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Cruiser im Novemer 2016

30 Jahre Cruiser! Wir legen der aktuellen Ausgabe den Nachdruck der allerersten Ausgabe von 1986 bei. Ausserdem: Das grosse Interview mit Kathy Bates und...was macht eigentlich Rupert Everett?

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18<br />

KOLUMNE<br />

Mirko!<br />

Einmal ungestraft an Männern<br />

rumhängen<br />

Hochnebel ist für Mirko kein Wetterphänomen,<br />

sondern ein Spiegel der Zürcher Volksseele.<br />

VON Mirko<br />

J<br />

etzt jammern wieder alle über den<br />

Hochnebel. Alle waren in den Ferien<br />

diesen Sommer und alle erzählen<br />

tolle Geschichten. Aber äbe, jetzt jammern<br />

sie wieder über den Hochnebel. Ich war<br />

auch in den Ferien in Kroatien. Familie<br />

halt. Aber es kommt nicht so drauf an, wo<br />

ihr alle wart. Es tönt doch <strong>im</strong>mer ähnlich.<br />

Die Menschen da sind so toll und fröhlich<br />

und wissen zu leben. Jedes Jahr dasselbe.<br />

Und zuhause kommt wieder das Gejammer<br />

über den Hochnebel.<br />

E chli öppis mitnäh us de Ferie, statt<br />

jammere. Villicht kroatisch lerne für nöchscht<br />

Sommer? Na ja, ob dein Leben hier<br />

deswegen fröhlicher wird? Wahrschinli nöd.<br />

Obwohl, z Züri eme Kroat «Imate lijepo<br />

dupe» nachzurufen, würds Läbe sicher<br />

churzfristig spannender mache. LOL.<br />

Aber villicht ist’s i de Ferie so toll, weil<br />

die Leute dort ihr eigenes Ding tun und nöd<br />

eifach mached, was man muss. Mit dem<br />

Strom schw<strong>im</strong>men ist einfach, aber äbe nöd<br />

luschtig. Gemeinsam jammere über de<br />

Hochnebel isch ou nöd luschtig!<br />

Z Züri gits Partys direkt aus weissichwo:<br />

Tel Aviv, Madrid, Amsterdam. Da<br />

kommt alles aus Ibiza und die DJs hat man<br />

da am Strand de Hammer gfunde, aber <strong>im</strong><br />

Chilesaal vom Kreis 5 ist’s dann doch nicht<br />

so der Burner. Copypaste isch nöd luschtig.<br />

E chli wie Fondue ässe in Griechenland.<br />

CRUISER november <strong>2016</strong><br />

Wer’s gärn het, kei Problem, aber es lohnt<br />

sich nicht, dafür dahin zu reisen.<br />

A propos geschmolzener Käse am falschen<br />

Ort. Oktoberfest! Pink Monday!<br />

Originell, eine hätt es orange-karierts<br />

Hämd und de anderi isch so fräch und het<br />

es grüens Hämd! Meine Sch*****. Alles<br />

schön gliich wie alli andere. Wenig Dirndl.<br />

Wenig Holz vor der Hütten, aber wenigstens<br />

ab und zu schöne Waden – in<br />

Tchibo-Pseudoläderhösli. Es ist ja gut,<br />

wenn wir wenigstens zwüschedure dazugehören.<br />

Allei s<strong>im</strong>mer gnue. Schwule sowieso.<br />

Pink Monday ist big success. I don’t<br />

complain. Immerhin ist es der einzige<br />

Abend in Zürich, an dem jeder an einem<br />

anderen Mann rumhängen darf, ohne dass<br />

grad e Krise usbricht. Es sind ja nicht nur<br />

die Heteros, die sich schnell agmacht fühled.<br />

Schwule sind nicht besser. Lueg mol e<br />

Sekunde zlang und sie fangen an rumzubitchen.<br />

Eigentlich sind sie spitz wie Sau<br />

und eigentlich finden sie dich affenscharf,<br />

aber zugeben geht gar nicht. Nei. Lieber<br />

dumm amache. Schnell chunnt es abschätzigs<br />

«Wa willsch, du Jugo?», hindefüre oder<br />

weiss ich was. Megaverchrampft alles. Genau<br />

darum ist es in den Ferien so schön<br />

und zrugg in Züri äbe nöd.<br />

Am Pink Monday nach den <strong>im</strong> Eintritt<br />

inbegriffenen Massen Bier in schlecht sitzenden<br />

Fake-Läderhösli uf em Bank, dann<br />

ist der Hochnebel weg und man greift dem<br />

Nebenmann an den Arsch. «Imate lijepo<br />

dupe». Weil man das da halt so macht. Uniformiert<br />

betrinken. Aber wie gseit: ist das<br />

nicht es bitzli wie Fondue am Strand vo Mykonos?<br />

Macht kä Sinn irgendwie. Und was<br />

sagen diese Männer am Massenbesäufnis<br />

auf dem Bauschänzli sonst so zu Folklore,<br />

Trachten und so? Ganz schl<strong>im</strong>m, würdet sie<br />

säge. Aber die billigi Schuelbuebeuniform us<br />

Wildläder, made in Bangladesh, das ist nicht<br />

schl<strong>im</strong>m. Weil man das so macht.<br />

«Es sind ja nicht nur die<br />

Heteros, die sich schnell<br />

agmacht fühled.»<br />

Lueg doch mol, was in eurem Land<br />

abgeht. Was wäre schweizerisch für Oktoberfest<br />

oder Balkan Beats? Olma? Ja,<br />

warum gibt es keinen schwulen Tag an der<br />

Olma? Dicke Würste hat’s, Bier hat’s. Aber<br />

eine Uniform vom Tchibo gibt’s nicht. Da<br />

müsste man sich selber etwas einfallen<br />

lassen. Vielleicht rosa T-Shirts zu den rosa<br />

Säuli? Oder lieber über den Hochnebel<br />

jammern?

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