16.11.2016 Aufrufe

Hof & Markt | Fleisch& Markt 02/2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

&<br />

<strong>Hof</strong> <strong>Markt</strong><br />

Märkte International<br />

Seite 11, 2/<strong>2016</strong><br />

Mercat de Sant Josep, genannt: La Boquería<br />

Mehr als 300 <strong>Markt</strong>stände bieten eine Fülle an Köstlichkeiten.<br />

Text & Fotos: Gerd Wolfgang Sievers<br />

Barcelona, eine Metropole<br />

zwischen Tradition<br />

und Moderne, hat<br />

eine faszinierende kulinarische<br />

Geschichte, die vor mehr als<br />

2000 Jahren ihren Ursprung<br />

hatte. Wie so oft gehen die<br />

Anfänge auf die großen Zivilisationen<br />

zurück, die einst den<br />

Mittelmeerraum beherrschten.<br />

So verdankt man beispielsweise<br />

den Römern die Oliven und<br />

das Olivenöl, den Griechen den<br />

Wein oder den Arabern Reis<br />

und allerlei Gemüse. All diese<br />

Produkte sind bis heute Säulen<br />

der katalanischen Küche. Hinzu<br />

kommt eine einzigartige Lage<br />

zwischen Pyrenäen und Mittelmeer,<br />

welche der Stadt erlaubt,<br />

auf eine Fülle an Fisch und<br />

Meeresfrüchten gleichermaßen<br />

zurückgreifen zu können, wie<br />

auf Schinken, Wurstwaren und<br />

Käse aus den Bergen. Diese Fülle<br />

an Produkten erklärt, warum<br />

die Küche Barcelonas eine der<br />

reichhaltigsten und vielfältigsten<br />

Europas ist.<br />

Unverfälscht<br />

Wer eine unverfälschte und<br />

urtümlichere katalanische Küche<br />

sucht, geht zum berühmten<br />

Mercat de St. Josep, dem größten<br />

<strong>Markt</strong> Spaniens. Es ist dies<br />

unzweifelhaft einer der schönsten,<br />

bestsortierten und beeindruckendsten<br />

Lebensmittelmärkte<br />

der Welt. Dem erstaunten Touristen<br />

verschlägt es meist die Sprache,<br />

der kundige Genießer denkt<br />

nur an seinen Appetit, welcher<br />

möglichst groß zu sein hat!<br />

La Boquería, wie der <strong>Markt</strong><br />

im Volksmund heißt, steht auf<br />

den Grundmauern eines alten<br />

Mönchsklosters der Karmeliter<br />

und blickt auf eine seltsame<br />

Entstehungsgeschichte zurück,<br />

welche genaugenommen wie ein<br />

unwirkliches Märchen klingt.<br />

Zwar gab es an diesem Abschnitt<br />

der Ramblas bereits einen <strong>Markt</strong>,<br />

als hier noch der Stadtrand lag,<br />

doch es handelte sich nur um<br />

einen kleinen Bauernmarkt.<br />

Von diesem soll auch der Name<br />

la Boquería herstammen, was<br />

soviel bedeutet wie „Platz für den<br />

Handel mit Ziegenbock-Fleisch“.<br />

Doch erst im 19. Jahrhundert<br />

konnte die eiserne <strong>Markt</strong>hallen-Konstruktion<br />

errichtet werden,<br />

weil der Platz im wahrsten<br />

Sinne des Wortes „freigelegt“<br />

wurde. Ein ehemaliger Putschist<br />

namens Juan Álvarez Mendizábal<br />

wurde in seinem Londoner Exil<br />

zunächst von den Vorteilen des<br />

Liberalismus überzeugt, bevor<br />

er 1835 nach Spanien zurückkehren<br />

konnte und unter Königin<br />

Isabel II. Finanzminister wurde.<br />

Um den katastrophalen Staatshaushalt<br />

zu sanieren, griff er zu<br />

einem gleichermaßen einfachen,<br />

wie drastisch-effektivem Mittel.<br />

Er ließ kurzerhand die Kirche<br />

enteignen und ihre unermesslich<br />

erscheinenden Reichtümer<br />

versteigern. Er machte sich dabei<br />

die Tatsache zu Nutze, dass einige<br />

extreme Anarchisten zuvor schon<br />

begannen, Klöster niederzubrennen,<br />

insbesondere in Barcelona.<br />

So auch die beiden, auf dem<br />

heute der <strong>Markt</strong> St. Josep steht.<br />

Und daher befindet sich heute<br />

an der Stelle, wo einst fromme<br />

Mönche beteten, der <strong>Markt</strong> der<br />

Boqueriá. Aber da Kirche und<br />

gutes Essen schon immer im<br />

Naheverhältnis standen, ist das<br />

wohl schon in Ordnung so.<br />

Heute ist die Boqueriá<br />

Umschlagplatz für nahezu<br />

alles, was das kulinarische Herz<br />

begehrt, von frischen Meeresfrüchten<br />

und Fischen über<br />

Fleisch, Schinken und Wurstwaren<br />

aller Art bis hin zu Käsen,<br />

Milchprodukten, Pilzen, Obst<br />

und Gemüsen aller Couleur und<br />

Herkunft. Aber auch Delikatessen<br />

wie Edelkonserven wie z.B.<br />

die berühmten hueva de mújol<br />

(getrockneter Kaviar von der<br />

Meeräsche) oder mojama (gepökeltes<br />

Thunfischfilet), Innereien<br />

(von Kutteln bis Hammelhoden),<br />

Hahnenkämme, Schnecken,<br />

Seeigel oder Trüffel werden hier<br />

feilgeboten. Selbstverständlich<br />

kommt auch dem Bellota, dem<br />

wertvollsten Schinken Spaniens,<br />

eine prominente Bedeutung<br />

zu. Kein Wunder, dass die<br />

berühmtesten Küchenchefs von<br />

Barcelona und Katalanien hier<br />

genauso begeistert einkaufen wie<br />

die Bevölkerung selbst.<br />

Aber der Besucher kann hier<br />

nicht nur aus einem Angebot<br />

von mehr als 300 <strong>Markt</strong>ständen<br />

wählen, sondern sich auch in<br />

einer der zahlreichen Taparias<br />

kulinarisch delektieren. Ja, hier<br />

findet man sie noch, die traditionellen<br />

Gerichte wie pa amb<br />

tomàque (Tomatenbrot), alioli<br />

(im Original, ohne Ei zubereitet!),<br />

gambas al ajillo (Knoblauchgarnelen),<br />

navajas a la<br />

plancha (Schwertmuscheln von<br />

der Grillplatte), chipirones fritos<br />

(Kleine frittierte Kalamare),<br />

arròs amb conil (Reis mit Kaninchen),<br />

busano (Herkuleskeulen),<br />

caracoles con sobrasada (Schnecken<br />

mit Paprikawurst), bacalao<br />

(Stockfisch), tortilla (Eierkuchen),<br />

escudella i carn d’olla (Katalanischer<br />

Fleisch-Gemüse-Eintopf)<br />

oder die in Nordspanien so<br />

beliebten pies de cerdo (Gekochte<br />

Schweinsfüße). Dazu trinkt man<br />

Bier, Wein, Sidra und Cava in<br />

derart beträchtlichen Mengen,<br />

dass sich der Genießer unweigerlich<br />

seinem Schlaraffenland<br />

nahe fühlt und eigentlich gar<br />

nicht mehr fortgehen möchte,<br />

um ja keine Gaumenfreude zu<br />

versäumen.<br />

Info<br />

Mercado de la Boqueria<br />

La Rambla 91<br />

Tel.: +34 933 182584<br />

www.boqueria.info<br />

Stände:<br />

15 Lokale & Bars<br />

56 Obst & Gemüse<br />

50 Fleisch & Wurst<br />

45 Fisch<br />

34 Geflügel/ Eier<br />

13 Spezialitäten<br />

9 Gemischtwaren<br />

8 Meeresfrüchte<br />

6 Nüsse & Trockenware<br />

6 Eingesalzene Fische<br />

5 Innereien<br />

4 Oliven & Konserviertes<br />

4 Lebensmittel allgemein<br />

3 Getreide & Hülsenfrüchte<br />

1 Fertiggerichte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!