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Blick-ins-Magazin

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DOSSIER<br />

PostCrowd-Journalism<br />

Hightech-Journalismus ohne Leser.<br />

+ News-Bots<br />

- Vertrauen<br />

Durch Innovationen im Verarbeiten und Auswerten von großen Datenbanken werden immer<br />

bessere Bot-Services angeboten. Sie bestehen aus komplexen Handlungsanweisungen und<br />

können selbstständig lernen. Das Spektrum der Bots ist so unterschiedlich wie ihre Aufgaben.<br />

So simulieren Chat-Bots in den Sozialen Medien Menschen, genauer: Gespräche mit<br />

Menschen. Sie werden von Dating-Plattformen genutzt. Aber auch von politischen Gruppen<br />

um Soziale Netze mit ihren Positionen zu fluten und Meinungsbildungsprozesse in ihrem Sinn<br />

zu beeinflussen. Im Gegensatz zu den Trading-Bots der Börsen schleichen sich die Chat-Bots<br />

in die Privatsphäre der Menschen. Bots werden zum ersten Mal als Bedrohung des persönlichen<br />

Umfelds wahrgenommen.<br />

Für die Gratis-Bereiche der großen Nachrichtenportale lassen sich die Redaktionen sämtliche<br />

Artikel von Bots schreiben. Wetter, Börsennachrichten, Fußballergebnisse und Breaking-News<br />

waren nur der Anfang einer Entwicklung, die weite Teile der Berichterstattung automatisiert<br />

hat. Es reichen eine Handvoll Redakteure, um die Bots zu überwachen. Leitartikel, Reportagen,<br />

Glossen und Kommentare werden noch von Journalisten geschrieben, sind aber wegen ihrer<br />

hohen Kosten hinter Paywalls verschwunden. Wer Artikel von Journalisten lesen möchte, muss<br />

zahlen.<br />

Die NoBot-Bewegung wird gegründet. Sie warnt vor möglichen Folgen: dem massiven<br />

Jobabbau bei Berufen mit einfachen kognitiven Tätigkeiten, dem Ausnutzen von Bots für<br />

Propagandazwecke in Sozialen Medien und den psychologischen Folgen der Chat-Bots auf<br />

Dating-Plattformen. Erst durch diese gesellschaftliche Debatte wird ein breiteres Publikum<br />

auf die Probleme und Chancen der News-Bots für den Journalismus aufmerksam. 32<br />

Journalisten, darunter der mittlerweile 78-jährige Günther Wallraff, verfassen ein Manifest für<br />

den Menschen und gegen die Automatisierung im Journalismus. “Post von Wagner war sicher<br />

der erste News-Bot der deutschen Presselandschaft” konstatiert Wallraff ironisch während<br />

der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Manifests. Und: “Die Automatisierung hat es<br />

geschafft, das Vertrauen in die Presse zu untergraben, die Leserschaft zu vergraulen und den<br />

Journalismus als Ganzes zu marginalisieren.”<br />

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