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Erst nachdem Leandro das Zimmer verlassen
hat und zu den anderen in den Garten gegangen ist,
greift Paco zum Handy. Er wählt die Nummer, die
Leandro ihm gegeben hat, er kennt nicht einmal die
neue Handynummer seiner eigenen Frau. Es tutet
zweimal, bis er endlich die Stimme seines Herzens
hört, und Paco muss sich zusammenreißen, jetzt
nicht die Fassung zu verlieren. »Leandro, was ist
los bei euch? Wieso meldet ihr euch nicht?«
Paco muss lächeln, wie sehr er sie liebt. »Bella.«
Stille, dann ein verzweifeltes Schluchzen, das Paco
durch den ganzen Körper geht. »Bitte, sag mir,
dass du frei bist.« Sie fleht ihn an und Paco nickt,
er ringt mit seinen Gefühlen und kann kaum klar
denken, bis er bemerkt, dass sie sein Nicken nicht
hören kann. »Ja Cariño, wir sind frei, unser Sohn,
Sanchez, Damian, sie alle haben es geschafft.« Bella
jauchzt laut auf, Paco müsste sich das Handy vom
Ohr halten, tut er aber nicht, er kann nicht genug
von ihrer Stimme hören.
»Sie sind frei!« Bella ist nicht alleine, er hört
viele Stimmen um sie herum und schließt die
Augen, wie soll er ihnen allen diese Nachricht
übermitteln. »Wo seid ihr gerade, noch in New
York?« Bella lacht ausgelassen. »Wir sind zurück in
Sierra, Schatz, zumindest die meisten, die anderen
kommen bald nach. Wie geht es euch, ist jemand
verletzt, seid ihr schon unterwegs nach Sierra,
wann können wir euch abholen?«
Paco streicht sich verzweifelt über das Gesicht,
er sucht nach den richtigen Worten, doch er findet
sie nicht. Auch wenn es immer noch laut im
Hintergrund ist, Bella kennt ihn besser als sonst
ein Mensch und sie wird ruhig. »Paco? Was ist
los? Irgendetwas stimmt doch nicht.« Jetzt wird
es leiser im Hintergrund und Paco muss nun mit
der Wahrheit herausrücken, doch er muss es Bella
alleine sagen, sie ist von allen die Sensibelste und
wird die richtigen Worte an die Frauen finden, die
Worte, die ihm fehlen. »Bella, kannst du alleine in
ein Zimmer gehen?«
Es wird ganz ruhig, er hört Bellas unruhigen
Atem und wie sich eine Tür öffnet und dann schließt.
»Ich bin allein, sag mir jetzt bitte was los ist, Schatz,
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es macht mich krank, dich so zu hören und nicht bei
dir sein zu können.« Paco schließt die Augen. »Ich
würde töten um dich jetzt bei mir zu haben. Du bist
mein Leben, Cariño, du hast keine Vorstellung, wie
sehr du, Latizia und Leandro mir gefehlt habt. Ihr
wart der einzige Grund, dass ich das überstehe.«
Er hört die Tränen seiner Frau. »Du fehlst mir
auch so sehr, ich konnte kaum atmen ohne dich,
aber bitte sage mir, wieso du dann nicht glücklich
bist? Ich höre doch wie sehr du leidest.« Paco weiß
nicht wie er es ihr sagen soll, deswegen beschreibt
er ihr einfach die letzte Zeit, er erzählt ihr, wie sie
Miguel, Soran und Jakup geholt haben, was mit
Ramon passiert ist. Als er ihr berichtet, wie die
Jungs sie befreit haben und sie dann erst erfahren
haben, dass Miguel nirgends angekommen ist,
beginnt Bella schon bitterlich zu weinen. Ihm
selbst kommen erneut die Tränen, als er ihr dann
verzweifelt erzählt, wie sie Ramon gefunden haben.
Sie weinen beide, es dauert lange, bis Paco seine
Frau etwas beruhigen kann, auch wenn er selbst
so aufgewühlt ist. Er sagt ihr, was sie in dem Haus
gefunden haben und dass sie morgen losfahren
werden um Miguel zu suchen. Bella ist verzweifelt
und Paco versucht sie ganz zu erreichen. »Bella, du
musst jetzt stark sein, du musst jetzt für Jennifer
da sein, du bist die Einzige, die ihr Halt gibt. Sami
geht es gut und sage ihr, dass ich alles tun werde
um ihr Miguel wiederzubringen.«
Er hört, wie seine Frau versucht wieder ihre
Fassung zu finden. »Sie wusste es, Paco, sie hatte
schon die ganze Zeit so ein schlechtes Gefühl,
es wird sie zerstören.« Paco nickt. »Ihr müsst
für sie da sein, sie muss für Sami stark sein und
für Miguel, wenn wir ihn wiederbringen.« Bella
hört auf zu weinen. »Das heißt, ihr kommt noch
nicht alle wieder?« Paco zerreißt es, er würde sie
so gerne in den Arm nehmen. »Noch nicht, ich
schicke morgen einige Männer mit Ramon nach
Hause, ihr müsst ihn beerdigen und ich werde erst
an sein Grab treten, wenn ich seinen Sohn nach
Hause gebracht habe.«
Auch wenn Bella schweigt, weiß er, dass sie
nickt, sie versteht die Situation, in der er sich
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befindet. »Ich werde jetzt mit den anderen reden.«
Paco weiß, dass es für Bella auch die Hölle sein
wird. »Ich liebe dich, Schatz, ich rufe dich später
an. Ich muss jetzt meine Eltern anrufen.« Bella
schluchzt erneut auf. »Oh Gott!« Paco schließt
die Augen. »Ich liebe dich, Paco, bis später.« Bella
legt auf. Egal wie verzweifelt sie selbst sind, sie
müssen versuchen so stark wie möglich zu sein.
Paco schließt die Augen, als es bei seinen Eltern
zuhause klingelt. Wie auch bei Bella ist die Freude
unendlich groß, bis er ihnen alles erzählt.
Er schließt die Augen, als er das laute verzweifelte
Weinen und die Schreie seiner Mutter hört und
weiß, dass genau in diesem Moment auch Jennifer
diese Laute von sich geben wird.
Alle trauern um Ramon und es zerreißt ihm
noch einmal sein Herz, diese verzweifelte Trauer
erneut zu hören.