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return Ausgabe 03-2016

Schwerpunktthema: Zukunft managen Gezielter Blick auf das Geschäft von morgen

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SCHWERPUNKT<br />

SCHWERPUNKT<br />

„Freiräume geben –<br />

Fehler akzeptieren“<br />

3M gilt als eines der innovativsten Unternehmen der Welt. Wie die Führung den Ideenreichtum<br />

fördert, erklärt Geschäftsführer Dr. Joerg Dederichs.<br />

Text: Thorsten Garber<br />

Dr. Joerg Dederichs verantwortet bei 3M für Deutschland, Österreich und die Schweiz seit 2015 die<br />

„Industrial Business Group“, größter Geschäftsbereich des Unternehmens mit Produktgruppen wie<br />

Industrie-Klebebänder und Klebstoffe, Schleif- und Poliersysteme oder Filtrationssysteme. Er begann<br />

seine Karriere vor fast 20 Jahren im US-Multitechnologiekonzern und gehört seit 2007 als Mitglied zur<br />

Geschäftsleitung. Er führte schon das „Health Care“-Geschäft und war auch Personalchef. Die Hochschule<br />

Niederrhein ernannte ihn 2015 zum Honorarprofessor am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften,<br />

wo er einen Lehrauftrag im MBA-Studiengang „Management“ wahrnimmt.<br />

Foto: Bernd Hegert<br />

Herr Dr. Dederichs, 3M war zwar europaweit mehrfach<br />

bestes Unternehmen in der Technologiefrüherkennung,<br />

aber waren echte Durchbruchsinnovationen dabei?<br />

Joerg Dederichs: Ja, häufiger. (lacht) Aber das sind selten<br />

spektakuläre Erfindungen für<br />

die Tagesschau. Wir haben den<br />

Markt für Schleifmittel mehrfach<br />

revolutioniert. Zum Teil<br />

ist dadurch die Produktivität<br />

unserer Kunden um 50 Prozent<br />

gestiegen. Unser Schleifkorn<br />

Cubitron II ähnelt einem Dreieck,<br />

dass beim Arbeitsprozess<br />

bricht und ein neues Dreieck<br />

entstehen lässt. Solche Entwicklungen<br />

sind extrem wichtig<br />

und nur mit eigenem Manufacturing<br />

so innovativ voranzutreiben.<br />

Wir leiten beim Schleifen<br />

demnächst die nächste Revolution ein.<br />

Wie hoch ist heute Ihre Quote verkaufter Neuprodukte<br />

am Umsatz, die jünger als drei Jahre sind?<br />

Jünger als fünf Jahre sind 35 bis 38 Prozent, wir wollen 40<br />

Prozent erreichen. Das ist nur ein Aspekt, um Innovationskraft<br />

zu bewerten. Die Zahl der Launches neuer Produkte<br />

erachte ich ebenfalls für wichtig. Für jedes Geschäftsfeld<br />

ist zudem eine gesunde Verteilung als „Health of Pipeline“<br />

überaus relevant, um über Diversität die Zukunft zu sichern.<br />

Nicht nur für das Dach des Olympiastadions in Kiew kamen mit<br />

robustem 3M-Werkstoff beschichtete Membranen zum Einsatz.<br />

Die FuE-Aufwendungen im vergangenen Jahr beziffert<br />

3M auf rund 1,8 Milliarden US-Dollar. Steht der Aufwand<br />

zum Ertrag in gutem Verhältnis?<br />

Ach, wissen Sie, es gibt immer mal Projekte, die nicht funktionieren.<br />

Auch wir müssen aufgeben, wenn wir nach fünf Jahren<br />

keine Lösung für ein Problem gefunden haben. Das können<br />

technologische oder marktbedingte Gründe sein. Es passiert,<br />

aber bei uns selten, weil 3M jeweils einen guten Prozess verfolgt.<br />

Mit fällt es zudem schwer, einen proportionalen Zusammenhang<br />

zu den 1,8 Milliarden Dollar herzustellen. Generell<br />

gibt es keine feste Korrelation zwischen FuE-Investition und<br />

Innovationserfolg. Auch bei den erfindungsreichsten Unternehmen<br />

der Welt nicht. Microsoft investiert unheimlich<br />

viel, aber nach meiner Beobachtung<br />

kommt dabei wenig heraus.<br />

Gleichwohl ist Microsoft erfolgreich,<br />

weil Produkte wie Windows<br />

eine hohe Durchdringung<br />

im Markt haben.<br />

Foto: 3M<br />

Von den jährlich mehr als 1.000<br />

Produkten, die 3M neu auf den<br />

Markt bringt, entwickeln sich<br />

wie viele zum Flop?<br />

Das kann ich nicht sagen, weil<br />

dazu auch erst ein Flop definiert<br />

werden müsste. Vom Markt<br />

nehmen wir ein Produkt so gut<br />

wie nie. Der Begriff greift wohl auch eher bei Fast Moving<br />

Consumer Goods (FMCG), also Verbrauchsgüter des täglichen<br />

Bedarfs. Ich schätze die Zahl unserer erfolgreichen<br />

Innovationen sicher auf mehr als 80 Prozent.<br />

Die ehemaligen Henkel-Manager Tina Müller und<br />

Hans-Willi Schroiff kritisieren in ihrem Buch „Warum<br />

Produkte floppen“ die hohe Ausfallquote bei sechs von<br />

zehn Neuheiten und zählen zu kurze Entwicklungszeiten<br />

zu den Todsünden. Sehen Sie Druck auch als Killer?<br />

Bei Henkel und bei Schnelldrehern mag der Wert passen,<br />

aber für 3M kann ich die Zahl nicht im Ansatz bestätigen.<br />

Wir würden eher Produkt-Launches verschieben, als mit einem<br />

neuen Produkt nicht zur richtigen Zeit auf den Markt<br />

zu kommen. Ihre Frage nach dem Zeitdruck kann ich also<br />

für uns nur verneinen.<br />

Forscher und Entwickler dürfen in Ihrem Unternehmen<br />

15 Prozent ihrer Arbeitszeit frei nutzen. Wie fällt die Erfolgsquote<br />

in Quantität und Qualität aus?<br />

40 <strong>03</strong>/16<br />

<strong>03</strong>/16<br />

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