Wiehre Magazin, Ausgabe Unterwiehre (November 2016)
Der Bücherretter: Andreas Hoch betreibt mit seiner Kollegin Verena Link die Buchbinderei Bock
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<strong>November</strong> <strong>2016</strong><br />
DAS STADTTEILMAGAZIN DER ZEITUNG AM SAMSTAG<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>Unterwiehre</strong><br />
Thales Akademie<br />
Die Frage nach<br />
der Ethik in der<br />
Wirtschaft<br />
Anne Deutsch<br />
Pop-Art aus dem<br />
Schwarzwald<br />
Knalliges Graffiti-Haus<br />
Denkmalschutz<br />
aufgehoben – das<br />
Malen geht weiter<br />
Der Bücherretter<br />
Andreas Hoch betreibt mit seiner Kollegin<br />
Verena Link die Buchbinderei Bock
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Die ethische<br />
Frage<br />
Deutschland gehört zu den größten<br />
Waffenexporteuren der Welt. Allein im<br />
ersten Halbjahr <strong>2016</strong> hat die Bundesregierung<br />
Deals in Höhe von mehr als vier Milliarden<br />
Euro genehmigt. Auch die Peschmerga im<br />
Irak haben Waffen von uns bekommen. Es sind<br />
kurdische Kämpfer die im autonomen Nordirak<br />
leben. Sie wollen verhindern, dass sich der IS<br />
im Irak weiter ausbreitet. Jetzt rücken sie mit<br />
der irakischen Armee auf das vom IS besetzte<br />
Mossul vor – mit deutschen Waffen. Wenn uns<br />
die Antwort, ob das gut oder schlecht ist, schwer<br />
fällt, dann haben wir hier eine schwierige ethische Fragestellung. Es ist ein philosophisches<br />
Problem, aber ein ganz lebensnahes.<br />
Auch die Thales-Akademie in der <strong>Wiehre</strong> setzt sich mit ethischen Fragen auseinander.<br />
Unternehmer und Menschen in verantwortlichen Positionen suchen hier für sich nach<br />
Erkenntnissen, um einen moralischen Konflikt in den Griff zu bekommen und eine eigene<br />
Haltung zu entwickeln. Lina Berthold von der Thales-Akademie, die wir hier vorstellen,<br />
bringt es auf den Punkt: „Letztlich geht es um die Fragen: Wie wollen wir leben? Welche<br />
Strukturen wollen wir haben?“<br />
Die unternehmerische Entwicklung lässt manches ethische Dilemma erst entstehen.<br />
Ganz anders bei Andreas Hoch und Verena Link, die zusammen die Buchbinderei Bock<br />
übernommen haben und hier – in ihrem einstigen Ausbildungsbetrieb! – Seite an Seite<br />
seit über 30 Jahren umgeben von alten Handwerksmaschinen arbeiten. Sie wirken in sich<br />
ruhend und zufrieden und strahlen das aus, was sich doch die meisten Menschen für sich<br />
wünschen: Das Gefühl, mehr braucht es nicht. Wir widmen ihnen ein Porträt.<br />
Eine anregende Lektüre wünscht<br />
Barbara Breitsprecher<br />
Chefredakteurin<br />
Ausstellung<br />
täglich geöffnet!<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 5
UNTERWIEHRE-MAGAZIN<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Haus des Engagements:<br />
Eine neu gegründete Genossenschaft<br />
will das Bürgeramt kaufen<br />
Seite 10<br />
Fußverkehrs-Check:<br />
In der <strong>Wiehre</strong> wurden von Bürgern und<br />
Bürgerinnen die Fußwege geprüft.<br />
Seite11<br />
Schul-Jubiläum:<br />
Das Rotteck-Gymnnasium ist 175 Jahre<br />
alt geworden<br />
Seite 16<br />
Bauprojekt:<br />
An der Merzhauser Straße entsteht ein<br />
neues Haus mit 18 Appartements<br />
Seite 18<br />
Straßennamen:<br />
In der <strong>Unterwiehre</strong> soll eine Straße<br />
künftig anders heißen<br />
Seite 19<br />
Streitschrift:<br />
Daniel Fuhrhop schreibt wie<br />
„Willkommensdörfer“ Städte entlasten<br />
Seite 21<br />
Rezept:<br />
Pastinaken-Apfel-Suppe<br />
Seite 24<br />
Einen Baum pflanzen:<br />
Die Lessing-Realschule erinnert an die<br />
ermordeten jüdischen Kinder<br />
Seite 25<br />
Kinderseiten:<br />
Bücher, die Lust auf Lesen machen<br />
Seite 26<br />
Weg:<br />
Die neue Reiseseite. Diesmal:<br />
The Shard, London<br />
Seite 34<br />
Tipps:<br />
Veranstaltungen & Termine<br />
Seite 40<br />
Abdruck:<br />
Markus Maria Webers Buch<br />
„Ein Coffee to go in Togo“<br />
Seite 42<br />
Raus geht‘s: In unserer<br />
neuen Rubrik<br />
wollen wir Ausflugsziele<br />
zeigen und die<br />
Lust auf Natur wecken.<br />
Diese Männer<br />
vom Schwarzwaldverein<br />
haben schon<br />
neue Beschilderungen<br />
für neue Wege<br />
vorbereitet.<br />
32<br />
©Foto: Jonglieren in Freiburg e.V.<br />
22<br />
Haus des Anstoßes: Die Behörde hat den Denkmalschutz aufgehoben,<br />
darf das Haus in der Kirchstraße weiter bemalt werden.<br />
©Foto: Frederik Buch<br />
13<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
29<br />
7<br />
Wirtschaft und Ethik: An der noch jungen<br />
Thales-Akademie in der <strong>Wiehre</strong><br />
werden philosophische Fragen gestellt.<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Liebe zu alten Büchern: Andreas Hoch hat mit<br />
seiner Kollegin Verena Link die alteingesessene<br />
Buchbinderei Bock übernommen.<br />
Anne Deutsch macht was sie will: Die<br />
Künstlerin hat Planet Schwarzwald erfunden<br />
und malt freche Bollenhut-Mädels.<br />
IMPRESSUM<br />
Stadtteilmagazin<br />
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Fax 07665-93 458-286<br />
Geschäftsführer:<br />
Christopher Kunz,<br />
Rüdiger van der Vliet<br />
6 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
Chefredakteurin:<br />
Barbara Breitsprecher (visdp)<br />
Tel. 0174-16 37 446<br />
e-mail: redaktion@zas-freiburg.de<br />
Titelfoto: Barbara Breitsprecher<br />
Verkaufsleitung:<br />
Michael Metzger, Tel. 07665-93 458-21<br />
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THALES-AKADEMIE<br />
PHILOSOPHIE<br />
UND ETHIK<br />
IN DER<br />
WIRTSCHAFT<br />
Weiterbildung ist ein zunehmend<br />
wichtiges Thema. Eine ganz besondere berufsbegleitende<br />
Weiterbildung bietet die noch recht<br />
junge Thales Akademie im Liefmann-Haus in der<br />
Bayernstraße 3 an.<br />
Hier werden Menschen, die in verantwortungsvollen,<br />
leitenden Positionen arbeiten in Fragen der Wirtschaftsethik<br />
geschult. Hier finden sie aber auch hochkarätige<br />
Ansprech- und Diskussionspartner, wenn<br />
es um ethische Problemstellungen geht, die in einem<br />
beruflichen Umfeld auftauchen.<br />
©Foto: Thales Akademie<br />
Gegründet wurde die gemeinnützige Thales-Akademie 2013<br />
von Frank Obergfell, der selbst in der <strong>Wiehre</strong> lebt. Er studierte<br />
Philosophie und Literaturwissenschaft in Freiburg und promovierte<br />
über Kant. Erst dann nahm er ein betriebswirtschaftliches<br />
Zusatzstudium auf und übernahm in vierter Generation das<br />
Familienunternehmen Kundo, das sich im Schwarzwald auf Uhren-<br />
und Messtechnologie spezialisiert hat. Geschäftsführer der<br />
Thales-Aklademie, die in enger Koopperation mit der Universität<br />
Freiburg zusammen arbeitet, ist Philippe Merz, der Philosophie<br />
und Germanistik in Freiburg, Basel und Wien studiert und seine<br />
Dissertation über „Werteerfahrung und Wahrheit“ geschrieben<br />
hat. Er hat zudem einen Lehrauftrag an der Uni <br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 7
THALES-AKADEMIE<br />
Freiburg. Beide leiten an der Thales-Akademie neben diversen<br />
anderen Dozenten Seminare, die wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
für den beruflichen Alltag nutzbar machen wollen. Die Akademie<br />
sieht sich damit als Schnittstelle zwischen Uni und Beruf. Zudem<br />
wird hier der Austausch unter Verantwortungsträgern gefördert.<br />
Denn gerade wenn es um ethische Fragen oder ein ethisches<br />
Dilemma geht, fehlen meist Raum und Ansprechpartner, die<br />
einen inhaltlichen Input und eine ethische Orientierungshilfe<br />
geben könnten. „Wir hatten Teilnehmer die NGO-Leiter waren,<br />
Priester, Verantwortliche aus der Automobilbranche, aber auch<br />
einen Professor für Produktentwicklung und eine Stationsleiterin<br />
einer Klinik“, erläutert Lina Berthold, die in Freiburg Philosophie<br />
studiert hat und seit Februar <strong>2016</strong> für die Thales-Akademie arbeitet.<br />
Hier organisiert sie Veranstaltungen und kümmert sich um<br />
die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Thales-Akademie, die nach dem antiken griechischen Philosophen,<br />
Mathematiker und Astronomen Thales von Milet (etwa<br />
624 v.u.Z. bis etwa 547 v.u.Z.) benannt ist, bietet eine über zehn<br />
Das Team, das den Ablauf in der Thales-Akademie organisiert:<br />
Akademie-Gründer Frank Obergfell, Lina Berthold, zuständig für<br />
die Öffentlichkeitsarbeit, und Akademie-Leiter Philippe Merz (v.l.)<br />
©Foto:Thales-Akademie<br />
Die 27-jährige<br />
Lina Berthold hat in<br />
Freiburg Philosophie<br />
studiert und arbeitet<br />
seit Anfang diesen<br />
Jahres bei der<br />
Thales-Akademie<br />
Monate dauernde berufsbegleitende Weiterbildung an, die mit<br />
einem von der Universität anerkannten Zertifikat abgeschließt.<br />
Dabei treffen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einmal<br />
pro Monat für zwei Tage zu Präsenz-Seminaren und erarbeiten<br />
sich den Stoff ansonsten von Zuhause aus. Aber auch Einzelseminare<br />
und Inhouse-Schulungen bei Firmen werden angeboten.<br />
Lina Berthold erläutert einige Beispiele zu bohrenden Fragen<br />
der Wirtschaftsethik – und erst dabei offenbart sich die ganze<br />
Tragweite, die ganze Dimension, die es mit diesem Thema auf<br />
sich hat.<br />
Beim autonomen, selbstfahrenden Auto beispielsweise, sollen<br />
der von Sensoren und Kameras gestützte Computer das Autofahren<br />
sicherer machen. Schon heute können sich einige Fahrzeuge<br />
in speziell definierten Situationen und über kurze Zeitspannen<br />
selbst steuern. Die Softwareentwickler müssen sich dabei aber<br />
durchaus mit ethischen Fragen auseinandersetzen. So muss beim<br />
Programmieren der Software von ihnen entschieden werden,<br />
wie sich das Auto verhalten soll, wenn ein Unfall nicht mehr verhindert<br />
werden kann: Soll es in die Gruppe mit älteren Passanten<br />
hinein fahren oder in die mit jüngeren? Eine scheinbar absurde,<br />
überzogene Fragestellung. Aber die Software muss eben für<br />
alle Eventualitäten programmiert werden, die Antworten dafür<br />
müssen Menschen liefern. In den USA, weiß Lina Berthold, wird<br />
eine solche Programmierungsfrage aus einer unterschiedlichen<br />
ethischen Tradition heraus anders lauten: Wäre ein Schwarzer<br />
oder eine Ärztin bei einem solchen Unfall als Opfer vorzuziehen?<br />
Auch der VW-Skandal bietet Anlass für wirtschaftsethische Fragen.<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
8 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
THALES-AKADEMIE<br />
©Foto: Thales-Akademie<br />
Einmal im Monat treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Thales-Akademie zu Seminaren im Liefmann-Haus, das der Universität gehört.<br />
Wie sollte man einen solchen Betrug sanktionieren? Wer trägt<br />
dafür die Verantwortung?<br />
Aber es geht bei diesen Seminaren auch um ganz praktische<br />
Unternehmungsführung, darum, was es heißt, gut miteinander<br />
umzugehen und miteinander zu arbeiten und ein Unternehmen<br />
mit Leben zu füllen. Frank Obergfell hat da sehr idealistische<br />
Vorstellungen, weiß Lina Berthold. Aber er hat durch sein Familienunternehmen<br />
auch erfahren, dass diese möglich sind, dass es<br />
tatsächlich auch anders geht: Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
Vertrauen schenken, ihnen viel zutrauen und ihnen sehr große<br />
Freiräume einräumen – all dies hat er erfolgreich in seiner Firma<br />
umgesetzt. „Das Unternehmertum hat sich verändert“, ergänzt<br />
Lina Bertold. „Maschinen führen die Arbeit aus, während die<br />
Menschen denken und kreativ sein müssen. Und dafür braucht<br />
es Freiheit.“<br />
Auch Philippe Merz hat ganz praktische Erfahrungen in dieser<br />
Richtung gesammelt: Der 35-Jährige ist Gründer der Freigeist-Akademie<br />
für Geisteswissenschaften, ein Bildungsprojekt<br />
für Oberstufenschüler und Schulabsolventen. Gemeinsam verbringen<br />
diese mit Philosophen ein paar Wochen in Rom, wo sie<br />
eine andere Art zu Lernen vermittelt bekommen und ihre Freude<br />
„Und auch in der Thales Akademie wird dieser andere Umgang<br />
gepflegt“, lacht Lina Berthold. „Jeder macht hier mal Kaffee<br />
oder holt Brötchen. Hier wirken Menschen, die nicht nur reden,<br />
sondern ihre Überzeugung leben und täglich praktizieren.“<br />
Ihren Zugang zur Thales-Akademie hat sie gefunden, weil sie<br />
sich für die theoretischen Grundlagen der Ethik interessiert und<br />
dafür wie sich diese in der Praxis umsetzen lassen. „Ethik bringt<br />
einem bei, wie man sich im besten Fall verhalten sollte“, ist sie<br />
überzeugt. Und das gilt eben auch fürs Berufsleben, siehe Steuerhinterziehung,<br />
Umgang mit Konkurrenten etc.<br />
Aber es gibt auch ethische Fragen bei der Konsumentenverantwortung,<br />
ein Thema, das Lina Berthold immer wieder beschäftigt.<br />
Man will regionale Produkte kaufen und Bio soll es auch<br />
sein und man braucht daheim Zucker. Und dann steht man vor<br />
den Fair Trade-Produkten aus Bolivien. Damit hilft man Menschen<br />
und den benötigten Zucker hat man damit auch. Aber mit<br />
dem CO2-Haushalt sieht es dabei schlecht aus. Eine Antwort auf<br />
dieses Dilemma findet man auch in der Thales-Akademie nicht.<br />
Aber allein durch die Erkenntnis der Problemstellung und den<br />
verschiedenen Ansichten, wird man in einer Meinung gefestigt.<br />
„Letztlich geht es ja darum, wie wir leben wollen, welche Strukturen<br />
am eigenständigen Denken gefördert wird. wir haben wollen.“<br />
Barbara Breitsprecher<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 9
GENOSSENSCHAFT<br />
Schwabentorring 2, 79098 Freiburg<br />
im Treffpunkt Freiburg<br />
Genossenschaft i. Gr. ‚Haus des Engagements‘<br />
wie Eine Welt Forum, Treffpunkt Freiburg, Gemeinwohl Ökonomie,<br />
zahlreichen ehrenamtlichen Vereinen, Gruppen und Initiativen,<br />
Die Genossenschaft i. Gr. ‚Haus des Engagements‘ besteht aus<br />
Titel<br />
Basler Straße<br />
Für eine lebendige Kultur des Engagements<br />
Haus des Engagements<br />
Eine neu gegründete<br />
Genossenschaft möchte das Haus<br />
Basler Straße 2, gegenüber der<br />
Johanniskirche kaufen. Das<br />
Gebäude gehört der<br />
Stadt Freiburg.<br />
Eine neu gegründete Genossenschaft möchte das Haus<br />
in der Basler Straße 2 kaufen, in dem momentan noch<br />
das Bürgerbüro und eine Post-Filiale untergebracht<br />
sind. Die Behörde wird im April ins neue Rathaus im Stühlinger<br />
umziehen, die Stadtverwaltung möchte das Gebäude gegenüber<br />
der Johanniskirche verkaufen. Die Genossenschaft<br />
möchte hier ein Haus für Bürger errichten, ein Zentrum für<br />
bürgerschaftliches Engagement.<br />
Nach den Vorstellungen der Genossenschaft soll auf den über 4000<br />
Quadratmetern Nutzfläche und auf den sechs Stockwerken Platz<br />
zum Arbeiten, Planen, Austauschen, Fortbilden und Feiern sein.<br />
Das Gebäude wurde von der Stadtverwaltung<br />
für ein Mindestgebot von fünf Millionen Euro<br />
zum Verkauf ausgeschrieben. „Das ist nicht<br />
nur eine Menge Geld, es bleibt auch sehr<br />
wenig Zeit. Dennoch bietet sich damit eine<br />
nahezu historische Chance, das Bürgeramt als<br />
ein Haus für Bürger zu erhalten“, erklären die<br />
Genossenschaftssprecher Wolfgang Hees und<br />
Gitta Walchner.<br />
Ins Leben hat die Initiative „Haus des Engagements“<br />
der Treffpunkt Freiburg, der 60<br />
Mitgliedsorganisationen umfasst. Mit dem<br />
erfahrenen Projektentwickler Willi Sutter wurde ein Nutzungskonzept<br />
sowie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erarbeitet, eine<br />
Bank hat außerdem Finanzierungsunterstützung zugesagt. Einige<br />
Flächen sollen zudem an sozialökologische Start-Up-Unternehmen,<br />
deren Ziel das Gemeinwohl ist, vermietet werden, erklärt Johannes<br />
Wilhelmi aus dem Vorstand der Genossenschaft.<br />
Die Genossenschaft mit dem Titel „AG Haus des Engagements“, hat<br />
ein Kaufangebot abgegeben, das etwas höher liegt als die geforderten<br />
fünf Millionen Euro. Dennoch ist sich Johannes Wilhelmi sicher,<br />
dass es andere Bieter gibt, deren Angebot deutlich höher liegt. Die<br />
Bietefrist ist nun abgelaufen und Johannes Wilhelmi hofft, „dass<br />
10 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
Über 4000 Quadratmeter<br />
Nutzfläche auf<br />
sechs Stockwerken<br />
könnte viel Raum für<br />
ehrenamtliches<br />
Engagement bieten.<br />
unsere Argumente stärker sind als die höheren Gebote anderer“.<br />
In anderen Städten gibt es bereits ähnliche Projekte. So hat<br />
Aachen sein „Welthaus“, Dresden seine „Projektschmiede“<br />
und Lübeck sein „Haus der Kulturen“. Auch in einem Freiburger<br />
„Haus des Engagements“ soll nach den Vorstellungen der<br />
Genossenschaftsmitglieder Engagierten „die ganze Bandbreite<br />
an notwendiger Unterstützung gegeben werden“: Räume und<br />
Fortbildungsmöglichkieten, Öffentlichkeitsarbeit sowie die<br />
Möglichkeit zur Vernetzung. Und weiter heißt es: „In unserem<br />
Haus sollen vielfältige Gruppen und Vereine bürgerschaftlichen<br />
Engagements einen Ort haben. Ob Umwelt oder Soziales,<br />
Eine Welt-Arbeit oder Bürgerverein, Migrantenorganisationen<br />
oder Suchhundestaffel, ob Kulturverein,<br />
Repaircafé oder Selbsthilfegruppe – alle<br />
Engagementbereiche sind uns willkommen.<br />
Aus der Vielfalt und der räumlichen Nähe<br />
kann Neues entstehen; wir schaffen Gelegenheit<br />
für Synergien, die die Kreativität und<br />
Zusammenarbeit anregen“.<br />
Auch der Bürgerverein Mittel- und Oberwiehre<br />
unterstützt das Projekt und würde<br />
– so die Genossenschaft das Haus erwerben<br />
kann – selbst dort unterkommen wollen.<br />
Schließlich soll ein solches „Haus des Engagements“<br />
auch ein Stadtteiltreff sein.<br />
Die Genossenschaftsmitglieder sehen ehrenamtliches bürgerschaftliches<br />
Engagement als eine unverzichtbare tragende<br />
Säule der Gesellschaft. Und dieses gelte es zu fördern und zu<br />
unterstützen, um dadurch ein noch größeres Engagementpotenzial<br />
zu schaffen. Stattdessen jedoch mangelt es vielen Vereinen,<br />
Initiativen und Ehrenamtlichen an Räumen in Freiburg.<br />
„Ein geräumiger, zentraler Ort als Heimat für das bürgerschaftliche<br />
Engagement, der Raum kostengünstig oder kostenlos zur<br />
Verfügung stellt, kann besondere Wirkungen entfalten“, so die<br />
Vision der Genossenschaftssprecher.<br />
bb
PASSANTEN<br />
Mehr<br />
Fußgänger<br />
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Zu Fuß durch die Fahrradstadt Freiburg:<br />
„Fußverkehrs- Check“ im Stadtteil <strong>Wiehre</strong>. Am<br />
30. <strong>November</strong> findet ein Abschluss-Workshop statt.<br />
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Die Fußgängerfreundlichkeit des Stadtteils <strong>Wiehre</strong><br />
wird geprüft. Die <strong>Wiehre</strong> ist Teil eines Projekts, das<br />
in acht baden-württembergischen Kommunen das<br />
Zufußgehen wieder als eigenständige Form der Mobilität bei<br />
Politik und Verwaltung ins Bewusstsein rücken und fördern<br />
soll. „Wir wollen mit diesem Projekt herausfinden, wie wir<br />
das Zufußgehen in einem typischen gründerzeitlich geprägten<br />
und innenstadtnahen Stadtteil wie der <strong>Wiehre</strong> attraktiver<br />
gestalten und fördern können,“ erklärt Baubürgermeister<br />
Martin Haag.<br />
Bei diesem „Fußverkehrs-Check“ bewerten Bürgerinnen und<br />
Bürger, Politik und Verwaltung die Situation der Fußgängerinnen<br />
und Fußgänger vor Ort. Die zwei Begehungen des Stadtteils<br />
sollten Schwächen ermitteln und mögliche Lösungsansätze<br />
aufzeigen. Bei den Begehungen in der <strong>Wiehre</strong> haben zwischen<br />
zehn und 20 Personen teilgenommen. Es gab Anregungen,<br />
etwa, dass es immer wieder Probleme mit Radfahrern gibt, die<br />
auf Gehwegen fahren würden, dass Gehwege zu schmal seien,<br />
oder dass Bereiche für Geh- und Sehbehinderte nicht optimal<br />
gestaltet seien. Darüber hinaus gab es Anregungen zu konkreten<br />
Verkehrssituationen, wie zum Beispiel der teilweise schwierige<br />
Zugang der Stadtbahnhaltestelle „Brauerei Ganter“, die unübersichtlichen<br />
Fußgängerquerungen an der Kreuzung am Alten<br />
<strong>Wiehre</strong>bahnhof (besonders an Markttagen), oder die Gesamtsituation<br />
für Zu-Fuß-Gehende am Gerwigplatz. Ein öffentlicher<br />
Abschluss-Workshop findet am 30. <strong>November</strong> statt. Dort werden<br />
die Erkenntnisse aus den Begehungen zu einem zusammenfassenden<br />
Abschlussbericht erstellt.<br />
Zu den acht für <strong>2016</strong> ausgewählten Kommunen, die einen<br />
solchen Fußverkehrs-Check machen, gehören neben Freiburg<br />
auch Bad Säckingen, Heilbronn, Herrenberg, Karlsbad, Lahr,<br />
Ludwigsburg und Rangendingen. Auf eigene Kosten beteiligt<br />
sich zusätzlich Singen. Die Checks sollen dazu beitragen, den<br />
Fußverkehr stärker in das Bewusstsein von Politik, Verwaltung<br />
und Bürgerschaft zu rücken und eine neue Geh-Kultur im Land<br />
zu entwickeln. Die Maßnahme wird vom Ministerium für Verkehr<br />
finanziert. Die Landesregierung hat sich vorgenommen, bis<br />
2030 den Anteil des Fußverkehrs auf allen Wegen auf landesweit<br />
30 Prozent zu erhöhen. Die Auswahl der Kommunen nahm eine<br />
Fachjury aus Vertreterinnen und Vertretern des Städtetags, der<br />
Universität Stuttgart, des Fachverbands FUSS e. V., der Nahverkehrsgesellschaft<br />
Baden-Württemberg sowie des Ministeriums<br />
für Verkehr vor.<br />
bb<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 11
UNTERNEHMENS-PORTRAIT<br />
Schwerelos<br />
behandeln bei Kniearthrose<br />
Schwerelostraining, Vibrationsmassagen<br />
und weitere physiotherapeutische Verfahren<br />
wirken schmerzhaften Muskelverhärtungen<br />
und Muskelschwund gezielt entgegen – und<br />
sichern so bei Knie-Arthrose Schmerzfreiheit<br />
und Beweglichkeit.<br />
Schmerzen bei Kniearthrose sind einer der häufigsten<br />
Gründe für Behandlungen beim Krankengymnasten.<br />
Sehr oft beginnt das Leiden mit<br />
den sogenannten „Anlaufschmerzen“: „Am Morgen<br />
nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen sind<br />
die ersten Schritte mit dem steifen Knie oft qualvoll“,<br />
erklärt die Inhaberin der Gelenkreha Gundelfingen,<br />
Physiotherapeutin Martina Wetzel. „Meistens treten<br />
die Schmerzen in der Gelenkspalte des Kniegelenks<br />
oder rund um das Kniegelenk auf“, erläutert die erfahrene<br />
Physiotherapeutin. Hat sich das Knie „warm<br />
gelaufen“, so verschwinden die Beschwerden wieder.<br />
Mit fortschreitender Arthrose steigt der Leidensdruck: Immer<br />
öfter werden Treppensteigen, Bergabgehen sowie das<br />
Aufrichten aus der Hocke sowie andere starke Belastungen<br />
im Kniegelenk zur Tortur. Dabei sind die Beschwerden im<br />
Kniegelenk vielfach nur das kleinere Übel. Die Schmerzen<br />
in der Muskulatur oberhalb des Kniegelenks sind häufig<br />
noch viel schmerzhafter als die Arthrose selbst. Sie werden<br />
ausgelöst durch Muskelverkrampfung als Reaktion auf die<br />
Arthrose und Bewegungsmangel. „Der Muskelschwund sowie<br />
die Verkürzung und zunehmende Verhärtung des Gewebes<br />
führen zu krampfartigen Schmerzen im Oberschenkel“,<br />
bringt Martina Wetzel die Problematik auf den Punkt. Diese<br />
„Begleiterscheinungen“ erfordern vom Physiotherapeuten<br />
eine umfassende Behandlung: „Nur wenn auch die verhärtete<br />
und daher schmerzhafte Muskulatur in die Therapie der Kniearthrose<br />
mit einbezogen wird, kann ein optimales Ergebnis<br />
erzielt werden“, betont die erfahrene Physiotherapeutin.<br />
In der physiotherapeutischen Reha der Gelenk-Klinik Gundelfingen<br />
setzt man deshalb bei Patienten mit Knie-Arthrose<br />
zunächst auf eine systematische und langfristig erhöhte<br />
Vitalität des Muskelgewebes: Biomechanische Muskelstimulation<br />
- eine Art Vibrationsmassage - und Wärmetherapie<br />
verbessern den Stoffwechsel der häufig verhärteten und verkürzten<br />
Oberschenkelmuskulatur. „Diese Maßnahmen bilden<br />
die Grundlage für eine weitere auf Kräftigung und Verbesserung<br />
der auf Beweglichkeit abzielenden Krankengymnastik“,<br />
betont die Leiterin der Gelenkreha Gundelfingen. „Denn ohne<br />
vorausgehende Revitalisierung des Gewebes ist eine Kräftigungstherapie<br />
nicht sinnvoll.”<br />
Erst im nächsten Schritt empfiehlt Martina Wetzel eine aktivierende<br />
Bewegungstherapie. „Sehr wichtig sind normale,<br />
vollständige Bewegungsabläufe ohne Ausweichmöglichkeiten<br />
oder Schonhinken“. Optimale Unterstützung und neuartigen<br />
Auftrieb bietet dabei ein Antigravitations-Laufband.<br />
Dieses erlaubt das Joggen nahezu ohne Schwerkraft - das<br />
heißt: mit einer Entlastung von bis zu 80 Prozent des eigenen<br />
Körpergewichts. Ermöglicht wird das durch eine Kammer auf<br />
dem Laufband, in der Luftdruck das Körpergewicht aufhebt.<br />
Patienten mit Kniearthrose fühlen sich dadurch beim Laufen<br />
entlastet, ähnlich wie beim Aquajogging.<br />
Martina Wetzel<br />
n Martina Wetzel<br />
Inhaberin<br />
Gelenkreha<br />
Gundelfingen<br />
Alte Bundesstrasse 58,<br />
79194 Gundelfingen<br />
Tel: 0761 55 77 58 66<br />
info@gelenkreha.de<br />
www.gelenkreha.de<br />
Promotion<br />
12 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
PORTRAIT<br />
Anne Deutsch<br />
ICH WILL<br />
KUNST MACHEN,<br />
DIE MIR SPASS<br />
MACHT<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Anne Deutsch hat ihren eigenen Planeten<br />
gefunden: Schwarzwaldkunst,<br />
die alles andere als heimattümelnd<br />
ist. Frech, erotisch und selbstbewusst<br />
präsentieren sich ihre bunten Ladies<br />
unterm Bollenhut.<br />
Ein unscheinbares Haus in der Skagerrakstraße ist es,<br />
hinter dessen Türen sich ein buntes Universum auftut,<br />
das zur intensiven Betrachtung verlockt. Planet<br />
Schwarzwald, das Label der in London geborenen<br />
Künstlerin Anne Deutsch, bietet Schwarzwaldkunst<br />
vom Feinsten: frisch, frech, fröhlich, bunt – und ganz<br />
und gar nicht tümelnd.<br />
„Schwarzwald, hochwertig, verrückt, mit ausgefallenen, besonderen<br />
Motiven“ – das ist die Kurzbeschreibung, die Anne Deutsch für<br />
all das gibt, was sich da an Wänden und Decken und auf Böden,<br />
Regalen und einer Staffelei tummelt: Ein pinkrotes Bambi vor leuchtend-grünem<br />
Hintergrund in Popart-Manier hängt gleichberechtigt<br />
neben einer ausdrucksvollen Acrylmalerei in pastellig-kühler Farbigkeit,<br />
auf der eine Figur entschlossenen Ausdrucks zwei Hirsche<br />
zu bändigen scheint. Überall streunen junge Dirndlträgerinnen mit<br />
rotem Lippenstift, ebensolchem Bollenhut und großem Gestal-<br />
<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 13
PORTRAIT<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Schwarzwaldmädle sind bei<br />
Anne Deutsch modern, erotisch,<br />
farbenfroh, aufmüpfig<br />
und frech.<br />
guten Komposition und<br />
einem guten Gefühl zum<br />
Bild: einfach so, dass mir<br />
die Kunst gut von der Hand<br />
läuft.“<br />
Frisch, alterslos und neu kommt Anne<br />
Deutschs Kunst daher – und wer die<br />
so leicht hingeworfenen Figuren näher<br />
betrachtet, kann das solide Fundament<br />
erkennen, auf dem sie stehen. „Ich bin<br />
nicht die schnelle Zeichnerin, die das Motiv<br />
hinwirft wie nichts, sondern ich arbeite<br />
lange aus, eigentlich bis zur Perfektion.<br />
Und wenn es mir nicht gefällt, kommt<br />
auch alles noch mal weg. Das, was dann<br />
übrigbleibt, ist für mich perfekt. Und erst,<br />
wenn es perfekt ist, darf es bleiben – und<br />
dann gebe ich es weiter.“<br />
All das gilt für Malerei – Motive in Acryl,<br />
auf Leinwand gemalt – ebenso wie für das,<br />
was Anne Deutsch in ihrer Lieblingstechnik<br />
Leinwand-Print entstehen lässt. Auch<br />
hier geht sie mit größter Sorgfalt vor. „Ich<br />
baue mir Bilder so, wie ein Architekt ein<br />
Haus baut“, erzählt die Künstlerin, die die<br />
Komposition ihrer Motive in stundenlanger<br />
Feinstarbeit am Computer entstehen lässt.<br />
„Ausgangspunkt ist ein neues Dokument:<br />
jedes Mal ein leeres Blatt. Und dann wird<br />
jedes Pixel einzeln aufgetragen...so sitze<br />
ich an einem Digitalbild schon mal 100<br />
Stunden. Jedes einzelne Pünktchen muss<br />
stimmen, hinterher im Druck würde man<br />
Die meiste Zeit verbringt Anne<br />
Deutsch am Computer, wo sie ihre<br />
Fotografien verfremdet und akribisch<br />
bearbeitet, bis die Kunstwerke<br />
entstehen, die sie haben möchte.<br />
tungswillen durch Situationen und Szenarien,<br />
die von einem unerschöpflich kreativen<br />
Geist zeugen. Wer Anne Deutsch und<br />
ihre Figuren kennenlernt, taucht ein in ein<br />
bislang ungesehenes Paralleluniversum,<br />
in dem sich Stile und Farben vermischen,<br />
Epochen und Techniken, Realität und<br />
Phantasie.<br />
Weiß und grau ist der Rahmen, den die<br />
Künstlerin sich für ihre Herzensangelegenheit<br />
ausgesucht hat: der Kunst ist die<br />
in London geborene Endfünfzigerin seit<br />
Kindesbeinen mit Leib und Seele verfallen.<br />
Die Nicht-Farben, in denen sich Atelier und<br />
Showroom der schmalen Frau mit den le-<br />
14 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
bendigen Gesten präsentieren, lassen Platz<br />
für die Wucht der Kolorierung, die ihre<br />
Werke ausmachen. „Aus Amerika habe ich<br />
das mitgebracht, das Fröhliche“, sagt Anne<br />
Deutsch, die zunächst eine Ausbildung als<br />
Porzellanmalerin im Schloss Ludwigsburg<br />
inklusive einer 15-jährigen Gesellenzeit<br />
absolvierte, bevor sie in die USA reiste und<br />
sich für eineinhalb Jahre in Los Angeles niederließ.<br />
„Dort hatte ich Begegnungen mit<br />
der Popkunst, mit amerikanischer Kunst,<br />
die ganz andere Anschauungsweisen als<br />
die europäische Kunst hat. Sie ist fröhlich<br />
und frei – man kann nach Lust und Laune<br />
mischen, was kommt“.<br />
Von diesen Gedanken hat Anne Deutsch<br />
sich inspirieren lassen und mischt nun mit<br />
unvergleichlichem Geschick und spezieller<br />
Technik Fotografie, Malerei und Digitalkunst.<br />
„Nachdem ich diese ganz anderen<br />
Anschauungen und Freiheiten kennengelernt<br />
hatte, habe ich mir geschworen,<br />
immer nur Kunst zu machen, die mir Spaß<br />
macht. Keine Angst vor Farben, mit einer<br />
Ausstellung<br />
Atelier und Showroom:<br />
Anne Deutsch, Planet Schwarzwald<br />
Skagerrakstraße 9, 79100 Freiburg;<br />
auf Voranmeldung geöffnet:<br />
Tel. 0174 2014913<br />
www.planet-schwarzwald.de<br />
Ausstellung:<br />
Anne Deutsch im SWR-Studio Freiburg:<br />
bis 15. <strong>November</strong>: Schwarzwaldmädel –<br />
Glamourgirl! Kartäuserstraße 45,<br />
79102 Freiburg,<br />
Montag bis Donnerstag 8-17 Uhr,<br />
Freitag 8-16 Uhr, Tel. 0761/3808-0<br />
www.swr-freiburg.de<br />
Anne Deutsch im Böttchehof:<br />
Bauernschenke Böttchehof<br />
Basler Straße 76a, 79227 Schallstadt-Wolfenweiler,<br />
samstags 8-15 Uhr<br />
sowie nach Absprache, Tel. 07664/7377<br />
www.boettchehof.de
PORTRAIT<br />
ÖkoweinKeller<br />
„Souvenir“ heißt dieses<br />
Bild von Anne Deutsch,<br />
das mit klassischen<br />
Schwarzwald-Symbolen<br />
spielt.<br />
Konradstr. 17 ∙ Freiburg-<strong>Unterwiehre</strong><br />
Tel.: 0761/706313, Eingang Vorderhaus bei Bistro<br />
jede Unsauberkeit sehen.“ Sobald das Motiv fertig ist, wird es gedruckt<br />
und aufgezogen. Und anschließend koloriert: „60 Prozent<br />
sind Komposition und Malerei am Computer, der Rest kommt<br />
anschließend auf der Leinwand hinzu: beim einen Bild koloriere<br />
ich das Gesicht, beim anderen den Hintergrund. Jedes Bild wird<br />
anders.“<br />
Wer sich mit Anne Deutsch unterhält, merkt schnell, dass da jemand<br />
vor einem steht, der höchste Ansprüche an sich selbst und das eigene<br />
Werk hat. „Gut zu sein, reicht mir nicht. Die Beste zu sein: das<br />
muss sein. Wobei Perfektion für mich einfach ein Gefühl ist. Und<br />
das Gefühl sagt mir irgendwann: Jetzt ist es recht.“<br />
Bei aller Perfektion weiß die Künstlerin, die neben der Arbeit am<br />
Bild auch Kompositionen im größeren Kontext vornimmt – so hat<br />
sie schon Hotelzimmer, Arbeitsbereiche und Theaterstücke ausgestattet<br />
– den Segen von Unterbrechungen durchaus zu schätzen:<br />
„Manchmal ist man ein bisschen zuviel befasst mit seinen Sachen...<br />
Dann braucht man jemanden von außen, der hinschaut und sofort<br />
sieht: ‚Das ist jetzt aber mal zu groß/zu klein’, oder der sagt: ‚Das<br />
fände ich anders aber besser’. So bekomme ich immer wieder einen<br />
neuen Denkanstoß und sage: ‚Ah, stimmt. Das habe ich so noch gar<br />
nicht gesehen.’“ Den Blick freizubekommen, ist wichtig, „weil ich<br />
eigentlich pausenlos, rund um die Uhr, Samstag und Sonntag, mit<br />
der Kunst befasst bin.“ Regelmäßige Unterbrechungen liefert Anne<br />
Deutsch auch Candy, ihr Hund, der die Künstlerin ins Atelier und<br />
auf spontane Ausflüge in ihre Wunschheimat, den Schwarzwald,<br />
begleitet.<br />
A propos Schwarzwald – in den nächsten Tagen wird das SWR-Studio<br />
zu einer kleinen Satellitenstation von planet schwarzwald: Bis<br />
zum 15. <strong>November</strong> zeigt Anne Deutsch im Funkhaus einige ihrer<br />
Werke bei der Ausstellung „Schwarzwaldmädel – Glamourgirl!“ Wer<br />
Lust auf mehr hat, kann sich im Böttchehof in Schallstadt genauer<br />
umschauen. Böttchehof-Wirt Frank Küchlin ist von den Werken der<br />
Pixelqueen aus der <strong>Wiehre</strong> so überzeugt, dass er ihre Arbeiten in<br />
einer Einzel-Dauerausstellung in seinen Räumlichkeiten ausstellt:<br />
„Für mich sind die Werke von Anne Deutsch eine sehr gut zugängliche<br />
Kunst. Ich habe selbst viel Spaß an den Bildern – die Verbindung<br />
von Tradition und Moderne finde ich sehr ansprechend“.<br />
Und für all diejenigen, die zur Expedition ins Herz von planet<br />
schwarzwald aufbrechen wollen: Nur zu! Atelier und Showroom in<br />
der Skagerrakstraße 9 stehen allen offen, die den neuartigen Blick<br />
auf die Heimat schätzen.<br />
Annette Christine Hoch<br />
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WECHSELVOLLE GESCHICHTE<br />
EINER FREIBURGER SCHULE<br />
Das Rotteck-Gymnasium ist 175 Jahre alt geworden. Im Juni 1841 wurde die „höhere Bürgerschule“ gegründet.<br />
Das alte Renaissance-Gebäude wurde zugunsten der Uni-Bibliothek 1972 abgerissen.<br />
Das erste Freiburger Rotteck-Gymnasium – das damals<br />
noch gar nicht so hieß – war zunächst in der<br />
früheren „Theaterkaserne“ beim heutigen Augustinermuseum<br />
untergebracht. 1842 zogen die Schüler dann ins<br />
„Predigertor“, in ein Gebäude am heutigen Fahnenbergplatz<br />
und schließlich ins Schwarze Kloster um. Erst 1874 bekam<br />
die Schule ein eigenes Schulhaus, gegenüber der damaligen<br />
Synagoge, dort wo heute die Uni-Bibliothek steht.<br />
Erst 1920 wird die Schule auch offiziell zur Rotteck-Schule. Namensgeber<br />
ist Karl von Rotteck (1775 bis 1840), der Freiburger<br />
Staatsrechtler, Historiker und Liberale, der in der Rathausgasse<br />
33 wohnte und auf dem Alten Friedhof in Herdern begraben ist,<br />
hatte stets eine Bürgerschule gefordert, war er doch ein überzeugter<br />
Verfechter der Aufklärung.<br />
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Schule 1948 zum<br />
Gymnasium. Als sich die Universität für das Grundstück, auf dem<br />
das Gymnasium steht, für eine neue Bibliothek interessiert, zeigt<br />
sich die Stadtverwaltung rasch bereit zum Verkauf. Das historische<br />
Renaissance-Gebäude wird abgerissen, die Uni-Bibliothek<br />
wird 1972 gebaut und ein neues Schulhaus in Beton entsteht in<br />
der <strong>Wiehre</strong> in der Lessingstraße. Und erst dort, in den 1970ern,<br />
öffnet sich die einstige Jungenschule auch für Mädchen.<br />
Im Jahr 2008 wurde die Schule grundlegend saniert. Seitdem ist<br />
Winterzeit ist Malerzeit<br />
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16 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
SCHULE<br />
So mach‘ ich Urlaub.<br />
sie offener und heller. Knapp 1000 Schülerinnen und Schüler<br />
besuchen inzwischen das Rotteck-Gymnasium, das ein naturwissenschaftliches<br />
und bilinguales Profil. Das Ganztags-Gymnasium<br />
war eines der ersten G8-Gymnasien.<br />
Ein Highlight der Schule ist die Reihe „Nachgefragt“, in der<br />
zwei wechselnde Schülerinnen und Schüler jeweils einen prominenten<br />
Menschen interviewen und dazu die Öffentlichkeit<br />
einladen. Der nächste Gast wird am 7. <strong>November</strong> um 19.30 Uhr<br />
im Rotteck-Gymnasium Norbert Blüm sein, der von Jule Hügele<br />
und Luis Martins befragt wird. Wie immer ist der Eintritt frei.<br />
Darauf folgt zum nächsten Termin Dieter Baumann (am 23. <strong>November</strong>),<br />
weitere Gäste bei „Nachgefragt“ werden Claudia Roth,<br />
Peter Sloterdijk und Wolfgang Thierse sein. Erfunden haben das<br />
Format vor zwölf Jahren die beiden Rotteck-Lehrer Martin Walter<br />
und Rainer Kügele. Unterstützt werden sie inzwischen von ihrem<br />
Kollegen Jan Rüggeberg. In der Gesprächs-Reihe geht es vor<br />
allem um das Persönliche, die private Seite der Berühmtheiten.<br />
Höchste Ansprüche echter Könner<br />
Das Team im DER Schwarzwald Reisebüro in der Günterstalstraße 45 sprüht<br />
vor guter Laune und Leidenschaft für den Beruf. „Wir lieben, was wir tun“,<br />
lautet hier das einstimmige, fröhliche Bekenntnis. Ganz begeistert sind die<br />
Reiseexperten von den neuen Familien-Studienreisen mit Studiosus. Denn<br />
bei dem spannenden Programm des erfahrenen Reiseanbieters kommen<br />
ganz gezielt Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, die mit ihren Eltern oder<br />
Großeltern zusammen auf Reisen gehen wollen, auf ihre Kosten.<br />
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können und immer ein offenes Ohr für die Fragen und Wünsche der<br />
Kinder haben<br />
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Gelato und spannende Geschichten von<br />
den „Alten Römern“ und den Päpsten im<br />
wunderbaren Straßen- und Gassengewirr.<br />
Offener und heller ist das Schulhaus des Rotteck-Gymnasiums in der<br />
<strong>Wiehre</strong> seit einer grundlegenden Sanierung 2008 geworden.<br />
Eine andere „stille“ Berühmtheit der Schule ist Freddy Mayer.<br />
Der jüdische Schüler des Rotteck-Gymnasiums überlebte die<br />
Nazizeit, weil seine Eltern rechtzeitig mit ihm in die USA flohen.<br />
Dort wurde er Soldat, ließ sich zum Geheimagenten ausbilden<br />
und wurde in allen erdenklichen Methoden des Guerillakrieges<br />
geschult. So kehrte er zurück nach Deutschland, um hier im<br />
Untergrund die Nazis zu bekämpfen. Er wurde zum Vorbild von<br />
Quentin Tarantinos Film „Inglourious Basterds“. Am Ende des<br />
Krieges konnte er Dank seiner Überzeugungskraft die Stadt Innsbruck<br />
vor der Zerstörung retten, in dem er den dortigen Gauleiter<br />
der Nazis überredete, zu kapitulieren und den anrückenden<br />
Amerikanern mit einer weißen Flagge entgegen zu fahren. Freddy<br />
Mayer, nach dem ein Saal des Rotteck-Gymnasiums benannt<br />
ist, starb im April diesen Jahres in den USA.<br />
Barbara Breitsprecher<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 17
BAUPROJEKT<br />
Merzhauser Straße<br />
©Fotos: Allgeier Wohnbau<br />
WOHNEN MIT BLICK<br />
AUF DEN SCHÖNBERG<br />
UND GROSSEN SÜDBALKONEN<br />
Ein neues Wohnhaus mit 18 Appartements und Blick<br />
auf den Schönberg entsteht zwischen <strong>Wiehre</strong> und<br />
Vauban an der Merzhauser Straße 157. Das Bauprojekt<br />
der Firma Allgeier Wohnbau bietet ausdrücklich<br />
auch Wohnungen, die WG-geeignet sind.<br />
Ein neues Haus mit 18 Wohneinheiten entsteht an<br />
der Merzhauser Straße 157. Das moderne Wohnhaus,<br />
das von der Firma Allgeier Wohnbau realisiert<br />
wird, bietet eine Südausrichtung mit Blick auf den<br />
Schönberg. Die Baugrube ist bereits ausgehoben, der<br />
eigentliche Baubeginn wird noch in diesem Jahr sein.<br />
Der Werdegang und die Entwicklung des Projekts war nicht<br />
ganz einfach. Allgeier Wohnbau hatte das Grundstück in der<br />
Merzhauser Straße 157 bereits 2014 erworben. Die Bemühungen,<br />
auch das Nachbargrundstück Merzhauser Straße 155<br />
zu kaufen, waren schließlich erfolgreich, was den Planungsspielraum<br />
für die Wohnbaugesellschaft nochmals erweiterte.<br />
Mit Unterstützung des Freiburger Architekturbüros Barton<br />
wurde ein Gebäude entworfen, das einen modernen Akzent<br />
in der <strong>Unterwiehre</strong> setzt und sich gleichzeitig gut in die vorhandene<br />
Umgebungsbebauung einfügt. Große Südbalkone<br />
bieten einen Blick ins Grün des Schönbergs.<br />
Der Rohbau wird nun beginnen, mit der endgültigen Fertigstellung<br />
rechnet Allgeier Wohnbau im Frühjahr 2018.<br />
Das Projekt Merzhauser Straße 157 umfasst insgesamt 18<br />
Wohneinheiten mit Tiefgarage. Erstellt werden sowohl<br />
Ein-Zimmer-Appartements sowie Zwei-, Drei- und Vier-Wohnungen.<br />
Die Wohnflächen betragen zwischen 26 und 105<br />
Quadratmetern. Der Großteil der Wohnungen ist so geplant,<br />
dass eine WG-Nutzung möglich ist. Das energetisch hochwertige<br />
Haus wird einen Aufzug erhalten, der sämtliche<br />
Geschosse erschließt.<br />
Das Haus (links; mit einer Drohne fotografiert), das früher hier stand wurde abgerissen, stattdessen wird ein neues Wohnhaus mit 18 Appartements<br />
entstehen (rechts).<br />
Fotos: Allgeier Wohnbau<br />
18 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
STRASSENNAMEN<br />
Neuer<br />
Name<br />
für eine<br />
Straße<br />
Nach vier Jahren liegt der bericht der Kommission<br />
vor, die 1300 Freiburger Straßennamen überprüft<br />
hat, ob sie aus heutiger Sicht noch tragbar erscheinen.<br />
Auch für Straßennamen in der <strong>Unterwiehre</strong><br />
wird eine Umbenennung empfohlen.<br />
Einladung zur Infoveranstaltung<br />
Schöner Lächeln in nur 6 Monaten!<br />
Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie als Erwachsener<br />
Zahnfehlstellungen schnell und unauffällig beheben<br />
können - für ein schöneres Lächeln ein Leben lang.<br />
Datum: Donnerstag, 10. <strong>November</strong> <strong>2016</strong><br />
Uhrzeit: Beginn 18:00 Uhr<br />
Ort: Zahnarztpraxis GRUND+ZÄHNE<br />
Wir bitten um eine rechtzeitige Anmeldung telefonisch<br />
oder per Email an info@grund-zaehne.de.<br />
Zentrale Kriterien der Prüfung waren unter anderem<br />
die Förderung des Nationalsozialismus, Antisemitismus,<br />
Rassismus sowie Frauenfeindlichkeit und Militarismus.<br />
Folgende Straßennamen in der <strong>Unterwiehre</strong> sollen<br />
auf Empfehlung der Kommission geändert werden:<br />
Ihr<br />
Florian F. Grund<br />
Zahnarzt aus Leidenschaft<br />
Gallwitzstraße: Max von Gallwitz (1852-1937)<br />
Der hoch dekorierte deutsche Heerführer machte sich vor allem<br />
mit dem verlustreichen deutschen Angriff auf Verdun und der<br />
Schlacht an der Somme einen Namen. Er befürwortete noch am<br />
28. Oktober 1918 bei einer Anhörung in Berlin eine Fortsetzung<br />
des aussichtslosen Krieges. Als einflussreicher Militär war er<br />
maßgeblich am Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung<br />
beteiligt.<br />
Die Kommission empfiehlt eine Umbennenung der Straße in<br />
GRUND<br />
GRUND<br />
DENT TECH<br />
Erich Maria Remarque-Straße. Der Verfasser (1898-1970) des<br />
realistischen Kriegsromans „Im Westen nichts Neues„ (1929),<br />
musste 1933 ZAHNMEDIZIN ins Exil fliehen.<br />
DENT<br />
DENTALLABOR<br />
TECH<br />
Alle anderen Straßennamen im sogenannten „Heldenviertel“<br />
ZAHNMEDIZIN<br />
DENTALLABOR<br />
hatte die Kommission nicht zu beanstanden.<br />
ORTHO<br />
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GRUND<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 19
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eine beeindruckende Parkettaus stel lung. Viele<br />
Parkettflächen kann man hier großformatig am Boden<br />
liegen sehen und sich hier inspirieren und von den<br />
Profis fachkundig beraten lassen.<br />
„Es gibt so unglaublich schöne Stoffe“, schwärmt Gerlinde<br />
Mayer. Täglich hat sie mit Vorhang- und Polstersstoffen,<br />
mit Teppichen und Kissen zu tun und ist immer wieder<br />
über die geschmackvolle Farbenflut und hohe Qualität der<br />
Waren, die neu auf den Markt kommen, begeistert. „Viele<br />
Menschen sind stoffmüde“, weiß sie, doch gerade die<br />
offenen Räume mit den großen Fenstern in Neubauten<br />
verlangen nach Stoff. Viele Bewohner leiden unter Schallproblemen,<br />
die sich erst beheben lassen, wenn Vorhänge<br />
und Teppiche ins neue Heim kommen. „Sonst hallt es. Von<br />
solchen Problemen höre ich oft“, bestätigt die Expertin<br />
auf dem Gebiet der Raumgestaltung, die zusammen mit<br />
ihrem Mann, dem Parkett- und Raumausstatter-Meister<br />
Meinrad Mayer in Gutach-Bleibach Deco-Point Mayer<br />
führt. Vorhänge dienen also nicht nur dem guten Aussehen,<br />
sondern erfüllen eine wichtige Funktion.<br />
Eine moderne Aussage für den eigenen Wohnraum<br />
beginnt bereits bei der Vorhangstange, die so individuell<br />
ausgewählt werden kann wie der Stoff selbst. Ob<br />
verspielt oder technisch wirkend – Gardinenstangen<br />
werden selbst schon zu Einrichtungsgegenständen.<br />
„Derzeit ist der geradlinige, puristische Stil sehr gefragt“,<br />
so Gerlinde Mayer, „sachlich und reduziert“.<br />
Gleichzeitig bieten sich Teppiche oder Accessoires<br />
wie Kissen und Decken als bunte Hingucker an.<br />
„Da gibt es vom Design her superschöne Sachen“,<br />
begeistert sich Gerlinde Mayer. Und die neuen Materialien<br />
beispielsweise der Teppiche, die individuell<br />
maßgenau angefertigt werden, verfügen über<br />
eine unvergleichliche Haptik.<br />
bb<br />
n DECO-POINT Mayer Raumausstattung,<br />
Am Stollen 10, Gutach/Bleibach, Tel. 07685 / 91 05 80;<br />
Mo. – Fr. 9.30 - 18.30 Uhr, Sa. 9.30 - 16 Uhr, So. 14 - 17 Uhr (o. Beratung)<br />
www.deco-point-mayer.de<br />
Experten für Innenausstattung: Meinrad und<br />
Gerlinde Mayer wissen, wie man ein Zuhause<br />
geschmackvoll mit Qualität gestaltet.<br />
20 | Freiburg Herdern Stadtteilmagazin
Der Schwarzwald kann cool werden<br />
Willkommensdörfer<br />
entlasten Freiburg<br />
Wie kleine Städte und Dörfer im Umland als „Willkommensdörfer“<br />
Freiburg entlasten können.<br />
Daniel Fuhrhop ©Foto: privat<br />
So viele junge Leute ziehen in vermeintlich<br />
coole Großstädte wie Freiburg,<br />
dass dort der Druck auf die letzten freien<br />
Flächen steigt: Wiesen werden zugebaut,<br />
Wälder bedroht und Kleingärten zerstört.<br />
Doch nur wenige Kilometer entfernt finden<br />
wir das Gegenteil – aus kleinen Städten und<br />
Dörfern im Schwarzwald ziehen so viele<br />
Menschen weg, dass nur die Alten bleiben,<br />
während die Supermärkte zumachen, die<br />
Kneipen schließen und die Bäcker aufgeben.<br />
Aber dieser Niedergang ist nicht<br />
gottgegeben. Wir können schrumpfende<br />
Orte wiederbeleben und aus ihnen coole<br />
Städte machen und lebendige Willkommensdörfer.<br />
Dafür bringen<br />
wir fünf Gruppen<br />
gleichzeitig in die<br />
kleinen Städte,<br />
mithilfe von Werkzeugen,<br />
die bereits<br />
anderswo erprobt<br />
wurden. Erstens<br />
kommen Existenzgründer,<br />
ermuntert<br />
durch einen Zuschuss.<br />
Wohnungen<br />
finden sie hier zu<br />
Preisen, für die sie in Freiburg gerade mal eine<br />
Abstellkammer bekämen. Und auch Büros<br />
oder Ladenlokale kosten in schrumpfenden<br />
Orten wenig.<br />
Als zweites werden Flüchtlinge aufgenommen,<br />
und zwar mehr, als nach der Einwohnerzahl<br />
vorgesehen sind, denn derzeit spielt es bei der<br />
Verteilung keine Rolle, wo Platz frei ist. In die<br />
leeren Wohnungen unseres Ortes aber lassen<br />
wir Flüchtlinge ziehen, die obendrein dabei<br />
helfen, die Häuser zu sanieren. Das Vorbild<br />
dafür bietet Altena in Westfalen, das die Hälfte<br />
seiner Einwohner verloren hat, nun aber mehr<br />
als geplant Flüchtlinge aufnahm und sie bei<br />
der Sanierung mitmachen lässt; angeleitet von<br />
erfahrenen Handwerkern. Außerdem sorgen<br />
sich wie in Altena ehrenamtliche „Kümmerer“<br />
um je einen Flüchtling oder eine Familie. Diese<br />
Kümmerer sind meist ältere Einwohner, von<br />
denen andere die Existenzgründer beraten.<br />
Die Häuser der Älteren bauen wir um: Für<br />
Wohnprojekte, für gemeinschaftliche Büros,<br />
und barrierearm für die alten Bewohner.<br />
Neben Flüchtlingen und Firmengründern<br />
kommen drei weitere Gruppen: Touristen<br />
lockt der Charme der Schwarzwald-Städte;<br />
sie übernachten in „verstreuten Hotels“, zu<br />
denen man nach italienischem Vorbild mehrere<br />
leerstehende Häuser zusammenfasst. Ein<br />
Haus wird zur Rezeption umgebaut, und dort<br />
eröffnet ein Willkommensrestaurant, in dem<br />
wiederum Flüchtlinge mitarbeiten und Syrer<br />
Falafel zubereiten. „Probewohner“ dürfen eine<br />
Woche kostenlos im Willkommensdorf wohnen,<br />
wie es etwa in Görlitz gemacht wurde,<br />
denn oft schrecken nur Vorurteile von diesen<br />
Orten ab, während mancher nach einigen Tagen<br />
erlebt, dass es dort lebenswert ist. Als fünfte<br />
Gruppe ziehen schließlich hundert Kreative<br />
auf einmal für ein Jahr in den Ort, dank eines<br />
Hundert-Stipendien-Programms für Künstler<br />
und Theaterleute, Maler und Musiker.<br />
Die Kreativen arbeiten mit den Existenzgründern<br />
und den Flüchtlingen zusammen, mit<br />
Jung und Alt, und aus dieser Vielfalt heraus<br />
belebt sich der Ort und wird zum Willkommensdorf,<br />
das weitere Menschen anlockt, die<br />
das coole Schwarzwald-Städtchen erleben<br />
möchten.<br />
<br />
Von Daniel Fuhrhop<br />
Der Autor ist Betriebswirt und leitete 15 Jahre<br />
lang einen Architekturverlag. Diesen verkaufte<br />
er 2013 und wendet sich seither gegen Neubau<br />
mit dem Buch „Verbietet das Bauen!“ (2015)<br />
und einem gleichnamigen Blog.<br />
<strong>2016</strong> erschien „Willkommensstadt. Wo Flüchtlinge<br />
wohnen und Städte lebendig werden“<br />
(Oekom Verlag).<br />
21 | Freiburg Herdern Stadtteilmagazin<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 21
DENKMALSCHUTZ<br />
Kunstwerk oder Verschandelung?<br />
Haus des Anstoßes<br />
Am 17. Oktober diskutierten im<br />
Haus der Jugend Experten und<br />
Publikum über die umstrittene<br />
Fassadengestaltung des Hauses an der<br />
Ecke Kirchstrasse/Konradstrasse.<br />
Zunächst erläuterte der Maler Tom Brane<br />
die Intention seines Werks: Die Besitzerin<br />
des Hauses habe ihn gebeten, das<br />
Gebäude, das sie vor zwei Jahren geerbt<br />
habe, nach einer Sanierung zu bemalen.<br />
Dabei hätten sie besprochen, wie es<br />
aussehen soll. Wichtig war beiden, das<br />
Umfeld einzubeziehen, also die Kindertageseinrichtungen<br />
und das Altenheim.<br />
Zunächst untersagte das Denkmalamt<br />
die weitere Bemalung, da das Haus unter<br />
Denkmalschutz steht. Doch die hitzige<br />
Debatte unter Anwohnern, Denkmalschützern<br />
und liberalen Kunstfreunden<br />
ebbte nicht ab.<br />
22 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
Schließlich entschied sich das Denkmalamt<br />
zu einer Begehung des Gebäudes<br />
– und siehe da: Weil das Haus im<br />
Innern sehr stark verändert worden war<br />
im Laufe der Jahrzehnte, beschloss die<br />
Behörde den Denkmalschutz aufzuheben.<br />
Die Bemalung kann also nun ohne<br />
Einschränkung fortgeführt werden. Tom<br />
Brane erklärte, er freue sich nun auf die<br />
Fertigstellung seiner Arbeit.<br />
Das Baurechtsamt gab anlässlich der<br />
Podiumsdiskussion folgende Erklärung<br />
ab:: „Die Fassadengestaltung von Tom<br />
Brane ist ein Kunstwerk, das von unterschiedlichen<br />
Betrachtern verschieden<br />
empfunden und bewertet wird. Wie er<br />
selbst ausführt, soll Kunst polarisieren<br />
und zur Diskussion anregen. Daneben<br />
wirkt es auf den öffentlichen Raum.<br />
Deshalb werden in den nächsten Tagen<br />
folgende Fragen die öffentliche und politische<br />
Diskussion bestimmen, aber auch<br />
fachlich beschäftigen: Was passiert mit<br />
dem Stadtbild eines historischen Ensembles?<br />
– und – Wie viel Kunst verträgt der<br />
öffentliche Raum?“<br />
Prof. Dr. Angeli Janhsen, Professorin für<br />
Kunstgeschichte, gab zu bedenken, dass<br />
sich das Gebäude durch die Bemalung in<br />
den Vordergrund spiele und optisch über<br />
sein Umfeld bestimmen würde. Generell<br />
sei es eine Frage, wem man die optische<br />
Gestaltung der Stadt überlasse.<br />
Für Dirk Görtler, Dozent an der Hochschule<br />
für Kunst, Design und Populäre<br />
Musik in Freiburg, handelt es sich bei<br />
der Bemalung des Hauses eindeutig um<br />
Kunst. Seit jeher seien Gebäude nicht<br />
nur einfarbig gestrichen, sondern auch<br />
bemalt worden, und heute sehe so eine<br />
Bemalung eben anders aus als in Luzern<br />
vor 200 Jahren. Die <strong>Wiehre</strong> vertrage eine
Die Bemalung des Hauses in<br />
der Kirchstraße 17 löst viele<br />
Diskussionen aus.<br />
widerständige Kunstform sei, eine Form<br />
des Protestes und der Rebellion. Nun<br />
werde diese Kunstform gewissermaßen<br />
umgedreht und von den Wohlhabenden<br />
für sich genutzt. Für das bestehende Haus<br />
sei es dies aber zu tolerieren.<br />
Im Publikum waren auf der einen Seite<br />
Anwohner, die bereits durch Transparente<br />
und eine Unterschriftenliste gefordert<br />
hatten, dass die Bemalung erhalten bleiben<br />
sollte. Andere stellten den Kunstwert<br />
der Bemalung grundsätzlich in Frage,<br />
da es sich bei der Bemalung maximal<br />
um kitschige Dekoration handele. Die<br />
Diskussion wurde mit großer Schärfe im<br />
Ton geführt.<br />
Der „Umgang mit öffentlichem Raum<br />
und Plätzen“ ist in Freiburg ein durchaus<br />
kontroverses und spannungsgeladenes<br />
Thema. Dabei spielt vermutlich auch<br />
einer Rolle, dass es gerade hier aufgrund<br />
der enormen Nachfrage nach Wohnraum<br />
einen großen Verdichtungsdruck gibt. Es<br />
scheinen eben gerade diese Flächen für<br />
Kunst im öffentlichen Raum zu fehlen,<br />
ebenso wie Flächen für andere Aktivitäten<br />
im öffentlichen Raum in Freiburg fehlen.<br />
Sebastian Müller<br />
©Fotos: Felix Groteloh<br />
Das Denkmalschutzamt hat den Status des Kulturdenkmals für das Haus Kirchstraße 17 aufgehoben. Es sei zu stark<br />
im Inneren verändert. Damit gilt das Verbot der Behörde nicht mehr und das Haus kann bunt bemalt werden.<br />
solche Gestaltung. Wenn man sich als Öffentlichkeit<br />
daran satt sehe, dann sei dies<br />
ja keine irreversible Bausünde – wie ein<br />
unpassendes Gebäude – sondern wieder<br />
leicht zu entfernen.<br />
Auch Hermann Hein von der ARGE Freiburger<br />
Stadtbild konnte keine „stadtbildschädigende<br />
Wirkung“ der Bemalung erkennen.<br />
Justus Kampp vom Bürgerverein<br />
wollte sich bei der Podiumsdiskussion zu<br />
Geschmacksfragen nicht äußern, gab jedoch<br />
aus seiner beruflichen Perspektive<br />
als Anwalt einiges zu bedenken: Wenn<br />
eine Gestaltung ohne eine Botschaft<br />
durchaus akzeptabel sei, was passiere<br />
dann, wenn jemand eine noch legale<br />
aber grenzwertige Botschaft auf sein<br />
Haus male?<br />
Timothy Simms, Stadtrat der Grünen-Fraktion<br />
und von Beruf Soziologe,<br />
merkte an, dass Graffiti Historisch eine<br />
Immer wieder halten Passanten<br />
an, um die das auffallend<br />
bemalte alte Haus zu fotografieren<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 23
SCHMECKEN<br />
Aus dem Markgräflerland<br />
Pastinaken-Apfel-Suppe<br />
Sonnenverwöhnte Streuobstwiesen und Weinberge, bunte Bauerngärten und alte Gaststätten: Die<br />
Markgräflerin Elisabeth Zumkehr zeigt Rezepte aus ihrer Heimat – allesamt vegetarische Köstlichkeiten.<br />
©Foto: Elisabeth Zumkehr<br />
Einem Genuss-Streifzug durch Dörfer, Bauerngärten<br />
und Streuobstwiesen des Markgräflerlands<br />
gleicht das ganz neu erschienene vegetarische<br />
Kochbuch von Elisabeth Zumkehr<br />
aus Kandern. Ein Kapitel widmet sie darin<br />
auch dem Wiiwegli und stellt Straußen und<br />
traditionelle Gaststätten vor. Die herbstliche<br />
Pastinaken-Apfel-Suppe ist ein echtes Gaumenerlebnis.<br />
Zutaten<br />
400 g Pastinaken<br />
2 Kartoffeln<br />
2 Äpfel, am besten Boskop<br />
2 Schalotten<br />
1 EL Butter<br />
1 l Gemüsebrühe<br />
100 ml Sahne<br />
Salz<br />
Pfeffer<br />
Muskatnuss<br />
4 EL Rapsöl<br />
Etwas Thymian, frisch<br />
Rosa Pfefferkörner<br />
Arbeitszeit: 20 Minuten<br />
Kochzeit: 25 Minuten<br />
Zubehör: Pürierstab<br />
Zubereitung:<br />
1. Die Pastinaken waschen und schälen. Mit<br />
einem Sparschäler von einer Pastinake der<br />
Länge nach 16 dünne Streifen abschälen, den<br />
Rest in mittelgroße Würfel schneiden.<br />
2 . Die Kartoffeln waschen, schälen und in Würfel<br />
schneiden. Die Äpfel waschen, entkernen<br />
und Stücke schneiden. Die Schalotten waschen,<br />
schälen und würfeln.<br />
3. In einem größeren Topf die Butter zerlassen,<br />
Scha- lotten und Apfelstücke andünsten. Nun<br />
die Pastinaken und Kartoffelwürfel hineingeben<br />
und ca. 5 Minuten mitdünsten lassen.<br />
4. Mit der Gemüsebrühe aufgießen und 20<br />
Minuten bei geschlossenem Deckel weich<br />
kochen lassen.<br />
5. Die Sahne dazugeben und die Suppe mit<br />
einem Pürierstab cremig pürieren.<br />
6. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss nach<br />
Wunsch abschmecken.<br />
7. In einer kleinen Pfanne das Rapsöl erhitzen,<br />
die Pastinakenstreifen darin goldgelb frittieren,<br />
auf einem Küchentuch das Fett abtropfen<br />
lassen.<br />
8. Den Thymian waschen, trocknen und vom<br />
Stiel abzupfen.<br />
9. Die Suppe mit den Pastinakenstreifen, rosa<br />
Pfefferkörnern und dem Thymian garniert<br />
servieren.<br />
Die vegetarische Köchin Elisabeth<br />
Zumkehr macht sich die regionale<br />
Küche kreativ zu eigen und stellt in<br />
ihrem neuen Kochbuch Markgräfler<br />
Rezepte mit passenden Weinempfehlungen<br />
vor.<br />
Elisabeth Zumkehr, Vegetarisch<br />
unterwegs im Markgräflerland,<br />
Narayana Verlag Kandern <strong>2016</strong>,<br />
24,80 Euro<br />
24 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
ENGAGEMENT<br />
Lego und große Töpfe<br />
Die Flüchtlingsinitiative Schlierberg sammelt<br />
Spielzeug und Haushaltsgegenstände<br />
seit über 20 Jahren für Sie da!<br />
Im <strong>November</strong> soll die Flüchtlingsunterkunft am Schlierberg<br />
bezogen werden. Mehr als 50 Helfer und Helferinnen wollen<br />
die künftigen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft Merzhauser<br />
Straße mit ehrenamtlichen Angeboten unterstützen. Sie haben<br />
sich zu diesem Zweck zu einer Flüchtlingsinitaive Schlierberg<br />
zusammen geschlossen. Sie wollen bei Behördengängen unterstützen,<br />
Hausaufgabenbetreuung anbieten sowie Kurse für<br />
Kreatives Gestalten, Sport und Deutschkurse anbieten.<br />
Gut gebrauchen kann die Initiative:<br />
Für Kinder: Bilderbücher, Lego, Puzzles, Fußbälle, warme Kleidung,<br />
Sportschuhe und -taschen, Sport - und Fußballschuhe.<br />
Einrichtungsgegenstände: stabile niedrige Regale, Sitzsäcke,<br />
Stehlampen, Tische und Stühle, Kissen und Decken, Teppiche.<br />
Außerdem: Fahrräder, Nähmaschinen, große Kochtöpfe, Mixer,<br />
Staubsauger<br />
Kontakt: Flüchtlingsinitiative Schlierberg<br />
www.fi-schlierberg.de<br />
0761 / 28 29 30<br />
Hervorragend<br />
ausgebildete Mitarbeiter<br />
sind kein Detail. Bei uns<br />
sind sie die wichtigste<br />
Grundlage für den<br />
Dienst am Menschen.<br />
Berufung und Qualität<br />
gehen Hand in Hand.<br />
Werte verbinden<br />
Tennenbacher Straße 46 | 79106 Freiburg<br />
www.bestattungsinstitut-mueller.de<br />
Ein Baum als Andenken<br />
Gedenkveranstaltungen am 28.<strong>November</strong>.<br />
Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule<br />
Am 28.11.1944 wurden am Gebäude der heutigen Justizvollzugsanstalt<br />
in Freiburg drei Mitglieder der Widerstandsgruppe „Réseau<br />
Alliance“, Edouard Kauffmann, Jean Lorday und Emile Pradelle,<br />
ohne ordentliches Verfahren von der Gestapo erschossen.<br />
Sie gehören zu einer Gruppe zahlreicher „Helden“, deren Namen<br />
uns in Erinnerung bleiben sollen. Dazu wird am 28. <strong>November</strong> eine<br />
Gedenktafel um 10 Uhr an der Justizvollzugsanstalt Freiburg,<br />
Hermann-Herder-Str. 8 enthüllt.<br />
Im Anschluss um 11.15 Uhr wird<br />
weiterer „stillen Helden“ gedacht.<br />
Dies geschieht im Rahmen einer<br />
Baumpflanzung auf dem Schulhof<br />
der Lessing-Realschule, Lessingstr.<br />
1, und anschließendem Festakt<br />
mit Empfang in der Aula der benachbarten<br />
Gertrud-Luckner-Gewerbeschule.<br />
Fritz Schaffner aus<br />
Freiburg und Jean Philippe aus<br />
Toulouse waren zwei Polizisten,<br />
die ihr Leben für das Leben anderer<br />
riskierten. Der Freiburger Zwangsschüler Kurt Lion kämpfte<br />
im französischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus.<br />
Die Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule und der Club<br />
d’Histoire aus Saint-Antonin haben es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
dieser mutigen Männer zu gedenken: Schülerinnen und Schüler<br />
aus der Kooperationsschule bei Toulouse haben einen Judas-Baum<br />
(Cercis) aus Südfrankreich mitgebracht. Sein Wachsen<br />
soll ein Symbol friedlicher und mutiger Zukunftsgestaltung sein.<br />
Know your classics. USM pflegt die<br />
wohlüberlegte Reduktion: klassisches Design,<br />
klare Formen, unaufdringliche Eleganz.<br />
#usmmakeityours<br />
WAS ZÄHLT SIND<br />
KLASSE,<br />
ELEGANZ<br />
UND SIE.<br />
ARNOLD Einrichtungskultur GmbH<br />
Humboldtstraße 3, 79098 Freiburg<br />
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www.usm.com<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 25
KINDERSEITE<br />
Neue Bücher für Kinder<br />
Weil Lesen einfach<br />
schöner ist…<br />
Mit über 1700 wunderschönen, naturgetreuen<br />
Zeichnungen eine bildgewaltige<br />
Reise zu den Tieren in aller Welt erleben.<br />
Der Grosse Kosmos<br />
TierAtlas<br />
Ab sechs Jahren<br />
Vom gigantischen Pottwal über den farbenprächtigen<br />
Goldfasan bis zum kampflustigen<br />
Hirschkäfer – die Vielfalt des Tierreichs ist<br />
unglaublich. Einen umfassenden Überblick über<br />
sämtliche Tierklassen – von Säugetieren,<br />
Vögeln und Amphibien bis zu Reptilien, Fischen<br />
und Insekten – bietet jetzt Der große Kosmos<br />
Tieratlas. Großformatige Illustrationen zeigen<br />
die wichtigsten Vertreter jeder Tiergruppe<br />
in lebendiger und detailreicher Darstellung.<br />
Nachwuchsentdecker erfahren außerdem<br />
viel Wissenswertes zu Besonderheiten, Lebensraum<br />
und Verhalten der verschiedenen Tierarten.<br />
Auch lernt man am Anfang eines jeden Kapitels<br />
die wichtigsten Merkmale einer Klasse kennen,<br />
wie die verschiedenen Kiemenformen von Fischen<br />
oder die unterschiedliche Haut von Reptilien.<br />
Dieser neue Tieratlas ist eine schier unerschöpfliche<br />
Quelle für alle wissensdurstigen<br />
Tierfreunde.<br />
Der große Kosmos Tieratlas<br />
ab 6 Jahre<br />
192 Seiten, laminierter Pappband<br />
1750 Farb-Illustrationen<br />
ISBN 978-3-440-15104-4<br />
24,99 Euro<br />
Endlich Ferien! Ruben und Kent sind total aus<br />
dem Häuschen: Kents Vater hat eine Pauschalreise<br />
für drei Personen in den Süden gewonnen.<br />
Doch schon kurz nach der Anreise entpuppt sich<br />
der Hauptgewinn als Horrortrip. Kents Vater<br />
ist wie vom Erdboden verschluckt, nachdem<br />
er zuletzt schnarchend auf seiner im Meer<br />
treibenden Luftmatratze gesichtet wurde…<br />
Ruben und Kent werden in die Obhut der beiden<br />
zwielichtigen Kinderanimateure gegeben, die sie<br />
kurzerhand in zwei Bärchenkostüme stecken und<br />
ihren Job machen lassen. Nun müssen Ruben und<br />
Kent bei 40 Grad im Schatten in Pelzkostümen<br />
schreiende Nervensägen bespaßen, einen Aerobic-Kurs<br />
leiten und den furchtbarsten Song aller<br />
Zeiten auf der Hotelbühne performen. Kann es<br />
noch schlimmer kommen?<br />
Die schrecklichsten Ferien überhaupt<br />
Marius Horn Molaug<br />
Illustrator Kristoffer Kjølberg<br />
Schneiderbuch<br />
128 Seiten<br />
ISBN 978-3-505-13878-2<br />
7,99 Euro<br />
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Dienstag bis Samstag: 10:00 bis 18:30 Uhr<br />
26 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
Willkommen in<br />
Poppys Welt!<br />
Buchreihe von Laura Wood<br />
Hier gibt es Zuckerwatte und Popcorn zum<br />
Frühstück, einen zahmen Löwen namens Butterblume<br />
als besten Freund und Jonglieren sowie<br />
Seiltanz als Lieblingsfächer. So sieht Poppys<br />
Zirkusleben aus – bis kurz vor ihrem zwölften<br />
Geburtstag. Da nämlich kommt sie aufs<br />
Internat. Dort sorgt nicht nur Poppy, sondern<br />
auch eine ägyptische Ausstellung für Trubel.<br />
Denn auf einem geheimnisvollen Rubin soll ein<br />
böser Fluch lasten. Mit einem Mal ist dieser<br />
Rubin wie vom Erdboden verschluckt! Poppy und<br />
ihre Freunde wittern ein spannendes Abenteuer …<br />
Poppy Pym und der gestohlene Rubin<br />
Laura Wood<br />
Schneiderbuch<br />
320 Seiten<br />
ISBN 978-3-505-13803-4<br />
12,99 Euro<br />
Das<br />
André-Spielebuch<br />
Spielen ohne Ende<br />
KiKA-Moderator<br />
André Gatzke spielt<br />
nicht nur für seinen<br />
Beruf, sondern auch<br />
für sein Leben gern<br />
– immer und überall.<br />
Als Moderator und<br />
kreativer Wirbelwind<br />
vieler Kinder-Sendungen<br />
verbreitet<br />
André Gatzke immer gute Laune. Inzwischen hat<br />
er so viele Spiele gesammelt, dass er sich einen<br />
Traum erfüllt und ein Buch daraus gemacht hat.<br />
»Das André Spielebuch« steckt voller unkomplizierter<br />
Spiel ideen, die Kinder direkt und ohne<br />
viel Aufwand umsetzen können, insgesamt 365<br />
Spiele fürs ganze Jahr.<br />
In »Das André-Spielebuch« wird gespielt, dass<br />
sich die Balken biegen: »Blindfisch«, »Liedergurgeln«,<br />
»Supernase«, »Schuhe Schießen«,<br />
»Erbsenzähler«, »Petri Heil«, »Balla Balla«,<br />
»Tick Tack Boom« und viele, viele mehr. Auf<br />
André Gatzkes bunter Spielewiese ist für jeden<br />
etwas dabei – egal ob drinnen oder draußen, zu<br />
Hause oder unterwegs, alleine oder mit Freunden.<br />
Wichtig ist dem Spielesammler, dass sofort los<br />
gespielt werden kann und man keine lange Vorbereitung<br />
braucht. Weil er zudem auf seine Praxiserfahrung<br />
als Ergotherapeut zurückgreifen<br />
kann, weiß André Gatzke, worauf es motorisch<br />
und kognitiv ankommt. Seine Spiele trainieren<br />
sowohl die Grob- und Feinmotorik und die kognitiven<br />
Fähigkeiten wie auch das Wort- und<br />
Sprachvermögen – ohne dass am Ende der Spielspaß<br />
und das Quatschmachen zu kurz kommen.<br />
Die kurzen Spielanleitungen leben von André<br />
Gatzkes munterem Tonfall und sprechen die<br />
Kinder direkt an: »Wer am längsten pfeifen<br />
kann, hat dieses Spiel gewonnen. Atme am bes-<br />
ten vorher so tief wie möglich ein. Und dann<br />
ganz langsam ausatmen und dabei leise pfeifen.<br />
Es muss immer ein Pfeifton zu hören<br />
sein. Mein Rekord liegt bei 35 Sekunden, ich<br />
bin aber auch eine Vollpfeife!«<br />
Die farbenfrohen Illustrationen für den üppigen<br />
Band liefert Tine Schulz. Ihre herrlich<br />
skurrilen wie liebenswerten Typen und André<br />
Gatzke selbst begleiten Kinder ab 5 Jahren<br />
zu folgenden Spielen:<br />
• Bewegungsspiele<br />
• Gedächtnisspiele<br />
• Geschicklichkeitsspiele<br />
• Gruppenspiele<br />
• Kreativspiele<br />
• Quatschspiele<br />
• Ratespiele<br />
• Sprachspiele<br />
• Wettspiele<br />
• Wahrnehmungsspiele<br />
Aus: Das André-Spielebuch<br />
von André Gatzke © 2015<br />
Das André-Spielebuch<br />
365 Spiele für jeden Tag<br />
André Gatzke<br />
Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz ∙<br />
Mit Illustrationen von Tine Schulz<br />
Ab 5 Jahre<br />
Gebunden, 384 Seiten<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 27
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per Fingerprint öffnen<br />
Alle drei Minuten wird in Deutschland in ein Haus eingebrochen. Nicht nur wertvolle<br />
Erbstücke, teure Hightechanlagen oder das Notebook ist dann verschwunden, sondern<br />
auch das Gefühl der Sicherheit im eigenen Heim. Die meisten Einbrecher knacken ungesicherte<br />
Fenster und Terrassentüren mit einem gewöhnlichen Schraubenzieher. Ein Einbrecher<br />
will in der Regel schnell, einfach und leise vorgehen können. Um dies zu verhindern,<br />
gilt es, Fenster und Türen sicherer zu machen.<br />
Wie das geht, zeigen die Mitarbeiter von Götz+Moriz gerne. „Am meisten Sinn macht<br />
es, pro Geschoss alle Fenster gleichzeitig anzugehen“, weiß Thomas Bunk, zuständig für<br />
Bauelemente Fenster, Türen, Tore bei Götz+Moriz. „Auch nachträglich kann man hier<br />
sehr viel machen.“ So können beispielsweise Blockschlösser und Panzerriegel aufgesetzt<br />
und abschließbare Fenstergriffe eingebaut sowie Sicherheitsglas eingesetzt werden. Oder<br />
aber man tauscht die ungesicherten Fenster und Türen komplett aus – eine Maßnahme,<br />
die von der KfW mit Zuschüssen oder vergünstigten Krediten gefördert wird. Ein solcher<br />
Austausch kann auch gleichzeitig mit sinnvollen energetischen Maßnahmen verbunden<br />
werden.<br />
Inzwischen kann man auch per App mit Fernwartung die Schließsysteme steuern.<br />
So lässt sich dann auch aus der Ferne, beispielsweise vom Büro aus, überprüfen, ob<br />
Zuhause alle Fenster geschlossen sind. Zunehmend gefragt sind auch die sogenannten<br />
Fingerprint-Systeme für Haustüren. Der gespeicherte Fingerabdruck ersetzt hierbei den<br />
Schlüssel.<br />
Um die Kunden in Südbaden umfassend über diese und andere Bauthemen informieren<br />
und sie mit Bauelementen versorgen zu können, hat Götz+Moriz in großem Maß<br />
investiert: In Lörrach wurde das Götz+Moriz Zentrum, für Bauen und Modernisieren in der<br />
Wiesentalstraße 74 um 6000 Quadratmeter erweitert. Dort wird es künftig überdachte<br />
Be- und Entladezonen, größere Lagerhallen und eine größere Freilagerfläche geben. In<br />
Titisee-Neustadt wurde der alte Standort von Götz+Moriz geschlossen und stattdessen<br />
ein neues Zentrum für Bauen und Moderniseren in der Gewerbestraße 24 eröffnet. bb<br />
Fotos: Achim Keller<br />
HAUSSICHERHEIT<br />
Ein Haus hat diverse „Knackpunkte“,<br />
die es vor Einbrechern zu schützen gilt:<br />
• Eingangstüre<br />
• Flachdächer<br />
• Terrassentüren<br />
• Fenster<br />
• Kellereingang<br />
Foto: Shutterstock, Frank Oppermann<br />
ZENTRUM FÜR BAUEN+MODERNISIEREN<br />
n GÖTZ+MORIZ, Basler Landstr. 28, 79111 Freiburg, Tel. 0761/497-0; www.goetzmoriz.com
PORTRAIT<br />
DIE RETTER DER<br />
VERLORENEN<br />
SCHÄTZCHEN<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Manche<br />
sind zerfleddert und abgeliebt, verknickt oder eingerissen,<br />
andere haben gar einen kaputten Rücken – der Zustand mancher Bücher<br />
erzählt die unterschiedlichsten Geschichten. Und Verena Link und Andreas<br />
Thoma kennen sie alle. In ihrer Buchbinderei in der Günterstalstraße zaubern<br />
die beiden aus bemitleidenswerten Exemplaren wieder Edelsteine fürs Regal.<br />
Es ist fast eine feierliche Atmosphäre beim Eintreten in die Ladenwerkstatt. Es fühlt<br />
sich nach Wissen an, nach Liebe zum Wort, nach innerer Einkehr. „Ich komm dann<br />
nächste Woche wieder vorbei“, wird der Gedanke unterbrochen, und schon heißt es<br />
die Türe freizugeben, damit der ältere Herr mit dem zufriedenen Lächeln den Laden verlassen<br />
kann. Was er wohl abgegeben hat? Ein kaputtes Buch zum Reparieren? Einen<br />
Stapel Zeitschriften zum Binden? Ein Bild der Enkelin zum Einrahmen? Verena Link<br />
verrät es nicht. Sie lächelt ebenso wie der gerade aus dem Haus geschlüpfte Kunde.<br />
Und da ist noch etwas: Die graugelockte Frau mit der blauen Werkstattschürze lächelt<br />
mit dem Ausdruck eines Menschen, der ganz und gar in sich ruht.<br />
„Unser Gewerbe hat sich gesundgeschrumpft“, erzählt Verena Link und spricht<br />
von den Zeiten vor gut einem Jahrzehnt, als das Buch totgesagt und die Papierproduktion<br />
zurückgefahren wurde. „Damals sind wir deutlich weniger geworden.<br />
Aber jetzt haben die, die noch da sind, ihre Nische gefunden. Weiter runter geht es in<br />
unserem Gewerbe nicht mehr.“ Als im Sommer der Freiburger Herder-Verlag für einen,<br />
so munkelt man, niedrigen dreistelligen Millionenbetrag die Mehrheit an Deutschlands<br />
größter Buchhandelsgruppe Thalia mit ihren über 280 Filialen erwarb, war für sie klar:<br />
die Digitalisierung hat das gedruckte Buch nicht totgekriegt. „Im Gegenteil: Beide existieren<br />
nebeneinander. Es gibt das gedruckte Buch ebenso wie das E-Book.“ Trotz Internet rangiert<br />
Lesen auf der Liste der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen auf Platz 14, berichtet<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 29
PORTRAIT<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, und genau diese<br />
Passion sichert auch die Existenzen von Verena Link und ihrem<br />
Kollegen Andreas Thoma.<br />
Die beiden, die in der Buchbinderei Bock – damals noch in<br />
der Salzstraße – ihre Lehre absolviert und seit Jahrzehnten miteinander<br />
in diesem Betrieb arbeiten, lieben ihren Beruf. Und<br />
haben gelernt, sich auf die Veränderungen in ihrem Gewerbe,<br />
das jahrhundertelang ein traditionelles war, einzustellen. Die<br />
alten, teilweise über 100 Jahre alten Arbeitsgerät, wie etwa die<br />
Maschine zur Fadenheftung, die massiven Pressen oder die<br />
Seite an Seite arbeiten Verena Link und Andreas<br />
Hoch seit mehr als 30 Jahren zusammen.<br />
Schübe voller Bleilettern werden nach wie vor<br />
genutzt . „Was uns hält, ist die Reparatur und<br />
das Erhalten vorhandener Dinge, die die Leute<br />
nicht missen wollen. Gerade die Bücher, die<br />
einen irgendwann im Leben geprägt haben und<br />
wo es den Besitzern in der Seele weh täte, wenn<br />
sie wegkommen würden.“ Ob das nun die Familienchronik<br />
ist, die für die Verwandtschaft<br />
vervielfältigt werden soll, das Fotoalbum mit<br />
den Familienbildern aus den Sechzigern oder<br />
die 1939 von Tante Gretchen und Onkel Fritz zu<br />
Weihnachten verschenkte und seither schwer<br />
liebgehabte <strong>Ausgabe</strong> von „Zu viert um die Welt“<br />
– Verena Link und Andreas Thoma möbeln so<br />
ziemlich alles wieder auf, was irgendetwas mit<br />
Papier oder Buchstaben zu tun hat.<br />
Selbst wenn sie nicht auf Papier, sondern<br />
hinter Glas zu finden sind: „Mein kniffligster<br />
Fall war ein kaputter historischer Glasglobus,<br />
den jemand vorbeigebracht hat“, erinnert sich<br />
Andreas Thoma. „Zum Glück war die Papierflagge<br />
noch einigermaßen intakt. Wir haben dann tatsächlich<br />
jemanden gefunden, der noch Glaskörper herstellt. Anschließend<br />
haben wir die Landkarte im Wasserbad von den Scherben<br />
abgelöst und später segmentweise auf den neuen Glaskörper<br />
aufgetragen. Die Herausforderung lag darin, nachher alles<br />
wieder übereinander lappen zu lassen, wie es vorher gewesen<br />
war... die ganzen Namen und Landesgrenzen sollten ja wieder<br />
stimmen.“ Als der schlanke Mann mit seinem feinen, ein wenig<br />
30 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
Gewaltige Maschinen, wie diese<br />
Presse, befinden sich in der Werkstatt<br />
der Buchbinderei Bock und<br />
werden hier nach wie vor genutzt.<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher ©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Schubläden voller Buchstaben:<br />
Hier wird Futura noch in die<br />
Hand genommen und immer<br />
noch zum Prägen genutzt.<br />
spitzbübischen Lächeln von der globalen<br />
Herausforderung erzählt, lässt sich der<br />
eine oder andere Stoßseufzer erahnen,<br />
der ihm damals beim Hantieren mit Wasserbad<br />
und Pinzette entfleucht sein dürfte.<br />
Gleichzeitig spürt man die Freude und die<br />
Leidenschaft, mit der sich der passionierte<br />
Handwerker Tag für Tag an seine Arbeit<br />
macht. „Das Schöne ist: Man ist immer gefordert.<br />
Man muss ständig präsent, immer<br />
dabei sein. Routine gibt es so gut wie nie.“<br />
Verena Link pflichtet ihrem Kollegen, mit<br />
dem sie Anfang des Jahres ihren ehemaligen<br />
Ausbildungsbetrieb vom früherem<br />
Chef Stephan Bock übernahm, einhellig bei:<br />
„Die Vielfalt ist es, die ich an meinem Beruf<br />
so mag. Dass man Handwerker ist, mit den<br />
Händen arbeitet, und trotzdem Kundenkontakt<br />
hat.“ Andreas Thoma ergänzt: „Es sind<br />
einfach immer Geschichten dahinter.“<br />
Verena Link und Andreas Thoma sind ein<br />
mehr als eingespieltes Team, das ist deutlich<br />
zu spüren. Beide eint die Liebe zum<br />
gedruckten Wort, beide verbindet das fast<br />
30-jährige berufliche Miteinander<br />
in der Werkstatt. Und beide<br />
haben jeweils ihr spezielles<br />
Fachgebiet, mit dem sie im<br />
Erdgeschoss des großen<br />
rosafarbenen Hauses in<br />
der Günterstalstraße 40<br />
zugange sind. Andreas<br />
Thoma kümmert sich<br />
vor allem um knifflige<br />
Einzelfälle wie<br />
Glasgloben oder<br />
auch Stuck-Bilderrahmen, um neue<br />
Bucheinbände in Leinen, Halbleinen,<br />
Leder oder Pergament, aber<br />
auch um die richtige Platzierung<br />
von Kunstwerken in Passepartouts<br />
und Bilderrahmen. Verena Link hingegen<br />
ist „im Bereich Partie zu Hause“: Sie fräst<br />
Fachzeitschriften in Form, um daraus mehr oder
PORTRAIT<br />
©Fotos: Barbara Breitsprecher<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
Das Meiste ist Handarbeit,<br />
etwa das<br />
Anpappen mit Leim.<br />
Aber auch die über<br />
100 Jahre alte Maschine<br />
zur Fadenheftung<br />
ist noch in Betrieb.<br />
weniger handliche Nachschlagewerke zu machen,<br />
bindet für Musiker kopierte Noten so, dass sie in<br />
Buchform auf dem Notenständer stehen und nicht<br />
als Einzelblatt durch den Konzertraum fliegen oder<br />
prägt Einbanddecken für Speisekarten.<br />
„Die Kundschaft ist bunt gemischt. Es gibt Leute,<br />
die beruflich mit Büchern zu tun haben, ebenso<br />
wie Buchliebhaber, die ihre alten Stücke retten<br />
wollen. Gerade haben wir so eine Welle, dass alte<br />
Bilderbücher, die man selbst einmal hatte, gebunden<br />
werden, um sie an die Kinder weiterzugeben.<br />
Oder auch Kochbücher.“ Aus dem Regal zieht sie<br />
ein schmales graues Bändchen mit Tiefprägung auf<br />
dem Deckel. „Das hier hat uns ein Professor gebracht,<br />
der einen Teil seiner Vorträge binden lassen<br />
wollte. Wir haben 150 Exemplare bei einer Druckerei drucken<br />
lassen, die Decken gefertigt, eine schöne Prägung angebracht –<br />
das ist ein wunderschöner Auftrag“, schwärmt Verena Link. Der<br />
gar nicht so teuer sei wie landläufig gedacht, ergänzt ihr Kollege.<br />
„Viele denken immer, dass unsere Handarbeit unbezahlbar sei.<br />
Aber das stimmt im Verhältnis gesehen nicht. Der Preis bei dieser<br />
Auflage liegt bei etwas über 20 Euro pro Exemplar.“ Was – wenn<br />
man den Aufwand und die Hingabe betrachtet, mit der die besonderen<br />
Büchlein entstehen, nicht mehr als angemessen ist. Für<br />
Verena Link ist klar: „Die Liebe zum Detail und die Tatsache, dass<br />
wir ganz flexibel sind, ist unser großer Vorteil: Wir können auf<br />
die Wünsche der Kunden<br />
eingehen. Bei Massenproduktion<br />
können<br />
wir preislich nicht mithalten<br />
– aber bei individuellen<br />
Wünschen<br />
sind wir dabei. Es gibt<br />
weniges, bei dem wir<br />
wirklich sagen: ‚Das ist<br />
unmöglich.’ Das meiste<br />
lässt sich machen.“<br />
In der <strong>Wiehre</strong>, sagt<br />
Verena Link, lebten<br />
viele Künstler, die auf<br />
Qualität Wert legen,<br />
viele Bücherfreunde,<br />
die ihre Schätze nicht<br />
einfach achtlos entsorgen<br />
wollen. Und gerne<br />
kommen die Menschen<br />
auch einfach nur zum<br />
Stöbern vorbei, denn<br />
neben den reinen Restaurierungsarbeiten<br />
bietet die Buchbinderei<br />
Bock auch alle Arten<br />
von Papier- und Kartonprodukten,<br />
die die<br />
Lust am Schreiben intensivieren: Leerbücher,<br />
Kladden, Visitenkartenhalter, Schmuck-Kassetten.<br />
Verena Link bindet sich derweil wieder ihre<br />
blaue Schürze um: „Ich werde jetzt mal anpappen.“<br />
Annette Christine Hoch<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 31
DRAUSSEN<br />
Win-Win-Situation<br />
Der Schwarzwaldverein verlegt regionalen Wanderweg zwischen<br />
Bergstation Schauinsland und dem Kohlerhau über den Stäpfelefelsen,<br />
um Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern zu entschärfen.<br />
Der Schwarzwaldverein verlegt in Abstimmung mit<br />
dem Forstamt und dem Mountainbikeverein Freiburg<br />
ein Stück seines regionalen Wanderweges. Seit beim<br />
Kybfelsen eine Mountainbikeabfahrt eingerichtet wurde, nutzen<br />
immer mehr Radfahrer den mit blauer Raute markierten<br />
Wanderweg, der zum Teil als schmaler Pfad vom Schauinsland<br />
zum Kybfelsen führt, als Zufahrt zum Canadian Trail.<br />
Der Schwarzwaldverein verlegt deshalb den Wegverlauf zwischen<br />
der Bergstation Schauinsland und dem Kohlerhau auf<br />
eine alternative Strecke, die bislang als örtlicher Wanderweg mit<br />
der gelben Raute markiert war. Die neue Wegführung über den<br />
Stäpfelefelsen ist landschaftlich attraktiver, allerdings auch etwa<br />
einen Kilometer länger. Die Kosten für die Ummarkierung trägt<br />
die Stadt Freiburg. Da die Wanderwege des Schwarzwaldvereins<br />
©Foto: Schwarzwaldverein<br />
©Foto: Schwarzwaldverein<br />
in netzartiger Struktur verbunden sind, müssen nun auf zahlreichen<br />
Schildern die Entfernungsangabe und Ziele angepasst<br />
werden müssen.<br />
Für den Schwarzwaldverein ist die Maßnahme trotz der anfallenden<br />
Mehrarbeit eine Win-Win-Situation. „Durch die Umlegung<br />
gewinnt der regionale Wanderweg an Attraktivität, da er nun an<br />
der Westseite des Schauinsland herrliche Aussichten ins Rheintal<br />
bietet“, ist sich auch Bezirkswegewart Lothar Pforte sicher, der die<br />
Ummarkierung am Schauinsland mit seinen Helfern koordinierte.<br />
„Wichtig ist uns aber auch, das Konfliktpotential zwischen Wanderern<br />
und Mountainbikern durch die teilweise getrennte Wegführung<br />
zu entschärfen“. Der Schwarzwaldverein ist Mitträger der<br />
Toleranzkampagne „Gemeinsam Natur erleben“, die sich für ein<br />
gutes Verhältnis zwischen Wanderern und Mountainbikern sowie<br />
gegenseitige Rücksichtnahme stark macht.<br />
Tag der offenen Tür<br />
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32 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin<br />
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Es gab schon in vorchristlichen Zeiten<br />
eine Wegverbindung durch den Südschwarzwald.<br />
Sie verband den Oberlauf<br />
der Donau mit dem Hochrhein.<br />
Teile dieses Weges lassen sich bis in<br />
die Steinzeit zurückverfolgen. Seine<br />
Blütezeit hatte die Verbindung im ersten<br />
und zweiten vorchristlichen Jahrtausend,<br />
in der Bronze- und Eisenzeit.<br />
Soweit die geschichtliche Herleitung<br />
des »Hotzenweges«, die der Journalist<br />
und Historiker Roland Weis bereits<br />
in seinem Buch „Magisch – Mystisch –<br />
Megalithisch“ beschreibt. Jetzt belegt<br />
er die Annahme: Zu Fuß macht er<br />
Sagen und lokale Überlieferungen<br />
lassen sich unmittelbar im Gelände<br />
auffinden. Überwachsene Trassen,<br />
geheimnisvolle Hohlwege, rätselhafte<br />
Straßenkörper, Steinbauten, Mauern,<br />
Landschaftsmarken und immer<br />
wieder künstliche Wegweiser aus Fels<br />
und Stein markieren den Wegverlauf.<br />
In insgesamt 21 Etappen stellt Roland<br />
Weis diesen knapp 100 Kilometer<br />
umfassenden »Hotzenweg« vor. Er<br />
Zuhause<br />
ist einfach.<br />
Roland Weis<br />
Der Hotzenweg<br />
Eine frühgeschichtliche Route<br />
vom Hochrhein ins Donaugebiet<br />
sich auf Spurensuche und schreitet beginnt bei der Rheinfurt in Wallbach<br />
den vermuteten Weg durch den Südschwarzwald<br />
Kilometer für Kilometer zenwald, bis nach Dachsberg, quert<br />
bei Säckingen, steigt auf in den Hot-<br />
ab. Dabei bringt er verschüttetes Wissen<br />
ans Licht. Orts- und Flurnamen, am Schluchsee eine<br />
das Albtal bei St. Blasien und passiert<br />
Passhöhe.<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 33<br />
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REISEN<br />
The Shard, London<br />
Kann man das machen, eine Stadt auf eine Sehenswürdigkeit<br />
reduzieren, derentwegen man<br />
diesen Ort unbedingt besuchen sollte? Umgekehrt<br />
gefragt: Ist nicht jeder Reiseführer eine solche<br />
Ansammlung von Attraktionen? Und ist da nicht viel<br />
mehr, was eine Stadt darüber hinaus zu bieten hat?<br />
Deshalb wollen wir es also wagen. Diese Rubrik<br />
gehört der einen Einmaligkeit, derentwegen man<br />
unbedingt reisen sollte.<br />
Am Anfang stand eine Vision. Wohin könnte sich eine<br />
Mega-Stadt wie London mit achteinhalb Millionen Einwohnern<br />
baulich entwickeln? Für den britischen Immobilienmakler<br />
Irvine Sellar war klar: vertikal musste<br />
die zukünftige Architektur der Stadt aussehen. Er kam<br />
mit seiner Idee zum italienischen Stararchitekten<br />
Renzo Piano. Die beiden trafen sich im Jahr 2000<br />
zu einem Essen in Berlin. Doch der Italiener erteilte<br />
dem Briten erst einmal eine glatte Abfuhr. Er hasse<br />
hohe Gebäude, erklärte er, sie seien arrogant, aggressiv<br />
und wie Festungen. Doch dann besah er<br />
sich die Fotos, die Irvine Sellar mitgebracht hatte,<br />
genauer. Die Eisenbahnlinie und der Schwung<br />
der Themse beflügelten seine Phantasie, schnell<br />
zeichnete er eine Skizze auf seine Speisekarte. Es war der erste<br />
Entwurf von The Shard. Wenn er diese Skizze signieren würde, versprach<br />
ihm Irvine Sellar, dann würde er mit ihm zusammen diesen<br />
Turm bauen. Es sollten zwölf Jahre vergehen, bis The Shard schließlich<br />
eingeweiht wurde. Dazwischen lag die Finanzkrise von 2007,<br />
wo sämtliche Investoren dieses gigantischen Bauprojekts absprangen.<br />
Erst als der Staat Katar als<br />
Partner ins Spiel kam, gingen<br />
die Arbeiten los. 310 Meter<br />
hoch ist The Shard, „Die<br />
Scherbe“, der Wolkenkratzer<br />
überragt alles in London. In<br />
Sekundenschnelle rast der<br />
Aufzug ins 68. Stockwerk<br />
hoch. Es gibt Restaurants,<br />
Büros, Luxuswohnungen und eine allgemein zugängliche<br />
Toilette mit Fenstern bis zum Boden. Zwei mit Grasteppichen<br />
ausgelegte Stockwerke sind für die Öffentlichkeit. Hier kann<br />
man sich mit einem Pint Bier in der Hand direkt vor die riesigen<br />
Glasscheiben setzen: Das London dort unten gleicht einer<br />
Miniaturlandschaft. Der Tower ist eine Spielzeugfestung, das<br />
London Eye das Riesenrad einer kleinen Kirmes. Ganz oben<br />
öffnet sich das Gebäude frei zum Himmel, man spürt ein wenig<br />
den Wind, während man da Barbara Breitsprecher<br />
Auf 310 Meter erhebt sich<br />
der komplett verglaste,<br />
pyramidenförmige Wolkenkratzer<br />
The Shard<br />
im Londoner Stadtteil<br />
Southwark, unweit<br />
der London Bridge. 72<br />
Stockwerke sind begehbar.<br />
Fotos: Barbara<br />
Breitsprecher<br />
34 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
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Belastbarkeit haben dieses Produkt zu<br />
einem großen Erfolg in der Bauindustrie und<br />
bei Architekten gemacht.<br />
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 35
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36 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
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Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin | 37
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10/<strong>2016</strong><br />
38 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
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Freiburg Zähringen Stadtteilmagazin | 39
TIPPS<br />
Wiedereröffnungskonzert<br />
der Christuskirche<br />
Felix Mendelssohn Bartholdys „Elias“<br />
Endlich wird die Christuskirche<br />
Freiburg nicht nur als sakraler<br />
Gottesdienstraum, sondern<br />
auch als gefragter Konzertraum<br />
wieder eröffnet. Die 16-monatige<br />
Umbauzeit ist vorbei – ein<br />
Ereignis, das mit einer musikreichen<br />
Festwoche gebührend<br />
gefeiert wird. Den Auftakt bildet<br />
das vielleicht bekannteste<br />
Werk von Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy, dessen Komposition<br />
eine religiös-musikalische Auseinandersetzung<br />
mit dem christlichen Glauben darstellt. Der<br />
„Elias“ schildert das Leben und die Geschichte des Propheten mit<br />
dramatischen Chören und bewegenden Arien.<br />
Neben den hochkarätigen Solisten – Meike Leluschko (Sopran),<br />
Sibylle Kamphues (Mezzosopran), Florian Cramer (Tenor),<br />
Manfred Bittner (Bass) – musiziert ein Kammerorchester unter<br />
der Leitung von Gottfried von der Goltz mit historisch gebauten<br />
Instrumenten ganz nah am originalen Klang der frühromantischen<br />
Zeit. Auch die Jugendkantorei der Christuskirche wirkt in<br />
der Rolle als Engelschar auf der neu gestalteten Chorraum-Empore<br />
der Christuskirche mit. Die Gesamtleitung hat die Freiburger<br />
Evangelische Bezirkskantorin Hae-Kyung Jung.<br />
n Samstag, 19. <strong>November</strong>, 19 Uhr sowie Sonntag, 20. <strong>November</strong>,<br />
17 Uhr, Christuskirche Freiburg (Stadtteil <strong>Wiehre</strong>),<br />
Eintrittskarten ab 12 bis 25 Euro über www.christuskantorei.<br />
de oder direkt im Evang. Stadtkantorat, Tel.: 0761/ 70 789 321.<br />
www.christuskantorei.de<br />
Filme<br />
Greenmotions<br />
Filmfestival<br />
Drittes internationales Greenmotions Filmfestival<br />
11.-13. <strong>November</strong> im Kommunalen Kino Freiburg<br />
Dokumentarfilme aus aller Welt und Kurzfilmwettbewerb zu<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Energiewende und<br />
Ernährung.<br />
Am Wochenende<br />
vom 11.<br />
– 13. <strong>November</strong><br />
findet in Freiburg<br />
das dritte<br />
internationale<br />
Greenmotions<br />
Filmfestival statt. Im Kommunalen Kino im Alten <strong>Wiehre</strong>bahnhof<br />
in der Urachstrasse werden zu Umwelt und Nachhaltigkeit 14 ausgewählte<br />
aktuelle Dokumentarfilme aus aller Welt vorgeführt. Das<br />
Festival eröffnet am Freitag um 17 Uhr mit dem englischsprachigen<br />
Film „Normal is over“ von Renée Scheltema. Ab 19 Uhr wird der Klima-Aktionsfilm<br />
„Beyond the Red Lines – Systemwandel statt Klimawandel“<br />
des Freiburger Medienkollektivs cine rebelde aufgeführt.<br />
Nach den Filmvorführungen findet ab 22 Uhr eine Fahrraddisko im<br />
Jós Fritz Café statt: Radfahrende Partygäste liefern den Strom für<br />
die Musikanlage. Erstmals präsentiert das Festival am Abend des 12.<br />
und 13. <strong>November</strong> Filme zum Thema „Fluchtgrund Klimawandel“<br />
und wird einen Preis zu diesem Thema vergeben. Am Sonntag<br />
startet das Programm mit einem Fahrradkino um 11 Uhr im Waldhaus,<br />
Wonnhaldestr. 6. Die Zuschauerinnen und Zuschauer treten<br />
in die Pedale um den Film „Power to Change - die Energierebellion“<br />
zu sehen. Um 13.30 Uhr wird das Programm im Kommunalen<br />
Kino fortgesetzt. Im Anschluss zu jeder Filmvorführung kommen<br />
Regisseure zu Wort. Am Sonntagabend, 13. <strong>November</strong>, um 19 Uhr<br />
findet der internationale Kurzfilmwettbewerb des Festivals mit<br />
anschließender Preisverleihung statt. Der deutschsprachige 94-Minuten-Film<br />
„Passion for Planet“ des Freiburger Regisseurs Werner<br />
Schuessler, der am Sonntag um 15.30 Uhr gezeigt wird, eignet sich<br />
auch für Kinder.<br />
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Neue Öffnungszeiten im <strong>November</strong>: Mo.- Fr. 11 - 18 Uhr Sa. 11 - 16 Uhr<br />
40 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
TIPPS<br />
Theater<br />
Pinguine können<br />
keinen<br />
Käsekuchen backen<br />
Im SpielRaum gibt es eine Premiere von Ulrich Hub<br />
Ein Theaterstück für fünf SpielerInnen: zwei süße Pinguine, ein<br />
vorwitziges Huhn, einen leibhaftigen Staubsauger und ein extrem<br />
kurzsichtiger Maulwurf. Ein Theatervergnügen nicht nur für Kinder<br />
ab 7 Jahren, sondern auch für alle anderen Leichtverführbaren,<br />
die das Leben nicht ganz so ernst nehmen.<br />
n Premiere von „Pinguine können keinen Käsekuchen<br />
backen“ am Freitag, 11. <strong>November</strong>, 20 Uhr.<br />
Weitere Vorstellungen:<br />
Sa., 12. <strong>November</strong>, 20 Uhr<br />
So., 13. <strong>November</strong>, 16 Uhr (Familienvorstellung)<br />
Fr., 25. <strong>November</strong>, 20 Uhr<br />
Sa., 26. <strong>November</strong>, 20 Uhr<br />
So., 27. <strong>November</strong>, 16 Uhr (Familienvorstellung)<br />
Fr., 16. Dezember, 20 Uhr<br />
Sa., 17. Dezember, 20 Uhr<br />
So., 18. Dezember, 12.30 Uhr (Familienvorstellung)<br />
PINGUINE<br />
KONNEN<br />
KEINEN<br />
KASEKUCHEN<br />
BACKEN<br />
von Ulrich Hub<br />
Premiere:<br />
Fr, 11. Nov. 20 Uhr<br />
Sa, 12. Nov. 20 Uhr<br />
So, 13. Nov. 16 Uhr<br />
Fr, 25. Nov. 20 Uhr<br />
Sa, 26. Nov. 20 Uhr<br />
So, 27. Nov. 16 Uhr<br />
Fr, 16. Dez. 20 Uhr<br />
Sa, 17. Dez. 20 Uhr<br />
So, 18. Dez. 12.30 Uhr<br />
Dauer: ca. 70 Minuten<br />
Eintritt: 13 /9 Euro (für alle<br />
SpielleiterInnen & Studenten)<br />
/ 6 Euro (für Kinder bis<br />
zwölf Jahren)<br />
Karten zu allen Vorstellungen<br />
können ab sofort<br />
reserviert werden<br />
unter:<br />
spielraumtheater@<br />
t-online.de<br />
oder unter Tel.:<br />
0761/ 286305<br />
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Tel.: 0761 / 49 25 25 www.wegro-kuechen.de<br />
Theater<br />
Frühstück im Regency<br />
Ein Stück von Milton Matz<br />
Das Ensemble des Theater >K< spielt ein deutsch - jüdisches<br />
Theaterstück unter Leitung und Regie von Christine Kallfaß.<br />
Es erzählt das Schicksal einer Jüdin, die 1941 als junges<br />
Mädchen aus Freiburg mit ihrer Familie in die USA fliehen<br />
konnte, aber ihre geliebte Großmutter zurücklassen musste.<br />
Der Schmerz und die Trennung verfolgt sie ein Leben lang.<br />
2009 hatte die<br />
wahre Geschichte<br />
in Freiburg<br />
als Koproduktion<br />
mit der Geschichtswerkstatt<br />
der Lessing Realschule<br />
Premiere<br />
als Welturaufführung<br />
und löste Betroffenheit,<br />
aber<br />
auch Bewegung<br />
und Begegnung<br />
aus. Zwischen<br />
Zuschauerraum<br />
und Bühne wird<br />
die Bedeutung<br />
und Vernetzung<br />
von Heute und Damals zusätzlich durch das Theaterstück<br />
deutlich wahrnehmbar. Die Vernetzung von Vergangenem<br />
und Gegenwärtigem ist spürbar, die Geschichte und Historie<br />
zeigt Wirkung. Das Theaterstück wurde seitdem in Synagogen,<br />
Kirchen, Theatern und Schulen aufgeführt.<br />
In der aktuellen Aufführung in der Friedenskirche spielen:<br />
Elisabeth Kreßler, Falk Döhler, Mirko Kurczynski, Guilia<br />
Arteman, Nicole Djanji, Julia Binneweiß, Gregor Marstaller<br />
und Christine Kallfaß.<br />
n Theater >K
TIPPS ABDRUCK<br />
Buch-Tipp<br />
Markus Maria Weber<br />
Coffee to go in Togo<br />
Markus Maria Weber hat sich allein mit dem Rad auf den Weg gemacht –<br />
durch 26 Länder, auf über 14.000 Kilometer. Ein Auszug aus dem Buch:<br />
E<br />
s war ein frostiger Montagmorgen<br />
im <strong>November</strong>. Die Sonne war gerade<br />
aufgegangen und badete die<br />
kühlen grauen Betonsäulen des Düsseldorfer<br />
Hauptbahnhofs in einem warmen<br />
orangen Licht. Die krächzende Durchsage<br />
kündigte den mir bekannten Zug<br />
an: ICE 527 Wetterstein von Dortmund<br />
nach Nürnberg. Den Fahrplan kannte<br />
ich auswendig, der ICE fuhr die schnelle<br />
Strecke, hielt nur in Köln Messe/Deutz<br />
und Frankfurt Flughafen. In einer Stunde<br />
und dreißig Minuten würde ich am Frankfurter<br />
Hauptbahnhof aussteigen und mich<br />
in den wartenden<br />
schwarzen<br />
A8 setzen,<br />
der mich zu<br />
einem Frankfurter<br />
Geldinstitut<br />
fuhr. Kurz nach<br />
neun würde ich<br />
die Bank betreten,<br />
freundlich<br />
lächelnd die<br />
ersten Hände<br />
»<br />
der drängelnden Kunden und Kollegen<br />
schütteln, und meine Arbeitswoche<br />
würde beginnen. Sie würde beginnen<br />
mit dem Hochfahren meines<br />
Rechners und dem Lesen meiner E-Mails.<br />
Mit den immer gleichen, sinnfreien<br />
Meetings und mit immer neuen, fantastischen<br />
Wünschen der Kunden. Wenn ich<br />
Glück hätte, würden die monotonen Tätigkeiten<br />
aufgehellt werden durch einen<br />
cholerischen Wutanfall des Projektleiters<br />
oder ein belangloses Bundesliga-Streitgespräch<br />
mit den Kollegen in der Kaffeeküche.<br />
Hoffentlich war die Woche bald<br />
zu Ende, dachte ich. Mit einem lauten<br />
Quietschen fuhr der ICE ein, und zusammen<br />
mit einer Schar junger Männer und<br />
Frauen in dunklen Anzügen und strengen<br />
Kaffee war das Einzige,<br />
was mir an diesem frühen<br />
Morgen zwischen Telefonkonferenzen<br />
und Smart<br />
phones vernünftig erschien.“<br />
Kostümen nahm ich neben der Zugtür<br />
Aufstellung. Am Nebeneingang drängelte<br />
sich ein bärtiger, aufgedunsener Mann<br />
grob ins Innere. Mit bayrischem Akzent<br />
forderte er eine ältere, in orangene Leinenhosen<br />
gehüllte Dame auf, ihm Platz zu<br />
machen. Dann verschwand er brummend<br />
hinter seinem dicken Rollkoffer im überfüllten<br />
Wagen der zweiten Klasse. Ich<br />
folgte dem steten Strom aus dunklen Anzügen<br />
und Kostümen in den ruhigen Bereich<br />
der ersten Klasse. Hier gab es keinen<br />
wild gestikulierenden bayrischen Rüpel<br />
und keine in Esoterikfarben gekleideten<br />
Damen. Hier gab<br />
Radfahren nach Afrika<br />
Markus Maria Weber<br />
war Unternehmensberater<br />
und immer beruflich<br />
unterwegs, ales<br />
er beschloss auszubrechen.<br />
Der Freiburger,<br />
der inzwischen in London<br />
lebt, beschloss mit<br />
dem Fahrrad nach Afrika zu fahren. Ganz<br />
alleine, ein Jahr lang, 14.037 Kilometer weit,<br />
26 Länder durchquerend. Hinterher war<br />
nichts mehr wie zuvor. Alles ist besser.<br />
©Barbara Breitsprecher<br />
es nur adrette,<br />
junge Menschen,<br />
in dunkler, tailliert<br />
geschnittener<br />
Businesskleidung.<br />
Wie ein<br />
Schwarm fleißig<br />
dienender Ameisen<br />
bewegten sie<br />
sich stetig und<br />
unauffällig vorwärts.<br />
Jede Ameise hielt in der rechten<br />
Hand den Griff eines schwarzen Rollkoffers,<br />
auf dem eine schmale Laptoptasche<br />
befestigt war, in der linken Hand einen<br />
Kaffeebecher. Einheitlich verstauten sie<br />
die Köfferchen über den Sitzen und nahmen<br />
Platz. Ich blickte in die gestressten<br />
Gesichter der Berufspendlerkollegen, bei<br />
denen sich bereits jetzt die Sorgenfalten<br />
der Arbeitswoche auf der Stirn abzeichneten.<br />
Einige der Gesichter waren mir<br />
sehr vertraut. Man begegnete sich, kannte<br />
sich aber nicht. Der ICE setzte sich in Bewegung<br />
und die Ameisen verschwanden<br />
hinter grauen Zeitungen oder begannen<br />
ihre ersten Telefonkonferenzen. Hier<br />
und da ertönte der bekannte Windows-<br />
Dreiklang, wenn eine Ameise ihren Rechner<br />
hochfuhr. An diesem Morgen hatte<br />
ich bereits nach wenigen Minuten genug<br />
von all dem. Ich faltete die Süddeutsche<br />
zusammen, steckte sie in das blaue Gepäcknetz<br />
vor meinen Knien und begann,<br />
meine Ameisenkollegen näher zu betrachten.<br />
An dem weißen Pappbecher des<br />
Mannes neben mir blieb mein Blick hängen.<br />
Kaffee war das Einzige, was mir an<br />
diesem frühen Montagmorgen zwischen<br />
Powerpointfolien, Telefonkonferenzen<br />
und Smartphones vernünftig erschien.<br />
Leseprobe aus: Markus Maria Weber,<br />
Ein Coffee to go in Togo, Conbook Verlag,<br />
ISBN 978-3-95889-138-<br />
42 | Freiburg <strong>Unterwiehre</strong> Stadtteilmagazin
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