zds#37
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24 | GesPräch<br />
Bericht | 25<br />
Lummerland<br />
Osterfeuerberg hat sich gewandelt. Doch nicht jede<br />
Veränderung gefällt den Bewohnern des Viertels<br />
Text: Anna Tabeling<br />
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Eine Insel ohne Berge, ohne Strand<br />
und ohne Meer,<br />
mit viel Tunnels, vielen Straßen<br />
und dem Eisenbahnverkehr ...<br />
So könnte es klingen, das Liebeslied der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner Osterfeuerbergs über ihr<br />
Lummerland. Das urbane Meeresrauschen kommt<br />
vom Autobahnzubringer Überseestadt und den Eisenbahngleisen<br />
nach Hamburg, Bremerhaven, Bremen-Nord.<br />
Jede Nacht bringt der Güterverkehr die<br />
Brandung in die Schlafzimmer der Menschen hier.<br />
Für Nicht-Waller ist Osterfeuerberg noch immer<br />
der Underdog des Angesagtseins. Auch für<br />
viele Bremer Zugezogene hat sich der Charme<br />
des einstigen Nachtjackenviertels noch nicht erschlossen.<br />
Für sie schreibt das Stadtteilmagazin<br />
„Echt Walle“. Gleich in der ersten Ausgabe ist von<br />
„steigender Attraktivität für Familien“ die Rede.<br />
Beispiele hierfür: Das Kulturhaus Brodelpott, die<br />
Ganztagsschule am Pulverberg, die Kita Löwenzahn<br />
und darüber hinaus die Eröffnung der „Freien<br />
Brau Union Bremen“. Auch Jörg Tapking, Waller<br />
LINKEN-Fraktionssprecher, sieht besonders<br />
in der Brauerei und neueren, exklusiven Eigenheimen<br />
eine Aufwertung des Quartiers, die sich langfristig<br />
auswirken wird.<br />
Ähnlich empfinden es auch die Engagierten der<br />
Osterfeuerberger Zukunftswerkstatt. Die hat sich<br />
aktiv an der Gestaltung der Brauerei beteiligt. Den<br />
Initiatoren liegt ihr Viertel am Herzen. Jupp Heseding<br />
von Bündnis 90/Die Grünen, einer der gut<br />
fünftausend Einwohner Osterfeuerbergs, setzt sich<br />
sich seit der Geburtsstunde der Zukunftswerkstatt<br />
2007 für seine kleine Insel ein. Er schätzt vor allem<br />
die Nachbarschaft: „Hier kann ich mein Haus auch<br />
in gemütlicher Kleidung verlassen. Und wenn ich<br />
nachts meinen Nachbarn im Morgenmantel treffe,<br />
dann stört das keinen.“<br />
Erfolgreich bringt die Zukunftswerkstatt Anträge<br />
vor den Stadteilbeirat: Nach ersten Versuchen<br />
von 2007 wird nun, fast zehn Jahre später, der<br />
Osterfeuerberger Ring zurückgebaut. Die Straße,<br />
die jetzt noch an eine Autobahn erinnert und den<br />
Stadtteil entzweit, wird auf eine Spur für jede Richtung<br />
verkleinert. Die nun breiter werdenden Ränder<br />
werden mit Bäumen geschmückt und begrünt.<br />
Darüber hinaus sei der größte Erfolg der Zukunftswerkstatt<br />
die Bürgerbeteiligung im Ortsteil: Bis zu<br />
150 Anwohnerinnen und Anwohner haben sich bereits<br />
auf nur einer Veranstaltung versammelt.<br />
Doch ein Teil dieser Nachbarschaft ist jetzt bedroht.<br />
Wie der Weser-Kurier berichtete, möchte<br />
Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen,<br />
Vonovia, die ehemals stadteigene Obdachlosenunterkunft<br />
in der Holsteiner Straße abreißen und an<br />
ihrer Stelle moderne Wohnungen bauen.<br />
Alte Sozialwohnungen<br />
sollen modernen<br />
Neubauten weichen<br />
Jupp Heseding sagt dazu: „Um das Wohl der<br />
Bewohner geht es denen ganz bestimmt nicht.“ Ursprünglich<br />
seien viele über das Sozialamt an ihre<br />
Wohnungen gekommen, hätten im Lauf der Zeit<br />
aber herkömmliche Mietverträge erhalten.<br />
Auch das Ortsamt West ist über die Pläne<br />
Vonovias nicht begeistert. Jörg Tapking befürchtet<br />
jedoch, dass das Wohnungsunternehmen auf derlei<br />
Skepsis keine Rücksicht nimmt. Wohin die Menschen<br />
können, wenn es so weit ist, weiß noch niemand.<br />
Vielleicht nimmt sich die Osterfeuerberger<br />
Zukunftswerkstatt dieser Sache an.<br />
Eine Insel ohne Berge, ohne Strand<br />
und ohne Meer,<br />
mit viel Tunnels, vielen Straßen und dem<br />
Eisenbahnverkehr ...<br />
Anna Tabeling ist Studentin der Journalistik<br />
an der Hochschule Bremen und kann sich gut<br />
vorstellen, in das Liebeslied einzustimmen.