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Rent a Cook. Einladungen ins eigene Heim boomen ... - Norbert Bader

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84 trend 5 | Mai 2009<br />

KARRiERE<br />

Unter der Haube<br />

<strong>Rent</strong> a <strong>Cook</strong>. <strong>Einladungen</strong> <strong>ins</strong> <strong>eigene</strong><br />

<strong>Heim</strong> <strong>boomen</strong>: in<br />

entspannter Atmosphäre<br />

ungestört reden, netzwerken<br />

und Geschäfte<br />

machen. Spitzenmenüs<br />

von Starköchen natürlich<br />

inklusive.<br />

Von Martina Forsthuber<br />

Fotos: Heidi Michel-Debor<br />

Die frühere Küchenchefin des Schwarzen Kameel,<br />

Martina Willmann, kocht gern für Teppichhändler Ali<br />

Rahimi. „Ich liebe es, privat einzuladen. Es ist so gemütlich,<br />

man kann offen über alles diskutieren, ohne dass<br />

jemand vom Nachbartisch zuhört. Wir haben oft Vorstände<br />

großer Unternehmen zu Gast, die brauchen keinen VIP-<br />

Auftritt in einem Top-Restaurant, die schätzen private<br />

Gastfreundschaft, wie wir sie im Orient so lieben“, führt<br />

Rahimi aus. „Schon mein Vater hat immer Gäste eingeladen<br />

und sie von Top-Köchen verwöhnen lassen. Ich hatte<br />

schon alle Spitzenköche hier, brauche aber kein zehngängiges<br />

Menü, Hauptsache, die Qualität stimmt. Wenn es ein<br />

iranisches Essen sein soll, dann kommt kein Haubenkoch,<br />

das macht meine Mutter am besten!“<br />

Es ist ein wunderbarer Abend. Die Stimmung unter den acht<br />

Gästen im gediegenen Speisezimmer der Villa ist entspannt<br />

und gemütlich. Hier lässt es sich ungezwungen<br />

plaudern. Der kanadische Hummer mit Erbsen-Minz-Creme ist der<br />

gelungene Auftakt zu einem fulminanten Menü, das in einer Schokoladenvariation<br />

mit Pfeffereis und Korianderröster ausklingt. Am<br />

Herd steht Joachim Gradwohl, hochdekorierter Chefkoch des Restaurants<br />

Meinl am Graben. Um Mitternacht wird er, geme<strong>ins</strong>am<br />

mit dem Servicepersonal, noch kurz den Applaus der Gäste entgegennehmen.<br />

Gastgeber sind der PR-Zampano Wolfgang Rosam<br />

und seine Frau Angelika, die Namen der Eingeladenen bleiben geheim<br />

– Networking funktioniert am besten im Verborgenen.<br />

„<strong>Rent</strong> a cook“ lautet die Devise, nach der Fe<strong>ins</strong>chmecker ihre<br />

(Geschäfts-)Freunde in den <strong>eigene</strong>n vier Wänden von einem Starkoch<br />

bewirten lassen. Gefeierte Herdvirtuosen sind mittlerweile<br />

für Private <strong>Cook</strong>ing zu mieten, denn das Geschäft mit der Haubenküche<br />

daheim boomt wie nie zuvor.<br />

Das hat auch damit zu tun, dass es zu Branchentratsch führen<br />

kann, seine Geschäftspartner mitten in der Krise in teure Top-Restaurants<br />

einzuladen – von wachsamen Beobachtern an den Nebentischen<br />

aufmerksam beäugt. Zudem können normale „Geschäftsesser“<br />

sicher sein, dass viele Ohren in der Nähe besonders<br />

gespitzt sind, um wenigstens Gesprächsfetzen aufzuschnappen.<br />

Eine entspannte Unterhaltung über Themen, die seichten Smalltalk-<br />

Level übersteigen, ist unter diesen Umständen kaum möglich. Spätestens<br />

wenn die Rechnung gebracht wird, gilt der Eingeladene >


in den Augen mancher Kiebitze als korrupt. So was kann den Genuss<br />

schon schmälern, auch wenn das Essen hervorragend war.<br />

Unbeschwerter lässt sich die hohe Kunst der Starköche unter<br />

Ausschluss der Öffentlichkeit genießen, zu Gast im Hause seines<br />

Geschäftspartners. Eine private Einladung wird immer<br />

als Zeichen hoher persönlicher Wertschätzung empfunden<br />

und als Beweis großen Vertrauens zum Gast, dem man sogar<br />

Einblick in die Privatsphäre gewährt. Manch ein Firmenchef<br />

kann sogar selbst den Kochlöf-<br />

fel schwingen: wie AUA-Chef Peter<br />

Malanik, der seinen Gästen sogar die<br />

fe<strong>ins</strong>ten Saucen selber zubereitet. Aber:<br />

Selbst am Herd zu stehen bedeutet weniger<br />

Zeit, sich den Gästen zu widmen.<br />

Daher lassen Österreichs Führungskräfte<br />

bei ihren Privateinladungen gerne<br />

heimische Küchenchefs ans Werk, deren<br />

Ruf die Herzen von Gourmets höherschlagen<br />

lässt.<br />

Und mittlerweile sind die Künste fast<br />

der gesamten Hautevolee unter den heimischen<br />

Haubenköchen zu mieten.<br />

Etwa Christian Domschitz, Küchenchef<br />

Private <strong>Cook</strong>ing<br />

Gefeierte Herdvirtuosen, deren Künste Sie auch<br />

für Ihre Privateinladungen buchen können.<br />

> Toni Mörwald, www.moerwald.at<br />

> Joachim Gradwohl, Tel.: 01/532 33 34-6000<br />

> Christian Domschitz, Tel.: 01/533 81 25<br />

> Martina Willmann, www.willmannkochen.at<br />

> Hans Bogner, Tel.: 02274/77 51<br />

> Wini Brugger, Tel.: 01/513 37 66-0<br />

> Johanna Maier, Tel.: 06453/82 04<br />

> Alain Weissgerber, Tel.: 02167/75 10<br />

> Harald Brunner, www.haraldbrunner.com<br />

> Florian Cmyral, Tel.: 01/533 13 22<br />

> Thomas Dorfer, Tel.: 02732/829 37<br />

> Max Stiegl, Tel.: 02683/560 86<br />

> Alois Mattersberger, www.mattersberger.com<br />

> <strong>Norbert</strong> <strong>Bader</strong>, www.privatecooking.at<br />

Berndt May, Chef von JP Morgan in Österreich, und<br />

seine Frau bitten gerne Hans Bogner, den Koch der<br />

italienischen Botschaft, für ihre Gäste zu kochen.<br />

Schon in seinem Lebenslauf steht unter Hobbys: Gastgeber.<br />

„Viele schätzen es sehr, privat eingeladen zu werden.<br />

Gott sei Dank teilt meine Frau diese Leidenschaft“, erzählt<br />

May. „Am liebsten haben wir Hans Bogner als Koch. Der ist<br />

kein international bekannter Star, aber er kocht großartig,<br />

auf Haubenniveau, und die Gäste sind begeistert.<br />

Um den <strong>eigene</strong>n Weinkeller genießen zu können, sind<br />

private <strong>Einladungen</strong> ideal. Und selbst wenn man mit den<br />

Gästen über die Branche spricht, kann man das ganz<br />

ungezwungen in den <strong>eigene</strong>n vier Wänden tun.“<br />

Angelika Rosam, Chefin der Agentur Media Rocks!, und<br />

Kommunikationsprofi Wolfgang Rosam mit Joachim<br />

Gradwohl, dem Küchenchef des Restaurants Meinl am<br />

Graben. Das Ehepaar Rosam ist bekannt für seine fulminanten<br />

<strong>Einladungen</strong>, bei denen schon alle Haubenköche<br />

des Landes für das Wohl der Gäste sorgten. Dazu besitzt<br />

der „Falstaff“-Herausgeber und bekannte Gourmet einen<br />

der wohlsortiertesten Weinkeller des Landes, aus dem er<br />

gerne die edelsten Tropfen kredenzt. Zu allen Annehmlichkeiten,<br />

die ein privates Haubenmenü bietet, kommt auch<br />

noch der Vorteil, das Antikorruptionsgesetz nicht zu verletzen.<br />

Rosams Motto: „<strong>Rent</strong> a cook macht‘s persönlich und<br />

ist unter hundert Euro auch noch antikorruptiv!“<br />

des Schwarzen Kameel, der seinen ersten Michelin-Stern im Restaurant<br />

Bauer in der Wiener Sonnenfelsgasse erkochte und fünf<br />

Jahre im Hotel Ambassador in den Diensten Toni Mörwalds werkte.<br />

„Domschitz habe ich besonders gern als Koch für meine Gäste“,<br />

schwärmt Teppichhändler und Dauer-Gastgeber Ali Rahimi. Oder<br />

dessen Vorgängerin im Schwarzen Kameel, Martina Willmann.<br />

Die hochdekorierte frühere Novelli-Küchenchefin, die ihr Handwerk<br />

bei Reinhard Gerer im Korso lernte, hat sich ganz dem Private<br />

<strong>Cook</strong>ing verschrieben. Sie kommt<br />

nicht nur in die noble Privatvilla, sondern<br />

kredenzt ihre essbaren Kunstwerke<br />

auf Wunsch auch in ihrem <strong>eigene</strong>n<br />

Kochstudio.<br />

Domschitz-Lehrer Toni Mörwald<br />

kocht ebenfalls gerne in Privathaushalten<br />

auf. Er kommt sogar mit eigens ausgestatteten<br />

Autos angereist und bringt<br />

im Bedarfsfall Gläser, Geschirr, ja –<br />

wenn es sein muss – sogar eine <strong>eigene</strong><br />

Küche mit. Mancher Koch-Virtuose<br />

widmet sich ganz dieser exquisitesten<br />

Variante von „Essen auf Rädern“. Alois<br />

Mattersberger geht im Fall des Falles ge-<br />

me<strong>ins</strong>am mit dem Gastgeber einkaufen und veranstaltet Kochkurse.<br />

<strong>Norbert</strong> <strong>Bader</strong>, Küchenchef im Hotel am Sachsengang, wo<br />

er schon eine Gault-Millau-Haube erkochte, hat beispielsweise<br />

eine <strong>eigene</strong> Private-<strong>Cook</strong>ing-Homepage, auf der er auch Menüvorschläge<br />

zwischen 85 und 110 Euro pro Person offeriert. Soll es<br />

asiatisch sein, kommt Wini Brugger vom Wiener indochine 21 <strong>ins</strong><br />

Haus. Und an Tagen, an denen ihr <strong>eigene</strong>s Lokal geschlossen hat,<br />

kocht sogar Sohyi Kim (Restaurant: Kim kocht) fremd.<br />

Nicht so leicht verfügbar sind die Dienste von Hans Bogner,<br />

schließlich ist er im Hauptberuf Koch der italienischen Botschaft,<br />

gilt aber als Geheimtipp unter den engagierten Gastgebern des<br />

Landes. Auch Meinl-Chefkoch Gradwohl steht „nur für eine Hand<br />

voll unserer Stammgäste privat zur Verfügung“. Den Boom von<br />

Private <strong>Cook</strong>ing kann er aber voll bestätigen und auch begründen:<br />

„Die meisten Gastgeber haben einen tollen Weinkeller, da lädt man<br />

eben gerne ein.“<br />

So unterschiedlich wie die Stilrichtungen und Angebote der<br />

Starköche sind auch ihre Preise. Mörwald oder Gradwohl verlangen<br />

beispielsweise einen fixen Stundensatz von 100 Euro plus<br />

Kosten für die Produkte. Aber auch wenn sie nicht billig ist: Eine<br />

Privateinladung gerät nicht so leicht in den Geruch von Korruption,<br />

sondern hinterlässt fast immer die Erinnerung an einen entspannten<br />

Abend mit köstlicher Bewirtung. l<br />

86 trend 5 | Mai 2009<br />

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