ANDY WARHOL - Bilder des Gengenbacher Adventskalenders / Deutsche Ikonen

„Die naiv-raffinierten
Zeichnungen“ 11) genießen
die Wertschätzung
der Art Direktoren. Unter
anderem um deren
Gunst zu erhalten, entstehen
die „Promotional
Books“. Hierbei wird die
Rolle von Mitarbeitern
zum ersten Mal evident.
Warhol lädt zu „Ausmal-
Partys“ ein, nach Hause
oder ins Café Serendipity
3. Dort werden
seine im Offsetverfahren
reproduzierten Zeichnungen
von Freunden
aquarelliert. 12)
Auch Mutter Julia ist
einbezogen. Sie versieht
die Bilder in ihrer
Handschrift mit Text
und Titel. Fehler, die der
immer noch mangelhaften
Sprachkenntnis
der osteuropäischen
Emigrantin geschuldet
sind, amüsieren Andy
und bleiben erhalten.
MUTTER JULIA SCHREIBT
Von den zwischen 1952 und 1960 privat
verlegten Büchern 13) entsteht 1954 „25
Cats Name(d) Sam and One Blue Pussy“. -
In Wahrheit sind es 17 Katzen-Motive. Zu
jener Zeit befindet sich ein ganzes Rudel
Katzen in der Wohnung, Bildvorlagen
liefert aber vor allem ein Tierfotograf. 14)
Typisch: Das Belassen eines Fehlers -
name(d) - und die schnörkelige Handschrift
von Julia Warhola.
Warhols Interesse an Füßen (S. 35) und
Schuhen steht offensichtlich nicht nur im
O.T. (PORTRAIT OF A WOMAN
AND A MAN IN PROFILE)
ca. 1957, Tinte und Graphit auf Papier.
Sammlung kunsthalle messmer, Riegel
Zusammenhang mit seinem Werbe-Part.
Immerhin, der Auftrag für die Schuh-Fabrik
I. Miller sorgt wöchentlich in der New
York Times für Präsenz, bringt Ansehen
und Geld und fördert die eigene Leidenschaft
des Schuhsammelns. Es kommt
1955 zum Buch “À la recherche du shoe
perdu“. 15)
KATZEN & SCHUHE
1956 erscheint „In the Bottom auf My
Garden“. 16) Die Abwandlung eines traditionellen
Liedtitels, auch die Darstellung
der Wesen zwischen Engel, Amoren,
Eroten, sorgt für etliche Doppeldeutigkeiten.
Die Beeinflussung, unter anderem
durch Grandville und
weitere europäische
Impulse bis ins 16.
Jahrhundert, ist
erkennbar.
Die Zeichnungen der
Fünfziger Jahre lassen
ein kindlich-naives
Repertoire aufscheinen.
Er ist erfolgreich
damit. „Das Besondere
an Warhols Naivität
war jedoch nicht nur
die Raffinesse, mit der
er sie gestalterisch
umzusetzen wusste,
sondern auch der eng
mit ihr verbundene
Geschäftssinn“. 17)
Der Einschätzung,
dass hier ein „Schlüssel
zum Verständnis
von Warhols späterem
(...) Schaffen“ 18)
erkennbar sei, wird
kaum zu widersprechen
sein.
Reinhard End
1)
Koepplin, Dieter: Andy Warhols Zeichnungen nach der
Fotonatur in: Andy Warhol Zeichnungen 1942 -1987.
München 1989, S. 15.
2)
Ebd., S. 30. 3) Ebd., S. 15. 4) Ebd., S. 31.
5)
Heid, Brigitta: What’s in a line. Warhol als Zeichenvirtuose.
In: Museum Brandhorst. Reading Andy Warhol.
Ostfildern 2013. S. 169.
6)
Ebd., S. 167. Blotted line ist u. a. gut erkennbar bei
den Motiven, Katalog S. 12 u. 34.
7)
Koepplin, a.a.O., S. 19. 8) Ebd., S. 21.
9)
Schleif, Nina: Sorgfältig ungeplant. Die Bücher im
Werk von Andy Warhol. In: Museum Brandhorst.
Reading Andy Warhol. Ostfildern 2013. S. 21.
10)
Koepplin, a.a.O., S. 17 f.
11)
Ebd., S. 18. 12) Schleif, a.a.O., S. 21.
13)
Schleif, Nina: Clevere Frivolität in Excelsis. Warhols
Promotional Books. In: Museum Brandhorst. Reading
Andy Warhol. Ostfildern 2013. S. 91.
14)
Ebd., S. 94. 15) Ebd., S.101. 16) Ebd., S. 109 ff.
17)
Ebd., S. 101. 18) Schleif, a.a.O., S. 14.
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