WANDERWEGE UND WUNDERWERkE - NRW-Stiftung
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Fotos: <strong>Stiftung</strong> Neanderthal Museum / Holger Neumann<br />
DÜRFEN WIR PAPA ZU IHM SAGEN?<br />
Manch einer glaubt noch immer,<br />
der vor etwa 30.000 Jahren ausgestorbene<br />
Neandertaler sei eine Art Halbaffe gewesen.<br />
Dabei konnte er in Wirklichkeit sprechen<br />
und war ein geschickter Handwerker. Dass<br />
er uns außerdem auch ziemlich ähnlich sah,<br />
zeigt das Neanderthal Museum in Mettmann<br />
mit eindrucksvollen Dermoplastiken.<br />
Könnten „Homo neanderthalensis“ und<br />
„Homo sapiens“ vielleicht sogar gemeinsame<br />
Nachkommen gezeugt haben? Möglich<br />
wären Seitensprünge zwischen ihnen jedenfalls<br />
gewesen, denn beide lebten in Europa<br />
und Asien mehrere Jahrtausende lang als<br />
Zeitgenossen. Trotzdem beharrten etliche<br />
Wissenschaftler bislang darauf: „No Sex<br />
with Homo sapiens.“<br />
Inzwischen deuten Ergebnisse des Max-<br />
Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropo-<br />
4<br />
sCHAUFensT er<br />
logie in Leipzig jedoch in eine ganz andere<br />
Richtung. Denn bis zu vier Prozent der Gene<br />
heutiger Europäer und Asiaten enthalten<br />
Spuren von Neandertaler-DNA! Nur für die<br />
afrikanische Bevölkerung gilt das nicht, denn<br />
die Vermischung fand nach der Auswanderung<br />
des Homo sapiens aus Afrika und vor<br />
seiner Ausbreitung in Eurasien statt. Und<br />
was bleibt von der Annahme, Neandertaler<br />
und moderner Mensch seien Vertreter zweier<br />
verschiedener Menschen-Arten gewesen?<br />
Nach gängiger Definition wären lebensfähige<br />
Nachkommen dann schließlich gar nicht<br />
möglich. Doch es gibt auch Forscher, die lieber<br />
den Begriff „Art“ überdenken möchten.<br />
sTeinzeiT-CLOOney<br />
Das Neanderthal Museum, das 2012 sein<br />
75. Jubiläum feiert, konfrontiert das Publi-<br />
Der niederländische Künstler und Präparator Adrie Kennis<br />
schuf „Mister 4 Prozent“ vor dem Hintergrund neuer<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse, nach denen jeder<br />
Mensch vier Prozent Neandertaler-DNA in sich trägt.<br />
Das neue Exponat mit Anzug und Faustkeil hat einen<br />
festen Platz in der Dauerausstellung des architektonisch<br />
interessanten Neanderthal Museums.<br />
kum derweil auf verblüffend anschauliche<br />
Weise mit dem aktuellen Wissensstand. Seit<br />
Neuestem blickt uns im Museum „Mr. 4<br />
Prozent“ entgegen – ein Steinzeit-Clooney<br />
in edlem Zwirn, der lässig an einer Brüstung<br />
lehnt. Es ist eine weitere hyperrealistische<br />
Rekonstruktionsarbeit aus der Werkstatt<br />
der holländischen Präparatoren Alfons<br />
und Adrie Kennis. Sie unterstreicht: Der<br />
Neandertaler war uns wirklich fast zum<br />
Verwechseln ähnlich.<br />
L Das 1937 gegründete neanderthal Museum<br />
in Mettmann erhielt 1996 mithilfe der nrWstiftung<br />
einen aufwendigen neubau und zieht<br />
seitdem jährlich rund 170.000 besucher an.<br />
Die nrW-stiftung half vor einigen Jahren zudem,<br />
die Dauerausstellung zu aktualisieren und<br />
den Fundort nahe dem Museum für besucher<br />
herzurichten.<br />
Die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 2/2012