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<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />
SonntagsZeitung — Nr. 1 — 20. November 2016<br />
Hotels zum Träumen<br />
Vom Märchenschloss aus der Belle Epoque<br />
bis zum Boutique-Hotel am Pistenrand<br />
Die schönsten Fondue-Beizli<br />
Wo das Schweizer Nationalgericht<br />
am besten schmeckt<br />
H<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong>s<br />
W<strong>in</strong>tervergnügen<br />
Das <strong>Bern</strong>er Oberland lockt mit herrlichen<br />
Pisten, Schlittelwegen und Loipen<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der<br />
BE! Tourismus AG mit der<br />
SonntagsZeitung<br />
Schlittelspass vor<br />
dem Wetterhorn<br />
bei Gr<strong>in</strong>delwald
INSERAT
EDITORIAL<br />
Der Kanton <strong>Bern</strong> ist<br />
e<strong>in</strong>e Schweiz<br />
im Kle<strong>in</strong>format<br />
E<strong>in</strong>er der berühmtesten <strong>Bern</strong>er ist Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Der gebürtige Kandersteger<br />
glaubt an die Zukunft se<strong>in</strong>er Heimat, fordert aber auch e<strong>in</strong> Umdenken<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen<br />
Liebe Leser<br />
Vielfalt <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Vielfalt<br />
– das ist es, was den Kanton <strong>Bern</strong> so e<strong>in</strong>zigartig<br />
macht. Mit se<strong>in</strong>en sechs unterschiedlichen<br />
Regionen oder Stuben, wie wir hier sagen,<br />
mit se<strong>in</strong>en Bergen, Seen, Gletschern,<br />
Matten, Wäldern, den wunderbaren Dörfern<br />
und Städten ist er e<strong>in</strong>e Schweiz im Kle<strong>in</strong>format.<br />
Zudem verfügt er mit dem Jungfraugebiet<br />
über e<strong>in</strong>e Landschaft, die von der<br />
Unesco <strong>in</strong> die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen<br />
wurde – dem Nobelpreis für Naturschönheit<br />
sozusagen. Und über e<strong>in</strong>e Hauptstadt,<br />
die ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt.<br />
Das <strong>Bern</strong>er Oberland ist denn auch seit Jahrhunderten<br />
e<strong>in</strong> Magnet für Gäste aus aller<br />
Welt. Und e<strong>in</strong> Pionier im Bau von Bergbahnen.<br />
Am bekanntesten ist die Jungfraubahn,<br />
die jährlich e<strong>in</strong>e Million Gäste transportiert.<br />
Doch auch die <strong>Bern</strong>-Lötschberg-Simplon-<br />
Bahn, die Montreux-<strong>Bern</strong>er-Oberland-Bahn,<br />
die Brienzer-Rothorn- oder die Harderbahn<br />
s<strong>in</strong>d touristische Anziehungspunkte und zeugen<br />
von der Meisterleistung der Ingenieure.<br />
Zahnrad- oder Standseilbahnen h<strong>in</strong>auf auf<br />
die Berggipfel s<strong>in</strong>d das e<strong>in</strong>e, die prachtvollen<br />
Hotels aus dem 19. Jahrhundert das andere.<br />
Das Palace <strong>in</strong> Gstaad, das Victoria-Jungfrau <strong>in</strong><br />
Interlaken, das Grandhotel Giessbach oder<br />
das Hotel Victoria <strong>in</strong> Kandersteg s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />
Pioniertaten der Hotellerie. Der Kanton<br />
<strong>Bern</strong> mit se<strong>in</strong>en Bergen zieht aber auch viele<br />
Sportler an. Am bekanntesten s<strong>in</strong>d die Lauberhornrennen<br />
oder die Weltcuprennen <strong>in</strong><br />
Adelboden. Das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>ternationale Anlässe,<br />
die Tausende von Besuchern anziehen, am<br />
Fernsehen übertragen werden und so der ganzen<br />
Welt die Schönheit unserer Region näherbr<strong>in</strong>gen<br />
– und als e<strong>in</strong>e Art Appetizer Lust machen,<br />
das ganze Menü zu geniessen.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen zudem Brauchtum<br />
und Kultur. Im Kanton <strong>Bern</strong> ist jedes<br />
Dorf anders geartet. Jedes Dorf hat e<strong>in</strong>e andere<br />
Kultur, e<strong>in</strong>en anderen Dialekt. Das e<strong>in</strong>e<br />
zeichnet sich durch se<strong>in</strong>e Musik aus, e<strong>in</strong> anderes<br />
durch kulturelle Veranstaltungen wie etwa<br />
Kandersteg mit se<strong>in</strong>er Belle-Epoque-Woche.<br />
Das führt immer wieder zu e<strong>in</strong>er Rückbes<strong>in</strong>nung.<br />
S<strong>in</strong>d wir auf dem rechten Weg? Oder<br />
könnten wir vielleicht noch besser werden?<br />
Das ist wichtig im Tourismus. Wir müssen<br />
den Willen haben, besser zu se<strong>in</strong> als die andern.<br />
Das vielleicht wichtigste Wort heisst<br />
Gastfreundschaft. Sie muss gelebt werden.<br />
Der Gast muss sich von der ersten Sekunde an<br />
wohlfühlen, nach dem Pr<strong>in</strong>zip: Man muss<br />
Menschen mögen. Stillstand im Tourismus ist<br />
Rückstand. Und deshalb braucht es immer<br />
wieder neue Ideen, neue Überlegungen, neue<br />
Realisationen. Der Erfolg bestätigt die Bemühungen,<br />
aber er verpflichtet auch – jede Sekunde<br />
– zu neuer Leidenschaft und Bereitschaft,<br />
besser zu werden.<br />
Wir haben diese e<strong>in</strong>zigartige Vielfalt, dazu<br />
die schönsten Berge der Welt. Das s<strong>in</strong>d ungeheure<br />
Magnete. Und diese Chance müssen<br />
wir nutzen.<br />
■<br />
Wir müssen<br />
den Willen<br />
haben, besser<br />
zu se<strong>in</strong> als<br />
die andern<br />
Adolf Ogi war von 1988 bis<br />
2000 Bundesrat<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
3
INHALT<br />
Nostalgie und Lifestyle<br />
Das <strong>Bern</strong>er Oberland gilt als Wiege der Schweizer Hotellerie.<br />
Doch nicht nur <strong>in</strong> den Grandhotels, auch <strong>in</strong> den neuen<br />
Boutique-Resorts lässt es sich wunderbar träumen<br />
Seite 12<br />
Weltcup-Party <strong>in</strong> Adelboden und Wengen<br />
Seit Jahrzehnten messen sich die besten<br />
Skirennfahrer der Welt am Chuenisbärgli und am legendären<br />
Lauberhorn, der längsten Weltcup-Abfahrt<br />
Seite 20<br />
Der Schokoladen-König<br />
<strong>Bern</strong>er Produkte erobern die Welt. E<strong>in</strong>es der bekanntesten ist<br />
Ragusa, das von Daniel Bloch noch immer nach dem<br />
Orig<strong>in</strong>alrezept im Jura-Dörfchen Courtelary hergestellt wird<br />
Seite 26<br />
Leben auf der Sph<strong>in</strong>x<br />
Seit 15 Jahren wohnen und arbeiten Joan und Mart<strong>in</strong> Fischer auf<br />
dem Jungfraujoch, wo sich die Sph<strong>in</strong>x, die auf 3454 Metern<br />
höchstgelegene Forschungsstation Europas, bef<strong>in</strong>det<br />
Seite 30<br />
Langlaufparadies im Naturpark<br />
Direkt vor den Toren <strong>Bern</strong>s liegt das Gantrischgebiet mit se<strong>in</strong>en<br />
400 Quadratmetern unberührter Natur. Es bietet traumhafte<br />
Voraussetzungen für Langlauf und Schneeschuhwandern<br />
Seite 34<br />
Tropische Nächte <strong>in</strong> Frutigen<br />
Seit 2007 werden im warmen Wasser, das aus dem Innern<br />
des Lötschbergs fliesst, Störe gezüchtet und Kaviar produziert.<br />
D<strong>in</strong>iert wird im Tropenhaus Frutigen unter Palmen<br />
Seite 36<br />
Die 10 schönsten Abfahrten<br />
Snowboard-Olympiasieger<strong>in</strong> Tanja Frieden und<br />
Riesenslalom-Weltmeister Michael von Grünigen verraten<br />
ihre Geheimtipps im <strong>Bern</strong>er Oberland<br />
Seite 40<br />
Fondue-Rezept vom Starkoch<br />
Der <strong>Bern</strong>er Spitzenkoch Ivo Adam kreiert se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsfondue.<br />
Und gibt Tipps, wie das Schweizer Nationalgericht noch<br />
besser schmeckt. Dazu: die schönsten <strong>Bern</strong>er Fondue-Beizli<br />
Seite 44<br />
4<br />
MADE IN BERN 1/2016
40<br />
30<br />
36<br />
44<br />
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12
TITEL KLEI HIER ASDF SDFSD<br />
FSDF<br />
usam, <strong>in</strong>t, opti de ratias volenis dolupictor<br />
ad quatur autem aliquiam, cone landa cone<br />
con nimusciur? Quid moluptatem. Et que<br />
sam s<strong>in</strong>vers perrum alignam, nobit pro doloris<br />
ex et expla volor adit et id quossit ulparup<br />
tatur? usam, <strong>in</strong>t, opti de ratias volenis<br />
dolupictor ad quatur autem aliquiam, cone<br />
landa cone con nimusciur? Quid moluptatem.<br />
Et que sam s<strong>in</strong>vers perrum alignam,<br />
nobit pro doloris ex et expla volor adit et<br />
id quossit ulparup tatur? usam, <strong>in</strong>t, opti de<br />
ratias volenis dolupictor ad quatur autem<br />
aliquiam, cone landa cone con nimusciur?<br />
Quid moluptatem. Et que sam s<strong>in</strong>vers perrum<br />
alignam, nobit pro doloris ex et expla<br />
volor adit et id quossit ulparup tatur? usam,<br />
1 MIT DEM FATBIKE ÜBER<br />
DIE PISTEN FLITZEN<br />
Die Zweiräder mit den überdimensionalen<br />
Reifen erobern im <strong>Bern</strong>er Oberland die<br />
Schneepisten. In Kandersteg-Sunnbüel<br />
dürfen die coolen Fatbikes neu auch mit<br />
dem Skilift Spittelmatte transportiert<br />
werden. Und auf dem Sparenmoos bei<br />
Gstaad kann man mit den Schnee-Velos<br />
auf allen Schlittelwegen zu Tale flitzen.<br />
6<br />
MADE IN BERN 1/2016
H<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong>s<br />
w<strong>in</strong>terliche<br />
Vergnügen<br />
Coole Abfahrten mit dem Fatbike, Schlittenhunderennen<br />
durch verschneite Landschaften, Nervenkitzel auf dem<br />
Thrill Walk oder romantische Übernachtungen im<br />
Iglu-Dorf. Der W<strong>in</strong>ter im <strong>Bern</strong>er Oberland bietet unzählige<br />
Attraktionen und Events, viel Spass und Erholung<br />
<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
7
3<br />
3 IM GEHEIMDIENST<br />
IHRER MAJESTÄT<br />
Nächstes Jahr wird auf dem Schilthorn<br />
gefeiert: Vor genau fünfzig Jahren<br />
wurde der Gipfel erstmals dem<br />
Publikum zugänglich gemacht. Ab dem<br />
9. Dezember erstrahlen das aus dem<br />
Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer<br />
Majestät» bekannte Drehrestaurant <strong>in</strong><br />
neuem Glanz. E<strong>in</strong> Ausflug aufs<br />
Schilthorn lohnt sich aber auch<br />
abgesehen vom Jubiläum. Die Aussicht<br />
ist phänomenal, und der 007 WALK OF<br />
FAME sowie die Ausstellung BOND<br />
WORLD 007 (Bild) lassen die Herzen<br />
von Fans des berühmtesten Agenten<br />
der Welt höher schlagen. Neu gibts<br />
zudem den Thrill Walk – e<strong>in</strong> atemberaubender<br />
Felsenweg hoch über<br />
dem Abgrund. schilthorn.ch<br />
8<br />
MADE IN BERN 1/2016
2<br />
2 MIT DER BAHN<br />
ZUM WINTERSPASS<br />
Das <strong>Bern</strong>er Oberland ist e<strong>in</strong> Pionier <strong>in</strong><br />
Sachen Bahnen. Dutzende von Schwebebahnen,<br />
Zahnradbahnen und Gondelbahnen<br />
führen h<strong>in</strong>auf auf die schönsten Gipfel. Zum<br />
e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d es über hundert Jahre alte<br />
Nostalgie-Bahnen, wie die legendäre<br />
Jungfraubahn, zum andern modernste<br />
Hightech-Anlagen, die die Gäste <strong>in</strong> die<br />
Bergwelt br<strong>in</strong>gen. Oben gibts nicht nur<br />
Ruhe und e<strong>in</strong>e atemberaubende Natur,<br />
sondern auch viele gemütliche Restaurants,<br />
traumhafte Pisten und unzählige Attraktionen.<br />
made<strong>in</strong>bern.com/bergbahnen<br />
5<br />
4<br />
4 FRISCHE FISCHE AUS DEM BERGSEE<br />
Nichts für Warmduscher. Vom 1. Januar bis Mitte März 2017 kann man im<br />
Oesch<strong>in</strong>ensee ob Kandersteg Eisfischen, dann nämlich, wenn der See von<br />
e<strong>in</strong>er bis zu fünfzig Zentimeter dicken Eisschicht überzogen ist. Tages- oder<br />
Wochenpatente können im Restaurant Oesch<strong>in</strong>ensee gekauft werden, wo die<br />
leckeren Forellen aus dem See auch serviert werden. oesch<strong>in</strong>ensee.ch<br />
5 SCHLAFEN, WO EINST<br />
DER KÄSE LAGERTE<br />
Dort, wo die legendären Gerber-Käsli und<br />
das Fertigfondue erfunden wurden, kann<br />
man auch schlafen und essen. Im ehemaligen<br />
Speditionsgebäude der Gerberkäse<br />
AG <strong>in</strong> Thun bietet das Boutique-Hotel<br />
Spedition fünfzehn Zimmer, die alle mit<br />
verschiedenen Farbkonzepten gestaltet<br />
wurden. Trotz Renovation ist die 120-jährige<br />
Geschichte im ganzen Haus noch immer<br />
spür- und erlebbar. speditionthun.ch<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
9
HIGHLIGHTS<br />
6<br />
6 HOCH HINAUS IN KANDERSTEG<br />
Das Dorf Kandersteg ist durch die Eröffnung der neuen<br />
Nordic Arena mit drei Skisprungschanzen um e<strong>in</strong>e<br />
Attraktion reicher geworden. Die Anlage ersetzt die alte<br />
Schanze, die über dreissig Jahre lang <strong>in</strong> Betrieb war, den<br />
Anforderungen der FIS aber nicht mehr genügte. Die<br />
grosse Schanze Lötschberg und die beiden kle<strong>in</strong>en Bire<br />
und Blüemlisalp erfüllen nun wieder die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>in</strong>ternationale<br />
Wettkämpfe. Zudem ist die Anlage als<br />
e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> der Schweiz das ganze Jahr h<strong>in</strong>durch<br />
geöffnet. nordicarena.ch<br />
7 ROMANTISCHE<br />
NÄCHTE IM IGLU-DORF<br />
Sternenhimmel, Vollmond und rundherum e<strong>in</strong>e weisse<br />
W<strong>in</strong>terwelt. E<strong>in</strong>e Nacht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Iglu-Dörfer im<br />
Kanton <strong>Bern</strong> ist e<strong>in</strong> wunderbares Erlebnis. In Kemmeriboden-Bad<br />
(Bild) wird man vor dem Schlafen noch mit<br />
e<strong>in</strong>em wärmenden Fondue im Iglu-Restaurant verwöhnt.<br />
Und im Iglu-Dorf am H<strong>in</strong>terstockensee am Fuss des<br />
Thuner Hausbergs Stockhorn gibt es zusätzliche<br />
Aktivitäten wie Eisfischen, Snow-Tub<strong>in</strong>g oder Schneeschuhlaufen.<br />
Und wer es etwas gemütlicher mag,<br />
kann im Liegestuhl mit hausgemachtem Glühwe<strong>in</strong><br />
die Natur geniessen. made<strong>in</strong>bern.com/iglu<br />
7<br />
8 EXKLUSIVE ANGEBOTE FÜR<br />
DIE KUNDEN VON TICKETCORNER<br />
Die BE! Tourismus AG geht mit Ticketcorner e<strong>in</strong>e<br />
Partnerschaft für die W<strong>in</strong>tersaison 2016/17 e<strong>in</strong>.<br />
Wer e<strong>in</strong>en Skipass über die Buchungsplattform<br />
ski.ticketcorner.ch kauft, profitiert zwischen November<br />
2016 und April 2017 von zahlreichen, monatlich<br />
wechselnden Sonderangeboten im ganzen <strong>Bern</strong>er<br />
Oberland. Dabei handelt es sich um exklusive<br />
Angebote für diverse Skigebiete wie zum Beispiel<br />
das Haslital (Bild). made<strong>in</strong>bern.com/ticketcorner<br />
8<br />
9 ES LÄCHELT DER SEE, ER LADET<br />
ZUM KAJAK-ABENTEUER<br />
Der Brienzersee gilt als e<strong>in</strong>er der beliebtesten Seen<br />
für Kajak-Fahrer. Besonders schön aber ist e<strong>in</strong>e Fahrt<br />
über das Wasser im W<strong>in</strong>ter, wenn leichter Nebel<br />
über dem See liegt. Hochwertige Trockenanzüge und<br />
e<strong>in</strong>e Schwimmweste s<strong>in</strong>d das e<strong>in</strong>zige, was es dazu<br />
braucht, da Kajak-Fahren weder besondere körperliche<br />
Fitness noch Risikobereitschaft voraussetzt. Bei den<br />
Kajak-Schulen <strong>in</strong> Interlaken und Umgebung können<br />
Halbtages-, Tages- oder auch Abendtouren gebucht<br />
werden. hightide.ch<br />
10 IM HUNDESCHLITTEN<br />
DURCH DIE WEISSE LANDSCHAFT<br />
Wenn die Huskys und Grönlandhunde am Fuss des<br />
Sustenpasses aufheulen, dann ist es Zeit für das<br />
legendäre Schlittenhunderennen von Gadmen. Weit<br />
über hundert Gespanne nehmen jeweils an diesem<br />
spektakulären Anlass durch die verschneite Landschaft<br />
teil. Am Wochenende vom 25. und 26. Februar 2017<br />
f<strong>in</strong>det das Internationale Schlittenhunderennen bereits<br />
zum 35. Mal statt. Höhepunkt neben den regulären<br />
Rennen ist die jährliche Gadmer-Trophy. shr-gadmen.ch<br />
10<br />
MADE IN BERN 1/2016
9<br />
10
HIGHLIGHTS<br />
12<br />
MADE IN BERN 1/2016
HIGHLIGHTS<br />
Schlafen wie<br />
die Könige<br />
Das <strong>Bern</strong>er Oberland gilt als Wiege der Schweizer<br />
Hotellerie. In den luxuriösen Grandhotels wie dem Gstaad<br />
Palace wohnten Könige, Adlige und die Mächtigen dieser<br />
Welt. Doch auch viele kle<strong>in</strong>ere Hotels überzeugen mit<br />
Charme und gelebter Gastfreundschaft<br />
VON MARIUS LEUTENEGGER<br />
GSTAAD PALACE<br />
Das 1913 eröffnete<br />
Grandhotel ist e<strong>in</strong>e<br />
der Hotelikonen<br />
der Schweiz<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
13
LUXUS UND STIL<br />
Das Gstaad Palace<br />
verb<strong>in</strong>det Tradition<br />
und Moderne<br />
<br />
Fast fünf Millionen Logiernächte verzeichnete<br />
die <strong>Bern</strong>er Hotellerie letztes Jahr. Drei Viertel<br />
davon entfielen auf das <strong>Bern</strong>er Oberland.<br />
Derart beliebt ist die Dest<strong>in</strong>ation allerd<strong>in</strong>gs<br />
noch nicht so lange. Denn früher galten die<br />
Alpen als brandgefährlich, dämonisch verseucht<br />
und todlangweilig. Erst im 18. Jahrhundert<br />
wuchs das Interesse an der Natur.<br />
Verantwortlich dafür war auch e<strong>in</strong> <strong>Bern</strong>er:<br />
Der Universalgelehrte Albrecht von Haller<br />
reiste ab 1728 mehrmals <strong>in</strong>s Oberland und<br />
verfasste die vielfach übersetzte Dichtung<br />
«Die Alpen». Mit se<strong>in</strong>em Werk rannte er beim<br />
europäischen Adel offene Türen e<strong>in</strong>.<br />
Der Genfer Aufklärer Jean-Jacques Rousseau<br />
propagierte darauf die Rückkehr zur Natur,<br />
Künstler vertieften die Vorstellung, <strong>in</strong> den<br />
Bergen fände der Mensch noch zu se<strong>in</strong>em<br />
wahren Se<strong>in</strong>, und schliesslich gab es ke<strong>in</strong> Halten<br />
mehr: Wer es sich leisten konnte, machte<br />
sich auf den Weg, die Terra <strong>in</strong>cognita zu erkunden.<br />
Dass sich die Entwicklung zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des 19. Jahrhunderts stark beschleunigte, hat<br />
vor allem zwei Gründe. Zum e<strong>in</strong>en führten<br />
gesellschaftliche Umwälzungen dazu, dass<br />
sich immer mehr Menschen Reisen leisten<br />
konnten. Zum anderen entstand e<strong>in</strong>e touristische<br />
Infrastruktur: Die Eisenbahn brachte<br />
Menschen <strong>in</strong> immer entlegenere Gebiete, und<br />
überall schossen Hotels aus dem Boden.<br />
E<strong>in</strong>es der ersten Berggasthäuser<br />
entstand bereits 1820 auf dem Faulhorn<br />
Das Bergvolk erkannte schnell, wie es se<strong>in</strong>e<br />
landschaftlichen und kulturellen Schätze nutzen<br />
konnte. Die Unspunnenfeste von 1805<br />
und 1808 waren wohl die ersten touristischen<br />
Grossveranstaltungen im <strong>Bern</strong>er Oberland.<br />
Sie zogen so viele Engländer zur Ru<strong>in</strong>e Unspunnen<br />
bei Interlaken, dass die Gegend als<br />
englische Kolonie bezeichnet wurde. Die vielen<br />
Gäste benötigten natürlich auch e<strong>in</strong>e adäquate<br />
Unterkunft. Bald wurden überall Hotels<br />
eröffnet. E<strong>in</strong>es der ersten Berggasthäuser<br />
entstand 1820 auf dem Faulhorn und ist bis<br />
heute <strong>in</strong> Betrieb.<br />
Oder das legendäre, ja sagenhafte Palace <strong>in</strong><br />
Gstaad. Se<strong>in</strong>e Existenz verdankt das Fünfstern-Superior-Haus<br />
e<strong>in</strong>em Lehrer aus dem<br />
Dorf, der nach e<strong>in</strong>em Englandaufenthalt den<br />
Plan verfolgte, auf se<strong>in</strong>em Land e<strong>in</strong> Luxushotel<br />
für die Briten zu erstellen. Eröffnet wurde<br />
das Palace 1913, seither thront es wie e<strong>in</strong><br />
Märchenschloss über dem Ort. Der Betrieb<br />
startete fulm<strong>in</strong>ant, doch bald folgten magere<br />
Jahre. Anhaltender Erfolg stellte sich erst e<strong>in</strong>,<br />
14<br />
MADE IN BERN 1/2016
HOTELS ZUM TRÄUMEN<br />
«Hier<br />
können wir<br />
als echte<br />
Gastgeber<br />
wirken»<br />
Carol<strong>in</strong>e Ogi,<br />
Tochter von<br />
Alt-Bundesrat<br />
Adolf Ogi, führt<br />
zusammen<br />
mit ihrem Mann das<br />
Hotel Schönegg <strong>in</strong> Wengen<br />
als Ernst und Silvia Scherz das Haus 1947<br />
übernahmen und zum Anziehungspunkt für<br />
die Prom<strong>in</strong>enz machten. Heute wird das Palace<br />
von Andrea Scherz <strong>in</strong> dritter Generation<br />
geführt. Dabei reicht es nicht, das Erbe zu verwalten.<br />
Die <strong>in</strong>ternationale Klientel ist überaus<br />
anspruchsvoll. Eben wurde der legendäre<br />
Baccarat-Saal, <strong>in</strong> dem schon Louis Armstrong<br />
und Maurice Chevalier auftraten, rundum<br />
aufgefrischt. Doch protzen will man nicht.<br />
Scherz: «Das Palace ist ke<strong>in</strong>e Bühne, sondern<br />
e<strong>in</strong> Ort, an dem man entspannt geniesst.»<br />
S<strong>in</strong>d es heute die Reichen und Schönen,<br />
die die Luxushotels bewohnen, waren es früher<br />
Künstler und Literaten, die viel reisten<br />
und den besonderen Reiz des <strong>Bern</strong>er Oberlandes<br />
beschrieben: Goethe, Lord Byron,<br />
Mark Twa<strong>in</strong>, Charles Dickens oder Arthur<br />
Conan Doyle. Der Schöpfer von Sherlock<br />
Holmes weilte oft <strong>in</strong> der Schweiz und liess se<strong>in</strong>en<br />
weltberühmten Detektiv hoch dramatisch<br />
im Reichenbachfall bei Meir<strong>in</strong>gen sterben. Bis<br />
heute ist das Dorf am Brünigpass Holmes-<br />
City geblieben, es gibt e<strong>in</strong> Denkmal und e<strong>in</strong><br />
Museum. «Viele Gäste kommen nur deswegen<br />
hierher», sagt Simon Anderegg, der mit<br />
se<strong>in</strong>er Frau Franziska das Dreisternhotel Victoria<br />
Meir<strong>in</strong>gen führt. Dabei hat die Region<br />
extrem viel zu bieten: Grimselwelt und Hasliberg,<br />
Aareschlucht, Brienzer Rothorn, Ballenberg,<br />
Rosenlaui und natürlich den Reichenbachfall.<br />
Kehrt man dann <strong>in</strong>s Victoria zurück,<br />
betritt man e<strong>in</strong> modernes Hotel mit viel Geschichte.<br />
Die Eltern von Simon Anderegg, die<br />
den Betrieb lange Zeit führten, entschieden<br />
sich 1966, das bisherige Gebäude zu ersetzen.<br />
Der Entwurf des Neubaus stammte von Ernst<br />
Anderegg, dem Onkel des heutigen Besitzers.<br />
<br />
Warum s<strong>in</strong>d Sie <strong>in</strong>s <strong>Bern</strong>er<br />
Oberland gekommen?<br />
Weil wir uns <strong>in</strong> dieses Hotel<br />
verliebt haben, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Haus, <strong>in</strong> dem wir als echte<br />
Gastgeber wirken können.<br />
Was fasz<strong>in</strong>iert Sie an<br />
Wengen am meisten?<br />
Dass es authentisch ist – e<strong>in</strong><br />
typisches Bergdorf! Hier ist<br />
Landwirtschaft ke<strong>in</strong>e Show<br />
für Touristen. Mich bee<strong>in</strong>druckt<br />
am <strong>Bern</strong>er Oberland<br />
aber auch die enorme Vielfalt.<br />
Im W<strong>in</strong>ter gibt es e<strong>in</strong> riesiges<br />
Angebot an Bergbahnen, und<br />
auch Nichtskifahrer kommen<br />
voll auf ihre Kosten.<br />
Ihr Hotel gilt als e<strong>in</strong>es der<br />
schönsten Dreisternhäuser<br />
der Schweiz. Lässt sich e<strong>in</strong><br />
solches Hotel f<strong>in</strong>anzieren?<br />
Natürlich kann man sich nicht<br />
zu viel erlauben, wir müssen<br />
oft selber Hand anlegen.<br />
Wir beherbergen auch ke<strong>in</strong>e<br />
Gruppen. Dafür kann man<br />
auf jeden Gast e<strong>in</strong>gehen. E<strong>in</strong><br />
solcher Betrieb muss e<strong>in</strong>e<br />
Herzensangelegenheit se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Viertel Ihrer Gäste<br />
stammt aus Grossbritannien.<br />
Warum ist das <strong>Bern</strong>er<br />
Oberland bei den Briten<br />
so beliebt?<br />
Die Engländer spielten bei der<br />
Entwicklung des W<strong>in</strong>tersports<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Und da<br />
Briten Traditionen schätzen,<br />
kommen viele englische<br />
Familien seit Generationen<br />
jeden W<strong>in</strong>ter nach Wengen.<br />
Hier oben fühlen sie sich<br />
wie zu Hause.<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
15
HOTELS ZUM TRÄUMEN<br />
VICTORIA, MEIRINGEN Die Familie Anderegg führt das Hotel <strong>in</strong> zweiter Generation<br />
<br />
Der berühmte Architekt hatte bei Frank Lloyd<br />
Wright <strong>in</strong> den USA gearbeitet und den<br />
Wright-Stil <strong>in</strong> die Schweiz gebracht.<br />
Neben der Hotellerie war aber auch der<br />
Bau von Bahnen e<strong>in</strong> bedeutender Treiber des<br />
Tourismus im <strong>Bern</strong>er Oberland. 1906 begannen<br />
<strong>in</strong> Kandersteg die Arbeiten am Lötschbergtunnel.<br />
Ausserhalb des Dorfs, zwischen<br />
Felswänden und satten Matten, wurde für die<br />
Ingenieure e<strong>in</strong>e Unterkunft erstellt. Nach Eröffnung<br />
des Tunnels übernahm der Personalverband<br />
der reformierten Kirche das Gebäude<br />
und richtete dar<strong>in</strong> das Doldenhorn e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>fache Pension für se<strong>in</strong>e Mitglieder. «Me<strong>in</strong>e<br />
Eltern führten das Haus», erzählt René Maeder,<br />
der hier aufwuchs. «Die Gäste machten<br />
die Zimmer selber, und das Essen wurde mit<br />
e<strong>in</strong>em Gongschlag angekündigt.»<br />
Als die Eltern vor der Pensionierung standen,<br />
kaufte René Maeder die Pension Doldenhorn,<br />
baute sie vom E<strong>in</strong>stern- zum grosszügigen<br />
Vierstern-Superior-Haus aus und machte<br />
daraus e<strong>in</strong>e Oase, <strong>in</strong> die man immer wieder<br />
gern für e<strong>in</strong>e kurze Verschnaufpause zurückkehrt.<br />
«Die Menschen s<strong>in</strong>d heute im Beruf<br />
dermassen gefordert, dass sie Entschleunigung<br />
suchen», erklärt René Maeder den Erfolg<br />
se<strong>in</strong>es Hauses. Folgerichtig ist das Doldenhorn<br />
komplett stressfrei. Frühstück gibt<br />
es, bis der letzte Gast ausgeschlafen hat.<br />
Das Ruedihus ist e<strong>in</strong> 250-jähriges Bijoux<br />
mit nur gerade zwölf Zimmern<br />
WALDHOTEL DOLDENHORN, KANDERSTEG Die Pension wurde zum Luxushotel<br />
SCHÖNEGG, WENGEN Das 1903 erbaute Traditionshaus steht mitten im Dorf<br />
Der Erfolg des Hotels hat aber auch mit e<strong>in</strong>em<br />
Freund des Hauses zu tun: Der berühmteste<br />
Kandersteger, Alt-Bundesrat Adolf Ogi, hat<br />
hier immer wieder Gäste untergebracht. Er<br />
kam mit dem Gesamtbundesrat her, mit Kofi<br />
Annan und Pr<strong>in</strong>z Charles. Bis heute ist René<br />
Maeder regelmässig fürs Cater<strong>in</strong>g des Von-<br />
Wattenwyl-Hauses zuständig, <strong>in</strong> dem der<br />
Bundesrat Empfänge abhält, und er beliefert<br />
auch das Bundesratsflugzeug. Und als wäre<br />
das alles noch nicht genug, besitzt René Maeder<br />
heute auch noch e<strong>in</strong> höchst attraktives<br />
zweites Hotel, das e<strong>in</strong> paar Hundert Meter<br />
entfernt gelegene, 250 Jahre alte Ruedihus.<br />
René Maeder und se<strong>in</strong>e Frau Anne übernahmen<br />
das herrschaftliche Holzhaus 1990 und<br />
konnten es zu e<strong>in</strong>em Bijoux mit nur gerade<br />
zwölf Zimmern weiterentwickeln. Mehr<br />
Swissness geht nicht: Im hauseigenen Restaurant<br />
werden nur Schweizer Produkte angeboten,<br />
nicht e<strong>in</strong>mal Pommes frites kommen auf<br />
die Teller, weil sie zu unschweizerisch s<strong>in</strong>d.<br />
Traditionshäuser gibt es aber nicht nur <strong>in</strong><br />
den Bergen. Das Jugendstil-Hotel Carlton-<br />
Europe <strong>in</strong> Interlaken blickt ebenfalls auf e<strong>in</strong>e<br />
über 100-jährige Geschichte zurück und komb<strong>in</strong>iert<br />
den Charme der Jahrhundertwende<br />
mit dem Komfort von heute. Mitten im Dorf<br />
gelegen verfügt es über <strong>in</strong>dividuell ausgestattete<br />
Zimmer und grosszügige Appartements<br />
<strong>in</strong> der neu eröffneten Dependance. Im W<strong>in</strong>ter<br />
kann man sich nach e<strong>in</strong>em Tag auf der Piste <strong>in</strong><br />
<br />
16<br />
MADE IN BERN 1/2016
HUUS HOTEL, GSTAAD–SAANEN<br />
CARLTON-EUROPE, INTERLAKEN<br />
DELTAPARK VITALRESORT, GWATT<br />
HOTEL SCHWEIZERHOF, BERN<br />
PARKHOTEL BELLEVUE & SPA, ADELBODEN
IN A NUTSHELL<br />
Royal nights<br />
The <strong>Bern</strong>ese Oberland is<br />
seen as the birthplace of<br />
Swiss hospitality. Its grand<br />
hotels, such as the Gstaad<br />
Palace, welcomed k<strong>in</strong>gs and<br />
noblemen as well as the<br />
powerful of this world. Oddly<br />
enough, the Alps were<br />
considered to be demonic but<br />
also bor<strong>in</strong>g. It was only <strong>in</strong> the<br />
18th century that the <strong>in</strong>terest<br />
<strong>in</strong> nature emerged. The man<br />
who k<strong>in</strong>dled it was a <strong>Bern</strong>ese<br />
polymath, Albrecht von Haller.<br />
He visited the Oberland<br />
several times from 1728 and<br />
his work «The Alps» became a<br />
favourite among aristocrats.<br />
The locals quickly recognized<br />
the potential and soon hotels<br />
opened all over the place,<br />
from the lofty lodge on Mount<br />
Faulhorn to the legendary<br />
Palace <strong>in</strong> Gstaad, which has<br />
dom<strong>in</strong>ated the landscape like<br />
a fairy-tale castle s<strong>in</strong>ce 1913.<br />
ASPEN, GRINDELWALD Das alp<strong>in</strong> geprägte Lifestyle-Hotel liegt direkt an der Skipiste<br />
The luxury hotels still cater<br />
to the rich and beautiful, but<br />
once upon a time it was the<br />
poets and writers who made<br />
the <strong>Bern</strong>ese Oberland<br />
famous: Goethe, Lord Byron,<br />
Mark Twa<strong>in</strong>, Charles Dickens,<br />
Arthur Conan Doyle. The<br />
creator of Sherlock Holmes<br />
chose the Reichenbach Falls<br />
near Meir<strong>in</strong>gen as the scene<br />
for the dramatic demise of his<br />
world-famous detective. To<br />
this day, the village at the foot<br />
of the Brünig Pass is known as<br />
Holmes-City, featur<strong>in</strong>g a<br />
monument and a museum.<br />
Not just the mounta<strong>in</strong> areas<br />
boast their historic hotels,<br />
however; so does the<br />
capital, the City of <strong>Bern</strong>.<br />
Peter Ust<strong>in</strong>ov and Grace<br />
Kelly were just two of the<br />
many stars that stayed at the<br />
luxury hotel Schweizerhof.<br />
Increas<strong>in</strong>gly, the<br />
establishments from the Belle<br />
Epoque are now be<strong>in</strong>g jo<strong>in</strong>ed<br />
by modern boutique hotels,<br />
such as the lifestyle hotel<br />
Aspen, located right next to<br />
the ski slopes of Gr<strong>in</strong>delwald.<br />
<br />
der Kam<strong>in</strong>bar oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der Saunen aufwärmen.<br />
Im Sommer sorgt der Naturbadeteich<br />
im Hotelpark für Abkühlung.<br />
Aber auch der Schweizerhof, das Fünfstern-Superior-Haus<br />
im Herzen <strong>Bern</strong>s, gehört<br />
zu den berühmten Grandhotels der Schweiz.<br />
99 Zimmer auf fünf Etagen – vom Standard-<br />
E<strong>in</strong>zelzimmer bis zur Presidential Suite – lassen<br />
ke<strong>in</strong>e Wohnwünsche offen. 130 Angestellte<br />
kümmern sich unter der Führung von<br />
Iris Flückiger um die Bedürfnisse der Gäste.<br />
Peter Ust<strong>in</strong>ov, Grace Kelly oder Albert<br />
Schweitzer waren hier schon zu Gast und liessen<br />
es sich auch kul<strong>in</strong>arisch gut gehen: Jack’s<br />
Brasserie mit ihrem F<strong>in</strong>-de-Siècle-Ambiente<br />
und dem Wienerschnitzel s<strong>in</strong>d legendär.<br />
Viele Hotels s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
aufwendig renoviert worden<br />
Doch nicht nur die Traditionshäuser feiern<br />
e<strong>in</strong> Revival. Auch viele neue Hotels entstehen<br />
oder s<strong>in</strong>d durch Modernisierungen <strong>in</strong> die<br />
neue Zeit überführt worden. Das Parkhotel<br />
Bellevue & Spa <strong>in</strong> Adelboden etwa, 1931 als<br />
Ste<strong>in</strong>haus im Stil der klassischen Moderne gebaut,<br />
ist <strong>in</strong> den letzten Jahren aufwendig renoviert<br />
worden. In Gstaad ist es das Vierstern-<br />
Superior-Hotel Huus, das ebenfall komplett<br />
umgebaut wurde und diesen Dezember se<strong>in</strong>e<br />
Neueröffnung feiert. Mit über 130 Zimmern<br />
ist es das grösste Hotel <strong>in</strong> der Region und bietet<br />
se<strong>in</strong>en Gästen neben e<strong>in</strong>em grossen Wellnessbereich<br />
auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Angebot an<br />
Outdoor-Aktivitäten an. Oder das Aspen Alp<strong>in</strong><br />
Lifestyle Hotel am Rande der Tschuggen-<br />
Piste <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald, das hält, was der Name<br />
verspricht: e<strong>in</strong> alp<strong>in</strong> geprägtes Lifestyle-Hotel,<br />
ausgestattet mit Designermöbeln, viel Arvenholz<br />
sowie Doppelzimmern und Suiten<br />
der Extraklasse. Der 300 Quadratmeter grosse<br />
Wellnessbereich bietet Dampf- und Kräuterbad,<br />
Erlebnisduschen mit Tropenregen und<br />
Fusssprudelbecken mit Aromen.<br />
Das dieses Jahr neu eröffnete Deltapark<br />
Vitalresort <strong>in</strong> Gwatt zwischen Spiez und Thun<br />
gehört ebenfalls zu den <strong>in</strong>novativen Hotels im<br />
<strong>Bern</strong>er Oberland. Die Hauenste<strong>in</strong>-Gruppe,<br />
die <strong>in</strong> der Region bereits mehrere Betriebe besitzt,<br />
entwickelte dafür e<strong>in</strong> ungewöhnliches<br />
Konzept. Entstanden ist e<strong>in</strong>e Art Präventionshotel.<br />
So kann man im Deltapark e<strong>in</strong> Belastungs-EKG<br />
machen, sich e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm<br />
zusammenstellen lassen oder von<br />
e<strong>in</strong>er Ernährungsberatung profitieren. Das<br />
Deltapark ist aber ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> Kurhaus, <strong>in</strong><br />
dem nur stilles Wasser und Salat serviert wird.<br />
«Zu unserem ganzheitlichen Wellness-Ansatz<br />
gehört zentral der Genuss», sagt Direktor<br />
Mirco Plozza. Fünfzig Millionen Franken hat<br />
die Hauenste<strong>in</strong>-Gruppe <strong>in</strong> Gwatt <strong>in</strong>vestiert.<br />
Nun kommen noch e<strong>in</strong>mal dreissig Millionen<br />
Franken für Wohnbauten h<strong>in</strong>zu. Das f<strong>in</strong>anzielle<br />
Engagement beweist: Das <strong>Bern</strong>er Oberland<br />
hat nicht nur e<strong>in</strong>e grosse touristische<br />
Vergangenheit, sondern auch e<strong>in</strong>e Zukunft.<br />
■<br />
18<br />
MADE IN BERN 1/2016
HOTELS ZUM TRÄUMEN<br />
Von bronzenen Kühen,<br />
Trüffel-Fondue und Eissuiten<br />
Gstaad hat mehr zu bieten als Jetset und traumhafte Pisten. Renata Libal,<br />
Lifestyle-Journalist<strong>in</strong> und Gstaad-Kenner<strong>in</strong>, hat h<strong>in</strong>ter die Kulissen geschaut und verrät<br />
ihre zehn Geheimtipps für das weltberühmte <strong>Bern</strong>er Oberländer Dorf<br />
1. Liebe<br />
E<strong>in</strong> ganz besonderes Zimmer ist<br />
die Suite Nummer 111 im Grandhotel<br />
Alp<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Gstaad. Sie verfügt<br />
über Bettwäsche aus re<strong>in</strong>er<br />
Seide und e<strong>in</strong>en Bettüberwurf<br />
aus schwarzem Fell. Auf e<strong>in</strong>em<br />
eleganten Glasregal wartet zudem<br />
niedliches Spielzeug darauf,<br />
von e<strong>in</strong>em Paar erprobt zu werden:<br />
schwarze Masken und<br />
Handschellen. Die e<strong>in</strong>zigartige<br />
«Love Suite» kostet ab 2450 Franken<br />
pro Nacht.<br />
2. Fondue<br />
Wer glaubt, schon alles über das<br />
wahre Fondue zu wissen, sollte<br />
die Mischung der Molkerei<br />
Gstaad versuchen, kreiert aus<br />
Greyerzer, lokalem Alpkäse und<br />
Halbhartkäse – gewürzt mit<br />
schwarzem Trüffel.<br />
3. Heisse Schokolade<br />
Das Café Charly’s mit se<strong>in</strong>en<br />
Schnitzereien ist e<strong>in</strong>e Institution<br />
<strong>in</strong> Gstaad. Es wurde<br />
von Grund auf neu<br />
im alp<strong>in</strong>en Stil e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
und die blauen<br />
Herzen im Logo durch<br />
e<strong>in</strong>e stilisierte Comic-<br />
Kuh ersetzt – passend zu<br />
den Desserts, die hier<br />
serviert werden.<br />
4. Stammtisch<br />
Das Posthotel Rössli, 1845 erbaut,<br />
ist zweifellos die e<strong>in</strong>zige<br />
Adresse <strong>in</strong> Gstaad, um die niemand<br />
herumkommt. Oder, wie<br />
das lokale Sprichwort sagt: Wer<br />
noch nie e<strong>in</strong> Zürcher Geschnetzeltes<br />
mit knuspriger Rösti im<br />
Stübli gegessen hat, der war noch<br />
nie <strong>in</strong> Gstaad. Doch es gibt noch<br />
e<strong>in</strong>e andere Besonderheit <strong>in</strong> diesem<br />
Haus, das als e<strong>in</strong>es der wenigen<br />
die Feuersbrunst von 1898<br />
heil überstanden hat: Der<br />
Stammtisch wird nie fürs Essen<br />
gedeckt, sondern steht auch Reisenden<br />
zur Verfügung, die nicht<br />
reserviert haben.<br />
5. Iglu<br />
Das Iglu-Dorf von Gstaad mit<br />
se<strong>in</strong>en Lüstern aus Eis wird jedes<br />
Jahr neu aufgebaut. E<strong>in</strong> besonderes<br />
Erlebnis aber bietet das Palace<br />
se<strong>in</strong>en Gästen an: Das<br />
Spezialangebot umfasst<br />
zwei Übernachtungen<br />
mit Halbpension im<br />
Grandhotel und e<strong>in</strong>e<br />
Nacht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er romantischen<br />
Eissuite<br />
mit privatem Jacuzzi.<br />
6. Ente<br />
Das Tier wirkt etwas<br />
unpassend <strong>in</strong> der alp<strong>in</strong>en<br />
Landschaft. Vielleicht ist<br />
das die Botschaft dieser<br />
Bronzestatue, die Julie<br />
Andrews 2014 der Geme<strong>in</strong>de<br />
schenkte, als<br />
Dank, dass sie zur Ehrenbürger<strong>in</strong><br />
ernannt<br />
wurde. «The Sitt<strong>in</strong>g<br />
Duck» gehörte zur Privatsammlung<br />
der Schauspieler<strong>in</strong><br />
und wurde von ihrem Mann,<br />
dem Regisseur Blake Edwards,<br />
geschaffen. Ab den 70er-Jahren<br />
hat sich Julie Andrews oft <strong>in</strong> diesem<br />
«letzten Paradies auf e<strong>in</strong>er<br />
Erde voller Verrückten», wie sie<br />
sagt, aufgehalten und damit zahlreiche<br />
andere Hollywoodstars<br />
angezogen.<br />
7. Kühe<br />
Noch e<strong>in</strong> Geschenk gibt es <strong>in</strong><br />
Gstaad zu bewundern: «Rosie<br />
Für Julie<br />
Andrews ist<br />
Gstaad das<br />
«letzte Pardies<br />
auf e<strong>in</strong>er<br />
Erde voller<br />
Verrückten»<br />
Renata Libal ist Chefredaktor<strong>in</strong><br />
des Lifestyle-Magaz<strong>in</strong>s<br />
encore!<br />
the Calf» (Rosie, das Kalb). Die<br />
Geme<strong>in</strong>de erhielt die Statue 1999<br />
von Liz Taylors Tochter Liza<br />
Todd Tivey geschenkt. Und sie<br />
sche<strong>in</strong>t auch den realen Alpkühen<br />
zu gefallen: Beim Alpabzug<br />
machen die Herden oft<br />
e<strong>in</strong>en Umweg, um ihre unbewegliche<br />
Artgenoss<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem<br />
Bronze körper zu beschnuppern.<br />
8. Kirchenfenster<br />
Die St.-Niklaus-Kapelle mitten<br />
im Dorf war ursprünglich e<strong>in</strong>e<br />
der zahlreichen Kapellen, die an<br />
den Wegkreuzungen standen,<br />
um die Reisenden zu segnen.<br />
Nachdem sie mehrere Jahre als<br />
Schule genutzt wurde, rief die<br />
Geme<strong>in</strong>de 1926 die Familien des<br />
Dorfes auf, neue Kirchenfenster<br />
zu spenden. Aus dieser Zeit stammen<br />
die Fenster aus farbigen Flaschenböden.<br />
9. Chesterfield Sofa<br />
Unter der gewölbten Decke der<br />
Bar des Hotels Bellevue steht das<br />
längste Chesterfield-Sofa der<br />
Schweiz: 17 Meter gepolstertes<br />
Kamelleder! Am schönsten ist es<br />
hier bei E<strong>in</strong>bruch der Dämmerung,<br />
wenn die Bar mit ihrem<br />
Ambiente an die 30er-Jahre und<br />
Hem<strong>in</strong>gway er<strong>in</strong>nert.<br />
10. Innerer Spaziergang<br />
Die Saanenland-Region ist erschlossen<br />
durch mehrere Themenwege.<br />
Besonders pittoresk ist<br />
der gut zwei Kilometer lange Yehudi-Menuh<strong>in</strong>-Weg.<br />
Auf zwölf<br />
Tafeln f<strong>in</strong>den sich Zitate von verschiedenen<br />
Philosophen. Der berühmte<br />
Viol<strong>in</strong>ist war Ehrenbürger<br />
von Saanen. Se<strong>in</strong> Spazierweg<br />
er<strong>in</strong>nert an die Inspiration, die er<br />
aus der Macht der Berge schöpfte.<br />
■<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
19
20<br />
MADE IN BERN 1/2016
HIGHLIGHTS<br />
E<strong>in</strong> Dorf im<br />
Ausnahmezustand<br />
Anfang Januar steigt <strong>in</strong> Adelboden die grosse Weltcup-Party. Die Bevölkerung<br />
weiss genau, wie sie mit dem Rummel umgehen muss – und ihn nutzen kann<br />
ERIK BRÜHLMANN (TEXT)<br />
UND LEHEL KOVACS (ILLUSTRATION)<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
21
WELTCUP 2017<br />
<br />
In Adelboden leben etwa 3600 E<strong>in</strong>wohner.<br />
Am ersten Wochenende<br />
im Januar steigt die Zahl aber um<br />
das Zehnfache an, wenn hier der<br />
FIS-Weltcup haltmacht. E<strong>in</strong> solches<br />
Rennen verlangt vor allem viel Verständnis<br />
von den Adelbodnern. Denn<br />
was man bei den TV-Übertragungen<br />
nicht sieht: Rund um das Zielgelände<br />
im «Boden», wo die Tribüne und die<br />
Festzelte aufgebaut werden, wohnen<br />
Menschen – auch während des Rennwochenendes.<br />
E<strong>in</strong>e von ihnen ist die<br />
89-jährige Berta Aellig. «Die letzten<br />
Jahre stand e<strong>in</strong> riesiges Zelt gleich vor<br />
me<strong>in</strong>er Haustür», sagt sie. Wenn die<br />
120 Sattelschlepper mit dem Material<br />
aufs Gelände fahren, schaue sie, dass<br />
sie nicht so oft raus müsse. Genervt<br />
von dem Trubel ist Berta Aellig aber<br />
nicht. «Wir s<strong>in</strong>d das ja gewohnt und<br />
tragen gern e<strong>in</strong>en Teil dazu bei, dass<br />
der Grossanlass e<strong>in</strong> Erfolg wird.»<br />
Bode Miller parkierte den Camper<br />
gleich h<strong>in</strong>ter dem Restaurant<br />
Am Wochenende selbst gilt Ausnahmezustand.<br />
Die Schwestern Therese<br />
und Christ<strong>in</strong>e Aellig erleben ihn, seit<br />
sie 1993 das Restaurant Wildstrubel<br />
im «Boden» von ihren Eltern übernommen<br />
haben. Am Rennwochenende<br />
arbeiten 25 bis 30 Personen<br />
schichtweise <strong>in</strong> ihrem Betrieb. Als<br />
Tr<strong>in</strong>kgeld gibt es schöne Er<strong>in</strong>nerungen,<br />
etwa an Bode Miller, der se<strong>in</strong>en<br />
Camper gleich h<strong>in</strong>ter dem Restaurant<br />
parkierte, oder an Marc Girardelli,<br />
der am Morgen vor dem Rennen im<br />
Wildstrubel e<strong>in</strong>e Ovomalt<strong>in</strong>e trank.<br />
Urs Gerber arbeitet seit über drei<br />
Jahrzehnten im Restaurant Bodehüttli,<br />
gleich neben der Zuschauertribüne<br />
– erst als Koch, seit diesem Juni<br />
als Wirt. «Früher kam Michael von<br />
Grünigen nach dem Rennen mit se<strong>in</strong>er<br />
Familie immer zu uns», er<strong>in</strong>nert<br />
sich der 51-Jährige, «oder auch Marc<br />
Girardelli und Pirm<strong>in</strong> Zurbriggen.»<br />
Heute würden die Sportler viel mehr<br />
abgeschottet und reisten nach dem<br />
Rennen meist gleich weiter. «Dass<br />
Sportler wie Alberto Tomba oder<br />
Hermann Maier vor dem Rennen<br />
Fussball spielen, erlebt man jedenfalls<br />
nicht mehr.» Dennoch schauen<br />
Adelboden<br />
2017<br />
Dieses Jahr gastiert der<br />
Weltcup-Zirkus am<br />
7. Januar (Riesenslalom)<br />
und 8. Januar (Slalom)<br />
<strong>in</strong> Adelboden. Erwartet<br />
werden rund 40 000<br />
Zuschauer<strong>in</strong>nen und<br />
Zuschauer.<br />
FREITAG, 6. JANUAR<br />
Ab 16 Uhr<br />
Abendprogramm mit<br />
Boxenstrasse und<br />
Startnummernauslosung<br />
auf dem<br />
Märitplatz<br />
SAMSTAG, 7. JANUAR<br />
Ab 8 Uhr<br />
Skichilbi im Zielgelände<br />
10.30 Uhr<br />
Start 1. Lauf Riesenslalom<br />
13.30 Uhr<br />
Start 2. Lauf Riesenslalom,<br />
anschliessend Unterhaltung<br />
im Weltcup-Dorf<br />
Ab 18 Uhr<br />
Abendprogramm mit<br />
Siegerehrung Riesenslalom<br />
und Startnummernauslosung<br />
Slalom auf<br />
dem Märitplatz<br />
SONNTAG, 8. JANUAR<br />
Ab 8 Uhr<br />
Skichilbi im Zielgelände<br />
10.30 Uhr<br />
Start 1. Lauf Slalom<br />
13.30 Uhr<br />
Start 2. Lauf Slalom,<br />
anschliessend<br />
Siegerehrung Slalom<br />
Bis 18 Uhr<br />
Unterhaltung im<br />
Weltcup-Dorf<br />
auch heute noch viele Prom<strong>in</strong>ente<br />
während der Rennen im Bodehüttli<br />
vorbei. Auch wenn Urs Gerber<br />
am Weltcup-Wochenende auf etwa<br />
zwanzig Hilfskräfte zurückgreifen<br />
muss, stimmt die Kasse. «Nicht auszudenken,<br />
wenn uns die FIS die<br />
Rennen wegnähme», resümiert der<br />
Gastronom. «Aber nicht nur vom f<strong>in</strong>anziellen<br />
Standpunkt aus, sondern<br />
auch, weil es e<strong>in</strong>e tolle Veranstaltung<br />
mit grossartiger Stimmung ist.»<br />
«Während des Weltcups liegt das<br />
Geld auf der Strasse», bestätigt auch<br />
Metzger Fritz Gemperle, der se<strong>in</strong> Geschäft<br />
im Dorf selbst hat. «Man muss<br />
zwar hart arbeiten, aber es lohnt sich.»<br />
Gemperle und se<strong>in</strong> Team können<br />
zweigleisig fahren. E<strong>in</strong>erseits liefern<br />
sie Fleisch und Wurstwaren <strong>in</strong> das<br />
Weltcup-Dorf, andererseits betreiben<br />
sie Bratwurststände im Dorf, wo die<br />
Auslosungen der Startnummern und<br />
die Siegerehrungen stattf<strong>in</strong>den.<br />
«Uns als Veranstalter ist es sehr<br />
wichtig, dass die lokalen Geschäfte<br />
etwas vom Weltcup haben», sagt<br />
Kathr<strong>in</strong> Hager, Geschäftsführer<strong>in</strong> der<br />
Ski-Weltcup Adelboden AG. Konkret<br />
heisst das, dass jedes Hotel <strong>in</strong> Adelboden<br />
und Umgebung für die Athleten,<br />
Medienvertreter oder Sponsoren gebucht<br />
ist. Zuschauer, die übernachten<br />
wollen, müssen bis nach Spiez ausweichen<br />
oder versuchen, e<strong>in</strong>s der privat<br />
vermieteten Zimmer zu ergattern.<br />
Die regionale Wertschöpfung<br />
beträgt 5,3 Millionen Franken<br />
Ortsansässige übernehmen aber auch<br />
die Leitung der Auf- und Abbauarbeiten.<br />
Der örtliche We<strong>in</strong>händler<br />
und die Bäckereien liefern Speis und<br />
Trank, Blumengeschäfte sorgen für<br />
Dekorationen. E<strong>in</strong>e Studie von 2009<br />
ergab e<strong>in</strong>e regionale Wertschöpfung<br />
von 5,3 Millionen Franken – bei<br />
e<strong>in</strong>em Budget von etwa drei Millionen<br />
Franken. «Bei normalen Skiverhältnissen<br />
stopft der Weltcup unser<br />
Januarloch», so Kathr<strong>in</strong> Hager.<br />
Damit die Organisatoren weiterh<strong>in</strong><br />
auf das Verständnis der Bevölkerung<br />
zählen können, <strong>in</strong>vestieren sie<br />
viel <strong>in</strong> die Kommunikation. Schon im<br />
September gehen sie zu den Landbe-<br />
<br />
22<br />
MADE IN BERN 1/2016
Fest <strong>in</strong> Schweizer Hand: Über<br />
40 000 Zuschauer feuern die<br />
Ski-Cracks bei den Weltcup-<br />
Rennen <strong>in</strong> Adelboden an<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
23
WELTCUP 2017<br />
<br />
«Wir tragen<br />
gern e<strong>in</strong>en Teil<br />
dazu bei, dass<br />
der Grossanlass<br />
e<strong>in</strong> Erfolg wird.»<br />
Berta Aellig mit<br />
ihren Töchtern Christ<strong>in</strong>e<br />
und Therese<br />
«Es ist e<strong>in</strong>e<br />
tolle Veranstaltung<br />
mit<br />
grossartiger<br />
Stimmung.»<br />
Wirt Urs Gerber<br />
«Während des<br />
Weltcups liegt<br />
das Geld auf<br />
der Strasse.»<br />
Metzger Fritz Gemperle<br />
«Uns ist es sehr wichtig,<br />
dass die lokalen<br />
Geschäfte etwas vom<br />
Weltcup haben.»<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Kathr<strong>in</strong> Hager<br />
<br />
sitzern im «Boden» und zeigen ihnen,<br />
was sich ändern wird. Über allem<br />
steht e<strong>in</strong> Gesamtkonzept. Es gilt, Beschallung<br />
und Brandschutz zu regeln<br />
oder die Hygiene der Gastrobetriebe<br />
sicherzustellen. 3300 Arbeitsplätze<br />
müssen über das Event-Wochenende<br />
besetzt werden. Aber auch Profis<br />
stellen <strong>in</strong> gewissen Bereichen e<strong>in</strong>en<br />
reibungslosen Ablauf sicher. 120 bis<br />
150 «Broncos» übernehmen die neuralgischen<br />
Punkte der Security, e<strong>in</strong><br />
Sanitätsteam ist vor Ort, Ambulanzen<br />
und Rettungshelikopter stehen <strong>in</strong><br />
ständiger Bereitschaft.<br />
Freiwillige Helfer sammeln den<br />
liegen gebliebenen Abfall e<strong>in</strong><br />
Mehr als hundert Sattelschlepper<br />
Material werden nach Adelboden<br />
gefahren. Kann das nachhaltig se<strong>in</strong>?<br />
«Vermutlich lässt sich e<strong>in</strong> solcher<br />
Gross-Event nicht im engeren S<strong>in</strong>n<br />
nachhaltig durchführen», räumt Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Kathr<strong>in</strong> Hager e<strong>in</strong>.<br />
«Als Veranstalter können wir aber<br />
unser Möglichstes versuchen.» Dazu<br />
gehört etwa, dass nur kompostierbares<br />
Geschirr verwendet oder auf Glasflaschen<br />
Depot erhoben wird. «Schon<br />
während des Weltcup-Fests sammeln<br />
rund zwanzig Freiwillige liegen gebliebenen<br />
Abfall e<strong>in</strong>», sagt Kathr<strong>in</strong><br />
Hager. In der Woche darauf folgt<br />
e<strong>in</strong>e weitere Güselrunde. «Und ist der<br />
Schnee im Frühl<strong>in</strong>g weg, gehen das<br />
OK und se<strong>in</strong>e Helfer zwei Tage lang<br />
über das Festgelände, um auch noch<br />
die letzten Reste aufzusammeln.»<br />
■<br />
IN A NUTSHELL<br />
World Cup fever<br />
3300 Freiwillige gesucht<br />
Each year the <strong>in</strong>ternational Ski World Cup<br />
descends on the <strong>Bern</strong>ese Oberland. So<br />
on the weekend of 6–8 January 2017,<br />
when Adelboden will host the big World<br />
Cup Party with the men’s giant slalom and<br />
slalom on the legendary Chuenisbärgli<br />
mounta<strong>in</strong>. More than 40,000 people are<br />
expected to l<strong>in</strong>e the slopes to cheer on<br />
their favourite skiers. After the races, the<br />
party cont<strong>in</strong>ues <strong>in</strong> the so-called pit lane<br />
well <strong>in</strong>to the night. A week later, on 13–15<br />
January, Wengen will be the centre of the<br />
World Cup universe. The highlight is the<br />
Lauberhorn downhill race on Saturday,<br />
which will be staged for the 87th time.<br />
With a length of 4,500 metres it is also the<br />
World Cup’s longest run.<br />
Die Organisatoren der Weltcup-Rennen <strong>in</strong><br />
Adelboden setzen auf e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives System,<br />
um die rund 3300 Arbeitsplätze zu besetzen.<br />
«Wir suchen die Leute nicht über Plattformen,<br />
sondern über Vere<strong>in</strong>e», sagt Mart<strong>in</strong> Hari, Projektleiter<br />
Unterkunft und Staff. Der Clou: Entschädigt<br />
werden nicht die Volunteers selber,<br />
sondern die jeweiligen Vere<strong>in</strong>e.<br />
E<strong>in</strong>er dieser Volunteers ist Adrian Goetschi.<br />
Der 33-jährige <strong>Bern</strong>er ist Projektleiter<br />
bei Adelboden Tourismus und betreut die<br />
rund 200 Fotografen und Medienvertreter.<br />
Geme<strong>in</strong>deschreiber<strong>in</strong> Jolanda Lauber ist noch<br />
näher am Geschehen. Die 34-jährige Adelbodner<strong>in</strong><br />
hilft seit fast zehn Jahren beim Starthäuschen.<br />
«Bei me<strong>in</strong>em Beruf fühle ich mich<br />
fast schon verpflichtet zu helfen – schliesslich<br />
nützt der Anlass dem ganzen Dorf», sagt sie.<br />
Es sei <strong>in</strong>teressant, wie unterschiedlich sich<br />
die Athleten kurz vor dem Start verhalten.<br />
«Benjam<strong>in</strong> Raich und Didier Cuche waren<br />
immer so fokussiert, dass man sie gar nicht<br />
ansprechen durfte. Andere wiederum machen<br />
Witze, bis sich das Starttor öffnet.»<br />
Christoph Weissmüller ist seit zwanzig<br />
Jahren Kassier am Weltcup-Wochenende – logisch,<br />
der 54-jährige Adelbodner arbeitet bei<br />
der <strong>Bern</strong>er Kantonalbank als Kundenberater.<br />
«Der Weltcup ist für Adelboden e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges<br />
Erlebnis, da muss man e<strong>in</strong>fach mitmachen!»,<br />
sagt er. E<strong>in</strong>en Nachteil hat se<strong>in</strong> Weltcup-Engagement<br />
allerd<strong>in</strong>gs. «Ich habe noch<br />
nie e<strong>in</strong>en zweiten Lauf gesehen!», lacht der<br />
Skifan. «Wenn es spannend wird, packen wir<br />
im ‹Boden› zusammen. Wer gewonnen hat,<br />
erzählen mir dann die Kollegen.»<br />
24<br />
MADE IN BERN 1/2016
Nervenkitzel am Lauberhorn<br />
Mitte Januar f<strong>in</strong>det im <strong>Bern</strong>er Oberland auch der zweite <strong>in</strong>ternationale Ski-Event mit grosser<br />
Tradition statt. Die Rennen <strong>in</strong> Wengen werden bereits zum 87. Mal durchgeführt<br />
VON ERIK BRÜHLMANN<br />
Eiger, Mönch und Jungfrau als Traumkulisse: Die längste Weltcup-Abfahrt führt vom Lauberhorn h<strong>in</strong>unter nach Wengen<br />
Wenn im autofreien Bergdorf Wengen<br />
plötzlich Hochbetrieb herrscht<br />
– dann ist Rennwochenende. Bereits<br />
zum 87. Mal kämpfen vom 13. bis<br />
zum 15. Januar 2017 die weltbesten<br />
Skirennfahrer am Lauberhorn um<br />
FIS-Punkte – und hohe Preisgelder.<br />
Zum ersten Mal <strong>in</strong> der Geschichte<br />
werden pro Diszipl<strong>in</strong> 120 000 Franken<br />
für den Sieg ausgeschüttet.<br />
Zum Übernachten müssen Gäste<br />
bis nach Interlaken ausweichen<br />
Bis zu 30 000 Skifans verfolgen jeweils<br />
die Abfahrt am Samstag, etwas<br />
weniger, aber immer noch über<br />
10 000 Zuschauer sorgen am Freitag<br />
bei der Alp<strong>in</strong>en Komb<strong>in</strong>ation und am<br />
Sonntag beim Slalom für Stimmung.<br />
Sie alle müssen mit der Bahn anreisen.<br />
Denn obwohl Wengen über e<strong>in</strong>e<br />
bestens funktionierende Infrastruktur<br />
verfügt, ist diese am Rennwochenende<br />
bis zum Äussersten ausgelastet.<br />
Praktisch alle Zimmer s<strong>in</strong>d durch die<br />
Sportler, Betreuer, Techniker und<br />
Journalisten besetzt. Wer das ganze<br />
Rennwochenende miterleben will,<br />
Wengen<br />
2017<br />
FREITAG, 13. JANUAR<br />
10.30 Uhr<br />
Abfahrt Alp<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
13.20 Uhr<br />
Flugshow Patrouille Suisse<br />
14.00 Uhr<br />
Slalom Alp<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />
SAMSTAG, 14. JANUAR<br />
11.40 Uhr<br />
Flugshow Patrouille Suisse<br />
12.30 Uhr<br />
Lauberhornabfahrt<br />
SONNTAG, 15. JANUAR<br />
10.30 Uhr<br />
Slalom 1. Lauf<br />
13.30 Uhr<br />
Slalom 2. Lauf<br />
anschl. Siegerehrung<br />
muss zum Übernachten oft bis nach<br />
Interlaken ausweichen.<br />
M<strong>in</strong>destens ebenso wichtig wie die<br />
legendären Sprünge über den Hundschopf<br />
ist aber das Drumherum. Und<br />
das beg<strong>in</strong>nt schon am Donnerstagabend<br />
mit der offiziellen Eröffnung<br />
und der Startnummernauslosung.<br />
Dann geht es Schlag auf Schlag: Rennen,<br />
Flugshows der Patrouille Suisse,<br />
Siegerehrungen und Unterhaltung im<br />
Festzelt sorgen dafür, dass es e<strong>in</strong>em<br />
das ganze Wochenende lang garantiert<br />
nicht langweilig wird. Und im<br />
Schnee übernachten muss auch niemand:<br />
Extrazüge sorgen bis 2.30 Uhr<br />
dafür, dass man zum<strong>in</strong>dest bis h<strong>in</strong>unter<br />
nach Lauterbrunnen kommt.<br />
Übrigens: Der wilde Ritt über die<br />
Lauberhornpiste ist nicht nur den<br />
Profis vorbehalten. Auch Amateure<br />
können sich an der längsten Abfahrt<br />
der Welt versuchen. Sogar die <strong>Bern</strong>er<br />
Musiklegende Polo Hofer packte<br />
vor vielen Jahren die Gelegenheit<br />
beim Schopf und versuchte sich als<br />
Vorfahrer. Doch Vorsicht: Die rund<br />
4500 Meter lange Piste weist e<strong>in</strong><br />
Gefälle von bis zu 42 Prozent auf.<br />
■<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
25
Will se<strong>in</strong>e Firma im<br />
Ausland stärker<br />
positionieren: Daniel<br />
Bloch auf Säcken mit<br />
Kakao <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Fabrik<br />
<strong>in</strong> Courtelary
INTERVIEW<br />
«Für viele<br />
Leute ist Ragusa e<strong>in</strong><br />
Stück Heimat»<br />
Bereits <strong>in</strong> dritter Generation leitet Daniel Bloch jenes Familienunternehmen, das<br />
den Schokolade-Klassiker Ragusa herstellt. Er sagt, warum se<strong>in</strong>e Fabrik im <strong>Bern</strong>er Jura<br />
steht, wie sich Chocolats Camille Bloch SA auf die Zukunft ausrichtet – und warum es<br />
<strong>in</strong> <strong>Bern</strong> so viele Traditionsmarken gibt<br />
VON MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TANJA DEMARMELS (FOTO)<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
27
INTERVIEW<br />
Weltberühmte<br />
Produkte<br />
<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />
TOBLERONE<br />
Der Name der weltberühmten<br />
Schokolade setzt sich<br />
zusammen aus Tobler und<br />
Torrone, italienisch für Nougat.<br />
Die dreieckige Form hat nichts<br />
mit dem Matterhorn zu tun.<br />
Erf<strong>in</strong>der Theodor Tobler liess<br />
sich von e<strong>in</strong>er Pyramide<br />
<strong>in</strong>spirieren, die Revuetänzer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Paris zeigten.<br />
Toblerone gehört heute zum<br />
US-Giganten Mondelēz<br />
International.<br />
OVOMALTINE<br />
Entwickelt wurde das Malzgetränk<br />
von Albert Wander, der<br />
<strong>in</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong> Labor führte, um<br />
«geistig und<br />
körperlich<br />
Erschöpfte» zu<br />
nähren.<br />
Tatsächlich<br />
enthält das <strong>in</strong><br />
Milch e<strong>in</strong>rührbare<br />
Pulver<br />
neben viel Malz<br />
auch e<strong>in</strong>ige<br />
M<strong>in</strong>eralstoffe und Vitam<strong>in</strong>e. Die<br />
europäische Produktion f<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong> Neuenegg bei <strong>Bern</strong> statt, die<br />
Firma gehört aber zum Konzern<br />
Associated British Foods.<br />
KAMBLY<br />
Der Guetzlihersteller hat se<strong>in</strong>en<br />
Sitz <strong>in</strong> Trubschachen im<br />
Emmental, gegründet 1910 von<br />
Oscar R. Kambly. Das legendäre<br />
Bretzeli stellte Kambly erstmals<br />
1906 nach e<strong>in</strong>em Rezept se<strong>in</strong>er<br />
Grossmutter her.<br />
Sie zählen zu den Schweizer Schokoladenkönigen.<br />
Wie viel Schokolade essen Sie?<br />
Ich betrachte mich nicht als König, denn Schokolade<br />
ist etwas sehr Demokratisches. Jeder<br />
kann nach se<strong>in</strong>em Geschmack wählen. Me<strong>in</strong><br />
Schokoladenkonsum liegt etwas über dem<br />
Durchschnitt: Täglich esse ich etwa fünfzig<br />
Gramm, das entspricht e<strong>in</strong>em Ragusa.<br />
Ihr Grossvater Camille Bloch gründete das<br />
Unternehmen 1926 und baute dafür e<strong>in</strong>e<br />
Papierfabrik <strong>in</strong> Courtelary um. Warum ist<br />
das Unternehmen im <strong>Bern</strong>er Jura gelandet?<br />
Zunächst produzierte me<strong>in</strong> Grossvater an mehreren<br />
Standorten <strong>in</strong> der Stadt <strong>Bern</strong>. Weil er<br />
se<strong>in</strong>e Firma vergrössern wollte, suchte er e<strong>in</strong>en<br />
günstigen Produktionsstandort. E<strong>in</strong> Politiker<br />
wies ihn auf e<strong>in</strong>e stillgelegte<br />
Papierfabrik <strong>in</strong> Courtelary<br />
h<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Grossvater sah das<br />
Potenzial dieses Standorts,<br />
suchte dann aber noch das<br />
Gespräch mit dem Bürgermeister,<br />
weil es für ihn wichtig<br />
war, von den E<strong>in</strong>heimischen<br />
akzeptiert zu werden.<br />
Und?<br />
Das Wohlwollen war von<br />
Beg<strong>in</strong>n weg gross. Für Courtelary<br />
entschied sich me<strong>in</strong><br />
Grossvater allerd<strong>in</strong>gs nur als<br />
Firmenstandort. Er lebte weiterh<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bern</strong> und liess sich<br />
jeden Tag hierherfahren.<br />
Camille Bloch ist dem<br />
Standort seither treu<br />
geblieben. Was zeichnet<br />
diesen aus?<br />
Er ist sehr gut erschlossen,<br />
wir haben Platz, und die Natur<br />
ist herrlich. Der wichtigste<br />
Vorteil aber s<strong>in</strong>d die Menschen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d hier<br />
viele mehrsprachig, was sich<br />
für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational tätiges<br />
Unternehmen wie unseres<br />
auszahlt. Zum anderen ist die<br />
Loyalität gross. Es ist zwar<br />
nicht gerade leicht, Leute<br />
hierherzubr<strong>in</strong>gen, aber wer<br />
e<strong>in</strong>mal hier ist, geht kaum<br />
mehr weg.<br />
Was schätzen Sie am<br />
Kanton <strong>Bern</strong> und an der Region?<br />
Die Diversität. Es gibt hier e<strong>in</strong>fach alles, Städte,<br />
ländliche Gegenden, e<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>drückliche<br />
Natur. Das sprichwörtliche Langsame der <strong>Bern</strong>er<br />
kann manchmal etwas nervig se<strong>in</strong>, aber es<br />
passt mir sehr, dass die Menschen hier nicht so<br />
aufgeregt s<strong>in</strong>d wie anderswo.<br />
Neben Camille Bloch gibt es e<strong>in</strong>e<br />
ganze Reihe von <strong>Bern</strong>er Marken mit<br />
<strong>in</strong>ternationalem Renommee: Toblerone,<br />
Ovomalt<strong>in</strong>e, Emmentaler, Swatch oder USM.<br />
Tradition spielt <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>e grosse Rolle, deshalb<br />
bietet die Region e<strong>in</strong>en guten Boden für<br />
traditionsreiche Marken. Gleichzeitig erlaubt<br />
IN A NUTSHELL<br />
<strong>Bern</strong>ese products<br />
conquer the world<br />
It has been produced for<br />
over 800 years and surely<br />
is the most famous<br />
product from the Canton of<br />
<strong>Bern</strong> – the Emmental<br />
cheese. Although this hard<br />
cheese is now be<strong>in</strong>g<br />
produced globally, the real<br />
Emmental is only available<br />
<strong>in</strong> 132 controlled dairies of<br />
the region. Worldwide<br />
sales and recognition are<br />
typical of another <strong>Bern</strong>ese<br />
product: the Swatch. The<br />
<strong>in</strong>expensive but highquality<br />
watch was <strong>in</strong>vented<br />
<strong>in</strong> Biel <strong>in</strong> 1983. Other<br />
<strong>Bern</strong>ese products are the<br />
chocolate bar Ragusa, the<br />
legendary Toblerone with<br />
its triangular shape, the<br />
breakfast beverage<br />
Ovomalt<strong>in</strong>e, and the<br />
furniture l<strong>in</strong>e USM Haller.<br />
die offene gesellschaftliche Atmosphäre, dass<br />
sich kreative Geister ausleben können. Dafür<br />
gibt es viele Beispiele aus Kultur und Literatur<br />
– etwa Friedrich Dürrenmatt.<br />
Sie übernahmen den Traditionsbetrieb 1997<br />
von Ihrem Vater. Welche bewährten Werte<br />
haben Sie hochgehalten?<br />
Vieles fand ich gut: die Marke, die Produkte,<br />
die Leute, die Werte. Ich realisierte aber, dass<br />
me<strong>in</strong>em Vater mit viel Respekt begegnet wurde,<br />
was bei Innovationsprozessen eher h<strong>in</strong>derlich<br />
ist. Es war mir e<strong>in</strong> Anliegen, dass die Mitarbeitenden<br />
sich stärker e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen konnten.<br />
Drei Viertel der Produktion setzen Sie<br />
im Inland ab. Wie entwickelt sich der Markt?<br />
Der Absatz pro Kopf stagniert auf hohem<br />
Niveau, gleichzeitig gibt<br />
es immer mehr importierte<br />
Marken. Daher wird der<br />
Markt für Schweizer Produzenten<br />
tendenziell kle<strong>in</strong>er.<br />
Das bedeutet für uns: Wir<br />
konzentrieren uns auf unsere<br />
Stärken, vertrauen auf unsere<br />
drei Produktefamilien Ragusa,<br />
Tor<strong>in</strong>o sowie Liqueur-<br />
Schokoladen und bauen diese<br />
aus. In den letzten zehn Jahren<br />
konnten wir den Umsatz<br />
von Ragusa verdoppeln.<br />
Ihr Erfolg beruht auf<br />
wenigen Produkten. S<strong>in</strong>d<br />
Sie Ragusa ausgeliefert?<br />
Klar, die grösste Chance ist<br />
auch das grösste Risiko. E<strong>in</strong>e<br />
schwache Marke zu haben, ist<br />
jedoch ke<strong>in</strong>e Alternative.<br />
Befürchten Sie nicht, Ragusa<br />
könnte kopiert werden?<br />
Es hat viele Versuche gegeben,<br />
e<strong>in</strong> vergleichbares<br />
Produkt auf den Markt zu<br />
br<strong>in</strong>gen, Ragusa ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
schwierig zu kopieren,<br />
denn die Details s<strong>in</strong>d entscheidend.<br />
Letztlich ist aber<br />
auch die Ausstrahlung e<strong>in</strong>es<br />
Produkts wichtig, und da vertrauen<br />
wir auf unsere Marken.<br />
Sie s<strong>in</strong>d eigenständig<br />
und authentisch, e<strong>in</strong> Stück<br />
Heimat für viele Leute.<br />
In den kommenden Jahren <strong>in</strong>vestieren Sie<br />
35 Millionen Franken <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Besucherzentrum<br />
und neue Büros. Und sie verdoppeln<br />
die Produktion auf 8000 Tonnen jährlich.<br />
Ist das nicht etwas gar optimistisch?<br />
Man sagt, die Grenze zwischen Mut und<br />
Dummheit sei fliessend. Aber ich glaube, wir<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Fall nicht übermütig. Wir bereiten<br />
uns darauf vor, uns auch im Ausland stärker<br />
zu positionieren.<br />
Haben Sie als kle<strong>in</strong>er Anbieter mit e<strong>in</strong>em<br />
Jahresumsatz von rund 60 Millionen<br />
Franken überhaupt e<strong>in</strong>e Chance, <strong>in</strong> neue<br />
ausländische Märkte vorzustossen?<br />
28<br />
MADE IN BERN 1/2016
Markenbotschafter<strong>in</strong>:<br />
Seit 2012 wirbt Skistar<br />
Lara Gut für Ragusa<br />
EMMENTALER<br />
Die Hartkäsesorte wird nachweislich<br />
seit m<strong>in</strong>destens 800<br />
Jahren <strong>in</strong> der gleichnamigen<br />
Region hergestellt, ursprünglich<br />
für den Selbstgebrauch, seit<br />
1815 auch für den Verkauf.<br />
E<strong>in</strong> echter Emmentaler AOP<br />
nach Orig<strong>in</strong>alrezeptur stammt<br />
aus e<strong>in</strong>er von 132 kontrollierten<br />
Käsereien. Heute produzieren<br />
aber auch unzählige Fabriken<br />
rund um den Globus den<br />
Emmentaler Käse.<br />
«Lara Gut passt sehr gut zu<br />
uns. Wie Ragusa hat sie<br />
Ecken und Kanten. Und sie liebt<br />
Schokolade!»<br />
Wir gehen ja nicht gleichzeitig nach Ch<strong>in</strong>a, <strong>in</strong><br />
die USA und auf die Dark Side of the Moon.<br />
Globale Aspirationen haben wir nicht, ich<br />
möchte aber sozusagen die Schweiz etwas vergrössern.<br />
In diesem Zusammenhang spreche<br />
ich gern von den United States of The Alps.<br />
Das neue Besucherzentrum ist auf 100 000<br />
E<strong>in</strong>tritte im Jahr ausgelegt. Auch das ist<br />
sehr ambitioniert.<br />
Wir starten ja nicht bei null, heute wollen jedes<br />
Jahr etwa 20 000 Menschen unsere Fabrik<br />
besuchen. Schokolade ist e<strong>in</strong> Thema, das viele<br />
<strong>in</strong>teressiert. Das neue Besucherzentrum kann<br />
auch dem Tourismus <strong>in</strong> der Region Impulse<br />
verleihen. Unser Pays de Chasseral hat sehr<br />
viel zu bieten, vor allem e<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>drückliche<br />
Landschaft.<br />
Ragusa entstand 1942 aus der Not heraus:<br />
Schokolade war wegen des Krieges knapp.<br />
Die Nüsse sorgten dafür, dass pro Riegel<br />
weniger Schokolade gebraucht wurde.<br />
Wurde das Rezept je angepasst?<br />
Ne<strong>in</strong>, Ragusa hat sich nie verändert. Nur bei<br />
der Produktion haben wir e<strong>in</strong> paar Prozesse<br />
angepasst. Die Innovation bei Ragusa war<br />
übrigens nicht alle<strong>in</strong> die Zusammensetzung,<br />
me<strong>in</strong> Grossvater erfand mit dem Riegel auch<br />
e<strong>in</strong> neues Format.<br />
Ausgerechnet bei diesem Klassiker setzen<br />
Sie nicht auf e<strong>in</strong> Bärner Meitschi, sondern<br />
mit Lara Gut auf e<strong>in</strong>e Tess<strong>in</strong>er<strong>in</strong>!<br />
Wir sehen uns als Schweizer Hersteller im<br />
Kanton <strong>Bern</strong> und nicht als <strong>Bern</strong>er Hersteller<br />
<strong>in</strong> der Schweiz. Lara Gut passt sehr gut zu uns.<br />
Wie Ragusa hat sie Ecken und Kanten, sie ist<br />
e<strong>in</strong>e Persönlichkeit mit Charakter. Und sie<br />
liebt Schokolade!<br />
Fahren Sie Ski?<br />
Ich b<strong>in</strong> vielleicht nicht der sportlichste Skifahrer,<br />
aber ich fahre sehr gern Ski, und wir<br />
veranstalten mit der Geschäftsleitung regelmässig<br />
Skiwochenenden.<br />
Wo fahren Sie am liebsten?<br />
Mit gefällt es <strong>in</strong> Schönried oder auf der Kle<strong>in</strong>en<br />
Scheidegg. Die letzten Skiferien verbrachten<br />
wir <strong>in</strong> der Hamilton Lodge <strong>in</strong> Zweisimmen<br />
– mitten auf der Piste des R<strong>in</strong>derbergs!<br />
*Daniel Bloch trat 1994 <strong>in</strong>s Familienunternehmen<br />
e<strong>in</strong>, 1997 übernahm er den Vorsitz<br />
der Geschäftsleitung. Die Chocolats Camille<br />
Bloch SA beschäftigt 180 Mitarbeitende,<br />
produziert 3400 Tonnen Schokoladenprodukte<br />
und erzielt e<strong>in</strong>en Jahresumsatz von<br />
über 60 Millionen Franken. Daniel Bloch lebt<br />
<strong>in</strong> <strong>Bern</strong>, ist verheiratet und hat drei K<strong>in</strong>der.<br />
■<br />
USM HALLER<br />
Design und Qualität zeichnen<br />
den <strong>Bern</strong>er Möbelhersteller<br />
USM U. Schärer Söhne AG aus.<br />
Gäbe es das vom Müns<strong>in</strong>ger<br />
Unternehmen 1963 entwickelte<br />
Möbelbausystem USM Haller<br />
nicht, würden Arztpraxen und<br />
Vorzimmer auf der ganzen<br />
Welt anders aussehen. Das<br />
unverwüstliche, modular<br />
aufgebaute System ist so<br />
schlicht wie raff<strong>in</strong>iert – e<strong>in</strong><br />
Geniestreich.<br />
SWATCH<br />
E<strong>in</strong>e der neuesten<br />
Erf<strong>in</strong>dungen aus dem<br />
Kanton <strong>Bern</strong> ist die<br />
Swatch, deren Heimat <strong>in</strong><br />
Biel liegt. Entwickelt wurde<br />
sie von zwei Ingenieuren<br />
beim Uhrwerkhersteller<br />
ETA. Der Unternehmer<br />
Nicolas Hayek erkannte das<br />
Potenzial der qualitativ hochstehenden<br />
Billiguhr – und<br />
lancierte sie im Jahr 1983<br />
mit Pauken und Trompeten.<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
29
JUNGFRAUJOCH<br />
Der schönste<br />
Arbeitsplatz<br />
der Welt<br />
Auf dem Jungfraujoch bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e der weltweit bedeutendsten<br />
Forschungsstationen im Hochgebirge. Unterhalten wird sie abwechselnd von<br />
zwei Betriebsleiterpaaren, den e<strong>in</strong>zigen Bewohnern des «Top of Europe»<br />
VON MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TANJA DEMARMELS (FOTOS)<br />
Es war <strong>in</strong> der Schweiz nie leicht, visionäre<br />
Grossprojekte zu verwirklichen.<br />
Auch die Pläne des Unternehmers<br />
Adolf Guyer-Zeller, e<strong>in</strong>e Bahn auf die<br />
Jungfrau zu bauen, stiessen zunächst<br />
auf massive Opposition. Der Zürcher<br />
zog schliesslich alle Register, um<br />
se<strong>in</strong>en Traum zu verwirklichen, und<br />
versprach <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Konzessionsgesuch,<br />
auf dem Jungfraujoch e<strong>in</strong>e<br />
Forschungsstation zu unterstützen,<br />
wenn das Schweizer Parlament <strong>in</strong> den<br />
Bau e<strong>in</strong>willigte. Die Räte sagten Ja,<br />
die Bauarbeiten konnten beg<strong>in</strong>nen.<br />
Ab 1912 fuhr die Bahn aufs Jungfraujoch.<br />
Damit wurde auch die Planung<br />
der Forschungsstation auf dem<br />
«Top of Europe» konkret. Hier sollten<br />
Forscher aus der ganzen Welt Experimente<br />
<strong>in</strong> der Höhenluft durchführen.<br />
Zu den Gründungsmitgliedern der<br />
Stiftung, welche die Station bis heute<br />
betreibt, gehörten Institutionen aus<br />
der Schweiz, Deutschland, Frankreich,<br />
England und Österreich, später<br />
kamen noch E<strong>in</strong>richtungen aus Belgien<br />
und Italien h<strong>in</strong>zu. 1931 wurde<br />
die Station mit fünf Laboratorien auf<br />
3454 Metern über Meer eröffnet,<br />
1937 nahm das Observatorium mit<br />
der markanten Kuppel se<strong>in</strong>en Betrieb<br />
auf. Die Station zählt heute zu den<br />
weltweit wichtigsten ihrer Art.<br />
«Das hat damit zu tun, dass sie so<br />
hoch liegt», sagt Professor Markus<br />
Leuenberger. Der Umweltphysiker an<br />
der Universität <strong>Bern</strong> ist Direktor der<br />
Internationalen Stiftung Hochalp<strong>in</strong>e<br />
Forschungsstationen Jungfraujoch<br />
und Gornergrat (HFSJG). «Das Jungfraujoch<br />
bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der freien<br />
Troposphäre. Hier lassen sich zum<br />
Beispiel generelle Aussagen über die<br />
Luftqualität <strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>entaleuropa<br />
machen.» Von den jeweils 50 bis 60<br />
wissenschaftlichen Projekten, die auf<br />
dem Jungfraujoch gleichzeitig laufen,<br />
haben 80 Prozent mit Klima- und<br />
Umweltforschung zu tun. Grundsätzlich<br />
kann sich jeder Forscher, jede Forscher<strong>in</strong><br />
bei der Stiftung melden und<br />
sich mit e<strong>in</strong>em Projekt um e<strong>in</strong>en Platz<br />
auf dem Jungfraujoch bewerben.<br />
Auf der Station gibt es e<strong>in</strong> Dutzend<br />
Zimmer für die Forscher<br />
In der Forschungsstation herrscht reger<br />
Betrieb. Projektleiter kommen,<br />
um Instrumente für Langzeiterhebungen<br />
e<strong>in</strong>zurichten, andere führen<br />
Messungen an Probanden durch. Die<br />
Station verfügt deshalb über e<strong>in</strong>e<br />
eigene Unterkunft mit e<strong>in</strong>em Dutzend<br />
Zimmern. Jährlich verzeichnet<br />
das Wissenschaftlerhotel rund tau-<br />
<br />
30<br />
MADE IN BERN 1/2016
XXXXX<br />
Seit 15 Jahren<br />
auf dem<br />
Jungfraujoch:<br />
Das Ehepaar<br />
Joan und Mart<strong>in</strong><br />
Fischer mit Hund<br />
■ Sherpa<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
31
Arbeiten auf 3454 Metern über Meer: Das Observatorium auf dem Jungfraujoch ist seit 1937 <strong>in</strong> Betrieb<br />
<br />
send Aufenthalte. Betreut werden die<br />
Gäste von den e<strong>in</strong>zigen Menschen,<br />
die auf dem Jungfraujoch wohnen,<br />
den Betriebsleitern der Forschungsstation.<br />
Zwei Paare wechseln sich ab.<br />
Seit 15 Jahren bestreiten die 47-jährige<br />
Joan Fischer und ihr vier Jahre älterer<br />
Mann Mart<strong>in</strong> das grössere Pensum.<br />
Die beiden leben und arbeiten<br />
jeweils zwanzig Tage <strong>in</strong> der Forschungsstation,<br />
dann geniessen sie elf<br />
freie Tage <strong>in</strong> ihrem Haus <strong>in</strong> Brienz.<br />
Joan betreut die Forscher, Mart<strong>in</strong><br />
kümmert sich um die E<strong>in</strong>richtungen<br />
Aufgewachsen ist Joan <strong>in</strong> der Nähe<br />
von Rotterdam. Als junge Frau kam<br />
sie <strong>in</strong>s <strong>Bern</strong>er Oberland und verliebte<br />
sich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>heimischen Zimmermann<br />
Mart<strong>in</strong>. «Ich kam sieben Meter<br />
unterhalb des Meeresspiegels zur<br />
Welt und hatte überhaupt ke<strong>in</strong>en Bezug<br />
zu den Bergen», erzählt sie. «Jetzt<br />
b<strong>in</strong> ich wohl mehr Bergler als die<br />
meisten Schweizer.» Drei Jahre lang<br />
arbeitete das Paar vorher als Gipfelwart<br />
auf dem Schilthorn. Der grosse<br />
Traum war aber das Jungfraujoch,<br />
denn Mart<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>e ganz besondere<br />
Beziehung zu diesem Ort: Hier lernten<br />
sich se<strong>in</strong>e Eltern kennen. Der Vater<br />
arbeitete als Koch auf dem Joch,<br />
die Mutter als Servierer<strong>in</strong>.<br />
Als dann e<strong>in</strong> Betriebsleiterpaar für<br />
die Forschungsstation gesucht wurde,<br />
packten die Fischers ihre Chance.<br />
«Man muss sich schon sehr gut verstehen,<br />
wenn man zusammen e<strong>in</strong>e solche<br />
Aufgabe wahrnimmt», sagt Joan.<br />
E<strong>in</strong> Vorteil sei, dass die Arbeitsbereiche<br />
strikt getrennt seien. Joan betreut<br />
die Unterkunft und die Wissenschaftler,<br />
Mart<strong>in</strong> kümmert sich um den<br />
Unterhalt der Gebäude und Instrumente.<br />
Wissenschaftliche Kenntnisse<br />
brauche es nicht, sagt er. «Es gibt sowieso<br />
niemanden, der alle Instrumente<br />
versteht.» Liefert e<strong>in</strong> Gerät mal<br />
ke<strong>in</strong>e Daten mehr, versucht Mart<strong>in</strong>,<br />
den Schaden zu beheben. Mess<strong>in</strong>strumente<br />
weisen hier oben häufiger Störungen<br />
auf als im Tal: «Das hat mit<br />
der kosmischen Strahlung zu tun, die<br />
hier zwölfmal stärker ist.»<br />
Neben dem Unterhalt der hochempf<strong>in</strong>dlichen<br />
Instrumente gehört<br />
viel Knochenarbeit zu Mart<strong>in</strong>s Pflichtenheft.<br />
Etwa das Schneeräumen<br />
frühmorgens bei m<strong>in</strong>us 20 Grad.<br />
Fünfmal täglich muss er zudem Wetterbeobachtungen<br />
rapportieren: «Ich<br />
schaue aus dem Fenster, bestimme die<br />
Sichtweite und die Wolkensituation.»<br />
Das kl<strong>in</strong>gt nicht gerade wissenschaftlich,<br />
tatsächlich gebe es aber noch immer<br />
Parameter, die sich nicht mit<br />
Geräten erfassen liessen.<br />
IN A NUTSHELL<br />
High-altitude research<br />
The research lab atop the<br />
Jungfraujoch, at 3,454 metres<br />
above sea level, was opened <strong>in</strong><br />
1931 and has s<strong>in</strong>ce carried out<br />
numerous experiments<br />
<strong>in</strong>volv<strong>in</strong>g high-altitude air. A few<br />
years later, the Observatory with<br />
its strik<strong>in</strong>g cupola started operations.<br />
Together they form one<br />
of the world’s most important<br />
scientific stations of their k<strong>in</strong>d.<br />
They are able to make general<br />
assessments of the air quality<br />
across cont<strong>in</strong>ental Europe.<br />
At any time, 50 to 60 scientific<br />
research projects are go<strong>in</strong>g on<br />
concurrently, of which 80 per<br />
cent deal with climate and<br />
environmental matters. In<br />
pr<strong>in</strong>ciple, any researcher can<br />
apply for a place on the Jungfraujoch.<br />
The station features its<br />
own accommodation for researchers<br />
and staff with a dozen guest<br />
rooms that clock up about 1,000<br />
stays each year. The guests are<br />
be<strong>in</strong>g looked after by the only four<br />
people who permanently live on<br />
the Jungfraujoch: two alternat<strong>in</strong>g<br />
manag<strong>in</strong>g couples.<br />
32<br />
MADE IN BERN 1/2016
KULTUR<br />
«Raucht<br />
e<strong>in</strong> Tourist,<br />
bee<strong>in</strong>flusst<br />
das unsere<br />
Messungen»<br />
Forschungsstation: Der alte Lift ist nur für das Betriebsleiterpaar (oben.)<br />
Der berufliche Alltag der Betriebsleiter<br />
ist klar strukturiert, die Möglichkeiten<br />
für Aktivitäten neben dem Beruf<br />
bleiben äusserst limitiert. Wird es<br />
den Fischers nie langweilig? Mart<strong>in</strong><br />
lacht. «Nie! Es gibt immer wieder<br />
neue Geräte, ich lerne unentwegt<br />
dazu.» Und das Sozialleben sei nicht<br />
dermassen beschränkt, wie man vielleicht<br />
annehme. Tagsüber arbeiteten<br />
viele Leute hier. «Und im Sommer besuchen<br />
wir regelmässig die Hüttenwarte<br />
der Mönchsjochhütte.»<br />
Die Abende <strong>in</strong> der Privatwohnung<br />
oberhalb des Wissenschaftlerhotels<br />
s<strong>in</strong>d ruhig. Neben den Betriebsleitern<br />
übernachtet nur noch e<strong>in</strong> Bahnangestellter<br />
auf dem Jungfraujoch. «Am<br />
Abend tun wir das, was auch die meisten<br />
Menschen im Tal tun», sagt Joan,<br />
«wir essen, lesen, schauen fern.» Der<br />
grosse Vorteil ihres Arbeitslebens sei<br />
die elftägige Pause nach jedem<br />
Arbeitse<strong>in</strong>satz. «Das ist wie Ferien.<br />
Wir führen praktisch zwei Leben.»<br />
Mart<strong>in</strong> bestätigt: «Vieles mache ich<br />
nur hier, anderes nur, wenn wir <strong>in</strong><br />
Brienz s<strong>in</strong>d. Unten setze ich mich<br />
überhaupt nie an den Computer –<br />
stattdessen steige ich oft aufs Velo.»<br />
Interessant sei, wie sich die beiden Leben<br />
auf die Wahrnehmung auswirkten,<br />
me<strong>in</strong>t Joan: «Wenn ich <strong>in</strong>s Tal<br />
fahre, b<strong>in</strong> ich jedes Mal überwältigt<br />
von den Farben – das Auge gewöhnt<br />
sich hier oben an das viele Weiss.»<br />
Die klimatischen Veränderungen<br />
s<strong>in</strong>d hier oben sicht- und spürbar<br />
Allerd<strong>in</strong>gs: Vom Weiss gibt es immer<br />
weniger. Wie dramatisch sich das Klima<br />
verändert, zeigen Langzeitmessungen<br />
auf dem Jungfraujoch. Die Fischers<br />
brauchen allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e<br />
hochsensiblen Instrumente, um über<br />
den Klimawandel Bescheid zu wissen.<br />
«Wir haben hier zwar garantiert noch<br />
jedes Jahr weisse Weihnachten, aber<br />
die Veränderungen s<strong>in</strong>d sicht- und<br />
spürbar», sagt Mart<strong>in</strong>. «Im ersten Jahr<br />
kam es eigentlich nie vor, dass es regnete,<br />
heute haben wir im Sommer<br />
mehr Regen als Schnee.» Ist es eigentlich<br />
gesund, so viel Zeit <strong>in</strong> der Höhe<br />
zu verbr<strong>in</strong>gen? «Schädlich ist die starke<br />
kosmische Strahlung vermutlich<br />
schon, aber dafür geniessen wir hier<br />
oben saubere Luft», sagt Mart<strong>in</strong>.<br />
«Und das Herz muss stärker pumpen,<br />
das hält die Adern sauber. Alle unsere<br />
Vorgänger wurden jedenfalls uralt.»<br />
An e<strong>in</strong>em so schönen Ort zu arbeiten,<br />
das tue e<strong>in</strong>fach gut. Auch nach 15 Jahren<br />
ist Joan immer wieder h<strong>in</strong>gerissen<br />
von der Aussicht auf dem Jungfraujoch.<br />
«Für uns ist das der schönste<br />
Arbeitsplatz der Welt.»<br />
■<br />
H<strong>in</strong>ter der Forschung auf dem<br />
Jungfraujoch steht die Internationale<br />
Stiftung Hochalp<strong>in</strong>e Forschungsstationen<br />
Jungfraujoch und Gornergrat (HFSJG).<br />
Direktor ist Professor Markus Leuenberger,<br />
Umweltphysiker an der Universität <strong>Bern</strong>.<br />
Wie bedeutend ist die Forschungsstation<br />
auf dem Jungfraujoch?<br />
Sie belegt fraglos e<strong>in</strong>e Ausnahmeposition.<br />
Auf dem Jungfraujoch können wir messen,<br />
wie sich die Luft <strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>entaleuropa<br />
zusammensetzt, und prüfen, wie sich das<br />
Kyoto-Protokoll oder das Pariser Abkommen<br />
auf die Konzentration bestimmter<br />
Schadstoffe auswirken. Unsere Station ist<br />
zudem <strong>in</strong> die wichtigsten Netzwerke der<br />
Klima- und Umweltforschung <strong>in</strong>tegriert.<br />
Wie gross ist die<br />
Nachfrage nach<br />
Forschungen auf dem<br />
Jungfraujoch?<br />
Es laufen stets etwa 50 bis<br />
60 Projekte. Bei vielen geht<br />
Professor<br />
Leuenberger<br />
es um das Monitor<strong>in</strong>g von<br />
Luftschadstoffen oder um<br />
klimatische<br />
Veränderungen.<br />
Wer f<strong>in</strong>anziert die Station?<br />
Wir erhalten Gelder von Institutionen, die<br />
unserer Stiftung angeschlossen s<strong>in</strong>d, und<br />
für die Nutzung der Infrastruktur. Etwa die<br />
Hälfte des Budgets trägt der<br />
Schweizerische Nationalfonds.<br />
Wie gross ist das Budget?<br />
Rund e<strong>in</strong>e Million Franken im Jahr.<br />
Das sche<strong>in</strong>t nicht viel ...<br />
Ne<strong>in</strong>, vor allem, wenn man bedenkt, dass<br />
die Station 365 Tage im Jahr betreut wird<br />
und unsere Stiftung auf dem Gornergrat<br />
noch e<strong>in</strong>e zweite Station betreibt.<br />
«Top of Europe» lockt jährlich rund e<strong>in</strong>e<br />
Million Besucher an. Stören diese nicht?<br />
Doch. Das Problem ist die hohe Empf<strong>in</strong>dlichkeit<br />
der wissenschaftlichen Geräte.<br />
Raucht jemand auf der Terrasse, verändert<br />
das die Messresultate umgehend.<br />
So fe<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die Geräte?<br />
Ich würde behaupten, wir könnten sogar<br />
feststellen, ob die Rauchpartikel von e<strong>in</strong>er<br />
Zigarre oder e<strong>in</strong>er Zigarette stammen!<br />
<br />
Marius Leutenegger<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
33
LANGLAUF<br />
Ruhe und<br />
re<strong>in</strong>e Natur<br />
Der Naturpark Gantrisch ist e<strong>in</strong> ideales Ziel für Kurzurlauber und<br />
alle, die dem grossen Trubel entfliehen wollen<br />
VON ERIK BRÜHLMANN<br />
Wer unverhofft e<strong>in</strong>en freien Nachmittag hat<br />
und Lust bekommt, e<strong>in</strong> paar Langlaufkilometer<br />
unter die Bretter zu nehmen, ist im Langlaufzentrum<br />
Gantrisch am richtigen Ort. Das<br />
Langlaufparadies mit se<strong>in</strong>en je 45 Kilometern<br />
perfekt präparierten klassischen und Skat<strong>in</strong>g-<br />
Loipen ist von <strong>Bern</strong> aus <strong>in</strong> weniger als e<strong>in</strong>er<br />
Stunde erreichbar – und somit ideales Naherholungsgebiet<br />
für e<strong>in</strong>en Kurztripp.<br />
«Tatsächlich haben wir viele Besucher<br />
und Besucher<strong>in</strong>nen, die nach e<strong>in</strong>em frühen<br />
Feierabend oder für e<strong>in</strong> paar Stunden am<br />
Wochenende zum Langlaufen hierherkommen»,<br />
weiss Ramona Gloor, Leiter<strong>in</strong> Market<strong>in</strong>g<br />
und Tourismus im Naturpark Gantrisch.<br />
Manche seien zuweilen sogar nach E<strong>in</strong>bruch<br />
der Dunkelheit unterwegs – mit Stirnlampen.<br />
Sie profitieren davon, dass die Loipen dank<br />
dem Vere<strong>in</strong> Langlaufzentrum Gantrisch jeden<br />
Tag frisch gespurt werden und sich stets<br />
<strong>in</strong> tadellosem Zustand bef<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> weiteres<br />
Merkmal des Langlaufparadieses: Hier gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e Beschneiungsanlagen, alle Loipen bestehen<br />
zu hundert Prozent aus Naturschnee.<br />
«Damit macht sich die Region zwar vom Wetter<br />
abhängig», sagt Ramona Gloor, «aber als<br />
Naturpark haben wir e<strong>in</strong>e grosse ökologische<br />
Verantwortung.» Dass die Loipen trotzdem<br />
höchsten Ansprüchen genügen, wird etwa<br />
dadurch belegt, dass sich immer wieder Rennläufer<br />
aus aller Welt zum Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g im Langlaufzentrum<br />
Gantrisch e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den.<br />
Der «Gäntu»-Pass ist die ganze<br />
W<strong>in</strong>tersaison lang gültig<br />
Im Langlaufzentrum kommen aber Sportler<strong>in</strong>nen<br />
und Sportler aller Fähigkeitsstufen auf<br />
ihre Kosten. Und wer auf den Langlaufbrettern<br />
noch e<strong>in</strong> kompletter Neul<strong>in</strong>g ist, kann<br />
<strong>in</strong> der Langlaufschule Gantrisch erst e<strong>in</strong>mal<br />
Das Paradies<br />
vor den<br />
Toren <strong>Bern</strong>s<br />
Rüti<br />
Gantrisch<br />
2175 m<br />
Ottenleuebad<br />
Riffenmatt<br />
Heubach<br />
Schwarzenburg<br />
BERN (35 km)<br />
Der Naturpark Gantrisch<br />
zwischen <strong>Bern</strong>, Thun und<br />
Freiburg verfügt<br />
über mehrere Skilifte und<br />
40 Kilometer Loipen<br />
Unterricht nehmen. Selbstverständlich kann<br />
man Skis auch mieten. Für Gelegenheitslangläufer<br />
empfehlen sich die bei den Kontrolleuren<br />
erhältlichen Loipentickets. Wer häufiger<br />
im Langlaufzentrum unterwegs ist, sollte den<br />
die ganze Saison gültigen «Gäntu»-Pass erstehen.<br />
Und für Fans, die überall <strong>in</strong> der Schweiz<br />
über die Loipen flitzen, ist der national gültige<br />
Langlaufpass Schweiz die beste Wahl.<br />
E<strong>in</strong>es der Highlights ist der<br />
Gantrisch-Panorama-Trail<br />
Etwas gemächlicher geht es beim Schneeschuhwandern<br />
zu und her. «Für die Region<br />
Gantrisch ist das Schneeschuhwandern von<br />
grosser Bedeutung», sagt Ramona Gloor. Der<br />
Naturpark Gantrisch bietet Schneeschuh- und<br />
W<strong>in</strong>terwanderwege von <strong>in</strong>sgesamt rund 70<br />
Kilometern Länge. Was die Gantrisch region<br />
ausmacht? «E<strong>in</strong>erseits die grandiose Aussicht<br />
auf die Alpen», sagt Ramona Gloor, «andererseits<br />
die Tatsache, dass hier ke<strong>in</strong>e Menschenmassen<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d.» Familien schätzen<br />
die Ruhe ebenso wie Wandergruppen und<br />
Naturfreunde. Die Highlights der Region s<strong>in</strong>d<br />
aber ohne Zweifel der Gantrisch-Panorama-<br />
Trail, der auf dem Gurnigel pass beg<strong>in</strong>nt, und<br />
der Panorama-Trail Schwarzenbühl im Selital.<br />
Wer ke<strong>in</strong>e eigenen Schneeschuhe hat, mietet<br />
sie zum Beispiel im Berghaus Gurnigel oder<br />
<strong>in</strong> der Skihütte Selital. Und wer ke<strong>in</strong>e Lust<br />
hat, alle<strong>in</strong> zu laufen, kann e<strong>in</strong>e der geführten<br />
Touren buchen, die unter anderem von «Snow<br />
Patrol» und «Berg-Event» angeboten werden.<br />
Übrigens: Zwar kann man mit den Schneeschuhen<br />
wunderbar querfelde<strong>in</strong> wandern.<br />
«Aber wir schätzen es, wenn Schneeschuhwanderer<br />
auf den markierten Trails bleiben»,<br />
sagt Ramona Gloor. «Aus Rücksicht auf die<br />
Tiere und die Natur.»<br />
■<br />
34<br />
MADE IN BERN 1/2016
HIGHLIGHTS<br />
Weniger als e<strong>in</strong>e<br />
Stunde von <strong>Bern</strong>: Das<br />
Langlaufparadies im<br />
regionalen Naturpark<br />
Gantrisch<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
35
XXXXX<br />
Dem Stör auf<br />
der Spur<br />
Wenn es draussen «hudlet», wie die <strong>Bern</strong>er sagen, lohnt sich e<strong>in</strong> Besuch im<br />
weltweit e<strong>in</strong>zigartigen Tropenhaus <strong>in</strong> Frutigen. Hier dreht sich alles um die<br />
Wärme liebende Fische, <strong>in</strong>klusive <strong>in</strong>teraktiver Ausstellung und Kaviarzucht<br />
VON MARIUS LEUTENEGGER<br />
36<br />
MADE IN BERN 1/2016
XXXXX<br />
Neue Ausstellung: In fünf Themenwelten wird<br />
gezeigt, wie mit dem warmen Wasser aus dem<br />
Lötschberg-Tunnel Kaviar produziert wird<br />
■<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
37
Das weltweit e<strong>in</strong>zigartige Tropenhaus <strong>in</strong><br />
Frutigen ist vieles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em: Bildungs<strong>in</strong>stitution,<br />
Tourismusattraktion und Erlebnisgastronomie.<br />
«Es gibt aber übergeordnete<br />
Aspekte, die alle Besucher fasz<strong>in</strong>ieren»,<br />
sagt Beate Makowsky,<br />
die stellvertretende Geschäftsführer<strong>in</strong>.<br />
«Etwa die<br />
Nachhaltigkeit, die h<strong>in</strong>ter<br />
dem ganzen Konzept steht.»<br />
Als ökologisches und<br />
ökonomisches Vorzeigeprojekt<br />
hat das Tropenhaus aus<br />
e<strong>in</strong>er Not e<strong>in</strong>e blühende Tugend<br />
gemacht. Se<strong>in</strong>e Existenz<br />
verdankt es dem<br />
Lötschberg-Basistunnel, der<br />
durch Wasser enthaltende<br />
Geste<strong>in</strong>sschichten führt.<br />
Jede Sekunde leitet er siebzig<br />
Liter Bergwasser nach<br />
Frutigen. Dieses Wasser ist<br />
etwa 18 Grad Celsius warm<br />
und darf nicht <strong>in</strong> die Engstli<br />
geleitet werden, denn der<br />
Fluss würde dadurch so<br />
stark erwärmt, dass sich die<br />
IN A NUTSHELL<br />
Swiss<br />
caviar<br />
empf<strong>in</strong>dlichen Seeforellen<br />
nicht mehr fortpflanzen.<br />
Man könnte das Wasser<br />
e<strong>in</strong>fach abkühlen, dann<br />
würden aber zusätzliche<br />
Kosten anfallen und über<br />
vier Megawatt an thermischer<br />
Leistung verpuffen. So<br />
entschied man sich, das Wasser s<strong>in</strong>nvoll<br />
zu nutzen – und zwar für die Aufzucht<br />
von Störfischen, die es gern erwas wärmer<br />
haben. Der Frutiger Stör liefert übrigens<br />
den e<strong>in</strong>zigen Schweizer Kaviar.<br />
A tropical greenhouse<br />
can be<br />
found <strong>in</strong> Frutigen.<br />
The Tropenhaus<br />
owes its<br />
existence to the<br />
Lötschberg base<br />
tunnel and the<br />
18°C water that<br />
flows out of it. The<br />
resultant<br />
geothermal<br />
energy is used to<br />
cultivate plants<br />
– and roe, which<br />
supply the only<br />
caviar produced<br />
<strong>in</strong> Switzerland.<br />
2009 wurde das Tropenhaus eröffnet.<br />
Mittlerweile produziert es jährlich e<strong>in</strong>e<br />
Tonne Kaviar der Marke Oona, 24 Tonnen<br />
Stör sowie 70 Tonnen Egli und Zander.<br />
Diese Menge geht vor allem <strong>in</strong> die<br />
Schweizer Gastronomie und<br />
deckt fast den ganzen Bedarf<br />
von Coop, dem das Tropenhaus<br />
gehört. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil<br />
der Produktion wird auch<br />
vor Ort verkauft, im Shop<br />
oder über das hauseigene<br />
Restaurant. «Unsere Stärke<br />
ist die Komb<strong>in</strong>ation von e<strong>in</strong>heimischen<br />
Produkten und<br />
tropischen Spezialitäten»,<br />
sagt Chefkoch Mart<strong>in</strong> Strehle.<br />
In den Gewächshäusern<br />
werden jährlich etwa zwei<br />
Tonnen exotische Früchte<br />
produziert, die direkt <strong>in</strong> die<br />
Gastronomie gehen. «Jedes<br />
unserer Gerichte enthält<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Komponente<br />
aus dem Garten oder aus<br />
der Fischzucht», so Strehle.<br />
Am beliebtesten ist natürlich<br />
der Stör, vor allem der<br />
Stör Tandoori, für den dreissig<br />
Gewürze fe<strong>in</strong> aufe<strong>in</strong>ander<br />
abgestimmt werden. Das<br />
kul<strong>in</strong>arische Erlebnis wird<br />
zusätzlich durch das e<strong>in</strong>malige<br />
Ambiente aufgewertet:<br />
Das soeben erweiterte und<br />
aufgefrischte Restaurant erstreckt sich<br />
über den Tropengarten. Serviert wird also<br />
unter Palmen, Bananenstauden und Papayabäumen<br />
– selbst dann, wenn draussen<br />
meterhoch Schnee liegt.<br />
■<br />
1<br />
2<br />
1 KUNSTMUSEUM BERN<br />
Unter dem Titel «<strong>Bern</strong>s verlorener<br />
Altar» zeigt das ältestes<br />
Kunstmuseum der Schweiz<br />
mehrere Tafeln des <strong>Bern</strong>er Malers<br />
Niklaus Manuel. Die Bilder<br />
waren Bestandteil des heute<br />
nicht mehr existierenden Altars<br />
<strong>in</strong> der Französischen Kirche <strong>in</strong><br />
<strong>Bern</strong> und gelten als Meisterwerke<br />
der <strong>Bern</strong>er Kunst um 1500.<br />
Daneben bietet das Kunstmuseum<br />
<strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>e riesige Sammlung<br />
von über 3000 Gemälden,<br />
Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien<br />
und Videos von der<br />
Gotik bis zur Gegenwart.<br />
Kultur-Highlights für<br />
2 ELEVATION 1049 GSTAAD<br />
Unter dem Titel «Between<br />
Heaven and Hell» fand diese<br />
e<strong>in</strong>zigartige Openair-Ausstellung<br />
mit verschiedenen, im ganzen<br />
Dorf verteilten Kunst<strong>in</strong>stallationen<br />
von Fischli/Weiss bis<br />
zu Pipilotti Rist e<strong>in</strong> begeistertes<br />
Echo weit über die Grenzen h<strong>in</strong>aus.<br />
Dieses Jahr ist Elevation <strong>in</strong>s<br />
Saanenland zurückgekehrt. In<br />
der W<strong>in</strong>terausstellung «Avalanche»,<br />
die vom 3. Februar bis<br />
19. März dauert, stehen die<br />
Themen Law<strong>in</strong>en und deren<br />
Unvorhersehbarkeit, Kraft und<br />
Dynamik im Zentrum.<br />
38<br />
MADE IN BERN 1/2016
KULTUR<br />
Erlebniswelt<br />
Tropenhaus<br />
Neben der neuen, <strong>in</strong>teraktiven<br />
Ausstellung mit ihren fünf<br />
Themenwelten bietet das<br />
Tropenhaus Frutigen auch<br />
Führung und Events an. So kann<br />
man jeden letzten Mittwoch im<br />
Monat (30. November, 28.<br />
Dezember) unter fachkundiger<br />
Leitung die Pflanzen aus der<br />
exotischen Schatzkammer<br />
entdecken und bekommt gleich<br />
noch e<strong>in</strong> paar Tipps für die<br />
Hausapotheke. Oder man lässt<br />
sich die Kunst der Fischzucht<br />
erklären oder die Technik der<br />
Energiegew<strong>in</strong>nung. Und an<br />
Silvester wird unter Palmen im<br />
Tropengarten gefeiert.<br />
tropenhaus-frutigen.ch<br />
D<strong>in</strong>ieren im<br />
tropischen<br />
Garten: Das<br />
Restaurant ist<br />
Teil des<br />
Gesamterlebnisses<br />
Schlechtwetter-Tage<br />
3<br />
3 ZENTRUM PAUL KLEE<br />
Das bekannteste Museum von<br />
<strong>Bern</strong> bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem vom<br />
italienischen Stararchitekten<br />
Renzo Piano konzipierten, wellenartigen<br />
Bau am Stadtrand. Es<br />
zeigt aber nicht nur das Schaffen<br />
des weltberühmten deutschen<br />
Malers, sondern sieht sich auch<br />
als Kompetenzzentrum für die<br />
Erforschung, Vermittlung und<br />
Präsentation se<strong>in</strong>es Lebens und<br />
Werks. So thematisiert die aktuelle<br />
Ausstellung die Bewegungen<br />
<strong>in</strong> Paul Klees Schaffen, die<br />
grundlegend für se<strong>in</strong> Verständnis<br />
von Natur und Kunst waren.<br />
4 KUNSTMUSEUM THUN<br />
Vor allem Liebhaber von zeitgenössischer<br />
Kunst kommen <strong>in</strong><br />
diesem im ehemaligen Grandhotel<br />
Thunerhof untergebrachten<br />
Museum auf ihre Kosten.<br />
Neben der grossen Sammlung<br />
mit Werken von Hodler, Varl<strong>in</strong><br />
oder Meret Oppenheim sowie<br />
Schweizer Pop-Art und Fotorealismus<br />
zeigt das Kunstmuseum<br />
Thun jährlich mehrere Wechselausstellungen.<br />
Bis zum 22. Januar<br />
zum Beispiel die «Schnupperschau<br />
≠4», die sich experimentell<br />
mit dem Duft <strong>in</strong> und<br />
um die Kunst ause<strong>in</strong>andersetzt.<br />
4<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
39
ABFAHRTEN<br />
Tanja Friedens<br />
Liebl<strong>in</strong>gspisten<br />
Aufgewachsen ist die Snowboard-Olympiasieger<strong>in</strong> von 2006 <strong>in</strong> Thun.<br />
Und kennt die Pisten im <strong>Bern</strong>er Oberland seit ihrer Jugend. E<strong>in</strong>e ihrer liebsten<br />
Abfahrten führt frühmorgens bei Sonnenaufgang vom knapp 3000 Meter<br />
hohen Schilthorn h<strong>in</strong>unter nach Mürren<br />
1. Adelboden–Engstligenalp<br />
Dieses W<strong>in</strong>tersportgebiet ist für mich immer<br />
noch e<strong>in</strong> Geheimtipp. Hier habe ich mit me<strong>in</strong>er<br />
Snowboard-Karriere angefangen. Vor allem<br />
im Frühl<strong>in</strong>g ist die auf 2000 Metern über<br />
Meer gelegene Engstligenalp e<strong>in</strong> Muss: Das<br />
Gebiet ist zwar eher kle<strong>in</strong> und übersichtlich –<br />
aber trotzdem gehört die schwarze Piste vom<br />
Dossen herunter zu den geilsten Abfahrten<br />
im <strong>Bern</strong>er Oberland überhaupt. Sie ist schön<br />
breit und steil, erlaubt aber ke<strong>in</strong>en Patzer,<br />
denn unten schauen alle vom Restaurant zu!<br />
2. Gr<strong>in</strong>delwald–First<br />
Beim Skilift Bärgel egg bef<strong>in</strong>det sich der<br />
Snowpark «White Elements», der mit se<strong>in</strong>er<br />
neuen Superpipe e<strong>in</strong>er der besten im<br />
ganzen Oberland ist. Seit Jahren trifft sich<br />
hier die Snowboard- und Freeski-Szene.<br />
Wer genug hat von der Piste, setzt sich auf<br />
die Sonnenterrasse des Bergrestaurants<br />
Schreckfeld gleich neben der First-Bahn,<br />
schaut den Köchen bei ihrer Arbeit <strong>in</strong> der<br />
Outdoor-Küche zu oder geniesst die Aussicht<br />
auf den mächtigen Eigergletscher.<br />
3. Lenk–Betelberg<br />
Ich liebe die lange und abwechslungsreiche<br />
Wallegg- Piste, die schon früh im Jahr<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Topzustand ist. Nonstop am frühen<br />
Morgen im Herbst «top down» runter<br />
Schiltgrat<br />
Schilthorn<br />
2970m<br />
Birg<br />
Allmendhubel<br />
MÜRREN<br />
Obere Hubel<br />
Traumhafte Abfahrt. Bei Sonnenaufgang vom<br />
Piz Gloria h<strong>in</strong>unter nach Mürren<br />
zu fetzen, war früher immer e<strong>in</strong>er der<br />
Fixpunkte <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsplanung.<br />
Ich muss allerd<strong>in</strong>gs gestehen, dass ich heute<br />
während der längeren Abfahrten h<strong>in</strong> und<br />
wieder e<strong>in</strong>e Pause e<strong>in</strong>lege ... Aber die Piste<br />
fägt, auch heute noch!<br />
4. Mürren–Schilthorn<br />
Wenn es frisch geschneit hat, ist der Piz Gloria<br />
mit der ersten Bahn schon am frühen Morgen<br />
zu attackieren. Der obere, enorm steile<br />
Teil ist dann von den Pistenfahrzeugen noch<br />
nicht ganz fertig präpariert und bietet so e<strong>in</strong><br />
ganz besonderes Vergnügen. Hier gilt das<br />
Motto: Wer als Erster <strong>in</strong> der B<strong>in</strong>dung steht,<br />
hat gewonnen! Bei der letzten Abfahrt lohnt<br />
sich dann e<strong>in</strong> Stopp <strong>in</strong> der urchigen Hütte<br />
Suppenalp, wo es verschiedene Käsespezialitäten<br />
vom Holzfeuer und leckere Suppen gibt.<br />
5. Saanenland–Saanenmöser<br />
Die orig<strong>in</strong>ell coupierte Piste vom Saanerslochgrat<br />
h<strong>in</strong>unter nach Saanenmöser lädt zum<br />
Spielen e<strong>in</strong>. Sie bietet genügend Platz und ist<br />
nicht zu steil, sodass ich nicht an me<strong>in</strong>en Freestyle-Tricks<br />
feilen muss. Im Restaurant Kübeli<br />
kann man anschliessend den Tag auskl<strong>in</strong>gen<br />
lassen oder «Ädi» zuhören, der immer e<strong>in</strong><br />
paar Sprüche auf Lager hat und die wildesten<br />
Geschichten aus den goldenen Anfangszeiten<br />
des Snowboard-Zirkus erzählt.<br />
<br />
40<br />
MADE IN BERN 1/2016
XXXXX<br />
«Heute lege ich bei den<br />
Abfahrten oftmals e<strong>in</strong>e<br />
Pause e<strong>in</strong>»: Die ehemalige<br />
Spitzensportler<strong>in</strong> und<br />
Profi-Snowboarder<strong>in</strong><br />
Tanja Frieden<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
41
Was für e<strong>in</strong>e Aussicht!<br />
Carven vor Eiger,<br />
Mönch und Jungfrau<br />
Die Tipps vom<br />
Weltmeister<br />
Er gehörte zu den besten Skirennfahrern der Schweiz, war zweifacher Weltmeister<br />
und Olympia-Bronze-Gew<strong>in</strong>ner im Riesenslalom. Und noch immer liebt<br />
Mike von Grünigen die traumhaften Pisten im <strong>Bern</strong>er Oberland. Se<strong>in</strong>e Geheimtipps für<br />
den anspruchsvollen Sportler, aber auch für den naturliebenden Genussfahrer<br />
42<br />
MADE IN BERN 1/2016
Heimatverbunden:<br />
Riesenslalom-<br />
Spezialist Mike<br />
von Grünigen<br />
<br />
1. Schönried–Horneggli<br />
Am allerbesten gefällt mir natürlich der Mike-von-Grünigen-Run<br />
am Horneggli. Nicht nur, weil diese Strecke me<strong>in</strong>en<br />
Namen trägt, sondern auch weil es e<strong>in</strong>e anspruchsvolle<br />
und abwechslungsreiche Piste ist. Am Morgen ist sie<br />
am schönsten, relativ hart, aber von den Pistenfahrzeugen<br />
optimal präpariert. Ab Mittag präsentiert sie sich dann im<br />
schönstem Sonnenlicht. Nach der letzten Fahrt sollte man<br />
unbed<strong>in</strong>gt noch im legendären Restaurant Kuhstall, kurz<br />
vor dem Talboden, e<strong>in</strong>kehren.<br />
2. Adelboden–Lenk<br />
Die breite, toppräparierte Piste vom Sillerenbühl zum<br />
Aebi runter ist für jeden Carv<strong>in</strong>g-Freak e<strong>in</strong> absolutes<br />
Muss! Hier gibt es genügend Platz, um jede Schräglage<br />
auszuprobieren und das optimale Feel<strong>in</strong>g zu f<strong>in</strong>den.<br />
Wer nicht viel Zeit hat, f<strong>in</strong>det im Bergrestaurant<br />
Sillerenbühl schnell etwas Fe<strong>in</strong>es zum Essen und Tr<strong>in</strong>ken.<br />
Wer es lieber etwas gemütlicher und urchiger mag, dem<br />
empfiehlt sich das Restaurant Aebi am Ende der Piste.<br />
3. Gr<strong>in</strong>delwald–Kle<strong>in</strong>e Scheidegg<br />
Wer sich <strong>in</strong> diesem Gebiet aufhält, darf die Piste vom<br />
Eigergletscher zum Arven hi nunter nicht verpassen. Nach<br />
der anfänglich etwas engeren Passage kann man sich auf<br />
e<strong>in</strong>e superbreite Piste freuen. Genau richtig, um sich auszutoben<br />
oder auch e<strong>in</strong>fach gemütlich die Natur zu geniessen.<br />
Wer nicht zurück auf die Kle<strong>in</strong>e Scheidegg möchte,<br />
begibt sich auf die lange, anfangs wenig spektakuläre Piste<br />
bis zum Talboden von Gr<strong>in</strong>delwald und kehrt auf halber<br />
Strecke noch im Restaurant Alpiglen zu e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en Fondue<br />
e<strong>in</strong>.<br />
4. Meir<strong>in</strong>gen–Hasliberg<br />
Der «Alpen Tower» darf an e<strong>in</strong>em Skitag auf dem Hasliberg<br />
nicht fehlen. Wer den Tag <strong>in</strong> der herrlichen Bergwelt<br />
mit Blick auf die östlichen <strong>Bern</strong>er Oberländer Alpen<br />
starten möchte, ist hier im Panoramarestaurant zum Frühstücks-Buffet<br />
gerade richtig, bevor er die abwechslungsreiche<br />
Abfahrt über den Südflügel der Gummenalp h<strong>in</strong>unter<br />
Richtung Bidmi oder bis zur Reuti <strong>in</strong> Angriff nimmt.<br />
5. Gstaad–Wasserngrat<br />
E<strong>in</strong> Geheimtipp für alle, die nicht den grossen Rummel<br />
suchen, dafür e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Piste bevorzugen, ist<br />
der Wasserngrat im Gstaad. Besonders attraktiv ist es bei<br />
schönem Wetter unter der Woche. Dann ist man praktisch<br />
alle<strong>in</strong> auf der Piste. Pulverschnee-Freaks kommen zudem<br />
an den schönen Hängen an e<strong>in</strong>em frisch verschneiten<br />
W<strong>in</strong>termorgen auf ihre Rechnung. Anschliessend kann<br />
man sich im Bergrestaurant mit herrlicher Aussicht auf das<br />
Saanenland verwöhnen lassen.<br />
■<br />
43
GENUSS<br />
Entscheidend für<br />
e<strong>in</strong> gutes Fondue<br />
ist der We<strong>in</strong><br />
Der <strong>Bern</strong>er Starkoch Ivo Adam sagt, worauf man beim weltbekannten<br />
Schweizer Nationalgericht achten muss. Und verrät se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsrezept<br />
VON MYRIAM ZUMBÜHL (TEXT) UND RUBEN WYTTENBACH<br />
Das Fondue hat schon mancher Kanton<br />
für sich beansprucht. Von Ausländern<br />
als die Schweizer Nationalspeise<br />
schlechth<strong>in</strong> betrachtet, reklamieren die<br />
Neuenburger das Gericht als ihre Erf<strong>in</strong>dung.<br />
Womit wiederum die Walliser<br />
und vor allem die <strong>Bern</strong>er mit ihrem fe<strong>in</strong>en<br />
Käse nicht e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d. Der<br />
<strong>Bern</strong>er Spitzenkoch Ivo Adam freut<br />
sich über die Vielfalt, will sich aber<br />
nicht auf e<strong>in</strong> Rezept festlegen. «Röstigraben-Fondue»<br />
nennt er darum se<strong>in</strong>e<br />
Kreation, die aus e<strong>in</strong>er Mischung aus<br />
Vacher<strong>in</strong> fribourgeois, <strong>Bern</strong>er Greyerzer,<br />
jungem Appenzeller und etwas<br />
Raclettekäse besteht. «Der Raclettekäse<br />
gibt dem Fondue e<strong>in</strong>e schöne Cremigkeit,<br />
gerade bei räsen Hartkäsen<br />
hilft das sehr», erklärt er. Er sorgt damit<br />
für mehr Elastizität. Wer möchte, dass<br />
se<strong>in</strong> Fondue Fäden zieht, gibt noch etwas<br />
Emmentaler unter die Mischung.<br />
Das perfekte Fondue fängt beim<br />
39-jährigen Koch aber schon beim E<strong>in</strong>-<br />
Tipps fürs<br />
perfekte<br />
Gel<strong>in</strong>gen<br />
1 BEILAGEN<br />
La-Ratte-Kartoffeln eignen<br />
sich sehr gut, aber auch<br />
rohe Apfelschnitze.<br />
2 VERFEINERN<br />
Fonduewürfeli schmecken<br />
noch besser, wenn sie <strong>in</strong><br />
gerösteten P<strong>in</strong>ienkernen<br />
und gehackten Piemonteser<br />
Haselnüssen oder<br />
Rapskerne getunkt werden.<br />
Der Käse kann mit<br />
Morcheln, Ste<strong>in</strong>pilzen,<br />
Tomaten oder schwarzem<br />
Trüffel verfe<strong>in</strong>ert werden.<br />
3 WEIN<br />
Gut gealterte We<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d am<br />
besten. Sie dürfen herb und<br />
spritzig se<strong>in</strong> (z. B. Chasselas,<br />
aber auch Champagner).<br />
kaufen an. Das war schon damals so,<br />
als ihn die Mutter als Dreikäsehoch bei<br />
der Hand zum Käser <strong>in</strong> Lyss mitnahm.<br />
«Dort gab es meist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Versüecherli,<br />
während an der Theke die<br />
Mischung fürs Familienfondue besprochen<br />
wurde. Dann hat der Käser alle<br />
Käsestücke durch die grosse Raffelmasch<strong>in</strong>e<br />
gegeben.» Er rümpft kurz die<br />
Nase: «Aber auf ke<strong>in</strong>en Fall e<strong>in</strong> Fertigfondue<br />
kaufen», w<strong>in</strong>kt er ab.<br />
Das Fondue wird jedes Mal aufs<br />
Neue gemischt und so zu e<strong>in</strong>em spannenden<br />
Gericht komponiert. «Meist<br />
habe ich schon e<strong>in</strong>e Idee, welchen Käse<br />
ich verwenden möchte, wenn ich zum<br />
Käser gehe.» E<strong>in</strong>mal an der Theke, hat<br />
der Käser oft noch e<strong>in</strong>e andere Idee,<br />
wie die Aromen zusammengestellt<br />
werden können. «Geme<strong>in</strong>sam kreieren<br />
wir dann e<strong>in</strong>e Art Cuvée – das ist e<strong>in</strong><br />
bisschen, wie wenn der Maler se<strong>in</strong>e<br />
Farben neu mischt.» So packt ihm der<br />
Käser se<strong>in</strong>es Vertrauens für se<strong>in</strong> «Rös-<br />
<br />
44
KULINARIK<br />
«Jedes Fondue<br />
ist e<strong>in</strong>e neue<br />
Komposition»:<br />
Starkoch Ivo<br />
Adam mit e<strong>in</strong>em<br />
Stück <strong>Bern</strong>er<br />
Greyerzer, der<br />
nicht fehlen darf<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
45
Die besten <strong>Bern</strong>er<br />
Fondue-Beizli<br />
IGLU-DORF, ENGSTLIGENALP<br />
Der Fondue-Plausch für Freunde<br />
CHEMISTUBE, ST. STEPHAN<br />
E<strong>in</strong> Bergbeizli wie aus dem<br />
Bilderbuch. Es liegt mitten<br />
im traumhaften Skigebiet<br />
Lenk-Simmental<br />
JÄGERSTÜBLI, LOMBACHALP<br />
In diesem urchigen Alpbeizli<br />
gibts neben Holzerfondue<br />
auch leckeren Chäsbrätel<br />
RIKSCHA-TAXI, BERN<br />
Fondükscha nennt sich das<br />
fahrende Sightsee<strong>in</strong>g-<br />
Restaurant auf drei Rädern<br />
tigraben-Fondue» mehrere Stücke<br />
vom Appenzeller, Greyerzer, Vacher<strong>in</strong><br />
und noch etwas vom reifen<br />
Raclettekäse <strong>in</strong>s Käsepapier. Und legt<br />
immer noch e<strong>in</strong> paar Gramm dazu.<br />
«Ich schnause während des Kochens<br />
gerne vom Käse», sagt Ivo Adam verschmitzt.<br />
Wenn er die Aromen auf<br />
der Zunge schmecke, komme er <strong>in</strong> die<br />
richtige Stimmung für die perfekte<br />
Mischung, die er dann zu Hause aus<br />
den grossen Stücken raffelt.<br />
Statt We<strong>in</strong> kann man auch e<strong>in</strong>en<br />
Spritzer Apfelessig verwenden<br />
Entscheidend für e<strong>in</strong> gutes Fondue sei<br />
der We<strong>in</strong>. Nicht nur für den Fall, dass<br />
IN A NUTSHELL<br />
Typically Swiss<br />
The fondue is one of the<br />
best-known Swiss national<br />
dishes. It basically consists<br />
of various shredded cheeses<br />
that are be<strong>in</strong>g melted <strong>in</strong> a<br />
special pan (the caquelon)<br />
right at the table, <strong>in</strong>to which<br />
the eaters dunk pieces of<br />
bread. This convivial and<br />
heart-warm<strong>in</strong>g meal is<br />
served <strong>in</strong> numerous cosy<br />
restaurants across the<br />
<strong>Bern</strong>ese Oberland.<br />
es zu dick geraten ist, hilft e<strong>in</strong> Schluck<br />
guter Weisswe<strong>in</strong>, sondern vor allem<br />
auch fürs Aroma. «Vergessene Weisswe<strong>in</strong>flaschen<br />
im Keller aus Chasselas-<br />
Trauben eignen sich perfekt», rät<br />
Adam. «Wenn diese We<strong>in</strong>e etwas älter<br />
s<strong>in</strong>d, bekommen sie e<strong>in</strong>e schöne<br />
Aprikosen-Safran-Note. Das verleiht<br />
dem Fondue e<strong>in</strong>en schönen Geschmack<br />
und hilft, dass es nicht ger<strong>in</strong>nt.»<br />
Alternativ kann hier auch e<strong>in</strong><br />
Spritzer Zitronensaft, Apfelessig oder<br />
etwas Saft vom Sauerkraut verwendet<br />
werden. «Der Saft von fermentiertem<br />
Gemüse ist fürs Fondue genial, denn<br />
er hat neben der Säure immer noch<br />
Eigengeschmack und aromatisiert so<br />
das Fondue perfekt», empfiehlt er.<br />
46<br />
MADE IN BERN 1/2016
GENUSS<br />
Fondue-<br />
Rezept vom<br />
Starkoch<br />
«Fürs Fondue brauchts den Käser,<br />
W<strong>in</strong>zer und Bäcker», br<strong>in</strong>gt es der<br />
Spitzenkoch auf den Punkt. Beim<br />
Brot schwört er auf e<strong>in</strong> Ruchbrot aus<br />
dem Holzofen. «Am besten e<strong>in</strong>s vom<br />
Vortag, denn frisches Weissbrot saugt<br />
zu viel Käse auf.» Das br<strong>in</strong>ge das Verhältnis<br />
50 zu 50 – halb Käse, halb<br />
Brot – aus der Balance, und die Gäste<br />
würden vor lauter Brotessen zu<br />
schnell satt. Beim Fondue mag es der<br />
Koch gern traditionell, trotzdem hat<br />
er Freude an verschiedenen Beilagen.<br />
«Die kle<strong>in</strong>en, knorrigen Bergkartoffeln<br />
haben e<strong>in</strong> ausgezeichnetes Aroma<br />
und s<strong>in</strong>d ideal für e<strong>in</strong> Fondue.<br />
Auch Apfelschnitze mit schöner Säure<br />
harmonieren mit dem Käse.»<br />
Alle E<strong>in</strong>käufe getätigt und das Mise<br />
en place parat, geht es ans Kochen.<br />
Das Caquelon reibt Adam für se<strong>in</strong><br />
«Röstigraben-Fondue» mit Knoblauch<br />
aus, bevor er den Weisswe<strong>in</strong><br />
und sauren Apfelmost aufkocht. In<br />
diesem Fonds wird der geriebene<br />
Käse dann auf kle<strong>in</strong>er Flamme durch<br />
stetes Umrühren geschmolzen. Ist der<br />
Käse cremig, wird er mit aufgelöster<br />
Maizena gebunden, mit Sauerkrautfonds<br />
verfe<strong>in</strong>ert und etwas Piment-<br />
Pfeffer und Piment d’Espelette abgeschmeckt.<br />
E<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Trick hat<br />
Adam zum Schluss noch parat: «E<strong>in</strong>e<br />
Messerspitze Natron unter den Käse<br />
gerührt, gibt dem Fondue e<strong>in</strong>en schönen<br />
Schaumeffekt.»<br />
FONDUE-<br />
LAND,<br />
SCHÖNRIED<br />
Im Schlittmoos<br />
sitzt<br />
man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
hölzernen<br />
Riesen-<br />
Caquelon<br />
und geniesst<br />
den heissen<br />
Käse <strong>in</strong><br />
freier Natur<br />
■<br />
Zutaten:<br />
250 g Vacher<strong>in</strong> fribourgeois<br />
250 g <strong>Bern</strong>er Greyerzer<br />
200 g Appenzeller (6 Monate<br />
gereift)<br />
100 g reifer Raclette Käse<br />
3 dl alter Chasselas<br />
1 dl saurer Apfelsaft<br />
3 TL Maizena<br />
4 cl Vieux Marc<br />
3 Knoblauchzehen<br />
4 EL Sauerkrautsaft (oder<br />
1 EL Apfelessig)<br />
frischer Piment-Pfeffer und<br />
Piment d’Espelette<br />
Beilagen:<br />
800 g Ruchbrot aus dem<br />
Holzofen, e<strong>in</strong> Tag alt, <strong>in</strong> Würfeli<br />
geschnitten<br />
Zubereitung:<br />
Alle Zutaten auf Zimmertemperatur<br />
br<strong>in</strong>gen. Käse mit<br />
der Röstiraffel reiben, Vieux<br />
Marc <strong>in</strong> Maizena auflösen.<br />
Die Knoblauchzehen vierteln<br />
und das Caquelon damit<br />
ausreiben, Knoblauchzehen<br />
danach <strong>in</strong>s Caquelon geben.<br />
Den We<strong>in</strong> und Apfelsaft<br />
dazugeben und aufkochen.<br />
Den geriebenen Käse <strong>in</strong>s<br />
Caquelon geben, auf kle<strong>in</strong>er<br />
Flamme 10 M<strong>in</strong>uten langsam<br />
schmelzen lassen. Dabei mit<br />
e<strong>in</strong>em Holzlöffel kont<strong>in</strong>uierlich<br />
<strong>in</strong> der Form e<strong>in</strong>er 8 durch den<br />
Käse rühren. Sauerkrautsaft<br />
zur verrührten Maizena geben<br />
und <strong>in</strong> den geschmolzenen<br />
Käse e<strong>in</strong>rühren. Fondue zwei<br />
M<strong>in</strong>uten auf hoher Flamme<br />
sämig weiterkochen und dabei<br />
ständig umrühren. Zum<br />
Schluss mit Pfeffer und<br />
Piment d’Espelette<br />
abschmecken.<br />
Mit den Brotwürfeli servieren.<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
47
1<br />
1 SnowpenAir<br />
Top-Bands spielen<br />
auf der Kle<strong>in</strong>en<br />
Scheidegg<br />
2<br />
2 Top of Europe<br />
ICE MAGIC<br />
Schlittschuherlebnis<br />
<strong>in</strong> Interlaken<br />
3<br />
3 Snow Bike<br />
Festival<br />
In Gstaad trifft<br />
sich die Elite der<br />
Biker<br />
Weihnachtsmärkte<br />
und Weltcup-Partys<br />
Events, Feste und Bräuche – was man im Kanton <strong>Bern</strong> diesen W<strong>in</strong>ter auf ke<strong>in</strong>en Fall verpassen darf<br />
ADELBODEN<br />
31. Dezember Legendäre Silvester-Party<br />
an der Eisbar vom Eishockey-Club<br />
7. und 8. Januar Ski-Weltcuprennen<br />
mit Riesenslalom und Slalom<br />
und grossem Rahmenprogramm<br />
18. und 19. März 6. Iglu-Festival<br />
BERN<br />
3. bis 24. Dezember Weihnachtsmärkte auf<br />
dem Waisenhaus- und auf dem Münsterplatz<br />
21. Dezember bis 19. Februar<br />
Eisbahn auf dem Bundesplatz<br />
2. bis 4. März <strong>Bern</strong>er Fasnacht<br />
BERNER JURA<br />
5. Februar Snowup <strong>in</strong>terjurassien – mit den<br />
Schneeschuhen von Ort zu Ort wandern<br />
BRIENZ<br />
26. und 27. November Grosser<br />
Erlebnisweihnachtsmarkt<br />
GSTAAD<br />
15. Dezember bis 7. Januar<br />
W<strong>in</strong>terzauber mit Erlebniswelt<br />
31. Dezember Silvesterpartys<br />
<strong>in</strong> mehreren Berghäusern<br />
19. bis 22. Januar Snow Bike Festival<br />
HASLITAL<br />
31. Dezember Schlittelweg mit<br />
Fondue-Plausch von der Käserstatt<br />
bis <strong>in</strong>s Bidmi<br />
48<br />
MADE IN BERN 1/2016
AGENDA<br />
W<strong>in</strong>terzauber.<br />
In vielen <strong>Bern</strong>er<br />
Städten gibts die<br />
traditionellen<br />
Weihnachtsmärkte,<br />
wie hier<br />
auf dem dem<br />
Zentralplatz <strong>in</strong> Biel<br />
Der längste<br />
Silvester<br />
der Schweiz<br />
In Interlaken wird der Jahreswechsel<br />
drei Tage lang gefeiert<br />
HUTTWIL<br />
23. bis 27. November Grosser<br />
Weihnachtsmarkt<br />
INTERLAKEN<br />
17. Dezember bis 25. Februar<br />
Top of Europe ICE MAGIC bietet e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zigartiges Schlittschuherlebnis<br />
17. bis 24. Dezember Weihnachtsmarkt<br />
1. Januar Touch the Mounta<strong>in</strong>s –<br />
Openair-Konzert mit Topbands wie<br />
77 Bombay Street, Dabu Fantastic,<br />
Nickless und Trauffer,<br />
anschliessend grosses Feuerwerk<br />
KLEINE SCHEIDEGG<br />
8. April 20. SnowpenAir mit nationalen<br />
und <strong>in</strong>ternationalen Top-Acts<br />
KANDERSTEG<br />
25. Dezember und 1. Januar Die<br />
Pelzmartiga ziehen mit Treicheln und<br />
Fellen durchs Dorf<br />
22. bis 29. Januar 8. Belle-Epoque-Woche,<br />
während der sich das ganze Dorf im Stil der<br />
Jahrhundertwende verkleidet<br />
4. und 5. Februar Nordic Days<br />
LAUPEN<br />
31. Dezember Achetr<strong>in</strong>gele – traditioneller<br />
Silvesterbrauch<br />
LENK<br />
10. Dezember Grosser Weihnachtsmarkt<br />
11. und 12. Februar Internationale<br />
Schlittenhunderennen<br />
19. März Audi Snowboard Series<br />
MÜRREN<br />
18. bis 21. Januar 74. Internationales<br />
Inferno-Rennen<br />
SAANEN<br />
6. bis 17. Dezember<br />
Weihnachtsmarkt<br />
THUN<br />
8. bis 23. Dezember<br />
Weihnachtsmarkt<br />
4<br />
WENGEN<br />
13. bis 15. Januar Ski-Weltcuprennen<br />
Alp<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation und Lauberhornabfahrt<br />
mit grossem Rahmenprogramm und<br />
Flugshow der Patrouille Suisse<br />
Nach der traditionellen Silvesterfeier<br />
geht es <strong>in</strong> Interlaken erst richtig<br />
los. Auftakt macht am 1. Januar<br />
e<strong>in</strong> Open-Air-Konzert mit Nickless,<br />
Dabu Fantastic, 77 Bombay<br />
Street und Trauffer. Um 19.45 Uhr<br />
wird dann das grosse Feuerwerk<br />
gezündet. Doch damit nicht genug:<br />
Am 2. Januar gibts e<strong>in</strong>en grossen<br />
Umzug mit der legendären Harder-<br />
Potschete. <strong>in</strong>terlaken.ch/silvester<br />
Luxus-Wochenende zu gew<strong>in</strong>nen<br />
Machen Sie mit beim grossen<br />
Wettbewerb und gew<strong>in</strong>nen Sie e<strong>in</strong><br />
Wochenende für 1080 Franken:<br />
— 2 Nächte im ****Hotel Bellevue<br />
— Silvesterd<strong>in</strong>ner im Grand Café<br />
Rest. Schuh (exkl. Getränke)<br />
— Champagner auf dem Zimmer<br />
— 30-m<strong>in</strong>ütige Kutschenfahrt<br />
— Tagese<strong>in</strong>tritt zu Top of Europe<br />
ICE MAGIC<br />
Senden Sie e<strong>in</strong> Mail mit dem Betreff<br />
«Längster Silvester», Na men<br />
und Adresse an pm@<strong>in</strong>terlakentourism.ch<br />
oder e<strong>in</strong>e Postkarte an:<br />
Interlaken Tourismus, Höheweg 37,<br />
3800 Interlaken. E<strong>in</strong>sen de schluss<br />
ist der 10. Dezember 2016.<br />
Impressum<br />
MADE IN BERN ist e<strong>in</strong>e Sonderbeilage<br />
der SonntagsZeitung und Le Mat<strong>in</strong><br />
Dimanche <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
der BE! Tourismus AG<br />
Leitung: Dom<strong>in</strong>ic Geisseler<br />
Redaktion: Erik Brühlmann, Denise Erni,<br />
Dom<strong>in</strong>ic Geisseler, Marius Leutenegger,<br />
Renata Libal, Zeno van Essel, Myriam<br />
Zumbühl<br />
Produktion: Dom<strong>in</strong>ic Geisseler<br />
Fotoredaktion: Suse He<strong>in</strong>z<br />
Übersetzungen: Rosemarie Graffagn<strong>in</strong>i<br />
Titelfoto: Stephan Schacher<br />
Leitung Verlag: Marcel Tappe<strong>in</strong>er<br />
Verkaufsleitung: Adriano Valeri,<br />
Werdstrasse 21, 8021 Zürich<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
49
DIGITAL<br />
Anita Brechbühl hat ihre Kamera immer<br />
dabei und veröffentlicht die schönsten<br />
Bilder auf ihrem Blog: Stockhorn (gross),<br />
Oesch<strong>in</strong>ensee (l<strong>in</strong>ks). Blick von Mürren<br />
auf Eiger, Mönch und Jungfrau<br />
Blogger<strong>in</strong> aus Leidenschaft<br />
Sie reist gern und schreibt darüber. Anita Brechbühl verrät auf Travelita.ch jede Woche die besten Reisetipps<br />
VON ZENO VAN ESSEL<br />
Diese Frau lebt aus dem Koffer,<br />
könnte man me<strong>in</strong>en. Denn<br />
taucht man auf ihrem Blog Travelita.ch<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihre Welt der<br />
Reisen, so pendelt man zwischen<br />
Floridas Stränden und<br />
e<strong>in</strong>em Eishotel <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland,<br />
vers<strong>in</strong>kt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
orientalischen Traum<br />
<strong>in</strong> Marrakesch, um wenige<br />
Klicks später im<br />
«Kerzenhotel» Oberste<strong>in</strong>berg<br />
aufzuwachen.<br />
Anita Brechbühl hat<br />
sie alle besucht, diese<br />
Anita<br />
Brechbühl<br />
schönen Flecken der Erde. Und<br />
beschreibt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sprache,<br />
die geprägt ist von persönlichen<br />
Erlebnissen. Das macht ihre Berichte<br />
so lebendig, ihre Reisen<br />
nachvollziehbar. Und immer mit<br />
dabei hat sie ihre Kamera.<br />
E<strong>in</strong> traumhaftes Leben. Doch<br />
h<strong>in</strong>ter den vielen Berichten steckt<br />
e<strong>in</strong>e Menge Arbeit. Anita ist ke<strong>in</strong>e<br />
Profiblogger<strong>in</strong>. Im richtigen<br />
Gesucht:<br />
Das schönste<br />
W<strong>in</strong>terbild<br />
Unter dem Motto «Me<strong>in</strong><br />
W<strong>in</strong>ter – <strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>» sucht<br />
die BE! Tourismus AG die<br />
schönsten W<strong>in</strong>terfotos aus<br />
dem ganzen Kanton. Reiche<br />
de<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gsbild mit dem<br />
Hashtag #w<strong>in</strong>termade<strong>in</strong>bern<br />
auf den Social-Media-Kanälen<br />
Instagram, Twitter und<br />
Facebook e<strong>in</strong> oder sende es<br />
an: w<strong>in</strong>@made<strong>in</strong>bern.com.<br />
Weitere Informatione unter:<br />
made<strong>in</strong>bern.com/me<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>ter<br />
Leben arbeitet sie <strong>in</strong> Zürich als<br />
Raum- und Verkehrsplaner<strong>in</strong>.<br />
Auf Travelita.ch aber widmet sich<br />
die 28-Jährige ihren Leidenschaften:<br />
dem Reisen, Fotografieren,<br />
Berichten. Mit Erfolg: Ihr<br />
Blog erreicht jeden Monat<br />
mehr als 15 000 Leser<strong>in</strong>nen<br />
und Leser. Kurztrips<br />
s<strong>in</strong>d ihre Spezialität:<br />
«Ideen für Wochenendoder<br />
Tagesausflüge kommen<br />
beim Publikum am<br />
besten an.»<br />
Über mangelndes Interesse<br />
kann sich die Blogger<strong>in</strong><br />
nicht beklagen: Auch Touristikorganisationen<br />
oder Reiseveranstalter<br />
klopfen <strong>in</strong>zwischen bei ihr<br />
an und bitten sie um e<strong>in</strong>e Reportage<br />
– gegen Bezahlung. Mit diesen<br />
Aufträgen ref<strong>in</strong>anziert Anita<br />
und ihr Freund Nicolas Glauser,<br />
Blogpartner und Fotograf, den<br />
Aufwand für die vielen Reisen.<br />
Doch die Freiheit, selbst bestimmen<br />
zu können, über welche<br />
Themen sie schreibt, ist ihr wichtiger<br />
als der Kommerz. «Mehr als<br />
touristische Hotspots fasz<strong>in</strong>ieren<br />
mich Orte, die im Verborgenen<br />
liegen», sagt Anita. «Der Kanton<br />
<strong>Bern</strong> hat so viele schöne W<strong>in</strong>kel.»<br />
Anita Brechbühl muss es wissen.<br />
Sie wuchs im Gürbetal auf,<br />
mitten im Naturpark Gantrisch.<br />
Und immer wieder zieht es sie <strong>in</strong><br />
diese Region: «Das ist für mich<br />
e<strong>in</strong> Stück Heimat. E<strong>in</strong>er der<br />
wunderbarsten Orte ist das Gantrischseeli,<br />
wo man den schönsten<br />
Sternenhimmel sehen kann.»<br />
Aber auch <strong>in</strong> Sachen Kul<strong>in</strong>arik<br />
oder Wellness erweist sich Anita<br />
Brechbühl als gute Tipp-Geber<strong>in</strong>:<br />
«Das Hotel The Cambrian <strong>in</strong><br />
Adelboden hat e<strong>in</strong>en herrlichen<br />
Spa, schön gelegen ist auch das<br />
Solbad Beatus <strong>in</strong> Merligen. Und<br />
wer es ganz exklusiv mag, sollte<br />
sich den Hammam im Gstaad<br />
Palace nicht entgehen lassen.»<br />
■<br />
50 MADE IN BERN<br />
1/2016
SOUVENIRS<br />
Lachsforelle<br />
Das m<strong>in</strong>eralreiche<br />
Bergquellwasser des<br />
Blausees eignet sich<br />
hervorragend für die<br />
Aufzucht von Fischen<br />
Tête de Mo<strong>in</strong>e<br />
Der «Mönchskopf» ist<br />
e<strong>in</strong> Halbhartkäse und<br />
stammt aus dem Kloster<br />
Bellelay im <strong>Bern</strong>er Jura<br />
Das Beste<br />
aus <strong>Bern</strong><br />
Der Kanton <strong>Bern</strong> ist bekannt für se<strong>in</strong>e<br />
natürlichen und hervorragenden Produkte. Viele<br />
davon haben schon längst Kultstatus<br />
Whisky<br />
Der Swiss Highland<br />
S<strong>in</strong>gle Malt reift im<br />
ewigen Eis des<br />
Jungfrau-Massivs<br />
Mandelbärli<br />
Das Gebäck gibts seit<br />
125 Jahren, heute auch<br />
mit trendigen Aromen<br />
Mer<strong>in</strong>gues<br />
Das süsse Eiweissgebäck<br />
kommt<br />
ursprünglich aus<br />
Meir<strong>in</strong>gen<br />
Scherenschnitte<br />
Die Tradition lebt weiter,<br />
zum Teil mit modernen<br />
Motiven wie dem Swiss<br />
Open <strong>in</strong> Gstaad<br />
Alpenkräuter<br />
In Därstetten werden<br />
die Swiss Alp<strong>in</strong>e Herbs<br />
zu Tee und<br />
Gewürzen verarbeitet<br />
1/2016 MADE IN BERN<br />
51