Die Hauskehrichtmenge nahm <strong>2011</strong> erstmals seit 3 Jahren wieder zu: um 170 Tonnen bzw. 1,0 %. Grund dafür ist die leichte Bevölkerungszunahme in der <strong>St</strong>adt <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong>. – 6 –
Das Feuer, das alles frisst Es war nicht der letzte Tag des Winters <strong>2011</strong>/2012, aber er sollte sich als der letzte Tag herausstellen, an dem es noch schneite, wenn auch nur leicht, so leicht, dass wir erst nicht sicher waren, ob es tatsächlich Schneeflocken waren, die herunterkamen, oder nicht doch <strong>St</strong>aub oder Asche. Die Sonne drückte bleich durch den bewölkten Himmel, der die Farbe von Blei hatte. Bald würde der Frühling kommen und mit ihm die Spaziergänger an der Sitter, die Vögel würden mit ihrem Gezwitscher das Kommando im Wald übernehmen und alles würde wieder so werden, wie es jeden Frühling war: Anders, ganz, ganz anders. Als wir auf der schlängelnden <strong>St</strong>rasse aus dem Tobel fuhren, stellte ich meinem Sohn die unvermeidliche Frage. Ich fragte: «Und, wie war der Besuch?» Er schien nicht lange überlegen zu müssen, um zu antworten. «Gut.» Und dann, nach einer Sekunde schob er hintendrein: «Sehr gut sogar.» – «Und was hat dir am besten gefallen?» – «Drei Dinge.» – «Nämlich?» – «Das Feuer, der Kran und das Ding, das den <strong>St</strong>uhl gefressen hat.» – «Du meinst den Schredder?» Ich blickte in den Rückspiegel und sah meinen Sohn nicken und sehr zufrieden blickte er dann aus dem Fenster. Eine Weile schwiegen wir, und als wir die grosse Kurve fuhren, die uns auf die Autobahn brachte, sagte ich: «Gut, und jetzt erklärst du mir, wie das Kehrichtheizkraftwerk funktioniert?» Text: Max Küng Fotos: Georg Gatsas – 7 – Es gibt Dinge, die sind ganz einfach. Zum Beispiel ein Kehrichtheizkraftwerk. Man sammelt Müll. Man verbrennt ihn. Aus der Verbrennung gewinnt man Energie. Die Energie nutzt man. Der Müll verschwindet. Fertig. Aber auch die einfachsten Dinge sind kompliziert, das weiss man spätestens, wenn man einmal versucht hat, ernsthaft auf die Frage eines Kindes einzugehen, wenn es zum Beispiel fragt, warum die Erde eine Kugel ist und nicht flach und warum wir nicht herunterfallen. Meinem Sohn habe ich viel zu erklären versucht. Wie funktioniert ein Föhn? Wie ein <strong>St</strong>aubsauger? Ein Rasensprenger? Ein Differenzialgetriebe? Nicht immer waren meine Erklärungsversuche von Erfolg gekrönt, denn auf jede Antwort lässt sich noch eine Frage legen. Und nun, so dachte ich, drehe ich den Spiess um: Zusammen würden wir einen seiner heissesten Wünsche erfüllen, eine Kehrichtverbrennungsanlage zu besichtigen, sie von innen zu sehen – und dann würde er mir erklären, wie sie funktioniert. Ich hörte, wie er in einen Apfel biss. Kauend sagte er: «Ich stelle dir nun eine Frage.» Eine Weile wartete ich. Es kam keine Frage. «Und?», fragte ich nach. «Vergessen.» – «Erzähl mir vom Kran», sagte ich, und er antwortete: «Es ist ein Greifkran. Er hat spitze Krallen, so wie ein Dinosaurier, ein T-Rex.» Nun war mein Sohn in Fahrt gekommen, und er fuhr fort: «Der Kran greift sich den Müll aus einem grossen Loch. Es sah aus