEIN & GESCHMACK
ALLE FARBEN: SO SCHMECKT WEIN
Das KUNDENMAGAZIN DER OBERKIRCHER WINZER
veritas-genuss.de
Liebe Weinfreundin,
lieber Weinfreund,
ennen Sie das? Man will etwas sagen,
aber die richtigen Worte bleiben wie
ein Senkblei auf dem Grund unseres Hirns. Je mehr man
sich anstrengt, desto weniger klappt’s. „Es liegt mir auf der
Zunge“, sagt man dann. Beim Weingenuss passiert das oft.
Ob das nun Himbeere oder Erdbeere, Grapefruit oder Limone,
Aprikose oder Pfirsich ist, man kriegt’s nicht raus.
Manchmal hat man auch gar keinen blassen Schimmer.
Sagt dann einer „Vanille“, macht es klick (Zunge an Kleinhirn:
Vanille) und die Sache ist klar. Hand aufs Herz, das
geht jedem so. Dass Weingenuss doppelt schön ist (schön
einfach und schön kompliziert), zeigt unsere Titelstory,
die ein bisschen Licht ins mysteriöse Dunkel bringen will.
Beim Weingenuss spielen sehr viele Faktoren eine Rolle,
die über schmeckt mir oder schmeckt mir nicht entscheiden.
Zum Glück haben wir mit Martin Bäuerle einen Experten,
der nicht nur für sehr viele Auszeichnungen (aktuell
Mundus Vini sechs Goldmedaillen) gut ist, sondern
auch ein Näschen und einen Gaumen für den Wein hat.
Wein ist definitiv Geschmackssache, aber dieser individuelle
Geschmack lässt sich auch ein bisschen trainieren,
erfahren wir vom Kellermeister. „Einfach mal das Mittagessen
abschnuppern“, lautet Bäuerles Devise, wir haben
es ihm gleich nachgemacht. Auf Peter Lepperts Traumterrasse
in Kappelwindeck (Seite 14) gibt es so einiges
zum Schnuppern und Schnabulieren, analog zum zweiten
Merksatz von Martin Bäuerle „Wein ist zum Trinken da!“
Auch Küchenmeister Leppert ist ganz nach unserem Geschmack,
schließlich will er „einen Wow-Effekt erzeugen“.
So in die Richtung geht es ebenfalls mit den Dorfbrätschen
(Seite 16), die in Nesselried von Frauen für Frauen
Kabarett machen. „Wir machen es uns schön“, sagen
Sandra Föll und Jasmin Breithaupt über ihr Leben in der
Provinz. Dass sie gerne unseren Winzersekt trinken und
auf ihrer Kaffeetasse „individuell, speziell, genial“ steht,
macht sie noch sympathischer. In diesem Sinne schöne
Grüße aus der Provinz, die man sich nicht schön trinken
muss, aber immer schön zu trinken ist.
Herzlichst
Ihr VERITAS-Team
VorWORT
Jetzt machen sie auch mal blau. Nicht zum Lachen, sondern für die
Titelstory gehen Martin Bäuerle, Rafael Yupanqui, Jigal Fichtner und
Pascal Cames (v. l.) in den Keller und probieren Wein unter wechselnden
Lichtverhältnissen.
INHALT
In Wahrheit schön »Seite 6
Titelgeschichte »Seite 8
Interview – Bautätigkeit
mit Markus Ell »Seite 12
Leibspeise »Seite 14
Freizeit – Kabarett »Seite 16
Wein-ABC »Seite 18
Kolumne »Seite 19
von Europa-Park-Sommelier Vincenzo De Biase
Weinbekenntnisse »Seite 20
Gewinnspiel »Seite 21
Termine & Kalender »Seite 22
Unterhaltung »Seite 23
Titelbild: Jigal Fichtner – herrfichtner.de
IMPRESSUM:
Herausgeber: Oberkircher Winzer eG I Postanschrift Redaktion: YUPANQUI, Hauptstraße 57, 77652 Offenburg I Chefredakteur (v. i. S. d. P.): Rafael Yupanqui
Redaktion: Pascal Cames I Artdirektion: Jule Stiefelhagen, Daniel Bellert I Fotos: Jigal Fichtner, Hubert Grimmig, privat I Produktion: YUPANQUI GmbH, Offenburg
Anzeigenleitung: Martin Benz I Druck: B&K Offsetdruck GmbH, Gutenbergstraße 4–10, 77833 Ottersweier I Auflage: 16.000
Bei dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Markus Ell, Martin Benz, Rafael Yupanqui, Jule Stiefelhagen, Isabell Müller, Pascal Cames, Jigal Fichtner I
Veritas im Abo: Heftbestellung: 0 78 02 / 9 25 80
Genussvoller
Augenblick
Foto: Hubert Grimmig
4
In einem Augenblick noch grün, im nächsten schon gelb gesprenkelt
und bald orange und flammendrot wird sich der Weinberg hier bald
zeigen. So läuft das Spiel, jedes Jahr aufs Neue und es ist jedes Mal
ein Ereignis. Wer bekommt da keine Lust auf einen ausgedehnten
Spaziergang? Und danach ein Glas Neuen Süßen und ein gutes Stück
Zwiebelkuchen. Das ist der Herbst.
5
In Wahrheit schön
»Von der
Hand«
Ausmalbuch
Nein, das hat keinen Bildschirm,
nein, hier gibt es nichts zu klicken
oder wegzuwischen. Ausmalbücher
für Erwachsene gelten als garantiert
stressfreie Zonen in einer digitalen
Welt. In diesem Metier gilt Johanna
Basford als „die
Königin der Ausmalbücher“
(FAZ). Sie
verzaubert mit ihren
märchenhaften Motiven
Millionen. Analog
ist doch besser!
Johanna Basford: Mein Zauberwald – Künstler-Edition,
Knesebeck, 20 Motive, 19,95 Euro
»Unterm
Rad«
Pizzaschneider
Pizza gilt als eines der kalorienreichsten
Nahrungsmittel überhaupt,
Radfahren – so man es sportlich
betreibt – als ein probates Mittel,
um Fett zu verbrennen. Was
liegt also näher, als das
eine mit dem anderen
zu verbinden? Der
Pizzaschneider von
Doiy hat für jeden das
richtige Gefährt, klasse
Design und schnittig dazu. Scharfe Sache.
Der kulinarische Giro d’Italia kann kommen!
Fixie Pizza Cutter (Pizzaschneider) von Doiy,
erhältlich über Amazon, ca. 15 Euro
»Durch
die Nase«
Aromabar
Welche Aromen
stecken in einem
Merlot, Pinot oder
Syrah? Die Regel
lautet: Wer gut
riechen kann,
kann auch gut
schmecken. Wie fast alles lässt sich auch das trainieren –
zum Beispiel mittels extrahierter Aromen, wie sie in einer
Aromabar zu finden sind. Oha, Rose! Oder: Holla die
Waldfee, Kirsche! So ein Schnupperangebot in Sachen
Wein ist wirklich dufte!
Aromabar, ab 14,90 Euro, www.aromabar.de
»Gold für
Holz«
Grauer Burgunder
Wer sagt denn, dass nur Rotwein ins
Barrique gehört? Der auch als Pinot gris
bekannte Grauburgunder ist die viel besungene
Ausnahme von der Regel. Dass
dieser badische Tropfen nicht nur Barrique,
sondern auch international mithalten kann,
ist seit der Mondial des Pinots im Schweizer
Sierre (Siders) so gut wie amtlich. Unser im
Barrique ausgebauter Grauer Burgunder
wurde dort diesen August mit einer Goldmedaille
ausgezeichnet.
2014er Grauer Burgunder, 10,40 Euro,
www.oberkircher-winzer.de
6
»Sekt Collection O«
Mehr Frucht: Collection O jetzt auch als Sekt
„Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage
brauchst du ihn“, sagte Napoleon über Champagner.
Das Gleiche gilt auch für Sekt, der nicht nur für alle
mehr oder weniger dramatischen Lebenslagen das ideale
Getränk ist, sondern auch „einfach so“. Auch da darf’s
ruhig prickeln. Unter dem Label Collection O bringen
die Oberkircher Winzer neuen Schwung in ihr Sekt-
Sortiment, das mit Eisstern und Silberstern eh schon
gut bestückt ist. Diese Stars bekommen jetzt zwei
fruchtige – aber immer noch trockene – Konkurrenten
in Wein und Rosé. Etwas mehr Restsüße im Winzersekt
sorgt dafür, dass die Perlage Auftrieb bekommt und das
Näschen etwas mehr Frucht zum Schnuppern. Wenn das
kein Grund zum Anstoßen ist?
Collection O Sekt Rosé trocken und Weiß trocken,
6,90 Euro, www.oberkircher-winzer.de
»Kein Witz: 15.000 Euro Spende«
COMEDY FÜR EINEN GUTEN ZWECK
Der Schweizer
Comedian mit
dem genialen
Halbwissen
(Marco Rima
über Marco
Rima) hat es
weit gebracht,
nämlich bis
ins Badische
nach Oberkirch zur 5. Oberkircher Comedy-Night. Dort
brachte der Schweizer Humorist im Juni sein Programm
„Made in Hellwitzia“ auf die Bühne. Das Publikum tobte.
Zur guten Tradition dieser Reihe gehören nicht nur die
zünftigen Schenkelklopfer, sondern, dass der Erlös für
einen guten Zweck gespendet wird. Der Förderverein
für krebskranke Kinder in Freiburg durfte sich über
15.000 Euro freuen. Der Betrag wurde von Schwarzwald-
Sprudel und der Volksbank Oberkirch aufgerundet.
Mittlerweile beträgt die Spendensumme 65.000 Euro, die
in Freiburg gut aufgehoben sind. Das Geld wird für das
dringend benötigte Gästehaus gebraucht, in dem Eltern
preiswert übernachten können, um ihre kranken Kinder zu
besuchen. „Das stellt den Förderverein wieder vor große
Herausforderungen“, erläutert der Geschäftsführende Vorstand
der Oberkircher Winzer e. G., Markus Ell, der auch
Kuratoriumsmitglied des Fördervereins ist. Die nächste
Spende kommt spätestens nächstes Jahr.
www.helfen-hilft.de
Sparkasse Offenburg/Ortenau
DE61 6645 0050 00060848 42
oder
Volksbank in der Ortenau
DE43 6649 0000 0050 5588 00
7
TitelGeschichte
Licht ins
Dunkel
bringen
Martin Weingärtner (l.) und Axel Baumann (r.) mit
ihren schottischen HochlandrinderN
8
Zedern, Sandelholz, Bienenwachs oder Sauerkirsche, Holunderblüte,
Wildrose oder ... Manche entdecken diese oder weitere Aromen im
Wein, andere finden nichts dabei, sagen einfach: „Der schmeckt mir,
fertig.“ Einer, der es ganz genau weiß, wie man auf den Geschmack
kommt, und ihn auch benennen kann, ist Kellermeister Martin Bäuerle.
Martin Bäuerle hat das schon tausendfach gemacht,
mit einer Flasche Rivaner unterm Arm
zum Tisch schlendern und geräuschvoll einschenken.
Die einen denken dabei an Leichtigkeit
und Frische, an Spargel und Erdbeeren, ans Frühjahr und
haben eine Blumenwiese vor Augen. Andere seufzen: „Ach ja,
Zechwein.“ Der Kellermeister nimmt Platz und riecht in den
„Gasraum“ zwischen Weinoberfläche und Glasrand, wo sich
die flüchtigen Aromen wie Fische im Teich tummeln. Genau
genommen benutzt er nur sein rechtes Nasenloch. Vielleicht
wittert er mit dem linken einen Vergleichsduft? Einem Perfektionisten
wie Bäuerle wäre das zuzutrauen. Martin Bäuerle
stammt aus einer Familie, wo die Kellerwirtschaft quasi in den
Genen liegt. Das Abenteuer Wein begann erst mit der Ausbildung,
dann aber richtig. „Einprägen, was sich um einen herum
abspielt“, lautet sein Credo und das heißt konkret auch „das
Mittagessen abschnuppern“ und nicht gleich essen. So wird
er quasi zum Speichermedium für Aromen aller Art, die er
situativ abrufen kann. Aber es geht nicht nur um die Nase.
„Ich habe die Meinung, Wein wird getrunken, nicht gerochen.“
Der Gaumen schmeckt ja auch etwas. Die Nase ist quasi nur
ein kleiner, aber wichtiger Teil im Geschmacksbild. Schauplatz
des Geschehens ist der Lichtraum im Keller der Oberkircher
Winzer, wo regelmäßig Weinproben im kleinen Rahmen stattfinden.
Der Lichtraum ist karg, weiße Tücher an allen Wänden
und der Decke. Nur das Licht wechselt, von weiß zu gelb zu
grün zu blau zu rot. Warum? Hier will man zeigen, dass man
unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen den Wein anders
empfindet. Bei gelbem Licht schmeckt er so, wie man ihn sich
vorstellt, beim Rivaner also frisch und fruchtig. Unterm grünen
Licht bekommt er noch eine frischere und zitronigere
9
In TitelGeschichte
Wahrheit schön
Anmutung. „Mit Grün verbindet man frisches Gras, Kräuter,
nichts Reifes.“ Unterm blauen Licht will der Rebensaft nicht
schmecken. Martin Bäuerle erklärt sich das damit, dass mit
Blau Kühle und Kälte assoziiert, auch Wasser. „Wasser ist
kein Geschmackserlebnis“, stellt er trocken fest. Unterm
Rotlicht entdeckt man plötzlich Himbeer- und Erdbeer-Aromen
im Wein. Martin Bäuerle lehnt sich zurück und kommt
ins Dozieren. Er erzählt von Urlaubsweinen, die im Süden
am Meer wunderbar sind, zu Hause aber nicht. Er berichtet
von der allgemeinen persönlichen Tagesform, mal findet
man einen Wein toll, am nächsten Tag wieder nicht.
Jeder Wein hat Aromen, die einfachen vielleicht zwei, drei,
komplexe Tropfen wie eine Spätlese dann sehr viel mehr.
Martin Bäuerle sagt es plakativer, umreißt das Spektrum von
„überbordend-exotisch bis ins Fäkalische“ und meint, dass
man „vom Tollsten bis zum Schrecklichsten“ alles im Wein
findet. Warum ein Wein schmeckt, hat auch mit Erfahrungen
zu tun, „vielleicht mit dem ganzen Leben.“ Martin Bäuerle
verbindet mit Rosen Positives aus der Kindheit, wo es ab und
zu Rosenhonig gab. Fast logisch also, dass ihm ein Gewürztraminer
mit seinen typischen Rosenaromen schmeckt. Traditionen
spielen auch eine Rolle. In der Ardèche schmeckt der
Rouge oft nach dem Hefepilz Brettanomyces, ein Geruch wie
Pferdeschweiß, weiß der Kellermeister und schiebt süffisant
„ein bisschen Brett ist nett“ hinterher. Will heißen, auch
dieser Wein hat seine Fans, auch wenn er nicht die amtliche
Qualitätsprüfung bestehen würde. Ähnlich ergeht es
Weintrinkern im Badischen mit der Scheurebe und Sauvignon
blanc. Viele rümpfen die Nase über den strengen Geruch,
anderen gefällt’s … Natürlich spielt auch noch das Essen eine
Rolle. Aber wie steht es nun um den Rivaner? Schmeckt er
nun nach Zitrusfrüchten, Blumen, Gras oder gar nach Beeren?
Vielleicht führt uns das Licht nicht an der Nase herum,
sondern der schnöde Müller hat von allen Aromen etwas,
und den Weintrinkern – also uns! – ist das nur nicht so bewusst?
Wenn es so wäre, dann wäre dieser Zechwein ja eine
Bombe. Vielleicht ist er ja sogar eine Bombe. Um das heraus -
zukriegen, müsste man vielleicht öfter mal abschnuppern,
innehalten, einprägen, sich nicht ablenken lassen, nicht das
Essen fotografieren, nicht am Handy herumspielen, sondern
sich alle Zeit der Welt lassen beim Riechen und Erinnern.
Und dann das Trinken nicht vergessen!
10
Sehsinn
Umami
GeruchSsinn
hörsinn
Was man
landläufig als „Geschmack“
bezeichnet, ist ein Zusammenspiel
des Geschmacks- und Geruchssinns. Auf
der Zunge werden vier Geschmacksrichtungen
lokalisiert, die für das Geschmackserlebnis
verantwortlich sind. Mittlerweile wird auch eine
fünfte Geschmacksrichtung, umami, dazugezählt.
Der aus Japan stammende Begriff bedeutet
„fleischig und herzhaft, wohlschmeckend“.
Je nach Jahrgang kann z. B. ein Traminer
umami schmecken, da sein Aroma an
geräucherten Speck erinnert.
Geschmackssinn
Tastsinn
11
Interview
Werte für
die Zukunft
Markus Ell über Hintergrund und Untergrund der Bautätigkeit der Oberkircher Winzer
Weinbau bekommt in Oberkirch eine neue Bedeutung. Weil es
massiv an Platz fehlt, bauen die Oberkircher Winzer ein neues
Flaschenlager, einen Barriquekeller und einen Showroom. Welche
Gründe noch mitspielten und warum es in die Tiefe geht, erklärt
der Geschäftsführende Vorstand Markus Ell im Interview.
Markus Ell, Geschäftsführender
Vorstand Oberkircher Winzer eG
Herr Ell, muss man mutig sein, wenn man baut?
Markus Ell: Angst wäre der falsche Berater. Im Moment
stehen die Signale in der Weinwirtschaft nicht auf Investitionen.
Dennoch glauben wir an die Zukunft und gestalten
sie positiv. Ein Projekt wie dieses ist aus der Notwendigkeit
entstanden und wurde mehrfach geprüft.
Was wollen Sie erreichen?
Markus Ell: Wir wollen unser Haus für Besucher moderner
und abwechslungsreicher, sprich attraktiver machen. Dazu
kommt der Platzmangel durch organisches Wachstum und
eine Sortimentserweiterung in der Breite und Tiefe. Die Kooperation
(Abfüllung, Lagerung, Logistik) mit der Hex vom
Dasenstein zeigt Wirkung. Wir füllten vorher vier Millionen
Einheiten, jetzt sind es zwei Millionen mehr. Auch Barrique
entwickelt sich positiv. Im neuen Keller können wir
800 Fässer in einem optimalen Raumklima lagern. Unterirdisch
brauchen wir keine Kühlung, das macht die natürliche
Isolation des Bodens. Zudem ist es emissionsfrei.
Wo spüren Sie noch Druck?
Markus Ell: Die Erntemengen der letzten Jahre waren unterdurchschnittlich.
Weniger Rohstoff im Keller, aber gleiche
Fixkosten, das ist nicht gut. Darum schaffen wir leistungsfähigere
Strukturen und sind Partner für andere,
wie die Hex vom Dasenstein. Bis Ende 2017 fördert die
EU Maßnahmen für verbesserte Betriebsstrukturen.
Da die Förderung nächstes Jahr ausläuft, fingen wir zeitig an.
Da wollte ich mir nicht nachsagen lassen, hätte man es früher
gemacht, hätte man Geld sparen können.
Wo liegt Ihr Hauptaugenmerk?
Markus Ell: Investitionen sollen sich nicht negativ an der
Auszahlung für unsere Winzer bemerkbar machen. Das ist
uns schon 2009 gelungen. Wenn wir damals nicht in eine
neue Abfüllanlage investiert hätten, wäre es auch nicht
zur Kooperation mit der Hex vom Dasenstein gekommen.
Das kommt uns heute zugute.
Wie gehen Sie vor?
Markus Ell: Zunächst haben wir das Thema im Vor-
12
Das Barrique ist ein
Eichenfass, das heute vor
allem zum Ausbau des
Weines, aber auch von
Whisky und Bier dient. In der
Regel wird dem Barriquefass
das Bordelaiser Schiffsmaß
von 225 Litern zugeordnet.
Ursprünglich war das relativ
kleine Barrique ein reines es
Transportfass zum Export
des Weines nach England.
Die dafür frisch
hergestellten Fässer waren
noch innen verbrannt, durch
das Feuer zur Biegung der
Dauben.
Dieses Toasting ist für das
ausgeprägte Vanille-Aroma a
des Weines verantwortlich.
Darüber hinaus gibt ein
Barrique, im Gegensatz zu
weingrün gemachten großen
Holz fässern, Gerbstoffe
(Tannine in den Wein ab.
Gemein ist allen in
Holzfässern er- zeugten ein
gewisses Maß an Oxidation.
Lineare LED-Beleuchtung
Lineare LED-Beleuchtung
Lineare LED-Beleuchtung
Weißer Schichtstoff (Klavierlack?) mit
eigelassenen & hinterleuchteten Elementen
Oberkircher Winzer
BARRIQUE
[ ba'ri:k ]
G
F
E
D
C
B
A
SCHNITTANSICHT 1
+203.63 5
+202.49 5
+199.99
+197.78
FFB +196.88 OG
+195.04
+194.11OK Mauer
+193.39 5+193.59
+193.01 5
OK Attika
FFB +193.29 EG
+193.34
+193.11
+189.97
+188.80
-4.67
-7.60
+185.69
H'
G'
F'
E'
D'
-8.50
C'
B'
A'
MULLER + HUBER
SÜD - OST ANSICHT OBERKIRCHER WINZER 15.09.2016
ARCHITEKTURBURO
stand und Aufsichtsrat vorgestellt, den Zeitraum
aber offengehalten. Wir haben sehr gute Vorstands- und
Aufsichtsratsgremien, die denken in die Zukunft. Das
Vertrauen ist schon enorm. Auch die Winzer wurden
informiert. Die wollen wir mitnehmen, im Sinne von
„jawohl, das machen wir!“
nicht gefällt, auch nichts, was im Moment super hip ist.
Wir wollen Werte für die Zukunft schaffen. Wenn man
in 20, 30 Jahren sagt, „was die damals gemacht haben,
so ganz verkehrt das auch nicht“, wäre ich schon sehr
zufrieden.
Wer ist dafür der Partner Ihres Vertrauens?
Markus Ell: Wir wollten ein hiesiges Unternehmen und kooperieren
seit vielen Jahren mit dem Oberkircher Architekturbüro
Müller + Huber, das die Größe hat, um solche
Projekte zu managen. Als wir 2009 erstmals zusammen
bauten, hatten wir Zeit- und Kostenrahmen voll im Griff.
Die wissen, was wir wollen. Die verstehen unsere Sprache.
Das passt.
Worüber wurde anfangs diskutiert?
Markus Ell: Eine Fragestellung war, warum wir in den
Boden bauen und nicht auf der grünen Wiese? Und: Investieren
wir 1,8 oder 2 oder gar 3,5 Millionen Euro?
Unser aller Anspruch war, nichts zu bauen, was uns
Hatten Sie noch eine persönliche Motivation?
Markus Ell: Die Investition bedeutet für uns und unsere
Winzer eine große Herausforderung. Da hat man schon mal
die eine oder andere schlaflose Nacht. Wir erwirtschaften
12 Millionen Euro Umsatz und investieren 3,5 Millionen
Euro. Das ist ein Generationenbau, wo alles, der Bau und
das Kaufmännische, funktionieren muss. Für mich ist das
eine Motivationsspritze. Jeden Tag eine andere Story, eine
neue Herausforderung, das macht Laune.
13
Leibspeise
14
Text: Pascal Cames Foto: Jigal Fichtner
Wissen macht Wow
Hotel–Restaurant Jägersteig: Peter Leppert kocht mit Wissen,
Erfahrung und Kreativität
Nicht jede Karriere hat einen Masterplan. Als 1959 Peter
Lepperts Vater auf exponierter Lage ein Café baute, war das
nur als ein Zubrot gedacht. Als Maurer und Zimmermann
war das ein Klacks. Nach einem Tag im Café wusste er, das
ist’s! Und kündigte. Statt Brotberuf waren im Café Kaffee und
Kuchen programmiert, zudem noch Ragout fin, Russische
Eier und Restaurationsbrot. Jeden Herbst wurden auf dieser
Traumlage 1.000 Liter Neuer Süßer getrunken. Es war die
Zeit, als man sonntags noch „eine Fahrt ins Blaue“ machte.
Der Küchenmeister (Jahrgang 1967), der sich auch in der
Aus- und Weiterbildung engagiert, wollte als Jugendlicher in
die damals aufkommende IT-Branche, wurde aber vom Vater
für eine Kochlehre zwangsverpflichtet. Zum Glück, heute
lacht er darüber, denn schon nach kurzer Zeit wusste er,
hier bist du auf dem richtigen Posten. Auch später macht
er alles richtig, arbeitet „beim Götz“ (Hotel Sonne Eintracht,
Achern) und lernte dort die „Cuisine du marché“ kennen und
den Umgang mit frischen Produkten. Der bleibt er bis heute
treu. In einer der nächsten Stationen, im Waldhorn in Ravensburg,
lernte er Dinge, deren Wert ihm erst viel später
bewusst wurde. Damals durfte er ein Eis für Veganer herstellen,
zu einer Zeit, als noch niemand wusste, was vegan
ist. Er erinnert sich noch gut an die Herausforderung, ohne
raffinierten Zucker dem Eis eine cremige Konsistenz zu verleihen.
Später kam er in Küchenmannschaften, die ohne rauen
Umgangston funktionierten. Auch das wurde notiert.
Seit 1992 ist der Vater von sechs Kindern wieder in Kappelwindeck
und lässt seiner Kreativität freien Lauf. „Ich
brauch’ ein bisschen Freiheit“, bekennt er auf der großen,
weiträumigen Terrasse mit Blick ins Rheintal und auf Reben.
Das Restaurant wurde sachte modernisiert, der alte Charme
wurde bewahrt. Das Hotel dagegen ist up to date im klaren,
aber nicht kalten Stil der Zeit. Das Café Jägersteig ist längst
dem Kaffee-und-Kuchen-Geschäft (und Ragout fin, Sie wissen
schon …) entwachsen und jetzt als ein Restaurant für
den feinen Gaumen bekannt. Hier kann man speisen!
Natürlich liegt das an Peter Lepperts Erfahrungen, aber auch
an seiner Philosophie, sich ein tief greifendes Wissen anzueignen.
Zum Beispiel könne man heute Fleisch, das man
früher nur geschmort hat, rosa servieren. „Man kann das
Fleisch besser verstehen“, bringt er es auf den Punkt.
„Mit handwerklichem Feingefühl normale Lebensmittel verwandeln
und einen Wow-Effekt erzeugen“, lautet sein Credo.
Natürlich nur mit Wein. Mit 200 Positionen findet sich immer
der richtige Tropfen.
Jägersteig Hotel – Restaurant – Café
Kappelwindeckstraße 95a | 77815 Bühl
Tel.: 0 72 23 / 9 85 90 | www.jaegersteig.de
Hirschrücken
in Mole gebraten
// auf Kürbispüree mit Schupfnudeln // 4 Pers.
Schupfnudeln (am besten einen Tag früher erstellen)
600 g mehligkochende Kartoffeln, Mehl, 1 Ei
ZUBEREITUNG: Kartoffeln im Backofen bei 120 °C
ohne Wasser garen, pellen, heiß durch die Spätzlepresse
drücken, auskühlen lassen, würzen mit Salz und Muskat,
mit Ei und etwas Mehl zu einem formbaren Teig kneten,
diesen in der Hand zu kleinen Würstchen drehen, in
Wasser nahe dem Siedepunkt (nicht kochen!) garen, in
kaltem Wasser abschrecken, gut trocken werden lassen
und in der Pfanne mit Butter leicht anbraten.
Kürbispüree
400 g Hokkaido Kürbis, 50 g Kartoffeln, 100 g Apfel
ZUBEREITUNG: Kürbis mit Kartoffel und Apfel weich
kochen, pürieren, abschmecken mit Salz und Cayennepfeffer.
Hirschrücken
600 g Hirschrückenfilet, 20 g Mole–Gewürz, 0,2 l Rotwein
ZUBEREITUNG: Filet leicht salzen, mit Mole-Gewürz
einreiben und mit Rotwein vakuumieren, im Wasserbad
bei 57 °C ca. 40 min garen, Filet anschließend in frischer
Butter nachbraten, Bratensatz mit Rotweinfond aus dem
Vakuumbeutel ablöschen, Soße daraus erstellen.
Zusätzliche Möglichkeiten beim Anrichten:
Rosenkohlblätter, Prinzessbohnen und Schwarze Walnüsse
Weinempfehlung: Oberkircher Winzer,
Collection Royal, Spätburgunder Rotwein, barrique
15
Freizeit
Sandra Föll (l.) und Jasmin Breithaupt sind motiviert:
„Geht nicht, gibt’s nicht. Auch wenn Männer im
Publikum sind, wir können über jedes Thema
brätschen. Wir sind bereit!“
16
Ziemlich beste
Freundinnen
Prickelnder Humor vom Feinsten. Sandra Föll und Jasmin Breithaupt begeistern als Nesselrieder Dorfbrätsche
mit ihrem Witz, unter anderem auch die Oberkircher Winzer, für die sie eine Ausnahme gemacht haben.
Beim Auftritt in Oberkirch waren auch Männer erlaubt. Jetzt wissen es alle, die haben’s drauf!
Dass es so etwas noch gibt! Mühelos füllen sie
die Hallen, 800 Zuschauerinnen und die Nachfrage
ist immer noch nicht gestillt. Trotz des
Erfolgs haben Sandra Föll und Jasmin Breithaupt
aus Nesselried weder Agentur noch Website und
auf Facebook findet man sie auch nicht. Ganz diskret, fast
könnte man sagen „so wie früher“, haben sie Erfolg durch
Mundpropaganda und kesse Lippe. Die beiden machen
Kabarett von Frauen für Frauen. Das Ganze funktioniert
nur mit Einladung auf denen „Hübsch dich auf und komm
vorbei!“ steht. Die Story beginnt vor über zehn Jahren im
Nesselrieder Neubaugebiet Im Winkel. Sandra Föll und
Jasmin Breithaupt sind Nachbarinnen, die Kinder
sind befreundet, bald sind sie es auch.
Sandra Föll hat eine herzige Art. „Ich
habe öfter mal schräge Ideen“, bekennt
die Bankerin und Fahrschullehrerin
und wird ein kleines bisschen
rot dabei. In der Hebamme Jasmin
Breithaupt findet sie eine gute und
kritische Zuhörerin. Sie kommen
auf die Idee mit der Schnitzelbank.
Fastnachtssamstag in Nesselried!
Wie kann das gut gehen in einem Dorf,
in dem jeder jeden kennt? Ihr Programm als
„Winkelgeier“ ist ein voller Erfolg und keiner ist
danach sauer, stellen sie erleichtert fest. Also machen sie
weiter. Jasmin Breithaupt kümmert sich ums Organisatorische,
Sandra Föll schreibt und reimt. Themen gibt es
zuhauf, schließlich „verändert man sich als Frau ständig“,
weiß Jasmin Breithaupt. Schuhe, Männer, Wechseljahre,
… zählt Sandra Föll auf. Die beiden erarbeiten sich ihr
Programm im Teamwork, wenn’s nicht anders geht, durch
Zurufe von Haus zu Haus. Jasmin Breithaupt ist die skeptischere
der beiden. Beim Thema „Wechseljahre“ war sie
zunächst not amused, erzählt sie bei einer Tasse Kaffee.
„Was, Wechseljahre!“, platzte es aus ihr heraus und dann
betont leiser: „Ich brauch ein bisschen länger, nach einem
Jahr fand ich das Thema toll und dann wurde es tatsächlich
der Burner.“ Sandra Föll lacht: „Man könnte meinen,
das Dach lupft sich! Diese Begeisterung finden wir jedes
Mal unbeschreiblich schön.“ Alle sagen sie: Das ist eigentlich
nicht zu toppen! Und dann wird es noch besser, wie
zuletzt bei „Schick deinen Mann ins Bett und komm zu uns
ins Kabarett“. Dafür verstärkten sich die beiden mit einem
bunt gemischten Ensemble, das sang, tanzte, Sketche zum
Besten gab. „Wir haben nach tollen Frauen egal in welchem
Alter gesucht und haben wundervolle Schätze gefunden.
Wir sind schon ein toller Weiberhaufen“, sind sich
Föll und Breithaupt einig, die an diesem Abend
Gastgeberinnen, Moderatorinnen, Brätschen
und sogar in einem selbst gedrehten Film
zu sehen waren. „Wir sind wandelbar“,
stellen beide stolz fest. Die Einzigen,
die das Nachsehen haben, sind die Männer.
Nur zweimal gab es eine Ausnahme,
das war für die Oberkircher Winzer. „Wir
haben gehört, ihr seid gut. Macht das mal“,
wurden sie von Geschäftsführer Markus Ell
angesprochen und verpflichtet. So viel grenzenloses
Vertrauen macht erst mal Lampenfieber.
Natürlich wurde der Abend ein voller Erfolg. Sie sangen
und reimten sich durchs Weinsortiment, da kennen sie sich
aus. Wenn sie mit Federboa und dem kleinen Schwarzen
auf der Bühne sind, stehen immer eine Flasche Sekt und
eine Flasche Wasser auf dem Tisch. Aber nur eine wird
getrunken. Welche?
Kontakt:
jasmin.breithaupt@gmx.de
17
Wein-ABC
Riesling
WEIN-ABC von:
Frank Männle
Qualitätsmanager
Weinbau
Oberkircher Winzer
Fragt man internationale Weinexperten,
welche Weißweinsorte
zu den Größten gehört, dann
wird immer wieder Riesling
genannt. Riesling gilt als „der
Champion unter den deutschen Rebsorten“
(Sommelière Paula Bosch), „der deutschen Wein
weltweit berühmt gemacht hat“ (Gastrokritiker
Wolfram Siebeck). Auch wenn in der Wachau,
im Elsass und anderswo Riesling
angepflanzt wird, gilt Deutschland
als bestes Anbaugebiet der Welt.
Hier muss man unbedingt die
Ortenau nennen, wo anno 1782
erstmals ein Weinberg – die Steillage
Klingelberg – sortenrein mit
Riesling bestockt wurde. Seitdem steht „Klingelberger“
für guten Riesling aus der mittleren
Ortenau. Von Slow Food initiiert kommt
seit 2008 von den Oberkircher Winzern und anderen renommierten
hiesigen Erzeugern ein „Klingelberger 1782“ auf die
Flasche, der die Spitze der Ortenauer Weißweine darstellt.
Der Wein mit „germanischen Ursprüngen“ (Stuart Pigott) wurde
vor über 600 Jahren aus Wildreben der Oberrhein-Auen
kultiviert. Auf über 20 Prozent Anbaufläche in Deutschland
bringt es die Rebe mit den gelb-grünen Trauben, weltweit ist
es nur ein Prozent. Riesling gilt als eine besondere Pflanze, deren
Platz naturgemäß die Spitzenlagen des gemäßigten Klimas
sind. Die Rebe ist nicht so ertragreich wie beispielsweise ein
Müller-Thurgau (Rivaner) und bei der Lage ist sie auch wählerischer.
Ein Rivaner ist genügsam, wächst quasi überall, auch
auf Ackerböden. Dagegen ist der Riesling die ideale Rebe für
Steillagen mit steinigem Untergrund, beispielsweise auf Schiefer
an der Mosel oder auf Granitverwitterungsgestein
in der Ortenau. Je steiler der Rebberg, desto besser
der Riesling, so scheint es oft zu sein. Von großem
Vorteil ist eine möglichst lange Reifezeit bis weit
in den Oktober hinein, nur dann kann sich das faszinierende
Aroma dieser Traube richtig entfalten.
Daher sind trocken-heiße Gegenden für diese Sorte
wenig geeignet. Andauernde Feuchtigkeit ist allerdings
auch nicht des Rieslings Freund, hier gibt es
schnell Stiel- und Beerenfäule. Auch
darum sollten die Reben am Berg
stehen, wo die Trauben im Herbst
immer besser abtrocknen als im
Tal. Wenn der Standort passt,
dann ist Riesling eine robuste
Sorte. Die in Mitteleuropa gefürchteten
Winterfröste bis minus 20 Grad kann sie
besser wegstecken als andere Reben.
Riesling hat die Eigenschaft, dass er trotz
ähnlichem Anbau überall anders schmeckt. Der
Riesling ist ein echter Terroirwein, dem man es anmerkt, ob
er nun vom Rheingau, aus der Pfalz oder der Ortenau kommt.
Riesling gibt es knochentrocken und säurereich, rassig und
erfrischend, aber auch lieblich und honigsüß. Gerade feinherbe
Weine mit dezenter Süße und fruchtiger Ausprägung sind
aktuell sehr beliebt. Aber auch als echter Süßwein (von der
Auslese bis zum Eiswein) begeistert er Weinkenner durch seine
unglaubliche Lagerfähigkeit. Mittlerweile herrscht Einigkeit
darüber, dass man Riesling nicht im Barriquefass reifen lässt.
Das klare, frische Aroma und die prägnante Fruchtsäure harmonieren
einfach nicht mit geröstetem Eichenholz.
18
DIE WEINKOLUMNE
mit Vincenzo de Biase
In Wahrheit schön
Wein
Lesen
W ein trifft ins herz
E ST 1973
sobald es im Herbst ein, zwei Tage regnet und die
Temperaturen etwas runtergehen, kommen andere
Bestellungen rein. Rotwein! Rotwein! Rotwein!
Die Menschen sind auch beim Wein wetterfühlig,
das liegt in den Genen. Im Frühling und Sommer
trinkt man lieber Weißwein und im Herbst wechselt
man zum Roten. Natürlich gibt es Ausnahmen,
im Sommer stellen wir in Italien den Rotwein für
eine halbe Stunde in den Kühlschrank. Ich lege ihn
gerne mal auf Eis und lasse ihn auf 14 bis 16 Grad
abkühlen. Schmeckt auch. Italien ist ein Rotweinland
und jede Region hat ihren charakteristischen
Rotwein und das dazu passende Essen. In Sizilien
ist es zum Beispiel Lammbraten mit Rosmarin, in
Florenz das Fiorentina, das 1-Kilo-Steak am Knochen.
In Deutschland passt Wild herrlich gut dazu,
gerade jetzt im Herbst. Natürlich geht ein Glas
Roter auch einfach so, vor dem Kamin oder zu
einer Zigarre. Am liebsten trinke ich Rotwein aus
der Alten Welt. Da bin ich sehr konservativ. Es gibt
viele tolle Rotweine in Deutschland, auch der ganz
normale Spätburgunder ist super. Holzfässer waren
lange Zeit unüblich im Badischen. Ich erinnere
mich noch gut, wie damals ein Winzer sagte: „Ich
mach’ jetzt auch Barrique. Was sagst du dazu?“
„Der Wein schmeckt sehr stark nach Holz“, habe
ich geantwortet. Wer will schon ein Stück Holz
trinken? Heute weiß man es besser und kann besser
damit umgehen. Man weiß, dass eine Zweitbelegung
eines Barrique besser sein kann, weil dann
der Wein nicht so sehr vom Holz geprägt wird und
trotzdem schöne Röstaromen verliehen bekommt.
Früher schmeckten viele Spätburgunder sehr intensiv
nach Beeren, marmeladig, so ist es heute auch
nicht mehr. Heute haben badische Spätburgunder
Finesse und Struktur. Aber einfach ist es nicht. Der
Spätburgunder ist eine Diva, sagen die Winzer. Das
Klima spielt eine Rolle, genauso wie das Geschick
des Winzers. Durch die Klimaerwärmung bekommt
die Diva im Badischen Konkurrenz, jetzt werden
hier auch Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah
angepflanzt. Die Rebsorten fühlen sich so langsam
wohl, stelle ich fest. Vor über zehn Jahren, 2003,
hatte ein mir bekannter Kellermeister die Idee, den
Spätburgunder zehn Jahre einzulagern. Der Wein
schmeckt großartig. Für die Weintrinker ist unsere
Region wirklich toll. Es gibt Rotweine für jeden
Geschmack. So gibt es welche, die man im Keller
„vergessen“ muss, weil sie Zeit zum Reifen brauchen,
und solche, die jung am besten schmecken.
Probieren Sie mal! In jedem Rotwein steckt Kultur.
Herzlichst,
Ihr
Veritas-Kolumnist Vincenzo De Biase stammt
aus der Basilicata in Süditalien und lebt und liebt
Wein. „Würde ich noch mal auf die Welt kommen,
würde ich es wieder machen“, sagt er über
seinen Beruf als Sommelier im Europa-Park.
19
WeinBekenntnisse
»... und zu unserer Kultur gehört.«
Nichts als Wahrheiten. VERITAS-Leser erzählen, was ihnen zum Wein schmeckt, und andere Bekenntnisse.
Name: Meinrad Baumann // Alter: 43
//Leibspeise: Alles, was meine Mutter
kocht // Wohnort: Lautenbach //
Beruf: Bürgermeister Bad Peterstal-
Griesbach // Wenn ich ein Glas zu
viel getrunken habe: Rede ich noch
mehr als sonst.
Ich trinke Wein, weil ...
er in seiner hiesigen Qualität und
Vielfalt ein großartiger Genuss ist.
Name: Bruno Metz // Alter: 57 // Leibspeise:
Mutters Sauerbraten mit Knödeln // Wohnort:
Ettenheim // Beruf: Bürgermeister Ettenheim //
Wenn ich ein Glas zu viel getrunken habe:
Dann habe ich einen schönen Abend in guter
Gesellschaft erlebt.
Ich trinke Wein, weil ...
er mir schmeckt und zu
unserer Kultur gehört.
Name: Matthias Braun // Alter: 57 //
Leibspeise: Rindfleisch mit Wurzelgemüse
und Salzkartoffeln, dazu Meerrettichsoße
und unbedingt Preiselbeeren, Rote-Beete-
Salat und ein Glas trockener Riesling. //
Wohnort: Oberkirch // Beruf: Oberbürgermeister
Oberkirch// Wenn ich ein Glas zu
viel getrunken habe: Dann lache ich auch
mal über einen schlechten Witz.
Ich trinke Wein, weil ... er mir schmeckt.
Name: Martin Holschuh // Alter: 39 //
Leibspeise: Lachs mit Nudeln // Wohnort:
Schutterwald // Beruf: Bürgermeister
Schutterwald // Wenn ich ein Glas zu viel
getrunken habe: Träume ich davon, dass
in Schutterwald auch mal Reben angebaut
werden und wir hier einen richtig guten
Wein herstellen können.
Ich trinke Wein, weil ...
in der Ortenau tolle
Weine produziert werden
und mir diese schmecken.
20
Viel Glück!
Trinken & Gewinnen
4-Gänge-Überraschungsmenü
mit begleitenden Weinen
Gewinnen Sie ein 4-Gänge-Überraschungsmenü mit
begleitenden Weinen in der Waldgaststätte Ponyhof.
FRAGE:
„Gold?“
Wie heißt der Wein der Oberkircher Winzer,
der vom Mondial des Pinots im August
mit Gold ausgezeichnet wurde?
MITMACHEN BIS
20. 1. 2017
f
a
m
19 68
w
u
s
s
i
l
l
e
i
e
r
Zu gewinnen gibt es ein 4-Gänge-Überraschungsmenü mit begleitenden Weinen in der Waldgaststätte Ponyhof.
Und so geht’s: Einfach die Antwort auf unserer Facebook-Pinnwand (www.facebook.com/oberkircherwinzereG)
posten oder eine E-Mail an info@oberkircher-winzer.de senden.
Alternativ können Sie uns die Lösung auch auf einer Postkarte an folgende Adresse senden: Oberkircher Winzer eG, Renchener Straße 42, 77704 Oberkirch. Nur ausreichend
frankierte Einsendungen mit vollständiger Absenderadresse nehmen an der Verlosung teil. Einsendeschluss ist der 20.1. 2017. Teilnehmen kann jeder mit Ausnahme der Mitarbeiter
der beteiligten Unternehmen und deren Angehörigen. Eine Barauszahlung des Gewinnes und der Rechtsweg sind ausgeschlossen. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.
Gewinner des letzten Gewinnspiels: Heino Andreas, Bassum
SCHÖN
„Im Wein die
Wahrheit,im Grappa
die Stärke,im Wasser
die Mikroben“
(Aus Italien)
Weltweit Wein
Wein aus Berlin! Seit dem Mittelalter
wird in Berlin Wein angebaut, zum Beispiel
auf dem 66 Meter hohen Kreuzberg. Insgesamt
gibt es 15.00 Rebstöcke.
Seit 2016 gehört Britz (Neukölln) offiziell zu
den Weinanbaugebieten in Deutschland.
(wein.de und berliner-weinkultur.de)
gesagt
21
Termine & Kalender
Termine
Thema Datum Ort
Baden-Württemberg
Classics – Weinmesse
29.– 30. Oktober 2016 Berlin
Oberkircher
Weihnachtsmarkt
Rebhäusle
Weinwanderung
9.–11. Dezember 2016 Oberkirch
29. April 2017 Oberkircher Winzer eG
OBerkircher Weihnachtsmarkt
Zur guten Tradition gehört in Oberkirch das Weihnachtsdorf.
In den liebevoll dekorierten Hütten finden sich
Lebkuchen, Glühwein und bestimmt das eine oder andere
Geschenk. Gerade für Kinder wird’s toll, die dürfen sich
auf Kinderpunsch und Stockbrot und Waldspeck am
Lagerfeuer freuen. Natürlich dreht sich auch wieder das
Nostalgie-Karussell. Jeden Tag musizieren Chöre und
Orchester. Da kommt Stimmung auf!
Nähere Infos zu den einzelnen Veranstaltungen erhalten Sie auf
unserer Website unter: www.oberkircher-winzer.de
Kalender 2016
Musik & Kunst Datum Ort
Till Brönner
© Sony Masterworks
Madeline Juno „Salvation“
Flume
Miroslav Nemec und
Udo Wachtveitl
Charles Dickens
Weihnachtsgeschichte
Freitag,
28. Oktober 2016
Montag,
14. November 2016
Samstag,
10. Dezember 2016
Reithalle, Offenburg
Zénith, Straßburg
Vorderhaus, Freiburg
Der deutsche Jazz-Trompeter
Till Brönner ist weltweit gefragt,
er wurde sogar von Barack Obama
ins Weiße Haus eingeladen.
Als einziger Künstler gewann er
einen Echo in den Sparten Jazz,
Pop und Klassik. Sein aktuelles
Album heißt „The Good Life“.
Till Brönner
„The Good Life“-Tour
Nena „Live 2016“
Rock the Ballet
Bad Boys of Dance
Samstag,
3. Dezember 2016
Sonntag,
18. Dezember 2016
Dienstag,
17. Januar 2017
Festspielhaus
Baden-Baden
Messe Freiburg
Festspielhaus
Baden-Baden
22
unterHaltung
Humor
Rätsel
1
1. Mechanische Klärung des Weins, bei der
Trubstoffe entfernt werden.
2. Durch Oxidation hervorgerufene Trübung des Weins.
2
3. Der Zucker, der unvergoren im Wein bleibt.
4. Wein ist ohne Nachgeschmack. Gegenteil von lang.
3
4
5. Summe aller Merkmale, die bei der Verkostung
im Mund wahrgenommen werden.
6. So sollte ein Sommerwein sein.
5
7. Schädling im Weinbau.
4
6
8. Ausgeglichenes, harmonisches Verhältnis
zwischen Säure und Süße.
7
5
9. 9.Summe der nichtflüchtigen
Inhaltsstoffe im Wein.
10. Synonym für Geruch.
8
8
1
2
6
7
Lösung
9
3
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
10
Die Lösung finden Sie ab dem 20. 1. 2017 auf unserer Facebook-Seite
oder unter: www.oberkircher-winzer.de
23
Für Höhenverliebte:
Wandern auf dem Himmelssteig
ER WECKT DIE ABENTEUERLUST – FÜR DEN PREMIUMWANDERWEG HIMMELSSTEIG SOLLTE MAN SCHON ETWAS KONDITION MIT-
BRINGEN. DER NEUE GENIESSERPFAD, DER TEIL DER SCHWARZWÄLDER WANDERTRILOGIE IST, FÜHRT SO MANCHES WEGSTÜCK
AUF URIGEN PFADEN BERGAUF UND BERGAB DURCH DEN SCHWARZWALD.
Gleich zu Beginn ist ein drei Kilometer langer Anstieg
zu bewältigen. Rund 200 Höhenmeter geht‘s
hinauf durch Wälder, mal licht, mal märchenhaft
dicht. Ab und zu säumen den Wegesrand üppige
Farne, Waldsträucher und Beeren. Wer schnell aus der Puste
kommt, freut sich über die erste „Himmelsliege” – ideal
zum Kräftesammeln. Weiter geht‘s den Berg hinauf. Die Anstrengung
wird mit einem weiten Ausblick gen Westen auf die
Berge und Täler des Renchtales belohnt. Zeit für eine Pause.
Eine 22,5 m lange Weißtannenbank lädt zum Verweilen ein.
Gemütlich ist die zweite Etappe, Ziel ist der Holchenwasserfall
auf 572 Metern. Auf Wurzelpfade folgen Wiesenwege – Schwarzwald-Idylle
pur. Rauschen kündigt den Holchenwasserfall an.
Mitten im Wald fällt er acht Meter tief. Im Bach stehen gegen
einen freiwilligen Obolus Getränke bereit. Die halbe Wegstrecke
des Himmelssteigs ist geschafft. Der Aufstieg zum Himmelsfelsen
hat es in sich. Etwas mehr als ein Kilometer und 100
Höhenmeter sind zu stemmen. Abgefedert wird das durch die
wunderbar weichen Waldpfade, die im Zickzack durch den lichten
Bergwald führen. Die nächste „Himmelsliege”, Rastbänke
und ein Talblick vom Feinsten lassen die Anstrengung schnell
vergessen. Ab hier ändert der Weg nun immer öfter seinen
Charakter. Abwechslungsreich sind die Waldpfade durch die
Buchen-Tannenwälder, lauschig die Wiesenwege und ein weiterer
Getränkebrunnen mit Himmelsliege lädt zu einer letzten
Rast ein. Nach 5 Kilometern kommen die Häuser von Bad Peterstal
wieder in Sicht.
Knapp 11 Kilometer
Genießerpfad und einige
hundert Höhenmeter
sind geschafft.
INFORMATION
Kur und Tourismus GmbH,
Wilhelmstraße 2
77740 Bad Peterstal-Griesbach
Telefon 07806 - 91000
info@bad-peterstal-griesbach.info
www.schwarzwälder-wandertrilogie.de